Föderalifien. Sie kielten am Relichsgedankea fest, aber sie wollten keinen Einbeitsstaat. Der Zweck des Preußentags fei, den zentralistishen Bestrebungen des MRcichötags entgecenzutreten.
Der Abg. Freiherr von Freyberg (Zentr.) erhob gleih'alls gegen die Vorkommnisse Einspruch und sagte, die Bayern seten troßdem bereit, sih die Freude am Deutschen Reih als Bundetst2at nicht verbittern zu lassen Der Abg. von Vollmar (So0z.) erklärte, daß ih die Sozialdemokraten dem Protest voll und ganz anschlössen und die Unverihämtheiten, die von Ber!in ausgegangen seten, zurückwiesen. Der Abg. Pflaumer (konf.) stellte fest, daß der Fraktton8vo1sizende Bekh seine Ausführungen rur für seine Pe:son gemacht habe. Im Namen etnes Teiles seiner Fraktion möchte er erfiäten, daß sie sich mit den Ausführungen der übrigen Redner einverstanden erklärten.
Sachsen.
Gestern erfolgte in der Ersten Kammer die feierlihe Ver- pflihtung Seiner Königlichen Hoheit des Kron- prinzen Georg, der gemäß der Bestimmung des § 63 der Verfassung nach erreihter Großjährigkeit in die Erste Kammer eintritt. Wie „W. T. B.“ meldet, waren die Mitglieder der Kammer und sämtliche Minister erschienen. Auf den Tri- bünen saßen vollzählig die Abgeordneten aller Fraktionen der Zweiten Kammer. Nachdem Seine Königliche Hoheit der Kronprinz -den Sißungssaal betreten hatte, hielt der Präsident Graf Vißthum von Ecstädt eine Be- grüßungsansprache, in der er den fünftigen Träger der Königs- frone willkommen hieß und ihn unter Hinweis auf die Be- deutung und die Heiligkeit des Eides aufforderte, den dur die Verfassung vorgeschriebenen Eid zu leisten. Der Kronprinz trat hierauf vor den Tisch des Präsidiums und legte unter Handschlag den vorgeschriebenen Eid ab. Darauf trat das Haus in die Tagesordnung ein.
Oesterreich-Ungarn.
Das österreihishe Abgeordnetenhaus hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nah kurzer Debatte den Bericht der gemeinsamen Konferenz beider Kammern über die Personaleinkommensteuer zunächst ohne die Steuerskala ein- stimmig angenommen und sodann den Abänderungsantrag der Slovenen und der Christlich - Sozialen auf Beibehaltung der bisherigen Steuersäßze für Einkommen von 1800 bis 10 000 Kronen mit 268 gegen 77 Stimmen abgelehnt. Darauf wurde der christlih-soziale Eventualantrag, die Steuererhöhung auf die Einkommen über 4800 Kronen zu beschränken, sofern der Er- trag der Personaleinkommensteuer 130 Millionen Kronen er- reiche, in namentlicher Abstimmung abgelehnt und die Steuer- \kala gemäß dem Antrage der gemeinsamen Konferenz an-
genommen. Weiter wurden die Beschlüsse der gemeinsamen Konferenz in dritter Lesung und damit die Personal-
übereinstimmend mit den Herrenhaus-
eintommen steuer / Ja! Darauf wurde über Immunitäts-
beschlüssen angenommen. angelegenheiten verhandelt.
Großbritannien und Frland.
Zu der Reise des griehishen Ministerpräsidenten Venizelos nah den europäishen Hauptstädten erfährt das „Reutersche Bureau“, daß Venizelos von dem Ergebnis seiner Reise und den Besprechungen, die er mit verschiedenen Staatsmännern hatte, befriedigt sei. Jn diesen Besprechungen sei die ganze Frage der Stellung Griechenlands, einschließlich derjenigen der Grenze von Epirus und der Aegäischen Inseln, erschöpfend erörtert worden. Ferner sei dabei der griechische Vorschlag, betreffend eine kleine Aende- rung der griechisch - albanishen Grenze zur Sprache getfommen. . Dieser Vorschlag, der jeßt erwogen werde, ziele dahin, einen kleinen Distrikt in der Nähe von Argyrokastro, der aus\chliezlich von Griehen bewohnt werde, Griechenland einzuverleiben. Obwohl auf griechischer Seite hinsichtlich der Lage an der Grenze von Epirus eine gewi))e Besorgnis bestehe. sei Venizelos doch, wie erklärt wird, fest überzeugt, daß die Lage keine Gestalt annehmen werde, die möglicher- weise zu internationalen Schwierigkeiten führen würde. Griechenland habe von der Entscheidung der Mächte hin- sichtlih der Grenze offiziell noch keine Kenntnis, doh bestehe fein Zweifel, daß es bereit sei, die Wünsche der Mächte in loyaler Weise auszuführen und die Albanien zuerkannten Distrikte zu räumen. Bisher seien allerdings noch keine Schritte zur Zurückziehung der griechishen Truppen erfolgt. Gerüchten, die das Gegenteil meldeten, werde kein Glauben beigemesen. Was den 18. d. M. als Zeitpunkt der Räumung anbetreffe, so werde darauf hingewiesen, daß Griechznland von diesem Datum, das ausschließlich zwischen den Mächten ver- einbart roorden sei, feine Kenntnis habe.
— Der Handelsminister Buxton betonte, wie „W. T. B.“ meldet, in einer Rede, die er gestern abend in Bermondsey hielt, daß die Regierung den vollständigen Schuß der englischen Küsten sicher zu stellen verpflichtet sei. Zu diesem Zwecke müsse sie ein Schlachischiffgeschwader zur Verfügung haben, das eine Ueberlegenheit von sechzig Prozent gegenüber der näcst- starken Seemacht aufweise.
Frankreich.
Die Familie des Generals Picquart hat, wie „W. T. B.“ meldet, infolge der persönlichen Jntervention des Minister- präsidenten, der bei der Familie vorsprah, und mit Rücksicht auf die Beschlüsse des Parlaments eingewilligt, daß der Teil der Bestattuugsfeier, der nach der Üeberführung der Leiche des Generals in Paris stattfindet, auf Staatskosten vor
ch geht. T Rußland.
Der Kaiser empfing gestern im Winterpalais in St. Petersburg die aus Anlaß der Fünfzigjahrfeier des Bestehens der Semstwos dort anwesenden Vertreter der Semstwos. Hierbei hielt der Präsident der Moskauer Semstwoverwaltung Baron Schlippe im Namen der Versammelten an den Kaiser eine Ansprache, in der er, wie „W. T. B.“ meldet, des er- lauchten Gründers der Semstwoeinrihtung Alexanders II. so- wie Alexanders IIT. in Dankbarkeit gedachte, dem Kaiser für das den Semstwos bewiesene Wohlwollen seinen Dank aus- spra und der Versicherung Ausdruck gab, daß sämtliche Mit- glieder der Semstwos, dem Vermächtnis der Vorfahren folgend, stets alle Kräfte mit Liebe und Aufmerksamkeit der Semstwo- arbeit widmen würden, um dem Throne und dem Vaterlande zu dienen. Der Kaiser unterhielt sih huldvoll mit den De- putierten und richtete an sie folgende Ansprache : i
3ch sprehe die feste Zuversicht aus, daß jeglihe Arbeit der Landschaften in enger Einigkeit mit meiner Regierung von unbegrenzter Sorge für die unzähligen örtlihen Bedürfnisse der Bevölkerung und für ihr Wohl durchdrungen und beseelt sein wird. Eine weise Be-
friedigung der örilihen Bedürfnisse erschei.t als das Hauptunterpfand für die Entwicklung und den Aufsckwung des Woblstands des ge- famten Staats. Meinem geistigen Auge stellt sich klar ein rubiges, gesundes und starkes Rußland dar, das, treu seinen historischen Tra- ditionen, glücklich is in der Uebe seiner dankbaren Söhne und stolz auf ihre unbegrenzte Gcgebenheit für unseren Thron.
Ftalien.
Gestern abend gaben der König und die Königin zu Ehren der in Rom eingetroffenen Offiziere der deutschen Mittelmeerdivision ein Mahl, an dem der deutsche Bot- schafter von Flotow mit Gemahlin, die Mitglieder der Bot- schaft, der Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano, der Marineminister, Konteradmiral Millo, der Erste General- adjutant des Königs Brusati und der Minister des König- lichen Hauses Mattioli-Pasqualini teilnahmen.
Portugal.
Der Senat hat in seiner gestrigen Sißung, wie „W. T. B.“ meldet, einen Antrag angenommen, durch den das Präsidium beauftragt wird, heute beim Präsidenten der Republik Einspruch zu erheben gegen das systematische Fernbleiben der Regierung von den Sizungen des Senats.
— Jn der Deputiertenkammer brachte der Führer der Regierungspartei Braga einen Dringlichke itsantrag ein, der die Einberufung des Kongresses fordert, um über eine Vertagung des Parlaments für die Dauer von zehn Tagen abzustimmen und eine Auslegung des Artikels 25 der Ver- fassung herbeizuführen, * der zu den Meinun gsverschieden- heiten zwishen der Regierung und dem Senat Anlaß gegeben hat. Die Dringlichkeit wurde obiger Quelle zufolge mit 81 gegen 46 Stimmen beschlossen.
— Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge hat das Personal der Eisenbahnen im Nordosten die Arbeit wieder aufgenommen.
Türkei.
Die Befugnisse des Marschalls Liman von Sanders werden nach einer Meldung des „W. T. B.“ als eine innere Angelegenheit der türfishen Armee behandelt und deshalb im einzelnen nicht bekanntgegeben. Ueber den Umfang und die Ausübung dieser Befugnisse bestehe völliges Ein- vernehmen zwischen dem Marschall und dem türkischen Kriegs- minister. Marschall von Liman übe unbeschränkte Jnspektions- rechte aus und sei von seiner gegenwärtigen Stellung, die ihm eine freie Entfaltung seiner Reformarbeit erlaube, befriedigt.
Serbien.
Wie das serbische Preßbureau meldet, hat der General Holmsen seinen Schieds\spruch in der serbisch-bulga- rischen Grenzstreitfrage dahin gefällt, daß das strittige Gebiet in zwei gleihe Teile geteilt wird, von denen je etner Serbien und Bulgarien zufallen soll.
Amerika.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Depesche aus Mexiko gibt der Kriegsmi“ister bekannt, daß die Rebellen bei dem Versuche, Cuernavauz zu nehmen, von den Negierungs- truppen geschlagen wurden und zweitausend Mann verloren.
Asien.
Das japanische Abgeordnetenhaus ist gestern wieder zusammengetreten. Wie „W. T. B.“ meldet, äußerte sich der Minister des Aeußern Baron Makino über die hinesisch- japanischen Beziehungen und die kalifornische Frage, wie folgt :
Die friedliche Lösung der hinesisch-japanischen Krisis, die ih im Sep- tember 1913 aus dem Zwischenfall in Nanking ergeben babe, sei zum großen Teil auf das english-japanisde Bündnis zurückzuführen. Die Festigung und Entwicklung der wirtschaftlihen Beziehungen Japans und Chinas sei von Bedeutung für die Förderung der japanischen Interessen in China. Bezüglich ter fkalifornishen Frage fagte der Minister, Amerika habe auf Jaxanrs dritten Proteit nicht geantwortet. Die früberen äntworten seien unbefriedigend gewesen. Andere Pläne zur Erledigung der Frage, auf die ec zurzeit niht eingehen könne, feien in der Ausabeitung begriffen.
Afrika.
Wie „W. T. B.“ aus Johannesburg meldet, hat ein neuer Ausschuß des Gewerkschaftsverbandes gestern nachmittag in geheimer Sißung beschlossen, den Generalstreik von heute ab bis auf weiteres für beendet zu erklären. Aus Pretoria wird gemeldet, daß, einer amilihen Bekanntmachung zufolge, der Betrieb in den Eisenbahnwwerk stätten am 96. Januar wieder aufgenommen werden soll.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichs - tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (9.)- Sißung des Haujes der Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer bei- wohnte, wurde zunächst der shleunige Antrag der Abgg. Dr. Röchling und Genossen (nl.), die Staatsregierung zu ver- anlassen, das gegen den Abg. Dr. Cremer vor dem Schöffen- gericht in Hagen (Westf) shwebende Privatklageverfahren für die Dauer der gegenwärtigen Session einzustellen, ohne Debatte durch Annahme erledigt.
Dann seßte das Haus die zweite Beratung des Etats der landwirischaftlihen Verwaltung, und zwar die Be- sprechung der dauernden Ausgaben fort.
Als Beihilfen zur Einrichtung und Unterhaltung von Wanderhaushaltungs\hulen für schulentlassene Mädchen auf dem Lande und zur Ausbildung von Haus haltungsschullehrerinnen find, wie im Vorjahre, 200 000 M ausgeworfen.
Abg. Letinert (Soz) gibt einen statistishen Ueberblick über die
Verbreitung der Wanderhaushaltungsschulen und über die Aus- gaben, die von Gemeinden, Kreisen und Provinzen für diesen Zweck aufg: wendet werden. Er folgert daraus, daß die ge- rannten Ve:bände für diesen Zweck mehr tun als für das ländlide Fortbildungss{hulwesen. Dies sei erkläclih, weil ein verbältniemäßig großer Teil der Teilnehmer fich nicht aus Arbeiterkreisen, sondern aus bäuerlichen Kreisen res frutiere, die zu den besißenden Klassen zu rechnen seien.
Mit Hilfe dieses Fonds müsse ater auch das Haushaltungéschulwefen in den Städten zugunsten der Arbeiter gefördert werden. Leider fei der Fonds auf derselben Höhe verblieben wie im Jahre 1912, Man
müsse fragen, nah welchen Grundsäßen die landwirtschaftliche Ver- waltung in tezug auf das Wanderhaushaltungtshulwesen verfabre. Es frage sib überhaupt, ob die Verwaltung auf diefe Schulen cin großes Gewicht lege. Entiprehend einer Refolutien des Abgeordneten- hauses müsse die Erwartung aut gesprochen werden, taß die landwirtschaft- liche Verwaltung diesen Unteriiht nachdrücklih tördere. Sie müsse die Anregung zur Errichtung neuer Schulen geben. Solche Schulen sei-n auch für die Städte eine unbedingte Notwendigkeit. Die Ar- beiterinnen seien bei diesen Hauétbaltun.éschulen sehr ins Hintertreffen gekommen. Auch aus Arbeiterkreisen müßten Lehrerinnen heran- gezogen werden. Das erhcbene Schulgeld fei viel zu hcch und könne von den Arbeitern, die auf einen geringen Verdienst angewiesen fein, niht gezahlt werten. Es gehe nicht an, daß diefe Bethilfen lediglich den Töchtern der besißzenden Klassen zugute kommen. Die in den Etat eingesezten Mittel müßten auch voll ausgegeben werden. Ferner sei die Gründung neuer Schulen nötig. So fet zu erstreben, daß jeder Kreis etne besiyt. Den ®Yrbeiterkindern müsse der Besuch diefer Schulen unentgeltlch gestattet werden. Hoffentlich werde bald an die Erhöhung dieses Fonds herangetreten.
Zum Dispositionsfonds zu wissenschaftlichen Lehrzwecken — 1100 000 , gegen das Vorjahr 50 000 mehr — beantragt die Budgetkommission, mehrere Petitionen, betreffend Erhaltung der Landwirtschaftsshule in Eldena und Ausgestaltung der landwirtschaftlichen Winter- schulen, der Regierung zur Erwägung zu überweisen.
“ Abg. Brors (Zentr.): Die landwirtschafiliden Wintershulen haben sh ols nüßlihe Einrichtung erwiesen. Die landwirtschaftliden Bereine baben aber eine ganze Reihe von Wünschen bezüglich des weiteren Ausbaues di:ser Schulen. Um diefe Schulen auf volle Höbe zu bringen, ist es nötig, daß tas Landesöfonomiekollegium sich ter Wünsche der Lehrer an diesen Schulen annimmt. :
Abg. Dr. Newold t (freikons.): Die Petitionen betreffs Er- haltung der landwirtschaftliden Schule in Eldena zeugen von dem Interesse, das man in Pommern diesem Institute entgegenbringt. Seine Einziehung würde einen großen Schaden für die ganze Provinz bedeut:n. Denn es ist unzweifelhaft, daß jede landwiitschaf!lihe Schule von Segen für die ganze Gegend ist, da von thr der Anreiz intensiverer wissenschaftliher landwirtschaftlicher Arbeit ausgeht.
Ueber die Petitionen beschließt hierauf das Haus nah dem Kommissionsantrage. | L / E
Die Ausgaben für die Tierärztlichen Hoch- \chulen und das Veterinärwesen, insgesamt 6 609 825 N, beantragt die Budgetkommission unverändert zu bewilligen.
Abg. Dr. Varenhb orst (freikons.): Die Frage des in der Schweiz erworbenen Titels eines Dr. med. vet. ist in der Kommission sehr ausführlich behandelt worden. Es handelt sich hier hauptsäclich um Herren, die in den Jahren 1902 bis 1910 in Zürih oder Bern promoviert haben. Jeßt haben ja unsere T'er- ärztlihen Hochshulen das Promotiontrecht erhalten. Nach einec Verordnung von 1897 i} bei Führung eines ausländishen Doktor- titels die Genehmigung des Kultusministers einzuholen. Bei Herten ter philosophischen Fakultät ist sie auch meist gestattet worden. Nur den Tierärzten hat man es verwetgert. Diese Weigerung ist jeßt nicht mehr am Plate, da es si ja einerseits nur um eine kleine Anzahl von Herren handelt und andrerseits eine Anzabl dieser Dissertationen von großem wissershaftli&en Werte ist. Der Landwirtschaftsminister möge in dieser Beziehung auf den Kultusminister seinen Einfluß
geltend machen. : : Diesem leßten Wunsche kann {ch mi
Abg. Dr. Arning (nl.): i nur ans{ließen. Notwendig is für Hannover die Schaffung einer Professur für Tierarzneikunde. Dann muß aber auch möglihst bald mit dem Bau des Instituts für Tterzucht be- gonnen werden, für den ja die Mittel {on bewilligt find.
(Schluß des Blattes.)
Bei der durh den Tod des Reichstagsabgeordneten Zürn (Reichspartei) im Wahlkreise Marienwerder 2 notwendig gewordenen Reichstagsersaßwahl erhielt, wie „W. T. B.“ meldet, nah den vorläufigen amtlihen Ermittlungen bei 21 552 Wahlberechtigten der Landrat von Brünneck-Rosenberg (Reichspartei) 11 334, der Gutsbesißer Raszkowsfi-Krzeniniewo (Pole) 8146 Stimmen. Zersplittert waren 28 Stimmen. von Brünneck ist somit gewählt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Tarifverträge im Deutschen Neiche am Ende des Jahres 1912 hat das Kaiserlihe Statistishe Amt, Abteilung für Arbeiterstatistik, in einem umfangreihea Sonderhefte zum „Reichsarbeitsblatt“ (350 Seiten, Preis 8,80 4, Karl Heymanns Verlag, Berlin) eine aueführithe Statistik veröffentlicht, die ein vollständiges Bild der tarif ich geregelten Arbeitsbedingurgen in Deu1!shland gibt. Die wachsende Bedeutung der Tarifoerträze für unser wtr1shaftliches Leben wird aus der Fest tellung ersihtlih, daß sich in den legten sechs Jahren die Zahl dec Tarifverträge und der von thnen er- faßten Personen mehr als verdoppelt hat, mit dem Ergebnisse, daß Ende 1912 ‘10739 Tarifgemeinshaften in 151 930 Be- tri: ben für 1774285 beshä'tigte Persoren galten. Die LTarif- gemeinschaften sind in Betriebe jeder Größe eingedrungen, in fleine und handwerksmäßige, in mittlere und große. Jn den einzelnen Gewerbegruppen aber ist die Verbreitung der Tarif- verträge fehr vershieden. Während das polygraphishe Gewerbe (Bucbdruck usw.) sehr stark von Tarifverträgen ertaßt ist, so daß eiwa zwei Diittel aller Arb-iter doit von Tarisverträgen erfaßt werden und auch im Bekleidungs- und im Baugewerbe die Arbeiteverbält- nisse zum großen Teil durch Tarifverträge geregelt werden, find leg tere in der Textilindustrie und der chemischen Jndustrie nur wenig verb'eitet. Der Bergbau in Deutschland hat übe haupt keine Tari!- vertiä,e, während in Großbritannien — wie aus einr internationalen Vergleihétabele der Statistik bervorgeht — gerade im Bergbau 11? Tarifverträge außerordentlich stark verbreitet find. :
Bei dem Abschluß der Tarifverträge in Deutschland sind di Krbeitnehmerverbände auf seiten d-r Arbeitnehmer fast ausnahmélos beteiligt. Mehr als die Hälfte aller tariflich gebundenen Person? find in ibnen organifiert. Auf der Arbeitgeberscite dagegen ließe: in der Mehrzahl der Fälle niht die Arbeitgeberverbände, fonda einzelne Firmen die Verträge ab. Auch eine nit geringe Zahl vor Innungen ist an den Verträgen beteili„t. Jn einem Anhang dé? amtlihen Werkes sind die von Innungen abgeschlcssenen wie über- aur die für das Handwerk gültigen Tarifverträge besonders be- arbeitet.
Von den in Tarifverträgen festgelegten Arbeitsbedingungen fin? der Arbeitslohn und die Arbeitszeit am wibtigsten. Aus der Statitif geht hervor, daß für die Mehrzahl der Arbeiter cine täglihe Arbeitt- zeit von mehr als neun bis zehn Stunden, be¡w. eine wöent- lihe Arbeitézit im Sommer von mehr als 58 bis 60 Siunden die Regel bildet. Was den Arbettslohn angeht, so gelien die Tar1fgemeinschaften, die einen niedrigsten Stundenlohn u? gelernté männlihe Arbeiter in Höhe von mehr als 49 angeben, für die Mehrzahl der Arbeiter. Anderseits _fiadet f ein niedrigst-r Stuadenlohn für ungelernte männliche Arheiter 1? Höhe von 45 4 und darunter in den Tarifgemeinschaften, die dk überwiegende Mehrzahl aller Arbeiter umfassen. Die Tarifverträs? mit der Mehrzahl aller Arbeiter enthalten einen niedrigsten Wochen- lohn männliher gelernter A-beiter in Höhe von mehr als 2b bi 30 #, während sie ande seits für ungelernte männlihe Arbeit?
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einen niedrigsten Wochenlohn von 25 # und darunter enthalten.
Außer diefen allgemeinen Feststellungen über den Arbeitslohn enthält die Tari'statistik eine besonders eingehende tabellarische Dar- ellung der Lohnsâve in den einzelnen Berufsarten in den verschiedenen Orten und Bezicken des Reichs, die eine geeignet? Unterlage für ver- gleichende Lohnbetrahtungen bildet. So find denn a:ch in einer bes sonderen Tabelle der am'lihen Veröffentlihung die Lohnsäße für eine Reihe der wichtigeren Berufêarten und die ortsüblichen Tagelöhne in ausgewählten Bezirken mit den in Berlin herrschenden Lohnsäßen
verglichen.
Zur Arbeiterbewegung.
In 60Städten kündigten, wie die „Frkf. Ztg.“ aus München herihtet, die Arbetterverbände die Tarifverträge im Herren- maßschneidergewerbe. Die ör!lihen Verhand'ungen verliefen bis jeßt ergebriéëlos. Info!gedessen wird die S&lichurg der Lohn- streitigkeiten wie in den beiten Vorjahren einem Kollegium von drei unpartetishen Schiedsrichtern übertragen, als welche die Herren Königlicher Gewerbegerichtsdirektor Dr. Prenner (München), Magistrats- rat von Schulz (Berlin) und Magistratésy1dikus Dr. Hiller (Frankfurt a. M.) gewählt rourden. Als Tagungsort ist Nürnberg und als Beginn der Verhandlungen der 2. Februar vorg-sehben.
Fn London sind „W. T B.“ zufolge die Koblenträger und Fuhrleute in der Zahl von sieben- bis zehntausend gestern in den Ausstand getreten, um einen höheren Lohn zu erzwingen; etwa ;weihundert Koblenhandluygen werden davon betroffen. Der Ausstand umfaßt sämtliche Gruppen von Arbeitern im Kohlentrant port. Die Arbeiter h:tten Lohnerböbungen gefordert und als fih die Verhand- lungen z&s{chlugen, legten die Leute einer großen Kohlenfirma die Arbeit nieder. Von da aus dehnte sich der Ausstand nah anderen Stattvierteln aus. Der Ausftand wurde obne Genehmigung der Gewerkschaft beschlossen, von dieser aber nahträglich gutgeheißen.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ find in der Umgebuvg von St Petersburg drei Männer ver- haftet worden, die damit beschäftigt waren, einen Aufruf des Vor- ftandésder sozial-revolutionärenArbeiterpartei zu drucken, in welchcm zum Ausstand für den 22. Januar aufgefordert wird. Gleichzeitig wurde in St. Petersburg ein sfozial-revolutionärer Arbeiter, der hektographishe Abzüge eines solchen Aufrufs bersteUte, sowie vier Studenten und zwei Kursêteilnebmerinnen verhaftet, bei denen eben- solhe Aufrufe und revolutionäre Abze|ben gefunden wurden. Troß dieser Maßnabmen ist, wie dem ,W. T. B.“ telegraphiert wird, beute morgen aus Anlaß des Jahrestages der Kundaetungen von 1905 in allen Fabrifvierteln der Residenz ein Massenausstand aus- gebrochben. Auch in Riga sind die Arbeiter vieler Fabriken aus diesem Anlaß in den Ausstand getreten.
Die Vertreter der ausständigen Bergarbeiter von Rio Tinto, die sich nach Madrid begeben hatten, um mit den Mitgliedern des Verwaltungérats von Rio Tinto zu unter- handeln, haben, wie „W. T. B.* meldet, #sch ents{chlossen, morgen nach Mio Tinto zurückzukehren, da die V rwaltung es ablehnte, ihnen eine Antwort auf ihre Forderungen zu erteilen.
In Lissabon haden „W, T. B zusolaë die arbeiter und etnige andere Gewerkschaften gestern niedergelegt.
Metall- die Arbeit
Handel und Gewerbe.
Jn der heutigen Sißzung des Zentralausschusses der Reichsbank gab der Vorsißende. Präsident des Reichsbank- direktoriuums Havenstein eine Uebersicht über die Lage der Reichsbank und führte im Anschluß daran folgendes aus:
„Die Geldflüssigkeit am deutshen Markt hat weiter zu- genommen, der Privatdiskontsaß is auf 3 Proz. gesunken. Die Ansprüche, die der Verkehr von Mitte bis Ultimo Dezember v. J. an die Reichsbank stellte, waren allerdings außerordentlih groß und beträhtlich größer als in irgend
einem der Vorjahre, insbesondere gilt dies auch von den Ziffern auf Wechsel- und Lombardkonto abzüglich
der Privatguthaben. Aber die Rückflüsse seit Beginn des Jahres sind durchaus normal, Wechsel- und Lombardanlage stellen sih nur noch wenig höher als in den Jahren 1909 und 1910 Und erheblich niedriger als in den Jahren 1911 und 1912. Auch die Privatguthaben haben zugenommen und standen am 15. Januar um etwa 50, am 19. Januar um etwa 90 Millionen Mark höher als im Vorjahre. Ebenso hat der Betrag der ungedeckten Noten, der Ende Dezember um 366 Millionen niedriger war als im Vorjahre, seinen günstigen Stand be- wahrt. Auf den internationalen Märkten hat sih auch über- wiegend eine Abspannung angebahnt; wenngleih der Privat- saß dort noch überall höher, zum Teil erheblih höher steht als bei uns, so hat er doch auf den Märkten unserer großen Nachbarländer ebenfalls eine weichende Richtung eingeshlagen. Die Devisenkurse sind nicht bedrohlih. Bei dieser Sachlage erachtet das Reichsbankdirektorium eine weitere Ermäßigung des Bankdiskonts um 1/5 Proz. für angängig.“
Der Zentralaus\chuß erklärte sich mit diesen Ausführungen einstimmig einverstanden. Schließlih wurden noch mehrere Stadtanleihen zur Beleihung im Lombardverkehr zugelassen.
(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe“ \. i. d. Zweiten Beilage. )
Kunst und Wissenschaft.
Die Strahlensterne auf dem Mond. Die genauere Unter- suung der Mondoberfläche namentlih auch mit Hilfe der Photographie hat zur EntdeæZung ciner Erscheinung geführt, die den Astronomen viel Kopfzerbrechens verursacht hat. Eine ganze Reihe von Theorten
ist aufgest llt worden, um die eig:ntümlihza Strahluagssysteme zu “
e'klâren, die sich an mancen Stellen der Mondobe: fläche kennzelchnen. Vie meiste WahisLTeinlichk.it hat unter ihnen wohl die Vermutung gehabt, daß die Lichtstrahlen durch Spiegelung des Sonnenlichts auf Feldern von vulkanischem Glas entstehen. Eine genauere Untersuchung hat jeßt der Astronom Plant ausgeführt und wieder eine neue Erklärung darauf gegründet, die er in der Wothenschrift eNature“ mitteilt. Die vulkanishe Tätigkeit des Mondes is im Vergleih zu der Kleinheit dieses Weltkörpers außerordentli stark gewesen. Wenn man bedenkt, welche Lavamassen hon durch kleine Krater unserer irdishen Bulkane ausgeschieden werden, so kann man si einen Begriff davon machen, welch un- gebeure Massen aus den NRiesenkratern des Mondes, wie dem Koper- nifus oder Ptolemäus, ausgequollen sein müssen. Nun war die Mondoberflähe wahrscheinli |tets sehr gebirgig und die Lava aus den
Kratern füllte zunähst die Täler oder die Schluchten zwischen den Bergen aus. Plant glaubt nun, daß die Strahlen auf der Mondoberflähe jolhen Lavastrômen entsprechen.
Ihre Breite ist zu 8—16, gelegentlih auch bis 30 km gemessen worden, ihre Länge zuweilen bis 3000 km. Diese leßte Angabe ist Jedoch vermutlich eine Augentäushung, indem vielleiht mehrere Strahlen scheinbar zusammenfließen.. Bedeutsam für die Nichtigkeit teser neuen Erklärung ist die Tatsache, daß die Strahlen meijt wie die Speichen eines Rades um einen Krater gruppiert sind. Am stärkiten entwickelt sind sie um die Vulkane Kopernikus, Tycho und tteVler, die auch zu den größten des Mrndes gehören. Plant meint, aß diese ‘Lavastrôme den ältesten Ausbrüchen auf der Mondoberfläche
angehören,
Aufdeckung gotisher Wandmalereien in Sachsen. Bei den Instandsezungsarbeiten der Sylvesterkirh- in Quakenbrüd, die unter Leitung des Architekten, Pro'efsors Emil Högg-Dresden aus- geführt wurden, fanden fih unter dem Puß der Wände und Gewölbe \pätgotische Malereien in so auêgezeibnetem Zustande, daß es feine Mübe mat, das ursprünalihe Bild, das die Ausmalung bot, wieder herzustellen. Die aufgedeckten Malereien stammen, wie eine zutage- getretene Inschrift besagt, aus dem Jahre 1470 und sind den Malereien in der Marienkirche in Osrabrück so ährlih, daß derselbe Meister auch hier gearbeitet baben muß. Die Instandseßung der Malerei erfolgt, wie die „Denkmalpflege" berichtet, durch den Maler Gunfel, L-brer an dem Kunst- und Gewerbemuseum in Bremen. Die Gewölbemalereien zeigen das üblihe fpätgotische Rankenw-rk, in den Zwickeln hochsteiaend, die Rippen begleitend und die Schluß- steine einfassend, in Braunrot, Schwarz und Grün gehalten und mit bohem fTünfilerishen Feingefühl in Zeihnung und Verteilung. An der Seitenwand des Seitenschiffes wurde eine Oelbergdarstellung mit überlebens8grofen Figuren freigelegt. Die ganze Zeihnung ist noch deutlih zu verfolgen, die Köpfe find von starkem Ausdruck. Diese Darstellungen find mit dem Putz în einzelnen Stücken von der Wand abgenommen und sollen nah Fertigstellung wieder an geeigneter Stelle angebracht werden.
Technik.
Ein großes Wasserkraftwerk in Indien.
Die Ausnußzung des Wassers ist für Indien eine Lebensfrage ersten Nanaes, und keins der Werke, die von den Enaländern zugunsten dieses Edelsteins ihrer Krone geschaffen worden sind, kinn fich an B deutung mit den kfünstlißen Bewässerungsanlagen messen. Diese find nun vorlävfig auênahmsl28 der Landwirtschzft zugute gekommen, indem sie den Zweck verfolgen und erfüllen, den Ackerbau von den unzuverlässigen NRegenfällen unabhängig zu mahen. An Wasserkraft- werke hat man früher nicht gedaht, weil die Industrie in Indien eine verhältniemäßig geringe Rolle spielte. Dur ihren Aufs{chwung sieht man sich jegt veranlaßt, die Ausnußzung des Wassers nach dieser N'htung zu erweitern. Der erste Schritt wird eine Anlage sein, die der Großstadt Bombay zugute kommen foll. Man will in ihrem Hinterland eine eleftrische Wasserkraftstation für 80000 Pferdestärken errichten, um die bisher mit Dampfmaschinen betriebenen Baumwollmühlen zu ver- forgen. Der Strom wird für 60 große Mühlen ausreihen. Ein Teil der Arlage ist bereits fertig und in Betrieb genommen worden, und \{on sind 26 dieser Mühlen und außerdem noch zwei zur Ber- mahlung von Getreide an der Stromlieferung beteil-gt. Die Werke find nah einem Inder Tata benannt Worden, der bts zu seinem Tode den Plan am meiiten gefördert hat, und befinden fch auch jeßt
hauptsählich im Besiy und unter Aufsicht von Eingeborenen. Die Kraft wird an dem Fuß der steilansteigenden Ghats gewonnen. Der Monsun, der sich an diesen Gehängen bricht,
liefert dort jährlih etwa 5000 mm Regen. Da dieser aber auf das Fahr fehr ungleich verteilt ist, so ist die Schaffung von dret großen fünstlihen Seen erforderlich aewesen, die durch Talsperren aufgestaut worden sind. Nach einer Beschreibung in der Wocenschrift „English Mechanic“ führt von dem untersten See eine KRohrleitung von etwa 4 km Länge mit 500 m Gefälle nah dem Kraftwerk, von wo der Strom in einer Spannung von 100000 Volt durch Oberleitung 70 km weit bis Bombay geführt wird. Die Stromkosten sind nicht besonders gering, aber für die Mühlen von Bombay sehr vorteilhaft, da der bisherige Betrieb unter hohen Kohlenpreisen und einem Mangel an geeigneten Arbeitern zu leiden gehabt hat.
Land- und Forstwirtschaft.
Ernteergebnisse in Norwegen im Jahre 1913,
Der Winter 1912/13 verlief, abgesehen von einigen nördlihen
Bezirken, überall mild; nur im Januar trat eine Kälteperiode ein. Die Schneemenge war in der Ebene gering, aber groß im Gebirge. Das Frübjahr kam zeitiger als gewöhnli, und die Frübjahrsarbeiten gingen unter günstigen Bedingungen vor fh. Von Mitte April ab war warmes Wetter; bis Jult fanden zahlreiche Niederschläge statt. Dann aber begann eine Trockenperiode, die namentlich im Westen länger andauerte. Unter ihrem Einfluß litten die Saaten nicht un- erheblih. Fast überall gingen die Erntearbeiten bei günstiger Witte- rung vor fi. —_OQéellernte über dem gewöhnlihen Maß. Im Durchschnitt für das ganze Land betrug der Üeberschuß 193 385 t oder 79/9. Der gesamte Heuertrag ist auf 3071-782 t (gegen 2 878 397 t in einem Miiteljahr) berehnet. Am ungünstigsten war die Ausbeute in den Aemtern Tromsò und Finmarken mit einem Untershuß von 16 bezw. 1409/9, In den meisten Aemtern war ein Uebershuß vorhanden. Am g1ößten war der Ertrag in Buskerud und Jarlsoberg und Larvik, wo man einen Ueberschuß von 209%/ erzielte. Die Qualität des Heus war durchweg sehr gut. ___ Stroh. Die Ausbeute an Stroh war im großen ganzen wie in etnem cuten Mitteljahr. Das Stroh der Wintersaat gab einen Ertrag, welcher unter demjenigen eines Mitteljahres stand, nämlih im Dur@schnitt für das ganze Land 8 9/9 Unter|{chuß, indem 47 372 t (gegen 1515 t in einem Mitteljahr) geerntet wurden. Der Untershuß beträgt mithin 4143 t. Nur in einigen Aemtern von Miitelnorwegen wurde ein geringer Uebershuß erzielt. Meist war die Auèbeute geringer als gewöhnli. Am sch{lechtesten war sie in Smaalenene und Ukershus mit einem Untershuß von 18 9/6. __ Das Weizen ftroh ergab einen Uebershuß von 142 t oder 1 9/0, indem die Ausbeute des Jahres 13551 t (gegen 13 409 t fn einem Mitteljahr) ausmacht. In 6 Aemtern von Mittelnorwegen war einiger Üeberichuß vorhanden, in den meisten Aemtern, wo der Weizen- anbau eine Nolle spielt, ein geringer Unter\{chuß.
Gerstenstroh hat in 10 Aemtern etnen Ueberschuß geliefert, von denen Kcistiars8amt und Söndre Trondbjem mit einem Uebers{huß von 13 bezw. 10% am besten stehen. In Finmarkens Amt und Smaalenene twourde der Ertrag eines Mitteljahres erzielt. In 6 Aemtern ist ein Untershuß zu verzeichnen; am größten war derselbe in Tromss und Nordre Bergenhus, nämlih 13 bezw. 89%. Im Durchschnitt für das ganze Land erzielte man einen U: bershuß von 6464 Tonnen oder ca. 69/0, indem der Ertrag des Jahres auf 117 747 Tonnen i g ist, während die Ausbeute eines Mitteljahres 111 301 Tonnen eträgt.
__ Haferstroh ergab einen Ertrag von 384 584 t (gegen 367 177 t in einm Mitteljahr). Der Uebershuß 17 207 t entipricht ca. 5 9/0. Vebers{chuß ist in 11 Aemtern vorhanten. In Finmatrkens Amt wurde der Ertrag eines Mitteljahres erzielt. In den übrigen 6 Aemtern war ein Untershuß vorhanden, welcher zwischen 11 und 2 9/6 \chwankt. Tromss Amt steht auch hier am \{chlech!esten.
Stroh von Mengkorn ergab einen Uebershuß von 1796 & oder ca. 99%. Der Ertrag des Jahres beträgt nämlih 21 876 t (gegen 20080 t in einem Mitteljzhr). Nur 3 Aemter hatten einen Unterschuß von 2—9 9/0.
Grbsenstroh lieferte den Ertrag eines Mitteljahres, indem der Durchschnitt für das ganze Land auf einen Uebershuß von 5 %% be- rehnet ist. Cs wurden 12 376 t produziert, während die Produktion ctnes Mitteljahres 11 766 & beträgt. Der Ueberschuß belief fh mit- hin aur 610 t. Die Gesamtausbeute an Stroh beträgt 597 506 t (gegen 575248 t in einem Meitteljahr). Im ganzen ift also ein Vebershuß an Stroh von 22258 t vorhanden, was ca. 4 9/6 ent- spricht. Die Qualität des Strohs ist durhweg sehr gut.
Getreideernte. Sämtliche Getreidearten außer Roggen haben einen mittleren Ertrag geliefert. Die Qualität wird durhweg als sehr gut bezeichnet.
Die Wintersaat (Noggen) hat im DurWhschnitt für das ganze Land 8% oder 31414 þ1l Untershuß gegeben, indem 343 014 hl (gegen 374 428 hl in einem Mitteljahr) produziert wurden. In fünf Aemtern is Uebershuß vorhanden. Den Ertrag eines Mitteljahres erzielte man in den beiden Drontheimämtern, im übrigen Lande war ein Untershuß vorhanden. Am \{chlechtesten stehen Smaalenene und Akershus mit 20 bezw. 18 96 Unterschuß.
Der Ertrag an Heu stand in diesem Jakae ziemli
Der Ertrag an Weizen war im Durchschnitt für das ganze Land wie in einem Miiteljahr (19/6 über mittel). Die Gesammtprockuktion des Jahres ist auf 114561 11 (gegen 112 921 h] in einem Mittel- jahr) berechnet. Unterschuß ist in Smaalenene, Akerthus, Staranger und Nordre Bergenhus zu verzeichnen, der zwishen 3 und 109% \{wankt. Norder Bergenhus # ht am \{lechtesten. In den übrigen Aemtern, wo Weizen gebaut wird, ist Uebe:\{huß vorhanden.
Gerste hat im Durchschnitt für das ganze Land einen Ertrag von 1 128514 h1 (gegen 1 061 596 hl in einem Mitteljahr) geltefert. Der U ‘bershuß beträgt mithin 66 918 h1 oder ca. 6 9%. Untershuß war in 6 ‘Aemtern zu verzeichnen; am geringsten war die Ausbeute in Nordre Bergenhus und Nordland, wo ein Unterschuß von 7 bezw. 8 9% vorhanden war. In dên meisten Aemtern ist ein Ueberschuß zu ver- zeichnen; am besten steht Kristians Amt mit 12 9/6.
Die Oaferproduktion {t au 41395046 hl (gegen 3 887 104 hl in einem Mitteljahr) berechnet ; das leßtere ist also mit 247 942 hl oder etwa 69/9 überschritten. Jn Nordland hatte man einen Untershuß von 11 9/9, in den meisten Aemtern aber war Ueber- chuß vorhanden.
Mengkorn hat von allen Getreidearten die beste Ausbeute geliefert, nämlih im Durchschnitt für das ganze Land 9 %/9 Ueberschuß. Die Produktion des Jahres beträgt 236 263 hl, während dieselbe in einem Mitteljahre 216 961 hl ausmacht. Der Ueberschuß beträgt mithin 19 302 h].
Die Erbsenernte stand durhshnittliß für das ganze Land 49%) über dem Ertrag eines Mitteljahres oder 3823 hl, indem im ganzen 93231 h1 (gegen 89408 hl in einem Mitteljahre) geerntet wurden.
Kartoffeln. Die Kartoffelernte fiel wie in einem guten Mitteljahre aus, indem der Durchschnitt für das ganze Land auf 1 9/6 Ueberschuß oder 80 944 hl berechnet worden ist. Die Jahresvprodukiion betrug 9718110 hl, während dieselbe in einem Mitteljahre 9 637 166 hIl ausmaht. Untershuß war in 6 Aemtern vorbanden, in den übrigen 12 Aemtern aber ein Ueberschuß von 3—13 9%. — Die Qualität der Kartoffeln war durchweg sehr gut. Fn einzelnen Gegenden Ostnorwegens waren sie jedoh von Trockenfäulnis angegriffen.
Rüben (Turnips). Die Ausbeute an Nüben ist auf 6 283 695 h] (gegen 6 173 197 hl in einem Mitteljahr) berechnet worden. Der Uebershuß, welcher also 110 498 hl ausmacht, entspriht etwa 2 9/6. Unterf{huß war in 7 Aemtern vorhanden, Uebershuß in 9. Am größten war der Ertrag an Nüben in Kristians Amt, das einen UÜeber- {uß von 89/9 hatte.
Die Obsternte ergab in ganz Osftnorwegen einen reihen Ertrag; außerdem ist ein Uebershuß in Nedenes und Romsdal vor- handen. Den größten Ertrag erzielte man in Hedemarken, das 16 9/9 Uebershuß hatte. In 7 Aemtern war Unterschuß von 17—1 9/9 zu verzeichnen.
Gemüse hat Untershuß in 9 und Uebershuß in” 9 Aemtern gegeben. Am \{lechtesten war die Ausbeute in Nordland und Troméö mit 14 bezw. 1309/6 Untersbvuß. In den übrigen 4 Aemtern, wo die Ausbeute unter mittel war, \{chwankt der Untershuß zwischen 1 und 8 9/6. Der Ueberschuß betrug 9—2 9/0.
Der Wetden- und Sennenbetrieb hatte ein Ergebnis, welches in den meisten Aemtern unter mittel stand. Nur in fünf Aemtern Ostnorwegens und in Nordre Tronthjem is etwas Ueber- {uß bis höchstens 80/6 vorhanden. In den übrigen Aemtern ist ein größerer oder fleinerer Untershuß zu verzeihnen. Am s{chlechtesten steht Stavanger mit 129/69 Unters{huß.
Die Ernte an wilden Beeren ergab eine reihe Ausbeute in Finmarken und mehreren Bezirken Ostnorwegens, zum Teil auch in Westnorwegen, im großen ganzen war der Ertrag aber kaum nennens werter als gewöhnli.
Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über den Ertrag der Ge- treide-, Kartoffel- und Heuernte des Jahres 1913 fowie über den s 1810), Mitteljahres (durchschnittlice Ernte in den Jahren
O= Ô
“| Berechnete | O durchschnitt Ernte 1913 E E lihe Ernte in] —————ck| mittel im Jahre den Jahren S 1913 1906 — 1910 S E _— (Mitteljahr) S Sf Pro- hl hl S hl zent Wins 112921 P 114661) 1014 L@0 4+ 1 Nocaen. …… 374428 | 343014 92 |— 31414 —8 G 1061596 1 1128514| 106 |+ 66 918) 6 E 3887104 | 4135 046) 106 |+4 247 942| + 6 Mengkorn 216 961 090962 O0 E O Eben... 89 408 93 231| 104 A 300 4 Kartoffeln . OC8T 166 F OTIS O O E S094 E f t t | t | A D878 297) T 307 782) 107 I 1983 385 n
Schädlinge und Pflanzenkrankheiten sind im Jahre 1913 nicht in besonders umfangreihem Maße aufgetreten. Die Kartoffelkrankheit machte sich im Süden des Landes, und zwar tin Hedemarken bemerkbar. Außerdem wurden die Kartoffeln stellenweise von Bakteriose und Kornwurrmn angegriffen. Rüben und Kohl erlitten im Westlande Schaden durch SchneXen und Larven von Kohblweißlingen. Der Hafer litt in den westlichen Bezirken unter Staubbrand. Die Wiesen wurden in Nordre Bergenhus durch Larven von Schmetterltngen und Maikäfern ges{chädigt. Die Obst bäume litten unter verschiedenen J'sckten, namentlih Blattwanzen. — An den Beerensträuhern machten sich Krankheiten im ganzen Süden des Landes, insbesondere der Stachelbeerpilz, bemerkbar. (Bericht des Kaiserlihen Generalkonsuls in Christiania vom 9. Ja- nuar 1914.)
Verkehrswesen.
Laut Telegramm aus Cöln ist die heute nachmittag um 5 Uhr 9 Minuten auf dem Schlesishen Bahnhof in Berlin fällige P ot aus Frankreich ausgeblieben. Grund: Zugvecspätung.
Theater und Musik.
Theater am Nollendorfplat.
«Prinzeß Gretl“ nennt |ch eine neue Opzrette, die es gestern im Theater am Nollendorfplaz \chließlich zu einem Erfolge brachte. Des Werkes besserer Teil ist Heinrih Neinhardts von wohlflingenden und nicht ungeshickt instrumentierten Tanz- weisen durhseßte Musik, die zwar kein einh itlihes Ganze bildet, aber manhe recht glüdcklich ersonnene „Nummern“ auf- zuweisen hat. Die TLextversafser Dr. A. M. Willner und N. Bodanzky haben es dem Komponisten nicht leiht gemacht, denn die Handlung, die er mit Mußk versehen sollte, streift in bezug auf Unwahrscheinlihkeit und Ui! sinn zuweilen die Grenzen des auch in der Operette Erlaubten. Dabei war die Idee, von der sie au8gingen, so übel nicht; fie wollten offenbar ein wetiblihes Gegenstück zu dem Prinzen Karl Hetnz in Meyer- Försters „Alt Heidelberg“ schaffen, eine junge Prinzessin und Landes- fürstin \{ildern, die, der Hofetikette entronnen, einmal den Uebermut \tudenti]hen Lebens in dem Untversitättstädthen ihres Fürstentums kennen lernen will und dabei ebenfalls Gefahr läuft, ibr Herz zu verlieren, aber noch rebtzeitig davor bewahrt wird. Etne von dem Direktor Ludwig Stärk gut in Syzene geseßte Aufführung und flotte Einzeldarstelung halfen über manches allzu Unsinnige hinweg, besonders aber trat Pallenberg al8 jüdischer Student Felix Hirschfeld aus Kattowitz, der dw ch seine komische Uecberredungsfunst alles ins (Bleiche bringt, hervor. Mary Behren®- Linke als Prinzessin, Grete Freund als junger \tudierender Prinz, Joseph Victora als s{chneidiger Burschenschafter, Emma Seebold als
Oberhofsmeisterin und andere machten sich gesanglih und darstelle i{