1895 / 142 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern den Statthalter von Galizien Grafen E und Nachmittags den Minister-Präsidenten ürsten Wind ischgr äß sowie später den Minister des Jnnern E Babe ie hem in Audienz. Hierauf fand ein längerer Ministerrath statt. :

Der Wahlreformausschuß d sterrei, Abgeordnetenhauses begann vorgestern die Spezialdebatte über den Wahlreform-Entwurf und zog zunächst die beiden ersten Paragraphen des Geseßentwurfs, betreffend die Ab- änderung des Grundgeseßes über die Reichsvertretung, in Be- rathung. Nachdem mehrere Redner gesprochen hatten, wurde die Debatte geschlossen und die Verhandlung abgebrochen.

Im Marine- Ausschuß der ungarischen Delega- tion erklärte der Kommandant der Marine, Admiral Freiherr von Sterneck, Oesterrei - Ungarn habe sich stets von der anderwärts beobahteten Konkurrenz im Schiffsbau, was die Größe der Schiffe anlange, ferngehalten. Es verlange große Fahxgeshwindigfeit, starke Armierung und entsprehenden Schuß gegen feindlihes Feuer. Der Schiffsbau mit Panzerung ei gegenwärtig der Artillerie überlegen. Der Marine- fommandant bezweifelte, daß die Melinitgeschosse, mit welchen in Frankreih Versuche gemaht worden seien, die abex: wedêr große Treffsicherheit noch bedeutende Schußdistanz ergeben hätten, auf größere Entfernung zur Explosion ge- bracht, die behauptete Wirkung haben könnten, und versicherte, daß, da die ôsterreihisch-ungarishen Kreuzer allen Anforderungen entsprächen, die österreichish-ungarische Kreuzer-Divifion in Kiel eine hervorragende Stellung auch in tehnisher Hinsicht durch Form und Ausrüstung einnehmen werde. Der Ausshuß nahm das Marine-Budget unverändert an. Der Heeres-Aus\{chuß genehmigte das Extraordinarium des Heeres-Budgets, ohne Abänderungen vorzunehmen. /

Großbritannien und Frland.

Der Herzog von Yor k begiebt sih heute an Bord der Yacht „Osborne“ von Sheerneß zu der Eröffnung des Nord-

stsee-Kanals nach Hamburg.

An Stelle des liberalen Parlamentsmitglieds Mac Gregor, der, wie seiner Zeit gemeldet, sein Mandat nieder- gelegt hatte, um gegen die angebliche Vernachlässigung der ¡hottishen Jnteressen durch die Regierung zu protestieren, wurde vorgestern in Jnverneß der Unionist Baillie gewählt. Derselbe schlug den liberalen Gegenkandidaten Mac Crae um

650 Stimmen. Frankreich,

Die „Agence Havas“ meldet: Der russishe Botschafter Baron R E rewbeian theilte dem Minister des Acußern Hanotaux mit, daß ein Spezialkurier aus St. Petersburg in Paris - eingetroffen sei, welher dem Präsidenten Faure ein Handschreiben des Kaisers von Rußland mit der Kette zum. Andreas - Orden überbringe. Die Ueberreihung der Insignien und des Schreibens wird heute im Elysée - Palast durch Baron Mohrenheim in Anwesenheit des ganzen Personals der russishen Botschaft erfolgen. ( : i

Chaudie, bisher General-Jnspektor der Kolonien, ift zum General-Gouverneur von West- Afrika und Oberst

oislevé zum Oberstkommandierenden der dortigen Truppen ernannt worden.

Die Deputirtenkammer hat am Sonnabend die Be- rathung der Getränkesteuerreform begonnen. Artikel 1, betreffend die Abschaffung des Privilegiums der Branniwein- brenner, wurde mit 345 gegen 154 angenommen.

Der Kreuzer „Surcouf“ ist vorgestern Vormittag von Brest nah Kiel abgegangen.

Die gegen die Theilnahme der franzöfischen Flotte an den Kieler Festlichkeiten gerihteten Manifestationen auf der Place de la Concorde sind, troß der von chauvinistishen Blättern an die Boulangisten, die Mitglieder der Patrioten-Liga, die Elsä}ser und die Kombattanten von 1870 erlassenen Aufrufe, ohne be- merkenswerthen Zwischenfall verlaufen. Bald nach 4 Uhr rückten etwa 60 Manifestanten an, marschierten, linfs und reis von Schußleuten begleitet, vor die Statue der Stadt Straßburg und befestigten am Kopfe derselben Trikoloren und einen Kranz. Auf der Terrasse des Tuilerien-Gartens und den Trottoirs des Plaßes hatten sich etlihe Tausend Personen angesammelt. Indeß fanden die Nufe der Manifestanten „Es lebe Frank- reih!“ „Es lebe Elsaß-Lothringen!“ nur sehr schwachen Wider- hall. Schuzßleute sorgten jür die Freihaltung der Fahrwege.

Rußland.

Der Präsident des Minister - Comités von Bunge ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet, gestern ge- storben.

Der Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow- Rostowski besuchte gestern den armenishen Patriarchen.

Durch Kaiserlichen Ukas wird das Rekrutenkontingent für 1895 auf 274 650 Mann festgeseßt.

Ftalien.

In der vorgestrigen Sißzung der Deputirtenkammer verlas der Präsident Villa die über die innere Volitik der Regierung eingebrahten- Jnterpellationen. Der Minister-Präsident Crispi erklärte, auf alle Interpellationen eingehen zu wollen, verlangte jedoch die Verschiebung der Debatte bis nah der Berathung des Budgets. Des weiteren verlangte Crispi, die Kammer solle an den beiden folgenden Tagen feine Sißung abhalten, dagegen sollten die Kammer- bureaux und die Budgetkommission sih behufs Prüfung der Finanzvorlagen versammeln. Mehrere Redner der äußersten Linken, namentli Jmbriani, bekämpften lebhaft die Anträge des Minister-Präfidenten. Di NRudini erklärte, nichts gegen dieselben einwenden zu wollen. Crispi bestand auf seinen Anträgen, indem er erklärte, er wolle nit auf die lebhaften Ausführungen der Gegner in derseiben Weise erwidern: er bitte auch seine Freunde, sich nicht auf einen Weg hinreißen zu lassen, der weder der Kammer, noch ihnen selbst zur Ehre gereihen würde. Die Kammer genehmigte hierauf mit großer Majorität die Anträge Crispi's, worauf die Sißung geschlossen wurde.

Die Staatsecinnahmen betrugen Monat Mai 73 Millionen: Lire, : 242 000 Lire weniger als im. Mai vorigen Jahres. Jn den ersten 11 Monaten des laufenden Finanzjahres betrugen die Einnahmen 1167 Millionen, d. 1. 43 Millionen mehr als im gleichen Zeitraum des Vor- jahres. Die Mehreinnahme ist in Höhe von 38 Millionen Lire dur Erhöhung der _Yicchezza mobile, von 5 Millionen durch Erhöhuyg der Salzsteuer bewirkt worden. Die Zölle brachten 9, die Fabrikationsfteuern 4 Millionen Lire mehr. Alle anderen Einnahmeqguellen warfen weniger ab.

im verflossenen

N v ALISVS QUIIW 108.

des österreichischen

Spauien. t

Die Prinzessin von Asturien ist an den Masern er- kranft ; der Bof wird infolge dessen seine Reise nach San Sebastian bis Ende Juli verschieben. Das Gerücht von einem Unwohlsein des Königs wird offiziel für unbe- gründet erklärt. | : E

Der Zustand des Generals Primo Rivera ist immer noch bedenfli. :

Der Ministerrath beshloß gestern den Ankauf von

20 Kanonenbooten für Cuba und die Entsendung von

25 000 Mann dorthin, außer den 10000 Mann, welche in der nächsten Woche abgehen werden. De

Im Senat erklärte vorgestern der Minifter des Aus- wärtigen in seiner Antwort auf die Anfrage, welche Maßregeln getroffen seien, um zu vermeiden, daß die amerikanischen Re- publiken die Aufständischen auf Cuba unterstüßten : es sei un- mögli, die den politishen Agenten im Auslande ertheilten Weisungen zu veröffentlihen. Der Minister fügte hinzu, das Ministerium werde seine Pflichten dem Vaterlande gegenüber erfüllen. i

ay Die Kammer genehmigte eine Vorlage, durch welche die Regierung ermächtigt wird, den Betrieb des Unterseeischen Kabels nah den Kanarishen Jnseln zu vergeben. Ferner genehmigte die Kammer das Einnahmebudget, das Geseß, betreffend die Erneuerung der Schazobligationen, und das Budget für Portorico.

Velgien.

Die der Repräsentantenkammer am 14. d. von der Regierung vorgelegten Geseßentwürfe genchmigen die mit dem Unabhängigen Congostaat abgeshlossenen Kon - ventionen, welhe dahin gehen, daß der belgische Staat sih verpflichtet, unter dem Titel eines Darlehens dem Unabhängigen Congostaat die Summe von 5287 415 Fr. vorzuschießen, welche dieser vor dem 1. Juli für die Rückzahlung der ihm von einem Bankhaufe in Antwerpen gewährten Vorschüsse ver- wenden soll. Der belgishe Staat gewährt ferner dem Congo- staat eine weitere Summe von 11/5 Millionen, um den Aus- fall im Budget zu decken.

Türkei. Nach einer Meldung der „Politischen Korrespondenz“ aus Konstantinopel verlautet daselbst, daß auch die russishe Re- gierung beabsichtige, ein Kriegsschiff nah Djeddah zu

entfenden. | Griechenland.

Das Budget weist, wie „W. T. B.“ berichtet, an Einnahmen 91331118 Drachmen, an Ausgaben 89 342 724 Drachmen auf.

Die Munizipalwahlen sind auf verschoben worden.

den 29. September

Serbien. Der Finanz - Minister Popovic hat sih gestern von Belgrad nah Karlsbad begeben, wo heute Besprehungen mit den Vertretern der Bankgruppe ihren Anfang nehmen sollen.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ schreibt, die Meldung, der bulgarishe Minister des Auswärtigen habe in einem Ge})präh mit mehreren diplomatischen Vertretern der Moöglich- keit gedacht, die Ereignisse vom Jähre 1885 könnten si wiederholen und die bulgarishe Regierung zwingen, die bulgarishe Armee in Macedonien einrücken zu lassen, werde von maßgebender Seite als tendenziöse Erfindung bezeihnet. Der Minister des Auswärtigen habe sich keinem Vertreter ciner fremden Macht gegenüber in diesem Sinne geäußert.

Schweden und Norwegen.

Die Kronprinzessin ist vorgestern Mittag auf Schloß Tullgarn eingetroffen ; der Kronprinz war Höchstderselben bis Katrineholm und die beiden ältesten Prinzen bis Järna entgegengereist. Gestern hat sich der Kronprinz wieder nah Christiania begeben.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania hat der König am Sonnabend das Mitglied der Rechten des Storthing Bonnwie mit der Bildung des neuen norwegischen Kabinets betraut. Bonnwie erbat sih Bedenkzeit.

Dänemark.

Der König is vorgestern aus Wiesbaden wieder in Kopenhagen eingetroffen.

Amerika.

Janeiro meldet das „Neutersche Bureau“, nschlag beziffere die Einnahmen auf Reis, die Ausgaben auf 296 028 Kontos Reis. Es wu geihlagen, daß ein Drittel der Jmport- zôlle in Gold zah sein jolle. Ferner sollen Schaßbonds im Betrage von 25 000 Kontos Reis ausgegeben werden : außerdem wurde die Einführung einer Einkommen- und einer Branntweinsteuer als nothwendig bezeichnet.

Afrika. General Duchèëne meldet telegraphisch aus Majunga, die s hätten fich auf Andribo zurückgezogen und die

der Budge 300 884 Kon

Hova S au - e - - - e . Befestigungen von Suberbieville fast unversehrt im Stich gelaten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Hauses der Abgeordneten befindet sih in Beilage.

Sizung des der Ersten

f e _1BUna I R

Die heutige (76.) zung des Hauses der Ab- geordneten, welher der Finanz - Minister Dr. Miquel beiwohnte, eröffnete der Präsident von Köller um 111/ Uhr mit der Mittheilung vom Ableben des Abg. Conrad- Pleß (Zentr.). Das Haus ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sizen.

Es wurde sodann die Berathung des Entwurfs eines Stempelsteuergeseßes fortgeseßt, und zwar wandte sie sich nah Erledigung des Tarifs zum Tert des Geseßentwurfs selbst. S 1 stellt die Stempelpflichtig- feit von Urkunden fest und bestimmt unter anderem, daß für den Fall, daß die Einigung über ein Geschäft nicht mittels Urkunde, soudern durch einen Briefwechsel oder den Austausch sonstiger \chriftliher Mittheilungen be- stätigt wird, die Verpflichtung zur Entrichtung des betreffenden Stempels dann vorliegt, wenn nah der Ver-

kehrssitie über das Geschäft ein förmliher shriftliher Vertrag errichtet zu werden pflegt und von einem der Betheiligten O ist, durhch den Briefwechsel oder den Austausch der sonstigen |hriftlihen Mit- theilungen die Aufnahme eines solchen Vertrags zu erseßen.

Es lagen hierzu zwei einander ausshließende Anträge des Abg. Stephan - Beuthen ave vor. Der eine wollte die Worte „von einem der ot A “ersegen durch „von den Betheiligten“; der andere faßte die bezüglihe Be- stimmung dahin, daß die Stempelpfliht an die Vorausseßung der Absicht der Betheiligten geknüpft wird, durch das Unter- lassen des Vertrags die Stempelpfliht zu umgehen.

Beide Anträge wurden abgelehnt und der Paragraph in der von der Kommission vorgeshlagenen Fassung an- genommen. | 0

S 8 handelt von den allgemeinen Grundsäßen über die Stempelpflichtigkeit.

Abs. 1 bestimmt, daß die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde sich na ihrem Jnhalt richtet. :

Abj. 2 erklärt die Hinzufügung von Bedingungen zu einer Urkunde als für die Stempelpflichtigfkeit derselben bedeutungslos.

Abg. Kirsch (Zentr.) beantragte, den Abs. 1 zu streichen.

Abg. Jansen (Zentr.) brachte den Antrag ein: 1) im Abs. 2 nur die Hinzufügung von „auflösenden“ Bedingungen als für die Stempelpflichtigkeit einer Urkunde irrelevant zu erklären, und 2) hinter dem Abs. 2 den folgenden Absaßz neu einzuschalten :

„Wird die Geltung einer Willenserklärung in der Urkunde bis zum Eintritt einer Bedingung aufgeschoben, fo wird die Urkunde erst mit dem Eintritt der Bedingung ftemrelpflichtig.“ |

Abg. Stephan - Beuthen (Zentr.) tadelte, daß die Hinzu- fügung von Bedingungen für die Stempelvflichtigkeit eines Ge- scbâfis ganz allgemein als belanglos hingestellt werde. __Man müsse zwishen Resolutiv- und Suspensivbedingungen unterscheiden. Wenn die ganze Nechtswirksamkeit eines Vertrags von dem Eintritt einer Bedingung abbängig gemacht werde, so sei es billig, bis zum Eintritt dieser Bedingung das Geschäft stempelfrèi zu laffen.

(Schluß des Blattes.)

Der Gutsbesißer Conrad, Mitglied des R eihs- s für den 7. Oppelner Wahlkreis (Pleß-Rybnick) und des uses der Abgeordneten für den 6. Oppelner Wahl- zirk (Pleß-Rybnick), ist am 15. d. M. gestorben.

ta O be

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Nach der preußischen Verordnung vom 13. Februar 1843, § 4, mat si derjenige strafbar, welber ein Pferd von einem Un- bekannten erwirbt, ohne daß dieser durch ein vorshriftsmäßiges Attest über seine Befugniß zur Veräußerung des Pferdes ih aus- gewiesen. Diese Bestimmung findet, nah einem Urtheil des Reichs- gerihts, 1V. Strafsenats, vom 7. Dezember 1894, keine Anwendung auf die Uebergabe eines angeblich unbrauhbaren Pferdes an den zuständigen Abdecker zur Tödtung. Hierzu bedarf es keines Legitimation®attestes, selbst wenn der Abdecker für das Pferd eine Entschädigung zahlt. K. batte in einer Nat cin P'erd gestoblen und es zu dem Bezirksabdecker gebracht mit der Erklärung, er sei der Sc{wiegervater des Wirtbes P. in Z., der das Pferd, als ein zur Arbeit völlig unbraubares, vom Abdecker getödtet wissen wolle. Der Abdecker schenkte diesen Anaaben Glauben, weil sie das s{lechte Aussehen des Pferdes zu bestätigen schien, über- nahm das Pferd und zahlie dem K. eine Entshädigung von 12 A Da fih K. durch ein Legitimationsattest niht ausgewiesen hatte, wurde der Abtecker we- en Verstoßes gegen § 4 der Verordnung vom 13. Februar 1843 angeklagt. Die Strafkammer sprach ihn frei, und die Revision des Sitaatzanwalts wurde vom Reichsgericht ver- worfen, indem es ausführte: , . . . Die „zur Verbütung der Pferde- diebstäble“ erlassene Verordnung vom 13. Februar 1843 ift ergangen vor Erlaß der preußischen Geseßze vom 31. Mai 1858 und 17. De- zember 1872,- also zu einer Zeit, zu welcher auch für das Abdeckereiwesen Zwangs- und Bannrehte noch bestanden. So- weit dies der Fall war, lag dem Abdecker, wie auch jeyt noch nah dem Stande der Geseßgebung dem Bezirksabdecker, die Ver- pflichtung ob, völlig unbrauchbare Pferde zu ibrer Tödtung zu über- nebmen. Solche Uebergabe und Uebernahme der betreffenden Thiere kann nit unter den Begriff der Veräußerung und des Erwerbs im Sinne des § 4 der Verordnung gebracht werden, wie denn auch die vom Abdecker zu zahlende Vergütung nicht als Kaufpreis, sondern als Entschädigung für die noch verwendbaren Theile des zu todtenden Tbieres anzujseben ist. Da nun die Vorinstanz noch besonders fest- gestellt bat, daß K. das Pferd zu dem B. als dem zuständigen Abdecker gebracht habe, so wird ihre Annabme, daß in der Uebernahme des Pferdes seitens des Abdeckers ein „Erwerben“ nicht zu finden und deshalb die Voraussetzungen des § 4 a. a. O. nicht gegeben seien, von dem Vorwurf eines Rechtsirrthums nicht getroffen.“ (3579/94,

Ist eine gemiethete Wobnung zu Wohnzwecken ganz oder dech größtentbeils, obne Verschulden des Miethers, untüchtig

n, und bat der Miether von dem ibm nah § 383 1 21

Allg. Landrechts zustehenden N-ht des Rücktritts vom Vertrag Gebrauch gemacht und is er gleihwohl noch eine Zeit lang der von ihm aufgegebenen Wohnung geblieben, so hat der Ver- na einem Urtheil des Reichégerichts, [V. Straffenats, vom

dem weiteren Verbleiben des

R,

7. Dezember 1894, für die ihm aus | Miethers in der Wohnung erwachsenden Forderungen Tei geseßlihes Pfandreht an den Jllaten des Miethers. —s Ber --Mielher N. klündigle am L April 189€ seiue Wohnung im Haufe der Frau S., und zwar mit dem Anspruch, sofort auëziehen zu dürfen, da die Wohnung wegen Ungeziefers un- brauchbar wäre. Troßdem blieb R. in der aufgegebenen Wobnung no bis zum 20. April 1894 und zog an diesem Tage aus, _ohne Miethe für die Zeit vom 1. bis zum 20. April zu zahlen. Die Haués- wirthin malte demzufolge das Pfand- und Netentionêrecht an den Mobilien des R. geltend. Dieser aber hafte, troß des Wider} pruchs der Wirthin, die Mobilien aus dem Hause. R. wurde wegen straf- baren Eigennugß:s aus § 289 Strafgeseßbuchs angeklagt und ton der Strafkammer verurtheiit. Auf die Revision des Angeklagten bob das Neichsgericht das erfte Urtheil auf, indem es begründend ausführte : e . « Für die Annahme, daß der Hausbesigerin S. an den vom Angeklagten am 20. April 1894 fortgeschafften Mobilien wegen einer rücknändigen Mietbforderung ein Pfandrecht zugestanden habe, erscheinen die erforder- lien rechtlihen Boraussezungen nah dem festgestellten Thatbestande nit als bedenfenfrei gegeben. Daß die Vermietherin etwa andere Anfrrüche aus dem Miethvertrage gegen den Angeklagten gehabt bätte, darüber ergiebt das Urtheil nichts. Die Frage aber, ob der S., ab- gesehen von dem Kontrafktsverhältnifse, auf Grund der Thatsache der Fortbenußzung der Wohnung an si ein Recht auf Scadloshaliung zugesprochen werden fönnte, traut nit erörtert zu werden, da das dur § 395 I. U. A. L-R. ftatuierte geseßlihe Pfandreht si nur auf die aus dem Miethvertrag entspringenden Forde- rungen des Vermiethers bezieht.“ (3358/94.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeishe Auswanderung : über deutsche Häfen, Antwerven, Rotterdam und Amsterdam stellte sich nah den Ermittelungen des Kaiserlichen Statistishen Amts m Mai 1895 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen:

p

Es wurden befördert im Mai über

Bremen ., Hamburg

Deutsche Häfen Antw s

*

t E S

Aus deutschen enannten 3666 deutf fremder Staaten be

über Hamburg 5596.

Zur Arb

zusammen . ,

Ueberhxupt. . 4522 fen wurden im Mai d. I. neb@ den vor- en Auswanderern noch 13 828 Angehörige fördert. Davon gingen über Bremen 8232,

1895 2034 1632 3666

1894 2031 2187

4218 706 968 14D 115 9 7 9 4910

eiterbewegung.

In Leipzig hat, wie das „Leipziger Tageblatt“ meldet, das

Einigungëamt in Sachen des Maurerausstandes den Schiedsspruch E 141 d. Bl.) gefällt : Der lo 18

bis Ende März 0,43 #,

Stundenlohn

tragen.

Ende vom 1. April 1896 ab 0,45 M be- Die Vertreter der Parteien einigten \ich dahin, die

folgenden niedrigste

September 0,42 , von da

Annahme des Schiedsspruhs zu empfehlen. Eine gestern von 1200

Maurern abgehaltene Versammlung

men beschloßen,

den vom Ein

hat mit allen gegen zwei Stim- iguñg8amt gefällten Schieds\spruch an-

zuerkennen. - Der Maurerauéstand kann danach als beendet betrathtet

werden.

Aus Pirna in Sa®Ssen wird dem „Vorwärts* gemeldet, daß in den Herrenleither Steinbrüchen die Arbeiter ihre Thâtigkeit wegen Streitigkeiten mit dem Unternehmer eingestellt baben.

120 Handschubmacher

haben, wie dasselbe Blatt berichtet, die

in Stuttgart und Eßlingen Arbeit gekündigt, weil ihnen

die Forderung auf Lohnerhöhung und Freizügigkeit beim Arbeits- wechsel von den Fabrikanten abgeshlagen worden ift.

Die „Neue Freie Tee j Freitag beigelegte Bäckerausftand (vergl. Nr. 140 d. Bl.) wieder da die Meister die bewilligten Forderungen nit

ausgebrochen sei, respettieren.

Kunst un

meldet aus Budapest, daß der am

d Wissenschaft.

Nachdem die angemeldeten Entwürfe für ein in Berlin zu errichtendes Denkmal für den Fürsten vonBismarck sämmilih

eingegangen find und in der „Maschinenhalle“ parks Aufstellung gefunden haben,

Urtbeil gelangt: Robert Cauer, Hilgers

Gustav und

W. von Rümann, F. Schaper, Friß Schneider, R. Siemerin

Bärwald

des Landes-Ausftellungs- ist das Preisgeriht zu folgendem

Einen ersten Preis haben erhalten die Herren :

und Ot Gberlein,

B. Schmit

Emil Pfeiffer, Jassoy, ; einen

to Schmalz, C. Echtermeyer

, O. Lessing

Ludwig und und H. und H.

¡weiten Preis die Herren : Max Baumbach und B. Schäde, L. Bru- now, Joh. und Halmhuber, E. Herter, Max Klein, P. Peterich,

Job. Pfubl, Joh. Schilling, von Uechtrig, Preis die Herren: Ed. Albre{t, Clemens H. Magrusfsen,

Jos. Engl, H. Volz, M. W

iese.

Marx Unger; einen dritten Buscher, Dietsche-Läuger,

A. Reichel, H. Richter, Jos. Uvbues,

Aus München vom Sonnabend berichtet „W. T, B.*: Die

biesige, im Au

Gesandte Graf

Freiherr von Feiliß\ch und von Landmann sowie die

ftrage

Seiner Shack’she Galerie wurde heute * geladenen Publikum zum ersten Mal wieder eröfnet.

Majestät des Kaisers umgebaute Miitag vor einem zahlreichen Der preußische

raf von Monts und die Mitglieder der Gesandtschaft begrüßten die ershienenen Staats-Minister Freiberr von Crailsheim,

Spitzen der

Behörden, das diplomatische Korps und die Präsidien der Künstler-

vereine.

Die Künstlershaft entsandte eine Depesche an

den Kaiser,

in welcher sie Seiner Majestät eine begeisterte Dankeshuldigung für die Eröffnung der Galerie darbringt.

Land- und

Forftwirthschaft,

Ernteergebniß Dänemarks im Fahre 1894. Der von dem Königlich dänischen statistisben Bureau kürzli ver-

öffentlihten Erntestatistik für das

Angaben :

Von den vier Hau

einen recht guten

¡eigt ein recht befriedigendes Ergeb: frühten das größte ‘Areal einnimmt,

Jahr 1894 entnehmen wir folgende

ptkornforten hat Weizen, im Ganzen genommen,

en recht guten Ertrag geliefert, während Roggen nah Menge und Beschaffenheit im ganzen Lande eine kleine Mittelernte ergab. Gerste

Ergebniß, und Hafer, der unter den Korn-

hat sowohl qualitativ wie

quantitativ von allen vier Arten den besten Ertrag aufzuweisen. Den Mengenertrag der einzelnen Fruchtforten, verglihen mit den

entsprechenden Zahlen in 1893, zeigt nahstehende Uebersicht.

wurden geerntet :

Es

1894 T

1893 + mebr

onnen 7 Oger

Weizen Roggen . . Gerste Vasker a 6 Buchweizen Erbsen und an- dere Hülsen- E Mengkorn . Kartoffeln . Andere Wurzel- gewächse R Kleeheu . .

1 054 304 4 093 517 9 687 285 9 504 325

227 100

182 262 3 091 129 41595 147

22 400 000 7 168

Wiesenheu ,

®) 1 Fuder =

An der Ruhr sind am 15. d. M.

1000 Pfd.

1162 159 Fuder*)| 627 569 Fuder|+ Li.

163 356 2 296 803 9 417 111

| 21077145 | + 6841 | + 5 2

1261 964

1 400 000 327 34 590 Fuder 8 34

rz.OQ

938349

926886 „, |+

Handel und Gewerbe,

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.

gestellt keine Wagen.

_ In Obers ¡eitig gestellt keine

Berlin, 15 fabrikate

. Juni. E und Hülsen

[lesien sind a Wagen.

la. Kartoffelmehl 171—18 M

Ta. Kartoffelmebl 15 —164 A,

Berlin

parität 21—22

Syrup

gelber 20—204 M, do. Oter-Kuleur 32—34 Á, De 20—22 M

(großft)

do. sekunda Weizenstärke eei M, L M,

Viktoria-Erbsen

Erbsen 14—19 4, Futtererbsen 12—13 M, ohnen 22—24 M, ohnen 19—21 M,

srobe Linsen 30—40

—18 4, Mohn,

Maisstärke

E U, i Kap.

15—19 A, weiße

M, mitt

rüchte

36—37 M, eisftärke (Strahlen) 49—50 A, do. 33—34 M’,

boh galizishe N “ruffis@e

gefteilt 11 410, nit rechtzeitig m 14, d. M. geftellt 4192, niht recht-

enbericht für Stärke, Stärfte- von Max Saberskr. , Ia. Kartoffelftärke 174—18 feuhte. Kartoffelstärke FraMt-

gelber Syrup 20—204 6,

Kap. - Export 22—22} M, Kartoffelzucker 22—224 #, Rum-KRuleur 33—34 4, xtrin, gelb und weiß Weizenstärke

Ia. 23—24 M, 28—29 M, lesishe

(Stüden,

: Schabestärke 34—35 A,

Kocherbsen 14—19 A, grüne

inländishe weiße

23—25 M, ungarische

Bohnen 17—19 M,

el Linsen 18—30 4, kleine Linsen

(fleinst.) Halleshe und

blauer nom. 28—40 , do weißer nom. 44—60 M,

Hirse, weiße 18—20 M, gelber Senf 14—24 , Hanfkörner 22 bis

% Buchweizen 144—15 s M, Leinsaat v mel 94—60 M, Leinkuhen 13}—16 M, 4. marfeill, Erdnußkuchen 12}3—144 M, pa.

12—124

¿ #Æ, Widten 114-—12} Æ, Pferdebohnen 22—22t

M, Mais loko 12}—13 5, NRapskuchen 11}—12} A, doppelt gesiebtes Baum-

wollenfamenmehl 58 9/6 12}3—13} Æ, pa. helle getr. Biertreber 28 bis 30% 94—104 #, pa. getr. Getreideshlemve 31—34 9/9 11}—125 M, pa. getr. Mais-Weizenshlempe 35—40% 123—132 4, pa. getr. Mais\chlempe 40—42 %/%, 123—13 4, Malzkeime 7I—9 A, Roggen- Fleie SE—9 M, Weizenkleie 8{—9 (alles per 100 kg ab Bahr Berlin bei Partien von mindeftens 10 000 kg).

Berliner Wollmarkt. 15. Juni. Der offene Markt findet befanntlich wiederum auf dem Berliner Lagerhof in der Brunnenstraße ftatt. Die Anmeldungen zur Einlagerung sind bis jeßt noch wenig belangreih, doch will dies faum etwas besagen, da viele Wollen ungemeldet eintreffen, viele, weil inzwischen schon ver- geben, garnicht zur Verladung gelangen und wieder andere, vielleicht auf den bis dahin ftattfindenden Märkten unverkauft gebliebene Wollen, erft im leßten Moment noch umgelagert werden. Es läßt sich alfo mit einiger Sicherheit absolut nicht sagen, welches Quantum wir bei Beginn des Marktes am 19. d. M. bier zum Angebot haben werden. Bisher gelangten zur Einlieferung nur wenige hundert Zentner , die per Ostbabn eintrafen. Die Anmeldungen belaufen fi erst auf circa 3000 Zentner. Ob die vielfa verbreitete Ansicht, der ofene Markt werde nit be- sonders stark, bôchstens wie im leßten Jahre, beshickt werden, zumal die erste Auktion deutsher Rütenwäschen bier auf Stadtläger einen Tag vor Beginn desselben stattfindet, zur Wahrheit werden wird, muß si ja in den nähsten Tagen ergeben. Es ift allerdings ja diesmal mehr als in fonstigen Jahren in Shweiß gehoren, bat doch die am I. v. M. bier abgebaltene Versteigerung niht weniger als ca. 13 500 Ztr. dieser Wollen zum Ausgebot gebracht, die je na ibrer Ab- stammung und Beschaffenheit 36—57 4 per Zentner erbraten. Auf den Stadtlägern ging es noch sehr rubig zu. És soll von den Händlern viel auf den voraufgegangenen Märkten gekauft sein ; diese Posten gelangen O Einlagerung, ebenso die von der Produzentenkund\haft ein- ge teferten, niht besonders umfangreiden Quantitäten. Der bisherige

erlauf der deutshen Wollmärkte läßt eine entshiedene Besserung der Tendenz ersehen ; für befsere Gattungen wurde in Sélesien bis 12 c über Vorjahr bezahlt, und der Verkauf ging {nell vor sid, so daß kaum Ueberstände blieben. - Es verdient noch bemerkt zu werden, daß die Ansicht, das deutsche Produkt sei bei gegenwärtigen Preisverbält- nissen dem überseeischen in seinem Rendement mindestens gleichzustellen, immer mebr Anbänger zu R scheint.

Saal -Eisenbahn. Die Einnahmen betrugen im Mai aus dem Personenverkehr 48733 Æ (— 16483 ), aus dem Güter- verkehr 65 363 Æ (+ 7583 4), aus Nebeneinnahmen 17 150 M. (— 32 4), zusammen 131 246 , (— 8932 4A). Bis Ende Mai belief sih die Gesammteinnahme auf 553 772 4 (— 14771 46).

ÎÏn der vorgestrigen Generalversammlung der Teisnacher Papierfabrik Aktiengesellschaft wurde von 8 Aktionären mit 873 Aktien einstimmig beschlossen: das Aktienkapital durch Ausgabe von 450 Stück neuen Aktien à 1000 4 zu erböben und dieselben den bisherigen Aktionären zum Kurse von 120 + 3 9/4 Spesen zuzüglich 4 9/9 Stüczinsen ab 1. März und mit Dividendengenuß vom Beginn des laufenden Geschäftsjahres ab derart zur Verfü ung zu stellen, daß auf zwei alte Aktien eîne neue entfällt. Das L ezugsrecht ift bis 30. Juni d. J. inkl. bei der Bayerischen Filiale der Deutschen Bank in München au8zuüben,

Hessishe Ludwigs- Eisenbahn. Die Einnahmen im Monat Mai betrugen 1 856 025 4 (+ 31 893 #4), die Gesammt- einnahme vom 1. Januar bis 31. Mai ftellte s, unter Berücksichti- gung der ermittelten Differenzen, auf 7 916 139 4 (— 83 656 .4%).

Nr, 24 des Gewer beblattes aus Württemberg, beraus- gegeben von der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel, hat folgenden Inhalt : Der Nord-Ostsee-Kanal. Förderung der Berufslehre beim Meister. Mittheilungen aus dem dchemishen Laboratorium der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel. (Ueber die Verbesserung der Glasur der Töôpferwaare.) Verschiedene Mittheilungen. (Uebertragung dingliher Wirthschaftsrehte auf andere Gebäude. Ueber die Herstellung von Linoleum, Inlaid und Linkrusta. Die Prüfung von Stablflashen auf ihre Widerstands- fähigkeit. Kunstholz aus Torf. Eine Vorrichtung zum Entleeren von Wafserleitungssträngen. Bogengeradleger für Druckerpressen.) Gewerblice 2c. Rezepte. Literarishe Erscheinungen. Frequenz der Sammlungen der Zentralstelle. Gebrautsmuster. (Ein- tragungen.) Reichs- Patente von Erfindern aus Württemberg. (Patent-Ertheilungen.) Neue Erwerbungen für die Bibliothek der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Aus dem Lese- zimmer der Königlichen Zentralstelle. Ankündigungen.

_— Das „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Dessen *, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in der Nr. 24 vom Juni 1895 folgenden Inhalt : Zur Nachricht. Preisaus\hreiben. VII. Wanderversammlung des Verbandes deutsher Gewerbescul- männer zu Darmstadt. Selbsttbätige Schußvorrichtungen für Hobel- maschinen und Kreisfägen. Jahresbericht des Ortsgewerbevereins Offenbach für das Jahr 1894/95. Vierte freiwillige Gefellen- prüfung des Ortsgewerbevereins Bensheim. Literatur. Vorlege- blätter für Firmenschreiber. Die Holz- und Marmormalerei. Der Entwurf eines preußiscken Wafsergesetzes. Anzeigen.

Stettin, 15. Juni. (W. T. B) Wollmarkt. Der Markt ist langsam geräumt; die Preise stellten sich gegen Anfang um 2 bis 4 „#4 niedriger.

Magdeburg, 15. Juni. (W. T. B.) Zuckerberi 1. Kornzucker all, Von 92% neue 10,65. Kornzucker exkl, 88 0/6 Nendement —, neue 10,05—10,20, Nathprodukte Ct, 199% Rendement 7,00—7,60. Ruhig, stetig. Brotraffinade I —.—, Brot: raffinade T1 —,—. Gem. Raffinade mit Faß —,—, Gem. Melis I mit Faß —,—. Gescäftslos. Robzucker 1. Produti Transito f. a, B. Hamburs pvr. Juni 9,80 bez, 9,827 Br., pr. Juli 9,872 bez. u. Br., pr. August 10,024 bez., 10,05 Br., pr. Sep- tember 10,10 Gd., 10,15 Br. Rubig.

LelPIla, 19 Su. (W255 Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Iuni 2,95 4, pr. Iuli 2,974 4. pr. August 2,974 M, pr. September 3,00 4, pr. Ok- tober 3,00 4, pr. November 3,027 4, pr. Dezember 3,027 4, . pr. Januar 3,05 4, pr. Februar 3,077 A, pr. März 3,10 4, pr. April 3,10 4, pr. Mai 3,10 A Umsaz: 65 000 kg.

Mannheim, 15. Juni. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Juli 15,85, pr. November 15,959. Roggen pr. Juli 13,40, pr. November 13,90. Hafer pr. Juli 13,10, pr. No- vember 13,00, Mais pr. Juli 12,00, pr. November 11,75.

Eisenach, 15. Juni. (W. T. B.) Die beute hier abgehaltene außerordentlihe Generalversammlung der Wer ra-Eisenbahn- Gesellschaft hat die Kaufofferte der Königlich preußischen Staats- reglerung angenommen. Der Verwaltungsrath befürwortete die An- nahme der Offerte. Durch den Geheimen Regierungs-Rath, Ober- Bürgermeister Papst aus Weimar wurde namens der in der General- versammlung vom 16. Mai gewählten Kommission die Er- e fvgegeden, daß die Verhandlungen mit den Königlich preußischen Ministerien der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen eine Erhöhung der Offerte niht herbeigeführt hätten. Derselbe erklärte ferner, daß der frübere an die Aktionäre gesandte Bericht des Verwaltungsraths und der Direktion, welcher einen höheren Kaufpreis in eingehender Motivierung vertrat, inzwischen durch einen neuen ein- gehenden Bericht der Direktion der Werrabahn an den Verwaltungs- rath und der Kommission ergänzt sei, welcher eine Darstellung der großen Schädigungen enthalte, die für die Werrabahn entstehen müßten, wenn die Offerte abgelehnt würde. Infolge davon befür- wortete die Kommission einstimmig die Annahme der Offerte. Bremen, 15. Juni. (W. T. B.) (Börsen - Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Mem: Börse.) Besser. Loko 7,00 Br. Baumwolle.

att. Upland middl. loko 36 §. Schmalz. Nuhig. Wilcox 35 -§, Armour shield 344 4, Cudahy 394 4, Fairbanks 30 S§. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31, Taback. Umsay 41 Faß Kentucky. | (W.'T. B.) Kaffee.

Hamburg, 15. Juni. Good average Santos pr. Juni 744,

,

(NaSmittagse pr. September

berit.) 744, pr. Dezember 724, pr. März 714, Matt. Zudcker-

markt. (Schlußberiht.) Rüben-Robzucker 1. Produkt Basis 88 °%/9 Rendement neue Ufance, frei an Bord Dee pr. Juni 9,80, pr. August 9,97}, pr. Oktober 10,274, pr. Dezember 10,45. Stetig.

Verdingungen im Auslande.

i Niederlande.

21. Juli, 11 Uhr. Lieferung von Kartoffeln für das Marine- Hospital zu Willemsoord, vor: 1. Juli bis ultimo Oktober 1895. Dedingungen liegen zur Einsicht an Wochentagen bis zum Taae der Verdingung bei der Direktion des Marine- Hospitals aus. S

Verkehrs-Anstalten,

Bremen, 16. Juni. (W. T. B) Norddeutsher Llovd. Der Scnelldampfer „Havel“, von New - York kommend, ist am 15. Juni, 1 Uhr Morgens, auf der Weser angekommen. Der Sgthnell- dampfer „Kaiser Wilhelm 11. *, von New-York kommend, ift am 15. Juni, 12 Ubr Nachts, auf der Weser angekommen. Der Post- dampfer „Willehad®“ is am 14. Juni, 6 Uhr Nachmittags, in Baltimore ängekommen. * Der Reichs - Postdampfer „Bayern“, nach Oft - Asien bestimmt, iff am 14 Juni Vormittags in Aden angekommen. Der Schnelldainvfer „Ems“ ift am 15. Juni, 10 Uhr Vormittags, von Genua via Gibraltar nah New-York abges gangen. Der Postdampfer , Weser“, nah New-York und Baltimore bestimmt, hat am 14. Juni, 9 Uhr Abends, Dover passiert. Der Postdampfer, Köln“, vom La Plata kommend, bat am 15. Juni, 9% _ Uhr Vormittags, Ouessant passiert. Der Reichs-Postdampfer „Sachsen“, von Australien kommend, bat am 15. Juni, 9 Uhr Vormittags, Vlisfingen passiert

Hamburg, 15. Juni. (W. T. B\,) Hamburg- A meris- tanishe Padketfahrt-Aktiengesellihaft. Der Shnelldamvfer „Augusta Victoria“, von Hamburg kommend, bat beute Morgen 9 Ubr Scilly passiert.

Triest, 16. Juni. Theresia“ eingetroffen,

: (V. T. B.) Der Lloyddampfer aria ift, von Konstantinovel kommend, beute Vormittag bier

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Am Sonnabend hat das Berliner Theater dem Publikum quantitativ sehr viel geboten: abt Akte an einem Abend. Zuerst bewies das Lustspiel „Der Geizige“ von Molière, in der Vebersezung und Be- arbeitung von Franz Dingelstedt, seine unverwüstlidke Kraft. Immer wieder erfreuen an dem geizigen Harpagon die großen haraftteristishen Züge, wie die Feinbeiten, mit denen die reiche dras matische Kunst des großen Dichters ihn ausgestattet bat. Man weiß, daß das Stück 1669 im Palais Royal feinen großen Erfolg hatte, weil es allzu ernsthaft ershien. In der That zeigen auch die Scenen, - in denen der Geizhals um seinen verlorenen Schaß in Klagen sh er- gebt, daß die Komödie hier hart an die Charaktertragödie streift. Dennoch war im Großen und Ganzen der Lacherfolg des Stückes vor- gestern groß. Die Darstellung trug das ihrige dazu bei: das Spiel war im allgemeinen besser, als man es während der lezten Wochen im Berliner Theater zu sehen gewohnt war. Namentlich ragte Ferdi- nand Suske als Harpvagon hervor, und au Fräulein Elsinger als Elise zeigte ein frisches, leichtes Darstellungsvermögen.

Molière kann nits dafür, daß man mit ibm an demselben Abend zwei moderne Schwankdihter zu Worte kommen ließ: Karl Laufs und Wilhelm Jakoby, deren dreiaktiger Shwank „Der un- gläubige Thomas“ dem fklassishen Lustspiel folgte. Wenn das Publikum, das vorgestern im Berliner Theater war, ih hätte ent- \heiden sollen, wen es [lieber babe, Molière oder die Schwankdichter, so meinen wir, es hâtte leßtere vorgezogen. Wenigstens bewiesen die Heiterkeitsstürme, die das Haus durchbrausten , daß das Publifum jezt noch unvergleihlich lustiger war als vors her. Darin liegt eine gewisse Naivetät, die wir aber niht beklagen wollen. Stücke, wie „Der ungläubige Thomas“, ge- hôren nit zur ernst zu nehmenden Literatur, aber sie amüfieren ; und da ein berzlihes Lachen aud berzlih gesund ist, haben au diese Schwänke ein gewisses Verdienst. Anderwärts, wo „Der ungläubige Thomas“ bereits Aufführungen erlebte, if er abgelehnt worden. Man fand die Idee zu thöriht. Freilich, sehr vernünftig ist sie au nit: Die Familie Döll s{chwärmt für Hypnotismus und Spiritismus, nur der biedere Hausvater Ignaz Döll glaubt nit an den „Unsinn“ und beschließt, seine Angehörigen zu furieren. Er läßt sich zum Schein hypnotisieren und fein Gedächtniß vollständig wegsuggerieren. Er erwaht aus der Hypnose und weiß nihts von seiner Familie, kennt nicht seinen Namen, bält ih für einen Baron, verläßt das Haus und streift in der Welt herum, furz: spielt die Nolle eines Mannes, der von seiner ganzen Vergangenheit nihts weiß. Die komishsten Verwechselungen folgen einander. Die Familie ist in tausend Aengsten. Der Hypnotiseur träumt schon von 10 Jahren Zuchthaus, die er Een soll, u. \. f. Endlich kommt der junge Arzt, der sich um Döll's älteste Tochter bewirbt, hinter den Betrug. Um seinen Schwiegervater niht bloßzustellen, bypnotisiert er ibn scheinbar und giebt ihm sein Gedächtniß wieder zurück. Dieser blühende Unsinn wird von einer eris Reibe von Wißen dur{zogen, die ihre Wir- fung auf das Publikum nicht verfehlten. Die fotte Darstellung ließ über viele Plattheiten hinwegsehen, die von einem weniger lahfrohen Publikum abgelehnt worden wären. Namentlich zeichneten ih Franz Gutbery, der aus der Rolle des ungläubigen Thomas eine sehr er- gößliche Figur shuf, und Frau von Pöllniß als dessen Gattin aus.

Die Leitung der Berliner P hilharmonifen Konzerte übernimmt vom nächsten Winter ab der Hof-Operndirektor Artbur Nikisch in Pest, welher zu diesem Zweck Urlaub erhalten hat. Abonnements - Anmeldungen aerd:.n schon jeßt in der Hof - Musik- handlung von Ed. Bote u. G. Bceck, Seivzigeustvate 37, sowie bei der Konzertdirektion Hermann Wolf, Am Karlsbad 19, I, entgegen- genommen.

Der bekannte Operetten-Komponist und Librettist Richard Genóe ist am Sonnabend Nachmittag in Baden bei Wien im Alter von 72 Jahren feinem jahrelangen, {weren Herzleiden erlegen. Gr war als Kapellmeister in Danzig, Riga, Reval, Köln, Mainz und Prag thätig. Von seinen Operetten haben: „Der „Seekadett“ und „Nanon“* den größten Erfolg gehabt.

In Braunshweig fand am 15. und 16. d. M. unter dem Vorsiß des General - Intendanten von Bronsart aus Weimar die 31. Generalversammlung der deutschen Tonfkünstler statt. In der ersten Sißung wurde mitgetheilt, daß für den Fonds zu einem Lifzt-Denkmal bisher 15 000 M eingegangen seien; ferner, daß bas Vermögen des Allgemeinen Deutschen Musikervereins 26 000 4, das der Beethovenstiftung 18900 uad das der Mousurowstiftung 26 500 6 betrage. Die Wahl des Orts der nächsten Generalver- fammlung wurde dem Direktorium überlassen. Gestern faud die Versammlung mit einem großen Konzert für Orchester, Chor und Soli ihren Abschluß.

Mannigfaltiges.

Das Schhäler-Wettrudern in Grünau hatte am Sonn- abend tro des s{hlechten Wetters eine sehr zahlreihe Zuschauermenge auf die Tribünen des Negattavereins geführt. Vom Kultus-Ministerium waren der Geheime Ober-Regierungs-Rath Köpke und der Geheime Regierungs-Rath Gruhl sowie Direktor Meinert, vom Provinzial-Schul- kollegium die Provinzial-Schul. Räthe Pilger und Genz erschienen. Von der Militär-Turnanstalt waren der Oberst-Lieutenant Brix und Haupt- mann Freiherr voa Hagen, vom Pen Turnwesen der Oberturn- wart Professor Angerstein anwesend. er Preis Seiner Majestät des Kaisers und Königs, die altgothishe Kanne, war vor dem Kaifer- zelt aufgestellt und erregte allseitige Bewunderung. Die Kanne fröônt ein silberner Adler mit dem F. R. auf der Brust, der

in den Fängen einen Riemen und einen goldenen Lorbeerkranz