f en Nationen gemeinsam mit der Kaiserlichen Flotte zur Feier D S T aapers des bedeutsamen Unternehmens in Da Gewäfsern versammelt. Eurer Kaiserlihen Majestät in Gott ruhender Groß- vater hat vor acht Jahren den Grundstein zu dem wichtigen Werke gelegt, welches seitdem unter der erleuchteten und fraftvollen Antheil- nabme Eurer Kaiserlichen Majestät durh unermüdliches Schaffen zum Abschluß geführt worden ist. Angesichts der erlauchten deutschen Bundesfürsten und der Häupter der freien Hansestädte, der Vertreter aller deutshen Regierungen und des deutschen Volkes sowie der Flotten der Seemäte ist es mir eine hohe Ehre, im Namen des Bundesraths des Deutschen Reichs Eurer Kaiserlichen Majestät die Kelle mit der ebrfurtsvollsten Bitte zu überreichen, den weltgeshichtlihen Akt der Besicgelung des großen Werks zu vollbringen und dem Stand- bilde des Kaiserlihen Begründers des unter Gottes Segen glücklich zu Ende gebrahten Baues den Grundstein Allergnädigst einzufügen.
Am Sonnabend um 10 Uhr Abends begann der imposante Fackelzug nah dem Königlihen Schloffe. Die Werft- arbeiter bildeten die Hauptgruppe; ihnen folgten die Vereine, die Jnnungen, die Gewerkschaften und die Studenten. Ueber 4000 Personen betheiligten sih an dem Zuge. Seine Majestät der Kaiser verweilte mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich während des gangen Vorbei- marsches am Gitter des Schloßgartens und wurde von den Theilnehmern des Zuges mit immer erneuten stürmischen Ovationen begrüßt. Vom Schloßthurm wurde bengalisches
euer abgebrannt. :
s Bei Tin Besuche Seiner Majestät des Kaisers an Bord des russishen Panzers „Rurik“, am Freitag, war auch der österreichish-ungarishe Botschafter Graf Szögyény mit den Bot- \chaftsmitgliedern an Bord und wurde von Seiner Majestät buldvollst begrüßt. Außer dem russishen Schiff besuhte Seine Majestät an demselben Tage je ein englisches, italienishes und österreihishes Kriegsschiff und stattete vorgeftern au an Bord je eines Schiffes der übrigen Seemächte Allerhöochst- einen Besuch ab. E E
| gig aller Frühe find das russische, das österreichisch- ungarische und das norwegische Geschwader in See gegangen ; um 71/4 Uhr Vormittags folgte das dänische Geschwader. Heute früh verließ das italienishe Geschwader den Hafen.
Als bei dem vorgestrigen Flottenmanöver der Panzer „Wörth“ den Schnelldampfer „Augusta Victoria“, auf welhem sich die Mitglieder des Reichstags befanden, passierte, rief der Kommandant der „Wörth“, Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrich, den in Parade stehenden Matrosen zu: „Der Reichstag hurrah!“, worauf die Matrosen fräftigst ein dreifahes Hurrah anstimmten. Die Passagiere der „Augusta Victoria“ erwiderten mit einem dret- fachen Hurrah auf Seine Königliche Hoheit den Prinzen Heinrich. E / E “ Im Laufe des vorgestrigen Nachmittags find Seine König- lihe Hoheit der Prinz-Regent von Bayern, Seine Majestät der König von Sachsen und die meisten anderen Fürstlichkeiten sowie der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, die Staats- Minister und die übrigen Würdenträger von Kiel wieder abgereist. E :
Seine Majestät der Kaiser dinierte vorgestern Abend im Schloß bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrih und kehrte nah dem Fackelzug an Bord der Yacht „Hohenzollern“ zurück. Gestern Vormittag, nah dem Gottesdienst an Bord der „Hohenzollern“, stattete Seine Majestät dem italienishen Kriegs\iff „Re Umberto“, dem spanischen Kriegsschiff „Pelayo“ und dem amerikanischen Kriegsschiff „San Franciëco“ Besuche ab und fuhr dann auf der Kaiserlichen Pinasse nah Kiel, um Jhre Majestät die Kaiserin im Shlofse zu besuhen. Gegen 122 Uhr kehrte Seine Majestät an Bord der „Hohenzollern“ zurück, wo um 2 Uhr die Frühstückstafel jtattîiand. Alsdann beobachtete Seine Majestät vom Bord aus den Verlauf der Regatta der kleineren Boote. Am Abend begab Sich der Kaiser nohmals zum Besuch der Kaiserin nah dem Schlosse. Heute gedachte Seine Majestät auf der Yacht „Meteor“ bei der Regatta mit- zusegeln. | t IDie vier Kaiserlihen Prinzen reisten heute Vormittag 11 Uhr in Begleitung des Ober - Gouverneurs, Obersten von Deines und des Militär-Erziehers, Second-Lieutenants von Rauch mittels Sonderzuges von Kiel nah Potsdam zurü. Der Ober- Hofmeister Jhrer Majestät der Kaiserin Freiherr von Mirbach ist bereits gestern nah dem Neuen Palais zurüctgekehrt.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sizungen.
Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 9 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Play 11, unter dem Vorsiß des Minister - Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sißung zusammen.
Die im Reichs-Eisenbahn-Amt aufgestellte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse deutsher Eisenbahnen im Monat Mai 1895 ergiebt für 66 Bahnen, die shon tim Mai 1894 im Betriebe waren, Folgendes:
Gesammtlänge: 38 877,01 km.
im gegen auf f gegen Einnahme | Ganzen das Vorjahr] 1 km | das Vorjahr l E H M für alle Bahnen im Mai 1885 aus dem Per- | | 5 : sonenverkehre |30 733 439 —4 884 451] 807 — 144/--15,14
aus dem Güter- | 4 4 verkehre . . . (69 222 470 +2 953 660] 1 788|+ 48+ 2,76
für -die Bahnen mit dem Rechnungsjahre _ 1. April—31. März in der Zeit vom 1. April 1895 bis Ende Mai 1895 sonenverkehre
50 888 972 + 196 616| 1632/— 20— 1,21 aus dem Güter- | |
verfehre . . . 113220194/+ 709 8565| 3570|— 83|— 0,92 für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. Januar—31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Mai 1895 aus dem Per-
sonenverkeyre |23 288 974—1 211 066} 3 449 — 193|— 5,31
aus dem Per-
re 1894 fiel das Pfingstfest in den Mai, im Jahre ots A Eröffnet wurden am 1. Mai die Strecken Hagenau—Mitte Rhein 2854 km und Mommenheim-Saar- alben 69,60 km (Reichs-Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen); Beuthen O.-S.—Chorzow 5,12 km (Königlihe Eisenbahn- Direktion in Raten Reichenbach i. V. (oberer Bahnhof) —Mylau 8,89 km (Königlih Sächsische Staats-Eisenbahnen) ; Graben-Neudorf—Karl3ruhe—Rastatt—Mitte Rhein 52,59 km (Großherzoglih Badische Staats-Eisenbahnen);, Haltingen— Kandern 13,00 km (Haltingen-Kanderner Eisenbahn); am 15. Mai Mayen-Gerolstein 70,69 km (Königliche Eisenbahn- Direktion in St. Johann-Saarbrüdcken); am 18. Mai Witt- stock—Landesgrenze bei Buschhof 18,38 km (Prigniger Eisen- bahn) und Mirow—Buschhof—Landesgrenze 9,79 km (Meklen- burgische Friedrih Wilhelm-Eisenbahn).
Ds
Der General der Infanterie Golz, Chef des Ingenieur- und Pionier-Korps und General-ZJnspekteur der Festungen, sowie der General der Kavallerie von Krosigk, à la suite des Leib-Garde-Husaren-Regiments und Jnspekteur der 1. Kavallerie- Inspektion, haben Berlin verlassen.
Der General der Jnfanterie von Keßler, General- Inspekteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, ijt
in Berlin wieder eingetroffen.
Der General-Lieutenant von Roon, Kommandeur der 91. Division, is mit kurzem Urlaub hier angekommen.
Der Königliche Gesandte in Stuttgart von Holleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der Legations- Sekretär Freiherr von Wangenheim als Geschäftsträger.
Der” Regierungs - Aer Hahn zu Geestemünde ist der Königlichen Regierung zu Bromberg, der Regierungs - Assessor Bossart zu Hadersleben der Königlichen Regierung zu Oppeln, der Regierungs - Assessor Dr. Frengel zu Stade der Kong- lichen Regierung zu Merseburg, der Regierungs - Assessor von Puttkamer zu Rendsburg der Königlichen Regierung zu Wiesbaden und der Regierungs - Assessor Rademacher zu Siegen der Königlichen Regierung zu Koblenz zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.
Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats - Anzeigers“ werden die im Kaiserlichen Statistishen Amt zusammengestellten Nachrichten über den Saatenstand um die Mitte des Monats Juni veröffentlicht.
Nach telegraphishen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Jltis “, Kommandant Kapitän- Lieutenant Jngenoh1, am 20. Juni in Woosung angekommen und beabsichtigt, heute nah Yokohama in See zu gehen; S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Gühler, ijt am 22. Juni in Therapia und S. M. Kbt. „Hnyäne“, Kommandant Kapitän-Lieutenant Bachem, am 22. Zuni in Capetown angekommen,
Württemberg.
Die Kammer der Abgeordneten führte am Sonn- abend die Malzsteuerdebatte zu Ende. Vorwürfe, die der Aba. Schrempf auf Grund der statistishen Nachweise über den Rückgang der kleinen Brauereien erhoben hatte, wurden von dem Finanz-Minister Dr.- von Riedcke ent- schieden zurückgewiesen. Ein Antrag der Abgg. Rath und Gen. den Entwurf und die zugehörigen Anträge an eine Kommission zu verweisen, wurde mit 46 gegen 29 Stimmen abgelehnt und der Entwurf sammt dem Amendement Vogler (75 Proz. Ermäßigung für die Kleinbrauer statt 50 Proz.) mit allen gegen zwci Stimmen angenommen. Sodann fam der Antrag des Abg. Dentler auf Einbringung eines Gesehes, das die Verwenduna von Malzsurrogaten verbieten soll, zur Berathung. Der Antrag wurde der volkswirthschaftlihen Kommission überwiejen.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog begeht heute die Feier seines Geburtstages in aller Stille in Allstedt, wohin sich Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin bereits vor- gestern von B:lvedere aus begeben hat.
Elsaß-Lothringen.
Die Gemeindeordnung für Elsaß-Lothringen und das im Wege der Reichsge:chgebung zu stande gekommene Gesetz, betreffend die Aufhebung des Geseges über die Ernennung und die Besoldung der Burgermeister vom 4. Juli 1887, haben die Kaiserliche Sanftion erhalten. Die am 21. d. M. ausgegebene Nummer des Geseßblatts. für Elsaß-Lothringen enthält den Wortlaut der beiden Gesetze. Die Bestimmung des Zeitpunkts, an welhem sie in Kraft treten sollen, ist einer besonderen Kaijerlichen Verordnung vorbehalten.
Oesterreich-Ungarn.
Dem vorgestrigen ersten Delegationsdiner bei dem Kaiser wohnten, wie „W. T. B.“ berichtet , hei: die Präsidien der beiden Delegationen, je 27 Mitglieder beider Delegationen, die gemeinsamen Minister, der ungarische inister-Präsident Baron Banffy, der dojter- reihishe Minister - Präsident Graf Kielmansegg und der Minister a latere Baron Josika. Ferner waren ershienen der Marine-Kommandant_ Freiherr von Sternedck, der Präsident des gemeinsamen Obersten Rehnungshofes Tóth von Székely, der Sektionschef im Ministerium des Aeußern Freiherr von Pasetti, sowie andere Beamte der gemeinsamen Ministerien. |
In der am Sonnabend abgehaltenen Plenarsizung der österreihishen Delegation leitete der Referent Dumba die Generaldebatte über das Budget des Auswärtigen cin und erklärte , die Queen des Ministers des Auswärtigen Grafen Goluchowsfi dem Budgetausschusse bildeten einen
aus dem Güter- | A | ¿ verkfehre . . . [50 764 854/+2 218 411] 7 406/+ 288|+ 4,05
t weiteren Kommentar zu den in der Thronrede
Friedensversiherungen, welhe die gation in en Maße erfreut hâtten. Diese densversiherungen hätten in den „leßten Tagen einen mächtigen Widerhall gefunden und ständen in innigem Ein- flang mit jener Friedensrede, die von dem erhabenen Verbündeten des Kaisers von dem Strande des Nord- Ostsee - Kanals in die Welt hinausgedrungen sei. Die Schöpfung eines so großartigen Friedenswerks weise darauf hin, daß sich die Staaten und die Völker gegenwärtig in ganz anderen Kämpfen bewegten, in dem Mettbewerbe und dem Ringen auf volkswirthschaftlichem Gebiet. Daher sei es in hohem Grade befriedigend, daß der Minister des Aeußern - beabsichtige, dem Handelsverkehr kräftige Fmpulse zu geben. Der Redner empfahl die Annahme des Vor- anshlags. Der Delegirte Ka ftan beklagte die großen Rüstungen und wandte sich gegen den Dreibund, dem er die passive andelsbilanz zuschrieb. “ Redner fragte den Minister des eußern, welhe Stellung die Monarchie in der ostasiatischen Frage einzunehmen beabsichtige, besprah sodann die Demission des Grafen Kálnoky und fragte, ob nah E Ne der legten Zeit die auswärtige Politik aus\{ließli an die Zustimmung Ungarns gebunden sei. Schließlih wandte h Kaftan gegen den Ausgleich von 1867 und den Ausnahmezustand in Frs und erklärte, die Czehen könnten der Regierung kein Vertrauensvotum ertheilen und müßten gegen das Budget stimmen. Nachdem sodann die Delegirten Stal iß für und Bianchini gegen das Eingehen auf die Spezialdebatte gesprochen hatten, widerlegte der Delegirte Ruß die Behauptungen der Opposition und erklärte, es sei die R der Mehrheit der Delegation, dem- S ihr Vertrauen auszusprehen, der feierlih ver-
enthaltenen
prochen habe, die seit Jahren von der Delegation ge- billigte auswärtige Politik fortzusegen. Nach Schluß der Generaldebatte widmete der Delegirte Süß dem früheren Minister des Auswärtigen Grafen Kálnoky Worte der An- erkennung für die Stabilisierung der Verhältnisse an der südöstlihen Grenze des Reichs. Da er, Redner, voller Zu- versiht sei, daß der jeßige Minister des Aeußzern die fried- lichen Bestrebungeu seines Vorgängers fortsegen werde, so stimme er für Annahme des Budgets des Auswärtigen. Der Delegirte Herold erklärte: es sei falsch, von einem urückweichen der Opposition zu sprechen; seine, des Redners, Bais erblide im Dreibunde cine Gefahr für die Jntcressen der ganzen Monarchie. Nah einem Schlußwort des Refe- renten Dumba wurde das Budget des Aeußern in der Generaldebatte und sodann in der Spezialdebatte angenommen und die Sitzung darauf geschlossen. i
Jn der gestrigen Plenarsißung der ungarischen Delegation wurden die Voranshläge für die Marine, sowie für das gemeinsame Finanz-Ministerium an- genommen. Bei den Shlußrehnungen für 1893, welche zur Kenntniß genommen wurden, äußerte der Delegirte Horanszky den Wunsch, daß künftig zugleich mit den Schlußrechnungen au der Kassenausweis und die Vermögensbilanz oder Inventur vorgelegt würden, damit festgestellt werden könne, ob die Aus- rüstungen den jährlichen Dotationen entsprähen. Redner er- klärte aber, feinen Antrag stellen zu wollen. Der Reichs- Finanz-Minister Bâron Kallay erwiderte, die gemeinjame Regierung werde diese Wünsche in ernfte Erwägung ziehen und dieselben, wenn möglich, erfüllen.
Großbritannien und Frland.
Nachdem das Kabinet am Sonnabend Nachmittag cine lange Berathung abgehalten hatte, begab fi Lord Rosebery zu der Königin nah Windsor. Gleich nach der Rückkehr des Premier - Min isters hielten die Minister abermals eine BVe- sprehung ab, welche eine halbe Stunde währte. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ von gestern hätte Lord Rosebery seine Entlassung eingereiht. Es "veriaute, die Königin habe Lord Salisbury berufen; dieser werde jedoch den Auftrag, das Kabinet zu bilden, nur unter der Bedingung annehmen, daß das Parlament aufgelöst werde und daß das jezige Kabinet die Annahme von zwei provisorischen Budget- zwölfteln durchbringe. Jn Betreff der Mitglieder des neuen Ministeriums verlauie noch nichts, zwischen Unionisten und Konservativen herrsche aber Uebereinjtimmung. 4 :
Nach einer Meldung von heute erscheint es sicher, daß Lord Salisbury die Kabinetsbildung übernimmt; er fonferierte heute Vormitiag mit den konservativen und unionistishen Führern und begab si fodann nach Windsor.
Die heutigen Morgenblätter sprechen sich übereinstimmend dafür aus, daß das neueKabinet aus Konservativen und Unionisten zusammengeseßt werde. Der „Times“ zufolge dürfte der Herzog von Devonshire Minister des Aus- wärtigen, Sir M. Hicks-Beach Schaßkanzler, Chamber- lain Kriegs-Minister und Gosch en Marine-Minißter werden.
Frankreich. : Die Kommission der Deputirtenkammer für die Steuerreform hat die Gesammtvorlage Cavaignac 's, betreffend cine Progressivsteuer von dem esammteinkommen, angenommen und den Antragsteller zum Berichterstatter ernannt. Die Vorlage bestimmt Selbsteinshägung für alle Einkommen über 10 000 Fr., für Einkommen zwischen 10 00 und 3000 Fr. Veranlagung, jedoch mit dem Rechte der Selbjt- einshäßung seitens des Steuerpflichtigen; für Einkommen unter 3000 Fr. Veranlagung, jedoch können Ausnahmen auf dem Verwaltungswege bewilligt werden.
Rußland, h i
Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt: „Die Rede des Deutschen Kaisers zeichnet sih aus dur die erhabensten Gedanken und durh die Bekräftigung von Ge fühlen und Absichten unbedingt friedlicher Art.“ Die „Peter burgsfija Wjedomosti“ schreiben: „Die Worte DeE Deutschen Kaisers: Wir wünschen den Frieden und Wir werden ihn aufreht erhalten sind eine goldene Antwort auf die Frage, die anläßlih der Kieler Festlichkeiten von allen Nationen im Geiste gestellt wurde.“
Ftalien.
Der König empfing gestern die Präsidien ais Abordnungen des Senats und der Kammer T nahm in Gegenwart der Minister und Hofwürdenträger W Adressen auf die Thronrede entgegen. Nach der E lesung der beiden Adressen gab der König in einer Ansprache besonders dem Vertrauen Ausdruck, die Kammer werde im B mit der Regierung dahin wirken, daß, entsprechend dem bel e lezten Wahlen kundgegebenen Wunsche der Nation, die Finane Z fonsolidiert und die Gemüther derun würden. ah
offizielen Ansprachen unterhielt si der König no einzeln.
S -
mit jedem Senator und Deputirten und erwähnte dabei auch der Kieler Festlichkeiten und des guten Eindrucks, welchen das italienische Geschwader bei denselben gemacht habe. Jn der Audienz, welche die Minister später behufs Unterzeihnung von Defkreten hatten, umarmte, wie die „Riforma“ meldet, der König den Minister-Präsidenten Crispi.
Der Kardinal-Erzbishof von Fermo Malagola ist am Sonnabend Nachmittag gestorben.
Spanien.
In der Deputirtenkammer kam es am Sonnabend aus Anlaß der Ernennung von Richtern zwischen dem Ju stiz- Minifter und dem Deputirten Corzano zu einem Streit; infolge dessen shickten der Justiz-Minister und der Präsident der Kammer leßterem ihre Zeugen zu. Man * hofft, dem „W. T. B.“ zufolge, indessen eine befriedigende Lösung vermittels Erklärungen herbeizuführen, die in der nähsten Kammersizung abgegeben werden sollen.
Ein aus Havanna nah Madrid gelangtes Gerücht von Meutereien und Desertionen in einem Freiwilligen- bataillon sowie von dem infolge dessen von dem Kommandeur dieses Bataillons begangenen Selbstmord, wird von dem Marine-Minister für unbegründet erklärt.
“ Bulgarien.
Die „Prawo“, das Organ des macedonishen Comités in Sofia, hatte am Sonnabend von einem Zusammenstoß zwischen macedonishen Aufständischen und türkischen Truppen berichtet. Dem türkishen Kommissar Nebil Bey ist, wie verlautet, ein Telegrámm zugegangen, welches von einem Zusammenstoß zwischen türkishen Truppen und einer Räuberbande berichtet, ohne jedoch in irgend einer Weise den revolutionären Charafter zu befiätigen, welchen die „Prawo“ dem Zusammenstoß beigelegt haite.
Schweden und Norwegen.
Der König und die Königin sowie der Kronprinz
trafen am Sonnabend von Christiania wieder in Stockholm cin. Auf der Zentralstation begrüßte die Kronprinzessin Allerhöchstdieselben. Nah kurzem Aufenthalt in Stockholm begaben fih der König und die Königin nah Schloß Drott- ningholm. _ Der Militäraus\chuß des Storthing beantragt in seinem Bericht, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, das Heeresextraordinarium auf.3 089300 Kronen fest- pest: Nach dem Regierungsvorschlage waren 3388 000 Kronen hierfür vorgesehen.
Amerika.
Das in Madrid verbreitete Gerücht von der Gefangen- nahme des Jnsurgentenführers Maximo Gomez (siehe Nr. 146 d. Bl.) wird amtlih für unbegr ündet erkiärt.
Afien.
Der japanische Gesandte ist in Peking eingetroffen und höflich empfangen worden. — Jn Shanghai ift der japanische General-Konsul mit seinem Rersondl ein- getroffen; auf dem General-Konsulat wurde die japanische Flagge gehißt.
Afrika.
Der General Duchèsne hat in einer Depesche aus Majunga von vorgestern den Kriegs-Minister um die Ent- sendung einiger Verwaltungsoffiziere, Krankenwärter, Hand- werker und Artilleristen zum Ersaß der in die Heimath zurück- beförderten Leute, sowie um die Entsendung von 400 Genie- soldaten für die Transportarbeiten ersucht. Das Telegramm meldet ferner, daß die militärishe Lage auf Madagaskar gut sei. Der Kriegs-Minister hat die nothigen Maßregeln ange- ordnet, um dem Gesuch des Generals Duchèsne zu entsprechen.
Parlamentarische Nachrichten.
Das Haus der Abgeordneten nahm heute seine Plenarsißungen wieder auf. Anwesend war der Finanz- Minister Dr. Miquel.
Vor Eintritt in die Tagesordnung machte der Präsident von Köller dem Hause Mittheilung von dem Ableben des Abg. Linke (Hera. Zur Ehrung des Andenkens des Verstorbenen erhoben sih die Abgeordneten von ihren Sigzen.
_Zur ersten Berathung gelangten die Geseßentwürfe, be- treffend den Erwerb von Eisenbahnen für den Staat nebft dazu gehörigem Nachtrags-Etat und betreffend den Ueber- gang der Eisenbahnstrecke Zittau—Nikisch in das Eigen- thum des sächsishen Staats. 7
Der erstgenannte Entwurf betrifft den Erwerb der Weimar-Geraer, der Saale-Eisenbahn, der Werra- Eisenbahn und der Eisenbahnen von Eisfeld nach Unter- neubrunn und von Hildburghausen nah Fried- rihshall.
Es nahm zuerst das Wort :
__ Unter-Staatssekretär Brefeld: Der Herr Eisenbahn-Minister bedauert, durch Krankheit an der Theilnahme an der heutigen Ver- handlung verhindert zu sein. Die späte Einbringung der gegenwärtigen Vorlagen erklärt fih aus dem Umstande, daß die Unterhandlungen mit den betheiligten Staaten niht eher zu Ende geführt werden konnten. Für das Vorgehen im gegenwärtigen Zeitpunkt waren verschiedene Gründe maßgebend; in erster Linie der Wunsch, die Umgestaltung unserer Eisenbahnverwaltung nah Durchführung der ¡ießt beantragten Verstaatlichung gleih auf die anzukaufenden Bahnen auszudehnen. Zur Beschleunigung des Zustandekommens des Ver- trags über die Weimar - Geraer Cisenbahn hat der Umstand nicht wenig beigetragen, daß auf Veranlaffung dieser Bahn selbs von Sachsen ein Kaufangebot erging. Unter diesen Umständen hieß es ras zugreifen, L _ Abg. Sattler (nl.): Für alle, welhe der Eisenbahnverstaat- lihungspolitik zugestimmt haben, war es von Anfang an zweifellos, daß die Verstaatlihungsaktion auch auf die jest zum Ankauf gestellten abnen ausgedehnt werden müßte. Jn dem Angebot Sachsens an die eimar-Geraer Eisenbahn würde ich nur einen Vorstoß Sachsens gegen die Einbeziehung Thüringens in den Bereih der preußischen Staatébahnen erblicken können, wenn nit zn meiner Genugthuung aus den Worten des Herrn Unter - Staatssekretärs ¿u entnehmen gewesen wäre. daß Sachsen nur auf Veranlassung der Weimar- Geraer Bahn gehandelt hat. Ih freue mich, R eine Einigung zu stande gekommen ist, die dem Verhältnifse der Bundes- staaten unter einander entspricht. ;
Abg. Schlabißt (fr. kons.) war mit den vorgeshlagenen Maß- nabmen einverstanden, bat aber die Staatsregierung, dafür Sorge zu tragen, daß nah dem Uebergange der Strecke; Vittau—Nitisch an rasen die bisher auf der Berlin-Görlißer Bahn bestehenden Ver- thréerleizterungen au für jene Strecke in Geltung belassen werden.
Redner erwähnte in dieser Hinficht besonders die Einrichtung von ermäßigten Preisen für den Sonntagéverkehr von Görliß nah Zittau.
Abg, Freiherr von Heereman (Zentr.): Meine politischen Freunde haben der Eisenbahnverstaatlihungspolitik gegenüber eine ablehnende Haltung beobahtet. Durch die Durhführung dieser Politik sind aber staatsrechtlihe Verhältnisse entftanden, die wir anerkennen müssen. Die Mehrheit meiner politischen Freunde wird demnach gegen die Vorlage keine Bedenken erheben. Ich beantrage, die Vorlage an die Budgetkommission zu verweisen.
: rey A Telgt vg (nl): Wir könnten über die Intervention seitens Sachsens ohne weiteres hinweggeben, wenn dur sie nit die Nothwendigkeit herbeigeführt worden wäre, daß Preußen jeßt für die Weimar-Geraer Bahr einen höheren Preis zahlen muß, als es sonst der Fall gewesen wäre. Das Ziel des ein- seitigen - Vorgehens Sachsens i ohne Zweifel die Her- beifüuhrung der Abtretung der Eisenbahn rZittau—Nikish seitens Preußens an Sachsen gewesen. Dieses Ziel wäre auch wohl auf andere Weise erreihbar gewesen. Was die Eisenbahnverstaat- lihungêvorlage anlangt, so haben wir es hier mit einer der Tompliziertesten WVerftaatlihungsvorlagen zu thun, die finanziell am wenigsten erfreuli® liegt. Ih bin schon deshalb für eine Berathung der Vorlage in der Budgetkommission. Diese Kommission wird auch in eine Berechnung des Preises eintreten müssen, der für die Strecke Zittau—Nikish von Sachsen bewilligt is. Ferner muß die Rentabilität der jeßt anzukaufenden Bahnen erörtert werden, die durch den Bau der bereits bewilligten Bahnen eine starke Beeinträchtigung erfahren wird. Troß alledem halte i die Verstaatlihung für eine nothwendige That einer richtigen Eisenbahnpolitik. Empfehlen möchte ih, die vorhandenen finanziellen Reserven dieser anzukaufenden Bahnen niht an die allgemeine Staatskasse überzuführen, sondern sie zurückzuhalten, um sie für etwaige Verbefserungen der Bahnen, die jeßt nur eingleisig find, zu verwenden. Auch der Ausgabe-Etat dieser Bahnen wird erhöht werden müssen, damit bei den Besoldungen der Normalsaß der preußischen Staatsbahn erreicht wird. Das finanzielle Bild wird durch all dies eine Verschiebung zum Schlelhteren er- fahren, über deren Tragweite in der Kommission Aufschluß ertheilt werden sollte.
__ Die Vorlagen wurden der Budget-Kommission über- wiesen.
In erster und zweiter Berathung stimmte sodann das e érs dem Geseßentwurf, betreffend die Aufhebung der estimmungen der revidierten Apotheker - Ord- nung vom 11. Oktober 1801 über Aufbewahrung und Verabfolgung von Giftwaaren, zu. Diese Bestimmungen sollen im Wege einer Ministerial-Verordnung mit dem 1.:f. M. durch neue erjeßt werden.
Den leßten Punkt der Tagesordnung bildete die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Erbscha fts- it euer.
»Abg. Jerusalem (Zentr.): Das Erbschaftésteuergeseß muß in Uebereinstimmung mit dem Stempelsteuergeseß gebracht werden. Das ist aber nicht möglich, ehe dieses in endgültiger Faffung vorliegt. Wir werden also zur dritten Lesung des Entwurfs erst nach Fest- seßung des Stempelsteuergeseßes schreiten können. Wir baben gegen die heutige zweite Lesung nihts einzuwenden, behalten uns aber vor, zur dritten Lesung des Entwurfs Abänderungsanträge zu stellen.
Der Gesezentwurf wurde hierauf in zweiter angenommen.
Schluß 1 Uhr. |
Nächste Sißung: Dienstag 11 Uhr. Sattler. Gesey wegen Entschädigung für Verluste Schweineseuche.)
Lesung
(Interpellation durch
— Amtliches Wahlresultat der am 18. Juni im 3. Kös- liner Wahlkreise vorgenommenen Ersaßwahl zum Reichstage: Von 15769 abgegebenen gültigen Stimmen entfielen auf von Gerlach, Landrath a. D. (kons.), 7101, auf Benoit, Geheimer Baurath (freis.), 4650 Stimmen. Es muß eine engere Wahl stattfinden.
Entscheidungen des Reichsgerichts,
__ Der Käufer hat, nah einem Urtheil des Reich2gerichts, ÿ. Zivil- senats, vom 19. Januar 1895, in den Gebieten des gemeinen und des Preußischen Allgemeinen Landrechts einen Anspruch auf Gewähr- leistung wegen eines Fehlers des Kaufgegenftandes nur dann, wenn der Fehler erheblich ift, und die Erbeblihkeit kann nur darnach beurtheilt werden, ob und in welhem Maße die dem Ver- tragêzweck entsprechende Tauglichkeit des Kaufgegenstandes und dem- tuns dessen Werth durch den Fehler vermindert ist. — B. atte von K. ein Haus gekauft und fodann erfahren, daß ein Fenster in der Giebelwand nah dem Nachbargrundstücke bin auf Verlangen des Nachbars zugemauert werden müßte. Dieses D gewährt einem kleinen Raum Licht, der bisher als Mägde- ammer benußt worden. B. hielt sich wegen dieses Mangels für berechtigt zum Rücktritt vom Vertrag und flagte auf Rückgabe der geleifteten Anzahlung. Die Klage wurde in beiden Instanzen abge- wiesen. Das Berufungëgeriht führte aus, daß zwar der durch das E erleuhtete Raum (von 9,59 qm) dur die Beseitigung des enfsters zur Wohnung von Menschen unbrauhbar werden würde, bei der Zahl der übrigen Wohnräume aber könne das Fehlen des Fensters und die dadurch bedingte Beeinträchtigung der Verwendbarkeit des dabinter liegenden Raums als ein erbebliher Mangel niht angesehen werden. Die Revision des Klägers wurde vom Reichsgericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Mit Recht der Berufungsrichter geprüft, ob das Fehlen des Fenfters einen erbeblihen Mangel des ganzen Vertrag8objefts begründe. Denn wie hon nah dem Aedicilishen Edikt und nah gemeinem Recht, so ist auch nah Preußishem Ret die Erheblichkeit des Fehlers selbst- verständlihe Vorausseßung des Anspruchs auf Gewährleistung. Diese Erheblichkeit aber kann nur darnach beurtheilt werden, ob und in welhem Maße die dem Vertragszweck entsprechende Tauglichkeit des Kaufgegenstandes und demgemäß defsen Werth durch den Fehler ver- mindert ift“. (258/94.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Königsberg i. Pr. befinden sh die Klempner im Aus- stande. Sie forderten einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge zehnstündige Arbeitszeit, einen Mindestlohn von 30 4 für die Stunde und 10 4 Aufschlag für Ueberstunden. Diese Forderungen wurden von den Meistern abgelehnt. Von im Ganzen 110 bis 120 Klemp- nern sind 95 Ausftändige am Ort, 15 sind abgereist.
In Halle a. S. faßten, wie dasfelbe Blatt berichtet, die Maurer in einer Versammlung den Beschluß, von den Meistern bis zum 1. Juli eine Beantwortung der Forderung zu verlangen, daß ein Stundenlohn von 40 4 gezahlt werden sol. — Auf den drei Kohlenschächten v. d. Heydt bei Ammendorf im Bergrevier haben die Bergleute die Arbeit eingestellt, weil ihnen eine rhöhung des Gedingelohns abgeshlagen worden war.
Aus Schmölln wird dem „Vorwärts“ gemeldet, über die Knopfwaarenfabrik von Leupold u. Co. sei die Sperre ver- hängt worden; es sei dies diejenige Firma, die allein den Einheits- tarif noch niht zurückgezogen habe, sodaß die dort beschäftigt ge- wesenen Arbeiter weiter im Ausstande verblieben. Die Zahl der Aus-
ständigen beträgt jegt noch 73. (Vgl. Nr. 113 d. Bl.)
_
In Rummelsburg bei Berlin haben die Tischler der Werkstatt von Wagenknecht infolge von Lohnabzügen die Arbeit niedergelegt.
Aus Karlsbad wird dem „D. B. H.* gemeldet, daß die dortigen Schuh macher wegen verweigerter Lohnerhöhung die Arbeit eingestellt baben.
Aus Pest wird der „Köln. Ztg.“ telegraphiert, daß män am Sonnabend die Beendigung des Bäckerausstandes erwartete. In einer Versammlung der Meister und Gehilfen waren am Freitag die Bedingungen festgestellt worden, die am folgenden Tzge eine allge- meine Versammlung annehmen sollte
Nach einem Budapester Telegramm des „W. T. B.“ aus Re- shißa hat der größere Theil der Bergarbeiter des Bergwerks Szek ul die Arbeit wieder aufgenommen.
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hat si in ihrer leßten Sitzung über die diesjährigen Bewilligungen - zur Förderung wissenschaftliher Unternehmungen {lüssfig gemacht. Von der vbyfsikalish-mathematishen Klasse wurden, der „Nat.- Ztg.* zufolge, zugesprohen: dem Mitglied Profefsor- Fus 2000 #4 zur weiteren Herausgabe der gesammelten Werke Dirichlet’'s; dem Mitglied Professor Weierstraß 2000 Æ zur Herausgabe seiner eigenen gesammelten mathematishen Werke, sodann dem Profeffor Dr. Gerhardt in Graudenz 1500 Æ zur Herausgabe der mathe- matishen Korrespondenz von Leibniz. Ferner erhalten der Lehrer Phil. Fauth zu Ober-Arnbah (Rheinpfalz) 1400 Æ zur Bearbeitung einer Mondkarte im Maßstabe von [1 : 1000009 auf Grund eigener topographisher Aufnahmen; der Observator an der Bonner Stern- warte, Professor Deichmüller 500 # zu Vorarbeiten für eine Photo- metrie der seit der Zeit Tycho’s erschienenen Kometen; der Direktor der Remeis-Sternwarte zu Bromberg Dr. Ernft Hartwig 600 4 zur Bearbeitung seiner Heliometermessungen zur Bestimmung der physikalishen Libration des Mondes. Eine“ andere Gruppe umfaßt Bewilligungen an folgende Gelehrte: an Profeffor Friß Frech in Breslau 1000 M zu teftonishen Studien im Gebiet des Radstädter Tauern; an Dr. Willi Salomon aus Berlin, z. Z. in Pavia, 1200 4 zur Fortsezung seiner petrographish- geologischen Untersuhungen am Monte Adamello; an Dr. Ludwig Wulff zu Schwerin i. M. 1000 Æ für weitece Versuche zu Krystall- zühtungen. Ferner wurden bewilligt: dem Privatdozenten Dr. H.Bilt- Greifêwald 1000 Æ zur Fortseßung seiner Untersuhungen behufs Ermittelung der Gasdichte einiger Elemente und Verbindungen bei höheren Temperaturen; dem Profeffor Krümel - Kiel 450 Æ zu weiteren Untersuhungen ozeani|cher Instrumente und Bearbeitung seiner in der Ostsee ausgeführten Bestimmungen des spezifischen Wassergewichts; dem Privatdozenten Dr. Ernft Gilg-Berlin 1200 4A zur Bearbeitung einer Monographie der Gattung Draba; dem Direktor der Realschule in Bremen, Professor Franz Buchenau 1000 für die 2. Auflage seiner „Flora der oftfriesishen Inseln“. Zur eros _zoologisher Arbeiten wurden bewilligt: dem Professor Fimer-Tübingen 12009 # zur Herausgabe der 2. Abtheilung seines Werkes „Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Schmetter- lingen“; dem Privatdozenten Dr. Fr. von Wagner-Straßburg 900 A zu einer vergleidbenden Untersuhung der Regeneration®ê- prozefse bei den wirbellosen Thieren des Meeres; dem Privat-
die Herkunft der Dotterkerne bei den Selachiern; Dr. Strodtmann in Plôn 500 # zu Untersuchungen über das Plankton der holsteinishen und medcklenburgishen Seen: dem Volksschullehrer F. Koenicke in Bremen 400 4 für weitere Untersuhungen über Hydrachniden ; dem Profeffor Ziegler-Freiburg 800 4 zu zoologishen Studien am Mittel- meer, hauptsächlih zu erverimentellen Untersuhungen über den Verlauf der Zeliltheilung; dem Direktor des ftädtishen Museums für Natur- funde in Bremen Dr. Sc{auinsland 2000 4 als Beihilfe zu einer faunistischen Erforshung der Insel Layfan und anderer Inseln des Pazifischen Ozeans und zu anschließenden entwicklungsgeschihtlihen Studien; endlih dem Professor L. Will-Rostock 300 #4 für weitere entwicklungsgeschihtlihe Studien über Reptilien. — Die philo- sophisch-bhistorishe Klasse hat ebenfalls über größere Summen verfügt. Es erhalten: Professor Theodor Mommfen 3000 4 zur Fortführung der Arbeiten für das lateinische Inschriftenwerk; die Pie von Sybel und Schmoller 6000 # zur ferneren Herausgabe der politishen Korrespondenz Friedrih's des Großen; Professor A. Kirhhof 3000 A für die Sammlung der griechischen Inschriften; von Imhoof-Blumer in Winterthur 3000 A zur Heraus- gabe des nordgriehischen Münzenwerks. Ferner überwies dieselbe Klasse ihrem Mitglied Professor Brunner 1000 4 zu Vorarbeiten für Herstellung eines Wörterbuchs der älteren deutshen Rechtéssprache und dem Kustos an der Universitätébibliothek in Jena Dr. Georg Steinhausen 600 zu einer Publikation von deutshen Privatbriefen des 14. und 15. Jahrhunderts. Insgesammt hat die Akademie der Wissenschaften 38 150 4 zur Vertheilung gebraht. Davon kommen 21550 Æ auf naturwifsenschaftlihe und mathematishe Arbeiten, 16 600 Æ auf das Thâtigkeitsgebiet der philosovbisch - biftorischen Klasse.
— Der verdiente Astronom Professor Friedrih Tietjen, Direktor des Rechernstituts an der Berliner Sternwarte und ordent- licher Professor an der Universität, ist, wie die „Nat.-Ztg.“ berichtet, am Sonnabend nach längeren Leiden gestorben. Seit seiner Studentenzeit mit der Berliner Sternwarte eng verbunden, hat er im Dienfte derselben 36 Jahre lang ununterbrochen gewirkt und an der Entwicklung seiner Wissenschaft als. Forsher wie als Lehrer lebhaften Antheil gehabt. Noch vor wenigen Tagen hat er in aller Stille sein 25 jähriges Dozenten- jubiläum begangen; er hat dasselbe nicht lange überlebt. Professor Tietjen war am 13. November 1834 zu Westerstede im Groß- berzogthum Oldenburg geboren, studierte auf dem Carolinum in Braunschweig, dann în Göttingen und Berlin Aftronomie, Mathematik und Naturwifsenshaften. 1859 wurde er als Student {hon Zweitec Assistent an der Berliner Sternwarte, die damals unter Encke’s Leitung stand, promovierte 1864 und wurde 1865, als Profeffor Wilhelm Förster an Encke's Stelle zum Direktor der Sternwarte berufen wurde, Erster Assistent desselben. Im Jahre 1870 hakbilitierte sich Tietjen - bier als Ce, wurde 1874 außerordentlicher und 1887 ordentlicher Profeffor an der Universität. Der Akademie der Wissenschaften gehörte er als ordentlihes Mitglied an. Als Dirigent des mit der Stern- warte verbundenen Recheninstituts gab er zuerst gemeinsam mit Professor Förster, seit 1884 allein das „Berliner astronomishe Jabr- buch* beraus, eine der ältesten wifsenshaftlihen Zeitschriften Deutsch- lands. Seit 1880 redigierte Tietjen auch das vom Reichsamt des Innern herausgegebene nautishe Jahrbuch. — Die Leiche wird dem Wunsche des Verstorbenen gemäß nah seiner Heimath überführt, nachdem heute Nachmittag 5 Uhr in der Wohnung des Verstorbenen, Lindenstraße 91, eine Trauerfeier stattgefunden hat.
Bauten,
Der Bau einer Stadthalle in Elberfeld wird, dem „Zentr.-Bl. d. Bauw * zufolge, auf per der dortigen Stadt- verordneten zum Gegenstande eines Wettbewerbes unter den deutshen Architekten gemaht werden. Das Gebäude, dessen Bau- kosten 700 000 M4 nit überschreiten dürfen, foll musikalishen Auf- führungen, Versammlungen und größeren und kleineren Gesellschaften dienen. Dem V, welchem die Herren Ober-Baudirektor Profeffor Dr. J. Durm in Karlsruhe, Baurath Ad. Heyden in Berlin, Stadt-Baurath Mäurer in Elberfeld und Geheimer Baurath “ Professor Dr. P. Wallot in Dresden angehören, wird zur Vertheilung von Preisen der Betrag von 11 000 4 zur Verfügung gestellt.
— In dem Wettbewerb zur Umgestaltung des Winter- gartens der Aktiengesellschaft Flora in Köln if der erste Preis (1000 4) dem Architekten G. Gberiein zugesprochen worden.
dozenten Dr. Paul Samassa-Heidelberg 600 4 zu einer Prüfung über “
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