1895 / 156 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Jul 1895 18:00:01 GMT) scan diff

[lehnen es aber ab, weil Sie irriger Weise fürhten, ein Provinzial» Landtag könne die Einführung der Versicherung entgegen dem Interesse der Landwirthe des Provinzialverbandes beschließen. Kein Provinzialverband wird nah meiner Ansicht, wenn nicht die Landwirthe selbst die Sache wünschen, die Versicherung beschließen, am allerwenigsten werden das die städtishen Vertreter im Provinzial- Landtag thun; das kann ih nah meiner sechsjährigen Thätigkeit als Landes-Direktor sagen, da sich dieselben in landwirthschaftlihen An- gelegenheiten fast stets der Abstimmung enthalten, au, weil sie in der Regel an der ganzen Sache garnicht interessiert sind.

Ich stelle daher doch sehr zur Erwägung des hohen Hauses, ob Sie detn Weg, den Ihre Kommission betreten hat, folgen wollen. Ich meines Orts würde wünschen, daß Sie die Kommissionsanträge ablehnen und das Geseß an die Kommission zurückverweisen.

Geschieht das, so wäre zu erwägen, ob nicht die Einführung der Versicherung statt vom Beschluß des Provinzial-Landtags von dem der Landwirthschaftskammer abhängig zu machen ift.

Abg. Freny (konf.): Versicherungen genügen hier überhaupt nit, man {üßt sich gegen die Viehseuche am besten, indem man die Thiere forgfältig pflegt und hält. Gegen Hagel muß man si ver- sichern, aber nicht gegen Dinge, die man selbst in der Hand hat. Geht das Geseß dur, so werden diejenigen Land- wirthe, welche ihre hiere ordnungsgemäß halten, für die nahlä\figen Landwirthe mit bezahlen müssen. an kann der Land- wirthschaft niht aus ihrer eigenen Tasche helfen. Die Zahlungen für Versicherung gegen Hagel und Feuer, die unvermeidlih sind, find schon hoh genug gestiegen. Dazu ist die soziale Gesetzgebung de kommen, welche gleichfalls die Tasche des Landwirths stark in An- \pruch nimmt. Wie foll der Landwirth alles aufbringen können? Ich

kann die zwangsweise Versicherung überhaupt niht empfehlen.

Abg. Freibecr von Buddenbrock (kons.) trat der Auffassung des Ministers entgegen, als ob die Kommission die Sache mit Vor- eingenommenheit behandelt habe ; von vornherein seien viele Stimmen in der Kommission au gegen den Antrag laut geworden. Werde das Gefeß angenommen, fo werde man fagen können : Wohlthat wird Plage. Die Zwangéversicherung werde einen ungeheuren Apparat nôthig machen, wodurch die Versicherungsbeiträge, die {hon jeßt sehr boch seien, womöglich noch höher werden müßten.

Minister für Landwirthschaft Freiherr von Hammer- stein: ;

Meine Herren! Der erste Herr Vorredner hat sih auf die Teltower Versicherungsgenossenshaft bezogen; aber das beweist nichts für seine, sondern gerade für meine Ansicht. (Sehr richtig!) Ich habe ausgeführt, daß si herausgestellt habe, daß die kleinen Vieh- versiherungen und zu denen gehörte auch die Teltower Versicherung dem Bedürfniß der Schweinebesißer nah Versicherung zu genügen nicht im ftande seien, wenn einmal eine größere Seuche ausbräche, und gerade die Teltower Versicherungsgenofsenschaft hat so umfang- reiche- Schäden nicht decken Éönnen. :

Nun hat der Herr Vorredner darauf hingewiesen, gegen die Schweinekrankheiten könne sich jeder Landwirth selbst \{chüßen. Ja, wenn der geehrte Herr uns nur die Mittel angeben wollte, um uns immun zu erhalten, so würden wir ihm außerordentli dankbar sein. Die von dem Herrn Vorredner empfohlenen Mittel haben fich jedenfalls niht bewährt, um eine große Kalamität namentlih für mittlere und kleinere Grund- besißer abzuwehren.

Wenn der erste Herr Vorredner behauptet, daß in Rummelsburg die schlimmsten Mißstände daraus entstehen, daß die Schweine dort ohne Getränk blieben, nicht gefüttert würden, \{chlecht gewartet würden, so kann ich versihern: daß diese Behauptung theils übertrieben, theils unrichtg ift. Ih bin selbst dort zugegen gewesen, wie alle die Thiere, die am Markt einzeln ver- fauft wurden, einmal in einem dort \tehenden Wasserbassin zur Tränkung gebracht wurden, und überall wurden sie gefüttert. Außer- dem glaube ih auch nit, daß lediglich durch mangelhafte Pflege und Wartung die Keime zur Krankheit gelegt werden. Ich erinnere an die Seachenkalamität in Ungarn. Ich glaube, über den Zweck des Gesetzes bestezt doch Mißverständniß. Der leßte Herr Redner sprach vom allgemeinen Versicherungszwang, den das Geseg herbeiführen werte. Das ist ja niht der Fall. Das Geseß will den Provinzial- verbänden und einzelnen Kreisen die Befugniß geben, im Rahmen be- stimmter Vorschriften für gewisse Bezirke dieses Kreises oder für den Bezirk des Provinzialverbandes, wenn die Betheiligten es wünschen, einen folchen Versicherungszwang herbeizuführen. Das is doch etwas vollständig Anderes. Dann, glaube ih, ist nicht zweifellos, was der dritte Absaß der Kommissionsanträge will. Ich habe denselben dahin verstanden und ih glaube, fo muß manihn verstehen daß, während der Regierungsentwurf will: das Gesetz solle eingeführt werden auf Beschluß des Provinzialverbandes, nah dem dritten Absay der -Kom- missionsanträge bestimmt werden soll: „auf Beschluß der Landwirth- schaftskammern“ solle das Gesetz eingeführt werden. So wenigstens verstehe ih den Antrag.

Die annähernden Kosten der Versiherung wird Ihnen mein Herr Vertreter mittheilen können. Dieselben er- reihen auch nicht annähernd den von den Herren Vorrednern be- zeichneten Umfang. Wollen Sie, wie das der betreffende Antrag will pro Schwein unter Berücksichtigung der allgemeinen und anderer Krankheiten, alfo aller Krankheiten, gegen welche die Versicherung ge- \{lofsen werden kann, eine s\tatistishe Erhebung und Feststellung der Koften haben, so erkläre ih bestimmt, daß die Staatsregierung Ihnen diefe Nachweisung nicht geben kann.

Geheimer Regierungs - Rath Freiherr von Seberr-Thoß: Genaue Ermittelungen anzustellen, ist uns unmögli, da wir wegen der nicht allgemein erien Anzeigepfliht kein sicheres Material erlangen können. Daß die jeßt bestehenden Versicherungen theuer sind, kommt daher, daß kein Versicherungszwang besteht. Wird das Unternehmen auf die Schultern der Provinz ger stellt, so werden \ih die Kosten auf 0,75 bis 1,20 A bro S{wein und _Jahr belaufen. Natürlich kann ich keine Garantie für diese auf Schätzung beruhenden Zahlen geben. Fast alle Provinzen, nament- lid Schlesien, und au die landwirthschaftlichen Zentralvereine baben nch für den Entwurf ausgespröchen.

riet Bandelow (konf.) erklärte, daß er für den Gesetzentwurf eintrete.

__Abg. Gamp (fr. kons.): Der Geseßentwurf wäre in der Kom- mission mit allen gegen 2 oder 3 Stimmen abgelehnt worden, wenn wir nicht die vorliegende Resolution vorgeschlagen ‘hätten. Wenn auch bedauerlicher Weise zu der in Rede stehenden Angelegenheit keine statistishen Daten vorliegen, fo [läßt fih dieser Fehler doch beseitigen. Wir haben ja Statistiken über weit geringwertbigere Fragen ; warum foll hier nicht auch eine Statistik geshaffen werden können? Wenn die Herren aus Stlesien dringend einen folchen Gefeßentwurf wünschen, was mir zweifelhaft ist Graf Strachwitz ist in der Kommission lebhaft dagegen aufgetreten, so mag die Regierung einen Geseßentwurf vorlegen, der sih auf die dortigen Verhältniffe beziekt. In der Kommission waren alle einig in der

Ansicht, daß man die Entscheidung darüber, ob eine Versicherung ein- zuführen sei, ob der Landwirthschaft neue Steuern aufzuerlegen seien, nicht der Provinzialverwaltung übertragen dürfe. Diese Entscheidung darf niht durch eine Majorität herbeigeführt werden, welche niht an der Sache betheiligt ist. Nachdem der Herr Finanz-Minister sich erst estern entschieden gegen einen Staatszushuß zu den Verpflegungs- tationen ausgesprohen hat, deren Verwaltung die Provinzen über- nehmen sollten, foll heute das ent egengeseßte Prinzip Play greifen, daß die Landwirthe zahlen und die Provinzialvérwalüngen entscheiden sollen. Der Staat mag die ganze Zahlung übernehmen und ein Pauschquantum auswerfen!

Die Anträge der Kommission wurden mit großer Mehrheit

angenommen.

Nach 4 Uhr beshloß das Haus Vertagung. Nächste Sidung: Mittwoch 11 Uhr (Geseß über die Zentralgenossen- schaftskasse, Jagdschein-Geseß, Jagdpolizei-Gesez, Antrag Ring und Antrag Letocha).

Literatur.

Geschichte.

ffÆ „Publikationen aus den Königlih preußischen Staats - Archiven.“ 61. Band. Erih Joachim, „Die Politik des legten Hochmeisters in Preußen Albrecht von Brandenburg“. IlI. Leipzia, S. Hirzel, 1895. Pr. 14 M Mit dem vorliegenden Bande erhält diese Publikation ihren Abschluß. Die ersten beiden Bände zeigten uns die Bemühungen des jungen, zum Hochmeister gewählten Hohenzollernprinzen, den deutshen Orden, der seit 1466 ein Lehensträger der Krone Polen war, wieder unabhängig zu mahen. Der Kampf, den er mit großer Ausdauer, aber wenig Glück darum führte, endete im Jahre 1521 mit einem vierjährigen Waffenstillstande, während dessen ein Schiedsspruh des Kaisers und des Königs von Ungarn die Streitigkeiten zwischen dem Orden und Polen \{lichten follte. Diese Frist suchte nun der Hoch- meister nach Kräften auszunußen: einerseits auf die beiden Schiedsrichter einzuwirken, um einen günstigen Spruch zu erzielen, andererseits seine Macht möglichst zu verstärken, um nöthigen- falls seine Ansprüche mit Gewalt durhzuseßen. Seine Lage war höchst ungünstig. Die baaren Mittel hatte der Krieg verschlungen, dazu hatte er beträhtliße Anleihen mawen müssen, um deren Rück- zahlung er nun gedrängt wurde; die Einkünfte des ausgesogenen Ordenslandes reihten niht zur Bezahlung der Schulden, noch weniger zu großen politishen Aktionen hin; überdies waren die Dependenzen des Ordens in Deutschland und Livland nicht geneigt, \sich für den Hochmeister Lasten aufzuerlegen, fondern suchten si vielmehr gan von seiner Oberherrschaft zu emanzipieren. Troß alledem verlor Albrecht den Muth nicht und \chmiedete die weitgreifendsten politischen Pläne, um sich Geld und Bundesgenossen für den Kampf gegen Polen zu verschaffen. Seine verzweigten Unterhand- lungen mit allen Großmähten Europas zu schildern, ift unmögli; wir wollen nur einige Projekte anführen, deren Abenteuer- lichkeit seine verzweifelte Lage am besten carakterisiert. So sandte er einen seiner Vertrauten nah England, um mit König Heinrich VIILI. ein Bündniß gegen die Türken abzuschließen: der König sollte den Hochmeister zum Hauptmann über ein gegen die Türken zu werbendes Heer ernennen und ihm die Werbungsgelder zur freien Verfügung überlassen. Hier abgewiesen, trat er bald darauf in Paris mit ähn- lichen Forderungen hervor; gegen eine Jahreépension wollte Albrecht im Bunde mit Christian von Dänemark und dem Kurfürsten von Brandenburg \ih an einer französishen Aktion gegen England be- theiligen : ein phantastisher Plan, der natürlih ebenfalls ohne Folgen blieb. Nirgends also fand er wirksame Unterstüßung gegen Polen ; auch das Reich, das er anrief, versagte si ihm, ebenso die Kurie, da in Ostpreußen die Reformation stetig Fortschritte machte und von Albrecht niht gehindert, von einigen seiner höchsten Beamten fogar nah Kräften gefördert wurde. Je mehr man si daher dem Ende der Waffenruhe näherte, um fo nothwendiger wurde die Ver- ständigung mit Polen. Da tauchte plößlich auf einem Landtage der preußishen Stände der Vorschlag auf, der Hohmeister solle dem alten Glauben entsagen, \ih verheirathen und das Land als erbliches Herzogthum von Polen zu Lehen nehmen. Als dem Hodhmeister dieser Vorschlag zuging, war er sofort einverstanden : ein Zeichen, daß er fi {on länger mit ähnlihen Absichten getragen, vielleiht jenen Vorschlag im stillen selbst angeregt hatte. Ünter Vermittelung des Verzogs von Liegniß gelang es freilich nicht ohne mübevolle Verhandlungen —, Polens Zustimmung zu der Säkularisation zu erreichen; eine territoriale Vergrößerung aber, die Albrecht dringend erstrebte, wurde verweigert. So leistete denn Albrecht am 10. April 1525 den Lehenseid, der dem Ordenslande den dauernden A zurückgab und dem Haufe Hoben- zollern einen erheblihen Machtzuwachs brachte, aber zuglei alle Hoff- nungen Albrecht's auf politishe Selbständigkeit begrub, die er im deutschen Interesse mit großer Zähigkeit und unverwüstlihem Optimis- mus lange Jahre verfohhten hatte.

Reisebücher.

_ Betrachtungen eines in Deutschland reisenden Deut- schen. Von P. D. Fischer. (Verlag von Julius Springer, Berlin). Preis elegant gebunden 3 A Der Verfasser, der Unter - Staatssekretär des Reichs - Postamts, geht in seinen Betrachtungen von der Erkenntniß aus, daß die wenigsten des jeßt in Deutschland lebenden Geshlechts in deutshem Volk und deutscher Art so recht Bescheid wissen, obwohl dzs neu geeinte Neich doh alle seine Angehörigen au in tausend Dingen des täglichen Lebens nahe gerückt und auf einander angewiesen bit: Die Folgen dieser Unkenntniß sieht er in dem sih heute breitmachenden unbe- ründeten Pessimismus, der, weil nicht alles und sofort nah

unsch gehe, Deutshlands Gegenwart herabseze und an Deutschlands Zukunft verzweifle. Ihn sucht er durch eine Reihe von Betrachtungen zu widerlegen, die #\ch einem in Deutschland reisenden Deutschen von selbst ergeben, wenn er die Augen ofen hält und Herz und Kopf auf dem rihtigen Fleck hat. Der Verfasser will niht nur zeigen, wie jeßt inmitten des Eisenbahn- zeitalters gereist wird, sondern auch, was man in Deutschland sehen kann, niht etwa bloß in den sogenannten \{önen Gegenden oder in den allgemeinen Zielpunkten unserer Vergnügungs- und Erholungs- reitenden, fondern überall, wohin Geschäft, Amt, eigene Wabl oder Neigung den Beobachter führen. Deutschlands Waldreviere , seine großen Ackerbauprovinzen mit dem Leben und Treiben in Bauern- wirthschaften und auf Gutshöfen, seine Industriebezirke, die bunte Mannigfaltigkeit der deutshen Städte, _die Eigenart unserer Wasser- kant’, das sind ergiebige Felder für seine NReisebetrahtungen, denen fih eine Reibe von Auéflügen in „Dichters Lande“ ab- rundend anschließen. Im leßten Abschnitt is die Summe von mehr als 25 jährigen Wahrnehmungen zusammengezogen in einer Uebersicht über die gegenwärtigen wirthschaftlihen, sittlihen und sozialen Zustände in Deutschland, auf Grund deren die Ueberzeugung auégefprohen wird, daß es ih in Deutschland leben lasse. Da es faum _noh ein deutshes Gebiet giebt, das der Autor, den seine amt- lie Stellung jährlih auf ausgedehnte Reisen führt, nicht öfters ein- gebend und zu den verschiedensten Jahreszeiten besucht hâtte, so ge- winnen seine Betrahhtungen für den Reisenden in Deutschland auch noch den praktischen Werth eines kundigen Berathers, der jedes Neife- buch vortheilhaft ergänzt und der besonders beim Aufstellen des Reife- plans zur Hand genommen zu werden verdient.

„In Hochregionen“. I. Die wissenschaftliche Erforschung der Ostalpen, von Ed. Richter. Il. Entwickelungsgesichte des Alpinismus und der alpinen Technik von L. Purtscheller. (Autori- sierter Abdruck aus der Zeitschrift 1894 des Deutschen und Oester- reichisden Alpenvereins.) Mit 26 Jllustrationen. Gr. 8. 184 S. Berlin 1895. R. von Decker's Verlag, G. Schenck, Königlicher Hof-

um rechten Genaß der Alpenwelt edarf es nicht nur wissens{aftlicher Vorbereitung, fondern auch technischer Auébildung. Die in obiger Schrift publizierten Arbeizen bieten in beider Hinsicht dem angehenden Hochtouristen werthvolles Material. Das Werk sei daher allen denen empfohlen, welche Herz und Sinn für die Schön- heiten der Alpenwelt haben und iagendiuye Kraft und Kühnheit enug in sih fühlen, um die Fährlihkeiten derselben zu überwinden. Sn leßterer Beziehung is die trefflihe Arbeit Purtscheller's, einer Autorität auf dem Gebiet der Hochtouristik, woh geeignet, vor Un- vorsichtigkeiten zu warnen, indem sie die Mittel an die Hand giebt, um die s{wierigsten Bergbesteigungen, Gletschertouren und Gipfel- erkletterungen mit Erfolg und Sicherheit unternehmen zu können. Eine Reihe guter Abbildungen erläutert die Anweisungen des Textes.

Illustrierte Werke.

Jeremias Gotthelf’s ausgewählte Werke. Erfte illustrierte Prachtausgabe, nah dem Originaltert herausgegeben von Professor Otto Sutermeister. Vorwort von Dr. K. Schenk, Mitglied des shweizerishen Bundesraths. Mit 200 Illustrationen von A. Anker, H. Bachmann, W. Vigier. München, Karl Rupprechts Verlag. Von dieser mit künstlerishen Originalzeihnungen eschmüdckten Ausgabe der besten Werke des geshäßten biete Volfks- \chriftstellers, deren Erscheinen wir \. Zt. ankündigten, liegen jeßt fünf Lieferungen vor. Sie beginnt mit den „Leiden und Freuden eines Schul- meisters*, welhe A. Anker in ihren packendsten Momenten vortrefflich illustriert hat. Ihr sollen folgen die Erzählungen: „Uli der Knecht“, „Uli der Pächter“, „Der Bauernspiegel“, „Der Sonntag des Groß- vaters*, „Elsi die seltsame Magd", „Anna Bäbi Jowäger“. Daß der Herau®ëgeber manche Längen beseitigt, namentli die allzu pastoral gehaltenen Stellen gekürzt hat, gereiht der Wirkung der Er- zählungen nur zum Vortheil und türfte diesen au bei modernen Lesern wieder Eingang verschaffen. In 20 bis 22 Lieferungen zum Preise von je 1 20 soll die Publikation vollständig werden.

Karten.

Dislokationskarte der Heere Europas, herausgegeben von Dr. HermannMüller-Sagan, nach den neuesten amtlichen Quellen bearbeitet von A. Herrih (Maßstab 1 :3 250 000). 4. Sektion( Blatt 1). Verlag von Karl Flemming in Glogau. Preis 1,50 4 Mit dieser, Norddeutshland, Großbritannien und die nordischen Staaten umfassenden Sektion liegt das interessante Kartenwerk nun- mehr vollständig vor. Jn übersihtliher und geschmackvoller Dar- stellung breitet \sich vor dem Beschauer das Bild der gesammten Heeresvertheilung Europas und der angrenzenden Gebiete Asiens und Afrikas aus. Nicht nur die Friedensdislokationen sämmtlicher Armeen Europas, sondern auch ihre Kriegsformationen sind veranschaulicht, soweit für diese zu Friedenszeiten bereits Cadres u. #. w. vorhanden sind. Alle Truppentheile mit ihren Gliederungen und Abstufungen bis zum fÉleinsten Detachement herab sind durch scharf aus- geprägte Signaturen gekennzeihnet. Die General-, Divisions- und Brigade - Kommandos, die Stäbe und Depots der Regimenter, deren Truppentheile in zwei oder mehreren Garnisonen untergebraht sind, die Landwehr-Bezirks-Kommandos und ähnliche Einrichtungen, alle Land- und Küstenbefestigungen, die Eisenbahnlinien, insbesondere auch die jüngsten Organisationsveränderungen des deutschen Heeres haben Berückfichtigung gefunden. Besonders werthvoll {find die dem Kartenwerk in ¿5orm einer Broschüre beigegebenen Erläuterungen, die niht nur eine Angabe des benußten Quellenmaterials und eine genaue Erklärung der auf dem Kartenbild angewandten Zeichen, sondern auch eine knappe und do erschöpfende Darstellung der Heeresorganisation jedes einzelnen Staates bieten. Das Kartenwerk selbst in Verbindung mit diefen Erläuterungen wird für den Laien, der sich für Heeresfragen interessiert, für den Politiker, der sich informieren will, und für den Fach mann, der den einshlägigen Verhältnissen seine Studien widmet, gleih nüßlich und lehrreih sein.

Unterhaltung.

Als gewählte Lektüre für die Reise und den Bade-Aufenthalt empfehlen sih die neuesten Bändchen von Engelhorn's .allge- meiner Nomanbibliothek (Stuttgart, I. R deren Inhalt der besten modernen Erzählungéliteratur aller Kulturvölker entnommen ift und jedem Temperament und Geshmack des Lesers zu senügen fuht. Der laufende 11. Jahrgang bietet in den noh niht angezeigten Nummern 8 bis 20 der vortrefflihen Sammlung zunächft zwei liebenswürdige, gemüthvolle Geschichten von Arbe Coppée „Die wahren Reichen“, worin der beliebte französishe Autor ein glüdlich gewähltes Problem mit gewohnter e variiert hat. Die Amerikanerin Annie Bock ist mit dem zweibändigen Roman „Simson und Delila“ vertreten, einer frisch und keck geshriebenen Künstler- geshihte von ergreifender Schickfalsführung und [eidenschaftlih be- wegter Handlung. Der beliebte ungarishe Nomancier Maurus Jókai zeigt sih in der Erzählung „Die gelbe Rose“ ganz auf seiner Höhe und schildert darin das Leben der Pußta in buntfarbigen poesievollen Bildern. „Verloren“, von dem Franzosen Henri Greville, ift eine anziehende, rührende Geschichte, welhe die moderne französishe Schule von der besten Seite zeigt. Spannend is der zweibändige Roman „Zwei Herren“ der Engländerin B. M. Croker, noch fesselnder aber Beatrice S Erzählung „Schiffe, die fich Nachts begegnen“. Leßteres ist ein ungewöhnliches, zum Nachdenken anregendes Buch, das troß seiner düsteren Grundstimmung den Leser unwiderstehlih gefangen nimmt, und dem daher in England und Amerika ein sensationeller Erfolg beschieden war. Der bei uns längst mit Recht angesehene Italiener Edmondo de Amicis giebt unter dem Titel „Eine Schul- tragödie“ eine Schilderung italienishen Schullebens und der auf diesem BVzoden erwachsenden ergreifenden Konflikte. In der sehr interessanten zweibändigen Hofgeschihte „Susi“ (die wir noch eingehender zu wür- digen gedenken) bekundet der ges{häßte Altmeister des deutschen Romans Friedrich Spielhagen eine überraschende , iugendlihe Ge- staltungskraft. Der 19. Band bringt unter dem Titel „Tim“ die ein- face, aber rührende Geschichte eines Schuljungen aus dem Englischen, ohne Angabe des Autors. Im 20. Bande endli, „Frauen“ betitelt, legt die Norwegerin Anna Munch an einem tief packenden Lebensbild dar, zu welchen Abgründen die wilde Gährung führen kann, von der die nah Selbständigkeit ringende Frauenwelt ihrer nordischen Heimath seit geraumer Zeit ergriffen ist. Jeder Band der vierzehntäglich CIEOaIEER Bibliothek kostet 50 4, elegant in Leinwand gebunden 9 S

buhhändler. eis 2 M) auf hodbtourifti then Auéflügen

Die jeßt vorliegenden 50 Lieferungen der wiederholt erwähnten, von der Deutschen Verlags-Anstalt veranstalteten Ausgabe der aus- gewählten Werke von Georg Ebers enthalten die Romane: „Eine egyvtische Königstochter“, „Uarda“, „Homo sum“, „Die Frau Bürge- meisterin*, „Die Schwestern“, „Ein Wort“, „Serapis*, die auch in elf eleganten Leinwandbänden zu je 3 A 50 4 bezogen werden fönnen. Gegenwärtig wird eine neue Subskription auf die 105 Lieferungen zu je 60 K umfassende Gesammtausgabe der Ebers’schen Romane eröffnet, um den Bücherfreunden, die nicht gleih fünfzig Lieferungen abnehmen wollen, die Erwerbung möglichst zu erleichtern. i

Verschiedenes.

Unter dem Titel „Bad Harzburg, Soolbad und Klima- tisher Kurort, herausgegeben vom Herzoglichen Badekommissariat, ist soeben eine elegant ausgestattete Schrift in der Rud. Stolle’schen Verlagsbuchhandlung in Bad Harzburg erschienen und wird von dieser auf Verlangen kostenlos versandt. Das Büchlein belehrt in über- sichtliher Weise über alles Wissenswerthe von Bad Harzburg, über die Kurmittel, die Soolbäder und den jeßt so sehr in Aufnahme ge- langten Crodobrunnen (ein vorzüglih wirkendes Wasser gegen chro- nishen Magen- und Darmkatarrh, habituelle Stuhlverstopfung, Sirtulationsfiörunzen in den Unterleib8organen, wie folche bei sißender Lebensweise entstehen, Hämorrhoiden, chronishen Katarrh der Athmungsorgane, \krophulösfe Erkrankungen jeder “Art, die Folge- krankheiten der Influenza 2c.), ferner über die Aerzte, Hotels, Som- merwohnungen und Pensionate, Spaziergänge, Unterhaltungen 2. 2c. Die Schrift sei allen denen, welhe sich über Harzburg orientieren wollen, warm empfohlen.

E

18 156.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 3. Juli

895,

C E

Handel und Gewerbe,

20 U (W, T. D)

Magdeburg, 92 % —,—,

Keornzucker exkl, von

endement 6,70—7,55. raffinade X —,—. Melis T mit Faß 21,75. Ruhig. Transito f. a. B, Hamburg pr. Juli 9,70 bez.

Stetig.

August 9,80 bez. und Br.. pr. September 9,874 Gd.,

Oktober-Dezember 10,25 Gd., 10,30 Br. Leipzig, 2. Juli.

3,075 M, November 3,10 #4, pr. Dezember 3,12} pr. Februar 3,15 4, pr. März 3,177 4, vr. A 3,175 4, pr. Juni —,— #Æ# Umfjatz: 75 000 kg. Bremen, 2. Juli. (W. T. B.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Petroleum-Börse.) Niedriger. Ruhiger. ‘Upland middl. loko 354 §.

Taba ck. aa: L Hamburg, 2. Ju bericht.)

markt. Rendement neue Usance,

1. Untersuhungs-Sachen.

2. Aufgebote, ustellungen u. dergl.

3. Unfall- und Inbvaliditäts- 2c. Versicherung. 4. Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen 2c. 5. Verloosung 2c. von Werthpapieren.

ZuckerberiG!?. neue —,—. . 8809/6 Rendement —,—, neue 9,80—10, Nachprodukte exkl, 75 9/6 Brotraffinade [1 / Gem. Raffinade mit Faß 22,25—22,75. Robzuckter I.

(W. T. B.) Kammzug - Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juli 3,05 4, pr. August pr. September 3,074 #, pr. Oktober 3,10 #, pr.

pr. Januar 3,15 4, pril 3,173 #4, pr. Mai

Börsen - Schlußbericht. Notierung Loko 7,05 Br. Baumwolle. Schmalz. Wilcox 354 s, Armour shield 343 4, Cudahy 353 4, Fairbanks 295 S. Speck. gh, Short clear middling Toko 31}.

Kentucky, 10 Faß Virginy. i. (W. T. B.) Kaffee. Good average Santos pr. Juli 73}, pr. September 734, pr. Dezember 724, pr. März 72. Kaum behauptet. Zucker- (Schlußbericht.) Rüben-Rohzucker I. Produkt Bafis 88 9/0 frei an Bord Hamburg, pr. Juli 9,60, pr. August 9,75, pr. Oktober 10,15, pr. Dezember 10,375. Ruhig.

London, 2. Juli.

Kornzucker —,—, Brot- An der Gem. Produkt und Br., pr. 9,97# Br., pr.

Manchester, 2. Juli.

markt. Weizen loko 8,25. Leinsaat loko 11,75, August —.

der Bremer New-York, 2. Juli.

Ruhig.

(Nachmittags-

(W. T. B.) Die beute eröffnete Woll- aufktion war bei lebhafter Betheiligung gut besucht. Das Total- angebot betrug 386 000 Ballen, heute wurden 14 569 Ballen angeboten. Combing-Merino und Kapwolle 7§,

Auktionsépreise, I Sees unverändert. üste 3 Weizenladungen angeboten. 96 9% Javazuder loko 113 rubig.

9# rubig. Chile-Kupfer 425/16, pr. 3 Monat 4211/16. (W. T. B.) 12r Water Taylor d, 30r Water Taylor 64, 20r Water Leigh 5#, 30r Water Clayton 62, 32r Mock Brooke 6F, 40r Mayoll 68, 40r Medio Wilkinson 72, 32r Warpcops Lees 53, 36r Warpcops Rowland 62, 36r Warpcops Wellington 73, 40r Double Weston 73, 60r Double courante Qua- lität 104, 32 * 116 yards 1616 grey Printers aus 32r/461 147. Stetig. St. Petersburg, 2. Juli. Noggen loko 5,50. Hafer loko 3,35. Hanf loko 44,00. Talg loko 49,00, pr.

(W. T. B.) mit höheren Kursen, dann trat Reaktion ein und der Schluß war schwach. Der Umsay der Aktien betrug 311000 Stück. Weizen eröffnete stetig, verlor aber im ferneren Verlaufe infolge von niedrigeren Kabelmeldungen und besseren Ernteaussichten. Durch Realisierungen in New-York und durch die Bradstreets-Berichte fand der Nückgang noh weitere Unterstüßung. Als aber der niedrige Preis- | die ues ritten, beförderte die stand zur Vornahme von Deckungen benußt wurde, wurde dieser | die wesentlihe Erholung \{hufen. Schluß fest. Mais anfangs fallend, später Reaktion und s{ließlich wieder fallend. Weizen pr. Juli 70, pr. September 713. Mais pr. Juli 447. Speck short clear nomin.

Umstand zu einer Quelle wesentliher Erholung, die auch bis zum Schluß ergiebig blieb und denselben fest werden ließ. _— Mais schwächte fich nach, Eröffnung etwas ab infolge von besseren Ernte- auésihten und reihlihen Realisierungen.

Deffentlicher Anzeiger.

u

Croßbreds 9 bis 100°/9 über leßte | New-Orleans 611

RNüben-Nohzu ter loko T4 D. E.

Nr. 7

(W. T. B.) Produkten- E Weizen -

Die Börse eröffnete

Ch i ca y D, öffnung info gänge eine

aissiers mit

Ausgedehnte Export-

fracht nach Liverpool 1. pr. August 14,40, do. do. pr. Oktober 14,55. Spring Wheat clears 3,10. Zucker 213/16, Kupfer 10,75. Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten rodukte betrug 6746315 Doll. gegen 4 972735 Doll. in der

atlantishen Häfen der britannien 58 000, do. Häfen des Kontinents 11 000, do.

Einbuße. Die

le a führte später Erholung herbei und bewirkte einen \tetigen Waarenbericht. Baumwolle-Preis in New-York 73, do. in

16. Petroleum Stand. white in New-York 7,80, do. in

hilavelbbia 7,79, do. robes (in Cases) —, do. Pipe line cert. pr. uli 1513 nom., S&malz West. steam 6,67, do. Rohe & Brothers 7,00. Maiéë pr. Juli 492, do. pr. September 903, do. pr. Dezember —. Nother Winterweizen 754, Weizen pr. Juli 74x, do. pr. August September 75}, do. pr. Dezember 778, Getreide-

Rio

Kaffee fair Nio Nr. 7 152, do. Mehl,

D erlGillungen der leßten Woche von den ereinigten taaten nach Große nach Frankreich —, do. nah anderen

von Kalifornien und Oregon

n 30 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 8

2. Juli. (W. T. B.) Weizen erlitt nah Er-

ge von E et Pa Kabelberihten und Zunahme der Ein-

erringerung der Engagements, zu welcher

waärtsbewegung so lange, bis : G ärtsb so l i erheblihen Deckungen vorgingen und hierdurch eine

Pork pr. Juli 12,17.

6. Ea L Wi auf Aktien u. Aktien-Gesellsh. 7. Erwerbs- und Wirt

8. Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten.

9. Bank-Ausweise. :

10. Verschiedene Bekanntmachüngen.

shafts-Genossenschaften.

1) Untersuchungs-Sachen.

[21463] Steckbrief.

Gegen den unten beshriebenen Restaurateur Carl Klötzer, geboren am 2. August 1858 in Gräfenthal, zuleßt wohnhaft in Sonneberg, welcher flüchtig ift oder si verborgen hâlt, ist die Untersuhungshaft wegen Betrugs seitens des Herzogl. Amtsgerichts zu Sonneberg verhängt. Es wird ersucdt, denselben zu verhaften und in das nächste Amtsgerihtsgefängniß abzuliefern und Drahtnachricht anher zu geben.

Coburg, den 29. Junt 1895.

Der Staatsanwalt. Kiesewetter.

Beschreibung: Alter 36 Jahre, Statur unterseßt, Augenbrauen dunkelblond, Größe „circa 1,71 m, Nase gewöhnlich, Haare dunkelblond, Zähne gesund, Gesicht oval, Sprache Thüringer Dialekt, Gesichts- arbe gesund, Bart rothblonder Schnurrbart, Mund g, Kleidung heller, möglichenfalls au dunkler

aquetanzug. Besondere Kennzeichen : X-Beine, sehr auffallend lange, rothblonde Augenwimpern, Sommer- sprossen im Gesicht und auf den Händen und auf beiden Unterarmen Bäkerwappen und K.K. tätowiert.

[21464] Stebriefs-Erledigung. Das gegen den Kassierer bei einem Karoufssel Tischler) Alfons Eckert aus Beuthen erlassene Enn gEeriugen vom 15. März 1894 i} erledigt. Hildesheim, 27. Juni 1895. Königliches Amtsgericht. V.

[20063] Oeffentliche Ladung.

Die nachgenannten Personen :

1) Christian August Vorunträger, geboren am 14. Mai 1870 zu Landsberg a. W., leßter Aufent- haltsort unbekannt,

e Otto Wilhelm Breitenftein, geboren am 4. Dezember 1871 zu Landsberg a. W., leßter Auf- enthaltsort Schneidemühl, Kreis Kolmar i. P.,

3) Hugo Rudolf Paul Lindrum, geboren am 8. November 1871 zu Landsberg a. W., leßter Auf- enthaltsort Landsberg a. W.,

4) Alfred Löwenthal, Kommis, geboren am 18. September 1872 zu Landsberg a. W., letzter Aufenthaltsort Berlin,

5) Arthur Gustav Rottke, Gärtner, geboren am 13. September 1872 zu Landsberg a. W., letter Aufenthaltsort Hamburg,

6) Adolf Friedrih Schröder, Kaufmann, geboren am 23. feuar 1872 zu Landsberg a. W.,, letzter Aufenthaltsort -Warschau,

7) Karl Friedrih Thielsch, geboren am 3. Juni 1872 zu Landsberg a. W., leßter Aufenthaltsort Bremen,

8) Max Wittenberg, A am 22. November 1872 zu Landsberg a. W., leßter Aufenthaltsort unbekannt,

9) Abraham Schwarz, geboren am 21. August Pose zu Landsberg a. W., leßter Aufenthaltsort

osen, Z

werden beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Ab- sicht, sih dem Eintritt in den Dienst des tehenden Heeres oder der None zu entziehen, ohne Erlaubni das Bundesgebiet verlassen zu haben oder na erreihtem militärpflihtigen Alter ih außerha des Bundesgebiets aufzuhalten. Vergehen gegen § 140 Nr. 1 Str.-G.-B. Dieselben werden auf den 4. Oktober 1895, Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Landsberg a. W., Richtstraße Nr. 72/73, zur Haupt- verhandlung geladen. Bei unentshuldigtem Aus- bleiben werden dieselben auf Grund der nah 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Zivil- vorsigenden der Er forpunon des Stadk- kreises Landsberg a. W. über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgeftellten Erklärungen verurtheilt werden. IIT. M. 1 40/95,

Landsberg a. W., deu 17. Juni 1895.

Königliche Staatsanwaltschaft.

2) Aufgebote, Zustellungen und dergl.

[21634] Zwangsversteigerung.

Im Wege der Zwangsvollstrekung soll das im Grundbuche von den Invalidenhaus- Parzellen Band 11 Blatt Nr. 375 auf den Namen des Ritterguts- besißers Heinrih Schur hier, jeßt zu Charlottenburg, eingetragene, in der Borsigstraße 31 belegene Grundstück am 18. September 1895, Vormittags 107 Uhr, vor dem unterzeihneten Gericht, Neue Friedrihh- ale 13, Erdgeschoß, Flügel C., Zimmer 36, versteigert werden. Das Grundstü ift mit 17 340 4 Nuzßungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Das Weitere enthält der Aushang an der Gerichtstafel. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 18. September 1895, Nachmittags {23 Uhr, ebenda verkündet werden. Die Akten §5. K. 52. 95 liegen in der Gerihts\{hreiberei, Zimmer 41, zur Einsicht aus.

Berlin, den 28. Juni 1895.

Königliches Amtsgericht 1. Abtheilung 85.

[21635]

Nach heute erlassenem, seinem ganzen Inhalte nah durch Anschlag an die Gerichtstafel bekannt gemachten

rotlam finden zur Zwangsversteigerung der Bruno

oh’ \chen Erbpachthufen Nr. 12 und 13 zu Gr.

Wokern mit Zubehör Termine

1) zum Verkaufe nah zuvoriger endliher Regu-

lierung der Verkaufsbedingungen am Sonn- abend, den 14. September 1895, Vor- mittags 9 Uhr, zum Ueberbot am Sonnabend, den 12, Ok- tobcr 1895, Vormittags 9 Uhr, zur Anmeldung dingliher Rehte an das Grundstück und an die zur Immobiliacrmasse desselben gehörenden Gegenstände am Sonn- abend, den 14. September 1895, Vor- mittags 9 Uhr, im Schöffengerichtssaale des pelgen Amtsgerichtsgebäudes statt.

Auslage der erkaufsbedingungen vom 31. August . J. an auf der Gerichtsschreiberei und bei dem zum Sequester bestellten Herrn Kaufmann H. C. Jahn hieselbst, welher Kaufliebhabern nah vorgän- giger Anmeldung die Besichtigung des "Grundstücks mit Zubehör gestatten wird.

Teterow, den 26. Juni 1895.

: E O N CIONRDes ea

Die vereinigten Erbpachthufen Nr. 12 und 13 zu Gr. Wodckern haben einen Gesammtflächeninhalt von ca. 55 200 Qu.-Nuthen, einen Hufenstand von 42012/16 bonitierten Scheffeln und sind belastet mit einem jährlihen Kanon von 448 Scheffeln 11 Meten Roggen Rostocker Maßes in Baar.

Der Ader ist in 7 Schläge à ca. 7200 Qu.-Nuthen getheilt; alle Schläge sind bestellt. Auf der Hufe be- finden si ein Wohnhaus, ein Viehhaus, ein Shweine- haus, eine Scheune, zwei Tagelöhnerkathen mit Stall- gebäude und ein Wagenschauer, ferner ca. 900 m festes Feldbahngeleise bis zur Koethel'shen Scheide. [21630]

Zur Zwangsversteigerung der dem Erbpächter Friedrih Fehlaudt zu Groß-Krams gehörigen kanon- freien Crbpachthufe Nr. 11 daselbst ste tnad dem vom Großherzoglihen Amtsgerihte am 10. April 1895 erlassenen Verkaufsproklame der Ueberbotstermin auf Freitag, den 26, Juli 1895, Mittags 12 Lur: an. Derselbe wird vorschriftsmäßig hierdurch öffentli in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß in dem gestern ftatlgefinderèn ersten Verkaufstermine für das beregte Grundstück ein Bot niht abgegeben worden ift. e

agenow, den 29, Juni 1895. rORDeciodt, Medcklenb. Schwerin. Amtsgericht.

[21633

In Sachen des Kaufmanns Hermann Mewes in Braunschweig, Radeklint, Klägers, vertreten dur den Rechtsanwalt Aronheim I1. daselbst, wider

1) den Viktualienhändler Julius Henties,

2) die Ehefrau des Hâäuslings Heß, Anna, geb. Henties, 3) die Ehefrau des Arbeiters Hermann Opper- mann, Hermine, geb. Henties, 4) den minderjährigen Albert Henties, 9) den minderjährigen Nobert Henties, 6) den minderjährigen Willi Henties, sämmtli in Bettmar, Beklagte, wegen Pater, wird, nachdem die Beschlagnahme-2 nträge zurüdck- genommen, der auf den 19. August 1895, Morgens 10 Uhr, anberaumte Zwangsversteigerungstermin damit wieder aufgehoben. Vechelde, den 29. Juni 1895. Herzogliches Amtsgericht. Dr. Schilling.

[21631]

In der Zwangsvollstreckungësache der Herzoglichen Leihhaus-Administration zu Helmstedt, Klägerin, wider den Arbeiter Friedrih Loock und dessen Ehe- frau, Sophie, geb. Schmidt, daselbst, Beklagte, wegen Forderung, werden die Gläubiger aufgefordert, ihre Forderungen unter Angabe des Betrages an Kapital, Zinsen, Kosten und Nebenforderungen binnen zwei Wochen, bei Vermeidung des Aus\{lusses, hier anzumelden. Zur Erklärung über den Vert eilungs- plan, sowie zur Vertheilung der Kaufgelder wird Termin auf Mittwoch, deu 31. Juli 1895, Vormittags 9¿ Uhr, vor tem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumt, wozu die Betheiligten und der Ersteher hiermit vorgeladen werden.

Helmstedt, den 27. Juni 1895.

Herzogliches Amtsgericht. (Unterschrift.)

[21643]

Von dem unterzeichneten Amtsgerichte ist

I. behufs Ermittelung aller derer, welhe auf das hiesige Depositum Nr. 1916, welches aus dem 3s 9/0 prozentigen Königl. Sächs. Staatsshuldscheine Ser. I1 Nr. 101 729 von 1852/68 über 300 M und einem Leipziger Sparkassenbuche Nr. 476 638 mit einer Einlage von 657 48 9 besteht und aus einer im Jahre 1855 wegen Veruntreuung gegen den Kellner Karl Immanuel Klopfer aus Glauchau bei dem vereinigten Kriminalamte der Stadt Leipzig anhängig gewesenen Untersuchung herrührt, Ansprüche zu haben vermeinen, sowie behufs Ausf\chließung der- selben mit diesen ihren etwaigen Ansprüchen und Herrenloserklärung des Depositi,

IT. behufs Todeserklärung

2a, des am 8. August 1844 in Leipzig geborenen Bäckergehilfen Theodor Eduard Grummich, welcher im Jahre 1872 von Konnewiß weg auf die Wander- schaft gegangen ist und unter dem 11. Mai 1872 von Wien aus die un brieflihe Nachricht an seine damals noch lebende Mutter gegeben hat,

b. des am 7. Juni 1842 geborenen Handlungs- fommis Ernst Emil Meyer hier, welcher in den Jahren 1872 oder 1873 in einem Kanal bei Pitts- burg in Amerika verunglückt sein soll und von dessen Leben seitdem weder dur ihn selbst noch dur einen anderen Nachricht vorhanden ist,

c. des am 28. August 1846 in Kühnißsh b. Wurzen geborenen, bei unterzeihnetem Amtsgericht bevormundeten Zigarrenmachers Carl Theodor Baum, welcher im Jahre 1868 in die Fremde gegangen und über dessen Leben seitdem weder An ihn noch dur einen anderen o An vorhanden ist,

d. des am 30. Juli 1826 geborenen R ts- gehilfen Carl Friedrih Herfurth, welcher im Jahre 1853 von Stahmeln weg, woselbst er sich im mütter- lihen Gut aufgehalten, nah Amerika ausgewandert und seitdem über dessen Leben weder Ls ihn noch durch einen anderen Nachricht vorhanden ist,

auf Antrag

zu L, des Königl. Finanz-Ministeriums zu Dres- den, in allgemeiner Vertretung des Staatsfiskus im Königreih Sachsen ;

zu Ila, der Frau Selma Emilie Wolff, geb. Grummich, zu Oeßsh und des Herrn Robert Julius Grummich, Kaiserl. Eisenbahn-Güterexpedient in

Straßburg-Neudorf,

zu ITb., des Herrn Max Bernhard Meyer, der Frau Marie Franziska verw. Schräpler, verw. gew. Seine, geb. Meyer, der e Lina Schmidt, (eb. Meyer, der Frau Clara Rotsche, geb. Meyer, der ies Antonie verw. Gallaun, geb. Meyer, und des errn Max Bernhard Meyer, als Vormund des unmündigen Carl Max Meyer, allerseits in Leipäig, zu ITc., des Herrn Carl Friedrich Baum in Malkwiß bei Oschatz, gie IId., der Frau Johanne Amalie verw. Köster ier, das Aufgebotsverfahren beschlossen worden. Es werden daher zu I. die etwaigen Berechtigten, zu ITa.—d. die genannten Verschollenen bezw. deren etwaige Abkömmlinge, Erben oder Rechts- nachfolger, j hierdurch geladen, in dem auf den 13. März 1896, Vormittags 11k Uhr, vor dem unter- zeichneten Amtsgerichte, Zimmer 206, anberaumten Aufgebotstermine ihre Ansprühe anzumelden, widrigenfalls auf weiteren Antrag zu I. die etwaigen unbekannten Berechtigten wer=- den für ausgeschlossen und ihrer Ansprüche für ver- lustig erahtet werden, zu IT a.—d., die Berschollenen werden für todt erklärt und deren Rege ten an die Erben derselben oder deren Rechtsnachfolger werden ver= abfolgt werden. Lerpotoe am 19. Juni 1895. oniglihes Amtsgericht. Abtheilung I1!, Steinberger.

einzuleiten

[21648] / Aufgebot.

Nachdem die Ehefrau des Rentners August Hart- mann, Friederike, geb. Grimm, aus Elbingerode, in erster Che verheirathet gewesen mit dem am 8. Mär 1885 zu Rübeland verstorbenen Partikulier Friedri Salzmann, als einzige Erbin ihres genannten ersien Ehemanns, glaubhaft gemacht hat, daß nachstehende, infolge Zession vom 16. Mai 1859 auf den Namen des x. Salzmaun lautenden Schuldurkunden, als:

1) die Obligation des Bergmanns Johann Friedrich Wilhelm Grimm zu Nübeland für Herzogliches Lethhaus zu Blankenburg vom 4. Juni 1841 über annoch 98 Thlr.,

2) die Obligation des zu 1 genannten Grimm und der Ghefrau desselben, Christiane, geb. Gropp, in Nübeland vom 27. Juni 1851 über 250 Thlr.,

abhanden gekommen seien und die Einleitung des äti gebotävecsabrens gemäß Î 7 Nr. 5 des Aus- führungs-Gesetzes zur Z.-P.-O. Nr. 12 vom 1. April 1879 beantragt hat, werden die unbekannten Jn- haber oben bezeichneter Schuldurkunden aufgefordert, sich spätestens in dem auf den 29, Oktober 1895, Morgens 10 Uhr, anberaumten Aufgebotstermine zu melden, widrigenfalls die bezeichneten Sculd- urkunden dem Eigenthümer der zur Sicherheit der verbrieften Forderungen verpfändeten Grundstückte gegenüber werden für kraftlos erklärt werden. Blankenburg, den 25. Juni 1895.

Herzogliches Amtsgericht. Lämmerhirt.

[21651] Beschluß. Auf Antrag:

1) des Jakob JIell, Teisendorf,

2) des Holzarbeiters Leonhard Albrecht in Ober- ammergau, i 9 des Bauers Johann Peer in Enzerweis (Arns- orf), N des Bauers Josef Demml in Regenstauf, 5) der Oekonomenstohter Therese Christian in Mitterdorching,

6) des Oekonomen Andreas S(impfle in Göggingen, früher in Riederau,

7) des Bierbrauers Franz Rauscher in Aibling, früher Bäckermeister in Traunstein, _

8) des Bauers Sebald Huber in Straßloch, Post Gbenhausen, : L

9) des Ens Iosef Wandinger in Stetten, Post Dorfen,

Bauers in Straßberg, Post