1895 / 157 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jul 1895 18:00:01 GMT) scan diff

B: f f A

r i R 12M reg M 2 au

Sus

R t oa É: A0 E De T D L A

pr. Februar 3,174 #, pr. März 3,174 4, vr. April 3,20 4, pr. Mai

3 . Juni —,— #4 Umfaz: 135 000 kg. E 3. Juli. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Juli 1485, pr. November 15,10. en

pr. Juli 12,50, pr. November 12,75. Hafer pr. Juli 12,85, pr. No-

vember 12,00. Mais pr. Juli 11,80, pr. November 11,40. Lübedck, 3. Juli. Der Bürgeraus\chuß genehmigte die Auf-

rabme einer neuen 3 prozentigen Stadt-Anleihe im Betrage von

14 Millionen Mark. (W. T. B.) Börsen - S({lußbericht.

Bremen, 3. Juli. Raffiniertes Petroleum. (Offiziele Notierung der Bremer Baumwolle.

Petroleum-Börse.) Fester. Loko 7,05 Br. Stetig. Upland middl. loko 355 F. Schmalz. Matt. Wilcox 35 A, Armour shield 34} 4, Cudaby 35} A, Fairbanks 295 4. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31#.

Hamburg, 3. Juli. (W. T. B.) Kaffee. aa beriht.) Good average Santos pr. Juli 732, pr. September 74, pr. Dezember 72, pr. März 72. Rubig. Zutdcker-

markt. (S{lußberiht.) Rüben-Robzucker I. Produkt Basis 88 9% Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, pr. Juli 9,67€, pr. August 9,824, pr. Oktober 10,25, pr. Dezember 10,423. Stetig. Pest, 3. Juli. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen rubig, pr. Herbst 6,84 Gd., 6,86 Br., pr. Frühjahr 7,19 Gd., 7,21 Br. Roggen pr. Herbst 5,74 Gd., 5,76 Br. Hafer pr. Herbst 5,74 Gd., 5,76 Br. Mais pr. Juli-August 5,95 Gd., 5,96 Br., pr. Mai-Juni 1896 5,10 Gd., 5,12 Br. Koblraps pr. Auguft-September

9,75 Gd., 9,83 Br. E (W. T. B.) Wollauktion. Preise feft,

London, 3. Juli. unverändert.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

96 9% TJFavazuder loko 114 stetig. Rüben-Rohbzucker lokc 94 fest. Chile-Kupfer 427/16, vr. 3 Monat 42.

Amsterdam, 3. Juli. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 54. Bankazinn 39. :

New - York, 3. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete wit böberen Kursen, die aber im weiteren Verlauf nahhgaben; der S{luß war rubig. Der Umsaß der Aktien beirug 159 000 Stü.

Weizen anfangs s{wach, fiel darauf beftig, kräftigte sich dann auf Kaufordres, \{ließlich wiederum fallend; Schluß stetig. Mais einige Zeit na Eröffnung fallend infolge günstiger Ernteberichte, dann lebhafte Reaktion auf Berichte von reihlihen Käufen der Ervorteure. Sch@luß; fest.

Waarenbert1cht. Baumwolle-Preis in New-York 78/16, do. in New: Orleané 611/15 Petroleum Stand. wbite in New-York 7,80, do. in Philadelphia 7,75, do. robes (in Cases) —, do. Pipe line cert. rxr. Suli 154 nom., Schmalz Weft. fteam 6,70, do. Robe & Brothers 7,00. Mai: pr. Iuli 497, do. pr. September 50§, do. pr. Dezember —. Rothe: Winterweizen 743, Weizen pr. Iuli 732, do. pr. August 742, do. pr. September 745. do. pr. Dezember 77}. Getreide- Kaffee fair Rio Nr. 7 15È, do. Rio

frawt nach Liverpool 1: 1 Nr. 7 ver. August 14,50, do. do. pvr. Oktober 14.60. Mehl, Spring Wheat clears 3,10. Zucker 28/16. Kupfer 10,75. Morgen Feiertag.

Cbicago, 3. Juli. (W. T. B.) Weizen s{chwähte si nach Eröffnung etwas ab entsprehend der Mattigkeit in Liverpool und infolge günstigen Wetters, später erbolt auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. Mais s@wächte sich nah Eröffnung etwas ab, sväter erholt. Schluß stetig.

Weizen pr. Juli 692, vr. September 714. Ma 454. Sped short clear nomin. Pork pr. Juli 12,17

is pr. Irli F. Morgen

Feiertag. Verdingungen im Auslande. Niederlande. | 19. Juli. Burgermeesters en Wethouders inRotterdam: L erstellung einer Brücke über den Kanal des Provenirsingels. Be- dingungen liegen im Timmerhuis zu Rotterdam aus und find für 1 Fl. bei Wed. P. van Waesberge en Zoon Houttuin Nr. 73 zu beziehen Verkehrs-Anftalten. Bremen, 4. Iuli. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd.

Der Postdampfer „Willehad® if am 3. Juli auf der Weser angekommen. Der Schnelldampfer „Hav el“ ift am 2. Juli Abends von New-York nah der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Saale“ ift am 2. Juli Nachmittags und der Postdampfer „Stut t- gart* am 2. Juli Abends in New-York angekommen. Der Reichs- Poftdampfer „Preußen“ ist am 2. Juli Abends in New-York an- gekommen. Der Postdampfer „Roland“ und der Schnelldampfer „Labn“ haben am 3. Juli Morgens Do dampfer „Spree“ hat am 3. von Southampton die Reise nah Bremen fortgeseßt; er i ingt 532 Pafsagiere und volle Laduzg. Der Reichs-Posidampfer „Habsburg“ hat am 3. Juli Mittags die Reise von Antwerpen nah Southampton fortgeseßt.

Hamburg, 3. Juli. (W. T. B.) Hamburg- Ameri- kaniîhe Padcketfabrt-Aktiengesellihaft. Der Postdampfer „Bolivia“ ist beute in St. Thomas angekommen.

Theater und Musik.

In dem Vaudeville „Tata-Toto“, das am Neuen Theater seine fünfziaste Aufführung erlebt, beute ab Leona Bergère nah kurzer, durch Heiserkeit veranlaßter Pause wieder in der von ihr so erfolgreih dargestellten Doppel- rolle auf.

Nach einer Meldung der „Münch. Neueft. Nachr.“ von heute ift der Ober-Regifseur des Münchener Hoftheaters, Hofschauspieler Keppler in Kufftein einem Schlaganfall erlegen. Der Verstorbene steht von seiner früberen Wirksamkeit am hiesigen Residenz-Theater als vielseitiger, treffliher Künstler auch bier noch in gutem Andenken.

¿

zal

Der Schnell-

Sonnabend im tritît von

Jagd.

Bekanntmachung, die Eröffnung der kleinen Jagd betreffend. it den Regierungsbezirk Potsdam wird als Tag der Eröffnung der diesjährigen Jagd auf Rebbühner und Wachteln Mittwoch, der 21. August, auf Hasen, Auer-, Birk- und Fasanenbennen, sowie auf Haselwild S Sonntag, der 15. September feftg:sett. Potsdam, den 26. Juni 1895. Der Bezirkzausshuß zu Potédam. von Meusel.

Mannigfaltiges.

Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie die „Mat. - Zta.* berichtet, anläflich des Attentatsversuhs auf den Bolizei-Obersten Krause an denselben folgendes Telegramm gerichtet: „Mit Abscheu habe Jh von dem Anschlag vernommen, der gegen Sie geplant war. Dur Gottes Vorsehung is Mir ein braver Offizier und ein unermüdlih treuer Diener Meiner Vorfahren und Meiner Person erbaltzn. Möge Ihre bewährte Kraft noch lange zum Wohl2 des Gemeinwesens Meiner Residenz und ibrer braven Ihnen unterstehenden Schußmannschaft uns allen erbalten bleiben.“ Polizei-Oberst Krause hat folgenden Ta ges-

« befebl an die Schußmannschaft erlaffen: „Aufs tiefste bewegt durch die mir im Namen der Schußmanns{@aft anläßlich des vereitelten Attentats gegen meine Person von seiten des Herrn Polizei + gs manns Basfkow ausge!prochenen treuen Würsche, danke ih dem

Korps von Herzen für diese erheberden und wohlthuenden

Beweise der Theilnahme. Möge uns dieser Anshlag eines Wahn- wigzigen beftärken in der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit des un- entwegten Festhaltens an der allbewährten Königstreue und Pflicht- liebe, durch welche \sich die Berliner Shußmannschaft von jeber ausê- gtquet hat. Meine befondere Anerkennung zolle ih den Polizei- ieutenants Hetshko und von Moisy für die zur Sicherung gefährdeter Menschenleben und im Interesse der Untersuhung im vorliegenden Falle bewiesene UnershroÆenbeit und Umsicht.“

Der Netto-Ertrag des Konzerts, welches zum Besten der Kaiser Friedrih-Gedächtnißkirche von den Berliner Männer- gesangvereinen unter der Aegide der „Berliner Liedertafel“ am n E im Landes-Ausftellungêpark veranstaltet wurde, beziffert sich au M. :

Heute wurden vom Stettiner Bahnhof aus 721 Kinderin Ferien- kolonien befördert; 340 Knaben und 151 Mädchen gehen an die Ostsee, und zwar nah Altenkamp, Alt-Gre:nmin, Darsband, Neuhof und Wreechen (Station Putbus-Rügen), Eldena (Station Greifs- wald), Prerow, Sandishe Wiese, Zingft (Station Barth) und Wustrow (Station Ribnitz). Jn Landkolonien ziehen 90 Knaben und 140 Mädchen, und zwar nah Dargun bei Demmin, Lindow bei Gransee, Neubrandenburg, Rheinsberg und Waren. Eine zweite große Entsendung wird am 8. d. M. erfolgen; an diesem Termin reisen 250 Knaben und 31 Mädchen in Soolbäder, 100 Knaben und 135 Mädchen na der Ostsee und 70 Knaben und 90 Mädchen nah den verschiedensten Orten, wo sich Personen erboten baben, ibnen Unterkunft zu geben.

Ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. wurde gestern Nachmittag in dem Vorort Johannisëthal feierlih enthüllt. An der Feier nahmen die Kriegervereine, Feuerwehren und Schuken theil; als Chrengäste waren der Landrath Stubenrauch, der Abg. von Benda und sämmtlihe Gemeindevorsteher des Kreises ershienen. Die Fest- und Weiberede hielt Prediger Klähre aus Rudow, wobin Johannisthal eingevfarrt ist. Das Denftmal bestebt aus einer Bronzebüste auf einem Sockel aus weißem Sandstein.

Göttingen. Dem Dichter Gottfried August Bürger wurde am 29. Juni in Göttingen, wo er als Universitätslehbrer ge- wirkt und seine besten Dichtungen verfaßt hat, ein würdiges Denk- mal geweiht. Das vom Professor Eberlein in Berlin geshafene Werk is eine Erzbüste in anderthalbfaher Lebensgröße, modelliert nah den besten Porträts des Dichters. Die Büste steht auf einem über Sandlteinstufen sh erhebenden Obelisken aus poliertem, grauen Granit, welcher die Inschrift trägt: G. A. Bürger, geb. 31. Dezember 1747, gest. 8. Juni 1794. Zur Einweihung hatten sich die Spitzen der Behörden und ein zablreihes Publikum auf dem Weenderkirchof eingefunden. Die Feier wurde eröffnet durch den Männergesangberein, der unter Leitung von Professor O. Freiberg Carl Maria von Weber's Komposition des Goetbe'schen Liedes: „Der Du von dem Himmel bist“ vortrug. Dann hielt Professor G. Nötbe die Festrede, in der er die Bedeutung Bürger's als Dichter, namentliÞ als Schöpfer der deutshen Ballade bervorbob. Nah der Rede fiel die von vier blumenbekränzten Masten getragene Hülle, während der Männerchor Beethoven's Hymne: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ an- Dann trat Direktor Buchbholz aus Münden an den Fuß

stimmte.

des Denkmals, dankte im Namen des Denkmal - Ausschusses Allen, die sch um die Errichtung des Denkmals _ ver- dient gemacht haben, und übergab dasselbe dem Schuße

und der Pflege der Stadt. Bürgermeister Calson übernahm das Denkmal im Namen der Stadt und legte für dieselbe einen Kranz mit Schleife in den Stadtfarben an dem Fuße nieder. Das Gleiche that dann mit kurzen Worten der zeitige Prorektor der Universität, Professor der Theologie Abt SchulÞp. Zum Sghluß sang der Chor die Kublau’s{e Komposition des Goethe’shen, von Ioh. Falk er- weiterten Liedes „Unter allen Wipfeln ift Rußh“.

Cassel. Die Anilinfarbenfabrik von Casella u. Co. zu Mainkur bei Fehenheim, Reg.-Bez. Cafsel, hat gelegentlich der Feier des 25 jährigen Bestehens der Fabrik am 22. Mai d. J. drei Stiftungen errichtet, und zwar hat sie 1) eine Pensionskasse mit 200 000 Æ für die Beamten der Fabrik, 2) eine Pensionskasse mit 200 000 Æ für die Arbeiter der Fabrik, 3) eine Sparkasse, für deren Einlagen ein bober Zins garantiert ist, ins Leben gerufen.

Cassel, 2. Juli. Ein s{chweres Gewitter, verbunden mit Wirbelfturm und Hagelschlag, ist gestern in Hessen und dem Nathbargebiet niedergegangen. Wie der „Nat.-Ztg.“ berihtet wird, sind im S chloßpark zu Wilhelmshöhe ganze Strecken der hberr- lichsten Baumriesen wie Strobhalme umgeknickt; zahlreihe Bäume sperrten Weg und Steg, sodaß der Verkehr völlig gehemmt war und Militär reguiriert werden mußte, um die Wege frei zu machen. Die Straßenbabn zwishen Caffel und Wilhelmshöhe fonnte mebrere Stunden lang nit verkehren. Auf Schritt und Tritt bietet sih im Wilhelmshöher Park wie in den angrenzenden Waldungen, Obsftpflanzungen, Alleen 2. ein s{hreckliches Bild elementarer Verbeerung. Die nah den Kaskaden führende Tannen-Allee ift zer- stôrt, die berühmte Rosen-Allee binter Wilbelméehöhe \treckenweise wegrasiert. Bei dem bekannten Autflugëort „Fuchslöcher* liegen Hunderte von Buchen in wildem Chaos aufgethürmt. Eine ganze Anzabl Häuser wurden abgedeckt und vom Sturm beschädigt, so der Schupven und die Maschinenhalle der Straßenbahn. Die elektrische Beleuchtungzanlage in Wahlershausen, Wilbelmsböbe 2c., welhe noch nit lange errichtet ift, wurde zerstört. Die Häuser am Koblen-Berg- wert binter dem Herkules find abgedeckt und Balken, Ziegel 2c. weite Strecken fortges{leudert. Die in der Nähe befindlichen Felder sind von einem furhtbaren Hagelwetter Heimgesucht und die Saaten und Früchte vernihtet. Noch nah mehreren Stunden bedeckten die niedergegangenen Sclossen bhandhoch den Boden. Wirbel- sturm und Hagelwetter haben namentlich die Gemarkfungen von Hoof, Breitenbah, Domberg, Sichelbah, Elmshagen, ferner Wilhelméthal, Mönch¿bof, Kalden, ÜUdenhausen, Burguffeln 2c. furchtbar verwüstet. Hiobsposten treffen von allen Seiten ein. Im Druselthal find mehrere Häuser ebenfalis abgedeckt. Schrecklich sieht es in Greben- stein und Burguffeln aus; kein Haus ift dort verschont geblieben, viele sind ganz abgedeckt; eine massive Scheune wurde umgewebt, der Friedbof ift total verwüstet, und an den Landstraßen sind Hunderte von Obstbäumen umgeknickt. Gleich traurige Nachrichten laufen von der Korbacher Straße, aus Elgerébausen, Oberbefsen und der Shwalm- gegend ein. Der angerihtete Schaden ist unberecenbar.

Stuttgart, 3. Juli. Dem Ministerium des Innern ift, wie der „Staats.Anz. f. Württbg.“ meldet, durch Vermittlung der Firma G. Siegle und Komv. bierselbft die Summe von 21 0009 M über- geben worden, welche eine Firma in New-York unter den dortigen Deutschen für die Nothleidenden im Balinger Ueber- shwemmungsgebiet gesammelt hat.

Straßburg i. E., den 4. Juli. Die Eröffnung der Sonderausfstellung für Kunst und Alterthum im Park der biesigen Industrie- und Gewerbe-Auéstellung wurde heute Vormittag 11 Übr durch den Statthalter Fürsten zu Hobenlohe-Langenburg voll- zogen. Diese Sonderauéstellung weist eine große Menge seltener und wertbvoller Kunstshäte aus Elsaß und Lothringen auf. Gemeinden, Kirchen und Private haben bereitwillig die Hauptstücke ibrer Samm- lungen bergeliehen ; au der Rappoltsweiler Schaß des Prinz-Regenten von Bayern ift auf der Ausstellung vertreten.

Spezia, 3. Juli. An Bord des Torpedoboots „Aquila“ erplodierte beute während einer Versuchsfahrt in der Nähe von Rio Maggiore der Damvfkessel. Fünf Personen wurden getödtet, zwölf leichter verlegt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 4. Juli. (W. T. B.) Die Er- nennung Schakir-Pascha's zum Jnspektor gewisser Vilajets in Anatolien ist den Mächten bisher offiziell niht mitgetheilt. Trotzdem diese Ernennung den ursprünglihen Forderungen nah einem Ober-Kommissar niht entspricht, sheinen Frankrei) und Rußland geneigt, fie ohne prinzipielle Anerkennung zur Kenntniß zu nehmen, während die englische Botschaft eine ab- wartende Haltung beobachtet, da fie Jnstruktionen von Lord Salisbury erwartet.

Athen, 4. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer lehnte mit 58 gegen 58 Stimmen bei 13 Stimmenthaltungen den Antrag, betreffend die Zurükbehaltung des Ueberschusses der Korinthenernte, ab. Der Minister-Präsident Delyannis hatte die beabsichtigte Maßregel für ungenügend erklärt, aber nichtsdestoweniger seinen Anhängern überlassen, nah ihrem Willen zu stimmen.

Sofia, 4. Juli. (W. T. B.) Wie die „Agence Balcanique“ feststellé, entbehren die in Konstantinopel und anderwärts ver- breiteten Gerüchte, daß die Abreise des bulgarishen Ver- treters bei der Pforte Dimitrow durch den Verlauf seines Gesprähs mit dem Großvezier über die macedonishe An E und über die Ertheilung von Berats an bulga- rische Bischöfe in Macedonien veranlaßt worden sei, jeder Be- Eng Dimitrow hatte in der Frage der bulgarischen

ishôfe garniht mit der Pforte zu unterhandeln und hat dieje Frage dem Großvezier gegenüber nicht zur Sprache gebraht. Ebenso unbegründet find die Meldungen, daß Dimitrow auf seinem Posten in Konstantinopel erseßt werden folle; vielmehr wird si derselbe, sobald sein Erholungsurlaub abgelaufen ist, dorthin zurückbegeben.

(Fortjezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

è

Wetterbericht vom 4. Juli, § Uhr Morgens.

=- S l 2% SE |ZZ

(STÉ| Ss

Stationen. ESS Wind. | Wetter. |Z8 ÿ

Ï = = .

Ti [8° A j S

|D=L| [S Belmullet 770 [NNW 2bedeckt 14 Aberdeen 768 NW 3 \wolki 11 Christiansund . Ge a O E 4Nebe 11 Kopenhagen . ... . {758 |[WNW A4sbedeckt 15 Stodckholm . n s l O O 2 beiter 17 randa . 7592 |[NNW 4bedeckt 15 osfau . : 760 |WNW 1 wolkig 21 Gorf, Queenstown 771 N 1l'halb bed. 15 Cherbourg 770 [W 2 wolkig 15 I 767 |NW 4wwolkenlos | 14 Svlt . 761 |[NW 3'bededckti 14 mburg 763 |WSW 6b'bedeckt 14 Swinemünde . 762 SW 5'wolkig 16 Neufahrwafser . 762 |WSW Z3beiter 18

Met O 3'heiter R s N O N 1l\wolkenlos | 15 E E S U 14

E aa a ee 769 3 wolkenlos 18

oan es O 3 wolkenlos | 16 M a ec + S EETO E 4 beiter 16 G e E 6 E 5'bedeckt E7 O N A O 18 ela L E B 2H 16 Ce, 4 wolfig 16 S 762 |W 1l'beiter 22 Dr 762 ¡D 3 halb bed. 26

Uebersiht der Witterung.

Im Südwesten der Britischen Inseln hat der Luftdruck 770 mm meist überschritten, während derselbe über Shweden am niedrigsten ist. Ueber Zentral-Europa find nördliche bis westlihe Winde vor- wiegend, unter deren Einflnß die Temperatur allenthalben herab- egangen ift, sodaß diese fast überall unter dem Mittelwerth liegt. In Deutschbland ift das Wetter kühl, vorwiegend beiter und trocken, nur in den nordwestlichen Gebietstheilen berrs{cht trübe Witterung mit Regenfällen und vielfach starken südwestlichen bis nordwestlichen Winden. In Westösterreih fanden zablreide Gewitter ftatt. Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Freitag: Enfemble-Gastspiel der Mitglieder des Carl Schulte-Theaters (Ham- burg) unter Leitung des Direktors José Ferenczy. Tata-Toto. Vaudeville in 3 Akten nah Bilbaud und Barré von Victor Lóon und F. Zell. Musik von Antoine Banés. Anfang Uhr.

Sonnabend: Tata-Toto.

Familien-Nachrichten.

Verebeliht: Hr. Amtsrihter Dr. A. Philippi mit Frl. Frida Wulff (Kirchhain, Niederlausig). Hr. Reinhold von Below mit Freiin Constanze von der Golß (Berlin). L Pfarrer Dr. R. Ohle mit Frl. Annie von Treskow (Golzow, Kreis Angermünde).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieutenant von Lilienhoff- Zwowißki (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Oberst-Lieutenant Schubert (Berlin). : .

Gestorben: Hr. Prem.-Lieutenant a. D. Ferdinand Habel (Berlin). Hr. Ober-Amtsrichter a. D. Alexander Aemilius Schweiniß (Dresden). Hr. Telegraphen - Direktionsrath a. D. Ferdinand Zeiler (Pankow). Hr. Korvetten-Kapitän a. D. Max Kelch (Honnef a. Rh.). Herr Reichsgerichts:Rath a. D.- Karl Thewalt (Braubach a. Rh.).

Verantworilicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags-Anstalt. Berlin 8SW., Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen (einshliéßli4 Bör!en-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 157

Königreich Preußen.

; Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inbaber lautender Stadt- Anleihescheine der Stadt Charlottenburg im Betrage von Elf Millionen Mark.

Vir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem der Magistrat der Stadt Charlette:burg im Ein- verständniß mit der Stadtverordneten-Versammlung daselbst darauf angetragen hat, die zum Bau von Verwaltungsgebäuden, zum Auébau der Scchwemmfkanalisation, zur Regulierung der Berliner- und Spandauer - Straße, zur Freilegung (Grunderwerb) der Hardenbergftraße und der Kaiserin Augusta - Allee, zum Ausbau der Gasanstalt IT u. f. w. eine Anleibe von 11 Millionen Mark, in Buchstaben: Elf Millionen Mark, aufzunehmen und zu diesem Zweck auf jeden Inbaber lautende, mit Zinsscheinen versehene Anleibescheine ausgeben zu dürfen, ertheilen Wir in Gemäßheit des § 2 des Gefeßes vom 17. Juni 1833 wegen Auéstellung von Papieren, welhe eine Zahlungsverbindlichkeit gegen jeden Inhaber enthalten, durch gegen- wärtiges Privilegium der Stadtgemeinde Charlottenburg Unsere landes- herrliche Genebmigung zur Ausftellung von seitens der Gläubiger unkündbaren Anleihesheinen nah Maßgabe des anliegenden Musters im Gesammtbetrage von Elf Millionen Mark, welche in drei Abthei- lungen, und zwar die beiden erflen zu je vier, die letzte zu drei Millionen Mark, und davon jede Million in folgenden Abschnitten :

40 Stück à 5000 A = 200000 M,

1004. «A U = 200000. 20 4,1000, =. 200000 200 000. = 200000, 900. A 200. = 100000, 0G A 100. 90000. 1790 Stüdck = 1 000 000

auszugeben, mit jährlih drei ein balb Prozent zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplan durch Ausloosung oder freibändigen Ankauf mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapital- betrages jeder Abtheilung unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleibhescheinen dergestalt zu tilgen find, daß die Tilgung für jede Abthéilung nah Ablauf von zwei Jahren von der Begebung ab zu beginnen hat.

Die Ertheilung des Privilegiums erfolgt mit der rehtlihen Wirkung, daß ein jeder Inhaber des Anleibesheins die daraus si ergebenden Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zum Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein.

Durch vorstehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlih der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung seitens des Staats nicht über- nommen.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. i is

Gegeben Neues Palais, den 15. Juni 1895.

Wilhelm R. Miquel. von Köller. Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. Anleibe vom Jahre 18 .… (Stadt- Abtheilung B S Due S Anleibeschein der Stadt Charlottenburg

über E . .. . Á# Reichswährung, S verzinëslih mit 3# % am 1. April únd 1. Oktober. AuLgefertigt gemäß des landeéberrlickden Privilegiums vom 15. Juni 1895 (Amtsblatt der Königlihen Regierung in Potsdam vom N L T8900 NE Seite . .. und Gesetz- Sammlung für 1895 Seite . .….. laufende Nr. . . .).

Auf Grund des von dem Bezirksausshuß des Regierungsbezirks Potsdam bom 5. Juli 1893 genehmigten Gemeindebeshlufses vom 1. März / 19. April 1893 und auf Grund des Gemeindebeschlus}ses bom 18./24. April 1895 wegen Aufnahme einer Schuld von 11 Millionen Mark in 3 Abtheilungen, und zwar in den beiden ersten zu le bier, in der dritten zu drei Millionen Mark, bekennt sih der Magistrat der Stadt Charlottenburg namens der leßteren dur diese sür jeden Inhaber gültige, scitens des Gläubigers unkündbare Ver- shreibung zu einer Darlehns¡chuld von . . . . Mark, welche an die Städt baar gezahlt worden und mit 34% jährlich zu verzinsen ist. Die Nückzahlung der ganzen Scuid von 11 Millionen Mark be- ginnt für jede Abtheilung na Ablauf von zwei Jahren von der Be- gebung ab und erfolgt nah Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans mittels Verloosung oder Ankaufs der Anleibescheine binnen längstens do Jahren aus einem Tilgungssteck, welher mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapitals jährlich unter Zuwadws der Zinsen von den getilgten Anleibesheinen gebildet wird. Die Aus- loosung erfolgt im Monat Oezember jeden Jahres. Der Stadt Charlottenburg bieibt _jedcch das Recht vorbehalten, vom 1. April 1905 an den Tilgungéstock zu verstärken oder au sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu kündigen.

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben- falls dem Tilgungéëstock zu. i Die ausgeloosten fowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung der Abtheilung, ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge lowte des Termins, an welcem die Nücfzahlung èrfolgen soll, öffentlich bekannt gemaht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zablungétermine dur den „Deutschen Reichs- und Preußischen Staats - Anzeiger“, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam und der Stadt Berlin, sowie durch zwei Berliner und eine Charlottenburger Zeitung. In denjenigen Fällen, in welchen die Tilgung dur Ankauf bon Anleihescheinen bewirkt worden ist, wird dieser unter Angabe des Betrags der angekauften Anleihescheine und alsbald, nachdem der An- kauf erfolgt ift, in den vorstehend bezeihneten Blättern bekannt (emaht. Die Namen der beiden Berliner Zeitungen und der Char- lottenburger Zeitung fowie etwaige Veränderungen werden im „Neichs- nzeiger“ bekannt gemaht.

, Vis zu dem Tage, wo folchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 1. April und am 1. Öktober, von beute an gerechnet, mit drei ein halb Prozent jährli verzinst. br Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen 1e Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine, bezw. dieses An- dihescheins bei der Stadt-Hauptkasse in Charlottenburg, und zwar E n nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. it em zur Einpfangnahme des Kapitals eingereihten Anleihescheine sind au die dazu gehörigen Zinéëscheine der späteren Fälligkeitstermine Arlzuliefern, Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom dopital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb fon piA Jahren nah dem Rückzahlungétermine nit erhoben werden, wte die innerhalb vier Jahren nah Ablauf des Kalenderjahres, in welhem sie fälliz geworden, niht erhobenen Zinsen verjähren zu

Unsten der Stadt Charlottenburg. Das Aufgebot und die Kra,tlos-

y lärung verlorener oder verniteter Anleihescheine erfolgt nah Vor-

rift der SS 838 ff. der Zivilprozeßordnung s Nei / S 838 f. g für das Deutsche Rei bom 30. Januar 1877 (Neichs-Gesezblatt S. 83) beziehungsweise ias

Berlin, Donnerstag, den 4. Juli

§ 20 des Ausführungçsgeseßes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Geseh. Samml, S. 281). S s

Zinéseine können weder aufgeboten noch für fraftlos erflärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungéfrist bei dem Magistrat an- meldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vor- zeigung des Anleibesheins oder sonst in glaubhafter Weise dar- thut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange- meldeten und bis dabin nit vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit den Anleibesheinen werden balbjährige Zinsscheine für einen zehnjährigen Zeitraum und eine Anweisung zur Ecneuerung der Zins- scheine en | _Die gabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadt-Hauptkasse in Charlottenburg gegen Ablieferung der der älteren Zinsfcheinreihe beigedrudten Anweisung. Beim Verlust der An- weisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleibeseins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig ge- sehen ift.

: Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Charlottenburg mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft. _Deffen zu Urkund haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertbeilt. Gharlolleihurg, den 189: (Stadtsiegel.) E _ Der Mäâistrat. (Unterschrift des Vorsitzenden und eines Mitgliedes des Magistrats unter Beifügung des Armtstitels8.)

90

Hierzu sind Zinsscheine Kontrolbuch Seite . . . Der Kontrolbeamte. Nr... bis .. nebst (Unterschrift des Anweisung ausgereicht. Kontrolbeamten.)

Provinz Brardenburg. Regierungsbezirk Potsdam. Charlottenburger Stadtanleihe vom Jahre 18... Abtbeilung.

(Stadtwayppen.)

Zinsschein Nr. . Î über zum Anleiheschein der Stadt Charlottenburg Anleibe vom Jahre 18 . ., Abtheilung . B ir M Reichswährung.

Der Inhaber dieses Zins\{eins empfängt gegen dessen Rü- abe H Oer Set Dona O e. ab an balbjährlihen Zinsen des vorbenannten Anleihesheins aus der Stadt-Hauptkafse ¿n Char- lottenburg... M... H Reichswährung.

Ghärlollenbürg, ven L089 2 Der Magistrat.i 4

Trocken- (Unterschrift des Magistrats- Vorsitzenden und? eines Stempel. Mitgliedes des Mêagistrats.)

_Der Kontrolbeamte. Æ (Unterschrift des Kontrolbeamten.)? Verjährt nah dem Geseße vom 31. März 1838 am .”. .“,*:De- zember. Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. (Stadtwappen.) Anweikhung A zum Anleibeschein der Stadt Charlottenburg Anleihe vom Jahre 18. ., Abtbeilung

Blilibe.«. Me. e über... ... H Reichswährung. _ Inhaber empfängt gegen diese Anweisung die . . . te Reihe Zinsscheine für die Zeit Do - e dis - n a bis S A bei der Stadt-Hauptkasse in Charlotten-

burg, sofern von dem Inhaber des Anleibesheins niht rechtzeitig Widerspruch erhoben ift.

C a, S).

Der Magistrat. Trocken- (Unterschrift des Vorsißenden und eines Mit- Stempel. gliedes des Magistrats.) Der Kontrolbeamte.

(Unterschrift des Kontrolbeamten.)

Anmerkung zu den Schemas für die Zinsscheine und An- weilungen.

Die Namensunterschriften des Magistraté:Vorsißenden und des zweiten Magistratsmitgliedes können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinéschein oder jede Anweisung mit der Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ift zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden bten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken :

. . ter Zinsschein. . . ter Zinsschein.

Anweisung.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. é 85. Sißung vom Mittwoch, den 3. Juli.

Ueber den Beginn der Sizung ist gestern berichtet worden.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Be- rathung des Geseßentwurfs, betreffend die Zentralgenossen- shaftsfasse.

Nachdem Abg. von Brockhausen (fons.) über die Stellung des Handwerks zu dem neuen Jnstitut sich geäußert hatte, nahm das Wort der Minister für Handel Berlepsch:

Meine Herren! Den Bemerkungen des Herrn Vorredners in Bezug auf die Bedeutung des Gesetzes für das Handwerk kann ih mich im wesentlihen anschließen, nameatlich insofern sie als Er- widerung anzusehen sind auf die gestern gefallene Bemerkung, daß die Hereinziehung des Handwerks in dieses Geseß nur eine dekorative Bedeutung hake. In den Kommissions- verhandlungen habe ich bereits Gelegenheit gehabt auszu- führen, daß das nach Ansiht der Staatsregierung jedenfalls

und Gewerbe Freiherr von

nicht der Fall ist. Jh sprehe heute die bestimmte Erwartung aus,

895,

daß dieses Geseß nicht ein dekoratives für das Handwerk bleiben, sondern für dasselbe gute Früchte tragen wird.

Was die Bedürfnißfrage der Errichtung von Genossenschaften für das Vandwerk und die Gewährung von Kredit an dieselben betrifft, so ift es vollständig rihtig nach meiner Meinung, daß das Bedürfniß beim Handwerk als mindestens ebenso groß anzuerkennen ist wie bei der Landwirtbschaft. Es ift ferner zuzugeben, daß die Bildung der Ge- nofsenshaften, namentli der Kreditgenossenschaften, beim Handwerk eine schwierigere wie bei der Landwirthschaft ist, und zwar wesentlih deshalb, weil der Hintergrund des NRNealbesizes im wesentlichen bei den Genossen fehlt: das wird vielleiht das \chwer- wiegendste Moment sein. Jch kann auch zugeben, daß die Theilnahme von durch geschäftliche Erfahrung hervorragenden Personen an den Handwerkergenofsenschaften \chwächer ist als bei der Landwirthschaft. Indessen, wie der Herr Vorredner uns selb mit- getheilt hat, giett c doch Beispiele dafür, daß durch die

Theilnahme einer an sich mit dem Handwerk nicht direkt verbundenen Persönlichkeit es gelungen ist, soldhe Handwerker- genofsenshaften zu bilden. Es if das auh an anderen

Stellen gelungen, und wenn ich früher den Vorwurf erboben habe, daß bei der Genossenschaftsbildung im Handwerkerstand eine ges wisse Nachlässigkeit hervortrete, so möchte ih do glauben, daß ganz unrichtig dieser Vorwurf niht gewesen is, und ih glaube, daß das in den Kreisen des Handwerks auch vielfah felbst empfunden wird. Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, wie in den ärmsten landwirthschaftlihen Gegenden, wo von der Konkurrenz eines wohlwollenden Großgrundbesigers gar keine Rede ist, das Genofsen- schaftswesen mit zuerst einen sehr bedeutenden Aufschwung ge- nommen hat. Ich erinnere z. B. an den Westerwald in der Rhein- provinz; dort ist aus den kleinsten landwirthschaftlichen Verhältnissen beraus ein sehr lebhaftes Genofsenschaftswesen entstanden. Es haben allerdings au Persönlichkeiten, die niht direkt mit der Landwirth- schaft zu thun haben, wie Lehrer und Geistliche des Orts, si dieser Genossenschaftsbildung schr lebhaft angenommen; solche Persönlich- keiten finden sich au für die Handwerker in allen Theilen der Monarchie. Jch kann diesen Punkt auf sich beruhen lassen und nur die Hoffnung aussprehen, daß dieses neue Gefeß dazu beitragen wird, die Lust an der Genofsenschaftsbildung beim Handwerk wesentlih zu erhöhen. Die ersten Versuche dazu: sind bereits mit Lebhaftigkeit gemacht. Der Zentralaus\{chuß des Deutschen Innungsverbandes hat na den ersten Besprechungen im Finanz-Ministe- rium über dieses Geseg sich an sämmtlihe Innungsverbände Deutsch- [lands gewandt und Auskunft erfordert über die Lage des Genossen- schaftswesens innerhalb des einzelnen Fahs des Handwerks. Man hat ferner vorläufig den Gedanken gefaßt, die Innungsaus\chüsse als die Träger der Gewährung des Personalkredits insofern zu betrachten, als sie, vershiedene Fahhandwerker eines bestimmten Bezirks um- fassend, den Stamm und die Anregung geben follen, um die Hand- werker eines bestimmten Bezirks zur Bildung von Genossenschaften zur Beschaffung des Personalkredits einzuladen. Die nicht minder wichtige Bildung von Genofsenschaften zur gemeinsamen Beschaffung des Rohmaterials, von Einkaufs - und Verkaufs- genossenshaften, wird nah Ansicht des Zentralaus\chusses mehr den Fahgenossen zu überlassen sein. Jedenfalls ift bereits heute ein fehr lebhafter Gang beme:fbar, den wir früher nicht bemecken fonnten, und der ist ganz zweifellos direkt auf dieses Geseß zurückzuführen. Man hat auch bereits die ersten Schritte gethan, um eine

genossenshaftlihe Bank in Berlin ins Leben zu rufen, und *’ da man niht mit der Neugründung, sondern mit der Benußung einer bereits bestehenden wirthschaftlichen

Institution vorgehen wird, is zu hoffen, daß im Laufe der nächsten Monate, ein wirksames Beispiel dieser Organisation vorhanden sein wird, woran sich zunächst in anderen größeren Städten ähnliche An- stalten anshließen werden. Diese Genossenschaften können dann den Verband oder die Vereinigung bilden, die als Voraussetzung für die Kreditgewährung in diesem Ges:te vorgesehen ist.

Wenn der Herr Vorredner dann den Wunsch ausgesprochen hat, daß ih nach zwei Nichtungen hin dem Handwerker zu Hilfe kommen möchte: erstens nah der Richtung der korporativen Organisation des Handwerks und zweitens nah der Gewährung von Fonds für die Bildung der einzelnen Genossenschaften, so habe i über die erste Frage bereits meine persönliche Ansicht ausgesprochen, daß ih nämlich der Meinung bin, daß die korporative Organisation des Handwerks allerdings ein erstrebenswerthes Ziel ist. Ich bin, meine Herren, da i jeßt noch nit im Namen des Staats-Ministeriums sprechen kann, nit in der Lage, in dieser Frage weitere Erklärungen abzugeben ; ich glaube aber, daß nah dem, was ih bereits in der Kommission erwähnt habe, der Herr Vorredner nach dieser Richtung beruhigt sein wird.

Was die Frage der Gewährung von Fonds zur Bildung von Genossenschaften betrifft, fo bin ih sehr gern bereit, wenn wir erst fühlen, daß die Genossenschaftsbewegnng wirkli bei den Handwerkern im Lande vorwärts geht, auch nachzuhelfen, soweit dies möglich ift und mit dem Zweck der Sache si verträgt. Soweit mir bekannt ift, hat die landwirthshaftlihe Verwaltung, die dem landwirthschaftlichen Genofsenschaftswescn Unterstüßung hat zu theil werden lassen, diese Unterstüßung wesentlich gegeben zu Zwecken der Revision der be- stehenden Kassen und zu Zwecken der Agitation für die Neubildung. Ich glaube, es wird kein Bedenken haben, daß für gleiche Zwette auch zur Bildung von Handwerkergenossenshaften Mittel bewilligt werden, und werde jedenfalls Versuche machen, nah dieser Richtung hin vor- zugehen.

Im übrigen aber glaube ih nunmehr die Hoffnung aussprechen zu dürfen, daß auf Grund dieses Geseßes die Bildung von Genossen- schaften des gewerblichen Mittelstandes, und zwar von folchen, die direkt bezwecken, Kredit zu gewähren, wie auch von Einkaufs-, Ver- kaufs- und ähnlichen Genossenschaften jeßt lebhaften Fortgang nehmen wird, und ih theile die Ueberzeugung des Herrn Vorredners, daß dieses Gesey au dem Handwerk zum allergrößten Nußen gereichen

wird. (Bravo!)

Im

t n Gt E A L EE T

I