Stunden zusammendrängt, in denen die Vergrößerung ugzahl bald eine Grenze findet. Um daher au den 1 nforderungen genügen zu können, erübrigt nur, sawöht die ahl der Züge wie die Zahl der Wagen in den Zügen ent-
Peatieus zu vermehren. Hieraus ergiebt sih aber die unver-
meidlihe Nothwendigkeit, die Fahrgeshwindigkeit soweit zu
ermäßigen, -daß die Hege bis zur größten für den Vorort- verkehr noch zweckmäßigen Stärke belastet werden können.
Für das Publikum wird hierbei die Vermehrung der Züge in
den Hauptverkehrszeiten den Ausgleih für ihre verminderte
Geschwindigkeit bieten müssen. S
Die durch die Herabsezuna der Fahrges{windigkeit' herbei- geführte Verlängerung der Fahrzeit beträgt gegenüber der heu 4 Fahrtdauer von Berlin bis Friedenau 1 ute, bis Stegliß 2, bis Lichterfelde und Zehlendorf 4, bis Schlachten- see 6, bis Wannsee 7, bis « Neu-Babelsberg, Neuendorf und Potsdam 8 Minuten. Dabei bat D für die bis und von Potsdamdurhgehenden Züge eine günstigere Gestaltung des Fahr- plans insofern erzielen lassen, als es ermögliht worden ist, die Züge 44 (statt wie jezt 34) Minuten nach der vollen Stunde in Berlin anzubringen und 30 (statt 40) Minuten nah der vollen Stunde daselbst abzulassen. Die Abfahrt von Neu- Babelsberg, Wannsee und Schlachtensee nah Berlin wird da-
en 2—4 Minuten später und die Ankunft daselbst bei der
Rückkehr 2—4 Minuten früher erfolgen als heute.
Die von den verschiedensten Seiten laut gewordenen Vors-. shläge auf thunlihste Herabminderung der Fahrzeit zwischen Berlin und den Stationen jenseits Zehlendorf haben sh nah eingehender wiederholter Prüfung als unausführbar erwiesen. Die Züge der Wannscebahn auf der Stre@e Berlin—Zehlendorf mit ermäâßigter und darüber hinaus mit der jezigen Ge|hwindig- keit zu befördern, ist nicht thunlich, weil alsdann die schon oben betonte nothwendige Verstärkung dieser Züge nicht statt- finden könnte. Ebenso is es niht durchführbar, einzelne von und nach Potsdam oder Wannsee verkehrende Züge die Strecke Berlin— Zehlendorf ohne Aufenthalt durchfahren zu lassen, weil aisdann nicht nur diese Züge der Benußung der zwischen jenen Stationen belegenen Vororte enizogen wür- den, sondern es bei der Verschiedenheit. der Fahr- zeiten auch unmöglich wäre, furz vor solhem Zuge einen auf allen Stationen haltenden Vororiszug zu befördern. Hierdurch würden gerade in den Hauptverkehrszciten, in welchen natur- gemäß diese beshleunigten Potsdamer Züge zur Beförderung ommen müßten, eine fehr fühlbare Einschränkung der Beförderungsgelegenheiten für die- Vorortstrecke Berlin— Zehlendorf entstehen. Ein anderer Vorschlag, einz Anzahl der von und nach Potsdam fahrenden Züge auf der Sirecke Berlin—Zehlendorf über die Hauptbahn zu leiten, ist. mit Rück- sicht auf die damit verbundene Gefährdung der Züge beim Uebergang von und nach der schr starî belasieten Hauptbahn ebenfalls zur Berücksichtigung nicht geeignet. e
Es darf angenommen werden, daß die verwaltungsseitig in Ausficht geaommenen Maßnahmen, welche geeignet sind, die Leistungsfähigkeit der Bahn auf das höchste Maß zu ftei- gern, zum ferneren Gedeihen der Vororte wesentli beitragen werden. Gegenüber diesem überwiegenden allgemeinen Vor- theil hat die geringe Verlangsamung der Züge und die damit für einzelne Personen verbundene Unbequemlichkeit zurücktreten müssen.
_ Der General-Licutenant Oberhoffer, Ober-Quartier- meifter und Chef der Landes-Aufnatme, ha: Berlin verlassen.
_ Der Bevollmächtigte zum Buntesratk, Königlich bayerische Ministerial-Direktor von Herrmann ist hier angekommen.
Friedrichsruh, 17. April. Eiwa 4000 Vertreter der deut}hen Jnnungsverbände brachten, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Nachmittag dem Fürsten Bismark eine Ovation dar, welche bei hérrlihem Wetter glänzend verlief. Vorher hatte der Fürst eine Deputation aus-Darmstadt undeine Deputation derMünchener Künstlergenossenschaft empfangen. Um 11/2 Uhr traf der Zug der Jnnungsverbände, der von Aumühle nach der Oberförsterei marschiert war und fich dort mit den von Berlin angefommcnen Theilnehmern vereinigt hatte, vor dem Schloß ein. Nachdem die Ausstellung, die ciwa eine halbe Stunde dauerte, beendet war, hielt der Obermeister der Berliner Schornsticinfeger-Jnnung Faster eine Anjprache an den Fürsten und überreihte ihm eine Sama mreTe in prachtvoller Mappe. Darauf nahm der
limeister der Berliner Schlächter-Fnnung Helfert das Wort zu einer Anrede an den Fürsten, überreichte ihm den Ehren- meisjierbrief und brahie ein Hoh auf den Fürsten aus, in weiches die Theilnehmer brausend einftimmten; hierauf wurde die „Wacht am Rhein“ gesungen. Nachdem auch noh der Obermeister der Kupferschmiede Kest aus Potsdam eine Añsprachëé gehálter und ébénfálls eine Adresse überreickt hatte, erwiderte Fürst Bismarck in einer längeren Rede, in der er für die Ovation herzlich. dankie und seine Thätigkeit im Interesse des Gewerbestandes hervorhob. Der Fürst sprach u. a. auch von dem Alters- und Juvaliditäts - Versicherungs- geses und sagie: er habe- ganz etivás ‘Anderes angestrebt, aber nicht erreihen fönnen - wegen - des - vielen Wider- standes, der ihm von verschiedenen Seiten entgegen- getreten sei. Der Fürst {loß seine Rede mit den Worten: „Dott segne alle ehrliche Arbeit im deutschen - Lände! Alle Gewerke, sie leben hoh!“ Dann trat der vom Balken herab und unterhielt sich etwa eine Viertelstunde mit verschiedenen Theilnehmern. Bei den hierauf folgenden Frühstüäck, an dem etwa 50 Herren theilnahmen, erinnerte Sraf Ranßau an das diesjährige Jubiläum der Gründung des Deutschen Reichs, und brachte dem Mitbegründer desselben, welcher: noch immer, wie der heutige Tag beweise, mitten im Volke. siche, ein Hoch aus, in welches - die - Versammlung lebhaft einstimmie. Der Fürst dankte mit bewegien Worten. Gegen 4 Uhr- verließen die Theilnehmer in Extrazügen
Friedrichsruh. : Württemberg.
Wie der „St.-A. f. W.“- vernimmt, wird die Stênde- versammlung auf den 24 d. M. wiedcr cinberufen werden.
Hefen.
_ Ihre Majesiät die Königin- von Großbritannien und Irland wird, wie dec „Darmst. Ztg.“ zufoige nunmehr bestimmt ist, am 24. d. V. zum Besuch des Großherzoglichen Hofes in- Därmstadt eintreffen. :
Die Erste Kammer begann gestern die Berathung des neuen Einkommensteuergeseßzes.
- ie:
Sachsen-Weimar-Eiseuach.
A Seine Majestät der Kaiser trifft, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, morgen Nachmitio it Weimar es, e Meer
51/, Uhr ! Königlichen Hoheit der roßherzogin einen Besuch abzu- statten. Um 8 Uhr Abends wird Seine Majestät dann mit Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog diè Reise nah Eisenach Frtieken.
Lübeck.
Der langjährige präsidierende Bürgermeister von Lübe, Senator Dr. Kulenkamp, ift am Dienstag .im 68. Lebens-
jahre in Mlstreux gestorben. Derselbe’ hatte ‘26 Jahre dem
Oefterreih-Ungaru.
Der Nuntius am Wiener Hofe Monsignore Agliardi ist geftern auf der Rüdckreise aus Gran zu etwa dreitägigem Ausenthalt in Buda pest eingetroffen.
Frankreich.
Der Präsident der Republik Faure verließ gestern früh gegen-8 Uhr Rouen, um fih nach Hâvre zu begeben. Einen großen Theil des Weges legte der Präsident zu Wagen zurück, nahm in den: meisten Ortschaften kurzen Aufenthalt und ließ sich die Behörden v en. Aus dén benath- barten Ortschaften war eine große Menschenmèengé herbei- gestróomt und begrüßte den Präsidenten lebhaft, welcher die Begrüßung p das leutseligse erwiderte. Die Ankunft in Hâvre erfolgte um 6 Uhr Abends, wo eine große Volksmenge den Präsidenten begeistert empfing. Der Maire überreichte ihm die I Ehreninsignien. Jn seiner Er- widerung- sagte der Präfident, die Stadt Hâvre biete ihm eine Bürgschaft dafür, daß es ihm gelingen werde, die ihm über- tragene Aufgabe bis zum Ende durchzuführen.
Ftalien.
Der frühere Finanz - Minister Colombo hat, wie „W. T. B.“ meldét, vorgestern Abend in Mailand eine
ede im Sinne dér Opposition gegen die Regierung gehalten.
Spanien.
Gesiern- wurde in- Madrid cin feierlicher Gottesdienst
Uin Gedächtniß-dér bei dem Untergang des Kreuzers „Königin-
egentin“ Verunglüdckten abgehaliezn, welchem die Königin, die Fnfantinnen, das diplomatische Korps, die Minister, if n rznd de sowie zahlreiche Senatoren und Deputirte bei- wohnten.
Der Senat hat einen Gesezentwurf angenommen, wo- nach. den Angehörigen der mit der „Königin-Regentin““ Ver- unglücten während eines Jahres der Sold der betreffenden rirunkenen Seeleute ausgezahlt werden soll.
Griechenland.
Die Wahlbewegung im Lande ist im Wachsen. Der frühere Minister-Präfident Trikup is hat sich von Patras nach Missolunghi begeben, wo er bis zur Beendigung der Wahlen verbleiben wird. Seine Abreise wird von den Blättern vielfah besprochen; verschiedene von ihnen glauben an seine
Niederlage.
Die außerordeniliche Session des Reichstags ist gestern durch den Minister - Präfidenten Reedtz-Thott eröffnet worden. Das Landsthing wählte Maßen zum Präsidenten und Steffensen zum Vize-Präsidenten; das Folkething wählte Högsbro zum vorläufigen Präsidenten.
Amerika.
Die Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten „New- York“ und „Columbia“ werden sih, wie „W. T. B“ aus New-York erfährt, nebst den gegenwärtig in der Levante befind- lichen Kriegsschiffen „San Francisco“ und „„Marblehead“ nah Kiel begeben, um die Vereinigten Staaten bei der Er- offnungsfeier des Nord-Ostsee - Känals zu reprä- sentieren.
Einer amtlihen, in Madrid einceiroffenen Depesche aus Havanna zufolge hat der General Ehévarria eine Bande von Aufständishen zerstreut. Dieselbe verlor einen Todten und mehrere Verwundete, während die spanischen Truppen keine Verluste erlitten. Nach wie vor sind alle Provinzen außer den- östlichèn ruhig.
Asien.
Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Simla, der Oberst Kelly sei am 13. d. M. auf dem Wege nah Chitral mit 630 Mann gegen Samogher vorgerückt, wo- der Feind, 1500 Mann jiark, eine feîte Stellung in den Bergen ein- genommen hatte. Nach zweistündigem Kampf habe sih- der Feind unter Verlust von 50 Mann zurückgezogen. Die Eng- länder hâtten 6 Todte und 16 Verwundete gehabt.
Aus Simonoseki meldet i rep Bureau, es sei dort gestern amtlih bekannt gemacht worden, daß der Friedens- vertrag unterzeichnet worden sei. Li-Hung-Tschang jei gestern nah China zurüdckgektehrt.
Aus Shanghai wird der „Times“ telegraphiert, daß die Japaner sich weigerten, die Friedensbedingungen zugeben, bevor der Friede ratifiziert sei. — Aùs Kobe erfährt dasseibe Blatt: das Gerücht, die japanishen Friedens- unterhändler hätien ihre Forderungen herabggen habe eine große Erregung - verursahti; in pro sei sieben Zeitungen das Erscheinen zeitweise verboten worden. Binnen kurzem werde cine Kaiserlihe Ver- ordnung véröffentliht werden, die strenge Maßregeln aegen Aeußerunaen des Mißvergnúgens über die Negierung verfüge. — Ein aus Tientsin in New-York eingegangenes Telegramm besagt, daß die Beseßung von Port-Arthur durch die Japaner nur für eine begrenzte Frist von Jahren erfolge. Einmischung vermieden.
Der „Times“ wird aus Hongkong gemeldet, die Ab- tretung von Formosa an Japan errege Unzufrieden- héit unter den auf Formesa lebenden Engländern. Die chzinesishen Soldaten hätten ihre Befehlshaber mit Ermordung bedroht, falls dic Jnsel thatsächlih abgetreten werden sollte.
Afrika.
Der General Baratieri hat, wie aus Massowoah ge- rp o S über Ra Sade cuiélee risten auch in Aghame zur Dur ng gebracht. olge dessen hat der apostolische râfett Michele de Carbonara das Amt eines apostolijhen Vikars von Abessinien für- ‘die Kirche von Adigrad und Alitiena übernommen.
Dadurch werde eine europäische
-Párlamentarische Nachrichten. - Vort dem B des es der Abgeordneten, beimên Negierungs- Gee im Landtag nohch unerledigten Vorlagen e Danach haben noch die dritte Lesung im Hause der Abgeordneten zu pafsieren das Gerichtskostengesez, die Gebührenordnung für und die Novelle zur Hinterlegungëordnung. In zweiter und dritter Berathung . ist noch zu erledigen das Gesey Errichtung einer Generalkommission für Oftpreußen. Kommissariscer Berathung überwiesen sind das Stempelsteuergeseß, das Geseg, betreffend die Fischerei der Ufereigentbümer in den Privatflüssen der einprovinz, das Geseß über die Erbschaftsfteuer, die Novelle zum N Srungdacse Mie deutshen Zivilprozeßordnung und das Ges über die Entschädigung für Verluste durh Schiveinektankheiten. Not ar niht zur erften Berathung gelangt find die Gesege über das Pfandrecht an Privateisenbahnen, das vom Herrenhause unverändert abengefes und das tbisthum Fulda
genehmigt wurde, die Novelle zum Kommunal ‘Gese über die Aufhebung des im vormaligen für die Einwilligung der Ehefrauen in Bürgschaften der Ehe, männer bestehenden Erfordernisses der gerihtlihen Form. Im Herrenhaufe sind noch unérledigt die Geseze über das Grund. buhwesen in den der Grundbu worfenen Theilen von Hessen- fa über die Vertretung des Ge, sammt-Synodalverbznds des Konfsistorialbezirks Cassel in vermögenzé- rehtliden Angelegenheiten, über die Ausdehnung des Allgemeinen Berggeseßzes von 1865 auf den Stein- und Kalisalzbergbau- der Provinz Hannover und die Novellen über die evangelisde Ki verfaffung Schleêwig-Holsteins 2c., sowie die im Hause der Abgeordneten angenommene Vorlage über die Aufhebung von Stolgetühren im Regierungsbezirk Wiesbaden.
Entscheidungen des Reichsgerichts,
Nah § 70 Abs. 2 des Gerichtsverfafsung8gesetzes sind die Land- gerihte ohne Rüdckfiht auf den Werth des Streitgegen- standes auss{ließlih zuständig für die Ansprüche, welhe auf Grund des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamtéèn von 31. März 1873 gegen den Reichsfiskus8 erhoben werten. Diesen Vorzug genießen, nah einem Urtheil des Reicsgerichts, 1V. Zivil, senats, vom 17. Dezember 1894, Ansprüche von Reichsbeamten gegen den Reichéfiskus aus ihrem Dienstverhältniß, die auf das erwähnte Gefes vom 31. März 1873 nit gestüßt werden können, bei spielsweitje Ansprüche, welhe auf Grund des Militär-Pensions-
eseßes gegen den Neichsfiëkus erboben werden, nicht, und für solche Ansprüche entscheidet binsichtlich der Zuständigkeit der Land- gerihte der Wertb des Streitgegenstandes. „Wetin aug nach § 70 Abs. 2 Nr. 1 des Gerichtsverfafsungsgeseßes die Land- gerichte für die Ansprüche, welche auf Grund des Gesetzes vom 31. März 1873- gegen den Reichsfisfu3 erhoben werden, aus}chließlid zuständig sind, so kann doch der gegen den Reicsfiskus erhobene Ar- ipruch auf das bezeichnete Gesez vom 31. März 1873 mit Rücksicht auf die §S 157, 134 bis 148 desselben nit gestüßt werden. Ebenso wenig kann die (in früheren Entscheidungen desfelben Senats des Reichgerichis ausgefprochéne) Annabme der auéshließlihen Zuftändig- keit der Landgerichte für Fälle der vorliegenden Art aus S 70 Abs. 3 des Gerichtêverfassungsgeseßzes in Verbindung nmiit § 39 Nr. 1 des Preuß. Ausführungsge| zum Gerichtsverfaungs- gese vom 24. April 1878 hergeleitet werden. Denn diese Vorschriften egründen die gus iLesiligte Zuständigkeit der Landgerichte ohne Rück- sicht auf den Werth des Streitgegenstandes nur für die Ansprüche der Staatsbeamten aus ihrem Dienftvérhältniß gegen den Landes- fisfue. Im Streitfall ift der Ansptuh aber R én den Landéë- fisfus, fondern gegen den Reichsfiëkus gerichtet. 4 find andere gesezlihe Vorschriften niht vorhanden, welche die Annahme der ohne Rücksicht auf den Werth des Stretitgegenstandes begründeten aus\{ließ- lichen Zuständigkeit der Landgerichte für Fälle, wie den in Streit befangenen, rechtfertigen könnten, und daraus in Verbindung mit dem Mangel der Revisionsfumme ergiebt sich die Unzuläfsigkei der Revision... Dieses Ergebniß legt die Annahme einer Lüdke in der Geseßgebung nahe, insofern niht au für die Ansprüche, welche auf Grund des Militär-Pensionsgéseßes gegen den Reichsfiskus erhoben werden, dic ausschließliche, von dem Werth des Stretitgegenstandes unabbängige Zuständigkeit der Landgerichte autëge- sproden und dadur die Zulässigkeit der Revision für älle Fälle ter Erbebung solcher Ansprüche begründet ist . . .* (240/94.)
— Bei der Geltendmachung eines Anspruchs auf Ausf onderung eines dem Gemeinschuldner niht gebörigen Gegenstandes aus der Konkursmasse auf Grund eines dingli oder perfönlihen Rechts (§ 35 der Konkursordnung) ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Zivilsenats, vom 26. Februar 1895, wenn der Gegenftand \ich in der Konkursmasse befindet, der Konkursverwalter zur Heraus- gabe des Gegenstandes an den Berechtigten verpflichtet; ist da- gegen der Gegenftand vor der Korkucseröffnung in den that- sählihen Besiy eines Dritten gelangt und verweigert diefer die Herausgabe an den Konkursverwalter, so kann der Konkursverwalter dem Berechtigten felbst es überlasfén, sich die Herausgabe von dem Dritten zu erstreiten. „Die Geltendmachung eines Ausfonderung3anspruhs gemäß § 35 der Konkursordnung sezt nothwendig voraus, daß’ der auszufondernde Gegenstand ih in der Konkursmasse befindet, daß also der Konkursverwalter Besiß und Gewahrsam des nit dem Gemeinshuldner gehörigen Geger- standes hat, fo daß ér thatsählich in der Lage ift, über denselben zu verfügen. Ift dies der Fall, so muß als rihtig anerkannt werdex, daß der Anfpruch des Auésonderungséberechtigten nicht dahin jx beschränfken ist, daß er den betreffenden Gegenstand aus der Masfe zu entnehmen befugt ift, sondern daß der Konkuré- verwalter zur Herausgabe des. Gegenftandes an den Eigen- thümer verpflihtet ist, da die Aussonderung nur von demjenigen vor- genommen werden fann, welher Besiy und Verwaltung über dic anze Mafse ausübt. . . . Wenn aber ein Dritter die früher im Besitze deé Gemeinshuidners gewesenen Sachen wegen eines ibm vex dem Gemeinschuldner angebli an den Sachen eingeräumten Rechtes im thatfächlihen Besitze hat und die Herausgabe derselben an dez Konkuräverwalter verweigert, so hat dieser nicht die Verpflichtung, sich Besiß und Gewahrsam von dem Dritten zu erstreiten oder den- selben wegen seines behaupteten Rechtes an den Sachen abzufinden, um fie dem auéfonderungsberechtigten Eigenthümer auszubändigen; das kann er dem Eigenthümer selbft überlaffen.“ (351/94.)
Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerihts.
Die LVestimmung des § 4 Abs. 1 Ziff. 2 des preußisches Fischereigeseyes vom 30. Mai 1874: „Geschlossene Ge- wässer im Sinne diefes Gesetzes sind alle folhe Gewässer, denen an einer für den Wechsel der Fischbe geeigneten Verbiu- dung fehlt, wenn in denselben der Fischfang einem Berechtigten steht“ — findet, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, 11I. Senats, vom 18. Juni 1894, auch dann Anwendung, wenn eint an und für sich zum Wechsel der Fische geeignete Verbindung zwar vorhanden, aber durch ein zur t der Entscheidung bestehente fünstlihes Hinderniß aufgehoben ist. „Bei der Frage nah dex Fehlen oder Vorhandensein einer für den e der Fische geei neten Verbindung sind auch künstliche Hindernisse zu berücksichti und es wird dem pre Erforderniß genügt, wenn zu der wo über die Eigenschast eines Gewässers als eines geschlossenen ode nicht gesblofsenen Entsheidung zu treffen ift, infolge ter natürlidez oder der fünstlih geschaffenen Verbältnifse keine für den Fis geeignete Verbindung vorhanden ijt. Dies folgt bereits taraus, ta der Wortlaut des Gesetzes eine die Scheidung rehtfertigende B schräntung nit enthält. . . .* (Rep. III B, 51/93.)
‘Kleinschmidt, ist ein Verzeichniß dee w
über die F
. findet. Wie unter den Parteien unftreitig,
ordnung von 1872 bisher nit unter.
Einzelheiten,
“wahrt; [eider
— Ein künsilih angelegter Mühlenteich ist, nah einem Tribeil d Verwaltungsgerihts, 111. Senats, vom 18. Juni 1894, fein geschlossenes Gewässer im Sinne der Nr. 1 des L nbi. 1. des Preußischen Fischereigeseßes vom 30. Mai 1874, ma in ihm dáneben Ae betrieben werden und be- ieden worden fein. Dem orderrihter ist darin beizutreten, daß ron dem S 4 Nr. 1 des. Fischereigesezes, welcher lautet: „Geschlossene Gewässer im Sinne dieses Geseßes sind alle künstlich angelegen
hieihe, mögen dieselben mit einem natürlihen Gewässer in Ver- A steben oder nicht, wenn in denselben der Fis{chfang Einem Be- rechtigten zusteht“ — im - vorliegenden Fall feine Anwendung ift der fklägerische Teich, der aus zwei, e einen Damm mit Durchlaß getrennten Theilen besteht, von dem Vorbesiter des Klägers in den Jahren 1854 und 1855 durch Auêsgraben von Wiesengrund bergestellt worden, um mit dem darin aufgesammelten Wasser des G.-Baches seine unterhalb gelegene Muüble zu treiben, und dies ift auh jeßt noch der Haupt- des Teihs. Ein Gewässer aber, welches, wie hiernach der flägerishe Teich, aus\hließlich oder dech wenigftens hauptsächlih zur Fishzuht weder angelegt if noch gegenwärtig dient, sondern dessen auptbestimmung die eines Müßblenteis ist und von jeher gewesen , tellt, mag auch in ihm daneben Fischzuht betrieben werden uxd betrieben worden sein, fein geschlofsenes Gewässer im Sinne der Nr. 1 des § 4 dar.“ (Rep. 1I1 B. 51/93.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Aus den Jahresberichten der württembergischen Fabrik- inspektoren.
Einer Mittheilung der „Soz.-Corr.“ über die Jahresberichte der württembergishèn Fabrikinspektoren entnehmen wir Folgendes: Aus allen drei Bezirken, in die Württemberg jezt eingetheilt if, lauten die allgemeinen Berichte über Judustrie und Gewerbe niht ungünstig, obgleich niht vergéssen wird, die allgemcine Depression als fehr fühlbar zu bezeichnen. Immerhin hat diese Depression dem Arbeiter- stand nicht insofern geschadet, daß Arbeiterentlaf{ungen siattfanden. Man hat sfolche durch Verkürzung der Arbeitszeiten zu vermeiden gesucht, was allerdings die betreffenden Arbeiter in ihrer Lebensbaltung be- \chränfen mußte und mebr beschränkte, als dur billigere Brot- und Kartoffelpreise auszugleihen war. Den Arbeitezeitverkützungen ftandenz au in manchen Industrien Ueberarbeiten gegenüber. Die württem- bergische Waffenfabrik hatte 1893 nur 600 Arbeiter, 1894 wurden 2460 Arbeiter Ant, sonft sind wesentli@e Verschiebungen in den Zahlen nicht zu bemerken. Zugenommen hat die Zabl der jugendlichen männlichen Arbeiter (Lehrlinge) und die Zahl der Frauen, obne daß die Zahl der Männer dadur wesentli beeinflußt war. Nur ein großer Betrieb der Textilindustrie hat der Na&tarbeit halber — die Frauen verboten wurde — Männer für Frauen eingestellt. Die zu beaufsichtigenden Betriebe hatten insgesammt 97 765 Arbeiter, und es fanden neben den Kesselrevisionen, Druck- und Heizproben sowie den Unfalluntersuhungen 2721 Revificnen statt. Eine Anzabl Betriebe (282) wurde zweimal revidiert, 30 sogar dreimal. Die Berichte sprechen {ih über die Arbeitgeber sehr befriedigt aus, indem fie st{ allen Anordnungen gegenüber entgegenkommend zeigten. Das Vertrauen der Arbeiter zu den Gewerbeaufsihtsbeamten hat sihtlih zugenommen, aber immerhin haben die Arbeiter noch wenig oder feinen Gebrau von den eingerihteten Sprechftunden gemacht. In Bezug auf den hygienischen as und Schuy gegen Unfall is wieder manches gesehen.
der werden in Württemberg in Fabriken nur 144 beschäftigt. Die Löhne der Jugendlichen liegen zwishen 1 4 20 A und 2 50 4 bei männlihen Arbeitern, während sie bei weiblichen bis auf 60 „j heruntergehen. Die Arbeitszeiten gehen bis auf 9 Stunden herunter, während 11 Stunden das Maximum bilden. Vor einigen Jahren wurde noch in zablreichen Betrieben 12 Stunden gearbeitet. Ueber die Arbeitsnachweise, die sh noch nicht eingebürgert haben, wird furz berihtet, und über die Thätigkeit der 12 Gewerbegerichte des Landes ift eine Tabelle angefügt. Störungen des Friedens zwishen Arbeit- gebern und Arbeitnehmern kamen nit vor.
Kunft und Wissenschaft.
4+ Eine Kreuzabnabme Christi von Arnold Bödcklin bildet den Mittelpunkt der am 7. April in Schulte?'s Kunfstsalon er- vffneten Frühjahrs-Ausstellung. Das Bild ist. im Jahre 1876, dem Entstehungsjahre der „Todteniniel“, in Florenz gemalt, ein selt- fames Gemisch von antiker Formschönbeit, energishem Naturalismus und einer an die Altmeister deutscher Kunst, an Dürer und Baldung Grien gemahnenden Charakteristik in Formbebantlung und Farbe; alle diese Elemente aber sind von echt persönlihem Geist durchleutet. Anfangs ftußt der Beschauer vor zeichnerisch unzulänglichen aber tas Bild läßt ihn nicht los mit seiner dämonischen Kraft leidenschafilicher Empfindung. Der greise Joseph von Arimathia, der Christi Leichnam in seinem Schooß bält, muthet vôllig wie eine Gestalt Hans Baldung?s an mit ihrer alterthümlich stilisierten Haarbehandlung, den eckigei Bewegungen und dem saftigen Kolorit der reichgezierten Gewandung. Ergrcisend if der Schmerz der Maria geschildert, die am Leichnam niederfniet, während Nicodemus
zu Füßen des Heilands kauert, den starren, lciderfüllten Blick auf das
Antlitz Christi rihtend. Eine Gestzlt von eht Böklin’sher Formen- gebung ift die links stehende, das Haupt verhüllende Magdalena, neben der sch der Blick in eine wunderbare, vom Abendlicht berflärte Landschaft aufthut. Jede Fessel konventioneller Auffaffung ist in diesem Werke abgestreift und do weiß der Meister jeden Be- auer in die Welt seiner Empfindung ¿u bannen. Die Farben haben ihre ungeschwächte Leuchtkraft durch nahezu zwanzig Jahre be- stört aber ein Querriß in dem auf Holz gemalten Breitbilde, das auf der leßten Münchener Kunstauéstellung wie eine neue Offenbarung angeftaunt wurde. E C Eine Kollektiv-Ausftellung holländischer Maler füllt den Oberlichtsaal der Auestellungsräume. Bis auf wenige Ausnahmen sind es fast durhgebends Landschaften, die Zeugniß ablegen von dem soliden Können der Nachfahren Ruysdael's und Goyen's. Neben den in Deutschland bereits bekannten Namen des Ehepaars Mesda ß Isaac Jsraels’, des talentvollen Sohnes von Ioseph Jsraels, Tenkate’s, Theres Schwarßze's und R. Bis\hop?s begegnen uns hier ret beahtenswerthe jüngere Talente, wie Breitner, Jan- sen, Havermann und vanden Waay. Isaac Israel s hat eine Kreidestudie ausgestellt, die einen Blick auf eine belebte Amsterdamer Gracht in ganz flüchtigen Strichen, aber mit fravpanter Beobachtungs- treue wiedergiebt, Theres S{warße ihr Selbstporträt aus dem Jahre 1888, Bi s\hop ein vortreffliches Kircheninterieur in Koowdwyk, Mesdag eine Reihe flottgemalter Marinen, während seine Gattin ibre Motive mit Vorliebe in den Dörfern der holländishen Fla- landschaft suht.- George Hendrik Breitner gefällt sih in
breiter Sfizzentehnik und einem {weren Kolorit, das seinen
islderurgen des Amsterdamer Straßenlebens etwas fremdartigen Charakter verleiht, während €&s zur Morgenstimmung einer Manöverepisode „Ein Kanonenshuß“ gut paßt. Ernst ‘und groß auf- gefaßt sind die Amsterdamer Veduten und Kirceninterieurs von . W. Jansen; in diesen wie in fast allen holländishen Bildern der Ausstellung erregt besonders das feine malerishe Gefühl für Luft- immung unsere Bewunderung. Jm Sinne der Schotten stimmt . van der Waay seine Ansihten aus Amsterdam auf einen gelb- raunen Ton und erzielt tamit eine vornehme stimmungweckende irfung. Wesentlih \{chwächer is das „Nocturne“ genannte uarell, das einige übernähtige Gestalten an der Sasttafel s{ildert. Im Ganzen repräsentieren diese Arbeiten holländischer Künstler aber ein ahtunggebietendes Maß tehrüischer Gewandtheit und selbständiger Auffaffung. Eine Ausftellung von holländishen Aqua- rellen, wie sie im vorigen Sommer im Amsterdamec Künstlerklub „Arti & amicitiae“ vereinigt waren, würde vielleiht noch deutliher die “Vedeutung der heutigen holländischen Malerei kenntlih machen.
_ — Auf das vom Magistrat erlassene Raus reiben zu eger E E Bee Jir das er ee Sa Haus d
Entwürfe eingegangen. ¿ur Beurtheilung derselben e Preisgeriht, bestehend aus den Professoren C. Becker, Beselsbone Dr. Siemering und , Stadt-Baurath Blankenfteïn und den Stadtverordneten Baurath Kyllmann und Professor Dr. Leo, hat, wie hiesige Blätter berichten, die ausgesetten Preite von je 500.4 den Arbeiten folgender Herren zuerkannt: 1) Égomanéfi in [ch-Wilmersdorf, 2) D. Stichling in Charlottenburg, 3) Ri Obtnann îin Berlin, 4) O. Riesh in Berlin, 5) J E or E. Eberlein in Berlin, 6) Iobannes Boese in Berlin, 7) Wilhelm Ha in Berlin, 8) Alfred Reischel in Berlin, 9) Johannes Gêëg in Charlottenburg, 10) F. Christensen in Charlottenburg. Einen einzelnen der Entwürfe zur Ausführung zu empfehlen, kat das Preisgeriht unterlassen, da feiner derselben ohne gewisse Aenderungen ausführbar ersien. Sämmiliche Entwürfe sind im Festsaal des Ratbbauses ausg und daseltft bis zum 20. d. M. für die Mitglieder der Gemeinde- bebörden und die Vertreter der Presse, vom 21. d. M. bis zum 5. Mai in den Stunden von 9 bis 3 Uhr aber öffentli zu besichtigen.
— Der hier tagende 24. Chirurgen-Kongreß (vergl. Nr. 92 d. Bl.) ist nah der beute aufgestellten Präsenzlifte von 288 Aerzten besucht; 35 sind gestern und heute der Deutshen Gesellschaft für Cbirurgie neu beigetreten, scdaß \ich deren Mitgliederzabl auf 665 erbôht hat. Recht zahlreih vertreten ist diesmal das Ausland, namentlich Desfterreih-Ungarn. Aus Rußland find der Wirkliche Staats- rath Dr. Ebermann-St. Petersburg, Dr. Klemm-Riga, A. von Berg- mann-Riga undStadtarzt Kiwull-Livland, sowie Dr. vonZöge-Manteuffel- Dorpat anwesend; aus Kopenhagen ist Dr. O. Bloch, aus Christiania Dr. Nieslaysen, aus Karlsfrona in Schweden Dr. Borelius, aus Genf Professor Comte, aus Utrecht Professor Freiherr von Eiselsberg, aus Aberdeen Professor Ogston ersienen. Als Vertreter der Medizinal- Abtheilung der Marine wohnt General-Arzt Wenzel den Verband- lungen bei. Ausgelegt wurde ein Aufruf zur Zeichnung von Bei- trägen zur Begründung eines cirurgishen Krankenhauses in St. Petersburg, wel dem Andenken an den verstor- beoen, weltberühmten Chirurgen, Philosophen und Gelehrten Nicolai Pirogofî gewidmet sein soll. Die wissenschaft- lichen Verbandlungen des beutigen Tages wurden eingeleitet mit einem Vortrag des Professors Küster-Marburg zur Entstehung der Wander- niere und der fubfutanen Nierenverleßungen ; über Nierenruptur hatte Dr. Köllider-Leipzig einen Vertrag mit Krankenvorftellung angekündigt. Für morgen früh ift eine Besichtigung des Kaiser und Kaiserin Friedrih-Kranfkenbauïes in Ausficht genommen.
— In der April-Situng der Gesellshaft für Erdkunde sprach Dr. Wol f- Dreéden „über die Galápagos-Inseln auf Grund eigener Reifen und Forschungen“. Von Gcuador aus, wo Dr. Wolf zwanzig Jahre lang als Landesgeologe gelebt hat, bereiste derselbe jenes Infelgebiet zweimal für die ihm obliegenden geologischen Kar- tierungäarbeiten. Im Besiß Ecuadors sind diese unter dem Aequator, mitten im Großen Ozean, etwa-10 Grad vom Festlande Amerikas entfernt Tiegènden „Schildkrötez-Inseln“ erft seit 1832, obwohl sie von den Spaniern {hon im 16. Jahrhundert aufgefunden wurden. Lange waren sie ganz unbemohnt geblieben, und nur selten sfuhten sie Walfisjäger ihres großen Reichthums an Schildkröten wegen auf. Bon Wichtigkeit werden die Inseln als Koblenstation dann werden, wenn einst der Panama-Kanal vollendet fein wird; heute liegen sie abfeits vo:n Weltverkehr. Es find etwa 13 größere und viele feine Infeln vuikanisher Bildung, deren Gesammtflähe 7430 gkm umfaßt auf einem Meeresgebiet von rund 60000 qkm. Auf seiner Weltreise hat Darwin auch die Galápagos besucht, um ihre etigenartige Thier- und Pflanzenwelt zu ftudieren. Von den mehr als 2000 Kratern, die er zählte, find nur 25 thâtige Vulkane; auf der größten der Infeln, Albemarl-e, welhe etwa 4230 gkm Flädwheninhalt bat und mebreren Bulfanen ihren Aufbau dankt, besißt einer der Krater F Meilen im Darchmesser. Für den Geologen ift die Ausbeute auf den Galápagés feine sebr mannigfaltige; zur Erkenntniß des geolo- isen Baues der Inseln fehlen Steilwände, Einfturzfelder und Erofiöndikschtèn- es geben die Profile am Meeresftrande, die die Brandung freilegt, allein einen s\{chwachen Anhalt. Uebereinander lagern hier die Lavaftröme deutlich erkennbar in den Schichtungen, die sie beim Ausfluß bildeten: sch{warze, braune, rothe Lava, darunter die ursprünglih unterseeischen Kalagonitt-ffe von bellbräunliher Färbung. Im Zusammenhange mit der Vegetation der” unteren Lagen bis zu 200 m Höhe erscheint die Landschaft in einem grau-braunen Gesammtton, zu dem der Säulenkäktus, der 6 m hoh wächst, sowie eine Opuntia, die fich gerade die trockensten Stellen ausfuht, gut stimmt: daneben sicht man Eupborbien, Kroton, Lantanen; auf nur spärlihe Grasbündel aber beschränkt sih die Krautvegetation. Da die falie peruanische Küften- strômung die Galápagos umfließt, so ftebt die mittlere Temperatur der Inseln 6 Grad unter der des gegenüberliezenden Festlandes von Süd-Amerika; auch die Regenmenge ist eine geringe. Inden unteren Regionen wird das Wasser von der poröfen Ober- flähe aufgefogen. Auf den Hochiandpiateaus regnet es im Sommer mehr als im Winter, und bier in den oberen Regionen ist die höhere Feuchtigkeit im Gestein bemerkbar: fie hat in 250 m Höhe eine etwa 50 cm starke Schicht fruchtbaren Bodens gebildet, der mit grüner Vegetation bekleidet und mit kurzem, dihtem Rasen überzogen ist und ganz anders auësieht als die untere Zone. Zwischen 200 und 250 m bemerkt man aus der Ferne bereits die horizontalen weißen Streifen, welche die dort waWhfende Flehte bildet. In der Rafenzone, in der Höbe von 250—600 m, fieht man immergrünes Gebüsh. Ueber 600 m liegt die Zoue baumlofen Grases. Die ge- sammte Flora trägt ein südamerifanisches Gepräge, ist aber nit tropisch : es fehlen Palmen und Lianen, die den tropishen Urwäldern eigenthümlihen Schlinggewäthse. Von deu mehr als 500 zahlenden rershiedenen Spezies sind sehr viele endemisch. In der unteren Zone überwiegenden Oedlandes fand Darwin 10 Spezies, Dr. Wolf sogar 50—60, die Strandflora ungerechnet, welche dieselbe ist wie die der peruanishen Küste. Kulturfähig von den Iuseln sind eiwa rund 700 qkm, faum ein Zehntel des Gesammt- areals; auch dort beeintcähtigt der Mangel an Quellwasser die tärkere Kolonisierung des font sehr fruhtbaren Bodens. Eigenartig is die Thierwelt. Von dort endemischen Säugethieren ist ein Nager bekannt; Rinder, Esel, Ziegen, Hunde und die {önen großen, durh- gängig schwarzen Kaßen sind die verwilderten Nahkonimen von dort eingeführten, fh selbft überlafsenen Hausthieren. Die Landvögel find sehr zahm, aber nur die endemishen: mit dem Schmetterlings- nes, mit der Hand kann man sie fangen; {heuer find die Möwen. Kleine Eidechsen, zwei merkwürdige Stumpfshnauzen und sehr viele Schildkrôöten zählt die dortige Fauna. Von den Riesenschildkröten find manche 600—700 Pfd. shwer; ihr Fleis \chmeckt ausgezeihnet, fo- wobl gekoht wie gebraten. Von der Beantwortung der geologischen Fragen nah dem Entstehen der Inseln, ob sie von unten aufgebaut wurden oder als die Spißen eines versunkenen Kontinents zu be- trachten seien, wie Bauer annimmt, hängt auch die der Bres ab: wann und wie die dortige Thierwelt beimish geworden ist. Dem Vortragenden sind die Berge der Inseln nicht wie die eines versunkenen Erdtheils erschienen. j oa zweiten Vortrag der Aprilsißung hielt Professor Dr. Selenka aus Erlangen: er spra über das Geistesleben der Dayak auf Borneo uad ergänzte so das Bild, das in einer früberen Sitzung bereits Professor Kükenthal von jener Insel egeben hat. Nächst Australien is sie die größte der Erde ; trogdem ed man, wenn die Wasserscheide überschritten ift, auf einem Boot das ganze Eiland durhshneiden. Von'der landsWhaftlichen Schönheit gab Professor Selenka ein wahrhaft s{chwärmerishes Bild, wenn auch fein Tag ohne Gewitter vergeht. Die tropishe Schönheit der Insektenwelt gleicht der der Vegetation; auch ein Theil der Be- wohúér, die yaks, sind hübshe Menschen, voa liter Farbe, eleganter Figur und feinem Gliederbau. hr Geistes- leben is recht intereffant und zeigt sie uns auf einer viel höheren Stufe stehend, als man früher erzählte. - Vor Kükenthal und Selenka hätte aber noh kein Europäer ihr Haus be-
treten. Die Häusér der Däväks sind Dotfhäuser, Häuser für die je Gemeinde: dié eine Hälfte ift unter die vorhanderien Fatilien t, die andere dient zu eaen Aufenthalt. Ein jeder im Davakhause hat sein Stück Arbeit zu leisten, und auch die Frauen werden nit geshont. Ein biblisches Bild wie damals, als zuerst die Welt si bevölkerte, gewähre das Leben in solder Dayakbe aususs, über der ein IeRORTEIEE Friede ruhe. Das sittlihe un geisti e Leben - dieses Volks sei ein hochstehendes, troßdeu Dayaks Kopfiäger r und ihre Wohnungen mit den Köpfen erschlagener Feinde |chmüdcken. Im Sewaniamen Hause drängen sich die Bewohner; aber Diebstahl, Ehebruch, Verführung werden bart geahndet. Die Ebe wird nah Wabl getroffen, mit Erlaubniß der Eltern; wird ein Mädchen Mutter, so muß sie oder ihre Familie Sirafe zablen, der Verführer aber sie heirathen. Poesievoll sind die Gesänge, die Sagen und Legenden des Volks. Das Siebengestirn denkt fi der Dayak als sieben Küchlein. Schlaf und Tod scheinen ibm glei: wenn die shlafende Seele si zu weit verirrt, sh nit zum Körper zurükfindet, böle Geister sie in die Unterwelt ziehen, erfolgt der Tod. Der Medizinmann, für den eine fcieritité Promotion Brauch ift, sucht die Seele zu fangen; mit dem Heilen der Krank- beiten selbst giebt er fich garnicht ab. Jede unwahre Behauptung bestraft der Blitgott, aub wenn fie nur scerzhaft gemacht wurde. Ihren Frauen geben die. Dayaks sehr bübsche Namen: sie benennen sie nah Blumen, wie die „Kokosblüthe* und in ähnliher Weise. ,_— Der Gesammtvoxstand der Comenius-Gesellschaft hat in seiner am 7. d. M. hier abgehaltenen Sißung bes&{ofsen, die Her- ftellung einer neuen Gesammtausgabe der philosophischen Schriften des Comenius demnächst in Angriff zu nehmen. Der fn derselben Si ung erstattete Jahresberiht für 1894 ergab, daß die Gefellshaft an Mitgliederzahl wie an Einnahmen gegen 1893 erbeblih zugenommen hat und daß dieser Fortschritt im Jahre 1895 fortdauert. — Die neuesten Veröffentlihungen der Gesellschaft (April 1895) enthalten geschichtlihe und pbilofophishe Arbeiten von B. Baehring (Minfeld), L. Hohhuth (Wiesbaden), Ludw. Keller (Münfter), Karl Sudhoff (Düsseldorf), Goswin K. Uphues (Halle a. S.). Anmeldungen und Beiträge nimmt das Bankhaus Molenaar u. Co., Berlin C., Burgstraße, entgegen. i
„— Gestern Vormittag wurde in Bremen unter zahlreiher Be- tbeiligung der X1. Deutsche Geographbentag eröffnet, wobei der Bürgermeister Dr. Groening die Versammlung im Namen der Stadt willfommen dieß. Für die erste Sißung wurden dem ,W. T. B.“ zufolge George Albrecht-Bremen zum Ersten und Dr. Lindemann zum Zweiten Vorfißenden gewählt.
Land- nud Forstwirthschaft.
_ Saaitenstand in Rußland.
Ueber den Stand der Saaten in Rußland zu Ende vorigen E, geben uns aus einzelnen Gouvernements folgende Nach- richten zu :
In Polen hat die kalte Witterung während der ersten Hälfte des Monats März die Vegetation in ihrer Entwicklung aufgehalten, doh s fs der Stand der Wintersaaten im allgemeinen als befriedigend ezeibnen.
_In den Zentral- und Oft-Gouvernements if zu den früheren großen Schneèmassen noch neuer Schnee gefallen.
Im füdlichen Rußland {einen die Wintersaaten im allgemeinen gut durch den Winter gekommen zu sein. Besonders günstig lauten die Nachrichten aus einzelnen Kreisen des Gouvernements Odessa sowie der Krim.
Im Kubvan- und Terekgebiet war die Witterung vorherrschend warm und regnerish, sodaß die Saaten sich überall {nell und stark entwickeln konnten. Auch in den Gouvernements Tiflis, Elisabethpol und Erivan sowie im Gebiet von Kars läßt der Stand der Winter- saaten nihts zu wünschen übrig. Die Witterungsverhältnisse sind dort andauernd günstig, sodaß man mit der Früblingsauésaat bereits begonnen hat.
Gesundheit8wesen, Thierkraukheiten und Absperrungs8s Maßregeln.
Der Gesundheitszustand in B erlin gestaltete sih in der Mee vom 31. März bis 6. April erheblich günstiger, und au die Sterb- lichkeit war tine wesentlih fleinere als in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern starben 16,8 gegen 18,0). Zwar famen auch in dieser Woche akute Entzündungen der Athmungsorgane noch immer in größerer Zahl als font um diese Jahreszeit zum Vorschein und endeten auch noch häufiger als sont mit dem Tode; doch sank die Zahl der Opfer von 112 der Vorwoche auf 66. Aub Erkrankungen und Sterbe- fâtle an Grippe baben bedeutend abgenommen, do gelangten immer nohch 16 Sterbefälle (gegen 30 der Vorwoche) zur Mittbeilang. Dagegen kamen akute Darmfkrankheiten wieder etwas mehr zur Beobachtung und endeten auch etwas häufiger tödtlih. Die Be- tbeiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb eine geringe. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 45 Säuglinge. — Von den JInfektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern und Scharla in ähnlich beschränkter Zablwiein der Vorwoche zur Anzeige, während Erkrankungen an Diphtherie etwas mehr gemeldet wurden, und zwar zeigten sich Masern in der Friedrihstadt und Schöneberger Vorstadt, Erkrankungen an Diphtherie in der jenseitigen Louisenstadt, der Rosenthaler Vorstadt, in Moabit und auf dem Wedding am bäufigsten. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben vereinzett. An Kindbettfieber kamen 2 Erkrankungen zur Kenntniß. Seltener wurden au rofenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen ‘an Keuchhusten, die in 6 Fällen tödtlich endeten, beobahtet. Auch àfkute Gelenfrheumatismen famen weniger in ärzt- liche Behandlung, während rheumatishe Beschwerden der Muskteln bäufiger zur ärztlihen Beobachtung gelangten.
Handel und Gewerbe.
Der Zoll für die Ausfuhr von Reis aus Haiphong (Cochi n-China) is für den Fall, daß die Ausfuhr mit Schiffen unter anderer als französisher Flagge erfolgt, um 5 Cents per Pikul erhöht worden. -
Verdingungen im Anslande.
Dänemark. 3. Mai, 12 Uhr. Staatsbahnverwaltung (Maskinafdelingens Regnskabsförer) in Aarhus. Lieferung von: 75 000 Pfund weißem Twistabfall, 300 m wollenein Gardinenzeug, 309 m rothem Plüsch, 400 m grauem Plüsch, 300 m: Hessian-Leinewand, 100 m Fagçon-Leinewand, 150 m ungebleichter Leinewand, 150 m federdihter Leinewand, 5 000 Stüdk Une 200 „_ fertig genähten Handtüchecn, 800 m Linoleum, 70 Pfund ungefärbtem Wollgarn. i Bedingungen und Angebotsformulare an Ort und Stelle. 30. Juni. Driftsbestyreren for den Ostsjaellandsko Jernbanse A Eisenbahn) in Haarlev. Lieferung von 7500 Stück isenbahnshwellen von Fichtenholz und 1500 laufenden Fuß Weichen- hölzer. Bedingungen zur Einsicht auf den Eisenbahnstationen Fare, Haarlev, Kjöge und Storehedinge.
Verkehrs-Austalten. ,
Laut Telegramm aus Köln (Nhein) hat die dritte englis e Poft Über Ostende vom 16. April in Köln den