1895 / 152 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 28 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

33 Shuldverschreibungen à 100 Fl. oder 171 M 43 S.

- Nr. 3314 3316 3322 3361 3466 3507 3596 3598 3653 3734 3811 3867 3894 3898 3899 3921 3964 4020 4094 4161 4167 4168 4188 4237 4266 4385 4389 4399 4406 4465 4472 4558 4613 = 3300 Fl. oder 5657 M 19 S.

122 Shuldvershr&bungen über 61 200 Fl. oder 104 914 M. 60 S.

Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß Helept daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Nückzahlungstermin erfolgt, bei der König- lihen Kreiskasse in Frankfurt a. M, bet dér King, lihen Staatsf blbeg. Tilgungta e in Berlin, sowie bei jeder Königlichen Regierungs- auptkafse gegen Rüd- abe der Schuldverschreibungen nebst den Zinsscheinen Reihe IIT1 Nr. 4 bis 8 und Zinsschein - Anweisung erheben können. Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurüzugebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapitalbetrage der Schuld- vershreibung zurückbehalten. j / .

Soll die Einlösung von dergleihen Schuldverschreibungen nicht bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse hier oder bei der König- lien Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Squldverschrei- bungen nebst n und Zinsschein-Anweisungen dur diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung ein- zusenden, weshalb die Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermin eingereiht werden können.

RKückständig sind noch aus der Verloosung:

pro 1. Oktober 1891: G. 4456 1893: G. 2439 2967.

E 2 1894: G. 543 1309 3405 3681 3970 4130 4310.

Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden zu deren Ein- lösung wiederholt hierdurch aufgefordert.

Wiesbaden, den 23. Juni 1895. A

Der Regierungs-Präsident. von Tepper-Lasfki.

Nichtamtliches. Deutsches Reich,

Preußen. Berlin, 28. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten, wie „W. T. B.“ aus Kiel berichtet, gestern Vormittag einer internen Klubwettfahrt für Boote von Kriegsschiffen in der Kieler Bucht bei. Mittags fand an Bord der Yacht („Hohen- zollern“ Tafel von ungefähr dreißig Gedecken statt. Am Nach- mittag statteten Seine Majestät Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin im Schlosse einen Besuch W

Heute Vormittag gegen 9 Uhr dampfte, nachdem die Segelyaht „Meteor“ bereits in aller Frühe den Hafen ver- lassen hatte, die Yacht „Hohenzollern“ in der Richtung auf Travemünde ab, wo Seme Mazestät- der Kaiser heute und morgen den dort stattfindenden Regatten beizuwohnen gedenken. Die Nükkehr Seiner Majestät nah Kiel ist für morgen Abend oder Sonntag früh in Aussicht genommen.

Das Befinden Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin ist, laut Meldung aus Kiel, auch heute ein gutes.

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Ueber das Diner, welches am Mittwoch zu Ehren Seiner Majestät des Kaisers an Bord des Panzerkreuzers und Flaggschifs „New-York“ bei dem Kommandanten des amerifanishen Geshwaders, Admiral Kirkland stattfand, be- rihtet „W. T. B.“ aus Kiel: O

An dem Diner nahmen außer Seiner Majestät dem Kaiser und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich der kommandierende Admiral Knorr, die Vize-Admirale Köster und Valois, der Chef des Marinekabinets, Contre-Admiral Freiherr von Senden - Bibran, der Contre - Admiral Plüddemann sowie die Kapitäne der amerikanischen Schiffe theil. Der Kommandant der „New-York“, Kapitän Evens, hatte Seine Majestät den Kaiser gebeten, zu gestatten, daß das schnellste Raceboot seines Schiffes nah JZhrer Königlichen Hgheit der Prinzessin Tochter Jhrer Kaiserlichen Majestäten „Victoria benannt werden dürfe, was Allerhöchstderselbe huldvoUst ge- stattet hatte. Diese Kaiserlihe Genehmigung hatte Kapitän Evens vor der Ankunft Seiner Majestät des Kaisers der Mannschaft seines Schiffes mitgetheilt, welche infolge dessen bei dem Eintreffen Seiner Majestät an Bord der „New - York“ stürmishe Hochrufe auf Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria und Seine Majestät den Kaiser erschallen ließ. Seine Majestät be- sihtigte zunächst das Schiff und mit besonders eingehendem Interesse die Maschinenräume desselben. Bei der Tafel brahte Admiral Kirkland in längerer Rede das Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus und danfte für die gastlihe Aufnahme in Kiel. Seine Majestät der Kaiser erwiderte, indem Allerhöchstderselbe den Admiral Kirkland ersuchte, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Seinen Dank dafür zu übermitteln, daß die amerikanischen Schiffe zur Kanalfeier erschienen seien; Seine Majestät freue Sich, daß es den Amerikanern hier gefallen habe. Seine Majestät {loß mit einem Hoh auf den Präsidenten- der Vereinigten Staaten. Die Tafel verlief in angeregtester Stimmung. Als Seine Majestät die „New-York“ verließ, intonierte die Schiffs- kapelle die Nationalhymne, und die Besaßung brachte ein drei- _ faches Hurrah aus.

Jn der am 27. d. M. unter dem Vorsiß des Vize- O des Staats - Ministeriums, Staatssekretärs des nnern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurde die Zustimmung ertheilt: dem Gesegzentwurf, betreffend die Bestrafung des Sklavenraubes und des Sklavenhandels, in der vom Reichstag beschlossenen Fassung, dem vom Reichstag ausgegangenen Geseßentwurf wegen Abänderung des Gesezes über die Bea einer einheitlichen Zeitbestimmung, den Entwürfen von Gesehen für Elsaß-Lothringen über die Sparkassen, über die Abänderung des Grundeigenthum- 2c. Geseßes und über die Abänderung des Grundbuchgesezes nah den von dem Landes- ausschuß dazu gefaßten Beschlüssen, der Verordnung wegen Abänderung der Verordnung über die Erhebung eines Zoll- schlags für Waaren aus Spanien und den spanischen ‘olonien, dem Ausschußantrag, betreffer.d SCGUNng der Be- stimmungen über die Tara, dem Ausshußantrag, betreffend den Entwurf eines Zolregulativs für den Nord-Ostsee-Kanal,

dem Ausschußantrag, betreffend Aenderungen des amtlichen und des statistischen Waaretverzeichnisses, der Vor- lage, betreffend die auf den senbahnen Deutschlands aus\hließlich Bayerns vorhandenen Abweihungen von der Umgrenzung des lihten Raums, der Vor- lage, betreffend die Ergänzung und Abänderung der Bestimmungen der Anlage ] jut Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands in Bezug auf die Beförderung von Brom, den Vorlagen, betreffend den Entwurf von Bestimmungen zur Ausführung der Novelle zum Branntwein- steuergesez, sowie dem Entwurf von Bestimmungen über die veterinärpolizeilihe Behandlung des aus dem Auslande auf dem Seewege zur Einfuhr gelangenden Viehs. Den zustän- digen Ausshüssen wurden überwiesen: der Entwurf der Be- stimmungen für die diesjährige Volkszählung, der Entwurf eines Vertheilungsplans für den durch das Geseg vom 23. v. Mts. zur . Verfügung estellten Betrag zu Beihilfen an bedürftige ehemalige Kriegstheilnehmer, die Vorlage, betreffend die einstweilige Zulassung von Ab- weichungen von der Anlage B zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen M bei der Beförderung von Kessel- rückständen von der Lederleimfabrikation 2c., sowie der Entwurf von Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Meiereien 2c. Endlich wurde über eine größere Zahl von Eingaben und über den Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Naa wegen Besezung einer Rathsstelle beim Reichsgericht Beschluß gefaßt.

Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes- dus für Handel und Verkehr und für Justizwesen eine

ißung.

Der General-Lieutenant Jsin g, Kommandant des Zeug- hauses, ist nah beendetem Urlaub hierher zurückgekehrt.

Mit der Vertretung des Allerhöchst beurlaubten König- lihen Gesandien in Karlsruhe, Wirklichen Geheimen Raths von Eisendecher is der zum Legations-Sekretär bei der Königlichen Gesandtschaft in Stuttgart ernannte Freiherr von Wangenheim beauftragt, welcher gleichzeitig auch in Stuttgart als Geschäftsträger fungiert.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando der Marine is S. M. S. „Condor“, Kommandant Korvetten- Kapitän Follenius, am 26. d. M. in Durban eingetroffen und an demselben Tage von dort nah Delagoabay weiter ge- gangen.

Kiel, 27. Juni. Bei der gestrigen See-Regatta siegte in der 1a Klasse Seiner Majestät des Kaisers Yacht „Meteor“ mit 3 Stunden 46 Minuten 19 Sekunden ge- segelter und 3 Stunden 49 Minuten 7 Sekunden korrigierter Zeit; den zweiten Preis gewann die Yacht „Viking“ des Grafen von Caledon mit 4 _Stun- den 37 Minuten 31 Sekunden gesegelter und 4 Stunden 37 Minuten 31 Sekunden korrigierter Zeit. Jn der 1h Klasse gewann - die „Lais“ des Herrn Drishaus in Falkenstein a. d. Elbe: in der 2a Klasse die „Hertha“ des Kontre-Admira!s von Diederichs, in der 2b Klasse die „Jsolde“ des Freiherrn von Zedtwit-Berlin; in der 3a Klasse der „Kommodore“ Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Me cklen- burg-Schwerin, in der 3b Klasse die „Luna“ des Herrn B. Sfrons:Berliii in der 4 a Klasse der „Atair“ des Kapitän- Lieutenants Berninghaus, in der 4 þ Klasse die „Paula“ des Herrn Otto Fricke-Berlin ; in der 5 a Klasse die „Kriemhilde“ des Herrn A. Tietgens - Hamburg, in der 5b Klasse die „Catharine“ des Herrn A. Rasmussen-Hamburg den ersten Preis.

Schwarzburg.

Die außerordentliche Session des Landtags ist gestern im Namen Seiner Durchlauht des Fürsten von dem Staats-Minister von Starck eröffnet worden. Es soll über zwei der alsbaldigen Erledigung bedürfende Eisenbahn- Angelegen- heiten Beschluß gefaßt werden. Zunächst handelt es sich um die Genehmigung des von der Fürstlichen Regierung mit der preußischen Regierung abgeschlossenen Vertrags in Betreff des Uebergangs des Saal-Eisenbahn-Unternehmens an den preußishen Staat, und zwar mit Rücksicht darauf, daß dieser Vertrag bezüglih der künftigen Heranziehung des Unternehmens zu den direkten Umlagen der betreffenden Ge- meinden, sowie hinsichtlich der Regulierung der staatlichen Eisenbahnabgabe einige von der bestchenden S des Fürstenthums abweichende Bestimmungen enthält. Ferner wird der Landtag zu berathen haben über die Herstellung einer Eisenbahnverbindung zwischen Frankenhausen und Sondershausen. Da die Verhandlungen über die leßtgenannte Eisenbahn zwishen der preußishen Regierung und den Regierungen von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarz- burg-Sondershausen noch nicht zum Abschluß gelangt sind, so wird die Berathung dieser Vorlage in einer ver- traulihen Sißzung vorgenommen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Das „Fremdenblatt“ erörtert die Frage der Neformen in Armenien und stellt fest, daß Oesterreih-Ungarn, ohne an der Aktion der Mächte theilzunehmen, seinen Einfluß in Konstantinopel dahin geltend gemacht habe, die Pforte für die Annahme der Forderungen der Mächte zu bestimmen, und zwar mit dem Hinweis, daß dies auch den Jnteressen der Türkei selbst am besten entspräche, deren staatliche und wirthschaftliche Kraft hierdurch gestärkt werden würde. Die guten UÜbsichten des Sultans seiea bisher unausgeführt geblieben. Weder die Muhamedaner. noch die Armenier würden an den Ernst der Reform-Aktion glauben, wenn die Durchführung derselben nicht unter Kontrole gestellt werde. Es sei die Hoffnung be- ründet, daß die bewährte Weisheit und der Takt des Sultans, mie die Erfahrung des Groß-Veziers den rechten Weg finden würden. Die baldige Erlcdigung der Frage sei auch zur Ver- meidung von Zwischenfällen in anderen Theilen des Reichs wünschenswerth, die zwar keine Gefahr böten, aber unangenehm empfunden würden. Den Vorgängen in Macedonien könne wohl keine ernste Bedeutung beigemessen werden, zumal die bulgarishe Regierung ihr Möglichstes thue, jeden Zuzug aus Bulgarien zu verhindern. Alles

bisher für die Bulgaren in Macedonien Erreichte sei der freundschaftlihen Verwendung der bulgarischen Regierung in Konstantinopel zu verdanken. Die D ande N würde aufs übelste berathen sein, wenn sie diesen Weg verließe. Andererseits würde es höchst ungereht sein, die Pforte anzuklagen, wenn nicht alles überall so bestellt sei, wie es sein sollte, da auch in West-Europa zuweilen Reform- bestrebungen selbst bei den besten Absichten an dem trivialen Mangel der nöthigen Mittel scheiterten; doch sei der baldige Abschluß der armenishen Frage wünschenswerth.

Der ungarische Minister-Präsident Baron Banff y kehrte gestern Abend, nach einer Konferenz mit dem Minister des Aeußern Grafen Goluchowski und mit dem Landesvertheidi nin n A Ds von Fejervary, von Wien nah Buda- pest zuru.

Der „Budapester Korrespondenz“ zufolge wird “sih der Minister des Aeußern Graf Golu chowski nah der Eröffnung der Herbsisession des ungarischen Reichstags Ende September auf einige Tage nah Budapest begeben.

Das öôsterreihishe Abgeordnetenhaus hat gestern

mit der Berathung des Budgets begonnen. Jn der General- Debatte sprachen die Abgg. Ferjancic, Wassilko, Weber, Debiassi für und die Abgg. Scheiher, Schwarz, Steiner und Gregr gegen das Budget. Ferjancic erklärte, die Slovenen würden weiter traten, mit den Konservativen die besten Beziehungen zu unterhalten. Die Slovenen würden dem Staatsvoranschlage eine Schwierigkeiten bereiten. Wassilko führte aus, die Ru- mänen hielten treu zu Kaiser und Reich, sie erwarteten den Schuß der Regierung. Gregr bekämpfte die zentralistishe Verfassung, welche in fort L ritilicher, nationaler und wirthschaftlicher Hinsicht den nihtdeutshen Völkern Oesterreichs nachtheilig sei; er wünsche sehnlih einen Ausgleih mit den Deutshböhmen, allein nicht auf der Grundlage des Wiener Ausgleichs, sondern auf einer solhen, welhe die Slavisierung der Deutschen und die Germanisierung der Böhmen aus\cließe. Oesterreich sei nur nah föderalistishen Grundsäßen zu regieren. Die unge czehen machten niht dem österreichishen Staat Opposition, sondern bekämpften nur das zentralistishe Regierungssystem.

Großbritaunien und Jrland. Nach amtlicher Meldung is Chaplin zum Präsidenten der Lokalverwaltung ernannt worden.

i Jm Oberhause führte gestern Lord Salisbury aus: er beabsichtige niht, eine Erklärung über die Politik des neuen Kabinets abzugeben, da die Zeit hierfür noch nicht ge- kommen sei. Die Regierung habe augenblicklich nur eine Politik, nämlich sobald als möglich das Parlament aufzu- lösen. Er hoffe, daß dies am 8. oder 9. Juli werde statt- finden fönnen. Die Regierung werde alles thun, um die Entscheidung der Wähler zu beschleunigen, die allein die Linie der zu befolgenden Politik vorzeihnen könne. Lord Rosebery erklärte, er sei überrascht, daß die Regierung ihre Potitik erst nach der Auflösung entwickeln wolle; die vorige Regierung sei bereit gewesen, ihre Politik dem Urtheil des Landes zu unterwerfen, die gegenwärtige Regierung biete dagegen nur ein leeres Blatt. Redner bat dann um Aufklärung, warum Lord Salisbury den bisherigen Kriegs-Minister Campbell Bannerman am Dienstag habe auffordern lassen, die Siegel seines Amts auszuhändigen, was ein ungewöhnlihhes Verfahren sci. Lord Salisbury er- widerte, die Opposition müsse warten, bis die Regierung gebildet sei, bevor eine Erklärung über ihre Politik abgegeben werden könne. Bezüglich des Kriegs-Ministers habe er geglaubt, es sei im Interesse der wichtigen Obliegenheiten des Kriegs-

Ministeriums wünschenswerth, daß dort kein Jnterregnum '

eintrete, vielmehr dieser Posten sofort beseßt werde. Er sei in freundschaftliher Verbindung mit Campbell Bannerman ge- blieben, als er ihn durch jeinen Privatsekretär habe fragen lassen, ob es ihm genehm sei, ihm die Königlichen Amtssiegel cher auszuhändigen, und ob er, wenn er die Reise nach Windsor zu vermeiden wünsche, dieselben durch den Privatsekretär überbringen lassen wolle. Eine Beleidigung Campbell Bannerman's sei nicht beabsichtigt gewesen, nichts habe seiner Abjicht ferner gelegen, als gegen denselben unhöflih zu sein. Lord Rosebery erklärte ih durch die Antwort Lord Salisbury's für befriedigt. Das Haus ver- tagte sich sodann auf heute. ; G

Das ósterreihish-ungarishe Geshwader ist, von Kiel kommend, gestern in Plymouth eingetroffen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Debatte über den Nachtragskredit für den Sudan fort. Der Deputirte Jsaac hielt seine Behauptung aufrecht, daß die Sklaverei im Sudan noch immer existiere. Der Deputirte für Senegambien Couchard widersprah dieser Behauptung und verlangte, der Oberst Archinard solle abgesandt werden, um Samory zu befämpfen und zu verjagen. Der Minister für die Kolonien Chautemps erklärte, die Vorfälle im Sudan seienübertrieben worden. Der Oberst Monteil habe eine Unklugheit bega! gen, indem er mit nur 300 Mann Samory angegriffen habe, der über 12000 Mann verfügt habe. Er rühme den Heldenmuth Monteil’s, habe ihn aber urückrufen müssen, weil seine Anordnungen ohne Datatnmeénbang gewesen seien. Die Sicherheit an der Elfenbeinküste sei unershüttert, die militärische Lage befriedigend. Der Minister rechtfertigte sodann die Einsezung eines General-Gouvernements in West-Afrika und nahm das Vertrauen der Kammer in Anspruch. Der Depu- tirte Cochery warf der Regierung vor, bewilligte Kredite nicht für die ursprünglih bestimmten Zwecke verwendet und die Sicherheit an der Sklavenküjte in Frage gestellt zu haben. Die dem Obersten Monteil ertheilten Befehle seien diesem zu spät zugegangen. Die Kammer werde die Kredite nur be- willigen, nahdem die Schuldigen namhaft gemacht worden seien. Redner sprach sich \chließlih tadelnd über die schlechte Organisation der Expedition aus. Der frühere Minister für die Kolonien DVelcassé rechtfertigte die Nothwendig- feit der von ihm angeordneten Expedition Monteil und mißbilligte das Verhalten - des Kolonial-Ministers Chautemps, der die Expedition zurückgerufen habe, anstatt fie zu verstärken. Gierauf wurden mehrere Tagesordnungen ein- gebraht. Der Minister für die Kolonien Chautemps er suchte dic Kammer, über die Kredite abzustimmen. Der Deputirte Le Hérissé beantragte im Einverständniß mit der Budgetkommission, die Kammer solle die Abstimmung über die Kredite vertagen. Der Minister - Präsident Ribot gab zu ‘bedenken, daß, wenn man die Aufwendungen, welhe von dem früheren Ministerium übernommen worden seien, nicht gutheiße, die Regierung eine neue Kreditforderung werde stellen müssen. Der Antrag Le Hérissé wurde dann mit 433 gegen 89 Stimmen angenommen.

Der Deputirte Castellin beaniragte eine Untersuchung, die der Minister Chautemps bekämpfte und die mit 347 gegen 193 Stimmen abgelehnt wurde. Die Kammer nahm sodann mit 322 gegen 3 Stimmen eine Tagesordnung an, welche ihr Vertrauen zu dem Ministerium ausspriht. Die Sigung wurde hierauf geschlossen. Die betreffende Kommission der Deputirtenkammer beschloß, die aus den südwestlihen Departements eingegangenen etitionen wegen Erbauung eines Kanals vom A tlantishen zum Mittelländishen Meere dem Arbeits-Minister mit dem dringenden Ersuchen zu überweisen,

das Kanalprojekt prüfen zu lassen, damit die Kammer im |.

nächsten Jahre darüber berathen könne.

Ftalien.

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer brahten Jmbriani und Demicolo Anfragen über den Prozeß Giolitti ein. Jm übrigen verlief die Sißung ohne wischenfall.

Spanien.

Der Minister-Präsident Canovas del Castillo theilte geen im Ministerrath eine Depeshe des Marschalls Martinez Campos mit, wonach eine Verstärkung von 14 000 Mann nöthig sei, um auf Cuba nach der Regenzeit die Offensive zu ergreifen.

Unter lebhaften Abschiedskundgebungen der Menge ist E ein Bataillon von Madrid abgegangen, welches fd in dix nah Cuba einschiffen wird. :

Belgien.

Die Repräsentantenkammer beendigte gestern unter heftigem, von den Sozialisten hervorgerufenem Tumult die Be- rathung der vorläufigen Maßnahmen für den Congo. Vor der Abstimmung verließen die sozialistishen Deputirten den Saal. Die Kammer genehmigte alsdann mit 71 gegen 16 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen die Rückzahlung der Schuldforderung an de ne und bewilligte ferner mit 66 gegen 15 Stimmen bei timmenthaltungen das hypothekarishe Anlehen für die Congo-Eisenbahn-Gesellschaft.

Türkei.

„W. T. B.“ meldet aus Konstantinopel, es verlaute dort gerüchtweise, daß der Großvezier sich mitRücktritts- gs E Ee da er mit den Vorschlägen wegen der Be- egung einiger Ministerposten und mit den bei der Amts- übernahme angeregten, neuerdings in einer Denkschrift ne Vorschlägen wegen administrativer Maßnahmen auf entschiedenen Widerstand stoße; do gelte die Annahme einer etwaigen Demission angesichts der politishen Gesammt- lage für unwahrscheinlich.

Die türkishe Botschaft in Paris hat den dortigen Blättern die Mittheilung gemacht, daß nach den telegraphischen Meldungen der General-Gouverneure von Saloniki, Mo- nastir und Kossowo in diesen Provinzen vollkommene Ruhe herrsche; es sei keine aufständishe Bewegun in Uesküb ausgebrochen, auch sei es unrichtig, da die Albanesen Dörfer in Brand gesteck hätten. Nur zwei Banden bulgarisher Briganten, deren jede 20 Mann gezählt habe, hätten die Grenzlinie bei Kofowo überschritten, um Ausschreitungen zu begehen. Die Grenz- wache habe sie verfolgt und mehr als 30 gefangen genommen. Ebenso sei die Nahricht von einer Gährung in Candia völlig unbegründet.

Dänemark.

Der am 18. d. M, zwishen Dänemark und Belgien abgeschlossene at erin ertrag ist gestern amtlih veröffent- liht worden. Der Vertrag ist auf 10 Jahre abgeschlossen und räumt beiden vertragschließenden Mächten die Rechte einer meistbegünstigten Nation ein.

Asien.

Die „Missions catholigues“ in Lyon veröffentlichen eine Depesche aus Shanghai, wonach die Verfolgungen der Missionare in der Provinz Sz- Tshwan aufgehört hätten; dur ein Kaiserliches Edikt sei der Ersay der ent- standenen Schäden angeordnet worden.

Afrika.

Aus Majunga wird gemeldet, daß, sobald die Straße von Marlolo nah Suberbieville fertig sein werde, was nahe bevorstehe, die Vorräthe in Suberbieville zusammengezogen werden würden und der Vormarsh wieder Men werden solle. Die Hovas hätten sich nach Andriba zurüd- gezogen; die Zahl der Fahnenflüchtigen unter ihnen wachse E General Meßzinger sei zu den Vorposten auf- gebrochen.

Parlamentarische Nachrichten.

_ Der Schlußbericht über die gestrige e Raus der Abgeordneten befindet sih in der Zweiten eilage.

In der heutigen (82.) Sigung des Lou es der Abgeordneten, welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel beiwohnte, ertheilte Präsident von Köller vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort dem ;

_ Abg. Freiherr von Heereman n In der Dienstag-

Sigzun ist, während ich das Präsidium führte, von einem Abgeordneten bezüglih zweier Bundesstaaten eine Bezeichnung gebrauht worden, welche an fih parlamentarisch unzulässig n und als solche bezeichnet werden muß. Jch habe diese bei der Unruhe des Hauses überhört und erst später davon Kenntniß erhalten. Hätte ih sie gehört, so würde ih sofort die erforderlihe Remedur haben eintreten lassen. _ Abg. vou Kardorff (fr. kons.): Bei der Auseinanderseßung über die Nothwendigkeit der reihsgeseßlihen Regelung des Irren- wesens ist mir im Eifer des Gefehts der Ausdruck „Raubstaaten“ entshlüpft, der ‘allerdings parlamentarish unzulässig ist, und den ih hiermit gern zurücknehme. Die Herren wissen alle, daß mir eine ver- legende Absicht fern gelegen hat ; ich muß aber anerkennen, daß der Ausdruck verletzend wirken konnte.

Abg. von Eynern (nl.) zur Geschäftsordnung: Bei der großen Bedeutung der scherzhaften Bemerkung des Abg. von Kardorff wäre es doch mats durch das Präsidium feststellen zu lassen, ob Herr von Kardorff Reuß ältere oder Reuß jüngere Linie gemeint hat.

_ Präsident von Köller: Das war keine Bemerkung zur Ge- {äftsordnu ng. L _ Das Haus trat sodann in die Tagesordnung ein und erklärte das Mandat des bisherigen Landgerichts-Raths Abg. Kolisch, der unter Aenderung seiner Amtsbezeihnung in „Amtsgerichts- Rath“ vom Landgerichte zu Lissa i. P. an das Amtsgericht

daselbst verseßt worden ist, gemäß dem Antrage der Geschäfts- ordnungskommission für nicht erloschen.

Der Bee twaEt, betreffend die U evan .des Ab- schnitts T des Anhangs zu der revidierten Apothekerordnung

vom 11. April 1801 erag uud Verabfolgung von Giftwaaren), gelangte in Annahme.

Es folgte die dritic Berathung des Gesetzes, betreffend die Erbschaftssteuer.

(Schluß des Blattes.)

ritter Berathung ohne Debatte zur

Nr. 25a des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 26. Juni hat folgenden Inhalt: Der Wettbewerb um Ent- würfe für ein Rathhaus in Stuttgart. T. Zur Bearbeitung von Wasserstandsbeobahtungen. 111. Bauthätigkeit auf dem Gebiet des Hochbaues in Preußen im Jahre 1894. Vermischtes: Ehren- Menguns für den Wirklichen Geheimen Rath Baensch, Excellenz. Wettbewerb um den Entwurf einer festen Straßenbrücke über den Rhein bei Worms. Besuchsziffer der Technishen Hochschule in Braunschweig. Brand eines Petroleumlagers in Harburg.

Statistik und Volkswirthschaft.

Arbeitsnahweisestellen.

Durch E des nt Al und des Ministers des Innern vom 31. Juli v. J. war für Städte über 10 000 Einwohner die Errichtung von kommunalen Arbeitsnahweisestellen angeregt worden. Das Vorgehen einer Reihe von Städten, in denen Arbeits- nachweisestellen eingerihtet worden sind, scheint nunmehr, was mit Besriedigung zu begrüßen ift, auch in den Kreisen Nachahmung zu A So hat neuerdings der Kreistag der Kreises Hörde im

egierungsbezirk Arnsberg die Errichtung einer unentgeltlichen Arbeitsvermittelungsftelle beshlossen, deren Einrihtungs- und Unterhaltungskosten der Kreis trägt und die bereits am 1. Juli d. J. in Thätigkeit treten soll.

Nach einer vorläufigen Zusammenstellung der Ergebnifse der Be- rufs- und Gerwerbezählang vom 14. Juni d. I. zählte die Stadt Frankfurt a. M. an jenem Tage 106 915 männliche und 116 120 weibliche, zusammen 223 035 Ortsanwesende, das sind 24340 mehr als am 1. Dezember 1890 (damals 198 695). Die Zahl der Haus- haltungen belief fich am 14. Juni auf 48 221, diejenige der land- wirthschaftlihen Betriebe auf 1293 und die der fonstigen Gewerbebetriebe auf 9518. Stuttgart mit Vororten wies am 14. Juni eine ortsanwesende Bevölkerung von 73 422 männlichen und 77 908 weiblihen, zusammen 151 330 Perfonen auf, gegen 139 817 am 1. Dezember 1890. Sonach betrug die Gesammtzunahme 11 513 Per- sonen oder 8,23 9% gegen 11,05 9% Zunahme vom Jahre 1885 bis zum Jahre 1890.

: Zur Arbeiterbewegung.

__ Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Nachdem die Arbeitseinstellungen der Reider und Ausmacher (vgl. Nr. 123 d. Bl.) dur anerkennenswerthe Nachgiebigkeit der Fabrikanten er- ledigt worden sind, stellen jeßt die Scheren feiler ein neues Preisverzeihniß auf, das jedenfalls feine niedrigeren Säße als das gegenwärtige enthalten wird, und zur gleichen Zeit haben auh die Reider, deren Ansprüche foeben erst von den

abrifanten zum größten Theil anerkannt worden sind, einen neuen

treit vom Zaune gebrohen. Zwischen einigen Fabrikanten und Reidern war es zu Unregelmäßigkeiten E weil beide Theile ih nit an das neue Preis8verzeichniß fehrten, fondern unter Preis arbeiteten. Dies hatte dem Reiderverein Anlaß gegeben, einen Brief an den Fabrikantenverein zu rihten, worin um eine gemeinsame Vor- ftandésizung gebeten wurde, um die Unregelmäßigkeiten abzustellen. Der Fabrikantenverein lehnte dieses Ansinnen ab und verwies die Arbeiter auf die Vergleichskammer, die zur Schlichtun derartiger Sachen berufen fei. Die Reider haben nun noch einmal den Fabri- kfantenverein um eine gemeinschaftlihe Vorstandssißzung ersuht, und falls das Ersuchen abgelehnt werden sollte, will man wieder in den Ausstand eintreten.

Aus Essen meldet ,W. T. B.*: In der gestrigen Sißung der Strafkammer wurden Schröder, Vorsitzender, und eyer, Kassierer des \sozialdemokratishen deutshen Bergarbeiter- verbandes, unter dringendem Verdacht des Meineids verhaftet.

Der Ausstand der In Rer in der as Shlesien (vgl. Nr. 151 d. Bl.) greift weiter um sich. ie der „Köln. Ztg.* aus Striegau telegraphiert wird, sind jeßt auch die Porzellanarbeiter in Sorgau und Sophienau ausständig. Ins- gesammt feiern in Mittelschlesfien bereits 500 Porzellanarbeiter.

In Nürnberg beschloß, wie ver „Frkf. Ztg.“ berichtet wird, der Verband der Holzindustriellen, einen Theil der For- derungen der Schreiner zu bewilligen, aber sämmtliwe Arbeiter auszusperren, wenn heute der Ausstand in der Eyfser? schen Hof- Möbelfabrik nicht beendet sei. (Vergl. Nr. 151 d. BL)

In Basel ist der „Frkf. Ztg.“ zufolge zwishen den Posfa- mentern und den Bandfabrikanten gestern eine Uebereinkunft festgeseßt worden, wona den Posamentern ein durchschnittlicher Tag- lohn von 4 Fr. zugesichert, die Forderung der zehnstündigen Arbeits- zeit aber abgewiefen wird. Die 900 e andiaen nahmen das Ueber- einkommen an, doch foll an der zehnstündigen Arbeitszeit festgehalten und diese gelegentlich wieder Gegenstand eines Vorgehens werden. Dee Me die Arbeit wieder aufgenommen werden. (Vgl. Nr. 151 Aus Meran wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Der Ausstand der hier arbeitenden Maurer (vgl. Nr. 146 d. Bl.) ist hon beendigt. Nach einer längeren Verhandlung isen Arbeitgebern und Arbeitern unter Vermittelung des Gewerbe-In|pektors Rziha aus Innsbruck einigte man sih \ch{chließlich dahin, daß den Maurern eine halbe Stunde am Nachmittage freigegeben wurde, worauf die Mehrzahl der Aus- ständigen die Arbeit am vorigen Freitag wieder aufgenommen hat.

n Graz befinden sich nach einer Mittheilung des „Vorwärts“ 600 Tischler wegen Verweigerung des Neunstundentags im Ausstand. Die Gewerbebehörde sucht eine Verständigung herbeizuführen.

Kunft und Wissenschaft.

Ueber neue Funde in dem römischen Kastell bei Cannstatt berihtet der „Schwäb. Merkur*: Seitdem die auf eine Aushebung des um das Lager sih hinziehenden Grabens und eine Freilegung der Mauerflucht an der Westecke des Kastells hinzielenden, vom Cannstatter Alterthumsverein mit g von seiten des Staats, der Stadt und des württembergischen Alterthumsvereins veranstalteten Grabungen in Angriff genommen sind, wurden {on eine Anzahl von erwähnenswerthen Funden gemacht. Unter diese zählen in erster Linie die Bruchstücke einer fog. Jupitersäule, d. h. der O eines über einen am Boden fauernden Barbaren Ainwégleyenden, erittenen Rômers. Das eine, einen Theil des Reiters und den Rutapf des Pferdes bildende Frag- ment ift 47 cm lang, 25 cm breit und 24 cm hoh. Das andere, das den Kopf und Oberleib des bärtigen, mit faltigem Leibrock beklei- deten Barbaren darstellt, mißt 30 cm Höhe und 34 cm Breite. Das Material ist gelber Keupersandstein. Ein Bruchstü einer sißenden weib- lien Gewandfigur aus rothem Sandstein läßt fich A nts näher bestimmen. Neben den Skulpturen entdeckte man Pfeile? von 0- fausten und große Sandsteinblôcke, an deren einem ein Dollenlo fich befindet, worin wohl eine Tafel mit Inschrift befestigt war. Diese

fämmtlihen Steine stammen offenbar vom Prätorium und wurden zur

waltun

Planierung der an der Stelle des Lagergrabens befindlichen Aecker seinerzeit an die Fundstelle ges{leppt. An Münzen fand man gleihfalls in dem aufgefüllten Boden in neuester Zeit 9 Stück; 5 davon sind Bronzemünzen, (erer in aus der ersten Kaiserzeit (2Trajan, 1 Antoninus Pius, 2 unbestimmbar), 4 Silbermünzen (1 Septimius Severus, 1 Caracalla, 1 Heliogabal, 1 Alex. Severus). Die leßteren sind gut erhalten, von besonders schôner Prägung und Erhaltung is der Septimius Severus-Denar. Die späteste Münze, die bisher im Kast-ll überhaupt gefunden wurde, gehört dem Alexander Severus an, der im Jahre 222 n. Chr. den Thron bestieg und im Jahre 235 im Lager bei Mainz von seinen aufrührerischen Soldaten _ iedergemaht wurde. Es if wahrscheinlich, daß in seine Regiekungszeit, in der die Raubschaaren der Alamannen bereits bis ins Elsaß schwärmten, die Erstürmung oder Räumung des Kastells fällt. Dasür spricht auch das im Lager und feiner Pitgrbung SFrDGLtnihmSNg häufige Vorkommen von Münzen seiner nähsten Vorgänger in der Regierung von der Episode der Herrschaft des Macrinus abgesehen des

eliogabal und Caracalla, von denen der erstere nur 4 Jahre lang die

äfarenwürde bekleidete. Von den Funden an Thonwaaren sind vier wohlerhaltene kleinere- Näpfe und Becher, sowie eine Menge von terra sigillata und anderen Scherben, darunter. eine. Anzahl mit Töpferstempeln, anzuführen. Bronzegegenstände wurden nur wenige gefunden. Es besteht diè Absicht, den von der ausgehobenen Erde si bildenden Hügel, von dem aus jedenfalls auch ein weiterer Ausblick nach dem oberen Neckarthal und der Alb ermöglicht wird, später anzupÿanzen und interefsantere Fundstücke aus älterer und neuerer Zeit theils im Freien hübsch zu gruppieren, theils in einem geshüßten Raum zur Aufstellung zu bringen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln,

Berlin. Nach dem Bericht des Magistrats über die Ver- der städtishen Kanalisationswerke für die Fit vom 1. April 1893 bis 31. März 1894 sind nunmehr von den 12 Radialsystemen 1 bis X und XII in Betrieb; der Ausbau des X1. Radialsystems is noch niht in Angriff genommen, weil dieses Gebiet nur sehr {wah bebaut ist. Am Shluß des Berichtsjahrs waren inner- halb des Weichbildes der Stadt 22661 Grundstücke an die Kanalisation anges{chlossen. Die Größe der zur Berieselung aptierten Flächen be- trug 4672,88 ha; auf diefe wurden 63 554 192 cbm Abwasser geleitet, sodaß durchschnittlich auf 1 qm für den Tag 3,73 1 treffen. Die Kosten des geförderten Abwassers beliefen si für 1 cbm auf 0,0149 4, für den Kopf der Bevölkerung auf 0,581 A4 Die Summe der Ein- nahmen betrug im Berichtsjahre 4 908 749,02 4, die der Ausgaben 7 886 820,24 M

DeLT Gesundheitszustand der Bevölkerung auf den städtischen Rieselgütern war ein günstiger. Von den 2758 Bewohnern starben 21 (0,76 °/9); die Mehrzahl der Sterbefälle betraf Kinder, nämlich 17, von diesen standen 12 im ersten Lebensjahre. Erkrankungen find 573 gemeldet worden. Von Infektionskrankheiten sind bei den Kindern unter 15 Jahren beobahtet worden 26 Fälle von Masern, 4 älle von Scharlach, 10 Fälle von Dipútherie, 2 Fälle von Mumps, 20 Fälle von Keuchhusten, 15 Fâlle von Grippe (Influenza) und je 1 Fall von Windpocken und Croup. _ Abdominaltyphus ist in keinem Falle gemeldet worden. Brech- burchfall (Cholera nostras) trat bei 3 Erwachsenen auf und endete stets mit Genesung; in keinem dieser Fälle wurden Kommabazillen aufgefunden. Influenza kam noch bei 55 Erwachsenen zur Behandlung.

Cholera.

Rußland. Dem Medizinal-Departement wurden bis zum 25. Mai folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: in dem Gouvernement Wolhynien vom 28. April bis 4. Mai 43 (19), vom 5. bis 11. Mai 38 (16).

Türkei. In Konstantinopel wurde am 1. und 6. Juni je 1 Erkrankung (1 Pr pee bei der Kaserne zu Kuleli festgestellt, in Kleinasien in Tarsus vom 23. Mai bis 9. Juni 156 Erkran- kungen (113), in den Dörfern um. Tarsus in derselben Zeit (57), ferner vom 30. Mai bis 1. Juni in Mersina 2 (1), in Nida 1 (1), in Adana am 28. Mai 5 (1), vom 5. bis 9. Juni 9 (3), in Sis O bis 8. Juni 23 (10), in Kaisarieh vom 3. bis 5. Juni

Arabien. In Mekka wurden neuer Mittheilung zufolge vom 1. bis 21. Mai 151 Todesfälle festgestellt, am 31. Mai und 1. Juni je 6, vom 22. bis 30. Mai waren Neuerkrankungen angeblich nicht vorgekommen. Das Auftreten der Seuche wurde ferner aus Wadi Fatera und Taif gemeldet. Die Pilgerkarawane nach Me- dina, welhe Mekka am 6. Mai verließ, hatte unterwegs zahlreiche Todeéfälle. Die Karawane von Medina (14 000 Pilger) zählte 654 Todesfälle unter den Pilgern, 38 unter den Einwohnern von Medina, 17 unter dem Militär. Die Karawane von Damas- kus, die am 30. Mai in Mekka eintraf, hatte in Medina 6 Todes- fälle. Beide Karawanen hatten bei ihrer Ankunft in Mekka keine wei- teren Cholerafälle. Im Verlauf der drei Festtage am Arafat und in Mina scheint die Seuche sich nicht oder nur in ver- einzelten Fällen gezeigt zu haben. Im Allgemeinen haben die Pilger überall den- sanitären und hygienischen Maßnahmen Widerstand ge- leistet. In Djeddah follten außerhalb der Stadt Baraken errichtet werden, um etwaige Kranke dort unterzubringen, sodaß nur gesunde Pilger zur Einschiffung gekommen wären. Die Behörden haben die Bauten einstellen müssen, und von der Maßregel wurde Abstand ge- nommen, weil die Aerzte ernstlih bedroht wurden. Aus einem ärzt- lihen Bericht geht übrigens hervor, daß die Cholera nah Mekka nicht dur Pilger aus Singapore, sondern durch das Militär oder dur anatolishe Pilger - vershleppt worden ist.

Verschiedene Erkrankungen.

Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starben an Diphtherie und Croup (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 4,49 9/6): in Rostock und Krakau, Erkrankungen wurden aus Berlin 131, Hamburg und Christiania je 28, Kopenhagen 33, London 107, Paris 72, St. Petersburg 59, Wien 47 gemeldet, Erkrankungen an Masern sind auë Berlin 93, Breslau 181, aus den Regierungs- bezirken Arnsberg 298, Düsseldorf 174, Hannover 106, Hildesheim 133, Marienwerder 144, Wiesbaden 378, aus München 75, Budapest 48, Edinburg 54, Kopenhazen 32, St. Petersburg 58, Wien 278, an Scharlach aus Berlin 91, Breslau 32, Budapest 29, Kopenhagen 30, London 199 (Krankenhäuser), Paris 87, St. Petersburg 70, Wien 95, anUnterleibstyphu s aus Kopenhagen 84, Paris 35, St. Peters» burg 66 gemeldet worden.

Handel und Gewerbe.

Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks R A R Lek R Und an e T E Fen, n der Nuhr sind am 27. d. M. « 51, ni iti ceftelit 19 Wagen, f gestellt 11 851, nicht rechtzeitig n er esien sind am 26. d. M. i ¡eitig gestellt keine Wagen. E S E

i _Zwangs-Versteigerungen.

Beim König ihen Amtsgeriht I Berlin standen die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Hoch meister- straße 31, dem Gutsbesißer Th. Blumenthal gehörig; Fläche 1059 a; Nußungswerth 15400 A; für das Meistgebot von 206 000 # wurde der Rentier Adolf Uckert, Weißenburgerstr. 32, Ersteher, Alte Jakobstr. 39, dem Kaufmann ein h. Severloh gehörig; Ane ats 3400 A Ersteherin wurde die Frau Albert Schütze, Iosephstr. 6, mit dem Gebot von 33 000 A

Liquidationskurse- der Berliner Börse für Ende Juni 1895. 30/0 Deutsche Reichs-Anleihe 99,70, 39/0 Treu Konsols 99,80, ODesterreichishe Kredit-Aktien 251,50, Lombarden 46,75, Bran 184,75, Berliner Handelsgesellshaft 160,00, Darmstädter

ank-Aktien Mark-St. 158,00, Deutsche Bank-Aktien 194,75, Dis- konto-Kommandit-Antheile 221,50, Dresdner Bank 165,75, National« -