1895 / 153 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Jun 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Nachdem die städtishe Hochbau-Deputation an dem Entwurf zu dem Ausstellungsgebäude der Stadt Berlin auf der Ge- werbe-Ausftellung 1896 einige geringe Abänderungen vorgenommen hat, foll. demnächst mit den Arbeiten zur Ausführung desselben auf dem Ausstellungsplaye begonnen werden. j

Der Platz vor dem Brandenburger Thor wird gegen- wärtig erheblih umgestaltet. Der Bürgersteig wird am Thiergarten fowohl wie am Thor um etwa 2} m verbreitert und au an den Thorsäulen auf den Plat vorgerückt. Dieser Erweiterung ent- \sprehen an den Pfeilern des Thors, zwishen den Oeffnungen, zungenartige Vorsprünge, die das Fuhrwerk hindern, {arf um die Pfeiler zu biegen und zugleich den S vorüber- gehend einen sicheren Standort gewähren. Diesem Zweck dienen auch zwei große Inselpekrons gegenüber der Charlottenburger Chauffee. Die einflammigen Kandelaber des Bürgersteigs werden dur zwei- armige mit vier Flammen ersetzt, tie Fnseiperrons erhalten fünf- armige Kandelaber.

Für den Bau und Betrieb der Pferdebahbnlinie Thurm- raße— Plögzensee der Großen Berliner Pferde - Eisenbahngefell- schaft ist nunmehr die ortépolizeilihe Genehmigung ertbeilt worden.

Mit Rüsiht ‘auf den Beginn der Reisezeit wird darauf hin- gewiesen, daß Bestellungen auf zusammenstellbare Fahr-. {cheinhefte ohne irgend welhe Beschränkung son erhebliche Zeit vor Antritt der Reise aufgegeben werden können, und daß es fich bei Reisen, die gleih zu Anfang der Schul- und Gerichtéferien unter- nommen werden, dringend empfiehlt, die zusammensteübaren Fahr- \ceinhefte möglichst zeitig zu bestellen, weil »erfahrungëgemä unmittelbar vor den Ferien ein so großer Andrang {tattfindet, da für die pünktliche Ausfertigung der Fahrscheinhefte innerhalb der regel- mäßigen Bestellfcist keine Gewähr übernommen werden kann. Be- stellungen nehmen an: in Berlin die Ausgabestellen für zusammen- tellbare Fahrscheinhefte auf Bahnhof Alexanderplay, dem Anhal- tischen und Potsdamer Bahnhofe, sowie die Annahmestelle auf Bahnhof Friedrichstraße, außerhalb Berlins alle Fahrkarten-Aut- gabestellen.

Sm Botanischen. Garten blüht jeßt auf den pflanzen- geographis{chen Anlagen des Alpensystems, der Karpathen und des Himalaya in sehr reihliher Menge das Edelweiß (Leontopodium

alpinum) und erregt durch die S{önheir seines Wuchses und die

prähtige grauseidene Färbung seiner Blätter und Blüthentheile die Aufmerksamkeit des Publikums. Noch in vielen der neuesten gärtnerishen Handbücher kann man etwa Folgendes lefen : Durh Samen läßt sch das Etdelweiß leiht vermehren, auch wird hin und wieder im Flachlande der Versuch gemacht, es zu kultivieren. Hat man eine fkalfkhaltige Erde zur Verfügung, fo glüdt der Versu auch, besonders wenn man die Pflanze nicht verzärtelt, sondern frei der Witterung preisgiebi. Die Blumen erlangen jedoh nit die weiße Farbe wie die der wildwachsenden. Daß sich dieser leßte Say nit aufre{cht erhalten läßt, davon können wir uns im Botanischen Garten leiht überzeugen. Auch hier finden wir allerdings Exemplare, welche vergrünt sind, bei welchen die silbergraue Farbe der Blüthenköpfchen mebr oder weniger zurüdtritt. Daneben sehen wir aber auch genug Individuen, die denjenigen der Hochgebirge an Schönheit kaum nachstehen und fast alle oder alle die Vorzüge besißen, wel&e man jenen nahrühmt. Betrachten wir, woher diese Verschiedenheit in der Ausbildung von Exemplaren kommt, die s{cheinbar unter genau denselben Verhältnissen vegetieren, so iït leiht nahzuweisen, daß die Abweichungen auf die Standortsverhältnifse zurückzuführen find. Die Exemplare, welche völlig denjenigen aus den Hochgebirgen gleichen, stehen auf vorspringenden Felsen, ganz der grellen Sonne ausgeseßt, und wurzeln in geradezu winzigen Bodenmengen der Gesteinsrißzen. Die vergrünten Individuen dagegen haben ihren Standort auf mehr oder weniger tiefgründigem Boden gefunden ; ihnen stehen Wasser und Nähr- stoffe stets in ausreichender Menge zur Verfügung: Verhältnisse, wie sie ihnen an dem natürlihen Standorte des Hochgebirges niemals geboten find. Und desbalb vergeilen diese Exemplare au; sie nehmen abnorm viele Nährstoffe auf und gestalten si, frei vom Kampfe ums Dasein, zu massigen Stöcken mit zahlreichen vielblüthigen Blüthenständen, denen die Grazie der wildwachsenden Stöcke abgeht. Die weißseidene Behaarung der Blätter und Blüthenstände, welche dem Leontopodium, dem Gdelweiß, seinen besonderen Reiz verleiht und es zu einer der bekanntesten ‘und beliebtesten Pflanzen gemacht hat, kann in der Hauptsache als eine Schußvorrichtung be- trachtet werden, und zwar insofern, als dadur die in der Pflanze vorhandenen und dur die Wurzel aus dem \pärlihen Erdreiche auf- genommenen A S der Verdunstung ausgeseßt sind, weil der Haarmantel ähnlih einem Gummibelag die Transpiration hindert und einschränkt. Wo die Pflanze diese Shußvorrichtung nicht mehr brauht, wo ihr ständig genügende, ja übermäßige Feuchtig- keit zu Gebote steht, da verschwindet dieselbe im Laufe mehrerer aufeinanderfolgender Generationen, d. h. in unserem Falle: die weißseidenen Haare werden bei Edelweißstöcken auf fettem Boden allmählih immer lockerer werden, die grüne Farbe der Blätter wird immer deutlicher hervortreten, die Pflanze vergrünt und verliert auf diese Weise gerade diejenige Cigen\ aft, welche ibr ihren besonderen Shmuck verleiht. Und auch noch in anderer Weise zeigt sih der Einfluß des zu nährstoffreihen Bodens. Gewöhnlih spricht man von der s{önen „Blüthe" des Edelweiß. Was man aber so bezeichnet, ist durchaus keine Blüthe, sondern eine Mehrzahl derselben, ein Blüthenstand. Das Edelweiß gehört zu der Familie der Köpfchen- blüthler und besißt kleine, unsheinbare Blüthen, die jedo unter nor- malen Verhältnissen zu enggeschlossenen Blüthenständen zusammen- treten und in ihrer Gesammtheit von prächtig weißseiden behaarten Hochblättern umhüllt werden. Auf diese Weise entsteht dann die scheinbare „Blüthe“ des Edelweiß. Die Exemplare, welche auf

zu nahrhaftem Boden gewachsen sind, lassen sehr deutlich den Unterschied zwishen Blüthe und Blüthenstand er- kennen. Hier stehen nämli die einzelnen Blüthen

niht kopfförmig zusammen, fondern die Blüthenstiele haben si verlängert und dadurch die Einzelblüthen mehr oder weniger weit von einander entfernt. Ein solhes Exemplar zeigt dann kaum noch etwas oder vielmehr nichts mehr von der Schönheit des herr- lichen, von trocknen ilen PercniBenben Edelweiß des Hochgebirges : jenes Shmucks, welchen jeder Kenner der Berge liebt und der oft af uns i großen Schwierigkeiten und unter Lebensgefahr si er- erben läßt.

Der Zoologishe Garten eröffnet heute einen foeben voll- endeten Neubau, der dem Institut zum Shwmuck und einem Thier- bestande, der den berehtigten Stolz des Gartens bildet, zum künftigen Wohnsitz diencn soll: ein neues Vogelhaus. Entsprehend dem exotish-bunten und farbenfrohen Charakter seiner Bewohner ist das- Le in orientalifirendem, an den maurischen anfklingendem Stil ge-

alten und bereitet so durh seine äußere Gestaltung auf den Inhalt vor. Künstlerisch besonders zu beachten sind die Kuppeln und die Attika aus Flanztem und bemaltem resp. ver- ied Zink, die farbig-plasti fen Portale und die zart getönten erglasungen der Thüren und Fenster. In der Crfindung reizvoll und [lüdlich find der als Minaret ausgeführte GelzungsfWGirnstein mit upferkrônung und der Vogelfries auf blauem Grund, der \ unter der Dachzinne entlang zieht. Im nnern ist absihtlich farbige Behandlung vermieden worden, um die Farben der Vögel selbs und das Grün der Blattpflanzen- gruppen zu voller Wirkung zu bringen. Das Gebäude ist übrigens nur ein Theil eines größeren Ganzen, das später durch ein ver- bindendes Quergebäude und einen zweiten Seitenflügel, an Stelle des zur Zeit noch bestehenden alten, die mittlere große Reihervolière von drei Seiten umfafsen soll. Es galt diesmal, die größeren, besonders merkwürdigen und farbenshônen und "dabei , sehr empfindlihen exotishen Vögel, wie Nashornvögel, Pfeffferfref} ; Tukans u. a., in verglasten Gewächshausvolièren unter möglichst

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«efsantesten, zugleich aber

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natürlihe, ihrem Freileben entsprechende Bepittungen zu verseßen und sie zuglei in effektvoller Weise ohne Gitter hinter Spiegel- scheiben dem Beschauer zu präsentieren. Aehnliche Absichten lagen zu Grunde bei der in ihrer Art ganz neuen Einrichtung kleinerer, theilweise besonders Heizbarer Glasfäfige inmitten der beiden Hauses für die prächtigsten und inter- zartesten apageien und Sing- vöôgel, wie Breitshwanzloris, Fledermaus- und andere kleine Kurz- shwanz-Papageien, Tangaren, Honigsauger, Brillen- und Zuckervögel. Schließlich war es bei dem Néubau eine leitende, nirgend anderswo bis jet durhgeführte Idee, die ganze, in ihrer Reicyhaltigkeit unübertroffen dastebende Vogelsammlung (über 400 verschiedene Arten exotischer Vögel, darunter allein weit über 100 Arten Papageien) dem Besucher in dreistöckig über einander auf- gestellten Einzelkäfigen, nah ders wissenschaftlichen Systematik an- e in naturgeshichtliher Reihenfolge L und fo dem Ornithologen und speziellen Vogelfreund Gelegenheit zu vergleihenden Studien, dem Publikum aber einigermaßen einen Begriff von der überwältigenden Mannigfaltigkeit der exotishen Vogelwelt zu geben. Für angemessene Temperatur sorgt eine Warmwasserheizung, für Luftwechsel eine selbständige, mit einem Motor je nah Bedürfniß betriebene Ventilation, für Luftfeuhtung mehrere fowohl im Gewächshaus wie in den Zuschauerräumen aufgestellte Springbrunnen mit Wasserzerstäubungs - Vorrichtungen. Am morgigen Sonntag findet im ZoofogisGen Garten großes Militär - Doppelkonzert statt,

« welhes von den Kapellen des 1. Garde-Feld-Artillerie- und des

2. Garde-Dragoner-Regiments ausgeführt wird. Der Eintrittspreis beträgt 50 4 (Kinder unter zehn Jahren die Hälfte). Das Konzert beginnt um 4 Uhr Nachmittags.

Unter großer Betheiligung der Berliner katholishen Bevölkerung

und von 26 Vereinen mit Fahnen und Bannern ift heute auf dezr

Straßburger Play zu Wilmersdorf durch den Propst Dr. Jahnel feierlich der Grundstein zu der St. Ludwigskirche gelegt worden. Das neue Gottethaus wird nah den Plänen des Regierungs- Baumeisters Menken in frübgothishem Stil mit Vierungsthurm er- baut und soll 300 bis 400 Sibplägße erhalten. Die Baukosten sind auf 250 C00 veranlagt. Die Kirche soll im nächsten Sommer fertig sein; der Bauplahßz ist ein Geschenk der Berlin-Wilmerédorfer Terraingesellschaft.

Ki el, 28. Juni. 1 beute Nachmittag von dem Panzershiff „Kurfürst Wilhelm“ abgehaltenen Sprengdienstübung durch vorzeitigesEnt- zünden einer Sprengpatrone der Seekadett Vahlen, der Torpedo- Bootêsmannsmaat Neumann und die Torpedo-Matrosen Buhmann, Elster und Fishbeck von der zweiten Torpedo-Abtheilung getödtet, die Heizer Ludwig und Schulz von der zweiten Werftdivision s{wer, der Lieutenant zur See Starke, der Torpedo-Ober-Maschiniftenmaat Gloystein und der Torpedo-Matrose Betait von der 2. Torpedo- Abtheilung leiht verwundet. Das Schiffsunglück ereignete sih um 3 Uhr in der Strander But. Das Explodieren der Sprengpatrone geshah an Bord der Pinasse des Panzers, von welcher das Vorderdeck fortgerissen wurde. Die Pinasse wurde vom Dampfer „Stein- mann“, nachdem Aerzte von den Schulschiffen „Stein“ und „Moltke“, fowie von Le an Bord gegangen waren, nah dem in der Wiker Bucht liegenden Panzer „Kurfürst Friedrih Wil- belm* geschleppt. Die Todten und Verwundeten wurden vom Dampfer „Steinmann“ nah der Akademiebrücke gebracht und von dort nah der Leichenhalle bezw. ins Lazareth geschafft. Die im Hafen liegenden S auch die amerikanischen, baben ihre Flagge halbstock gesetzt.

Burgdithmarschen, 28. Juni. Heute Nachmittag 3 Uhr passierte bei niedrigstem Wasserstande das türkische Krie s\chiff Fuad* auf dem Wege von Kiel durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach der Elbe den hiesigen Ort.

München, 2. Juni. Wie die hiesigen Blätter melden, läßt Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent Luitpold die nun- mehr genehmigte Gedächtnißfkapelle für König Ludwig Il. im Swloßpark zu Berg am Starnberger See mit einem Kosten- aufwande von 400 000 Æ ausführen.

Nach amtliher Meldung wurden bei einer Friedri

Wien, 26. Juni. Vor einigen Tagen hat unter dem Vorsitz des Grafen Hugo Abensperg - Traun in Wien eine Sitzung des Exekutiv- Comités der für die Zeit vom Januar bis Mai 1896 im Kaiserli Königlih österreichishen Museum hierselb geplanten „Wiener Kongreß-Ausstellung* stattgefunden. Die in diefer Sitzung erstatteten Berichte stellten fest, daß sih in den weitesten Kreisen das lebhafteste Interesse für die Ausstellung bethätigt und daß sich dieselbe im Hinblid auf die zahlreichen be- deutenden Anmeldungen zu einer der interefsantesten Aus- arri gestalten wird, welche Wien feit langem gesehen hat.

ußer den bisher angemeldeten Objekten stehen 00 Anmeldungen aus Süd- und Nord-Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, Holland, Rußland, Schweden und Norwegen in Aussicht. Die Ausstellung soll sid niht auf den Wiener Kongreß und das Kongreßjahr allein beziehen, sondern die gesammte Kunst- und Kulturgeshihte Europas von 1800—1825 zur Anschauung bringen. Weitere Anmeldungen werden mit Dank angenommen. Das ausführlihe Programm steht auf Wuns zur Verfügung. Zuschriften sind an das Kaiserlich Königlich österreihishe Mujeum für Kunst und Industrie (Wien, I, Stubenring 5) zu richten.

Wien, 28. Juni. Beim Revidieren der elektrischen Be- leuchtung eines Hauses auf dem Kolowratring ist, wie das „D. B. H." meldet, heute der Monteur der internationalen Elektrizitäts-Gesellshaft, Johann Denza, getödtet worden. Das Unglück ist dadurch entstanden, daß der Monteur die Drähte berührte, ohne zuerst Gummihandschuhe anzuziehen.

Paris, 28. Juni. Für die morgige Eröffnung des 9. inter- nationalen Kongresses für Gefängnißwesen in Paris sind folgende Bestimmungen getroffen worden: Am Sonnabend Abend ist Empfang im Elysée. Die feierliche Eröffnung erfolgt in der Sorbonne am Sonntag, Nachmittags 4 Uhr, in Gegenwart des Prä- sidenten der Republik. Abends giebt das Comité den Delegirten ein Bankett. Am Montag, Vormittags 9 Uhr, beginnen die Arbeiten des Kongresses.

Rom, 28. Juni. Nach einer Ds der „Agenzia Stefani“ aus Korsör wird die „Sardegna“ (vergl. Nr. 150 u. 152 d. Bl.) nach Wiederaufnahme des ausgeschifften Theils der Ladung am 30. d. M. die Reise nah Portland forsetzen.

Ferrol, 28. Juni. „W. T. B.“ meldet: In dem Dorf San Mateo kam es gelegentlih des Kir chweihfestes in dem Augen- blick, als die Prozession die Kirche verlassen wollte, zu einer blutigen Schlägerei, wobei die Streitenden von Revolvern und Stöcken Gebrau machten. Den Grund zu der Schlägerei hatte ein Streit darüber gegeben, wer das Bild des Schußpatrons des Dorfes tragen folle. Vierzig Personen, darunter der Pfarrer des Dorfes und ein anderer Priester, wurden verwundet.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 29. Juni. (W. T. B.) Die gestrige Explosion er- folgte in der Stranderbucht bei Buelk. Nachdem die erste Sprengpatrone ohne Zwischenfall bei der Uebung verankert war und funktioniert hatte, entzündete sich aus bisher unbe- kannten Gründen die zweite Patrone vorzeitig. Zwei Leichen find

bisher geborgen, für die Auffindung der übriKn drei Leichen ist eine Be ling P eichrieden. Der Zustand der Verwundeten ift

den Umständen nach befriedigend. ieutenant Starke hat an beiden Beinen \{hwere Fleishwunden, der Knochen ist jedo unverlegt; die Aerzte hoffen, den Lieutenant Starke seedienst- fähig zu erhalten. Die Untersuhung über dic Ursachen der Explosion ist eingeleitet.

Mitau, 29. Juni. (W. T. B.) Auf dem baltischen Gesangsfeste verlas der Gouverneur ein Telegramm, welches der Kaiser als Antwort auf die Huldigungen der Be- völkerung gesandt hatte. Das Telegramm lautet: „Ueber- mitteln Sie dem Adel, der städtishen und der ländlichen Bevölkerung meinen Dank für die zum Ausdruck ge- brachten Gefühle. Jh wünsche dem kurländischen Gouverne- ment weiteres Blühen im" Bestande unseres Die Depesche wurde mit Jubel begrüßt. Sämmtliche an- wesenden Sänger sangen mehrere Male die russishe National- hymne, deren Wiederholung stürmisch verlangt wurde.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterberiht vom 29. Juni, 8 Uhr Morgens.

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1) Abends Gewitter. S Uebersicht der Witterung.

_ Eine über dem nordwestlichen Europa liegende flache Depression hat ihren Einfluß über Zentral-Europa ausgebreitet, wo schwache füd- weftlihe und westlihe Winde vorherrschend gewesen find. Eine andere ziemlich tiefe Depression liegt über dem Innern Rußlands. Am höchsten, 775 mm übersteigend, ist der Luftdruck über der Balkan- halbinsel. In Deutschland is das Wetter durchschnittlich ziemlih warm und außer an der westdeutshen Küste, wo zum theil Regen- wetter herrs{cht, vorwiegend heiter. In den deutshen Küstengebieten ist stellenweise Regen gefallen, meist aber nur in geringer Menge. Hamburg, Magdeburg und Berlin hatten gestern Nachmittag Gewitter. Auch in Zentralfrankreih und Nordösterreih gingen Gewitter nieter. Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

Berliner ‘Tyeater. Sonntag, Nachmittags 2} Uhr: Die Kreuzelschreiber. Abends 75 Uhr: Der Pfarrer von Kirch- feld. (Leßte Aufführung vor den Theaterferien.)

Neues Theater. Siffbauerdamm 4 a./ 5. Sonntag: Ensemble-Gastspiel der Mitglieder des Carl Schhulge-Theaters (Ham- burg) unter Leitung des Direktors Joss Ferenczy. Tata-Toto. Vaudeville in 3 Akten nach Bilhaud und Barré von Victor Lóon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang 7# Uhr.

Montag: Tata-Toto.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Sonntag: Schluß der Saison: Miß Helyett. Vaudeville-Dperette in 3 Akten von Maxime Boucheron. Deutsch von Richard Genée, Musik von E. Audran. Dirigent: Herr Kapell- meister Federmann. Anfang Uhr.

Wiedereröffnung: 1. August 1895.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lucie Werner mit Hrn. n Affefsor Herrmann

Lange (Berlin—Friedrihsruh). Frl. Elisabeth Shwißky mit

cn. Pfarrer Gerhard Richert (Emden—Poliyig). Frl. Elly ötger mit Hrn. Lieutenant Ewald Koppe (Görliß—Glag).

Verehelicht: Hr. Major von Kalckreuth mit Marie Freiin von Reibniß (Neisse). Hr. Lieutenant Kurt Schaumann mit Frl. Lilli Becker (Uelzen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath von Bülow - Bothkamp (Bothkamp). Eine Tochter: Hrn Pastor P. Scholz (Volkers- E a riedeberg a. Qu.). Hrn. Hauptmann von Stößel

ngers).

Gestorben: Verw. Fr. Justiz-Rath Louise Heinzel, geb. Claußen (Bunzlau). Drt: Heinrih von Ziyewiß Töchterhen Eveline (Zißzewiz). Hr. Oberst z. D. Clemens von Kiesenwetter (Wies- baden). Efhrenstiftsdame zu Wunstorf, Domina des Stists Marieenfließ Frl. Elisabeth von Wißleben (Altdöbern).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmftraße 32.

Acht Beilagen (cins{ließlich Börsen-Beilage).

roßen Reichs.“

,

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Königreich Preußen. Minifterium der öffentlihen Arbeiten.

Im Anschluß an die Vorschrifien über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 15. April 1895 lasse ich Euer (Titel) anbei 5 Exemplare einer von mir unter dem 18. Juni d. J. erlassenen neuen Anweisung, be- treffend die Ausbildung der Regierungs-Bauführer des Hoch- und des Wasserbaufachs, mit dem Be- merken ergebenst zugehen, daß dieselbe fortan an die Stelle der Anweisung vom 15. November 1886 tritt.

Indem ih auf die Vorschriften der neuen Anweisung im einzelnen Bezug nehme, bemerke ih hier im allgemeinen, daß die Leitung und Ueberwahung des Ausbildungsgangs der Regierungs - Bauführer den Präsidenten der im § 28 der Prüfungsvorschrifsten vom 15. April 1895 bezeichneten Be- Po unter Mitwirkung der bautechnishen Mitglieder der eßteren obliegt. Jch darf erwarten, daß Euer (Titel) der Beachtung der Vorschriften der anbei folgenden Anweisung Ihr Augenmerk zuwenden und dafür sorgen werden, daß den angehenden Staats - Bau- beamten eine sahgemäße, - gründlihe und umfassende Ausbildung zu theil wird, daß sowohl bei der Ernennung zum Regierungs-Bauführer als auch bei der Ueberweisung von einem Beschäftigungsabschnitt zum andern jeder un- nöthige Zeitverlust vermieden und daß endlich während

des leßien Beschäftigungsabschnitis den Regierungs- Bauführern durch Betheiligung an den Sißungen des Kollegiums bezw. der einzelnen Abtheilungen

desselben und durch Heranziehung zum Vortrage der von ihnen bearbeiteten Sachen Gelegenheit geboten wird, über den Geschäftsgang und die Ressortverhältnisse einen Ueberblick zu gewinnen ‘und sih in der Entwickelung ihrer Ansicht in freier

Rede zu üben. Bei der mittels Erlasses vom 15. November 1886 TTT 19982 angeordneten alljährlihen Einreihung eines

Verzeichnisses der während des Vorjahres im dortigen Ver- waltungsbezirÈ beschäftigt gewesenen Re( ierungs-Bauführer unter Bezeichnung der Fachrihtung und kurzer Angabe des Ausbildungsgangs behält es sein Bewenden. Berlin, den 18. Juni 1895. Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Thielen.

An sämmtliche Königliche Regierungs-Präfidenten, den Dirigenten der Ministerial-, Militär- und Bau- fommission, den Königlichen i aae hterselbst, den Vorsißenden der Königlichen Kanal- Kommission zu Münster und an die Königlichen Ober-Präsidenten zu Breslau, Koblenz, Danzig und Magdeburg.

Anweisung

für die prafkftishe Ausbildung der Negierungs- Bauführer des Hoch- und des Wasserbaufachs. Allgemeine Bestimmungen.

S

Die im § 30 der Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 15. April 1895 für die Regierunge-Bauführer des Hoch- und des Wasser- baufahs vorgeschriebene dreijährige praktishe Ausbildung zerfällt in:

eine einjährige Beschäftigung bei den Vorbereitungen von Bauten, bei Baubetrieben und bei der Herstellung von Baugegenständen in Werkstätten u. dergl,

eine achtzehnmonatliche Beschäftigung bei der Leitung von Bauausführungen,

ene dreimonatliche Beschäftigung im Bureau eines Kreis- oder Wasserbaubeamten und

eine dreimonatliche Beschäftigung bei einer Regierung (in Berlin bei der Ministerial-, Militär- und Baukommishion) odcr einer Strombauverwaltung.

2

Die Beaufsichtigung und Wking der praktischen Ausbildung der Regierungs-Bauführer liegt den Präsidenten der im S 28 der Prüfungsvorschriften vom 15. April 1895 bezeichneten Be- hörden und denbautehnischen Mitgliedern derjelben ob. Diese haben nicht nur die dienstlihe Thätigkeit der Regierungs:Bauführer bei der betreffenden Behörde zu überwachen, sondern auch für ihre zweckmäßige Beschäftigung während der übrigen Abschnitte der praftishen Ausbildung und für die Ertheilung diesbezüg- licher Weisungen an die mit der Ausbildung der Regierungs- Bauführer betrauten Kreis- oder Wasserbaubeamten zu forgen.

8 3. i Bei der Beschäftigung der Regierungs-Bauführer während ihrer praftishen Ausbildung ist stets im Auge zu behalten, daß die leßtere aus\hließlich den E verfolgt, die Regierungs- Bauführer in alle Zweige des Bauwesens einzuführen. Jede hierdurch nit gerehtfertigte, lediglich auf Aushilfe oder Er- leichterung der Beamten gerichtete Thätigkeit der Bauführer ist daher zu vermeiden.

Einjährige Beschäftigung bei den Vorbereitungen von Bauten, bei Baubetrieben u. f. w.

4.

Behufs Einführung in de Vorbereitungen von Bauten sowie des Baubetriebes sind die Regierungs-Bauführer einem Kreis- oder Wafserbaubeamten zu überweisen. Bei der Aus- wahl dieser Beamten ist darauf zu achten, daß nah dem Um- fange und der Art der in ihrem Geschäftsbezirke zur Erledi- gung kommenden Dienstgeschäfte den ihnen überwiesenen Re- gierungs-Bauführern ausreichende Gelegenheit geboten wird, 1s Bauwesen und den Baubetrieb in der Praxis kennen zu ernen.

Dem Umfange der Dienstgeschäfte ist auch die Zahl der den einzelnen Baubeamten zu überweisenden Regierungs-Bau- führer anzupassen. Baubeamten, welchen nah Lage der Ver- e in ihrem Geschäftsbezirk die Ausführung selbst klei- nerer Bauten nicht obliegt, dürfen Regierungs-Bauführer zum

Berlin, Sonnabend, den 29. Juni

weck ihrer Einführung in das praktishe Bauwesen und den

Baubetrieb nicht zugetheilt werden. S 5.

Die Regierungs-Bauführer sind während der Dauer dieser

Beschäftigung : :

im Mile so lange die Ausführung der Bauten ruht,

bei der Anfertigung von Kostenübershlägen sowie von An-

schlägen nebst Ecläuterungsberihten nah den bestehenden Be-

stimmungen zu betheiligen, daneben auch zu der Aufstellung

von Bauentwürfen heranzuziehen, mit den Bestimmungen über

das Verdingungs- und Vertragswesen sowie mit der bei Bauten

vortfommenden Buchführung und Rechnungslegung bekannt zu machen und in deren Handhabung zu üben

im Sommer, so lange die Bauten si fortführen lassen, auf den Baustellen mit allen wichtigen Vorgängen bekannt zu machen und über den Zweck und die Bedeutung der getroffenen Anordnungen, nöthigenfalls durch unmittelbaren Verkehr mit

Meistern, Polieren und Werkführern, zu unterrichten.

S 6.

Es ist ferner darauf zu halten, daß jeder Regierungs- Bauführer zur Ausarbeitung von Bauzeichhnungen in größerem Maßstabe herangezogen, mit der Abstekung von Vauwerken, der Ausführung von Flächen- und Höhenmessungen beschäftigt und mit der Herstellung von Stein- und Holzverbänden, den bei Bauten zur Anwendung kommenden Rüstungen, mit den Eigenschaften der gebräuchlihen Baumaterialien, ihrer Her- stellung und den bei der Abnahme derselben sowie von Bau- arbeiten zu beobachtenden Grundsäßen im Wege der eigenen Anschauung eingehend bekannt gemacht wird. 4

Die Regierungs-Bauführer des Hochbaufahs haben sich außerdem über das Abbinden und Zulegen von Balkenlagen und Dachkonstruktionen auf dem Zimmerplaß und über die Art der Anfertigung von Bauarbeiten in Tischler- und Schlosserwerkstätten durch öfteren Besuch derjelben zu unter- rihten. Die Regierungs-Bauführer des Wasserbaufachs sind in der Ausführung von Erdarbeiten, Ramm- und Betonie- rungsarbeiten, ferner in der Abstekung und Ausführung von Stromregulierungswerken sowie in der Ausführung von Peilungen und Geschwindigkeitsmessungen zu unterweisen.

Q C.

Bei der Beschäftigung im ersten Jahre haben die Bau- beamten stets im Auge zu behalten, daß die Regierungs- Bauführer zu selbständiger Thätigkeit noch nicht vorgebildet find. Es soll jedo gejtattet sein, dieselben ausnahmsweise mit der Abnahme von Materialien sowie mit dem Aufmefssen ausgeführter Arbeiten zu beauftragen, sobald sie f nach der Ueberzeugung der Baubeamten die nöthigen Kenntnisse an- geeignet und als zuverlässig erwiesen haben.

g

In dem von dem Baubeamten auszustellenden Zeugniß über die einjährige Beschäftigung bei den Vorbereitungen von Bauten sowie bei Baubetrieben hat derselbe sih niht nur im allgemeinen über die Leistungen des Regierungs-Bauführers auszusprechen, sondern unter Bezeihnung der Entwürfe und Bauwerke ausführlich darzulegen, welche Arbeiten der Regie- rungs-Bauführer gefertigt hat, und inwieweit es demselben gelungen ist, sih mit den im § 6 bezeichneten Einzelheiten be- kannt zu machen. i

Den Regierungs - Bauführern des Wasserbaufahs muß außerdem bescheinigt werden, daß die nah der Vorschrift im S 6 dieser Anweisung von denselben ausgeführten Mes- sungen die selbständige Aufnahme und Auftragung einer Fläche von mindestens 5 ha Größe mit verschiedenen Kulturen und Baulichkeiten sowie die selbständige Aufnahme eines Höhen- plans von mindestens 2 km Länge umfaßt haben.

Achtzehnmonatlihe Beshäftigung bei der Leitung von Bauausführungen. S9.

Während der Dauer von achtzehn Monaten find die Negierungs-Bauführer bei der Leitung von Bauausführungen zu beschäftigen und zu dem Zweck einem der im § 4 ge- nannten Beamten für bestimmte Bauten zu überweisen, sofern ihnen niht auf besonderen Antrag gestattet wird, nah Maßgabe der Bestimmungen in § 32 der Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 15. April 1895 anderweit als Bauführer thätig zu sein. Dergleichen Anträgen soll, wenn nicht besondere Bedenken obwalten, stattgegeben werden, doh ist vorher zu prüfen, ob der betreffende Techniker bezw. niht im Staats- dienst stehende Baubeamte für die erfolgreiche Ausbildung des Negierungs-Bauführers genügende Gewähr bietet und geneigt ist, denselben im Sinne des §8 10 dieser Anweisung zu be- schäftigen sowie über seine Leistungen ein Zeugniß in der im S 11 vorgeschriebenen Form auszustellen.

Bei der Vertheilung der Regierungs - Bauführer sind die Anlagen und die bisherigen Leistungen derselben in Betracht zu ziehen. Die tüchtigsten Kräfte sind besonders wichtigen oder fleineren, von dem Wohnorte des Baubeamten entfernt lie- genden Bauten zuzutheilen, welche deshalb von dem Negie- rungs - Bauführer mit größerer Selbständigkeit geleitet werden müssen.

i Insoweit die kostenpflichtige Annahme eines Bauführers in den betreffenden Anschlägen vorgesehen ist, sind die Regie- rungs-Bauführer nah Maßgabe der estimmungen des Erlasses vom 21. November 1886 IIl 19346 zu besolden.

8 10.

Während des achtzehnmonatlichen Os ihrer Be- schäftigung bei der Leitung von Bauten sollen die Regierungs - Bauführer in allen Zweigen der Aus- führung eines Baues unterwiesen und in dieser Rich- tung möglichst vielseitig geshult werden. Zu dem Zweck sind sie durch unmittelbare Theilnahme an den die Einleitung und Ausführung betreffenden Anordnungen zur selbständigen Einhaltung des vorgeschriebenen Geschäftsgangs und ies A von Detailzeichnungen u. f. w., dur häufizen Verkehr mit den Unternehmern jowie dur Ueber- wachung sämmtlicher Bauarbeiten und Prüfung der ange- lieferten Materialien mit allen Einzelheiten der Bauausführung

1895.

so vertraut zu machen, daß sie im stande sind, mit Erfolg die Ausführung kleinerer Bauten selbständig zu leiten und den Werth der Handwerkerleistungen sowie der Baumaterialien sicher zu beuztheilen. 8 11

Jn dem von dem Baubeamten auszustellenden Zeugnisse über die ahtzehnmonatlihe Beschäftigung bei der Leitung von Bauausführungen hat sih derselbe niht nur im allgemeinen über die Leistungen des Regierungs - Bauführers aus- zusprehen und zu bescheinigen, daß leßterer das im S 10 bezeichnete Ziel erreicht hat, jondern- auch“ näher anzugeben, in - wie weit der -Regierungs - Bauführer bei der Bearbeitung von Einzelheiten

ur wichtigere Theile des Bauwerks sih bewährt, mit den Unternehmern zu verkehren verstandeù und bei der Abnahme von Bauarbeiten und Materialien die erforderliche Sicherheit in der Beurtheilung derselben bewiesen hat.

Dreimonatliche Beschäftigung in dem Bureau eines Kreis- oder Wasserbaubeamten. S 12.

Zur Einführung in den praktischen Verwaltungsdienst eines Kreis- oder Wasserbaubeamten sind die Regierungs- Bauführer nur solchen Beamten zu überweisen, welche ihnen nah dem Umfange und der Vieljeitigkeit der zu erledigenden Geschäfte ausreichende Gelegenheit bieten können, den gedachten Dienst in allen Zweigen kennen zu lernen.

S 13. D

Während dieses Zeitraums sollen die Regierungs-Bauführer mit der Einrichtung des Bureaus eines Kreis- bezw. Wasserbau- beamten sowie mit den daselbst vorkommenden Verwaltungs- geschäften sich eingehend vertraut machen und die Art der Bearbei- tung der leßteren erlernen. Demgemäß sind dieselben über die Stellung eines Kreis- bezw. Wasserbaubeamten zu der vor- geseßten sowie zu anderen Behörden und Beamten zu unter- richten, mit der Einrichtung der Registratur und des Journals sowie mit den für die Handhabung des Dienstes ergangenen allgemeinen Verfügungen und Bestimmungen bekannt zu machen und im Entwerfen von Berichten und sonstigen dienjst- lihen Schriftstücken zu üben. A

I 4 Damit das mit der besonderen Ueberwachung des Aus- bildungsgangs der Regierungs-Bauführer betraute bautehnische Mitglied der Regierung oder Strombauverwaltung über die Leistungen der Regierungs-Bauführer in Kenntniß erhalten wird, find die leßteren bei allen von ihnen entworfenen Be- richten als Referenten aufzuführen. S. 1D: S In dem von dem Baubeamten über die dreimonatliche Beschäftigung in seinem Bureau auszustellenden Zeugnisse ist ein zusammenfassendes Urtheil über die Thätigkeit der Regierungs - Bauführer abzugeben und insbesondere zu bes zeugen, welhen Grad von Gewandtheit sich dieselben in der Abfassung dienstliher Schriftstücke erworben haben.

Dreimonatlichhe Beshäftigung bei einer Regierung oder einer Strombauverwaltung. S 16.

Während der Beschäftigung bei einer Regierung oder einer Strombauverwaltung sollen die Regierungs - Bauführer einerseits die Zusammenseßung und die Zuständigkeit dieser Behörden im allgemeinen, andererseits ihre Einrichtung und ihren Geschäftsgang im besonderen kennen lernen. Demgemäß sind dieselben auch in der Registratur, in der Expedition und Kalkulatur unter Anleitung der betreffenden Beamten zu be- schäftigen und mit den für diese Verwaltungszweige erlassenen Vorschriften, den bestehenden Einrichtungen und der Erledigung der vorkommenden Geschäfte vertraut zu machen.

Im übrigen sind die Regierungs-Bauführer im Bureau des betreffenden bautehnishen Mitgliedes zu den daselbst vor- liegenden Arbeiten der Verwaltung und tehnishen Prüfung heranzuziehen, an den Sigungen der einzelnen Abtheilungen regelmäßig zu betheiligen, mit dem Vortrage der ihnen zur Bearbeitung überwiesenen Sachen in der Sigzung zu beauf- tragen und in der Entwickelung ihrer Ansicht in freier Rede zu üben.

Berlin, den 18. Juni 1895.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Thielen.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. CGrnennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktiven Heere. Kiel, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 25. Juni. Tholen, Major à la suite des Bad. Fuß - Art. Regts. Nr. 14 und Direktionsmitglied der Vereinigten Art. und Ingen. Schule, zur Vertretung des Kommandeurs zum Rhein. Fuß -«. Art. Regt. Nr. 8, Schwedler, Hauptm. à la suite des Rbein. Fuß-Art. Negts. Nr. 8 und Vorstand des Art. Depots in Cassel, zur Vertretung des Direktionsmitgliedes der Vereinigten Art. und Jngen. Schule, kom- mandiert. Müller 11, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Mainz, zum Zeug-Pr. Lt. befördert. Achenbach, Hauptm. a. D., zuleßt Komp.

hef im Inf. Regt. Nr. 143, mit seiner Pension zur Disp. gestellt und zum Bezirks-Offizier bei dem Landw. Bezirk Meschede ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Kiel, an _ Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“. 2. Juni. v. Stangen I.,, Sec. L. vom Infanterie- Regt. von Alvensleben (6. Brandenburg.) Nr. 52, mit Pension nebst Ausficht auf An- stellung im Zivildienst, Nehus, Sec. Lt. vom 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81, mit Pension, Pausch, Sec. Lt. vom 1. Hannov. Drag. Regt. Nr. 9, mit Pension, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts - Korps. Kiel, an Bord S. M. Yat „Hobenzollern“, %. Juni. Die Stabs- und Bats. Aerzte: Dr. Staß vom Pion. Bat. Nr. 16, zum Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Drag. Regts. von Wedel (Pomm.) Nr. 11, Dr. Espeut vom 2. Bat. des Königin Elisabeth Garde-Gren. Regts. Nr. 3, zum Ober - Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Gren. Regts. König Friedrih Wilhelm IV. (1. Pomm N. S Dr. Böttcher vom 3. Bat. des Inf. Regts. von Alvensleben

Ea; ÉR is Erde D:

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