1914 / 9 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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Febryar ber unal?Æten Flugieuges „Wesihreufen" an den Strand gespält,- und zivar: die Gondel und Teilé der TragfläŸen: Die Halbinsel Hela ist con der See an mebrèrcen Stellen dur{brochen worden. : / j i

Pugig, 10. Januar. Die Ortschaft Karwenbruh droht ein Opfer des Hohwassers zu werden. Die Wellen gehen hoh dar- über hinweg und die M-rischen find in Gefahr. Heute ist ein Extra- zug mit 34 Marinemannschaftein sowie der fretwilligen Pußiger Feuerwehr zur Hilfeleistung nah Karwenbrucch ab- gegangen. Der Pußiger Strand ist vollständig weggespült. - Die Seepromenade ist teilweise abgestürzt. ;

Köslin, 10. Januar. Vergangene Naht wütete hier an der Küste ein fürchterlihes Unwetter, daß die Nordoststürme der legten Tage noch bei weitem übertraf. Bei Funkenbagen drang die See drei Méter weit ia die Dúne ein. Bei Sorembohm steht die Dorfstraße an der Küste vollständig unter Wasser. Ein gr-:ßer Teil dec Geböfte mußte von den Einwohnern verlassen werden. Auß das Sirandhotel Junghans mußte vollständig geräumt werden, Für die Sehcfte besteht Eirsturzgefabr. Bei Bauerhufen wurde die Hohe Däne vollständig weggertsjen. Bei Nest steht bie Landitraße nah Groß Mollen unter Wasser, jedo kana die Strandbahn DeT2 kehren. Vie Windstärke s{hrwounkt jegi zwis{hen aht uno neun _Vei Deep fleht dle über das Tief führende Brüdte pollsiändig unter Wasser. Laase ist vom Berkehr gümlih abgeschnitten. Die Cinwohnec können seit zwei Tagen keine Poît erhalten, da der Verkehr auf der Jamunder See mit Lebensgefahr verknüpft ist. Die Ostsee durchbrah auch hier die Düne an vier Stellen. Damker- ort ist vollständig hinweggespült. Durch das Fernrohr fann man erkennen, daß die Dächer der Häuser von der See umspült werden. Von Köslin aus find“ 200 Mann Militär zur Hilfe- leistung entsandt worden, konnten aber ben Ort nicht erreihen. Der Landstrich zwishen JFamunder und Bukower See steht vollständig unter W1sser, sodaß nur ein einziger See vorbanden is. Auch bei Neuwasser steht’ ein Gehöft unter Wasser. Die Landwege sind dort ebenfalls überflutet. / :

12 Januar. Der Sturm ist abgeflaut, es weht heute leiter Westwind. Das Dorf Laase ist dem Verkehr wieder erschlossen. Nah Wussecken binüber kann die veretfte Landfiraße benußt werden. Der See ist bei starkem Frost vollständig zugefroren und er- mögl‘cht dzn Verkehr. Der hundertköpfigen Einwohnerschaft von Damfkerort ist es ge!ungen, das benachbarte Dorf Steinort zu erreichen, wo ‘sie von Fischern hilfsbereit aufgenommen wurde. Das schlimmste scheint überstanden ¿u sein und die Bevölkerung faßt wieder Mut. Aus Kolberg wird gemeldet, daß ein Teil der Strand- promenade_ von der See weggerisfen ist. Die Persante zeigt Hochwasser, ist iedoch im Fallen begriffen. Die Waldenfels- schanze, die stark ins Meer vorspringt, ist von den Verheerungen nit fo stark mitgenommen wie bei der leßten Sturmslut. Bis Nügen- waldermünde ist die Telephonverbindung gestört. Man kann daher nichts über Verheerungen an der dortigen Küste erfahren. Der Statthalter von Pommern, Seine Köntgliche Hoheit der Prinz Eitel - Friedrich, wird heute, Mittags 1 Uhr 20 Minuten, mit dem D-Zuge ron Berkin in Köslin eintreffen. Er wird ih in Begleitung des Landrats von Eisenhardi-Nothe mit der elektrishen Bahn nach Groß Mösllen und von dort aus mittels Wagen nach. dem Tief begeben. Von Köslin sind heute 50 Mann des Infanterieregirnents Nr. 54 nah Nest gefahren, um an der Verbreilerung des ziemlih eng gewordenen Tiefs zu arbeiten. Der MNRegierungépräsident Drews . aus Köslin und der

Geheime Baurat Wilhelms begaben sich nach Rügenwalde, um von

dort aus Damkerort zu erreichen. Im Königlichen Botanishen Garten und Muscum

in Dahlem sollen wider Führungen und Vorträge mit be-

scnderer Berüsichtigung der Kolonien und ihrer Nußpflanzen (Ein- garg: Dahlem, Königin-Luise-Straße 6—8) in den Monaten Januar bis März d. I. stattfinden. Diese Führungen und Vorträge \ind bestimmt für diejenigen, welhe die großen Sammlungen des Gartens und Museums etwas gründliher kennen lernen wollen, als es bei einmaliger Besichtigung möglich ist Sie finden an Sonntagen und Donnerstagen statt und zwar als erste am 25. d. M. von 11—1 Uhr eine Fothrung durch die Gewächshäuser zur Erläuterung der allgemeizen Er sc{einungen des Pflanzenlebens in den tropischen und subtropischen

Under. (Pref. De. Engler.) Nerfarrzilung arr Eingang zu der Aquariea in dér Mitte der SHaubau8gzruhpen, Der Einnrittspreis für sämtiihe adi Vorträge beträgt 3 4, für einzelne Vorträge 90 K. Die Karten sind an den Woghentagen zu erbalten im Bureau des Königlichen Botanishen Museums (Dahlem, Königin- Luise-Straße 6—8) von 8—®2 Ubr, tn der Geschäftsstelle des Seminars für orientalisße Sprachen, Berlin NW. 7,. Dorotheens straße 7, von 9—1 Ußr, und in den Ges{äftèräumen des Instituts für Meeresfunde, Berlin NW 7, Georgenitraße 34—-36, von 12 bis 3 Uhr. Auch erfolgt Zusendung der Karten gegen vortofreie Eins sendung des Betrages an das Bureau des Königlichen Botanischen

Museums.

Der Opernball im Zoologischen Garten, den das Per- sonal des Deutschen Opernhauses zum Besten seiner Pensions- fassen am 26. Januar in den Festräumen des Zoologischen Gartens veransiaitet, dürfte cine große Anzichungskraft auf die weitesten Kreise ausüben, namentli au auf die Abonnenten des Deutschen Opernhauses, die natürli dessen Künstlern das größte Interesse ‘ent- gegenbringen. Das zeigt sid, außer in der starken Nachfrage von Fintrittskärten, ln den zablreihen Sreaven, die für die Tombkola eingehen. Dein Arbeitsausschuß, der unter dem Vorfiß des Dbec- régtsseurs des Deutschen Dpernhauses Ge. Hans Kaufmaun mit der Borberxitung bes Festes betraut ist, bat ih ein Ehrenkoimitee zur Seite gestellt, dem unter anderen zahlreihe Mitglieder des Magistrats und d-r Stadtverordnetenversammlung Charkottenburçs beigetreten find, Das Programm des Festes verspriht unterhaltend und abwechilungêreih zu werden, sodaß der Besuch nichts zu wünschen übrig lassen dürfte. Eintrittskarten sind noH im Abonnementsbureau des Deutschen Opernhauses, bei A. Wertheim und im ,Invaliden- dank" zu erbalten, und zwar zum Preise von 4 10,—, für Abonnenten zu 9,— #4. Außerdem werden Souperkarten zu 46 4,50 und Logen-

pläße mit 5,— X Zuschlag verkauft.

Ttlstt, 11, Jänitar. (W.. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Auf der Nebenbahn Königsberg—Tilsit blieb am 10. d. M. der erste von Mehlauken nah Königsberg fahrende Personenzug vor Bahnhof Conradswalde im Schnee stecken. Eine zur Hilfe herangeho!te Lokomotive fuhr infolge unsicßtigen Wetters auf den Personenzug Vormittags 8 Uhr 11 Minuten auf. Es herrschte äußerst starkes Scneetreiben. Vier Etksenbahn- bedienstete wurden leiht verleßt. Der Sahschaden ist un- bedeutend. Die Untersuchung ist eingeleltet.

Stettin, 10, Janúar. (W. T. B) Auf der Werft des „Vulkan“ lief heute ein für das russische Handels- ministertum erbauter großer Etsbrecher vom Stapel, der für den Dienst im Baltischen Meere bestimmt ist und den Namen „Zar Michail Feodorowitsch“ führen wird. Das Schiff ist mit 75 m Länge und 17 m Breite eines der größten feiner Gattung.

Trier, 10. Januar. (W. T. B.) Die Mosel steigt reißend. Gegen gestern abend ist sie über 80 cm gestiegen. Die Schiffahrt ist eingestellt. Die Ufer find überschwemmt. Das Wasser dringt in den niedrig gelegenen Staditeilen, in die Keller der Häuser. Auch die kleineren CGifelflüsse führen Hohwasser.

Metnerzbagen, 12. Januar. (W. T. B.) Beim Eisenbahn- bau Meinerzhagen— Olpe lösten sih in dem Tunnel kurz vor Meinerzhagen große Gesteinsmassen und begruben vter Ar- beiter. Giner der Vershütteten war sofort tot, während die übrigen \chwer verlegt wurden.

München, 11. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet : Der erste Morgenzug 1462 Kochel—Tugzing blieb, nahdem es im Gebirge die ganze Nacht hindurch beftig geschneit batte, bei Ort im Schnee stecken und konnte troß aller Anstrengungen b!s jeßt nicht fcet gemacht werden. Aus der gleichen Ursache blieb heute früh auch der von München abgegangene Kocheler Sportzug 1473 unterwegs liegen, konnte sich aber nah langen Bemühungen bis nach Bil durcharbeiten. E wird nunmehr versuht, den bei Ort eingeschneiten Zug mit mehreren Lokomotiven freizubekommen. Auch der Garmits cher

Theater. Königliche Schauspiele. Dienstag: | leuchten.

Opernhaus. 8. Abonnementsvorstellung. L Die ständigen MReservate sowie die | 9ttato Taffo. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Parfifal. Ein Bühnenwethfestipiel in drei Auzúgen von Nichard Wagner. Musikalische- Leitung: Herr Generalmusik-

Kammerspiele.

Mittwochß: Zum S5. Male: DTor-

Donnerstag: Die Pariscrin. Freitag: Auvroëtlus und der Löwe, jonnabend: Wetterleuchten.

Lessingtheater. Dienstag, Abends | Theater

Atten von Bernard Shaw.

Phygmalion. Freitag: Peer Gyut. Mittwoch

us N: s onnabend, Sthillertheater. O. (Wallner- | epeinen Preisen: Frau Holle.

Sporkzua 1331 erlitt infolge arcfer SŒÆneeverwebunaez itazlc Veciögerang und ircf n Sarmish: aft 30 Mina en Ber: svâtung ein. Mächtige Schneererwehungen iraten aud zwischen Garmis@ und Mittenwald sowie zwischen Garmish und Reutte ein, doch konnten die Züge auf dieser Linie, wenn au mit großen Ver- \pätungen, durchgebraht werden. Die Strede Mittenwald— Innsbruck is noch gesperrt, und es erscheint zweifelhaft, ob es gelingen wird, den Betrieb auf dieser Linie heute noch wiederaufzu-

nehmen.

Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Die Reeder des untergegangenen amerikanischen Dampfers „Oklahoma“ baben der Hamburg- Amerika-Linie ihren Dank und die größte Anerkennung für das beldenmütige Verhalten der Besaßung des Dampfers „Bavarta* bei dem unter ben \{wterigsten Ver- hältnissen vollzogenen Mettungswerke außgedrückt und ibr einer größeren Betrag zur Verteilung an die Besatzung der „Bararta! überwiesen, i

_St. Petersburg, 10. Januar. (W.-T. B.) In vem Ge- biet der Nordwestbahnen haben überall starke S@hne«e. verwebhungen flattgefüunden. Der Reisenden- und Warenverkeb;r mit Reval war 24 Sluuden uutérbrohen. In der Nähe von Riga sind zwei Bahnzüge im Schnee stecken geblieben, In Psko1o haben fich fieben Züge angesammelt. Die Verbindung von Kron. stadt mit der Küste ist vnterbrohen. Ale nah St. Petersburg gehenden Züge haben Verspätung. Die Vorstätte und Dörfer bei St. Peteréburg find völlig cingeshneit. In den Straßen der Residenz ist der Verkehr durch die Schneemassen ers{chwert. Put Fortshaffuna des Schnees von den “Bahnlinien find Bauern, ftellen- weise auch Militär hinzugezogen worden. In vielen Orten find die Beleuchtungsanlagen und Telephondrähte zerstört worden.

Brü sf el, 12. Jaruar. (W. T. B.) Die Maas und Neben: flüsse wachsen zusehends, sodaß die Lage in der Gegend von Lüttich und Verviers anfängt, beunruhigend zu werden, Au aus dem Koblenbezirk von Charleroi und der Borinage meldet man starkes Anwacbsen der Flüsse. Das Regenwetter dauert

ununterbrohen fort. Jm Tale der Vesdre sird Hunderte von

Häusern übershwemmt. Die Bewohner flüchten in die oberen Stockwerke. Man \ckchäßt den Schaden auf mebrere Millionen, Dolbain steht zur Hälfte unter Wasser. Der Gileppe i über die Ufer getreten. Auch aus der Scheldegegend wird Hohwasser gemeldet. Der Eisenbahnverkehr konnte bis jeßt überall aufrecht er: halten werden.

Lerida, 11. Januar. (W.T. B.) Bei einer Explosion von Dynamit, das in der Nähe eines Feuers getrocknet rwourde, wurden vier Arbeiter getötet und fünfzehn verleßt, unter ihnen mehrere \{chwer.

Tokio, 10. Januar. (W. T. B.) Ein amtlicher Bericht der Hilfsvereinigung meldet, daß die Bewohner der Provinz Hokkaido und der Bezirke des Nordostens dem Hungertode entgegengehen.

Nach Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Mexiko, 12. Januar. (W. T. B.) Nachdem die Auf- ständischen bei Boca del Monte einen Güterzug in die Luft ge- sprengt haben, ist die Eisenbahnverbindung zwischen Veracruz und Mexiko seit Sonnabend Nacht unter- brochen. Der englische Gesandte hat bei Huerta Vorstellungen deswegen erhoben, da die Linie einer englischen Gesellschaft ge- hört. Die Konzession gibt der Gesellschaft das Recht, die Linie dur englische Truppen bewachen zu lassen.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Behstein-Saal. Dienstag, Abends

i am Nollendorfplat. Dienstag, Abends 8 Uhr: Wetter- | 8 ihr: Pygmaiion. Lustspiel in fünf | Diensiag, Abends 8 Uhr: Freddy A 73 Uhr: 2. Klavierabend von Alfred

Teddy. - Operette in drei Akten na | S roeder. Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend : | dem Englischen des C. H. Tbe Y von C. Lindau und A. Neidhart. Musik von Digby La Touche.

und folgende Tage: Freddy | 8 Uhr: Dritter Abonnementsabezud

Beethoven-Saal. Dienstag, Abends

(Slavischer Abend) des Böhmischen Nachmittags 4 Uhr: Bei Streichquartetts. Mitw.: Scvexia Eiseuberger.

direktor Blech. Chöre: Herr Professor Nüdel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 13. Abonnementsvor- stellung, Haus Lange. Schauspiel in vier Akten von Paul Heyse. Ina Szene gefeßt von Herrn Oberregtsseur Patry. Anfang 73 Ubr.

Mitiwoh: Opernhaus. 9. Abonne- mez tzvorstellung. Die ständigen Neservate fowie die Diensf- und Freipläne sind aufgehoben. Parfifal. Ein Bühnen- weibfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 14. Abonnement3yor- stellung. Minna von Baruhßelm oder: Das Soldatenglück. Lustspiel in fünf Aufzügen von Lessing. Anfang 75 Uhr.

Neues Operntheater. (From. Mittwoch, - Abends 8 Uhr: Sondervor- stellung: Dic Rabensteinerin. Schau E in vier Akten von Ernst von Wilden- ra).

Sonntag, Abends 7+ Uhr: 236. Karten reservesag. Volksvorstellung zu kleinen Preisen; Jphigenie auf Tauris. Schau}piel in 5 Aufzügen von Goethe

Preise der Pläße: Fremdenloge 3 4, 1. Nang Mittelbalkon und Loge 2, 1. Rang Seitenbalkon 1 A, Tribüne 0,75 4, Vordervarkett 3 s, Mittel- parkett (1.—12. Reibe) 2 4, Mittel- parkett (13.—22. Reibe) 1,50 4, Seiten- parkett 1 4, Stehplaß 0,50 A. Eine Borverkaufêgebühr wird nicht erhoben. Der Vorverkauf findet im Königlichen Schauspielhause statt.

Dentshes Thedter. (Direktion: Max Retnhardt.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Shakespeare - Zyklus: Der Kaufmaun von Venedig.

Mittwoch: Ein Sommernachtstraunt.

Donnerstag: Neu einstudiert: König Lear.

Ereig: Viel Lärm um Nichts.

onnabend : Köuig Lear.

Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit Gesang und Tanz in vier Bildern von Bernauer und Schanzer.

Mittwoh und folgende Tage: Wie einft im Mai.

Theater in der Königgräßer Strafie. Dienstag, Abends 7x Uhr: König Richard Lz. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen vo1 William Shakespeare.

Mittwoch: Die Kroubraut.

Donnerstaa und Sonnabend: König Nichacd Ex.

Freitag: Braud.

Zomsödienhaus. Dienstag, Abends 8 Uhr: Sinter Mauern. Schauspiel in vier Akten von Henri Nathansen.

Mittwoch und folgende Tage: Hinter Maueen.

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Deutsches Künfilertheater (So- zietät}. (Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologisben Garten.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Zum 25, Male: Schixriu und Geriraube. Ein Scherzspiel von Ernft Hardt.

Mittwooh: Glaube und Heimat,

Donnerstag und Freitag: Schirin uud Sertraude.

Sonnabend: Zum ersten Male: Der Bogen des Odyffeus.

Deutsches Schauspielhaus, (Direk- tion: Abolf Lan. NW. 7, Frkedrih- strañe 104—104a.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Wer zulest lacht ...! Posse mit Gesang und Tanz von Artbur Lippschiß und A. Bernstein - Sawersky. Musik von Leon Jessol. :

Mittwoch und folgende Tage: Wer

zulest lacht... !

theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Moral. _ Komödie in dret Akten von Ludwig Thoma. Mittwoch: Hasemonus Töchter. Donnerstag: Weh: dew, der lügt!

Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Was ihr wollt. Lujtspiel von William Shakespeare.

Mittwoh, Nachmittags 3 Uhr: Gö6 von Beerlihingea. Abends 8 Uhr: Weh” dem, der lügt!

Donnerstag: Meyers.

Deutsches Opernhaus. (Char- sottenburg, Bismarck - Straße 34—37. Direkt:on: Georg Hartmann.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Undine. Nomantisch- fomishe Oper in viec Akten von Albert Lorßing.

Ptittwoch): Parfifal.

Donnersïag: Zar und Zimmermaunu.

Freitag: Der Freischüu.

Sonnabend: Zum ersten Male: Man- Dragoia.

Montis Operettentheater.(Früher: Neues Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die verbotene Stadt, Operette in drei Akten von Carl Lindau und Bruno Gronihstaedten.

Mittwoh und folgende Tage: Die verboteue Stadt.

Theater des Westens. (Station: Mao, aner Garten. Kantstraße 12.) BDienstag, Abends 8 Uhr: Polenblut. Operette in drei Akten von Oskar Nedbal. a E und folgende Tage: Polen-

ut.

Sonnabend, 4 Uhr: Das tapfere Schueiderlein.

Lustspielhaus. (Friedri&traße 236.) Dienstag, Abends § Uhr: Die spanisce Fliege. Schwank in drei Akten von Franz und Ernst Ba.

_ Mittwoch und folgende Tage: Die ivauische Fliege.

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Residenztheater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Sohcit der Franz! Musfi- falisde Grotesfke in dret Akten von Artur Landéberger und Willi Wolf. Musik von Robert Winterberg.

Mittwoh und folgende Tage: Soheit der Franz!

Thaliatheater. (Direkion: Kren und Schönfeld.) Dienêtag, Abends 8 Ubr: Die Tangoprinzesfin. Posse mit Ge. sang und Tanz in dret Akten von Jean Kren und Curt Kraazg. Gesangstexte von Alfred Schönfeld.

Mitiwoh und folgende Tage: Die Taugoprinzesfin.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bobhnhof Friedrichstr.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Auatoles Hochzeit.

Mittwoch und folgende Tage: Anuatoles Hochzeit.

Konzerte,

Singakademie. Dienstag, Abent s 8 Ubr: © Abounementêskonzert von Florian Zajic Heinrich Grünfeld. Mitw.: Elisabeth Ohlhoff, Bruno Eisner, Prof. Haus Hasse. Am Klavier: Otto Bake.

Blüthner-Saal. Dienstag, Abends 8 Vhr: Konzert von Erich Rieck (Diri- gent) mit „dem BVlüthuer - Orchester unter Mitwirkung von Paul Goids{chmidt (Klavier).

Zirkus Schumann. Dienstag, Abends 77 Uhr: Grofee Galavorstelluug. Vorzügliches Programm. Zum Sun: eeTipp“, der Derby-Favgorit

Zirkus Busch. Dienstag, Abends 73 Uhr: Große Galavorfteliung. Auftreten sämtlicher Spezialitäteu. Zum Schluß Die große Prunk- pantomime: Pompeji.

Familiennachri{ten.

Verlobt: Frl. Erra von Stiegliiz mit Drn. Nittmeister Christoph von Z-hmen (Mannichswalde bet Ciimmitschzau Borna bei Letpzia)

Geboren: Cine Tochter: Hrn. Major Hans von Brandenstein (Cassel).

Gestorben: Hr. Oberregierungsrat a. D.

Max voa Wigtleben (Kloßsche).

__ Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition eidrich) i in Berlin (63)

Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Zehn Beilagen (einschließlich Börsenbeilage).

zum Deutschen Reichsanzeiger und K

6 9.

Preustisher Landtag.

Herrenhaus. 9. Cißung vom 10. Januar 1914, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphisc jem Bureau.) Ueber den Beginn der Sizung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. _ Auf der Tagesordnung steht die einmalige Schlußberatung über den Antrag von Dr. Grafen Yorck von Wartenburg

und Genofsen :

„Das Herrenhaus wolle beschließen, die Königlihe Staats- regierung zu ersfuhen, im Neiche dahin zu wirken, daß der Stellung Preußens, auf diz es seiner Geschichte wie seinem S{hwergewichte nah Anspruch hat, n it dadur Abbruch ge- schiebt, daß eine Verschiebung der staatérechtlihen Verhältnisse ¿u Ungunsten der Einzelstaaten Platz greift."

Nachdem Dr. Graf Yorck von Wartenburg den An- irag begründet hat, nimmt das Wort der

Präsident des Staatsministeriums, Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg:

Meine Herren! Der Herr Graf. Yorck von Wartenburg hat mit beredten Worten die Nette Preußens im Neiche verfochten, und der lebhafte Beifall, den Sie ihm soeben zollten, zeigt, von wie starken Cmpfindungen die Ueberzeugung geiragen wird, daß die fübrende Nolle, die Preußen bei der Begründung des Neiches gespielt hat, fortwirken muß im gesamten weiteren Leben des Neiches. Für mich sind tie Ausführungea des Herrn Grafen Yorck besonders wichtig und fesselnd gewesen, weil ih fie geivissermaßen als doppelter Zuhörer auf mihch wirken lassen muß: der preußische Ministerpräsident kann den deutschen Nelchskanzler nicht vor der Türe lafsen. Als erfler Ve- amter tes Königs von Pceus:zn und des Deutschen Kaisers empfindet er die Beziehungen der Reichs- zur preußischen Politik mit erhöhter Intensität, wenn die Sache des einen Teils so eindringlih und mit so großem Nahèruck geführt wird, wie wir es soeben vom Grafen Vork gebört haben.

Das Verhältnis Preußens zum Reich und seine richtige Ab- stlunmung, das Maß ter gegenseitigen Einwirkung und der un- erwünf{chten Nückwirkungen nah beiden Seiten, das sind Fragen, mit denen wir es zu tun haben, solange das Neich besteht. Herr Graf Yorck von Wartenburg hat selSst darauf hingewiesen, daß das einfache Näderwerk des unitauish organisierten Staatswesens dem Deutscen Neiche nicht gegeben ist. Der fompliziertere und kunst- vollere Bau unserer staatlichen Einrichtungen hat von Anfang an Sorgen und Schwierigkeiten mit sid gebraht, die anderwärts unbekannt sind.

Meine Herren, Sie erinnern i, wie gleih im Anfang, zur Zeit der Begründung des Norddeutshen Bundes und später des Deutschen Reiches, die Befürchtung {ch geregt hat, daß der führende Staat im MNeich den Uebershuß seiner Macht in unitaris@em und zentralistishem Sinne ausnußzen werde. Die Befürchtung ist grundlos gewesen. Die Wahrnehmung, daß der mähtigste Staat im Neicke die Schranken niemals überschritt, die fich fein Monar und seine Staatsmänner auf der Höhe der politishen und militärisen Erfolge Preußens in weiser Mäßigung felbst geseßt hatten, die je länger je stärker fi festseßende Ueberzeugung, daß die Nechte und Reservate der ihm von nun an verbündeten Staalen von Preufen unter größter Berücksichtigung

“ihrer Eigentümlicßhkeiten, unter weitherzigster Auslegung etwa

strittiger Punkte unangetastet lassen würde, alles tas hat dahin geführt, daß die Dyuastien in Deutschland so starte Stützen des Einheits- gedankens geworden sind. So hat Preußen noh stets und gerade in den s{@wierigsten Situationen im Bundesrat eine Bereitwilligkeit der Unterstüßung gefunden, die ihm seine führende Aufgabe in dankens- wertester Weise erleihtert hat. Die Ihnen vorliegende Nesolution sieht ja au nicht von dort ber die Gefahr einer Verkümmerung der Stellung, die Preußen nach feiner Geschichte und nah seiner Be- deutung gebührt. Sie glaubt vielmebr in der tatsählichen Ent- wicklung dcs Reiches einen unitarischen Zug zu erblicken, der die Stellung aller Einzelstaaten und damit Preußens bedroht. Meine Herren, au das sind alte Sorgen und alte Anklagen. (Zurufe: Nein, nein! Das sind neue!) Ja, eine Herren, Sie widersprechen, ih komme nachher darauf zurück. Herr Graf Yorck von Wartenburg ist doch mit seinen Vorwücfen gegen diz verbündeten Negierungen auf weit zurüliegende Jahre zurückgegangen. Und, meine Herren, denken Sie daran, wie oft hat auß Bismarck und wie leidenshaftlih hat er zu Zeiten über diese Fragen gesprochen, auch in entgegengefeßtem Sinne, je nahdem ihm die Gefahren von der einen oder von ter anderen Seite größer ershienen. Bald hat Bismark scharfe Worte gegen den Partikulariômus (Sehr richtig !), auch gegen den preußischen Partikularismus gebraudt: bald und namentlih gegen das Ende seines Lebens hat er die Selbständigkeit der Einzelstaaten, hat er ihre Berechtigung, ja ihre PfliGt zur Kritik an dem Gang der Reichspolitik in den Vordergrund geschoben. (Sehr riGtig!)) Das mag auf den ersten Blick widerspruchs- voll erscheinen. In Wirklichkeit liegt ihm aber cine cinheit- lihe Idee zugrunde, die Bismark Zeit seines Lebens un- verrüdckt festgehalten hat: Die unbedingte und rücksichtslose Ver- tretung des Relhsgedankens als oberste Pflicht Preußens, aber ge- stüßt nicht bloß auf den idealen Shwung der Reichsidee, sondern vor allem auf die reale Macht Preußens. (Sehr richtig !)

BVismarck wird nit müde, zu betonen, daß dem deutschen Neichs- kanzler die preußische Wurzel niht abgeshnitten werden darf. (Leb- haftes fehr richtig!) Jun seiner Stellung zu Preußen sah er das Shwergewicht seiner Macht und seines Einflusses. In dieser seiner Stellung zu Preußen erblickte er auch die Sicherheit dafür, daß die Neichsgewalt nicht in das Gebiet der preußischen Staatshoheit über- greife und damit das Reich niht berechtigte Interessen des preußischen Staates beecinträhtige. Meine Herren, diese Grundlage ift unverändert geblieben, und muß (Lebhafter Widerspru) nun, meine Herren, wenn Sie das bestreiten, dann lassen Sie mich den Saß aussprechen, den Satz, daß diese Grundlage unverändert er-

Erfte Beilage

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Berlin, Montag, den 12. Jaunar

halten bleiben muß im Juteresse des NRelches und Preußens. (Leb- haftes Bravo.) Noch heute ift es undenkbar, daß tas Verlalten des Reichskanzlers ih gebrauhe Werte Bismarck#s in wichtigen Fragen des Einverständnisses des preußis{en Staatsministeriums ent- behren könnte, taß tn wihtigen Angelegenheiten, z. B. b2i neuen Ge- seßen, die preußisdzen Stimmen im Bundesrat abgegeben würden, obne die übrigen in Preußen verantwortlichen Ressortch-fs zu fragen. Das find Worte, die Bismark im Jahre 1867 gesprochen hat, aber sie sind heute genau so maßgebend wie damals. Auch ich kann heute und würde es nie wagen kein Gesetz einbringen, zu dem ih nicht die Zustimmung des preußisWen Staatsministeriums habe. Ganz unabhängig davon ist es, was Herr Graf Yorck speziel zu“ monieren schien, daß so viele Neichsbeamte zu stellvertretenden Bundesratsbevollmäctigten ernanut werden. Meine Herren, das Maßgebende ift die Instrukiion der preußishen Stimmen: die erfolgt auf einen Beschluß des Staatsministeriums, den Seine Majestät der König von Preußen genehmigt, den er gutgebeißen hat- Wenn ih diese Worte Bismarcks angeführt babe, so hat si aller- dings Bismarck auch stets zu dem Grundsay bekannt, daß der größere Staat im Neiße au den weiteren Gesictskreis haben müße und daß, wenn der Mensch wirkli mit seinen größeren Zwecken wacse, dieser weitere Gesichtékreis des größeren Staates fih allen seinen Mitgliedern mitteilen müsse, damit nit eine Spezies des Parti- kularismus, der parlameutarische Partikulariëmus, in die Höhe komme.

So bestand auh hon für den großen Kanzler ein Dualiemus, ein Dualismus Preußen - Deutschland. Fu seiner unvergleich- lihen Staatêkunst verstand er, ibn zu überwinden, indem er niemals die Frage isolierte: was is für Preußen ersprieß- lih? sondern indem er die Parenthese: was tit für Das Deutsche Reih erspriezliß? au hei seiner preußischen Politik nie aus den Augen verlor. Diesen Dualismus aus unserem politisHen Leben zu befcitigen, ist eln Ding der Unmöglichkeit. Wir müssen uns mit ihm als mit einer durch das geschichtlihe Werden unserer politishen Zustänte gegebenen Tatsache abfinden und die unvermeidlichen Neibungen na) Möglichkeit zu mindern versuchen.

Die Aufgake, die dadurch Preußen erwächst, ist mit den Zeiten immer größer, immer verantwortungsvoller, immer s{chwieriger geworden. Die KAnfeindungen Preußens, meine Herren, find dauernd gewasen : daran kann niemand zweifeln, der die Geschichte der legten Jahrzehnte offenen Auges verfolgt. Der Gründe dafür find man@erlei. Das S{hwinden der persönliGen Autorität der großen Gründer des Neiches ist ein Moment, das wir Gpigonen offen eingestehen müssen. Aber auch ter Geisteszustand jener Zeiten ist ein anderer gewesen als der heutige. Was Deutschland, was das Reith dem preußischen Staate verdankte, das stand damals jedem Deutschen lebendig vor Augen. Mit der dur die Jahre bewährten Sicherheit unseres nationalen Gemeinbesitßzes sind die Erinnerungen an die nationalen Kamvysfjahre in den Hintergrund getreten gegen die materiellen Inter- essen der Gegenwart. Wir sind dahin gekommen, daß die Parteien vlelfah zum Ausdruck von wirtschaftlicen und fonstigen Interessengemeinshaften geworden sind, daß sie die Vertretung der preußishen Fnteressen der Negierung über- lassen, Denken Sie, meine Herren, an die siebziger Iahre! Da finden Sie im Neih und in Preußen troß der Verschiedenheit des Wahlrcchts Parlamente, die in ihrer inneren Struktur nit so weit boneinander abwihen. Das ist bald anders geworden. Schon îm Anfang der ahtziger Jahre erhob Treitshke feine Stimme und wies auf die Schwierigkeiten und Gefahren hin, wenn die beiden mächtigsten repräsentativen Körversaften von einem verschiedenen Geiste beseelt wären.

Die Entwicklung der Verhältnisse bat diese Disparität der parlamentarishen Zustände im Neich und in Preußen immer mehr verschärft. Die Stéllung der Negierung, die mit beiden Parlamenten zu arbeiten hat, ift damit immer \ŸYwieriger geworden. Der fortgeshrittene Liberalismus will bekanntlih das Pre- blem tadurh lösen, daß die parlamentarischen Zustände in Preußen denen im Reih gleihgemaht werten. Meine Herren, das ist ein absolut ungangbarer Weg. (Lbhaftes Bravo.) Die innere Struktur Preußens wird von der des Neichs immer verschieden sein und bleiben müssen. (Bravo! Sehr rihtig!) Die auf die breiten Volksmafsen gestellte Entwicklung im Neich bedarf des preußi- schen Staates, der, aufgebaut auf ein festes militärtsGes Fundament und auf die unlöëlihe Zusammengehörigkeit des gesamten Volkes mit der Dynastie, sür alle We(selfälle den nötigen und starken Nückhalt bietet. Dieser geshihtliGe Beruf Preußens ist heute, ist auch in Jahrzehnten nicht überlebt (Bravo !), und kein preußisher Staatêmann wird fich bereit finden, ihn dem Andrange demokratisher Tendenzen aufzuopfern. (Lebhaftes Bravo.) IchG will diesen Gedanken nicht bis ins elnzelne fortführen: ich muß ohnehin um Entschuldigung bitten, daß ih in historlshe Erörterungen geraten bin. Die auf wissenshaftliße und staatsrechtlide Erörterungen gestellten Ausführungen des Grafen Yorck haben mih wider Willen auf dieses Gebiet gelockt. ,

Wenn ih nun zu den praktischen Auétführungen des Grafen Yorck übergehe, so spricht Ihre Nefolution die Besorgnis und den YBorwurf aus, daß die staatêrechtliGen Verhältnisse im Reiche zuungunsten der Einzclstaaten vershoben worden seien. Jch will einzelne Punkte von dem berühren, was Herr Graf Yorck in diesem Zusammenhang aus geführt hat. Ih will auf den Vorwurf in der Vergangenheit, wie Cinführung der Meichstagsdiäten hter nit eingehen, ih nehme an, daß es cin exemplifikatorisher Hinweis gewesen scin soll. Auch über die von Herrn Grafen Yorck angezogene Aeußerung des Staatssekretärs des Innern bezüglih des Wohngesetes will mi nicht des Näheren äußern. Wenn diese Aeußerung dahin verstanden worden ist, als hätte sie eine Drohung gegen Preußen sein sollen, so ergibt sich diese Ansicht als falsch hon daraus, daß tatsächlid damals im preußis{en Staats- ministerium diè Ausarbeitung eines Woßngeseßes \chon beschlossen war. Ueber die Steuergesetzgebung des Neiches im vergangenen Jahre

5A Prima --

öniglih Preußischen Staatsanzeiger,

1914.

hat si Graf Yorck nur obiter geäußert. Er hat dabci davon ge- sprochen, daß bei jener Gelegenheit die Regierung eine Kapitulation eingegangen wäre vor dem Neichstag. (Sehr ridtig)) Dieser Ausdruck findet die Zustimmung des Hauses. Ih muß gegen ihn Verwahrung einlegen. Aber wenn ih mi ausgiebig zu ihnur äußern sollte, so müßte ih zurücktzehen auf die Geschichte der Reichs- finanzen bis 1906, auf die erstmalige Einführung der Ecbiteuern in die Reichssteuern, auf die Vorgänge im Jahre 1903, und weiter auf die Borgänge im Neiche in den Jahren 1912 und 1913 zurücfgreifen, kurz ich müßte eine sehr ausführliche Darstellung der gesamten Ent- wiklung geben, die \chließlid, das will i bier ofen bekennen ih habe es au im Reichstage getan —- zu ciner Anspannung der Ve- sigsteuera zugunsten des Neichs geführt hat, d'e auch ih bedaure. (Sehr rihtiz) Ih glaube aber, daß es zweckmäßiger sein würde, über diesen Umstand einmal in separato zu sprechzn, und mödte deshalb beute darauf verzi#ten, nähere Ausführungen dazu zu maten.

In ten Ausführungen des Herrn Grafen Yorck, auf die i jeßt eingehen will, haben eine große Nolle gespielt die Intentionen, die der Neichstag seinerzeit gezeigt Hat. Er hat von den Nesoluttonen ge- \sproŸenanläßlihder Wehrvorlage imNeiistz1g, er hat allerdings dabei auch getadelt, daß von seiten des damaligen Krizg8ministers entgegert- tommende Erklärungen abgegeben worden seien. Ich kann Vorwürfe gegen die v2rbündeten Negierungen doch nur gelten lassen, soweit die Regierungen auf Resolutionen d es Reichstags tatsählih etwas ver- anlaßt haben, und in diefer Beziehung habe i Beweise in der Nede des Grafen Yorck vermißt, bis auf die Punkte, die ih jeßt be- sprechen werde.

Graf Yorck hat die Frage der Elfaß-LothringisGen Verfassung wieder berührt. Ih weiß, das ift einer der \{wersten Vorwürfe, die mir gemacht werden. Ih will über die Erwägungen, die mich zu der Ueberzeugung geführt haben, daß die tamalige Gesegzgebung richtig war, niht noch cinmal \predGen. Das babe ich im Neichstag und au im Abgeordnetenhause seinerzeit ausführliß getan. Hier fann es sich nur darum handeln, inwieweit dur die Elsaß-Lothringische Verfassung die Rechte der Einzelstaaten beschnitten sind. Un- ¿weifelhaft niht durch die Einfetzung der Ersten Kammer, au nicht dur das Wahlrecht zur Zweiten Kammer, höchstens durch die Ver- leibung von Bundesratéstimmmen an die Neichslande. Daz Verbältnis des Neihes zu den Einzelstaaten ist dadurch in Wirklichkeit nicht berührt worden. Es handelt ch nur um eine Verschiebung der Machtverhältnisse im Bundesrat, also von Preußen zu den anderen Bundesregierungen. Nun gebe ih gewiß zu, eine folhe Verschiebung durh die neucn 3 elsaß-lothringtshen Bundesrats\flimmen hat tat fähli* Play gegriffen und ¿war zu Ungunsten Preußens. (Hört! hört!) Und ih gcbe weiter zu, taß die Bestimmung, die rei34 ländischen Stimmen sollen nur gezählt werten, wenn sie gegen Preußen abgegeben werden, das preufishe Gefühl an sich verslimmen müssen. (Sehr richtig! rechts.) Ic biite aber zu bedenken, daß es doch ein und tieselbe Person ist, der König von Preußen und der Deutscbe Kaiser, wel@er sowobl die preußishen wie die reids!ändisden Stimmen instruiert und wenn beide Stimmen einmal im entgegen- geseßten Sinne abgegeben werden sollten, so kann cs fich doch nur um Fragen handeln, in denen der Köntg von Preußen und der Deutsche Kaiser eine Differenzierung für zulässig bâälr. (Sehr ti(1ig! links.) Also fo äußerst bedeutend für tie tatfähliche Verschiebung der Macht- verhältnisse der Bunde: staaten scheint mir die Sache doch nicht zu sein; aber ih gebe zu und ih begreife eine gewisse Verleßung preußis{Wen Gefühls.

Graf Yorck hat dann weiter gesprochen von ten kurzen Anfragen im Reich3tage und von den Beschlüssen, welŸe an die Interpellationen geknüpft werden können. Ueber dieselben Gegenstände, die jeßt den Inhalt von kurzen Anfragen bilden, konnte der Reicstag au vor deren Einführung die Verbündeten Regierungen cder den Reichs- kanzler fragen (schr ridtig!), und die Auskunft konnte erteilt oder abgelehnt werden genau wie jeßt. Nur daß damals derartige Fragen an die Neichsregterung nur gestellt werden konnten in Verbindung mit cinem bestimmten Gegenstande der Tagesordnung oder in der Form oder bei Gelegenheit von Intervellationen. Diese zeitllhe Be schränkung ist weggefallen. Das ist das einzige Neue. Der Reichstag hat damit seine Teilnahme anu den politishen Geschäften erleichtern viellei@t auch erweitern wollen. Inwieweit aber eine Erweiterung Plaß greift, das ist ledigli Sache der Verbündeten Negierungen und des Reichékanzlers, und ih gebe dem Herrn Grafen Yorck die Ver- sicherung, daß i mit allen Mitteln zu verhindern wissen werde, daß aus der Beantwortung solcher kurzen Anfragen cin Uebergriff in die Erekutive oder in die Rechtsprechung erfolgt. (Lebbaftes Bravo.)

Was dann die an Interpvellationen geknüpften Beschlüsse an- belangt, so handelt es sich dabei ich babe darüber ja auch wieder- bolt im NReickstage gesproGen um etnen einseitigen Akt der Geschäftsordnung des Neichstages, der zustande gekommen ist ohne Mitwirkung des andern Faktors der Gesetzgebung. Darum haben diese Beschlüsse keinerlei staatsrechtlide, feinerlei verfassungsrechtliche Bedeutung. Auch das habe ih seinerzeit im Neichêtage erklären lassen, und daß dies eine Anficht ist, die ih unbedingt zu bekräftigen weiß, glaube ih in den lezten Wochen bewiesen zu baben. Diese Beschlüsse, die an Interpellationen geknüpft werden, bedeuten ja nichts weiter wie die Konstatierung einer Peinungsverschtedenheit zwisen dem Reichstage und dem Reichékanzler in einem einzelnen Falle.

Bemängelt hat der Herr Graf Yorck dann auch die Rüslungs: kommission. Meine Herren, ih darf vorweg bemerken, daß diese Nüstungskommission keine Kommission des Reichstages oder der Ver- bündeten Regierungen ist, sondern eine Kommission, die der Reichs- kanzler eingeseßt hat zu seiner Information über die mannigfachen und vielfa komplizierien wirtschaftliden Verhältnisse auf dem Ge- biete des Nüstungslieferungswesens. Die Komyission fet ih zu- sammen aus einem Vorsitzenden und 42 Mitgliedern. Abgesehen von den Kommissarien der Reichsverwaltung, und von diesen 43 Mit« gliedern sind 10 Mitglieder, die der MNeichskanzler beruft auf Vors