1895 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Wilhelm's T. eingelassen. Am unteren Theil liest man fol-

gende Widmung: „Dem Fürsten Bismatck in tiefster Ver- ehrung und Dankbarkeit die Lehrer der höheren Schulen Preußens“. Unter der Widmung is das Wappen des Fürsten, von einem Lorbeerkranz umgeben, angebraht. Die Adresse ift von zwölf Professoren und Direktoren höherer Lehranstalten aus vériiitdenen preußishen Provinzen unterzeihnet. Nachdem die Adresse überreicht war, trat der Fürst an die Brüstun des Balkons und forderte die Anwesenden nochmals auf, si zu bedecken, denn er wisse aus Erfahrung, was es bedeute, bei so kühler und feuchter Witieroag barhaupt zu sein. Hierauf hielt Fürst Bismarck eine nsprache, in welcher er ungefähr Folgendes sagte: -

Die Ehre, die Vertreter der preußishen Lehrerschaft hier vor si zu sehen, bilde ein weiteres Glied in der Reihe der Auszeichnungen, die ‘ibm zu theil geworden. Er beziehe diese Auszeichnungen aber nicht nur auf si, sondern au auf seine Mitarbeiter, mit denen er gewifser- maßen in einem Tantièmeverbältniß stehe. Er habe nichts weiter, als seine Schuldigkeit im Dienst gethan, aber Gottes Segen habe es gedeihen lassen zu dem, was man als Erfolg bezeihne. In der ihm über- reiten Adresse sei die Rede von Dank, den auch die Lehrerschaft ihm s{ulde: dieses Gefühl der Dankbarkeit sei ein gegenseitiges, denn ohne die Vorarbeiten der Lehrer dur Heranbildung einer tüch- tigen Jugend sei nichts zu erreichen. Durch die Lehrer werde in die Perien der Jugend der Keim gelegt zur Vaterlandsliebe und zu päterem Verständniß der politishen Situation. Auch des Einflusses der jeßigen Frauen auf die nationale Entwickelung gedachte der Fürst und bezeichnete ihn als einen bedeutenden Forts{ritt. Vor 50 Jahren habe feine Frau daran gedacht, in diesem Sinne zu wirken, jeßt aber pflege auch die Mutter bei ihren Kindern {hon in jungen Sahren den nationalen Gedanken. Die Hauptzierde des deutschen Bolks sei von jeher die Liebe zur Wahrheit gewesen. Diese Liebe sei es auc), die die Lehrer ihren Schülern gegenüber pflegten. Er babe, als er in Versailles im Quartier gelegen babe, einmal die Schulhefte der Kinder seiner Quartierwirthe durhgesehen und sei ganz erstaunt gewesen über die ungeheure bogerische Lüge, welche, wie aus diesen Heften ersihtlih, in dem französishen Schulwesen fultiviert worden sei und dur die jener Hohmuth von vornherein in die Jugend gepflanzt werde, der, wie das Sprichwort sage, vor dem Fall komme. Der Fürst wies noch auf die mancherlei Erfolge hin, die nur durch die aufreibende Thätigkeit der Lebrer der höheren Lehranstalten erzielt werden fönnten. Er ge- dachte auch der shwierigen pekuniären Lage, in der fich mancher JIugendbildnex zur Zeit befinde, und pra die Hoffnung aus, daß auch hierin eine günstige Aenderung eintreten werde. Er stehe am Ende feiner Tage und sehe mit Ruhe die Sonne, die ibm untergehe, scheiden. Sie zeige ihm ein s{önes Abendroth. Er als Landmann betrachte das Abendroth als Vocläufer eines \{chöônen Tages, und fo hoffe er, daß au das Abendroth, das er an seinem Lebensabend shaue, auf gute Tage für die Lehrer und die bheranwahsende Jugend hindeuten möge.

Der Fürst {loß mit einem Hoch auf die deutsche Lehrer- schaft, das jubelnd aufgenommen wurde, Nachdem der Jubel fich gelegt hatte, äußerte der Fürst, er habe noh manches auf dem Herzen, was er gern ausfprehen möchte, aber er sei zu alt, um noch lange zu stehen. Die Versammelten stimmten hierauf begeistert das Lied „Deutschland, Deutschland über Alles“ an. Nachdem dem Fürsten ein nohmaliges donnerndes Hoch ausgebraht worden war, zog sich derselbe in das Schloß zurü. ine Abordnung der Lehrerschaft begab sih später

ebenfalls in das Schloß. Hefen.

Die Königin von Großbritannien und Frland wird, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, am 22. oder 23. d. M. die Neise von Nizza nah Darmstadt antreten.

Auf das Glücckwunschschreiben der Mitglieder des Staats-Ministeriums an den Fürsten Bismarck ift unter der Adresse des Großherzoglichen Staats-Ministers das nachstehende Dankschreiben eingetroffen :

Euerer Excellenz danke ich verbindlis für Ihre freundlichen Glüdwünshe zu meinem Geburtstage und würde Hocbdemfelben ver- pflichtet sein, wenn Sie den Herren Mitgliedern des Großherzoglichen Staats-Ministeriums für Ihre wohlwollenden Worte der Anerkennung meiner amtlichen Thätigkeit meinen verbindlihsten Dank auszusprehen die Güte haben wollten.

von Bismark. Sachsen-Coburg-Gotha. Jhre Kaiserliche Hoheit die Herzogin und Jhre König- lihe Hoheit die Prinzessin Alexandra sind gestern von Darmstadt wieder in Coburg eingetroffen.

Schwarzburg-Rudolftadt. Seine Durchlaucht der Fürst und Jhre Durchlaucht die Fürstin sind am Sonnabend von ihrer Reise nah Oberitalien und der Schweiz wieder nah Rudolstadt zurückgekehrt.

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Oesterreich-Ungarn. :

Den Wiener Blättern zufolge wird sich der Kaiser an- fangs Mai nah Budapest und sodann nah Pola begeben, wo er am 9. Mai dem Stapellauf des Küstenvertheidigungs- \chiffes „Monarch“ urd den mehrtägigen Flottenmanövern bei- wohnen wird. Während des Aufenthalts in Pola wird der Kaiser auf der Yacht „Miramar“ wohnen. S

Der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch ift gestern Abend aus Paris in Wien eingetroffen.

Die gemeinsamen Ministerkonferenzen zur Be- rathung des gemeinsamen Budgets sind auf den 17. d. M. in Wien angeseßt worden. A

Der zum Botschafter in St. Peteréburg ernannte bisherige italienishe Gesandte in Bukarest Curtopassi, welcher wegen Kränklihkcit am Freitag aus Bukarest nah Wien ekommen war, um einen ihm bewilligten kurzen Urlaub an der igurishen Niviera zu verbringen, wurde plöglih \{chwer kranf und verstarb in der lezten Nacht. Die Leiche wird nach Jtalien gebracht werden. | i

Ein ruthenishes Comité, welches die Jubiläums- feier der vor 300 Jahren abgeschlossenen kirchlichen Union vorbereitet, veröffentlicht einen Aufruf, worin betont wird, die Union habe den Ruthenen ermöglicht, unter dem Schuß des Kaisers von Oesterreich und der apostolischen Kurie den Ritus zu erhalten und die Sprache zu entwickeln. Sämmt- liche Ruthenen werden aufgefordert, fich an der Feier zu be- theiligen.

Großbritannien und Jrlaud.

Der Herzog von Aosta ist, wie die Londoner „Allg. Korresp.“ berichtet, am Sonntag Abend in London ein- getroffen. Der Herzog wurde am Viftoria-Bahnhof von dem italienishen Botschafter und dem portugiesischen Geschäfts- träger empfangen. Gestern begab sich der Prinz nah Stowe-

House, dem in Bücinghamshire belegenen Landsiße der Familic rleans. : Unter dem Vorsiß des Premier - Ministers Earl R ose- bery fand gestern ein Kabinetsrath ftatt. L i

Bei Beginn der gestrigen Sißung des Unterhauses erhob sih unter lauten Beifallskundgebungen der Sprecher des Hauscs Peel und erklärte: G undheitsrücksichten zwängen ihn, zurückzutreten, obgleich er es höchst ungern thue. Er danke allen Seiten des Hauses für die Achtung und die Unterstüßung, die sie ihm hätten zu theil werden lassen. Wenn er irgend jemand zu e getreten sei, so hoffe er, daß das vergessen sei. Wenn er je die Ruhe niczt bewahrt habe, die denjenigen auszeihnen müsse, der den Präsidentensiß einnehme, \o hoffe er, jedes Mitglied des Hauses werde ihm glauben, daß er das niemals wissentlich aus persónlichen oder politischen Gründen gethan habe, sondern daß er stets nur beabsichtigt habe, die Jnteressen des Hauses zu wahren. Hierauf dankte der Sprecher allen Beamten des Hauses für ihre Ünterstüßung. Schließlich drückte der Sprecher den Wunsch aus, daß die gemeinsame Arbeit aller Mitglieder des B fortfahren möge, ein Vorbild und Muster für fremde

ölfer zu sein. Mit dieser Hoffnung verbinde er den auf- richtigen Wunsch, daß das Haus Jahrhunderte einer ehren- und würdevollen und nüßlihen Thätigkeit vor sich haben und fortfahren möge, nicht nur eine dauernde, sondern die erste und hervorragendste Stellung unter den geseß- ebenden Körpershaften der Welt einzunehmen. (Lang an- altender Beifall.) Der Schaßkanzler Sir W. Harcourt ührte aus, das Haus habe mit tiefem und s{merz- ichem Bedauern die Erklärung des Sprechers vernommen. Die Gefühle, welche jedes Mitglied des Hauses beseelten, seien solhe des Bedauerns über den unermeßlichen Verlust und herzliher Dankbarkeit für die unvergeßlichen Dienste, die der Sprecher dem Hause und dem Lande erwiesen habe. „Jch bin gewiß“, fuhr Sir W. Harcourt fort, „die herzlihste Unter- stüßung des Hauses zu finden, wenn ich in der nächsten Sißgung beantragen werde, daß. dem Sprecher der Dank des Hauses für seine ausgezeichneten Dienste ausgedrückt und ihm die Versiherung ertheilt werde, daß das Haus den Eifer und die Geschicklichkeit anerkenne, mit welher er seine Pflichten erfüllt, und die Gerechtigkeit und Würde, mit der er die Grundsäße und die Ehre des Hauses aufreht erhalten habe; daß ihm ferner ausgedrückt werde, daß das Haus die un- ablässige Aufmerksamkeit empfinde, die er dem beständigen Wachsen der parlamentarishen Geschäfte zugewandt habe, sowie se.ne gleihmäßige Höflichkeit und Güte, die ihm die Achtung des Hauses gesichert hätten.“ Sir W. Harcourt erklärte dann, wenn dieser Antrag angenommen sein werde, werde er eine Adresse an die Königin beantragen, worin die Königin gebeten werde, dem Sprecher für seine ausgezeihneten Dienste einen besonderen Beweis des Wohlwollens zu theil werden zu lassen. Balfour erklärte hierauf, es werde sein \hmerz- liches Vorrecht sein, diese Anträge zu unterstüßen; er wolle daher nur den tiefen Schmerz vom persönlichen Standpunkt, wie vom Standpunkt der Oeffentlichkeit ausdrücken, mit dem er die Erklärung des Sprechers gchört habe. Jm weiteren Verlauf der Sißzung brachte sodann der Schaß- kanzler Sir W. Harcourt eine Vill ein, dur welche eine lokale Kontrole über den Handel mit berauschen- den Getränken eingeführt wird. Der Schagkanzler er- klärte, die vorliegende Bill gehe über die vom Jahre 1893 insofern hinaus, als sie sowohl das Prinzip der Beschränkung, wie dasjenige des Verbots einführe. Die Abstimmung würde auf Antrag von niht weniger als 1/16 der Gemeindewähler durch die Lokalbehörden vorgenommen werden. Ein Beschluß wegen Verbots könne von ?/z der stimmenden Wähler gefaßt werden und der Beschluß würde auf der ersten, nah Ablauf von 3 Jahren nah dem Anfange der Akte stattfindenden allgemeinen IEIEN Lizenz-Versammlung in Kraft treten. Nach einer bstimmung könne drei Jahre lang keine weitere Abstimmung vorgenommen werden ; dann aber könne der Beschluß dur einfache Stimmenmehrheit gefaßt werden. Auch-der Schluß an Sonntagen bleibe der Entscheidung durch eine Abstimmung überlassen. Jn einem Distrikt, in welchem die Lizenz nicht erneuert werde, werde keine Kompensation gegeben. Die Bill finde auf Jrland keine Anwendung, weil die Regierung der Ansicht sei, Jrland solle sich selbst mit der Frage beschäftigen. Die Bill bezwecke, ein großes soziales Uebel zu bekämpfen, und er hoffe fest, das Parlament werde seine Arbeiten nicht shließen ohne eine ernsthafte Bemühung, zu dieser großen Reform den Grund zu legen. Clarke, Goschen und andere Mitglieder des Hauses sprachen si gegen die Bill aus, die sie als ungerecht und wahrscheinlich das geheime Trinken befördernd bezeichneten. Schließlih wurde die erste Lesung der Bill angenómmen. Frankreich.

In der Deputirtenkammer richtete gestern der Deputirte Perrier eine Anfrage an die Regierung über das auf dem Bahnhof von Chambéry gestohlene militärische Dokument und forderte, man solle Savoyen von den Spionen befreien, die es unsicher machten. Der Kriegs-Minister General Zurlinden antwortete, daß das Schriftstück feinerlei Bedeutung habe, nichtsdestoweniger aber die gericht- lihe Untersuhung eröffnet worden sei. Es seien strenge An-

-

ordnungen erlassen, daß fünftig die genaueste Ueberwachung

stattfinde. Der Minister shloß mit der Bitte an die Kammer, die Annahme des Spionagegeseßes zu beschleunigen.

Spauien. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid hätte der Ministerrath gestern beschlossen, den Verlust des Kreuzers „Königin-NRegentin“ amtlih bekannt zu geben.

Serbien.

Im Widerspruch mit den in der genrigen Nummer dieses Blattes unter den nah Schluß der Redaktion eingetroffenen Depeschen mitgetheilten amtlichen Meldungen aus Belgrad berichtet die „Kölnishe Zeitung“, daß in Smojenaßs, Belosawßi, Kisiljewo und Dobritsch seit zwei Tagen förm- lihe Kämpfe zwischen der Gendarmerie und der Beoólkerung wütheten. Truppen seien in Eilmärschen dorthin unterwegs. Mehrere Gemeinden seien vom Militär eingeschlossen. Als Ursache werde das versuchte willkürlihe Vorgehen bei den Wahl- männerwahlen angesehen.

Schweden und Norwegen.

Der Zeitung „Verdens Gang“ zufolge wird in dem norwegischen außerordentlichen Kriegsbudget die sofortige Bewilligung von 3 bis 4 Millionen Kronen für Veränderungen an Monitoren, für Anschaffung schnellfeuernder

Kanonen und für den porläufigen Abschluß der Vertheidigu anlagen beim Hafen von Tönsberg verlangt. An 1/, Million Kronen zu Veränderungen der Fabrikation rauch- loser Patronen sowie für Truppenbekleidung und die Errich- tung von Schießpläßen verlangt werden; überhaupt soll das außerordentliche Kriegsbudget in diesem Jahre größer sein, als jemals früher.

Weiter sollen

Amerika.

Amtliche in Madrid eingetroffene Depeschen aus Cuba besagen, die Banden der Aufständischen würden von den spanischen Truppen verfolgt. Der General Salcedo habe einc größere Truppe Ausfsländischer bei Holquin geshlagen und ihnen zahlreiche Verluste an Todten und Verwundeten beigebracht. Die Erhebung sei immer noh auf die Ostprovinz beschränkt. Eine Anzahl Aufständischer sei gefangen genommen worden und werde nach Cadix gebracht werden.

Aus Santiago

hile) von gestern wird der „Times“ emeldet, Chile und ; 4

t [ rgentinien kauften große Mengen

riegsvorräthe; Argentinien wünsche den Krieg zur meidung innerer Wirren; allgemein herrsche das Gefühl der Unsicherheit.

Von dem Kommandeur der kombinierten Land- und Seetruppen in Makung (Pescadores Hihijima, ist in Hiroshima die Meldung eingetroffen, daß die Eingeborenen der Jnsel zurückgekehrt seien und die ge- wohnte Beschäftigung wieder aufgenommen hätten. chinesishe Offiziere seien zu Gefangenen gemaht und nach Japan gesandt worden. Mit ihnen seien zahlreihe Trophäen, 18 Kanonen und eine Menge Munition sowie Reisvorräthe abgesandt worden. ongkong meldet das „Reuter'she Bureau“, daß it 40 japanische Transportschiffe auf der : Pescadores-Jnseln befänden. ein Angriff auf Canton beabsichtigt sei, wo die Chinesen dur Versenken von Torpedos in der Flußmündung die Vertheidi- gung vorbereiteten. Von ebendaher meldet die „Times“ vom 8. d. M. daß die Chinesen auf Formosa gegen die Regierung aufgebracht seien; sie deuteten den Ausschlu Waffenstillstand dahin, daß sie von den Behö Nach Ansiht der Ausländer würden die Japaner nah kurzem Widerstande wohl aufgenommen werden. Der auswärtige Handel ruhe völlig,

Dasselbe Blatt meldet aus Kobe von gestern, daß die Fricedensbedingungen Japans Li-Hung-Tschang mit- getheilt worden seien.

Aus Yokohama wird gemeldet, daß nach den dort er- scheinenden japanischen Blättern die Friedensunterhand- lungen wahrscheinli in dieser Woche zum Abschluß kommen würden. Ueber sieben von den aht durch Japan gestellten Bedingungen sei bereits ein Einvernehmen erzielt.

apanischen , Dbérsten

Es verlaute, daß

ormosas von 1 ; en in Peking verlassen seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Ie Reichstags8-Stichwahl im 2. Weimarischen Wahlkreise (Eisenach) ist auf den 19. April angesezt worden.

Die Landtags-Ersazwahl im Kreise Teltow, Char- lottenburg-Beeskow-Storkow Schmidt ist nunmehr auf den 14. ‘Mai fesigesezt worden; die Wah männer-Ersatzwahlen werden eine Woche vorher, am 7. Mai ftatt- Zum Wahlkommissar ist der Landrath Stubenrauch, als Wahlort die Stadt Köpenick bestimmt.

den verstorbenen Ab

entralblatts Bauverwaltung“, : inisterium der öffentlihen Arbeiten, vom 6. April, hat folgenden Inhalt: Nunderla 1895, betreffend Ueberwahung und Prüfung der e Bereich der preußischen Staatseisenbahnverwaltung. vom 16. März 1895, betreffend die Benutzung fiskalisher Dienstfahr- zeuge. Runderlaß vom 22. März 1895, betreffend die Einrichtung besonderer Baubureaus und die Kosten für Schreib- und Zeichen- materialien und Geräthe. Dienstnachrihten. Wohnhaus mit Waarenhaus in Schwedt a. O.

Ehrengabe für den Fürsten Bismarck. Ehrenbezeigung. Wett- bewerb um Pläne für eine evangelishe Kirhe in Malftatt-Burbah a. d. Saar. Neue Vorschriften für die Ueberwahung und Prüfung der eisernen Brücken im Bereich der preußishen Staatseisenbahnver- gungseinrihtungen für die Thore der neuen Schleuse Fund eines antiken Löôwen-Standbildes in Kertsch

herausgegeben im

ifernen Brücken im

Nichtamtliches : ermischtes :

waltung. Bewe bei Ymuiden. auf der Halbinsel Krim.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Die Polizeibehörde ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 3. Dezember 1894, zum Erlaß von Verordnungen befugt, wodur das Fangen von w Grundstücen, ohne die [chriftlihe, glaubigte Erlaubniß des Grundeigenthü Nuzungsberechtigten bei fich zu führen, „Die Bestimmung des § 15 des preußischen Wildschadengefeßes vom 11. Juli 1891, wona wilde Kaninchen, mit Schlingen, dem freien Thierfang unterliegen, den gültigen Erlaß von Es widersprit Í in anderer Richtung, als dies bereits geschehen, punkte des Eigenthumschußzes seitens der hierzu zuft insbesondere das (Frforterniß des Besißes da diefe Maßnahme der Präventivpolizei den dem Jagdrechte Be-

ilden Kaninchen auf fremden von der Ortspolizeibehörde be- mers und der Pächter oder mit Strafe bedroht wird.

mit Ausfluß des F ist kein Hinderniß für olizeiverordnungen des oben hervorgehobenen feinem Geseß, den freien Thierfang noch aus dem Gesichts- ändigen Faktoren eines Grlaubniß- scheins aufzustellen, mi Zweck verfolgt, dem Eigenthume Beschädigungen, einträhtigungen fern zu halten .

Ist auf Grund einer Verei andlungsgehilfen diesem na

nbarung zwishen Prinzipal und ch seinem Ausscheiden" aus dem die Stellungnahme Konkurrenzge\chäft für ein weites Gebiet auf einen längeren traum bei hoher Strafe verboten, so findet, nah einem Urtheil des Neich8gerichts, 111. Zivilsenats, vom Verbot nit ohne weiteres Anwendung auf den lihen Entlassung des Gehilfen seitens des Prinz einen Revers hatte sich ein Handlungsgehilfe geg rinzipal verpflichtet, nah seinem „Ausscheiden“ aus dem rinzipals in einem Konkurrenzge Jahren bei einer fe

19. Februar 1895, dieses Fall der willfür- ipals. Dur enüber feinem Geschäft des \chäft für ein weites Gebiet auf einen hr bohenKonventionalstrafe keineStel- Nachdem der Prinzipal den Gehilfen aus seinem Ge- nahm dieser innerhalb der vereinbarten Frift und der ehemalige | n auf Zahlung der Konventional- Iher den Einwand erhob, daß er vom

entlassen wor den sei, und daß das Konku (l der willfürlihen Entlaffung keine Geltung

Zeitraum von drei lung zu nehmen. äft entlassen hatte, 1 Stellung in einem Konkurrenzgef

zipal flagte demzufolge

Der Beklagte, we zipal willfkürli verbot für den Fa

urde in der Berufungsinstanz nah dem Klazeantrage verurtheilt,

indem das Berufungsgeriht annahm, baß die Wahl kes Autdrucks e

Ausscheiden“ in dem Revers an le des sonst oft vor-

Fommenden Ausdrucks „Austritt“ zweifellos tür die Anwend-

barkeit des Konkurre nzverbots au auf den Fall der will- fürlihen Entlassung sprähe. Auf die Revision des

Beklagten hob das Reichsgericht das Berufungsurtheil auf, indem es

begründend ausführte: „Na der reichegerichtlichen Rechtsprechung bedarf die ein derartiges Konkurrenzverbot au auf älle einer will- kürlichen Entlassung ausdehnende Auslegung, welche bei einem nicht

- zweifellosen Wortlaut-des Vertrags stattzufinden hat, einer beson-

deren Begrün dung. Man ist davon auégegangen, daß die ganze Salage dagegen spreche, der Handluncsgehilfe habe die weitgehende Beschränkung seines Erwerbs und die Unterwerfung unter eine ibn wer treffende, im vorliegenden Fall offenbar zu Grunde richtende Strafe von einem Belieben des anderen Vertragstheils abhängig machen

wollen. . Vom Berufungsgericht ist verkannt, daß der allgemeinere

Sinn des Wortes „Auéscheiden“ das wirklich Gewollte nicht zum genaueren Ausdrucke bringen kann, als das seiner Bedeutung nah sih wenig untersheidende Wort „Austritt“, daß also Raum - für die Willens- erforsbung und das Bedürfniß einer befonderen Darlegurg bestehen bleibt, der Beklagte babe sih wirkli in die {were Gefahr begeben wollen, sofort wieder gekündigt zu werden und dann in der bezeichneten Meise in seiner Freiheit beshränkt zu fein. Dieser Mangel mußte zur Aufhebung des vorigen Urtheils und zu der Zurückperweisung der Sache in die vorige Instanz führen.“ (298/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

In der Provinz Posen is, nach einem Urtheil des Ober- Nerwaltungégerits, T. Senats, vom 4. Januar 1895, die Regierung a1sSchulaufsihtsbehörde befugt, an Stelle des früher geltenden Systems festabgestufter Stellen gehälter dasjenige des Grundgebalts und dessen Aufbesserung durh nach dem Dienst- alter abgestufte Alterszulagen (sog. bewegliheGehalts8- ffala), weldes allgemein üblich geworden ist, an den Schulen ein- zuführen, den hierdurch für die Sculgemeinde erwachsenden Mehr- aufwand festzustellen und eventuell beim Negierungs-Präsidenten die Zwangsetatisierung dieses Mebrbetrags zu beantragen. Durch Erlaß des Kultus-Ministeriuums vom 9. April 1894 war der Sul- aftheilung der Regierung zu Posen empfohlen, bei den weiteren Nerhandlungen mit der evangelishen Schulsozietêt in B. die Regelung der Lehrerbefoldungen nach einer beweglichen Gehalts- \fala zu fordern. Als die Einführung einer solhen Gehaltésfala am 17. April 1894 von dem Vorstande der evangelischen Schulgemeinde P. abgelehnt war, ließ die Regierung demielben durch Verfügung vom 19. April eröffnen, daß von Schulaufsichtswegen festgesezt werde, es sollten vom 1. April 1894 ab die Gehälter der Lebrer von 1000 A ab durch bestimmte Dienstalterszulagen von 9 zu 9 Jahren bis auf 1800 M neben freier Wohnung oder Entschädigung für diese gesteigert werden, und ferner daß, falls der Schulvorstand si dieser Anordnung niht füge, die Zwangsetatisierung des hiernach sih ergebenden Mektr- betrags beim Regierungs-Präfidenten beantragt werden würde. Da der

Sgulvorstand am 4. Mai unter Ablehnung der Gehalts\kala nur einen Betrag von jährlih 1509 # zur Gehaltsaufbesse- rung zur Verfügung stellte, beantragte die Schulabthbeilung bei dem Regierungs - Präsidenten, die aus threr Anordnung entstehende Bedarfsumme, welche für den Zeitpunkt vom 1. April 1600 M betrage, zwangéweise in den Schul-Etat für 1894/95 cin- zustellen. Diesem Antrage wurde durch die Verfügung des Regierungs- Präsidenten vom 16. Juni 1894 entsprochen. Diese Verfügung wurde von der Schulgemeinde dur Klage angefochten. Das Ober- Berwaltungsgeriht wies die Klage ab, indem es begründend aus- führte: „. . . Daß zu einer solhen Festseßung der Leistung in der Provinz Posen, woselbft das Scylleistungägeseß vom 26. Mai 1887 nah seinem § 6 nicht gilt, die Schulaufsichtsbehörde zuständig ist, fann nach § 18 der Regierungsinstruttion vom 23. Oktober 1817 einem Qweifel nicht unterliegen. Vermöge der ihr hier übertragenen „Aufsicht und Verwaltung“ der Sculangelegen- heiten ist ferner die Regierung stets in Verwaltung und Rechtsprehung für befugt erachtet, alles dasjenige festzustellen, was zur Befriedigung des Schulbedürfnisses und daber auch zum Unterhalt des Lehrperfonals im Einzelfalle nothwendig und von den Schulunterhaltungspflihtigen zu leisten ist. Mit den ver- änderten Lebensverbältnissen und -Anschauungen ändert sich im Laufe der Zeit auch der Umfang des im Schulinteresse Nothwendigen. Wenn zu einer Zeit, in der das im Diernstinterefe nothwendige Aufrüken der Beamten in ihrem Gehalt fast ausschließlich dur das System festabgestufter Stellengehälter gesichert wurde, das Reskript vom 9. No- vember 1876 es als unzulässig bezeichnete, daß neben diesem System die Gewährung von Alterszulagen an Lehrer, die freiwillig statthaft blieb, erzwungen werde, so trug dasselbe nur den damaligen Zeit- verbältnissen Rehnung. Dies {ließt aber in feiner Weise aus, daß nah Ablauf von fünfzehn bis zwanzig Jahren an Stelle jenes Systems dasjenige des Grundgebalts und dessen Aufbesserung durh nah dem Dienstalter abgestufte Alterszulagen allgemein üblich gewörden if, und daß demzufolge auch die Einführung dieser sog. „beweglihen Gehaltss\fala* als durch das heutige Schulbedürfniß ge- boten erahtet wird. Hierauf hat insbesondere das Zirkularreskcipt vom 26. Juni 1891 nacdrücklih hingewiesen. Wenn die Regierung zu Posen annahm, daß das zeitige Schulbedürfaiß in B. die Ge- währung der von ihr bezeichneten Anfangsgehälter und Dienstalters- zulagen nothwendig mache, handelte sie daher ledigli innerhalb ibrer Zuständigkcit und in richtiger Anwendung ihrer geseßlichen Befug- nisse, indem sie feststellte, daß der Mehraufwand, welcher aus den hiernach den einzelnen Lehrern zuzulegenden Gehaltserhöhungen für 1894/95 entsteht und unstreitig 1600 # beträgt, der Schulgemeinde als eine gesetzliche Leistung obliegt.“ (I. 9.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Handel und Industrie von Berlin von 1870 bis 1894. (Stat. Korr.) Die zur Erinnerung an das 75 jährige Bestehen der Korporation der Berliner Kaufmannschaft unlängst von den „Aeltesten der Kau\mannschaft von Berlin“ herausgegebene Schrift enthält u. a. au übersihtlih zusammengefaßte Angaben, welche dic Entwicklung des Handels und der Industrie der Reichshauptstadt während der leßten 25 Jahre ins richtige Licht zu seyen geeignet sind. Die Stadt Berlin zählte dana zu Anfang des Jahres 1870 763 000, zu Anfang 1895 aber 1 725 000 Einwohner: in derselben Zeit vermehrte sich die Anzahl der Grundstücke von 15 000 auf 23 400, diejenige der Wohnungen von 166 000 auf 450 000, das „Berlin mit zweimeiligem Umkreise“ von 929 041 auf 1956 581 Ein- wobner. Dementsprehend hat au der Handelsverkehr der Hauptstadt nah und nah eine außerordentlihe Ausdehnung angenommen. Der Güterverkehr auf den Eisenbahnen wird erft seit dem Jahre 1885 genauer nahgewiesen. Hiernach betrug in Tonnen (zu 1000 kg)

im Fahre der der im Fahre der der Eingang Ausgang | Eingang Ausgang 1885 3082000 518000 1891 4715000 794 000 1887 3 863 000 587 000 | 1892 4715000 767 000 1889 4675000 719700 | 1893 4775000 801 000 Der Gütereingang Berlins steht dem Güterausgange der Menge nach also weit voran; dennoch bildet auch die erhebliche Zunahme des leßteren iusofern ein sehr günstiges Zeichen für die gewerbliche Leistungsfähigkeit der hauptstädtishen Bevölkerung, als unter den Einfuhrmengen vornehmlih Brenn- und Baumaterialien sowie Lebens- mittel vertreten sind, wogegen die Ausfuhr vorwiegend aus Erzeug-

nissen des Gewerbfleißes besteht. , / ; Berlins Einfuhr zu Wasser kommt derjenigen mit der Eifen- bahn beute annähernd glei, wogegen die Ausfuhr auf dem Wasser-

wege nur gering ift. Auf der Spree sind Güter jährlih angekommen

(Tonnen) :

zu Berg zu Thal

1873/75 2 008 000 742 000 1876/80 2 215 000 733 000 1881/85 1916000 1 043 000

1886 2 238 000 1 394 000

1888 2 663 009 1 567 000

1890 2 735 0090 1 574 000

1892 9 332 000 1 900 000

1893 9 532 000 1 942 000

Ist Berlins Gesammteingang auf dem Wafserweg hiernach in zwanzig Jahren um etwas über 60 v. H. gestiegen, so hob fich

dieser Eingang ¿u Thal allein auf das 22 fahe. Im übrigen find in jenen Zahlen die Floßhölzer niht mit enthalten, deren Eingang sich zu Anfang der siebziger Jahre auf 69 000 t jährlich belief, neuer- dings aber nur noch untergeordnete Bedeutung hat.

Auch die sonstigen mit der handels- und gewerblichen Thätigkeit

der hauptstädtishen Bevölkerung eng zusammenhängenden Anstalten und Einrichtungen haben in der Beobachtungszeit eine große Aus- dehnung gewonnen. So stieg die Zahl der eingetragenen Handels- firmen von 3810 im Jahre 1871 auf 9446 im Jahre 1894, diejenige der Hantelégesellshaîten im gleihen Zeitraum von 1956 auf 4053

und die der Genossenschaften von 15 auf 82. Ebenso entwidckelte

sich, je mehr die Grundstücke bei dem Wachsthum der Stadt Handels-

gegenstände wurden, eine lebhafte Vermittlungsthätigkeit nah dieser

Richtung und mit ihr ein großer Hypothekenverkehr. Der Gesammt- betrag der Hypotheken auf den Berliner Grundstücken ftieg von 883 Millionen Mark zu Ende 1870 auf 4063 Millionen zu Ende

1894. Die Zahl der bei der städtischen Feuersozietät versicherten

Grundstücke vermehrte sich in den 22 Jahren von 1871 bis 1893 von 13 930 auf 22 467, ihre Versiherungssumme dag-gen von 927 auf

3323 Millionen Mark, die Versiherungssumme für Mobiliar aber

von 951 Millionen auf 2689 Millionen Mark. Ein ähnlicher Auf- s{wung zeigte sih bei den übrigen Zweigen der Berliner wirth\haft- lihen Thätigkeit. /

Deutscher Haftpyfliht-Shuß-Verban d.

Aus Düsseldorf meldet die „Köln. Ztg.“ : Der Haftpflicht - Schußt-Verband Deutscher Industrieller hielt am Montag

unter dem Vorsit des Reichstags-Abgeordueten Kommerzien - Raths

Moeller eine Sitzung ab. Um die Einbeziehung der Landwirthschaft

zu ermöglichen, - wurde beshlossen, den Namen des Verbandes in „Deutscher Haftyfliht-Schutz-Verband“ umzuändern.

Alters- und Invaliditäts-Vers icherung.

Bei der Versicherungsanstalt Baden sind, wie die „Bad. Korr.“ erfährt, im Monat März 271 Rentengesuche (76 Alters- und 195 Invalidenrentengesuche) eingereiht und 203 Renten (48 + 155) bewilligt worden. Es wurden 66 Gesuche (22 + 44) abgelehnt, 124 (40 + 84) blieben unerledigt. Außerdem wurden im \chieds- geren Verfahren 2 Alters- und 1 Invalidenrenten zuerkannt. Bis Ende März sind im ganzen 8511 Renten (4898 Alters- und

3613 Invalidenrenten) Ry bezw. zuerkannt worden. Davon

(1204 + 1114), fodaß am 1. April 1895 6193 Rentenempvfänger vorhanden waren (3694 Alters- und 2499 Invalidenrentner). Verglichen mit dem 1. März 1895, hat sih die Zahl der Rentenempfänger vermehrt um 101 (8 Alters- und 93 Snvalidenrentner). Die Rentenempfänger beziehen Renten im Ge- fammtjahresbetrage von 775 296 ( 55 S (mehr seit 1. März 1895 12611 M 51 S). Der Jahresbetrag für die im Monat März be- willigten 50 Alterêrenten berechnet sich auf 6638 4 40 und für 156 Invalidenrenten auf 19155 #4; somit Durchschnitt für eine Alterêrente 132 A 77 H, für eine Invalidenrente 122 4 79 S. (Für sämmtliche bis 1. Januar 1895 bewilligten Renten betrug der durchschnittlihe Jahresbetrag einer Altersrente 129 4 504, einer

famen wieder in Wegfall 231

Fn validenrente 118 M 9 4).

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig beschäftigte sih eine von etwa 600 Personen be- fuhte Versammlung der Metallarbeiter am Sonntag mit Ent- lassungen und Lohnkürzungen, die in der Motorenfabrik von Grob u. Co. in Eutriß\ch vorgekommen waren. Thatsache scheint, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, zu sein, daß eine Anzahl von Arbeitern entlassen und die Löhne um 15—20 % herab- geseßt wurden. Die Grob’shen Arbeiter erklärten, daß sie mit den gezahlten Löhnen 38 bis 40 A für die Stunde zu- frieden seien, und daß die Entlafsungen sowie die Lohnkürzung nur wegen des ungünstigen Geschäftêgangs ausgesprohen worden seien. Man beschloß deshalb, mit der Firma gütlih zu ‘verhandeln. Die in der Stärke von 200 erschienenen Grob'schen Arbeiter wählten bierzu aus ihrer Mitte eine Kommission. Die genannte Fabrik soll

überhaupt 340 Arbeiter beschäftigen.

Aus Augsburg meldet ,W.T.B.“: In einer sozialistischen Versammlung wurde über sämmtlihe Wirthschaften der Boykott verhängt wegen des von der Gastwirthsinnung erlassenen Kolportage-

verbots für Zeitungen.

Aus Haynau wird dem „Vorwärts* mitgetheilt, daß die Lohn- bewegung der dortigen Hand ichuhmacher beendet ist. Die Arbeiter erbielten eine fleine Lohnzulage und zogen infolge dessen ihre

Kündigung zurück. (Vgl. Nr. 80 d. BL)

In Helmstedt baben nah demselben Blatte sämmtliche Drechsler der Saatfeld [chen ‘Tischfabrik wegen Lohnstreits die

Arbeit gekündigt.

Hier in Berlin hat, wie der Vorwärts" berichtet, eine Töpferversammlung über einige Firmen Berlins und der Um-

gegend die Sperre verhängt.

Aus Wien wird dem Wolff’shen Bureau gemeldet: Die von der fozialdemokratishen Parteileitung, wte alljährlih, herausgegebene Mai-Festshrift wurde von der Behörde mit Be- \chlag belegt. Eine größere Anzahl ausftändiger Knop f- drechéler im Bezirk Nudolfsheim verfuchte, die weiterarbeitenden Knovfdrecsler mit Gewalt zur Arbeitseinstellung zu zwingen. Die Polizei wurde bei ihrem Einschreiten thätlih angegriffen und mußte von den Waffen Gebrauch machen. Mehrere Personen wurden ver- haftet. Ob Verletzungen vorgekommen sind, ist bisher noch nicht

festgestellt. Kunst und Wissenschaft.

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird morgen, Mittwoch, Herr Architekt Albert Hofmann über den kunst- gewerblichen Kongreß in Paris im Jahre 1894 Mittheilungen machen. Die Tos findet statt im großen Saale des Architektenhauses,

84 Ubr Abends.

Das für Mevpen bestimmte Standbild des 1891 verstorbenen Reichstags-Abgeordneten Windthorst f im Gipsmodell nunmehr hen Gießerei in Friedrihs-

bagen (Inbaber W. und P. Gladenbeck) zum Guß übergeben worden. Ende Juni muß kontraftlih die Aufstellung vollendet sein, damit im Fuli die Enthüllung stattfinden kann. Das Denkmal wird auf dem Marktplatz in Meppen seine Aufstellung finden. Es erhält eine Höhe von 5,50 m, wovon 3,20 auf das Postament, 2,30 auf die Figur kommen. Der berühmte Zentcumsführer ist auf der hier bildnerish angedeuteten Tribünen-Treppe des Reichstags stehend dargestellt, von wo er ge- wöhnlich seine Reden gebalten hat; die ganze Persönlichkeit ist natur- wahr, aber monumental und groß im Wurf, ruhig und würdig Aa ritents wird

eine Bronzereliefgrupve angebraht werden : drei weiblihe Figuren, deren mittelste eine Tafel mit der Devise des Zentrums e ofe jus } pfer des

Denkmals is der Bildhauer Heinrih Pohlmann hierselbst, geboren

vollendet und die Figur der Gladenbeck'

zur Geltung gebraht. An der Borderseite des P

die beiden anderen Staat und Kirche personifizieren. S

1839 zu Iburg bei Osnabrück.

Gesundheit8wesen, Thierkrankheiten und Absperrungss Maßregeln.

Der Deutsche Verein für öffentlihe Gesundheits- pflege wird feine zwanzigste Versammlung in den Tágen vom 11. bis 14. September zu Stuttgart abhalten. Die Tagesordnung ift folgendermaßen festgeseßt worden: Mittwc, den 11. Sevtember : 1) Umlegung städtisher Grundstüde, Zonenenteignung und Os zur Beförderung weiträumiger Bebauung. Referenten : Ober-Bürger- meister Küchler (Worms), Beigeordneter und Baurath Stübben (Köln). 2) Pygleni he Beurtheilung von Trink“ und Nußwasser. Referent : Geheimer Medizinal-Rath, Prof. Dr. Flügge (Breslau). O MMELM N, den 12. September: 3) Die Erbauung von Heilftätten für Lungenkrante durch Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalten, Krankenkassen und Kommunalverbände. Referenten: Direktor der Hanseatischen Alters- und Invaliditätsversicherungéanstalt Gebhard (Lübeck), Kreis- pbysifkus, Sanitäts-Rath Dr. Hampe (Helmstedt). 4) Gasheizung im Vergleich zu anderen Einzelheizsystemen. Referent: Hofrath, Professor Dr. Meidinger (Karlsruhe). priv den 13. September: 5) Schäd- lichkeit der Kanalgase und Sicherung unferer Wohnräume gegen die- selben. Referenten: Professor Dr. Karl Fraenkel (Halle), Stadt- baurath W. H. Lindley (Frankfurt a. M.).

Handel und Gewerbe.

Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 6. April zeigt der gesammte Kassenbestand bei einem Betrage von .1 069.070 000 Æ der Vorwoche gegenüber eine Abnahme um 2 225 000 (A Der Wechsel- bestand is um 16 266 000 auf 556 225 000 M und die Lombard- forderungen find um 12 848 000 M auf 80 319 000 Æ zurüdckgegangen ; auf diesen beiden Anlagekonten ist also zusammen eine Abnahme um 29 114 000 M eingetreten. Auf passiver Seite hat der Betrag der umlaufenden Noten \sich um 27 010 000 Æ auf 1 130 181 000 Æ ver- mindert und die fonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giro- et im Betrage von 466 727 000 Æ zeigen eine Abnahme um

é Á.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 109788, nicht recht- zeitig gestellt feine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen. Beim Königlihen Amtsgericht T Berlin standen am 8. April die Grundstücke Lichterfelderstraße 18/19, dem Parti- fulier H. Schulze zu Schöneberg gehörig, zur Versteigerung ; Fläche 10,20 a und 5,91 a; mit dem Gesammtgebot von 163 400 M wurde der Ziegeleibesißer Fr. Dücker zu Mihlow Ersteher. Beim Königlihen Amtsgericht 11 Berlin standen folgende Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Reinicken- dorf, der verehelihten Schuhmachermeister Bertha Oblert, geb. Wenck, zu Berlin gehörig; Fläche 7,65 a; Nugzungswerth 1170 4; Mindestgebot 6057 4; für das Meistgebot von 23 000 4 wurde der Westaurateur Albert Kaha]om zu Berlin, Prinzen-Allee 16, Ersteher. Grundstück ¿u Neu-Weißen- see, dem Gastwirth Emil Wegener zu Holzdorf gehörig; Flähe 6,97 a; Nuzungswerth 2128 #; Mindest- gebot 43 000 4; es wurde kein Gebot abgegeben. Grund- stüde zu Pankow, dem Fabrikbesißer Richard Roll zu Berlin gehörig; 1) Fläche 16,93 a; Nuzungswerth 845 A; Mindestgebot 460 M, und 2) 17,63 a; Nußungswerth 1350 4; Mindestgebot 568 M; für das Meistgebot von 27 900 #4 und 33500 #4 wurde der e malen Eduard Mägdefrau zu Berlin, Gerichts\traße 83, rsteher. Grundstück zu Neu-Weißensee, dem Architekten Robert Schrader zu Charlottenburg gehörig; Fläche 10,73 a; Mindestgebot 825 4; für das Meistgebot von 2600 4 wurde der “ns ois Ludwig Wittmüß zu Berlin, Thaerstraße 53, Frsteher.

_ Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner S{lacht- viehmarkt vom 6. April 1895. Auftrieb und Marktpreise nah Swlachtgewidt mit Ausnahme der Schweine, welche na Lebendgewiht gehandelt werden. inder. Auftrieb 4812 Stü. (Duri\chnittsvreis für 100 kg.) 7. Qualität 116—120 4, II. Qua- lität 106—112 A, L1II. Qualität 90—98 #, 1V. Qualität 80—86 , Schweine. Auftrieb 5359 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 86 #, Landschweine: a. gute 32—84 4, b. geringere 76—80 , Galizier #, leihte Ungarn 4 bei 20 9/q Lara, Bakonyer 86—88 bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1560 Stück. (Durchschnitt2preis für 1 kg.) 1. Qual. 1,14—1,20 A, II. Qual. 1,08—1,12 4, IIL. Qualität 0,96— 1,06 A Swafe. Auftrieb 12 735 Stück. (Dur@fchnittsvreis für 1 kg.) I. Qualität 0,88—1,06 #4, II. Qualität 0,80—0,84 M, TTI. Qualität M

E Generalversammlung der Aktionäre der Leben 8-Ver- siherungs- Aktien-Gesellschaft , Nordstern“ zu Berlin vom 8. d. M. wurde die vorgeschlagene Vertheilung einer Dividende von 150 000 Æ gleih 120 M für jede Aktie und von 513 397 M an die am Gewinn betheiligten Bersicherten gleich 1609/9 der im Jahre 1894 gezahlten A desgleichen die beantragte Statut- änderung, wonach den Versicherten noch ein weiterer Antheil am Ueber- \{huß überwiesen werden kann, genehmigt. Die aus dem Auísihts- rath ausscheidenden Mitglieder wurden wiedergewählt. In der fh hieran” ans{ließenden Generalversammlung der Aktionäre der Unfall- und Alters-Versicherungs- Aktien-Gesellschaft „Nordstern“ wurde ebenfalls die vorgeshlagene, nah dem Statut zulässige höchste Dividende von 10/6 der Einzahlung gleich 75 für jede Aktie und die Ueberweisung von 22 868 4 zum Dividenden- fonds der am Gewinn betheiligten Versicherten genehmigt und Ent- lastung ertheilt.

Die „Verhandlungen, Mittheilungen und Berichte des Zentralverbands deutsher Industrieller", die vom Geschäftsführer H. A. Bueck, Berlin W., herausgegeben werden und durch die Buchhandlung von Mitscher u. Röstell in Berlin zu be- ziehen find, baben in der Nr. 65 vom März 1895 folgenden Inhalt: I. Bericht über die am 19. Februar. 1895 zu Berlin abgehaltene Sitzung des Ausschusses. 11. Bericht über die am 20. Februar 1895 in Berlin abgehaltene Versammlung der Delegirten. Der Geseß- entwurf, betr. die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs ; der Ge- seßentwurf, betr. die Aenderung der Gewerbeordnung; der Gesetz- entwurf, betr. die Abänderung des Zolltarifs; Refolution, betr. Be- fämpfung des unlauteren Wettbewerbs; Refolution, betr. Abänderung der Gewerbeordnung. I1I. Die Frage der Kündigung des deutsch- argentinischen Meistbegünstigungövertrags. IV. Die Frage der Er- höhung des Zolls auf Kupferdruckwalzen. V. Der Ausschuß des Nereins für Sozialpolitik (Kathedersozialisten) und der Geschäftsführer des Zentralverbands deutsher Industrieller. VI. Literarisches. VII. Ziffern zur Unfallversicherung und zur Invaliditäts- und Alters- versicherung. :

Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im März 1895 nah vorläufiger Feststellung 136 000 gegen 151 600 4 nah vorläufiger Feststellung tin März 1894, mithin weniger 15 600 M :

Magdeburg, 8, April. (W. T. B.) Zudckerberiwt. Kornzucker exkl., von 92 9% —, neue 10,10—10,20. Kornzucker exkl, 88 9/9 Rendement 9,40—9,50, neue 9,95— 9,70. Nachprodukte erkl. 75 09/06 Rendem. 6,25—7,25. Ruhig. Brotraffinade 1 21,75. Brot- raffinade 11 21,50. Gem. Raffinade mit Faß 21,50—22,00. Gem. Melis 1 mit Faß 21. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. April 9,225 Gd., 9,27# Br., pr. Mai 9,35 Gd., wn Br., pr. Juni 9,45 Gd., 2,50 Br., pr. Juli 9,55 Gd., 9,574 Br.

till.

ZEIPN g 8. April. (W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. a Plata. Grundmuster B. pr. April 2,924 4, pr. Mai 2,925 4, pr. Juni 2,95 #, pr, Juli 2,95 M, pr. August 3,00 4, pr. September 3,025 6, Þr. Oktober 3,024 #Æ,