1895 / 78 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Mar 1895 18:00:01 GMT) scan diff

lihe Empfang, : der ihnen. beim Erscheinen bereitet wurde. Die en Fung war dieselbe wie im. vorigen Jahre: I. Ten - Eduárd Thomas, Il. Tenor und Leiter: Professor Carl ) err Ferdinand Hörbeder, 11. Baß: Herr Eugen Weiß; ebenso waren die Dorn. cute lih heiteren machte ein -satirisWen Inhalt hin- R folgten zwei v. U

del, I. Baß:

Geénres. Den vielversprehenden - Aúfan

Eduatd Kremser mit dem den humoristif reichend Lena nenden Titel „Fin de siècle“. steirishe Volkslieder (komponiert von Blüme dié Konzertgeber ihre Kunst im treffend

nüancierten a cappella-Gesang äußerst wirküngsvoll ‘entfalteten. war in seiner Art ein

Au das „Balläderl vom Ritterl“

\tuck packend humoristishen Vortrags. Große

Mies ramims, unter denen nur genannt seien : aftliche Studie über den Winterrock,

der höchst draftisch wirkende, “Professor Udel selbst erfreute die

trefflichen Wiener Gästen

waren, und mehrere Male sahen sie fich veranlaßt,

da capo-Wünschen nahzugeben; auch zu einer Zugabe

verstehen, da das Publikum nicht von den Pläßen weichen wollte. Am

Sonntag findet die zweite Soirée statt. Das vorgestrige zweite Konzert des Karlsruher

Eduard Reuß im Saal Bechstein brachte, wie das erste, nur

Koöinpositionen von Beethoven. Der Konzertgeber, der spteler ersten Ranges ist, hatte fih diesmal noch höhe Fi denn es befanden fi ehr \{wierigen C-moll-Variationen, große Sonate in C-moll, op. 111: ne

Veberwindung aller technischen Schwierigkeiten und Ausdrucksweise ohne längere Pause vortrug. folgte nah jeder Sonate.

Kompositionen,

An demselben Tage gab der Pianist Max S@ch{warz, des Raff-Konservatoriums in Frankfurt a. M., im Saal der Sing-

Akademie seinen zweiten Klavier-Abend. Das

Merke von Brahms, Bach, Mozart, Schubert, Mendelsfohn, S{umann, Chopin und Liszt, unter denen Mendelsfohn's Fis-moll-Gapriccio, Chopin’'s Polonaise in Fis-moll und Terzen-Etüde, sowie Liszt’s

ungarishe Rbapsodie Nr. 6 feine außerordentliche glänzendsten Licht ersdeinen ließen. Publikum spendete reichlihe Beifallsbezeugungen, Gestern gab in der Sing-Akademie die ncch Pianistin Marie Mildred Marsh aus Amerika dem von Herrn Professor Klindworth geleiteten \chen Orchester. ] 1 diesem Abend zum ersten Mal auftrat, spielte drei der \{

konzerte neuerer Komponisten: das G-moll-Ronzert von St. Saëns, ein zweites von Friß Kauffmann und zum Schluß das Liszt’sche Die eminente technishe Fertigkeit mit der sie alle sowie die E helebte Art des Vor-

Es-dur-Konzert. Schwierigkeiten besiegte, i ? trags setzten die zahlreih ershienenen Zuhörer in E ihren Leistungen ein fast endloser Applaus folgte. interessant, die Künstlerin auch einmal in Solo Orchester hören zu können.

Im Königlihen Opernhaufe ann morgen (

er Weingartner?s Leitung Elisabeth: Fräulein olfram: Hecr Bulß, Landgraf :

findet morgen die

Wagners „Tannhäuser“ unter Kapellmeifs zur Aufführung. S ras Sylva, Hiedler, Venus: Frau Pierfon,

Hr. Stammer.) :

Im Königlihen Schauspielhause sechste Aufführung von Fr. Grillparzer's Trauerspiel, , Glü und Ende“ mit Herrn Matkowsky in der Die übrigen Hauptrollen sind wie E beseßt: burg: Herr Ludwig, Fr. Zollern: Herr Nesper, dessen Sohn: Herr Purschian, Benesch: Herr : Molenar, Zawisch: Herr Keßler,

rau Kahle, Kunigunde von Masovien: Frau von Hochenburger.

Der Gast des Lessing - Theaters, Herr Friedrich Haase hat

Kch auf vielfahen Wunsch bereit erflärt, Carl Gu

„Der Königslieutnant“ in Verbindung mit dem, einaktigen Genrebild Eine Partie Piquet*, unter Abänderung des bisherigen Spielplans,

fesselten die Sänger aber auch mik den anderen Nummern des die naturwissen- die pensionsmütterliche- Verbesserung der Goethe’shen Ballade vom „König in Thule“ mit potpourriartiger Verwendung der verschiedensten Melodien in Musik gesetzte „telegraphische Kursbericht“. r uhsrer noch dur zwei zwer{h- ellerschütternde Solo-Vorträge, deren einer den, Welts{hmerz“ persifflierte, während der andere die enfants terribles zum Gegenstand hatte. Den fehlte es für ihre erbeiternden Vorträge nit an dem verdienten Beifall, dem fogar Lorbeerkränze beigefügt

unter den Werken des Meisters z. die Phantasie op. 77 und die

t drei anderen Sonaten op. 31 Nr. 3, op. 53 und op. 26 mit Verdienter Beifall

Das sehr zahlreih ‘erschienene

Die außerordentlih begabte Künltlerin, welche an ereiht. Durch ti zu erwarten, bei dem die inzwishen gemachten

auf technishem Gebiet, die a theil auch in erböhter Fürsorge für en, zur Geltung kommen werden. Der zweite Theil des Vortrags handelte von den L f D im Harz zwischen Blankenburg - 2 und Tanne zur Ausführung gelangt ift, .und {loß mit den neuesten fühnen Plänen für eine Bahn auf die „Jungfrau*. Der wird morgen Abend in der Urania u eam wiederholt und tritt an die Stélle des angekündigten dekorativen Vortrags „Zwei Amerikafahrten“. Letzterer wird mit der nächsten Woche definitiv vom Nepertoire der Moabiter Urania verschwinden, um eventuell erft in dem neuen Ge- bäude in der Taubenstraße wieder zu erscheinen.

Der s\tets zum Ostertermin erscheinende B erliner Adreß -Buch“ (Verlag von W. u. S. Löwenthal in bekannten Form und Ausstattung vor. Der des Nachschlagebuhs die inzwischen ohnungswedsel 2c. eingetretenen Veränderungen und die sonst Rudolf von Habs- rndt, der alte Merenberg: Herr

Margarethe von Oesterreich : Fräulein Poppe, Bertha:

Ténor:

ausdehnen wird.

Im N uartett von Friedri) .Mitterrou Stüdcke mit. Der Vorverk; denen. | der Kasse des Theaters statt. charakteristisch.-

Meister- | am Sonnabend, Sonntag und

Heiterkeit ent- abend (in der Schchumann?’s Fafchings

und | spielen.

Die Hosfpianistin Baltimore ist von dem

L ihm zu seinem

den stürmischen

mußten sie sich

Pianisten Herrn

ein Beethoven- re n uge ge- . die 32

die der Spieler

tief eingehender é Hochgebirgsbahnen, das Interesse der Besucher nahm.

Direktor * | der Redner selbst bei

Programm bot

Bild aus fein Thema in

seinen

werthe f zwei

Virtuosität im legte fehr jugendlihe ein Konzert mit hilharmoni- : Der gleihe Erfolg ist

wersten Klavier- das Wohl der Arbeiter beste

wie eine solche z. B. au rstaunen, sodaß Es wäre fehr vorträgen ohne

Richard

Berlin) liegt in der Nachtrag bringt für alle Theile

dur 5 nöthig gewordenen Ergänzungen.

König Ottokar?s Titelrolle statt.

Kahle, Milota :

tung eines

kow?’s Lustspiel

nit nur ain Sonn -fo dern- «am Sonntag zu „. Die A olge 006 Künsilers aben Seine abermalige Varl gerun eines Gastspiels veranlaßt, ‘das sich nunmehr bis

euen Theater wird am Donnerstag, rzer ein auf fechs 2? en: Der Künstler bringt für sein Auftreten k eg

auf zu diesem Gastspiel findet täglih an

Von Adolph L'Arronge's neueftem dramatischen Werk- „Pastor Brose“ finden die ersten drei Aufführungen im Deuts Montag statt. i N Fosef Hofmann veranstaltet am 2, April seinen dritten Klävier- Singa kademie). i wank, A. Rubinstein's Variationen, op. 88, Chopin’s Phantasie in F-moll und eine

Frau Dory Butmeister-Petersen aus Fürften Bismarck D dem neuen Flügel, welchen dié Frs Steinway and Sons in

80. Geburtstage chlosse zu Friedrihsruh zu konzertieren.

Manuigfaltiges.

Die Stadtverordneten-Versammlung hat Etatsberathung zu Ende geführt. ( i fommensteuer wurde, wie: die „Nat.-Ztg.“ berihtets mit 96 9/9 des Steuersolls, die Gemeinde-Grundst i 144 0/0 des Steuersolls festgeseßt. Der Etat für 1895/96 balanziert mit 90 386 3659

In dem naturwissenschaftlihen Theater der Urania, wo dem Publikum die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forshung und der mit dieser zusammenhängenden tehnischen Entwickelung in Wort und Bild vorgeführt werden, Hielt Herr Profesor Dr. Karl Koppe am Dienstag einen Vortrag über „Die g vornehmli in - hohem Grade Der Vortrag wirkte um fo lebhafter und anschaulicher, als dem Bau der St. Gotthardbahn, des durch Genialität der Erfindung und durh die zu überwindenden tehnishen Schwierigkeiten hervorragenbsten Werkes, das der Vortrag behandelte, die Vermessungsarbeiten für den großen Tunnel geleitet hat. Der Vortragende fand so Gele enbeit, manches bemerkens- Erlebnissen

Abtheilungen dem ersten Theile feines Vortrags von den Normalbahnen mit durh- gebendem Verkehr, insbesondere von der Gotthardbahn, die allgemein, au von den in diesem Fach kompetenten schweizer ein Meifterwerk bezeichnet wird, das der deutschen Baukunst zur Ehre

euer und die Gewerbesteuer mit

Die Redaktion der hier erscheinenden Monatsschrift „Deutscher Buch- und Steindrucker“ (W. Dennewißstr. 19, Herausgeber: E Morgenstern) veröffentlicht în ihrer Nr. 5 ( Gutenberg-Fust-Schhöffer-Denkmals in Berlin. Es wird damit beabsichtigt, A eine Diskussion über diesen Ge- danken anzuregen, und alle der Zeit Zuschriften sollen auszug8weise bekannt gegeben werden.

g | thäti rz vor Ostern | G lokal den 4. April, Abende berehnetes- Gastspiel neue

t mittelung von en durchwe

chen Theater

Der Künstler wird u. a.

eibe eigener Kompositionen eingeladen worden, auf

Neéw- geschenkt hat, im Mai im

Thiergarten.

gestern die Die Gemeinde - Ein-

esammte Stadthaushalts- Thorn, roßartigsten Alpen- und

Schweiz“, der ‘in Anspru

der

der Häuser

darzulegen. Er zer-

und sprach in städten.

ngenieuren als Ing Wasser.

Simplon-

geplanten Forts. ritte

von dem

Nachmittag übeland

Vortrag

_„Invalidendank*, Verein Förderung deutsher“ In , hat

f den Linden 24 I verlegt. Zur sich der „Invalidendank“ in |

SFnseraten für sämmtliche I]. Abtheilung den alleinigen V alle Privat-Theater, Zirkus 2c. 9 bis 4 Uhr, Sonntags bis 2 Uhr, daselbst zu haben.

Im Zoolog troffen, um die vorausgeseßt von je Promenaden am See wie die Terra gelbem Kies bedeckt, u der frishen Luft ein. bezw. im großen Saa

Jahren die Hälft folgt in diesem F am Kurfürstendamm,

Natan, 29: gestiegen, daß der Ober-Bür mit nicht zu Vorsichtsmaßregeln aufforderte, der Häuser nicht gefährdet würden. 6,50 m; heute Morgens 8 Uhr betrug er 7 m. t. Zahlreiche Keller stehen unter Wasser. Das et 4,95 m. Das Waser steigt se und steht bereits in den Vor- Auch von dem Oberrhein und- In Worms sind

bereits überschwemm Wasser steigt noch. Trier meld daselbst in besorgnißerregender Wei Es herrscht Regenwetter.

der Mosel wird weiteres Steigen gemeldet.

Koblenz, 29. März. und ist bereits über den Lagerschuppen, anlagen find im oberen Theil nicht mehr passerbar. Denkmal - Baukommission für lm- Denkmal am Deutschen Eck, welches bereits ) Wasser steht, zu einer Berathung- zusammen, ob und wie weit das Wasser dem Denkmal {haden kann.

tritt: die Kaiser Wilhe vollständig unter

vali

besorgt.

\chen Garten werden älle -Vorkehrun onntags-Konzerte andauernd milde W

eutiten Tage jn

von dem aale Mark t entale BIN na Herbei seiner Mittel

nter

haffung seiner i

er I. Abba mit- E Zeitungen, während. die orverkauf für die Königlichen Theater e Billets find tägli voa

en ge- tterung t ab im Freien ftattfinden zu lassen, Die ) ffen vor dem Restaurant sind mit nd Tische und Stühle laden zum Aufenthalt in Am nächsten Sonntag konzertiert im Garten t l, das Musikkorps der Eisenbahn - Brigade in Uniform. Der Eintrittspreis beträgt 90 ,

für Kinder unter e. Die Ausgabe der neuen Res A onlémee L

röhjahr an allen drei Schalterkassen des Gartens,

Der Sans Der Ober - Präsident ,

März.

ohwasserfreien

am Bahnhof Zoologischer Garten und- am

Ueber Hohwaffer und Eisgang find heute die nachftehenden

Meldungen eingegangen:

_Dirschau, 29. März. zwischen Barendt, Dirschau und Gerdin auf einer Eisf\topfung entstanden. Im Laufe des Tages h gelöst, und es ist flotter Eisgang eingetreten. von 3,30 m auf 5,44 m gestiegen. : 28. März. bisher aber normal verlaufen. Minister Dr. von Goßler hatte gestern Nad lauf abgewartet und ist heute Vormittag abgere: betrug ‘heute Mittag 4,08 m. Von der russi wird weiteres Steigen des Wassers gemeldet. Die Hochwassergefahr if derartig ermeister Dr. Becker gestern die Befißer | Entwässerungsleitungen damit namentlich die. Fundamente

Der Pegel war- gestern Abend Deér Zollhafen ift

Nach starkem Eisgang ist heute früh Länge von 15 km at sih die Stopfun Der Wasserstand if

ist hier ein starker, L Staats- mittag den Ver- Der Wasserstand he-galizischen Grenze

i Werftbauten stehen unter

die Rheinufer überschwemmt; die neuen

Der Rhein steigt stündlih um 3 cm Das Wasser steht bei Die Rhein- Morgen

die Ufer getreten. welche geräumt werden müssen.

das

e„Nacchtrag zum

Wash

einen Aufruf zur Errich-

rift in dieser Sache zugehenden

chiffe haben Befehl erh fields zu gehen, wahrf des von England an amerikanishen Jnteressen zu wahren. New-Yor Telegramm von Kommandant des Kreuzers, der auf die „, hatte, seines Kommandos enthoben worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

29. März. (W: T. B.)

ington, 29. März. (W. T. B.) Zwei Kriegs alten, nah Greytown- und Blue- einlih zu dem Zweck, in Anbeirawt icaragua gestellten Ultimatums die

Nach einem

k Santiago de Cuba ist Lieutenant Ybarra,

Beilage.)

Alliance“ gefeuert

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Adolph Ernst-Theatér.Sonnabend: Madame Suzette. Vaudeville-Posse in 3 Akten von Ordonneau.

Wetterbericht vom 29. März 8 Uhr Morgens.

us R.

5°C, = 40

Stationen. Wind.

Bar. auf 0Gr.

u. d. Meeres\p

red. in Millim. Temperatur in 9 Celsi

Belmullet . Aberdeen . . Chriftiansund Kopenhagen . Stockholm . randa . t. Petersbg. Mosfau . . Cork, Queens- T . . . |: (45 Gherbourg . | 742 Met... | 490 E A T6 mburg . . | 744 winemünde | 745 Neufahrwafser| 747 Memel 750 6 l 06 ünster. .. | 743 (beiter Karlsruhe . . | 749 5Regen!) Wiesbaden . | 747 2\wolfig München .. | 751 | 1\wolkig Ghemnig .. | 748 2 wolkig Berlin... . | 746 4¡wollfig Wien .. « è | 749 3|NRegen Bréslau . . . |_748 2\Regen 751 7lhalb bed. 752 2 wolkig 750 1¡Regen

1) Nachts- Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Das hbarometrishe Minimum, welches gestern über der Frishen See lag, ist ostwärts nah der Nordsee fortgeschritten, über der Irishen See Nord- urm, am Kanal starke Wefstwinde verursachend. Am böchsten ift der Luftdruck über Nordost-Europa. In Deutschland ift bei meist shwachen, vorwiegend südweftlihen Winden, das Wetter mild und meist trübe,

pi bi O 1 A 0 D

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J M M i M D N N V r f D N S E

bd b Do © 90/00

Regenfälle statt. Fortdauer der milden, feuhten Witterung wahrscheinlih. Deuts che Seewarte.

Gi É T E H E E E E E M N LTE E I EE Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Sonnabend: Opern- haus. 80. Vorstellung. Tannhäuser und der ARNNTOIE auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 86. SatibAutg, König Ottokars Glü und Ende. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. In- Scene gesebßt vom Ober- Regisseur Max Grube. Dekorative inrihtung vom Ober-Inspektor Brandt. Anfang 7# Uhr. /

Sountag: Opernhaus. 81, Eorsieinne, Die lustigen Weiber von Windsor, Komish- phantastishe Oper in 3 Akten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosfenthal, nah Shakespeare?s gleihnamigem Lusispiele. Tanz: von Emil Graeb, Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 87. Vorftellung. Die Welt, in der man fich langweilt. Lustspiel in 3 Aufzügen von Edouard Pailleron, ülejcot von Emerih von Bukovics. (Suzanne: Fräulein : Bertha usner, vom deutshen Volkstheater in Wien, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Deuisches Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Pastor Brose von Adolph L’Arronge. Anfang 74 Uhr.

Sonnt 21 Uhr: Weh dem, der lügt! 7x Ubr: Pastor Brofe.

Montag : Pastor Brose.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Herr Seuator. Anfang 7# Uhr,

Sonntaa, 24 Uhr: Madame Sans-Gêne. 7x5 Uhr: Der Herx Senator.

Montag: Fest-Vorftellung zur Feier des 80. Ge- burtêstags des Ps Bismark. von Otto

ranz Gensihen. Miuna vou aruvelm: Hedwig Niemann und Friedrich Haase als Gäste.)

Lessing-Theater. Sonnabend; Gastspiel von

Sonntag: Gastspiel von Fr. Haase. Der Königs- lientnaut. Eine Partie Piguet. Montag: Der Geizige. Niobe,

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chaußeestraße 25/26.

Sonnabend: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von L. Held und M. West. Musik von Carl Zeller. Regie: Herr Fredy. Dirigent: Herr Kapellmeister Baldreih. Ermäßigte Preise der Pläße. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Der Obersteiger.

Neues Theater. Swiffbauerdamm 43./5.

Sonnabend: Ferréol. Sittenbild in 4 Akten von Victorien Sardou. Anfang 7+ Uhr.

Sonntag Nachmittags 3 Uhr: Liebe von Heut. Abends 74 Uhr: Ferréol.

Mora, (S Abonnements-Vorstellung): Zur Feier des 80. eburtstags Sr. Dur{lauht des. Fürsten Bismarck: Prolog, gedichtet von Adalbert von Hanstein. Hierauf: Ferréol.

Residenr. Theater. Blumenstraße Nr. 9. Direktion : Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Fer- nand’s Ghekontraft. (Fil à la patte.) in 3 Akten von Georges Feydeau, in deutsher Be- arbeitung von Benno Jacobson. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Fernaud's Ehe- fontraft.

TheaterUnter denLinden. Behrenftr. 55/57. Direktion: Julius fe. Sonnabend: Nanon. Grand Ballabile. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag, 4. April : um Wien. Großes Ausftattungsballet in 8 Bildern von Gaul und Willner. - Mus von Beyer. Verstärktes Corps

de Ballet. Bentral-Theater, Alte Iakobftraße Nr. 30. Direktion : Richard Schul. Emil Thomas a. G. Sónnabend:. Zum 43. Male: Uusere Rentiers. Große Poffe mit Gesen und Tanz in 4 Akten von Wilhelm Mannsftäd d Julius Freund. ‘Musik von Julius Einödshofer. In Scen vom Direktor Richard Schulß. Anf Sonntag: Unsere Reutiers.

allenthalben ift Regen blen, Karlsruhe hatte ftern Nachmittag itter, auch auf den Britischen feln sowie in Franfreich fanden ausgedehnte

Fr Haase. Der Königslieutnant. Eine Partie Piquet. Anfang 7# Uhr,

Schwank

Musik von onntag: Dieselbe Vorstellung.

Edmond Äudran. (Novität.) Jn Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 74 Uhr.

Konzerte.

Konzert-Haus. Sonnabend: Karl Meyder- Konzert. Operetten- und Walzer-Abend.

Saal Bechstein. Linkftraße 42. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert (Vorträge auf 2 Klavieren)

von John Moore und Charles Rof.

E H M E E I E O R A I G I E Cp A E

Familien-Nachrichten.

geb. Deibel, mit Stachow (Berlin):

Verlobt: Fr. Marie Kaestner, Hrn. Staatsanwalt Hermann

_— el Mathilde Lerch mit Hrn. Prem.-Lieutenant Wold

emar von Fischer (Prenzlau).

Geboren: Ein. Sohn: ; Serbening (Lipine O.-S.). Daumebiter Bolk (Lingen a. d. Ems). Landrath a. D. Tenge (Nietberg). Tochter: n. Afsiften

Matschke ( ae / Gestorben: Hr. Oberst-Lieutenant a. helm Frhr. von Langermann und Glogau).

umann (Bréslau).

i: [meist D, M di A General

tteninspettor De Regierung

Hrn.

.-- Gine ¿- Arzt 1. Klasse Pk.

D. Wil- Erlencamp

ulius

ajor

z. D. Gustav von der Lancken-Zürkviß (Stettin).

Hr. Hauptmann a. D. Cord von (Wiesbaden).

Brandis

E 7

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth

in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin:

Druck der Norddeutschen B a der Nordd he ilbelmstraße

Acht Beilagen

(einsließlich Börsen-Beilage).

Verlagl- ruckerei uns A

M 78,

Deutscher Reichstag. 71. Sihung vom Donnerstag, 28. März.

Ueber den Beginn der Sißung ist gestern berichtet worden.

Auf der Tagesordnung steht als zweiter Gegenstand die dritte Lesung des Reichshaushalts-Etats für 1895/96.

Beim Etat des Reichskanzlers beantragen die Abgg. Graf von Berns orf f-Uelzen (b. k. F.) und Genossen:

Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß

die Verwaltungen c Sa b B c wr der Marine

und der Reichsp o st ihren Bedarf an landwirthschaftlichén

Erzeugnissen inshefondere an Getreide thunlichst dur

unmittelbaren Bezug von den inländischen Landwirthen decken und

dabei so viel wie möglich Lieferungen auf mehrere Jahre vertrags-

mäßig vereinbaren mögen auf Grundlage der für den betreffenden

grö _Verwaltungsbezirk amtlich festgestellten, mehrjährigen urdshnittspreise.

Abg. Graf von Bernstorff (b, k. F.): Der Zweck unseres Antrags geht dahin, den Absaß des inländischen Getreides zu fichern und dadurch zur Besserung der Lage der Landwirthschaft beizutragen. Die etwaigen Schwierigkeiten, die si der Ausführung unseres Vor- schlags entgegenstellen, können nit so bedeutend sein, daß sie dieselbe hindern könnten. Je weniger man geneigt ist, der. Landwirthschaft auf anderem Wege die Unterstüßung des Staats zu gewähren, um so mehr sollte man folhe Maßregeln gutheißen, wie die von uns empfohlenen.

Abg. Gamp (Np.): Ich möchte zunächst mittheilen, daß meine politischen Freunde im preußishen Abgeordnetenhause bereits am 16. Man d, 5+ Cme Resolution haben zirkulieren lassen, welhe sch in der Richtung des ersten Theils der vorlie» gra Resolution _ bewegte. Auch wir wollen die möglichste

c E der inländischen Produktion, aber nicht bloß für diè Landwirt schaft, sondern auch für die Forstwirthshaft und in ges em Umfan au für die Industrie bei den Lieferungen sür die staatlihen Verwaltungen. Die vorliegende Refolution ist demnach s{chon in dieser Beziehung zu einseitig. “Die Antragsteller haben meiner Ansicht nach der von ihúen vertretenen Sache keinen guten Dienst geleistet. Die Sache ist zu wichtig, als. daß man sie bei einer dritten Etatsberathung erledigen könnte. Was den zweiten Theil der Resolution anlangt, so halte ih es für äußerst s{chwierig für den Grundbesiß, sih für eine Reihe von Jahren zu Lieferungen für bestimmte Preise“ zu verpflichten. Bei Mißernten würden die Landwirthe: auf diesem Wege in die größten Ungelegenheiten kommen. Außer diesen praktishen Bedenken halte ih den zweiten Theil der Resolution auch deshalb für unangebract, weil der in ihm gemachte Vorshlag nur dem Großgruünd- besfiß zu gute fommen würde, und das halte ih für ungerecht. Die Möglichkeit, daß si die kleinen Grundbesitzer zusammenthun, um die Preise mit den \tgatlihen Verwaltungen zu. vereinbaren, halte ih für auëgeshlossen. Jh bestreite übrigens, daß auf diesem Wege eine allgeméine Hebung des “Preisniveaus für Getreide erzielt werden fann. Im gegenwärtigen Stadium der Berathungen würden die Antragsteller ihrer Sache zweifellos einen Dienst erweisen, wenn sie ihren Antrag zurückzögen, damit über die spätere Einbringung eine Verständigung erzielk werden kann. :

Abg. von Podbielski (dkons.): Auch wir stehen dem Grund- gedanken des Antrags sympathisch gegenüber, wenn wir auch den zweiten Theil der Resolution für bedenklich erachten. Die dort befür- wortete Maßregel müßte auch der Industrie gegenüber angewandt

werden, und das dürfte doch zu großen Unzuträglichfeiten führen. Ich

stimme mit dem Vorredner darüber überein, daß die Ausführung des vorliegenden Antrags nur dem Großgrundbesiß zu gute kominen würde. Wir wollen aber gerade den kleinen Grunbdbésißzern, den Bauern, in erster Linie helfen. Wir bedauern deshalb, dem: vorliegenden Antrag in seiner jeßigen Form nicht. zustimmen zu fönnen.

Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) : Die Ausführung des Antrags müßte zu den beklagenswertheften Spekulationen der Landwirthe an der Getreidebörtsé führen. Wie wollen die Herren, welche stets gegen die Börse \prechen,- das verantworten ?

Abg. Richter (fr. Volksp.) : Die beantragte Resolution ist \chon e atatad ih kann deshalb darauf verzichten, noch dagegen zu sprechen,

Abg. Gamp (Ry.): Die Ausführungen des Abg. Dr. Barth find gegenstandslos. Es handelt \sich (S nicht um Fix- oder Termin- geschäfte. Ich bin allerdings der Ansicht, daß der Staat verpflichtet ist, s dani dié einheimische Produktion zu unterstüßen, wenn ihre Preise höher, sind als die: Angebote des Auslandes, Wenn der Staat durch. Herabseßung der Zölle und durch eine Bertheueruug der Pro- duktion durch die Belastung mit Ausgaben für die Sozialpoliti die Landwirthschaft weniger konkurrénzfähig inaht, fo ist ‘erau ver- pflichtet, diese Schléchterstellung. auf anderem Wege auszugleichen.

Aba. Dr. Barth (fr. Vag.): Der. leßtere Grundsaß würde die ganze S taverivaltung in Verwirrung bringen. Der oberste Grund» satz q sein, so billig und gut zu kaufen, wie möglich.

_“ Auf etnen Angriff des bg. Dr. Swhoenlank (Soz.), betreffs seiner Haltung in der Bôörsen-Enhustekoummission, konstatiert

Abg. Gamp, daß der auch von sozialdemokratischer Seite als die. beste Arbeit über den Terminhandel bezeichnete Bericht über die Verhandlungen der Bôrsen-Enquêtekommission von ihm herrühre.

Der Antxag der Abgg. Graf von Bernstorff und Ge- nossen wird abgelehnt. Beim Etat des Auswärtigen, Amts bringt der

Abg. Dr. Bachem (Zentr.) die un ünstigen Verhältnisse der katholischen Missionen auf den Marschall-Inseln zur Sprache. Die Néu-Guinea-Kompagnie , welche die Landeshoheitsrechte über diese Inseln. besizé, hindere die Misfionäre an ihrer Thätigkeit. Es sei überhaupt durchaus unzeitgemäß, daß einer privaten Grwerbsgesellschaft

Landeshoheitsrechte zuständen. S D itigtte zum Bundesrath, Direktor der Kolonial- Abtheilung üm Auswärtigen Amt Pr. Kayser: Jh bedauere, daß das Verhältniß zwischen der: Mission und der Neu-Guinea-Kompagnie nicht so ist, wie . es wn lMenwer wäre. Die Gründe dafür mögen verschiedener Natur fein. Einerseits kann niht außer Alt gelassen werden, daß der frühere Lanteshauptmann, ein pflichtgetreuer. jeßt verstorbener Beamter, vielleiht- gegenüber der Mission nicht die rechte porn beachtet hat; andererseits, aber: sind auch, andere Dinge; maßgebend, so die. Thatsahe, daß eben eine Privalgete ll hast oder, wieder Abg. Dr. Bachem sagt, eine (Erwéerb8gefellf aft die Hoheits- rechte ausübt. Auch ich weiß kein besseres Mittel, als die Kompagnie zu bewegen, daß sie auf ihre Hoheitsrechte verzichtet, denn wir haben das größte Interesse daran, daß die ustände besser werden und daß die Mission eine segensreihe Thätigkeit entfalten fann. : Abg. Dr. Hammacher (nl.): Die Ausübung von Landeshoheits- reten ‘durch eine rivatgesellshaft ift meines Grahtens auf die Dauer: garnicht durchführbar, hon wegen der Rechtéstreitigkeiten, in welchen die Privatgesellschaft häufig Kläger, und Richter zugleich sein müßte. Auch ih hege den Wunsch, daß bereits in den nächsten Etat die Mittel eingefordert werden, die zur Uebertragung der Landes-

hoheitsrehte auf das Reich nothwendig sind.

Erste Beilage

Der Etat für das Auswärtige Amt wird darauf ohne weitere Debatte bewilligt.

Beim Etat. für Kamerun bemerkt der

Abg. von Vollmar (Soz.): Es is bereits über ein Jahr verflossen, seitdem es hieß, es sei gegen den früheren Kolontalbeamten Assessor Wehlan wegen der ihm zur Last gelégten Thaten eîne Untersuchung eingeleitet“ worden. Seither haben wir nur in dér zweiten Etatsberathung wieder* etwas von ‘dex Angelegenheit Wehlan gehört, und was uns da mitgetheilt wurde, ist în méinen Augen sehr wenig. Ich halte nun überhaupt ein Disziplinarverfahren für nicht ent- fernt von ähnlicher Bedeutung, wie;ein Verfahren-vor den ordentlichen Ge- rihten. Ic weiß niht, von wem die Untersuchung gegen den Affsessor MWehlan in Kamerun geführt worden ist. Sollte der Gouverneur von Zimmerer dieselbe geführt haben, so wäre das ein großer Mikßgriff, da Herr von Zimmerer in Sachen des Kameruner Aúfstandes felbst niht unkompromittiert geblieben ist. Der Assessor Wehlan wurde nah Kamnerun hinausgesandt, damit er dort die Grundbücher führe. Er wurde dann zu allen möglichen weiteren Geschäften verwendet und {ließli Chef der Polizeitruppe in Kamerun. Die leßtere i}, wie aus einem Berit des Lieutenants von Stetten hervorgeht, unter Wehlan vollständig zerrüttet worden. Merkwürdiger Weise hat der Gouverneur von - Zimmerer das Referat über diesen Bericht des Herrn von Stetten dem Herrn Wehlan über- tragen, der später zur S des Berichts förmlich genöthigt werden mußte. Bei “dem Affessor Wehlan handelte es sih um noch weit s{chlimmere Dinge wie bei Leist; denn Herrn Wehlan is ein Mißbrauch der richterlichen Gewalt nachgewiesen worden. Der Beweis dafür is zu“ finden in den Kameruüner Geriht8akten, und ich fann der Kolonialverwaltung nöthigen Fafkles die betréffénden JFournalnummern angeben. Nach Jahres rist ‘sollte es doch mögli sein, die Wahrheit bezüglih der Herrn Wehlan zur Last gelegten Thaten an den Tag zu bringen und die Sühne dafür zu hafen. Schließlich möchte ih mir noch eine Anfrage erlauben, die mit dem Fall Leist ‘in Zusammenhang steht. Der früh re Kanzler Leist hat bei feiner Vernehmung vor dem Disziplinarhof bemerkt, andere Kolonialbeamte hâtten fih gröbere Ausschreitungen zu Schulden kommen lassen, wie er. U. a. habe ein Offizier einer S{hußtrupPpe von einer Hängematte aus auf alle in seinen Gesichtskrèis kommende S(warze zu seiner Ünterhaltung mit dem Revolver geschossen. Hat die Reichsregierung den früheren Kanzler Leist zur Nennung des Namens des betreffenden Offiziers aufgefordert und hat sie‘ gegén den leßteren eine Untersuchung eingeleitet ?4 4 u, 8

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats - Minister Freiherr von Marschall:

Die Frage, die der Herr Vorredner am Schluß feiner Aus- führungen an mich gerichtet hat: ob wir an den Kanzler Leist eine be- stimmte Frage gerichtet hätten, beantworte ih mit Nein; es wird fich bei der deinnächstigen Hauptverhandlung vor dem NReichsgericht in Leipzig ja Gelegenheit geben, die Frage ihm vorzulegen. Was dann den Fall Wehlan betrifft, so sind wir genau über alles dasjenige unter- richtet, was der Herr Assessor gethan und was er nicht gethan hat. Es ift eine Disziplinaruntersuhung gegen ihn geführt worden. Daß dieselbe nicht in kurzer Frist erledigt werden konnte, liegt auf der Hand, wenn man erwägt, . daß dieselbe in Kamerun geführt werden mußte und daß eine Reihe von Zeugen zu vernehmen war, deren Rückkehr aus dem Innern erft abgewartet werden mußte. Wir haben diese Unterfuung nit dur den Herrn Gouvérneur ‘von Zimmerec führen lassen aber nit: etwa deshalb, weil Herr von Zimmerer durch die Untersuchung gegen Leist kompromittiert worden wäre. Das ist in gar keiner Weise der Fall, es hat sich in der Unter- suchung nicht das geringste gegen Herrn von Zimmerer herausgestellt. Wir haben, um den vollen Schein der Unparteilichkeit zu wahren, den Legations-Rath Rose aus dem Auswärtigen Amt nach Kamerun ge- {ickt und der hat die- Disziplinaruntersuhung geführt. Das Ver- fahren. ift in diesem. Augenblick noch. nit abgeschlossen und, das hohe Haus wird begreifen, daß ih unter; diefen Umständen auf die Anklagen des Herrn. Vorredners gegen. Herrn Wehlan nicht eingehe. Jch; möchte do. dem hohen Hause zur Erwägung anheimgeben, ob es ritig ift, von einem noch nicht verurtheilten Angeklagten in der Weise zu: sprechen, wie der Herr Vorxedner gethan hat. Wie farin man bei einém solchen Manne von Schandthaten reden angesichts der Thatsache, daß ein Urtheil, welhes feine. Schuld ausspricht, ‘noch nit vorliegt ? Das ist meines Erachtens. do etwas, was auch vom politishen Stand- punkt des Herrn Vorredners kaum zu rechtfertigen ist. Sofort uahdem die Disziplinaruntersuhung gegen Herrn Affessor Wehlan abgeschlossen war, sind die Akten‘ dem Königlich: preußischen Justiz-Minister mit- getheilt worden. Es hat. sich da zunächst um die Frage gehandelt, ob das. Disziplinarverfahren vor . preußischen oder Reichsbehörden stattzufinden habe, mit Rücksicht darguf, daß: Herr Wehlan preußischer Gerichts-Affsessor war, aber die Handlungen, deren er beschuldigt ift, im Reichsdienst vorgenommen hat. Das ist nicht, wie der Herr Vor- redner sagt, eine Etikettenfrage, sondern eine Kompetenzfrage, die naturgemäß zunächst entschieden werden muß. Außerdem - wird aller- dings der preußische Herr. Justiz-Minister auh die Frage zu prüfen haben, ob nah dem: Ergebniß der Disziplinaruntersuchung das weitere Verfahren vor dem Disziplinargeriht oder vor anderen. Gerichten stattzufinden hat. Eine Entscheidung , des Herrn Iustiz-Ministers ist mir nit zugegangen. Es erfordern diese beiden Fragen eine sehr eingehende Prüfung; ih glaube aber in den nächsten Tagen eine Antwort von dem Hexrn JustizeMinister erwarten zu können.

Wenn der Hexr Vorredner davon gesprochen hat, daß wir am Regierungstische. so leicht, geneigt seien, derartige Beschuldigungen als unwahr zurückzuweisen,: so möchte ih glauben, daß dieser Vorwurf gerade bezüglich der Fälle Leist und „Wehlan vollkommen unbegründet ist. Die Zusage, die ich im, vorigen Jahre bezüglih dieser beiden Herren gegeben, habe i vollständig erfüllt ; es ist die Untersuhung geführt worden in der gründlichsten, unparteiischsten Weise, und ih fann auth bezüglih- der Untersuhung gegen Wehlan mit aller Be-

stimmtheit hiex erklären: Wir werden in dieser Sache nichts be-

\hönigen, nihts verheimlihen, sondern einfach der Gerechtigkeit. ihren Lauf:.lassen. (Bravyo! rets.)

Abg. von Vollmar (S): Für die Anschuldigungen, welche gegen den Assessor Wéhlan erhoben worden sind, ist der frühere Kolonial- eamte Dr. Valentin mit seinem Namen eingetreten. Entgegen den Versicherungen dêr Reichsregierung, daß sie offene Anklagen, die mit Namen gedeckt sind, verfolgen werde, ohne den Ankläger zu benach- tbeiligen, ist Dr. Valentin aus dem Neichsdienft entlassen worden.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 29. März

1895.

Staatssekretär des. Auswärtigen Amts, Staats-Minister Freiherr von Marschall:

Der Herr Dr. Valentin ist nicht deshalb aus dem Reichsdienst ausgeschieden, weil er der Wahrheit gemäß Anzeigen gegen Herrn Leist und gegen Herrn Wehlan gemacht hat, sondern weil er diese Anklage, obglei er noch im Reichsdienste war, öffentlich in der Presse erhoben hat, seiner vorgeseßten Dienstbehörde aber nichts davon gemeldet hat. Das kann aber die vorgesette Dienstbehörde verlangen, daß ihr Untergebener, wenn er gegen andere Beamte derartige Be- \{chwerden hat, sih zunächst an die betreffende Behörde wendet. (Sehr richtig! rechts und aus der Mitte.) :

Beim Etat für Deutsh-Südwestafrika erklärt auf

eine Anregung des Abg. Dr. Hamma cher der Bevollmächtigter zum Bundesrath-,- Direktor der Kolonial- Abtheilung im Auswärtigen Amk Dr. Kayser: Die mir vom Réichs- fanzler ‘gegebenen Instruktionen stimmen mit den Ausführungen des Norredners überein. Danach sind dem Major Leutwein die An- weisungen dahin ertheilt worden, daß er nicht selbst die Besiedlung vornéhmen, sondern si{h von der Gesellschaft unterstüßen lassen solle.

Beim Etat des Reichsamts des Jnnern richtet der

Abg. Roeren (Zentr.) die Anfrage an den Staatssekretär Dr. von Boetticher, ob der Geseßentwurf, betreffend den unlauteren Wettbewerb, noch in dieser Session zu erwarten fei.

Staatssekretär des Jnnern, Staats - Minister Dr. von Boetticher:

Der Herr Vorredner hat die Entwicklung diefes Gesetzentwurfs bis zum Januar dieses Jahres durchaus zutreffend geschildert. Im Januar ift der im Reichsamt des Innern fertiggeftellte Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Mettbewerbes veröffentlicht, und er ist gleichzeitig den Bundesregierungen zur gutactlihen Aeußerung mitgetheilt worden. Die gutachtlihen Aeußerüngen liegen jeßt zum größten Theile vor ; im Rückstande sind zu meinem lebhaften Bedauern noch zwei der größten Bundesregierungen, die ih bisher noch nit geäußert haben. In der Presse ist ein reihhaltiges- Material an kritischen Bemerkungen über den Gesehentwurf enthalten gewesen, und diefes Material, sowie die bis jeßt eingegangenen Aeußerungen der Bundesrégierungen haben im Interesse der Beschleunigung der Sàche Veranlassung gegeben, {hon in diefem Stadium und ohne die noch rückständigen Aeußerungen abzuwarten, gewisse Aenderungen am Geseyentwurf vorzunehmen. Der geänderte Entwurf ist der Königlich preußishen Regierung, ' in deren Schoße jeßt noh ein Votenwéchsel über den Gesekentwurf stattfindet, mitgetheilt worden. Hiernach wird die Aufgabe, welche der preußishen Regierung obliegt, nämlich ih über die Stellung zu dem Geseßentwurf - zu äußern, si in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit erledigen lassen. Ich bemerke: in Parenthése, daß der Entwurf und denselben Eindruck werden die Herren, welche ih für den Gegenstand interessieren und welche die Ausführungen in den verschiedenen Preßorganen über den Entwurf gelesen haben, nun gewonnen haben eine ganze Reihe nicht unerhebliher Schwierigkeitèn bietet. Einer sehr lebhaften Anfechtung sind namentli die Vorschriften begegnet, die im § 7 über die Ver- folgung des Vexraths an Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen sih vor- finden. In dieser Beziehung bin ih zur Ueberzeugung gekommen, daß der § 7 eine Korrektur erfordert; er ist einer solchen. im neuesten Entwurf unterzogen worden und ih glaube, daß diese Kor- rektur wesentlich dazu beitragen wird, diejenigen zu beruhigen, welche bisher in dem ersten Entwurf einen Grund zur Sorge für die Ver- werthung derjenigen Kenntnisse, welche sie in einem bestimmten Betrieb oder Geschäft gewonnen haben, finden wöllten. Ich nehme an, daß der Geseßentwurf noch in dieser Session den Reichstag beschäftigen wird (hört, hört ! links), weil ih meine, daß die Berathungen des Bundesraths niht mehr allzulange Zeit in Anspru nehmen werden. Auf das „hört, hört !* bemerke ich : es kommt natürlih darauf an, wie lange der Reichstag sißt (Heiterkeit); aber ih hoffe, daß wir uns noh_niht sobald trennen, wexden. (Hört, hört ! links.)

Auf eine Anfrage des: Abg. Dr: Kruse (nl.) erklärt der

Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher:

/ Beiden Gegenständen, die der Herr Vorredner zur Sprache ge“ bracht hat, wendet die Reichsregierung nicht ‘allein ihr lebhaftes Inter- esse, sondexn auch ihre besondere Thätigkeit zu.

Wenn das Seuchengeseßy, um mit diesem anzufangen, in der gegenwärtigen Session nicht }von neuem vorgelegt ist, ‘so wollen Sie den Grund. in der fonstigen Belastung des Reichstags mit wichtigen Aufgaben erblicken. Es ist nit zu leugnen, daß im allgemeinen das üFnteresse für den Erlaß eines Reihs-Seuchengeseßes abgenommen hat. So lebhaft die Forderung im Jahre 1892 gelegentlich des Ausbruchs der Cholera in Hamburg aufgestellt wurde, so wenighält man gegenwärtig diese Forderung fest, und heute giebt es eine ganze Reihe von Elementen im Lande, die si auf den Standpunkt: \tellen: es geht auh so, ohne ein Reichs- Seuchengeseßn. Ich bin nicht der Meinung, daß - man darauf ver- zichten follté, ein folhes Geseß zu machen ; * ih glaubé auch nicht ih habe wenigstens kein Anzeichen dafür —, daß dieser Frage gegen- über. die verbündeten Regierungen in Zukunft einen anderen Stand-

‘punkt einnehmen werden, als den, welchen sie bisher eingenommen

haben. “Jch ‘nehme deshalb an, daß, sobald man nur den Zeitpunkt für die Wiedereinbringung des Gefeßes nit Rücksicht auf die sonstigen Geschäfte des Reichstags für gekommen ansieht, man auch nicht unter- lassen wird, das Geseß von neuem dem Reichstag vorzulegen.

Was die Apothekenreform' anlangt, von der ‘der Vorredner ge- \sprochen hat, so’ sind seit dem Jahre 1892 unausgesezte Verhandlungen zwishen dem Reichsamt | des: Jnnern und zwischen dem preußischen Medizinal-Ministerium über die Gestaltung des Geseßes gepflogen worden. Die Grundzüge zum Erlaß eines Apothekergeseßzes, die im preußischen Medizinal-Ministeriurn entworfen worden sind, find zu- nächst einer Revision im Reichsamt des Jnnern unterzogen worden, und man hat sich {ließli über diese Grundzüge zwischen beiden Be- hörden geeinigt. Darauf sind diese Grundzüge den größeren deutschen Regierungen mitgetheilt worden. Ich bin aber noch niht im Besiß ver Aeußerungen dieser Regierungen, aus denen ih zu entnehmen