1895 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Sachsen-Coburg-Gotha.

Dem Landtag für das Herzogthum Gotha is der Entwurf zu einem Gesez wegen Besteuerung des Ge- werbebetriebs im R erogen zugegangen. Es wird darin die Höhe der bisherigen Steuer für den Gewerbebetrieb im Umherziehen beibehalten; nur bezüglih des Steuersaßes für die sogenannten Wanderlager hat eine Erhöhung stattgefunden. Der bisherige Steuersay von 30 F für die Stadt Gotha, 20 Æ( für die übrigen Städte und Ruhla, end- lih von 10 Æ für alle sonstigen Ortschaften ist um je 10 erhöht worden. Auch bezüglich der Höhe der Strafen und des Strafverfahrens sind die bisherigen Bestimmungen beibehalten worden. Neu ist dagegen die Bestimmung, daß ‘auch die Bewohner des Herzogthums, soweit sie Wanderlager außerhalb ihres Wohnsigzes halten, der Steuer unter- worfen werden, ihnen aber das Recht zustehen soll, dieselbe bei Deklarierung ihres Einkommens zum Zweck der Steuer- veranlagung mit in Abrehnung zu bringen. Neu ist ferner die Bestimmung, daß den Gemeinden, in denen Wanderlager gehalten werden, das Recht eingeräumt wird, einen Steuer- zushlag als Gemeindesteuer auf Grund von Ortsstatuten zu erheben.

Lippe.

Der Landtag ist vorgestern in Detmold zusammen- getreten. Jn der von 12 bis 3 und von 5 bis 8 Uhr währenden Sißung wurde das Aktenmaterial über den Geisteszustand des Fürsten Alexander einer Kommission von sieben Mitgliedern überwiesen. Jm Laufe der Debatte erklärte der Abg. Schemmel (kons.), er sei bereit, den Regenten anzuerkennen, wenn die Regelung der Thronfolge-Ordnung fofort in Angriff genommen werde. Der Abg. As issen (freisinnig) tadelte die Einsezung der Regentschaft als einen Eingriff in die Rechte der Gräflichen Linie Lippe-Biesterfeld. Der Minister von Wolffgramm begründete unter vielfahem Widerspruh die Geseßmäßigkeit der Ernennung des Regenten. Die Weiterberathung wurde sodann auf Dienstag vertagt.

Oesterreich-Ungarn.

Der Fürst Wilhelm von Montenuovo, Sohn der Erzherzogin Maria Louise aus deren morganatischer Ehe mit dem Grafen Neipperg, ist gestorben.

In der vorgestrigen Sißung der Zucker-Enquête- Kommission erklärte Graf Sylva-Tarnouca, er freue sich, daß von keiner Seite der Wunsh nah einem Zucker- monopol ausgesprochen worden sei. Zucker- und Getreide- monopole seien nur selbstgeshaffene Vorbedingungen zu dem sozialistishen Zukunftsstaat. Auch die Kartelle seien aus demselben Grunde bedenklih. Redner empfahl, die Re- gierung zu ermächtigen, falls eine Erhöhung der Prämien in Deutschland erfolge, dasselbe zu thun. Der Ackerbau-Minister Graf Falkenhayn dankte den Mitgliedern der Enquête- Kommission und bemerkte, die Lage sei nicht so aussihtislos, daß man befürhten müsse, nur auf internationalem Wege der Krisis entgegenarbeiten zu können; unter „international“ verstehe er keineswegs die ganze Welt. Oesterreih habe die Ackerbau- standskrifis mehrfach überwunden ohne internationale Ver- träge. Er hoffe, daß man die Krisis um so sicherer bekämpfen werde, wenn die Landwirthe und die Fabrikanten, die ein- ander früher bekämpft hätten, jeßt das gemeinsame Ziel friedlich verfolgen würden. Diescs Ziel sei durch die Aus- sprache in der Kommission nähergerückt worden. Der Minister erklärte alsdann die Verhandlungen der Enquête- Kommission für geschlossen.

Der Bischof von Triest-Capo d’Istria Dr. Glavina hat nach der „Presse“ ein Rundschreiben erlassen, worin er den Klerus von Jstrien ermahnt, bei den bevorstehenden Landtagewahlen jeglihe politishe Agitation zu unter- lassen und namentlich jede Beeinflufsung von der Kanzel herab zu vermeiden.

Wie die „Budapester Korrespondenz“ aus Wien erfährt, berieth der Minister - Präsident Baron Banffy am Sonnabend Nachmittag mit dem Grafen Käálnoky, dem Minister-Präsidenten Fürsten Windischgräß und dem Handels-Minister Grafen Wurmbrand. Von kompetenter Seite wird mitgetheilt, es sei nunmehr endgültig fest- gestellt, daß die Gesezentwürfe über die Rezeption der Juden und über die freie Religionsüúbung gegen Ende dieses Monats im Unter hause verhandelt werden würden. Die- selben würden nach ihrer unveränderten Annahme, die zweifellos sei, zum dritten Mal an das Oberhaus gelangen.

Frankreich.

Bei der Einweihung einer Kunsttishlerei-Schule in der Vor- stadt St. Antoine hielt gestern der Präsident Felix Faure eine Ansprache, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, betonte: „Jch gehöre meiner Geburt nah zu der Welt der Arbeit und rechne mich mit Stolz dazu. Man kann den jungen Leuten keine bessere Lehre geben, als ihnen zu zeigen, wie hoch die Arbeit in einer Demokratie wie der unsrigen geehrt wird“.

Der Subdirektor im Ministerium des Aeußern, Raindre, ist zum Gesandten in Kopenhagen, Graf d’Ormesson, bisher Ge;andter in Kopenhagen, zum Gefandten in Lissabon ernannt worden.

Die „Agence Havas“ veröffentlicht eine Note, wonach das Gerücht von der Demission des Marine- Ministers Besnard jeder Begründung entbehre.

Der Senat seßte am Sonnabend die Berathung des Armeebudgets fort. Die Deputirtenkammer nahm die Vorlage an, durch welhe die Ausfuhr von Waffen und Kriegsmunition nach dem Auslande verboten wird.

Die Zollkommission der Deputirtenkammer seßte am Sonnabend die Berathung des Antrags Linart, auf Kolonial- und fremden Zucker eine Zuschlagsteuer von 7 Fr. zu legen, fort und vertagte sih dann bis nah den Osterferien.

Die Steuereingänge im März 18% weisen einen Minderwerth von 6 375 500 Fr. gegenüber dem Voranschlag und eine Verringerung um 13 087 800 Fr. gegenüber dem Monat März 1894 auf.

Rußland.

Jn Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin, der Großfürsten und Großfürstinnen ist, wie „W. T. B.“ meldei, am Sonnabend in St. Petersburg die Mädchen- Erziehungsanstalt eröffnet worden, für welche der Kaiser

Alexander II1. das Palais Nikolajewski fowie ein bedeutendes Kapital gespendet hat.

Die Einkünfte und Ausgaben des Reichs im Jahre 1894 stellen sih nah den vorläufigen Kassenausweisen fölgender- ma dar: :

S Ordinarium betrugen die Einnahmen 1 153 193 000 Rbl. (gegeri den Voranschlag mehr 148 370 000 Rbl.), die Ausgaben 860 060 000 Rbl. (gegen das Vorjahr weniger 121 162 000 Rbl.). Jm Extraordinarium betrugen die Einnahmen 72 749 000 Rbl. (gegen das Vorjahr mehr 52 984 000 RbI.), die Ausgaben 77 785 000 Rbl. (gegen das Vorjahr weniger 24 583 000 Rbl.). Laut Voranschlag war im Ordinarium ein ÜeversQui der Ausgaben über die Einnahmen von 23 600 000 Rbl. vorgesehen (1 004 823 000 Rbl. Einnahmen und 981 223 000 Rbl. Ausgaben). Thatsächlih betrugen die Einnahmen 1 153 193 000 Rbl.

Zu den Ausgaben laut Voranschlag (981 223 000 EL kommen noch folgende Summen hinzu: a. 9298 000 Rbl. (Mehrausgaben für Kronsbahnen infolge Vergrößerung des Verkehrs), b. 1-370 000 Rbl. (vershiedene im Voranschlag nicht aufgeführte Ausgaben), c. 1104000 Reél. (Zinszahlungen und Amortifation der 1894 emittierten 3 % Goldanleibe). Andererseits müssen von der Summe des Voranschlags 6 147 000 Rb... abgezogen werden, die in das Ertra- ordinariumfür Ümbewaffnung der Armee übergeführt sind, sodaß sich die Ge- sammtausgaben im Ordinarium auf 986 848000 Rb]. belaufen. Nach Hin- zufügung von 2381 000 Rbl., welche als abgeshlossene Kredite der Budgets für 1892 und 1893 zu den Ressourcen der Reichsrentei zu- gezählt werden, zu den ordentlihen Einnahmen balancieren im Ordi- narium die Ginnahmen und Ausgaben (1 153 193 000 plus 2 381 000 RbI. minus 986 848 000 Rbl.) mit einem Einnahmeüberschuß von 168 726 000 Rbl.

Im Extraordinarium betrug der Voranschlag der Einnahmen 19 765 000 Rbl. und der Ausgaben 102 378 000 Rbl. Folglih fah man ein Defizit von 82613 000 Rbl. voraus, welchem mit 23 600 000 Rbl. aus den Uebershüfsen des Ordinariums begegnet werden Tonnte.

In Wirklichk-it betragen die Einnahmen im Extraordinarium 72 749 000 RbI.

Was die Ausgaben betrifft, so kommen folgende Summen hinzu: a. 6 147 000 RbI. (aus dem Ordinarium Üübergeführt), b. 42363 000 NbI. (Vergrößerung des Grundkapitals der Reichsbank [24 333 000 Rbl.) und Kapitalsstärkung der besonderen Abtheilung der Adelsagrarbank [18 030 000 Rbl.] laut Verordnung vom 6. Februar 1895), c. 4111009 Rbl. (Zahlungen bei Verstaatlihung der Losowo- Sewastopol- und der Mitauschen Eisenbahn) und d. 669 000 Rbl. An von Treforscheinen, deren Umlaufszeit im Jahre 1894 endigte).

Nach allen diesen Aenderungen betragen im Extraordinarium die Ausgaben laut Budget für 1894, sowohl die {hon angeführten, als auch solche, deren Ausführung bevorsteht, 153 347 000 Rbl. Folglich ist im Extraordinarium ein Minus der Einnahmen zu den Ausgaben im Betrage von 80 598 090 Rbl.

Die allgemeinen Resultate der Finanzgebahrungen im Jahre 1894 find folgende: Einnahmen im Ordinarium 1 153 193 000 Rbl., im Extraordinarium 72 749 000 NRbl., in Summa 1228 323 Nbl., die Ausgaben im Ordinarium 986 848 000 Rbl., im Extraordinarium 153 347 000 RbL., in Summa 1 140 195 000 Rbl. Folglich übertrifft die Summe der Einnahmen diejenige der Ausgaben um 88 128 000 NbI. In dieser Summe sind mit Ausnahme der oben angeführten 2381 000 RbI. die abgeshlofsenen und zu den Mitteln der Reichs- rentei abgeschriebenen Kredite der Budgets von 1894 und früherer Iahre niht mit eingerechnet.

Nach den verschiedenen Kategorien tellen sich die Einnahmen im Ordinarium folgendermaßen dar: a. direkte Steuern 102 164 000 Nbl. (gegen den Voranschlag mehr 898 000 Rbl., b. Indirekte Steuern 581 291 000 Rbl. (g. d. V. mehr 99 752 000 Rbl.), c. Stempel- gebühren 72 009 000 Rbl. (g. d. V. mehr 9157 000 Rbl), d. Regalien 41 302 000 Rbl. (g. d. V. mehr 1027 000 Rbl.), e. Einnahmen aus Domänen und Staatsunternehmungen 179 094 000 Rubel (g. d. V. mebr 19 112 000 Nbl.), f. Verkauf von Krons- eigenthum 843 000 Rbl. (g. d. V. mehr 20 000 Rbl.), g. Loskaufs- zablungen 92 819 000 Nbl. (g. d. V. mehr 10 819 000 Rb1.), h. Ver- gütung der Ausgaben der Reichsrentei 75 386 000 Rbl. (g. d. V. mehr 5 918 000 Rbl.), i. Verschiedene Einnahmen 8 285 000 Rbl. (g. d. V. mehr 2067 000 Rbl.), zusammen 1153 193 006 Nbl. (g. d. V. mehr 148 370 Rb1[.).

Ftalien.

Der „Ofservatore Romano“ bespricht den Beschluß der vierten Sektion des italienishen Staatsraths, durch welchen das Defret vom 20. September 1894 aufgehoben wird, das die Umwandlung des Katechumenenhospizes und die Beschlag- nahme der Güter desselben angeordnet hatte, und rühmt ihn als einen Aft höchster Gerechtigkeit.

Dänemark.

Aus Kopenhagen berichtet „W. T. B.“, die Kaiserin- Wittwe von Rußland werde sih gutem Vernehmen nah morgen Mittag von Kopenhagen über Gjedser nach Warne- münde begeben und von dort in dem russishen Hofzuge die Reise nah St. Petersburg fortseßen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington hätte Präsident Cleveland erklärt, daß cr unter feinen Umständen zum dritten Male für die Präsidentschaft kan- didieren werde.

Die autonomistische Partei auf Cuba hat, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, ein Manifest veröffentlicht, worin nahdrüdcklich gegen den separatistishen Aufstand protestiert wird. Die Autonomisten bekunden ihre An- hänglihkeit an Spanien und bieten dem Gouverneur ihre Unterstüßung zur Unterdrückung des Aufstands an.

? Asien.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Simla vom Sonnabend, die erste Brigade der Chitral-Expedition sei in die Landschaft Swat eingerückt, nahdem sie 5000 Be- wohner des Landes, welche den Einfall zu verhindern suchten, zurücgeshlagen habe. Die Vorhut der Kavallerie habe 1200 Feinde angegriffen, von denen sie 30 getödtet habe ; der Ren je n die Dergs entitohen. Umra Khan sammle seine Streitmacht um sich, um sie der britischen Vorhut entgegenzuwerfen. Eine große Schlacht am Swat-Flusse werde für heute erwartet. Die bisherigen Verlufte der Feinde beliefen sich zum mindesten auf tausend Mann. Ein weiteres Telegramm von gestern meldet, die Expedition habe unter dem Feuer des Feindes den Swat- Fluß überschritien. Die bengalischen Lanzenreiter hätten den Feind angegriffen und 100 Mann ge!ödtet. Das schottische

egiment habe Thanna, ein Fort Umra Khan’s, genommen. Der Verlust der Engländer sei sehr gering. Jn Simla ein- ‘artin, o Meldungen zufolge befänden sih die vermißten ritishen Lieutenants Fowler und Edwards mit neun in- dishen Soldaten in der Gewalt Umra Khan's und würden gut behandelt.

Aus Simonoseki meldet das „Reuter’she Bureau“, amtlich sei bekannt gemacht worden, daß Li-Hung-Tschang zum chinesischen Bevollmächtigten bei den Friedensunterhand- lungen ernannt und von der japanischen Regierung formell anerkannt worden sei. Die Wunde Li-Hung-Tschang's sei geheilt und der Verband bereits abgenommen worden. Der

Ober-Befehlshaber der japanishen Truppen Prinz Kom beabsihtige, Hiroshima am 10. d. M. zu verlaffen ie: diu Hauptquartier auf hinesishes Gebiet zu verlegen.

Afrika.

Wie die „Agenzia Stefani“ aus Massowah von gestern meldet, hat die Bevölkerung von Adua dem General Baratier i einen festlihen Empfang bereitet; die Geistlichkeit und mehrere Häuptlinge haben fich unterworfen. Aus Makale wird ein kleines Treffen gemeldet, in welchem Agostafari’s Streitmacht die Truppen von Nag Mangasha s\{chlug. General Baratieri wird auf der Rückkehr die Gegend von Beesa besuhen, um dem Wunsche der Bevölkerung nahzukommen. S Kas sfala herrs{ht Ruhe.

Nach cinem in Rom eingetroffenen Privattelegramm aug Massowah hätte der Oberst Pianavia, der auf dem Wege sei, sich mit General Baratieri in Massowah zu vereinigen, den Ort Amba an dem Kegelberge Salama beseßt, wo er 48 Kanonen, mehrere Hundert Gewehre und Munition vor- gefunden habe. Leßtere seien unbrauhbar gemacht und Amba unter der Obhut der Priester zurückgelassen worden, worau die italienishe Kolonne ihren Marsch in der Richtung na Adua fortgeseßt habe. Ras Mangascha, der von Agostafari im Auftrage der Jtaliener bis zur Wüstengegend von Taltal C sei, habe seine Truppen entlassen, da er keine Mittel zu ihrer Erhaltung mehr besißze. Er habe nur einige Getreue um sih behalten, mit denen er eine Art Räuber- bande gebildet habe. General Baratieri habe ein Manifest erlassen, worin jedem, der sih bis zum Osterfest stelle, Be- gnadigung zugesichert werde; das Manifest, welches die Be- völkerung beruhige und sie ermahne, ihre Arbeiten fortzu- führen, habe eine gute Aufnahme gefunden.

Parlamentarische Nachrichten.

Bci der im 2. Weim.rishen Wahlkreise (Eisenach) vor- genommenen Reichstags - Ersaßwahl wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, 13927 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielten: Casselmann (dfr.) 3524 St., Rösicke (Bund der Landwirthe) 2962 St., Päßold (Soz.) 2835 St., Rie- mann (deutsche E 2681 St.. Eckels (nl.) 1925 Stimmen. Es hat somit eine Stichwahl zwischen Casfsel- mann und Rösicke stattzufinden.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

__ Die rechtswidrige Zueignung fremden Jagdwilds aus einem eingezäunten Wildgarten ift, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, Il. Strafsenats, vom 9. November 1894,.nicht ohne weiteres als Diebstahl zu bestrafen. „Nur wenn infolge einer Besißergreifung {on Eigenthum an dem Jagdwild erworben war, kann an ihm ein Diebstahl verübt werden. Der Vorderrichter hat schon allein den Umstand, daß sich das verendete Stück Wild in einem mit einem hoben Zaune versehenen Thiergarten befand, für die An- nahme eines an dem Wilde bestehenden Eigenthumsrehts des Eigen- thümers des Thiergartens für ausreichend erachtet, ohne in Erwägung zu ziehen, ob nicht infolge der obwaltenden fonkreten Verbältnisse troß der vorhandenen Einzäunung die Gefahr des Entweichens des Wildes so nahe lag, daß von einem Gewahrsam- daran nicht mehr die Rede sein. konnte. Als solche besonderen Verhältnisse waren

namentlich die Anzahl und Beschaffenheit der Zugänge des Thier-

gartens, insbesondere die Bewachung derselben, in Betracht zu ziehen.“ (3106/94.)

Statistik und Volkswirthschaft.

_Zur Arbeiterbewegung.

Aus Altwasser in Slhlesien wird dem „Vorwärts" berichtet, daß die Kündigungsfrist der Porzellanarbeiter (Maler, Dreher) der Firma Tielfch (val. Nr. 79 d. Bl.) am Sonnabend abgelaufen ist und der Ausstand dieser Arbeiter, soweit sie der sozialdemokratischen Organisation angehören, mit diesem Tage beginnen sollte. Ferner hat ein Theil der Brenner, S(leifer, Packer 2c. gekündigt, während einem anderen Theil von der Direktion gekündigt worden is. Von den in den Drebersälen beschäftigten Hilfsarbeitern männlihen und weib- lichen Geshlechts haben am 28. März eine ganze Anzahl (90) eben- falls ihre Kündigung eingereiht.

Hier in Berlin hat eine von etwa 500 Personen besuchte

Brauerversammlung für den ersten Mai unbedingte Arbeits- ruhe beschlossen. Von diesem Beschluß soll, wie die Berliner „Volksztg.* mittheilt, den Arbeitgebern Mittheilung gemaht werden. Bei der Aktiengesellshaft vorm. Frister u. Roßmann haben nah dem „Vorwärts“ einige Metallarbeiter wegen Lohnkürzung die Arbeit niedergelegt. __ Aus Wien wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Ein eigenthüm- licher Ausstand ift in der Rohr bacher Spin nfabrik im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreid ausgebrohen. Die dort beschäftigten 200 Arbeiter, darunter 110, Frauen, stellten die Arbeit wegen ver- weigerter Lohnerhöhung ein. - Die Mehrzahl der Arbeiter entstammt der bäuerlichen Bevölkerung, weshalb diese mit ihnen gemeinsam vor- geht. In Neunkirchen und Umgebung fanden drei Bauernversamm- lungen statt, die fic mit den Ausftändigen solidarisch erklärten und dahin zu wirken beschlossen, daß fie von der gesammten Bauernschaft unterstüßt werden.

Aus Grenchen (Solothurn) wird dem Berner „Bund* ge- schrieben, daß eine auf Veranlaffung der dortigen Arbeiterpartei ein- berufene außerordentliche (Seieinbedenleintelana am 2.d. M. beschlossen hat, während drei Wochen einen wöchentlihen Beitrag im Betrage von höchstens 500 Fr. zur Unterstüßung der durch den Ausstand be- troffenen nothleidenden Familien auézuwerfen. Ferner wurde ein Antrag für erheblich erkläct, wonach der Gemeinderath Bericht und Antrag einbringen soll über die Errichtung einer Uhrenfabrik für Rechnung der Gemeinde. Gegen diesen R haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Uhrenfabrikanten eine Beschwerde an den Regierungérath gerichtet.

Aus Charleroi berichtet die „Köln. Ztg.“ vom 4. April über den Ausstand der Glasarbeiter: Von rund 10000 Glas- arbeitern des hiesigen Beckens sind noch an 3500 beschäftigt. Bei sieben Firmen ruht der Betrieb gänzlih, und bei aht Firmen wird noch gearbeitet. Viele der Feiernden sind Ausständige wider Willen, da von den Haupturhebern der Bewegung, den Glasbläfern jeder neun Arbeiter unter sih hatte, die jegt zur Unthätigkeit ge- zwungen sind.

In Aloft ruht einer Meldung desselben Blattes zufolge in der

Dedckenfabrik von Declercq-Leclercq seit Donnerstag der ganze Betrieb. Die Arbeiter durhzogen unter Gesang und Hochrufen die Stadt. ; __ Aus Paris meldet „W. T. B.*: Am Sonnabend Abend fand im Tivoli-VauxhalUl eine von etwa 3000 Arbeitern verschiedener Ver- einigungen besuhte Versammlung statt, welhe gegen den Antrag Merlin , betreffend Aufhebung des Ausftandsrehts der Eisenbahn- arbeiter, Einspruch erhob. In heftigen Reden wurde für den Fall, daß der Antrag Geseg würde, ein allgemeiner Ausstand empfohlen.

Kunst und Wissenschaft.

Die am Sonnabend Abend abgehaltene Generalverfammlung der Münchener Künfstlergenossen\ chaft beshleß, laut Meldung des „W. T. B.“ aus München, die VII. Internationale Kunst- ausftellung ohne Aufshub im Jahre 1896 abzuhalten.

Wie die St. Petersburger Zeitungen von gestern melden, ist das Mitglied der russischen Expedition nach Abessinien JFelissejew von dort zurückgekehrt und hat als Geschenk des Negus fúr den Kaiser einen jungen Löwen mitgebracht. Jelissejew selbst

- erbielt vom Negus einen Negerknaben. Der Forschungsreisende brachte E reibaltige Sammlungen mit. Die übrigen Mitglieder der

Expedition sind in Abessinien geblieben.

Bauten,

Einen Wettbewerb um Pläne für eine evangelische Kirche in Malstatt-Burbach a. d. Saar schreibt, wie das „Zentr.-BIl. d. Bauv.* berichtet, das dortige Preébyteriurnx aus. Die Pläne zu dem für 130 006 e zu errihtenden Bau sind bis zum 15. Juli an den Pfarrer Nold daselb einzuliefern. Jm Preisgeriht sißen unter fünf Mitgliedern drei technishe, nämlich der Geheime Regierungs- Rath Professor Rashdorf in Berlin, der Regierungs- und Baurath, Dombaumeister Tornow in Meß und der Architekt und Maurer- meister Wolf in St. Johann a. d. Saar. An Preisen stehen 1500 A und 900 4 zur Verfügung.

Land- und Forstwirthschaft.

Landwirthschaftlihe Schulen in Wolhynien.

Wie ein Wolff’sches Telegramm aus St. Petersburg meldet, bemerkte der Kaiser zu dem Bericht des Gouverneurs von Wolhynien, in welchem betont wird, die Errichtung landwirthschaftliher Schulen in Wolhynien würde den Bauern Nußen bringen und die Zahl der landwirthschaftlich vorgebildeten Pächter und Gutsverwalter russischer Herkunft und russisher Erziehung vergrößern: auf diefen Punkt sei besondere Aufmerkjamkeit zu lenken.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Griechenland.

ist für die seit dem 25. v. M. von dort abgegangenen Schiffe in eine fünftägige Beobahtungsquarantäne umgewandelt worden. (Vergl. „Reichs-Anz.* Nr. 48 vom 23. Februar d. I.) Eghÿpten. : : Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien sind die geaen die karamanische Küste zwishen Finikia und Lamos angeordneten Quarantäne: Maßregeln aufgehoben worden. (Vergl. „R.-Anz.* Nr. 7 vom 9. Januar d. J.)

Handel und Gewerbe.

Täglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 6. d. M. gestellt 10885, niht reht- zeitig gestellt keine Wagen. / Fn Oberschlesien sind am 5. d. M. gestellt 3905, nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen. L

Zwangs-Versfteigerungen.

Beim Königlichen Ae I Berlin standen am 5, April die nachbezeihneten Grundstückte zur ersteigerung: Grenadierstr. 5, dem Gutsbesißer G. Gottshalk gehörig; Nußungswerth 11570 (4; Meistbietender blieb der Rentier Schrade zu Stegliß mit dem Gebot von 168 000 4—Rügenerstr. 16, dem Maurerpolier H. Franck gehörig; RONe 6,02 a; Nuzungswerth 9470 A4; Meistbietende blieben der Rentia B. Gerling und der Kaufmann M. Bein zu Berlin mit dem Gebot von 130 000 #4

Beim Königlihen Amtsgericht 11 Berlin gelangten die nachbenannten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Tegel belegen, der Frau Maurermeister Luise Melzer, geb. Beier, zu Berlin gehörig ; Ene 18,57 a; Nußtungswerth 850 #4; Mindest- gebot 904 4; für das Meistgebot von 26 950 4 wurde der Schneider- meister Hermann Goldwass er zu Berlin, Ruppinerstraße 33, Er- seher. Eingestellt wurde das Verfahren der Zwangsvollstreckung wegen der Grundstückezu Schöneberg, EckeHedwig- und Wielandf|traße belegen, dem Maurermeister Friedrich Dobriß zu Schöneberg, Frankenstraße 8, gehörig, fowie zu Wilmersdorf, Üblandstraße 33 belegen, dem Bauunternehmer Gustav Zingelmann zu Berlin, Ratiborerstraße 17, gehörig.

Berlin, 6. April. Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ky. Ia. Kartoffelmehl 17—174 Æ , Ia. Kartoffelstärke 17—175 4, Ila. Kartoffelmehl 124 —15 Æ, feuhte Kartoffelstärke Fracht- per Berlin 9,15 #4, Frankfurter Syrup - Fabriken zahlen nah

erkmeister's Bericht fr. Fabrik 8,80 4, gelber Syrux 195—20 #, Kap.-Syrup 203—21 #4, Kap.-Erport 21¿— 22 „#46, Kartoffelzucker elber 19{—20 4, do. Kap. 21}3—22 4, Rum-Kuleur 33—34 A, Bier-Kuleur 32-—34 M, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 23—24 , do. sekunda 20—22 Æ#A, Weizenstärke (Fleinst,) 295—26 M, Weizenstärke (großst) 33—34 #, Halleshe und Shlesische 34—36 , eisstärke (Strahlen) 49—50 # do. (Stüden) 47—48 M, Maisstärke 28—30 #, Schabestärke 30—31 , Viktoria-Erbsen 14—19 #4, Kocherbsen 13—18 #, grüne Se 13—19 #, Futtererbsen 12—13 #4, inländishe weiße Bohnen 22—24 4, weiße Flahbohnen 23—25 #4, ungarische Bohnen 19—21 #, galizishe und russishe Bohnen 17—19 , große Linsen 28—38 #4, mittel Linsen 16—28 4, kleine Linsen 12—16 4, Mohn, blauer nom. 28—40 , do. weißer nom. 44—60 4, Hirse, weiße 18—20 Æ, gelber Senf 14—22 #4, Hanfkörner 22 bis 23 #4, Buchweizen 134—15 #4, Wicken 12—13 #4, Pferdebohnen 12—124 A, Leinsaat 20—21 A, Mais loko 12—133 A, Kümmel 54—60 M, Leinkuchen 13—16 4, Rapskuchen 10#—11F #4, pa. marseill. Erdnußkuchen 11}3—13} Æ, pa. doppelt gefiebtes Baum- wollensamenmehl 58 9/9 113—13 Æ, pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30% 94—104 M, pa. getr. Getreideshsempe 31—34%/o 11121 4, pa. getr. Mais-Weizensh!empe 35—40 % 12—123 A, pa. z1etr. Mais\chlempe 40—42 9% 12—12} 4, Malzkeime 7#—9 #4, Roggen- Fleie 8—81 M, Weizenkleie 8—84 (alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).

Am Sonnabend beging die Deutsche Bank hierselbst die eier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Instituts dur einen estakft im Sizungssaale der Bank, zu dem der Au ihtsrath, die irektion und Deputationen der gegenwärtigen und früheren Beamten

sih versammelt hatten. Ein Gesang, der von dem Sängerbunde der Beamten der Bank ausgeführt wurde, leitete die ns ein. Hierauf sprach Herr Prokurist Krause der Direktion im Namen der Beamten, Herr Banquier Oskar Nelke im Namen der früheren Beamten Glückwünsche aus. Den Direktoren Herren Dr. Siemens und Rudolf Koh, die am Jubiläumstage auf eine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit bei der Bank zurück- blickten, wurden besondere Adressen Überreiht. Im Laufe des Vormittags trafen zahlreihe Telegramme und Blumenspenden von befreundeten Banken, Bankfirmen und rivaten ein. Be- sonders erwähnenswerth unter den Glückwunschangebinden ist eine Marmeorbüste des Hochseligen Kaisers Wilhelm I., die von der ine Delbrück, Leo u. Co. überreiht wurde. Die Direktoren fast ämmtlicher Berliner Banken und Inhaber einer großen Anzahl von Bankfirmen waren im Laufe des Vormittags persönli zur Gratu- lation erschienen. Die Reichsbank sandte ihre Glückwünsche dur ein Schreiben des Reichsbank-Präsidenten Herrn Dr. Koch. /

Die Hauptversammlung der Aktionäre der Essener Kredit- Anstalt vom 6. April erledigte die einzelnen Punkte der Tages-

Die gegen Konstantinopel angeordnete zehntägige Effektivquarantäne j

ordnung nach den Anträgen der Verwaltung; die nah Ablauf ihres Amts ausscheidenden Aufsichtsrathsmitglieder wurden wiedergewählt. Die Dividende für 1894 beträgt 7 9%/ = 42 A für jede Aktie; die Auszahlung erfolgt sofort. Auf die mit 25 9/9 eingezahlten neuen Aktien \ollen weitere Einzahlungen eingefordert werden, sobald fi dafür geeignete Verwendung einstellt; bei der herrschenden Geldfülle ift dieses vorläufig aber noch nicht zu erwarten. ;

_— Die Handelskammer zu Hamburg hat unter dem Titel „Zur Währungsfrage* die Verhandlungen in den am 17. Februar 1894 und 13. März 1895 in Hamburg abgehaltenen Versammlungen Eines Ehrbaren Kaufmanns herausgegeben. Die Schrift ist im Verlage von L. Friederi{sen u. Co. in Hamburg erschienen.

Magdeburg, 6. April. (W. T. B) Zutckerbericht. Kornzucker exkl., von 92 %o —, neue 10,10—10,20. Kornzuder erkl, 88 9/9 Mendement 9,40—9,50, neue 9,55— 9,70. Nachprodukte exkl, 759% Rendem. 6,65—7,30. Ruhig. Brotraffinade 1 21,75. Brot- raffinade II 21,50. Gem. Raffinade mit Faß 21,50—22,00. Gem. Melis T mit Faß 21. Ruhig. Robzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. April 9,274 Gd., 9,30 Br., pr. Mai 9,373 Gd., 9,40 Br., pr. Juni 9,50 bez Zu. Br.,2 pr. Juli 9,57è Gd., 9,60 Br. Sehr ruhig.

epu, 6. April. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 2,95 A, De, ol 200 A e Sun 2915 e De U 29,00 56, pr. August 3,00 4, pr. September 3,027 4, pr. Oktober 3,025 #, pr. November 3,05 #4, pr. Dezember 3,974 4, pr. Januar 3,075 pr. Februar 3,10 #4, pr. März 3,10 A. Umsatz: 7000 kg.

Mannheim, 6. April. (W. T. B.) Produktenmarkt. pr. Mai 14,40, pr. Juli 14,35, pr. November 14,70. Noggen pr. Mai 12,35, pr. Juli 12,25, pr. November 12,60. Hafer pr. Mai 12,25, pr. Suli 12,30, pr. November 12,50. Mais pr. Mai 11,90, pr. Juli 11,50, pr. November 11,30. E

Mannheim, 6. April. (W. T. B.) Die Dividende der

Zellstofffabrik Waldhof wurde auf 15 %/ festgeseßt gegen 16 9/0 im Vorjahre. i Bremen, 6. April. (W. T. B) (Börsen - Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer E - Börse.) Steigend. Loko 7,05 bez. Baumwolle.

este. Upland middl. loko 312 9. Schmalz. Ruhig.

ilcox 37} & §, Armour shield 363 4, Cudaby 37è A, Fairbankts 30} 4. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 313. Taback. Umsay: 240 Kisten Seedleaf, 35 Faß Scrubs.

Hamburg, 6. April. (W. T. B) Kaffee. (Nacmittags- beriht.) Good average Santos pr. Mai 77, pr. September 76t, pr. Dezember 74, pr. März 73. Behauptet. Zuckermark1. (Schlußbericht.) Nüben-Rohzueker I. Produkt Basis 88 °/0 Nendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pvr. April 9,25, pr. Mai 9,372, pr. August 9,65, pr. Oktober 9,75. Schwach. - :

Pet, 6. April. (W. T. B.) A Weizen ruhig, pr. Frühjahr 6,98 Gd., 7,00 Br., pr. Mai-Juni 6,82 Gd., 6,83 Br., pr. Herbst 7,04 Gd., 7,09 Br. Roggen pr. Frühjahr 5,94 Gd., 5,96 Br., pr. Herbst 6,15 Gd., 6,16 Br. Hafer pr. L jahr 6,58 Gd., 6,60 Br., pr. Herbst 6,10 Gd., 6,11 Br. Mais pr. Mai- Juni 6,62 Gd., 6,63 Br., Fuli-Aug. 6,66 Gd., 6,67 Br. Kohlraps pr. August-September 10,55 Gd., 10,65 Br. 5 i

London, 6. April. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladungen angeboten. : i: at ms 0/0 JFavazudcker loko 114 stetig, Rüben - Rohzuder loko 9} stetig.

8. April. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be- trugen in der Wohe vom 30. März bis 5. April: Engl. Weizen 2908, fremder 60 821, engl. Gerste 602, fremde 1060, engl. Malzgerste 25 287, fremde —, engl. Hafer 602, fremder 63 778 Qrts., engl. Mebl 15 885, fremdes 31 331 Sa. i

St. Petersburg, 6. April. (W. T. B.) Dem „RNegierungs- boten“ zufolge wird S der Reihsrath demnächst mit einer Vorlage, betreffend die Einführung einer fünfprozentigen Steuer auf die Ein - lagen in Bankgeschäften und Wechselstuben, beschäftigen, ferner mit einer Vorlage über die Organisation der Dampfer- fahrten auf dem Weißen Meere und dem Nördlichen Eis- meer.

Ein Communiqué des „Negierungsboten" und der „Hand. und Ind.-Ztg.* konstatiert, daß der Markt nicht den ganzen produzierten Spiritus absorbiere, und seßt voraus, daß sich der Absaß nah der Einführung des Monopols kaum vermehren werde. Das Com- muniqué macht besonders solche Unternehmer hierauf aufmerksam, die beabsichtigten, neue Brennereien zu bauen oder die bestehenden zu ver-

rôßern. s Mantebäin, 6. April. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 53. Bancazinn 38. : / L

New-York, 6. April. (W. T. B.) „Die Börse eröffnete rubig; im weiteren Verlaufe war das Geschäft durhweg träge; der S@luß war im allgemeinen \{chwach. Der Umsay der Aktien betrug 63 000 Stü. | ;

Weizen anfangs stetig, dann einige Zeit steigend auf Nach- rihten aus Liverpool, Abnahme der S E auf bedeutende Exporte, später Reaktion, da der schr nothwendige Regen im Westen jeßt eingetreten ist. Schluß shwach. Mais einige Zeit nah Er- öffnung steigend, später Reaktion entsprehend der Mattigkeit des Weizens. Schluß träge. / i

W aaren In ie Baumwolle-Preis in New-York 6. do. in New-Orleans 54. Petroleum Stand. white in New-York 7,50, do. in Philadelphia 7,45, do. rohes 7,00, do. ie line cert. p. Mai 117 nom. Schmalz West. steam 7,125, do. ohe & Brothers 7,45, Mais Tendenz: Stetig. p. Mai 514, do. p. Juli 518, p. Sep- tember 517. Weizen Tendenz: Stetig. Rother Winterweizen 623, do. Weizen p. April —, do. p. Mai 60#, do. p. Juli 615, do. y. Dez. 64, Getreidefraht nah Liverpool 2, Kaffee fair Rio Nr. 7 163, do. Rio Nr. 7 p. Mai 14,30, do. do. p. Juli 14,30, Mebl, Spring clears 2,40, Zucker 211/16, Kupfer 9,50. \ h

Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 546 472 Doll. gegen 13664828 Doll. in der Vor- woe, Zun für Stoffe 252 436 Doll. gegen 4124 356 Doll. in der Vorwoche. : H

Chicago, 6. April. (W. T. B.) Weizen fallend einige Zeit nach Eröffnung auf günstiges Wetter, später Reaktion, darauf wieder fallend auf Vorhersagungen von Regen. Mais einige Zeit steigend es S E dann Reaktion entsprehend der Mattigkeit des Weizens.

luß träge. : :

Weizen pr. Mai 55}, pr. Juli 568. Mais pr. Mai 468. Speck short clear nomin. Pork pr. April 11,85.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

17, April, 12 Uhr, im Bureau der Militärbäckerei im Haag, Breedstraat Nr. 106, für die Militärbäcerei im Haag : Lieferung von 90 000 kg hartem und 30 000 kg weichem Weizen, im Mindestgewicht von 78 bezw. 76 kg per Hektoliter. Bedingungen zur Einsicht in dem genannten Bureau von 9—12 Uhr.

&, Bulgarien. / |

17. April. Permanente Kreiskommission in Sofia: Offert- verhandlung wegen Lieferung von Holzmaterial im Werthe von 58 000 Fr. und Rüböl im Werthe von 29 000 Fr. für die Kohlen- minen in Pirnik und Bobov-Dol. Superlizitation am 20. April. Kaution 5 9% vom Offertwerth. Lastenheft, Waarenverzeichniß und Muster bei der genannten Kommission.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Herbesthal ist die zweite englische Post über Ostende vom 6. d. M. ausgeblieben.

Grund: Zugverspätung in Belgien. Stürmisches Regenwetter.

Die „Zeitschrift für den internationalen Eisenbahn- transport“, die von dem Zentralamt in Bern herausgegeben wird, hat in der Nr. 3 des 111. Jahrgangs folgenden Inhalt: Amtlicher Theil. Internationales Uebereinkommen. Aenderungen in der Liste der Eisenbahnen. Geseßze und Vollzugsverordnungen. Gegenstände, deren Transport aus Gründen der öffentlichen Ordnung verboten ist ; Lieferfristen, Verzeichniß der Zuschlagsfristen. Technische Einheit im Eisenbahnwesen. Aus dem Geschäftskreis des iger rg _— Nichtaintlicher Theil. Recbtsprehung; Liste der im Jahre 1894 er- öffneten Eisenbahnlinien; Verschiedene Mittheilungen. Verzeichniß der internationalen Tarife. Bücherschau.

Krefeld, 6. April. (W. T. B.) Die Trajektstörung Spy ck— Welle wurde heute 6 Uhr Vormittags beseitigt. Der Betrieb Welle— Zevenaar if wieder aufgenommen worden.

Bremen, 8. April. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Postdampfer „Mark“ is am 5. April in Montevideo an- gekommen. Der Reihs-Postdampfer „Prinz Heinrich“ hat am S. April Vormittags die Reise von Genua nach Southampton fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Gera“ ist am 5. April Nach- mittags in Aden angekommen. :

Hamburg, 6. April. (W. T. B.) Hamburg-A meri- kanishe Padcketfahrt-Aktiengesellschaft. Der Schnelldampfer „Normannia“ ist heute Morgen in Curhaven eingetroffen.

8. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Scandia“ ift Sonnabend Nacht in New-York eingetroffen. :

Triest, 6. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Amphi trite ist heute Nahmittag hier eingetroffen. ;

7. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturn o“ ist heute Vormittag, von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.

London. s Wi (W 22) Der Union-Dampfer „Pretoria“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von South- ampton, der Union-Dampfer „Arab“ auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. i : l

St. Petersburg, - 6. April. (W. T. B.) Auf Befehl des Kaisers wird eine Kommission aus sieben Ingenieuren und aus Repräsentanten verschiedener Ministerien unter dem Vorsiß des Ge- bilfen des Verkehrs-Ministers gebildet, welhe nach Sibirien entsandt werden soll, um an Ort und Stelle die Frage des Ausbaues der sibirishen Eisenbahn eingehend zu \studieren. Ferner sollen auf Kaiserlichen Befebl Lokal-Untersuhungen über den Bau eines Handels- hafens in einer Bucht nahe Wladiwostok als Endpunkt der sibirischen Eisenbahn angestellt werden. i

Reval, 7. April. (W. T. B.) Heute sind hier mehrere Dampfer eingelaufen, für welhe der Weg durch Eisbrecher freigemacht worden war.

Theater und Musik,

Konzerte. i Der stets gern gehörte Konzertsänger Herr Au gust Hensel

gab am Sonnabend einen Lieder-Abend im Saal Bechstein, der sehr zahlrei besfucht war. Neunzehn mit Geshmack ausgewählte Lieder von Schumann, Hermann, Liszt, Schubert, Sinding, Löwe, Cornelius nebst zwei altfranzösishen Liedern aus dem Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, denen noch einige Wiederholungen sich anreihten, gaben Zeugniß nicht nur von der Kraft und Ausdauer seiner forg\ältig geshulten, klangvollen Baritonstimme, sondern auch von der inter- essanten, auf ernstem wie auf heiterem Gebiet gleich bewanderten Vortragsweise. Allen Gesängen folgte reiher und wohlverdienter Beifall. Die Klavierbegleitung des Herrn Bake war eine sehr Tobens8werthe.

Im Königlihen Opernhause gelangt morgen Richard Wagner?s romantische Oper „Der fliegende Holländer“ unter Kapell- meister Dr. Muck's Leitung mit Herrn Bulß in der Titelrolle zur Aufführung. (Senta: Frau Pierfon, Erik: Herr Sommer, Daland: Herr Stammer.) i : : /

Im Königlichen Schauspielhause beginnt morgen die Aufführung von Schiller's Wallenstein-Trilogie mit „Wallen- stein's Lager“ und dem Schauspiel „Die Piccolomini“. Die Hauptrollen sind wie folgt beseßt: Wallenstein: Herr Nesfper, Herzogin: Frau Kahle, Thekla: Frau von Hochenburger, Marx Piccolomini: Herr Matkowsky, Buttler: Herr Kahle, Terzty: Herr Arndt, Illo: Herr Keßler, Ifolani: Herr Vollmer. Herr Ludwig spielt den Oktavio Piccolomini zum ersten Mal. Die Königlihe Schau- spielerin Fräulein Rosa Poppe, welche soeben in Kiel, Flensburg und Augsburg als „Medea*, Magda („Heimath“), Claire (,„Hütten- besiyer“), „Sappho* mit glänzendem Erfolg gastiert hat, tritt morgen als Gräfin Terzky wieder auf. : : _—

„Der Königsélieutenant*“ mit Friedrich Haase als Graf Thorane und Jenny Groß als Wolfgang Goethe kann im Lessing-Theater nur noch zweimal gegeben werden, und zwar am morgigen Dienstag und am zweiten Osterfeiertage. Von der einaktigen Bluette „Eine Partie Piguet“ findet morgen die leßte Wiederholung ftatt.

Mannigfaltiges.

Im kleinen Senatszimmer des Universitätsgebäudes hierselbst trat am 4. April auf Einladung des Rektors Pfleiderer und des Abg. von Schenckendorff eine Anzahl von Männern zusammen, um einen Ausschuß zur Förderung studentisher Volksspiele in Berlin ins Leben zu rufen. Geladen waren etwa 30 Personen, und zwar die Rektoren der Berliner Hochschulen, einige Professoren der- selben, Vertreter des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten, der Turnerschaft, der städtishen Behörden, feitens der militärischen Kreise der General-Inspekteur des Militär-Crziehungéwesens und der General-Stabsarzt der Armee. Ein Theil der Herren hatte sich entf chul- digen lassen. Rektor Pfleiderer, welher den Vorsiß führte, wies auf die Bedeutung der Voltsspiele hin, die weit hinausreihe über einen nur förperlihen Einfluß, denn unsere Kulturverhältnisse bedürften als Ausgleich gegen gesundheits- widrige Einflüsse nothwendig einer wesentlih fkräftigeren Leibesübung. Abg. von Schenckendorff gab ein Bild, von der heutigen Be- wegung für Jugend- und Volksspiele in Deutschland und stellte als das Ziel des Zentral- Ausschusses das Bestreben hin, den Sinn für Bewegung im Freien wieder lebendiger und das Bewegungsspiel zu einèr Volks\itte zu machen. Eine Sitte aber verbreite fih er- fahrungsmäßig am besten, wenn besonders die oberen Stände mit ibrén Beispiele vorangingen. Von diesem Gesichtspunkte aus wende sich der Sentral-Aubschu an die deutshe Studentenschaft. Es habe im Frühsommer 1894 mit Unterstüßung des Ministers der

eistlichen 2c. Angelegenheiten und des Rektors der Universität Berlin bereits ein vierzehntägiger Ausbildungs-Fursus an der Universität stattgefunden, woran 112 Studenten sich betheiligt hätten. Er- muthigt dur diesen Erfolg und auf Grund der hier gemachten Er- fahrungen habe nun der Fentral-Ausf im Februar einen bezüg- lichen Aufruf an die deutshe Studentenschaft veröffentliht und richte nunmehr in diesem Jahre an 15 deutshen Hochschulen derartige Kurse ein, nämlich außer in Berlin: in Breslau, Leipzig, Bonn, Marburg, Jena, Greifswald, Halle, Kiel, Rosto, München, Würzburg, Erlangen, Stuttgart und Tübingen. Ueberall bildeten sih gegenwärtig, wie hier, Ausschüsse aus den angesehensten Kreisen der Bevölkerung. Redner entwickelte sodann die Art der Durchführung des Kursus für die Berliner Hochschulen, der im Mai stattfinden solle, nah der Richtung der Organisation, der Platfrage, der Dauer und Zeit. Jn der Diskussion nahm zunähst das Wort der General-Inspekteur des Militär-Erziehungs8wesens, General der Infanterie von Keßler, welcher hervorhob, daß er die Genehmigung zur Betheiligung an. dem Ausschuß bei Seiner Majestät dem Kaiser nachgesuht und dieselbe mit den Wünschen des besten Erfolgs für diese Bestrebungen auch erhalten habe; der- ey wies sodann auf die hohe Wichtigkeit der Sache hin.

1s geeigneten Pay für ‘den fpalue empfahl er den Hippodrom im Thiergarten und gab tem Ausschu

anheim, er möge geeignete Schritte .

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