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Die vereinigien Aus\hüsse des Bundesra y s ias gol :
und Steuerwesen und für Handel und Verkehr eine Sißung.
Der Regierungs- Assessor Rothe aus Hildesheim ist mit der Vertretung des Landraths Dr. Schilling in Liegniß für die fernere Dauer der gegenwärtigen Landtagssession be-
auftragt worden.
. Hessen. i Die Erste Kammer beharrte in ihrer vorgestrigen Sizung bezüglich der Einführung einer Staats-Klassenlotterie und der Feuerbestattung auf ihren früheren ablehnenden Be- {hlüssen, trat aber dem Gesez über Wildschaden in der von der Zweiten Kammer genehmigten Fassung bei. Sachsen-Weimar-Eisenackh. tak Seine Königliche Hoheit der Prinz und Jhre Kaijerliche und Königliche Goteit die Pia Friedri ch August von Sab en haben gestern Nachmittag die Rückreise von Weimar nah Dresden angetreten. Sachsen-Meiningen. S Seine Hoheit der Herzog, Höchstwelcher “zur Ba Castellamare verweilt, wird, wie thüringer Blätter melden, seiner leidenden Gesundheit wegen an der Einweihung des Nord-Ostsee-Kanals nicht theilnehmen können. Elsaß-Lothringen. i Der Landesaus\chuß hat in seiner gestrigen Sißung den Geseßentwurf über die Einrichtung der Spar- und Darlehnskassen angenommen. Die Session wurde darauf durch den Unter-Staatssekretär von Schraut, der die bezügliche Kaiserlihe Ordre verlas, geschlossen. Der Prä- sident Dr. von Schlumberger brachte sodann ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus.
Oesterreich-Ungarn.
Die Kaiserin ist in Begleitung der Erzherzogin Marie Valerie und des Erzherzogs Franz Salvator gestern früh in Schloß Miramar eingetroffen.
Großbritannien und Frland.
Die Yacht, auf der die Königin Victoria die Ueber- fahrt von Vlissingen nah England angetreten hatte, ist wegen Nebels in der Nordsee anstatt um 6 Uhr erst um 9 Uhr gestern Abend in Sheerncß eingetroffen ; die Königin beschloß infolgedessen, die Nacht an Bord zuzubringen. ;
Im Unterhause brachte gestern der Präsident der Lokal- verwaltung Shaw-Lefevre einen Geseßentwurf ein, welcher Das Ca Hn D Par anten wahlen abschafft und bestimmt, daß die Wahlen im ganzen Lande an einem und demselben Tage, und zwar an einem Sonnabend, abgehalten werden sollen. L j
Jn Leeds ist gestern an Stelle des verstorbenen Liberalen Gane der Liberale Lenty zum Mitglied des Unterhauses ge- wählt worden.
Nußlaud.
Die in St. Petersburg cingetroffene“ außerordentliche bucharishe Gesandtschaft begab sich, wie „W. D. berichtet, gestern nach Zarskoje Sselo, um dem Kaiser und der Kaiserin die mitgebrachten Geschenke zu überreichen.
JFtalien.
Der Herzog von Genua hat sih gestern Nachmittag nah Spezia begeben, um sih dort an Bord der „Savoia“ cinzuschiffen und das Kommando über das zur Theilnahme an den Kieler Festlichkeiten bestimmte Geschwader zu über- nehmen.
Spanien.
Wie dem Madrider „Heraldo“ aus Sevilla gemeldet wird, hat sich der Zustand des Herzogs von Orleans verschlimmert; die Temperatur des Körpers beträgt 39 Grad. Die Aerzte bezeichnen die Krankheit infolge ciner hinzugetretenen traumatishen Lungenentzündung als eine s{hwere.
Belgien. Der König ist gestern wieder in Brüssel eingetroffen. Türkei.
Bei dem leßten Zusammenstoß der türkischen Truppen mit den Albanesen wurden 15 Soldaten ge- todtet. Die Albanesen wurden nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Cetinje in die Berge getrieben. Mehrere Häufer wurden zerstört.
Serbien.
Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus Nisch ge- meldet, der König habe bei der Entgegennahme der Adresse seine Freude darüber ausgesprochen, daß die Skupschtina die Gründe für die Suspension der Verfassung für triftig gehalten habe; er erblickde in der Aeu erung der Skupschtina, betreffend die Restituierung der Rechte der Eltern des Königs, einen Beweis dynajtisher Er- gebenheit. Er sei angenehm berührt, daß die Skupschtina den Werth der guten Beziehungen zu allen Staaten verstehe und shäße. Es sei nothwendig, die Ordnung und den Frieden zu festigen, deshalb habe die Skupschtina die Vorlagen, besonders die finanziellen, dem ernstesten Studium zu unterziehen.
In einer gestern Nachmittag abgehaltenen Sißung des Finanzausschusses erläuterte der Finanz - Minister unter dem Beifall sämmtlicher Mitglieder des Ausschusses die neue Unifizierungs-Anleihe.
Schweden und Norwegen.
Beide Kammern des schwedischen Reichstags haben nah langen Verhandlungen über den von der Regierung vorgelegten Geseßentwurf, betreffend die Arbeiterpensio- nierung, erklärt, daß sie dem Geseßentwurf zur Zeit nicht zustimmen könnten, in der nächsten Session aber die Wieder- vorlage des Entwurfs erwarteten, sei ¿s unverändert oder mit den Veränderungen, welche die Regierung inzwishen für nöthig erahten möchte; die Zweite Kammer wünschte eine ferner- weite Prüfung der Grundsägze .des Geseßentwurfs,
Vierzig Mitglieder der Zweiten Kammer haben die Bildung einer Partei der Linken beschlossen, welche den Namen „Volkspartei“ führen wird.
Durch Königliche Resolution ift, nah einer Meldung aus Gbristiaunia; ent worden, daß der Staatsrath Bang. in die norwegishe Staatsraths- Abtheilung, in Stockholm eintritt, daß der Staats-Minister Stang vorläufig das Kirchen-Departe- ment, der Staatsrath Harbiß das Revisions - Departement und der Staatsrath Olssön das Vertheidigungs-Departement übernehmen soll. Gleichzeitig wurde die Zeit, innerhalb welcher mehreren Mitgliedern des norwegischen Ministeriums der Rücktritt in ihre früheren Staatsämter gestattet sein sollte, bis auf weiteres verlängert.
Amerika.
Die Staatseinnahmen der Vereinigten Staaten betrugen im April 24247 836 Dollars, die Ausgaben 32 952 690 Dollars. Das am Ende des Finanzjahres ih ergebende Defizit wird auf 45 Millionen Dollars geschäßt.
® Nach einer in New-York d-W Depesche aus Havanna hat der Major Tejerizo die Aufständischen in R N geschlagen. Von den Aufständischen sind 62 gefallen und ‘viele verwundet; die spanischen Truppen haáten 6 Todte und 3 Verwundete.
Einem Telegramm der New-Yorker „World“ aus Paso de Caballos zufolge ist daselbst aus Corinto die Meldung eingetroffen, daß die britishen Kriegsschiffe „Wildswan“ und „Satellite“’ Befehl erhalten hätten, sich nah Paso de Caballos bezw. San Juan del Sur zu begeben, um an beiden Punkten eine passive Blokade einzurihten. — Aus Managua er- fährt die „World“, infolge des . unter den Eingeborenen sich zeigenden aufrührerishen Geistes werde in San Juan del Sur ein Aufstand befürchtet, falls britijhe Truppen ge- landet werden sollten. i E
Nach einem weiteren in New-York eingetroffenen Tele- gramm aus Managua hâtte die Regierung von Nica- ragua beschlossen, die Bezahlung der von England ge- forderten Entshädigung unter der Bedingung anzu- bieten, daß die Engländer zuvor das beseßte Gebiet räumen.
. Asien
Die „Times“ meldet aus Kobe: Der russische und der deutshe Gesandte hätten fih am Montag von Tokio nah Kobe begeben behufs einer Besprehung mit dem Premier- Minister und dem Minister des Auswärtigen. Der fran- zösishe Gesandte werde gleichfalls in Kobe erwartet.
Dasselbe Blatt berichtet, ein britishes Kriegsschiff sei auf dem Wege nah den Pescadores-Jnseln, um von dort den Korrespondenten der „Times“ sowie dessen Gefährten zu holen. Man glaube, die Japaner wünschten, die Nieder- megzelungen der cinesishen Garnisonen auf den Pescadores- Inseln zu- verheimlichen. Die ausländishen Konsuln auf Formoja bäâtten mit dem cinesishen Gouverneur über Maß- regeln zur Sicherheit der Auëländer berathen, für den Fall, daß die chinesishen Soldaten sih wiederum empören sollten.
Dem „Reuter schen Bureau“ zufolge verlautet gerücht- weise in Futschou, daß die mit der Abtretung Formosas an Japan unzufriedenen Einwohner der Jnsel den Besiß der auf derselben bcfindlichen Bergwerke u. \. w. der brit i- schen Regierung angeboten hätten, wenn diese sie vor der Annexion durch Japan behüten wolle.
Afrika.
Die in Gibraltar angekommene holländishe Brigantine „Anna“ hat nah einem Telegramm des „W. T. B.” ge- meldet, daß sie, während sie am Sonntag auf der Höhe der maurischen Küste von ciner Windstille aufgehalten wurde, von aht mit RNiff-Arabern beseßten Booten an- gegriffen worden sei. Die Araber hätten den Kapitän cr- \chossen, den Steuermann verwundet und das Schiff geplündert.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (81.) Sigzung des Reichstags, welher die Staatssekretäre, Staats-Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Marschall beiwohnten, stand der von den Abgg. Auer und Genossen (Soz.) eingebrahte Gesezentwurf, betreffend das Recht der Versammlung und Vereinigung und das Necht der Koalition, zur ersten und zweiten Berathung.
Abg. Grillenberger (Soz.) führte zur Begründung des Antrags aus, es existierten heute in Deutschland 26 verschiedene Vereinsrechte. Dazu trete die vershiedene Ausführung dieser Vereing- rechte. Der Art. 4 der Reichsverfassung bestimme, daß das Vereins- und Versammlungsrecht der Reichsgesetzgebung vor- behalten bleiben folle. Seit Gründung des cihs mâre aber ein Versuch dazu noch nicht gemacht worden, und es fei hohe Zeit, bier Gleichheit zu schaffen. Zahlreiche Beispiele bewiesen, daß das Vereins- und Bersammlungsrecht sowie das Koalitions- recht der Arbeiter nur auf dem Papier \tebe. Nedner ütt seine Behauptungen auf eine Reibe von Vorgängen, die er ins- besondere aus dem Bereich der bayerischen und sähfishen Verwaltung e
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (60.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, in welcher der Finanz-Ministec Dr. Miquel und der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von vammerstein - Loxten anwesend waren, gelangte zunächst der von zahlreihen Abgeordneten unterstüßte Antrag der Abgg. Lücckhoff und Gen. zur Berathung:
… „Die Königliche Staatêregierung zu ersuchen, \sich in gleich- mäßigem Interesse der Landwirthschaft und Industrie die kräftigere Förderung des einheimis{en Flahsbaucs, insbesondere dur die Auenußgung des Bauer’schena Rösteverfahrens mittels staatlicher Unterstüßung und dur Bevorzugung des inländischen Flachses für den Bedarf der Staatéverwaltungen, angelegen sein zu lassen.“
Zur Begründung des Antrags erhielt das Wort
Abg Lückhoff (fc. kons.): Bei der Berathung des Seehand- lungs - Gtats in zweiter Lesung hat der Abg. Gothein in dankenêwerther Weise unter Hintreis auf die für die Land- wirthschaft und Leinenindustrie so außerordentlich wichtige Er- findung der Bauer’s{en Flachsröste die Bitte vorgetragen, die Seekandlung möge in ihrer Landeshuter Spinnerei und Solinger Bleiche diese Erfindung im allgemeinen Interesse ausnugzen. . Dur(- drungen von der Ueberzeugung, daß der Flachsbau in gegenwärtiger Zeit den Landwirthen den größten Ertrag liefert, insofern sie den Flachs direkt vcm Felde verkaufen können, daß die Ver- mehrung des Flahébaucs auh für unsere Leinenindustrie von segensreihem Einfluz sein würde, haben meine Freunde endlich den Antrag gestelit, der uns beute beschäftigen soll. Sie
wollen mir gestatten, meine auf diesem Gebiet gesammelten Er- fahrungen hier darzulegen. Cin mir nabestehender Landwirih in
Niederschlesien theilte mir mit, daß er vor mehreren Jahren den bis dahin ftark kultivierten Fla sbau aufgegeben as weil er seine Reh- nung dabei nit fand, thn aber seit zwei Fahren, nahdem er in -der angenehmen Lage gewesen sei, seinen Flahs direkt vom Felde an eine nach dem Bauer’shen System eingerichtete Röstanstalt abzuliefern, wieder aufgenommen habe. In seiner Gegend, fo erzählte mir der be- treffende Herr, habe der Morgen Flachs auf leichteren Böden bts zu 150 M, auf besseren Böden bis zu 200 A pro Morgen Brutto- ertrag gehabt, die Herstellungs- und Pflegekcsten hätten ih auf ca. 80 A pro Morgen belaufen, der Reinertrag sei also ein ganz zufrieden- stellender gewesen : derselbe fei aber noch um 10 bis 15 4 pro Morgen höher anzufchlagen, da der Flahs als beste Vorfruht die Weizen- oder Noggenernte um diesen Betrag erhöhe. Ein besonderer Vortheil für ihn und andere habe darin bestanden, daß fie
aus dem Erlös des Flahses die sämmtlihen Erntelöhne hätten
bestreiten können. Der beste Beweis für die gute Rentabilität des Flachëbaues unter diesen Umständen ist wohl der, daß dieser betreffende Landwirth in den leßten Tagen eine weitaus größere Morgenzahl mit Flachs besât hät. Als ehemaliger Fabrifant habe ih viel Leinengarn verwebt; ih verstehe mich also auf die Beurtheilung der Qualität von Leinengarnen und kann versichern, daß edlere Flächse kaum existieren als die in Niedershlesien gewachsenen. (Schluß des Blattes.)
_— Die Tabacksteuer-Kommission des Reichstags hat heute mit 18 gegen 4 Stimmen die ersten vier Paragraphen der Tabacksteuervorlage abgelehnt.
— Die XV. Kommission des Reichstags zur Vorberathung eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Branntwein- steuergeseßes vom 24. Juni 1887, hat sich konstituiert und zu ibrem Borsitßenden den Abg. Holt, zu dessen Stellvertreter den Abg. Szmula, zu Schriftführern die Abgg. Weber, Wetß und Werner gewählt.
— Bei der gestrigen Reichstags-Stihwahl im
| 1. Düsseldorfer Wahlkreise (Remscheid-Lennep- Mettmann)
erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, Otto Fishbeck (fr. Volksp.) 15763 und Karl Meist (Soz.) 15 138 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.
— Vei der gestern im 14. württembergishen Wahl- kreise (Geislingen, Heidenheim, Ulm) vorgenommenen Ersaßwahl zum Reichstag erhielten, wie „W. T. B.“ be- richtet, der Baurath Ehmann (Wirthschaftspartei), unter- stüßt von den Nationalliberalen, 6616 St.,, Hachnle (Demokrat) 6035 St., Dietrich (Sozialist) 2017 St., Groeber (Zentrum) 22 St. Es ist somit eine Stichwahl zwischen Ehmann und Haehnle erforderlich.
Dem Neichstag ist der Entwurf eines Gesetzes, be- treffend die Feststellung eines Nachtrags zumReihshaushalts- Etat für das Etatsjahr 1895/96 zugegangen, der in Einnahme und Ausgabe auf 1 700 000 46 lautet und zur Deckung der Kosten für dic Feierlichkeiten bei Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals bestimmt ift.
Dem Geseßentwurf ist folgende Denkschrift beigefügt :
Die Vollendung des Nord - Ostsee - Kanals ist im Laufe des Monats Juni d. J. zu erwarten. Der Bedeutung des großartigen Bauwerks entspricht es, die Fertigstellung und Eröffnung der neuen Verkebrsftraße dur eine größere Feier festlih zu begehen. Diese Feter wird sih nicht, wie im Jahre 1887 die Grundsteinlegung beim Beginn der Kanalarbeiten, auf die Veranstaltung eines deuts{-nationalen Festes beschränken Eönnen. Wohl haben die deutschen Fürsten und ihre Regierungen, das deutshe Volk “und seine verfassungsmäßige Vertretung min erster Reihe Anspru darauf, das Unternehmen in jeiner Vollendung zu seben, für welhes zur Stärkung der deutshen Wehrkraft und zum Nuyen des allgemeinen Handelsverkehrs erhebliche Mittel vom Reich zur Verfügung gestellt sind. Aber der Wunsch erscheint berehtigt, daß dic ei t des dem internationalen Verkehr dienenden neuen Weges, wie es bei der Eröffnung des Suezkanals und der Gotthardeisenbahn geshah, ihre Weihe au in ‘Begenwart von Vertretern der am Welt- verkehr vorwiegend betheiligten Nationen empfängt. Ihnen wird Gelegenheit zu geben sein, die Leistungen deutsher Technik und In- dustrie in der Herstellung von Wasserstraßen und gleichzeitig die durd; die Verbindung der beiden Meere erzielte Erhöhung der maritimen Kraft unserer Kriegéflotte zu würdigen. :
Es ist deshalb in Auësiht genommen, mit der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals in den Tagen vom 19. bis 22. Juni d. F. unter Betbeiligung fremder Nationen eine Feier zu verbinden, welche ihren Anfang vor der westlihen Kanalmündung nimmt, sh über den Kanal felbst erstreckt und am östlichen Ende im Kriegshafzn Kiel ihren Ab- {luß findet.
Zu diefer Feier werden sich um Seine Majesiät den Kaiser tie deu!shen Bundesfürsten versammeln. Die verbündeten Regierungen werden durch Bevollmächtigte zum Bundesrath vertreten fein; der Neichstag fowie der preußische Landtag, leßterer als varlamentarische Vertretung des bei Aufbringung der Geldmittel für - den Kanalbau im voraus betheiligten Bundesftaats, follen ersucht werden, an der Feier theilzunehmen. Von auswärtigen Staaten sind sämmtliche seefahrende Nationen Europas und die Vereinigten Staaten voa Amerika zur Betheiligung durch ihre diplomatischen Vertreter und Entsendung von Kriegs|chiffsgeshwadern eingeladen, und fast vollzählig haben diese Staaten ihre Theilnahme zugesagt. Dem- zufolge würden sich dem im Kieler Hafen zu konzentrierenden Theile
‘der deutscen Kriecgéflotte mindestens 50 fremde Kriegsschiffe voraus-
sictlih mit 12 Admiralen, gegen 800 Offizieren und 16 000 Mann Besatzung zugesellen.
Der Verlauf der Feierlichkeiten ift nah dem bisher vorliegenden Plane in seinen Grundzügen wie -folgt gedacht:
Im Anschluß an ein von der freien und Hansestadt Hamburg am 19. Juni d, J. veranstaltetes Fest begeben sich die Festtkeilnehmer in Hamburg zu Schiff, um nach der Fahrt elbäbwärts am frühen Morgen des 20, Junt durch die Brunsbütteler Schleuse in den Kanal einzutreten und daran diesen ia seiner ganzen Länge zu durhfabren. Soweit sie niht auf den dazu bestimmten Kaiser- lichen Schiffen oder auf den Avisos der freinden Geshwader Auf- nahme finden, werden die Festthcilnehmer die Fahrt durch den Kanal auf großen Schnelldampfern des Norddeutschen Lloyd und der Ham- burgish - Amerikanishen Packetfahrt - Aktiengesellshaft zurücklegen. Wäbrend der Fahrt, welche die Morgen- und Mittagstunden des 20. Zuni in Anspruch nehmen dürfte, werden sie Gelegenheit haben, den Kanal und seine VBetriebseinrihtungen fkennen zu lernen. Neben Hoffesilichkeiten zu Ehren der Fürstlihen Gäste soll am Aben® des 20. Juni seitens dec deutshen Marine zu Ehren der Offizierkorps der fremden Geshwader ein Ballfest im Gebäude der Marinc- Akademie zu Kiel veranstaltet werden. Am Vormittag des 21. Juni findet am Eingang des Kanals in die Kieler Föhrde bei Holtenau der reterlihe Akt zur Weihe der Vollentung der Kanalarbeiten statt. Für den Nacmittag ist eine Flottenparade sämmtlicher im Kriegs- hafen versammelten Kriegéshiffe und demnächst ein vom Reih zu gebendes Festmahl für fämmtlihe zu den Feierlihkeiten geladenen Sâste geplant. Am 22. Juni finden die offiziellen Festlihkeiten des Reichs mit cinem Flottenmanöver vor der Kieler Föhrde ihren Ab- {luß. JInzwiichen wird seitens der dteutshen Marine den fremden Kriegsschiffen und ihren Besagungen von ihrem Eintreffen an bis zur Abfahrt diejenige Gastfreundschaft zu erweisen sein, welhe dem Charaftter des peites und dem internationalen Brauch entspricht.
Die vorstehend sfizzierten Festlichkeiten fennzeihnen fi als ein Aft der Repräsentation des Deutschen Reichs niht nur gegenüber seinen cigenen Angehörigen und Vertretern, sondern besonders auz gegenüber den fremden Nationen, welche der aus diesem Anlaß er- gangenen Einladung zum Besuche eines deutschen Hafens in dankené-
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werther Bereitwilligkeit Folge geleistet haben. Das Réich erscheint verpflichtet, diese Répräfentation, welche ihm Gelegenheit bietet, für die seinen Kriegsschiffen im Auslande vielfa erwiefene Gastfreundschaft sich erfenntlih zu zeigen, in einer würdigen, seiner Stellung innerbalb des Kreises der geladenen Nationen entsprehenden Weise zu “üben. Hierdurch wird die Aufwendung außergewöhnliher Mittel bedingt, zu deren - Deckung auf den durch das Gese vom 16. März 1886 bereit gestellten Baufonds nicht zurückgegriffen werden kann. Abge- sehen davon, daß si zur Zeit niht übersehen läßt, in welhem Um- fange bei dem Baufonds Minderausgaben gegen den Voranschlag ein- treten werden, deren Betrag zur antheiligen Deckung der Kosten der in Rede stehenden Feierlichkeiten herangezogen werden könnte, ersheint es nah der Natur des Ausgabebedürfnisses nicht wohl angemefsen, die Deckungsmittel dem seitens des Reichs durh Anleihen beschafften Baufonds au nur antkbeilig zu entnehmen. Es dürfte vielmehr ge- boten sein, die für die Eröffnungsfeierlihkeiten erforderlichen Mittel os von etwaigen Ersparnissen am Baufonds besonders bereit zu ftellen.
Die Bedarfssumme läßt sich, zumal fie wesentlich von der noch ungewifsen Zahl der Theilnehmer abhängt, im voraus mit Zuverlässig- feit nit ermitteln, dürfte aber mit 170000 M nit zu hoh ge- griffen sein. Die entstehenden Kosten vertheilen fich auf zwei Haupt-
ruppen, von denen die erste die Kosten der Mgeneen, für sämmt- iche Theilnehmer gleihmäßig berechneten Festlichkeiten umfaßt, die andere durch die befonderen Veranstaltungen bedingt wird, welche unsere Marine, namentlich im Interesse dec fremden Kriegsschiffe, aus- ¿uführen haben wird. : Unter die erste Gruppe fallen insbesondere: / die Ermiethung großer Dampfer zur Beförderung der auf 700 bis 800 Personen zu beziffernden Gäste des Reichs und der begleitenden Dienerschaft auf dem Kanal und ibrer Beherbergung während der Festtage; die Verpflegung der Gäste auf den Schiffen; Gratifikationen an die Shiffsmannschaften ; - die Frmiethung kleinerer Fahrzeuge für den Verkehr im Kieler VA[en ; Herrihtung des Festplaßes und der Tribünen für den Weiheakt ; 5 Bau einer Festhalle für das vom Reich zu gebende Festmahl und Kosten dieses Festmahls für rund 1000 Personen; Erxtrazüge zur Beförderung der Festtheilnehmer auf der Eisen- bahn zwishen Berlin, Hamburg und Kiel; sächlihe Kosten aller Art. i
Die Kosten dieser erften Gruppe dürften nit unter 1 100 000 zu bemessen sein. : E 2
Unter die zweite Gruppe fallen zunächst die Kosten der NRepräsen- tation gegenüber den Offizierkorps der fremden Kriegéschiffe, ins- besondere durch Veranstaltung einer Ballfestlichkeit und der gastfreund- lihen Behandlung der Mannschaften dur entsprehende Unterhaltung und Bewirthung. Die Anfammlung einer ungewöhnlichen Zabl von Kriegsschiffen im Kieler Hafen bedingt ferner Vorkehrungen, um den Aufenthalt daselbst zu ermöglihen und den Verkehr zwischen ihnen und mit dem Lande sicher zu stellen. In dieser Beziehung bedarf es der Er- rihtung etner Signalstatien, der Auslegung einer großen Zahl von Anker- bojen, einer Kabelverbindung der Flaggschiffe unter sich und mit dem Lande, der Ermiethung von Prähmen und Schleppdampfern. Es werden ferner Wartehallen für Beurlaubte, Sanitätswachen, Aus- kunftsbureaux herzustellen, elektrishe Beleuhtungsvorrihtungen für die Landungsbrücken zu beschaffen sein. Einschließlich der kleineren Aus- gaben von Drucksachen und dergleichen und der im einzelaen nicht vorherzuschenden Kosten wird der Bedarf für die zweite Gruppe auf 500 000 bis 600 000 5 zu schäßen sein. :
Hiernach ergiebt sih ein voraussihtliher Gesammtbedarf von 1 600 000 bis 1700000 4, welch leßterer Betrag in den Entwurf zum Nachtrazs-Etat eingestellt worden ift. Da die Mittel im Interesse verschiedener Refsorts aufzuwenden sind, empfiehlt es si, den Fonds zur Verfügung des Reichskanzlers zu stellen, welcher den- A auf die betheiligten Ressorts nach Bedarf zu vertheilen baben wird.
Kunst und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung. T.
L. K. Die Berliner Kunstausstellung 1895 is heute Mittag von dem Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse mit einer Ansprache an die Comité-Mitglieder und die geladenen Ehrengäste feierlih eröffnet worden. Die Ansprache klang in ein Hoch auf SeineMazjestät den Kaiser aus, in welches die Festversammlung begeistert einstimmte. Sodann traten die Erschienenen unter Führung des Comités ‘einen Rundgang durch die Ausstellung an.
Schon der Firnißtag hatte große Erwariungen rege
emaht: das Erscheinen der französishen Künstler in Berlin war lange “in dex Tagespresse debattiert worden und man machte sich auf ein neuartiges Bild der jüngsten Entwickelungsphase der künstlerishen Auffassung gefaßt. Daß Frankreih in dieser Entwickelung Deutschland vorauseilt, wird bedingungslos anerkannt; ob aber die neuen Wege der bildenden Kunst empor- oder hinabführen, darüber läßt sich auh angesichts der diesjährigen Ausstellung nur {wer ein klares Urtheil bilden. Große Persönlichkeiten, die das ganze Wollen und Können ihrer Zeit in sih verkörpern und in ihren Leistungen *zzum Ausdruck bringen, fehlen gegenwärtig. Ver- feinerung und Virtuosität überwiegen. Das ist die Signatur der französishen Säle, deren erster, Saal Ÿ, die Künstler- gemeinde des Ch amp de Mars mit den befannten Namen Ruvis de Chavannes, Besnard (Familienporträt und Rosse am Meer), Raffaelli, Gervex, Bérau d (Kreuz- tragung), Carrière, Courtois, PietundRosset-Granget vertritt, während in dem Saale der Elysées (40) neben vielen untergeordneten Leistungen die Werke Lagarde's, Boldini's, Roybet’s, Bréauté’'s, Gorguet's besonders ins Auge fallen. Als Nebenzweig der Pariser Schule, aber seiner Lehr- meisterin durchaus ebenbürtig, kennzeihnet fih auf unserer Ausstellung die amerikanishe Schule, deren Saal sicher- lih einen Hauptanziehungspunkt für die jüngere kunstfreund- lihe Welt abgeben wird. Die Mitte der Hauptwand nehmen Dannat’s N spanische Sängerinnen cin; große Bilder von Walter ay, Humphreys Johnston, Mac- Ewen, Alexander, Rolshoven, Sprague Pearce, Sargent Leftrich führen uns die wichtigsten Vectreter der franco-amerikanishen Malerei vor. Auch Harrison mit seinen arfadishen Landschaften und Waldweihern fehlt nicht. Rein äußerlih fällt in dieser wie in anderen Abtheilungen der diesjährigen Ausstellung die Freude an großen Bilder- formaten ins Auge, die cine Zeit lang in unseren Ausstellun en dem fleineren Kabinetbild den Plaß geräumt hatten. _Die Riesenleinwand von Roybet, Karl’'s des Kühnen Kirchenüber- fall darstellend, Brandis’ Töchterlein Jairi, Le Quesnes’' Wasserfall, H. E. Pohle's Historienbild aus Fridericianischer Zeit und Men ‘olossalleistungen sind allerdings kaum dazu angethan, für die neue Vorliebe Freunde zu werben. Neben Frankreih und Amerika nimmt das übrige Ausland nur einen kleinen Raum ein: die Niederlande find durh Luyten, Oyens, Meg und Alfred Stevens gut repräsentiert, zwei kleinere Kabinette enthalten schottische Bilder von Austen Brown, Kerr Lawson, Mackie, Hamilton,
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Roche, Walton u. a., während England nur Ouägalià vertreten is. Unter den polnishen Malern ragt Olga Boznanska mit zwei trefflihen Männerbildnissen hervor.
g Deutschland hat die Münchener Sezession dies- mal die Führung übernommen: eine imposante Phalanx von ausgezeihneten Leistungen: Kalkreuth, Stuck, Albert Keller, G. Kühl, Dill, Herterih, H. von Heyden, Habermann, Samberger, B. Becker, Keller-Rèut: lingen haben ihre von der vorjährigen Münchener Aus- stellung meist bekannten neueren Arbeiten gebraht. Sonder- ausstellungen von Trübner, Leibl und Thoma vervoll- ständigen das erfreuliche Bild der süddeutshen Kunstentwie- lung, während Berlin als Gastgeberin erheblih in den Hinter- grund tritt.
Als eine erfreuliche Neuerung ift die Zerlegung des leßten,
des sogenannten Skulpturensaals durch halbhohe Bildérwänds zu erwähnen, in dessen Mittelpunkt sih der Loreleybrunnen für Amerika erhebt. ___ Der Gesammteindruck der Ausstellung i} ein wesent- lih günstigerer als in den Vorjahren und versprihht oiel- seitige Anregung für die Besucher. Als Generalprobe für die große Ausstellung des künftigen Jahres verdient die diesjährige Darbietung besonderes Jnteresse.
Guftav Freytag, dessen shwere Erkrankung bereits gemeldet wurde, ist nah einem Telegramm des „,W. T. B.*, gestern Abend gegen 10 Uhr in Wiesbaden seinem Leiden erlegen. Mit ihm ist einer unferer nambaftesten Schriftsteller und Dichter dahingeschieden. Guftav Freytag war geboren am 13. Juli 1816 zu Kreuzburg in Swlesien. Er besuchte das Gymnasium zu Oels und ftudierte auf den Universitäten Breslau und Berlin Philosophie und germanische Philologie. 1839 habilitieree er sich an der Breslauer Universität als Privatdozent für deutshe Sprache und Literatur. Neben seiner wissenschaftlichen Thätigkeit entfaltete sib hon damals mehr und mehr fein poetishes Schaffen. So schrieb er im Jahre 1842 sein erstes dramatishes Werk, das Lustspiel „Die Brautfahrt, oder Kunz von der Rosen* und 1845 ein Bändchen Gedichte unter dem Titel „Jn Breslau". Beide Erstlingswerke waren bereits durch eine feine Beobachtungsgabe, den Zug zum Charakteriftish-Lebendigen vortheilhaft ausgezeihnet. Dur die modernen Dramen: „Der Gelehrte“ (1844), „Die Valentine* (1846), „Graf Waldemar“ (1847) und dur das mit feinem und herzlichem Humor ein Bild des geistigen und politischen Lebens jener Zeit ent- rollende Lustspiel „Die Journalisten® (1853) begründete er seinen Ruf als Dramatiker; namentlich sind „Die Journalisten“ als eines der besten deutschen Lustspiele des 19. Jahrhunderts an- erkannt. Mit der Tragödie „Die Fabier“ (1859) griff er von der Darstellung modernen Lebens zum Pathos der Antike zurück. Der Dichter war 1847 von Breslau nach Dresden übergesiedelt, wählte aber {hon im nähsten Jahre Leipzig zum Wohnfiß, wo er in Gemeinschaft mit Julian Schmidt die bis dahin von Kuranda redigierte Zeitschrift „Die Grenzboten“ übernahm. Für diese Zeitschrift schrieb er u. a. eine Reihe vorzüglicher fultur- bistorisher Aufsäße aus der deutschen Vergangenheit. Nur während der Wintermonate lebte er in Leipzig, im Sommer dagegen in Sieb- leben bei Gotha und in vielfahem Verkehr mit dem Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha, welher Freytag 1854 zum Hofrath, später zum Geheimen Hofrath, 1893 zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Titel „Excellenz“ ernannte.
Bis Ende 1870 blieb er Herausgeber der, Grenzboten“ und betheiligte ih dann noch kurze Zeit an der Herausgabe der Zeitschrift „Im neuen Reich“. Sowohl seine Thätigkeit als Abgeordneter Erfurts zum Norddeutschen Reichstag wie seine Theilnahme am Feldzug in Frank- reih, wo er nah der Schhlaht bei Sedan das Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen begleitete, unterbrahen Freytag's literarishes Schaffen nur vorübergehend. Er lebte seitdem wieder in Leipzig, seit 1879 theils in Wiesbaden, theils in Siebleben. Neben gründlichen historishen Studien, aus welchen die farbenreien, lebendig - anschau- lichen „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ hervorgingen, beshäf- tigten ihn Untersuchungen über , Die Technik des Dramas“. Als Dichter hatte er ferner mit dem sozialen Noman „Soll und Haben“ außerordentlichen Erfolg: es war der Roman des deutschen Bürger- thums, sein realistisch verklärendes Spiegelbild. Dieser in mebrere Sprachen überseßte Roman erhielt ein Seitenstück in dem ¡weiten sozialen Noman „Die verlorene Handschrift“, der den Gelehrtenstand zum Mittelpunkt nahm. Jn seinem nädsten, nah dem deutsch- franzöfischen Kriege ershienenen Werk „Die Ahnen* werden die Schick- fale ciner beut Ven Zee von der germanishen Urzeit bis zur Gegenwart in einer Reihe kulturhistorischer Erzählungen geschildert. Von seinen übrigenShriften sind ferner noch hervorzuheben: das treffliche Lebensbild „Karl Mathy“ : „Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone, Erinnerungsblätter“ (1889), welche mehrere Gegenschriften hervorriefen : „Gesammelte Aufsätze"; literarishe und politishe Essays und „Er- innerungen aus meinem Leben“. — Bei Gelegenheit seines 70. Geburtstags bestimmte ein Erlaß des Hochseligen Kaisers Wilhelm I., baß ein Bildniß Freytag's (von Stauffer-Bern) aus Staatsmitteln angefertigt und in der Nationalgalerie zu Berlin auf- gestellt werde.
Gustav Freytag war ein durhaus moderner Dichter, der
scharfe Gegensäße aus dem Leben aufgriff und manche Anklagen gegen die Gefell|chaft erhob, ohne doh je ciner beschränkten Tendenz zu verfallen : davor bewahrte thn sein weiter historisher Blick. Fn seinen Dramen liebte er shwierige psychologishe Probleme, doch mit natürlicher Lösung. Sein gesunder, tüchtig \trebender Geist aber machte Guftav Freytag zum populärsten Romanschriftsteller der neueren deutschen Literatur. / Ueber die leßten Stunden seines Lebens berihtet der „Rheinische Courier“: Gustav Freytag war bis zu den leßten Tagen bei vollem Bewußtsein. Troy Aufwendung aller nur möglichen fkräftigenden Mittel gelang es nicht, die überhandnehmende Shwäche des Herzens zu überwinden. Der Kranke war heiteren Geistes und hatte freund- lihe Worte für seine Familie und jeden Besuchenden. Erst am Montag wurde der Zustand hoffnungélos, da zunehmende HerGwäge und längere Bewußtlosigkeit eintraten. Gestern lag der Kranke meist im Schlummer, bis er um 10 Uhr Abends sanft entslief. Die Leiche wird nah Siebleben übergeführt.
— Der Katalog für die heute eröffnete Berliner Kunst- ausstellung is wieder, wie alljährlih, bei der bekannten Kunst- verlagéfirma Rudolf Schuster hierselb ershienen. Die amtliche Auëgabe kostet broschiert 1 4, gebunden 1 Æ 50 A. Der illustrierte Katalog soll in n Tagen ausgegeben werden.
— Vorgestern Nachmittag fand die Eröffnung des Salons der
Champs Elysées in Paris durch den Prâsidenten der Repu- blik statt. — In Venedig wurde gestern Vormittag die internationale Kunstausstellung durhch den König und die Königin feierlich eröffnet. Dem Akt wohnten die Minister Baccelli und Mocenni: die Spiten der Behörden und die geladenen Persönlichkeiten bei. Das Königspaar wurde von der Volksmenge lebhaft begrüßt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Norwegen. Durch Verordnung der Königlih norwegishen Regierung vom 25, April d. J. ift Rußland mit Ausnahme der Gouvernements A und Podolien. für rein von Cholera erklärt worden. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 27 vom 31. Januar d. J.)
Hongkong, 30. April. ,W. T. B.* meldet: Gestern waren
hier drei Fälle von Pest zu verzeichnen.
Verdingungen im Auslande.
: Desterreih- Ungarn. i 6. Mai, 1 Uhr. General-Direktion der öfterreihishen Bahnen in Wie n : Lieferung von 35 Lokomotiven, 35 Tendern und 45 Dienst- wagen.
i Großbritannien.
7. Meai, 2 Uhr. Staatsfekretariat für Indien in London : Lieferung von Metallgestellen für Güterwagen. Auskunft im Bureau des Director general of Stores, India Office, Whitehall, Lon- don SW.
Italien.
6. WMèai, 10è Uhr. Artillerie - Direktion des pyrotenischen Laboratoriums in Capua: Lieferung von 20090 kg gewöhnlichen Filzes. Sostenvoranshlag 3000 Fr. Kaution 300 r. Lieferungé- frist 30 Tage.
20. Mai, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom untD Präfektur in Campobasso: Negulierungs-, Verfestigungs- und Kon/f olidierungsarbeiten auf der Strecke Boscoredo—Boiano, Linie Ifernia—Campobafsso. Kostenvoranshlag 130000 Fr. Provisforische Kaution 7500, definitive Kaution 15 000 Fr. |
Spanien. :
14. Mai. Magistrat von Oviedo: Ausschreiben eines Projekts zur Ausdehnung der Trinkwasserleitung in “der Skadt Oviedo. Kosten- voranschlag 15 000 Peseta. Kaution 1000 Peseta.
_18. Mai, 1 Uhr. General-Direktion der öffentlichen Arbeiten in Mad rid: Lieferung von gußeisernen Röhren und Einzelstücken zur Leitung des Wassers vom Kanal Ffabella 11 nah der Gen- darmerie in Getafe. Kostenvoranshlag 50 724.54 Peseta. Kaution 2937 Peseta.
Portugal.
1. Mai, 1 Uhr. Direktion der Eisenbahnen des Minho und Doero in P orto: Lieferung von 132 Nadreifen für Wagen und Lokomotiven. Auskunft bei der erwähnten Verwaltung.
6. MVêai. Königliche Gesellschaft der portugiesishen Eisenbahnen in Lissa bon: Lieferung von 604 m Transmissionsriemen in Leder. Auskunft im Bureau der Gesellschaft, Paris, Rue de Châteaudun 28.
8. Mai, 1 Uhr. Direktion der Eisenbahnen des Minho und Doero in Porto: Lieferung von 200 t Kreosot. Auskunft bei der erwähnten Verwaltung.
15. Mai, Mittags. Königliche Gesellshaft der portugiesischen Bahnen in Lissabon: Lieferung von 8750 Stück ges{mirgeltem Leinen, 700 Blatt Sinirgel:-Dapier und 25 200 Blatt Glas-Papier. Auskunft im Bureau der Gesellschaft, Paris, Nue de Châteaudun 28.
Niederlande.
___6. Mai, Mittags. Kommunalverwaltung vom Amsterdam: Lieferung von Bord-Steinen für Trottoirs. Lastenbeft bei der Staats- druckerci für 0,50 Fl.
_ 22. MDê2ai, Mittags. Ministerium für die Kolonien, Loos Nr. 167 : Lieferung Des metallenen Anbaus nebft Zubehör für 3 Brücken. Loos Nr. 168: Lieferung des metallenen “ Oberbaus mit Zubehör für 30 SekunDärbahnbrücken, sämmtlich für die Staatseisenbahnen auf Java. Loos Litt. Nr. 1 : Lieferung der Schraubenpfähle und Schrauben- ‘blätter nebft Zubehör für das Kriegsdepartement in Niederländisch Indien. Bedingungen zur Einsicht im technisGen Bureau des Kolonial-Ministeriums und bei Franko- Anfrage erhältlich bei Martinus Nvhoff irr Haag, Nobelstraat 18, gegen Bezahlung von 50 Cts. und 90 Cts. und 1,50 Fl. für die einzelnen Loose.
Rumänien
27. Juni. Ministerium der öffentlichen Arbeiten : Regulierung des Flusses Argesh bei Pitesci und Schußarbeiten an der Eisenbahn- linie PiteSci—Curtrtea de Arges Mas 350 000 Fr.
E:
15. DèTai. Finanz - Ministerium in Santiago: © Versteigerung von 16 Fabriken zur Herstellung von Natron-Salpeter nebst den dazu gehörigen Feldern und 6 Feldern ohne Fabriken, in der Provinz Parapaca Belegen und auf 1 042564 Pfd. Sterl. geshäßt. Die Interessenten Töônnen jede bezüglihe Auskunft erhalten bei der chileniscen Gesandshaft in Deutschland.
Egypten.
18. Mai. Direktor der Polizei-Magazine in Bulak: Lieferung von Sattelzeug und Material zur Ausbesserung (Uebung 1895/96). Lastenheft irn Finanz-Bureau des Ministertums des JInnern in Kairo, WochentagS von 10 bis 1 Uhr.
Verkehrs-Anstalten.
Die zettlih nahegerückte Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals für den internationalen Verkehr, die \sich unmittelbar an die Ein- weibungsfeterlichfeiten in den Tagen vom 19. bis 22. Juni d. I. an- schließen wird, wendet die allgemeine Theilnahme dem großartigen Bauwerk zu. Es werden deshalb folgende Mittheilungen über den Weg, die Einrichtung und Ausstattung des Kanals zur Ueberwindung des zu erwartenden gewaltigen Verkehrs. willkommen sein:
Der Mèord-Dftsee-Kanal durchzieht die Halbinsel Schleswig- Holftein von der Elbe über Rendsburg zur Ostsee in einer Länge von 98,65 Em. Seine beiden Mündungen befinden sich: zur Nordfee an der Elbe bei Brunsbüttel, zur Ostsee an der Kieler Föhrde bei Holtenau nördlich von Kiel. Jede dieser Mündungen ist für den Eingang Und Autgang der Schiffe mit zwei nebeneinander liegenden Schleusen versehen, welche, so lange es die Wasserstände gestatten, für die durchgehende Schiffahrt geöffnet bleiben. An der Oftsce stehen diefe Schleusen gewöhnli ofen, an der Elbe sind se, nor- male Witterung vorausgeseßt, während jeder Fluthperiode 3 bis 4 Stunden geöffnet. Die Schiffsbewegung hat sich thunlichst in der Fahrrichtung rechts zu vollziehen, sodaß immer die eine S&leuse für die einfahrenden, die andere Schleuse für die ausfabrenden Fahr- zeuge an jeder Mündung zur Nuzung kommt, also Begegnung in und unmittelbar vor den S{hleusen vermieden wird. Jede dieser Mün- dungsshleufen, die nur bei wesentlihen Höhenunterschieden des Innen- und Außenrvafsserstandes in Wirkung kommen, ist 25 m breit und bat eine Länge zwischen den Thoren von 150 m. Auf den St{bleusen- shwellen ift bei niedrigstem Kanalwasserstand noch eine Wassertiefe bei Brunsbüttel von 8,70 m, bei Holtenau von 9,07 m. Zur Bewegung durch die Schleusen istfür die Schiffe, soweit nöthig, je ein Shleppdambfer für jede Sleuse vorhanden. Die Schleusen an beiden Mündungen werden in den Thoren, Schüßen und Spillen bvydraulisch bewegt, um die Schiffe schnell zu befördern. Binnenseits der Schleusen befinden f Häfen, welche als Wartepläßze für die Schiffe dienen, die Aufenthalt haben. — Der Kanal hat bei niedrigstem Wasserstand §5 m Tiefe bei einer Sohlenbreite von 22 m. Bei 6,5 m tiefgehenden Schiffen ift die Breite in Kielhöhe zu 34 m bemessen. Die Böschungen des Kanals sind bis zu 3 m über der Sohle 1:3, von bis 7 m über der Sohle 1:2. In der Höhe von 7 m über der Sohle liegt an jeder Seite ein 2,5 m breites Bankett, auf welches [0s der Fuß der bis auf 1 m üter Mittelwasser (Normalspiegel) inauf reizenden Steinböshung aufseßzt. In den Krümmungen von 1000 m bis 2500 m Radius ist die Soble noch verbreitert, damit die Schiffe fie leichter durhlaufen können. — Die Fährt durch den Kanal unter Lootsenkontrole, welhe auch die Zollaufsiht bewirkt, darf 5,3 Knoten Geschwindigkeit nicht überschreiten, sodaß mit geringen Aufenthalten bei Schleusen und Brücken auf cine Durchgangszeit von 13 Stunden zu rechnen ist. Dampfer können mit eigener Kraft gehen, Segelschiffe Dagegen werden geshlevpt. Die Einzelheiten des Be- triebs werden nah einem noch nicht ganz abges{losfenen Betriebs- reglement geordnet. Der Gebührentarif steht noch nicht feft. — Beide Ufer des Kanals sind in Höhe des Wasserspiegels zum Shutz gegen Wellenslag mit Steinen bekleidet, und es befinden sch in Entfernungen von 200 m Steintrevpen in diesen Pflasterungen. Am Ufer entlang und in einem Abstande von 25 m zu beiden Seiten der Treppen stehen für etwaigen Bedarf Haltepfähle. Bei Kilo- meter 12,2, 22,6, 35, 47,35, 59,1, 70, 84 und in den Seen befinden sich Ausweichestellen, mit Haltepfählen an den Ufern, von 6,5 m Wassertiefe Gei Niedrigroafser, in welche die Handels\chiffe ein-
treten, wenn größere iegsfhife den Kanal dur(hlaufen. Diese
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