1914 / 32 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Hat frei von Hafengeld und franko an Lond im Hafen Rottekaai zu erfolgen. Der \{we[elsaure Ammoniak daif auch franko Station Rilland-Barh erfolgen. Angebote sind vor dem 11. Februar 1914, Vormittags 11 Uhr, an den genannten Direktor zu richten.

Kreta.

Die Stadtverwaltung in Candia schreibt in der Amtszeitung porn 28. Dezember 1913/10. Januar 1914 die Herstellung der {hon früher projektierten Hafenarbeiten aus, die mit 3588242 Kr. ver- ans{hlagt sind. Laut Artikel 3 der Bekanntmachung sind die Offerten bis zum 15./28. April d. I. einzureichen. Ein Exemplar der Aus- [reibung befindet sih beim „Neichsanzeiger“. i

Theater uud Musik,

Morgen, Sonnabend, findet im Köntglichen Opernhause eine Aufführung von Richard Strauß? „Rosenkavalier“ unter der Leitung des Komponisten statt. In den Hauptpartien sind die Damen Denera, Hafgren-Waag, Alfermann, von Scheele-Müller und MRothauser sowie die Herren Bohnen, Wiedemann, Henke, Krasa, Habich, Sommer und Philipp beschäftigt.

Morgen geht im Königlihen Schauspielhause Sgillers Drama „Don Carkos* in Szene. Die Titelrolle spielt Herr Geisen- döôrfer, den König Philipp Herr Sommerstorff, den Posa Herr Mühl- hofer. Die Prinzessin Eboki wird zum ersten Male Fräulein Schön- feld spielen; die Königin svielt Fräulein Nefsel.

Die Marie Seebah-Scchule des Kön iglihen Shau- \vielhauses beginnt am 1. April einen neuen Kursus, zu dem im März die Aufnahmeprüfung stattfindet. Die Marie Seebah-Schule bezweckt, besonders begabte Heren und Damen unentgeltlih zum Schausptelerberufe heranzubilden. Anmeldungen find bis zum 20. d. Mts. an das Direktorium der Marie Seebah-Schule des König- lien Schauspielhauses in Berlin W. 8 zu richten.

Der Königliche Hof- und Domchor veranstaltet im Dom

am Dienttag, den 10. Februar, Abends 8 Uhr, ein Konzert, in dent nur Werke lebender Komponisten aufgeführt werden, u, a. von Nüfer, Koeßler, Bumcke, Shwers, von Baußnern, Kaun, Arnold Mendelsohn, Ebel, Merkel und Senftleben. Vitwirkende sind die Konzertsängerin Frau Dahlke-Kapprs, der Könialiche Konzertmetster L. Premyslaw und der Könialiche Musikdirektor JFrrgang. Eintritts- karten find bei Bote u. Bock, A. Wertheim und {n der Domküsterei (Portal XT) zu haben. __ In dec Paul Gerhardt-Kirhe in Berlin - S(öneberg, Hauptstraße, findet am Dienstag, den 10. Februar, 84 Uhr Abends, zum Besten des Jugendheims und des Soloatenhetms in Schöneberg eine Aufführung von Seb. Bas Kantate: „Ih hatte viel Bekümmernis" unter der Leitung von Professor Egidi ftatt. Die Soli find durch Helene Wich- mann - Vogt (Sopran), Kurt Langner (Tenor), Dr. Hans Joachim Möser (Baß), Königlichen Kammermusiker Höhne (Trompete), A. W. Leupold (Orgel) vertreten. Der Chor der Paul Gerhardt- Kirche und Mitglieder des Blüthnerorchesters vervollständigen den Klangkörper. Eintrittskarten zu 0,50 4 (Schiff), 1 4 (Empore), 1,50 é (Altarraum) sind im Vorverkauf in den Pfarrhäusern und Küstereien der Paul-Gerhardt-, Apostel-Paulus-, Königin Luise- Gedächtni?- und Heilsbronnen-Gemetinde, in der Expedition des „Söneberger-Tageblattes* (Hauptstraße 150) sowie bei den Herren ffl (Hauptstraße 140) und Ißberner (Hauptstraße 130), äuflich.

Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.

Mannigfaltiges. Berlin, 6. Fébruar 1913.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin beehrte „W. T. B.“ zufolge gestern nahmittag vie zum Besten der unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und: Königlichen Hoheit der Frau Kron- prinzessin stehenden ,Cecilienhilfe“ in dem Hause der Boreinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk A.-G., Bellevuestraße 5 a, ver- anstaltetenBlumenaus stellung ,DerStrauß“ mitihrem Besuche. Unter den mehr als 50, aus\cließlich von Damen der Gesellschaft in teilweise sehr eigenartiger Welse und stets mit großem Geschick und

GesGmack ausgeschmückten Räumen erregten die von Jhrer Kaiserlichen undKöniglichen Hoheit der Frau Kronprinzessin und die von Ihren König- lihen Hoheiten den Prinzessinnen Eitel Friedri, August Wilhelm und Friedri Leopold selbst geschmüdckten Zimmer das ganz besondere Interesse der hohen Frau. Die Ausstellung hatte biéher einen sehr regen Besuch aufzuweisen, Dte gesamte Einnahme aus den Eintrittsgeldérn kommt ter unter dem Proteftorat Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehenden „Cecilienhilfe“ zu gute, und um dieses wohltätigen Zweckes wegen ist der Veranstaltung ein voller Erfolg zu wünschen,

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten, die der Vorsteher Michelet mit einem ehrenden Nachruf für den verstorbenen Geheimen Sanitätsrat Dr. Körte einleitete, erfolgte die Wahl zweier unbesoldeter Stadträte' an Stelle der mit dem Ende des vergangenen Jahres ausgeschiedenen Stadträte Gehride und Parg- graf. Gewählt wurden der Stadtv. Reimann und der Kom- merzienrat Arthur Francke. Zur Kenntnisnahme übersandte der Magistrat der Versammlung eine Vorlage, betreffend die Eingabe, die er in Sachen der Abänderung der Klassenzählung der Berliner Gemeindeshulen in dem neuen Grundlehrplan gemacht hat, und die Antwort, die darauf seitens des Ministers der geistliGen und Unterrichtsangelegenheiten erfolgt ist. Jn der Ausfprahe über die Vorlage ging der Stadtshulrat Dr. Fischer näher auf die Mittel und Wege ein, die Gefahren, die nach der Meinung der Versammlung durch die Maßregel der Reglerung dem Berliner Volks\{ulwesen drohen, abzuwenden. Die übrigen Gegen- stände der Tagesordnung wurden rasch und ohne wettere Erörterung erledigt. Auf die öffentliche folgte eine geheime Siyung,

Auf der Treptower Sternwarte finden folgende wifsen- s{aftliche finematographishe Vorträge statt: Morgen, Abents 7Uhr: „Curopätsche und exotise Jagden“; Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: „Das bayrische Hochland*“ und „Wintermärchen“, 5 Uhr: „Mit Schnellzug und Vzeandampfer von Berlin über Bremen nah New York“, Abends 7 Uhr: „Europälsche und exotishe Jagden“; Montag, Abends 81 Uhr: „Mit Schnellzug und Ozeandampfer von Berlin über Bremen nach New York“. Am Dienstag, den 10. Februar, Abends 835 Uhr, spriht der Direktor Dr. F. S. Archenhold über: „Die Beschaffenheit der Sonne* unter Vorführung zahlreicher Licht- bilder. Mit dem großen Fernrohr werden der Mond und der „Saturn®" beobachtet.

Königsberg i. Pr., 5. Februar. (W. T. B.) Die milde, mit Niedershlägen verbundene Witterung der leßten Tage hat in dem Slußgebiete des Memel und seiner Zuflüsse von neuem Ho ch- wasser hervorgerufen, das nah den vorliegenden Nachrichten namentlich in den Kreisen Memel und Heydekrug arn Umfang angenommen und viel Schaden verursaht“ hat. Mehrfach wird über Eisverstopyfungen in den Fluß- läufen beridtet, die den Abfluß des Wassers verhindern, so taß dieses Wiesen und Felder in weitem Umkreise überflutet hat und in die Häuser der Anlieger eingedrungen ist. Eiebrecher sind tätig, um die Stopfungen zu beseitigen. Die Wintersaaten in den betroffenen Gebieten dürften zum Teil vernichtet woorden sein. Auch aus anderen Gebieten der Niederung werden Ueberschwemmungen gemeldet. Man rechnet jedoch mit einem baldigen Fallen des Wassers.

Liegniß, 6. Februar. (W,. T. B.) Amilich wird gemeldet: Der Personenzug 924 überfuhr heute früh zwischen Neuhof und Liegnitz das Fuhrwerk des Stellenbesiters Börner-Kummernick mit drei Insassen. Dabei wurde einePerfson getötet, zwei \chwer verleßt. Der Personenzug nahm die Eis 6 auf und brachte sie nach Liegniß. Dort ist inwischen im Krankenhaus der Führer tes Gefährtes gestorben. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß die Schranke nicht ges{chlossen war und dichter Nebel ‘herrschte.

Scleswig, 6. Februar. (W. T. B.) Aus Anlaß der Gedenkfeier zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Befreiung der Stadt von dänischer Herrschaft prangt Schleswig in prächtigem Blumen- und Flaggenschmuck. Es sind gestern etwa 20 Abordnungen preußischer und österreihisher Règi- menter eingetroffen und festlich empfangen worden. Der Zuzug der

Festteilnehmer von nah und fern war ganz gewaltig. Die Militz,; aborbnungen waren gefletn mittag Giste des Binälerkorps des Husarenr-giments Kaiser Franz Ioseph von Oesterrei (Schleäwia, E es) Nr. 16. Der ‘heutige zweite Tag der Geden], eier wurde durch ein Wecken, A vom Infanterie, regtment von Manstein (Schleswigshen) Nr. 84, ein, geleitet, Um 10 Uhr ormittags egann im Dom ein Festgottesdienst unter Mitwirkung des Schleswiger Dom, ors. Die Festpredigt bielt der Propst Stoltenberg. Zu der kir. [ichen Feier wurden alle hier anwesenden österreihishen und deut\en Kriegsveteranen des Feldzugs von 1864 in geschmüdten Wagen von ihren Wohnungen abgeholt. Dichte Menschenmassen hielten die zum Dom führenden Straßen beseßt. Der Zustrom auswärtiger Fest, teilnehmer hat beute früh erneut eingesegßt,

Frankfurt a. M., 6. Februar. (W. T. B.) Heute früh fuhren im Hauptbahnhof die beiden Abteilungen des Lux us, zuges Ventimiglia—Frankfurt—Berlin beim Rangieren aufeinander. Drei Reisende wurden leiht verleßt und mehrere Wagen {wer beschädigt. Die Reisenden benutzten zur Weiterreise den Zug um 8 Uhr 23 Min.

Wien, 6.- Februar. (W. T. B.) Anläßlih des Gedentk-. tages der Shlacht bei Oewersee fand heute vormittag in der Votivkirche ein feierliher Gottesdienst statt in Anwesen, heit des Landesverteidigung8ministers Freiherrn von Georgi, desg Stadtkommandanten, des deutshen Militärattahés Grafen von Kagenes und des Grafen Stodckau, der die Schlacht mitgemacht kat, ferner der Offiztere jener Regimenter und Bataillone, welche die eiserne und die \hwarzgelbe Brigade bildeten, \{chließlich vieler alter Kämpfer dez \chleswig-holsteinishen Feldzuges.

Versailles, 5. Februar. (W. T. B.) Der Flieger Reals, der heute nachmittag auf einem Doppeldecker über dem Flugplaß Villacoublay Flugversuhe machte, ist aus 200 m Höhe ah. gestürzt. Die Leiche des Fliegers war \{recklih verstümmelt.

Bukarest, 5. Februar. (W. T. B.) In Ftklipesct bei Moreni, wo große Mengen von Petroleum gewonnen werden, er, folgte heute plößlich ein Ausbruch stark falzhaltigen, siedenden Wassers. Das Wasser sprudelte unter gewaltigem, in einem Umkreise von 10 km vernehrnbaren Getöse zu bedeutender Höhe empor. Rings um die Mündung dieses Geisers hat {i eine etwa 500 m breite Salzkruste abgelagert.

Bombay, 6. Februar. (W.T. B.) In einer in einem hiesigen Basar befindlihen Zuckerbäckerei brach ein Brand aus. Von den in den oberen Stockwerken des Gebäudes anwesenden Menschen, etwa hundert an der Zahl, gelang es nur wenigen, über die brennende Treppe zu entkommen. Die meisten retteten {h durch Sprung aus dem fünften Stockwerk auf das gegenüberliegende Haus. Acht Per, sonen verbrannten.

Nach Schluß der Nedaktion eingegangene Depeschen.

__ Karlsruhe, 6. Februar. (W. T. B.) Die Besserung im A Jhrer Kaiserlichen Hoheit der Prin- zessin Wilhelm von Baden schreitet langsam fort. Die Prinzessin hat die Nacht gut verbracht.

Hamburg, 6. Februar. (W. T. B.) Der Kaiserliche Gesandte in Mexiko hat den am 5. Februar in Puerto Mexiko eingetroffenen Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie „Ypiranga“ für die Aufnahme oder Wegschaffung der in Tampico an- sässigen Deutschen requiriert, da die Stadt von Rebellen bedroht und eine Blatternepidemie ausgebrochen ist.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

abend: Opernhaus. 26. Abonnements3vor- z ; stellung. Dienst- und -Freipläve sind auf- a gehoben. Der Rosenkavaliex. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Mußk von Nichard Strauß. Musikalishe Leltung: Herr a Generalmusifdirektor Dr. Strauß. Negie : | Schippel. Herr Negisseur Bahmann. Anfang 7x Ühr.| Sonntag: Der Su9ob. Schauspielhaus. 38. Abonnementrsvor- fellung. Don Carlos, Jufaut von Spanien. Ein dramatisbes Gedicht -in fünf Aufzügen .von Friedrih von Schiller.

Montag: König Lear.

C t isseur |8 Uhr: Kammermufik. Luslspiel in drei | In Szene geseßt von Herrn Regisseur Akten bon Heinri® Vaensiein. l lustigen Weiber von Windsor.

Tintag, O 3 Uhr: N (Gewöhnliche Preise.) | zauber. Abends: Kammermutsik. Bea Montag und folgende Tage: Kammer--

Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 27. Abonne- mentsvorstellung. Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Í Ein Maskenball. Oper in drei Akten. | musik. Musik von Giuseppe Verdi. Anfang 74 Ubr.

Schausptelhaus.

gehoben. Der Schlagbaum, lustspiel in drei Aufzügen von Heinrich Lee. Anfang 735 Uhr.

Berliner Theater. Sonnab., Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit Gesang und Tanz in vier Bildern von Bernauer und Schanzer. Î

Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Bummel- | Brüicke. fudenten. Abends: Wie einft im | Wer zulett Mai. mit Gesang

Montag und folgende Tage: einst im Mai.

malion. Montag: Simson.

und Tanz

Musik von Leon Jefsel. Sonntag, Nachmittaas

Theater in der Königgrüßer | Preise) und Abends 8 Uhr: Wer zulest blut,

Straße. Sonnabend, Abends 74 Uhr: ite :

König Richard Ax. Ein Trauerspiel | zulegt lacht . . !

in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Sonntag: König Richard Unx. Montag: Hinter Mauern.

ietät). in vter Dent Zoologishen Garten.) Sonnabend, Nachmittags Mondfahrt. Zum ersten Male: Komsödte in 3 Akten von Hermann Bahr. Sonvtag, Nachmittags 3 Uhr: Das

Abends

Pvinzip. Abends: Das Vhautom. | mittags 34 Uhr: Zopf und Schwert. Montag: Der Bogen des Odyfsseus. | Lustspiel in fünf Aufzügen von Karl | Franz und Ernst Bach.

Deutsches Theater. (Direktion: Max | Gußkow. Abends 8 Uhr: Weh dem, Königliche Schauspiele. Sonn- Ua Ne Der: Sauen von Franz Grillparzer. Sonntag: Romeo und Julia.

Kammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Bürger

Montag: Mein Freund Tevdy.

39. Abonnementéêvor- | mi 31 Nhr: Gvubfö L Í tellung. Dienst- und Freipläße sind auf- A g E, S E in Granicstaedten. Volk2- drei Akten D E d Sonntag, Nachmittags r: Vro- ck fessor Bernhardi. Abends: Pyg- | L0tene Stadt,

Theater an der Weidendammer | 3„¿lögis@er Garten. Sonnabend, Abends 8 Uhr: | Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polenblut. Hochzeit lat 1 gde

Wie | Lippshiß und ÁÀ. Bernstein - Sawersky. | liebe Augustin. Abends 8 Uhr:

und folgende Tage: Wer

Schillertheater. 0. (Wallner- D theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: | Mufik von Heinrich Reinhardt.

Deutsches Künstlertheater (So-| Die Stügen der Geselischaft. Schau, : C nar

Nr t e

(Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber Sbsen.- Deuts von Wilbelz Lange. E

: Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ge- e s T1 Mes | schäft ist Geschäst, Abends: Nofen: | G

5 moutag. Das Phantom. Montag : Was ihr wollt.

dex lügt! Lustspiel in fünf Aufzügen | aun}t. Fliege. Sonyrtag. Nachmittags 3 Uhr: An-

Leonoren. : Montag: Herodes und Mariamne.

Deutsches Opernhaus. lottenburg,

Abends 8 Uhr: Undine. NRomantisch-

Sonntag,

Abends: Parfifal. Montag: Parfifal.

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Die Fledermaus. Abends:

Montag und folgende verbotene Stadt.

Theater des Westens. (Station:

Tage: Die

Posse | Dperette in drei Alten von Oskar Nedbal.

von Arthur | . Sonntag, Nachmittags 3} Uhr: Der Hochzeit.

Sonntag, Nachmittags 32 Uhr: Hof- Abends: Die

/ Montag und folgende dreas Hofer. Abends: Die beiden | spanische Fliege.

Montag und folgende Tage: Anuatoles

U Klindworth-Scharwenka- Saal, spanische | Sonnabend, Abends 8 Uhr: Klavier: Tage: Die abeud von Lucie Caffaret,

Choralion-Saal. Sonnab., Abends

Refsidenztheater. Sonnabend, Abends | 2, Ubr: Klavierabeud von Eeucevièvc

(Char- |8 Uhr: Hoheit der Franz! Musß- Bismarck - Straße 34—37. | falishe Groteske in dret Akten von Artur Direktion: Georg Hartmann.) Sonnabend, Erla Winterberg, Wolf. Musik

kfomishe Oper in vier Akten von Albert ei n: e 3 Uhr: Men Vorzügliches Programm. Zum Komödieuhaus, Sonnabend, Abends | Lorßing. Ca S Se Î Nachmiitags 3 Uhr: Die | ®9e e cal A Montag und folgende Tage: Hoheit der Frauz!

Dehelly.

Zirkus Schumann. Sonnab., Abends 73 Uhr: Große Galavorstellung.

S I s es F it T iu 1Tipp“, der Derby-Favor

Sonntag, tahmittags 3 Uhr und Abends 73 Uhr: ©® große Galavor-

stellungen. In beiden Vorstellungen:

Thaliatheater. (Direktion: Kren und | 998 großte Spezialitätenprogramm,.

Montis Operettentheater.(Früher: | SHönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: R

e ga A A, e A Iden, m 74 Ubr: Große Wal fell

ï . Sonnabend, ; r: Vie verbotene Stadt. Vperette | sang und Tanz in dret Akten von Jean | (+ Uhr: Große Galavorsiellung.

Lessingtheater Sannabend, Nad in drei Akten von Karl Lindau und Bruno | Kren und Curt Kraaß. ä

von Alfred Schönfeld. DUM Montag und folgende

Die vev- | Taugopriuzessin.

Posse mit Ge, | Dirkus Kusch. Sonnabend, Abends Gesangstexte | Auftreten sämtliwer Spezialitäten. NU e m Schluß: Die ae Prunk- Tage: Die | pantomime: Vompeji. Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und Abends 7FUhr: 2 große Vorstellungen.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe | T Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Anatoles Hochzeit.

Ÿ . Kantstraße 12.) ide wie A, 3 Ubr: Die Verlobt:

Familiennachrichten.

rl. Clementine Noltenius mit Hrn. Sigsried von Seydlißz - Kurzbah (Bremen—Farm Schönfeld, Post Oma- ruru, Deutsh Südwestafrika).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Haupt

Abends: Anatoles

Polenblut.

Uhr (halbe | Montag und folgende Tage: Polen-

Theater am Nollendorfplak. Schiffbrüchigen. Abends 8 Uhr: illner und Nob. Bodan;ky. | braud.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die

r

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.)

ræliege. Schwank

Konzerte,

Singakademie. Sonnabend, Abends

Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: i) R E N LNEL Dertoi mittag e (Klavier) mit dem Philharmonischen d

Prinzes Greil, Operette in drei Akten von | Orchester. Dirigent: Camillo Hilde-

[ Bechftein-Baal. Sonnabend, Abends Aufzügen von Henrik | s{chöne Heleua. Abends: Prinzeß | Len Abend von Vendósun

¿ d Arthur Williams. ° Sas und folgende Tage: Prinzeß Vi lon oe, Klaviex- uud

Blüthner-BSaal. Sonnabend, Abends Charlottenburg. Sonnabend, Natß- | Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die spanische | 8 Uhr, Lehtes Konzert von Jascha| in drèt Akten von Feites Sao Klavier; Wale (eins{hließlich Börsenbeilage und Waten-

mann Ursin von Behr (Cöln). ; Gestorben: Hr. Sanitätsrat Dr. Cari Wollheim (Charlottenburg). Hr. Rudolf von Normann - Schurow (Schurow). Gertrud Gräfin von der Groeben, geb. vonBlanckenburg (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg,

Verlag der Expedition (Heid ri ch) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 3%

Neun Beilagen

¿eichenbeilage Nr. 13A ‘ü. 13 B),

L

Erste Veilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Berichte vou deutschen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.

1914

Berlin, Freitag, den 6. Februar

R ————————— A LRRE J 2 P S PUTI D

Hauptsähli gezahlte Preise für 1 t

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E I G E S R I 16 S I E M A I I P E

(1000 Eg) in Mark

Februar

Tag Weizen

Roggen Hafer

Gerste mittel gut

Danz Berlin Stettin «

Bien ï reslau Magdeburg . . Dortmund .

Mannheim . Ua s

Berlin, den 6, Februar

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180

185 188— 190

178 178—181 179—181 185—187 180—183 197,50—202,50 165 192—194

151,50 145—146 152,50 161 153,90—154 156—158 150 148 143—145 148—150 147—149 142—144 153—155 167—170 150—153,50 157,50—162,50

160—163

153—156

Kaiserlizes StatistisGes Amt. Dekbrü Es

e 133—134 141—143 is 155

142 152 140—143 152—155 162—165 167—170

is 168—170

180 —182,50

Deutscher Reichstag. 206. Sizung vom 5. Februar 1914, Nachmittags 1 Uhr, (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Das Haus seßt die zweite Beratung des Etats für das Reichsamt des Jnnern und die gestern begonnene Diskussion über die zum Vereinsreht eingebrachten Resolutionen

s 2 Sai E der Polen, des Zentrums und der Sozialdemokraten fort. Abg. Dr. Ju n‘ck (nl.) in seiner Rede, deren Anfang in der geftrigen

Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fortfahrend: Früher wurde eine Blütenlese von Mißgriffen der unteren Verwaltungsbehörden vor- geführt. Jch weiß nicht, ob der Abg. Müller-Meiningen eine humo- ristische Leporelloliste solcher Fälle anführen wird. Ich habe den Ein- druck, daß die Vorwürfe gegen die unteren Verwaltungsbehörden an- fangen zu verstummen. Selbstverständlich dürfen es die Polizeiorgane nicht als ihre Aufgabe betrachten, die wirtschaftliche und politische Be- wegung durch Paragraphen des Vereinsgesetzes zu regulieren. Das ift selbstverständlich falsch. Man kann große Bewegungen, zu denen ih auch die Sozialdemokratie rechne, nmcht mit dem Vereinsreht be- kämpfen. Diese Auffassung {chwindet aber mehr und mehr. Jch gebe aber zu, daß immer noch Fälle vorkommen, auch bei den höheren Be- hörden, bei denen die richtige Auffassung zu vermissen ist. Dies gilt besonders von dem Fall Amundfsen. Ein hoher Beamter wie der Negierungspräsident mußte sih sagen, daß ein solches Verbot nicht aufrecht erhalten werden fonnte gegenüber einem großen Gelehrten wie Amundsen, ein Verbot, das zweifellos die Empfindlichkeit anderer Kulturnattionen wachrufen mußte. Der Negierungspräsident hätte doch dasselbe Taktgefühl haben müssen wie der Minister des Innern. Die jeßigen An Hie richten sih mehr gegen die Entscheidungen der Gerichte. Nun denke ih gar nicht daran, mi mit allen den gestern ge enen Entscheidungen einverstanden zu erklären; ih bedauere die Entscheidung des Oberlandesgerihts Marienwerder, nicht minder diejenige, daß das Vereinsgeseß nur über die Bildung, nicht über die VBetätigung der Vereine Bestimmung trifft. Fast möchte ih an- nehmen, daß im leßteren Falle ein Irrtum des. Abg. Legien vorliegt, daß hier, wie es leider oft geschieht, ein einzelner Saß aus dem Zu- sammenhange gerissen ist; ist er ausgesprochen worden, fo bedauere ih thn außerordentlich. Es wäre ganz falsh und sicherlich der Absicht des Geseßgebers durchaus entgegen, wenn es hinsichtlih der Betätigung der Vereine bei den früheren Befugnissen der Polizei bliebe. Man soll dann aber nicht gleich von Nechtsbruh und Nechtsbeugung prechen. Unsere Gerichte urteilen nah bestem Wissen und Gewissen; gehen wir mit folhen Vorwürfen so leiht um, jo sägen wir den [t ab, auf dem wir mit unserer Auffassung vom Nechtsstaate sißen. Wenn hinsichtlih des Nechts der A Beausftragte in gewisse Ver- sammlungen zu entsenden, in der Judikatur eine Differenz eingetreten ift, indem das preußische Oberverwaltungsgericht dieses Recht nux gelten läßt_für Versammlungen, die anmeldepflihtig sind, während preußische Dberlandesgerichte, wie das Breslauer, es für all e Ver- jammlungen statuieren, so halte ih die erstere Auffassung für zu- treffend, aber es scheint uns nicht nötig, deswegen die Klinke der Ge- seßgebung zu ergreifen. Es gibt andere Mittel der Abhilfe dagegen, und ein solches liegt in dem Antrag Schiffer, der für die Beseitigung solcher Differenzen eine höchste Jnstanz schaffen will. Den bezüglichen Antrag Spahn lehnen wir daher ab. Ebenjo lehnen wir ab den An- trag, der an die Polizeistunde anknüpft. Die Ausführungen des Kollegen Marr sind auch insofern wenig beweiskräftig, als er aus gewissen Fehlern der Anwendung des Geseßes gleih eine Aenderung des Geseßes überhaupt folgert. Man muß doch dabei auch die Vor- teile des Geseßes in Betracht ziehen. Wir denken nicht daran, den Aenderungen des Geseßes zuzustimmen, soweit sie auf Aufhebung der Beteiligung von Jugendlichen an Versammlungen hinzielen. Die jeßigen Bestimmungen sind auf Grund eines Kompromisses seinerzeit eshaffen worden, und wir müssen aus Loyalität daran festhalten. Daß Jugendliche bis zu 18 Jahren von politishen Bestrebungen fern- aen werden n vom liberalen Standpunkte aus durchaus zu illigen. Die Be cchâftigung mit Politik i doch nicht etwas so Schones, als daß wir sie auch möalichst schnell den Kindern zugängig machen sollten. Es gibt so viel Schones, womit sich unsere Kinder beschäftigen können. Auch unsere akfademishe Fretheit ist ein kost- bares Gut, aber es. sind nicht die besten und flottesten R die diese Freiheit möglichst früh genießen. Ebenso gilt es von der Politik. Auch hier ist es besser, wenn man \ih zur Zeit der Unreife damit möglichst wenig beschäftigt. Jch gebe ohne weiteres zu, daß gerade die Verhältnisse in den unteren Klassen her Bevölkerung es erforderli machen, ih frühzeitiger mit volkswirt\haftlichen und anderen Fragen u beschäftigen. Das kann. aber am besten Vater und Mutter be- Dra: Die aufgestellte Theorie von dem Gift und Gegengift steht auf sehr schwachen Füßen. Es ist doch besser, dem Kinde nicht erst das Gift zuzuführen und-ès dann durch Gegengift zu heilen. Auch den Anträgen auf Abänderung der Bestimmungen bei Ankündigung von Versammlungen können wir nicht zustimmen. Die jeßt gültigen Be- stimmungen atmen einen außerordentlih liberalen Geist. Auf den Fall Jagow ist ja der Vertreter des Reichsamts des Jnnern aus- fübrli®ß eingegangen. Man könnte fragen, ob hier das Reich kom- petent ift. ir haben es hier zu tun mit einem Manne, einem hervor- ragenden, bekannten, geradezu typishen Verwaltungsbeamten, der zwei Seelen in seiner Brust t f Einmal ist er Doctor utriusquoe juris, dann führt er auch den Titel Polizeipräsident. Wenn ein folcher typischer Verwaltungsbeamter eine Entscheidung trifft und die höchste Instanz sie billigt, weil sie auf Grund der Bestimmungen des Vereins- eseßes egangen is, dann glaube ih doch, daß wir hier zuständig sind. Die Ziele und Zwecke des in Frage kommenden Schußmannsvereins a uns a der Abg. Erzberger hier vorgetragen. Bei der Beratung des

| Wereinsgeseßes wurde seitens des Negierungsyertreters erklärt, daß

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die Beamten die Wohltaten des Versammlungsrechtes weitergenießen

dürften, aber man müßte die Beamten von Vereinen fernhalten konnen, die dem Wesen des Beamtentums widersprächen. In den Saßungen des Vereins steht nun aber gerade, daß man sich beschränken will auf die Pflege treuer föniglicher Gesinnung. Danach kann leicht der Verdacht entstehen, daß man wirklih den Gedanken der Koalition hier treffen möhte. Das wäre bedauerlih. Bei der ganzen PÞpo- litischen wirtschaftlichen Entwicklung greift der Gedanke der Koalition immer weiter um fich. Sogar die Nichter haben sich koaliert und Justizminister sind sogar Chrenmitglieder diefer Vereinigung. Wir haben es hier mit einer Entwicklung zu tun, die sih nit aufhalten läßt. Es gibt Menschen, die behaupten, es sei nötig, ein Ventil zu schaffen, durch das eine Ge Mißstimmung entweichen kann. Der Hinweis auf das Londoner Verbot trifft nit zu, denn die dort ge- plante und verbotene Vereinigung von Schußleuten war eine wirkliche Gewerkschaft, die auch wirtschaftliche Ziele verfolgte, Ziele, die das Statut der Berliner Schußmannsvereinigung ausdrücklich aus\ch{loß. Datte diese Vereinigung sih auf solche wirtschaftlichen Ziele aus- gedehnt, I wäre es immer noch zum Einschreiten Zeit gewesen, und es wäre dadurch nicht solhe Mißstimmung erzeugt worden wie dur das Verbot. Jch erkläre zum Schluß, die Freude am Reichsvereins- geleb lassen wir uns nicht rauben; wir betrachten es als eine große fig dan cth es hat seine Vorteile auch nah anderen Nichtungen hin. Nachdem das öffentlihe Vereinsrecht erschöpfend geregelt ist, ift doch die Verleihung der Nechtsfähigkeit an die Berufsvereine nur noch eiwas Formelles: das Einspruchsreht der Verwaltungsbehörden hat jeßt eigentli gar keinen Sinn mehr, und es wäre ein Leichtes, mit einem Federstrih diese Nechtsfähiakeit zu schaffen. Wir hoffen von der Vorurteilslosigkeit aller Behörden gegenüber dem WVereins- geseß, daß dieses RS mehr Und mehr einleben wiïd; wir sprechen es aus, dáß eine shikanóse oder spißfindige Auslegung des Gesetzes die Autoritat des Staates nicht hütßt, sondern schädigt. Hätten wir das Geseß damals, als es eingebraht wurde, abgelehnt, so wäre das ein schwerer politisher Fehler gewesen. Halten Sie für möglich, daß uns zur jeßigen Zeit von der Neichsregierung ein Geseß wie das da- mals vom Fürsten Bülow eingebrahte vorgelegt würde? Also es wäre ein {werer Fehler gewesen, wenn wir damals nicht zugegriffen hätten. Bei allem Schelten auf das Geseß sollten Sie doh nicht den Vergleich mit dem früheren Zustand außer aht lassen. Ich erwarte den Beweis, daß das bestehende Geseß Nachteil® hätte gegenüber dem früheren. Aber diesen Beweis können Sie außer mit allgemeinen NRedewendungen nit führen. Natürlich behalten auch wir uns vor, zu einer Abänderung des Geseßes die Hand zu bieten, wenn nach unserer Meinung die Notwendigkeit dazu vorliegt. Bis jeßt sehen wir dazu keinen Anlaß. : ;

Aba. Dr. Müller - Meiningen (forts{r. Volksp.): Es gibt keine bessere Rechtfertigung der Haltung der beiden liberalen Parteien im Jahre 1908, als die Bemerkung des gestrigen konservativen Redners: „Heben Sie doch das ganze Geseß auf, das wäre uns ganz reht“, und die mit frommem Augenaufshlag nah der Prinz Albrecht- straße gemahte Bemerkung des freikonservativen Redners: „Die bitterste Frucht der Blockperiode is das Meichsvereinsgeseß.“ Wir schließen uns dem Vorredner in dem Sinne aw daß auch wir uns freuen, daß wir das Vereinsgeseß gemacht haben. Wir würden auch heute gerade so handeln wie 1908; und auch Sie (zu den Sozialdemo- kraten) baben ja gezeigt, daß Sie mit uns davon den Vorteil haben, denn früher fonnten Sie auf diesem Gebiete hier überhaupt keine Anträge stellen, früher war hier dafür keine Zuständigkeit gegeben, um die Mißbräuche zu bekämpfen; das werden Sie doch nicht leugnen konnen. Der Streit zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerpräsidenten besteht allerdings heute noch; der Reichskanzler ließ uns gestern sagen, daß er gegenüber dem preußishen Minister- prâsidenten in der Ausführung des Geseßes nur ein sehr S Necht habe. Man 1 uns doch aber hier unsere Zuständigkeit nicht so verwishen. Tatsache ist, daß die nahgeordneten Organe in ein- zelnen Teilen E geradezu Pfeifen auf die Ausführung des Geseßes nah der Absicht des Geseßgebers. Hier müssen wir nah unserer Ueberzeugung auf die Dauer nicht bloß kritisieren, Poren auch zur Besserung schreiten, wenn es sich zeigt, daß in der falschen Auslegung des Gejeßes System liegt. Darin unterscheiden wir uns von dem Vorredner. Wir sind bereit, Aenderungen des Gesetzes in freiheitlihem Sinne mit zu beschließen, insoweit solhe durch miß- bräuchlihe Auslegung des Geseßes durch Gerichte oder Verwaltung sich notwendig machen. Hierher rechne ich den Mißbrauch mit der Polizeistunde, hierher rechne ich den Mißbrauch hinsichtlich der Publikation und die Schikane bet der Anmeldung, besonders auch den Mißbrauch des Disziplinarrechts und die mißbräuchlihe Hinein- ziehüng von landesrehtlichen polizeilihen Bestimmungen. Dafür, daß jolche E in großer Anzahl vorliegen, ist der Beweis in den leßten Jahren immer wieder erbraht worden, Von diesem Gesichts- punkte aus haben wir auch gegen eine Konzentrierung der Zuständig- keit nihts einzuwenden, gleichviel, ob auf dem Wege des national- liberalen oder des polnischen Antrages. Es ift absolut notwendig, daß eine einheitliche Judikatur auf dem Gebiete des Vereinsrehts herbei- geführt wird. Dagegen erscheint uns eine Aenderung des sogenannten Zugendlichenparagraphen nit notwendig. Die jugendlichen Leute mit 13, 14 Jahren dürfen nicht in die Ren und Tonfessionellen Kämpfe hineingezogen werden. Notwendig ist für sie eine gute Fort- bildungsschule und eine turnerisce, sportlihe Erziehung. Es besteht ein großer Konkurrenzkampf zwischen Zentrum und Sozialdemokratie um die Jugendlihen. Es ist interessant, wie sich die Bundesgenossen aus dem Jahre 1908, Zentrum und Sozialdemokraten, gestern ihre Sünden vorgehalten haben. Jch habe das Gefühl, sie: sind allzumal Sünder. Der Abg. Marx gestand ganz offen: Wir müssen der Jugend ein Lees! t geben durch eine rihtige Weltanshauung. Wer hat nun die richtige Weltanshauung? Das Zentrum hätte gerade in der jeßigen Zeit allen Anlaß, mit derartigen Argumenten sehr vor-

sichtig zu operieren. Wir danken vor einer solhen Impfung mik Weltanschauungen. Warum bestreiten Sie, daß die jugendlichen Arbeitervereine oder die katholischen Jünglingsvereine einen politischen Charakter haben? Nun wird man vielleicht sagen, warum sprechen Sie niht von der Jungdeutshlandbewegung? Jch stehe nicht an, offen zu sagen: Wenn in diese Bewegung auch eine politishe Richtung Meng ga würde, so würde ih das ebenso verurteilen, wie einen sonstigen Mißbrauh. Die deutshe Turnerschaft ist nie ein politisher Verband gewesen und ist es auch heute nicht; 1ch Tann das auf Grund eigener Wahrnehmung bestätigén. Wir wollen die Jugendlichen weder zur Abwehr, noch zum Angriff be- nuten lassen. Wir sind gegen jede frühzeitige Hereinziehung der deut- schen Jugend in den politishen Kampf. Wir wollen iht die goldene Jugendzeit nicht verkümmern. Ein Skandal wäre es natürli, wenn wirklich, wie behauptet wurde, Jugendliche zu Spitzeln benußt würden. Ebenso sind wir gegen jede schikanóse Auslegung des Jugendlichen- paragraphen. In bezug auf den Mißbrauch des Disziplinarrehts ver- treten wir den Fundamentalsaß, daß Meichsrecht partikfulares Disziplinarreht brechen muß. Es ist eine bedauerlihe Erscheinung, daß wir auf diesem Gebiete immer ein und dieselbe Person im Vorder- grund sehen, den starken oder stärksten Mann in Deutschland. Dieser hat aber do eine furhtbare Angst vor der Jugend. Er fürchtet über- haupt beinahe alles. Jeßt haben es ihm die Schußleute angetan. Der gestrige Vergleich des Regierungsvertreters in bezug auf die Londoner Polizei war vollkommen schief. Bei der Londoner Polizei handelte es si um den Anschluß an die Gewerkschaftsbewegung, um das Streikrecht; bei den Berliner Schußleuten handelt es stich aber um das Streikrecht ükerhaupt nicht, sondern darum, ob das Neichsvereins- gefeß auch für dieje Beamten gilt. Der Präsident von Jagow hat den naiven Glauben, mit der Gewalt alles machen zu können. Der Negie- rungêvertreter berief fih darauf, daß das Vereins- und Versammlungs- recht in der Praxis dem Beamten zustande, und er hat mehrere Beamten- organisationen genannt. Aber was für Kämpfe hat es gekostet, bis sie dise großen Organisationen geschaffen haben. Wir hoffen daß auch die Schußleute noch zu ihrem Rechte kommen werden, troß des Präsidenten von Jagow. Dieser Herr merkt gar nicht, daß er mit seiner Tätigkeit bloß der Sozialdemokratie hilft. Er organisiert geradezu die Ünzu- friedenheit der Beamten. Was hat denn der Schußmann getan, der na Zabrze strafverseßt worden ist. Er hat eine gesellige Zusammenkunft der hiesigen Schußleute zusammengerufen und eine Nede mit einem Hoch auf den König von Preußen geschlossen. Dann wurde eine Rede uber die Helden des Jahres 1813 gehalten, dann hat der Schußmann die sechs erwähnten Nichtpunkte verlesen mit dem ausdrücklichen Vor- behalt, daß sie der Genehmigung des Polizeipräsidenten bedürften. Die Versamtilis wurde dann mit einem abermaligen dreimaligen Hoch auf den Deutschen Kaiser ges{lossen. Mehr kann man do nicht tun. Nun hat gestern der Regierungsvertreter unter Bezugnahme auf meinen eigenen Kommentar gesagt, es sei gleichgültig, was im Statut stehe, es Tomme auf den Get an, in dem eine derartige Verhandlung geführt werde. Diesen Geist habe ich Jhnen eben gezeigt. Gewiß tommt es auf die Tätigkeit dieses Vereins an. Der Regterungsver- treter hat aber keinen Gegenbeweis geliefert, daß die Schußleute gegen diese sechs Punkte tatsächlih gehandelt haben. Es fehlt an gewissen Stellen jedes Vertrauen zu unserer Beamtenschaft. Wir haben es hier mit einem offenbaren Bruch mit den klaren Bestimmungen des § 1. und den Erklärungen des damaligen Staatssekretärs zu tun. Die Neverse der Schußleute bedeuten nichts anderes als ein direftes Prä- ventivverbot, Aber auh in Bayern bestehen sole. Der Abg. Marr möchte auf seine politishen Freunde in Bayern einwirken, da- mit der dortige Verkehröminister nicht ähnliche e weiter unter» schreiben läßt. Das Schmerzenskind des ganzen Geseßes is der Sprachenparagraph. Gerade auf ihn hat die preußishe Regierung großen Wert gelegt. Kein Mensch von den jeßigen Antragstellern auf Abschaffung dieses Paragraphen denkt doch wohl im Ernste daran, daß im jeßigen Zeitpunkt die preußische Regierung von ihrem Stand- punkte abgeht. Die Annahme des vorliegenden Antrages Tönnte des- halb nur eine Demonstration sein. Von einem Kompromiß zwischen der Nechten und Linken konnte seinerzeit keine Rede fein, Wir haben den Paragraphen akzeptiert, weil ohne ihn das ganze Gese nicht zu- stande gekommen wäre. Mein Freund Payer wies damals auch darauf hin, daß wir Süddeutschen eigentlih gar kein Interesse an diesem Paragraphen haben. Die Bedeutung des Paragraphen hat aber auch die prubite Regierung kolossal übershäßt. Sie glaubte durch ihn die polnische Sokolbewegung eindämmen zu können. Weil man sicht, daß dies niht möglih ist, deshalb greift man jeßt zu diesen merfk- würdigen Rechtsäuslegungen, die dem klaren Gedanken des Geseßes widersprehen. Was wir Fru ist eine authentishe Interpretation des Geseßes. Daran mitzuarbeiten, sind wir bereit. Den Ausfüh- rungen des Bundesratsvertreters über den Fall Amundsen muß ih entgegentreten. Wenn auch Flensburg eine deutshe Stadt ift, so gibt es dort und in der Umgegend doch Tausende Dänish Sprechender. Die Kongzertagentur Sachs wollte mit Herrn Amundsen keine politische Agitation treiben, es war vielmehr eine rein geschäftliche Manipula- tion. Der Antrag auf Genehmigung des Vortrages gu! Grund des Sprachenparagraphen entsprang nur der Angst des preußischen Staats- bürgers, weil er weiß, daß thn überall Verordnungen begleiten. Es ist charakteristisch, daß der dortige Regierungspräsident wie der Stier auf das rote Tuch losging, sobald er nur das Wort „norwegische Sprache“ hörte, die ja der dänischen ähnlich ist. So kam das blainable Verbot, über das die ganze gestittete Welt hohnlahte. Die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung“ bringt ja dieses Gefühl in dem Ent- \huldigunasartikel gewissermaßen selbst zum Ausdruck. Man wollte eben nur den Schein vermeiden. Vielleiht hat man auch infolge der Weisungen einer noch höheren Person als des Ministers dann die ganze Geschichte redresstert. Alle Vorredner haben merkwürdigenveise den springenden Punkt der ganzen Angelegenheit außer acht gelassen, auch der Regierungsvertreter. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung"