Dem ‘Amtsrichier Treder in Wallmerod is die nach- gesuhte Entlassung aus dem Justizdienst ertheilt. L
Zu Notaren find ernannt: der Rechtsanwalt Berg in Neisse für den Bezirk des Obér-Landesgerichts zu Breslau, mit Anweisung seines Wohnsißes in Neisse, uno der M anwalt Dr. Sanio in Guttstadt für den Bezirk des Ober- Landesgerihts zu Königsberg i. Pr., mit Anweisung seines
- Wohnsißes in Guttstadt.
In der Liste der Rechtsanwalte ist gelöscht: der Rechts- anwalt Günther bei dem Landgericht T in Berlin.
die Liste der Rechtsanwalte ist eingetragen: der
Rechisanwalt Dr. Sanio aus Neidenburg bei dem Amts-
“ gericht in Guttstadt.
Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Dr. Grüter in Bünde ift gestorben.
Bekanntmachung.
Die Prüfung zur Erlangung der Lehrbefähigun für den ia iben und englischen Sprachunterricht an mittleren und höheren Mädchenshulen wird in Berlin in der Königlichen Augustashule, Kleinbeerenstraße 16/19, vom 29. November d. J. ab stattfinden. : : e
Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O.
Berlin, den 21. Mai 1895. i
Königliches Provinzial-Schul-Kollegium. Tappen.
Bekanntmachung.
Die Prüfung für den Unterricht in weiblihen Hand- arbeiten rag A belin in der Königlichen Elisabethschule, Kochstraße 65, vom 11. November d. J. ab stattfinden.
Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O.
Berlin, den 21. Mai 1895. _ :
Königliches Provinzial-Schul-Kollegium Tappen.
Abgereist:
Seine Excellenz der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, nah Hessen-Nafsau;
der Unter-Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe Lohmann, nah Hannover.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 1. Juni.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag 1m Neuen Palais die Vorträge des Militär- und des Marinekabinets entgegen.
Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsiß des Minister - Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe im Dienstgebäude, Leipzigerplaß 11, zu einer Sitzung zusammen.
Zeitungen bringen die Nachricht, daß als Anlaß zum Nücktritt des Ministerial : Direktors Dr. Droop Meinungs- verschiedenheiten zwischen ihm und dem Justiz-Minister über die Behandlung von Personalfragen bezeichnet würden. Diese An- nahme entbehrt jeder thatsählichen Grundlage. Für Herrn Droop, welcher dem Justiz-Ministerium länger als ein Vierteljahrhundert angehört hat, waren lediglich Gesundheitsrückfsichten bestimmend, die Entlassung aus sciner aufreibenden Stellung zu erbitten. Weder über die Behandlung von Perfonalfragen noch in irgend welcher anderen Beziehung hat jemals eine Meinungs- verschiedenheit zwishen ihm und dem Herrn Justiz-Minitter bestanden.
In einer Besonderen Beilage zur heutigen Nummer des „R.- und St.-Anz.“ wird 1) der Entwurf eines Börsengeseßes nebst Begründung, und 2) der Entwurf eines Gesegzes, betreffend die Pflihten der Kauf- leute bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere, nebst Begründung, in der vom Bundesrath am 30. Mai d. J. beshlofsenen Fassung veröffentlicht.
Der General-Lieutenant von Klizing, Kommandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Division, hat Berlin verlassen.
Der Königliche Gesandte in Hamburg, Geheime Legations- Rath von Kiderlen-Waechter ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der hiesige Königlich bayerishe Gesandte Graf von Lerchenfeld-Köfering hat Berlin mit Urlaub verlaßsen. Während seiner Abweisenheit fungiert der Legations-Rath Freiherr von der Tann als interimistischer Geschäftsträger,
Der hiesige Königlih sähsishe Gesandte Graf von ohenthal und Bergen hat Berlin mit Urlaub verlassen. ährend seiner Abwesenheit fungiert der Legations-Sekretär
von Stieglitz als interimistisher Geschäftsträger.
_ Der Bevollmächtigte zum Bundesratb, Königlich bayerische Ministerial-Rath von Heller ist von hier abgereist.
Nach telegraphishen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Seeadler“, Kommandant Kor- vetten-Kapitän von der Groeben, am 31 Mai in Sansibar und S. M. S. „Jltis“, Kommandant Kapitän:Lieutenant Ingenohl, am 30. Mai in Tamsui (auf Formosa) ein-
etroffen; S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten- apitän Kretschmann, ift am 30. Mai von Tamsui nach Hongkong in See gegangen.
Ems, 31. Mai. Seine Durchlaucht der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Adolf zu Schaum- burg-Lippe sind gestern zum Kurgebrauh hier eingetroffen.
Hanau, 31. Mai. Seine Majestät der König von Dänemark traf heute um 1 Uhr zum Besuch seines Ulanen- Regiments Nr. 6 hier ein. Das Regiment hatte zu Fuß Ds im Kasernenhofe genommen. Nachdem der
onig die Front abgeschritten haite, brahte der Regiments- Kommandeur, Oberst-Lieutenant Sieg ein Hoh auf den
ohen Chef aus, und die Musik spielte die dänishe National- ymne. Der König erwiderte mit einem Hoch auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser, worauf die preußische Nene erklang. Dann besichtigte der König die Pferde und die Kaserne und nahm mit dem Öffizier-Korps im Kasino ein Frühstück ein. Um 4 Uhr Nachmittags kehrte der König nah Wiesbaden zurü.
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Bayern. Seine Königliche R der Prinz-Regent und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese sind heute früh aus Wien wieder in München eingetroffen.
Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten seßte gestern die Carle gie des Etats der Eisenbahnen fort und vertagte sich darauf bis zum 5. d. M.
Hessen.
Die Abreise Jhrer Königlichen Hoheiten des Groß- herzoas und der Großherzogin nach England ist, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, auf den 4. d. M. festgeseßt.
Oldenburg.
(H) Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin find gestern aus Jtalien zurückgekehrt und haben in threr Sommer-Residenz Rastede Aufenthalt
genommen. Lübeck.
Der Feier der Grundsteinlegung des Elb-Trave- Kanals, welche gestern Nahmittags 3 Uhr begann, wohnten, wie „W. T. B.“ berichtet, als Ehrengäste des Senats der Vize - Präsident des preußishen Staats - Ministeriums, Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Finanz - Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, der kommandierende General des IX. Armee- Korps Graf Waldersee, der kommandierende Admiral Knorr, der preußische Gesandte von Kiderlen-Wächter und der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs -Rath Freiherr von Wilmowski bei.
Nachdem die Feter durch eine Musikfanfare eingeleitet worden war, hielt der Vorsitzende der Kanalbaubehörde Senator Klug die Begrüßungéêrede, in der er den Wunsch aussprach, daß der Kanal den Norden und Süden des Reichs inniger verbinden und das Band mit den nordischen Reichen enger fnüpfen möge. Darauf that der Bürger- meister Dr. Behn die ersten Hammershläge mit den Worten: „An Gottes Segen ist Alles gelegen.“ Als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs sprach der Gesandte von Kiderlen- Wächter die Worte: „Jch wünsche den Fortbestand der uralten Freund- schaft zwischen Preußen und Lübeck“. Der Staatssekretär Dr. von Boetticher sagte: „Für Kaiser und Reich und Lübecks Glück und Herrlichkeit“. General Graf Waldersee begleitete die drei Hammershläge mit dem Spruche: „Navigare necesse est, vivere non est necesse“. Der Wortführer der Lübecker Bürgerschaft Dr. Brehmer sagte: „Auch bei diesem Unternehmen bewähre fich die Kraft des freien Bürgerthums !“ Nachtem die Reibe der Ehrengäste den Hammershlag vollzogen, hielt Bürgermeister Dr. Behn eine die Feierlichkeit s{hließende Nede, die in dem Wunsch gipfelte, der Kanal möge dem Gefammtvaterland zur Ehre und zum Segen gereichen. Der Spätnahmittag war den Fahrten der zur Feier Geladenen durch die Stadt und Umgebung gewidmet. Abends um 6 Uhr nahm das Festmahl im Rathhause seinen Anfang. Dabei hatten neben dem Bürgermeister Dr. Behn der Staatssekretär Dr. von Boettichec, dann General Graf Waldersee, gegenüber der Gesandte vor Kiderlen-Wächter, Staats-Minifer Dr. Miquel, der Gesandte Dr. Krüger und Staats-Minister Thielen Plaß genommen. Das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser brahte Bürgermeister Dr. Behn aus. Er feierte den Träger der Kaiserkrone als Symbol der deutschen Einheit und pries Seine Majestät glückli, daß Er das gigantisce Werk Allerhöchstseines Großvaters, den Nord: Oftsee-Kanal, in Kürze den gesammten Seemächten Europas vorführen könne. Es genüge aber niht, Meer mit Meer zu verbinden, auch die Binnen- lande müßten mit dem Meer verbunden werden. Wenn der Elbe- Trave-Kanal dies als erstes Elicd der Kette darstelle und bald eine Fortsezung nah dem Westen fände, werde Lübeck sih glücklich shäyen. Der Kaiser habe die Blicke Deutschlands auf die Binnenschiffahrt ge- lenkt. Als Deutsche seien wir f\tolz auf den Kaiser, als Lübecker glüdcklid, ibn auf dem Thron zu erblicken! Senator Dr. Brehmer feierte die preußishen Staats-Minister und den General Grafen Waldersee, welche das» Kanalunternehmen unterstützten, und {loß mit einem Hoch auf die Ehrengäâste. Staatssekretär Dr. von Boetiicher dankte für die Einladung ; er brauche nicht zu ver- sichern, daß jeder gern die Einladung nah dem alten Lübeck mit feiner Geschichte, seinen Kunstshäßen, feinem Streben nah höheren Zielen angenommen habe. Bei der Berathung über dena Kanal sei aus- geiprohen worden, Preußen müfse für den Kanal, als Entschädi-
ung für den Lübeck dur den Nord-Ostsee-Kanal zugefügten Sen: eine Beihilfe bewilligen. Dies sei nicht der Fall, Preußen habe leßiere niht aus Shuldbewußtsein bewilligt. Das Kaijer- wort werde ' wahr gemacht, daß die Zeit in dem Zeichen des Verkehrs stete. Der Nord - Oftiee - Kanal und der Elbe- Trave-Kanal werde jeder seine besondere Aufgabe haben. Wenn aber die Un-erstüßung Preutens dazu diene, die lezten Besorgnisse zu beseitigen, lo se: die Aurgabe voll erfüllt. Lübeck wolle shnell bauen ; das sei lobenêwerth; je eher der Bau fertiz werde, desto eher würden die Früchte geerntet. Er hoffe, daß Lübeck neue Im- pulse empfangen werde zum Wohle des WVaterlandes! „Hoch Lübecks Senat, Büccerschaft und Bevölkerung!“ Der hanseatische Gesandte Dr. Kiüger erinnerte daran, daß er vor 14 Jahren die ersten amtlihen Mittheilungen über den Kanal empfangen habe. Der Staats-Minister von Maybach gedahte der Mithilfe der Nachbarn; der Kanal wäre zwecklos ohne diese. Dieselbe habe sich _auch im Abgeordnetenhause, besonders dur den Vertreter Stettins, den Abgeordneten Broemel bethätigt. Der Redner gedachte der Befürwortung durch den Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen und durch den Finanz-Minister Dr. Miguel und {lcß mit cinem Hoch auf die Techniker. Finanz - Minister Dr. Miquel feierte Kaiser und Reih und erinnerte an die vor 34 Jahren in Lübeck tagende Nationalversammlung: damals habe er {hon au®geführt, N Me nur durch die Hohenzollern werde groß werden. Staats-Minister Thielen wünschte, daß das heutige Kind, der Elbe-Trave-Kanal, seine Hochzeit feiern möge mit dem Mittelland-Kanal. Der Wortführer der Bürger Dr. Brehmer wünschte das Gedeihen des Kanals. Der Präsident der Lübecker Handels- kammer toastete auf Armee und Marine. Graf Waldersee dankte und bat um Vertrauen für das Heer und die Flotte und um tüchtige Erziehung der Jugend. Der Zukunft sei vertrauend entgegen zu schen.
Oesterreich-Ungarn.
Die gestrige „Wiener Abend post“ schreibt: |
„Die am Donnerstag Abend vorgefallenen Demonstrationen vor dem Rathhause, dem Parlament und einem Theil der inneren Stadt machen es nothwendig, an die Veranstalter und Theilnehmer dieser Straßenercesse ein ernstes Wort der Mahnung zu richten. Die Hand- habung des - Gefeßes über das Versammlungêrecht ift bisher eine folhe gewescn, welhe der weitestgehenden Freiheit der Meinungs- äußerung kein Hinderniß bereitet. Diese bisher beobachtete Praxis in der Anwendung des Versammlungsrechts würde
‘aber unmöglih werden, wenn die Konsequenzen zu Excefsen und geseh-
widrigen Ausschreitungen mißbraucht werden, wie sie am Mittwoch und Donnerstag vorgefallen sind. Jedwede politishe oder soziale Gruppe der Bevölkerung und daher au die Arbeiterschaft hat fi vor Augen zu halten, daß die geseggeberischen Beschlüsse, denen die gesamnte Bevölkerung unterworfen ift, auch für sie gelten und daß niemand das Privilegium bel, sih über das Reht und über jede Rücksicht auf die übrige Bevölkerung hinwegzusetzen."
Srofßbritannien und JFrland.
In der 0 en Sigzung des Unterhauses wurde bei der weiteren Berathung des Berichts über den a conto-Kredit ein Antrag Sir Charles Dilke’s, den Kredit für Uganda um 2500 Pfd. herabzuseßen, mit 79 gegen 27 Stimmen abgelehnt. Der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Amts Sir E. Grey vertheidigte die Anlage einer Linie von befcstigten Stationen in Unyoro damit, daß er auf die feindselige Haltung Kabarega's hinwies, der beab- sihtige einen Raubzug nach Uganda J unternehmen, durhch die Linie der befestigten Stationen zu brechen und sih Pulver- vorrath. zu verschaffen. Außerdem sei es nothwendig in Be- traht zu ziehen, daß die Hauptstadt von Unyoro der Haupt- mittelpunkt des Sklavenhandels gewesen sei. Der a conto- Kredit wurde darauf angenommen. Sodann vertagte sih das Haus bis zum 10. Juni.
Frankreich.
Der Präsident der Republik Faure hat gestern seine Reise fortgeseßt und sfich von Nevers nah Clermont begeben.
Im Senat inter pellierte gestern der Marquis de l’Angle Beaumanoir (Royalist) die Regierung über ihre aus- wärtige Politik und hob dabei hervor, Europa würde sih erleichtert fühlen, wenn die Besorgnisse verschwänden, welche sich als Folgen aus dem Frankfurter Vertrage ergäben, aber die Verwirklihung dieses Traumcs scheine nicht nahe bevorzustehen. Die französishe Flotte gehöre nicht nah Kiel. Redner betonte, er zolle dem wahrhaft könig- lihen Verhalten des Deutschen Kaisers volle Anerkennung und sei überzeugt, daß das französishe Geshwader mit aller Zuvor- fommenheit werde empfangen werden, allein der Nord-Ostsee- Kanal sei durchaus ein kriegerisches Werk. Man opfere den republifanishen Stolz, von dem man so oft sprehe. Elsaß werde wissen wollen, ob die Regierungspolitik, nah Kiel zu gehen, eine Politik des Verzichts sei. Redner fuhr fort: „Frank- reih will den Krieg nicht, aber welche Rolle wird «s in Kiel spielen? Was haben wir in Japan zu thun? Unterhält Erei seine gewaltigen Heere für ausländische Jnteressen?
erden wir die Politik ewiger Täuschungen fortsegen? Die russische Flotte geht nah Kiel, aber die französishen Schiffe werden von den russischen getrennt sein. Die Feier wird am Jahrestage der Schlacht bei Waterloo stattfinden. Anstatt deutsche, englishe und selbst russishe Politik zu treiben, würde es besser sein, französishe Politik zu machen. Frank- reichs Freundschaft ist ein kostbarer Schaß, den man nicht zum Gegenstand eines geheimen Verirags machen darf. Andere Nationen verheimlichen ihre Bündnißverträge nit, wir müssen dasselbe thun.“
Der Minister des Auswärtigen Hanotaux erwiderte, wie „W. T. B.“ berichtet, darauf ctwa Folgendes:
Man fragt uns, ob unsere auswärtige Politik in der leßten Zeit tiefgehente Veränderungen erfahren babe und ob wir derselben niht eine neue Richtung gegeben Eaben. Darauf erwidere ih alsbald, daß dies nicht der Fall ist. Ich versichere, daß unsere Politik nicht die Tendenzen hat, welckce man ihr unterschiebt. Jch erkenne die Vor- würfe nit an, welche man gegen uns richtet und welche, wie wir so oft gehört haben, von denselben Gegnern auch gegen die bewährten Patrioten gerihtet worden sind, die mir in- der Leitung der aus- wärtigen Angelegenheiten der französishen Republik vorangingen. Ich versichere, daß gerade im Gegentheil bei denjenigen Gelegenheiten der jüngsten Zeit, auf welche bier angespielt ist, unsere Politik jener allgemeinen Richtung treu blieb, die vollkommen bestimmt und im übrigen von der Zustimmung des Parlaments und des Landes getragen ist. Man fragt uns, welbe Gründe uns geleitet haben, bei der Rege- lung des cinesish-japanishen Konflikts jenen Weg zu gehen, den wir einges{lagen haben, und fnüpft selbst hieran ziemlich lebhafte Kritiken. Der Senat wird mich sicher entschuldigen, wenn ich mi auf eine Debatte über Einzelheiten nit einlasse und wenn ih nit Punkt für Punkt auf diese Kritiken erwidere, unter denen ih mehr als eine als unvollständige oder irrige Angabe bezeichnen könnte; aber ih nehme keinen Anstand zu erklären, daß die Regierung, als sie bei Japan einen freundschaftlihen Schritt unternabm, bei dem fie si mit anderen europäishen Mächten zusammenthun konnte, \fich in erster Linie von den Interessen unseres Landes leiten ließ. Die Stellung, welhe wir im äußersten Often fowohl infoige der Entwickelung unserer Besißungen in Indo-China als auch infolge unseres Pro- tektorates über die fatbolishen Missionen ausüben, mat uns eire besondere Wachsamkeit über alles, was die Existenz des großen tinesischen Reiches bedroht, zur Pflicht. Wenn diefes Reich zerstückelt würde oder wenn es starke Wirren zu bestehen hätte, so würden- wir sicherlih zuerst die Wirkungen der Unordnung und Anarchie spüren, welche solche Ereignisse in jenem Welttheile hervorrufen würden. Es lag demnach in unserem Interesse als Nachbarn Chinas und als Freunde eines dauernden Friedens, daß bei Beendigung des Kriegs ein Zustand geshafffen würde, der den Bestand und die Unabhängig- feit des himmlishen Reichs niht bedroht. Nun konnte man doch fürhten, daß eine dauernde Occupation, welhe gerade das Herz Chinas bedroht, eine Verschiebung und Zerfezung herbei- führen würde, dessen Wirkungen wir hätten empfinden müssen. Dieser Gedanke war nicht nur der jmlerile fondern wurde getheilt von anderen Mächten, welche in gleicher Weise eine wihtige Stellung im äußersten Osten zu wahren haben. Rußland is wie wir Chinas Nachbar und hat wie wir die ernstesten Interessen daran, daß an dem status quo des Kontinentalbesißes Chinas nichts geändert wird. In diesem Punkt wie in den übrigen sind die Intereffen Rußlands und Frankreichs dieselben und sie sind ebensowohl durch die Natur der Dinge wie durch die zwischen beiden Ländern hergestellten Beziehungen und durch den übereinstimmenden Willen ihrer Regierungen fest ver- bunden. Die Interessen Deutschlands, obgleich ohne territorialen Charafter, schienen der deutschen Regierung analoger Art zu sein, und fo ging die deutsche Regierung vereint mit den anderen Mächten vor. Aus niht weniger ernsten Gründen {loß sich Spanien an. Das gemeinsame Vorgehen, zu welchem diese Mächte sih entschlossen, ist in der That auf einen Meinungéaustaush mit Japan beschränkt gewesen, und! diese Nation, die mit Recht auf ihre Siege stolz war, hat sich mit einer Weisheit, der ih besondere Achtung zu zollen mih gedrungen füblê, den freund- schaftlichen, ihr ertheilten Rathschlägen gefügt. Das Ergebniß dieses gemeinsamen Vorgehens if die Aufrechterhaltung der Gristenz und
einstimmung berech uns, einen günstigen Ausgang für die weiteren noch | ven Werha ndlungen zu_ erhoffen. Der Minister Hanotaux rte sodann: „Erlauben Sie mir, meine Herren, den Erklärungen, welhe ic Ihnen foeben über unsere Haltun in dem cinesish- japanischen Konflikt gegeben Habe, den Hinweis au eine antere Thatsache hinzuzufügen, welche, wie mir scheint, ebenso die Auf- merksamkeit des Marquis de l’Angle Beaumanoir auf si bâtte lenken können, als er über die allgemeine Richtung unserer auswärtigen E sih beunruhigte. dem AugenbliÆ, wo eine gemeinsame
ion der europâishen Mächte im äußersten Often erfolgte, vollzog sich eine gleihfalls gemeinsame Aftion näher bei uns in Konstantinopel, wie Sie wissen, bezüglich der armenischen Angelegenheit. Hier trat eine neue Gruppierung der Mächte ein. Rußland; Frankreich und England sind bestrebt, im Einvernehmen mit der Hohen Pforte diese gleichfalls schwierige Frage zu lösen. Wie ih gesagt habe, ift bier die Gruppierung der Mächte etne andere, und dennoch, wer würde sh wohl beklagen, daß fie fich fo vollzogen: bat; wer wundert sith darüber, daß Frankreich und Rußland, die auch bier gemeinsam handeln, ihre Bemühungen mit denen Englands zurn Wohle des Friedens ver- binden? So können in speziellen Fällen die Mächte gemeinsam fried- liche Resultate anstreben, ohne ‘die ‘allgemeinen Interessen ibrer natio- nalen Politik aus den Augen zu verlieren. F füge hinzu, dies für uns die Bedingungen einer jeden Politik find, die nicht will, daß Frankrei auf seine ihm gebührende Rolle bet der Regelung der Welt- angelegenheiten verzihtet. Der Marguis de [*Angle Beaumanoir hat im Lauf seiner Rede einen anderen Punkt berührt, über den die Re- gierung fh vor dem Parläment und vor dem Lande zu erklären wünsht. Es handelt sich_ um die Theilnahme Frankreihs ander Einweihungsfeier des Nord-Ostsee-Kanals. Stehen wir bier vor einer Thatsache, welche einen Wendepunkt in unferer Politik bezeihnet ? Haben die Gründe, welhe unsere EntsWeidung bestimmten, eine politische Tragweite, die im Widerspruch steht mit dem, was bis zum beutigen Tage geschehen ift ? Nein, meine en, das tft niht der Charakter der Einladung, die an uns ergangen ift, das ift nicht der Charakter unserer Zusage. Wir legen Werth darauf, hierüber keinen Zweifel bestehen zu lassen. ‘Im übrigen haben wir auch von Anfang an unsere Empfindungen in dieser Hinsi&t zu deutlich zu erkennen gegeben, als daß ih s{wanken könnte, öffentli diefe Erklärung für einen Aft der internationalen Höflichkeit, der sib an alle Mädte richtete und der durch einen Akt der interrationalen Höflichkeit erwidert wurde, zu wiederholen. Auf diese bestimmten Grenzen Haben wir eine Betheili- gung beschränkt, die feinen anderen Gharafter hat oder haben kann. Im vollen Frieden müffen die Beziehungen der Völker ¡u einander geleitet sein durch ein würdiges und einfahes Gefühl für das international eme iene Augenschein Cich analoge Erwägungen haben auch die früheren Regierungen geleitet, als sie beschlofsen, an dem Berliner Kongreß 1878 und an den KWongo-Konferenzen 1885 theilzunehmen, eine militärische Deputation zu der Beisezung Kaiser Wilhelms 1. im Jahre 1888 und eine politise und eine Arbeiterdeputation zu Dem Kongreß von 1890 zu entsenden; und obgleih fich gewisse Beforgnisse auch damals zeigten, als jene Entichlüfse gefaßt wurden, hat doch spâter niemand behaupten können und wird au morgen niemand be- haupten können, day irgend etwas in den Empfindungen oder in dem moralischen Ansehen einer Nation verändert worden is, die unbe- zwinglih treu an ihren Erinnerungen hält umd auf ihre Zukunft ver- traut. Ih glaube, meine Herren, daß diese aufrichtige Darlegun als Antwort auf jene BefürWtungen genügt, zu deren Echo si der Marquis de l’Angle Beaumanoir in Diesen Räumen gemacht hat, und ih boffe, daß der Senat fich mit diefen furzen Erklärungen begnügen wird.“
Die Rede des Ministers wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, während die Rede des Marquis de l’Angle Beaumanoir mit eifigem Schweigen angeHört worden war. Die Interpellation war damit erledigt und der Senat vertagte sich bis zum 10. Juni.
Der Deputirte und frühere Minister Pierre Legrand ist gestorben.
Unabhängigkeit Cf tes und die erfie jo gewonnene Ueber-
Spanien.
Das spanishe Geschwader, beftebhend aus den Kriegs- schiffen „Pelayo“, „Jnfanta Maria Teresa“ und „Marques Ensenada“, liegt in Ferrol unter dem Oberbefehl des Kontre- Admirals Espinosa zur Abfahrt nach Kiel bereit.
Türkei.
Die von der „Times“ gemeldete Zusammenziehung einer starken türkishen Truppenmacht an der bulgarishen Grenze (siehe Nr. 127 d. Bl.) beshränkt fih, wie ,„W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, auf die DisLocirung einiger Bataillone. Truppenverschiebungen dorthin sind überhaupt in jüngster E nicht vorgekommen. i i
Dem „Reuter schen Bureau“ geht aus Konstantinopel die Meldung zu: nah einer Mittheilung aus Mus seien dort die Delegirten der drei Mä chte von Der türkischen Polizei gröblih beleidigt worden. Die Gendarmen: seien in dieWohnung der Delegirten eingedrungen und hätten versucht, einen Diener derselben zu verhaften, wobei sie Beleidigungen ausgestoßen hätten. Die Gendarmen seien mit MüHe von den Kawassen der Delegirten vertrieben worden. Bereits vor diesem Vor- ang seien mehrfahe Beleidigungen der Diener der Delegirten, fowie Beleidigungen von Eingeborenen, welche zu den Dienern Beziehungen Vals: vorgekommen.
Aus Djeddah meldet Das „NReutershe Bureau“, der Angriff auf die konsularishen Vertreter habe in der Stadt eine große Aufregung hervorgerufen. Der Sacverhalt sei folgender: Der britische Konsul MRiqhards und der britishe Vize-Konsul Abdur - Razzak, der auch für Schweden und Norwegen fungiere, hätten vorgestern die üblihe Abendpromenade mit dem russishen Konsul Brandi und dem französischen Konsular : Sekretär Dorville gemaht. Als sie an“ihrem gewöhnlichen Rendezvous- plaß, etwa eine halbe Meile vor der Stadt, gesessen hätten, seien sie von etwa aht bewaffneten Beduinen angegriffen worden, die aus einer Entfernung von 4 m auf sie geschossen hätten. Razzak sei tödilich getroffen worden und nah zehn Minuten gestorben, Richards fei an Arm und Rücken ernstlich verleßt worden, dem KÆonsul Brandt sei die Kinnlade gebrohen, dem Sekretär Dorville die Hälfte der Nase fort- gerissen. An dem Aufkommen der legteren beiden werde gezweifelt. Die Leiche Razzak's weise neben Schußwunden au Messerstihe auf. 15 Verhaftungen seien bereits vor- genommen worden. — Dasselbe Bureau meldet, daß drei Schiffe des zur Zeit in ‘Alexandrien Befindlichen britischen Geshwaders nach Djeddah abgehen follten.
Schweden unD Norwegen.
Aus Christiania wird berichtet, daß sowohl „M orgen- bladet“, das leitende Organ der Rechten, als auch „Ver-
» dens Gang“, das leitende Organ der Linken, den Entwurf ' der Tagesordnung vom 30. d. M., -dessen Annahme im
Storthing als gesichert angese en werde, freudig bannen Das „Morgenbladet“ hält die Mission des Minifteriums Stang für be- endigt und schreibt: „Vom monarchischen Standpunkt aus wird es mit Befriedigung begrüßt werden, Daß das Zusammen-
—
arbeiten mit den Staatsmächten wieder aufgenommen werden
könne“. „Verdens Gang“ hofft, daß das Gefühl der moralischen Bedeutung, welche dem Gesammtauftreten seitens der politishen Parteien Norwegens innewohne, stark genug fei, eine einstimmige Annahme zu sichern. Amerika.
Die Einnahmen des Schatzes beliefen sich im Monat Mai auf 25 272 078, die Ausgaben auf 27 918 982 Dollars.
Afien.
Die „Times“ meldet aus Tientsin, die Japaner räumten die Halbinsel Liautong; die Räumung solle in 10 Tagen beendet sein. — Aus Hongkong ichtet dasselbe Blati, daß die Japaner am Donnerstag Truppen in Pelunñg (Pud gelandet und die kriegerischen Operationen gestern begonnen hätten.
Afrika. Der General Duchèsne hat telegraphisch aus Majunga
G
berichtet, daß die erste Brigade den Fluß Kamoro auf dem
Marsche nah Amparibe überschritten habe.
Parlamentarische Nachrichten.
Amtliches Wahlresultat der am 27. v. M. im Waßhl[l- kreise Köln-Stadt stattgehabten Reichstags-Stichwahl!. Abgegeben wurden 20410 Stimmen, davon erhielt Adolf Greiß, Landgerichts -Rath in Köln (Zentrum) 1249, Dr. Franz Lütgenau, Redakteur in Dortmund (Sozial- demofrat) 7915 Stimmen. Gewählt is somit Landgerichts- Rath Adolf Greiß (Zentrum).
_ — Nach amtlicher-Feststelung wurden bei der am 27. v. M. in dem Wahlkreise Aschaffenburg-Miltenberg statt- ehabten Reichstags -Nachwahl 16609 St. abgegeben. iervon erhielt Liborius Gerftenberger, katholischer farrer in Laufach (Zentr.) 10442 St., Ernst Schulz, agistrats-Rath in Aschaffenberg (nl.) 1120 St., Bürger- meister Eduard Deckelmann in Obernburg (Volkspartei) 3451 St., Holzhändler Reinhold Opificius in Bockenheim (Soz.) 1592 St. Gerstenberger ist somit gewählt.
_Nr. 22 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, vom 29. Mai, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. — Desgl. gegen Pest. — Gesundbeits- wesen in Danzig, 1890,93. — Desgl. in Frankfurt a. M., 1893. — Desgl. in Schwaben und Neuburg, 1893. — Desgl. in Ungarn, 1893. — Cholera in Italien, 1894. — Gesetzgebung u. \. w. (Preußen, Provinz Westfalen). Entschädigung für Verluste durch Milzbrand. — (Württemberg). Nahrungsmittel-Chemiker. — (Hessen). Tuberkulin. — Meßgeräthe in Apotheken. — (Sachsen-Altenburg). Zughunde. —
ranfreih). E — (Belgien.) Kakao und Chokolade. — Cichorie. — Mostrih. — (Dänemark). Lebensmittel. — Wein und Spirituosen. — Gang der Thierseuhen in Oesterreich, 1. Vierteljahr. — Zeitweilige Maßregeln gegey Thierseuchen. (Deutsches Reich, Elsaß-Lothringen, Belgien). — Vermischtes. (Preußen). Zentral- Schlacht- und Viehbof in Danzig. — Infektionskrankheiten in Baden, Hamburg, Moskau, 1894. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern ene Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — erung.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Hohseefisherei an der pommerschen Küste.
Die Fischervereinigungen in den Häfen Kolbergermünde, Rügenwaldermünde, Stolpmünde undLeba haben mit ihren 77, zum größten Theil unter ftaatliher Beihilfe beshafften Hochsee- fisherbooten im Jahre 1894 gefangen: 33 450 Stiegen E 3836 Stiegen Dorsche, 154 838 Stiegen Flunder und 3923 Stück
Lachse.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Verband der Bau-Arbeitgeber für Leipzig und Um- gegend beschloß, dem „Leipziger Tageblatt“ zufolge, in einer gestern abgehaltenen Versammlung, den Mindeststundenlohn von 38 auf 40 4 zu erhöhen und als höchsten Lohn 45 4 zu gewähren. Man drückte die Hoffnung aus, daß auf dieser Grundlage eine Einigung erzielt werde. (Vergl. Nrn. 128 und 129 d. Bl.)
Die Steinbruchsbesizer in Feuerbach bei Stuttgart haben, wie dem „Vorwärts“ mitgetheilt wird, dem Verlangen ibrer Arbeiter, den zehnstündigen Arbeitstag statt des bisherigen elftündigen einzuführen, nahgegeben. /
Aus Amsterdam wird demselben Blait gemeldet: Dex Aus- stand der Bauhandwerker ift beendet, nahdem die Rg der Arbeiter theilweise bewilligt worden find. Die Barbier- und L Boi haben beschlofsen, jeden Sonntag zu striken, im
uge die Stadt zu durchziehen und ihre Kollegen aufzufordern, mit. zugehen. Der Ausftand der Möbelshreiner hat mit der Nieder- lage der Arbeiter geendet. Der Ausstand dauerte neun Wochen. Die Steinhauer stehen noch aus Der Torfarbeiterausftand hat sich jeßt auf die Provinz Drente ausgedehnt, während er in Fries- land beendet ift.
Kunft und Wissenschaft.
In Münthen ift gestern Vormittag die II1. internationale Kunstausstellung der Sezession eröffnet worden. Die Anzahl der Kunstwerke beträgt bisher 400; vielc französishe Bilder werden nah dem Schluß der Pariser Ausstellung eintreffen. — Heute Vor- mittag fand ebendaselbst durch Seine Königliche Hoheit den Prinz- Regenten die Eröffnung der Jahresausstellung von Kunst- werken aller Nationen im Glaspalast statt. Der Prinz-Regent machte nach dem Empfang durch das Prä- sidium und einem kurzen Cercle einen Rundgang dur sämmtliche Säle in Begleitung aller Prinzen und Prinzesfinnen, geführt von der Kunftjury und der Ausstellungskommission. Eintausend besonders ausgewählte Kunstwerke füllen die geschmackvoll dekorierten Hallen des Palastes. Der Prinz-Regent äußerte nach dem Bericht des „W. 2 B,“ wiederholt seine höchste Genugthuung über den Gefsammt- eindruck.
Bauten,
In dem Wettbewerb um ein Rathhaus in Stuttgart hat das Preisgeriht seine Thätigkeit am 30. Mai beendigt. Der erste Preis kam, wie das „Zentr.-BI. d. Bauv." mittheilt, niht zur Ver- theilung; der Betrag wurde zur Gewinnung von zwei weiteren zweiten
Preisen verwandt. Zweite Preise von je 5000 Æ erhielten : Neher u. von Kaufmann in Frankfurt a. M., Kuder u. Müller in Straßburg und Vollmer u. Jassoy in Berlir; dritte. Preise von je 3000 #: Semper u. Krcutisch in Hamburg und Theodor Köfser in Leipzig; vierte Preise von je 2000 4: Paul Peters, ftädtisher Bauinspektor in Charlottenburg und Hermann Billing
‘in Karlsruhe, Zum Ankauf wurden empfoblen die Entwürfe mit
folgenden Kennworten: „Im Mai“, „Deutshem Bürgerthum zur Ebr“, Wappenschild mit vierblättrigem Kleeblatt, „Nach 440 Jahren“ „Urbi“ und „Monument“. A
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Land- und Forstwirthschaft.
Landwirthschaftlihe Kredit genossenshaften. Die landwirthschaftliße Kreditgenofsenshaftsbildung hat im Regierungsbezirk E ESRIh A verflossenen Jahre einen erfreulichen Aufschwung genommen. eben den Raiffeisen’shen Darlebnskafsen, welche im Anshluß an den Zentralverband zu Neuwied entstanden find, hat in den leßten Monaten ein vom Oekonomie-Rath Rieger zu Breslau vertretene System wit provinzieller Zentral- organisation große Ausdehnung gefunden. Infolge einer kürzlich auf Anordnung des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forften unter dem Vorsiß des Ober-Präsidenten zu Breslau ab- ebaltenen Konferenz, bei welcher Vertreter der vershiedenen Organi- ationen zugegen waren, [äßt sich ein friedlihes und ersprießlihes Nebeneinanderwirken derselben erhofen. Aus einem von dem Minister für Handel und Gewerbe im vergangenen Etatsjahre bewilligten Fonds von 450 4 sind Beihilfen in Höhe von 30 bis 50 Æ für die esen Einrichtungskosten Naiffeisen’\her Darlehnskassen gewährt worden.
St. Petersburg, 31. Mai. (W. T. B.) Zu den Verhand- lungen zwischen dem Minifter für Landwirthschaft und dem Finanz- Minister über Herabseßung des Einfuhbrzolls für land- wirthschaftlihe Maschinen und Geräthe um 30 Kopeken pro Pud verlautet, die Untersuchungen des Landwirthschafs- Ministeriums bätten ergeben, daß die rufsishen Fabriken in absehbarer Zeit die Nachfrage nah landwirthscha\tlihen Maschinen und Geräthen shwer- lih decken fönnten und daf dadurch bereits Mißftände hervor- gerufen seien.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®- Maßregeln.
Malta.
Zufolge Verordnung der Lokalregierung in Malta vom 18. v. M. ift die für Herkünfte aus Konstantinopel und den Häfen am Mar- marameer angeordnete Quarantäne aufgehoben worden. (Vergl. „NR.-Anz.“ Nr. 46 vom 21. Februar d. J.)
rgentinien.
Durch Regierungsdekret vom 6. v. M. find die brasilianischen Häfen, mit Ausnahme des Hafens von Santos, für seuhenfrei er- flärt worden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 20 vom 23. Januar d. J.)
London, 31. Mai. Seit dem 22. d. M. sind in Mekka keine Cholera-Todesfälle vorgekommen.
Haudel und Gewerbe.
Zwangs-Verfsteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgeriht T Berlin ftanden am 30. und 31. Mai die nahhbezeihneten Grundstüde zur Versteigerung : Fidicinstraße 20B. u. C., dem Maurermeister Gottfr. Gaedtke gehörig; Fläche 6,18 a bezw. 6,41 a, Meistbietender blieb der Rentier Carl Eggers, Friedrih-Wilhelmstraße 7, mit dem Gebot von 142100 M bezw. 142050 A Kolonieftraße 27, dem Bauunter- nehmer M. Zingelmann gehörig; Fläche 14,42 a; Nuzungswerth 1080 «« Meistbietender blieb der Kaufmann Oscar Berg, Stall- \{reiberstraße 27, mit dem Gebot von 123 000 — Adolfstraße Nr. 20, dem Barbier H. Schragmann gehörig; Nußungswerth 5540 A Für das Meistgebot von 86 709 Æ wurde der Kaufmann Jacob Eisner, Sigismundstraße 2, Ersteher.
Beim Königlichen Amtsgeriht "ll Berlin standen die nachbezeihneten Grundftückde zur Versteigerung: Das im Grundbuch von Wilmersdorf Band 31 Blatt Nr. 938 auf den Namen des Fräuleins Wanda von Daun eingetragene, zu Wilmerédorf, Achen- bachstraße 4, belegene Grundstück; Flächenraum 11,67 a; das geringste Gebot wurde auf 2081 Æ fe E: Meistbietender blieb der Kaufmann Wilhelm Wolff zu Berlin, Behrenstraße 52, mit d Gebot von 250 000 # — Das im Grundbuche von Wilmersdorf Band 40 Blatt Nr. 1218 auf den Namen des Maurermeisters S Wolter eingetragene, zu Wilmersdorf (Halensee), Bothostraße 4, belegene Grundstück; Flächenraum 8,39 a. Das geringste Gebot wurde auf 1500 Æ festgeseßt. Meistbietende blieben der Maurermeister C. Braeuer zu Berlin, Belle- Alliancestraße 70, und der Zimmermeister W. Kluge zu Deutsh- Wilmersdorf mit dem Gebot von 123 442 4 — Das im Grund- buche von Schöneberg Band 32 Blatt Nr. 1239 auf den Namen des Kaufmanns Carl Hesse zu Berlin eingetragene, zu Schöneberg, Kaiser Friedristraße 17, belegene Grundstück; Flächenraum 5,88 a; das geringste Gebot wurde auf 1193 Æ festgeseßt; Meistbietender blieb der Chemiker Louis Levy zu Berlin, Lüzowstraße 85a, mit dem Gebot von 183 000 # — Das im Grundbuche von Wilmerê- dorf Band 42 Blatt Nr. 1264 auf den Namen des Zimmermeisters Friedrich Riß eingetragene, zu Deutsh-Wilmersdorf, Pfalz- burgerstraße 2, belegene Grundstück; das geringste Gebot wurde auf 985 M festgeseßt; mit dem Gebot von 117000 Æ blieb die ofene Handelsgesellshaft in Firma Kuhnert und Kühne zu Martinickenfelde - Charlottenburg Meistbietende. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteige- rung, betreffend die nahbezeihneten Grundftüdcke : Das im Grundlaade von Lichtenberg Band 25 Blatt Nr. 811 auf den Namen des Fabrik- besißers Adolph Ju ng zu Berlin eingetragene, zu Lichtenberg be- legene Grundstück. — Das im Grundbute von Rosenthal Band 8 Blatt Nr. 242 auf den Namen der verehelihten Maler- meister Henriette Leder, geborene Gebauer, zu Rirdorf einge- tragene, zu Rosen thal belegene Grundftück. — Das im Grund- buhe von Groß - Lichterfelde Band 66 Blatt Nr. 1970 auf den Namen des Architekten Paul Boswau eingetragene, zu Greß- Lichterfelde, an der Drakestraße, belegene Grundstü.
— Vom oberschlesischen Eisen- und Zinkmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“ : Die Lebhaftigkeit im obershlesishen Eisen- eshâft hat auch in verflossener Woche weiter angehalten, und neue ufträge gingen den Werken reihlih zu. Die Noheisenproduktion wurde durch Verarbeitung reicher ausländischer Erze, auf einigen Hoch- öfen bis zu 609/09, zu erböben gesucht, und das frisch erblasene Roh- eisen gelangte glatt zur Abfuhr auf die Werke. Der Bau der Hoch- öfen auf Gleiwißer- und Julienhütte schreitet rüstig fort, und dürfte" der leßtere in einigen Wochen in Betrieb kommen. Die Erzförderung im Revier is verstärkt worden, und auch in dem benachbarten NRussish-Polen werden infolge der dort im Bau befindlichen ee neuen Hochöfen einige Thoneisensteinförderungen in arößerem Maß- stabe eingerihtet. — Die Walzwerke find auf Grund der vor- liegenten Schlüsse und neu eingehenden zahlreichen Aufträge gut be- schäftigt und für längere Zeit gedeckt. Bei allen neu eingehenden rößeren Ordres werden seitens der Werke längere Lieferfristen gestellt. roßdem sind die Werke in Rücksicht auf die westliche Konkurrenz immer noch nit in der Lage, cine Erhöhung der größtentheils noch verlustbringenden Preise vorzunehmen. Die starke Nachfrage fü Handels-, Konstruktions- und Baueisen, namentliG aber für Lräger, hält weiter an, und auch für Feineisen ist der Absay gegen- wärtig ein guter. In Feinblehen, namentlich Qualitäten, geht das Geschäft sehr flott, sodaß einzelne Werke die eingegangenen Lieferungs- fristen faum innezuhalten im ftande sind. In Gro blechen ift auch