1895 / 119 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 May 1895 18:00:01 GMT) scan diff

berg.) beauftagt. v. Voigt, Königl. preuß. Oberst, bisher Oberst-Lt., von der Stellung als etatsmäß. Stabsoffizier des Inf. Regts. Ait- Württemberg Nr. 121 behufs Verwendung als Kommandeur des 4. Niederschles. Inf. Regts. Nr. 51 enthoben. Epplen, Oberst - Lieutenant und etatsmäß. Stabsoffizier des 2. Feld- Art. Negts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, mit der Führung dieses Regts., unter Stellung à la suite desselben, be- auftragt. v. Enfkevort, Königlih preuß. Oberst-Lt. und Kom- mandeur des Ulan. Regts. König Karl Nr. 19, in gleiher Eigen- haft zum Drag. Regt. König Nr. 26 verseßt. Münzenmaier, Oberst-Lt. und Abtheil. Kommandeur im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum etatsmäß. Stabsoffizier-ernannt. Schempp, Major und Bats. Kommandeur im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrih von Baden, unter Beförderung zum Oberst-Lt., als“ etatömäßiger Stabsoffizier in das Inf. Regt. Alt- Württemberg Nr. 121 versegt. v. Werder, Königlih preuß. Major, bisher etatsmäß. Stabsoffizier des Drag. Regts. von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12, fommandiert _ nah Württemberg, mit der Führung des Ulan. Regts. König Karl Nr. 19, unter Stellung à la suite desselben , beauftragt. v. Henning auf Shönhoff, Königl. preuß. Major, bisher aggreg. dem Füs. Regt. von Gerêédorff (Hef.) Nr. 830, kommandiert nach Württemberg, zum Bats. Kommandeur im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großberzog Friedrih von Baden ernannt. v. Donop, Königl. preuß. Major, bisher aggres. dem Inf. Regt. Großherzog Friedrich Franz II1. von Mecklenburg-Schwerin (4. Brandenburg.) Nr. 24, kommandiert nach Württemberg, dem Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, Seible, Hauptm. und Komp. Chef im Inf. Negt. Kaiser Wilbelm, König von Preußen Nr. 120, unter Beförderung zum überzähl. Major, dem Regt., Wingbofer, Hauptm. und Komp. Cbef im Inf. Regt. Alt-Württemberg Nr. 121, unter Beförderung zum überzähl. Major, dem Regt. aggregiert. Roos, Hauptm. à la suite des 2. Feld-Art. Regts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bavern und Mitglied der Art. Prüfungskommission,- zum überzähl. Major befördert. Frit\ch, Hauptm. im Feld-Art. Regt. König Karl Nr. 13, unter Beförderung zum Major, vorläufig obne Patent, als Abtbeil. Kommandeur in das 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern verseßt. Stimmel, auptm. und Battr. Chef im Feld-Art. Regt. König Karl r. 13, von der Stellung als Battr. Chef enthoben. rrer, Hauptmann im Großen Generalstabe, unter Ent- ng von dem Kommando nach Preußen, als Battr. Chef in das Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern verseßt. inzelbach, Hauptm. und Battr. Chef im 2. Feld-Art. Regt. 29 Prinz-Kegent Luitpold von Bayern, unter Verseßung in Generalstab, nach Preußen behufs Verwendung beim Großen Seneralstab, Frbr. von Mittnacht, Hauptm. und Battr. Chef demselben Regt., nach Preußen behufs Verwendung als Battr. ef im 2. Rbein. Feld-Art. Regt. Nr. 23, kommandiert. Bern- rd, Hauptm. im Feld-Art. Negt. König Karl Nr. 13, zum Battr. hef, Teihmann, Hauptm. im Inf. Regt. Alt - Württemberg Nr. 121, Lenz, Hauptm. im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 129, zu Komv. Chefs, Schmidt, Hauvtm. im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, ernannt. Die Pr. Us.: Triebig im Gren.

19, Weiß, Marx im Juf. Regt.

n Nr. 125, Reichold im Inf.

, zu überzähl. Hauptleuten ;

Regt. Kaiser Friedri, König

unter Verseßung in das 4. Inf. Regt.

Franz Joseph von Oesterrêih, König von Ungarn, Degenfeld-Schonburg im Gren. Regt. Königin Olga unter Verseßung in das 8. Inf. Regt. Nr. 126 Groß-

zog Friedrih von Baden, v. Zeppelin im Gren. Regt. Königin a Nr. 119, unter Verseßung in das Inf. Regt. Alt-Württemberg 21, Shöntag im Inf. Regt. König Wilhelm I. Nr. 124,

: aldenwang, Sec. Lt. im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Luitpold Vayern, zum Pr. Lt., vorläusig obne

È f im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, im Inf. Regt. Kaiser Fischer im Feld-Art.

3. Inf. Regt. Nr. 126 Gren. Regt. König

zi Iobst, Frbr.

gt. König Wilbelm I.

im 2. Feld-Art.

zern, Hornung im Baden, zu

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Nr. 29 Prinz-Regent

8. Inf. Regt. Nr. 16 G

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Pr. Lt. im 8. Inf. Regt. Nr. mit Pension, der Erlaubniß zum Tre Ertheilung der Aussicht auf Arftell Pr. L im 4. Zol. Negt. N Desterreich, König von L 9) Bosch, Sec. L. im Inf. Regt. Kaiser Wilb Nr. 120, unter Uebertritt zu den Entlassung aus dem aktiven Di im Inf. Negt. Alt-Württemberga

Im Beurlaubtenstande. der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Deffner, Pr. Lts. von der Ka Sec. Lt. von der Feld-Art. 2. Auf Train 2. Aufgebots, des sczied bewilligt.

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Kaiserliche Marine.

Offiziere 2. Ernennungen, feßungen. Neues Palais, 13. Mai. F in Genehmigung seines Abschiedêgesuhs von mandierender Admiral entbunden und mit der ge Disp. gestellt ; derselbe ift ferner à la suite deé ì den Listen der Marine zu führen. Knorr, Admiral, kommandiert zur Vertretung des kommandierenden Admirals, unter Entbindung bon der Stellung als Chef der Marinestation der Ostsee, zum kom- mandierenden Admiral ernannt. v. Reihe, Kontre-Admiral, unter Beförderung zum Vize-Admiral und unter Belaffung in seiner Stellung als Direktor des Bildungëwesens der Marine, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Cbefs der Marinestation der Ostsee beauftragt. Plüddemann, Kapitän zur See, unter Be- lassung in seiner Stellung als Präses der Schiffs-Prüfungskommission, zum Kontre-Admiral, Tirpitz, Kapitän zur See und Chef des Stabes des Ober-Kommandos der Marine, zum überzähl. Kontre-Admiral Flichtenböfer, Korv. Kapitän, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs der I. Werft-Div., unter Ernennung zum Kommandeur der T1. Werft-Div., zum Kapitän zur See, Gilde- meister, Kapitän-Lt., zum Korv. Kapitän, Funke, Lt. zur See, zum Kapitän-Lt., unter Vorbehalt der Patentierung, Paschen, Unter - Lieutenant zur See, zum Lieutenant zur See, hbe- fördert. v. Diederichs, Kontre - Admiral und Inspekteur der 1. Marine - Inspektion, für die Zeit der Eröffnungsfeierlich- keiten des Nord-Ostsee-Kanals zum Div. Chef für S. M. Schulschiffe „Stosch“, „Stein", „Moltke“ und „Gneisenau“, Oldekop, Kontre- Admiral und Inspekteur der 2. Mcrine-Insp., für die Zeit der Er- öffnungsfeierlihfeiten des Nord-Oftsee-Kanals zum Div. Chef für S. M. Panzerschiffe 4. Klasse von den Res. Divisionen der Ostsee und Nordsee, ernannt. Graf v. Bernstorff, Kapitän-Lt., von dem Kommando S. M. Transportsciffes „Pelikan“ entbunden. Wall- mann, Korv. Kapitän, unter Belassung in seiner Stellung als Mit-

glied der Schiffs - Prüfungskommission, zum Kommandanten S. M. Transportschiffes „Pelifan“ ernannt. Dähnhardt, Kapitän-Lt., nah Rückkehr S. M. Kreuzers 3. Klasse „Alexandrine“ zur Dienstleistung beim Reichs - Marineamt kommandiert. Schulz, Maschinen-Unter-Ingenieur, zum Maschinen-Fagen. befördert. Stehr, Klug, Prenzloff, A. unter Feststellung ihrer Anciennetät in vorstehender Reihenfolge, Patente ihrer Charge vem 8. April 1895 erhalten. Klimpt, Nasser, Rogge, Boeseke, Schüßler, Hessemer, Osterwald, überzäblige Maschinen-Unter-Ingen., Patente ihrer Charge erhalten. Raeder, v. Koh, Wegener, Schnabel, Fisher, Schwengers, Pun ing, Müller v. Berneck, Ritter v. Waechter, Po ch- ammer, Shultz (Max), Freiherr von Gagern, Strasser, Freiherr von Kottwigz, Hinckeldeyn, Robertson, Teihmann, Westerkamb, Mezing, Müller -Pal m, Weimann - Bishoff, Berendes, Bodecker, Elert, Kable, von Stosch, Kohl, Freiherr von Hammerstein, v. d. Knesebeck, Jacobs, Richter, Webmeyer, Schulz (Edmund) Wosfidlo, Götting, Mönch, v. Wolf, Kaul- ausen, Lüring, Groschuff, Schütte, Blankenheim, Erler, Sachße, Hoffmann (Ernst), Klckppenbach, Knapp- stein, Braunschweig, Hilmers, v. Tilly, Kirschner, Livonius, Kalb, Volkmar, Bartels, Thiem, Schmidt (Walter), Weber, Barth (Ludwig), Graf v. Bvylandt, Kadetten, das Zeugniß der Reife zum Seekadetten ertheilt und gleizeitig zu Seekadetten, unter Feststellung ihrer Anciennetät nach vorstehender Reibenfolge, Jansen, Lt. zur See der Seewebr 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Hamburg, Mittmann, Lt. zur See der Seewehr 1. Aufgebots im Landw. Bezirk I1 Bremen, zu Kapitän-Lts. der Seewehr 1. Aufgebots des See-Offizierkorps, Behrens, Vize- Steuermann der Res. im Landw. Bezirk Lübeck, zum Unter-Lt. zur See der Res. des See-Offizierkorps, v. Sobbe, Baumeister, v. Haas, Kadetten der Res., zu Seekadetten der Res., befördert. Abschiedsbewilligungen. Neues Palais, 13. Mai. nge, Kapitän zur See a. D. zu Kreuznah, Maschke, Kapitän See a. D. zu Essen, beide zuleßt von der Marinestation der see, mit ibrer Penfion zur Disp gestellt. Broefker, Korv. Kapitän, unter Berleibung des Charakters als Kapitän zur See, mit der geseßlihen Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform der Ab- schied bewilligt. Kaiserlihe Shustruppe für Deutsh-Südwest-Afrika. Strehlen, 23. April. Müller, Major, bisber aggreg. dem Inf. Negt. Graf Kirchbach (1. Niedersle\.) Nr. 46, mit dem 20. April 1895 der Shußtruppe für Deutsh-Südwest-Afrika zugetheilt und mit der Stellvertretung des Majors Leutwein in der Wahr: nebmung der Funktionen des Kommandeurs der Schußtruppe be- auftragt. Kaiserlihe Shußbtruppe für Deutsh:Ofstafrika. Strehlen, 23. April. Stadlbaur, Sec. Lt. a. D., bi vom Königl. Bayer. 14. Inf. Regt. Herzog Karl Theodor, mit 1. Mai 1895 der Schußtrupve für Deutsh-Ostafrika zugetheilt. Schl iß, 30. April. Merker, Sec. Lt. a. D., bisher v [. Negt. Königin (Schleswig-Holstein.) Nr. 86, Albinus, Sec. Lt. ._D., bisher vom 5. Westfäl. Inf. Regt. Nr. 53, Dr. Eggel, rzt 2. KL, bisher vom Großberzogl. Mecklenburg. Jäger- Bat. Nr. 14, Dr. Drewes, Assist. Arzt 2. Kl.., bisher vom Ulan. Neat. von Schmidt (1. Pomm.) Nr. 4, sämmtli mit dem 1. Mai 1895 der Schußtruppe für Deutsh-Oftafrika zugetheilt.

Deutscher Reichstag. 95. Sizung vom Freitag, 17. Mai.

Ueber den Beginn der Sißung is gestern berichtet worden.

Zur ersten Berathung steht der Geseßentwurf wegen Abänderung des Zutckersteuergescßes. Die Vorlage will vorbehaltlich einer definitiven Revision des Zuckersteuer- gesezes einstweilen eine Abänderung dahin herbeiführen, daß die Ausfuhrzushüsse, welhe gegenwärtig in Klasse a. 1,25 M, in Klasse b. 2 #, in Klaîse c. 1,65 betragen und sich vom 1. August 1895 av auf bezw. 1, 1,75 und 140 ermäßigen, über diesen Termin hinaus in bisheriger Höhe bestehen bleiben.

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Dr. Graf von Posadowsky:

Meine Herren! Den Zweck des Ihnen vorliegenden Notbgeseß- entwurfs kann man fkurz bezeihnen mit dem Grundsaß: ne reformatio j jus. Wir wollten mit Rücksicht auf die ungünstige Lage, in

Zudckerindustrie und mit gemeinshaftlich die Rüben bauenden Landwirthe infolge des großen Preisfalls des Zuckers gerathen i j ih dadurch verschlechtern, daß wir

genwärtigen Gesezes die

In laffen. Jh glaube es

z daß es si bei dieser Zuckersteuer-

weniger um se der Industrie wie um das der auenden Landwirtbschaft handelt. (Sehr wahr! rechts.) ie kleinen Landwirthe in großer Zahl

n [inks bitten, die uns gestern ereiteten (Zuruf links), um zum Schluß

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diesen Gesihtëépunkt doch zu erwägen.

der sozialdemokratishen Partei haben,

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n Schwachen zu belfen. andelt es fi aber um zablreiche rihtig! rechts. Heiterkeit

gierungen haben Ihnen in dieser

gt: die Branntweinsteuer-Novelle und

Meine Herren, ih könnte mir eigentlich

gung für deren Führer nichts Gün-

e beiden Geseße jeßt im hohen Hause gelangten (bört! hört! rechts), denn dann Bewegung ganz sicher noch an Tiefe und Kraft wahr! und Bravo! rechts.) Man würde im

Lande das G baben, daß dieser Reichstag zwar unter Umständen

platonishe Wünsche für die Landwirtbschaft hat; wenn es

darum handelt, etwas Poesitives zu leisten, nicht zu baben

(Sehr richtig! rechts.) Ih möchte deéhalb die Herren von der Linken

dringend bitten, uns das grausame Schauspiel von gestern im

Interesse der Sache nicht zu wiederholen und ordnungémäßig diese

Geseße, mögen sie nun genehmigt oder abgelehnt werden, zu verab-

schieden. (Bravo! rets.)

Meine Herren, als die Zuckersteuernovelle vom Jahre 1891 erging, war die augenblicklihe Vorausseßung der verbündeten Regierungen, daß andere Staaten den gleihen Weg geben würden. Im Mai 1891/92 war durhschnittlich der Preis des Zudckers frei an Bord Hamburg 26 Æ 37 Z; am 2. Mai 1895 betrug der Preis 18 4 90 4, mithin weniger pro 100 Kilo 7 47 «4. Wenn man damals schon bei wesentli böberen Preisen es für nothwendig hielt, die Reserve zu erklären: man würde auf die Erböbung der Zuckerprämien wieder zurückommen, falls die Voraussetzungen, die an

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ihre Ermäßigung geknüpft waren, {ih nit erfüllten, so trifft beuts derselbe Grund in verftärktem Maße zu; wir müssen deshalb jeyt zu dem damaligen Status quo zurüdckfehren. Wir sind mit gutem Beispiel vorangegangen, haben die Prämien ermäßigt und sogar deren volle Abschaffung in Auësicht genommen ; wir haben leider mit diesem guten Beispiel keine Schule gemacht. Im Gegentheil, andere Staaten haben seitdem im Interesse ihrer Zucker- und Rübenbau-Industrie ihre Steuergesezgebung noch wesenilich ausgebaut. Es ist den Herren, namentli von der Linken, nie recht, wenn man auf das Ver. hältniß anderer Staaten eremplifiziert. Troßdem sind wir durch die gesammte - weltwirthshafiliße Entwicklung dazu gezwungen. S9 lange unsere Verkehrébeziebungen zu den anderen Staaten noch minimale waren, ershien es möglih, daß jeder Staat seine wirth. schaftlihe Steuergesezgebung aufbaute ledigli na den wirtbschaft. lichen Verhältnissen des eigenen Landes. Bei den jeßigen Verkehrs, entwicklungen ist das aber nicht mehr mögli; wir werden gezwungen, uns in fortgesezter Füblung zu erhalten mit der wirthschaftlichen Ent- wicklung unserer Konkurrenzländer und darnach auch unsere eigene wirtbschaftlihe Geseßgebung einzurihten. (Sehr richtig! rets.) Wir sind kein „ifolierter Staat“ mebr: wenn wir diesen Weg nitt gingen, würden wir in der That in die Lage des Dichters kommen. der zwar freundlih eingeladen wird, im Himmel Plaß zu nehmen, Für den aber die Welt bereits ausgetheilt ist, der auf dieser Erde nihts mehr zu erwarten hat. Unsere erwerbenden Kreise wollen aber au einen Theil an dieser Welt haben, sie wollen an unserem Welthandel ebenfalls betbeiligt sein das liegt aub in unserem nationalen Interesse und deshalb müssen wir auc eine so wihtige Industrie, wie die Zucker, industrie, lebensfähig erbalten. Ih komme nun auf die speziellen Verhältnisse anderer Länder zurück. Die französishe Prämie betrug 1893/94 5,85 etwa pro 100 Kg, die österreihishe Prämie 1,92 4 der deutshe Ausfuhrshuß dagegen nur 1,25 A Hierzu tommt, daß der Preis des französishen Zuckers noch immer etwa 1 bis 1,30 Æ per 100 kg böber steht, als der Preis des deutschen Zuders, und daß der Prämienuntershied zwishen Raffinade und Rob- zuckder bei uns in Deutschland nur 75 4 beträgt, in Oesfterrei- Ungarn aber, was verbältnißmäßig mehr Raffinade erportiert, 1,15 .% Daß kieser wesentlihe Prämienuntershied auf unseren Ervort und damit auf den Zuckerpreis, und durch den Zuckerpreis wieder auf den Preis der Rüben zurückæirken muß zu Gunsten der Länder, die sehr erheblihe Ausfubrzushüsse genießen ih glaube, das bedarf keines näheren Beweises. Man wird ohne weiteres zugestehen können, daß die Prämien, rein sachlich betrahtet, etwas volkswirthscaftlid Verkehrtes sind. Die mitteleuropäishe Landwirthschaft leidet in ihrer Getreideproduktion und in ihren Getreidevreisen dur die Ueberproduktion in den überseeishen Ländern. Troßdem bemüht sich Mitteleuropa unter großen, eigenen finanziellen Opfern, den fremden Konsumenten als tertius gaudens billigeren Zuder zu liefern, wie ihn die eigenen Staat8angehörigen genießen. Daß das etwas sahlich Verkehrtes ift, bedarf keines näheren Beweises, aber, meine Herren, Prämien sind eben Kampfmittel, und wenn wir, ob- gleih andere Staaten fo erbeblihe direkte oder indirekte Prämien zablen , unsererseits auf Prämien verzihten wollten, so werden wir ganz einfach vom Weltmarkt fortgedrängt. (Sehr richtig! rets.) Es ift nun vielfa bestritten worden, . daß die Industrie auch bei den gegenwärtigen Preisen mit Schaden arbeitet, und die Zahlen, die dafür wiederholt in den Fachzeitshriften gegeben worden sind, werden vielfach bestritten. Meine Herren, daß die Industrie nit Schaden arbeitet, das ist allerdings nur ein vorübergehender Zu- stand, so lange sie Rüben verarbeitet, die sie zu den alten bohen Preisen getauft hat, und in Zukunft das Rendement der Rüben, den Zucker, zu wesentlih niedrigeren Preisen wie bisher verkaufen muß. Die eigentlih Leidtragende bei den niederen Preisen des Zudters ist und bleibt aber die Landwirtbschaft. (Sehr wahr! rets.) Wenn die Herren einmal einen Blick thun wollten in die Reiché- ftatistik vom Jahre 1893/94, so werden Sie finden, daß von den ge- in Deutschland bearbeiteten 9 s über 12 9% von Fabrifen selbst gewonnen sind, 33. von den Aktionären tontrafilib geliefere Rüben, und z waren ledigli Kaufrüben. Bas folgt aus diesen Zahlen? Diejenigen Rüben- bauer , die die Kaufrüben geliefert haben, auf die wird unter allen Umständen der Verluft der niedrigeren Zuderpreise glatt abgewälzt. Iede Fabrik macht si einfa ihre Kalkulation, sie muß einen ge- wissen Geschäftsgewinn machen und bezahlt diese Nüben, also 54 2/, der gesammten NRübenproduktion, wesentli niedriger wie bisher. Die- jenigen Rübenbauer dagegen, die Aktionäre von Zuckerfabriken sind, und diejenigen, die selbst Fabriken besißen, haben natürlih die gleichen Verluste. Sie haben nur die Wabl, ob sie den Verluft auf ihr landwirtbscaftlihes oder auf ihr Fabriffonto s{reiben wollen; das if iglih Geshmadcksahe. Die Industrie wird n salvieren, leider ift hier allein die Produktion die Leidtragende. Wie stebt es mit der Bildung des Rübenpreises bei jeßigen reiéverbältnifsen? Frei an Bord Hamburg foftete am 2. Mai 1895 der Doppel-Zentner Zucker 18,90 pro 109 kg; nimmt man an, daß zur Produftion des Doppel-Zentners Zucker etwa 16 Zentner Rüben gehören, und seßt man den Preis der Rüben pro Zentner auf 0,70 an ein Preis, von dem mir alle Sachver- ständigen zugeben werden, daß er für einen Theil der deutschen Rübenproduftion ruinös ist so werden allein bei einem so niedrigen Nübenpreise s{hon 11,20 A Abgabe abgehen von dem Zuckerpreis | T nur ein Betrag von 7,70 Æ für die gesammte Ver- arbeitung und für den Transport nah Hamburg bleiben. Jch glaube, meine Herren, daß bei diesem Differenzbetrag zwar noch große Fabriken einigen Geschäftsgewinn haben mögen, daß ein großer Theil der mittleren und fleineren Fabriken aber dabei gar kein Rendement mehr hat. Es ift demgemäß auch im Jahre 1893/94 in Deutschland durchschnittlih für den Zentner Rüben 1,06 A gezahlt worden, und ih glaube, daß das für ganz Deutschland der Durchschnittssat ift, den die Landwirthschaft haben muß, um noch mit Gewinn Rüben bauen j können; daß ein Rübenbau mit Gewinn unter 0,70 4 für den Zentner niht möglich ift, glaube ih, werden alle Sachverständigen zugeben.

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(Schluß in der Zweiten Beilage.)

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 18. Mai

M 119.

(S@Æluß aus der Ersten Beilage.)

Fch babe in Zeitungen die Nachricht gefunden: Mit der Zuckerindustrie ist es gar niht so s{chlecht; im Reihs-Schaßzamt bätte “an eine Statistik aufgestellt, die man \ih weislih gebütet hätte, terauézugeben, und nah dieser Statistik hätten noch im legten Jahre abriken dur{chs{nittliÞ eine Dividende von 102% gehabt. 3H wäre sebr gespannt zu wissen, wer der indiékrete Rechenkünstler My der diese Rechnung angestellt und herausgegeben hat.“ (Sebr gut"! rets.) Zunächst bemerke i, daß im leßten Jahre 77 Aktien-Zucker- abrifen überhaupt keine Dividende gegeben baben (Hört! hört! rets), end dann ift eine solde Durhschnittêrehnung nihts wie eine Spielerei mit Zatlen. Es ift richtig, daß große Fabriken, die einerseits be- sonders günstig bvolarisierte Rüben gehabt baben, und andererseits unter besonders glücklihen Konjunkturen noch ihren Zucker rershlofsen haben, au dieses Jahr noch einea Gewinn baben: zer einen Durchscnittssap für den Gewinn sämmtlicher Fabriken p ziehen, ist vollflommen müßig; denn die Lage jeder Fabrik ift anders, und auch die Säte der bekannt gegebenen Dividenden geben fein vollkommenes Bild, wenn man nit auf die Finanzierung jeder einzelnen Fabrik genau eingeht. (Sehr richtig! recht3.) Man kann nun fragen, warum haben wir Fbnen nur ein Notbgeseß vorgelegt und kein definitives Geseß? Wenn sich die herren der Bewegung erinnern werden, die bei dem starken Fall der Zuckerpreise begann, so wird Ihnen auch gegenwärtig sein, welche rerihiedenen Vorschiäge zur Sanierung der Zuckerindustrie in Fach- zitshriften und in den Versammlungen der Interessenten gemaht zurden. Man war si darüber klar, daß, wollte man die Zudcker- industrie sanieren, man einen sebr tiefen wirthschaftlichen Eingriff in die Freibeit der Bewegung der Industrie machen müsse. Man war sich aber ¡ber die Wege zu diesem Ziel vollkommen unklar, und es tauSten täglich uu, marhmal recht abenteuerlihe Vorschläge auf. Jh glaube, die Interessenten felbst sind erst durch die monatelangen Berathungen ¡iter die Frage darüber klar geworden, welde Wege ungefähr mit

zu geben sind. Hätte man vor einem halben Jahre ein Zudcker- rgeseß vorgelegt, so, möchte i glauben, wäre das ein großer shaftliher Fehler gewesen. Erst in allerneuester Zeit, kann gen, hat man sih mit der Industrie über die Grundzüge geeinigt, uf denen eventuell eine Reform der Zuckersteuer aufzubauen wäre, und ih kann sfager, diese Grundzüge decken sih im allgemeinen mit ten Vorschlägen, die seiner Zeit von dem Herrn Abg. Dr. Paasche ¿mat worden sind. Will man bessere Preise für den Zucker erlangen- jo ist es unbedingt nothwendig, die Produktion zu beshränken, mit

ren Worten die Zuckerproduktion zu kontingentieren. Es kommt

i in Frage: wie fontingentiert man? Kontingentiert man

der Weise, daß man das Gesammtkontingent aus der

me einzelncn Kontingente biltet, und daß man die

¡ien Fabriken fontingentiert entweder nach ihrer Leistungé-

eit oder nach ihrer Produktion in den leyten Jahren: cer gebt man den umgekehrten Weg, daß man ein Gesammtkontingen nimmt, etwa nach dem mittleren Stand der Produktion bezüglich d inneren Konsums und der Ausfuhr in den leßten Jahren, und ae Gesammtkontingent auf die einzelnen Fabriken vertbeilt? Zu Zeit ist die Industrie der Ansicht, daß der leßtere Weg zu wählen

Besonders s{wierig bleibt aber dabei die Erledigung der Frage, wie sind eventuel, die neuen Fabriken zu behandeln ? Das cine Beschränkung des Baues neuer Fabriken stattfinden muß, f unzweifelhaft; teun sonst würden alle Kontingentierungêvor- riften hin Andererseits aber bängt mit der Entwickelung ## Rübenbaues zum theil doch der landwirthschaftlihe Fortschritt umentlih im Often, zusammen. Man kann sagen, im Osten fteht

konnte in den

[riften dieser Kontingentierung niht so weit gehen, daß man

Bau neuer Fabriken vollkommen beschränkte.

w fernerer Vorschlag, den die Industrie zwar acceptiert, willig, ift die Einführung einer Betriebssteuer als Staffel- Einrichtung. einer folhen Staffelsteuer wird zwar nicht ‘ne derartige sein dürfen, daß die Entwidcklung der großen Fabriken ollfommen lahm gelegt wird; denn die großen Fabriken sind vor- ¡ugêweise in den Provinzen entstanden, wo die Zuckerindustrie noch ‘ine verbältnißmäßig junge Industrie ist, während die kleineren Fabriken in den alten Zuerländern sich befinden, wo die Zuerindustrie i mehr aus den gutéwirtbschaftlihen Verbältnissen entwidelt hat. Veispielêweise entfällt in der Provinz Posen auf eine Fabrik eine erstellung von Robzucker von etwa 74 Millionen, in Pommern, n Westpreußen etwa von 44 Millionen; in Sathsen dagegen entfällt Wf eine Fabrik bei 131 Fabriken nur eine Produktion an Robzucker von 23 Millionen.

Meine Herren, ih glaube, es folgt aus diesen Zablen, daß, wenn Un die Staffelsteuer zu scharf gestaltete, man gerade den östlichen, dh immerbin weniger leistuncéfähigen Landeëtheilen in ihrer Zucker- dustrie einen shweren Schaden zufügen würde (Sehr richtig! dts), andererseits aber deutet die Entwicklung der Fabrikations- verhäl nisse darauf hin, daß man die mittleren und kleineren Fabriken halten und foweit wenigstens unterstüßen muß, daß fie in ihren 7 Oduktionsfosten durch die Staffelsteuer einigermaßen auf ein lateau mit den großen Fabriken gestellt werden.

Der Rückgang der kleinen Fabriken ift in leßterer Zeit doch (n sebr erheblicher. Beispielsweise waren im Jahre 1880/81 noch + Fabriken, die zwischen 40- und 80000 Doppelzentner Rüben ‘rarbeiteten, vorhanden, im Jahre 1894/95 aber nur noch 4 Fa-

ic zwischen 80- und 120 000 Doppelzentner verarbeiteten, i im Jahre 1880/81 noch 45 vorhanden und im Jahre 1894/95 Hz noch 14, und Fabriken, die zwishen 120- und 160 000 Doppel- iner verarbeiten, waren im Jahre 1880/81 noch 64 vorhanden und n Jahre 1894/95 nur noqh 14. Í E anderen Seite zeigt sich eine stete Zunahme der umsang- Ra Betriebe. Die größte vorhandene Fabrik hatte 1880/81 eine “enberarbeitung von 560 000 bis 600000 Doppelzentner und

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im Jahre 1894/95 eine folche von 1-480 009 bis 1 520 000 Doppel- zentner. Ueber eine Materialverwendung von 440 000 Doppelzentner gingen 1880/81 und 1881/82 nur je 3, 1894/95 aber nicht weniger als 103 Fabriken binaus. Jch glaube, es liegt im dringenden Interefse der Rübenindustrie, namentlich von Mittel-Deuts(land, durch eine vor- sichtige Staffelsteuer au diesen mittleren und kleineren Fabriken die Forterxistenz zu ermöglichen.

Meine Herren, nach diesen Gesichtspunkten etwa is von mir ein Gefezentwurf zur Reform des Gesezes ausgearbeitet worden, welcher fich gegenwärtig im preußishen Staats-Ministerium zur Be- rathung befindet. Jh glaube aber, ein solhes Gese, welhes in dieser Weise eine bisher volikommen freie Industrie in hohem Maße, wenn auch in ihrem eigenen Interesse reglementiert, geht durch recht viele Filter durch, ebe es 2 vielleiht auch durch Filter, die so fein find, anze Geseßesmafse nicht wieder herausgeben. Jch kann mich deshalb der Hoffnung nicht bingeben, daß vor dem Zusammentritt nächsten Reichêtags ein derartiges definitives Reformgeses dem Hause vorgelegt werden wird. Ich fann aber noch binzufügen , es doch auch Interessenten der Zuckerindustrie giebt, die \ hen, daß vorläufig nur dieses Notbgeseß ergehen möhte (Sebr richtig! reckts), und daß man die weitere Entwickelung de 1ckerindustrie mit rubiger Vorsicht abwarte, ebe man ibr eine m steuerlitde Grundlage gâbe. (Sehr richtig! links.) J ube aber, die definitive Sanierung der Industrie und s Nübenbaues überhaupt liegt auf internationalem Gebiet. chtig! rechts.) Ich glaube, ie Herren werden 5 en Zeitungen bereits ersehen aben, daß e Minister [ Plener im Budgetaus\hu i ärung abgegeben hat, Deutschland und Oesterreich wären i geneigt, wiederum die Frage der Abschaffung der Zuckerprämien in sehr ernstlihe Erwägun zu nchmen. Wenn im I ZZE erkonferenz einen Erfol niht batte und unser gutes Beispiel Nachahmung gefun den hat, so ließ sh damals allen für ein Grund finden. Der Grund lag vielleiht darin, einzelne Länder sowobl im

Zudckerrübenbau wie in der Zuckerindustrie technisch noch nicht so weit fortgeschritten waren, daß fie fh gegenüber Deutshland und Oester- reih-Ungarn konkurrenzfähig fühlten. Ich glaube, der Mangel diefer Konkurrenzfäbigkeit ift seitdem beseitigt. Die Kornkurrenzländer baben gelernt, ebenfalls ftarf polarisierende Rüben zu fultivieren, und den hôchstmöglihen Prozentsay aus der Rübe herauszu- arbeiten. Jeßt, wo die konkurrierenden Länder landwirthschaftlih und tehnisch ziemlich varallel stehen, sollte ih meinen, wäre es mögli, den vernünftigen Gedanken einer gemeinschaftliden Abschaffung der Zuckerprämien praktisch zu verwirklihen. Ift dieses Ziel erreicht, dann wird die mitteleuroväishe Zudterindustrie niht mehr gezwungen sein, den Erportzucker tilliger zu verkaufen wie den beimishen Kon- fumzudcker; dann werden die Zuderpreise allmählih wieder steigen und mit dem Steigen der Zudckerpreise wird auch der Nübenbau wieder lobnend werden.

Meine Herren Präsident der Ameri-

D e uck gege jat, daß

kanishen NRevuktlik

wir in Deutschland das Recht i, bezüglich unserer Zuckereinfuhr

nah Amerika nicht differenziell behandelt zu werden gegenüber anderen

[lte meinen, daß gegenüber dieser Auffassung des

T erikanishen Nevublik wobl auch der Kongreß

\{ließlich bekennen wird. Wenigstens scheint Der Schwer-

Ländern, und ich f Staatëoberhaupts ich zu derselben Ansich die Hoffnung darauf bis j punkt aber liegt, wie

L 3: F der Ame

f einen positiven Er- folg haben. Sollte iese Hoffnun; niht erfüllen, dann werden wir allerdings gemeinshaftlih berathen müssen, auf - welhe andere steuerlihe Grundlage die Zuderindustrie zu stellen ist. Denn das ist unmögli, daß wir die Zuckerindustrie als Erportindustrie zu Grunde geben laffen, daß wir uns vom Weltmarkte verdrängen lassen und damit indirekt Landwirthschaft wieder dauernd einen schweren neuen Schaden zuf (Lebhafter Beifall rechts.)

Abg. Dr. Meyer (fr. Vgg.): Die Begründung der Vorlage er- füllt mih mit großer Genugthuung. Ich babe im Jahre 1888 ganz genau vorausgejagt, daß das fo kommen werde, daß wir bei dieser Geseygebung nur aus der Hand in den Mund arbeiten, weil es an prinzipiellen Gesichtépunkten vollkommen fehlt. Wir haben einen mehr als dreißigjährigen Kampf geführt für die Abschaffung der Material- steuer, und jedesmal wurde uns deêwegen vorgeworfen, das set uner Haß gegen die Landwirthschaft. 1888 hat man uns Recht ge- geben, und wir führen jeßt den Kampf gegen die Prämien mit derselben Energie und demselben Erfolg wie früher gegen die Materialsteuer. Es giebt heute schon unter den Zuckerfabrikanten eine erbeblihe Minderheit, die der Ansicht ift, daß die Prämien ein Unglück für die Zuderindustrie sind, weil sie eine Ausdehnung der Zucker- produktion zur Folge baben, und diese ift die eigentlide Ursache der gegenwärtigen Kalamität, die ih im übrigen nit bestreite. Nur durch eine naturgemäße, vernünftige Steuergefeßgebung FTönnen wir die Zudckerindustrie normal gestalten. Die Prämien follen nach dem Staatssekretär ein Kampfmittel sein; auf diesem Wege können wir ihm aber nit folgen, noch weniger aber “auf dem Wege, die Steuer abzustufen nah der Größe der Betriebe. Unter einer naturgemäßen Gese8gebung entwidelt sich auch die Größe der Betriebe naturgemäß, eines kfünstlihen Eingriffs der Geseßgebung bedarf es da niht. Wir stehen der Zuckerindustrie keineswegs gleih- gültig gegenüber. Aber unsere Ueberzeugung geht dabin, daß die Zuckerindustrie gehoben werden kann auf dem Wege der gesteigerten Korsumtion, und dafür ist noch ein weites Feld. Wie läßt ih für die Ernährung des Soldaten noch der Zucker verwenden! In Deutschland spart die Hausfrau noch besonders gern an Zucker. Im Interesse der Gesundheit sollte man die Zuckersteuer ermäßigen, ihre Abschaffung verlange ich ja auch niht. Aus dem durch Exportprämien bonifizierten Zucker werden in England Kon- fitüren hergestellt, die in großer Menge zu uns eingeführt werden. Die Einfuhr dieser Waaren sollte man erleihtern. Der Zucker ist als Viebfutter auch viel mehr als jeyt verwendbar. Was nun das vorliegende Geseß anlangt, so scheint es mir unerheblich, ob es an- enommen wird oder niht. Ich kann nicht einsehen, wie eine Differenz von 0,25 4 für den Rübenbau von großer Bedeutung sein fann. Weshalb wir das Gese ablehnen, ist, weil es ein weiterer Schritt auf einer falschen Bahn sein wird, die wir früher einmal

betreten haben und auf die wir dann immer weiter BE-r wurden.

Bevollmächtigter zum Bundesrath, preußisher Minifter für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freihcrr von Hammerstein-Loxten:

Ich will an die leßte Bemerkung des Herrn Grafen von Posadowsky wies darauf bin, daß augenblicklich Verbandlungen zwishen Oesterreich, Deutschland und welhes die Reichêregierung {on immz?r verf

n, nämlich, daß die Erportprämien nt{chtallein, wi 1891 in Auëfiht genommen i uti von den stehenden Staaten gemeinsam en oder womöglich ganz beseitigt würden. f daß in diesem Streben die Reichsregierung in voller mit der reten RNeichëtags mit mit r linken Seite des Hauses #ich

ufmerfsam: wollen welhe Aus-

der Reichstag mit zum Ausdruck

erei i Den

ier Ausfubrprämien auf- die Reichsregierung in

einfah eine Vorlage

1, meine Herren, babe ich son, als ich die Ebre- hatte, zum ersten Male als preußischer irtbshafts-Minifter zu der ganzen agrarishen Lage mich z ßern, darauf hingewiesen, daß wir an einer schweren Krisis leiden, und zwar, daß die Krisis sih in eine akute und in ei eh er weniger latente theile, und in der akuten efindet si die dem Zuterrübenbau zugewandte 2 Herren, wenn Sie niht Vorsorge treffe E in dem Konkurrenzkampf, in dem sich unsere Industrie und unfer NRübenbau auf dem Weltmarkt befinden, lebensfähig bleibt, so führen Sie berbei, daß eine ganz shwerwiegende akute Krisis über die Zuckerindustrie und den Rübenbau in Deutschland bereinbriht, die die allergrößte Schädigung hberbeiführt.

Ich will zur Begründung dieser Behauptung Folgendes anführen. In allerneuester Zeit hat sch in der Provinz Hannover Folgendes vollzogen: Vor etwa 4 Jahren wurde von Rübeninterefsenten eine Zuckerrübenfabrik begründet, die 17 Millionen ich nenne runde Zahlen gekostet hat, die g 1 wurde in einer Zeit, wo die kritishen Verbältnifse {hon ei und sie hat die Krisis nicht zu überstehen vermocht. Während Bau der Fabrik 1,5 Millionen gekostet hat, ist sie zur Subhastation gekommen und sch{ließlih von einzelnen Rübeninterefsenten zum Preise sage erworben worden. (Hört! bört! rechts.)

Meine Herren, ein folhes Beispiel giebt doch großer Theil der deutshen Landwirthschaft hat ordentlih großem Kapital in diefer Industrie f nun diese landwirthschaftlihe Industrie, boffentlich nit eintritt, zu welhe die Landwirthschaf ineingelegt verloren gehen in dem Verbältnif 5 Millionen zu 100 000 Æ, wie ich oben ausgeführt (bôrt, höôrt! rets) ; daß in den fritishen- Zeiten, wie wir sie jeßt erleben, die Land- wirthschaft, namentlih die besonders intensiv betriebene Landwirth- schaft, einen folhen Schlag niht zu ertragen vermag, daß dann die Krisis eine außerordentlich s{chwerwiegende werden wird, die au sebr bedenkliche soziale Folgen nah sih ziehen würde, darüber kann man nicht zweifeln.

Ich will aber auch noch andere Beispiele anführen, aus denen man fich klar machen fann, wohin es führen würde, wenn man im Konkurrenzkampf die deutshe Rübenindustrie, den deutshen Rübenbau im Stich läßt, ihn niht {üßt. Jh habe seiner Zeit die Zahlen, welhe ih hier nicht genau angeben fann, {on im preußi’ben Ab- geordnetenhause mitgetheilt.

In den westlichen Provinzen hat die preußishe Staatsverwaltung rund 210 große Domänen, die auf Rübenbau basiert sind. Diese Domänen bewirthschaften rund etwa 15 000 ha, die in einem Turnus von drei bis vier Jahren zum NRübenbau bearbeitet werden. Der Pachtpreis für diese Domänen steht auf rund 81 e pro Hektar. Die gesammten Domänen in diesem Bezirk geben einen durchscnittlihen Pachtpreis von 41 4, in dem also auch der hohe Durhschnittsertrag der Rübendomänen mit eingerehnet ift. Zweifellos ift es, daß, wenn der Rübenbau für diese Domänen niht mehr lohnend bleibt, die- selben dann noch niedriger neu verpahtet werden, als zum gegen- wärtigen Durchschnittsertrage der gesammten Domänen des bez. Bezirks. Denn jeßt s{hon, während der Agrarkrisis, sind bei der Verpachtung in der ganzen Monarchie die Domänenpa(htpreise um 10 bis 20 9/0 zurückgegangen. (Hört! hört! rechts.)

Diese rübenbautreibenden Domänen in den westlichen Landes- theilen die östlihen habe ich nicht mitgerehnet bringen praeter propter der preußischen Domanialverwaltung einen Pacht- ertrag von 8 Millionen. Es wird zweifellos, wenn die Nüben- industrie zurückgeht, eintreten, daß die Pächter den hohen Pachtzins iht aufrecht erhalten können, ja, daß diese doch zweifellos hervor- ragend tüchtigen Landwirthe ihr eingebrahtes Vermögen verlieren ; daß dann zu einer Neuverpahtung geschritten werden muß, und daß alsdann die preußische Domanialverwaltung einen Einnahme- ausfall von etwa 4 Millionen haben würde. Nun, das wird der preußishe Staat zu tragen in der Lage fein; aber dieser Umstand

t reer dn ried:

E D M De Ez Bd G L S