1895 / 137 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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P SPLSE ETCE E a S RIEE S

der Kirhenhöre von Marien, Nikolai, Dreifaltigkeit und der Luther- emeinde. Die vier Stehtribünen an den Eten des Festplayes waren der Jugend eingeräumt. Um 11 Ubr erfolgte die Anfahrt Seiner öniglihen Hoheit des Prinzen Friedrih Leopold, des Ver- treters Seiner Majestät des Kaifers und Königs.

Die Feier wurde eingeleitet mit dem von Posfaunen begleiteten Ge- meindegesang: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Alsdann nahm der Vorsitzende des Denkmal-Comités, Kammer- gerihts-Rath Schröder das Wort: „Diese Feier“, so begann er, „ist bestimmt, ein Werk abzuschließen, das aus der starken christlichen Gefüblsbewegung hervorgegangen ist, welhe die ganze eévan- gelishe Welt erfaßt hatte, als ihr am 10. November 1883 zum vierbundertsten Mal der Geburtstag Martin Luthers wiedergekehrt war. Wo hätte die Dankempfindung für den Segcn, welcher der ganzen Christenheit aus der Reformations- that Luthers erwachsen ist, auch lebhafter sein können als auf deutscer Erde, wo der religiöse wie der politishe Sinn des Volkes am stärksten darna verlangt, daß ihm allezeit das Christenrecht ge- geben sei und gelassen werde, Kirhe und Vaterland mit einer und derselben ungetbeilten und vorbebaltTlosen Liebe umfassen zu dürfen! Die Bürgerschaft dieser Stadt aber mußte nod in ganz besonderer Meise dieses unserem deutshen Volk durch die Reformationsthat Luther's wieder gewonnenen und gesicherten föftliben Guts an seinem Gedenktage sih bewußt und froh werden, als dieser Stadt gegeben ift, auch derjenigen Segenefrüchte desselben, welche in der Wiedererstehung des Deutschen Reichs und des Deutschen Kaiferthums durch Gottes Gnade für unser Volk daraus emporgewasen sind, in hervorragendem Maße theilhaftig zu werden.“ Der Redner gedachte fodann der Schwierigkeiten, die, wie alles evangelishe Werk feit den Tagen der Reformation, so auch dieses habe überwinden müssen. Aber auch an ibm babe fih der Segenskern der Reformation wirksam erwiesen, welcher zu allem rechten Vollbringen die Zufammenfafsung aller lebendigen Kräfte der Nation erbeishe. Auch dieses Werk Habe den Stempel des Gelingens erst empfangen, als der freien Initiative der evangelishen Bürgerschaft die fördernde Unterstüßung der staatlichen und bürgerlihen Obrigkeiten sich binzugesellt habe. An erster Stelle dankte Redner den Manen Kaiser Wilbelm?'s I., dann aber A dem regierenden Kaiser und König und begrüßte ehrfurchtsvoll Allerhöcsts dessen Vertreter, den Prinzen Friedri Leopold, welcher dur seine per- sönliche Antheilnahme der Feier die böcsie Weibe gebe. Er dankte ferner den städtishen Bebörden, welche von vornherein dur die Unter- stüßung des Werks dasselbe vor dem Verdadt geschGüßt hätten, „als sei dasselbe anders unternommen und ausgeführt denn als ein Wahr- zeihen und E zu dem Christenglauben, der ein folcher demütbigster Gebundenheit an Gott, gerade darum aber auch wakr- hafter persönlicher Freiheit in Christo Jefu sei. So werde das Stand- bild Luther's allezeit in Volk und Bürgerschaft das Wort des Herrn der Kirche rufen: „Gebet Gott, was Gottes ist, und dem Kaifer, was des Kaisers ist." Es soll und wird unfer Volk immerdar daran mahnen, daß nur in der Einheit und Einigkeit aller religiösen kirh- lien und öffentlichen Pflichterfüllung und in der Gründung derselben in wahrer Gottesfurht wie die Seligkeit für den einzelnen Christen, so auch das Glück und das Gedeihen der christlihen und natio- nalen Gemeinschaft gelegen ist.“ Der Redner erinnerte dann r.och mit Wehmuth daran, daß es dem eigentlihen Schöpfer des Denkmals, dem Professor Otto, nihcht vergönnt gewesen, dasselbe zu vollenden, und dankte dem Bildhauer Toberenß, der sein kongeniales Können mit vollendeter Pietät für den Verstorbenen vers bunden habe. „Möge“, fo {loß der Redner, „das Standbild Luthers allezeit der Erbaltung und Pflege derjenigen Tugenden si dienlich erweisen, für welhe Luther unserm deuten Vo!k ein Vorbild ge- wejen: der Tugenden einer in wahrer Goiteëéfurht gegründeten patriotishen Hingabe an das Vaterland, einer unbeugfamen christlichen Wahrheitsliebe und einer von Menschenfurcht freien, aber im Gewissen um fo mehr verbundenen Thatkraft !“

Auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold fiel nunmehr die Hülle, und das herrlihe Monument zeigte sih den Blicken der festlihen Versammlung, die in den Choral ein- itimmte: „Ein? feste Zl ist unser Gott“.

Hierauf nahm der General - Superintendent von Berlin, Hof- prediger Faber das Wort zur Einweibungsrede. „Luther mit der Schrift“, bub er an, „so ists ret. Die beiden gehören zusammen.“ Er habe sie befreit aus dem Verließe der Verbannung und ihr den Kön'igéthron wiedererobert, der dem Buch der Bücher gebühre, und sie babe ibn befreit von Seelenangst und Gewifsensnoth zur freudigen E aus der babylonishen Gefangenschbaft der Menschen- aßung zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Auf dem Molken- markt habe die alte Rolandésäule ihren Play gehabt, der städtischen Selbständigkeit Wahrzeihen: das Lutherdenkmal sei die Rolandssäule der wahren Selbständigkeit des Geistes. Dort an der Marienkirhe sehe man ein Kreuz, das Berliner Bürger einst aufgerichtet haben, die Stadt vom Interdikt zu löfen: der große Reformator habe mit dem Kreuze des Herrn den unmittelbaren Zu- gans zum himmlisckchen Vater wieder ers{chlossen. Die Vermählung

ristlichen und deutschen Geistes, die fich durch ihn vollzegen, babe den Nährboden bereitet für Preußens Größe, und die Geistes- taufe, die mit ihm gekommen, fei der Himmelsthau- für die deutshe Eiche geworden. Redner {loß mit den Worten: So sei uns denn dieses Standbild geweiht als ein Gedenkstein der großen Thaten des Herrn: „Ein’ feste Burg is unser Gott !“, als ein Grenzftein wider alle finsteren Mächte des Unglaubens und des Aber- glaubens: „Das Wort sie sollen laffen stahn!" und als ein Opfer- stein unserer Treugelübde: „Wir, als die von Einem Stamme, stehen auch für Einen Mann!“

Nach der Einweihungêrede sang der Kirhenhor von Nikolai und Marien unter Leitung seines Dirigenten Professors Th. Krause den 43. Psalm von Mendelssohn. Dann nahm Kammergerihts-NRatb Schröder nochmals das Wort zur Uebergabe des Denkmals an die Stadt. Im Namen der leßteren dankte Ober-Bürgermeister Zelle dem Comité mit herzlichen Worten. „Wer hier vorübergebt*, so führte derselbe aus, „und zu Martin Luther aufblickt, denkt zunächst an den Reformator, den Stifter der protestantishen Kirhe. Und das Feuer, das er an-

ezündet hat, brennt now fort. Aber mit Recht ift betont, daß die

rrihtung des Denkmals keineswegs dazu angethan ift, die religiösen Empfindungen anderer Konfessionen zu verletzen. Veber die firhlihen Kämpfe hinwe wird man des tapferen, opfermuthigen, wahrhaftigen ämpen für Geistes- und Gewissensfreiheit gedenken: gerade hier in Berlin; denn es ift doch wahr, daß bier, wie kaum wo anders in deutschen Landen, die Werkstätten der freien Forshung und Wissenschaft ge- arbeitet haben und no arbeiten. Luther selber wollte am wenigsten diese Freiheit beshränken. In der Hauptstadt des Deutshen Reichs wird man auch daran sich erinnern, wie Luther der Einigung der deutshen Stämme vorgearbeitet hat. Er {uf uns die neudeutshe Sprache, die alle verband und noch heute alle verbindet; er {uf auch die deutsche Volksschule, und Berlins Verwaltung kennt keine höhere Aufgabe, als dieses Vermächtniß zu pflegen. Im Gedenken an solches Wirken Martin Luther’s werden viele, die in des Tages Getümmel diese Stätte betreten, mit Melanchtbon fagen: „Wir aber wollen ein stetig, ewig Gedächtniß dieses unseres lieben Vaters bebalten und ihn aus unseren Herzen nicht lassen.“ Die Behörden der Stadt geloben gern, sein Denkmal in Ebren und in getreuer Obhut zu halten!"

Das Ret sprach Prediger Professor Scholz von der Marienkirche. it Glodengeläut und dem Gemeindegesang „Das Wori sie sollen lassen stahn* {loß die Feier.

Die Studierenden der Theologie von der hiesigen Universität legten nah der Feier einen Kranz am Denkmal nieder.

Der Magistrat erläßt bels der bevorstehenden Berufs-

und Gewerbezähblung folgende efanntmachung:

„Auf Grund des Reichsgeseßes vom 8. April 1895 findet am 14. Juni d. J. eine Erhebung der Berufsverbältnisse der Bevölkerung des Deutschen Reichs, verbunden mit einer Erhebung der landwirth- chaftlihen und der gewerblihen Betriebe, ftatt.

Die persönliche Ausführung des Zählungsgeshäfts wird hier, wie bei den früheren Volkszählungen, durch Gemeindebeamte und andere zur Beihilfe bereite Einwohner als Zählungêrevisoren (Zähler) be- wirkt werden. E

Bis zum 13. Juni Mittags werden den Haushaltungsvorständen sowie den Einzelnlebenden, welche eine besondere Wohnung inne haben, die Zählbogen, sowie die etwa erforderlihen Gewerbekarten zugestellt werden, welche nah Maßgabe der Anleitung F enhaft auszufüllen und vom 14. Juni Mage ab dem mit der Abholung und sofortigen Prüfung beauftragten Zähler Cg gan digen find.

_ Wir richten an ‘die Einwohner Berlins mit Hinweisung auf den wichtigen Zweck die dringende Aufforderung, der genauen und voll- ständigen Ausfüllung der ihnen zugestellten Formulare die größte Sorgfalt zuzuwenden, auch den mit Ausfüllung des Zähblgeschäfts beauftragten und. \ich legitimierenden Herren Zählern jede Auskunft zu ertheilen, deren dieselben zur Erfüllung ihres Auftrags bedürfen.

Zu diesem Behuf wohnt den Zählern die Eigenschaft öffentlicher Beamten bei.

Die Vorsteher der Haushaltungen, die Hauseigenthümer bezw. Verwalter und Vizewirtbe ersuchen wir insbesondere, dem Zählungëê- geshäft in jeder Weife förderlich zu sein. _

Wie die gesammte Bürgerschaft die Zählung bei den früßeren Volkszählungen durch freundlihes Entgegenkommen wesentli er- [eihtert hat, so dürfen wir auch diesmal auf gleihe Wilfährigkeit und damit auf die glèihe glüdside Ausführung renen. *

Wer die an ihn gerihteten Fragen wissentlich wabrheitswidrig beantwortet oder diejenigen Angaben zu machen si weigert, welche ibm nah dem oben bezeichneten Reichsgefey und den zur Ausführung desselben erlassenen und bekannt gemadten Vorschriften obliegen, unterliegt einer Geldstrafe bis zu dreißig Mark 5 des Reich2gesetzes vom 8. April 1895).

Berlin, den 8. Juni 1895.

Magistrat biesiger A Hauvt: und Residenzstadt.

ELLe?

Breslau, 11. Juni. Aus Antonienh ütte meldet die „Breslauer Morgenzeitung“: Die dem Grafen Hugo Henckel von Donnersmarck gebörende Steinkoblengrube „Segen Gottes" ist gestern Vormittag. 10 Uhr in Brand gerathen. Dem größten Theil der Belegschaft (es waren ca. 400 Bergleute eingefahren) gelang es, noch rechtzeitig das Freie zu gewinnen. Fünfzig Mann wurden bewußtlos zu Tage gefördert, mit Hilfe der herbeieilenden NRettungé- mannshaften und Feuerwehren aber ins Leben zurückgerufen. Fünfzehn Mann werden vermißt, dieselben sind wahrscheinli erftidt. Zur Zeit werden Versuche angestellt, das noch immer um sich greifende Feuer durch Mauern einzudämmen. Aus dem Holzschaht fteigen mäch'ige, weithin sichtbare Nauhwolken auf. Einer späteren Meldung zufolge entstand der Brand durch die Explosion brandiger Grubengase infolge des Dur{chbruchs einer Wetterkammer. Nach den heutigen Feststelungen sind 8 Bergleute und 2 Steiger todt; auch wurden 12 Pferde getödtet. Graf Henckel von Donnersmark weilt auf dem Unglücképlaß. Die Maschinen find intakt geblieben.

Bonn, 10. Juni. Der „General-Anzeiger“ meldet: Bei dem gestrigen Fest der Alten Herren des Bonner Ss. C. in Godes- berg wurde ein Huldigungs-Telegramm an SeineMajestät den Kaiser abgesandt, auf welches heute Morgen folgende Allerhöchste Antwort eingetroffen ist: „Den Gruß der Alten Herren deutscher Korps, welcher die shönsten Erinnerungen an Meine Studtenzeit in Mir wachruft, erwidere Ich mit den besten Wünschen für das Blüben und Gedeihen der Deutschen Korps. Mit Freuden gedenke Ich zugleih der \{önen mit ihnen in Godesberg verlebten Stunden. Wilbelm. 1. R.“

Chemniß, 10. Juni. Dem vom 7. bis zum 14. Juli bier stattfindenden mitteldeutshen Bundesschießen wird laut Meldung des „W. T. B.* am Eröffnungstage auch Seine Majestät der König Albert beiwohnen. Es wird ein großer Feftzug geplant; Festtbeilnehmer haben fich nit allein aus allen Gauen Deutschlands, sondern auch bereits aus Oesterreih-Ungarn und der Schweiz angemeldet.

Laibach, 10. Juni. Die Bevölkerung hat sh wieder beruhigt und ift in die Wohnungen zurückgekehrt. Die Bauarbeiten werden fortgeseßt; außer mebrfacen, neuerdings erfolgten Beschädigungen der Häuser hat sih kein Unfall mehr ereignet. Der leßte Erd t wurde in gleiher Weise in der Umgebung Laibachs, in Krainburg und Adel sberg wahrgenommen.

Agram, 10. Juni. Heute Vormittag 8 Uhr 40 Minuten wurde in Krapina ein 5 Sekunden währendes Erdbeben verspürt; Schaden wurde durch dasselbe niht angericktet.

London, 10. Juni. Die Untersuchung des Handels- amts über das „Elbe“ -Unglück wurde heute wieder aufgenommen. Der Anwalt Aspinall erklärte, der „Norddeutsche Lloyd“ sei bereit, zwei Zeugen vorzufübren, nämlih den Dritten Offizier und den Ober- Ingenieur, außerdem auch den Mann vom Autguck, sobald derselbe von seiner Reise nah China zurückgekehrt sein werde. Der Steuermann der „Crathie“ Craig wiederholte seine frühere Aussage, daß er zur Zeit des Zusammenstoßes fih nicht von der Kommandobrücke nach der Kambüse begeben bätte. Er habe die grünen Lichter der „Elbe“ 3 oder 4 englishe Meilen entfernt bemerkt. Kurz vor dem Zufammen- stoß habe die „Elbe“, um einem Fischerboot auszuweichen, nah Steuer- bord gedreht. Er fügte hinzu, daß sein Augenlicht gut sei. Der Offizier der „Elbe“ Stolberg sagte aus, er habe mit dem Ersten Offizier auf der Brücke gestanden und die Lichter der „Crathie“ drei Minuten vor dem Zusammenstoß geseben. Die „Elbe“ habe einen Kurs von 15 Knoten gehabt und denselben niht geändert, als die Lichter der „Crathie“ gesehen wurden; soviel ihm bekannt sei, sei eine Panik nicht bervor- gerufen worden. Die Untersuhung wurde hierauf vertagt.

Rom, 10. Juni. Heute früh 2 Uhr 50 Minuten wurde in Bologna ein leiter, in Verona ein sehr ftark:r Erdstoß ver- spürt. Nat bier eingegangenen Nachrichten aus Rimini hat die Nachricht von dem Tode Ferrari’s auf die dortige Bevölkerung einen tiefen Eindruck gemaht. Die Munizipalität, vershiedene Gesell- shaften und sehr zahlreiche Privatpersonen haben auf ihren Häusern die Flaggen balbmast gehißt; sämmtliche Läden find zum Zeichen der Trauer geschlossen.

Nach SchHluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 11. Juni. (W. T. B.) Das österreichische Geschwader, bestehend aus den Schiffen: „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, „Kaiser Franz Joseph“, „Kaiserin Elisabeth“, unter dem Kommando des Erzherzogs Karl Stephan is um 9/2 Uhr auf der hiéfigèn ede ein- etroffen. Die Avisos „Pfeil“ und „Bliß“ mit der Torpedo- oots - Flotille begleiteten das Geshwader. Zwischen dem laggshiff „Maria Theresia“ und den Friedrichsorter atterien, sowie dem Flag N „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ wurden Salutschüsse ive elt. Auf den S Lagen „Stein“, „Stosh“ und „Gneisenau“ waren die Mannschaften auf- geentert und begrüßten die österreichishen Schiffe mit B rufen. Auf dem österreichishen Flaggschiff wurde die preußische Nationalhymne gespielt. Shanghai, 10. Juni. (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) Nach einem Telegramm aut Tschingking ps

otschau angegriffen worden. Das Eigenthum der ion Sie zerstört. Ale chinesishen Beamten weigerten fich, L Dien, Auch andere Missionszentren sind bedroht. Tscheng-tu fanden zwanzig Erwachsene und zahlreiche Kinder aus einer christlihen Gemeinde s in einem Amtsgebäude. Die Verantworilihkeit für die Angriffe auf die Missione: anstalten wird im wesentlichen dem Vize - König Liu zu- geschrieben.

__ Yokohama, 10. Juni. (W. T. B.) Nach einem amt- lihen Telegramm aus R Eo hat die Kaiserlich japa- nishe Garde am 7. Juni Taipeh beseßt.

9. d. M. sind die Missionsstationen m der Mis und

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht voni 11. Juni, 8 Uhr Morgens.

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Uebersiht der Witterung.

__ Die Depression über dem nördlihen Europa besteht fort,

während der nah dem Süden fich erstreckende Auéläufer ostwärts si

verlagert hat und heute Zentral-Europa und Westrußland bedeckt,

Nach zahlreihen Gewittern, die Abkühlung mit sich führten, ist am

beutigen Morgen das Wetter in Deutschland meift trübe bei anhaltend {wacher Luftbervegunga.

J D o

2 Regen 2idalb bed.

1 bedeckt

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Berliner Theater. Mittwoh: Heimath. Anfang 74 Ubr. Donnerstag: Madame Sans-Gêne, Freitag (39. Abonnements-Vorstellung): Der Herr Senator.

Ueues Theater. Schiffbauerdamm 4 a./6. Mittwe: Ensemble-Gaftspiel der Mitglieder des Carl Schulte-Theaters (Ham- burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczy. Tata-Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barrs von Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7# Uhr.

Donnerstag: Tata-Toto.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Iulius Frißshe. Mittwoh: Miß Helyett. Vaudeville-Operette in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée. Musik von E. Audran. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann- Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Miß Helyett.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe Boldt mit Hrn. Lieut. Meves (Jauer)- Frl. Lina Werner mit Hrn. Oberlehrer Rudolf Beyer (Freien- walde a. O.—Berlin). Frl. Emilie von Henninges mit ,

rem.-Lieut. Bodo von Treéckow a. d. H. Schmarfendorf (Braun- chweig). Frl. Anna Dorothee von Berge-Herrndorf mit Hrn Regierungs-Afsessor und Lieut. d. R. Friy von Marsóes (Langen- Schwalbach—Merseburg). :

Verebeliht: Hr. Sec.-Lieut. von Randow mit Frl. Clara von Koppenfels (Cafsel). Hr. Oberförster Otto Meßger mit Frl. Luife Keppler (Leutkirch). Hr. Steuer-Rath August Christiani mik Frl. Agathe Nanny Cas,

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Lehmann (Halberstadt). Hrn. Wilhelm Frhrn. von Winßtingerode-Knorr (Wehnde b- Ferna). Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Rückert (Neuwied). Hrn. Regierungs-Baumeister Hudemann (Pr.-Stargard).

Gestorben: , Polizei-Hauptmaun Schilling (Berlin). Fr Oberförster Clara Mandel, geb. Haaß (Schreiberhau i. go v of e Oberst z. D. Max Schulz (Potsdam). Verw. Fr. Geheime

ath Gabriele von Zedlig, geb. von Staff-Reitzenfstein (Weimar)-

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Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Drudck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

sowie die Jnhaltsangabe zu Nr. 6 des öffentlicheu n (Komm esellshaften auf Aktien und esells ie Woche vom 4, bis S. Juni 1895,

0g. = 49N.|

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Erfte Beilage

Berlin, Dienstag, den 11. Juni

1895.

E E R R E E E E E E R R

M 137.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

In Bezug auf § 367 Nr. 12 des Strafgeseßbuchs:

„Mit Geldstrafe 2c. wird bestraft, wer aus öffentlichen Straßen, Wegen oder E auf Höfen, in Häusern und überhaupt an Orten, an welchen Menschen verkehren, Brunnen, Keller, Gruben, Oeffnungen oder Abhänge dergestalt unverdeckt oder unverwahrt läßt, daß daraus Gefahr für Andere entstehen kann"

_ hat das Reichsgericht, V I. Zivilsenat, durch Urtheil vom 13. Dezember

1894 ausgesprohen: „Ob eine Böschung, die shräge Abdahung einer crióeichlitteten Erdmafse, unter den § 367 Nr. 12 zu stellen fei, hängt von dem Bedürfniß der Verwahrung, dieses von der Gefahr ab, welche der unverwahrte Zustand dem Verkehr von Menschen bringt. Die Entscheidung if somit von dem Bedürfniß der Sicherung, dieses von der Beschaffenheit der Oertlichk eit und des Verkehrs bedingt. Hierbei wird allerdings zu beachten sein, daß die rstellung einer jede dentbare Gefahr ausshließenden Sicherheit nicht im Sinne des Geseßes liegt, sondern daß nah den obwaltenden Umständen zu beurtheilen ist, ob fich nach vernünftigem Ermessen und den gewöhnlichen Ver- hältnissen eine Gefahr für Menfhen erwarten und bei gehöriger Auf- merksamkeit voraussehen ließ. Immerhin wird aber zu prüfen fein, ob nah der Beschaffenheit der Oertlichkeit und nach der Art und

äufigkeit des Verkehrs ein Bedürfniß der Sicherung auch für ihrer Sinne nit völlig mächti ge Personen, für Kinder und Trun kene, besteht, ob eine für die Tageszeit ausreibende Sicherung für den Ein- tritt der Dunkelheit genügt, ob eine Sicherung nur gegen das Ueber- treten über den Rand des Weges auf die Böschung oder gegen ein Abirren vom Wege zu gewähren ift, ob diese Sicherung sih auf die anze Wegstrecke oder nur auf eine Stelle zu erstrecken babe, an der ih die Gefahr des Absturzes plößlich in außerordentliher Weise stetgert.* (322/94)

Kauft jemand von einem Eisenbahn-Unternehmer ein dit an das dem Eisenbahnbetriebe gewidmete Terrain an- gzrenzendes Grundstück, so genügt, nah einem Urtheil des Reichs- erihts, VI. SZivilsenats, vom 14. Februar 1895, im Gebiete des Breuß. Allg. Landrechts regelmäßig die Kenntniß des Käufers von der Verwendung jenes angrenzenden Terrains zum Eisenbahnbetriebe und von der Absicht des Verkäufers, an diesem Zustande nichts zu ändern, um in dem Abschluß des Kaufvertrags selbst die Einwilligung des Käufers in den Fortbestand des bisherigen Zustandes zu finden; Käufer muß sich demzufolge die Rauchimmission in das gekaufte Grundstück gefallen lassen. „Das Berufungé- eridt nimmt eine durch den Kaufvertrag selbst zum Fntsteben gebrahte Grundgerehtigkeit an, bestehend in der Verpflichtung, die Immission des vom Eisenbabngrundftück ausgehenden Rauchs zu dulden. Dies ift rechtlich nicht zu bean- standen. Das Gericht verkennt niht, daß, solange beide Grundstüde sich in einer und derselben Hand nämlich des Fiskus befanden, eine Grundgeretigkeit dadur nit entstehen konnte, daß der Eigen- thümer die Grundstüde thatfächlich zu einander in das Verhältniß des dienenden zum hberrshenden Grundstücke brachte. Ebensowenig verstößt das Urtheil gegen § 13 des Allg. L.-R. I 22, der zum Ent- steben einer Grundgerechtigkeit falls nicht Ersißung vorliegt eine rechtsgültige, d. b. \sriftlige Willenserklärung erfordert. Denn diese Bestimmung hinderte nit, im Wege der Auslegung des Kauf- vertrags den Umfang des Kaufgegenstandes dabin zu bestimmen, daß das verkaufte Grundstück nur mit der Grundgerechtigkeit belastet auf den Käufer überging. Mit Recht ist hierbei auf den zur Zeit des Vertrags bestehenden thatsählihen Zustand Gewicht gelegt, der von seibst in das retliche Verhältniß einer Grundgerechtigkeit überging, wenn er ¿ah der erkfennbaren Absicht der Kontrahenten dauernd fortbestehen sollte. Es war nicht erforderli, daß die Grundgerehtigkeit mit ausdrüdcklichen Worten im Vertrage bestellt wurde, oder daß darin das Grundstück verkauft wurde, „wie es bisher besessen und benußt ist, wenngleich in folhen Wendungen die Absicht, den bisherigen gal fortbestehen zu laffen, noch deutlicher hervorgetreten ware. Der Regel nach wird die Kenntniß des Käufers von dem thatsäch- lihen Zustande und von der Absicht des Verkäufers, an diesem Zu- stande nichts zu ändern, genügen, um in dem Abschluß des Vertrags selbst die Einwilligung des Käufers in das Fortbestehen desselben zu finden.“ (354/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltuugsgerichts.

Ein öôffentliher Weg kann, nah einem Urtheil des Ober- Verwaltungsgerihts, IV. Senats, vom 2. Januar 1895, ein- ezogen werden, wenn anderweite öffentlihe Interessen, welche die Polizei wahrzunehmen hat, überwiegend für die Einziehung sprehen; als ein solches überwiegendes Interesse kann die Her- stellung und zweckmäßige Gestaltung eines Friedhofs erachtet werden. „Die Schaffung von zweckentsprehenden Friedböfen ist nicht lediglich eine private Angelegenheit der Gemeinde ; das öffent- lihe Interesse ist im Gegentheil an einer zweckmäßigen Anlage der Friedböfe erheblich betheiligt, wie ih denn auch deren Anlage nit anders als unter Zustimmung der zuständigen Staatsbehörde vollziehen darf. Daß die Anlage eines Friedhofs in hervorragendem Maß ein gemein- nüßziges Unternehmen ist, findet hier au darin Bestätigung, daß für die geplante Vergrößerung des Friedhofs durch Allerhöchste Ordre das Enteignungsreht gewährt ist. Daß die Gesichtspunkte einer zwedck- entsprehenden Lage und Gestaltung des Friedhofs bei der Prüfung der Gemeinnüßigkeit dieser Unternehmung mitsprehen und von erbebliher Wichtigkeit sind, liegt in der Natur der Sache. Dabei fommt es nit allein auf gesundheitspolizeilibe Rücksichten, sondern au darauf an, daß die Lage und Gestaltung eine solche ist, daß dem gemeinnüßigen Zweck in würdiger Weife entsprohen und demgemäß die Verwaltung und Aufsicht eingerihtet werden kann. Daß die Erfüllung dieser Aufgaben durch eine nicht einheitliche Gestaltung des Friedhofs erheblich erschwert wird, bedarf keines weiteren Nachweises. g und da können zwar Verhältnisse vorkommen, die eine einheitliche Gestaltung sehr erschweren, ja auch ganz unmögli machen. Es wird dieses namentlich da der Fall fein, . wo der städtische Anbau in der Nähe der Friedhöfe bereits so weit vor- geschritten ist, daß die Interessen des inneren städtischen Verkehrs weit überwiegen und ihre Nichtbeahtung unmöglich ist. Von einem städtishen Anbau in der Nähe des Friedhofs ift hier aber zur Zeit noch nicht die Nede, auch steht ein solher für die nähste Zukunft niht in Aussicht, da nah dem vorliegenden Material eine Festseßung von Baufluchtlinien auch in der weiteren Umgebung des Friedhofs noch nicht stattgefunden hat. Sollte die Ausdehnung von S. demnächst eine Be- bauung auch in der Umgebung des Friedhofs nothwendig machen, so wird fie si den dann gegebenen Verhältnissen anpa}jen müssen, wie solhes überall geshieht. Den schwerwiegenden Rücksichten der würdigen und einheitlichen Gestaltung des Friedhofs stehen bei der Abwägung hier ledigli die Verkehrsinteressen auf dem vorwiegend der Beroirth- \haftung der angrenzenden Grundstücke dienenden „Obersten Zwerch- wege“ gegenüber. Daß der genannte Weg für den öffentlichen Durchgangéverkehr ohne besonderes Interesse ift, geht aus den vorgelegten Plänen klar hervor. Dagegen fann zugegeben werden, daß einigen der Kläger, deren Grundstüdte an dem „Obersten Zwerhwege“ liegen, eine gewisse Ershwerung

in der Bewirtbshaftung ihrer Grundstücke in der Weise erwächst, daß sie unter gewiffen Umständen einen Umweg von ca. 400 m mit einer geringen Steigung zu machen haben. Wollte man folchen Intereffen, wie sie die Kläger hier geltend zu maten versuchen, allaemein gemein- nüßigen Unternehmungen gegenüber eine maßgebende Bedeutung ein- räumen, so würden z. B. auf dem Gebiet der Zusammenlegung der Grundstücke nur in den seltensten Fällen die Erfolge zu erlangen fein, wie fie die betreffende Gesekgebung im Auge hat, und welche zur Gr- reihung des Zwecks der zum allgemeinen Wohl getroffenen Einrich- tung erforderlih find.“ (IV. 5.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Das zweite Heft des Jahrgangs 1895 der Vierteljahrsbefte zur Statistik des Deutschen Reichs giebt eine Anzahl von Zusammen- stellungen über die Seerecisen deutscher Schiffe im Jahre 1893. Diese Reisen sind unterschieden in solche: 1) zwischen deutschen Häfen, 2) vom Auslande nah deutshen Häfen und von deutschen Häfen nach dem Auslande, 3) zwischen außerdeutshen Häfen. Die Gesammtzahl der Seereisen deutscher Schiffe bezifferte sih 1893 auf 74 %1, der dabei zur Verwendung gelangte Netto - Raumgehalt auf 31 801 031 Registertons (wobei jedes Schiff so oft gere{net ist, als es Reisen ausführte); mit den entsprehenden Angaben für das Jahr 1892 verglichen, zeigen diejenigen des Jahres 1893 eine Zu- nahme in der Ben der Reisen um 371 (0,5 9/9), în der Ladefähigkeit der dabei beshäftigt gewesenen Schiffe um 1325214 Reg.-Tons (4,3 9%). Im Jahre 1893 sind bei den Reisen zwischen deutschen Häfen 399966 Schiffe mit 2838 963 Reg.-Tons gezählt worden. Auf Reisen zwischen . deutshen und fremden Häfen und umgekehrt waren 18933 173422 deutsche Schiffe in Thätigkeit, deren Raumgehalt 9599168 MNeg.- Tons betrug, und zwishen außerdeutschen Häfen ver- Fehrten 16913 deutste Schiffe mit einer Ladefähigkeit von 19 362 900 Register-Tons. Dabei sind die Zwischenreifen, welche hauptsählich von bremishen und bamburgischen Dampfern auf der Ausreise nah außerdeutshen Häfen und auf der Heimreise von dort zwischen einzelnen fremden Häfen gemacht wurden, als selbständige Reisen (zwishen außerdeutshen Häfen) gerehnet. Von sämmtlichen Seereisen deutsher Schiffe wurden im Jahre 1893 82,7 9/9 mit Ladung und 17,3 9% in Ballast oder leer ausgeführt.

Zur Arbeiterbewegung.

In Fürth sind, wie die „Frankfurter Zeitung" meldet, 150 Arbeiter und 150 Arbeiterinnen des Kompofitions- und S(lagmetall-Gewerbes auéständig. Sie verlangen Erhöhung des Lohnes. Ebendaselbst haben dem „Vorwärts* zufolge die Arbeiter und Arbeiterinnen der Feinmetallshlägereien die Arbeit eingestellt, um eine Erhöbung ihres Einkommens zu erreichen.

Gestern Abend wurde nah einer Meldung des „H. T. B.“ in Wien eine von fsozialdemokratishen Arbeiterinnen ab- gehaltene Versammlung wegen aufreizender Reden von der Polizei aufgelöst. Die Versuche, die Demonstration auf der Straße fort- zuseßen, wurden von der Polizei verhindert.

Wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, is in Verviers der Versu einer Einigung zwischen den ausftändigen Kammgarn- \vinnern und den Arbeitarbern gescheitert. (Vergl. Nr. 135 d. Bl.) Auch die Streichgarnspinnerei in Ensival erklärte sämmtliche Arbeiter wegen neuer übertriebener Forderungen der Fadner für entlaffen.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn. Z

Aus Budapest wird der „Wiener Zeitung“ telegraphisch ge- meldet: Nach den beim Ackerbau-Ministeriuum eingelangten Berichten war der Saatenstand am 1. Juni folgender: Seit Mitte Mai war das Wetter {on viel günstiger, obwohl Hagel, Reif, stellenweise au Schnee in einigen Komitaten Schaden anrihteten. Infolge des Regens find auch die zurückgebliebenen Saaten größtentheils fort- geschritten. Es is zu hoffen, daß auch die verspätet angebauten Körner sich gut entwickeln werden. Der Regen übte au auf Futter- stoffe und auf die Weinrebe eine gute Wirkung. Die Insekten rihten auch in diesem Jahre ziemlihen Schaden an, in einzelnen Komitaten ist der dur die Kolumbacser Fliege angerihtete Schaden ein bedeutender. Seit einigen Jahren werden die approxrimattiven Daten der Ernteaussichten veröffentliht; obwohl die unten folgenden Daten in vieler Hinsiht noch modifiziert werden, bieten dieselben doch eine Orientierung bezüglih des zu erwartenden Ertrags, vorausge!eßt, daß die in diesem Jahre angebaute Fläche niht größer als die vor- jährige ist. So wurden 5 568 000 Katastraljoch mit Weizen angebaut. Wenn auf Elementarshäden 268 000 Katastraljoch in Abzug gebraht werden, verbleiben beiläufig 5,3 Millionen Ka- tastraljioch. Die Ertragsaussichten können auf 6 bis 7 Meter- zentner per Katastralioh kommen, und ift daher beiläufig ein [eicher Ertrag wie im Vorjahre zu erwarten. Da aber in diefem Fahre viel mehr Élementarshäden eintraten als im Vorjahre, wird der Gesammt- ertrag voraussihtlich auch ein fleinerer sein. Die Ertragéstatistik zeigt diese Differenz shon au ohne Abzug der Elementarschäden ; während der Weizenertrag im Vorjahre 39,62 Millionen Meterzentner betrug, variieren die diesjährigen Ertragsaussichten zwischen 37 bis 38 Millionen Meterzentner. Der Weizen beginnt {on in die Halme zu schießen, Rost ist kaum aufgetreten, úInsekten s{hädigten den- selben nur in den Komitaten Temes, Arad, Bekes, Komorn und Tolnau. Das mit Roggen und Halbfrucht bebaute Areal dürfte auch niht kleiner als das voriährige sein, aber infolge des falten und strengen Winters, sowie infolge des ungünstigen Frübjahrs- wetters sind viele Saaten zu Grunde gegangen, und wird demzufolge von dem unten ausgewiesenen Areale ein noch viel kleineres einen Ertrag liefern. Im Herbst des Vorjahres dürften mit Roggen und Halbfrucht beiläufig 2,16 Millionen Katastraljoh angebaut worden sein, es müssen aber auf Elementarshäden nah minimalster Schäßung bei- läufig 20 bis 2509/6 abgerehnet werden ; es ware daher das mit Roggen be- baute Areal 1,62 bis 1,73 Millionen Katastraljoch. In Anbetracht dessen, daß der zu erhoffende Ertrag per Katastraljoch 5 bis 6 Meter- Zentner betragen dürfte, find die Ertragsauésichten in Winterroggen und Halbfruht um beiläufig 35 bis 40/9 geringer als im Vorjahre. Die Piterent ist {hon ohne Abzug der Elementarschäden eine große, indem nur eine Ertragéauésiht von beiläufig 12 Millionen Meter» zentner vorhanden ift gegenüber von 15,98 Millionen Meterzentner im Vorjahre. Der A. hat theilweise {hon abgeblüht, ist aber stellenweise noch unentwidelt. Das mit Gerste bebaute Areal ift in diesem Jahre nicht kleiner als im Vorjahre, dasfelbe kann auf 1,83 Mil- lionen Katastraljoch geschäßt werden. Der zu erhoffende Betrag auf 6 Meterzentner per Katastraljoch Gerste steht daher schwäder als im Vorjahr, wo der zu erhoffende Ertrag zwischen 6 bis 7 Meter- zentner pe: Katastraljoch variierte. Der zu erwartende Gesammt- ertrag kann auf beiläufig 11 Millionen Meterzentner geschäßt werden ; im Vorjahr war der Ertrag 13,11 Millionen Meterzentner. Die Wintergerste beginnt in die Halme zu schießen und steht im überwiegenden Theil des Landes besser als ommergerste; nur wurde in diesem Jahre wenig Wintergerste angebaut. Sporadish richteten

Insekten Schaden an.

« Washington, 10. Juni. (W. T. B.) Der Bericht des Ackerbaubureaus giebt die mit Winterweizen angebaute Fle auf 96,1 9% der leßtjährigen Ernte an und beziffert den Dur(schnitts- ftand am 1. Juni mit 71,1 gegen 83,2 im vorigen Jahre. Die An- bauflähe an Sommerweizen beträgt 99,5 von der des leßten Jabres und der Durchschnittsftand 97,8 gegen 88 im vorigen Jahre. Die Anbauflähe an Roggen wird auf 96,7, der Stand der Gerste auf 90,3, des Hafers auf 84,3 angegeben. Die mit Baumwolle ange- pflanzte Flähe kommt 85,5% der im leßten Jahre angebauten Menge glei, und der durchschnittlihe Stand ift 81 im Vergleich - zu 88,3 im vorigen Jahre.

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Handel und Gewerbe,

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Rubr sind am 10. d. M. gestellt 10958, niht recht- zeitig gestelt 60 Wagen. t ; Fn Oberschlesien sind am 8. d. M. gestellt 3191, nit reht- zeitig gestellt feine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen. z

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am 10. Juni die nacbezeibneten Grundstücke zur Versteigerung: Thae r- straße 23, dem Bätermeister Reinh. Dupke gehörig. Fläche 10,02 a. Nußungêwerth 13 050 A. Meistbietender blieb der Rentier C. Rugh, Georgenkirhstraße 65, mit dem Gebot von 152 000 4 Pallas\traße 6, dem Möbelhändler Hugo Herfurth gehörig. Nußungs8werth 16780 A Für das Meistgebot von 260000 wurde die Frau Ingenieur Clara St. Dizier, geb. Lefson, zu Berlin Ersteherin. Hasenhaide 51, dem Kaufmann Adolf Kurth gehörig. Fläche 12,03 a. Nußungswerth 17 390 4 Meist- bietende blieb die Frau Wittwe Mergenthin, geb. JIestram, Großbeerenstraße 72, mit dem Gebot von 260 200

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Swhlachtviehmarkt vom 8. Juni 189%. Auftrieb und Markt- preise nah Schlahtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welhe_nah Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4157 Stü. (Durchschnittspreis für 190 kg ) I. Qualität 116—120 Æ, I[. Qualität 104—110 M, III. Qualität 90—100 Æ, IV. Qualität 80—86 Schweine. Auftrieb 9106 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 86 4, Landschweine: "a. gute 82—84 Æ, b. geringere 76—80 A, Galizier —,— #, leihte Ungarn —,— Æ bei 20 %/o Tara, Bakonyer M bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1740 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,18—1,24 4, II. Qualität 1,10—1,16 Æ#, III. Qualität 0,96— 1,08 A Schafe. Auftrieb 15 894 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,94—1,06 #Æ, II. Qualität 0,90—0,92 A, TIT. Qualität —,— M

Vereinigte Königs- u. Laurahütte. In der am 8. d. M. unter Vorsiy des Geheimen Kommerzien-Raths Heinr. Heimann abgehaltenen Sihung des Aufsichtsraths berichtete die Direktion über die Resultate des 111. Quartals des laufenden Ge- \chäftsjahrs (Januar— März cr.) und der drei abgelaufenen Quartale desselben. Der Betriebsgewinn der Werke stellte fich im I[II. Quartal abzüglich der regelmäßigen laufenden Ausgaben der Zentralverwaltung und“ inkl. Verzinsung der Obligationen auf 786761 #4, also um 116 240 A böber als im Vorjahre, und bezifferte sih in den drei ab- gelaufenen Quartalea auf 2579828 # um 172192 M böber als im Vorjahre. Hierbei sind jedoch nicht be- rüdsihtigt die Kosten, welhe durch die Ausgabe der neuen Obligationen entstanden sind und über deren Deckung bei Jabres\{luß noch zu bestimmen sein wird. Die Resultate der Hütten im I[I. Quartal waren ungünstige. Die Grundpreiserlöfe für die syndizierten Eisensorten gingen auf weniger als 87 #4 zurü, die Gesammt-Nettoverwerthung für unser \chlesishes Eisen betrug 22 M vro Tonne weniger als im III. Quartal des Vorjahres, in Nußland war dieselbe um 30,9 Kop. pro Pud gegen das Vorjahr niedriger. Auch die Menge des Absayes unserer Walzwaaren ging zurü. Die Ergebnisse unserer neuangelegten Verfeinerungsanstalten und mechanischen Werkftätten stellten sich günstiger; dieselben hatten bessere Beschäftigung und größere Einnahmen, be- sonders aber waren es die Steinkohlengruben, welche im ITI. Quartal wegen ihres, infolge L Winterkälte, ge- steigerten Absatzes und Verwerthung von Beständen ein günstigeres Resultat zu Wege brahten. Der Beschäftigungsgrad der Werke stellt sich am Shluß des Quartals auf ca. 30000 t Walzwaaren, alfo erheblich niedriger als im Vorjahre. Im Laufe der ersten Monate des IV. Quartals haben sich jedoch die Aufträge wieder vermehrt, sodaß die Werke z. Zt. mit Aufträgen ausreichend versehen find, leider immer noch zu fehr ungünstigen Preisen. Das Kohlengeshäft hat im laufenden Quartal, der Jahreszeit entsprehend, nahgelassen. Schließlich genehmigte der Aufsichtsrath die von der Direkkion vorgeschlagenen Aufwendungen für Bauten für das Geschäftsjahr 1895/96.

-& Der Chef der im Jahre 1855 von ihm unter der Firma Großberger u. Kurz, jegt H. C. Kurz, begründeten Bleistiftfabrik PELM Ans Christian Kurz, wird am 30. d. M. feinen 70. Ge-

urtstag begehen.

Vom rheinisch-westfälischen Eisen- und Stahl- markt berihtet die „Rhein.-Westf. Ztg.“ : Die Besserung der Fertig- erzeugnisse, welche sh {hon in unserem leßten Berichte über den rheinish-westfälishen Eisenmarkt feststellen ließ, hat in der ver- gangenen Woche angehalten, und einige Aussichten sprehen wobl dafür, daß damit der Markt endgültig in bessere Bahnen einrückt. In ein- heimishen Eisenerzen ist der Absaß im wesentlichen derselbe ge- blieben, da der Roheisenmarkt noh wenig von der allgemeinen Besserung Nutzen gezogen hat. Ausländische Erze waren in leßter Zeit etwas besser gefragt. Luxemburg-Lothringer Minette ist in Preis und Absatz unverändert, und auch fspanishe Erze blieben auf ihren früheren Säßen. Auf dem Roheisenmarkt hat sih vereinzelt eine Steige- rung der Nachfrage bemerkbar gemacht; im Ganzen und Großen jedoch erfreut ih das Roheisengeshäft noch keiner so eingehenden Berücksichtigung wie der Fertigeisenmarkt. Im Siegerlande ist der Absatz lebhafter, da einige größere Werke ihren Bedarf {hon für das dritte Jahresviertel gedeckt haben. Die Preise sind infolgedefsen fest. Auf dem Fertigeisenmarkt ist das Geschäft ziemlich lebhaft ; die Stabeisenwerke sind mit Aufträgen gut versehen, und der Betrieb is daher regelmäßiger und umfangreicher geworden. Man macht deshalb jegt auch Versuche, die Preise, welhe noch durchaus in feinem Verhältniß zu den Rohstoffen stehen, etwas höher zu halten. Ben s werden durchaus niht gewährt, und die hon im leßten Bericht erwähnten Haussezirkulare haben sih vermehrt. In Trägern herrscht lebhafter Absaß, doch sind die Preise nah wie vor wenig er- freulih ; die Zuvielerzeugung steht namentli einer Aufwärtsbewegung dieses Artikels stark im Wege. Bandeisen geht flotter; Preis- aufshläge P jedoch nicht zu erzielen. In Grobblechen ist die Nachfrage besser geworden ; die Preise werden allerdings fester behauptet, doh sträuben fh die Käufer noch immer Rai egen eine Er- höhung. Anhaltend lebhaft ist das Feinblech ge\ch äft. Die Auf- träge Lafen im Rheinlande, sowie auch im Siegerlande lebhafter ein, und vereinzelt ist es den Werken au gelungen, höhere Preise zu ers