1895 / 76 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Ma einen Ehrenpallash mit goldenem Griff. F dankte, auf das tiefste bewegt, mit folgenden Worten : Eure Majestät wollen gestatten, Ihnen meinen unterthänigften

Dank zu Füßen zu legen. S Bei iatrisde Stellung Eurer Majestät gegenüber gestattet

es mir nicht, Eurer Majestät meine Gefühle weiter auszu prechen. Ich danke Eurer Majestät!

Der Fürst bestieg sodann wieder den Wagen, der seitwärts Aufstellung nahm. Seine Majestät der. Kaiser kommandierten nunmehr die Parade, ritten auf den Wagen des Fürsten Bismarck zu und stellten Sich neben den Wagen. Der Fürst und der Kronprinz erhoben sich und blieben tehen, während die Truppen vorbeimarschierten. Zuerst defilierten die Kürasfiere, dann die Infanterie, dann die Husaren und zum Schluß die Artillerie. Der Fürst dankte shließlich Seiner Majestät nochmals, shüttelte und küßte dem Kaiser die Hände und fuhr dann in das Schloß zurück; Seine Majestät der Kaiser seßten Sich an die Spiße der Kürassiere, welhe die Ehrenwaché über- nahmen. Um 1/4 Uhr hatte der denkwürdige militärifche Aki sein Ende erreicht.

Das hierauf folgende Diner im Schlosse umfaßte 30 Ge- decke. Bei der Tafel brachten Seine Majestät der Kaiser auf den Fürsten Bismark einen Trinkspruch «aus, welcher von 91 Salutschüssen begleitet wurde, und überreichten dem Jubilar ein Petschaft vom Schreibtish Seiner Majestät des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. als Geschenk. Der Trinkspruh Seiner Majestät des Kaisers auf den Fürsten Bismarck lautete:

Der achtzigste Geburtstag Eurer Dur(hlauht fällt in das 95. Jahr des Bestehens unseres Reichs. Die Glückwünsche Meines Heeres, geweiht durch die Erinnerung an die gewaltigen Kämpfe, Fonnte Ih Ihnen soeben im Angesiht der Truppen aus- sprehen. Nicht an den großen . Staatsmann, sondern an den Offizier rihten sich heute Meine heißen Wünsche. Und da sind es drei Sprüche, die für den beutigen Tag von besonderer Bedeutung Mir erscheinen. Zum Ersten Eurer Durch- laut Konfirmationsspruch: „Was Ihr thut, thut Ihr dem Herrn und nicht den Menschen“, weist hin auf das unershütterlihe Gott- vertrauen, mit dem Eure Durchlaucht Ihre gewaltige Arbeit ausgeführt, und welches auch unser Heer niemals ver- leugnet hat. Der zweite Spruch: „Dennoh“ war der Ausspruch jenes tapferen Grafen Mansfeld, als er sich kühn, das Schwert in stablbewehrter Faust, dem übermächtigen Feind gegenüberstellte. Eure Durchlaucht haben denselben des öfteren wahr gemacht, zumal in jener Zeit s{chwerwiegender Entshlüsse für Meinen Hochseligen Herrn Großvater, als Sie Ihn mit stolzem Hinweis auf Sein Offizier- Forps an Sein Portepée erinnerten. Den dritten Spruch „Spectemur agendo“ \chrieb Mein englisches Dragoner - Regiment in s\tolzem Selbstbewußtsein auf seine Standarte, nachdem es, des Fein- des Viereck niederreitend, seine Feldzeihen erobert hatte. Dieses kann als Antwort gelten auf alles, was Gurer Durch- Ilauht Feinde und Neider fagen oder thun fönnen. Wir aber, die wir mit Freude Eure Durchlaucht als Kameraden und Standes- genossen bewundernd feiern, in bewegtem Danke gegen Gott, der Sie unter unserem glorreihen alten Kaiser so Herrlihes vollbringen ließ, stimmen ein in den Ruf, den alle Deutschen von der \hneebedeckten Alpe bis zu den Schären des Belt, wo die Brandung donnernd toft, aus glübendem Herzen ausrufen: Seine Durchlaucht der Fürst von

Bismarck, Herzog von Lauenburg, lebe hoh! Hurrah, hurrab, hurrah!

Fürst Bismarck erwiderte hierauf:

Erlauben Eure Majestät, daß ih meinen Dank in wenigen Worten zu Füßen lege. Eure Majestät haben appelliert an die Eigen- schaft des preußischen Offiziers, und ih kann in Anknüpfung daran uur bestätigen, was ih {hon vor zehn Jahren bei der Begrüßung der Generale in Berlin aussprach: Das Beste in mir und in meiner Lebensbethätigung is immer der preußische Offizier gewesen. Wäre ih der nicht gewesen, ih weiß nit, ob ih ‘ganz in die- selben richtigen Bahnen verfallen wäre. Aber der Landwehroffizier des 9. Regiments ist für mih der Wegweiser gewesen, der mi anno 48 von Hause aus in die rihtigen Bahnen geworfen hat, d. h. in die Bahnen der Anhänglichkeit an unser regierendes Haus, im Hinblick auf andere Länder, die diesen Vortheil eines regierenden Hauses über- haupt nit besaßen; kurz und gut, ih bin über 48 hinweggekommen mit einer intensiveren Anhänglichkeit an das Königliche Haus, als ih vielleiht in meiner agrarishen Unwissenheit vor 48 au nur gedacht Hätte: begeistert und hingebend. si : ; L

ch bin in der Richtur.g geblieben, solange meine Thätigkeit beansprucht wurde, und darin wurde ich überzeugt, daß außerhalb der dynastishen Anhänglichkeit in Deutschland überhaupt kein Heil ift. Wir brauchen bloß auf Frankreich zu schen; seitdém die Dynastie weg ist, wo soll der Sammelpunkt herkommen, für den Ralliement eblasen wird? Das ist immer streitig. Halten wir feft, was wir Sehen. Wir haben in Deutschland nit ein einheitlihes Kaiser- thum, aber unsere Fürsten uad regierenden Herren, die uns angestammt sind, und an denen schon die römischen Schriftsteller die Anhänglichkeit der Germanen in einer Weise gerühmt haben, die wir heute faum mehr verstehen. : 5 :

F brauche darauf für die belesenen Herren nicht näher einzu- gehen; aber in diesem Sinne darf ih Sie bitten, im Sinne der ger- manischen Anhänglichkeit an den Stammesfürsten, mit mir auf das Wobl unseres Gnädigen Herrn anzuftoßen. Seine Majestät der Kaiser und König lebe hoch!

Um 31/2 Uhr traten Seine Majestät der Kaiser in Be- gleitung Seiner Kaiserlichen Le des Kronprinzen, gleichwie auf dem Hinritt zum Paradefeld vom brausenden Jubel der Menge begrüßt, die Rückreise nah Berlin an. Als Seine Majestät den Wagen bereits bestiegen hatten, ershien Fürst Bismarck noch einmal zur Verabshiebung am Bahngleije. Kurz darauf fuhr der Zug O Â

Jhre Majestät die Kaiserin ließen dem Fürsten Bismarck durch Seine Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen ein herrlihes Rosenarrangement und einen Glückwuns{brie über-

reichen.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer d. Bl. wird eine Denkschrift, betreffend das Ergebniß der Verhand lungen des Staatsraths zu 11 der Vorlage „Maß- regeln zur Hebung des Getreidepreises “, veröffentlicht.

Unter den Einkommensteuerpflichtigen ift vielfach die Auffassung verbreitet, daß bei Bemessung der im § 91 Nr. 5 des Einkoinmensteuergesehes zugelassenen Abzüge für Ab nußung von Gebäuden die Anwendung eines höheren Satzes als ein halb vom D des Bauwerths durch allgemeine Vorschriften untersagt sei. Mit Bezug auf die

überreichten Hierbei dem Fürsten Bismar& e rsst Bismarck

hofe von Jhrer Königlichen

D 2

E eil der Anweisung vom T 391, usgabe) hat sich der Finanz-Minister daher veranlaßt g sehèn, in einer unter dem 14. d. M. ergangenen Verfügung an die Einkommensteuer -Berufungskommissionen darauf hin- zuweisen, daß eine derartige Auslegung weder dem Wortlaut noch der Absicht der oben angeführten Verfügungen entsprechen würde.

Jm Bezirk der Königlichen General-Kommission zu Münster i. W. wird am 1. April d. J. in ‘der Stadt Meschede eine Spezialkommission errihtet, mit deren Leitung der Spezialkommissar, Regierungs- Assessor Melchior, bisher zu Brilon, beauftragt ift. Vom gleichen Tage ab wird die Spezialkommission Il in Brilon aufgehoben.

Der stellvertretende kommandierende Admiral, Admiral Knorr hat sich in Begleitung des Chefs des Stabes des Ober-Kommandos der Marine, Kapitäns zur See Tirpiß zur Vornahme der FrdilalxGusplerungen nah Kiel und Wil- helmshaven begeben.

Der General-Lieutenant von Goßler, Kommandeur der Großherzogli Hessishen (25.) Divifion, ist mit kurzem Urlaub hier eingetroffen.

Der Regierungs - Affessor Dr. Dumrath in Stade ist vom 1. April cr. ab mit der kommissarishen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Stade beauftragt worden.

Nach telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kor- vetten-Kapitän Sarnow, am 24. März nah Formosa und S. M. S. „Iltis“, Kommandant Kapitän - Lieutenant Fngenohl, am 2. März von Tientsin nah Taku in See gegangen. i

Köln, 2. März. Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich traf, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, gestern Abend, von England kommend, hier ein und wurde auf dem Bahn- Hoheit der Prinzessin Viktoria zu Schaumbur'g- Lippe begrüßt. Später reiste Jhre Majestät mit der Prinzessin Viktoria nah Bonn und von da nah Schloß Rumpenheim weiter.

Kiel, 26. März. Die Panzerschiffe „Brandenburg“ und „Kurfürst Friedrih Wilhelm“ sind aus England, die Schulschiffe „Sto\ch“ und „Stein“ aus Westindien heute hier wieder eingetroffen.

Bayern. e

Die Beerdigung des am 24. d. M. verstorbenen Kultus- Ministers Dr. von Müller hat gestern Nachmittag 4!/2 Uhr unter großer Betheiligung des gesammten Ministeriums, der Staatswürdenträger, des Erzbischofs, der General- Superintendenten, der Geistlihen beider Konfessionen, der Mitglieder der Akademie, der Universitäts-Professoren, Mitglieder der beiden Kammern und der städtischen Kollegién stattgefunden. Seine Königliche Hoheit der E Regent war durch seinen Geners Oen, eneral- Major Freiherrn von Zoller, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen durh ihre Adjutanten vertreten. Der tan arer

- Nathmeyer hielt die Rede am Grabe, an welchem zahlreiche

Kränze unter Ansprachen niedergelegt wurden.

Mecklenburg-Strelitz.

Seine Königliche, Hoheit der Großherzog hat, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, am 22. d. M. sein - 50 jähriges Generaïs-Zubiläum und am 21. Januar d. J. sein 60 jähriges Offiziers-Jubiläum in aller Stille begangen.

Hefen.

Mit Genehmigung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs is, wie die „Darmst. Ztg.“ amtlih meldet, die Anordnung getroffen worden, daß am 1. April d. J., dem Tage, an dem der Fürst Bismarck das 80. Lebensjahr vollendet, alle staatlihen Dienstgebäude zu beflaggen sind und daß an diesem Tage der Unterricht in allen öffentlihen Schulen des Großherzogthums ausfällt.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Der Landtag hat in seiner gestrigen Sißung das Prä- sidium zur Beglückwünschung des Fürsten Bismarck mit allen gegen 2 Stimmen, die eines freisinnigen und eines sozialdemokratishen Abgeordneten, ermächtigt. Das neue Steuergeseß wurde dem Finanzausschuß überwiesen.

Lippe.

Die Beisehung Seiner Durchlaucht des Fürsten Woldemar hat gestern Nachmittag in Detmold statt- gefunden. Jn Vertrctung Setner Majestät des Kaisers war Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold erschienen. Der Feietluhkeit wohnten ferner bei: Seine Durch- laucht der Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe, Seine Durchlaucht der Erbprinz Reuß j. L.,' Seine Durchlaucht der Prinz Leopold Ju Schwarzburg-Sondershausen, Graf Bernhard zur- Lippe - Biesterfeld und Graf Friedrich Wilhelm zur Lippe-Biesterfeld, Sohn und Bruder des Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld. Die Betheiligung des Publikums eine überaus rege.

Oesterreich-Ungarn.

. Der Erzherzog Karl Ludwig hat sih, wie „W. T. B.“ berihtet, vor einigen Tagen erkältet und leidet an Jnfluenza und Hustenanfällen. Jn den lehten Tagen hat fich sein Be- en zwar gebessert, doch kann er noch nicht das Zimmer verlassen.

Das öôsterreihishe Abgeordnetenhaus erledigte gestern das erste Hauptstück über -die Steuerreform. ei der Lana über die Regierungsvorlage, betreffend die Verstaatlichung des Wiener Telephons, antwortete der Finanz-

diesen Gegenstand | ia batréfsen den gungen vom 7. Februar 1893 und 24. August 1 (Nr. 8 g gs zum- 1891 te

e-

_prôäfsidenten Tarnoczy angebli

E

j Minister Dr. von- Plener auf die Ausfü Ps geordneten Steinwender, der die Sn cen s _ Kassenbestände :

beantragt hatte, und legte dar, daß die ausgewiesenen Kassenbestände, deren Konzentration erwünscht sei, niht so frei verfügbar seien, als geglaubt werde. Der Minister bemerkte, daß entsprehende Maßregeln ins Werk gesezt worden und mit den Eisenbahnkassen begonnen sei. Die Heranziehung der Postsparkasse sei ein guter Gedanke und der erste Versuch, die- Postsparkasse wie eine kleine Staatsbank zu benußen. Das bestehende Gescy gestatte ein Darlehen niht, weshalb Theilschuldverschreibungen gewählt

werden müßten. Der Antrag Steinwender wurde abgelehnt

und das Gesez sodann in zweiter und dritter Lesung ange- nommen.

Im ungarischen Unterhause kam es gestern anläß- lich der Mittheilung des Neutraer Wahlergebnisses und des Verzichts des Staatssekretärs Latkoczy zu äußerst türmishen Scenen. Der Vertrauensmann der Volkspartei

bg. von Pazmandy schilderte" die von dem Wahl- ih verübten Mißbräuche, wobei die äußerste Linke stellenweise in entrüstete Zurufe gegen den auf der Galerie anwesenden Tarnoczy ausbrah und stürmisch dessen Hinausweisung forderte. Dem Präsidenten von Szilagyi gelang es nur s{hwer, den Tumult zu be- chwören und die Tumultuanten zur Respektierung der Oeffent- ichkeit der Verhandlungen zu bewegen. Tarnoczy mußte ih \schließlich von der Galerie zurückziehen. Nach dem Abg. von Aas theilten noch weitere Zeugen der Neutraer hl ihre Erfahrungen mit und forderten Ahndung für die erfolgte ots der Abgeordnetenimmunität, sowie energishes Vorgehen gegen den Wahlpräsidenten und die Organe der Verwaltung und Rechtspflege. Schließlih beantragte die äußerste Linke die Einseßung einer parlamentarischen Untersuhungskommission, worauf der Minister des Jnnern Perczel erklärte, die kom- petent& Verwaltungsbehörde habe bereits die Untersuhung an- geordnet. Die Debatte wird heute fortgeseßt werden.

Wahrscheinlih wird das Unterhaus noch in dieser Woche über das Nuntium des Oberhauses, betreffend dessen leßte Abstimmungen, verhandeln. Am Sonnabend nächster Woche E dann das Unterhaus seine leßte Sizung vor den Oster- erien ab, die bis zum 22. April dauern werden.

Unter dem Vorsiß des Minister - Präsidenten Barons Banffy fand gestern in Budapest cine Konferenz statt, die Uber die agrarsozialistishe Bewegung im Alföld berieth. Zunächst wurde an die Versammelten die Frage ge- richtet, was die Ursache des Umsichgreifens des Agrar- sozialismus sei. Die große Mehrheit der Anwesenden er- widerte, daß der Agrarsozialismus infolge der außerordent- lichen Agitation um sich greife. Nur zu fehr geringem Theil seien die shlechte Ernte und die medrigen Getreidepreise daran Lavas Als Beweis führten mehrere Redner an, daß Gutsbejißer aus entlegenen Gegenden Erntearbeiter kommen lassen müßten, da die einheimischen aufgewiegelten Arbeiter über- haupt nicht arbeiten wollten. Der Minister-Präsident Baron Ban ffy führte aus, daß die Regierung auf der Grundlage der von heroorragenden Fachmännern und einer Anzahl von Verwal- tungsbeamten der Komitate Cekes,Csanad undCsongrad geäußerten Ansichten umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen und namentlih Sorge dafür getragen habe, daß die seit einigen Jahren anläßlich des 1. Mai auftretende Bewegung ohne jede Störung - verlaufe und die öffentlihe Ordnung nicht Was vie Linderung des Nothstandes betreffe, o seien Mittel flüssig gemaht worden, damit zins- freie Darlehen gewährt würden. Die Regierung habe si ferner mit dem Kriegs-Ministerium ins Einvernehmen geseht, damit ein Theil des Bedarfs an Hausleinwand für Armee- zwecke unmittelbar von den Produzenten ohne die Dazwischen- kunft der Lieferanten gedeckt werde. Auch sonst werde die Negierung auf die Pflege und Unterstüßung der Hausindustrie bedacht n jedoh wünshe sie auch eine umfassende Aktion zur definitiven O der sozialistischen Bewegung einzuleiten. Zu diesem Behufe appelliere fic an die gesellschaftliche Unterstüßung der grundbesißzen- den . Klasse, deren hervorragendste Vertreter eben zur Theilnahme an dieser Berathung und zur Meinungs- äußerung eingeladen worden seien. Unzweifelhaft seien gewisse Uebelstände vorhanden, und namentlich die Forderung von gewissen außerordentlichen Lasten, die den kleinen Pächtern und Arbeitern auferlegt worden seien, habe zu der Erbitterung bei- getragen. Es sei wünschenswerth, {loß der Minister-Präsident, daß diese Mißbräuche auf gesellshaftlihem Wege ein- gedämmt würden und: der Arbeiterbevölkerung keine Veran- Qs geboten werde, sih über eine Ausbeutung zu beklagen. Es folgten dann verschiedene Aeußerungen der versammelten Mitglieder der Enquête, welche die Lage als sehr ernst darstellten: und die Ueberzeugung hervorriefen, daß die Agitation, falls sie niht mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt werde, leicht eine gefährlihe kommunistishe Bewegung hervorrufen könne.

Großbritannien und Frland,

Der Parlaments-Sekretär Six E. Grey theilte in der gestrigen Sihung des Unterhauses mit, die befestigte Station, die Frankrei in Siam zu errihten im Be riff stehe, befinde sich am linken oder östlihen Ufer des Mekong. in einiger Entfernung oberhalb der Stadt Luang Prabang.

Der ministerielle Kandidat für das Amt des Sprechers soll, wie gestern im Unterhause verlautete, Gully sein; die Kandidatur desselben soll morgen der Ge- nehmigung des Kabinets unterbreitet werden. Die Opposition wird dann Ridley als Kandidaten aufstellen.

Frankreich.

Im Senat tadelte gestern Buffet bei der Besprehung der Eisenbahnkonventionen den Bau unproduktiver Linien. Freycinet rehtfertigte das Programm der Eisen- bahnbauten, deren Mehrzahl ein strategisches Jnteresse habe. Das französishe Eisenbahnney sei weniger gut als das Deutschlands und Englands. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Dupuy-Dutémps erklärte, die Regierung werde,

ohne auch nur in U etwas das Eisenbahnprogramm auf"

au neuer Linien nur mit der größten

zugeben, mit dem i j opte die Staatsfinanzen nicht unvorsichtig

Umsicht vorgehen, um zu eng ; E :

us Buenos Aires ist in Paris die Nachricht eingetroffen, die Me Pera von Paraguay habe dem franzosischen Konsul das Exequatur entzogen, weil derselbe angebli. Ansiedler zur Auswanderung veranlaßt habe, ohne die von der Regierung gemachten Vorschüsse zurücfzuzahlen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Peters- burg ist Zankow gestern dort eingetroffen.

| Spanien. Wie einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge in Madrid verlautet, soll der General Gamir zum General- Gouverneur von Cuba ernannt werden.

Schweiz.

mStänderath trat gestern Sche rb- Thurgau (radikal) der Aniiinuna entgegen, daß die dig a L wohlerworbene Rechte verlege. Die Vorlage sei ein Protest egen gewisse Vorgänge und werde ihren Zweck erreichen. ah langer Diskussion beschloß der Ständerath mit 30 gegen 4 Stimmen, in die Berathung des Gesezentwurfs einzutreten. Der Nationalrath stimmte in namentliher Abstimmung mit 68 gegen 56 Stimmen dem Beshluß des Ständeraths

wegen Einführung des Zündholz-Monopols zu.

Belgien.

Die Repräsentantenkammer begann gestern die Berathung der Regierungsvorlage über das Kommunal- R ehlipitem. Der Minister - Präsident de Burlet seßte in einer längeren Rede die Nothwendigkeit der Vorlage aus- einander, durch welche die Zahl der Kommunalwähler ver- doppelt werde.

Numuänien.

Jn Anwesenheit der Königin, des Prinzen und der L lbe Ferdinand sowie des hohen Klerus und der ektoren und Professoren der Universität fand gestern in Bukarest die Einweihung der neuen Karol-Un1iversität durh den König statt. Der König hielt eine Rede, worin er seine Fürsorge für die Jugend zum Ausdruck brachte, von welcher er eits, daß sie die Wege betreten möge, die zu den höchsten Jnteressen, zur Entwickelung und zum Gedeihen des Vaterlandes führten. Die Worte des Königs wurden mit begeislertem Beifall aufgenommen.

Serbien.

Der König Alexander und der König Milan sind estern früh in Belgrad eingetroffen. Der Köni Alexander sprah dem „W. T. B.“ zufolge am Bahnho dem Minister-Präsidenten, sowie der gesammten Regierung seinen Dank für die musterhafte Aufrehthaltung der Ruhe und Ordnung im Lande während seiner Abwesenheit aus und Tei die Regierung seines Vertrauens und seiner Ge- wogenheit.

Schweden und Norwegen.

Der König und der Kronprinz sind gestern Abend von Stockholm nah Christiania abgereist.

Amerika.

Ein in New-York gene Telegramm aus avanna meldet, daß eine Abtheilung von 300 Mann egierungstruppen bei Havanna de Juruguana

500 Mann aufständisher Kavallerie geschlagen habe.

Pen Insurgenten seien Ge, eine große Anzahl der-

elben verwundet worden. uf der Seite der Regierungs-

igpen seien zwei Offiziere getödtet und zwei Mann ver- undet.

Eine Paras eitung bestätigt, daß von der Küsten- wache auf den britishen Dampfer „Laurestina“ ge- feuert worden sei, weil leßterer sih geweigert habe, r halten, als ihm der Befehl dazu ertheilt worden sei. in er Bericht sei über die Angelegenheit noch nicht erstattet worden.

Nach einer Meldung aus Havanna von heute ist daselbst ein Bataillon aus Spanien angékommen.

Asien.

Die „Russische Telegraphen-Agentur“ erfährt aus guter Quelle, Li-Hung-Tschang sei ermächtigt worden, außer einer Kriegsentschädigung, die durch die provisorische Occupierung der Gebiete garantiert werden solle, in denen sich gegenwärtig japanishe Truppen befänden, die Ab- tretung der Liu - tshu- Jnseln mit der Gruppe der Madjigo-Sita-, der Batan- und der Babuyan-Jnseln sowie Teiwan’s anzubieten. Li-Hung-Tshang habe ferner Anweisung, sih auf jeden Fall der Abtretung der Ha lb- insel Liautong zuwiderseßen und höchstens zuzuge}tehen, daß diese Halbinsel zu einem Pufferstaat zwischen dem un- abhängig zu erhaltenden Korea und China gemacht werde, aber mit der Bedingung; daß dieser Pufferstaat unter den Schuß der interessierten europäishen Mächte gestellt wecde.

Afrika.

Das „Reuter she Buregu“ meldet aus Akassa: Nach Meldungen vom mittleren Niger seien auf britishem Gebiete zwei starke französishe Expeditionen einge- iroffen; die eine unter Kapitän Decoeur habe ein Lager am Ostufer des Niger bei Bagibo im Rupelande aufgeshlagen, welhes Gebiet sih seit 1885 im Besiße er Niger-Company befinde; die andere Expedition unter dem Befehl des Gouverneurs von Dahomey Ballot befinde sih in Boussa, dessen Sultan dieses Gebiet im Jahre 1890 unter die britische Flagge gestellt habe. Es sei zu hoffen, A die französishe Regierung diésen Bruch des französisch - englijchen

kommens vom Jahre 1890 wieder beseitigen, die Expeditionen zurückrufen und so einen Zusammenstoß verhindern werde.

Anmnaate

Parlamentarische Nachrichten.

Die Scchlußberichte über die gestrigen Sißzungen des NeiGie 0a ent A Hauses der A g corinéten bs finden sich in der Zweiten Beilage.

Der Reichstag nahm in seiner heutigen (70.) Sigung, welher die Stagtaie retäre, Staats - Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall, Staatssekretär Dr. Graf von osadowsky und Staats - Minister von Köller beiwohnten, die Wahl des Präsidenten vor.

Es wurden 291 Stimmen abgegeben, darunter 105 un- beschriebene Zettel. 183 Stimmen fielen auf den bisherigen Vize-Präsidenten Freiherrn von Buol (Zentr.), je eine auf die D S reiherr von Da S je S L

er . Freiherr von Buol, der |omit gewa t; die Frage des während der Wahl den Vorsitz führenden Abg. Spahn

die folgende

Erklärung ab: Meine Ihre

Wahl mit Dank an; und zwar thue ih es der Ansicht ausgehend, daß, je schwieriger die e find, es um so mehr Pfliht des Einzelnen ift, seine, wenn auch s{chwachen Kräfte dem Dienste des Ganzen nit zu entziehen. Für mich is die Schwierigkeit um so größer, als der Mann, der vor mir den E eingenommen hat, eine lange Reihe von Jahren hindurch in ungewößnlihem Maße ungetheilte Anerkennung und Beliebtheit genossen hat. ch werde thun, was in meinen Kräften steht. Jch bitte alle Seiten des Hauses um freundliche Unter- stüßung und um Nachsicht.

Damit nahm Freiherr von Buol den Präsidentensiß ein.

_Jn die nunmehr eg gewordene Wahl eines Ersten Vize-Präsidenten trat das Haus, da si kein Widerspruch hiergegen erhob, sofort ein.

(Schluß des Blattes.)

Der heutigen (6.) Sißung des Herrenhauses wohnte der Justiz-Minister Schönstedt bei.

__ Der Präsident Fürst zu Stolberg-Wernigerode eee die Sißung mit der Mittheilung von dem Ableben der Mit- glieder des Hauses Freiherrn von Schorlemer-Alst und Geheimen Regierungs-Raths Bredt, zu deren Andenken si die Anwesenden von ihren Sißen erhoben. Neu eingetreten ist in das Haus Graf L LTEN von Carmer.

Der Präsident machte ferner Mittheilung von der Reise des Gesammtvorstandes nach Friedrihsruh zur Beglü- wünshung des Fürsten Bismarck und übermi ttelte dem Hause den Dank des Fürsten. -*

Der Geseßentwurf über die Abänderung von Bestimmungen des Ausführungsgeseßes zur deutshen Zivilprozeßordnung vom 24. Mär betreffend die Ausstellung gerichtiliher Erbbescheinigungen, wurde ohne Debatte genehmigt.

(Schluß des Blattes.)

In der heutigen (50.) Sißung des Hauses der Ab- ps ordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft Frei- err von E oen beiwohnte, wurde das Geseß über die Eingemeindung von Bockenheim in den Bezirk der Stadt Frankfurt a. M. ohne Debatte in dritter Berathung angenommen.

Bei der dritten Berathung der Sekundärbahn-Vor-

lage nahm das Wort

Abg. Christen (fr. kons): Ich beklage die mangelhafte Be- rücksihtigung der Provinz Hessen in der Vorlage. Wenn der Minister gesagt hat, daß man auf Grund der wirthshaftlihen Ver- hältnisse, troß der ungünstigen Finanzlage in diesem Entwurf über den Rahmen des vorjährigen Gesetzes hinausgegangen sei, fo ist dies für die Provinz Hessen, wo die Nothlage in besonderem Maße vor- handen ist, von feinem Nugyen gewesen. Die Eisenbahn- verwaltung hat \sich bisher niht entshließen können, eines der ältesten Bahnprojekte, welhes die Provinzen Hessen und Sachsen gleihmäßig berührt, aufzunehmen, angeblich aus dem Grunde, weil die Interessenten sich nicht ras genug einigen konnten. Es handelt sih um die Linie Shwebde— Womfried—Treffurt. Während der Minister bei Kanalbauten 10/6 Gewinn für genügend ecklärte, verlangt die Eisenbahnverwaltung bei dem Ausbau von Bahnen eine Verzinsung in ganz bedenklicher Höhe. Wenn diese Anforderungen ein Privatmann an einen anderen stellen würde, so würde das in \{ärfster Weise abfällig kritisiert werden. Man darf nicht nah einem allgemeinen Schema- vorgehen. - Das alte Schema entspricht nit mehr den wirthshaftlihen Verhältnissen, es muß einer Revision unterworfen werden. Jh verlange nicht, daß die Eisenbahnverwaltung hierbei Schaden erleiden sol. Ih wünsche nur, daß die Eisenbahn- verwaltung dem jüngst hier ausgesprochenen Grundsatze folge: ein eres gedeißlihes Zusammenwirken von Staat und Kommunen zu erstreben.

* Vom Ministertisch wurde erwidert, der Minister sei leider nicht anwesend. Es müsse dem Abgeordneten anheim gegeben werden, seine Beschwerden zur Kenntniß des Ministers zu bringen. Alle Punkte, die zu Beschwerden Anlaß gäben, würden sachlich und gründlich ge- prüft werden. /

Abg. Bock (kons.) bat um eine Linie Fennstedt—Straußberg, deren Rentabilität als sicher angesehen werden könne.

Abg. Kullak (kons.) wünschte eine Eisenbahnlinie Lyck— Johannesburg. |

Abg. Zimmermann (fr. kons.): Eine Umwandlung der Bergs- werksbahn von Biebrih nach Gelnhausen im Bieberthale in eine Bahn, die auch geeignet i, dem öffentlihen Verkehr zu dienen, ist unbedingt nothwendig. Erst heute Morgen ist mir eine Petition der betheiligten Kreise zugegangen, die jedenfals auch dem hohen Hause vorliegt. Der Kreis hat sich auch bereit erklärt, einen niht unerheblihen Theil der Baukosten beizusteuern. Die Angelegenheit liegt zur Zeit dem Minister zur Entscheidung vor. Da das Zustandekommen des Pro- jekts erheblich im öffentlihen Interesse liegt, hoffe ih, daß _ der Mi- nister ihm das weiteste Entgegenkommen zu theil werden lassen wird. - Abg. de Witt (Ztr.) fragte an, ob die Regierung nicht mehr an den Ausbau der Strecke Köln—Cassel, die son in den sechziger Jahren in Aussicht genommen gewesen sei, denke. Wenigstens aber möge die Regierung die Theilstrecke Bergish-Gladbah—Wipperfürth ausbauen, die für das oberbergishe Land mit seiner entwidckelten In- dustrie von großer Bedeutung sei. Eine Lokalkommission habe die nöthigen Vorarbeiten {on hergestellt.

(Schluß des Blattes.)

Herren, ich nehme

Nr. 12 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts*“ vom 20. März hat folgenden Inhalt : Perfonal- Nachricht. Arbeiten a. d. Kaiserlihen Gesundheitsamt, X1. Bd,,

f 2. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volks- ankheiten. Zeitweilige Maßregeln “gegen Cholera 2c. Aus dem Jahresbericht des Gesundheitsamts der Stadt New-York, 1892. Snfluenza und Impfwesen auf den Fiji-Jnseln, 1892. Geseß- ebung u. f. w. (Preußen. Berlin.) üllabfuhr.. (Sachsen- einingen.) Kindbettfieber. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Hebammen- ordnung. (Schaumburg-Lippe.) Cholera und Brehdurchfall. (Großbritannien.) Schweinefieber. (Belgien.) Schlahtfleish- Transport. Tödtung verdähtiger Thiere. Phos- phorhaltige Streihhölzer. regen, Vieheinfuhr. Gang der Thierseuhen in Frankreih, 3. Vierteljahr. Zeit- i Schweiz, Dänemark.

eu weilige Maßregei gegen 2 Schweden.) Verhandlungen von geseygebenden Körperschaften Vereinen, Kongressen u. st. w. (Deutscher Laudwirthschaftsrat 2c.) Tuberkulose des Mindviehs. VIII. internationaler Kongreß für Hygiene und Demographie zu Budapest. (Shluß.) Vermischtes. (Pren en.) Oeffentlihe Schlachthäuser, 1893/ Thierseuchen, (Schweiz. Kanton Bern.) Nahrungsmittelfälschungen. (Belgien.) Staatslaboratorium zu Lüttich, 1893. Oesterreichische Krankenhäuser, 1893. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen, Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Sre Desgl. in“ deutschen Stadt- und Landbezirken. erung.

(Bayern.)

1879,

Statistik und Volkswirthschafx.

andelsverkehr des deutschen Zollgebiets D im Februar 1895.

Das vom Kaiserlichen Statistishen Amt herausgegebene Februar-

heft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets“ s{chließt mit einer Einfuhr von 15 543 768 (100) kg im Monat Februar 1895 gegen 18 432373 (ao kg des gleihen Monats im Vorjahre, also um 2 888 605 100) kg weniger ab. Die Gesammt-Einfuhr für die beiden ab- elaufenen Monate des Jahres 1895 beziffert sich auf 36 771 587 100) kg gegen 40587 084 (100) kg des gleichen Zeitraums im Vor- jahre, also um 3 815 497 (100) kg weniger.

Die Ausfuhr érgab im Februar 1895 eine Menge von 14 639 285 (100) kg gegen 15 948 200 (100) kg des gleiden Vorjahr- monatis, also um 1308915 (100) kg weniger und die esa Ausfuhr der beiden abgelaufenen Monate des Jahres 1895 beziffert fih auf 32 232 639 (100) kg gegen 32 371 310 (100) kg der Vorjahr- monate, also um 138 671 (100) kg weniger.

Die geringere Einfuhr, welhe hauptsächlich Getreide und land- wirthschaftlihe Erzeugnisse, Erze, Steine, Steinkohlen, Wein, Chile- salpeter betrifft, sowie die lediglich im Februar erheblich zurüdck- ge angene Ausfuhr in Droguen, wie z. B. Chlorkalium, Kalifalpeter,

bilesalpéter, an Erden und Erzen (wie Zinkerzen, Zement), ferner an Salz, Zucker dürfte mit der im vergangenen Monat infolge des Frostwetters eingetretenen Sperre der Seeschiffahrt zusammenhängen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Sagan haben, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, zwei- bundert Arbeiter der Saganer Wollspinnerei am Montag wegen Dag g die Arbeit niedergelegt.

Aus Lüttich wird feinfelben Blatt über den Ausstand der belgishen Grubenarbeiter geschrieben: Der Bergarbeiterbund beschloß die Fortseßung des Ausstandes und fordert die Arbeiter in Seraing, Charleroi und Mons zur Theilnahme rir Die sozialistischen Führer haben die Macht über die Ausständigen verloren. Die Truppen in Lüttich und zwei Regimenter Lanciers in Brügge sind unter Waffen. Die Belegshaften der Zechen Espérance, Bonne Fortune, Feentes Beaujour, Lahaye, Saint Nicolas, Aumonier, Sainte

arguerite, Banneux stehen ganz, Gosson größtentheils aus, zu- fammen über 3000 Arbeiter. Der E Tag ist ruhig verlaufen.

Aus Charleroi meldet ,W. T. B.*, es bestätige sih, daß der allgemeine Glasarbeiterausstand infolge erfolgter Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern werde vermieden werden. (Vgl. Nr. (83..d: Bl)

In Verviers haben auch die Arbeiter der Tuchfabrik Garot gestern die Arbeit eingestellt. Die vereinigten Tuchfabrikanten beschlossen, die Aufträge der Firma Simonis (vergl. Nr. 68 d. Bl.) in ihren Fabriken auszuführen und bei Weigerung rve Weber heute alle Betriebe einzustellen.

__ In Gent haben nach einem Telegramm der „N. Pr. Ztg. \sämmtlihe Arbeitervereine mit 30000 Mitgliedern bes{lossen, am 1. April den allgemeinen Ausstand zu beginnen.

Aus Philadelphia wird der Londoner „Times" berichtet, den fürzlih in New-York angekommenen Diamantschleifern werde die Landung gestattet werden, wenn sie Bürgschaft dafür \tellen, daß fie nit der Oeffentlichkeit zur Last fallen würden. (Vgl. Nr. 74 d. Bl.)

Laud- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Serbien.

Infolge des in leßter Zeit eingetretenen warmen Wetters ist der Schnee fast ganz geschwunden. Die Saaten haben gut überwintert.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungss Maßregeln.

Der Gesundheitszustand in B erlin war auch in der Woche vom 10. bis 16. März kein günstiger; die Sterblichkeit blieb eine mäßig hohe und war nur ein wenig geringer als in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern ftarben, aus Jahr berechnet, 22,3, gegen 22,8 der E: Unter den ME An I En waren es noch immer akute Entzündungen der thmungsorgane, die in großer Zahl zum Tode führten. Auch Erkrankungen an Grippe wurden noch sehr zahlrei beobahtet und 72 Todesfälle infolge von Gripye mitgetheilt. In der Vorwoche erlagen der Grippe 74 Personen, die Epidemie scheint darnach den Höhepunkt bereits erreiht zu haben. Zumeist waren es auch in dieser Woche Personen in höheren Alters\tufen, die der Grippe erlagen. Dagegen haben akute Darm- krantheiten abgenommen und seltener zum Tode geführt. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine kleinere als in der Vorwoe: pon je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 54 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern, Scharlah und Diphtherie seltener zur Anzeige gebracht, und zwar zeigten sich Masern zumeist in der Friedrihstadt und Schöneberger Vorstadt, während Erkrankungen an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, der Rofenthaler Vorstadt und dem Wedding am häufigsten zur Meldung kamen. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben felten. An Kind- bettfieber wurden 4 Erkrankungen bekannt. Eine tödtlich verlaufende Erkrankung an Genickstarre kam zum Bericht. NRosenartige Entzün- dungen des Zellgewebes der Haut wurden weniger zur Bebändiung gebracht. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 8 Fällen tödtlich) endeten, wurden seltener beobachtet; auch rheumatishe Beschwerden aller Art kamen erheblih seltener zur Behandlung.

Handel und Gewerbe,

Die spanische amtlihe „Gaceta“ vom 15. d. M. veröffentliht ein Königliches Dekret vom 12. d. M., wonach :

1) die Exportzölle auf silberhaltige O und I vom nächsten 1. April ab ug d bis Ende des laufenden Etatsjahres (also bis Ende Juni d. J.) auf- gehoben werden, und

2) angeordnet wird, S Le des gleichen Zeitraums die mittels Geseßes vom 5. August 1893 gerte Steuer auf Pulver und Sprengstoffe nah folgenden Säßen zu erheben sei: ordinäres Sprengpulver: 10 Centimos pro kg, explosive Mischstoffe aller Arten: 30 Centimos pro kg.

Tägliche Wagengestellung für Ko len und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 25, d. M. (katholisher Feiertag) gestellt 2858, nicht rechtzeitig geftellt keine Wagen; am 26. d. M. sind gestellt 10 938, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen.

Verkehrs-Anstalten. S

In der Naht vom 27. zum 28, d. M. werden die Nacht - \chnellzüge 72 und 73 auf der Strecke Neustreliß —Warne- Be Wer Myuen. Mrz. (V. & B). Îufálge Da @

romberg, 26. Marz. Í .) Infolge Dammrutschun ist der Güterverkehr auf der Strede Garnsee-Lessen seit 2%. d. M. unterbrochen. Der Personenverkêhr wird durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten. Die -Verkehrs\törung wird vor- quilgztlich bis 28. d. M. beseitigt sen

resden, 26. März. I, D walfer wurde der At f an den Elbquais zu Dréebden und Riesa ein- gestellt.