v. Nrn en uen, De Lt. vom Holstein. Feld: Art. Regt. Nr. 24" als balbinvalide mit Pension ausgeschieden und zu den Offizieren der Landw. Feld-Art. 1. Aufgebots übergetreten. Hardeck, Sec. Lt. à la suite des 1. Bad. Feld-Art. Reats. Nr. 14, mit Pension der Ab- schied bewilligt. Philippi, Pr. Lt. und Feldjäcer vom reitenden S, ausgeschieden und zu den Offizieren der Garde-Landw. hüßen 1. Aufgebots, S t oy, Hauptm. und zweiter Offizier rom Traindepot des Gartekorps, als halbinvalide mit Pension nebst Aus- sicht auf Anstellung im Zivildienst ausgeschieden und zu den Offizieren des Landw. Trains 2. Aufgebots, — übergetreten. v. B ockelberg, Major a. D., zuleßt Hauptm. und Komp. Chef im 4. Thüring. Inf. Regt. Nr. 72, unter Ertbeilung der Erlaubniß zum ferneren Trägen mes See des 4. Garde-Negts. z. F., mit seiner Pension zur Disp. estellt. 9 Im Sanitäts-Korps. Stockholm, anBordS. M. Yacht „Hohenzollern“, 9. Juli. Dr. Müller, Assist. Arzt 2. Kl. a. D., früher bei tem Feld-Art. Regt. Nr. 15, bis zum 9. Juli d. J. in der Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika, in der Armee und zwar als Assist. Arzt 2. Kl. bei dem Eisenbahn-Regt. Nr. 1 wiederangestellt.
Beamte der Militär-Verwaltung.
Durch Berfügung des Kriegs-Ministeriums. 27. Mai. Düvel, Militäranwärter, als Proviantamts-Afsist. in Posen angt- stellt. Neß, Proviantamts-Assist. in Posen, na Jüterbog verseßt.
28. Mai. Ts\chirschnitß, Ingen., als Ingen. a Probe in der: Armee-Konservenfabrik in Spandau angestellt. i
4. Juni. Lefèvre, Proviantmeister in Dieuze, mit Wahr- nehmung der Direktorgeshäfte beim Proviantamt Danzig, Hunger, Proviantamts-Rendant in Züllichau, mit Wabrnehmung der Proviant- meisterges{ätte in Dieuze, — beauftragt. Mewes, Proviantamt®- Rendant in Posen, nah Zülliau, Goer #8, Proviantamts-Kontroleur in Trier, unter Ernennung zum Proviantamté-Rendanten, nah Posen, Ulrich, Proviantamts-Assistent in Neubreisach, als Proviant- amts-Kortroleur auf Probe nah Trier, — verseßt. j :
21. Juni. Schmidt, Proviantamts-Kontroleur auf Probe in Oldenburg, zum Proviantamtê: Kontroleur ernannt. Szymanski, Braun, Terpiß, Proviantamts-Afspiranten, als Proviantamtt- Assistenten in Mainz bezw. Diedenhofen und Köln, die beiden ersteren vcmn 1. Iuli, der lettere vom 1. August 1895 ab angestellt. /
24. Juni. Zippel, Roßarzt vom Train-Bat. Nr. 15, auf seinen Antrag mit Pension in den Nuhestand versetzt. E
96. Juni. Klage, Festungsbauwart 1. Kl. der Fortifikation Neubreisach, zum Festungs-Oberbauwart, Grober, Festungsbauwart 2. Kl. der Fortifikation Wesel, zum Festungsbaumart 1. Kl., Jacob, Wallmeister der Fortififation Straßburg, zum Festungsbauwart 2. Kl, — ernannt. Baruth, Proviantamts-Asrxir., vom 1. Juli d. J. ab als Proviantamts- Assist. in Neubreisach angeftellt. _
27. Funi. Becker, Intend. Sefkretariats-Asfsist. Intend. VII1. Armee-Korvs, zum Intend. Sekretär ernannt.
30. Juni. Zilm, Roßarzt vom Thüring. Hus. Regt. Nr. 12, auf seinen Antrag mit Per sion in den Ruhestand verseßt.
5. Juli. Rühl, Zablwæstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim Garde- Korps ernannt. /
6. Juli. Hartmann, Ingen. 1. Kl., vom Feuerwerks-Labo- ratorium in Spandau zur Geschoßfabrik in Siegburg versetzt. Pfaff, Ingen. 2. Kl. von der Geschcoßfabrik in Siegburg, scheidet mit Ende August d. J. aus seinem bisberigen Dienstrerbältniß aus.
Durch Verfüaung des General-Kommandos. Zahl- meister. a. Verseßt: Mayer vom 2. Bat. Kaiser Alexander Garde- Gren. Negts. Nr. 1 zum Garde-Scüten-Bat.,, Heim vom 4. zum 2. Bat. Kaiser Alexander Garde-Gren. Regts. Nr. 1, Böhm vom 2. Bat. Gren. Regts. König Friedrich 11. (3. Oftpreuß.) Nr. 4 zum 1. Bat. Inf. Regts. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) Nr. 59, Grimm rom 3. Bat. Inf. Regts. Markgraf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) Nr. 111 zum 1. Bat. Inf. Regts. von Lüßew (1. Rbein.) Nr. 25; Þþ. infolge Ernennung zugetheilt: Steding dem 2. Bat. Inf. Regis. von Manstein (Schleêwig.) Nr. 84, Dreger dem 4. Bat. Inf. Regts. Nr. 129, Groth dem 2. Bat. Kolberg. Gren, Negts. Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9, Frohbne dem 4. Bat. 1. Hess. Inf. Regts. Nr. 81, Bohn dem 2. Bat. Inf. Regts. von Grolman (1. Posen.) Nr. 18, Mischke dem 4. Bat. Inf. Regts. General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburg.) Nr. 64.
Königlich Bayerische Armee.
V ffiztiere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 6. Juli. Frhr. v. Berhem, Königl. Edelknabe, zum Port. Fähnr. mit einem Patent vcm 10. Iuli d. Is. im Inf. Leib-Reat. ernannt.
7. Juli. Baust, Sec. Lt., unter Velassung im Verhältniß à la suite des 2. Chev. Negts. Taxis, auf die Dauer eines weiteren kalben Jahres beurlaubt.
10. Juli. Frhr. v. Reitßenstein, Pr. Lt., bisher à la suite des Inf. Leib-Reats. und Adjutant am Kadetten-Korps, in das genannte Régt. verseht. Seen üller, Pr. Lt. im 19: Juf. Ret: unter Stellung à la suite diefes Negts., zum Erzieher am Kadetten-Korps ernannt. Nachgenarnte Zöglinge der 6. Klasse des Kadetten-Korps zu Portcpec-Fäbnrichs ernannt: Baur, Port. Unteroff. im 1. Inf. Regt. König, Frhr. v. Falkenbausen, Port. Unteroff. im Inf. Leib- Negt.; die Fahnenkadctten: Lobenboffer im 3. Feld-Art. Negt. Königin-Mutter, N im 2 Schweren Reiter-Neat. vakant Kron- prinz Erzhe:zcg Nudolf von Oesterreih, Graf v. Holnstein aus Bayern im 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm 11I., König von Preußen, Schimmer im 14. Inf. Neat. Herzog Karl Theodor, Berthold im 1. Inf. Regt. König, Fischer im 2. Inf. Regt. Kronprinz, Correck im s. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, Storch im 2. Inf. Negt. Kroxprinz, Schnißlein im 5. Inf. Regt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, v. Grundherr zu Altenthan und Weyberhaus im 4. Inf. Negt. König Wilhelm von Württemberg, Geißler im 7. Inf. Negt. Prinz Leopold, Fürst v. Wrede im 1. Ulan. Regt. Kaiser Wilhelm I1., König von Preußen, Donner, Drechsel im 9. Inf. Regt. Wrede, Weiß im 11. Inf. Negt. von der Tann, Edler und Ritter v. Divpel im 14. Inf. Regt. Herzog Karl Theodor, Sölch im 11. Inf. Negt. von der Tann, Stuhl- reiter im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Merkl im 1. Jäger-Bat., Ullerich, Schmalz im 12. Inf. Regt. Prinz Arnulf, Prestele im 16. Inf. Negt. Großherzog Ferdinand von Tosfana, Madrourx im 3. Inf. Neat. Prinz Karl von Bayern, Ney im 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, Schmitt im 6. Inf. Regt. Kaiser Wil- helm, König von Preußen, Hauer im 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern. j :
11. Juli. Nenoth, Hauptm. und Kemp. Chef im 11. Inf. Regt. von der Tann, unter Verseßung zu den mit Pension zur Disp. stehenden Offizieren, zum Bezirks - Offizier beim Bezirkskommando Vilshofen, Vorster, Pr. Lt. desselben Regts., unter Beförderung zum D, ohne Patent, zum Komp. Chef in diesem Regt., — ernannt. ¿
Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Häfele, Pr. Lt. des 10. Inf. Regts. Prinz Ludwig, vorerst auf die Dauer eines Jahres zum Generalstab (Kriegzarhiv) kommandiert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 9. Juli. Sondinger, Hauptm. a. D., die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 12. Inf. Regts. Prinz Arnulf mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen bewilligt.
11. Juli. Bauer, Major z. D. und Bezirks-Offizier beim Bezirkskommando Vilshofen, mit der gesc{lihen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Ver- abschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
Beamte der Militär-Verwaltung.
9. Juli. Thaller, Zablmstr. Aspir. des 1. Pion. Boct3,, zuni Zablmstr. im I. Armee-Korps ernannt. !
von der
Nichkamkliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. Juli.
Seine Majestät der Kaiser und König gedachten, dem „W. T. B.“ zufolge, heute Vormittag um 10 Uhr an Bord der ao! „Hohenzollern“ von Wisby (Jnsel Gotland) nah Hernösand in Westernorrland in See zu gehen.
_Uéber den Besuch in-Wisby wird noch berichtet: Seine Mazestät der Kaiser landeten gestern Mittag gegen 12 Uhr und zwar incognito am Wellenbreher und unternahmen sodann einen Spaziergang durch die festlih geschmüdckte Stadt. Nachmittags hörten Seine Majestät Vorträge. Die Matrosen- kapelle der „Hohenzollern“ gab -in den Ruinen der St. Nicolai- Kirche ein Konzert. Abends 9/5 Uhr gingen Seine Majestät abermals an Land, um die Gesänge des Wisbyer Gesang: vereins in den Ruinen der St. Katharinenkirche zu hörcn.
Der Kaiserlihe Botschafter in Madrid, Wirkliche Geheime Rath von Radowitz hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der Legations-Rath Freiherr von Mentßingen als Geschäftsträger.
Der am hiesigen Allerhöhsten Hofe beglaubigte Groß- herzoglih badishe Gesandte von Fagemann is von Paris zurüdgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli oldenburgische Wirkliche Geheime Rath Selkmann is von Berlin abgereist.
Der Regierungs-Asscssor von Bötticher zu Jauer ist dem Landrath des Kreiscs Greifenhagen zur Hilfeleistung zugetheilt worden.
Mecklenburg-Schwerin.
Jhre Königlihe Hoheit die Großherzogin Marie begiebt sich, wie die „Meckl. Anz.“ melden, mit Jhrer Hoheit der Herzogin Elisabeth und Sciner Hoheit dem Herzog Heinrich heute von Shwerin nah Warnemünde, um von dort cine Nordlandsreise anzutreten.
Sachsen-Coburg-Gotha.
__ Seine Königliche Hoheit der Herzog trifft, wie definitiv bestimmt ist, heute Nachmittag von London wieder in Coburg ein.
Oesterreich-Ungarn.
Jn der gestrigen Abendsißung des österreichischen Abgeordnetenhauses erklärte der Leiter des Handels- Ministeriums Ritter von Witteck bei der Berathung des Titels „Eisenbahnen“: die Aufgabe des Handels-Ministeriums bestehe für die nächste Zeit darin, auf eine gute erwaltung sowohl der Staats- wie der“ Privatbahnen Acht zu geben. Wenn die Ausübung des Einlösungsrechts erfolge, so sci dies nicht als eine Verstaatlihhungsaktion anzusehen, sondern vom Stand- punkte der pflihtgemäßen Verwaltung aus zu beurtheilen. Es sei ausgeschlossen, daß größere Opfer anläßlih der Aus- übung des Einlösungsrechts in Ausficht genommen würden.
Großbritannien und JFrland.,
Bis heute früh waren gewählt: 232 Unionisten (Kon- servative und liberale Unionisten), 45 Liberale, 4 Parnel- liten, 13 Anti-Parneklikten “und k Kandidat der Arbeiterpartei. Die Unionisten- haben 40 und die Liberalen 10 Siße neu gewonnen. Unter den Gewählten be- finden sih der Sprecher des Unterhauses W. C. Gully, der Staatsjekretär für die Kolonien Chamberlain, der Unter- Staats)efretär des Jnneren Collins und der frühere Staatssekretär für Jndien Fowler. Jn West-Monmouth- shire, wosclbst kein Gegenkandidat aufgestellt ist, erbot si der liberale Kandidat zu Gunsten Sir W. Harcourt's zurückzutreten: dieser hat das Anerbieten endgültig angenommen.
Frankreich.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht nachstehende Ver- änderungen in dem Personal der Botschaft in Berlin: Allizé, Sekretär bei der Botschaft in Berlin, ist an die Gesandtschaft in Lissabon, Lecomte, Botschafts-Sekretär bei der Botschaft beim Päpstlihen Stuhl, an. die Botschaft in Berlin, Vicomte de Manneville, Botschafts-Sekretär in Berlin, an die Bot- schaft in London verseßt worden; Ribot, bisher Gesandtschafts- Attaché in Bukarest, wurde zum Botschafts-Sekretär in Berlin ernannt.
Der Rath der Ehrenlegion hat in seiner Gesammt- heit die Demission eingereiht, und zwer infolge der An- nahme der Tagesordnung in der Sizung der Deputirten- kammer vom leßten Sonnabend, welche dic Entscheidung des Raths in Sachen Eiffel tadelte.
Rußland.
Die abessinishe Gesandtschaft hat sich gestern nah Sarskoje-Selo begeben, wo sie den Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch besuchte. Sodann speiste die Gesandtschaft bei dem Ober - Prokureur des heiligen Synods, Pobjedonoszew. An diesem Mahle nahmen auch der Metropolit Clement und der bulgarishe Archi- mandrit Wassilijew theil. Nach den üblichen Toasten wandte sich Pobjedonoszew mit einer Nede an den Metropoliten Clement, worin er sagte, die Russen freuten sih, ihre Glaubensbrüder in St. Petersburg zu sehen. Gott möge geben, daß die Erkenntniß des Glaubens, der Einigkeit und der Liebe zu Rußland, welches sein Blut für Bulgarien vergossen habe, die leitenden Klassen durch- drungen hätte und daß die Bulgaren fest für ihren Glauben einstehen möchten, denn die ganze Kraft Bulgariens wurzele in der Orthodoxie und in der Erfüllun des Vermächtnisses ihrer Vorfahren. Sodann wurde ein Toast auf den Repräsentanten Bulgariens, den Metropoliten Clement,
ausgebraht. Clement dankte und sagte, auf Pobjedoncszew tóastend, Bulgarien habe den Rufsen die Orthodoxie und die Bildung, Lesen und Schreiben gegeben, Rußland aber habe Bulgarien die Freiheit und die Selbständigkeit gegeben. Die Bulgaren hätten viel gegen Rußland gefehlt. Rußlands Liebe zu ihnen sei aber die gleiche geblieben. Ferner brachte Pobje- onoszew das Wohl der abessinishen Gesandtschaft und des Bischofs von Harrar aus. Er gab sciner Freude Ausdru, dieselben als Glaubensgenossen begrüßen zy können, und sprah den Wunsh aus, Abessinien möge sich in der unentwegten Vertheidigung seines Glau- bens und seines Landcs entwickein und befestigen. Der Bischof von Harrar dankte und toastete auf die Befestigung dèr Orthodoxie und die Einigung der Kirchen. Dem Diner wohnten die hohe Geistlichkeit, der Minister der - Volksaufflärung Graf Deljanow, das Stadthaupt und andere bei. Prinz Damto über- brahte Pobjedonoszew den Sakomon-Orden erster Klasse, dem Gehilfen des Ober - Prokureurs Sabler denselben Orden zweiter Klasse.
_ Die St. Petersburger Blätter sprehen ihren Un- willen über das gegen Stambulow verübte Attentat aus. Die „Nowoje Wremja“ meint, die Regierung des Prinzen Ferdinand habe vielleiht mit dem Leben Stambulow's gespielt, indem sie das Gericht über ihn ver- shleppt hätte. Eine so barbarische Beiseiteschaffung desselben empóre aber nicht nur seine Freunde, sondern auh secine Feinde. Die „Nowosti“ sagen, der Beseitigung Stambulow's bâtten diejenigen bedurft, denen er unter den gegenwärtigen Verhältnissen am gefährlichsten gewesen sei.
Ftalien.
Der Senat berieth gestern die Vorlage, betreffend die Aushebung der Rekruten der Jahresklasse 1875. Namens der Kommisston beantragte der Berichterstatter Ricotti die Streichung des Artikels 2, durch welchen der Kriegs- Minister ermächtigt wird, die Aushebung eines Theils der ersten Kategorie des Jahrgangs 1875 auf 1896 zu verschieben. Nah langer Debatie erklärte der Kriegs - Minister Mocenni, daß er an dem Artikel festhalte. Der Minister - Präsident Crispi stellte die Frage, ob es sich um einen etwaigen Konflikt zwischen den beiden Kammern handle, da die Deputirtenkammer den Artikel an- genommen habe, und appellierie an die Besonnenheit und Weisheit des Senats. Schließlih wurde der Artikel 2 abgelehnt und die Vorlage im übrigen genehmigt. ,
Schweiz.
_ Unter dem Vorsiß des Bundesraths Lachenal fand gestern Nachmittag in Bern die Unterzeichnung der technischen Vereinbarung, betreffend den Eisenbahntransport, statt; ebenso wurde der Austausch der NRNatifikationen zu der besonderen Zusaßvereinbarung vollzogen, welche das Verfahren bei dem Eintritt neuer Staateñ in die Konvention für Eiscubahntran8- port betrifft.
Türkei.
Der Sultan wird demnächst den kTntroductenr es Ambassadeurs Galib Bey nach Rom entsenden, um dem Papst cin cigenhändiges Antwortschreiben auf das im vorigen Jahre von dem malchitishen Patriarhen dem Sultan übcr- brahte Schreiben des Papstes sowie Geschenke des Sultans zu überreichen. i
Gleich dem griehishen Gesandten hat, wie „W. T. B.“ berihtet, auch der serbishe Gesandte in Konstantinopel bei der Pforte die Hoffnung ausgedrückt, daß der status quo bezüglich der bulgarishen Bischofsfrage erhaiten bleibe. Sonst müsse Serbien die unangenehme Ucber- zeugung gewinnen, daß bei der Pforte revolutionäre Agi- tationen mehr Anklang fänden als das freundnachbarliche Ver- halten, welches Serbien ständig gegenüber der Türkei beob- achtet habe. Der Groß-Vezir Said Pascha hat diese Vor- stellungen zur Kenntniß genommen und in Anerkennung des loyalen Verhaltens Serbiens erklärt, die Pforte sei nit gewillt, den status quo zu ändern.
__ Devrzum Exarchat übergetretene und deshalb exkbommunizierte Bischof der unierten Bulgaren der Eparchie Kukush, Msgr. Maclenow ist nach Jntervention des Patriarhen Azarian in den Schoß der katholishen Kirche zurückgekehrt und hat an ne Eparchie einen Hirtenbrief erlassen, worin er sein Be- auern über seinen ersten Schritt ausfpriht. Msgr. Maclenow wird am 22. d. M. nah Rom abreisen.
Griechenland. Die Königin ift gestern von Athen über Odessa nah St. Petersburg abgereist.
Serbien.
In der gestrigen Sißung der S kupschtina unterbreitete die Regierung derselben einen strenge Maßnahmen enthaltenden Geseßentwurf gegen das Näuberunwesen in den Gebirgs- gegenden. Nachmittags berieth der Klub der Fortschritts- partei über die Annahme der Konversions-Vorlage. Nachdem Garaschanin sich für die Annahme aus- gesprochen hatte, wurde zur Abstimmung geschritten; dieselbe ergab 141 Stimmen für, 8 Stimmen gegen die Vorlage. Danach ist in der heutigen Sizung der Skupschtina die Annahme mit großer Mehrheit gesichert.
Eine aus 20 Mitgliedern der Fortschrittspartei be- stehende Deputation wurde gestern Nachmittag von dem König empfangen, welcher dieselbe seines Königlichen Wchl- wollens versicherte.
Die serbishe Regierung hat laut Meldung des „W. T. B.” in der von dem bulgarischen Minister des Aeußern Natschovitsch an die Vertreter Deutschlands, Englands, Oester- reih-Ungarns und Jtaliens gerihteten Note des Jnhalts, daß unlängst nah Macedonien cingedrungene Banden nicht über die bulgarische, sondern „über eine andere, wenig bewachte Grenze“ gegangen seien, einen Hinweis auf ihre Grenze finden zu müssen geglaubt und beauftragte daher den serbishen Ver- treter in Sofia, von Natschovitsh Aufklärung zu verlangen.
Bulgarien.
Jn London eingetroffenen Nachrichten aus Sofia zu- folge war der Verlauf des Attentats auf Stambulow olgender: Stambulow befand sich gegen 8 Uhr Abends, vol Petkow und seinem Diener begleitet, auf dem Heimwege vont Unionklub. 200 Schritte von diesem fiel ein Schuß. Stambulow und Petkow sprangen aus dem Wagen, worauf 3 Personen beide anfielen, von denen cine mit einem Yatagan Hiebe gegen den Kop!
und die Arme Stambulow's führte und denselben sehr {wer verlezte. Die anderèn verwundeten Petkow am Kopf. Der im Zentrum der Stadt belegene Schauplaß der That und die umliegenden Straßen waren sehr belebt. Der Diener Stam- hulow’s, welYer auf die Angreifer Revolvershüsse abgab, wurde verhaftet. Die Vertreter aller fremden Mächte fanden sich zum Besuch Stambulow's in dessen Hause ein. Zahlreiche Ver- haftungen sind vorgenommen worden. Die Spuren scheinen auf ein Einverständniß mit dem Kutscher des Wagens Stambulow's hinzuweisen. Außer einer s{recklichen Zer- fleishung der Arme, welche bcreits amputiert sind, weist Stambulow am Kopf shwere Wunden auf. Sein Zuftand ist hoffnungslos. Gegen Mitternacht kehrte das Bewußtsein auf furze Augenblicke zurü.
Nach einer Meldung der „Agence Balcanique“ hat die Regierung eine Belohnung von 10000 Fr. für denjenigen ausgescßt, welcher dieEntdeckung der Personen ermöglicht, die das Attentat auf Stambulow ausführten. Allgemein herrshe die Ansicht, daß es sich bei dem Attentat um einen Akt der Privatrahe gehandelt habe. Gegen ein oppesitionelles Journal, welches das Attentat billigte, ist Anklage erhoben worden. Das RegieLungs- organ „Mir“ drückt seine tiefe Entrüstung über das {händliche Sli aus und verlangt die exemplarishe Bestrafung der Schuldigen.
Die „Agence Balcanique“ von heute meldet: Jm Laufe des gestrigen Vormittags s{chlief Stambulcw ziemlich ruhig. Nach dem Bulletin von gestern Nachmittag 5 Uhr haite sich der Zustand bedeutend gebessert. Ueber die Möglichkeit, den Verleßten am Leben zu erhaiten, sprehen sich die Aerzte reserviert aus. Wie versichert wird, hat Petfow, der wichtigste Augenzeuge, erklärt, daß er feinen von den Angreifern kenne. Bis Mittag wurden etwa 70 Jndividuen in Haft genommen, aber nah den Verhören größtentheils wieder entlassen. Die Minister traten vorgestern Abend zu einer Berathung zu- sammen, die bis 2 Uhr Morgens währte und gestern Vor- mittag fortgeseßt wurde. Jn politishen Kreisen wird ver- sichert, daß die Negierung cine Ehre darein setze, die Urheber des Aitecntats ausfindig zu machen, was indessen großen Schwierigkeiten begegnen dürfte, da keiner von den Zeugen präzise Angab-n gemacht hat.
Die „Agence Baicanique“ meldet weiter: 4 Männer, welche Stambulow im Delirium als seine Mörder bezeichnete, wurden verhaftet, aber mit Ausnahme Tufcktscheffs wieder in Freiheit geseßt, da sie ihr Alibi nahzuwecisen vermochten. Eine Schwadron Kavallerie wurde abgesandt, das in der Nähe von Sofia befindliche kupierte Terrain zu durhsuchen, wohin vor- gestern Abend das von dem Diener Stambulow's verwundete Individuum geflohen ist.
Ein Bataillon Jnfanterie der Garnison von Sofia ist nah Dubnitza zur besseren Sicherung des Grenz- dienstes abgegangen. Die Pforte ist von dieser Maßregel verständigt worden.
Schweden und Norwegen.
Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania zu- folge verlautet daselbst, die Majorität der Linken des Storthing habe in den betreffenden Ausshüfssen eine außer- ordentlihe Marinebewilligung von 111/y Millionen Kronen für dicses Jahr beschlossen, einerseits zur Anschaffung zweier Panzerschiffe für je 4 Millionen Kronen, dreier großer Torpedoboote und Schießmaterials, andererscits zur Anlage befestigter Repliposten bei Tönsburg, Christiansund, Bergen und Drontheimföhrde.
Amerika,
Aus Lima von gestern wird gemeldet, ein Volkshaufen e dur Steinwürfe das Schild der bolivianischen andtschaft zerstört.
Parlamentarische Nachrichten.
Nah der im Bureau des Hauses der Abgeordneten zusammen- gestellten Uebersicht über die Geshäftsthätigkeit des Land- tags in der Session 1895 sind in dieser ven beiden Häufern 47 Re- glerung8vorlagen, darunter 36 Geseßentwürfe, vom Hause der Ab- geordneten allein noch weitere 6 Regierungévorlagen, 1 aus der Jnitiative des Herrenhauses hervorgegangener Geseßentwurf, 14 selbständige An- trâge von Mitgliedern des Hauses, 5 Interpellationen und 186 Kom- missionsberihte (darunter 174 über Petitionen) erledigt worden. bgelehnt wurden vom Hause der Abgeordneten eine Regierungsvorlage, nimlich das Geseg über die Verpflegungsstationen, und fin aus der Initiative des Herrenhaufcs hervorgegangener Gesetzent- wurf, betreffend die Ergänzung der S8 4 und 11 des Jagdpolizei- geseßes vom 7. März 1850; das Herrenhaus lebnte gleichfalls eine Regterungévorlage ab, nâmlih den Gesetentwurf über die Errichtung tiner General-Kommi'ision für die Provinz Ostpreußen. Unerledigt lieben im Herrenhause 2 Negierungsvorlagen, im Hause der Ab- geordneten eine, nämlich der Gesetzentwurf über die Entshädigung sür Verluste durh Scbweinekrankheiten, ferner 8 selbständige Anträge Mi dlledern des Hauses und 90 Kommissionsberichte über itionen.
E
Entscheidungen des RNeichsLgerichts,
Die Bestimmung des Art. 50 des Handelsgeseßbuchs :
„Wer in einem Laden oder in einem offenen Magazin oder Waarenlager angestellt ist, gilt für ermächtigt, daselbs Ver- käufe und Empfangnahmen vorzunehmen, welche in cinem der- gegen Laden, Magazin oder Waarenlager gewöhnlih ge-
j ehen" — \ndet, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Zivilsenats, vom 9. Mai 1895, feine Anwendung auf Zahlungs-Anerbietungen n elner Wechselstube zu ciner Zeit, in welcher nah den Kafjen- einrihtungen und laut Anschlag in dem Lokal die Kasse ge- lossen ist; der in dieser Zeit daselbst angetroffene Beamte gilt obne weiteres als zur Empfangnahme von Geldern ermächtigt. U Der Kaufmann H. ertheilte am 4. Dezember 1893 Vormittags ¿cephonish der Dr. Bank den Auftrag, für ihn an der Börse 7000 4 lberfelder Stadtobligationen zu kaufen, und sandte am Nachmittag urch seinen Hauétdiener C, 7000 (A mit einem Brief folgenden
Inhalts »: * « à conto der beute telephonisch bestellten 7000 A Elber- acer 3+ % Stadtanleihe überreihe ih Ihnen anliegend baar Ri 7
namen gesclossenen Briefkuvert an die Wechselstube der Bank. Hier enth er Komtorbeamte der Dr. Bank N, den Brief, der als Geld erflzatend niht gekennzeihnet war, in Empfang, öffnete ihn und io ite, als er das Geld darin fand, dem Ueberkringer, daß die Kasse ioll geshlossea fei und dieser bis zur Oeffnung der Kasse warten Kia Der Hausdiener C. lehnte dies ab, auch lehnte er nach der Be-
blung des N, ab, diesem das Geld gegen Interimsquittung zu
%
belassen. Hierauf gab H. dem C. das Geïd im unversdlossen gelaffenen Kuvert zurück. C. wurde mit dem Gelde flüchtig. Sein Prinzipal beanspruhte von der Dr. Bank Er- stattung der 7000 A und fklagte einen Theil dieses Betrages gegen die Bank ein. Die Klage wurde in beiden Instanzen abgewiesen, und die Revision des Klägers wurde vom NReichsgericht zurüdckgewiesen, indem es begründend ausführte: „Ein von dem Komtor- beamten N. begangenes Versehen würde die Beklagte nur dann zu vertreten baben, wenn er als deren Bevollmächtigter innerhalb des ihm zugewiesenen Geschäftskreises |chuldhaft ge- handelt hätte. Nah dem fesigestelten Sachverhalt ist das aber niht der Fall. Autdrücklih war dem N. überbaupt keine Handels- vollmadt ertbeilt. Es s{eint, daß die Beklagte ihn illsckweigend dazu ermächtigt hatte, Börsenaufträge nicht nur entgegenzunehmen, sondern auch anzunehmen. Darin lag indeß feine Ermächtigung ¿ur Annahme von Zahlungen. Eine solhe Ermächtigung kann auch nicht auf Grund des Art. 59 H.-G.-B. daraus bergeleitet werden, daß N. in der Wechselsitube der Beklagten angestellt war. Denn durch die Kasseneinrihtung und die Anschläge über den S{luß der Kasse war klar erkennbar gemat, daß in den Stunden des Kassenshlusses die Wehselftube überhaupt nicht für Zablungszeschäfte bestimmt war, mithin auch den in dieser Zeit dort angetroffenen An- gestellten, fofern es nicht die Kassenbeamten selbst waren, die Be- fugniß feblte, für die Bank bestimmte Zablungen anzunehmen. Nicht in Betracht kommt ferner, daß N. befugt war, den ihm vom Boten des Klägers übergebenen Brief zu öffnen. Hierzu war er nur des- halb befugt, weil er Börsenaufträge entgegenzunebmen batte und es möglich war, daß der Brief einen solhen enthielt, während anderer- seits niht erwartet werden konnte, daß sich Geld darin befand. Festgestelt ist nun allerdings, daß in eirzelnen Fällen auch während des Kassenslusses von Angestellten der Beklagten, die nicht zu den Kassenbeamten gehörten, inétbesondere auch von N. Zahblurgen, die Kunden leisten wollten, angenommen worden sind, und darin könnte an si, wenn unterstellt wird, daß berufene Vertreter der Beklagten davon Kenntniß hatten, eine {ftillshweigende Er- mächtigung zum Zablungsempfang gefunden werden. Festgestellt ist indeß zuglei, daß in solhen Fällen stets nur eine Interims- quittung gegeben und dem Zablenden austrückli erklärt worden ist, daß diete Quittung rur den se auéftellenden Beamten binde. Durch das Angebot oder die Ausstellung ciner so gckennzeicneten Quittung in Verbintung mit den Anschlägen über den S(luß der Kaste war deutli% zum Ausdruck gebracht, daß die Zahlung an den Angestellten nit als eine Zablung an die Bank angeseben, und dur dieselbe vorläufig nur ein versöuliches Auftragsverbältniß zwischen dem Angestellten und tem Zabßlenden begründet werde.“ (72/95)
Entscheidungen des Ober-Verwaltnngsgerichts,
Die von eizem Verein auss{lißlid für scine Mitglieder ver-
anftalteten Lustbarkeiten kênnen, nab cinem Urtheil des Ober- Verwaltungsgerihts, T. Senats, vom 4. Januar 1895, als „öffent - liche“ erachtet und demgemäß von einer polizeilichen Genehmigung ablängig gemat werden, wenn die Mitgiicderzabl des Vereins \o groß und seine Organisation so lose ist, daß von dem Verein nicht gefagt werden kann, scine Mitglieder bilden einen in sich ge- |chlosfsenen, bestimmt abgegrenzten Kreis von innerlih unter sich verbundenen Personen. „Angesits der beiden Polizei- verordnungen vom 4. Januar 1859 und 19. Mai 1891 erscheint die Anforderung, die polizeiliche Tanzgenehmigung cinzuholen und die aufzuführenden Theater- 2c. Stücke vorzulegen, nur dann gerechtfertigt, wenn die Lustbarkeit eine „öffentliche“ war. Da die Verordnungen diese Eigenschaft nicht näber erläutern, kann der Begriff nur in der allgemeinen, im Rechtsleben geltenden Bedeutung aufgefaßt werden. Darnah ist eine Lustbarkeit nur dann eine „nit öffentliche“, wenn die Betheiligung an ihr auf einen individuell bestimmten Kreis von Personen beschränkt, insbesondere also dann, wenn sie von einem Privaten auss{ließlich für seine Privatgäste oder von einer geslosse- nen Gesfellschaft für deren Mitglieder oder für besonders eingeführte Gâste veranstaltet worden ist. Obglei nun die hier streitige Lust- barkeit von dem „Theaterverein®“ und lediglih für dessen Mitglieder unter Auêëschluß jedes Dritten geplant war, baben die Behörden jene dennoch für eine öffentlide er- achtet, weil bei der nicht gewöbnlihen Organisation des Vereins dessen Mitglieder als ein individuell abgegrenzter Perfonenkreis nicht angeschen werden könnten. Diese Auffassung steht mit der Recht- fprehung im Einklang. Durch die Zugehörigkeit zu einem Verein kann zwar ein engerer, durch das innere Band wechselseitiger persönlicher Beziehungen in sich verbundener und nach außen bestimmt ab- geschlossener Personenkreis gebildet werden; ein folher wird aber dur jene nicht nothwendig und niht immer gebildet. Vielmehr bleibt im Gebiet des Vereinslebens, insbesondere des politischen, sehr wobl ein Verein denkbar, dessen Mitgliederzahl so groß, dessen Organifation so lose ist und bei dem der Erwerb und Werlkust der Mirgliedshaft an so geringe Vorautscßungen geknüpft und so wechselnd sind, daß von dem Verein nit mebr gesagt werden kann, seine Mitglieder bildeten einen in sih ges{chlossenen, bestimmt ab- gegrenzten Kreis von innerlih unter sih verbundenen Personen. Unter jolcher Vorausseßung ist denn auch die in der Mitgliederversamnlung eines Wahlvereins gethane Aeußerung na den Suifcbetbrmaen des Neichsgerihts Bd. 21 S. 254 als eine öffentlihe anzusehen. — Diese thatsächlihen Vorausseßungen treffen aber auf den hier frag- lichen Theaterverein zweifellos zu, da dessen Zweck lediglich in der Betheiligung an Lustbarkeiten besteht und dessen Mitgliedschaft von jeder 16jährigen Person ohne Ausnahme lediglich durch Zahlung von 15 „4 und ohne jeden weiteren Aft von seiten des Vereins als die Ausstellung einer „Legitimation“ erworben wird.“ (1. 12.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Invaliditäts- und Altersversicherung.
Bei der Invaliditäts- und Alteréversiwerungé-Anstalt Berlin find im Laufe des Vierteljahrs April/Juni 1895 84 Anträge auf Gewährung von Altersrente eingegangen ; aus der Zeit vor dem 1. April 1895 lagen noch 34 Anträge vor, hinsichtlih deren die Entscheidung noch ausstand. Von diesen 118 Anträgen sind bewilligt 70, abgelehnt 20, anderweit erledigt 4 und unerledigt auf das fol- gende Vierteljahr übernommen 24, Bis zum 1. Juli 1895 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2854. Von diesen sind aus- geschieden durch Tod 473, aus anderen Gründen 48, zusammen 521, fodaß am 1. Juli 1895 2333 Altersrentenempfänger vorhandenKwaren.
Innerhalb des gleichen Vierteljahrs sind 365 Anträge auf Ge- währung von Junbvalidenrente eingegangen und 89 unerledigt aus dem Vorvierteljahr übernommen. Von diesen 454 Invalidenrenten- Anträgen sind 238 bewilligt, 127 abgelehnt, 7 anderweit erledigt, 82 unerledigt auf das folgende Quarta] übernommen worden. An VInvalidenrenten sind bis zum 1. Juli 1895 überhaupt 1973 be- willigt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 376, aus anderen Gründen 37, zusammen 413. Mithin war am 1. Juli 1895 cin Bestand von 1560 Invalidenrenten-Empfängern aufzuweisen.
Zur wirthschaftlichen Lage der Arbeiter im Jahre 1894.
Den „Jahresberihten der Königlich preußischen Negierungs- und Gewerberäthe und Bergbehörden für 1894", erschienen im Verlage von W. T. Bruer in Schöneberg bei Berlin, sind folgende weiteren Mittheilungen (vl. Nr. 165 d. Bl.) entnommen: In der Provinz O st preußen {ind mit dêm 1. April des Berichtsjahrs 4 Gewerbe- inspektionen errichtét und zwar in Königéberg, Allenstein, Gumbinnen und Lyck. Im ganzen sind 1416 gewerbliche Anlagen besichtigt worden. Der Verkehr mit Arbeitgebern läßt im allgemeinen nichts zu wünfen übrig. Jugendliche Arbeiter wurden 971 (1893 870) zumeist in der Industrie
der Nahrung- und Genußmittel (Zigarrcnfabriken), näcstdem in der Industrie der Holze und Schnißstoffe beschäftigt. E waren 975 (1893 523) männlihe und 396 (1893 347) weiblihe Arbeiter. Im Berichtéjahre war nur noch ein Kind unter 14 Jahren im Auf- sichtsbezirk beshäftigt. Die Zahl der über 16 Jahre alten Arbeite- rinnen betrug 2826 (1893 2585), davon waren 16 bis 21 Iahre alt 972 (1893 947) und über 21 Jahre 1854 (1893 1638). Die meisten Arbeiterinnen wurden in der Industrie der Nahrungë- und Genuß- mittel (Zigarrenfabriken) beschäftigt, sodann folgen die Industrie ter Steine und Erden und die Textilindustrie. Die geseßwidrige Be- schäftigung von Arbeiterinnen hat noch in ziemlich auëgedehntem Maße stattgefunden. Die Zahl der Arbeiter ist gegen das Vorjahr im wesentlichen unverändert geblicben. Ja einigen ländlichen Bezirken hat si ein Mangel an imt d Tagelobnarbeitern bemerklich ge- macht. Zu Anfang des Berichtsjahres wurde eine erhöhte Betriebs- thâtigkeit mit Tag- und- Nachtschichten bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Dampfschneidemühlen nothwendig, die infolge Windbruchs
zu verbältnißmäßig billigen Preisen große Holzeinkäufe machen und zur
Verarbeitung bringen konnten, - wozu eine Vermebrun its- kräfte crforderlich wurde. In mehreren Städten ee, n Bezirks, in denen umfangreiche Bauten fiskalisher Gebäude eine be- deutende Zabl von Hilfskrästen erforderten, war die Nachfrage nah Tagearbeitern sehr groß, sodaß die industriellen Betriebe, insonderheit die Ziegeleien, zeitweise troß erhöhter Lohnsäße an Arbeitermangel litten. Die Dauer der Arbeitszeit bewegt sih zumeist in den Grenzen von 10 bis 12 Stunden. Im Sommer erhöht sie sich bei einzelnen Betrieben, wie z. B. bei Schneidemühlen und Ziegeleien, auf 13 Stunden. Ueber einen Auéstand (und zwar in einer Waggonfabrik) hat nur der Gewerbe-Infpektor zu Königsberg zu berichten. Der Ausstand fiel in die Zeit eincs recht flotten Geschäftsganges und hatte _ feine Ursae in der Verweigerung hböherer Löhne besGränkte sfi aber nur auf Tischler und Holzarbeiter und wurde nah zebhntägiger Dauer dadurch beigelegt, daß der Betriebs- unternehmer die Forderung, der Arbeiter bewilligte. Klagen über Arbeiislosigkeit sind nicht bekannt geworden, vielmehr hat sich zeit- weise in einzelnen Betriebezweigen ein erhebliher Mangel an brauch- baren Arbeitskräften fühlbar gemaht. Die Arbeitslcsigkeit in den arôßeren Städten, insbefondere in Königsberg, nahm gegen Ausgang des Herbstes diesmal wesentli geringeren Umfang an, als bei Beginn der vorjährigen Winterzeit. Die Zabl der im Berichtëjahre gemeldeten Unfälle betrug 1047, darunter 18 mit tôdtlih-m Ausgang und 54, die eine Crwerbsunfähigkeit ven mehr als 13 Wochen zur Folge hatten. Auf den Zustand der Arbeitsräume und der einzelnen Betriebs- vorrihtungen wird fortgeseßt noch verbessernd eingewirkt werden müsen, zumal in den Werkstätten kleinerer Gewerbetreibenden. Immerhin wird man das Bestreben der Arbeitgeber bemerken können, die Arbeitsräume ordnungsmäßig, siher und gut auszustatten, Die wirthschafilich?2 Lage der Arbeiterbevölkerung 1 im Berichts- jahre wesentlich unverändert geblieben. Die Löhne sind nicht gestieaen, entsprehen aber im allgemeinen den üblichen Lebensmittelpreisen, sodaß die Ernährungsweise der Arbeiter den vorhandenen Bedürfnissen angemessen ist. Allerdings sind im majurishen Bezirk und in einem Theil des Südens des Königsberger Bezirks die Lebensverhältnisse der Arbeiter einigermaßen gedrüdt. Jn den Arbeiterwohnungsverbält- nissen glaubt der Berichterstatter in den leßten Jahren im allgemeinen eine Besserung wahrzunehmen. Damit sei nit gesagt, daß nicht noch viel zu wünschen übrig bliebe; aber es seine, als wenn die AÄrbeit- geber größeres Verständniß für die Arbeiterwohnungsfrage und die Bestrebungen zu deren glücklicher Lösung gewönnen.
Zur Arbeiterbeweguna.
In Stettin ist, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, der
Ausstand der Schneider beendet. Am Sonnabend verhandelte die Lohnkommission der Schneider mit dem Verband der Konfektionäre, wobei dieser abermals einige Zugeständnisse machte. So sollen die Lohnzulagen, wie die Gehilfen verlangt hatten, nit bis zum 1. Mai 1896, sondern bis 1. Februar 1896 ge- zahlt wérden; von da an foll ein anderer Minimaltarif aufgestellt werden. Ferner is zuzesagt, daß keine Maßregelungen erfolgen follen. Infolge dieses Abkommens haben die auétständigen Schneider der beiden Juda’shen Geschäfte am Montag die Arbeit wieder aufgenommen (vergl. Nr. 165 d. Bl.). ___ In Königsberg i. Pr. sollen bereits 34 Meister den aus- ständigen Malergehilfen (vergl. Nr. 167 d. Bl.) ihre Forderungen bewilligt haben. Man hofft, wie dasselbe Blatt berichtet, daß der Ausstand noch in dieser Woche becndigt werden.
In Leipzig verhandelten, wie die „Lpz. Ztg.“ meldet, die Steinmeßgehilfen am Montag wieder über ihre Tarifangelegen- beiten. Die Innung hat auf die Forderung, den Lohn für den Quadratmeter scanierter Arbeiten auf 2 4 40 F festzuseßen, ge- antwortet, sie könne nur für einen bestimmten Theil solcher Arbeiten einen höheren Lohn gewähren, Die Versammlung beshloß, auf den einzelnen Werkpläßen die Forderung geltend zu machen; wo die ge- forderte Lohnerhöhung nicht bewilligt wird, foll die Ausführung shanierter Arbeiten verweigert werden. Man erwartet, daß es hier- bei zum Auéstand kommen werde, und wählte für diefen Fall cine Kommission. Î
In Bremen haben die ausständigen Stuhlrohrarbeiter der Firma Menck, Schultze u. Co. sich auf Wunsch des Gewerkschafté- kartells an das Gewerbegeriht als Einigungsamt gewendet. Es ist dies, wie der „Vorwärts* bemerkt, das erste Mal, daß das bremische Gewerbegeriht bei einem Auéstande als Einigungsamt angerufen wurde.
Hier in Berlin haben L einer Mittheilung des „Vorwärts“ die Parquetbodenleger der Firma Rosenfeld u. Co. wegen Lohn- streits die Arbeit niedergglegt.
Land- und Forstwirthschaft,
Durch Verordnung des französishen Ackerbau - Ministers vom 4. d. M. ist die Durchfuhr von holländischem Nindvich dur Frankreich, sowie ferner die Durchfuhr von Rind- vieh, Schafen, Ziegen und Shweinen aus Îtalien über Modane (Savoyen) nah der Schweiz mit der Makfßgabe gestattet worden, daß der Transport auf der Eisenbahn in plombierten Wagen nach vorheriger Untersuhung an der Grenze be- werkstelligt wird.
Weizenernte Indiens.
Dem von dem PDepartment of Revenue and Agriculture in Simla unter dem 14. v. M. veröffentlichten Schlußbericht über die Ae pae Weizenernte Indiens entnehmen wir folgende Zusammen-
ellung:
Anbaufläche in Aker
| uad, G 893/ fihtliches | Ergebniß 893/94 Ergebniß
1894/95 | 1893/94
Ergebniß in Tonnen
1894/95
1 8-265 000| 2 395 000| 2 569 000
1 141 000| 1 473 000 912 000| 575 000 729 000} 762 000 205 000| 161 000
80 000! 97 000 486 000| 459 000 368 000! 389 000 984 000 178 000
Punjab Nordwest-Proviazen und Oudh Zentral-Provinzen Bombay Sind Berar A N Najputana Zentral-Jndien , Hyderabad Kashmir
Total
| | 8 052 s
4 614 000 3 309 000| 3 986 000 2 601 000| 2525 000
4 827 000
665 000 531 000 889 000| 928 000 1 401 000! 1461 000 L O A L LIO A 1 429 000! 1412 000 1 520 000! 1 166 0000 T4000! 109000 98 000| 31 000 4 000! 8 000
[26 032 000/26 778 000] 6 278 000| 6 771 000