1895 / 101 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Apr 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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das ausscließlihe Eigenthum des deutschen Reichsangehörigen Philipp Lieder in Shanghai welcher Hamburg zum Simaths- hafen des Schiffs gewählt hat ; :

2) von dem Kaiserlihen General-Konsulat in Sydney unter dem 5. März d. J. dem im Jahre 1882 in Omaha (Neu-Seeland) aus Holz erbauten, bisher unter amerikanischer Flagge gefahrenen Schooner „Three Cheers“ von 100,44 britischen Registerions Raumgehalt, nahdem die Eigenthümerin des Schiffs, Frau Emma Eliza Kolbe in Ralum (Bismarck- Archipel), welhe Hamburg zum Heimathshafen des Ee gewählt hat, dur Verheirathung Reichsangehörige geworden ift.

Königreich Preufßen,

Seine Majestät der König haben Allergnädigft geruht :

der Wahl des Oberlehrers am Gymnasium zu Bonn

Dr. Emil Kramm zum Direktor des Progymnastums zu Saarlouis die Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Königliche Mee eanga O E Heinrich Berg- mann in Rastenburg Ö.-Pr. is als Kreis-Bauinspektor da- selbst angestellt worden. 2

Der Königliche Regierungs-Baumeifter Paul Mettke in Cassel ift zum Kreis-Bauin}pektor ernannt und demselben die Kreis-Bauinspekiorftelle zu Arnswalde N.-M. vom 20. Mai d. J. ab verliehen worden.

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Ministerium der geistlihen, Unterricts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Rektor Heinrih Schlichting und der bisherige Lehrer an dem Königlichen Prinz Heinrih-Gymnasium zu Schöneberg bei Berlin Gustav Waschke find zu Kreis- Schulinspektoren ernannt worden. : A

Den Oberlehrern an der Elisabethenshule in Frankfurt am Main Dr. Dr. Karl Vollheim und Ewald Böcker ift das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Königliche Akademie der Künste.

In Bestätigung der statutenmäßig von der Genossenschaft der Ordentlihen Mitglieder der Königlihen Akademie der Künste vollzogenen Wahlen sind von dem Herrn Minister der geisilihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten

1) der Maler, Professor Dr. Adolf Menzel,

9) der Bildhauer, Professor Dr. Rudolf Siemering,

3) der Architekt, Baurath Adolf Heyden, :

4) der Musiker, Professor Heinrich Freiherr von Her- zogenberg S |

zu Mitgliedern des Senats der Königlichen Akademie der Künste für den Zeitraum vom 1. Oktober 1895 bis Ende September 1898 weiter berufen worden.

Berlin, den 23. April 1895.

Der Präsident. C. Bedcker.

Minifterium für Landwirthschaft, Domänen

und Forften.

Dem Thierarzt Otto Schlichie zu Usingen ist die von ibm bisher interimistisch verwaltete Kreis-Thierarztstelle für den Kreis Usingen definitiv verliehen worden.

Dem Rechnungsführer und Sekretär Seifert bei dem Königlichen Landgestüt Traventhal, sowie dem Rechnungs- führer und Sekreiär Rüdiger bei dem Königlichen Landgestüt Dillenburg ift der Amtscharakter als Gestüt - Rendant ver- liehen worden.

Justiz-Minifterium.

Verseßt sind: der Amtegerichts-Rath von Pusch in Lissa an das Amtsgericht in Elsterwerda, der Amtsrichter Droste in Kirchhain i. Hessen als Landrichter an das Landgericht in Altona, der Amtsrichter Kettler in Dannenberg an das Amts- gericht in Hannover. j

Der Kaufmann Wilhelm Köster in Dortmund ist zum stellveriretenden Handelsrihier bei dem Landge1icht daselbst ernannt.

Der Staatsanwalt Schraepler in Stade ift an das Landgericht in Hannover versest.

Dem Noiar Donalics in Arys is} dic Enilassung aus dem Amt ertheilt.

In der Liste der Rechtsanwalte sind geloscht: der Rechts- anwalt Wetzel bei dem Kammergericht, der Rechtsanwalt Zeise bei dem Ober-Landesgericht in Jena, der Rechtsanwalt Strenge bei dem Amtsgericht in Leer, der Rechtsanwalt Schimmelpfennig bei dem Amtsgericht in Heinrichswalde, der Rechtsanwalt Donalies bei dem Amtsgericht in Arys.

In die Liste der Rehtsanmwalte sind eingetragen: der Notar Haufs in Meisenheim bei dem Amtsgericht dajelbst, der Rechtsanwalt Vogt aus Kottbus bei dem Landgericht in Neu- Ruppin, der Rechtsanwalt Dr. Wohlfarth aus Klöge bei dem Amtsgericht in Rathenow, der Rechtsanwalt Donalies aus Arys bei dem Amtsgericht in Ortelsburg, der frühere Gerichts-Assefsor Dr. Niemann bei dem Landgericht in Breslau, der Gerichts-Afefsor Dr. von Gottschall bei dem Landgericht in Görliß, der Gerichts-Assessor Mausva ch bei dem Landgericht in Kleve, der Gerichts-Assessor Hof f- mann bei dem Landgericht in Elbing, der Gerichts-Afefsor Danelius bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Stolp, der Gerichts-Asesor Dahms bei dem Amtsgericht in Löten, der Gerichts-Assessor Bartels bei dem Amtsgericht in Demmin.

Der Landrichter Müller in Beuthen O.-Schl., der Amts- richter Drenkmann in Leschniy und der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath von Schimmelfennig in Bartenstein sind gestorben.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. LIUNe der im Laufe des Etatsjahres 1894/5 der Kontrole der Staatspapiere als aufgerufen unv gerichtlich für kraftlos erflärt nachgewiesenen Staats- und RNeichs-Schuldurkunden.

I. Staatsshuldscheine von 1842: LTäitt. G. Nr. 43 121

über 50 Thlr., Lätt. H. Nr. 43 467, 48 229 über 25 Thkr.

: rämien-Anleihe von 185: Serie 839 Nr. 83 862, Seri . 96 525, Serie 1447 Nr. 144 606 über 100 Tblr. : S :

I. Vormals kurhessishe Prämienscheine von 1845: Serie 3269 Nr. 81712 Il. Abtheilung über 20 Thlr., Serie 4683 Nr. 117 069 über 40 Thlr. i :

“LF: A FE O Sifes - Obligationen Litt. E. der Oberschlesishen Eisenbahn: Nr. 4873, 10 184, 11 537, 14599 über 100 Thlr.

V. Konsolidierte 4prozentige Staats- von 1876/79: Litt. C. Nr. 422, 29 650, ; 33 074 über 1000 A, Lätt. D. E ;

61 088 über 500 Æ, Läitt. E. Nr. 35 235, Läitt F. Nr. 21 901, 21 902, 21 903, 49 043, 49 044, 51 927, 73 827, von 1881: Lätt. B. Nr. Nr. 170 284 über 1000 4, Läitt. D. Nr. 2

von 1882: Litt. C. Nr. 276 380,

311 967, 315 857, 315 889, 353 137 über 1000 A;

von 1883: Litt. C. Nr. 421 097, 421 098, 421 099, 421 103, 421 114 über 1000 #, Lätt. D. Nr. 409 780, 435 417, 435 432 über 500 #;

von 1884: Litt. H. Nr. 103 863 über 150 A;

von 1885: Litt. E. Nr. 1 115 099 über 300 :

VI. Konsolidierte3!/„prozentigeStaats-Anleihe: von 185: Litt. C. Nr. 24167 über 1000 M;

von 1887, 1888: Litt. C. Nr. 149 957, 149 958 üder 1000 Æ : .

VII. 4prozentige Reichs - Anleihe: von 1877: Litt. E. Nr. 18402 über 200 A;

von 1879: Litt. D. Nr. 11 356 über 500 Æ:;

von 1880: Litt. D. Nr. 6689, 8145 über 500 #:

von 1881: Litt. B. Nr. 5666 über 2000 #, Litt. E. Nr. 3847, 5837 über 200 ;

von 1884: Litt. B. Nr. 1631 über 2000 #, Liäitt. D.-

Nr. 3202 über 500 X. : VIII. 31/prozentige Reihs-Anleihe von 1885: Litt. B. Nr. 1414 über 2000 Berlin, den 2. April 1895. : Königlich preußische Kontrole der Staatspapiere. Cramer. Lorenz. Rammomw.

Versonal-Veränderungen.

Königlich Prenßische Armee.

Dffiziere, Portepee-Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Streblen, 23. Avril. v. Werner, Major und Bats. Kommandeur vom 6. Thüring. Inf. Regt. Nr. 95, unter Stellung zur Ditp. mit Pension, zum Kommandeur des Landw. Bezirks Heréfeid ernannt. «. Schmettau, Major aggreg. dem Kaiser Franz Garde-Gren. Regt. Nr. 2, als Bats. Kommandeur in das 6. Thüring. Inf. Regt. Nr. 95 einrangiert. RNRvull, Moajer und Bats. Kommandeur vom Inf. Regt. von Boyen (5. Oftpreuß.) Nr. 41, unter Stellung zur Diëp. mit Pension, zum Kommandeur des Landw. Bezirks Gmbirg ernannt. Suhble, Major aggreg. dem Füs. Regt. von Steinmeß (Westfäl.) Nr. 37, als Bats. Kommandeur in das Inf. Regt. von Boyen (5. Ofipreuß.) Nr. 41 einrangiert. Dietrich, Oberst-Lt. z. D. und Vorstand des Be- fleidungëamtis des VI. Armee-Korps, der Charakter als Oberst, Rothe, Hauvtin. und Mitglied desselben Bekleidungëamts, der Charafter als Major, verliehen. :

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Strehlen, 23. April. Nickisch{ch v. Rosenegk, Gen. Lt. von der Armee, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit Pension zur Disp. gestellt. Mueller, Majer aggrea. dem Inf. Regt. Graf Kirhbach (1. Nieter- \{les.) Nr. 46, behufs Uebertritts zur Schußtruppe für Deutsch- Südwest-Afrifa mit dem 19. April d. I. aus dem Heere ausgeschieden.

Nichtamtliches.

Deuntshes Reidcch. Preußen. Berlin, 27. April.

Seine Majestät der Kaiser und König kehrten heute Vormittag vom Jagdshloß Kaltenbronn“ nah Karlsruhe zurück und wurden auf dem Bahnhof von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog sowie Jhren Großherzoglichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Max von Baden empfangen. Jm Laufe des Vormittags empfingen Seine Majestät den Staitt- halter in Elsaß-Lothringen Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg und den Vrofessor Krauß in Audienz und nahmen sodann eine größere Anzahl militärisher Meldungen entgegen.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die ver- einigten Ausschüsse für Zol- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie die vercinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen, für Justizwesen und für Rehnungswesen hielten heute Sißur

Die „Berliner Börsen-Zeitung“ Nr. 194 schreibt:

Ein varlamentarisher Korrespondent entnimmt aus bester Quelle: „Der Reichskanzler hat gegenüber den vollzogenen Thatsachen, vor wel@e ¿hn Minister von Köller betreffs der Umsfturzvorlage ge- stellt hat, die Absicht des NRücktritts vom Amt allerdings zu erkennen gegeben. Minister ron Köller ist thatsählih der Führer der Konser- vativen in dieser Angelegenheit gewesen, ift auch der Inspirator jener Vergleiz¿verhandlungen zwischen Zentrum und Konservativen, die neueîtens in der „Nertd. Allgem. Ztg.* reflektieren. Je mehr dem- nah Pfennig-Objekte um den Werth von Doppelkconen eingetausht werden sollen, teîto ernster die Rücktcittsgedänken des Fürsten Hohen- lobe, der nit nur den erften Schritt niht mitmahen, d. h. den Kanzelparagrapten nit preiëgeben will, sondern gerade hierin jede Nachgiebigkeit als ihimvflich erahtet. Die unüberbrücktbare Kluft zwischen tem Fürsten Hoberlohe und Herrn von Köller ist alfo vorhanden. Dementis werden es zu leugnen suhen, werder aber nur furze Beine haben.“ Unsere Leser erinnern si, daß wir {hon mel- detea, Fürft Hohenlobe babe an höchster Stelle obgefiegt, und daß Minifter von Köller mëêt der Umsturzvorlage steht und fällt. Die Schlußfolgerungen ergeben sih von selbft.

Der „Rheinische Kurier“ bringt dieselbe Nachricht, und das „Berliner Tageblatt“ drucckt diejelbe der „Börsen-Zeitung“ nah. Das is wieder eine jener Meldungen, welche darauf berehnet sind, die Gemüther zu erregen, Neues, Sensationelles zu bringen und sich den Schein besonderer Wissenschaft beizu-

legen, welche aber von Anfang bis zuEnde erfunden ist. Der Reichskanzler hat nicht die Absicht des Rück- tritis vom Amt zu erkennen eben. Minister von Köller ist bei der Berathung der Umsturzvorlage weder Führer der Konservativen gewesen, noch hat er Ver- gleihsverhandlungen zwischen Feutam und Konservativen inspiriert. . Von einer unüberbrückbaren über- haupt von einer Kluft zwischen dem Fürsten Hohenlohe und

errn von Köller ist abjolut keine Rede. Die sämmtlichen -

Behauptungen jenes Artikels find vollständig unwahr.

Für die Dauer der Anwesenheit des Kaiserlichen Gesandten Grafen von Tattenbach in Saffi werden die Geschäfte der Misston in Tanger von dem dorthin entsandten Ersten Sekretär bei der Kaiserlichen Botschaft in Madrid, Legations - Rath Freiherrn von Mengzingen wahrgenommen.

Der hiefige Königlih württembergishe Gesandte Freiherr von Varnbüler ist vom Urlaub nah Berlin zurücgekehrt und hat die gesandtschaftlihen Geschäfte wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath von Geiger ist hier angekommen.

Nach einer telegraphischen Meldung an das Ober-Kom- mando der Marine ist S. M. S. „Jrene“, Flaggschiff des Chefs der Kreuzer-Division, Kontre-Admirals Hoffmann, am 25. April in Chefoo angekommen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän-Lieutenant Gühler, ist am 26. April in Smyrna angekommen und wird am 2. Mai von dort

nah Beirut in See gehen.

Homburg v. d. H., 26. April. Jhre Majestäten dic Königin Victoria und die Kaiserin Friedrich trafen mit Seiner Hoheit dem Prinzen und Shrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen sowie Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich von Battenberg gegen 6 Uhr Abends von Schloß Friedrihshof zu Wagen bie ein und besichtigten das Kaiser Friedri- Denkmal. Um 6 Uhr erfolgte die Abreise nah Darmstadt.

Württemberg. Die Kammer der Abgeordneten erledigte in ihrer estrigen Sizung die allgemeine Berathung des Entwurfs des C aupl Finan Einis für 1895/97.

Jn der heutigen Sißung gab, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister-Präfident Dr. Freiherr von Mittnacht eine Erklärung ab, worin er sich gegen die Meldungen von angeblicher Uneinigkeit im Schoße des Ministe- riums wandte. Danach sollten die Minister von Sarwey und von Faber ihre Entlassung eingereiht haben, weil fie gleihwie der Kriegs - Minister von den Erklärungen des Minister- Präsidenten zur Verfassungsrevision in der Kammersißung vom 5. März überrascht und nicht damit einverstanden gewesen seien. Freiherr von Mittnacht wies die Unterstellung solcher Eigenmächtigkeit gegen gleichberehtigte Kollegen energisch zurück und theilte mit, daß jämmtlihe Minister wie bei der Vorberathung vor dem 5. März, so auch jeßt ihm ihre völlige Uebereinstimmung schriftlich erklärt und festgestellt hätten, daß die damalige Rede des Minister-Präsidenten keine Ab- weichung oder Ueberrashung enthalten habe. Auch der Justiz- Minister von Faber, der im März krank gewesen, habe seine Zustimmung erklärt. Freiherr von Mittnacht {loß mit cinem scharfen Protest gegen jene Berichterstatter, die fortgeseßt un- wahre Mittheilungen über Württemberg verbreiteten. Der Nede folgte lebhafter Beifall der Kammer.

Sefffen. Die Zweite Kammer hat gestern mit 24 gegen 23 Stimmen den Geseßentwurf, betreffend die Organisation des Forstshußes, abgelehnt.

Elsaß-Lothringen.

Der Landesausschuß hat in seiner Sizung vom 25. d. M. die Novelle zum Gesey vom Juli 1889, betreffend Grundeigenthum 2c., und zum Geseg vom Juni 1891, betreffend die Einrichtung von Grundbüchern, in zweiter Lesung nah den Beschlüssen der Kommission in der Weise angenommen, daß der Entwurf in zwei besondere Ge- setze zerlegt mird. e

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihishe Herrenhaus hat gestern das Geseß über die Sonntagsruhe im usicthanvil in zweiter und dritter Lesung angenommen. _ i

In dem in Prag anhängigen Prozesse gegen 16 Theil- nehmer an einem verbrecherishen Geheimbund (siehe Nr. 98 d. Bl.) wurde der Bergarbeiter Franz Sokol wegen Ver- brechens gegen das Sprengstoffg-seß zu 15 Monaten verschärften shweren Kerkers verurtheilt. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. - : /

Das ungarishe Unterhaus berieth gestern des Nuntium des Oberhauses, betrcifend die Vorlage über dic freie Religionsübung. Die Referenten des Unterrichts- und des Justiz-Ausshusscs beantragten unter lebhaftem Beifall, die Vorlage in der unveränderten Fofsung des Unter- hauses an das Oberhaus zurücgelangen zu lassen. Der Aba. Graf Szapary wiederholte seinen Tags zuvor eingebrachten Antrag. Der Abg. Graf Albin Cjaky vertheidigte n längerer, beifällig aufgenommener Rede den Antrag des Aus- schusses und erklärie, der Antrag Szapary sei nicht geeignet, den Konflikt zwischen den beiden Häusern zu schlichten.

Rußland,

Die Kaiserin-Wittwe hat sih, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, als Allerhöchstdieselbe den Fahrstubl im Anitshkowpalast benußte, an der einen Ferje und einem Knöchel verlegt. Die Kaiserin verspürt einigen Schmerz: dic durch die Verlegung hervorgerufene Veshwuijt ift unbedeutend und ‘der sonstige Zustand befricdigend. Der Kaiser, Allerhöhit welcher sih vorgestern mit der Kaiserin nah Zarskoje Se:0 begeben haite, fam gestern Vormittag 10 Uhr von dort na St. Petersburg, um die Kaiserin-Wittwe zu besuchen, und kehrte um 3 Uhr nach Zarskoje Sselo zurü.

Spanien.

Dex Herzog von Orléans ist, wie „W. T. B.“ aus Madrid deri et, auf der Jagd in der Nähe von Sevilla mit dem Pferde gestürzt und hat fih das Schienbein gebrochen. Nach einer Depeiche des Präfekten von Sevilla wurde der Unfall dadur herbeigeführt, daß das Pferd ausg!itt und auf

fiel. - Die Aerzte, welche den Herzog behandeln, be-

den L fürchten Komplikationen. Velgien.

In der gestrigen ge der Repräsentiantenktammer beantragte der Sozialist Anseele, die Kammer solle am 1. Mai zur Feier des internationalen Arbeiterfestes keine Sihung halten. Der Justiz-Minister Begerem bekämpfte den Anirag namens der Regierung. Der Abg. Woeste empfahl, über den Antrag Anseele zur einfahen Tagesordnung , überzugehen, was mit 73 gegen 34 Stimmen geschah.

Der Finanz-Minister de Smet de Na yer hat Gelegenheit encmmen, sih über dic Steuerreform ausëzusprehen. Der Minister erklärte, dem ,„W. T. B.“ zufolge, er sei gegen die von den Sozialisten vorgeschlagene Einkommensteuer. Die Steuer werde nah dem realisierten Gewinn und niht nah dem Um- fang der Geschäfte berehnet werden. Aktiengesellshaften würden von ihrem Gewinn 5 bis 6 pCt. zahlen. Die Grund- und Mo- biliarsteuer würden einer Durchsicht unterzogen werden. Privat- personen würden nach ihrem veranschlagten Vermögen be- jteuert werden. Auch die Kupons von Aktien und Obligationen - sollien steuerpflichtig sein. Die Taxen würden proportionelle und ihre Steigerung eine sehr mäßige sein. ;

Rumänien.

Die Kammer hat nah einer längeren, beifällig auf- genommenen Rede des Ministers Carp mit 77 gegen 29 Stimmen beschlossen, das Berggeseß in Erwägung zu ziehen. Die Spezialdebatte findet am Montag ftatt.

Bei der Deputirtenwahl in Giurjewo ist der liberale Kandidat gewählt worden: die Konservativen hatten keinen Kandidaten aufgestellt.

Amerika.

Der Marschall Martinez Campos traf gestern, wie aus Havanna gemeldet wird, aus den aufftändischen Be- zirken an Bord des Dampfers „Villaverde“ unerwartet dort ein und wurde enthusiastish empfangen.

Nach einem in New-York eingetroffenen Telegramm aus Corinto ift der nicaraguanishe Kommissar Duarte mit der Antwort der Negierung von Nicaragua auf das englishe Ultimatum am 25. d. M. von Managua dort angekommen. Die Antwort sei so gehalten, daß es voraus- fichtlih zu einer britishen Occupation kommen werde. Die Lokalbehörden \chickten fich an, die Stadt zu verlafen. Der Admiral Sitephenson habe Duarte benachrihtigt, daß das Ultimatum am 25. d. M. um Mitternacht ablaufe. Die New-Yorker „World“ meldet, die Regierung von Nicaragua habe von allen Seiten des Landes Anerbieten auf Sub- scriptionen behufs Zahlung der Entschädigung erhalten. Jn Managua seien 2000 Mann zum Marsch auf Corinto bereit. Jn Corinto, wo die Behörden aus Managua Befehl erhalten hätten, cine Landung der Engländer nicht zu gestatten, ständen über 1400 Mann unter Weatfen.

Afien.

Masrulla, der zweite Sohn des Emirs von Afgha- niftan, ist mit seinem Gefolge auf der Reise nah England in Bombay eingetroffen und freundlich empfangen worden.

Die „Times“ meldet aus Peking von gestern, John Foster und der Sekretär Li-Hung- Tschang's seien dort angekommen. Der Friedensvertrag liege nunmehr dem Kaiser und den Ministern vor. Das Tsung-Li-Yamen habe am Donnerstag mit den auswärtigen Gesandtschaften berathen. Eine große Anzahl von Zensoren habe dem Thron Denkschriften gegen die Annahme des Friedensvertrages unterbreitet.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die geftrige Sißung des Reichstags befindet fih in der Ersten Beilage.

In der heutigen (78.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär, Staats-Minifter Dr.vonBoetti cher, sowie der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky bei- wohnten, wurden zunächst einige Rehnungssachen erledigt.

Ein Ersuchen des Rechtsanwalts Maurmeir in München, die Genehmigung zur Fortführung eines gegen den Abg. Dr. Sigl (b. f. F.) eingeleiteten Untersuhungsver- fahrens zu ertheilen, wurde nah dem Vorschlage der Ge- ihâftsordnungsfommission abgelehnt.

Das Haus sezte sodann die erste Berathung des Gesch- entwurfs, betreffend Abänderung des Branntweinsteuer- geseßes vom 24. Juni 1887, fort.

Abg. Graf zu Stolberg-Wernigerode (b. k. F.) billigte die Tendenz des Gesetzentwurfs, auch die Einführung der Staffel- steuer. Die Erxrportprämie sei unter den obwaltenden Um- ständen ein nothwendiges Uebel. Zu wünshen sei, daß der Regierung die Befugniß ertheilt werde, die Prämie nicht nur zu ermäßigen, fondern auch zu erhöhen. Hoffentlich werde das Geseh so rasch erledigt, daß es späteftens am 1. Juli in Kraft treten könne. Der Vorwurf, daß es nur dem Grofßgrundbesiß nüße, sei ungerecht; es werde der gesammten Landwirthschaft nützen. __ Abg. Richter (fr. Volksp.) Ipros gegen die gestrigen Aus- führungen des Reichs-Schatzsekretärs und erklärte sich gegen die Vor- age, die nothwendig zum Monopol führen müfse.

(Schluß des Blattes.)

Jn der heutigen (59.) Sißu des Hauses der Abgeordneten, Gélibec der Finanz-Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, der Minister fur Landwirthschaft 2c. Freiherr von L a Loxten und der Justiz-Minister Schönstedt bei- wohnten, gelangte zunächst der Entwurf einer Ge- bührenordnung für Notare zur dritten Berathung. Dazu lag ein Antrag der Abgg. Jerusalem und Opfer- gelt vor, der für die Gebührenerhebung der Notare für Empfang, Verwahrung und Auszahlung von Gel- dern (8 14) in so fern eine Aenderung vorschlägt, als er innerhalb der in der Vorlage vorgesehenen Skalen andere Unterabtheilungen einführen und ferner bei mehreren Beträgen, die gesondert ae event. zu erheben sind, das Maximum der gesondert berechnet zu erhebenden Gebühren

auf das Fünffahe ‘der Gebühr des Gesammtibetrages be- shränken will. E E __ Abg. Opfergelt (Zentr.) begründete den Antrag damit, daß die Aenderung sowobl den Interefsen der Notare als auch des Ae entspreche, weil sie eine rihtigere Vertheilung der Ge- ühren auf die einzelnen Beträge bewirke. :

Justiz-Minister Schönstedt erklärte, daß die Staatsregierung dem Antrage nit entgegenftehe.

Abg. vou Cuny (nl.): Auch er stimme dem Antrag zu, nur halte er im Interesse der Notare und des Publikums die Beseitigung der Zahlung der E berechneten Gebühren in einzelnen Raten für wünschenswerth.

Justiz-Minister Schönstedt: In welhem Stadium in jeder einzelnen Sache die Gebühren erhoben werden sollen, läßt ih durch das Geseß schwer bestimmen ; die näheren Bestimmungen hierüber werden einer zu erlaffenden Instruktion überlassen bleiben müffen.

Der Antrag wurde angenommen.

S 28 bestimmt, daß für einzelne Beurkundungen von den Vorschriften der Gebührenordnung abgewichen werden kann.

Abg. Schnaubert (konf.) beantragte, die freie Festseßung von Gebühren bei Beurkundung von legtwilligen Verfügungen und Erb- verträgen auszuschließen.

Abg. von Cunby (nl.) bat, den Antrag im Interefse des Publikums

abzulehnen. / _ Abg. Jerusalem (Zentr.) führte aus, daß, wenn eine Vertrags- freiheit überhaupt gewährt werden solle, sie insbesondere bei as menten, Erbverträgen angebracht sei, und bat darum, den Antrag abzulehnen.

Abg. Lohmann (nl.) bob demgegenüber hervor, daß es sich nur um Beurkundung von legtwilligen Verfügungen handle, niht aber um Abfafsung von Testamentsentwürfen. In diefer Beschränkung könne der Antrag Schnaubert wohl angenommen werden.

Abg. Klafing (konf.) erklärte, ein prinzipieller Gegner jeder Vertragsfreibeit zu sein; da der Antrag Schnaubert wenigstens einen Theil der Notariatsgeshäfte von der Verträgéfreibheit ausnehme, werde er für diesen Antrag stimmen.

(Schluß des Blattes.)

Kunft und Wissenschaft.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe hielt am Mittwoch Herr Professor Dr. J. S tockbauer, Kustos des Bayerischen Gewerbe-Museums in Nürnberg, einen Vortrag über das Glas in. kulturgeshichtliher und funstgewerblicher Beziehung. Das Glas, so etwa führte der Vortragende aus, sei interefsant durch seinen allgemeinen Gebrauch, durch fein Alter und das Dunkel seiner Herkunft. Seine Geschichte reihe hinauf bis in die ältesten Zeiten, und nur als Märchen sei die Nahricht aufzufassen, die Phönizier hâtten beim Feuer im Freien den Schmelz- prozeß beobachtet; die Kenntniß rühre vielleißt her von dem vulkanishen Produkt des Obfidian, denn merkwürdiger- weise finde man bei den Römern Halbedelsteine und Glas verwechfelt. Jbnen sei auch die Herstellung des Hohlglases, des Glasschneidens und Gravierens bekannt gewesen. Mit dem Untergang des Römischen Reichs habe sich die Glasindustrie nah Byzanz ge- wendet und fei dort sowie in Alerandrien und Damaskus zur Blütbe actommern. Aus dieser Zeit aber sei nihts erhalten. Bald nah 1400 sei die Glaëmacerfunst in Venedig zu hoher Entwickelung ge- langt, wo den Glasmachern zwar viele Rechte eingeräumt, aber bei Todesstrafe verboten worden sei, auszuwandern. Daher sei es zu er- klären, daß mit Ausnahme von Belgien fich kein Fall nachweisen lasse, daß ein Venetianer in Deutshland Glas gemacht habe. Troß- dem trete das Glas {hon im 15. Jahrhundert in Shlesien und Böhmen auf, und obwohl das deutshe Glas damaliger Zeit sehr \{lecht gewesen sei, babe fich seither die deutsche Glasinduftrie in ganz bervorragender Weise entwidelt. Zu nennen seien in dieser Be- ziehung der Humpen und der Römer, ferner das Paßglas und eine Reibe von Gläsern, die mehr dem Humor dienten. Wie hoch man das Glas damals geschäßt Habe, das bewiesen die Bilder aus jener Zeit, auf denen demjenigen, der auêgezeidnet werden sollte, ein Glas in die Hand gegeben wucde, wie man sich auch bemüht babe, zer- brochene Gläser wieder zusammenzubringen, oft mit Hilfe der Bronze- montierung. Einen ungeahnten Aufshwung verdanke die Glas- induftrie der Neuzeit, in der man mit großer Kunst die Vorbilder früherer Jahrhunderte wieder nachahme. Stolz aber könne unsere Zeit fein auf cine Reibe von Erfindungen in der Glasinduftrie, welhe die früheren Jahrhunderte nicht gekannt hatten; dabin gehörten vor allem die optishen Gläser. Hand in Hand mit diesen Erfindungen gehe die Entwickelung der Technik durch die Negenerativfeuerung und die bygienishen Verbesserungen für die Glas\chleifer. Zur Jliustrierung des Vortrags hatte die Rheinische Glashütten - Aktien - Gesellschaft Köln - Ehrenfeld in dankenswerther Weise Nachbildungen aitrömisher Gläser zur Verfügung gestellt, während eine Auêwatl vorzügliher moderner Gläfer von der Firma Joh. Löb Wwe., Inhaber: Max Ritter von Spann (Klostermüßle in Böhmen), Frit Hecktert (Petersdorf), C. Harsh u. Co., Inhaber C. G. Mohr, August Boese Nachf., Inhaber Prote u. Hasenbein, sowie von einigen englishen und französishen Fabriken ausgestellt war. __— Aus St. Petersburg meldet ,W. T. B.*, daß dort heute ein Kaiserliher Ukas veröffentliht wurde, der die Gründung eines „Russishen Museums Kaiser Alerxanders Ill." anordnet. Für dieses Museum sind die Räumlichkeiten des durch die Krone er- worbenen Michaelpalais beftimmt. um obersten Leiter desselben wurde der Großfürst Georg Michaelowitsh ernannt.

Bauten,

Ueber den Fortgang der Arbeiten am Dom in Berlin im leßten Halbjahre 1894 veröffentliht das „Centralblatt der Bau- verwaltung* folgenden Bericht :

Am Schluß des erften Halbjahres 1894 waren die Gründungs- arbeiten für die Ufermauer der Spree längs des Dombauplatzes und

für den größeren Theil des Doms im Umfang der Tauf- und Trau-

kirche, der Predigtkirhe und der westlihen Vorhalle bis auf einige Nebenpfeiler fertiggestellt; ferner waren die Grundpfeiler der Trennungs- wände zwischen der Predigt- und Denkmalkirhe in Angriff genommen und die hierzu erforderlihen Ramm- und Baggerarbeiten beendet. Dagegen blieben die Gründungsarbeiten für die ganze Denkmalkirche, für die westlihe und südliche Freitreppe und für den größten Theil der Säulen in der Fürstengruft noch auszuführen.

Nachdem die Reste der alten Grundmauern in der Baugrube der Denkmalkirhe am 1. August beseitigt waren, wurden die zur Her- stellung der neuen Grundpfeiler erforderlichen Rammarbeiten am 7. August, die Baggerarbeiten am 10. August und die Betonierungs- arbeiten am 11. August beendet. Die Grundpfeiler der Denkmal- firhe wurden am 19. September fertiggestellt und hierauf innerhalb der nächsten vier Wochen die Hinterfüllung der Grundmauern, die Abfuhr der überflüssigen Erdmassen fowie die Aufräumung der ganzen Baugrube ausgeführt. Die Gesammtleistungen bei der Ausführung der Grundmauern des neuen Doms und der angrenzenden Ufermauer, welhe am 3. Juli 1893 begonnen war, sind auf Grund überschläg- liher Grmittlungen nachstehend angegeben.

An Kalkstein- und Ziegelgrundmauern des alten Doms und der Stüler’shen Dom- und Camposanto-Anlage wurden abgebrochen : über Wasser 6900 cbm, unter Wasser 2700 cbm. Hierbei wurden 910 m alte Spundwände und 440 Pfähle ausgezogen. Zur Her- stellung der Baugrube wurden außerdem an Erdmafsen über Wasser rund 12 000 cbm und unter Wasser rund 12 600 cbm bewegt.

Für die Herstellung der neuen Grundmauern wurden 1420 m Spundwände gerammt, für die Grundpfeiler 10 890 cbm Beton ge- shüttet und rund 6700 cbm Mauerwerk aufgeführt, sowie im Beton 81 t Rundeisen verlegt. Zu diesen Arbeiten wurden verwendet : 1 900 000 Hartbrandziegel, 775 000 Klinker, 4000 cbm Kleinschlag

aus Granit, 4700 cbm Kleinshlag aus Kalkftein, 16 500 t Portland- Zement, 50 cbm Granit-Werkstüke für die Ufermauer. Während der Anpilhrüng der Gründungsarbeiten waren die Aus- fübrungszeihnungen für den Aufbau der Fronten des Doms bis zum tgesims gefertigt und die Verdingungsanshläge für die Werk- einarbeiten, die Mauer- und Gerüstarbeiten A Auf Grund dieser Vorarbeiten sind in den Monaten August bis Oktober folgende Arbeiten und Lieferungen verdungen worden: 1689 qm Asphalt- SFísolierung, 325 cbm Granit-Werksteinarbeiten für den Sockel der Westfront, 7543 ebm Sandstein-Werkstücke für die Fronten, 360 cbm für innere Sandsteinarbeiten der Predigtkirhe, 2 innere Nebentreppen in Granit, 2250 000 Hintermauerungé steine, 790 000 Hintermauerungs8- Elinfer, 1375 000 Drucklinker, 3000 t Zement, 2000 cbm Kalk- mörtel und 1500 cbm Zementsand: s{ließlich die gesammten Mauer- arbeiten für den Aufbau einshließlich des Verfeyens der Werksteine und der Aufstellung und Vorhaltung einer abgebundenen Baurüftung, welhe rund 4009 cbm geschnittene Hölzer erfordert, nebst der Vor- haltung der sämmtlihen Maschineneinrihtungen für den Baubetrieb. Von den bei der Verdingung angebotenen Werksteinmaterialien wurde für den Sockel der Westfront \{lesisher Granit aus den Brüchen von Oberstreit und für die Verblendung der Fronten \{le- sisher, Warthauer und Kudowaer Sandstein gewählt; leßterer oll jedoch nur für ungewöhnlih belastete und den Witterungseinflüssen sebr stark ausgeseßte Bautheile verwandt werden. Für die Werk- fteinarbeiten in der Predigtkirhe wurde Warthauer Sandstein be- stimmt. Da die Kostenergebnisse bei den “sämmtlichen Verdingungen ünstig waren, so konnten die betreffenden Arbeiten und Lieferungen Mart in Auftrag gegeben und mit der Ausführung des Gruftgeschoß- Mauerwerks am 20. Oktober begonnen werden. Die günstigen Witte- rungsverbältnifse gestatteten die Fortführung der Mauer- und Stein- megarbeiten bis zum 12. Dezember, von welhem Tage ab der Bau eingewintert wurde. In dieser Zeit vom 20. Oktober bis 12. Dezember famen vom Gruftges{hoß rund 3700 chm Mauerwerk zur Ausführung ; ferner wurden 95 cbm Büchelberger Granit des Sockels und 40 cbm Wünschelburger Sandstein der Fronten verseßt und 2330 000 Ziegel angeliefert. Die Mauerarbeiten wurden in dieser Zeit unter Be- \{ränkung auf die westlihe Vorhalle, die südlihe Tauf- und Trau- firhe und die Predigtkirhe besonders ftark betrieben, wodur diese Bautheile durchschnittlich bis zu ciner Höhe von 15 m über dem Gelände des Lustgartens geführt wurden, da auf der Weft- und Süd- front die abgebundene hohe Baurüstung im Frühjahr 1895 zuerst zur Aufstellung kommen sollte. E Für die Anlieferung der sämmtlichen Mauermaterialien für die Grundmauern und für das Gruftgeshoß, sowie für die Beseitigung des überflüssigen Bodens wurde bisher nur der Wasserwzg benutt, während die Werksteine durch Fuhrwerk herangeschaffffl worden find. Seit dem Beginn der Arbeiten des Aufbaus erwies fic jedo die Wasserbeförderung für die Heranschaffung des Materialienbedar?s faum als ausreichend, weil gleichzeitig der Spreearm am Dombauplaß für den durchgehenden Schiffahrtsverkebr eröffnet wurde und infolge dessen die Zahl der an dem Ufer des Baupvlates anlegenden Fahrzeuge beshränkt werden mußte. S In den Monaten Juni bis Oktober wurde das Dampfmaschinen- haus an der Friedrihsbrüde zu einem Baubureau für die Dombaus- verwaltung umgebaut und im Oktober in Benugung genommen. Scließlih wurde im November und Dezember cine Bildhauer- und Stuckateur-Werkstätte von 15,5 m Länge, 9 m Breite und 7,5 m Höhe mit den erforderlihen Nebenräumen errichtet, welhe dazu dienen foll, ein Modell des Doms im Maßstabe von 1 zu 25 auszuführen und aufzustellen und die erforderlihen Probestücke von Gesimsen, Ornamenten und sfonstigen Bautheilen in natürliher Größe zu fertigen. Diese Werkstatt wurde am 15. Dezember in Benußung genommen.

Handel und Gewerbe.

Jn Tondern wird am 1. Mai d. J. eine von der Reichsbankstelle in Flensburg abhängige Reihsbank-Neben- stelle mit Kasseneinrihtung und Giroverkehr eröffnet werden.

Nach dem Jahresberiht des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller für das Etatsjahr 1894/1895 betrug die Zahl der Mitglieder Ende März d. J. 1529 gegen 1396 Ende März 1894. Ueber die Thätigkeit des Vereins, im besondern über seine Beziehungen zu den Behêrden wird eingehend berihtet. Die kaufmännische Fort- bildungs\hule des Vereins wurde von 530 Schülern im Altec von 14 bis 40 Jahren besubt. Die Ausgaben für die Schule betrugen im leßten Sabre 14 870 4, davon wurden durch Schulgelder auf- gebraht 8788 A Zum WVorsizenden des Vereins rwourde in der Generalvetsammlung vom 18. April d. I. der Geheime Kommerzien- Rath Goldberger gewählt. -

Christiania, 27. April. (W. T. B.) Das Storthing nahm estern Abend mit 83 gegen 28 Stimmen die Erhöhung des Ein- Fukeeoils auf Malz von 28 auf 50x Oere per Kilogramm, fowie die Erhöhung der Abgabe auf Getreide zum Malzen von 21,1 auf 37,1 Oere per Kilogramm an. Die Erhöhungen traten heute Vor- mittag in Kraft.

Verkehrs-Anstalten. 1

Hamburg, 27. April. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- kfanishe Padcketfahrt-Aktiengesellshaft. Der Postdampfer „Phoenicia“ ift gestern Abend in New-York angekommen.

Loudon, 26. April. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Arab“ ist am Donnerstag auf der Heimreise von Lissabon abge- gangen.

27. April, (W. L. B.) Der Untondampfer „Trotan* ist auf der Heimreise heute in Durban (Natal) angekommen.

Theater und Musik,

Im Königlichen Opern haufe wird morgen Richard Wagners

„Tannhäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung gegeben. (Elisabeth: Fräulein Hiedler, Wolfram: Herr Bulß, Tannhäufer : Herr Gudehus.) Am Montag gelangt Bizet's „Carmen“ mit Fräulein Rothaufer in der Titelrolle zur Aufführung. Das am Dienstag beginnende erste Gastspiel der Frau Marcella Sembrich in Verdi’'s „La Traviata“ findet zu folgenden Preisen statt: 1. Rang End Kara 8 #, II. Rang 5 Æ, IIl. Rang 3 M 50 s x. __ Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Lust-' spiel „Wie die Alten sungen“ (Hökerin Hanne: Frau Schramm) egeben. Am Montag findet eine Aufführung von Pailleron’s Lust- piel „Die Welt, in der man si langweilt*" statt.

Das Deutsche Theater bringt Aufführungen der Tragi- kfomödie „Das Lumpengesindel“ von Ernst von Wolzogen morgen Abend, am Dienstag und Freitag (als 32 Abonnements-Vorstellung). Morgen Nachmittag sowie am Mittwoch Abend werden „Die Weber“, am Montag „Pastor Brose“ von Adolph L’'Arronge, am Donnerstag «Weh dem, der lügt!“ mit Josef Kainz als Küchhenjunge Leon ge- vg Am Sonnabend geht neu einstudiert H. von Kleist's Schau- piel „Prinz Friedrich von Homburg* zum ersten Male in Scene.

m Berliner Theater wird morgen Nachmittag „Der e Senator“ gegeben, während am Abend Friedrih Haase in den Lust- spielen „Die beiden Klingsberg“ und „Jm Vorzimmer Seiner Excellenz“ auftritt. Am Montag wird „Der Probepfeil“ mit Nuscha Bute als Le von Walneck und Franz Schönfeld als Krasinski wiederholt.

m Dienstag verabschiedet sich Friedrih Haase in den Lustspielen „Der Königslieutenant" und „Eine Partie Piquet“, während am Miit- woh eine Wiederholung von „Madame Sans-Gêne“ stattfindet. far Donnerstag ist die erfte Aufführung von Sheridan's Lustspiel „Die Lästerschule“ angeseßt, die sodann am Freitag als Abonnements- pericung wiederholt wird. Am Sonnabend wird „Heimath“ mit Nuscha Bute als Magta gegeben.

Das Lessing-Theater bringt am nächsten Sonnabend die erfte Aufführung von „Madame Bonivard* mit Marie Meyer in der Titelrolle. Morgen fowie am Montag wird „Niobe“ in Ver- bindung mit dem einaktigen Lustspiel von Gustav von Moser