1895 / 184 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

in ein jubelnd aufgenommenes Hurrah auf Seine Majestät den Kaiser ausflang. Mit dem Gesang der Nationalhymne {loß die Feier. Ehe man sich trennte, stimmten noch einzelne Gruppen die „Wacht am Rhein“ an. In geshlossenem Zuge ging es alsdann nah dem Auëstellungspark in der Hasenbaide zum Kommers. Die einzige Rede bei diesem hielt der Vorsißende des Festausschusses Fehlhaber, der seine Worte mit einem Hoch auf die deutsche Kriegsmacht {hloß. In gehobener Stimmung blieb man noch bis zum Morgen vereint.

Auch aus zahlreihen anderen deutshen Städten liegen vom gestrigen Tage Berichte über Kriegserinnerungs8feiern vor, die wir hier Folgen laffen :

Breslau, 4. August. In den Tagen vom 3. bis 5. August feiert der Breslauer Kriegerverein, eine der größten Vereinigungen dieser Art, welche über 7000 Mitglieder zählt, das Fest seines fünfzig- jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß waren im Laufe des gestrigen Tages bereits zahlreiche Deputationen von Krieger- und Militär- vereinen aus der Provinz Schlesien und den Nachbargebieten hier ein- getroffen. Abends 8 Uhr fand im „Breêlauer Konzerthause“ die offiziele Begrüßung der Festgäste statt. Der Vorsißende des Bres- lauer Kriegervereins, Oberst a. D. von Walther hielt eine berzlihe Ansprache, die mît einem Hurrah auf Seine Majestät den Kaiser \{chloß. Namens der Gäste dankte Landrath von Stheele- Kempen in zündender Rede. Heute Nachmittag um 5 Uhr fand nach vorhergegangenèr großer Parade auf dem Palais- plaße und Feldgottesdienstt General - Appell des Breélauer Mereins auf dem Friebeberge statt. Sodann folgte die feierliche Nebergabe und Nagelung der dem Vereine verlichenen Fahnenbänder und das Anschlagen der gestifteten Fahnennägel. Die Betheiligung an der Festfeier war so grof, daß die Eintrittskarten nicht ausreihten. Abends war prächtige Illumination in den Gartenanlagen sowie großes Feuerwerk. An Seine Majestät den Kaiser wurde ein Er- gebenheits-Telegramm abgesandt.

Hirschberg, 4. August. Zur Feier des Tages von Weißenburg waren heute aus allen Theilen Deutschlands die ehemaligen Mit- glieder des fünften Jäger: Bataillons hier vereinigt. Auf ein von den- selben an Seine Majestät den Kaiser abgesandtes Huldigungs-Telegramm traf folgende, mit Enthusiasmus begrüßte Antwort ein : „Ich erinnere Mich an dem heutigen Ehrentag des fünften Jäger-Bataillons gern jeiner ruhmreichen Erfolge im Treffen bei Weißenburg.

Wilhelm.“

Cassel, 4. August. Die von den Mitkämpfern des XI. Armee- Korps veranstaltete Feier zur Erinnerung an den Krieg von 1870/71 fand heute im Beisein von 8000 Theilnehmern und in Gegenwart der Spitzen der Militär- und Zivilbehörden statt. Die Feier wurde durch einen auf dem Martinsthurm geblafenen Choral ein- geleitet. Vormittags bewecte sich ein großartiger Festzug nach der Carlau und, nah einem vom Pfarrer Opper abgehaltenen Fest- gottesdienst, zurück nach dem Friedricérlaß, wo der kommandierende General des XI. Armee-Korvs, General von Wittich die Parade über die Kriegétheilnehmer abbielt. Am Schluß der Parade brate General von Wittich ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus. Die Hâuser der Stadt prangen im Festschmuck. Ueberall herrscht gehobene Stimmung; Nachmittags findet an zwei Stellen der Carlsau ein Militär-Konzert und Abends ein Festkommers im Orangerieshloß in hierzu errihteten Zelten statt.

Apenrade, 4. August. Unter überaus großer Betheiligung der Bevölkerung Nordschleëwigs, zahlreicher Kambpfgenossen- und Krieger- vereine, sowie vieler aus ter Provinz herbeigekommenen Fremden ging beute Nachmittag die feierlihe Grundsteinlegung zu dem Bismarck- Thurm auf dem Knivsberg vor sh, die mit einem großen deutshen Volksfest verbunden war. Der Landrath von Ueélar eröffnete die Feier mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Nach der vom Pastor Jacobsen aus Scherrebeck gehaltenen eindrucksvollen Weiherede wurden vom Vorstand des deutshen Vereins, von den Landräthen und anderen bervorragenden Persönlichkeiten die Hammerschläge vollzogen; hieran {loß sich die Festrede, welhe Landrichter Schwarz aus Flensburg an die Versammlung richtete. Das patriotische Fest nahm einen überaus glänzenden Verlauf.

Nordhausen, 4. August. Zur Erinnerung an die Siege von 1870/71 fand hier beute ein Krieger-Verbandsfest statt, das sich durch die Theilnahme zahlreicher Vereine aus den Grafschaften Hohnstein und Stolberg zu einer eindruckêvollen patriotishen Kundgebung ge- stoltete. Ein großer Festzug mit Musikkorps bewegte si durch die in reihstem Flaggen- und Guirlanden\schmuck prangende=Stadt. Die Festrede hielt Véajor von Egloffstein aus Weimar; an dem Kriegere denkmal erfolgte die feierliche Niederlegung eines Lorbeerkranzes. Am Abend werden festlihe Zusammenkünfte und Bälle der Vereinigungen die Feier beschließen. /

Saarbrücten, 4. August. Aus Anlaß der heutigen Jubelfeier der Erstürmung der Spicherer Höhen prangt die Stadt in herrlihem FeniGmue, In 25 Sonderzügen sind 40 000 Fremde angelangt. Fine Gedenkfeier auf dem Krieger-Friedhof in Sankt - Johann eröffnete den Tag Weise. Am Nachmittag fand

in würdiger ein großartiger Festzug statt; an demselben

histcrischer

nahmen 1000 ehemalige Kämpfer von Spicheren theil, welche auf dem ganzen Wege überall mit \stürmishem Jubel begrüßt wurden. O marschierten etwa 15 000 Kriegstheilnehmer in dem Zuge. aran reihten fih prächtige historishe Gruxpen, darunter die kurbrandenburgische ARRLNDEEE Friedrih's I1.,, die Nasfsau- Saarbrückener Garde, die Lüßzow'she Freishaar, die Land- wehr von 1813, die Erstürmer der Düppeler Schanzen, sowie ferner Gruppen, welhe das gegenwärtige Heer dar- stellten. Der Vorbeimarsch des Zuges dauerte eine Stunde. Nachmittags fand eine ergreifende Gedenkfeier auf dem Krieger- ftiebbe! im Chrenthal in der Nähe des Schlachtfeldes statt, woselbst

eneral von François und 500 Deutshe und Franzosen begraben sind. Zu der Feier hatten sich etwa 1000 Krieger, die bei Spicheren gekämpft hatten, fowie 25000 andere Festgäste eingefunden. Der Präsident des Saarbrückener Kriegervereins Siebish hielt. die Festrede, die, uamealich wo se de Ge- fallenen gedachte, den tiefsten Eindruck auf die Versammelten machte ; an die E {loß fich der gemeinsame Gesang des Liedes : „Nun danket alle Gott“. Hierauf folgte unter Begleitung von 90 Musikkorps ter Abmarsch nach dem Festplay am Be der Spicherer Höhen, wo Ansprachen gehalten wurden und 8 Militär- fapellen gemeinshaftlih fpielten. Fortdauernd herrshte große Be- geisterung und troß des ungünstigen Wetters fröhliches Leben. Abends wurden auf den Saarbrückener und Spicherer Höhen Freudenfeuer an- gezündet und die Stadt wie die Umgegend dur elektrische Schein- werfer wirkungévoll beleuchtet.

Weißenburg i. E., 4. August. An der heutigen Gedenkfeier der Schlacht von Weißenburg uahmen ctwa 700 Krieger aus allen Gauen Deutschlands 1heil, zumeist ehemalige Mitkämpfer und viele Ritter des Eisernen Kreuzes. Die Denkmäler der Kriegergräber, \e- wohl der deutshen wie der französishen, trugen präthtigen Schmuckl. Am Vormittag fand ein Feldgottesdienst im Kasernenhofe sowie ein erbebender Gedächtnißakt am Denkmal des III. Armee-Korps auf dem Geisberg statt. 60 Offizierkorps sowie eine Anzahl französisher Journalisten waren anwesend. Viele Kränze wurden an dem Denkmal niedergelegt. Am Nackmittag wurde an dem Bayern-Denkmal ein feierliher Gedächtnißakt abgehalten, welhem 200 ehemalige Angehörige des Bayerischen 10. Jäger- Bataillons, darunter etwa 160 Mitkämpfer, beiwohnten. Nach mehreren, dem Andenken der Gefallenen gewidmeten Ansprachen wurden zwei große Lorbeerkränze an dem Monument niedergelegt. Die Theilnahme ter Bevölkerung ist von überallher eine außerordentliche.

Der geschäftsföhrende Aus\{uß der Berliner Gewerbe- Ausftellung 1896 hat es ermöglicht, zur Abrundung des Geländes der Auéstellung aus städtishem und Privatbesiß noch weitere ca. 60 000 qm (ungefähr 26 Morgen) sih nußbar zu machen, welche nahe bei dem „Theater“ und „Alt-Berlin“ belegen sind. Ueber einen beträchtlichen Theil dieser Neu-Erwerbung ist bereits verfügt. Es ist beabsichtigt, auf einem Theile des Terrains eine große Wasserfläche zu shafen, auf welder Modelle aller Typen der Kriege \ch iffe unserer Marine im Maßstabe von 1 : 25 bestimmt sind, Evolutionen der Geschwader in einzelnen Bildern aus Krieg und Frieden zu veranshaulihen. Die Einsender von Plakat - entwürfen, welche niht prämiiert find, werden ersucht, die Entwürfe gegen Rückgabe der ihnen seiner Zeit ertheilten Quittungen in der Geschäftéstelle der Berliner Gewerbe-Ausstellung, Gartenstraße 160 T, in der Zeit von 8 bis 1 Uhr Vormittags und 4 bis 6 Uhr Nach- mittags abholen zu laffen.

Hannover, 3. August. Der 5. Verbandstag Stolze’scher Stenographen- Vereine wurde am gestrigen Vorabend mit ter üblichen Begrüßung eröffnet. Dem Chrenausshuß gehören u. a. an: der Ober-Präsident Dr. von Bennigsen, der Ober-Bürgermeister Tramm-Hannover und der General-Major z. D. von Knobelsdorff. Den heutigen Vormittag füllten Berathungen der Verbandskörper- chaften aus. Von der Verbandsleitung find 38 Mitglieder bereits anwesend, _ darunter der Vorsißende Bäller, die Vor- fleher der Stenographischen Bureaux des Reichstags Schallopp, des preußischen Abgeordnetenhauses Dr. Simmerlein_ und der Schweizer Bundesversammlung Schwarz-Bern, ferner der Oberleiter der Wort- häufigkeité-Untersuchung Käding und Dr. Stolze, der Sohn des Be- gründers des nah ihm genannten Systems. Die Versammlungen finden in den Festsälen des alten Nathhauses statt. In der reich- haltigen stenographischen Auëstellung befinden sich u. a. Original- stenogramme aus Luthers Zeit.

Straßburg i. Els, 4. August. An dem heute hier veran- stalteten sehsten Kreisturnfest nahmen 184 Turnvereine mit 4500 Mitgliedern theil. Um 2 Uhr bewegte si der Festzug von dem Kaiserplay durch die Stadt ncch dem Festplay, an der Spitze die Baseler Turner. In dem Zuge befanden sh 140 Fahnen. Den Turnern wurden vielfahe Ovationen dargebracht. Die Festrede hielt Beigeordneter Justiz-Rath Leiber. Die Straßen, die der Zug passierte, find reich beflaggt.

München, 3. August. Eine heute veröffentlihte Bek machung des Ministeriums des Innern regelt die tg des Bezugs von Diphtherie-Heilserum dahin, daß in jedem Regierungsbezirk amtliße Sammelstellen eingerichtet werden, durch deren Vermittelung die Apotheken das von den Farbwerken vormals Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M und der Chemischen Fabrik auf Aktien vormals Schering in Berlin zu festen Preisen bezogene Serum erhalten.

Wien, 4. August. Bei dem heutigen internation Wett shwimm-Meetin g im hiesigen Kommunalbade véviann 8 Meisterschaftspreis von Europa nebst dem Ehrenpreis der Stadt Wien Johannes Oldach vom Sanitäts-Shwimmverein in Hamburg.

Graz, 3. August. Heute Vormittag 8 Uhr hat im Stevhani- Saale hierselbst die feierlihe Eröffnung des Bundtotacs L Deutschen Nadfahrerverbandes stattgefunden, zu dem zahl, reiche Theilnehmer aus allen größeren Städten Deutschlands ein- getroffen find. Graf Attems fowie der Bürgermeister von Graz be- grüßten die Gäste; der leßtere betonte in seiner Rede den deutschen Charakter des Festes und hob die Verbrüderung Oesterreihs mit Deutschland hervor. Am Nachmittag fand das Nad-Wett- fahren statt. Bei diesem wurde im Niederrad - Gast- fahren Hans Hofmann-München Zweiter, im Fahren um die Meister- {aft von Deutschland und dem Bundesgebiet auf dem Hochrad Erster: Ferdinand Becker- Neuwied, Zweiter: Scheer-Bromberg. Im Fahren um die Meisterschaft von Deutschland und dem Bundesgebiet auf dem Niederrad wurde Erster: Schlüter-Flensbura, Zweiter: Mewes- Altona. Im Kaiserpreis-Fahren auf dem Hochrad wurde Erster: Becker-Neuwied, im Niederrad-Vorgabe-Fahren: Hofmann-Münwen; im Zweier- Niederrad-Vorgabe- Fahren wurde Zweiter : Müller-Bremen.

Toulon, 4. August. Der Marine-Lieutenant Espinassy, welcher bei der Explosion an Bord des Panzers „Bouvines*“ am 23. v. M. verwundet wurde, ist beute seinen Verleßungen erlegen,

D ouai (Dep. du Nord), 4. August. „W. T. B.“ meldet: Da Steinkobhlenbergwerk in Aniche feierte beute das 50 jährige Dienstjubiläum des Direktors Vuillemin. Als Vuillemin, gefolgt von einer Anzahl Ingenieure und Aktionäre des Bergwerks, aus der Kirche von Auberchicourt heraustrat, feuerte ein Anarchi s fünf Re- volvershüsse auf ihn ab und verwundete ihn ziemlich {wer am Kopf fowie an einer Hand. Eine Bombe, welche der Anarchist zu s{chleudern sich anschickte, Pplaßte vorzeitig, riß dem VBerbreler den Lib auf und brachte etwa 10 Personen leihte Verleßungen bei. Der Anarchist, der dur die Bombe sofort getödtet wurde, ist ein chemaliger Grukenarbeiter Namens Clément Decoux, der im Jahre 1893 wegen seines Vor- gehens bei dem damaligen Ausstande entlassen worden war.

Valencia, 4. August. Dur eine Feuersbrunst wurde die hiesige Tabakfabrik vollständig zerstört. Einige Personen sind verleßt. Der Schaden ift ein enormer. did M

Saltcoats (Ayrfhire), 4. August. Heute wurden von den 14 in der Auchenharvie-Kohleng rube eingeshlossenen Bergleuten 4 lebend zu Tage gebracht.

New- York, 5. August. (W. T. B.) In die Kirche von Quakertown (Pennsylvania) {lug während des Gottesdienstes Bet ein und verleßte zwanzig Personen s{chwer. Ein anderer Blitstrahl fuhr in eine Gruppe von neun Personen, die unter einem Baume standen ; von diesen wurden eine Person getödtet und die übrigen verleßt, darunter zwei leben 2gefährlich.

__ Yokohama. Das „Reuter’she Bureau" meldet: Starke Regen-

ä [le geben andauernd in der ganzen Gegend nieder. Man befürchtet, daß die Reisernte {lecht ausfallen und eine Hungersnoth eintreten werde, Die durch den Regen hervorgerufenen Ueberfluthungen haben großen materiellen Schaden angerichtet, auch sind viele Menschen umgekommen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 4. August. (W. T. B.) Der russische Botschafter Nelidow wurde gestern von dem Sultan in Privataudienz empfangen, in welcher er den Kommandanten der russishen Flotte im Schwarzen Meere, Vize - Admiral Kopylow, vorstellte.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

co _ t. La) “t Urs o “t

t vom 5. August Morgens.

S D t «i Q

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf0 Gr. 4. d. Meeres\p. ‘ed. in Millim.

in 9 Celsius 59 C. = 40 R.

Temperatur

witter statt.

Westen Irlands ein neues tiefes Minimum erscheint. Das Wetter ift in Deutschland allenthalben kühl, im Norden bei wechselnder Bewölkung und sehr schwachen südlihen Winden, im Süden bei bedecktem Himmel und mäßiger bis frisher südwestliher Luftströmung. Mit Ausnahme des östlichen Binnenlandes fiel in Deutschland Regen, \tellenweise fanden auch Ge-

Deutsches Theater.

73 Uhr. : Mittwoch: Der Talisman. Donnerstag: Dic Weber.

WSW

-_ 1 “ck 00

1|NRegen 2'bedeckt 2'bedeckt 1'wolfig

Belmullet. . | Aberdeen 747 Christiansund | Kopenhagen . | Stoccktholm . | 7 2\vededckt aparanda . | 76 2'heiter St. Petersbg, O d 3 Regen Moslau. . .| 760 |NO 2|Gewitter Cork, Queens- | E 747 E 749 E l. 29 mibürg .. | (90 Swinemünde 750 Neufahrwafser| 751 Ma... TDI

ia 755 ee . « 750 Karlsruhe . . 754 i: P Chemniy .. | 753 D s 750 E e T51 iédlau. O1

Gle d'Aix. . | 760

E l 100 C

Wt... 1/750 1SW 1\woltkenlo8 | 21 1) Gestern Gewitter. ?) Gestern Gewitter.

Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone niedrigen Luftdrucks erstreckt \icch von Nordwest nach Südost über den größten Theil Guropas, sodaß nur über Lappland? und Nordost- rußland, sowie Südwestfrankreih und Spanien das Barometer 760 mm übersteigt. Ein Minimum unter 745 mm liegt über der Nordsee, während im

—I—I f ck Wo bi jl i A ja MN=IMNMOo

“ck

O D D

Stradella.

J [/

O pemk 00

D S

7\Regen 2\wolki 2/halb bed. | 1/halb bed.1)! 1 beiter 2'beiter 1'Nebel 2INegen 2\wolfig 4|bedeckt2) 5bedeckt 3\Negen 2\wolkig 5|Negen

1 halb bed. 5\wolfig 17 4 heiter 19

(Q O R

VEaAaE

(Q O S

74 Uhr.

n cen

s (Q 5

\chlacht.

[w

(Q

(W, Lank pr | jd jk jd n 0 T O O0

fund pak Go S

SAaaAAVEAR

S888 O 88

E F

S2 S553

E UbE

Anfang 7# Uhr. Opernhaus.

Troubadour.

werbun

Freitag: Tell.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. (Kroll's Theater.) 6. Vorstellung. Alcssandro Romantische Oper in 3 Akten mit Tanz von Friedrih von Flotow. Text von Wilh. Friedrih. Dirigent : (Alessandro Stradella: Herr Heinrich Bötel, vom Stadt-Theater in Hamburg, als Gast.)

Schauspielhaus. 151. Vorstelluna. Die Hermanns- 1 Ein Drama in 5 Aufzügen von Heinrich von Kleist. (Mit Benußung der Bearbeitung von Rudolph Genée.) In Scene geseßt vom Ober- Negisseur Max Grube. Ober-Inspektor Brandt. Mittwoch: Kroll's Theater. lustigen Weiber von Windsor. tastishe Oper in 3 Akten von Otto Nicolai. von Mosenthal, nah William Sbhakespeare's gleih- namigem Lustspiel,

Schauspielhaus. 152. Vorstellung. Donna Diana. Lustspiel in 5 Aufzügen, nah dem Spanischen des Don Augustin Moreto,

Donnerstag: Zar und Zimmermann. (Manrico: Herr Heinrich Bötel, vom Stadt-Theater in Hamburg, als Gast.) Sonn- tag: Hänsel und Gretel. Slavische Braut-

Scbausplallians: Donnerstag: Der Sturm. Vasantasena. Sonntag: Halagli. Die stille Wache.

S{luß: Unter vier Augen.

Theater. Ueues Theater.

des Direktors Joss Ferenczy.

Musikdirektor Wegener.

Victor Léor und F. Zell. Banés. Anfang 7} Ubr. Mittwoch: Tata-Toto.

Anfang

Dekorative Einrichtung vom Anfang 7{ Uhr.

7. Vorstellung. Die

Komisch-phan-

Text

Rund um Wien.

von Josef Haßreiter.

meister Herrn Jean Neisinger.

Tanz von Emil Graeb. Anfang | von Saragossa.

bah. Anfang 7ck Uhr.

von - Catl August West, Schwätzerin von Saragossa.

Dienstag: Wittwer. Der eingebildete Kranke. Anfang

Lessing-Theater. Dienstag: Drei. Zum / Anfang 7{ Uhr. Mittwoch: Die Schmetterlingsschlacht.

Schiffbauerdamm 4 a. /9.

Dienstag: Ensemble-Gastspiel der Mitglieder des Carl Schulge-Theaters (Hamburg) unter Leitung Tata-Totso. ville in 3 Akten nach Bilhaud und Barrsó von Musik von Antoine

Theater Unter den Linden. Pantomimisches Ballet in 9 Bildern von Franz Gaul und A. M. Willner. Musik von Josef Bayer, der choreographishe Theil Neu einstudiert vom Ballet- l Dirigent : Kapellmeister Federmann. Vorher: Die Schwäterin Operette in 2 Akten von Offen-

Mittwoch: Rund um Wien. Vorher: Die

Gurn mit Hrn. Pfarrvikar Friedrih Schmidt (Beckern-Sprottau). Frl. Hanna Wöslki mit Hrn. Rittergutsbesißer und Lieut. d. R. Elimar Boly (Seith—Gruenden). i Helene von ODoetinhem de Rande Hrn. Rittmeister Paul WeidliÞß (Löpiz— Hannover). Frl. Margarete Schnackenburg mit rn. Prem.-Lieur. Nudolf von Coldiß (Baden- Baden). Frl, Armgard von Veltheim mit Hrn. Oberst Richard von Schulz (Ostrau—Leipzig). Frl. S v. d. Heide mit Hrn. Lehrer Hans Hildebrecht (Duisburg).

Vereheliht: Hr. Schuldirektor Dr. Oscar Mey mit Frl. Elise Lichtenberg (Bukarest—Berlin). Hr. Postsekretär und Lieut. d. Res. Rudolf Preuß mit Frl. Marie Haeseler (Königsberg i. Pr.).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath von Gersdorff (Berleburg i. W.) Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Hinko Frhrn. von Lüttwißz (Breslau). Zwei Töchter: Hrn. Regierungs-

} Baumeister Wolfram (Breslau).

Gestorben: Verw. pr Amalie von Grabowski, n von Köller (Dohrgaul). Verw. Fr. Ge- eime Hofrath Therese de la Croix, geb. Blau- rock (Berlin). Verw. Fr. Rechnungs-Rath

Pauline Werfft, geb. Grüttner (Tarnowit O. S.).

Hr. Pastor emerit. Carl Sirowatty (Neu-

kirch). Hr. Berg-Inspektor Alexander Oppen-

berg (Scharley D. S.) Verw. Ér. Oekonomie-

Kommissions-Rath Molly Moebius, geb. Klovsch

(Breslau). Hr. Bahnmeister Hermann Sievert

(Gellendorf).

Zwei

Vaude-

Dienstag:

Herr

Verantwortlicher Nedakteur: Siemenroth

Freitag:

Mignon. Der

Sonnabend: Verlobt: Frl. Helene

Sonnabend: Wilhelm

wizß—Hubertushütte D.-S.)

Familien-Nachrichten.

inno mit Hrn. Gerichts- Assessor Dr. jur. Ernst Beling (Breslau). Frl. Martha Kerber mit Hrn. Dr. phil. Heinrich Schindler (Breslau). Frl. Luise Stakebrand mit Hrn. Registrator Adolph Jüttner (Katto-

in Berlin.

Verlag der Expedition (i. V.: Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen

(einschließlich Börsen-Beilage). (13364)

Frl. Gertrud

dem er nach

M 184.

Entscheidungen des Reichs8gerichts,

Nach § 11 des preußischen Enteignungsgesezes vom 11. Juni 1874 ist der Betrag des Schadens, welhen Nußungs-, Gebrauchs- und Servitutberehtigte, Pächter und Miether durch die Sa eianuug erleiden, soweit derselbe nicht in der nah § 8 für das enteignete Grundeigenthum bestimmten Entschädi ung oder in der an derselben zu gewährenden Nußung begriffen ilt, besonders zu erseßen. Sn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 27. Februar 1895 ausgesprochen, daß der CEigen- thümer des Grundstücks nicht zur Geltendmachung des dem Miether besonders zu ersegenden Schadens verpflichtet ist. „Nach

8 des Enteignungsgeseßes bestehl die Entschädigung für die Abtretung des Grundeigenthums in dem vollen Werthe des abzutreten- den Grundstücks. In dem vollen Werthe kann, wie § 29 Abs. 2 des Enteignungsgeseßes ausdrücklih anerkennt, die dem J ebenberechtigten gebührende Ent chädigung mit inbegriffen sein. Diese in dem vollen Werth enthaltene Entschädigung ist der Eigenthümer und zwar nur der Eigenthümer in Anjaßz zu bringen berechtigt, wie

ch aus dem ersten Saße des § 29 Abs. 2 ergiebt, wonach die Ent- chädigungssumme für jeden Eigenthümer, für die in § 11 bezeihneten

ebenberechtigten aber nur lea festzustellen ift, als ihnen eine nit {hon im Werthe des enteigneten Grundeigenthums begriffene Entf chädigung zu- teht. Für diejenige Entschädigung aber, für den Theil der Entschädigung des Nebenberechtigten, welhe im Werthe des enteigneten Grundeigenthums begriffen ist, Raftet der Eigenthümer dem Nebenberehtigten persönlich. Das Gesetz erleichtert die Auseinandersezung wegen dieses Anspruchs nur dadur, daß es auf Antrag des Eigenthümers oder des Neben- berechtigten die Feststellung des Antheilverhältnisses im Verwaltungs- verfahren zuläßt 29 Abf. 2), die weitere Austragung des Streits aber diesen Parteien überläßt. Auf Ersaß des hadens, welcher in der für das enteignete Grundeigenthum bestimmten Ent- schädigung oder in der von derselben zu gewährenden Nußung nicht begriffen ist, giebt § 11 des Gesehes einen besonderen Anspruch, der and 8 29 Abs. 2 für jeden Nebenberechtigten besonders festzu- tellen und dessen Betrag nach § 36 Abs. 1 an diesen zu bezahlen T Diesen Schadensbetrag in Ansay zu en oder zu erheben, it nach den angezogenen Bestimmungen nur der Nebenberecti gte, & 11 zusteht, befugt. Wenn der Eigenthümer aber zur Ansetung oder Erhebung dieses Schadensbetrags nicht Lg ist, fo kann in het unterlassenen Geltendmachung keine {huldhafte Verleßung der Vertragspflicht des Vermiethers gegenüber dem Miether gefunden

werden." (320/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Bei rein gewerblihen Aktiengesellschaften sind, nah einer Entscheidung des Ober - Verwaltungsgerihts, VI. Senats, 1. Kammer, vom 31. Sanuar 189%, die Zinsen ihrer Effekten von dem zur Gewerbesteuer heranzuziehenden Ertrage nicht abzugs- fähig, auch wenn diese Zinsen zur Zahlung ihrer (ebenfalls nicht abzugsfähigen) Obligationszinsen dienen, r find bei rein gewerb- ligen Aktiengesellshaften \ämmtliche teuern, auch die Einkommen- undGewerbesteuer, abzugsfähigeBetriebs-

kosten.

„Die Effekten der Beschwerdeführerin sind in der Bilanz unter den Aktiven mit 2608975 H aufgeführt und werden nah Angabe der Steuerpflichtigen als event. Deckung ihrer Obligationsschuld von 3280500 A von ihr besonders aufbewahrt. Die Zinsen der Effekten dienen zur Zahlung eines Theils der Obligationszinsen.

teraus soll wes ergeben, daß die Effekten nicht zum Anlage- und

etriebskapital und Vie Zinsen nicht zum steuerpflihtigen Ertrag ge- hören. Diese Schlußfolgerung is für zutreffend nicht zu erachten. Alles und jedes Vermögen einer nur gewerbetreibenden A O chaft, welches überhaupt dauernd dem Unternehmen dient, ist not wendiger- weise zugleih dem Gewerbebetriebe gewidmet und hiermit Theil des Anlage- und Betriebskapitals. Eine Aussonderung einzelner Ver- mögenswerthe für niht gewerblihe Zwecke der Aktiengesellschaft ist garniht denkbar. Eine Aktiengesellshaft kann ihrer Verfassung nah niht, wie der Einzelkaufmann, zugleich Gewerbetreibender und Kapitalist sein und einen Theil ‘des Vermögens aus dem Gewerbe- betriebe herausziehen, um ihn als nihtgewerblihes Kapital anzulegen. Die Steuerpflichtige befindet sich allerdings in der Lage, durh E der Effekten und Verwendung des Erlöses zur Abtragung des entsprehenden Theils der Obligationsschuld den steuerpflichtigen Ertrag um die Summe der Effektenzinsen herabzumindern. Dies ist aber eine nothwendige Folge dex Anwendung des § 22 Gewerbesteuer esetzes; in dem vorausgeseßten Fall befindet sh die Steuerpflichtige nicht mehr im Besiß der Effekten und im Genuß der Zinsen, die ersteren gehören nit mehr zum Anlage- und Betriebskapital, die leßteren niht mehr zum Ertrage; der fteuepsatige Ertrag verringert fih um den Zinsfen- betrag, und der Steuersaß wird entsprehend niedriger. Wenn die Angabe, daß der Melis lediglich zur event. Deckung der Obli- gations\chuld diene, richtig it, so hat die Steuerpflichtige eben ein um den Werth der Effekten zu hohes Betriebskapital, und sie muß, fo lange dies der Fall i\t, die in Anwendung des § 22 a. a. O hieraus erwachsenden Folgen auf fih nehmen. Ein Grund, wegen Cine Folgen den § 22 niht zur Anwendung zu bringen, is nit zu ersehen.

Begründet ist dagegen der zweite, gegen die Verweigerung des Abzuges von Steuern gerihtete Beshwerdepunkt. Der Art. 16 11 Nr. 8 der Ausführungsanweisung zum Gewerbesteuergeseß vom 10. April 1892 erkennt auch „die auf den dem Betriebe dienenden Grundstücken und dem Gewerbe haftenden Realabgaben und sonstigen öffentlichen Lasten“ als abzugsfähige Betriebskosten an, ver- neint aber diesen Charakter bezüglih der Einkommen- und der Ge- werbesteuer. Die Berechtigung dieser Unterscheidung ift Mulquie der rein gewerblihen Artiengesellshaften vom w eda tlihen Standpunkt aus nicht anzuerkennen. Es ist nicht einzusehen, wie bei diesen der Gegensaß von persönlihen und Objektsteuern sowie von Realsteuern imengeren (Grund- und Gebäudesteuer) und im weiteren Sinne den Charakter als Betriebskosten überhaupt beeinflussen könnte. Denn der Ertrag oder Gewinn der Aktiengesellshaft wird dur die eine oder die andere Steuerart in völlig gleicher Weise vermindert, Wenn die Grund- und Gebäudesteuer etwa um deswillen den Be- triebsfosten zugerehnet werden Pte weil sie auf den dem Betriebe dienenden Grundstüdcken, also auf bestimmten Theilen des gewerblichen Anlagekapitals ruht, so würde der gleiche Charakter mit noch größerer Berechtigung der Gewerbesteuer beigelegt werden müssen, da sie auf dem gesammten Betriebe, gewi En auf dem ganzen An- lage- und Betriebskapital lastet. as aber die Cinkommen- steuer betrifft, so liegen bei den rein gewerblihen Aktiengesellshaften die Verhältnisse wesentlich anders als bei den gewerbetreibenden physischen Personen. Bei diesen leßteren kann unterschieden werden ¿wischen ihrer Eigenschaft als Gewerbetreibender und als p zwishen dem von ihnen betriebenen Gewerbe als Objekt und ihrer

erson als Subjekt, zwishen gewerblihem Ertrag und per- önlihem Einkommen. Bei Aktiengesellshaften is diese Unter- eidung unmöglich. Ein von dem gewerblihen Unternehmen ge- trenntes und unabhängiges NRechtsfubjekt is hier niht denkbar. ei der gewerbetreibenden physischen Person entsteht zuerst der gewerbliche

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaais-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 5. August

Ertrag und dann erst das persönlihe Einkommen, und des- halb fan die nur das leßtere erfassende Einkommen- steuer nicht zu den gewerblihen Betriebskosten gehören. Bei der rein gewerblihen Aktiengesellshaft fallen Ertrag und Einkommen im wirthschaftlißen Sinne zusammen. Der aus der Trennung entnommene Grund entfällt daher bei denselben und damit zuglei jeder Anlaß, die Einkommensteuer nicht für Betriebskosten zu erahten. Diese wirthschaftlichen Erwägungen müssen den Ausschlag eben, sofern nicht etwa besondere steuer liche Rücksichten entgegen- tehen. Das ist aber nicht der Fall. Gegen die Zurehnung der Gewerbesteuer zu den Betriebskosten könnte vom steuerlihen Standpunkt aus nur eingewendet werden, daß es unthunlih fein würde, von dem G der den nächsien Maßstab der Ge- werbesteuer bilden foll, zuvor ihren Betrag abzuziehen. Dieser Einwand würde als berechtigt anerkannt werden Fönnen, wenn die Gewerbesteuer na dem Ertrage des Steuer ahres bestimmt würde; er vérliert aber seine Berehtigung, weil der Ertrag des vorhergehenden Jahres, also eines Zeitraums maßgebend ist, für welchen die Steuer hon feststeht und entrihtet ist. Hiernah kann die den Abzug der Einkommen- und sonstigen Personalsteuern, sowie der Gewerbesteuer verbietende Bestimmung im Art. 16 II Nr. 8 der Ausfüh rungsanweisung vom 10. April 1892 in der Anwendung auf rein gewerbliche Aktiengesellschaften als mit dem § 22 des Gewerbesteuergeseßes überein - stimmend nicht anerkannt, vielmehr müssen bei diesen die ge- dachten Steuern für abzugsfähige Betriebskosten erachtet werden.“ (VI. G. 4/93.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur wirth s\chaftlichen Lage der Arbeiter im Jahre 1893.

Den „Jahresberihten der Königlich preußishen NRegierungs- und Gewerberäthe und Been für 1894" (Verlag von W. T. Bruer in R bei Berlin) sind folgende weiteren Mittheilungen (vgl. Nr. 182 d. Bl.) entnommen : ;

Im Regierungsbezirk Liegniß haben die Gewerbe- treibenden den Aufsichtsbeamten vermehrtes Vertrauen entgegen-

ebraht, wie unter anderem besonders daraus hervorgeht, daß die nzahl der unter staatliche Aufsicht gestellten Kessel stetig zugenommen hat. Im Ganzen haben 2538 Revisionen durch die Gewerbeaufsihtsbeamten des Regierungsbezirks stattgefunden, davon 921 in Dampfkesselprüfung8- angelegenheiten. Gewerbetreibende suchten recht häufig den Gewerberath und die Gewerbe-Inspektionen auf, um sich in gewerblichen Angelegenheiten Rath zu holen, Seltener war der Besuch von Arbeitern, die es häufig vorziehen, ihre Beschwerden und Wünsche {riftli} anzu- bringen. Die Zahl der im Regierungsbezirke beschäftigten Kinder unter vierzehn Jahren betrug 73 gegen 9 im Vorjahre. Die Zahl der jungen Leute ist von 4350 im Vorjahre auf 4246 zurückgegangen, davon waren 2966 (— 80) männlihe und 1280 (— 24) weibliche. In der Art der Beschäftigung ist eine Aenderung gegen früher nicht eingetreten. Das Bestreben der Gewerbtreibenden, jugendliche Arbeiter mehr und mehr von der Fabrikarbeit auszuschließen, hat s erhalten. Die Zahl der beschäftigten Arbeiterinnen, aus\chließlich der jugendlichen, betrug 23 941 gegen 21 837 im Vorjahre; sonach hat eine Zunahme von 2104 stattgefunden. Sie hat zum theil darin ihren Grund, n eine Reihe von Betrieben der Textilindustrie (Taschentücherfabriken und von Ziegeleien als Fabriken im Sinne der Gewerbeordnung in die Statistik aufgenommen worden sind, die früher niht als solche angesehen wurden. Von diesen Arbeiterinnen standen im Alter von 16 bis 21 Jahren 6146 (+ is während 17 795 (+ 1792) über 91 Jahre alt waren. Das Angebot der Arbeitskräfte überwog in den Städten die Nachfrage, auf dem Lande war es umgekehrt; dort derticte theilweise Mangel an geeigneten Arbeiterinnen. Die dies- jährigen Erfahrungen haben die früheren Wahrnehmungen bestätigt, daß die Beschränkung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen durch das Are erle nur gute O gehabt hat. Entlafsungen von Arbeiterinnen sind infolge des Geseßes nirgends vorgekommen. Was die Arbeiter im allgemeinen anbetrifft, so wird berichtet: Die Zahl der erwachsenen männlichen Arbeiter ift um 3883 gestiegen; sie betrug 59 026 gegen 55 143 im Vorjahre. Die Zabl der Anlagen, worin diese Arbeiter beschäftigt werden, beträgt ins esammt 9504, wovon 1136 mit Dampfbetrieb, 1568 mit sonstigen elementaren oder thierishen Motoren und 6806 ohne Motoren betrieben werden. In der Gewerbe - Inspektion Görliß kamen in einer Glashütte und in einem Eisenhüttenwerk Arbeiterausstände vor. In der Glas- hütte wurde der Ausstand hervorgerufen dur Herabfezung des Tarifs und Abzüge in der Herstellung von Milchglas und beim Sandgebläse. Der Ausstand erstreckte sih nur auf einen kleinen Theil der Arbeiter der Glashütte und wurde bald gütlich beigelegt. Der Ausstand der Hüttenwerke zu Keula nahm größeren Umfang an. Anfang März stellten 43 Former der Handelsgießerei plößlih ohne Kündigung, entgegen ihrem Kontrakt, die Arbeit ein. ie Ver- waltung ab ih genöthigt, 20 Former von auswärts kommen zu lassen, da nur 6 der aussländigen Former si den für die Wieder- zulassung zur Arbeit gestellten Bedingungen fügten. Den Grund für den Ausstand gab eine Lohnherabseßung von 1099/9. Die meisten ormer baben nach längerem Feiern die Arbeit unter den alten Vbinauaén wieder aufgenommen. Ein Ausstand in einer Möbelfabrik endigte mit Entlassung sämmtlicher Aus- ständigen. Die Zahl der angemeldeten Unfälle betrug ins- esammt 1366, wovon 20 einen tôödtlihen Ausgang hatten. m Großen und Ganzen haben sich die Löhne auf der gleichen Höhe erhalten wie im Vorjahre. Die infolge der nan Ernte gesunkenen Getreidepreise übten rückwirkend für einzelne Lebensmittel einen kleinen Druck auf die Preise aus, der für die Leben8verhältnisse der Arbeiter günstig war. Jn einer Reihe von Ziegeleien und Steinbrüchen, in der Textilindustrie und einigen anderen gewerblihen Anlagen trat aber eine Verminderung der Löhne oder eine Verkürzung der Arbeits- zeit ein, sodaß die davon betroffenen Arbeiter wirthschaftlih \{lechter standen als im Vorjahre. / ars j

Sm Regierungsbezirk Oppeln sind im Berichtsjahre im Ganzen 1532 Besichtigungen gewerbliher Anlagen ausgeführt worden ; es wurden 1135 verschiedene Anlagen besucht. Jm Verhältniß zu den JIndustriellen und sonstigen Arbeitgebern mat \ich ein immer mehr wachsendes Vertrauen bemerkbar. Den Arbeitern wurde bei der

abrifkrevision, bei geselligen Zusammenkünften, während der Dienst- Mlidia und in den besonders angesezten Sprechstunden Gelegenheit gegeben, mit den Aufsichtsbeamten in persönlihe Berührung zu treten. Die Zahl der Fälle, wo \ich Arbeiter an die Gewerbe- aufsichtsbeamten gewandt haben, beträgt etwa 110; sie ist immer- hin noch fehr niedrig, wird aber sicherlih steigen, wenn erst die Einrichtung der Gewerbeaufsiht mehr bekannt sein wird. Unzweifel- haft nimmt das Vertrauen der Arbeiter langsam, aber stetig zu. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter betrug 4185, darunter 5 (+ 4) Knaben unter 14 Jahren. Im Alter von 14 bis 16 tw standen 2946 (— 69) männlihe und 1234 (— 25) weibliche Arbeiter. Die Verminderung erstreckt \ih vorwiegend auf die Hüttenindustrie, in erster Linie auf die Zinkhütten. Während darin im de 1893 noch 373 jugendliche Arbeiter (238 männlihe und 135 weibliche) beschäftigt wurden, befanden sch von diesen im Sommer 1894 nur noch 296

(151 männliche und 105 weibliche) dort. Auch bei den Eisenhütten-

1895.

werken, bei denen die Eigenart des meist ununterbrochenen Betriebs die Einhaltung der Pausen erschwert, wenn niht unmöglih macht, ist eine Abnahme der jugendlichen Arbeiter bemerkbar. Eine Zunahme weisen die Betriebe der Klasse Metallverarbeitung und Nahrungs- und Genußmittel auf. Bei jenen hatten die Kleineifenfabriken einen Mehrbedarf an geshickten Händen für leihtere Arbeit ; ferner haben die Zigarrenfabriken die Zahl der jugendlichen Arbeiter vermehrt. Die körperlihe Entwicklung läßt oft _noch recht viel zu wünschen übrig. Meist ist hierfür nicht die Beschäftigung, sondern die man el- hafte e als Ursache anzusehen. Ein besonderer sittlicher Nachtheil aus der hier üblichen gewerblihen Arbeit kann nicht be- hauptet, im Gegentheil muß hervorgehoben werden, daß die jungen Leute fh durchweg gut betragen und besheiden und gutwiklig find. Die Zahl der Arbeiterinnen über 16 Jahre hat nach mehreren Jahren des Rückgangs im Berichtsjahr eine Zu- nahme von 423 Köpfen Srtibeen, Insgesammt betrug die Zahl der erwachsenen Arbeiterinnen nah der tabellarischen Pa

14 214 (— 77). Davon standen im Alter von 16 bis 21 Jahren 5885 (— 396), während 8329 (+ 319) über 21 Jahre alt waren. Die eigenthümlihen Verhältnisse, unter denen Frauen in Ober- lesien beshäftigt werden, wo {ie entweder körperlich s{chwer, auch vielfah in Staub und Dunst, dabei aber immer in Bewegung und bei stetem Luftwechsel (in Hüttenwerken, Ziegeleien, Steinbrüchen) oder aber mit geringer körperliher Bewegung, jedoch in verhältniß- mäßig gesunden Arbeitsräumen (Webereien, Zigarren-, Schuhwaaren- und ähnlichen Fabriken) thätig sind und meist immer weite Wege von und zu der Arbeits\tätte in frischer Luft zurückzulegen haben, bringt es mit sch, daß man bei der überwiegenden Mehrheit der Arbeiterinnen von einer \{hädlichen Einwirkung der gewerblihen Arbeit nicht sprechen kann. Die geseßliche Beschränkung der Arbeits- zeit erwachsener Arbeiterinnen hat, wie aus etner tabellarishen Zusammenstellung der Beschäftigungsziffern seit 1888 hervorgeht, zu unmittelbaren Entlassungen von Arbeiterinnen in bemerkenswerthem Umfang im Regierungsbezirk Oppeln nicht ard aber im Lauf der Zeit hat sie bei den Werken eine gewisse urüdckhaltung bei Neu- einstellungen zur Folge gehabt. Auch auf die A der Löhne ist ein auffallender Einfluß niht bemerkbar gewesen. eber die Arbeiter im allgemeinen wird berichtet: Infolge der au erordentlih gesteigerten Ausfuhr nah Rußland war die Thätigkeit, esonders die der Eisen- industrie, sehr rege. Es ist infolgedessen eine Zunahme der Gefammt- zahl der Arbeiter in den der Aufsicht der Gewerbe-Inspektoren unter- stehenden Anlagen von 83 340 im Vorjahre auf 87 874 im Berichtsjahre festzustellen gewesen. Erst gegen Ende des Jahres machte sich eine große Geschäftsflauheit bemerkbar. Die Eisenwerke haben jedo daraus feine Veranlassung genommen, Arbeiter zu entlassen. S Ae haben die Zement- und Faßfabriken in und bei Oppeln ihre Belegschaften vermindert. Arbeiteraus\tände find niht vorgekommen. Von E irgend bemerkenêswerthem Umfange kann für das Berichtsjahr nicht esprohen werden; ein unmittelbares Bedürfniß nah Errichtung von N Zane liegt deshalb auch nit vor. Die zur Kenntniß der Gewerbe-Inspektoren gelangten Unfälle zeigen die sehr erhebliche Zu- nahme auf 5159 im Berichtsjahre von 4044 im Jahre 1893; die Zunahme is in erster Linie auf die nunmehr im ganzen ord- nungsmäßige Meldethätigkeit der Polizeibehörden zurückzuführen. Zwei wichtige Thatsachen beeinflußten im Berichtsjahre die wirth- schaftlichen erhältnifse der oberschlesischen Arbeiter: eine gute Ernte, infolge deren die {hon im Jahre 1893 heruntergegangenen Preise der nothwendigsten Nahrungsmittel, wie Mehl, Brot, Zucker u. #. w., eine noch weitere bedeutende Ermäßigung erfuhren, und der Abschluß des russishen Handelsvertrags. Sein Nichtzustandekommen würde die obershlesishe Eisenindustrie zum Erliegen gebracht haben, eine Anzahl von Eisenwerken hätte den Betrieb gänzlich einstellen müssen, und mindestens 15 000 Arbeiter wären brotlos (woe Diese Gefahr hat der Vertrag abgelenkt; die gegen sämmtlihe Vorjahre außerordentlich esteigerte Ausfuhr ermöglite während Dreiviertel des Jahres Voll- betrie und gewährte den Arbeitern einen E die günstigen Vorjahre unveränderten Verdienst. Wenn gegen den luß des Jahres Betriebs- einshränkungen eintraten, so wiederholt sih diese Erscheinung infolge O Nerhältnifse (völliges Ruhen der Bauthätigkeit u. st. w.) fast in jedem Jahre.

Invaliditäts- und Altersversiherung.

An 1e auf O P O Renten sind bei der n tishen Versicherungs-Anstalt eingegangen: a. an 4t1érg" ea im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Suli 1895 219, zusammen 2462; þ. an Invalidenrenten: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 1895 506, zusammen 1538; mithin sind seit Beginn des Sahres 1891 bei der Hanseatischen Versicherungs - Anstalt an Rentenanträgen eingegangen 4000. Von den Anträgen auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der freien und Dan Lübeck 419, Bremen 532, Hamburg 1511 und von den l nvaliden- rente auf das Gebiet von Lübeck 193, Bremen 516, Hamburg 829, Von den Anträgen auf Are O bis Ende Juli erledigt 2440, und zwar 2143 durch Rentengewährung, 261 durh Ablehnung und 36 auf sonstige Weise. Von den Altersrentenempfängern find inzwischen ausgeschieden 39%, von diesen sind verstorben 376. Von den Anträgen auf Invalidenrente find bis Ende Juli erledigt 1444, und zwar 1074 durch R 312 durch Ablehnung und 58 auf sonstige Weise. Von den ’nvalidenrenten- empfängern find nug ausgeschieden 239, von diesen sind ver- storben 225. Auf die Gebiete der drei g ei vertheilen sih die noh im Bezuge der Rente befindlichen Personen olgendermaßen : Lübeck 299 Altersrenten , 109 Invalidenrenten, Bremen 383 Altersrenten, 303 SFnvalidenrenten und Hamburg 1070 Altersrenten, 423 Invalidenrenten. Die Jahres\summe der bis jegt gewährten Renten macht P 471 791,20 A aus, von welchem Betrage 87 056,60 # sür die inzwischen ausgeshiedenen Rentenempfänger abzuseßen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 3217 Rentenempfän er auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 218 Renten- empfänger, Industrie und Bauwesen 1352, Handel und Verkehr 569, sonstige Berufsarten 288, Dienstboten 2c. 794 Rentenempfänger.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®8- Maßregeln. Nachweisung l über den Stand von Thierseuchen im Deutschen Rei ch am 31. Juli 1895. j Gi ichten der beamteten Thierärzte zusammengejlell im S “Raiferlichen Gesundheitsamt.) : Nachstehend sind die Namen deten Kreise (Amts- 2c. Bezirke)

verzeilnet, in welhen Roß, Maul- und Klauenseuche oder Lungen- a a 31. gelt C rtWlen, Die Zahlen der Meralfeini Ge-

meinden und Gehöfte sind leßtere in Klammern bei jedem

Kreise vermerkt. á. Nox ŒONO. Reg.-Bez. Danzig: Danziger Niederung 1 (1),

Dirsda 10), Reg.-Bez. Marienwerder: Tuchel 1 (1). Stadt-

s Berlin 1 (3). Neg.-Bez. Potsdam: Oberbarnim 1 Gr Tabfbavelland L G, Westprigniy 1 (1). Reg.-Bez. Köslin: