1895 / 136 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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47—48 Æ, Maisftärkle 33—34 Æ, Schabeftärke 34—35 M, Viktoria-Erbsen 15—19 #4, Kocherbsen 14—19 #, grüne Erbsen 14—19 #, Futtererbsen 12¿—135 Æ , inländische Lee Bohnen 22—24 #4, weiße Flachbohnen 23—25 #, ungaris. Bobnen 19—21 #4, galizishe und. rufsishe Bohnen 17—19 , gróße Linsen 30—40 #, mittel Linsen 18—30 M, kleine Linsen 14—18 Æ#, Mohn, blauer nom. 28—40 , do. weißer nom. 44—60 ,

irse, weiße 18—20 , gelber Senf 18—26 #, Hanfkörner 22 bis 93 #4, Buchweizen 144—154 4, Wien 11¿—12} H, Pferdebohnen 12—12} Æ, Leinsaat 22—224 Æ, Mais loko 12¿—13 A, Kümmel 54—60 Æ, Leinkuchen 133—16 #4, Rapskuchen 113—125 #4, pa. marseill. Erdnußfuchen 123—14è Æ, pa. doppelt gesiebtes Baum- wollensamenmehl 58 9% 124—13} Æ, pa. belle getr. Biertreber 28 bis 30 9% 9:—104 M, pa. getr. Getreideschslemve 31—34 9% 11#—125 M, pa. getr. Mais-Weizenshlempe 35—40°%/ 12}—137 A, pa. getr. Maisschlempe 40—42 °/9 123—13 ., Malzkeime 7}—9 46, Roggen- fleie 8:—95 M, Weizenkleie 83—93 Æ (alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).

Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat Mai 1895 nach proviforiscer Feststellung 179 000 . gegen 158 600 na provisorischer Festftelung im Mai 1894, mithin mehr 204004 i

Portland -Zementfabrik Hemmoor. Wir machen darauf aufmerksam, daß am 15. Juni d. J. das Bezugêreht der Aktionäre der Portland-Zementfabrik Hemmoor auf die neu zur Aus- gabe gelangenden 600 000 6 Aftien erlist. i E

Masqhinenfabrik Grißner Aktiengesellschaft Durlach. Der Geschäftsbericht für 1894 konstatiert, daß das Werk in allen Abtheilungen und insbesondere für Pumpwerke und Dampf- maschinen gut beschäftigt war. Der verfügbare Reingewinn beträgt 403 674,48 M und gelangen bei reihlicwen Rüdstellungen 19 9/0 Dividende zur Auszahlung. Dem Reservefonds wurden 100 C00 überwiesen. Die Auésichten für 1895 werden als ret befriedigende bezeichnet. A Ee

Breslau, 9. Juni. (W. T. B.) Für den morgen be- ginnenden Wollmarkt sind ca. 2500 Zentner Zufuhren angemeldet, weitere werden erwartet; doch hat es den Anschein, als ob die Be- shickung hinter der vorjährigen zurückbleiben werde. Hinsichtlich der Preise dagegen wird allseitig eine erheblihe Besserung erwartet. Die Wäschen find besser als im Vorjahre. Das Schurgewicht der einzelnen Partien ist kleiner geworden. In den größeren Stadtlägern ent- widelte sich son gestern ein ziemlich reges Geschäft; je nach den Oualitäten wurden größere oder ftleinere Preiëaufschläge gegen das Vorjahr erzielt. i j

Srantsfuxi a. M, 10. Juni. _(W. 2..B) Die Toufolf-

dierten Alkaliwerke in Westeregeln berufen auf den 2. Juli eine außerordentlihe Generalverjammlung ein, welche über die Neu- ausgabe von Aktien ‘im Betrage von 3 000 000 #4, sowie die Feît- lebuns des Emissionspreises und der sonstigen Modalitäten Beschluß faffen joll. : Wien, 10. Juni. (W. T. B) Die Brutto-Einnahmen der O rientbahnen betrugen in der 20. Woche Ae 14. Mai bie 90. Mai 1895) 222 044 Fr., Zunahme gegen das Vorjabr 23 718 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 20. Mai 1895) betrugen die Brutto-Einnahmen 3 709 453 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 281 906 Fr. | i :

Budapest, 9. Juni. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Raab-Oedenburger Eisenbabn genehmigte einstimmig die Vertheilung einer Dividende von 3 Fl. pro Aktie und ergänzte die Direktion durh die Wabl des Direktors Gerhardt, des Fürstlich Esterhazyshen Zentral-Direktors Hakler, Emmerih Sonnenberg's und Rado’s. E | E Rom, 8. Juni. (W. T. B.) Die Gesellschaft der Mittel- meerbahnen beschloß, am 1. Juli 1895 eine zweite Abschlags- zablung von 12,50 Fres. auf die Dividende für 1894/95 zu geben.

Verkehrs-Ansftalten.

Zur bequemen Einlieferung von Padcketen if in Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadt: Postanstalten, auch durch die adetbestelleinrihtungen und Padetwagen der Post Gelegenheit ge- i Sämmtliche im Dienst befindlihen Packetbesteller find zur Entgegennahme gewöhnliher Packete behufs Weiterbesorgung zur Post verpflichtet. Sie nehmen die Paete entweder innerhalb der Häuser felbst, welche sie zum Zwedck der Bestelluug oder Abholung betreten, oder an dem Postwagen entgegen. Auf schriftliche Bestellung— mittels Besteltfhreibens oder Bestellkarte an dùàs Kaiserliche Packet-Postamt in Berlin N. (Oranienburgerstraße 70) findet die Abbolung von Packeten auch auë den in den Verlangschreiben bezeichneten Wohnungen statt. Die Bestellshreiben und Bestellkarten werden unentgeitlih befördert ; für die von den Paetbestellern auf ibren Bestellfahrten einge- sammelten Padckete fommt außer dem Porto allgemein eine Gebühr

von 10 » zur Erhebung.

Kölnische Straßenbahn-Gesellshaft. Die Betriebs- einnahme betrug: vom 1. bis 31. Mai 1895 151 750,60 Æ, vom 1. bis 31, Mai 1894 134 668,40 #4, Mehreinnahme in 1895 17 082,20 ; vom 1. Januar bis 31. Mai 1895 610 469,23 #, vom 1. Jaauar bis 31. Mai 1894 572 559,67 #4, Mehreinnahme in

1895 37 909,56 M

Bremen, 9. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“, von New-York kommend, hat am 7. Juni, 12 Uhr Mittags, Punta Delgada passiert. ‘Der Postdampfer „Roland“ ist am 6. Juni von Buenos Aires via Antwerpen nah der Weser abgegangen. Der Reichs-Postdampfer „Stettin“ hat am 7. Juni, 9 Ühr Abends. die Reise von Port Said nah Suez fortgesezt. Der Reichs - Postdampfer „Hohenstaufen“, nach Australien bestimmt,ist am 8. Juni Vormittags inColombo angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“, von Brasilien kommend, ift am 7. Juni, 12 Uhr Nachts, auf der Wefer angekommen. i

e 9, Juni. (W. T. B.) Hamburg- Ameri- kanishe Padetfahrt- Aktiengesellshaft. Der Postdampfer „Phoenicia* ist, von Hamburg kommend, gestern Abend 10 Uhr in New-York eingetroffen. L ;

Triest, 9. Juni. (W.T. B.) Der Lloyddampfer „Vesta“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag bier eingetroffen.

London, -8. Juni. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Arundel Castle“ is auf der Ausreise heute von London ab- gegangen.

Theater und Musik.

In dem morgigen, in Gegenwart Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im Landes-Ausstellungspark zum Besten der Kaiser Friedrich - Gedächtnißkirhe stattfindenden Konzert wirken die größten hiesigen Manne gel anapercine (Berliner Lieder- tafel, Erk’\{er Männergesangverein, Berliner Sängerschaft, Cäcilia- Melodia, Charlottenburger Quartett-Vereinigung und Potsdamer Männergesangverein), im Ganzen 600 Sänger, und drei Militär- Kapellen (100 Musiker) mit. Das reichhaltige Programm bringt von

(Mhorwerken u. a. Beethoven's „Ehre Gottes in der Natur“,

ers „Schwertlied®“ und „Wßow®s wilde Jagd“, Silcher?s „Sthweizer WVöolkslied®“ und den „Sang an Aecegir“. Die Militärkapellen vereinigen sh zum Vortrage von Fanfaren, Militär- märschen u. f. w. und führen nah E des Konzerts abwechselnd die Promenadenmusik aus. Eintrittskarten sind noch in der Hof-Musik- handlung von Bote und Bock und an den Kassen des Lande8aus- stellungsparks zu haben,

__ Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Bayern hat, wie dem ,W. T. B.* unter dem 8. d. M. aus München gemeldet wird, die Aufhebung des Engagementévertrags des preußischen Hof- ers Weingartner mit dem dortigen Hoftheater ge- nehmigt.

Mannigfaltiges.

Zu einer Gedächtnißfeier für den. verstorbenen Polizei- Péisdenten reiherrn von Richthofen versammelten \sich am onnabend ahmittag um 3 Uhr die Beamten des Polizei- Präsidiums, soweit der große Konferenzsaal dieselben zu fassen ver- mochte. Die Anregung zu der Feier wär dem Kreise der Beamten entsprungen, und alle Kategorien derselben waren vertreten. Der Vertreter des lge i b aag Ober-Regierungs-Rath Friedheim erinnerte in einfahen, von Herzen kommenden Worten, \{licht, wie es der Art des Verstorbenen entsprach, an dessen Ver- dienste. Er schilderte ihn als treuen Diener seines Königs, als Beamten von unermüdlicher Pflichttreue und Geradheit der Gesinnung, als wohlwollenden und gerechten Vorgeseßten. Auf ihn pafsse, wie auf Wenige, das Dichterwort „Er war ein Mann, nehmt Alles nur in Allem“. In Allet Herzen fand die Mahnung des Redners Wieder- ball, das Andenken des Verstorbenen Zu ehren, indem man seinen Tugenden nacheifere. Ein im Namen der versammelten Beamten an den Bruder des Verstorbenen abgesandtes Telegramm brachte die Liebe und Verehrung für den verstorbenen Chef zum Ausdruck.

Wyk, 8. Juni. Das bier beheimathete Schiff „Martba“, am 10. Mai von Warkworth mit Koblen abgegangen, ift seit längerer Zeit überfällig. Es liegt die Möglichkeit vor, daß das Schiff mit seiner Besaßung in den Stürmen vom 15. und 16. Mai unter- gegangen ift.

Marburg, 8. Iuni. Vierhundert Mitglieder aller Burs\chen- \chaften aus ganz Deutschland feierten beute hier durch einen großen Kommers das achtzigjährige Bestehen der deutschen Burschenschaft. Der Geschichtsforsher Professor Onck6n aus Gießen bielt die Festrede.

Bonn, 8. Juni. Die Beerdigung des verstorbenen Polizei- Präsidenten von Berlin Freiherrn von Richthofen fand beute Nachmittag 9 Uhr von der Kapelle der Universitäts- Klinif aus statt. Als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Königs war der Ober-Präsident der Rheinprovinz Nasse anwesend. Dem Sarge folgten die beiden Brüder des Verstorbenen sowie die Abordnungen aus Berlin und Potsdam. Den Lorbeerkranz Seiner Majestät trug ein Wachtmeister; Namens des Berliner Magistrats legte Ober-Bürgermeister Spiritus-Bonn einen Kranz am Grabe nieder. Die Beerdigung erfolgte auf dem Neuen Friedhofe; Pastor Pahnke hielt die Leichenrede.

Weimar, 9. Juni. Vorgestern und gestern tagte bierselbst die dieéjährige Versammlung der Goethe-Gesellschaft, welher auch Ihre Königlichen Hobeiten der Großherzoa und die Groß- herzogin beiwohnten. Den Jahresbericht erstattete der Geheime Hofrath Dr. Ruland. In den verfloffenen zehn Jahren bat die Goethe-Gesellshaft dana 27 311 Mitglieder gezählt, darunter 23 °/o Damen; im Fahre 1894 waren es 2837 Mitglieder (von denen 41 regierenden Fürstenhäusern angehörten); 2232 Mit- glieder wohnten innerhalb des Deutschen Reichs, 605 waren Ausländer. Die Gesammteinnahme pro 1894 be- trug 27168 A ‘und der Umsaß in den yesammten zehn Jahren 709 000 Æ, die Gesammtausgabe 398 909 A Der gesammte Vermögensbeftand beziffert fich gegenwärtig auf 96404 Æ Das im Auftrage der Großherzogin neuerbaute Heim des „Goethe - Schiller - Arhivs“ wird bis zum nächsten Jahre fertig- gestellt sein. Am Freitag fand ein Abendkonzert zu Ehren der Fest- theilnebmer in der „Armbrust“ statt, das aus\{chließlih Goethe*’sche Leder in zeitgenössisher Komposition bot und von den Mitgliedern der Hofoper und dem -weimarischen Lehrerverein vortrefflich ausgeführt wurde. In der Hauptversammlung hielt Friedrich Spielhagen die Fest- rede über „die epifhe Poesie und Goethe“. Profefsor Suphan machte Mittheilung von der Auffindung eines für Annette Schönkopf be- stimmten Büchleins mit gedihteten Erzählungen Goethe's aus der Zeit seines Leipziger Aufenthalts. Bei dem Festbankett brachte der Geheime Hofrath Dr. Ruland den Toast auf Seine Majestät den Kaiser und- Herr Professor Biedermann (Leipzig) denjenigen auf Seine Königliche Hoheit den Großherzog aus; beide Toaste fanden in der Versammlung ernthusiaftise Zustimmung. Am Sonnabend Abend gab man im Hoftheater zu Ehren der Festtheilnebmer „Die Laune des Verliebten* und „Das Iahrmarktsfes zu Plundersweilern“ mit der Reinthaler’shen Musik. Der Vorstand hatte die Ebre, am Freitag Mittag mit einer Einladung zur Großherzoglichen Tafel auf Schloß Belvedere bedacht zu werden.

Straßburg i. E., 9. Juni. Heute Mittag fand vor dem Kaiserlichen Palaît die Weihe der von Seiner Majestät dem Kaiser dem hiesigen Kriegerverein verliehenen Fahne statt. Viele böbere Offiziere und Beamte wohnten der Feier bei. 82 aus- wärtige Kricaervereine in Stärke von 3000 Mann waren aus den Reichslanden, der Pfalz, Baden, Württemberg, Preußen und Hefsen erschienen. Nah dem Weibeakt er- folgte die Ueberreihung der von Ihren Majestäten der Kaiserin und der Kaiserin Friedrih, dem Prinz-Regenten von Bayern, den Königen von Sachsen und von Württemberg, den Groß- berzogen von Weimar, von Baden, von Hessen und von Oldenburg, sowie den Herzogen von Meiningen und von Altenburg gespendeten Fabnenbänder. Nach der Feier zogen die Vereine durch die Stadt an dem Palais des Statthalters vorüber, welher den Zug von der Ter- rafse aus besichtigte.

Wien, 9. Juni. Geftern stieß in der Bellariastraße ein Ser - pollet-Dampfwagen mit einem Tramwayw agen zusammen, wobei fünf Personen durch Herabfpringen von dem leßteren leicht ver- leßt wurden ; getödtet wurde niemand.

Triest, 10. Juni. Heute Morgen gegen 3 Uhr fand hier ein leihtes Erdbeben statt.

Laibach, 10. Juni. Heute früh um 8 Uhr 35 Minuten erfolgte ein starker, 4 Sekunden anhaltender Erdstoß? mit vibrierender Be- wegung. Es herrscht eine allgemeine Panik: die Bevölkerung verließ die Hâuser, die Fabrikarbeiter ftellten die Arbeit ein, und der Schul- unterriht wurde unterbrohen. Lichte Beshädigungen wurden an verschiedenen Gebäuden fonstatiert. Der Erdstoß wurde gleichzeitig in Stein verspürt.

Gradisca, 10, Juni. Heute gegen 3 Uhr Morgens erfolgte bier ein ziemli beftiger, eine Sékunde lang anhaltender Erd oß.

Mährish-Oftrau, 9. Juni. Heute früh fand im Kar- viner Grubenrevier eine Explosion shlagender Wetter statt, durch welche ein Arbeiter schwer und drei leichter verleßt wurden ; a Arbeiter erlitten Kontusionen. Die Entstehungëurfache ist un-

annt.

Jglo, 10. Juni. Eine große Feuersbrunft hai am Freitag in der Gemeinde Mereny (Zipser Komitat) 320 Häuser eingeäschert ; mehrere Personen find in den Flammen umgékommen. Es herrscht großes Elend unter der Bevölkerung.

Oedenburg, 8. Juni. Der W olkenbruch in Kobers- dorf hat, dem ,W. T. B.* zufolge, 42 Menschenleben gefordert ; 30 Personen werden noh vermißt. Zahlreihe Häuser find eingestürzt errt Bewohner dadur obdachlos geworden, fodaß große Noth errs{t.

Rom, 9. Juni. „W. T. B.* berihtet: In der Provinz Lecco wurden geftern Abend große Strecken des Gebiets von Motola durch- einen fürhterlihen Cvyklen verwüstet. Der angerihtete

Schaden wird auf eine Miklion Lire ges{ätßt. nicht zu beklagen.

Rimini, 10. Juni. Der Deputirte Ferrari ist laut Meld des „W. T. B.* beute früh an den bei dem Attentat in der Nackt zum 4. d. M. (vergl. N1. 132 d. Bl.) erlittenen Berleßungen

geftorben.

__ Belgrad, 9. Juni. „W. T. B.“ meldet: Bei einem geftern niedergegangenen Wolken br uch {lug der Blitz unmittelbar neben dem auf dem Wege nah seinem Landgut in Toptshider befindlichen Minister des Auswärtigen Bogic evit eia und tödtete einen Mann, Der Minifter wurde leiht an der Stirn berührt, erholte \sih jedo bald. Auch în das Landhaus des Ministers fuhr ein Blißschlag nieder und beshädigte das .Gemäuer.

Menschenleben sind |

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) E

Wetterbericht vom 10. Juni, 8 Ubr Morgens. y

Wind. | Wetter.

|

Femperatur } in 9 Celsius 596. =4N

Stationen,

Bar. auf 0Gr. u. d. Meeressp.

WNW 2'bedeckt WNW 3\wolkig WSW 5 Negen NW 2|woitig fill wolkenlos WSW 2\wolkenlos W 1 heiter W 1\wolken…os | Dsdalb bed. |

Belmullet Aberdeen Christiansund Kopenhagen Stotbolm Haparanda .

St. Petersburg Mosfau . : Cork, Queenstown Cherbourg sttill/bedeckt | E L e e a SS 2 wolkenlos | E aat ee el O D) 1'beiter | Unia E, 1wolkenlos | 19 Cw eel 0D 1'balb bed. | 19 Se TIDGNEE 4 «e 4&1 C00 1 wolfenlos | 20 e e O 2wollg | 18

E E a ees [0D 1 wolkig 18 E O6 1 wolkig 20 S a l S 4 Gewitter | 16 M L till halb bed. 18 io T! 5ibalb bed. 16 G «S O 2 heiter 20 E E O0 O 3'heiter 22 Bea L CES ftill!bedeckt t O Breslau . O 1i¡Dunsfst 18 Ri A E l 2 bededtt 18 Os a S O ftill|wolkis 16 e e e A O 15 1'bedeckt 21 Uebersiht der Witterung.

Ein Depressionsgebiet mit einem Minimum von 749 am Weißen Meere umfaßt das nördlihe Europa, ein Ausläufer deëselben erstreckt sih über Westdeutsbland und Ostfrankreich südwärts nah dem Mittelmeere. Nur über Westirland übersteigt der Luftdruck 765 mm, und is demnach die Luftdruckvertheilung und die Luftbewegung im Allgemeinen (me, In Deutschland wehen die s{chwachen Winde aus verschiedenen Richtungen, das Wetter ift daselbs warm und nod pgawirgend beiter. Aus Süddeutschland werden Gewitter gemeldet, deren Wiederholung und Ausbreitung auf das übrige Deutschland zu erwarten ist. Deutsche Seewarte.

O22 red. in Millim.

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Theater- Anzeigen. Berliner Theater. Dienstag: Madame Sanus - Gêne, Anfang 7{ Uhr.

Mittwoch: Heimath. Donnerstag: Madame Sans-Gêne.

Neues Theater. S{iffbauerdamm 4 a./5. Dienstag: Enfemble-Gaftspiel der Mitglieder des Carl Schulgze-Theaters (Ham- burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczv. Tata-Toto. Vaudeville in 3 Akten nah Bilhaud und Barré von Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch : Tata-Toto.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Dienêtag: Miß Helyett. Vaudeville-Operette in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsh von Richard Genée. Musik von E. Audran. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7} Ubr.

Mittwo: Miß Helyett.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elise Weiß mit Hrn. Assistenten der Provinzial- Steuer - Direktion und Lieut. der Res. Hugo Rother (Breslau). Frl. Grete Hilbig mit Hrn. Distrikts-Kommifsar Prem. -Lieut- a. D. Max Wolff (Klein-Galonski—Pakosch). Frl. Afta Stieber mit Hen. Polizei-Lieut., Lieutenarit d. R. Eri Neumann (Berlin).

Vereheliht: Hr. Prem.-Lieut. Frhr. Grote mit Frl. Frida von Petery (Görliß). Hr. Regierungs-Affessor Dr. jur. Theodsr Mauriy mit #rl. Clara Jung (Barmen). Hr. Sora Alfons Delhaes mit Frl. Leonie George (Breslau). Hr. Vber- Arzt Dr. Wilhelm Schubert mit Frl. Else Weißenmiller (Brieg). Hr. Landesrath Wimmer mit Frl. Gertrud Seydel (Breslau)- Hr. Militär-Intendantur- Assessor Alfred Steinberg mit Frl Helene Graebsh (Breslau). Hr. Oberlehrer Hermann Gumper! mit Frl. Olga Haerche (Breslau). ,

Geboren: Cin Sohn: Hrn. Landrichter Petersen (Lyck). i

Gestorben: Fr. Superintendent Graeve (Salzbrunn). Fr. Geheim Sanitäts-Rath Julie Klaatsch, geb. Schwendler (Bad Ems). Hr. Eisenbahn-Direktor a. D. Heinrich Friedri Wilhelm Hir!e- korn (Breslau). Hr. Oberst a. D. Hugo von Stran (Bendorî)- Hofdame Anna von Hinüber (Hannover). Verw. Fr. General- Lieutenant ine von Briesen, geb. von Ammon (Wiesbaden). Hr. Prem.-Lieutenant Wilhelm von Puttkamer (Thorn). Verx. Fr. Landrath Clara von Platen, geb. Fabricius (Berlin). Fr. Professor Bertha Schôttler, geb. Malhow (Gütersloh).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (S][{cholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruterei und Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen

(einshließlich Börsen-Beilage). (10254)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ 136.

Berlin, Montag, den 10. Juni

Deutsches Reich. lleber} ih:t

1895.

der in den deutshen Münzstätten bis Ende Mai 1895 vorgenommenen Ausprägungen von Reichsmünzen.

1) Im Monât Mai Goldmünzen

7

Silbermünzen

Nickelmünzen Kupfermünzen

1895 sind geprägt Dovpel-

worden in: tronen M. M

Kronen L Kronen

= Hiervon auf

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rechnung i

Zwanzig-

Fünf- Zwei- Ein- _Fünfzig- pfennigstüde

marfstüde] marfstüdcke | marfstüde | vfennigstüde

Zwanzig- vfennigstüde

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43 396/07 3 590/08

277411

Summe 1 . 5 574 420

9) Vorher waren geprägt*)| 2 373 685 560537 692 280/27 969 925|1616295260[86 120 085[111 966 266[184 992 554

5 574 220

35 717 922/80] 5 005 860/80] 31 261 081/80] 16 345 970|—

@ & 4 000|— a 53 760/26 6 213 207 44] 6 663 224/68

3) Gesammt-Ausprägungs2 379 259 980/537 692 28027 969 925|1621869680/86 120 OSMILII 966 06181 993 551

_—

4) Hiervon sind wieder eingezogen 5) Bleiben

1455 100} 24072501 10605 2 377 804 8801535 285 030127 959 320 2 941 049 230 M

10 299 11 622 12 218 13 004 792/20

35 717 922 80] 5 005 860 80| 31 261 081 80| 16 345 970

6213207 14| 6 716 981/94

al 1837180 589 43/64 40/09

86 109 7951111 954 644/184 980 336

22 713 130/60] 5 005 ST9SO] 81 259 241 _| 1630 3881| 6218 163 830] 6 716 94455

477 239 782,10 M

*) Vergleiche den „Reichs-Anzeiger“ vom 8. Mai 1895, Nr. 110.

Berlin, den 8. Juni 1895.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Haufe der Abgeordneten ift der nadhstehende Entwurf ¡nes Gesetzes, betreffend die Erribtung einer Zentralanstalt ¡ur Förderung des genossenshaftlihen Personalkredits, ¡ugegangen :

S L

Zur Förderung des genofsenschaftlihen Personalkredits wird unter

dem Namen „Preußische Zentral-Genossenschafts-Kasse“ eine Anstalt mit dem Sitze in Berlin errichtet.

Die Anstalt besißt die Eigenschaft einer juristishen Person, sie steht unter Aufsicht und Leitung des Staats. i

S 2.

Die Anfialt ift befugt, folgende Geschäfte zu betreiben :

1) zinsbare Darlehne zu gewähren an

a. fole Vereinigungen und Verbandskassen eingetragener Erwerbs- und Wirtbschaftégenossenshaften (Reichsgeseß vom 1. Mai 1889 R.-G.-Bl. S. 55 —), welche unter ihrem Namen vor Gericht flagen und verflagt werden fönnen,

b. die für die Förderung des Perfonalkredits bestimmten landschaft- lihen (rittershaftlihen) Darlehnsfkafsen,

c. die von den Provinzen (Landeskommunal-Verbänden) erri- teten gleichartigen Institute :

2) von den unter 1 gedahten Vereinigungen u. \. w. Gelder wœerzinélich anzunehmen.

pur Erfüllung dieser Aufgaben (1 und 2) ist die Anstalt außer- em Desugt,

3) sonstige Gelder im Depositen- und Checkverkehr anzunehmen ;

4) Spareinlagen anzunehmen ; i

5) Kassenbestände im Wechsel-, Lombard- und Effektenge\chäft nußbar zu machen;

6) Wechsel zu verkaufen und zu acceptieren;

7) Darlehne aufzunehmen :

8) für fremde Nechnung Effekten zu kaufen und zu verkaufen.

S5

Der Staat gewöhbrt der Anstalt für die Dauer ihres Bestehens als Betriebskapital eine Einlage von 5 Millionen Mark in 3 9% Sw&uldverschreibungen nah dem Nennwerthe.

8 4.

__ Der Finanz-Minister wird zur Ausgabe der Schuldverschreibungen 3) ermächtigt und bestimmt, zu welhen Beträgen und zu welchen Bedingungen der Kündigung dfe - Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen.

Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der An- leihe und wegen Verjährung der Zinsen die Vorschriften des Ge- lezes vom 19. Dezember 1869 (Geseß-Samml. S. 1197) zur An- wendung.

Es bleibt den im § 2 zu 1 gedahten Vereinigungen u. \. w. vorbehalten, sih gleihfalls an der Anstalt mit Vermögenseinlagen nah näherer Bestimmung der Aufsichtsvehörde zu betheiligen.

8

J _Von dem beim Jahresabschlusse sich ergebenden Reingewiun der Anstalt wird:

1) zunähst die eine Hälfte zur Bildung eines Reservefonds, die andere Hâlfte zur Verzinsung der Einlagen bis zu 39/9 verwendet, ein etwaiger Ueberrest aber ebenfalls dem Reservefonds zugeführt:

2) sobald der Reservefonds ein Viertel der Einlagen beträgt, eine Verzinsung der Einlagen bis zu 59% gewährt, ein etwaiger Veberrest dem Reservefonds bis zur Erreichung der vollen Höbe der Einlagen und darüber binaus den N Staatsfonds zugeführt.

; : S Be ,_ Die Aufsichtsbehörde erläßt die Geschäftsanweisungen für das Direktorium 8), sowie die Dienstiastruktionen für die Beamten der Anstalt und verfügt die erforderlihen Abänderungen. 8

__ Die Anftalt wird durch ein Direktorium verwaltet, sowie nach Wßen vertreten.

__ Das Direktorium besteht aus einem Direktor und der erforder- lden Anzahl von Mitgliedern und faßt seine Beschlüsse nah Ummenmehrheit, hat jedoch bei seiner Verwaltung überali den Vorschriften und Weisungen der Aufsichtsbehörde Folge zu leisten. __ Der Direktor und die Mitglieder des Direktoriums werden auf den Vorschlag des Staats - Ministeriums vom König auf Lebenszeit frnannt, im Falle kommissarischer Beschäftigung durch die Auffichts- ehôrde berufen. :

S 9.

Vie Beamten der Anstalt haben die Rechte und Pflichten der inmittelbaren Staatsbeamten. di Ihre Besoldungen, Pensionen und sonstigen Dienstbezüge, sowie die Pensionen und Unterstützungen für ihre L eia trägt ie Anstalt, der au die Bestreitung der sählihen Verwaltungsaus- gaben obliegt. Der Etat der persönlichen und sügligen Verwaltungsausgaben ift bom 1. April 1896 ab alljährlih dem andtag zur Genehmigung vorzulegen.

8 10.

Die Rechnungen der Anstalt unterliegen der Revision dur die Dber-Rechnungskammer. G f

Hauptbuchhalterei des Reihs-Schazamts. Biester.

Die Form, in welcher die Rechnungslegung zu erfolgen hat, wird durch die Aufsichtsbebörde bestimmt. Die hierüber ergehenden Be- stimmungen sind der Vber-Rechnungskammer mitzutheilen.

& 11

Die Anstalt wird in allen Fällen, und zwar auch wo die Gesetze eine Spezialvollmacht erfordern, dur die Unterschrift des Direktoriums verpflichtet, sofern diese Unterschrift von zwei Mitgliedern des Direk- toriums oder den als Stellvertreter der leßteren bezeihneten Beamten vollzogen ift.

S 12,

Zur beiräthlihen Mitwirkung bei den Geschäften der Anstalt wird ein Berwaltungsausshuß aus fachverftändigen Personen gebildet. Da- bei sind die Vereinigungen u. f. w. 2 zu 1), welhe mit der An- stalt in regelmäßigem Geschäftsverkehr ftehen oder sich an derselben mit Einlagen betheiligen 5), thunlichft zu berücksichtigen.

Der Verwaltungëausschuß versammelt sih unter Vorsitz des Direktors der Anstalt wenigstens einmal jährli, kann von demt!elben aber auch sonst nach Bedarf berufen werden.

& 13:

Dem Verwaltung8ausschuß if Kenniniß von dem gesammten Stand der Geschäfte zu geben, er ift berechtigt seinerseits Vorschläge über die etwa gebotenen Maßregeln zu machen.

Insbesondere ist der Verwaltungéausschuß gutachtli zu hören über :

1) die Grundsâge für die Kreditgewährung, namentlih die Höbe des Zinsfußes, die Fristen und die Sicherheitsleistung ;

2) die Grundsaße für die Annahme von Spareinlagen ;

3) die Bilanz und die Gewinnberehnung, welhe nach Ablauf des Geschäftsjahres vom Direktorium aufgestellt und mit dessen Gut- achten der Aufsichtsbehörde zur endgültigen Festseßung überreiht wird.

Allgemeine Geschäfteanweisungen und Dienstinstruktionen sind dem Verwaltungsausshusse alsbald nach ihrem Erlasse 7) zur Kenntnißnahme mitzutheilen.

14.

Die näheren Bestimmungen über die Zusammensegzung und den Geschäftskreis des Verwaltungsausschufses erfolgen im Wege König- liber Verordnung.

8 15.

Aufsichtébehörde im Sinne dieses Gesetzes ift der Finanz-Minister, welcher auch die zur Ausführung des Gesetzes erforderlihen Anord- nungen zu treffen hat.

Die dem Entwurf beigegebene allgemeine Begründung lautet:

Bisher hat es an staatlichen Einrichtungen zur Förderung des Ans der produktiven Mittelstände in Land und Stadt gefehlt. Was zunächst den bäuerlichen Stand betrifft, so hat sich die preußische Agrargeseßgebung der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts darauf beshränft, die der freien Entwickelung dieses Standes entgegen- stehenden rechtlihen Hemmnisse zu beseitigen und ihm die Möglichkeit ungebinderter wirthschaftliher Entfaltung zu gewähren. Für die fich daraus ergebenden Kreditbedürfnisse is aber eine Ver- anstaliung ftaatlicherseits niht getroffen worden, und zwar weder nach der Seite des Real-, noch des Personalkredits. Aach sonst standen dem mittleren und fleineren ländlichen Besißer geeignete öffentliche Institute für den Personalkredit niht oder doch nicht in auéreichhendem Maße zur Verjsügung. Die Sparkassen, welche hierbei bauvtfächlich in Betracht kamen, fonnten dem Bedürfniß nicht ge- nügen, weil sie si vorzugêweise dem Realkredit widmeten und ganz uncieidmäkßig über die Monarchie vertheilt find, sich namentlich in den wirtbschaftlih chwächeren und deshalb einer Fürsorge für den Perfonalfredit besonders bedürftigen Landestheilen nur in geringer PBerbreitung vorfinden. Der bäuerlihe Besißer sah sich deshalb im wesentlichen auf die privaten Gelddarleiher angewiesen, für welche naturgemäß der Wunsh auf eine möglichst vortheilhafte Ausleihung und nicht die Rücksicht auf das Bedürfniß des ländlihen Besißers nah billigem Kredit maßgebend ist. In großem Umfang hat sih aus dieser Sachlage ein geradezu wucherisher Kredit entwickelt. Der länd- liche Besitzer bedarf aber nah der Eigenart des landwirthschaftlichen Betriebes in besonderem Maße eines soliden und billigen Personal- fredits. Denn im wesentlichen auf die eine Einnahme im Jahr aus dem Verkauf der Ernte angewiefen, ist er vielfah genöthigt, für die Zwischenzeit Kredit zur Fortführung seiner Wirthschaft in Anspruch zu nebmen, und ebenfo rufen die in der Landwirthschaft häufig ein- tretenden unerwarteten Kalamitäteu, wie Mißernten, Viehsterben u. \. w., das Bedürfniß nah vorübergebendem. Kredit hervor. Dies Bedürfniß ist in neuerer Zeit bei. zunehmend intensiver Wirthschaft um fo dringlicher geworden. : E a i

Daß es an geeigneten Instituten zur Befriedigung dieses Kredit- bedürfnifses gebra, hat einmal zur Folge gehabt, daß auch zur Deckung derartiger vorübergehender Ausgaben oft der Realkredit in Anspruch genommen und der bäuerlihe Besiy so zum Schaden seiner Leistungsfähigkeit dauernd belastet wurde. Sodann aber hat sih aus dieser privaten Kreditgewährung vielfah eine völlige wirthschaftliche Abhängigkeit der ländlichen Besißer von den Geldgebern ent- wickelt. Diese haben es, unterstüßt durch die geringe geschäfts lide Gewandtheit vieler kleiner Stellenbesißer , verstanden, sie oft in vôllige wirthshaftlihe Abhängigkeit von fich zu bringen, derart, daß fie ihre Produkte unter dem Werthe an die Geldgeber zu überlaffen, andererseits ihre Bedarfs-

52 610 444,80 12 930 108,65 A

Besiuer aufgefogen, haben fie s{ließlich in zahlreihen Fällen Haus und Hof verlassen müssen. Wie namentlich durch die Veröffent- lihungen des „Vereins für Sozialpolitik“ im einzelnen dargethan worden, hat somit ein vorübergebendes, oft dem Betrage nah ganz unbedeutendes Geldbedürfniß beim Fehlen solider Kreditquellen zur vôlligen Vernihtung der wirthschaftlihen Erxistznz des Beliehenen gefü irt und zur Folge gehabt, daß im Laufe der Jahrzehnte eine große Anzabl mittlerer und fleinerer ländlicher Besißer ihres Besißthums verlustig gegangen ift.

Wenn auc der Wirthschaftsbetrieb bei den mittleren produktiven Ständen in der Stadt, namentlih dem Handwerkerstande, ein wesent- li anderer als bei der Landwirthschaft ist, insbesondere sh die Ein- nahmen nicht wie bei dieser in der Hauptsache auf einen Zeitpunkt im Jahre beschränken, so mat sh doch auch bei den erstbezeihneten Ständen häufig ein vorübergehendes Kreditbedürfniß geltend. Nament- lih bedarf der Handwerkerstand öfters der Mittel zum Ankauf von Rohmaterialien, während ihm die entsprechenden Einnahmen erft später mit dem Verkauf der fertiggestellten Produkte all- mählich zufliezen. Der Handwerkerstand i daher in gleichem Maße einer foliden und billigen Kreditorganisation be- nötbigt, an die er fih bei Eintritt des gekennzeichneten vorübergehenden Kreditbedürfnisses wenden kann. Auch ihm stand aber wie dem bäuerlihen Stande eine solhe Organisation niht zur Seite, auch er sah sich vielmehr genöthigt, den Privatkredit anzurufen. Alle die Mängel, die diefem anhaften, machten sich daher auch für den Handwerkerstand geltend, ja in erhöhtem Maße, da bei: ibm im all- gemeinen fein Grundbesiß als Rückhalt für den Perfonalkredit diente ¿nd die Gelddarleiher daher für die Ausleibungen an Handwerker vielfah noch ungünstigere Bedingungen ftellten als für die Kreditgewährung an bäuerlihe Besißer. Schulze-Delißsh be- rihtet („Vorshuß- und Kreditvereine als Volksbanken“), daß vor Errichtung des Delißsh’shen Vorshußvereins ein dortiger Handwerker, der zu Einkäufen auf der Leivziger Messe 90 Thaler auf einige Tage brauchte, hierfür 1 Thaler Zinsen für den Tag zablen mußte, was einem Zinsfaß von ca. 750 9/9 auf das Fahr gleihfommt, und daß ein Zins von 1 Thlr. monatlich für ein Darlehn von 20 Tblr. als billig gegolten habe. Daß ein derartiger Stand des Perfonalkredits für die in Rede stehenden städtischen Erwerbsfreise von größtem Nachtbeil sein mußte und in weitem Um- fang au für sie gleiche oder: ähnliche verderbliche: Folgen gehabt hat, wie sie obea für den bäuerlihen Stand gekennzei{ßnet wurden, bedarf keiner näheren Darlegung.

In der Erkenntniß dieser Sachlage und der sich daraus ergebenden schweren wirthschaftlichen Schäden haben sich die betheiligten produktiven Stände unseres Vaterlandes die fehlenden Organisationen selbst zu shaffen angeshickt, indem sie sih zu Kreditgenossenshhaften zusammenshlossen. Anfnüpfend an die Namen Schulze-Delißsh und Naiffeisen, und einseßend etwa um die Mitte des Jahrhunderts in den mittleren und westlihen Landestheilen, haben sih diese Genofsen- schaften allmäblich über die ganze Monarchie verbreitet und in neuerer Zeit namentlich auch im Often entwickelt. Während Ihrig („Landwirthschaftliher Genossenschaftskalender 1893") den Bestand der Kreditgenossenshaften Deutschlands im Jahre 1892 auf 4401 (darunter 4019 mit unbeschränkter Haftpflicht) und unter ihnen der ländlihen Genoffenschaften auf 2647 angiebt, ist diese Zahl seitdem bedeutend gestiegen und der Bestand nach einer von fsah- verständiger Seite vorgenommenen Ermittelung für Ende Februar 189% auf 5890 Kreditgenossenshaften festgestellt worden, von denen 2700 auf Sulze-Delivsh’sher, 3100 auf Raiffeifen’sher Grundlage beruhen. Die Mitgliederzahl der ersteren ist auf 900 000 Personen, darunter 3090 (00 Landwirthe, die der leßteren auf 270 000 Perfonen, auéshließlih Landwirthe, geschäßt. Von diesen 5800 Kreditgenofsen- schaften entfallen nach der vorgedachten Ermittelung 2600 auf Preußen, davon 1142 auf Schulze-Delißsh’sher, 1458 auf Raiffeisen’scher Grundlage. Der Bestand der ersteren ift auf 500 000 Mitglieder, darunter 170 000 Landwirthe, der Bestand der leßteren auf 140 000 Mitglieder, sämmitlih Landwirthe, angenommen. Wenn diese Daten auch auf völlige Genauigkeit nicht Anspruch erheben können, da eine genügende amtlihe Statistik nicht vorhanden is und die von den ZBentralleitungen der Genossenshaften gemachten Aufstellungen auf den von einer Rethe von Genossenschaften, aber eben nicht von allen, ge- gebenen Mittheilungen berubßen, so werden jene Zahlen do ein an- nähernd zutreffendes Bild von dem gegenwärtigen Stand der Be- wegung geben. Die Genossenschaften becuhen zum größeren Theil auf dem Grundsay der unbeschränkten Haftpflicht, zum kleineren Theil sind sie mit beschränkter Haftpflicht bezw. unbeshränkter Nahschuß- pflicht begründet. Sie haben sich in der Mehrzahl abgesehen von den MNevisionsverbänden auch zu Vereinigungen bezw. Verbandskassen zusammengeshlossen, welhe als Geldaus- gleihsftellen für die angeshlofsenen Genofsenschaften dienen, derart, - daß fie den Genoffenschaften die für ihren Geschäftsbetrieb zeitweilig mangelnden Veittel überweisen, andererseits die übershüssigen Baar- bestände zinstragend unterbringen. Diese Vereinigungen bezw. Ver- bandsfassen find theils Aktiengesellschaften, theils und das ist die Mehrheit auf Grund des vorerwähnten Genossenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889 als Genossenschaften mit beshränkter Haftpflicht Pa Ren indem die angeshlofsenen Einzelgenossenschaften die Ge- nossen der Vereinigungen bezw. Verbandskaffen bilden. Von ihnen erstreckt die Raiffeisen’she „Landwirthschaftlichhe Zentral - Darlehns-

artifel von diesen zu unverhältnißmäßig hohen Preisen zu beziehen genöthigt warden. Nachdem so die wirthschaftlihe Eristenz der

fasse“ zu Neuwied ihre Thätigkeit auf den ganzen Bereich der Monarchie bezw. Deutschlands, während die anderen Vereinigungen