1914 / 107 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamlliches.- Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Mai 1914.

Auch in diesem Jahre sind Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen zum Geburtstage wieder aus allen Teilen des Reichs und auch vielfah aus dem Auslande so überaus zahlreiche Glückwünsche zugegangen, daß es Höchstdemselben leider niht möglich ist, jeden einzelnen zu beantworten. Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit be- auftragte das unterzeichnete Hofmarschallamt daher, allen denen, die Seiner am 6. Mai in so freundliher Weise gedachten, hierdurh Höchstseinen besten Dank zu übermitteln.

Berlin, den 6. Mai 1914. Hofmarschallamt Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen: Graf von Bismarck-Bohlen.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar- sizung; vorher hielten der Aus\shuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll- und Steuerwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sizungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Nürnberg“ am 3. Mai in Mazatlan, S. M. S. Flußkbt. „Tsingtau“ am 5. Mai in Hongkong und S. M. S.

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„Jaguar“ am 6. Mai in Tfingtau eingetroffen. ÿ

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellte Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten im Deutschen Reiche am Anfang des Monats Mai 1914 veröffentlicht.

Jn der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Neichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, be- treffend eine Anleihe der Emschergenossenschaft in Essen-Ruhr, veröffentlicht. j

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Verfügung an Das Staatsministerium und die Hofkammer erlassen:

&xch wünsche in allen Angelegenheiten, in denen neben dem VFnteresse des Herzoglichen Hauses auch das Staatsinteresse berührt wird, und bei allen wesentlichen Metinungsverschiedenheiten zwischen dem Staatsministerium und der Hofkammer den gemetnsamen Bor- trag des Vorstandes der zuständigen Ministerialabteilung und des Pola enten zu hôren, bevor ih meine Entschließung fafse.

ähere Weisungen behalte ih mir vor.

Oesterreich-Ungarn.

Das gestern abend über das Befinden des Kaisers ausgegebene Bulletin lautet :

Auch heute änderte sich beim Kaiser nihts Nennenswertes. Appetit, Kräftezustand und Allgemeinbefinden find fortgeseßt zu- friedenstellend. Der Kaiser verweilte eine Stunde in der kleinen Galerite.

Wie heute amtlich mitgeteilt wird, war die Nachtruhe im leßten Teile durch Hustenreiz gestört ; der Katarrh ist rechts noch vorhanden, das Allgemeinbefinden aber ganz zufrieden- stellend.

Der Ausschuß für auswärtige Angelegen- heiten der österreihishen Delegation hat gestern seine Verhandlungen über das Budget des Ministeriums des Aus- wärtigen begonnen.

Der Berichterstatter Marquis Bacquehem hob laut Bericht des „W. T. B.* die innigere Gestaltung des Dreibundes hervor, der f neuerlih als Schuß des Friedens und der Interessen Oesterreichs bewährt babe. Das Vorurteil in England sei geschwunden und es beginne fich wieder die alte traditionelle Freundshaft mit der Monarchie durhzuseßen. Der Abg. Bärenreiter begrüßte die An- näherung zwischen Deutschland und England, deren wirklicher Eintritt die Morgenröôte einer neuen politishen Zeit wäre. Der Redner be- merkte weiter, er würde wünschen, daß das Verhältnis zu Rußland tatsählih so wäre, wie es im Exposé geschildert worden sei.

Großbritannien und Jrland.

Das Oberhaus lehnte gestern nah zweitägiger Beratung mit 140 gegen 60 Stimmen den von Lord Selborne ein- gebrachten Geseßentwurf ab, der denjenigen Frauen das Parlamentswahlrecht geben will, die das Kommunalwahlrecht besißen. Dies ist das erste Mal, daß im Oberhause das Frauenwahlrecht zur Beratung stand.

Im Unterhaus wurde gestern die Beratung über das Budget fortgeseßt.

Laut Bericht des „W. T. B.“ erklärte Austen Chamberlain, das Budget mit seinem Ertrag von zweihundert Millionen Pfund Sterling und einem Defizit von zehn Millionen in diesem und sech- zehn Millionen im nächsten Jahre erfülle ihn mit ernster Besorgnis, nicht so sehr über den Kurs, der eingeshlagen werde, als über die Schnelligkeit, mit der man ihn gehe. Die Zeit dürfte kommen, wo es bedauert werden würde, so langfristige Wesel auf die Hilfsguellen des Landes ausgestellt zu haben. Mit Bezug auf die anwachsenden Steuern erklärte Chamberlain, die Opposition wünsche, daß die Steuer, die etner dem Staat leiste, auch im ritigen Verhältnis zu seinem Vermögen stände. Die Liberalen würden jedoch bald zu be- denken haben, bis zu welhem Punkt sie die Besteuerung der Klassen treiben könnten, und fi dann selbst von den sozialistischen Theorien der Arbeiterpartei trennen.

Jn der Abendsißung brachte Morrell eine Resolution ein, in der der Ansicht Ausdruck gegeben wird, es sei wünschenswert, daß die britische Regierung mit den führenden Seemächten in Verhandlungen eintrete, um eine Revision des Seekriegsrehts dahin zu erzielen, daß die Unverleßlichkeit alles Privateigentums gesichert werde mit Ausnahme der Fälle, in denen die Schiffe Kriegsmaterial i vg oder Blockade brehen. Am Schluß der Sißung gab der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Grey über die Frage der Kaperei eine wichtige Erklärung ab, die eine Aenderung in der Haltung der britischen

Regierung andeutet, und entwarf die Bedingungen, unter welchen die Regierung bereit sei, die Vorschläge der Un- E des Privateigentums zur See in Erwägung zu ziehen.

“Sir Edward Grey begann mit dem Hinweis auf eine Rede, die er vor sieben Jahren über diesen Gegenstand gehalten habe, und sagte, er sei niht sicher, daß seine persönlichen Anschauungen über den Gegenstand fich seither nit geändert hätten. Dann wies er darauf bin, daß die Frage der Blokade von der Resolution Morrell ausge- \chlossen worden sei. Die Regierung würde keine Entschließung in Erwägung ziehen oder annehmen, die sie der Abschaffung des Nechts der Blockade in Kriegszeiten ausliefern würde. „Diesen Vor- behalt,“ fuhr Grey fort, „wird die Regierung siherlich mädchen, aber ih glaube, etne Entschließung dieser Art, die die Frage der Blockade aus\chließt, können wir in weit weniger unnahgiebtgem Geiste er- örtern. Unsere Haltung gegenüber dem in der Resolution aus- gesprochenen Grundsage ist niemals gänzlich unversöhnlih gewesen, wie dies in den Weisungen zutage trat, die die englishen Delegierten bei der Haager Konferenz im Jahre 1907 erhalten haben. Es pflegt angenommen zu werden, daß die anderen Nationen des Kontinents nur auf ein Wort von uns in dieser Frage warten, um thre Flottenausgaben herabzuseßen. Dies pflegt insbesondere in bezug auf Deutschland angenommen zu werden. Während die gegenwärtige Regierung im Amte ist, hat sie niemals die geringste Andeutung von trgend einer kontinentalen Macht und sicherlich nicht von der deutshen Regierung erhalten, daß ihre Flottenausgaben in irgend einer Weise verknüpft seien mit der Frage der Unverletzlih- feit des Privateigentums zur See. Kein anderes Land it zu uns gekommen, um zu sagen: „Wenn Ihr dem zustimmt, so wird es uns in die Lage seßen, die Flottenausgaben zu verringern.“ Wenn es diesen Erfolg gehabt hätte, hätten wir ohne Zweifel Andeutungen bekommen. Meine eigene Ansicht geht dahin, daß tatsächlih nichts, was wir dur eine Aenderung der Geseße oder der diesbezüg- lichen Bestimmungen tun können, wirklih einen fehr wesentlihen Er- folg haben wird, was die Aussichten eines Krieges oder die Nüstungs8- ausgaben betrifft, eines ausgenommen, das ist, der zunehmende Glauben bei den großen Nationen, daß sie von guten Absichten gegen einander beseelt find. Wenn wir bloß zu dem glücklihen Stande der Dinge gelangen können, der von Zeit zu Zeit ohne ein Bündnis oder bindende WVerpflihtungen zwishen etnzelnen Mächten und mit den glüElichsten Ergebnissen erreicht wird, dann würden wir, wie ih glaube, das Bestreben nach einer raschen Besserung in dem NRüsltungsaufwand sehen. Bevor Sie nicht zu trgend einer Aenderung dieser Art gelangen, werden Sie nah meiner Ansicht auch nicht erreichen, daß die Flottengeseße der fremden Mächte dur dieses oder irgend ein anderes ähnliches Abkommen geändert werden.“ Der Staatssekretär ging dann zu der Frage des überseeischen Handels über und sagte: „Wir dürfen nicht zwischen uns und einer fremden Macht einen Stand der Dinge herbeiführen, demzufolge die fremde Macht beschließt, daß sie im Kriegsfall keine Gefahr oder die Gefahr einer sehr beschränkten Verpflichtung läuft, während wir selbst der Gefahr unbegrenzter Verpflichtung ausgeseßt bleiben. Wie überlegen auch immer un}ere Flotte gegenüber irgend einer fontinentalen Flotte sein mag, und welch2e Seesiege wir auch immer erringen mögen, es fkann keine Rede sein von einer Invasion oder Eroberung unsererseits. Keine Nation auf dem Kontinent läuft daher diese Gefahr. Wenn wir aber annehmen, daß unsere Flotte unterliegen follte und ver- nihtet würde, würden wir diese Gefahr laufen. Wenn wir fo die Operationen unserer Flotte beschränken, sodaß sie auf das andere Land keinen Druck auszuüben vermag, würde der Krieg lange Zeit fortgeseßt werden, und die ganze Krtegslast würde auf unserer Flotte ruhen und niht auf der des Feindes. Dies hieße, den Krieg zu einer sehr einseitigen Sache machen, und zugleih wäre - ein Stand der Voinge geschaffen, der uns mit Gefahren gewaltig belasten} und ein großes Land auf dem Kontinent begünstigen würde. Ih zweifle, ob Sie étwas für die Verminderung der Kriegsausfihten oder der Nüstungsausgaben getan haben würden. Das ist der Grund, warum ih auf dem Nechte der Blockade bestehe. Fm Hinblik auf den Konflikt mit dem Cigentum auf hoher See glaube ih nit, daß es unserem Interesse enlspriht, als Vorkäwmpfer für die Erhaltung dieses Rechts aufzutreten. Meine eigene Ansicht ist es, daß kein Grund vorliegt, warum wir als Haupthindernts für die Beseitigung dieses Rechts bei der nächsten Haager Konferenz erscheinen sollen odec warum wir uns nicht vor der Haager Konferenz be- mühen follen, unseren Delegterten nicht Gründe zu liefern zur Be- fämpfung der Resolution, die unzweifelhaft vorgebracht werden wird. Lassen Sie uns die Bedingungen prüfen, unter welhen wir unsere Delegierten anweisen können, die Resolution anzunehmen. Darüber follte ih hier die Debatte bewegen. Eine der Bedingungen ift die Frage der Blockade, über die wir ein Einvernehmen mit den anderen Ländern zu erzielen wünschen, wenn sie nicht ein folches in der Londoner Seerehtsdeklaration haben, die der Admiralität genügt. Wenn die Deklaration angenommen würde, würde dies ge- nügen. Ohne eine Verständigung über die Blokade, könnten wir der Resolution nicht zustimmen. Zweitens wären sehr strenge Be- dingungen hinsihtlih der Konterhande notwendig, sodaß fie nicht als Ausrede verwendet werden könnte, um in Krieaszeiten die Un- verleßlihkeit des Privateigentums aufzuheben. Drittens ift ein Abkommen notwendig, daß die Kauffahrteischiffe niht in be- waffnete Schiffe verwandelt erden dürfen. Wenn wir zu so etwas unsere Zustimmung geben, so müssen wir eine Gegenleistung erhalten. Auch die Minen find erwähnt worden, und das ist eine Frage, über die wir gewiß ein Abkommen wünschen. Alle diese Dinge erfordern eine sehr sorgfältige Ueberprüfung. _ Ich babe eher meine persönlihen Ansichten geäußert, als die Ansichten der Regierung, aber ih habe die Stellung angedeutet, die wir im Haag einnehmen könnten, wenn wir auch unsere Hände frethalten müssen. Unser Zweck hierbet ist es nit, dieser Resolution äußersten Widerstand zu leisten, sondern uns gegen ihre Annahme ohne gehörige Erwägungen zu sichern.“ Der Staatssekcetär \{loß, er könne den Antrag Morrells, demzufolge die Negierung die Verhandlungen mit den fremden Ländern einleiten müßte, nicht annehmen. Die Ne- gierung müsse erst Zeit haben, die Bedingungen auszuardbeiten, unter welchen sie zur Verhandkung bereit wäre. Er hoffe zuversichtlich, daß dies in einem Jahre der Fall sein werde, und wünsche, es möchte verstanden werden, daß die Regierung die Bedingungen haben müsse.

Die Debatte wurde sodann auf unbestimmte Zeit vertagt.

Ftalien.

Die Jacht „Hohenzollern“ mit dem Deutschen Kaiser- paar an Bord traf gestern abend, wie „W. T. B.“ meldet, unter dem Salut der Geschüße und den begeisterten Zurufen der auf dem äußersten Ende der Molen angesammelten Menschenmenge von Korfu in Genua ein. Nachdem die Kaiser- jaht an der glänzend beleuhteten und mit Blumen geshmückten Friedrih-Wilhelmbrücke festgemaht hatte, begaben sih der deutsche Generalkonsul von Herff, der deutsche Vizekonsul von Hassel und der deutsche Militärattahé von Kleist an Bord des Schiffes, wo der Kaiser und die Kaiserin auch die Spigzen der Behörden und die Vertreter der deutschen Kolonie empfingen. Um 10 Uhr 45 Minuten reisten die Majestäten mittels Sonder- zuges nah Karlsruhe ab.

Spanien.

Jn Bilbao is ein Ausstand von Offizieren und Maschinisten der Handelsmarine ausgebrochen, dem fich nach Meldungen des „W. T. B.“ auch die Matrosen und die Dodarbeiter angeschlossen haben. Durch den Streik, der sich auf Barcelona, Gijon, Santander, Sevilla und andere Häfen ausgedehnt hat, wird die Ausreise vieler Schiffe verhindert.

| rihtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz beiwohni!,

Dänemark.

Der König und die Königin fuhren heute vormittag im Sonderzuge nah Esbjerg, wo die Majestäten an Bord der Königlihen Jacht „Danebrog“ gehen und, begleitet vom Kreuzer „Heimdal“, nah England fahren werden, um dem englishen Hofe ihren Antrittsbesuch zu machen, Wie „W. T. B.“ meldet, reist das Königspaar mit großem Gefolge, wärtigen von Scavenius befindet. Auf dem Bahnhofe in Kopen- hagen waren die Mitglieder der Königlichen Familie, die Minister und das Personal der englischen und französischen Gesandtschaft zur Verabschiedung erschienen. i Königspaar nah Paris, i ebenfalls seine Antrittsbesuche abzustatten.

Albanien.

Die Kämpfe im Norden von ArgyLocastro, die fünf / Tage dauerten, endeten, wie die „Agence d'Athènes“ meldet, [f

vorgestern mit dem Siege der Aufständishen von Epirus. Ts\epos und mehrere andere Dörfer wurden von den Truppen der Aufständischen besezt. Die Verluste der Albanesen waren beträchtlih. Die Kämpfe um Codra bei Tepeleni waren sehr blutig. Wie versichert wird, find 500 Albanesen kampf- unfähig geworden, auch die Epiroten erlitten beträchtliche Verluste. Nach einer Meldung der „Neuen Freien Presse“

Tirana wurden die albanishen Truppen bis südlich

von Korißza zurückgeschlagen. Jn Tirana werden 10 000 Mann |

mobilisiert und gehen sofort in den Kampf.

Vom „W. T. B.“ verbreiteten Telegrammen zufolge, die der albanishen Regierung zugegangen sind, dringen grie- hische Banden mit Geshüßen und Maschinengewehren un-

aufhaltsam über Ciaffa und Kicok vor und befinden si bereits |

fünf Stunden von Berat entfernt. Von Süden her dringt ebenfalls eine Kolonne gegen Berat vor. Die albanische Gendarmerie ist nah Süden abgedrängt. Die Bevölkerung flieht, von Panik ergriffen. Falls Berat beseßt wird, stehen die Wege nah Valona und Durazzo offen. Die starken Bande:

bestehen größtenteils aus organisierten Bestandteilen der grie- f chischen Armee und werden von griechischen Offizieren befehligt. F S viel mehr als die fleinen.

Nordwestlich von Dibra haben serbishe Truppen

abteilungen die albanische Grenze überschritten und 5 auf albanischem Gebiet einen Höhenrücken mit Geschüßen beseßt |

und befestigt. Amerika. Om amerikanischen Senat befürwortete in der gestrige1 Sißung der Senator Lippett eine Resolution, in der de Präsident Wilson aufgefordert wird, zu erklären, ob es sein

Absicht sei, dem General Vill ck dazu zu verhelfen, der zu- E der staatlichen Instanz in die Shulverwaltung haben, dann wird es 5 der thei rx S ) f diesem Gebtete aus fet Mie .W. T. B.“ meldet, griff Uippett die mexikanische Politit f mit der Freiheit der Selbstverwaltung auf diesem Gebiete aus sein. der Regierung heftig an und erklärte, sein Zweck bei der Einbringung s der Resolution wäre, Wilson Gelegenheit zu geben zur Abweisung | der Unterstellung, daß die Vereinigten Staaten dem verbrecherischen F Der Senator Stone gab deutlich zu verstehen, daß F Carranza und Villa ihre Kämpfe gegen | Huerta ausfechten zu lassen, und deutete an, daß se, wenn fie so fort- F führen, wie sie jeßt vorgingen, von den Vereinigten Staaten nit an- ff

künftige Beherrscher Mexikos zu werden.

Villa verztiehen. er Sen die Regierung geneigt fei, gegriffen werden würden.

Nach einer Konferenz

fortzuführen. i wird ranzas Verhalten als äußerst zweifelhaft angesehen.

Minen gelegt.

Der diplomatische Vertreter Englands in Port-f au-Prince hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ der Re-f gierung von Haiti ein Ultimatum überreicht, in dem die F Zahlung einer Entschädigungssumme von 62 000 Dollars an F für die Zerstörung einer Sägemühle während der Leconte-Revolution bis gestern abend Der Kongreß hat in seiner

einen britishen Staatsangehörigen

um 6 Ühr gefordert wird. gestrigen Nachmittagssizung die Regierung dazu ermächtigt mit dem Vertreter Englands zu verhandeln und einen Kredi zur Bezahlung des geforderten Betrages zu eröffnen.

Die Nachricht von dem britischen Ultimatum an Haiti ha das Staatsdepartement in Washington veranlaßt, sofort mi

dem dortigen englischen Botschafter in Verbindung zu treten und mindestens um einen zeitlihen Aufschub zu bitten. Der

Botschafter hat dem englischen Auswärtigen Amt durch Kabel telegramm in Vorschlag gebracht, eine Frist zur Untersuchun( des Falles zu bewilligen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstag? und der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hause! der Abgeordneten befinden fih in der Ersten und Ziveite! Beilage.

Das Haus der Abgeordneten i in der heutige! (74.) Sißung, welcher der Minister der gei tlihen und Unier die zweite Beratung des Etats des Ministeriums del geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten, und gwa! zunächst die Verhandlungen über die zu den dauernden A gaben für das Elementarunterrihtswesen gestellte! Anträge der Budgetkommission und der Abgg. Aron sohn (fortshr. Volksp.) und Genossen, betreffend die Ueber bürdung der Gemeinden mit Schullasten und dit Nachprüfung des Lehrerbesoldungswesens, und del Antrag der Abgg. Krause - Waldenburg (freikons.) und E“ nossen, betreffend Erhöhung der Ergänzungszuschüsst ür unvermögende Schulverbände, fort. Abg. Cassel (fortshr. Volksp.): Bisher erhalten 7 ¡usammen 21,79 Millionen Mark und das Land 1692 Millionen Mark Beihilfen zur Bestreitung der Schullasten. halten demna 11 9% ihrer gesamten Schullasten und das 43,19 9/9 vom Staate wider erseßt. Es darf dabei nit außer ad! gelassen werden, daß die Großstädte überhaupt feine staatlih! Mittel zu den Schullasten erhalten. Wenn man bedenkt, daß da? Land nur 80 Millionen Mark Einkommensteuer und die Städt: 949 Millionen aufbringen, so ergibt \sih daraus ohne weiteres, da das Land bei der geseßlihen Verteilung durhaus nicht zu kurz g“ fommen ift. Ferner it zu berüdcksihtigen, daß die Städ!t

in dem sih auch der Minister des Aus- |

Von London begibt sich das | dem Haag und Brüssel, um dori |

F in großen. Y Spezialshulen zu unterhalten, z. B. Blindenschulen, Taubstummen- A sMhulen, Fortbildungs\hulen und Schulen für s{chwachbegabte Kinder.

zwischen dem Staatssekretär | Bryan und den Vertretern Argentiniens, Brasiliens und Chiles f wird obiger Quelle zufolge mitgeteilt, daß man sih endgültig F entshlossen hat, ohne Carranza die Verhandlungen} “zua N i L Le ; t x 2 M gängig sel, daß der eine Teil Ausgaben mache, der andere zahle; Augenscheinlich wird ein Wechsel in Car-|F das U A starken Stuart n die Selbstverwaltung, woraus e E a 4 Ó \ E 1 were Differenzen ergeben müßten. __ gn Veracruz ist die Nachricht eingelaufen, daß die} San Franciscobrücke und eine kleinere, näher bei Veracruz F gelegene Brücke durch Dynamit zerstört worden sind. Soweil! F bekannt, ist die Soledadbrücke unversehrt, doch find auch dori F

die Städ!! s

Die Städte t f Land E

und auch die größeren Landgemeinden mit mehr als 25 Schul- stellen feine feste Staatsunterstüßung erhalten. Dies R von den betreffenden Gemeinden überaus lebhaft empfunden. Der Vorwurf, daß die Gemeinden bei Bauten etnen zu großen Luxus treiben, trifft im allgemeinen nicht zu. Eine Steigerung der Lasten für diese Bauten ist dadur eingetreten, daß man si eine Reihe yon Kulturbedürfnissen zu etgen machen mußte, denen fi keine Ge- meinde entziehen kann. Sie kann auf keinen Fall es an den technischen Einrichtungen mangeln lassen. Sonst würde sie direkt an Einwohner- zahl verlieren und finanzielle Einbußen erleiden. Man darf auch nit vergessen, wie hoh die Auëgaben der Gemeinden auf allen anderen Kulturgebteten sind. Ih erinnere nur an die Kranken- und Armenpflege, Die Summen, die gerade in Berlin dafür ausgeseßt sind, beztehen sich allein auf die Unterhaltungskosten. Die Kosten für den Neubau und den Erwerb von Grund und Boden sind gar nicht

M miteingestellt, sons würde eine viel größere Summe erscheinen. Es steht

fest, daß dieselben Gründe, die bei uns zu dieser enormen Steigerung der Ausgaben geführt haben, auch für die anderen größeren oder fleineren Gemeinden gelten, wenn sie auf der Höhe der Ansprüche bleiben wollen, um nur die notwendigsten Bedürfnisse decken zu können. Wir wollen bei dem Wege, der zu beschreiten is, den Grundsäßen unserer Verfassung treu bleiben, weil wir diese Grundsäge für die allein rihtigen halten. Nach der Verfassung ist das Aufbringen der Nolks\hullasten Sache der Gemeinden, und nur dann, wenn diese nicht dazu tmstande sind, sollen sie vom Staate die nôtige Hilfe erhalten. Gs ist nun die_ Errichtung einer allgemeinen Be- soldungskasse für den ganzen Staat in GCrwägung gezogen. Jn diese Kasse sollen die einzelnen Gemeinden nah Maßgabe ihrer Leistungs- fähigkeit Beiträge zahlen. Diesen Weg lehnen wir zunächst als ver- fassungswidria ab. Eine solhe Zusammenfassung der Verbände zur Tragung der Volksschullasten ist ausdrücklich vom Gesetzgeber abgelehnt worden. Wir müssen au der Errichtung einer solhen Besoldungs- fasse deshalb widersprechen, weil fie gegen die einfahsten Grundsäye der Gerechtigkeit verstößt, und weil fie nicht in Einklang zu bringen ift mit den Grundsäßen unserer gesellshaftlihen Ordnung und vor allen Dingen mit dem Prinzip des wahren Wesens unserer Selbst- verwaltung. Das Prinzip der Besoldungskasse ist das, daß die leistungsfähigen Gemeinden nicht nur die Mittel für ihre persôn- lihen Schullasten, sondern auch die Mittel für die Koslen der weniger leistungsfähigen Gemeinden aufbringen sollen. Dies ist eine große Ungerechtigkeit in der Verteilung der Lasten auf die etnzelnen Steuerzahler. Wenn die Besoldungskaßten nur die persönlichen Schullasten tragen sollen, wo liegt da aber die prinzipielle Grenze? Warum tragen fie niht auch die sächlichen Kosten ? An Armen-, Kranken- und Waisenlasten tragen die großen Gemeinden 1 [ Alle im gesundheitlihen Interesse liegenden Einrichtungen sind in den kleinen Gemeinden nit so erforderli wie Die größeren Gemeinden haben auch die Verpflichtung,

Für dies alles haben die kleineren Gemeinden niht zu sorgen. Es ist nicht zu bestreiten, daß durch die Errichtung der Besoldungskassen Streitigkeiten unter den Gemeinden entstehen werden. Dies muß dazu führen, daß der staatlihen Instanz die Entscheidung über strittige Fragen vorbehalten sein muß. Und wenn wir erst diese Einmischung

Der Gedanke der Besoldungskassen muß auf wirtschaftlißem und sozialem Gebiete zu Aehnlichem führen. Die Folge wird sein, daß unsere wirtschaftlihe und fulturelle Blüte bedroht, daß die Axt und die Zerstörung an ihre Wurzel gelegt wird. Die Einkommen- und die Ergänzungssteuer sollen als Maßstab an- gelegt werden. Warum niht auch die Grundsteuer? Weil die Höhe der Grundsteuer als Maßstab zur Belastung gewisser Herrschaften führen würde, die man von diesen Lasten befreien wtll. So tôriht sind wir nicht, daß wir den eigentlihen Grund nicht sehen. Man will eben nur das mobile Kapital bedrüden, Handel und Sndustrie follen die Kosten tragen. Diese Gründe hat die Regierung auch feiner- zeit anerkannt. Der Finanzminister von Rheinbaben hat bei der Be- ratung des Lehrerbesoldung8sgeseßes dargelegt, * daß es niht an-

Di Auch der Kommissar des Unterrichtsministers hat sih auf das energishste gegen etne solhe Zu- sammenfassung gewehrt. Der Untercichtsminister weiß sehr wohl, daß, wenn unser Schulwesen in Preußen sich in einem so hohen Maße entwidckelt hat, dies nicht allein das Verdienst des Staates is, sondern ‘daß hauplsächlih die

| freie, opferwillige Hingabe der Gemeinden es dahin gebracht hat.

Wenn die Gemeinden niht mehr die Mittel für ihre Schulen allein ausgeben dürfen, dann wird au die Blüte unseres Schulwesens auf das erbeblichste leiden. Gerade der Wetteifer der Gemeinden hat auf die Höhe geführt. , Fällt er fort, dann werden die Leistungen sinken. Auch durchdie Uebernahme der Lastenauf den Staat würden die Gemeinden entlastet; aber warum überhaupt diese Verschiebung in der Lastenfrage ? Es kommt noch dazu : wenn der Staat die persönlihen Schullasten übernimmt es sind 320 Millionen Mark, und die Summe wird noch steigen —, dann wird es auch zur Staats\chule kommen. Wenn der Staat zahlt, wird er auch allein in der Schule aus- \hlaggebend sein. Der jeßige Kultusminister bemüht sich aller- dings, den Gemeinden möglichst freie Hand in der Schul- verwaltung zu lassen, und hoffentlich wird er auch weiter für die Autonomie der Gemeinden in der Schule sorgen; aber wenn der Staat so viel zahlt, muß es zur Staats\chule kommen. Wir in den Gemeinden wollen das fköstlihe Gut der Schulverwaltung niht preisgeben, denn gerade darin liegt der ideale Kern der Selbstverwaltung der Gemeinden. Wenn der Staat so hohe Lasten übernimmt, wird er dann den Gemeinden das Lehrerwahl- recht belassen wollen? Der Staat wird auch niht die vielen Forts ritte mahen können, die die Städte zunächst versuchsweise auf ihr eigenes Risiko machen; der Staat kann nicht so viel Seelen wie die Gemeinden. Abg. von Zedliß {lägt den Mittelweg vor, daß teils die Besoldungskassen, teils der Staat die Lasten übernehmen follen; er täuscht sich aber darin, daß etwa die Gemeinden freiwillig das Lehrerwahlrecht preisgeben werden. Die großen Städte, nit bloß Berlin, haben immer die größte Hingabe und Opferwilligkeit für das Vaterland bei jeder Gelegenheit be- wiesen ; E fie aber die Rechte der Selbstverwaltung freiwillig hingeben follen, daran is nimmer und nimmer zu denken. Nach dem Abg. von Zedliß sollen die großen Städte die opferwillige Fingabe zeigen, damit die anderen etwas bekommen; nein, ba. von Zedliß, das wäre niht opferwillige Hingabe, sondern Selbstmord. Der Hahn sagte zum Regenwurm : „Ach, es ist ja doch alles nur ein Uebergang“, und damit verschluckte er ihn. Wir wollen dur unseren Antrag zum Ausdru bringen, daß wir den darin vorgeshlagenen Weg für den allein rihtigen halten. Die Ungleichheiten in der Lehrerbesoldung können nur durch entsprechende Erhöhungen der Besoldung beseitigt werden. Dabei dürfen nur die leistungsschwahen Gemeinden mit Staatszushüssen unterstüßt werden. Die anderen Gemeinden können Opfer für ihre Schule bringen. Es ist ja kein Opfer; denn es is selbstverständlih, daß sie für thre Schulen as zahlen, wenn sie können. Die Volksschulbildung muß gu

auf dem Lande in die Höhe gebracht werden. Die Mittel dafür müssen von der Allgemeinheit aufgebraht werden, aber niht durch Besoldungskassen. Wir müssen Sie bitten, von dem ver- hängniövollen Wege der Besoldungskassen oder der Uebernahme der persönlichen Schullasten auf den Staat abzusehen, damit die Selbst- verwaltung aufrechterhalten werden kann. Für die Ortszulagen war in vielen Gemeinden ein Bedürfnis. Wir bitten aber auch, den Fonds für die Unterstüßung der Gemeinden mit mehr als 25 Sqhulstellen ¿u erhöhen; denn das würde nur der Gerechtigkeit entsprechen Die liberalen Parteien haben bet der Beratung des Lehrerbesoldungs- geseßes immer erklärt, daß alle Lehrer den Sekretären der Staats- verwaltung gleichgestellt werden müssen. Ste seßten dabei voraus,

daß diese Gleichstellung so erfolgen müsse, daß kein Kreis von Lehrern eine Verkürzung an dem bisherigen Einkommen erfährt. Die Kosten ‘der Schaffung des Einheitsgehalts sollen zwanzig bis fünfundzwanzig Millionen Mark ausmachen. Diese würden \sich ohne große Schwierigkeiten aufbringen lassen. Aber es kommt nicht nur darauf an, daß man das Hôchstgehalt auf 4500 #6 festsezt, sondern darauf, daß die Orts- und die anderen Zulagen derartig eingerichtet werden, daß die Lehrer dabei nicht zu kurz kommen. Es kommt vor, daß Gemeinden, die das Höchstgehalt haben, weniger zu zahlen haben, als gleihe Gemeinden, in denen das Höchstgehalt nicht erreicht, aber dadur ein besserer Ausgleich in den mittleren Stufen erreicht wird. Der Minister hat gerügt, daß vom Hause viel Wünsche vor- gebracht, aber wenig praftishe Vorschläge gemaht würden. Ich erkenne mit dem Minister an, daß die Sache mit der Be- soldungskafse einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden muß. Auch stimme ich darin bei, daß die aufgestellte Statistik immer einseitig sein wird. Auch ist nit zu verkennen, daß die Verhandlungen mit dem Finanzminister niht leiht sein werden. Troßdem müssen die Arbeiten so schnell wie möglich vorgenommen und beendet werden. Der Gedanke des Einheitsgehalts is nun einmal aufgeworfen worden. Wir halten unsere Anträge aufrecht. Sollten fie aber abgelehnt werden, dann werden wir dem Antrage der Budget- fommission zustimmen. Wir seßen aber voraus, daß die Selbst- verwaltung der Gemetnden dadurch nicht angetastet wird. Wir werden, wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft daran mitarbeiten, daß die Schule zu ihrem Nechte kommt. Wir werden aber au darauf sehen, daß aus dem Ergebnis der Beratungen kein Unheil hervorgeht, sondern daß fie heilvoll für die ganze Gntwicklung unseres Volkes sein werden.

(Schluß des Blattes.)

Koloniales.

Das Komitee zur Entsendung Lungenkranker nach Deutsch Südwestafrika hat einen Preis von 3000 4 für die beste Beantwortung der Frage ausgeseßt: „Welche Bedeutung hat das Klima von Deutsh Südwestafrika für Tuber- fulose?*“ Als Preisbewerber kommen ausschließlich in Deutsch Südwestafrika tätige oder tättg gewesene Aerzte in Frage. Die Arbeiten sind, versiegel: und mit einem Motto versehen, bis zum 1. April 1915 bei dem Direktor der Medizinalabtetlung des Königlich preußishen Ministeriums des Innern, Wirklihen Geheimen Ober- medizinalrat, Professor Dr. Kirchner, Berlin NW. 7, Schadow- straße 10, einzureihen. Das Preisrichteramt liegt in den Händen der Herren: Wirklicher Geheimer Obermedizinalrat, Professor Dr. Gaff ky in Hannover, praktisher Arzt Dr. Kaß, Ministerialdirektor, Professor Dr. Kirchner und Generalarzt, Professor Dr. Steudel in Berlin. Die Entscheidung ist unter Ausschluß des Nechtswegs endgültig. Wegen mehrere gleihwertige Arbeiten vor, so bleibt eine angemessene Teilung der Summe vorbehalten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber die Dampfmaschinen in Preußen am 1. April 1913 nah Erbauungsjahren und ihre Leistungsfähtgkeit in Pferdestärken

gibt das Königliche Statistishe Landesamt in der „Stat. Korr.“ eine tabellarishe Uebersicht, nah der im preußishen Staate am 1. April 1913 im Betriebe waren: 87 400 feststehende Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 6287 626 Pferdestärken (zu dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres 87847 mit 6182116 Pferde- stärken), 32407 Lofkomobilen mit einer Leistungsfähtgkeit von 586 091 Pferdestärken (i. Vorj. 31607 mit 550579 Pferde- stärken) , ferner 2741 Binnenschiffs - Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 375 473 Pferdestärken (i. Vorj. 9693 mit 357399 Pferdestärken) und 788 Seeschiffs- Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 267 303 Pferde- stärken (i. Vorj. 771 mit 269 446 Pferdestärken), zusammen 123 336 Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 7 516 493 Pferdestärken (i. Vorj. 122918 mit 7359540 Pferde- stärken). Außerdem waren an Dampfturbinen, soweit das Statistishe Landesamt von deren Tätigkeit Kenntnis erhalten hat, am 1. April 1913 795 zum weitaus größten Teil in den Jahren 1906 bis 1912 erbaut vorhanden, deren Leistungsfähigkeit 1 241 608 Pferdestärken betrug, gegen 669 mit 971 653 Pferdestärken zu dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Die leute im Statislishen Landesamt vorgenommene Aufbereitung der Katasterblätter für die Dampfmaschtnen belehrt uns in recht ein- dringlicher Weise darüber, wie die Zunahme der Kolbenmaschinen sinkt zugunsten eines Ansteigens der Dampfturbinen. Der Höhepunkt der Einstellung von feststehenden Kolbendampfmaschinen war im Jahre der „Hochkonjunktur“ 1907 mit 277 917 PS ‘erretcht, seitdem ist ein stetiges Absinken der jährlihen Neuetnstellung bis auf 100 548 PS bei den im Fahre 1912 erbauten feststehenden Kolbendampfmaschinen zu verzeihnen. Dampfturbinen sind bereits 1907 mit einem Kraft- betrage von 165 995 PS3 in Betrieb geseßt worden ; das folgende Jahr brate dann etn Absinken der Neueinstellung auf 116 873 PS, die beiden leßten vollen Jahre aber ein erheblihes Anwachsen: 1911 auf 208 631 und 1912 sogar auf 213 987 PS. Immerhin erscheint das Anwachsen der Dampfkraft gegenüber 1907 fich verlangsamt zu haben, denn an Stelle der 1907 neu in Betrieb geseßten 443 912 PS (feststehende Dampfmaschinen und Dampfturbinen) find in den Jahren 1911 und 1912 nur 355 383 PS und 314535 PS erbaut worden. Da die Konjunktur in diesen beiden leßtgenannten Jahren wieder günstiger geworden is und namentli die Eisenindustrie ihre Produktion ge- waltig gesteigert hat, bleibt nur die Annahme, die au von Kennern der Tatsachen bestätigt wird, daß die neuere Entwicklung der Eisenindustrie auf die steigende Ausnuzung der Koksöfengase und der Hochofengase in den großen Gichtgasmaschinen hinztelt, welche Entwicklung allein der deutshen Eisenindustrie die Konkurrenz- fähtgkeit auf dem Weltmarkte fichert. Daneben erklärt fich die starke Zunahme der Dampfturbinen aus deren größerer Wirtschaftlichkeit gegenüber den Kolbendampfmaschinen. Die gesamte Dampfkraft in M war bereits auf 6,29 Millionen Pferdestärken in den fest- tehenden Kolbendampfmaschinen, 1,23 Million PS in den Lokomobilen und Schiffsdampfmaschinen und 1,4 Million PS in den Dampf- turbinen angewachsen, betrug also insgesamt 8,76 Millionen PS ohne die Eisenbahnlokomotiven!

Fnteressant ist noch, daß es 1661 nahwelslich über 50 Jahre alte Dampfmaschinen gab; 15 davon blicken sogar auf das „Greisenalter“ von 73 bis 93 Jahren zurück; die älteste Dampfmaschine, eine Matrone, die notorisch das Alter von 115 Jahren erreicht. hat, ist eine in Eng- land erbaute und im Saltnenbetriebe tätige, mit Balancier wirkende Hubmaschine.

Kunst und Wissenschaft.

__ Das Sargassomeer wäre wohl nicht so bekannt, wenn nicht Columbus auf seiner Reise nah Amerika durch diese {chwimmenden Pflanzenmassen zu dem begreiflihen Irrtum verleitet worden wäre, daß er sich bereits in unmittelbarer Nähe etnes Festlandes befände. Gâbe es heute noch gänzlih unerforschte Meeresräume, so würde der erste Reisende, wenn er auf eine derartige Erscheinung stieße, wohl denselben Schluß daraus zichen. Es ist in der Tat außerordentlich, daß mitten im Weltmeer etne weite Flähe mit ungeheuren Massen von Pflanzen erfüllt ist, und das Sargassomeer hat deshalb

eine über- Der Sar-

die Wissenschaft eingehend beschäftigt, ohne daß einstimmende Erklärung bisher gewonnen wäre. gasso, nah dem der Name gewählt worden ift, stellt eine braune Meeresalge dar, die dort scheinbar im offenen Meer dauernd fortwuchert. Die Meinungsverschiedenheit bezieht fich in der Hauptsache darauf, ob diese Algen immer wieder aufs neue von etner em A fortgerifsen und in dies Gebiet hineinges{chwemmt werden oder ob es ch immer um dieselben Pflanzen handelt, die dort feit ungezählten Jahrhunderten s{chwimmen und \sich nur durh Knospung vermehren. Iedenfalls if eine andere Fortpflanzung bisher niemals festgestellt worden. Der dänishe Algenforscher Börgesen hat eine neue Untersuchung über den Sargassjo ab- geschlossen, und seine Ergebnisse bestätigen nach der „Revus Scientifique“ die zweite Annahme, obglei diese noch wundersamer erscheint. Die dort in ungeheuren Massen zu- sammengehäuften Algen seßen sich aus nur zwei Arten zu- sammen, die beide völlig vershieden von den Algen an der amerifkfanishen Küste sind, sodaß eine Herkunft von dieser {hon aus diesem Grunde ausgeschlossen ist. Außerdem sind die Algen der Sargassosee in voller Lebenskraft und nicht etwa nur Feten und Bruchstücke, wie sie sih sonst in abgerissenem Zustanv an Gestaden finden. Endlih würde es sih auch nit erklären lassen, wie so große Mengen abgerissener Algen auf einem Bezirk der Meeresfläche zu- sammen kommen könnten, da fie sich auch an den Küsten gar nicht so häufig vorfinden. Sie werden dort auch im allgemeinen nicht ins Meer hinausgeführt, sondern durch die Brandung an die Küste ge- worfen, Wo die Alzen nun eigentlich herkommen, tf also immer noch nit entshieden. Börgesen meint, baß fie vielleiht in yer- hältnismäßig flahem Meer wachsen, dessen Boden den Teil eines ver- sunkenen Festlandes, vielleiht der fagenumwobenen Atlantis darstellt.

Literatur.

Im Auftrage des Vereins zur Förderung des kaufmännischen Bildungswefens in Rheinland und Westfalen haben der Geschäfts- führer der Handelskammer in Düsseldorf Dr. O. Brand und der Betgeordnete der Stadt Düsseldorf Dr. O. Most unter Mitwirkung zahlreiher Fahmänner im Verlage von G. D. Baedeker in Essen eine Heimat- und Wirtschaftskunde für Rhein- land und Westfalen herausgegeben (geb. 8 F). In dem zweibändigen Werke wird zum ersten Male der Versuch ge- macht, die wichtigsten Ergebnisse aus allen Gebieten der Bevölkerungs-, Wirtschafts und politischen Statistik für Rheinland und Westfalen übersihtlich zum Studium und Handgebrauh zusammenzutragen und durch volkstümlihe Erläuterungen zu beleben. Das reihe amtliche Material, das der Darstellung zugrunde liegt, ist in mühevoller Arbeit dem besonderen Zweck dieser Veröffentlihung enisprehend ver- arbettet und übersihtlich gruppiert worden. Um die Entiwtcklung möglichst Élar erkennen zu lassen, sind, soweit irgend mög- lih, neben den neuen Angaben entsprehende aus der Ver- gangenheit beigefügt, außerdem zur Erleichterung der Be- urteilung zahlreihe Verhältnisberechnungen durhgeführt worden. Der beshreibende Teil ist von dem statistischen getrennt ; so bietet der erste Band eine textlihe Darstellung der wirtschaftlichen und geistigen Kultur der betden Provinzen für jedermann, während der zweite Teil ein für Behörden und Kaufleute wichtiges ftatistishes Hand- buch des Westens Preußens darstellt. Um den überaus viel- seitigen reichen Inhalt des Buches erkennen zu lassen, seien die Hauptkapitel des beschreibenden Teils, die im zweiten zahlengemäße Belege finden, kurz angeführt: Im 1. Kapitel \{ildert der Professor Dr. Eckert die Natur als Grundlage des Wirtschaftslebens, im 2. geben der Archivrat Dr. O. Redlich und der Beigeordnete Dr. Most einen Abriß der Geschichte der beiden Provinzen, im 3. teilt der Gymnvsialoberlehrer Dr. Wrede volksfundlihes aus ihnen mit. Es folgen Kapitel über die Bevölke- rung und das wirts{aftlihe Leben in Rheinland und Westfalen (von Dr. Most) über weitere wirtshaftlihe und soziaie Angelegenheiten (Unternehmungsformen, Arbeiterverhältnisse, berühmte Industrielle und Kaufleute) von verschiedenen Verfassern, über die Be- höôrdenorganisation und das fommunale Finanzwesen (von Pro- fessor Dr. Geffken) sowie über Kunst, Wissenschaft und Bildung In dem zweiten (besonderen) Teil werden die Land- wirtschaft (von Dr. P. Meyer),, das Handwerk (von Dr. I. Wilden), das Großgewerbe, der Handel und die künstlerischen Gewerbe und das Verkehrswesen (von verschiedenen Verfassern) eingehend hehandelt. Der 3. (statistische Teil) bietet eine Bevölkerungsstatistik und reiche statistishe Angaben des Dr. Most über Landwirtschaft, Gewerbe, die Arbeitsverhältnisse, den Verkehr, das Geld- und Kreditwesen, die Preise, das Finanz- und das Steuerwesen, das Unterrichtswesen und die Volksvertretungen. Der 4. Teil (2. Band) umfaßt dann endlich das Statistishe Handbuch für Rheinland und Westfalen (bearbeitet von Dr. Most) mit mehr als 300 Seiten statistishe CTabellen. Dem sorgfältig durchgearbeiteten Buch, das eine Fülle von reizvollen Schilderungen und übersichtlihen tatfächs lichen Angaben enthält, ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

Der Professor an der Untversität in Straßburg Dr. Georg Dehio gab in den Jahren 1906—1912 auf Anregung der deutschen Geschihtsvereine und des Tages für Denkmalpflege ein Handbu ch der deutshen Kunstdenkmäler heraus. Im Verlage von Ernst Wasmuth in Berlin is jeßt von dem 1. Band, Mittel - deutschland, eine zweite, ergänzte Auflage, von demselben Herausgeber bearbeitet, ershienen. An der bewährten Anordnung des Werkes, das mit seiner neuen Auflage unter die Fürsorge des Deutschen Vereins für Kunstwissenschast tritt, ist nichts geändert worden. In alphabetischer Folge sind die Ortschasten und unter ibnen die dort befindlichen Kunstdenkmäler mit knapper Charakterisierung und Zeitangaben aufgeführt. Auf Vollständigkeit, die ein Vorreht der amtlichen änventare bleiben muß, ist wieder verzichtet und nur eine Sichtung und Auswahl geboten. Da diese aber von einem berufenen Fahmann vorgenommen wurde, enthält das Handbuch tatsächlich alles Wissens- werte. Der seit der ersten Auflage erfolgte erheblihe Nahschvb der &Fnventare brahte eine Vergrößerung des Umfangs des Buches mit si, um so mehr, als damals etwa zwei Fünftel des behandelten Gebiets noch gar nit inventarisiert waren; jeßt fehlen nur noch der bayerishe Bezirk Oberfranken und einige Aemter in Unterfranken und im Königreih Sachsen. Fortgelassen sind die Literaturangaben, weil doch nur eine Auswahl geboten werden könnte, für die eine fonsequent anwendbare Begrenzung fehlt, weil ferner oft die für die Beurteilung eines Denkmals wichtigsten Beiträge niht in Sonder- schriften, sondern in allgemeinen Werken enthalten find, auf solche Stellen aber der Nachweis naturgemäß nicht ausgedehnt werden konnte, und endlich, weil bei wissenschaftlichen Arbeiten zu Hause ein Zurück- greifen auf die Inventare, in denen die Literatur regelmäßig ver- zeichnet ist, doch niht entbehrt werden kann. Als wichtiger Zuwachs ist für die zweite Auflage dagegen ein alle 5 Bände zusammensassendes Sachregister in Aussicht genommen.

Ausftellungsnachrichten.

Gestern vormittag wurde die Internationale Ausstellung für Buhgewerbe und Graphik Letpzig 1914 auf dem Ge- lände der vorjährtgen Internationalen BausaVausftellung, zu beiden Seiten der Straße des 18. Oktober, am Fuße des Völïers(lachtdenkmals, in Gegenwart Seiner Majestät des Königs, des Prinzen Fohann Georg und der Prinzessin Mathilde von Sachsen sowie zahl- reicher geladener Gäste eröffnet. Um 11,30 Uhr trafen die hohen Herrschaften vor dem Haupteingang zur Ausstellung ein, wo sie „W. T. B.* zufolge vom Direktorium der Ausstellung, mit dem ersten Präsidenten Dr. Ludwig Volkmann an der Spiße, empfangen wurden. Seine Majestät begab sich in Begleitung der Herren des Di- reftoriums in den Repräsentationsraum in der Industriehalle, woselbst #ich zur Eröffnungsfeier u. a. cingefunden hatten: der Staatssekretär des Reichsamts des Innern, Staatsminister Dr. Delbrück, der Staats- sekretär des Reichskolontalamts Dr. Solf, das gesamte \ädsische Ministerium, der Kommandierende General des 19. Armeeko1ps