1895 / 69 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

von 18

den 22. d. M., ein

vollen Betr Kosten der

erwähnte

É

Nummer d. Bl.)

Sendungen mit Würsten oder Wurstwaaren in frischem , oder leiht geräuhertem Zustande müssen, gleih den Sendungen mit leish oder Fleischwaaren von Schlachtvieh, bei ihrer Einfuhr in die chweiz von Gesundheitszeugnissen Außerachtlafsung dieser Vorschrift bat die Zurückweisung der Sen- tungen an der bw eliertiSen Grenze zur Folge. Bremen, 20. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ Scilly passiert. Der Schnelldampfer „Werra

Nachmittags in Algier angekommen.

Der Lübekische

Haudel und Gewerbe.

Von einem Konsortium, an dessen Spitze die Königliche Seehandlung steht, ist die neue 3% Lübecker Staats-Anleihe 95 im Betrage von 10500000 46 übernommen worden. Von diefer Anleihe gelangt laut einer Bekanntmachung am Freitag,

heilbetrag von 45 Millionen Mark zum Kurfe von 97,50 9/9 zur öffentlihen Subskription. Die Anleihe foll in ihrem e mit dazu verwandt werden, rbauung des Elbèë- Trave-Kanals zu bestreiten. Fernere 6 000 000 sollen aus dem vorhandenen Kazitalfonds des Staats ent- nommen werden. Endli wird zu den Baukosten der preußische Staat 7 500 000 4 : beitragen. Lündereien, Forsten und Lagerpläßen 2c. bestehenden Domanialbesig, dessen Jahresertrag über 570 000 M beträgt. Er verfügt außerdem über ein in 49/0 preußischen Konsols angelegtes Baarvermögen, das gegenwärtig sich auf rund 10 400 000 4 beziffert ; von ihm sollen oben 6 000 000 46 für den Bau des Elbe-Trave- Kanals verwandt werden. Die Staatsschulden Lübecks bestanden zu Anfang des Jahres 189 aus einer alten, mit 3 °%/% zu verzinsenden Schuld im Betrage von | den D 2960000 M und einer 349% Prämienanleihe, deren ursprüngliher Betrag von 10500 000 A durch Rückzahlungen bis auf 6 138 000-4 ab- getragen ist, und welche im Jahre 1913 vollständig getilgt sein wird. Das vorhandene Aktivvermögen -des Staats von rund 10 400 000 4 überschreitet somit gegenwärtig dessen Gesammtshuld im Betrage bon 9 098 000 A Die Stadtgemeinde Lübeck hatte zu Anfang des Jahres 1895 eine rein \tädtishe Schuld im Betrage von rund 4 400 000 4, welche mit 34 9% verzinst wird. j

um die auf Lübeck fallenden

Staat hat einen aus

Verkehrs-Anstalten.

„Darmstadt“ hät am 19.

werpen nah Bremen fortgeseßt. burg“ ist am 19. Mär Der Postdampfer „Pfalz werpen angekommen. London,

„Goth“

Inseln abgegangen. Castle“ hat auf der Heimreise heute Madeira passiert. Petersburg, 19. März. (

St.

19. März.

Ind.-Ztg.“ meldet :

Der

hat am

Rybinsk und Nerechta nah Sereda.

Amsterdam, 19, März. (W. T. B.) der Dampferlinie Enkhuizen—

aufgehoben.

Der rusfische Leistungen im leßten philharmonis tworden find, gab

verstorbenen Landsmanns Abend eröffnete ein Streichquartett, op. sprechende Motive enthält, und dessen Aus ebenheiten litt ; das Andante nd das Finale machten einen günstigeren Ein- druck. Es folgte ein hon öfter hier gespieltes Trio für Klavier, Violine und Cello (op. 50), dessen interessanter Inhalt in dem reizenden

Konzerte.

Biolinvirtuos

19. März Nachmittags ist am 19. März 0 1. Der Reichs - Postdampfer ârz Morgens die Reise von Ant--

Der Reichs-Postdampfer „Olden- ¿ Morgens in Antwerpen angekommen. ist am 19. März Nachmittags in Ant - ) ___ (W. T. B.) Der Uniondampfer ist auf der Heimreise gestern von den Kanarischen Castle-Dampfer

( W. T. B.) Die „Hand.- und d _ Die Kommission des Verkehrs-Ministeriums zur rung der Entwürfe neuer Eisenbahnen genehmigte endgültig den

au einer breitspurigen Eisenbahn von Jaroslaw na ch

Theater und , Musik.

err Léopold Auer, : en Konzert bereits gewürtigt f gestern im Saal Bechstein einen Kammer- musik-Abend, dessen N aus\hließlich Kompositionen seines

eter Tschaikowsky bildeten. Den 22, dessen erster Saß wenig an- führung auch unter manchen Un-

(S. In

begleitet fein. Die

Die Verkehrs\törung Stateoren wird am 21. März

ewordene, in allen vier Sägen klar und treichquartett op. 11 zur Ausführung. An sich außer dem Konzertgeber noh Herren A. Müller und Dechert mit Erfolg.

wirkenden spendete das zahlreich erschienene bezeugungen.

Im Königlichen Opernhause

und mit folgender Beseßung in Scene: Irene: Fräulein Hiedler, Steffanio. Colonna : Adriano: Per Mödliager, Baroncelli: Herr Sommer,

Winter (Tarquinius), Zorn (Collatinus),

ausgeführt.

aus der Oper „Donna Diana“ zur Auf

. d. heutigen | der Aufführung beizuwohnen.

bildet die A-dur-Symphonie von Beethoven.

«Wilhelm Tell“ gegeben.

kowsfky, NRudenz: Herr Purschian, Stauffacher :

Bruneck : Herr Ludwig.

am Sonntag „Die Jungfrau von Orleans“

(Direktor: J. Schwarß) am dem Baufonds der Kaiser

Mitwirkung.

Mannigfaltiges.

„Tantaällon Neuen Markt sind gestern begonnen worden. daß das Denkmal ied

Der gestrigen Prüfun \chule wobntes

Schönberner und mehrere Stadtverordnete bei. Berndt

dessen

fung an. ausgestellt.

Saß „Thema mit Variationen“ seinen Gipfelpunkt erreichi. Schluß kam das durh das Halir'she Quartett bereits bekannt tilgemäß gehaltene etterer betheiligten

Der bereits vortheilhaft bekannte Pianist Ferruccio B. Busoni führte in dem Trio seine Klavierpartie mit großer Bravour aus; ihm sowie allen anderen Mit- ublikum reiche Beifalls-

i ht morgen neu einstudiert Richard Wagners. „Rienzi“ unter Kapellmeister- Dr. Muck's Leitung Cola Rienzi: Herr Sylva,

Naimondo: 1 L echio : Herr Krasa, rieden8boten: Damen Herzog, Dietrih, Weiß, Krainz, Deppe, Rothauser, Pohl, Herold: Herr Philipp. Die Pantomime wird von amen Urbansfka (Lucretia), Kiershner (Virginia), den Herren (Colla Quaritsh - (Brutus) In Scene geseßt is die Oper vom Ober - Regisseur Teßlaff. Die dekorative Einrichtung rührt vom Ober - Inspektor Brandt, das Ballet von Emil Graeb her. In dem IX. Symphonie- Abend der Königlichen Kapelle, am- Freitag, elangen zwei i fibring. Der Komponist

Herr von Reznicek ift aus Prag eingetroffen, um der Hauptprobe und Die Schlußnummer des Konzerts

Frau Göôte, Paolo Orsini: Herr Se

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Schiller's Die Hauptrollen sind wie folgt besetzt : Tell: Herr Nesper, Geßler: Herr Grube, Melchthal: Herr Mat- Herr Molenar, Gertrud: Frau Kahle, Hedwig: Frau von Hochenburger, Bertha von räulein Lindner, Armgart: Frau Stoll In dem Spielplan tritt insofern eine ein, als am Sonnabend das Lustspiel „Wie die Alten sungen“ un egeben wird.

Im Theater Unter den Linden bletben Millöcker's „Probe- fuß“ und das Ballet bis Freitag auf dem Spielplan. abend gelangt neu einstudiert die Operette „Nanon“ zur Aufführung.

In dem Konzert des Kölner Männer-Gesang vereins reitag, den 22. März, dessen Ertrag

ilhelm-Gedächtnißkirhe zu- fließt, übernehmen die Opern- und Konzertsängerin H Lieban-Globig und der Klaviervirtuose Herr Max Pauer die sfolistische

Am Sonn-

Die Arbeiten zur Errichtung des Luther-Denkmals auf dem Das Comité hofft, vor Pfingsten werde enthüllt werden können.

der städtischen Taubstummen- der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Schneider vom Ministerium der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Stadt-Schulrath Bertram, Schul-Inspektor Dr. Jonas, Superintendent j Die vom Rektor : eleitete Schule ist zur Zeit von 128 Schülern besucht, die in 8 Klassen mit 15 Abtheilungen unterrihtet werden. Geprüft wurden die 8. Klasse im Sprechen von Wörtern und kleinen Sätzen, tie 7. Klasse im Anschauungsunterriht, die 6, Klasse im Lesen, die 5. im Rechnen, die 4. in biblisher Geschichte, die 3. in Natur die 2. im Katechismus und die 1. Klasse in der neuesten vater Geschichte. Ein Turnen der Mädchen und Knaben {loß ih der Prü- Die Zeichnungen und Handarbeiten der Schüler waren

Der Betrieb des Wassersturzes im Viktoriapark ist sür den Sommer 1895 wie folgt festgeseßt worden: während des Monats Mai von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittazs, während der Monate Juni, Juli und August von 11 Uhc Vormittags bis 7 Uhr Nachmittags und während der Zeit vom 1. September his 15. Ok-

tober von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittags. Theil des WaßFersturzes soll verstärkt und die hierzu erforderlihen Ar- beiten baldigst in Angriff ten werden. Da die Maschinen zur Hebung des Wassers im Viktoriapark ein unangenehm \törendes Ge- ‘räush verursahen, will man zur Abhilfe sogenannte Schalldämpfer

aufstellen.

In der außerordentlichen rae des Elektrotehnischen Vereins am Donnerstag, den 14. d. M., sprach der Postrath Herr Wabner über Fernspreh- Einrichtungen in großen Städten. Der Vortragende \fizzierte einleitend. die Funktionen der Vermittelungsämter fowie die hierfür erforderlihen tehnishen Ein- rihtungen und charakterisierte alsdann die älteren, auf dem Prinzip der Arbeitstheilung und die neueren, auf dem der Zentralisation der Arbeit beruhenden. Umschalter-Ginrihtungen der Fernsprech- Vermittelungsanstalten. Zu den Aufgaben der Zukunft über- gehend, besprach Redner N eine Anzahl von Projekten, die auf dem zur Erörterung stehenden Gebiet \sich bewegen, und stellte sie mit der g vorhandenen Anlage der in Berlin ausgeführten, in Vergleih. Insbesondere wurde von ihm die Frage beleuchtet, ob es technisch ausführbar und wirthschaftlich zweckmäßig sei, für große Stadt-Fernsprecheinrihtungen ein einziges Zentral- Vermittelungsamt zu schaffen, in welhes sämmtliche Anschlußleitungen einzuführen seien, oder ob die Zahl der Zentralstationen und der ein- zuführenden Leitungen zu beschränken fei. Hierbei wies der Vor- tragende nah, daß die Aufnahmefähigkeit ‘der Vermittelungs- ämter mit 5 bis 6000 Anschlußleitungen praktisch ihre Grenze findet, und daß die in der Reichs - Hauptstadt unter diesem Gesichtspunkt getroffene Einrichtung von 6 Zentralstationen in jeder Hinsicht als vollkommen zu bezeichnen ist. gee Dr. Raþs sprach sodann über Bremsregler für synchronè Bewegungen, insbesondere mit Bezug auf die Bremévorrihtung am Hughes-Typen- drucker, die in ihrer jeßigen Konstruktion noh verschiedene Mängel aufweist. Nach einer kurzen mathematischen Entwicklung der Theorie der Bremsregler, führte der Vortragende einen von der Firma Siemens und Halske fonstruierten neuen Bremsregler im Betriebe vor, der nicht nur eine vollkommen gleihmäßige Uebereinstimmung in der Bewegung des gebenden - und empfangenden Apparats, sondern auch einen außer- ordentlich ruhigen Gang bewirkt und der Abnuzung fast garnicht unter- worfen ist ; außerdem sitzt die Reguliervorrihtung dem Telegraphisten

bequem zur Hand, und es tritt dem alten System gen eine

wesentlihe Platersparniß ein. Zwei dieser Apparate sind seit un- gefähr { Jahren auf dem Berliner Haupt-Telegraphenamt mit dem besten Erfolg in ununterbrochener Thätigkeit. Mit einem Versuch in prs erem Umfang geht die Reichs-Telegraphen-Verwaltung augen- lidlih vor. Die nähste Vereinssitzung findet am Dienstag, den 26. März statt.

__ Der Berliner Hauptverein für Knabenhandarbeit bâlt am Sonnabend, den 23. d. M., Abends 8 Uhr, in der Aula des Dorotheenstädtishen Real-Gymnafiums, Georgenstraße 30/31, nahe dem Bahnhof Friedrichstraße, eine Versammlung ab, in welcher ein Vortrag über das Thema gehalten wird: „Die heutige Bewegung für den Handfertigkeits-Unterriht in Deutschland, und ihre früheren Dor. kämpfer in der Reichs-Hauptstadt.“ Mit der Versammlung ist eine Ausstellung charakteristischer Arbeiten aus den hiesigen Schüler- werkstätten verbunden, die bereits von 6 Uhr Abends „ab geöffnet ist. Gäste sind willkommen.

Gütersloh, im März. Zum Zweck der Verbesserung des stark eisenhaltigen Wassers der hiesigen städtischen Wafser- leitung wird hier gegenwärtig eine Enteisenungsanstalt mit einem Kostenaufwand von 61 000 Æ hergestellt.

Hamburg, 19. März. Der Bremer Dampfer „Donau“ von der Rhederei Bischoff u. Co. wurde, wie „W. T. B.“ meldet, ium Atlantischen Ozean auf der Fahrt nach Amerika brennend von v Man verlassen. Die Mannschaft wurde in Liverpool gelandet.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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bedeckt halb bed. wolkig wolkenlos wolkenlos bedeckt 1/bedeckt 1halb bed.

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egen. ®) Gestern und Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Eine umfangrei _Ostseegebiet m über Südweftfinl

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Die s chen Insela, Frankreich, Deutschland e | , 1, i erreich-Ungarn und Südwestrußland sind frostfrei.

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2) Gestern Schnee und Regen.

4) Nachts Regen. 5) Nachts

he Depression liegt über dem ometrishen Minimum and, während der Luftdruck über Südwest-Europa am höchsten is. D vertheilung entsprehend, wehen über Zentral: ate nördliche bis südwestliche

ordseegebiet meist Abkühlung gebracht demnächst weiter südostwärts aus- In Deutschland is das Wetter trübe und noch ziemlih mild, fast überall ist Nieder- 10 mm, zu

er Luftdrucck- Europa Winde,

Berlin,

Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Donnerstag : Opern- haus. 72. Vorsteklung. Neu einstudiert: Rienzi, der Lette der Tribunen. Große tragishe Oper in 5 Alten von Richard Wagnec. Ballet von Emil Graeb. Neu in Scene geseßt vom Ober- Regisseur Tebtlaff. Dekorative Einrihtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 78. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrih von Schiller. Anfang 74 Uhr. |

Freitag : Opernhaus. Keine Vorstellung.

9, Symphonie - Abend . der Königlichen Kapelle. Dirigent : Be Felix Weingartner, König- licher Kapellmeister. Anfang 74 Uhr.

Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe.

Schauspielhaus: Keine Vorftellung.

Sonnabend: Opernhaus. 73. Vorstellung. Rienzi, der Lette der Tribunen. Große tragische Oper in 5 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Ühr.

Schauspielhaus. 79. Vorstellung. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. Anfang 74 Uhr.

Anfang Uhr.

Fontraft.

Millôöcker. J

Deutsches Theater. Donuerstag: Weh vem, der lügt! Apyfang 7# Uhr.

Freitag (26. Abonnements-Vorstellung): Drohuen. Vorher: Blau. . :

Sonnabend: Die Weber.

Berliner Theater. Donnerstag: Der Hypo- chouder. Anfang 74 Ühr. Brcitag (28. Abonnements-Vorstellung): Heimath. Musik onnabend, 2} Uhr: Nathan der Weise. (Er- mäßigte Preise.) 74 Uhr: Madame Sans- Gêne.! : N EEE Q Oscar Blenke. Lessing-Theater. Donnerstag: Gastspiel von Fr: ale Am Spieltisch des Lebens. Anfang r

Gretag: Der Gei ige. Hierauf: Niobe. Sonnabend : Gastip el von Fr. Haase. Der Königslieutnant. Eine Partie Piquet. Sonntag: Lettes Gastspiel von Fr. Haase. Marcel, Jm Vorzimmer Sr. Excellenz. Mariensommer. Eine kleine Gefälligkeit.

Sonnaben

Freitag: Der Oberstéeiger.

Ueues Theater. Siffbeuerdamm 43./5. Donnerstag: Demi-Moude. Anfang 74 Uhr. Freitag: Der selige Toupinel.

Sonnabend: Ferréol.

Residenz - Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag’: Fer- | ————-——————— nand’s Ehekontrafkt. (Fil à la patte.) Schwank | E in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be-

arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 7# Uhr. Freitag und folgende Tage: Fernaud’'s Ehe-

2 Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. rektion: Julius Frißshe. Donnerstag: Der Probekuße. Operette f 3' Akten von Dio Witt- mann uny Julius Bauer. Dirigent : H f f Vell rigent : Herr m Grand Ballabile, a personal. Anfang 7# Uhr. Freitag: Der Probekuß.

Musik von Carl geseßt von Julius Frische. eister Federmann. Hierauf : ausgeführt vom ganzen Ballet- Geboren:

BPentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

D Direktion: Rihard Schul. Emil Thomas a. G. Donnerstag: ‘Zum 34. Male: Unsere Rentiers. en. Große Posse mit Gesang und: Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannstädt und Julius Freund. vom Direkto? Rick d SON er: aa er nfelest | r ar ul. Anfan r. Sonntag, den 24. März, s A

9 itt. 9 y Wohlthätigkeits - Nachmittags 24 Uhr

Di bens, e , 5 Akten von G. pon Moser. c d

Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Wegen Ny A Hostelung,

: Zum :

Suzette. Vaudeville in UY O

Akten von : | Musik von Edmond Audran. on Ordonneau

Carl Zeller. Regie: Hérr Fredy, Dirigent: Herr | mond“, Thomas. Phantasie a. „Die Hugenotten" Kapellmeister Baldreih. Eruäßigie Preise der Pläße | v. Meyerbeer.

„Fratten Liebe und Leben“, Walzer v. Blon. „Waldteufeleien“, Potpourri v. Wald- tenfel. „Souvenir de Bade“ f. Violine v. Leonard (Herr Carnier). „Klänge aus Steyermark“ f. Piston y. Hoch (Herr Werner).

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Donnerstag. Anfang 8 Uhr: Konzert der Sängerin Else Setlenerer, unt. gef. Mitw. des Konzertmeisters

errn Hjalmar von Damek.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Treumann mit Hrn. Forst- Assessor und Lieutenant der Res. Karl Altmann (Hirschberg, Schles. Muskau, Lausitz). Frl.

edwig Moldehnke mit Hrn. Forst-Afessor Paul chaffran (Neustadt a. Warthe Johannisburg, Osftpr.). Frl. Mila Wachtel mit Hrn. Prem.- Lieutenant Edmund Kretschmer (z. Z: Berlin

Posen). Ein Sohn: Hrn. Gerits-Asessor D Heymann (Berlin). Eine Tochter: rn. Forst-Assessor Friedrih (Oels). Gestorben: Verw. ‘Fr. Ober-Amtmann Karoline Schmalz, geb. Polte (Krappiß). Fr. Ritter- gutsbesiger Nösi Hasse, geb. von Pförtner (Vor- winzig). Hr. Rittergutsbesißer Alexander von Schalsha (Frohnau bei Löwen i. Schles.). „Hauptmann von Gladiß Söhnchen Hans enning (Berlin). Hr. Pastor em. Karl erner (Berlin). Hr. Oberst a. D. Otto von Bennigsen Potsdam). Hrn. Hauptmann von Griesheim Söhßnchen Witilo (Hamburg). r. Graf Karl von der Osten-Plathe (Schlo lathe, Pomm.). Hr. Rittmeister a. D, Friedri von Pachelbl.Gehag (Vöslau bei Wien). Hr. NRegiérungs-Rath a. D. Herbert Freiherc von Stralenheim (Aachen).

Emil Thomas Schwank in

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin;

Verlag der Expedition (Scholz) ‘in Berlin.

Madame

Friedrih - Wilhelmstädtishes Theater. Chauffseestraÿe 25/26. onnerstag: Der Obersteiger.

3 Akten von L, Held und M: West. erte n

Musik’ von

Konzerte.

Konzert -HYaus. Donnerstag: Karl Meyder- Konzert. Ouv. „Triomphale“, Rubinstein. „Ray

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagas- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. a

Sieben Beilagen (einschließli4 Börsen-Beilage).

Der untere

„1 69.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 20. März

Deutscher Reichstag. 64. Sihung vom Dienstag, 19. März.

Das Haus seßt die zweite Berathung des Etats der Schußgebiete und der auf die Verwaltung der Schußgebiete bezüglichen Titel des Etats für das Auswärtige

Amt fort. i : / Ueber den Beginn der Sißung is bereits gestern berichtet

worden.

Nach dem Abg. Dr. Hasse nimmt das Wort der :

Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor der Kolonial-Abthei- lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Ueber die Finanzwirthschaft des Majors von Wissmann hat si eine Legende gebildet. Er hatte auf EGrfuchen einen Anschlag über seine Geldforderungen und zwar nach bestem Wissen und Gewissen aufgestellt, nah kurzer Zeit zeigte sih jedoch die für uns neue und bemerkenswerthe Erscheinung, daß der Anschlag niht ausreihte. Die zuerst angesezten zwei Millionen Mark mußten später durch Nachtrags - Etats auf das Vierfache erhöht werden. Das war für eine Nechnungsverwaltunz, wie sie im Auswärtigen Amt seit Jahrzehnten geführt wurde, etwas gaúz Ungewohntes. an konnte in allen Bureaux des Auswärtigen Amts hören, daß das eine ganz unerhörte Wirthschaft sei, und so hat au der frühere Reichskanzler diese Finanzoperation damals aufge- faßt Da mehrere Jahre davon niht mehr gesprochen wurde, ift es erklärlich, daß der Reichskanzler noch unter diesem Eindruck stand. Ich bin [A überzeugt, daß er, wenn er die späteren Erfahrungen und Feststellungen gekannt“ hätte, selbstverständlich zu einer anz anderen Auffassung gelangt wäre. Denn in der A iGanecit haben wir die Sraeung gemacht, daß ein Kostenanschlag in Afrika überhaupt ein Lotteriespiel ist. Man mag noch so vor- fihtig und erfahren sein und alle, Umstände in Betracht ziehen, es stellt fich doch immer ein anderes Ergebniß heraus. Das sind die Gründe gewesen, die den Major von Wissmann zwangen, den Etat zu A, und die uns jeßt zu einer gerechten Beurtheilung dieses annes führen. Die Rechnungslegung hat in der That ergeben, daß für eine Summe von mehr als 94 Millionen alle Beläge herbeigebraht worden find bis auf etwa 10 000 M Die Beläge hierfür werden vielleiht auch noch herbeigeshafft werden. Das kann niht genug anerkannt werden, daß Major von Wissmann zu einer „Zeit, wo er den Aufstand niederzuschlagen hatte, wo er fort- während auf dem Kriegsfuß stand, do mit ganz unzureichenden Kräften eine so genaue und E Verwaltung geführt hat; das ist ein stauneuswerthes Ergebniß. Jm Interesse der Sache und sowohl dem früheren Reichskanzler wie dem Major von Wissmann gegenüber habe ih mi zu dieser Aufklärung für verpflichtet ehalten.

Abg, Bebel (Soz.): Der Abg. Graf Arnim sagte, der Abg. Richter babe die Verhältnisse in Ost-Afrika zu s{hwarz gemalt; aber was er selbst ausführte, sah verzweifelt dem ähnlih, was der Abg. Richter gesagt hat, nur daß das Ganze etwas gedämvfter klang. Es kann eben fein nühtern denkender Mensch bestreiten, daß die Verhält- L in Dst-Afrika im Laufe der Jahre sich erheblih verschlechtert haben. Die Ausgaben für Marinestationen und ostafrikanische Dampferlinien wären niemals bewilligt worden, wenn wir nit die

Kolonien gehabt hätten. Die Denkschrift über Ost-Afrika zeigt uns, daß

die Zolleinnal, men 1892/93 und 1893/94 bedeutend hinter den An- fchlägen zurückgeblicben, daß die sanitären Verhältnisse äußerst traurig find, daß auch auf die Baumwollenkultur wenig Hoffnung zu seßen ist. Zwischen Februar und Mai verursachen alljährlih. Heuschreckenschwärme bedeutenden Schaden, der Viehstand ist, troßdem die Seuche aufgehört hat, stark gesunken, die europäishe Bevölkerung vermehrt \sich nur langfara, und selbst die Hoffnung, dort Gold zu finden, hat sich nit erfüllt. Daß die Wahehe heute mindestens so stark sind wie chemals, daß allgemeine Gährung und Unzufriedenheit gegen die Kolonialregierung hecrsht und der Verkehr auf den breiten Karawanen- straßen \tockt, das hat der Direktor der Kolonialabtheilung mit keinem Worte widerlegt. Nach der Eroberung der Haupttemba der Wahehes wurden neden Thieren der .verschiedensten Art auch 1500 Frauen und Kinder gefangen fortgeführt. Welche Absichten man mit dieser Ge- fangennahme hatte, wird mir vielleicht der Direktor Dr. Kayser erklären fönnen. Im Herbst vorigen Jahres habe ih verschiedene Le aus R bekommen, darunter eine, welhe aus der Feder eines Mannes |tammt, der zu wissenschaftlichen Zwecken seit einer Reihe von Jahren unsere dortige Kolonte bewohnt und durch- zogen hat, der auch das MRegierungs|ystem des Herrn von Schele aus eigener Erfahrung kennt. Das Urtheil dieses Gewährs- mannes reiht doch wesentlich von den Urtheilen ab, die gestern über das Regierungêsystem des Herrn von Schele abgegeben wurden. Er schildert das übermäßige Schreibwesen in der Verwaltung und das ganze Auftreten bes Herrn von Schele, das niht anders fei als das des Herrn von Wrochem. Er sagt direkt, die fortwährenden Hin- und Herzüge im Schuggebiet würden nur dadurch hervorgerufen, daß dafür bedeutende Diäten bezahlt werden. Die Expeditionen werden in der Kolonie „Rothe Adler-Jagden" genannt, weil die Führer sich Auszeichnungen damit erwerben wollen. Mit welcher Menschlichkeit bei diesen Zügen verfahren wird, dafür giebt mein Gewährsmann auch einige Beispiele. Auf der gassar xpedition hat der Oberst von Schele sieben Menschen hängen laßen, weil sie ihm ausweichend geantwortet hatten. Die Nilpferdpeitsche spielt auh in Ost-Afrika eine Hauptrolle; es werden förmliche Prügelkünstle: herangebildet. Herr von Schele hat solhen Exekutionen Jelbst beigewohnt. Eines Abends kommen mehrere Jnder zu ihm, .um ihm wegen der Behandlung ihrer Stammesgenossen, die das Negierungssystem des Herrn von Schele aus dem Lande heraus- zudrängen suchte, Vorstellungen zu machen; seine Antwort war, daß er zwei Inder aus dem Gefängniß vorführen und vor den Augen der Deputation durchprügeln ließ. Auf der andern Seite begünstigt man den Inder Sewa Hadschi, der sih dur Bestehungen große Reich- thümer erworben hat. Seine Geschenke an die Beamten bezeichnet man, in der Kolonie je nah ihrer Größe als Sewa Hadschi- Orden 1., 2. oder 3. Klasse. Die Sudanesen werden als moralisch verkommene Subjekte geschildert, die ein unglaublihes Bakschish-Unwesen in Shwung gebracht haben, Ein Beamter, der si mit einer Neihe von Beschwerden nah Berlin gewandt hatte, rwourde, nachdem das Material von hier aus dem Gouverneur zum zwede der O übersandt worden war, zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Die Etatsüberschreitungen beruhen in der ganzen Art und Weise der Verwaltung. Zum Bau ciner Schiffowerft wurden 80 000 4 bewilligt, und man baute dafür N na, Ein bayerischer Bierbrauer wurde gegen hohes Gehalt fih ‘echniker angestellt; er konnte überhaupt nit zeihnen. Obwohl L i în der Kolonie im Korallenstein ein dêèm Zement ähnlicher Ze findet vielleicht der beste der Welt —, fauft man den Fement ¿u den Bauten von der Firma Hamsik für 13 Rupies bre ‘tg Hunderte von Tonnen wurden durch Oeffnen un- a E und ins Meer geworfen. Eine Entwä erungsanlage in e alam, die 15 000 Rupies kostete, wurde |o fehlerhaft aus- Gehäles daß: sie mehr eine Bewäfserungsanlage wurde. Es werden f f alter gezahlt, die mit der Fähigkeit der Leute in keinem Verhältniß n Die Bauten sind so luxuriss, wie wir sie hier niemals be- u igen, würden. Ih möchte vorschlagen, daß einmal eine Deputation es Reichstags nah den Kolonien geshickt würde, um festzustellen, hae die Dinge dort gehen, Vielleicht entshliest sih erag dafür in den nächstjährigen Etat einzustellen.

das Haus, einen -

Bevollmähtiger zum Bundesrath, Direktor der Kolonial-Abthei- lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Der Abg. Bebel hat mit großem Eifer und Fleiß einzelne Dinge zusammengesuht und damit ein Mofaitbild hergestellt, das nicht absichtlich, aber thatsächlich eine volfommene Verdrehung der Wahrheit ist. So glaubt er unjerer Denkschrift, weil darin die Erfolglofigkeit der Baumwollenplantage in Frgant erwähnt ist, entnehmen zu können, daß von der Baum- wollenfultur in Ost-Afrika nichts zu erwarten ist. Es steht aber in der Denkschrift au, daß die Baumwollènplantage der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft in Kikogwe sich gleihmäßig günstig entwickelt. Die Plantage in Pangani wird von einem einzigen Mann mit einem ganz geringen Kapital betrieben, und man war von’ vornherein überzeugt, daß sich dabei keine Er Ce würden erzielen lassen; dagegen bewirthschastet die Deutsch-Oftafrikanische Gesellschaft ihre Plantage mit einem er- heblihen Kapital. Das ist ein Fingerzeig, daß der Plantagenbau nur mit großen Mitteln betrieben werden kann, und hierin liegt der Grund dafür, daß wir zunächst nicht wünschen ,“ daß kleine Kapitalisten ihr Vermögen dort aufs Spiel seßen, sondern daß das große Kapital vorangehe. Der wissenschaftliche Bericht, aus welhem der Abg. Bebel auch einiges erwähnte, ist der Denk- \{chrift auf Wuns des Oberarztes beigegeben worden, obwohl ih vorausfah, daß man daraus einseitige Folgerungen ziehen würde. Diese rein wissenschaftlihe Arbeit gruppiert die Thatsachen ohne Be- ziehung zum praktishen Leben. Uebrigens ift niemals behauptet worden, daß Deutsch-Ostafrila ein klimatisch Mee Gebiet fei; vielmehr haben wir stets angenommen, daß es viele Mühe kosten wird, bevor nnern, wo her deutsche Bauer sich lebensfähig er-

2s möglich ift, i es möglich ist, im Der Abg. Bebel hat \ich

halten kann, Ansiedelungen vorzunehmen. Al b dann über die Wirkung der Wahehe - Expedition geäußert. Es ist etwas fühn, über die Wirkung zu urtheilen, nachdem kaum drei Monate seit der Beendigung der Expedition ver- flossen sind. Indeß haben wir einen amtlihen Bericht des as der wohl eiwas mehr Bedeutung hat als der anonyme Bericht des Abg. Bebel, und ‘daraus geht doch son hervor, daß die Wamjamwesi sih bei unseren Stationen jeßt ruhig nieder- lassen. „Die ständige Furcht vor dem Wahehe, welche bisher bei den Bewohnern dieser Gegenden jede Thatkraft lähmte, ist nunmehr fast völlig geschwunden“, konstatiert der Bericht. Nun kommt der Abg. Bebel mit einem von einem „Sachverständigen“ erstatteten Berichte. Was für ein Sachverständiger der Gewährösmann sein mag, ist mir niht klar geworden, denn er fpricht fih über alles aus. Als Baumeister aber würde“ ih ihn wenigstens nicht engagicren, denn wenn er den afrifanishen Kalkstein als Zement be- nuyen will, so werden seine Bauten nicht lange stehen. In dem Bericht ist die Behauptung aufgestellt, die Expeditionen würden nur wegen der Diäten unternommen. Der Ver- pflegungszushuß ist . in Wahrheit eine sehr geringe und oft niht ausreihende Summe gegenüber der Schwierigkeit der Verpflegung im Innern Afrikas. Der Abg. Bebel hat dem Freiherrn von Schele s{chwere Vorwürfe gemacht.

a. hat er auf Grund der Mittheilungen seines Gewährs- mannes behauptet, Freiherr von Schele habe auf der Njassa- Expedition Eingeborne hängen lassen, weil sie ausweihende Antworten gegeben haben. Ich erkläre das, selbstverständlih immer mit Bezug auf den Gewährsmann des Abg. Bebel, - für eine Lüge. Bringen Sie bestimmte Fälle vor, vertreten Sie dieselben mit Jhrem Namen, so wird feitens der Kolonialabtheilung kein Schritt unter-

bleiben, der zur Feststellung der Thatsachen führen kann. Mit solchen

allgemein gehaltenen Verdächtigungen aber ist nihts anzufangen, und Sie können nicht verlangen, daß wir darauf weiter eingehen. Die Behauptung, in Deutsch - Ostafrika würden die Frauen wie die Männer ausgepeits{cht, is absolut unerwiesen. Schon 1890 ist ein Erlaß ergangen, welcher das Auspeitschen der Frauen verbietet, und jede Verfehlung dagegen wird streng geaÿndet. Auf den Vorwurf, daß im deutschen Schußgebiet indishe Unterthanen geprügelt worden seien, werde ih nur dann eingehen, wenn mir Namen genannt werden. Im deutsch-ostafrikanishen Schußgebiet ist jede Züchtigung der Inder verboten. Eine solhe is troßdem thatsählich einmal vorgekommen,

aber da handelte es sich um ein schweres Sittlichkeitsvergehen, und-

die Deputation von Indern,- welche über die Züchtigung Beschwerde führen sollte, ist, nachdem sie von dem Sachverständigen unterrichtet" war, beshämt wieder abgezogen. Was den Inder Sewa Hadschi betrifft, den der Abg. Bebel als eine Art ostäfrikänishen Rothschild hingestellt hat, so ist derselbe bereits 25 Jahre an der Küste thätig. Richtig ist, daß er sih ein großes Vermögen erworben hat, aber das rührt davon her, daß er es verstanden hat, sih leiht in die verän- derten Verhältnisse zu hicken. hs die Gesinnung des Sewa Hadschi ist der Umstand bezcihnend, daß er in Dar-es-Salam ein großes Me ür Eingeborene gegründet hat. Gegen einen folchen

ann sollte man nicht ohne triftige Beweise den Vorrourf der Bestehung erheben. Und nun der von dem Abg. Bebel erwähnte Sewa Hadschi - Orden! Sewa Hadschi pflegt den Europäern, denen er eine Aufmerksamkeit erweisen will, einen Stock zu schenken. Je nah dem Grade der Werthshäßung, welche er dem Beschenkten gegenüber hegt, ist, der Stock mit einem oder zwei Ringen verziert. Daraus isst das Märchen von dem Sewa- Bad Pl aiden erster, zweiter und dritter Klasse entstanden. Daß die

udanesen einen Bakschish annehmen, glaube ih gern. Es ist eben niht möglich, diesc Leute in so kurzer Zeit zu preußishen Beamten zu machen. Der Abg. Bebel läßt seinen Gewährsmann von Ungerech- tigkeit und Willkür sprechen, die bei der Verwaltung, von Deutsch- Ostafrika herrschen soll. Auch bezüglich der von mir gestern angeführten Gerichtsakten hat er Mißtrauen geäußert und die Frage aufgeworfen, wer diese Akten mache. Die darin liegende {were Beschuldigung kann ich nur mit Entrüstung zurückweisen. Die Darstellung - des Falles, wo ein Angestellter beim Eisenbahnbau in Tanga béstraft wurde, ist durchaus unrichtig. Die Bestrafung erfolgte nicht erst nah Einforderung des Berichts beim Bezirks-Amtmann von Tanga. Was den als ee in Deutsch - Ostafrika beschäftigten Bierbrauer betrifft, so kann ich nur bemerken, daß in Deutsh-Ostafrika der Zunftzwang noch niht besteht. Es ist für mich schwer, dem Abg. Bebel und seinem Gewährsmann nah Gebühr zu antworten. Was muß das für ein Sach- verständiger, was muß das für ein Charakter sein, der solche shweren Beschuldigungen vorbringt, und dann nicht wagt, sie mit seinem Namen zu vertreten! Wer derartige Beschuldigungen vorbringt, ohne dafür einzutreten mit seinem Namen, der ist ein Feigling! Dem An- trag des Abg. Bebel, eine Deputation des Reichstags nah Ost- Afrika zur Untersuchung der dortigen Verhältnisse zu senden, würde ih gern zustimmen, Ta habe

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[ berger eingeladen, nach er Abg.

\st-Afrika zu begleiten.

Bamberger hat die Einladung abgelehnt; vielleicht ist der Abg. Bebel

geneigt, fie anzunehmen. L nus uud

Abg. Richter (fr. Volksp.): Ih muß den Anschauungen de Direktors Dr. Kayser über Ne Wai und Beschwerden, die hier vor- gebraht werden, ' entschieden widersprehen. Es ist keineswegs noth- wendig, daß man stets sofort den Namen eines Gewährsmanns nennt. Wenn ein Abgeordneter hier irgend etwas vorbringt, so muß das für die Negierung genügen, um fie zu Nachforschungen zu veranlassen. Auf welhem Wege sollen denn sonst Beschwerden vor- gebracht werden? Eine Presse giebt es in den Schußgebieten nicht,

und die dort beschäftigten Beamten befinden ih sämmtlih in 1 abhängiger Stellua sodaß nur der Weg der Privatmittheilungen

- private Opferwilligkeit für die Kolonien ist bei - uns

on früher einmal den Abg. Bamse *

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

| 1895.

besteht. Thatsächlih find auf diesem Wege auch bereits allerlei {limme Dinge ans Tageslicht gezogen worden, und ih meine, wenn folhe Sachen hier A verhandelt werden, so wirkt das ab- fchreckénder als alle Disziplinarmaßregeln der Behörden. Im all- gemeinen habe ih gefunden, daß in diesem Jahre die Stimmung der Kolonialfreunde eine sehr gedrückte ist. Man sieht eben, daß die Dinge schief stehen und daß die Kosten immer größer E Die o gering, daß eine Ausdehnung der Kolonialpolitik scchwerlich zu be- fürhten ist. Der Direktor Dr. Kayser \prah gestern davon, ih hätte. eine Apotheker - Nehnung bezüglih der Kosten unserer Kolonien aufgemacht. Seine eigene Rechnung kommt aber gus auf 74 Millionen Mark, während ich 94 Millionen Mark herausrechnete. Ich habe aber mit vollem Recht einen Theil der Dampfersubventionen uud der Marinekosten in die Rechnung aufge- nommen; denn ohne die Kolonien würden wir die ostafrikanische Dampferlinie ebenso wenig nöthig haben, wie die ostafrikanische Flottenstation. Ich habe gestern keineswegs unsere Marineverwaltung angreifen wollen, sondern nur den Dualismus gekennzeichnet, der zwischen der Zivil- und der Militärverwaltung in Deutsch-Oftafrika herrscht. Zu unserer Marineverwaltung habe au in folonial- politischen Dingea viel mehr Vertrauen als zur Kolonialabtheilung ; denn die Marineo;fiziere kommen weit herum und \chöpfen ihr Urtheil nicht bloß aus einem gelegentlihen Paradebesuh in- unseren Kolonien. Avs unserer oftafrikanishen Kolonie kann ebenso wenig etwas Ersprießlihes herauskommen, wie aus unserer west- afrikanishen Kolonie; denn es fehlt die natürlihe Grundlage für eine ersprießlihe Entwicklung. Vielleicht hätte sich das ostafrikanische Schugzgebiet in beschränktem Umfang nußbar machen lassen, wenn wir Sansibar behalten hätten; da uns das aber für immer verloren ift, so ‘gebe ih auf die Zukunftsbilder des Direktors Dr. Kayser niht viel. Die Interessen der deutschen Steuerzahler sind wichtiger als alle kolonialpolitischen Experimente.

Abg. Schall (d. kons.): Was der Abg. Bebel vorgebracht hat, fann man nur als Klatsh betrahten. Der Gouverneur von Schele ist ihm zu viel gereist, der Gouverneur Zimmerer in Kamerun wieder zu wenig, niemand kann es den Herren recht mahen. Die Expeditionen haben nicht bloß eine kriegerische, sondern auch eine wirthshäftlihe R Die Osft-Afrikaner haben die Heuschrecken- plage, wir haben andere Landplagen, so z. B. die sozialdemokratishen Agitationen. Auch wir wünschen, daß unsere \{chwarzen Mitbrüder christlih und menschlich behandelt werden; - aber die Fälle, die hier vorgebraht wurden, haben \sih noch nicht als wahr erwiesen. Die Sozialdemokraten sollten mit der -gleihen Entrüstung denen ent- gegentreten, welche amtliche geheime Schriftstücke entwenden und be- nugen. Wir treten gegen alles auf, was die ristlihe Moral verleßt. So hat unsere preußishe General-Synode am 5. November vorigen Jahres energisch Stellung genommen gegenüber - dem Fall“ Leist. In einem Arctifel Dr. Zintgraff's heißt es, daß die meisten Europäer in Afrika nihts weniger als christlihe Vorbilder, sondern eher abschreckende Beispiele seien. Die katholishen Missionare seien ganz gute Kerle, die sih mit den Europäern gut stellen. Sie seien fröhlih mit den Fröhlichen, und man scheide von ihnen niht mit dem Bewußtsein, daß man ein Sünder sei. Der Abg. Richter sagte einmal, jeder bekehrte Heide koste 300 A Ich glaube doch, daß eine Men\chenseele mehr werth ist als 300 A4 Das Christenthum würde niht mehr seinen Namen verdienen, wenn es : nicht in diesen Bestrebungen fortführe. Und es wird siegen, auch wenn s{hlehte Christen es verhindern wollen.

Abg. Bebel (Sog.): Den Direktor Dr. Kayser möchte ih darauf aufmerksam machen, daß ih meine Mittheilungen nicht von einem, sondern von zwei Gewährsmännern habe. Wie kann er, der die einzelnen Fälle ebenso wenig kennt wie ih, alles in Bausch und Bogen als Unwahrheit verurtheilen ? Die Sache is für mih damit nicht ecledigt. Jch erwarte, daß der Direktor Dr. Kayser den einzel- nen Thatsachen näher auf den Grund gehen wird. Wenn das wahr ift, daß der Plantagenbau in Pangani, nur deshalb eingestellt werden mußte, weil der Besißer nicht genügend Mittel hatte, so hätte das doch in der Denkschrift angegeben werden müssen. Wie foll man ih sonst ein klares Bilo über die ostafrikanishen Verhältnisse hafen können? Mein Hauptgewährsmann nimmt eine sehr angesehene Stellung ein. Die Beschuldigungen gegen den' Kanzler Leist haben \sich vollauf be- wahrheitet, Dr. Valentin aber, ver diese Beschuldigungen zuerst in die Oeffentlichkeit brachte, mußte seinen Dienst quittieren. Es kommt nicht darauf an, wie und wo Anklagen erhoben werden, sondern darauf, ob fe gerechtfertigt sind. |

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr von Marschall:

Der Herr Abg. Bebel kann versichert sein, daß, wenn dem Aus- wärtigen Amt Beschwerden zukommen wegen Unregelmäßigkeiten oder Geseßwidrigkeiten, die von ihm unterstehenden Beamten verübt sein sollen, wir stets bereit sind, der Scche auf den Grund zu gehen und eventuell Remeour und Strafe eintreten zu lassen. Gerade der Fall Leist, den der Herr Vorredner zitiert hat, beweist, daß das Auswärtige Amt, wenn derartige Diage vorgekommen sind, sich nicht s{eut, \charf einzugreifen und die Dinge vor der Oeffentlichkeit verhandeln zu lassen; aber dieses Einschreiten ist allerdings an eine - Voraus- seßung geknüpft, nämlih daran, daß derjenige, der die Anschuldigung erhebt, mit offenem Visier auftritt, daß er den Muth hat, seinen Namen zu nennen, und eventuell au bereit ist, die Folgen zu tragen, die denjenigen treffen, der wissentlich oder leihtsinnig falsche Anschuldigungen gegen Beamte erhebt. (Sehr richtig !) Wo diefe Vorausseßung nicht zutrifft, da lehne ih prinzipiell jedes Einschreiten ab. Anonyme Anschuldigungen gegen Beamte des Auswärtigen Amis wandern sammt und fonders dahin, wo sie hingehören, nämlich in den Papierkorb (Bravo!), und eine anonyme Anschuldigung ist es für mich au, wenn jemänd, der seinen Namen nicht nennt und die Ermächtigung nicht giebt, denselben hier kund zu geben, fh an einen Abgeordneten wendet, um derartige Anschuldigungen hier im Plenum zu vertreten. - i

Der Herr Abgeordnete hat. seine Behauptungen damit glaubhaft ¡u machen versucht, daß er sagt, das sei niht ein Mann, es seien zwei Männer, und die Männer seien Vertrauensmänner von ihm. Auch dagegen bin ich ziemlich unempfindlih; venn der Herr Abg. Bebel hat doch schon bewiesen, daß er denjenigen Personen, die ihm Ungünstiges über Beamte und Regierung mittheilen, ein sehr großes Maß von Vertrauen zubringt, und daß dieses Vertrauen \chon sehr häufig getäusht worden is. Ich erinnere thn an einzelne Anschuldi- gungen, die er im- vorigen Jahre beim- Militär-Etat vorgebracht hat. (Sehr richtig !)

Bei diesen Fragen handelt es sih für das Auswärtige Amt um ein ‘principiis obsta. Jeder Beamte, mag er draußen in den Kolo- nien odec hier im Lande seiner Thätigkeit walten, is vielfah dem ausgeseßt, Haß und Feindschaft seiner Person zuzuziehen,- und das

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