1895 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Oberst von Fransecki, welche ih zum Empfang Seiner Majestät auf den Bahnhof begeben hatten, meldeten h später auf der „Hohenzollern“. Um 9 Uhr Vormittags begaben Sih Seine Majestät der Kaiser in Begleitung des Staatssekretärs, Vize- Admirals Hollmann nach der Münduug des Nord-Ostsee-Kanals und besichtigten, von den Geheimen Räthen Lôwe und Fülscher ebel zunächst den südlichen Festplaß und die dort errichtete esthalle. i

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Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Stcuehivelen, für Handel und Verkehr und für Eisen- bahnen, Post und Telegraphen sowie die vereinigten Aus üsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Ver- fehr hielten heute Sißungen.

Das Staats-Ministexium irat heute Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsiß des Minister - Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe in der Amtswohnung desselben zu einer Sizung zusammen.

Der hiesige Königlich shwedish-norwegische Gesandte von Lahe vom Urlaub nah O und hat die gesandtschaftlihen Geschäfte wieder übernommen.

Nach telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Mine f S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän-Lieutenant Gühler, am 6. d. M. in Saloniki an- gekommen und beabsichtigt, heute nah Konstantinopel in See zu gehen; S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Ja eshke, ist am 7. d. M. in Colombo (Ceylon) an- getfommen und beabsichtigt, am 11. d. M. die Reise nah Singapore fortzuseßen. |

Vayern.

Jn dem Befinden Jhrer Hoheit der Prinzessin Friedrich von Anhalt, Höchstwelche sich auf dem Wege der Besserung befand, if wie die „Allg. Ztg.“ meldet, wieder eine Verschlim- merung eingetreten, sodaß Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und dieErbgroß herzogin vonLuxem- burg, Höchstwelhe am 5. d. M. die Neise nah ns angetreten hatten, telegraphisch nach Schloß Hohenburg zurück- berufen wurden.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Jn der vorgestrigen Sißung des gemeinschaftlichen Landtags der Herzogthümer Coburg und Gotha ist zu der Regierungsvorlage vom 15. April d. J., betreffend die Organisation des Staats-Ministeriums und Einseßung einer Beschwerdeinstanz, nah lebhafter Debatte folgender Antrag der Verfassungskommission mit großer Mehrheit angenommen worden :

„Der Landtag wolle erklären, daß er den Antrag vom 1. April 1893 als durch die Regierungsvorlage erledigt nicht erachten könne, und wiederholt das Ersuchen an die Staatsregierung, die Or- ganisation des Staats-Ministeriums durch ein Gefeß in der Rich- tung neu zu ordnen, daß der Wirkungsbereich der Oberaufsicht und der Verwaltung “des Staats-Ministeriums als gemeinschaftlicher Behörde klar abgegrenzt und zugleich eine Beschwerdeinstanz aeshafffen werde, die durch ihre Zusammenseßung und ihr Verfahren die Gewähr für eine sachliche und unabhängige Ent- scheidung bietet. Des weiteren wolle der Landtag aussprechen, daß er von der Instruktion für das Herzoglihe Staats-Ministerum vom 31. Dezember 1894 zwar Einsicht genommen habe, daß er sich aber egen die Annahme verwahre, daß aus der Nichtstellung bestimmter Anträge zur Instruktion auf sein Einverständniß mit dieser zu

J schließen sei."

Oesterreich-Ungarn.

Jn der gestrigen Sißung des österreichischen Abge- ordnetenhauses erwiderte der Minister des Jnnern Marquis Bacquehem auf den Dringlichkeitsantrag der Abge- ordneten Geßmann und Lueger betreffs der sofortigen Erhebungen über den Stand der Versiherungs-Ge/ell- schaft „Austria“ und die Verschiebung der General- versammlung: die Ursache der Nothlage der Gesell- {aft liege vornehmlih in den in früheren Jahren mit Mißerfolg betriebenen Versicherungen kleiner Kapitalien. Der Minister erklärte, mit den Untersuchungen über die Verhält- nisse der Gesellschaft werde sofort begonnen werden, hingegen erscheine die Verschiebung der Generalversammlung bedenklich. Es sei alles eingeleitet worden, um in Zukunft die staatliche Aufsicht wirksamer zu gestalten. Nach längerer Debatte wurde die Dringlichkeit abgelehnt.

Jm Wahlreformausschusse des Abgeordneten- hauses gab Graf Küenburg im Namen der Linken die Erklärung ab: die Linke werde, da der Wahlreformentwurf dem Prinzip der Jnteressenvertretung und der Schonung des bäuerlihen und bürgerlihen Besißstandes Rehnung trage, dem Eintreten in die Spezialdebatte in der Erwartung zustimmen, daß die Vorlagen in mehrfacher Hinsicht verbessert würden. Die Linke bekämpfe namentlich die Zwei- theilung der neuen Kurie. Nedner formulierte s{ließlich die Wünsche der liberalen Partei nah Ausdehnung des Wahl- rechts auf fkleinere Leute von gewisser Bildung und auf die Jnhaber selbständiger Se nungen sowie nach einer Ma Anzahl neuer Mandate, Untheilbarkeit der neuen Wahlkurie und Garantien gegen das Ein- dringen radikaler Elemente. Solche Garantien sollten auf die Weise angestrebt werden, daß den bisher Wahlberechtigten ein Pluralwahlrecht neben den Wählern der neuen Kurie cin- R werde. Kraus (deutsh:-national) erklärte, er werde

ur den Uebergang zur Tagesordnung \timmen. Menger war dafür, daß in die Spezialdebatte eingetreten werde; er bezeihnete als Hauptmangel der Vorlage die Zwei- theilung der neuen Kurie. Graf Hohenwart gab zu, daß die Schöpfung des Subcomités feine Partei befriedige, allein das Subcomité glaube seiner Aufgabe entsprochen zu haben, einen Mittelwe für die verschiedenen Parteiwünsche zu finden. Redner sprah si, gleich der Regierung, für Ver- mehrung der Arbeitermandate aus, erklärte aber, er werde niemals einer Vermehrung der Abgeordneten um 88 bis 108 Mandate zustimmen und empfahl zum Schluß ein \hleunigstes Eintreten

in die Spezialdebaite. Graf Pininski hielt den Entwurf ür ÉCndecun 8bedürftig und spräh für die Spezialdebatte, L zu einer Ablehnung a limine fein Gcund vorliege. Die

Verhandlungen wurden dann abgebrochen.

Frankreich.

Die Armeekommission der Deputirtenkammer hat die “Ausarbeitung des Geseßentwurfs, betreffend die Spionage, abgeschlossen und sih dafür entschieden, die Ge- seßentwürfe über Spionage und Verrath in einen einzigen Entwurf zusammenzufassen.

Spanien.

Wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, wird das spanische Geshwader, das der Eröffnung des Nordostsee- Kanals beiwohnt, am 11. Juli in Cherbourg einlaufen und dort 4 Tage bleiben. S

Schweiz.

Der neuernannte österreichish-ungarishe Gesandte Graf Kuefstein hat gestern dem Bundes-Präsidenten sein Be- glaubigungsschreiben überreicht. :

Der Nationalrath hat bei Berathung der neuen Militärartikel der Bundesverfassung die Bestimmung an- genommen, daß der Bund für ulle Folgen von Verleßzungen und Erkrankungen im Militärdienst angemessene Entschädigung zu leisten und îin Noth gerathene Familien abwesender Wehr- männer zu unterstüßen habe. i

Anläßlich der Berathung des Geschäftsberichts des Eisen- bahn-Departements im Ständerath gab die Kom- mission die Ecklärung ab, sie nehme gern Akt davon, daß die Vorarbeiten, betreffend die Eisenbahnfrage (Reform und Rück- kauf der Bahnen), in vollem Gange seien, und daß fie die bezüglichen Vorlagen gewärtige.

Bulgarien.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Sofia gemeldet, der Untersuhungsausscchuß habe: seine Arbeiten beendet, ohne Stambulow vernommen zu haben. Es heiße, der Ausschuß beantrage in seinem Bericht an die Sobranje, Anklage gegen Stambulow wegen Verlegung der Verfassung und wegen Mißbrauchs von Staatsgeldern zu erheben.

Schweden und Norwegen.

Das Storthin0 at wle. W L V“ qus Christiania berichtet, gestern die am 30. Mai verabredete Tagesordnung (siehe Nr. 129 d. Bl. vom 31. Mai) mit 90 gegen 24 Stimmen angenommen. Jn der Debatte wies Steen auf die Ereignisse vom Jahr 1860 hin; mit Nücksicht auf diese Ereignisse wolle er für die Tagesordnung stimmen, namentlih aber, weil sie ein besonderes norwegisches Ministerium des Auswärtigen zur Vorausseßung habe. Lindboe (Linke) erklärte, cer müsse gegen die Tagesordnung stimmen, weil die Erfahrung lehre, daß Norwegen bei Verhandlungen nie sein Recht erlangt habe. Ullmann bezeichnete die Tages- ordnung als zweideutig, er wolle aber in demselben Sinne, wie Steen sich gäußert habe, dafür stimmen. Schweiggard hob hervor, wenn auch die Rechte für die Tagesordnung stimme, so halte sic doch an ihrer Auffassung über die Sachlage fest.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington ist Olney, bisher Chef des Justiz-Departements, zum Staats- sekretär ernannt worden. Chef des Justiz-Departements wurde Judson Harmon aus Cincinnati. l

Die spanische Gesandtschaft hat die Aufmerksamkeit des Staats-Departements darauf hingelenkt, daß Expeditionen von Freibeutern gegen die spanische Regierung in Cuba- auf dem unteren Mississipi ausgerüstet würden und daß Bürger der Südstaaten sich mehrfach bewaffnet gezeigt hätten, in der Absicht, sich mit den Aufständischen in Cuba zu vereinigen und denselben Muth cinzuflößen.

Nach Meldungen aus Cuba hat bei Tranquilidad ein Scharmügzel stattgefunden. Ein Offizier und 25 Mann wurden von einêr fünfmal stärkeren Abtheilung Rebellen an- gegriffen, doch gelang es ihnen, die Angreifer zurückzuschlagen, wobei sie 4 Rebellen tödteten und mehrere verwundeten. Die Spanier selbst hatten 4 Todte und 5 Verwundete.

Afien.

Der japanishe Gesandte in Korea Graf Jnouye ist gestern von Söul nah Japan zurückgereist.

Die „Times“ meldet aus Hongkong: die Japaner hätten ihr Hauptquartier in Taipehfu aufgeshlagen. Der Ver- lust auf japanisher Seite bei dem ¡jüngsten Gefecht habe nur 8 Mann betragen. Durch die Bllindetitngan der Chinesen sei Eigenthum im Werthe von Millionen Dollars zerstört worden. Der Dampfer, auf den die Forts feuerten, sei der Dampfer „Arthur“ gewesen, welher den Prä- sidenten der Aufrührer Tang an Bord hatte. Durch das Feuer der Forts seien 7 Mann getödtet und 17 verwundet, durch das Feuer des deutschen Kanonenboots „ZFltis“, welches die Schüsse der Forts erwidert habe, scien 13 Personen ge- tödtet worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Landrath des Angermünder Kreises, Kammerherr von Risselmann, Mitglied des Hauses der Abge- ordneten für den 3. Potsdamer Wahlbezirk (Prenzlau- Angermünde) ist am 6. d. M. gestorben.

Nach einer im Bureau des Hauses der geovdralen zusammen- gestellten Uebersicht sind im Herrenhause fünf Vorlagen noch un- erledigt: die Geseßentwürse, welche die Abänderung von Amtsgerichts- bezirken, die Errichtung einer General-Kommission für die Provinz Ostpreußen, die Abänderung und Ergänzung einiger Bestimmungen des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893, die Bewilligung von Staatsmitteln zur Verbesserung der Wohnungéverbältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatébeamten betreffen, und die Rechnungen der Kasse der Ober-Rechnungékammer für das Jahr vom 1. April 1893-94.

Im Hause der Abgeordneten harren acht Negierungs- vorlagen noch der zweiten und dritten Berathung, nämlih die Geseß- entwürfe, welhe die Stempelsteuer, die Erbschaftsfteuer, die Ent- \{ädigung für Verluste durch Schweinekrankheiten, das Pfandrecht an Privateisenbahnen und Kleinbahnen und die Zwangëvollstrecku-g in dieselben, die Verpflegungsstationen, die Aufhebung der SS 18 bis 27 des Geseßes wegen Aufhebung direkter Staatssteuern vom 14. Zuli 1893, die Ergänzung der §8 4 und 11 des Jagdpolizeigeseßes vom 7. März 1850 betreffen, und der Entwurf eines Jagdscheingeseßes. Nur noch der dritten Lesung bedarf „der Entwurf eines Gesetzes über das Grundbuhwesen und die Zwangsvollstrekung in das

unbeweglihe Vermögen in dem Gebiet der vormals freien Stadt Frankfurt sowie den vormals Großherzogli hessischen und Land- räflih hessishen Gebietétheilen der Provinz Hessen-Nafsau. Unerledigt find ferner noch der Antrag der Abgg, _Jürgenfen und Genossen auf Annahme eines Gesezentwurfs zur Abänderung des Geseßes wegen Aufhebung direkter Staatssteuern vom 14. Juli 1893, der Antrag der Abgg. Letocha und Genossen auf Ermäßigung der Eisenbahnfrachtsäße für Montan- und landwirthschaftlihe Produkte aus Slesien, der Antrag der Abgg. Lafsen und Johannsen, betreffend die Anwendung der dänischen Sprache in den nordshleswigshen Volksshulen, und ein weiterer Antrag derselben Abgeordneten auf Annahme eines Gesehentwurfs zur Abänderung des Absaßzes 3 des° § 84 der Landgemeindeordnung der Yrovinz Schleswig - Holstein vom 4. Juni 1892, der Antrag der Abgg. Ring und Gen., betreffend die Sperrung des städtishen Vieh- und Schlachthofes in Berlin, ein Antrag der Abgg. Roeren und Gen. auf Annahme eines Gesetent- wurfs zur Abänderung des Gelepes über die gemeinfamen Holzungen vom 14. März 1881 und der Antrag der Abgg. Hobreht und Gen. auf Vorlegung eines Geseßentwurfs in Betreff der Umwandlung der Ablösungsrenten der rentenpflihtigen Stellenbesißer in neue Amor- tisationsrenten. Endlich liegen noh vor : eine Interpellation des Abg. Dr. Rintelen, betreffend die Regelung des fatholishen Religions-

unterrihts in den Volks\{chulen, und 42 Kommissionsberichte über

Petitionen.

Nr. 23 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*, vom 6. Juni, hat folgenden Inhalt : Gesundheitsstand und oa der Volkskrankheiten. Sterbefälle im April. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen! Gelbfieber. Bewegung der Bevölke- rung in Sachsen-Altenburg, 1893. Gesetzgebung u. . w. (Deutsches Neich). Schweineseuche x. (Preußen, Reg.-Bez. Posen). Trink- gefäße in Gast- und Schankwirthschaften. (Sachsen.) Schweine- seuhe 2. (Bremen.) Dipkbtherieserum. (Großbritannien). Viehseuchengeseßk. Gang der Thierseuchen im Deutschen Reich, Mai. Desgl. in der Kavkolonie, 1893/94. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Sachsen, Oesterreih). Vermischtes. (Hamburg.) Schlahtzwang, Fleishbeshau und Viehmärkte. Moönatstabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern, April. Desgl. in größeren Orten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er- krankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Nr. 23 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 8. Juni hat folgenden Inhalt: Das neue Landtagshaus in Berlin. (Schluß). Aufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler des Königreihs Sachsen. Bruchbelastung eines Brücken-Blechträgers. Vermischtes: Grundsteinlegung am Elbe-Trave- Kanal. Wett- bewerb um ein Rathhaus in Stuttgart. Besuchsziffer der König- lichen Technishen Hochschule in Hannover im Studienjahre 1894/95. Zum Bau gewölbter Brücken. Zur Beurtheilung der Wirth- scaftlihkeit des Ersazes vorhandener durch neue Anlagen. Geheimer Ober-Baurath Aßmann in Caffel F.

Nr. 26 des Eisenbahn - Verordnungs-Blatts, heraus- rge im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 6. Juni, at folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten : vom 22. Mai 1895, betr. Fahrpreisermäßigungen aus besonderem Anlaß; vom 24. Wai 1895, betr. Fahrpreisermäßigung für Veteranen aus den Feldzügen 1870/71, die diesjährigen festlihen Veranstaltungen auf den Schlachtfeldern beizuwohnen wünschen; vom 28. Mai 1895, betr. Freifahrtordnung ; vom 29. Mai 1895, betr. Gehaltsverhältnifse der vor dem 1. April 1895 angestellten Eisenbahn-Sekretäre; vom f ach 1895, betr. Frauenabtheilungen in den D-Zügen. Nach- richten.

Vierte Versammlung der deutschen Landesgruppe der Internationalen kriminalifstischen Vereinigung.

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Gießen, 7. Juni. In der gestcigen zweiten Sißung führte Geheimer Justiz - Nath, Professor Dr. Seuffert (Bonn) den Vorsiß. Professor von Liszt beantragte, im Herbst 1895 einen Éciminalistishen Kursus zu Berlin zu eröffnen. Theil- nahmeberechtigt follen die Mitglieder der Vereinigung ohne Zahlung eines Beitrags sowie jüngere Richter und Staatsanwalte, Assessoren, Referendare und Beamte der Strafanstalten gegen Ent- richtung eines Beitrags von 5 # fein. Der Kursus foll eine Woche währen und aus täglih vier- bis sehs\tündigen Vorlesungen über Strafre{t und Kriminalpolitik, Gefängnißkunde, Kriminalistik und gerichtliche Psychiatrie besteben, an die sich Besichtigungen von An- stalten anschließen. Den Hörern follen kurze Leitfäden mit Literatur- angaben ausgehändigt werden. Die Versammlung beschloß dem An- trage gemäß und wählte zu dessen Durchführung eine Kommission, bestehend aus dem vortragenden Rath im Ministerium des Innern, Geheimen Regierungs-Rath Dr. Krohne, dem Professor von Liszt und dem Landgerichts-Rath Dr. Felisch.

Von feiten des Geheimen Regierungs - Raths von Massow (Potsdam) war {riftli die Bitte eingegangen, die Versammlung wolle sich zu Gunîten des dem preußischen Landtage vorliegenden Gesetzentwurfs über die Wanderarbeits\stätten aussprechen. p von Koblinski unterstüßte die Bitte und wies darauf hin, daß die Zahl der Ver- pflegungsftationen von 1892 bis 1893 um 200 zurückgegangen sei, da die Gelder aus der lex Huene nicht mehr zur Verfügung gestanden bâtten. Landgerichts-Präsident Freiherr von Ricou Aiotte bei allen Sympathien hierfür formale Bedenken und bat um Ablehnung des Antrags. Nach lebhafter Befürwortung der Unterstüßung des Massow’shen Vorschlags durch von Liszt, von Lilienthal und Felisch beshloß die Vereinigung, ein Telegramm an den Vorsiuenden der zur Berathung der Geseßesvorlage eingeseßten Kom- mission des preußischen Abgeordnetenhauses zu rihten und darin warm für Annahme des Entwurfs einzutreten. Ferner wurde ein Antrag auf Ergänzung des Vorstandes der deutschen Landeêgruppe unter Erhöhung der Zahl desfelben angenommen und hinzugewählt: der vortragende Rath im Groëtherzoglih hessischen Ministerin; Ober - Staatsanwalt Schlippe (Darmstadt), Straf- anstal18-Direktor, Regierungs-Rath Dr. von Augetbera (Mannheim), Professor Dr. Frank (Gießen), Bezirksphysikus Dr. Leppmann (Berlin), Dr. Pastor von Koblinski (Düsseldorf).

Demnächst wurde zum zweiten Gegenstand der Tagesordnung übergegangen : „Individualstatistik wiederholt vorbestrafter Personen als Vorbereitung einer allgemeinen Rückfalls\tatistik.“ Das. Referat war von dem vortragenden Rath, Geheimen Regierungs-Rath Dr. Krobne übernommen worden, der aber dur Berufsaeshäfte am Erscheinen verhindert worten war und den Bezirksphysikus Dr. Leppmann mit seiner Vertretung betraut hatte. Zweiter Referent war Dr. Koebner- Berlin. Von seiten des Kaise: lihen Statistishen Amts war Ge- richté-Assessor Klein amtlih zur Theilnahme an diesem Berathungs- gegenstand entsendet worden. An den Debatten betheiligten #ch Unter-Staatssekretär z. D. von Mayr (Straßburg i. E.), Professor von Liszt (Halle) und Gerichts-Assessor Friedlaender (Frankfurt a. M.), nachdem der Kommissar des Statistishen Amts des Deutschen Reichs in sehr ausführlider Weise die Auffassung seiner Behörde dargelegt hatte. Das Ergebniß der Berathungen war Folgendes :

_Durch Dr. Koebner is neuerdings die Aufmerksamkeit der Fach- kreise auf die Nothwendigkeit einer Individualstatistik gerichtet worden. (Wir haben über den Gang der Verhandlungen auf den Kongressen von Paris und Antwerpen berichtet und können auf die damaligen Erörte-

rungen verweisen. D. Red.) Hauptgrundsäße des von ihm vertretenen Systems sind folgende: Wie der Richter, soll sih auch der Statistiker mit der Person des Delinguenten befassen. Deshalb muß die Statistik eine Personalstatistik werden, welche die verbrecherishe Laufbahn des einzelnen Individuums verfolgt; und welhe die Personen, die niht mehr im Inlande deliktsfähig sind, weil sie auêsgewandert oder gestorben sind, aus ihren Listen treit.

Hierzu ist - die Aufnahme der ganzen Statistik in das entsprechend umzugetaltende Strafregister und die Verbindung dieses mit dem Zivilstandsregister nothwendig. Die Aufarbeitung der Zahlen hat dana so zu erfolgen, daß die Gruppen der Nükfälligen mit den aus dem betreffenden Jabrgange der erstmaligen Bestrafung Nükfallsfähigen verglihen werden, und daß die Kriminalstatistik fh den Anforde- run jen der Sozialstatistik unterordnet und ein Zweig dieser wird. Koetner vertrat diesen Standpunkt und führte die jeßt vorhandenen fe darauf zurück, daß die Kriminalstatistik aus der Verwaltungs- tatistif hervorgegangen sei und sich noch zu sehr nah dem grund- legenden Werk ihres Begründers als Moralstatistik betrahte. Sie müsse sich nunmehr aus einer Statistik der Kriminalfälle zu einer Statistik der Kriminellen umgestalten.

Unabhängig von dieser wifsenschaftlihen Bewegung is nun eine auf Perfonalerhebungen gerihtete Statistik der anae beamten prafktisch durchgeführt, welhe sich in ihren leitenden Gedanken mehrfah mit den Koebner’s{hen Ideen begegnet, ohne jedo deren Reform überflüssig mahen zu können. Hierüber berichtete Dr. Lppmann. Auf der Versammlung des Vereins der - deutschen Strafanstaltsbeamten zu Freiburg im Jahre 1889 legte Krohne einen für diese Zwede bestimmten Fragebogen vor, dessen Annahme nur daran scheiterte, daß man sih über die einzelnen Fragen nit einigen konnte. Er is nun in. Moabit bei den Personalerhebungen allgemein verwentet worden. Auf Grund der dort gewonnenen Erfahrungen und der Anregungen von Koebner is demnächst eine Kommission von Vertretern der betheiligten Ministerien zu- sammengetreten, welhe einen neuen Fragebogen von 27 verschiedenen Fragen zusammengestellt hat, der als Vorbereitung einer Rüfalls- fiatistik dienen foll. Es soll dabei zugleich ein Material zusammen- getragen werden, durch das eine Widerlegung der Lombroso*\chen Theorie vom „geborenen" Verbreher ermögliht wird. Wenn in dem Fragebogen auch einige wenige Fragen der Anthropometrie auf- genommen find, so verwahrte Leppmann sih dagegen, daß dies aus „Lombrosianismus* geschehen, und erklärte, daß es andererseits von Interesse sei, festzustellen, ob in der That besonders oft hohe Maxima oder Minima der Maße unter den Verbrechern vorkommen. Er ver- wahrte sih ebenso dagegen, ihm etwa die Auffassung unterzuschieben, als habe man es im Verbrecher mit einer Art Nießsche’shem Ueber- menschen zu thun.

Der neu aufgestellte Fragebogen ift sämmtlichen preußischen Zucht- häusern zur Aufnahme des am 1. Oktober 1895 vorhandenen Bestandes zugegangen. Er enthält in ganz anderer Weise als bisher Fragen, welhe die Beurtheilung der auf die Entstehung des Verbrehens Einfluß ausübenden gesellshaftlihen und individuellen Faktoren gestatte. So wird ermittelt, ob der Verbreher eine Stiefmutter oder einen Stiefvater hatte, mit vielen Geshwistern zusammen auferzogen worden ist, ob er in einer Zwangéerziehungsanstalt war, welhe Art Schulbildung er genossen hat, welche Dienststellungen er nah dem Shulbesuch ein- enommen kat, um dadurch in Verbindung mit der Angabe über Bien jeßigen Beruf das Vorhandenfein von Berufswechsel festzu- stellen. Seine eigenen nicht nur ehelihen, sondern au unehelichen Kinder werden festgestellt, da die Geburt der leßteren nit nur bei Frauen, sondern auch bei Männern zur Begehung von Verbrechen, wie zur Leistung von Meineiden, zur Abshwörung der Vaterschaft 2c. führt. Es wird nachgeforscht, ob der Verurtheilte ein Landstreicher, ein Ge- wohnheitstrinker, ein geistig oder körperlich Kranker, ein E ist; ob er {on unter Polizeiaufsiht gestanden hat, ob er gewerbs- mäßig Unzucht treibt, ob er Almosen von seiner Gemeinde empfangen hat. Hinsihtlih der erblihen Belastung wird ermittelt, ob bei den Eltern, den voll- oder halbbürtigen Geschwistern Geistes-, Nerventrankheiten, Epilepsie, Trunksuht, Tuberkulose, Selbstmord der Verbrechen vorgekommen u Auch nach früheren {weren Ecfrankfungen des Verurtheilten felbst wird gefragt. Endlich ist ein Gut- ahten der Beamtenfonferenz darüber erfordert, ob anzunehmen ist, daß S S CLUUE nah seiner Entlassung rückfällig wird, und aus welchen

ründen.

Betreffs jedes Verbrechers if eine besondere Karte durch die Zuchthausdirektionen ausgefüllt worden. Die Bearbeitung dieser Zählkarten hat nun ergeben, daß am 1. Oktober 1894 in sämmt- lichen preußischen Zuchthäusern über die Gefängnisse sind keine Er- mittelungen angestellt worden 17 867 Sträflinge vorhanden waren, und ztvar 15 409 Männer, 2458 Weiber. Davon waren 53 9/%, und zwar 54%/0 der Männer, 50 9/9 der Weiber, in dem Sinne rückfällig, daß sie bereits früher mindestens dreimal im Zuchthause, Gefängniß oder Korrektionshause gewesen waren und darunter mindestens eine Freiheitéstrafe von fechs8 Monaten oder darüber verbüßt hatten. 34%/0 der Männer und 30% der Frauen waren {on vor dem 18. Lebensjahre zum ersten Mal bestraft. Als unverbesserlich wird M E Zahl von 93 9/0 der Männer und 89 9/6 der Frauen ezeihnet.

Der Vertreter des Kaiserlichen Statistishen Amts erkannte an, daß die Koebner’schen Darlegungen theoretisch absolut zutreffend seien, äußerte jedo eine Reihe von Bedenken technischer und pekuniärer Art gegen- die Möglichkeit ihrer Durchführung. Er stand der ganzen Bewegung sympathish gegenüber und gab die Versicherurtg ab, daß 1ch das Statistishe Amt des Deutschen Reichs gegen eine probeweise Durchführung derselben in einem bestimmten Bezirk oder in einem Tonfi begrenzten Umfang, worüber man sich noh einigen müfse, nicht ablehnend verhalten werde. Einen solchen Versuch empfahl besonders warm Unter - Staatssekretär z. D. von Mayr, der die Durchführbarkeit mit vielen technishen Hin- weisen darzuthun versuhte. Die Versammlung faßte hierauf folgenden Beschluß: „Die Landesgruppe Deutsches Reich der Internationalen friminalistishen Vereinigung spricht sich dafür aus, daß eine probe- weise Auszäblung der deutshen Strafregister auf beshränktem Gebiet vorgenommen wird". Ferner beshlcß; sie: „Es wird der Versuch des preußishen Ministeriums des Innern, individualstatistishe Er hebungen über die förperlihe und feelishe Artung der Rehtsbreher anzustellen, sympathish begrüßt und deren Verallgemeinerung empfohlen“. Endlich wurde eine ständige statistishe Kommission der deutshen Landesgruppe eingeseßt und in diese gewählt: Krohne, Leppmann, Koebner, von Mayr, Suytenburger, Seuffert, von Lilienthal, von Liszt, Felisch.

Die Verhandlung dieser Frage hatte erheblich länger gedauert, als vorher angenommen worden war. Es konnte deshalb in die Be- rathung der dritten Frage: „Das bei einer Revision des deutschen Reichs - Strafgeseßbuchßs zu Grunde zu legende Strafen- system“ nicht mehr eingetreten werden. Geheimer Justiz-Rath Seuffert hatte sehr umfangreiche Thesen auêgearbeitet, die er kurz skizzierte mit der Bitte, dieselben vorläufig auss{ließlich als seine Privatarbeit zu betraten. Er ließ sih fodann eingehend über das, was die Internationale kriminalistishe Vereinigung bisher erreicht hat, aus und legte dar, welche der gegen sie erhobenen Angriffe ihrerseits als unberehtigt zurückgewiesen werden mia Redner wünschte, daß ihre Gedanken über die Grenzen der deutschen Lande hinaus mensch- lihes Gemeingut würzen.

Nah Schluß der Sitzung führte eine lange Reihe von Equi- pagen, welche die Stadt Gießen den Festtheilnehmern zu Verfügung gestellt hatte, diese und ihre Damen nah der Burg Gleiberg hinaus, wo man sich zu einem gemeinschaftlihen Mahle vereinigte. Es wurde au ein Gruppenbild der Theilnehmer aufgenommen.

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Kunft und Wissenschaft.

Der Gynäkologen-Kongreß in Wien iff gestern Mittag unter Ovationen für den Vorsigenden, Professor Dr. Chrobak, ge- \hlofsen worden,

Gem. Melis 1 mit Faß 22,50. Geschäftslos.

Bauten.

Bonn, 7. Juri. Der hiesige Stadtrath beshloß, dem „Bonner General- Anzeiger“ zufolge, einstimmig die Ausführung des mit dem ersten Preise ausgezeichneten Projekts für eine Nbein brit: welches die „Gute Hoffaungsbütte in Oberhausen eingeliefert hat.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks N an der Ruhr und in Oberschlesien. _ An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 11091, nit recht- zeitig gestellt keine Wagen, „In Dberschles ien sind am 6. d. M. geftellt 3923, ‘nicht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-BVersteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin standen am 7. Juni “die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Star- i erleabe 12a, dem Maurerpolier Aug. Joachim gehörig.

lâhe .6,85 a. Meistbietender blieb der Kaufmann Otto Foerstner zu Berlin mit dem Gebot von 90000 %— Wittstockerstraße 4, den Bauunternehmern G. Peters und Aug. Fabert gehörig. Nußungswerth 7900 46. Meistbietende blieben der Kaufmann Fu l. RCPten zu Berlin und der Malermeister Friß Baars zu Deuts- Wilmersdorf mit dem Gebot von 120 000 #4. Steinmeßt- straße 23, dem Schlächtermeister K. Gensel gehörig. Nußtzungs- werth 14550 A Mit dem Gebot von 240 000 4 blieben die Frau Wittwe Bar, der Kaufmann James Loewenthal und die Ge- schwister E. und C. Loewenthal, sämmtlich zu Berlin, Meist- bietende. Tresckowstraße 53, dem Restaurateur K. Rother ehöôrig. Nußangtwerts 8100 A Mit dem Gebot von 124 000 4 lieben der Rentier Sally Gerson und der Apotheker Mar Hirschfeld zu Berlin Meistbietende. *

Beim Königlichen Amtsgericht Il Berlin standen zur ung: das im Grundbuch von Wilmersdorf Band 31 Blatt Nr. 960 auf den Namen des Maurermeisters Moriß Freund zu Berlin eingetragene, zu Deutsch-Wilmersdorf an der Pariser- straße belegene Grundstück; Flächenraum 7,54 a; das geringste Gebot wurde auf 5157 M festgesezt. Meistbietender blieb der Kanzlei-Rath G. Hardell zu Berlin, Gneisenaustraße 5, mit dem Gebot von 143 000 A Das im Grundbuch von Weißensee Band 48 Blatt Nr. 1404 auf den Namen des Zimmermanns Anton Sutter zu Neu-Weißensee eingetragene, im Gemeindebezirk Neu-Weißen see belegene Grundstü; Flächenraum 6,76 a; das geringste Gebot wurde auf 848 M festgeseßt. Mit dem Gebot von 850 blieb die Aktiengesellshaft in Liquid. Terraingesell\chaft Weißensee zu Berlin, Heiligegeist tr. 38, Meistbietende. Das im Grundbuche von Schöneberg Band 1 Blatt Nr. 33, auf den Namen des Architekten Paul Spißzenberg zu Schöneberg eingetragene, daselbft Kaiser Wilhelmsplay 2 belegene Grundstück. Flächenraum 12,63 a. Das geringste Gebot wurde auf 238 400 M festgeseßt. Mit tem Gebot von 365000 #4 blieb der Rentier Paul Schmidt zu Berlin, Wallnertheaterstr. 8, Meistbietender. Das im Grundbuche, wie zuleßt genannt, dem 2c. Spitzen- berg Seitens gehörig, zu Schöneberg, Herbertstr. 7, bele- gene Grundstück. Flächenraum 10,27 a. Das geringste Gebot wurde auf 238000 A festgeseßt. Mit dem Gebot von 238 400 M blieb der Rentier Paul Schmidt zu Berlin, Wallner- tbeaterstr. 8, Meistbietender. Das im Grundbu von Weißensee Band 35 Blatt Nr. 1012 auf den Namen a. der Wittwe Antonie Tismer, geb. Stengel, b. der am 15. März 1885 geborenen Elisabeth Antonie Gertrud Tismer in Weißensee, angeblich Königschaussee 63, belegene Grundstück. Flächenraum 16,32 a. Das geringste Gebot wurde auf 7492 4 festgeseßt. Meistbietender blieb der Rentier Jul. Pieper zu Weißensee, Königschaussee 80, mit dem Gebot von 8000

Vom oberschlesischen Eisen- und Zinkmarkt be- rihtet die „Sl. Ztg.“ : Der oberschlesishe Eisenmarkt scheint den Höhenpunkt für diese Saison erreiht zu haben, denn der Ordres- eingang hat für einige Eisensorten bereits etwas nahgelassen. Die Noheisenabfuhr zu den Werken blieb unverändert, und auch die Produktion an Puddel- wie Roheisen verblieb in der bisherigen Stärke. Die Einfuhr von Thoneisensteinen und Spathen aus Rusfsisch- Polen und Ungarn geht weiter fort, und auch mit den Bezügen von \{chwedischen Magneteisensteinen if bereits begonnen worden. ie Walzwerke sind nach wie vor vollauf beschäftigt und noch für viele Wochen mit Aufträgen gedeckt. Neue Bestellungen gingen nit in der bisherigen Anzahl ein. Träger sind noch sehr stark begehrt, jo daß es den Werken kaum mögli ift, allen Aufträgen nachzukommen; für U- und Winkeleisen if ebenfalls noch ftarke Nachfrage, auch aus dem Auslande, vorhanden, und auch in Feineifen kommen größere Posten zum Versand nah Rußland. In Feinblechen, vorwiegend in bevorzugten Marken, ift der Absaß sowohl nach dem Auslande wie auch im Inlande noch ein ret befriedigender, dagegen hat die Nach- frage für Kesselblehe infolge geringeren Ordreeingangs bei den Kefsselfabriken wieder nachgelassen. In der Beschäftigung der Stahlwerke is eine Aenderung nicht eingetreten, die vorliegenden Aufträge reihen noch für mehrere Wochen. In Röhren ist das Geschäft ret lebhaft, und die Verladungen geben glatt vor si, namentli für Siede- und Gaëröhren ist die Nachfrage gegenwärtig eine recht befriedigende. Draht- und Nägelwerke sind flott im Be- triebe, und die Ablieferung ihrer Fabrikate geht regelmäßig weiter. Im Betriebe der Gießereien hat sih nihts geändert ;, die Abfuhr der Wasserleitungsrohre wird den Lieferungsverträgen entsprehend prompt ausgeführt. Auf dem hiesigen Zinkmarkte verblieb die Tendenz eine feste. Neue Aufträge auf Zinkbleche laufen recht zahl- reich ein, und von Beständen ift auf den A a nichts zu sehen. Eine Erhöhung der Walzzinkpreise is in leßter Woche nicht erfolgt. "

Magdeburg, 7. Juni. (W. T. B.) Zuckerberichi. Kornzucker extl., von 92% —,—, neue —,—. Kornzuder exkl. 8809/6 Rende- ment —,—, neue 10,40—10,50, Nachprodukte exkl, 759% Rendement 7,90. Ruhig. Brotraffinade 1 23,00, Brot- raffinade 11 22,75. Gem. Raffinade mit Faß 22,75—23,25. Robzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Juni 10,10 Gd., 10,15 Br., pr. Fuli 10,25 bez., 10,30 Br., pr. Mh 10,35 bez., 10,40 Br., pr. September 10,40 Gd., 10,50 Br. tetig. Wochenumsaß im Rohzuckergeshäft 49 000 Ztr. i

Leipzig, 7. Juni. (W. T. B.) Kammzug - Termin- bandel. L Plata. Grundmuster B. pr. Juni 2,95 4, pr. Iuli 2,95 4, pr. August 2,95 #4, pr. September 2,975 4, pr. Ok- tober 3,00 4, pr. November 3,023 Æ, pr. Dezember 3,024 4, pr. Fanuar 3,05 4, pr. Februar 3,07} 4, pr. März 3,074 Æ, pr. April 3,074 4, pr. Mai —,— &# Umsay: 10000 kg. L

Bremen, 7. Juni. (W. T. B.) (Börjen - Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offiziele Notierung der Bremer

etroleum - Börse.) Ruhig. Loko 7,00 Br. Baumwolle. Eee, Upland middl. loko 36 4. Schmalz. Ruhig. Wilcox 354 &, Armour shield 35 4, Cudaby 354 4, Fairbanks 30 §. Speck. Nuhbig. Short clear middling loko 31}. Wolle. Umsay : 174 Ballen. Taback. Umsay: 30 Faß Kentucky.

Hamburg, 7. Juni. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. Juni 764, pr. Sep- tember 764, pr. Dezember 744, pr. März 734. Ruhig. Zutdcker- marki. (Schlußbericht.) Rüben-Rohzucker 1. Produkt Basis 88 9% Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, pr. Juni 10,073, pr. August 10,35, pr. Oktober 10,65, pr. Dezember 10,824. Ruhig.

London, 7. Juni. (W. T. B.) An der Küste 21 Weizen- ladungen angeboten.

96 9/6 Javazucker loko 12 ruhig. Rüben-Rohbzudcker loko 10 ruhig. Chile-Kupfer 488/16, pr. 3 Monat 43.

Glasgow, 7. Juni. (W. T. B,) Die Vorräthe ooa Noheisen in den Stores belaufen sich auf 282 311 t gegen

311 485 t im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befind- lichen Ho chôfen beträgt 77 gegen 73 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 7. Sil: (W. T. B.) Produkten- markt. Weizen loko 8,75. Roggen loko 6,00. Hafer loko 3,50. Leinsaat loko 12,00. Hanf loko 44,00. Talg loko 50,00, pr.

August —.

Amsterdam, 7. Juni. (W. T. B) JavazKaffee good ordinary 53. Bankazinn 39.

__ Belgrad, 7. Juni. (W. T. B.) Die Bilanz der ser- bischen Kreditbank weist einen Reingewinn von 13 9% gegen 12%/o im Vorjahre auf. Die gestrige Generalve: sammlung beshloß die Ver- theilung einer Dividende von 6°/ und die Zuweisung des Restes an den Reservefond.

New- York, 7. Juni. (W. T. B.) Die Börse eröffnete \{chwach, wurde im weiteren Verlauf ruhig und {loß ruhig. Der Umsatz der Aktien betrug 262 000 Stück.

__ Weizen war anfangs sehr fest und nahm infolge von Käufen für Rechnung des Inlandes und ungünstiger Ernteberichte bald eine steigende Tendenz an. Im weiteren Verlaufe entwidckelte sich infolge von Meldungen über trockenes Wetter, ausländischer Käufe und höherer Kabelberichte eine große Lebhaftigkeit, die aber einer Reaktion und Abschwächung, welche durch vorgenommene Realisierungen und durch die Mattigkeit des Mais hervorgerufen wurde, weichen mußte. Schluß {chwach. Nachbörse. Weizen § C. höher. Mais zog infolge von inländishen Käufen nach Eröffung etwas an. * Ausgedehnte Realisierungen führten jedoch einen Rückshlag herbei und drüdten dem Markt zum Schluß den Stempel der Trägheit auf.

Waarenberiht. Baumwolie-Preis in New-York 71, do. in N2w-Orleané 7. Petroleum Stand. white in New-York 7,65, do. in Philadelphia 7,60, do. robes (in Cases) 8,00, do. Pipe line cert. p. Juli 146 nom. Schmalz West. steam 6,85, do. Robe & Brothers 7,00. Mais Tendenz: willig, pr. Juni —, do. pr. Juli 574, do. rr. September 58ck. Weizen Tendenz: willig. Rother Winterweizen 838, Weizen pr. Juni 823, do. pr. Juli 83, do. pr. September 837, do. pr. Dezember 85F. Getreidefra&i nach Liverpool 1}. Kaffee fair Rio Nr. 7 16, do. Rio Nr. 7 pr. Juli: 14,65, do. do. pr. September 14,75. Mehl, Spring Wbeat clears 3,05. Zucker 21/16. Kupfer 10,75.

__ Baumwollen-Wochenberiht. Zufuhren in allen Unions- hâäfen 19 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 22 000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent 33 000 Ballen, Vorrath 482 000 Ballen.

New - York, 7. Juni. (W. T. B.) Die Auszahlung des Januar-Kupons der 5% und 60/6 General-Mortgage-Bonds der St. Louis und San Francisco-Eisenbahn-Gesellshaft ist auf den 15. Juni cr. dip d:

_ Chicago, 7. Juni. (W. T. B.) Weizen eröffnete fest und erfuhr im weiteren Verlaufe infolge höherer Kabelberichte und ge- meldeter Ernteshäden wesentlihe Aufbesserung. Gewann auch die Neaktion infolge von Verkäufen vorübergehend die Oberhand und wurde dieselbe auch durch Realisierungen unterstüßt, so vermochte sie den einlaufenden ungünstigen Wetterberihten und der regen Kauflust keinen ernstlichen Widerstand zu leisten, fodaß der Markt fest {loß. Mais anfangs steigend, fiel später infolge großer Verkäufe und Verkaufsordres. Schluß träge.

Weizen Tendenz: willig, pr. Juni 794, pr. Juli 807. Mais Tendenz: willig, pr. Juni 51#, Speck short clear nomin. Pork pr. Juni 12,45.

Buenos Aires, 8. Juni. (W. T. B.) Der Finanz-Minister verfügte die Ausgabe von Cedulas im Betrage von 15 Millionen Dollars und die Flüssigmahung von 75 9% der Depots der Kon- versionskafse.

Verdingungen im Auslande.

| Niederlande.

11. Juni. Burgemeester en Wethouders zu Rotterdam: Verkauf von etwa 40000 kg s{chwefelsaurem Ammoniak. Be- dingungen erhältlid im Bureau der Gemeente-Gasfabriek, Ooft- Zeedijk zu Notterdam.

28. Juni, 10 Uhr. Bureau des Militär-Ingenteur-Korps zuA m ster - dam (Plantage Cynbaansgracht 1): Lieferung von Material für das Militär - Ingenieur - Korps (tragbares Eisenbahnmaterial) im Ge- stellungsbezirk von Amsterdam. (Schätzung 25 000 Fl.) Bedingungen zur Einsicht auf dem bezeihneten Bureau vom 18. Juni ab, wofelbst au die gedruckten Bedingungen und gestempelten Einschreibungsbillets sowie nähere Aufschlüsse von dem genannten Tage an erbältlih sind.

Verkehrs-Anstalten.

Die im Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebene „Zeitschrift für Kleinbahnen“ (Verlag von Julius Springer in Berlin N.) hat im Heft 6 des zweiten Jahrgangs vom Juni 1895 folgenden Inhalt: Ueber den Anschluß von Privatanschlußbahnen an bestehende größere Bahnen. Vom Regierungs- und Baurath H. Jacobi in Cassel. Mit zahlreihen Abbildungen. (Schluß.) Ueber billige Entladevorrihtungen für Kleinbahnen. Vom Ingenieur Otto Schilling in Kattowiß. Mit 4 Abbildungen. Die badischen Lokal- und Nebenbahnen im Privatbetrieb. Vom Ober-Rechnungs-Rath Dr. Zeller in Darmstadt. Der Wahrheit die Ehre. Vom Regie- rungs- und Baurath Peters. Gesetzgebung : E Allerhöchster Erlaß vom 8. April 1895, betreffend die Verleihung des Enteignungs- rets an den Kreis Bleckede zum Bau und Betrieb einer Kleinbahn vom Bahnhof Dahlenburg über Bleckede bis zur Haltestelle Echem. Eriaß des Ministers der öffentlihen Arteiten vom 22. April 1895, betreffend Ueberführung8gebühr für Stückgut im Verkehr mit Kleinbahnen. Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten vom 25. April 1895, betreffend staatliche Unterstüßung von Kleinbahnen.

ranfreih: Geseß vom 4. Mai 1895, betreffend den Bau von {chmal- purigen Lokalbahnen im Departement Sarthe. Kleine Mitthei- lungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessionsertheilungen und Betriebseröff nungen von Kleinbahnen. Die Schmalspurbahnen Deutschlands im Jahre 1893/94. Die Trambahnen der australi- schen Kolonie Neusüdwales im Jahre 1894. Die niederländischen Trambahnen im Jahre 1893. Unterirdishe Stadtbahnverbindung in Paris. Geschäftsberihte über Kleinbahn-Unternehmungen. Die Lokalbahnen Oesterrei Ungarns in den Jahren 1893 und 1894, Verkehrsergebnisse. Büchershau: Müller, Friedrih. Grundzüge des Kleinbahnwesens. Abt, Friedr. Die Praxis des Lokalbahn- betriebs. By, Verke hrsverhältnisse der Krummhörn. Zeit- \scriftenschau.

Bremen, 8. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Mark“ hat am 6. Juni, 2 Uhr Nahmittags, die Reise von Southampton nach Corunna fortgesezt. Der Postdampfer „Straßburg“, von Brasilien kommend, hat am 6. Juni, 9 Uhr Abends, Vlissingen passiert. Der Schnelldampfer „Saale“ ist am 7. Mai, 1 Uhr Morgens, in New-York angekommen. Der Snell- dampfer „Havel“ ist am 6. Juni, 10 Uhr Vormittags, von New- York via Southampton nah der Weser abgegangen. Der Post- dampfer „Pfalz“ hat am 7. Juni, 8 Uhr Morgens die Reise von Vigo nah Antwerpen fortgeseßt. Der Postdampfer „Mark“, na dem La Plata bestimmt, hat am 7. Juni, 8 Uhr Morgens, Ouefsant passiert. Der Postdampfer „Weimar* is am 7. Juni, 6 Uhr Morgens, in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „München“, nach New-York und Baltimore bestimmt, hat am 7. Juni, 3 Ubr Nachmittags, Dover passiert.

Hamburg, 7. Juni. (W. T. B.) Hamburg- Ameri- fanishe Patdetfahrt- Aktiengesellshaft. Der Scnell- dampfer „Fürst Bismarck* is, von New-York kommend, heute Nachmittag 1 Uhr in Cuxhaven eingetroffen.

London, 7. Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer eAthenian“ ist gestern auf der Ferie von Madeira ab-

ml D Ute Mer Llovd.

gegangen. Der Union-Dampfer Arab * if heute auf der Ausreise von den Canarischen Inseln abgegangen. A