1895 / 70 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Zu derselben Zeit ließ sich im Saal des Klubhauses (Pots- damerstr. 9) die Konzertsängerin Frau Therese Dreßler-Heß hören. Ihre Stimme hat nur in der Höhe einigen Woblklang, die Tiefe dagegen hat wenig Kraft, au ist die Intonation nicht ganz icher, während die Aussprahe nihts zu wünschen läßt.

nter den - zahlreihen Liedern von nen, O. Eichberg, Franz, E. E. Taubert, Hermann und Rossini gelangen der Sängerin das heitere Volkslied „Phyllis und die Mutter“ sowie zwei hübsche Lieder von E. E. Taubert und Rofsini’'s „La pastorella dell’ ‘Alpi“ am besten. Der oft und gern gehörte Cellist Herr Otto Hutschen- reuter unterstüßte das Konzert durh den wohlgelungenen Vortrag zweier Soli von M. Bruch und Davidoff, die gleich den Gesängen mit regem Beifall aufgenommen wurden;

“Im Königlichen Opernhaus? muß keute Abend die an- gekündigte „NRienzi“-Vorstelung ausfallen, da Herr Sylva, wohl infolge der vorhergehenden anstrengenden L: von einer plöglichen Peijesreit befallen wurde. Die Aufführung is nunmehr auf Sonnabend angeseßt. Morgen findet der 1X. Symphonie- Abend statt. Die öffentlihe Hauptprobe ist um 12 Uhr Mittags. Bs, u der Billets hierzu (2 und 1 X) findet bei Bote und att.

Das Berliner Theater wird den Bien Geburtstag des sten Bismarck auf Einladung des „Berliner Bismarck-Aus\husses“ ) cine Festvorstellung feiern. Der Abend soll durch den Vortrag

einiger Gedichte von Paul Heyse und Ernst von Wildenbruch einge- [leitet werden, und sodann soll eine Aufführung von „Minna von Barnhelm" in auserlesener Rollenbeseßung folgen. Nufcha Buyte, Otto Sommerstorff und Teresina nee werden an diesem Festabend ¿um ersten Mal nach ihrem Urlaub im Berliner Theater wieder auftreten. :

Das Programm des großen Konzerts, welches der Kölner Männer -Gesangverein (Dirigent: Jof. Schwarß) morgen Abend 8 Uhr (zum Besten der Kaiser Wilhel m-Gedächtniß- kirche) in der Philharmonie veranstaltet, bringt eine Reihe der hervorragendsten Nummern aus dem Repertoire des wohlberufenen Vereins, darunter „O bone Jesu“ von Palestrina, „Nitornell*“ von Robert Schumann, „Frühlingsnahen“ von Kreutzer, „Wald-

eben“ , von G. Weber, ferner sechs altniederländishe Volks- lieder für Müännerchor, Tenor- und BVariton - Solo mit Orgel und Orchester, bearbeitet von Ed. Kremser. Das nächste Konzert des Stern'shen Gesangvereins (Direktor

rofessor F. Gernsheim) findet am Montag, den 25. März, statt. ur Aufführung kommen Humperdinck'8 Chorwerk „Die Wallfahrt nach Kevlaar“ (welches bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal in Berlin zu Gehör gelangt) uud das „Deutsche Requiem“ von Brahms. ür die Solopartien sind die Sopranistin Fräulein Dorothea midt aus Frankfurt a. M., die Herren Emil Pinks Pren und Johann Méschaert (Baß) gewonnen. Der Pianist Guido Peters aus Wien hat für sein an demselben Tage im Saal Bechstein unter Mitwirkung des Königlichen Kammer- musikers Herrn Hugo Dechert stattfindendes Konzert ein Programm festgeseßt, welhes Beethoven's Sonaten für Cello und Pianoforte in D-dur, op. 102, und in A-dur, 69, sowie Mendelsfohn's Thema und Variationen, op. 17, bringt. Als Klaviersoli wird der Konzert- eber die „Moments musicals“, op. 94, Nr. 1, 2 und 3, von Scbubert, Mozart?s Sonate in C-moll und Beethoven's Bagatelle -op- 126, Nr. 4, spielen. i Im Konzerthause bringt Kapellmeister Meyder morgen eine Aer Suite, betitelt „Regatta-Bilder*, von Zedtwit zur ersten Aufführung. :

Moxgën Abend 74 Uhr wird Herr Musikdirektor Otto Dienel in der Marien - Kirche seinen zweiten Orgelvortrag veranstalten und dabei die Solostimmen der imposanten neuen Orgel vorführen. Zur Erinnerung an des hochseligen Kaisers Wilhelm 1. Geburtstag wird derselbe Konzertvariationen eigener Komposition über „Deutsch- land, Deutschland über Alles* unter besonderer Verwendung der Tuba mirabilis fpielen. Die Damen Fe Anua Blaauw und Fräulein Clara Neiper werden Duette, Arien und Lieder von Mendelssohn, Beethoven und Nicolai zum Vortrag bringen. Einlaßkarten zu 1 find bei Bote u. Bock, beim Küster der Marien-Kirhe und am Konzert-Abend in der Sakristei der Kirche zu haben.

bericht vom 21. März

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1) Reif. 2) Reif.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Minimum, welches gestern über Südwestfinland lag, ist südostwärts nah dem Innern Mumoas fortgeschritten, während nördlih von Schott- Iand eine neue Depression erschienen ist, welche süd- oftwärts sich fortzupflanzen \{cheint. Ueber Zentral- Europa dauert die vorwiegend nördliche bis westliche Lust A ort 4 bena Das Ae aTempe- Freitag : ratur ziemli erhe egangen ift, euts- | 3 land ist das Wetter kalt, im Westen meist beiter Carl

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Hypochounder.

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Sonnabend :

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onntag:

allen; die Frostgrenze verläuft von Hamburg

Me d Mt fe dennidf die Wun | im Nor en dürfte demn tFierungs- van des nordwestlichen, nahher auch des öst- mung

Anfang 7{ Uhr.

Deutschlands beeinflussen und wieder Erwär- ing bringen.

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Deutsche Seewarte.

Théater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele, haus. 9, Symphonie-Abeud der Königlichen Kapelle. u Be Felix Weingartner, König“

ter. 8 Uhr. 20 12 Uhr: Oeffentliche Hauptprobe. E am 13. April 1895. aus: Keine Vorstellun

der Lehte der Tribunen. : in 5 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Alteu sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl nfang 74 Uhr. Y

Deutsches Theater. ments-Vorftellung): Blan. -— Dann: Drohuen.

Sonnabend: Die Weber. Sonntag, 27 Uhr: Die Weber. 71 Ubr: Blau. Dann: Drohnen.

Berliner Theater. ments-Vorstellung): Heimath. Anfang 74 Uhr.

Sonnabend, 23 Uhr: Nathan der Weise. (Er? mäßigte Preise.) 7} Uhr: M«dame Sans-

êne. Sonntag, 2} Uhr: Heimath. 74 Uhr: Der

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chauf\eeftraße 25/26.

Der Obersfteiger. Operette in ften S ai È Ss, Did . MNegie : Tedy.

im Osten veränderli; erluft ist Niederschlag „ge Kabellbecifier Baldreich. ErmäßigtPreise der Plätze

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onnabend: Der Obersteigen:.

Uenes Theater. reitag: Der selige Toapinel. S{wank in Moses eg Alerandee Bisson, / ea n - E er. Vorher: Unsere Va Cs wän

in 1 Akt. Anfang 7X u : h

Manuigfaltiges.

Der große „Bismarck-Kommers*“, welchen die Schülerinnen der Akademie der Künste, der Kunstschule, des Kunstgewerbe-Museums und der Bäugewerkshule gestern Abend in Keller’s Festsälen ver- anstaltet hatten, nahm einen wohlgelungenen Verlauf. Im Auftrage des Ministers der geistlihen 2c. Angelegenheiten war der Geheime Ober - Regierungs - Rath Müller *ershienen!, ferner nahmen viele akademische Lehrer daran theil. Die Vereine, deren Wappen, Banner und Standarten in wirkungsvollem Arrangement den Saal \ckchmüdckten , waren zahlreih vertreten. Am Eingang des Saals war die von dem Studierenden der Unterrihts-Anstalt des Kunstgewerbe- Museums August Bethaus gemalte Adresse ausgestellt, welche un- mittelbar nah Schluß des Kommerses an den Fürsten Bismarck ab- gesandt wurde. Die Adresse, welche die Form eines Banners hat, zeigt im Mittelfeld die Büste des früheren Reichskanzlers, der die Künstler ihre Huldigungen darbringen. Darüber prangen die Worte : „Gw. Durchlaucht senden in treuer Verehrung und Liebe die herzlichsten Glückwünsche zum 80. Geburtstag die Jünger der Kunst. Berlin, den 20. März 1895“. Unten sicht man in strahlendem Sonnenglänze das Brandenburger Thor. Die breite Bordure s{hmücken die Wappen der betheiligten Vereine. Die Adresse wurde von allen Festtheil- nehmern unterzeihuet. Eine Reproduktion war dem Festprogramm beigelegt. Das Präsidium des Komrmerses E stud. art. Paul Warncke, der Dichter des preisgekrönten „Bismarckliedes". Nach- dem stud, arch. Kleinert Seine Majestät den Kaiser gefeiert hatte und das eben erwähnte Lied - erklungen war, “nahm der Präses das Wort zur Festrede, in der er ein Bild von dem Leben und Wirken des Fürsten Bië#marck entrollte und aufforderte, ihm nah- zueifern in dem hingebenden Streben nah hohen Idealen. Die Gäste begrüßte Arno Sellin vom akademischen Verein „Teutonia“. Im Namen der Gäste antwortete sodann der Geheime Ober-Negierungs- Rath Müller, indem er auf die hohe Staatskunst Bismarck's hinwies. Der- Redner gab ferner seiner Freude und dem Danke für die Ver- anstaltung Ausdruck und {loß mit einem Hoch auf das Festcomité.

ur Feier des 80. Geburtstags des Fürsten Bismarck veranstalten die Berliner. Buchhändler, unter Führung des Ver- bandsvorstands für den Kreis Brandenburg und unter Betheiligung aller Gehilfenvereine, am 30. März, Abends:9 Ubr, in den Germania- fälen, Chausseestraße 109, einen Festkommers. Herr Dr. Rudolf Genée wird die Festrede halten.

In der St. Hedwigskirhe fand heute Vormittag ein feierlicher Trauergottesdienst für den verstorbenen Freiherrn von Schor- lemer- Als statt, welhem zahlreiße Abgeordnete der Zentrums- fraftion des Reichstags und Landtags, foweit diese nicht wegen Theil- nahme an der Beiseßzung von Berlin abwesend sind, beiwohnten. Das Requiem wurde von dem Propst Dr. Jahne!l zelebriert.

Köpenick, 20. März. Die hiesige Stadtverordneten-Versamm- lung hat heute dem e mit dem Unternehmer zugestimmt, der eine Motorbahn vom Bahnhof Spindlersfeld über Köpenick nah demn „Müggelschlößchen*“ und von dort am Teufels\ce vorbei na dem

_eWendenschloß* bauen will.

Breslau, 21. März. Unterhalb Oblau ist, wie ,„W. T. B.“ meldet, gestern der im vorigen Jahre errichtete Oderdamm infolge des Eisganges durchbrochen und die Feldmarken weithin unter Wasser gefeßt worden. i

Köln, 20. März. Wie der „Köln. Noo-Dhq. aus Wesel gemeldet wird, sind bei einer Dynamit-Explosion auf einem dort lagernden Schiff 25 Personen getödtet worden. Das Schiff ist völlig zerstört und ein daneben liegendes Schiff in Brand gerathen. Im weiteren Umkreise sind eine Menge Häuser eingestürzt.

Köln, 21. März. Ueber die Explosion eines Dynamit- [chiffs bei Keeken wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Im Anfang

Februar suchten bei dem Dorfe Keeken, nordwestlih von Kleve und

nicht weit von der holländishen Grenze, sieben mit Dynamit und

Pulver beladene Schiffe, die zah Antwerpen bestimmt waren, vor |

bild in 4 Akten von Bictorien

Freitag: Opern-

Residenz - Theater.

nfan Direktion: Sigmund Lautenburg.

Große tragishe Oper h | koutraft.

79. Vorstellung. Wie die

telt mann ‘und Julius

Freitag (26. Abonne- personal. Anfang 7 Uhr.

Freitag (28. Abonne-

Große

Sonntag, Woßhlthätigkeits - Vorstellung. Blenke.

von Fr. ase. Der

Hierauf : e Yartie Vorbereitung: Keine Vorstellung.

Sonnabend: Zum Suzette. Musik von Edmond Audran.

dem Eisgang Schuß im sogenannten Alten Rhein und froren hier bald darauf bei der dem Eisgang folgenden großen Kälte ein. Die Polizeibehörde hatte angeordnet, daß die Sáhife je 100’ m von ein- ander liegen mußten. Die Regierung zu Düsseldorf verfügte ferner im Einverständniß mit den Schiffseigenthümern und der Strombau- behörde, daß im Falle eintretender Eis\ftauungen die Ladung der Schiffe gelö[cht und nah einer erhöhten Stelle am Lande ¿eiiadka werden solle. Als die Kälte anhielt und der Rhein zufror, ging man an die a s und brate Dynamit und Pulver, zusammen an 159 000 kg, auf den Lagerplaß Schenkenschanz, der “glei oberhalb Keeken liegt. Da der Eisgang vorüber is, wurde vorgestern begonnen, die Sprengstoffe wieder in die Schiffe zu laden. Gestern Abend. zwischen 5 und 6 Uhr nun explodierte ein Theil des Dynamits. Die Wirkung der Explosion war entseßlih. Eines der Schiffe ging N Trümmer und eines gerieth in Brand. In den nächsten Dörfern stürzten Häuser infolge des ungeheueren Luftdrucks ein, und in allen Städten und Ortschaften in weitem Umkreise gingen zahllose Glasscheiben in Trümmer. In dem 8 km von der S entenshanz entfernten Kleve war die Wirkung der Explosion fo stark, daß Thüren und Fenster aufflogen und vielfah Schaden angerichtet wurde. Tausende von Klevern eilten auf den Schloßberg, von wo aus man Rauch und Flammen an der Schenkenschanz beobachten konnte. In Dinslaken äußerte sih die plögliche heftige Lufterschütte- rung mit drei im Zeitraum von 1 bis 14- Sekunden erfolgenden Stößen gegen die beweglihen Thüren und Fenster der Häuser. Die Erscheinung wurde an vielen Orten als Erdbeben aufgefaßt. Die Meldungen über die Zahl der durch die Explosion an der Unfall- Ie 4: tes Personen gehen auseinander ; sie \{wanken zwischen 2 und 25.

Linz, 20. März. In Rottenegg bei Ottensheim wurde in der vergangenen Nacht ein Haus dur eine Lawine vershüttet und zer-- stört. Unter den Trümmern des Hauses wurden, dem „,W. T. B.“ zufolge, drei Personen todt aufgefunden.

Triest, 20. März. Der Lloyddampfer „,Pandora“ erlitt, laut Meldung des „W. T. B.*“, auf der Nückreise von Brasilien einen Bruch der Propeller-Axe_ und mußte ‘deshalb von dem englischen Dampfer „Potosi“ nah St. Vincent geshleppt werden. blieb wasserdit.

Athen, 20. März. Gestern Abend 6 Uhr wurde hier ein ziemli: starker Erdstoß wahrgenommen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

St. Petersburg, 21.. März. Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt: „Die Abreise des Generals von Werder erregt einjtimmiges Bedauern in den amtlichen russishen Kreisen, im - diplomatishen Korps und der ganzen St. Petersburger Gesellschaft, wo man die her- vorragenden Fähigkeiten, den feinen Takt und das korrekte Verhalten des. Generals. hochshäßte, welhe Eigenschaften so sehr dazu beigetragen haben, daß freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden benachbarten Reichen unterhalten werden, und wo man nit minder die Vornehmhcit seines Charakters. und seine gróße Liebenswürdigkeit \{häßte.“

Auch die deutsche „St. Petersburger Zeitung“ schreibt :: „Wir haben in Berührung mit mannigfachen Kreisen ausshließlich Worte aufrihtigen Bedauerns über - das Scheiden dieses bewährten Vermittlers zwischen Deutsch- land und Rußland gehört.* Das Blatt weist darauf P daß gute freundschaftlihe Beziehungen zwischen Deutsch- and und Rußland, wie sie in der Person des abtretenden Nes verkörpert sind, ein großes Glück für beide Länder

edeuten.

| Sonnabend: Zum ersten Male: FFerréol, Sitten-

Sardou. Sonntag, Nachmittags: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltung. Abends :

Blumenstraße Nr. 9.

nand’s Ehekontrakt. (Fil à, la patte.) Schwank : in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be-

Sonnabénd: Opernhaus. 73. Vorstellung. Rienzi, | arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Fernand’s Ehe-

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frische. Probekufß. Operette in 3 Akten ven Hugo Witt- Bauer. Mußk von Carl Millöcker. In Scene geseßt von Julius Frißsche. Dirigent : Herr Kapell meister Federmann. Hierauf : Grand Ballabile, ausgeführt vom ganzen Ballet-

Sonnabend: Neu einstudiert: Nanon. in 3 Akten von F. Zell. Musik von Richard Genée.

VPentral-Thegater. Alte Jakobftraße Nr. 30. Direktion : Richard Schul. Emil Thomas a. G.

Freitag: Zum 35. Male: Unsere Rentiers. ofse mit Gesang und Tanz in 4 Akten | von Wilhelm Mannstädt und Julius Freund. Mui? von Julius Einödshofer. In Scene gesetzt vom Direktor Richard Schul. Anfáng 74 Uhr. den 24. März, Nachmittags 24 Uhr:

; j Oscar Die Leibrente. Lessing-Theater. Freitag: Der Geizige. | 5 Akten von G. von Moser. Hierauf: Niobe. Anfang 7F Uhr. Goftspie Königslieutnant.

Gastspiel von Fr. Haase. Marcel. Jm Votzimmes Sr. Excellenz. Marien- sommer. Eine kleine Gefälligkeit.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Wegen

ersten Male: Vaudeville in 3 Akten von Ordonneau.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Lieban-Globig, des Großherz. hessisch. Kammer- virt. Hercn Max Pauer (Kl.), sow. d. Orchesters: der Königl. Hochschule für Musik (Dir.: Herr Prof. R. Hausmann). j

: Familien-Nachrichten.

[77095] Am 18. d, Mts. verstarb nach_ längerem Leiden der Königliche Landgerichts-Präsident Herr von und zur Mühleu, nachdem er bjs vor wenigen Wochen mit unermüd- licher Pflichttreue sein Amt versehen hatte. Wir alle betrauern in ihm einen durch hervorragende Geistesgaben ebenso als durch Lauterkeit der Ge- sinnung und Freundlichkeit seines Wesens ausgezeih- neten Beamte, dessen Andenken wir stets hoch in

Ehren halten werden.

Ferréol.

Freitag: Fer-.

Freitag: Der

gerechten als humanen Vorgefeßten. Dortmund, den 19. März 1895. Die Richter, Staatsanwalte und Rechtsanwalte des Landgerichts in Dortuiuud und die Richter: der Amtsgerichte des Bezirks. -

Operette

Verlobt: Frl. Mathilde von Thümen mit Hrn. Sec.-Lieutenant Carl Mauve (Hannover). Frl... Maria-Therese von Colmar mit Herrn Referendar und Lieutenant der Res. Eugen von Wieteröheim

(Berlin).

eboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Curt von Kronhelm (Brieg). Hrn. Finanz-Rath Ernst: von Seydewiß (Dresden). Hrn. Rittmeister von- Kritter (Pleß). —-- Eine hter... Hrn... Major Werner von Alvensleben (Darmstadt). N Landrichter Pilling (Altenburg). Hrn. ieutenant von Poncet (Liptin bei Dirshel O.-S.). Hrn. Postdirektor, ¿On a. D. Wiedner

_ (Friedeberg i. Neumark). Gestorben: Hr. Ns Alexander pon; Schalscha (Frohnau, Kr. Brieg). Hr. General- j Bippel A

Emil Thomas Schwank in

Madame

Major z. D. Alexander von

——————_——

Konzerte. Konzert-Haus.

Freitag:

usik von

ld und M. West. gent: Herr

„Die lustigen Weiber von

dtwiß. Phant AHE- D Ie es Phantasie a on

Schiffbauerdamm 43./5 | Philharmonie. deuisch von G. von | Vereins, Dirig.: Jos. ‘dèr Opérn-

T.

Konzert. Oüv. „Dié Ee, E Nossini. ndfor“, „Regatta-Bilder“, Suite f. Orchester reu) von Juan“ von Mozart. Traum“, Walzer von Waldteufel. „Am Morgen® f. Piston v. Wolf (Herr Wernec).

Freitag, Anfang 8 Uhr:

gus Besten der Kaiser Wilhelm-Gedächtnif- rche: Konzert des Kölner Mänuer-Gesaug- Schwarß, unt. güt. Mitw. und Konzertsängerin Fr. Helene

Hr. Bruno von Versen, aus dem Hause Crampe (Köslin). Hr. Hauptmann a. V. Günther von Schweinichen (Augustenhof bei Duschnick, Posen). Hr. Carl Febr. von Stein zu Kochberg (Berlin).

Karl Meyder- Nicolai.

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth : in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin,

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag#- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

Das Swiff

forschung der Hygiene în unseren Kolonien richten.

Seine Untergebenen verlieren in ihm einen ebenso,

.M¿ #70.

Deutscher Reichstag. 65. Sißung vom Mittwoch, 20: März.

Ueber den Beginn der Sigung ist bereits ‘gestern berichtet worden.

Nachdem das Haus in zweiter Berathung den Geseß- entwurf, betreffend die Vornahme einer Berufs- und Gewerbezählung im Jahre 1895, angenommen hat, kommen die von der Kommission dazu beantragten Reso- lutionen zur Berathung. Diese Resolutionen gehen dahin, die verbündeten Regierungen zu ersuhen: E 1) Die Frage nah den Quittungskarten für die Invaliditäts- und Altersversicherung fallen zu lassen; 2) die Frage nah der Be- schäftigung gegen baaren Lohn niht nur auf die Perfonen über 16 Jahre zu beschränken; 3) in ‘dem Gewerbefragebogen zu Frage 12 auch nach der durchsnittlichen Kraftleistung der benußten Wasser- triebwerke (Wasserräder, Turbinen) zu fragen; 4) es den Einzel- regierungen zu überlassen, Zusaßfragen zu stellen oder zuzulassen, ins- besondere nach dem Geburtsort und der Adresse des Arbeitgebers, falls die Verallgemeinerung dieser Fragestellung für das ganze Reich unthunlih erscheint; 5) am 1. Dezember 1895 eine Volkszählung stattfinden zu lassen und bei derselben die auf die Arbeitslosigkeit bezüglihen Fragen der Zählung vom 14. Juni 1895 zu wiederholen.

u Nr. 4 dieser Anträge bemerkt der / ; evollmächtigte zum Bundesrath, Unter - Staatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. von Rottenburg, f das Recht der Einzelregierungen, Zusaßfragen zu stellen, ganz zweifellos sei.

Das Haus stimmt den Resolutionen zu.

Es wird sodann die zweite Berathung des Etats der A A in Verbindung mit den darauf bezüglichen Titeln des Etats des Auswärtigen Amts fortgeseßt. Beim Etat für Kamerun befürwortet der

Referent der Budgetkommission Abg. Prinz von Arenberg (Zentr.) die Bewilligung des geforderten Reichszuschusses von 600 000 6 Der Zuschuß sei erforderlih geworden durch die noth- wendige Verstärkung der Schußtruppe iv Kamerun und dur Bauten.

Abg. Bebel (Soz.): Die Regieruna bat im vergangenen Jahre eine Untersuchung über die gegen den Affessor Wehlan vorgebrachten Beschwerden zugesagt.“ Jch erlaube mir, die Anfrage an die Regie- rung zu richten, welches Ergebniß diese Untersuhung gehabt hat.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial- Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kay sex: Diese Untersuchung ist beendet. Da der Affessor Wehlan aber dur seine Abkommandierung zum Aus- wärtigen Amt seine preußishe Beamtenqualität nicht verloren hat, so find die Untersuhungsakten und das Ergebniß der Untersuchung dem Pre lGen Justiz-Minister, welher noch immer der Vorgesetzte des

essors Wehlan' ist, übermittelt worden. Die Entscheidung von dieser

cite steht noch aus. Wenn man erwägt, welhe Haltung das Aus- wärtige Amt in Sachen Leist eingenommen hat, so wird man erwarten können, daß die Haltung des Auswärtigen Amts in Sachen Wehlan keine andere sein wird. - z

Abg. Dr. Hammacher (nl.): Ih möchte die Aufmerksamkeit der Kolonialverwaltung auf die Nothwendigkeit einer gründlichen Er- ) în U Die Aufstellung einer Tropenhygiene ist die erste Voraussetzung für die Besiedelung unserer Schußtzgebiete.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial-Abthei- lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Die Kolonialverwaltung ist hon seit Jahren bemüht, “die hygienishen Grundsäße für den Auf- enthalt in den Kolonien festzustellen. Zu diefem-Zwecke ist vor zwei Jahren ein Laboratorium in Kamecun gegründet worden, das unter der ‘refflihen Leitung des Herrn Dr. Plehn steht. Für den gleichen

wedck is in den nächsten Etat eine Summe für die Errichtung eines adboratoriums in Bagamoyo eingestellt.

Der Etat für Kamerun wird bewilligt.

Ohne Debatte genehmigt sodann das Haus den Etat für

Zum Etat für das Südwestafrikanishe Schuß- gebiet nimmt das Wort der Abg. Graf von Arnim: Es wird für unsere südwestafrikanische Kolonie ein Zuschuß gefordert, der um 700 000. 4 höher ist als der im vorigen Jahre bewilligte. Das ist aber nicht verwunderlich; denn unsere kulturelle Thätigkeit in Deutsh-Südwest- Afrika soll ja jeßt erst beginnen. Wir haben ‘leider eine kostbare Zeit verloren; denn wir baben bisher bas System der petits paquets in Südwest- Afrika angewandt, das heißt: wir haben immer mit kleinen Mitteln verfuht, den Gegner niederzushlagen, dessen Kräfte wir weit untershäßt hatten. Wir haben \o mehrere Jahre in der Entwickelung unserer Kolonie verloren. Nach dem bekannten Worte: Time is money, haben wir au hier viel Geld en müssen, und ih glaube, al, wenn in der richtigen Erkenntniß der Sachlage vor drei, vier Jahren s{hon eine genügende Truppenmacht yinausgeschickt worden wäre, wir ein ganz Theil weiter sein würden, als wir jeßt sind. Jh möchte darauf hinweisen, O wir bei den weiteren Maßnahmen auch in Südwest-Afrika die kulturelle Seite mehx ins Auge fassen müssen, und ih {ließe mi dabei dem Wunsche an, daß. die Swakop-Bai möglichst bald zu einem Hafen ausgebaut werde. Wenn das nicht gleich möglihist, fo sollte man wenigstens einen festen Shußdamm dort anle en. Weiter ist wünschenswerth, daß der Weg von Swakop nah Windhoek, Gibeon u. 1. f. wenn auch nit zu einer Kunststraße ausgebildet, so doch einigermaßen fahr- bar gemacht wird. Es müssen die Wasserstellen kenntli gemacht werden; damit die Leute \sich naiht verirren un ,_ wte es wiederholt vorgekommen ist , verdursten müssen. Auf dem Wege zwischen Windhoek. und Swakop müssen Gebäude er- richtet werden, nicht Stationen kriegerisher Art, sondern Stationen, in denen im Relais _die Ochsengespanne und dergleichen an- gelegt werden. Zu der Zeit, als Graf von Caprivi die Ansicht ver- trat: je weniger Afrika, desto besser, trugen si die Engländer mit der Hoffnung, demnächst das ganze Land zu erhalten. Als er ge- nöthigt war, das Land schließlich doh zu halten und zu pazifizieren, versuchten die englischen Spekulanten, durch große Verkäufe von Lte und Gewehren unsere Lage zu ers{hweren. Gestern las ih be an Zeitung, daß zwei Engländer in Windhoek deshalb ver- \ B cet worden ‘find. Die - englishen Zeitungen sind an- L einend_ über dieses Vorgehen sehr verwundert. Es ift da licht der Regierung, - wenn wir Ruhe und Frieden f D e erhalten wollen, derartige Scmuggler und Händler Ë o E Und aus dem Lande zu verweisen. Es wurde nun, da Wbt das Land zu erlangen keine Aussicht hatte, ein anderer Weg ewählt. e meldeten sih englishe Gesellshaften, und ih muß mit 2 e ay onstatieren, daß der nördlihe Theil des Landes, Nyama- Qu , der Südwestafrikanischen Gesells aft, der südliche der Karasfoma- Bote O überlafsen worden is. Zu meinem großen Befremden a re s, daß unsere Deutsch-südwestafrikanische Gesellschaft mit Uu f ischen ;elelalt auf zehn Jahre einen Vertrag auf fee erlaung der Küste abgeschlossen hat. Es kommt dazu ¡erner, „daß sid eine hanseatishe Siedelungs-Gesellschaft gebildet

, gar unsere Machtsphäre zu beschränken. Wenn ich

Erste Beilage i zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 21. März

hat, welche, mit englishem Gelde geshaffen, sich um Ueberlassung von Ländereien vert. Diese Vorgänge sind für mi im hôchsten Maße befergnißerregend. Die Company, welhe den nördlichen Theil der Kolonien inne bat, hat einen Aufruf erlassen, worin die englischen Gelite Gee eus werden, dorthin zu gehen. Die Karaskoma- Gesellschaft hat sih sehr geschickt im südlichen Theil des Landes, am Oranje-Flusse, angesiedelt, der die Grenze zwishen Deutsch- und English-Südafrika bildet. Dadurch beherrscht die Gesellschaft den Fluß und hat die Möglichkeit, Handel und Wandel mehr oder weniger nah der Kapkolonie binzulenken. Es heißt sogar in den „Alldeutschen Blättern“ und der „Kolonialzeitung“ wird davon gesprohen —, daß die Com- pany alle möglihen Reglements eingeführt hat, welhe den Zuzu der Ansiedler von Süden her wesentlich erschweren. Eigenthümli ist, daß wir von dem Abkommen mit der Karaskoma-Company keine Kenntniß erhalten haben; das amtlihe „Kolonialhlatt“ theilt nur mit, daß erheblihe Land- und Minengebiete an die Company abgetreten sind, und ih möchte den Vertreter der verbündeten Regierungen bitten, das Abkommen _im Wortlaut mitzutheilen. Der Direktor der Gesellschaft Mr. Gibson erklärt, daß 11 Millionen Acres ihm wgren sind; wir aber wissen nicht, unter welchen Bedingungen; wir wissen nicht, ob deutsche Ansiedler in dem betreffenden Gebiet zugelassen werden; wir wissen nit, welhe Gegenkonzessionen die Gesell|haft gemacht hat. Tausende von Deutschen wandern s andern Ländern aus; hier haben wir ein Siedelungsgebiet, wo dieje bei gutem Klima nicht nur ihr Leben fristen, sondern auch Reichthümer erwerben können. Und dem- gegenüber beshränken wir uns auf dieses Gebiet und verringern die Aussichten, die wir uns sihern sollten. Jch glaube, daß wir gut thun werden, über diese Gesellschaft ein sehr wachsames Auge zu haben, und ich hoffe, daß es der Regierung gelingen wird, die Gesell- schaft davon abzuhalten, daß sie ihre Macht gebraucht, um eine Dis- parität zwischen Deutschen und Engländern eintreten zu lassen oder einen Blick im allgemeinen werfe, so muß ich do sagen, daß die Politik der Engländer, welche dort herrschen, in manchen Kreisen insofern eine gewisse Beunruhigung hervor- gerufen hat, als die Charter-Tompany von Cecil Rhodes, die nicht das ganze Land besißt, den Wunsch hat, sich auszudehnen, und nah LalBiedonen Richtungen hin Versuche dazu gemacht hat, die mir sehr bedenklih erscheinen. Ich begrüße es mit besonderer Genugthuung, daß wir den Aspirationen des Cecil Rhodes ein entschiedenes Veto ent- gegengeseßzt haben, und daß die Buren-Republik Transvaal und der Oranje- reistaat ander Macht Deutschlands einen unerwarteten Nückhalt gefunden aben. Unsere südafrikanische Politik muß meinerAnsicht nach darin bestehen, den Deutschen in Süd-Afrika denjenigen Rükhalt zu gewähren, der ihnen ein festes Zusammenhalten ermögliht, und der sie veranlaßt, mit den Buren, die durh Stammesverwändtschaft mit uns verbunden H in ein enges Verhältniß zu treten. Ih möchte nohmals die egierung bitten, - darauf hinzuwirken, daß Südwest-Afrika uns ver- bleibe, daß es niht dem englischen Einfluß unterliege, und uns Mit- theilung zu utachen, was die englishen Kompagnien und vor allem die Karaskoma-Company für Konzessionen erhalten haben. Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial-Abthei- lung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Ich bin bereit, die von dem Abg- Grafen von “Arnim über die Thätigkeit der Gesellschaften in Südwest-Afrika gestellten Fragen fofort zu beantworten. Das Fahr 1890/91 war für - Südwest-Afrika eine etwas ernste Zeit, weil die deutsche Kolonialgesellschaft für Südwest-Afrika, die verschiedene kost- spielige und werthvolle Expeditionen entsandt hatte, angesihts des mangelnden Schußes von seiten der deutschen Regierung die Ent- faltung einer besonderen Lhätigkeit aufgab. Damals waren die Meinungen über Südwest-Afrika sehr ungünsti man nahm felbst an, das Land fei so werthloë, daß au von englisher Seite kein Ver- langen dana getragen werde. Von anderer deutsGer Seite Geld zu erhalten, war damals fehr s{wer; dur die Gründung der South- west-Africa-Company ift wieder ein größeres Vertrauen für unsere westafrikanischen Schußgebiete geweckt worden. Es haben si ver- schiedene ahtbare Männer daran betheiligt, und ih glaube, wir dürfen nicht abfällig über solche Männer wie Woermann urtheilen, wenn sie“ sich Mühe gegeben haben, das englishe Kapital für unsere Kolonien zu interessieren. So sehr ih auch persönlich gegen die Gründung der Southwest-Africa-Company war, so muß ih jeßt doch erkläcen, daß sie sich in der ganzen Zeit völlig loyal benommen haï. Sie hat zwei Expeditionen nah Südwest- Afrika abgesandt. Die eine hat in der Gegend der Ottavia-Mine sorgfältige Erhebungen angestellt und ist zu dem Ergebniß gekommen, daß dort eine Kupferausbeute möglich sei, wenn eine Schienenverbin- dung nah der Küste hergestellt werde. Die Company hat ihr Be- triebskapital auch erheblih erhöht unt ist sehr dankbar, wenn deutsche Ansiedler hinkommen. Die zweite englische Gesellschaft is das Karas- koma-Syndikat. Diese Gesellschoft is ebenfalls rein englis{. Sie hat wit den Eingeborenen Verträge über den Erwerb vón Land und andere Gerehtsame abgeschlossen und zu diesem Zweck 47000 (A an die Stämme gegeben und ihnen auf zwanzig Jahre hinaus eine jährlihe Rente von 9700 6 zugesichert. Die Gesellschaft erfreut fh auch der Unter- stüßung der dortigen dle Die Unterstüßung dieser Gesellschaft ist uns sehr nüßlih gewesen, als wir mit den dortigen Stämmen Verträge abschließen wollten. Die Verträge zwischen der aen Gesellshaft und den Eingeborenen enthielten so exorbitante Ver- günstigungen und Zusicherungen, daß“ wir Verhandlungen mit der Gesellshaft anknüpften und sie zu einer sehr erheblichen Einschränkung ihrer Gerechtsame bewogen. Wir haben ihr Bedingungen auferlegt, die im öffentlihen Interesse der Schuhßz- gebiete liegen. Wir haben ihren Landbefiß von 67000 gkm auf 41 000 gkm HerabgedrüÆt und diesen großen Rest ihr nicht sofort anerkannt, sondern drei Raten festgeseßt, nah denen sie das Land erwerben solle : zwei Raten zu 128 und eine zu 256 Farmen. Die Auswahl der zwei ersten Raten maten wir davon abhängi , daß die Gesellschaft jedesmal die Verwendung eines bestimmten Geldbetra 8 zur Herstellung eines Schienenweges zwischen Lüderißbuht und Aust nachweist, und die dritte Rate soll sie erst dann ‘für sh in Anspruch nehmen, wenn dieser Schienenweg ie fie v0: ist.

auf Süd-Afrika

Außerdem sind die Berggerehtsame dieser Gesellschaft, die sie von den Stämmen für ewige Zeiten erworben hatte, auf 25 Jahre eingeschränkt worden, und es ist j Et GEalcteoffen, daß, sobald Bergwerke in Be- trieb genommen sind, das Reich von thnen eine Abgabe erhebt. Auch die deutsche Kolonial-Gesellshaft für Südwest-Afrika hat mit dem Karaskoma-Syndikat ein ommen getroffen, weil die Eisenbahn von Lüderißbucht nach Aust theilweise durh* das Gebiet der Kolonial- A geht. Die Bedingungen dieses Abkommens sind ganz

günstig. H

Ab . Bebel (Soz.): Südwest-Afrika ist infolge seiner klima- tischen Verhältnisse niht geeignet, deutschen Ansiedlern einen dauernden Aufenthalt zu gewähren. Troßdem werden immer höhere Zuschüsse verlangt. Der Abg. Graf Arnim hat {hon darauf aufmerksam ge- macht, daß die Verbindung nach der Hauptstadt von der Küste aus dur Anlegung einer Straße verbessert werden müsse. Es darf niht vergessen werden, daß das ganze Schuhßgebiet der Länge nah von Sandgürteln durchzogen wird, die die Anlegung ns, Sage sehr ershweren. enn Witbooi sich auch beruhigt at, so sind do nicht, wie diejenigen, die fortwährend über die Noth der Landwirth-

an seine Stelle neue Gegner getreten. Ich verstehe

1895.

schaft klagen, Kolonien mit aller Gewalt in die Es bringen wollen, die, wenn sie si entwickeln, der Landwirthschaft Konkurrenz machen würden. Alle Verbesserungen unserer Kolonien würden do nur den Engländern zu gute kommen. Es wäre besser, wenn wir die 1 700 000 A zu andern Zwecken im FInlande verwendeten.

Abg. Dr. Hammacher (nl: Das in den Schlußwendungen bekundete Interesse des Abg. Bebel für die deutsche Landwirth- schaft entstammt wohl nur dem Wunsche, die Kolonialpolitik zu bekämpien. Er geräth aber dabei in einen großen Wider- . spruh, indem er einerseits sagt, das Gebiet sei nichts werth, andererseits die deutshe Landwirthshaft mit den zu er- wartenden landwirthschaftlichen Produkten eben dieses „Landes shrecken will. Die Aussichten, welhe Südwest - Afrika ge- währt, liegen nicht nah der Richtung des Körnerbaues, sondern der Viehzucht. Es i} ein“ erhebliches deutsches Interesse, wenn Deutschland einmal die Wolle von jenseits des Meeres bezieht, sie niht aus Argentinien, sondern aus eigenen Kolonien zu beziehen. Daß dies mögli ift, dafür hat das Hermann’she Unternehmen den erfreulidhen Beweis geliefert. Die Schafherde Hermann's beziffert sih bereits auf über 3000 Stück und repräsentiert einen Werth von 150 000 « Man darf alfo einem fortschreitenden wirthshaftlihen Auf- s{chwung der südwestafrikanischen Kolonie entgegensehen, und wenn man, der Anregung der Deutsch-Südwestafrikanischen Gesellschaft folgend, Steuern einführt, fo ist nihcht daran zu denken, daß diese Kolonie in steigendem Maße Ausgaben verursachen wird, zumal nah ‘der Her- stellung friedliher Zustände die Aufrechterhaltung einer Schußtruppe in der jeßigen Stärke nicht erforderli sein wird. Nedner ist mit dem Abg. Grafen von Arnim der Meinung, E den englischen Gesellschaften Konzessionen eingeräumt seien, die edenken erregen müssen, und hofft, daß das Auswärtige Amt darauf hinwirken werde, daß die Vertheilung des Landes in einer den deutschen wirthschaftlichen Interessen entsprehenden Weise erfolge. L ;

Abg. Dr. Hasse (nl.) hebt dem Abg. Bebel gegenüber die. Bes deutung der Swakop-Bai als Hafenplay hervor; der Sandgürtel fet

erade für die Verbindung dieses Plaßes mit dem Landesinnern nicht hinderlich, Der Redner spricht für die Leistungen der Schußtruppe unter Major Leutwein seine Anerkennun aus, erklärt es aber für befremdlih und bedenklih, daß man Witbooi nicht unschädlich ge- macht habe. : i

- Bevollmächtigter zum Bundesrath, Direktor der Kolonial- Abtheilung im Auswärtigen Amt Dr. Kayser: Jch freue mich, daß der Abg. Hasse ich R l s unter Zustimmung des größten Theils des Hauses seine Anerkennung ausgedrückt hat für die Mann- schaften, welhe unter Major Leutwein unter außerordentlichen Strapazen und großer Ausdauer und Tapferkeit gefochten haben. Es ist richtig, daß eine Enttäushung über den Ausgang des Krieges mit Witbooi sich in Deutschland zeigt. Man war der Meinung, Witbooi würde vor ein Kriegsgericht gestellt und mit aller Strenge abgeurtheilt werden. Major Leutwein hat es anders gemacht, und es ift eigens thümlih, daß sein Verfahren von denjenigen Leuten, welche im Lande felbst leben : von den Missionaren und den Händlern, mit außer- ordentliher Befriedigung aufgenommen worden is. Es sind das Männer, welche durch Witbooi Jahre lang gelitten haben. Man ift in der Kolonie der Meinung, daß die Mäßigung, welche Major Leut- wein gezeigt hat, gute Früchte tragen wird, und daß Witbooi ebenso ein zuverlässiger freund sein wird, wie er bisher ein charakterfefter A gewesen i ist, daß er ein

äuber war, so

ist. Denn wenn es richtig ragte er doch über das Niveau . seiner Stainmesgenossen hinweg, und es ist immerhin begreiflich, s er, als die Deutschen im Lande die Herrschaft ergriffen, si gewehrt hat. Major Leutwein hat ihn im Besiße von Waffen gelassen, aber das ist nihts Anderes, als wenn in Europa ein Sieger, einer großmüthigen Regung des Herzens folgend, dem Feinde die Waffen läßt. Und es war in diesem Falle nothwendig, weil Witbooi nur durch die Jagd seinen Lebensunterhalt finden kann. Nach den vorliegenden Nachrichten hat Witbooi au bisher si vollständig loyal gezeigt. Daß das Verhalten des Majors Leutwein im Lande be iedigt hat, geht auch daraus hervor, daß ihm die Hereros in außerordentli freundlicher Weise entgegengekommen sind. ® Abg. Bebel (Soz.): Ich habe nur gesagt, daß bis heute die Kolonialpolitik nur sehr dürftige Erfolge erzielt hat, während die En bedeutend gewesen sind. Jeßt will man auch einen direkten Verkehr mit Südwest-Afrika. Wollen Sie die 900 000 (4, die das kosten würde, auch noch wegwerfen? Man will die Landwirthschaft in Südwest-Afrika heben. Bedenkt man denn nit, daß das eine neue Konkurrenz für die angeblih #o nothléidende deutsche Landwirthschaft sein würde? Mein Interesse für das Ge- deihen ber deutschen Landwirthschaft ist deshalb niht geringer, weil ih die Art nicht billige, in der die Herren von dort drüben für sie eintreten. Die Zukunftspläne, die bezüglih Südwest-Afrikas gemacht werden, fönnen für uns nur eine abshreckende Wirkung ausüben. ._ Abg. Graf von Arnim (Np.): Der Abg. Bebel hat das mög- liste gethan, um die Personen, die etwa geneigt sind, nah Deutsch- Südwestafriïa zu gehen, davon abzuschrecken. Daß er wirklich die Verhältnisse als so ganz aussihtslos beurtheilen sollté, kann ih eigentlich niht glauben. Er müßte doch, wenn er nur einigermaßen den Dingen gefolgt wäre, z. B. wissen, daß eine Schiffsverbindung zwischen "Swakop-Mündung unt Hamburg \chon besteht, welche nicht unwesentlihe Erträge abwirft und ohne Subventionen E im Aufblühen begriffen ist, sodaß wir nicht nöthig haben, der dunklen Prophezeiung des Abg. Bebel zu glauben, daß wir alles über die Kapkolonie vershiffen und dadurh dem Aus- lande die Vortheile des Aufblühens der Kolonie zuwenden müssen. Wenn der Abg. Bebel sagt, eine Eisenbahn könne dort niemals prosperieren, so bitte ich ihn, doch nur einen Blick auf die Städte von Süd-Afrika zu werfen und zu sehen, ob nicht hon nah Prâätoria und nach verschiedenen anderen Ort- schaften in Süd - Afrika Eisenbahnen gebaut sind. Es ift das eben das alte Lied: die Engländer können fo etwas untér- nehmen, wir nicht. Das gebe ih ja vollkommen zu, daß das Be- denken, welches ich yorhin dem Direktor der Kolonial-Abtheilung. - gegenüber geäußert habe, nicht geschwunden ist ; das Bedenken nämli, daß, wenn das Karaskoma-Syndikat innerhalb der ihm übertragenen 41 000 qkm eine Bahn baut, dieses der deutschen Auswanderung ?aum zu gute kommen dürfte, has ih in Bezug auf das Karaskoma- Syndikat so lange nicht beruhigt bin, bis wir nit sehr genaue gedruckte Daten vor uns haben, und ih erwarte. daß uns diese Daten bis zur prr T om über den Etat vorge- legt werden. Sehr eigenthümlih berührt es mih, wenn der Abg. Bebel erklärte, ein großes Interesse für das Blühen der deutschen Landwirthschaft zu haben. Cr schränkte allerdings dieses Interesse in- [ofen ein, als er sagte, die Art und Weise, wie wir von der Rechten sür die Landwirthschaft eintreten, habe niht seine Sympathie. Ia, ih bitte den Abg. Bebel wir werden uns heute nicht in agrarishe Debatten einlassen können —, uns seiner Zeit, wenn wir über die Agxarfrage sprechen, positive und praktische Vorschläge zu“ machen, wie der deutschen Landwirthschaft zu helfen ift. ir harren mit Spannung seines Programms, und wir Pete daß er dadur der Landwirthschaft einen großen Dienst eisten wird. Das hat allerdings der Abg. Bebel nit nadzuempfinden vermocht, da Mgen Auswanderer, die den Wunsch haben, in unsere - deutshen Gebiete auszuwandern, einem “sehr berehtigten Gefühle folgen. Darauf legen wir aber großen Werth, daß, wenn