1895 / 180 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jul 1895 18:00:01 GMT) scan diff

P E S E Ee N EE L i E Taba 7

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. E sand, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 20. Juli. Frbr. v. Bourscheidt, Sec. Lt. vom Garde-Schüyen-Bat., der Abschied bewilligt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere. Ernennungen, Beförderungen und Ver- seßungen. An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern *, Wistky, 17. Juli. Dr. Richelot und Dr. Pietrusky, Marine- Assist. Aerzte 1. Kl., ersterer zum Marine-Stabêarzt, leßterer zum überzähligen Marine-Stabsarzt befördert. Dr. Ofann und Dr. Bartels, Marine-Assist. Aerzte der Res. 2. Kl., beide aus dem Landw. Bezirk Kiel, und Dr. Knoop im Landw. Bezirk T Olden- burg, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Marine-Res., befördert ; dieselben erhalten ein Patent von dem Tage der Beförderung ihrer Alterêgenossen in der Armee. Dr. Diewiß, Dr. Schröder, A Garbsch und Dr. Holländer ein Patent ihrer Charge ver- iehen.

An Bord S. M. Yatbt „Hohenzollern“, Gefle, 18. Juli. Otto und Bock-Meyner, Ober - Maschinisten, zu überzähligen Maschinen-Unter-Ingenieuren, unter Vorbehaltung der Patentierung, befördert. Usinger, Maschinen-Unter-Jngenieur, rückt mit dem 1. August d. I. în eine ofene Etatsstelle ein, unter gleichzeitiger Verleihung eines Patents seiner Charge und Festsezung seiner An- ciennetât unmittelbar hinter dem Maschinen-Unter-Ingenieur Gibhardt. Heber, Vize-Feldw. der Res. im Landw. Bezirk Frankfurt a. M., zum Sec. Lt. der Ref. des 1. See-Bats. befördert. :

An Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, Angermanelf, 25. Iuli. Frhr. v. Bodenhbausen, Kapitän zur See, von der Stellung als Ober: Werftdirektor der Werft zu Wilhelmshaven ent- buyvden. v. Schuckmann (Hugo), Kapitän zur See, unter Ent- bindung von dem Kommando S. M. Schulschiffs „Stosh*, zum Ober-Werstdirektor der Werft zu Wilhelmshaven, F ischel. Kapitän zur See, unter Entbindung von der Stellung als Chef des Stabs des Manövergeshwaders, zum Vorstand der Mili- tärischen Abtheilung im Reichs - Marineamt, ernannt. Graf v. Baudissin (Friedrich), Kapitän zur See, von der Stellung als Vorstand der Militärishen Abtheil. im Neichs-Marineamt, Wodrig, Kapitän zur See, von der Stellung als Präses des Torpedo-Versuhskommandos, entbunden. Rosendahl, Korv. Kapitän, unter Entbindung von dem Kommando des Stammschiffs der Res. Div. von Panzerschiffen vierter Klasse der Ostsee, zum Präses des Torpedo-Versuchskommandos ernannt. Krig, Korv. Kapitän, von der Stellung als Assist. des Ober-Werftdirektors der Werft zu Wilhelmshaven entbunden. Capelle, Korv. Kapitän, zur Dienft- leistung beim Reihs-Marineamt kommandiert. Faber, Korv. Kapitän, zum Assist. des Ober-Werftdirektors der Werft zu Wilhelmshaven ernannt. Wentzel, Korv. Kapitän, von der Stellung als Mit- glied der Schiffs-Prüfungskommission, Scha ck, Kapitän-Lieutenant, von dem Kommando zur Dienstleistung beim Reihs-Marineamt, entbunden. Schröder, Kapitän-Lieutenant, zum Mitglied der Schiff8- Prüfungskommission ernannt. N ickel, Kapitän-Leutenant, zur Dienst- leistung beim Reichs-Marineamt kommandiert. Zimmermann, Kapitän-Lieutenant, von dem Kommando als Adjutant bei der Schiff8- Prüfungskommission entbunden. v. Born, Kapitän-Lieutenant, als Adjutant zur Schiffs-Prüfungskommission kommandiert. Begas, Lieutenant zur See, von dem Kommando als Adjutant der Werft zu Kiel entbunden. Meurer, Lieutenant zur See, als Adjutant der Werft zu Kiel kommandiert. v. Uslar, Lieutenant zur See, von dem Kommando als Adjutant ter Werft zu Wilhelmshaven entbunden. Thorbecke, Lieutenant zur See, als Adjutant der Werft zu Wilbelméhaven kommandiert. :

Ai Vord S. M. Yat Hohenzollern, Dislsee, 26. Juli. Falkenthal, Kapitäz-Lt.,, zur Werft zu Kiel kom- mandiert.

Abschiedsbewilligungen. An Bord S. M. Yat „Hohenzoklern“, Wisby, 17. Juli. Weinheimer, Marine- Ober-Stabsarzt 2. Kl., scheidet aus dem aktiven Sanitätskorps aus únd tritt zu den Sanitätsoffizieren der Marine-Ref. über.

An Bord. S. M. Yacht „Hohenzollérn“,: Géfle, 18. Juli. Frhr. v. Erhardt, Kapitän zur See, und Fuchs, Korv. Kapitän z. D., auf ihre Gesuche der Abschied mit der geseßlichen ika nebst Ausficht auf Anstellung im Zivildienst und der Er- aubniß zum Tragen ihrer bisherigen Uniform mit den für Verab- schiedete vorgeschriebenen Abzeichen, leßterem unter Verleihung des Charakters als Kapitän zur See, bewilligt. Baron v. Plessen, Korv.. Kapitän, mit seiner geseßlihen Pension zur Diép. gestellt. Bablcke, Lieutenant zur See der Seewehr 1. Aufgebots des See- Offizierkorps im Landw. Bezirk Kiel, der Abschied bewilligt.

Schutßtruppe für Deutsch-Ostafrika.

Sutlgarn, 14 Suli: 1899 an Bord S. M. Vat „Hohenzollern“. v. Wissmann, Pr. Lt. a. D., bisher vom Inf. Negt. von Stülpnagel (5. Brandenburg.) Nr. 48, mit dem 29. Iuni 1895 der Schugtruppe zugetheilt.

Nichtamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Juli.

Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrich sind heute früh 7 Uhr 49 Minuten in Begleitung des Obersten von Deines auf der Wildparkstation bezw. im Neuen Palais wieder eingetroffen.

Der Kaiserliche Gesandte in Lissabon, Geheime Legations- Rath von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations:Sefretär der Kaiserlihen Gesandt- haft, Legations-Rath von Below-Rugtzau als Geschäfts- träger.

Sachsen-Coburg-Gotha, Seine Königlihe Hoheit der Herzog wird si der „Cob. Ztg.“ zufolge morgen zu mehrwöchigem Aufenthalt von Coburg nach Schloß Reinhardsbrunn begeben.

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Ztg.“ veröffentliht das Finanzgeseß und den Staatsvoranschlag für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder für das Jahr 1895. Die gesammten Staatsausgaben werden auf 644481 087 Fl., die Staats- einnahmen auf 644518 696 F[. festgeseßt.

Die Ernennung des ehemaligen Finanz - Ministers Dr. von Plener zum Präsidenten des gemeinsamen Obersten Rechnungshofes ift heute amtlich veröffentliht worden.

Großbritannien und JFrland, Die Admiralität hat, der „United Service Gazette“ zu- folge, neuerdings außer den seit zwei Jahren gebauten 42 Torpedobootsjägern von 26 bis 27 Knoten Fahrt

Sämmtliche

noch weitere 20 von 30 Knoten (55,6 km in der Stunde) Geschwindigkeit zu bauen beschlossen. Dieselben sollen aus Nickelstahl Yergestellt werden und während einer dreistündigen Probefahrt 30 Knoten im Mittel bei 20 t Kohlenverbrauch laufen. Die Bewaffnung soll aus je einem 78 mm und sechs Stück 57 mm Stbneltseutrkanonen bestehen. Sie werden elwa je eine Million Mark kosten. Je vier Stück sind den Firmen von Thornycroft in Chiswick und Laird in Birkenhead übertragen, die Vergebung anderer steht bevor; die Firma Yarrow in Poplar hat die Betheiligung abgelehnt.

Rußland.

Die Kaiserin-Wittwe, der Großfürst : Thron- folger, der Großfürst Michael Alexandrowitsch und die Großfürstin Olga Alexandrowna sind gestern an Bord der „Poliarnaja Swiesda“ von Kronstadt nah Kopen- hagen in See gegangen. i

Ftalien.

Der Senat genehmigte gestern die Budgets des Ministeriums des Aeußeren und des arine- Ministeriums. Bei der Berathung des leßteren brachte der Senator Cavalletto im Namen des Hauses der italienischen Flotte, die in Deutshland und Enaland Bewunderung erregt habe, scinen Gruß dar. Der Marine-Minister Mocenni dankte im Namen der Marine und sagte, der Gruß des Senats werde für die Flotte bei der Erfüllung ihrer Aufgabe ein Ansporn sein. ;

Die Deputirtenkammer führte in ihrer gestrigen Sizßung die Spezialdebatte des Budgets des Ministeriums des Aeußeren ohne Zwischeafall zu Ende und aing sodann zur Berathung des Budgets des Ha Les über. Der Deputirte Jmbriani fragte, weshalb das Ministerium nicht daran gedacht habe, eine Reduktion der Zivilliste in Vor- schlag zu bringen und dieselbe mit der Steuer auf bewegliches Vermögen zu belegen. Der Minister-Präsident Crispi er- widerte: die Zivilliste der Krone sei eine immerwährende und könne daher weder reduziert, noh erhöht werden. Das Land werde sih nicht von denjenigen überzeugen lassen, welche darauf ausgingen, eine Agitation über diesen Gegenstand hervorzurufen, denn es wisse sehr wohl, wie viel der König zur Unterstüßung der Armen thue, und daß der Monarch sich der Geseßvorlage, betreffend die Bewilligung der Apanage für den Prinzen von Neapel, worauf dieser Anspruch gehabt habe, widerseßt habe. Er hoffe, die Kammer werde Jmbriani die gebührende Antwort nicht schuldig bleiben. (Lebhafter Beifall.) FJmbriani wies die „unziemlihen Bemerkungen“ des Minister-Präsidenten zurück, worauf dieser entgegnete: es zieme sich vor allem niht, Dinge in der Kammer zu erörtern, welhe hier niht zur Erörterung gelangen sollten. Imbriani beharrte, unter großem Lärm und unaufhörlich von Zwischenrufen unterbrochen, auf seiner Meinung. Damit war der Zwischenfall erledigt. Das Budget des Schatzes wurde fodann nah kurzer Debatte genehmigt. Die Kammer begann nunmehr die Berathung des Budgets des Mini- steriums des Jnnern. Der Deputirte Ven demini (äußerste Linke) erklärte im Namen seiner politishen Freunde, die äußerste Linke glaube das Budget eines Ministers nicht berathen zu sollen, gegen den cin Prozeß angestrengt sci. (Lebhafte Unruhe, Widerspruch; der Präsident ermahnt das Haus zur Ruhe.) Der Deputirte Verenini (Sozialist) sagte, daß er, neben den von Vendemini angegebenen Gründen, auch darum an der Berathung nicht theilnehmen werde, weil die Jnterpellationen über die Wahlen niht zur Berathung gelangt seien. Der Minister - Präsident Cris pi erwiderte: das Haus habe be- chlossen, die Jnterpellationen nach Erledigung des Budgets zu berathen; die Regierung sei auch bereit, zu antworten, wenn die Abgeordneten auf ihren - Pläßen blieben. (Die Deputirten von der äußersten Linken hatten nach den Worten Vendemini's den Saal verlassen.) Die Gegner der Regierung hätten sih als „das Land“ bezeichnet; dieses sei befragt worden und habe zu ertenncn gegeben, daß es nicht u ihrer Seite stehe. Das Land habe cine Mehrheit in die Kammer geschickt, welche sih niht zu unzeitgemäßen Debatten habe fortreißen lassen, wofür er ihr danke. Man habe alle Mittel aufgeboten, um das Land in Erregung zu bringen, aber dasselbe habe sich nicht durch die Agitatoren leiten lassen; cs habe die Mchrheit aufgefordert, fest auf ihrem Plat zu bleiben, um ihre Pflichten gegen das Vaterland und den König zu erfüllen. Der Deputirte Bovio (äußerste Linke) mißbilligte es, daß die äußerste Linke ihre Pläße ver- lassen habe: er hätte gewünscht, daß alle Angehörigen der Oppositionsparteien an ihrem Play geblieben wären. Mehrere Redner sprachen hierauf unter Beifall zu Gunsten der Politik des Ministeriums. Der Minister - Präsident Crispi erklärte alsdann, er würde eine ausführ- lihe Berathung gewünscht haben, um auf die gegen die Negierung gerihtetcn Vorwürfe antworten zu können. Da man nicht die Berathung auf Grundlage von Jdeen habe führen wollen, habe man zu zweideutigen Mitteln Zu- fluht genommen und fo einen Mann verleßt, um besser das System - bekämpfen zu können. Die Auflösung der sozialisti- hen Vereinigungen sei eine Wohlfahrt für das Land ge- wesen. Vertraut mit der Geschihte der geheimen Gesell- chaften, habe er die Gefahr gesehen und sie vermieden. Die

ersuche, cine Ministerkrisis durch antiparlamentarishe und

verfassungswidrige Mittel herbeizuführen, würden einen üblen Präzedenzfali auch für seine Nachfolger abge- eben haben. Er habe dies vermieden, indem er an seinem Plage geblieben sei und zwar aus Pflichtgefühl; denn jeder, der an der Macht ita, wisse wohl, welche Leiden sie verursache. Hierauf erwiderte der Minister-Präsident den einzelnen Vorrednern. Die Regierung halte an den Beziehungen zur Kirche fest, ebenso an dem eiae der Achtung aller Bekenntnisse und der Souveränetät des Staats allen Kulten gegenüber, und es sei eitel zu glauben, daß man Zugeständnisse in einem Punkt machen könne, der am 20. September 1870 unwiderruflich festgegründet worden sei. Der Minister-Präsident {loß mit den Worten: Wenn die Sizungen auch kurze Zeit ge- dauert hätten, so seien do die vollendeten Arbeiten von großer Bedeutung. Alsdann erklärte di Rudini, er sprehe, um dar- zuthun, daß er in der Sizung anwesend sei, denn es liege ihm daran, zu betonen, daß er mit vielen seiner Freunde den Sitzungen der Kammer nicht fern geblieben sei und immer an deren Arbeiten theilgenommen habe. Schließlih nahm die Kammer unter lange anhaltendem Beifall beinahe einstimmig durch Aufstehen bezw. Sißenbleiben eine Tagesordnung an, welche das Vertrauen der Kammer zur Regierung ausspricht. Foront wurde die Generaldebatte geschlossen. apitel des Budgets des Innern wurden sodann

rasch genehmigt; über . das Budget im Ganzen wird heute i geheimer Sizung abgestimmt werden. heute in

Belgien.

In der gestrigen Sizung der Repräsentantenkammer brahte Defuisseaux (Sozialist) namens der liberalen Linken und der sozialistishen Linken einen Antrag ein, worin die Negierung aufgefordert wird, angesihts der Bedeutung der Kundgebung vom vergangenen Sonntag den Art. 4 des Schul- geseßes der nächsten Session zu überweisen. (Art. 4 betrifft den obligatorishen Religionsunterriht in Kommunalschulen.) Der Minister-Präsident de Burlet bekämpfte den Antrag, der alsdann mit 57 gegen 50 Stimmen abgelehnt wurde.

Nach dem Bericht des Ausschusses der Kammer, worin konstatiert wird, daß von den 6 Millionen Einwohnern Belgiens 31/7 Millionen vlämisch, und zwar 4/5 der leßteren nur vlämisch, verstehen, sollen fortan alle Königlichen Erlasse und G e- sege in französischer und vlämischer Sprache votiert, vollzogen und veröffentlicht werden.

Türkei.

Gestern Vormittag 10 Uhr fand die feierlihe Beisezung der Leiche des verstorbenen italienishen Botschafters Catalani statt. Dieselbe wurde von Therapia nah Bujukdere auf dem Stationsschiff „Mestre“ üÜübergeführt, das von zahlreichen kleinen Schiffen mit den Trauergästen an Bord begleitet wurde. Auf dem Landungsplaß erwies eine Kompagnie Soldaten mit der Musik die Ehrenbezeugungen. Der Sultan war durh die General - Adjutanten Schakir- Pascha und Jbrahim:- Pascha vertreten. Außerdem waren auf besonderen Befehl anwesend Turkan-Pascha und der Musteschar des Großvezirats. Auch zahlreihe Staatswürdenträger und die gesamnten Mitglieder des diplomatishen Korps nahmen an der Feier theil. Die Leiche wurde in der Kirche von ang C eingesegnet und hierauf zu Wagen nach Feriköi gebracht.

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Serbien.

Dem „W. T. B.“ zufolge verlautet in serbischen Regie- rungsfreisen, der serbische Gefandte in Konstantinopel Djior- djewic habe in seiner legten Audienz beim Sultan be- Mi opt Zusicherungen in der macedonischen Bischofsfrage erhalten.

Der ehemalige Conseil-Präfident Svetomir Nikola- jewic und der ehemalige serbishe Gesandte in Athen Ljuba Kaljewic sind zu Staatsräthen ernannt worden.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ meldet, daß die Untersuchung in der Angelegenheit der Ermordung Stambulow's fortdauer2z. Entgegen der allgemein verbreiteten pessimistischen Anschauung, daß die Thäter entwisht seien, versichere die Prokuratur des Appellgerihtshofs, welhe die Untersuhung führe, es sei am Montag gelungen, außer Bone Georgiew, der sich seit zehn Tagen in den Händen der Behörde befinde und einer der Mörder sei, ein anderes Jndividuum zu verhaften, welches auf Grund ernster Jndizien gleihfalls als Thäter angeschen werden könne. Dieses Jndividuum habe einige Tage vor dem Morde erklärt, daß Stambulow's Kopf binnen drei Tagen fallen werde. Den Haupturheber erblicke die Untersuchung in Be jenem verwundeten Jndividuum, welches der Ver- olgung durch den Diener Stambulow's infolge des bekannten Mißverständnisses entgangen sei. Der Leiter der Untersuchung sei der Ueberzeugung, daß Halew sich in Sofia verborgen halte, da es ihm bei seiner Verwundung und angesichts der noch am Abend der That ergriffenen Maßnahmen unmöglich gewesen sei, die Grenze zu überschreiten.

Amerika.

Aus Havanna wird gemeldet, daß die Spanier eine Bande Aufständisher im Distrikt Baracoa geshlagen und erstreut hätten. Die Spanier hätten 31 Verwundete, die Nasuégenten 16 Todte und zahlreihe Verwundete gehabt.

Afrika.

Bezüglih des bereits in Nr. 177 d. Bl. erwähnten Marsches der Derwische von Darfur und den in der Nähe von Khartum gelegenen Ortschaften nah Wadai wird der „Wien. Ztg.“ berichtet: Jn dem Gebiete von Wadai, das aen Darfur und dem Tschad-See liegt, habe seit dem ai d. J. große Bewegung geherrscht, welche auf ein kriegerishes Unternehmen habe schließen lassen. Der Sultan von Wadai habe denn auch bald verkündigt, daß er zur Eroberung der Gebiete von Darfur und Cordofan, die gegenwärtig dem Mahdi unterworfen seien, ausziehen wolle, und die entsprehenden Vorbereitungen getroffen, bei welchen er vom Oberhaupte der den Derwischen feindlih gesinnten Senussi-Sekte moralisch eifrig unterstüßt worden sei. Allem Anschein nah bezwecke nun der Ee Zug der Derwische, dem vom Sultan von Wadai geplanten Angriff zuvorzu- kommen. j

__ Aus Majunga wird gemeldet, die Brigade Voyron sei aufgebrochen, um als Avantgarde zu dienen. Die Generale DucheSsne und Torcy sowie der Jutendant Gaudin hätten Suberbieville verlassen. Der Marsch werde ohne Unter- brehung fortgeseßt werden.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Nach Art. 496 des Handelsgeseßbuchs if der Schiffer außer- halb des Heimathshafens Dritten gegenüber fraft seiner Anstellung befugt, für den Rheder alle Geschäfte und Rechtshand- lungen vorzunehmen, welhe die Ausrüstung, Bemannung, Ver- proviantierung und Erhaltung des Schiffes, sowie überhaupt die Aus- führung der Reise mit sih bringen. „Diese Befugniß erstreckt \ich auh auf die Eingehung E In Bezug auf diese Bestimmung hat das Neich8gericht, I. P ene dur Ur- theil vom 16. Februar 1895 ausgesprochen, daß der Schiffer zur Abänderung eines von seinem Rheder abgeschlossenen Frachtvertrages allgemein nicht befugt ist; nur aus- nahmêweise im offensihtlihen Interesse des Schiffes resp. des Rheders wird eine so weitgehende Befugniß des Schiffers anzunehmen sein. „Daß Fälle vorkommen können, in denen der Schiffer fih mit Recht für ermächtigt halten darf, einen bestehenden hrs tvertrag zum Nachtheil des Rheders abzuändern, z. B. wenn die

rhaltung des Schiffs oder der Abschluß eines neuen vortheilhaften Frachtvertrags davon abbängt, ist zuzugeben. Allein derartige Fâlle werden stets auf besonderen äußeren Umständen beruhen, welche au dem dritten Kontrahenten erkennbar sind. Dagegen ist eine Ermäch- tigung des Schiffers zu einer dem Rheder nachtheiligen Abänderung des Frachtvertrags da nit anzuerkennen, wo es an jedem Grund für

eine solche Atänderung mangelt, wo also auch ein Zusammenhang

zwischen derselben und dem Schiffahrtébetrieb nicht ersiGtlich ist und der dritte Kontrahent deshalb eine Ermächtigung des Schiffers zu der dem Interesse des Rheders zuwiderlaufenden Rechtshandlung nicht antehmen fann. Ein solher Fall aber liegt hier vor ; denn die be- bauptete Abänderung des Frachtvertrages soll in dem Verzicht auf das wictigste dem Verfrahter zum Schutze seiner Frachtforderung ge- gebene Recht (dem Pfandrecht an dem Frachtgut) bestanden haben, ohne daß irgend eine für den Schiffahrtsbetrieb des Rheders förder- lihe Gegenleistung des Empfängers der Ladung ersihtlich wäre. Zu einer solchen, die Nehte des Rheders im höchsten Maße beein- trähtigenden Retshandlung durste die Klägerin den Schiffer nicht für ermächtigt halten und fann deshalb der Beklagten gegenüber keine Nechte daraus herleiten. “. (32/95.)

__— Ist in einem Pachtvertrage bestimmt, daß Verpähter befugt sein soll, vom Vertrage abzugchen, wenn der Pachtzins nicht binnen einer bestimmten Frist nah dem Verfalltermin gezahlt werde, und nimmt sodann der Verpächtér wiederholt mit erheblichen Verspätungen widerspruchslos den Pachtzins an, fo kann er, nah eincm Urtheil des Reichsgerichts, V. Zivilsenats, vom 20. Februar 1895, bei einer erneuten Verspätung der Zinszahlung sein Recht, vom Vertrage abzugehen, nur dann geltend machen, wenn er den Pächter zuvor von dieser seiner Absicht verständigt oder ihm Gelegenheit zur Nahholung des Ver- fäumten gegeben hat. „. . . Nicht, weil Kläger (Verpächter) auf sein Recht, bei nicht pünktliher Pachtzahlung den Vertrag auf- zuheben, verzichtet hätte, oder desfelben durch sein bisheriges Verhalten für immer verlustig gegangen wäre, ist dem Kläger die Befugniß ab- gesprochen worden, gegenwärtig die Räumung zu verlangen ; sondern wegen der Verleßung des Anspruchs des Beklagten auf Treu und Glauben, welche darin liegt, daß er sein Recht plöulih und ohne zuvorige Ankündigung bea: machen will, nachdem er durch sein Verhalten während der bisherigen Pachtzeit die Beklagten zu der be- rechtigten Erwartung veranlaßt hat, er werde auch, bis auf weiteres, von seinem Rechte niht Gebrauch machen.“ (315/94.)

Entscheidungeu des Ober-Verwakltungsgerichts.

Ein Gemein deangeh öriger, welcher \sich der Verwaltung eines unbesoldeten Amts, insbesondere auch des Amts eines Mitgliedes der Voreinshäßungskommission für die Ein- fommenfsteuer, thatsächlich entzieht, ohne vorher in förmlicher Weise \sih geweigert zu haben, das Amt zu übernehmen oder zu ver- sehen, oder ohne einen bestimmten Bescheid auf seine Weigerung er- halten zu haben, kann, wenn über ihn wegen diefer thatsächlichen Entziehung von dem Amte Rechtsnachtheile verhängt werden, nah cinem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, T. Senats, vom 25. Ja- nuar 1895, im Verwaltungéstreitverfabren die geseßlihen Ent- shuldigungsgründe geltend machen. Der Hufner É. zu N. in S(leë8wig, zum Mitgliede der Voreinshäßungskommission für die Einkommensteuer gewählt, wendete sih an den Vorsitzenden der Veranlagungskommission um Entbindung von jener Stelle wegen Schwerhörigkeit und erhielt den Bescheid, daß er sh an die Ge- meindevertretung zu wenden habe. E. that dies aber nit und blieb von allen Sitzungen der Voreinshäßungskommission ohne Ausnahme fern. Infolgedessen beschloß die Gemeindevertretung, den E. auf drei Jahre seiner Nechte auf Theilnahme an der Vertretung und Verwaltung der Gemeinde verlustig zu erklären und mit einem Achtel stärker zu den Gemeindeabgaben heranzuziehen. E. klagte nunmehr gegen die Gemeindevertretung auf Aufhebung ihres Beschlusses, indem er drei ärztliche Atteste über hohgradige Schwerhörigkeit überreichte. In beiden Instanzen wurde die Klage abgewiesen, indem auf den vorgebrachten Entschuldigungsgrund, da dieser nicht auf dem vorgeschriebenen Wege geltend gemacht worden, keine Rücksiht genommen wurde. Auf die Nevision des Klägers hob das Ober-Verwaltunçsgericht die Vorentscheidung auf, indem es begrün- dend auéführte: „Auf die Mitglieder der Voreinshäßungskommiision, wenigstens auf die von der Gemeindevertretung gewählten, finden ge- mäß § 50 des Einkommensteuergeseßes vom 24. Juni 1891 und Art. 40 der Ausführungsanweisung vom 5. August 1891 die Bestim- mungen der 8, 25 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 bezw. 19. März 1881 sinngemäße Anwendung. Diese haben den gleiden Paragraphen der \chleswig-holsteinshen Kreiëzordnung vom 26. Mai 1888 und den 88 65 und 66 der dortigen Landgemeinde- ordnung vem 4. Juli 1892 zum Vorbild gedient, wie sie wiederum dem § 74 der Städteordnung für die östlichen Provinzen nachgebildet sind. Nach allen diesen Vorschriften unterliegt den hier streitigen Nechtsnachtheilen derjenige Kreis- oder Gemeindeangehörige, welcher

ohne einen der vorgesehenen Entschuldigungsgründe sih weigert, ein unbesoldetcs Amt zu übernehmen, oder ohne einen der- artigen Grund \sich weigert, das übernommene Amt während der Amtédauer bezw. 3 Jahre hindurch zu versehen, oder der Verwaltung folher Aemter sich thatsächlich entzieht. Somit stellt das Geseß neben die „Weigerung“ noch die „that- sählihe Entziehung (Enthaltung) vom Amte.“ Wenngleich nun die Worte „ohne einen der vorgesehenen Entschuldigungsgründe“ \prach- lich nur auf das „sih weigern“, niht auf das „thatsählich #ich ent- ziehen“ zu beziehen sind, und wenngleich somit die Wortfassung des Geseßes zu der Auslegung, daß auch in diesem leßteren Falle die Strafbarkeit durch das Vorhandensein eines Entshuldigungsgrundes ausgeschlossen wird, nicht nöthigt, so ist doch andererseits in allen Stadien der Berathung der Kreiéordnung nihts angedeutet und auch aus anderweitenErwägungen nichts zu entnehmen für eine etwaige Absicht des Gesetgebers, daß den angedrohten {weren Nechtênachtheilen neben demjenigen, der seine Gemeindepfliht zur Führung eines Amtes ohne Nechtsgrund nicht erfüllt, au der unterliegen folle, welcher obwohl ihm jene Pflicht thatsählih nicht oblicgt seine Nichtverpflihtung anstatt dur eine ausdrüdliche, ledigli durch eine stillschweigende Willenserklärung geltend gemacht hat. Darauf, daß dies niht der Wille des Geseßzgebers is, daß vielmehr nur die Nichterfüllung der Gemeindepfliht und nicht bloße Mängel in der Form der Willens- äußerung über das Nichtbestehen einer solchen die Verhängung der Rechtsnachtheile begründen sollen, weist einmal die Fassung des § 27 Nr. 3 des Zuständigkeitsgeseßes vom 1. August 1883, welher das Verfahren über Verhängung von „Nachtheilen wegen Nichterfüllun verfassungsmäßiger Pflichten" in den Landgemeinden regelt, deutli bin, vor allem aber und in aus\{laggebender Weise der § 8 der Kreisordnung in der ursprünglihen Fassung vom 13. Dezember 1872,

falls defsen Vorschriften in ihrem Zusammenhange ita fv l

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Verbreitung der englishen Sprache.

Einem Artikel des „Chambes Journal“ über die Verbreitung der verschiedenen europäishen Sprachen entnimmt die „Deutsche Nund- schau für Geographie und Statistik“, daß von allen Idiomen Europas das englishe auf der ganzen Erde am meisten gesprohen wird. Während zur Zeit Elisabeth?s, also vor etwa 300 Jahren, nur 9 Millionen Menschen english sprahen und damals das Französische,

eutsche und Spanische vorherrschend waren, wird gegenwärtig die englische Sprache von 115 Millionen Personen gesprochen, dagegen

- französisch von 45 Mill., deutsch von 70 Mill., spanisch von 50 Mill,

russisch von 80 Mill., italienisch von 30 Mill. und portugiesisch von 15 Mill. Menschen. 9

___ Die Zahl der Personen, von denen englisch gesprochen wird, steigt jedes Jahr um etwa 2 Millionen und unter Berücksichtigung dieser Steigerung dürfte am Ende dieses Jahrhunderts die englishe Sprache von einer Bevölkerung von 130 Millionen Seelen gesprochen werden. Zur Zeit ist sie die herrshende Sprache in Großbritannien und Irland mit 38 Millionen Einwohnern, in den Vereinigten Staaten von

Amerika für 65 Millionen, in Canata für 4 Millionen, in Australien und Ozeanien für 4 Millionen, in Afrika und Indien für 2,5 Millionen, in Westindien, Britis&-Guyana 2c. für 1,5 Millionen, insgesammt, wie oben angegeben, für 115 Millionen Menschen.

Nach Ansicht des Verfassers ist die spanishe Sprache berufen, sih der englischen als zweite Weltsprache anzuschließen, da sie in ganz Zentral- und Süd-Amerika mit Ausnahme von Brasilien und den westindishen Inseln die herrschende Sprache ist. Das Spanische und das Englische seten die Kolonisierungs\prachen gewesen und seien es größtentheils noch heute.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ zur Lohnbewegung der Taschen- und Federmesser-Reider (vgl. Nr. 174 d. Bl.) geschrieben: In einer Versammlung am 27. Juli haben die Reider beslofsen, alie Fabrikanten, die von dem Preisverzeihniß abgewichen find, in Ausstand zu erklären, falls sie niht noch nachträglih die zu wenig gezahlten Löhne herauszahlen wollen. Wenn dies nun nicht geschieht und auch fonst keine Einizung erzielt wird, wofür nur \chwache Aussichten bestehen, dürfte der Fabrikantenverein dazu über- gehen, seinerseits über die Reider die Sperre zu verhängen. :

In Offenbach a. M. haben, wie im „Vorwärts" berichtet wird, 23 Glaser der Fensterfabrik von Jäger u. Unger die Arbeit niedergelegt.

Hier in Berlin stellte eine Versammlung der Former und Berufsgenossen am Montag folgende Forderungen auf: zehn- stündiger Arbeitstag, 25 v. H. Lehnzushlag auf Theilarbeit und 50 v. H. für Ueberstunden, besondere Vergütung für alle Hilfs- arbeiten beim Gießen und für alle Hilfsarbeiter mit Ausnahme der jugendlihen ein Wochenlohn von 21 A Es sollen, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, Berathungen zwischen der Innung und den Meistern mit der Gewerkschafts-Kommission abgehalten werden; wenn diese nicht günstig ausfallen, sell der Ausstand erklärt werden.

In Przemysl dauert, einer Lemberger Meldung der , Voss. Ztg.“ zufolge, der Massenausstand der Arbeiter fort (vgl. Nr. 177 d. B[). Die Vermittlung des Gewerbe: Inspektors blieb erfolglos. Es wurden abermals zahlreihe Arbeiter verhaftet.

Aus Mons wird der „Köln. Ztg." berihtet: Der Ausstand auf den Kohlenwerken Produits in Flénu dauert fort. Die Grubenverwaltung erbat sich Gendarmerte, um die nihtfeiernden Bergleute und die Grubenanlagen vor den Auéständigen zu s{üßen. Es wird eine Ausdehnung des Ausstandts über den Borinage be- fürhtet. Die Leitung der Zehe Grand Hornu hat den Arbeitern eine 15 9/0 Lohnherabseßzung angekündigt, andere Zehëên wollen diesem Beispiel folgen. (Val. Nr. 177 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Die Kommission für die internationale Kunstausstellung 1896 erläßt ein Preis-Ausschreiben für ein Plakat. Das- selbe foll in wirkungsvoller Einfachheit die „Kunst“ und „Berlin“ versinnbildlicen und damit ein arafkteristiïhes, typishes Merkzeichen der Berliner Kunstauëstellungen geschaffen werden, das dem Zweckck der Publizität entspriht. Die Entwürfe siad in breiten Konturen in der Größe von 98 zu 65 cm (Hochformat) mit Anwendung von höchstens drei Farben und Berücksichtigung folgender Schrift: „Unter dem Allerhöchsten Protektorat Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm 11. und unter dem Chren-Präsidium Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedri Internationale Kunst- ausstelung Berlin 1896 zur Feier des 200jährigen Bestehens der Königlichen Akademie der Künste 2. Mai bis 30. September —“ her- zustellen. Die Vervielfältigung is mittels Buch- oder Steindruks gedacht. Die Ausstellungskommission, welche zugleich das Preisgericht bildet, bestimmt: einen ersten Preis zu 1000 , einen zweiten Preis zu 500 # und einen dritten Preis zu 250 A Die prämiierten Entroürfe gehen mit dem Vervielfältigungsreht in den Besiy des Ausstellungs-Unternchmens über. Sofern die Kommission den mit dem ersten Preise bedahten Entwurf zur Ausführung wählt, ist der betreffende Verfertiger gehalten, denselben zur Ver- vielfältigung druckfertig auszuarbeiten. Die Ausstellungs - Kom- mission behält sich das Neht vor, weitere Entwürfe zum Preise von je 100 A anzukaufen. Dié Kone kurrenzarbeiten sind bis zum 20. September, Abends 6 Uhr, mit Namensunterschrift oder Motto versehen, an das Bureau der Aus- stellung, Landes-Ausstellungsgebäude, Stadtbahnbogen Nr. 2, abzu- liefern, woselbst auch jede nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt wird. Die eingegangenen Arbeiten werden im Oktober im Verein Berliner Künstler, Wilhelmstraße 92, auf 14 Tage öffentlih ausgestellt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Portugal.

Durch Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Aleppo seit dem 1. d. M. für colera- verseuht erklärt worden. Alle anderen Häfen Syriens gelten als choleraverdächtig.

Hinterindien.

Durh Bekanntmahung der Regierung in Singapore vom 27. v. M. sind die gegen die Häfen der Insel Hainan angeordneten Schußzmaßregeln gegen die Einschleppung der Beulenpest wieder auf- Tnttct - worden. (Vergl. „R.-Anz.* Nr. 138 vom 12. v. M. und Nr. 174 vom 24. d. M.)

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 14. bis 20. Juli ein der Vorwoche ähnlicher, auch die Sterblichkeit hat nur wenig zugenommen; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 22,1. Unter den Todesursachen waren auch in dieser Woche akute Darmkrankheiten vorherrschend, die au in etwas größerer Zahl als in der Vorwoche (282 gegen 270) zum Tode führten. Auch in dieser Woche waren die Opfer überwiegend kleine Kinder im Alter bis zu 2 Jahren. Die Betheiligung des Säuglings- alters an der Sterblichkeit war gleifalls eine gesteigerte; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 114 Säuglinge. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungsorgane erheblich abgenommen und seltener zumLTode geführt. Infolge vonGrippe kam 1 Todesfall zur Mittheilung. Von den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen an Masern und Scharlah etwas mehr, an Diphtherie etwas weniger als in der Vorwoche zur Anzeige gebracht, und zwar zeigten sih Masern in der Rosenthaler Vorstadt, Ertrankun- gen an Scharlach in der jenseitigen Luisenstadt, an Diphtherie in der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und in der Rosenthaler Vorstadt am zahlreihsten. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben in beschränkter Zahl. Erkrankungen an Kindbettfieber kamen 2 zur Kenntniß. MRosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden weniger beobachtet. Eine weitere Erkrankung an Genistarre wurde nicht gemeldet. Erkrankungen an Keuchhusten, die sehr mild verliefen, wurden, ebenso wie rheumatishe Beschwerden aller Art, seltener zur ärztlihen Behandlung gebracht.

Handel und Gewerbe,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 830. d. M. gestellt 11225, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen. i Sn Oberschlesien sind am 29. d. M. gestellt 4045, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

Die Konferenz der Vertreter deutscher Innungs- verbände und Innungsaus\chüsse (vgl. Nr. 178 d. Bl.) hat gestern die Berathung über die Negierungsvorlage, betreffend die Organisation des Handwerks, beendet. Die Regierungsvorlage basiert auf dem Prinzip der Zwangsinnung, und die Konferenz hat fi unter Befürwortung einer Erweiterung diesem Prinzip angeschlossen. Nach der

Vorlage sollen alle Handwerker, welche Gesellen und Lehrlinge belGgen, der Innung zwangsweise beitreten. Die Konferenz hat diese Bestim- mung dahin erweitert, daß au der Großbetrieb, der handwerksmäßig aus- g: bildete Gesellen beshäftigt, nah Maßgabe der Zahl dieser Gesellen Beiträge leisten soll zu den Unkosten, welche den Innungen aus Wohl- fahrtseinrihtungen für Gesellen und Lehrlinge erwahsen. Der Ver- treter des Reichsamts des Innern, Geheime Regierungs - Rath Dr. Wilhelmi hat sih mit dieser Erweiterung einverstanden erklärt. Außerhalb der Innung follen somit nur folhe kleineren Hand- werker bleiben, die ihr Handwerk allein betreiben; serner die Großindustrie für dieienigen ihrer Arbeiter, die sie selbst für ihre Zwecke herangebildet hat, sowie für die unaus- gebildeten Arbeiter. Die Forderung des Befähigungênachweises, auf den die Mitglieder der Konferenz an sih sehr großen Werth legten, ließ man zunähst noch fallen, nahdem die Regierungsvertreter erklärt hatten, daß die Regierung gegenwärtig unter feinen Umständen gewillt sei, si auf den Befähigungsnachweis einzulassen. Habe sich die Neu- organifation des Handwerks auf der Grundlage der Zwangsinaung eingeführt und bewährt, so sei es vielleiht möglih, daß die Regierung dann auch der Forderung des Befähigungsnahweises näher- treten werde. - Vorläufig glaube man, und darin war die Konferenz geneigt beizustimmen, daß die Zwangsinnung ein genügendes Mittel gäbe, um manchen der jeßt empfundenen Mißstände und namentlih auch dem unlauteren Wettbewerb entgegenzutreten, da die Zwangs- innung mit Strafmitteln ausgestattet sei. Bezüglich des Lehrlings- wesens wurde etwas zögernd und woiderwillig der Regierungsvorlage zugestimmt, daß auh der niht handwerksmäßig Ausgebildete, der ein Gewerbe 5 Jahre selbständig betreibt, das Recht haben foll, Lehrlinge auszubilden. Was den Meistertitel anbetrifft, fo nahm die Konferenz die einshlägigen Bestimmungen der Negierungs- vorlage an, daß den Meistertitel nur der führen dürfe, der das Ge- werbe erlernt und die vorgeschriebenen Prüfungen abgelegt habe. Gestern ist der Konferenz nun au die leßte der Vorlagen, betreffend die Handwerkerkammern, unterbreitet worden. Die Vorlage wurde E E Kommission überwiesen, die bereits gestern Nachmittag getagt hat.

Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ bringt eine Erklärung der Firma Krupp, der zufolge dieselbe in Rheinhausen bei Duisburg eine Hochofenanlage in besheidenem Umfang erbauen will. Die Ge- rüchte von der Anlage cines großen Eisenwerks und Walzwerks seien unbegründet. / :

-—— Die gestrige Versamml[ung des Koks-Syndikats beschloß, wie die „NRhein.-Westfäl. Ztg.“ aus Bohum meldet, die Produktion im August, wie bisher, um 2009/9 einzuschränken; ebenso sollen die Bei- träge, wie bisher, um 2099/6 ermäßigt bleiben. Jm ersten Halbjahr stieg die Kokserzeugung um 4,5 9/9, die Roheisenproduktion um 7 °/0; die danach fehlenden 2,5 9/9 Koks haben die Hüttenwerke, wie der Be- richt des Direktoriums annimmt, felbst erzeugt.

Mon taSbera, 90, Sul (V. S. D) Getreidemarki Weizen unentschieden. Noggen unentschieden, do. pr. 2000 Pfd. Zoll-

ewicht 117. Gerste fest. Hafer ruhig, do. loko pr. 2000 Pfd. ollgewiht 117. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 106,00. Spiritus pr. 100 Liter 100% loko 37, do. pr. Juli 37, do. pr. September 37.

Danzig, 30. Juli. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko unverändert, Umsay 50 t, do. inländ. hohbunt u. weiß 146—147, do. inländ. hellbbunt 142, do. Transit hohbunt und weiß 108.00, do. hellbunt 104,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.-Ofkt. 141,50, do. Transit pr. Sept.-Okt. 106,50, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 141. Roggen loko niedriger, do. inländischer 115,00, do. rufsisher und polnischer zum Transit 73,00, do. Termin pr. Sept: - Okt. 116/50, do. Termin Transit pr. Sept. - Okt. 83,00, do. Negulierung8preis zum freien Verkehr 116. Gerste, große (660—700 Gramm) 105. Gerste, fleine (625—660 Gramm) 95, Hafer, inländisher 115,00. Erbsen, inländische 116,09. Spiritus lofo fontingentiert 57,00, nit fontingentiert 37,50.

Magdeburg, 30. Juli. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn- zucker, exfl, von 92% —, nene —. Kornzucker exkl., 88 9/9 Nendement 10,10—10,35, neue —. Nachprodukte exkl, 75% Rendement 7,10—7,80. Ruhig. Brotraffinade I 22,75. Brotraffi- nade II1 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,75—23,00. Gem. Mehlis T mit Faß 22,25. Ruhig. Rohzuer I. Produkt Transito

. a. B. Hamburg pr. Juli —,—, —,— pr. August 9,85 bez., 9,874 Br., pr. September 10,00 bez, 10,025 Br., pr. - Oktober- Dezember 10,35 Gd., 10,40 Br. Besser.

Fol; 31. Juli T. B) Die Submi [ion auf Stabeisen, welhe von der Eisenbahn - Direktion Köln für den Direktionsbezirk Saarbrücken ausgeschrieben worden war, ergab ungefähr die nämlichen Preise, wie die Submission am 23. Novem- ber 1894. Die billigste Offerte lautete auf 103 4 auf Stabeisen aus Schweißeisen und auf 99 #4 auf Stabeisen aus Flußeisen per Tonne frei Saarbrücken.

FSLantfurt, 30: Juli: (W. T. B) Der. Syndikus dex hiesigen Handelskammer, rumänishe General-Konsul Puls ift heute Nacht in Homburg gestorben.

Leipzid, 30. Juli. (W.. T. B)-- Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 3,075 X, pr. September 3,077 4, pr. Oktober 3,10 4, pr. November 3,10 4, pr. Dezember 3,125 4, pr. Januar 3,15 #4, pr. Februar 3,174 M, pr. März 3,175 4, pr. April 3,20 ., pr. Mai 3,20 M, pr. Juni 3,20 #, pr. Juli —,—. Umsatz: 45 000 kg.

Bremen, 30. Juli. (W. T. B.) Börsen - Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Flau. Loko 6,35 Br. Baumwolle. Matt. Upland middl. loko 35 4. Schmalz. Fester. Wilcox 34 4, Armour shield 333 „4, Cudahy 347 &, Fairbanks 29 4. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 31.

Hamburg, 30. Juli. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. Juli —, pr. September 75Ï, pr. Dezember 743, pr. März 74. Behauptet. Zuckermarkt. (Schluß- bericht.) MNüben-Nohzucker I. Produkt Basis 8809/0 Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Juli 9,875, pr. August 9,90, pr. Oktober 10,30, per Dezember 10,523. Stetig.

London, 30. Juli. (W. T. B) Wollauktion. (Schluß) Tendenz fest. Australian Greasy Merino 10—15, Scoured 5—10, Croßbred 15 % über Maipreise.

An der Küste 14 Weizenladungen angeboten.

96% Javazuder loko 113 ruhig, Nüben-Rohzucker loko 94 fest. Chile-Kupfer 455/16, pr. 3 Monat 4511/16,

31. Juli. (W. T. B.) Am Sonnabend den 3. August und Montag den 5. August fällt die Fondsbörse aus.

Manchester, 30. Juli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 43, 30r Water Taylor 6#, 20r Water Leigb v4, 30r Water Clayton 62, 32r Mok Brooke 6, 40r Mayoll 6, 40r Medio Wilkinson 7X, 32 r Warpcops Lees 53, 36r Warpcops Rowland 64, 36r Warpcops Wellington 7, 40r Double Weston 7}, 60r Double courante Qua- R E 32" 116 yards 16X16 grey Printers aus 32r/46r 147.

ubig.

St. Petersburg, 30. Juli. (W. T. B.) rodukten- markt. Weizen loko 8,00. Roggen loko 5,50. aer loko 3,30, “ay loko 11,50, Hanf loko 44,00. Talg loko 50,00, pr.

ugust —.

Amsterdam, 30. Juli. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 54}. Bancazinn 391. ? at

In der heute von der Niederländishen Handelsgesellschaft ab« gehaltenen Zinnauktion wurden 32468 Blöcke Bancazinn zu 394—39è durchschnittlih 392 und 4000 Blöcke Singkep zu 38}— 382 Fl. verkauft.

New-York, 30. Juli. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest. Im weiteren Verlauf wurde das Geschäft träge und der Schluß war unregelmäßig. Der Umsay der Aktien betrug 193 000 Stück.

Weizen eröffnete chwach und gab im weiteren Verlauf noch mehr ja als mattere Auslandóberichte eintrafen. Der Niedergang der Preise wurde durch Ausführung vorliegender Kaufordres aus- genußt, und diese wurden in Gemeinschaft mit Berichten über Frost

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