1895 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Fulda, 20. August. Die Bischofs-Konferenz wurde heute Vormittag 81/2 Uhr mit einer Andacht in der Bonifazius- Gruft eröffnet. Anwesend waren: der Kardinal-Fürstbischof Dr. Kopp aus Breslau, der Kardinal-Erzbischof Dr. Kremenß aus Köln, der Erzbischof von Gnesen-Posen, die Bischöfe von Trier, Ermland, Mainz, Limburg, Kulm, Münster, Paderborn, Fulda und der Feldpropst Aßmann aus Berlin.

Sachsen.

Auf Befehl Seiner Majestät des Königs wurde der Gedenktag der siegreihen Kämpfe von Gravelotte- St. Privat von den sähsishen Truppen vorgestern in feier- lihster Weise begangen. Jn Dresden fand um 12 Uhr Mittags dur den kommandierenden General, Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg auf- dem Theaterplas Paroleausgabe statt. Derselben wohnte der von Seiner Majestät dem Kaiser abgesandte General-Adjutant, General-Oberst der Kavallerie Freiherr von Loë, Ober-Befehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, bei, den Seine Mazestät der König zuvor im Residenzshloß empfangen hatte.

“* Zur Feier des 18. August hatte Seine Majeftät nac- stehenden Armeebefehl erlaffen:

„I verleihe am beutigen Ehrentage der Armee Meinem Leib- Grenadier-Regiment Fahneabänder für die Fahnen seines 1., 2. und 3. Bataillons. :

Diese Fahnenbänder, die bei Meinem Leib-Grenadier-Regiment fortan getragen werden, sollen aber gleichzeitig ein Zeichen Meines Dankes und Meiner Anerkennung für alle Truppen Meiner Armee sein, welhe vor 25 Jahren unvergänglihen Ruhm mit den anderen deutshen Stämmen für das Vaterland erkämpft und die Treue gegen den König und die feierlich beschworenen Soldatenpflihten mit dem Blute vieler Tapferen besiegelt haben.

Dreéden, am 18. August 1895. j Albert."

Auf Grund dieses Befehls hatte das Leib-Grenadier- Regiment Nr. 100 um 12 Uhr auf dem Theaterplaß Auf- stellung genommen. Die mit grünem Eichenlaub bekränzten Tone waren durch die Fahnen-Offiziere in das Königliche Schloß gebraht und von Seiner Majestät Höchsteigenhändig mit den Fahnenbändern geschmüdckt worden. Nachdem dieser Allerhöchste Gnadenbeweis an den Fahnen befestigt war, wurden leßtere dem Regiment übergeben. Seine Mazestät der König richtete hierbei, wie das „Dresdner Journal“ berichtet, folgende Worte an das Regiment :

„Heute vor 25 Jahren war es den sähsischen Truppen vergönnt, unter der glorreihen Führung des ewig unvergeßlichen Kaisers Wilbelm an der größten Schlacht des französishen Feldzugs theil- zunehmen und wesentlich zur siegreichen Entscheidung derselben bei- zutragen. Alle sächsishen Truppen, welhe dieser Schlacht bei- wobnten, baben fich dur Tavferkeit und Eifer ausgezeichnet. Auch dieses Regiment hat seinen Theil an dem Rubm des sâhsishen Armee - Korps gehabt. Ih habe darum be- lossen, den Fahnen der drei älteren Bataillone, welhe selbst in dieser Schlacht den Bataillonen vorgetragen worden find, Fahnen- bänder zu verleihen. Dieselben sollen für das Regiment eine Er- innerung sein an die tapferen Thaten seiner Vorfahren und Vor- änger, abér zuglei von diesem Regiment als dem ältesten Infanterie-

egiment der Armee als Ebrenshmuck für alle Truppen getragen werden, welche an diefer glorreihen Schlacht vor 25 Jahren theil- genommen baben. Seit dem Feldzuge haben 25 Jahre segensreichen Friedens geherrscht, dank der weisen Regierung dreier Kaiser. Sollte je dieser Friede, was Gott verbüten möge, einmal wieder gestört, unser Vaterland bedroht werden, so vertraue Ih und hoffe, ed mögen diese Feldzeichen einem Regiment vorangehen, an Treue, Gehorsam und Tapferkeit gleih den tapferen Grenadieren von Saint-Privat.“

Nachdem die Parole ausgegeben worden war und Seine Majestät den Vorbeimarsch der Wachen abgenommen hatte, wurden die anwesenden Mitglieder der Militärvereine dur huldvolle Ansprachen ausgezeihnet. Noh während der Parole- ausgabe traf nachstehendes, an Seine Königliche Hoheit den Prinzen Georg gerichtetes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers ein, welhes den Truppen bekannt gegeben wurde:

„Berlin, 18. August 1895.

Ih kann nicht unterlafsen, Eurer Königlichen Hoheit au8zu- sprechen, daß Ich an dem beutigen Ebrentage des Sächsischen Armee- Korps gern und dankbar Ihrer als des beldenmütbigen Kommandeurs der 23. Division in der Shlacht von Gravelotte-St. Privat gedenke.

WilhelmR.“

Eine weitere Feier fand um 2 Uhr auf dem Kasernenhof des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 statt. Seine Majestät der Kaiser hatte bei Allerhöhhsiseiner Anwesenheit am 23. April d. F. dem 2. Grenadier-Regiment Fahnenbänder verliehen. Diese zu überreichen, war General-Oberst Freiherr von Loë im Allerhöchften Auftrage eingetroffen. Das Regiment hatte, mit den direkten Vorgeseßten auf dem rechten Flügel, Aufstelung auf dem Kasernenhof genommen. Seine KonigliGe Hoheit der kommandierende General Prinz Georg emphng den Abgesandten Seiner Majestät des Kaisers am Eingang. Als die Fahnen der vier Bataillone mit den Bändern geschmüdckt worden waren, verlas General- Oberst Freiherr von Loë folgende Allerhöchste Kabinets- Ordre Seiner Majestät des Kaisers:

„Am beutigen Ehbrentage glänzender Bravour des Regiments in der S6laht bei St. Privat übergebe Ih demselben, unter Zu- stimmung Seiner Majestät des Königs von Sachsen, beifolgende Fahnenbänder zum bleibenden Zeichen Meiner hoben Freude, Mich als Cbef des Regiments zu wissen. Mögen die damit ge- s{chmüdten Fahnen bis in die fernste Zukunft Zeugen erneuter Tapferkeit und Unerschrcckenbeit, neuer Ruhmesthaten und neuer Siege Meines braven Regiments sein das ift Mein herzlicher Wunsch.

Berlin, der 18. August 1895. Wilbelm R.

An Mein Königlich sächsisches 2. Grenadier-Regiment Nr. 101,

Kaiser Wilkelm, König von Preußen.“

Der Regiments - Kommandeur drüdte den allerunter- thänigsten und ehrerbietigsten Dank für die gehörten Worte und den bewirkten Aft Kaiserliher Huld aus und brachte ein mit großer Begeisterung aufgenommenes Hurrah auf den Allerhöchsten Regiments-Chef aus. Das Regiment formierte sich hierauf zum Parademarsh in Kompagniefronten. Der General - Oberst Freiherr von Loë als Abgesandter Seiner Majestät des Kaisers nahm den Parademarsh ab. Nach Beendigung desselben gab derselbe mit beredten Worten seiner Bewunderung über den guten Zustand des Regiments Ausdru.

Seine Majestät;der König kehrte Nachmittags nah Pillnigz

zurü. Hefen,

Die Erinnerungs feier der siegreihen Schlacht von Gravelotte wurde in Darmstadi am Sonntag dur einen Festzug sowie aure ein Festmahl begangen, zu welhem au Seine Königliche Hoheit der Scokherzbs und Seine Groß- herzoglihe Hoheit der Prinz Wilhelm erschienen. Der Großherzog hielt an die Versammelten eine Ansprache, in

ne Höchstderselbe nach der „Darmstädter Ztg.“ Folgendes agte : i

„Veteranen, Kameraden! Heute vor 25 Jahren in den Mittags- und Abendstunden des 18. August 1870 habt Ihr unter der ruhm- vollen Führung meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Schulter an Schulter mit den Söhnen der anderen deutschen Stämme den Grundstein zu der lange ersehnten politishen Form unseres Gesammt- vaterlandes legen belfen! : ;

Wer sfolhe Großthaten vollbraht hat wie Ihr, wer in sol bervorragender Weise mitgewirkt hat, den stolzen Bau des neuen Deutschen Reichs zu errichten, wird au für seine Person allezeit mit einstehen, ihn zu erhalten. Er wird seine Familie und insbesondere seine Söbne erziehen in gleichen Grundsäßen der Liebe zum Heimath- land und angestammten Fürstenhaus, zum res Vaterlande und unbedinaten - Gehorsam gegen unseren Allerhöchsten Kriegsherrn, Seine Majestät den Kaiser. In diesem Sinne trinke ich auf das Wohl und eine glöcklihe Zukunft der gesammten hessischen Kriegervereine. *

Seine Majestät der Kaiser übersandte, dem „W. T. B.“ zufolge, Seiner Königlihen Hoheit ein Telegramm, in welchem Allerhöhstderselbe der ruhmreihen Theilnahme der Hessen bei Gravelotte unter dem Hochseligen Großherzog ge- dachte. Seine Königliche Hoheit dankte hierfür gleihfalls auf telegraphishem Wege.

Braunschweig.

Dem General-Lieutenant z. D. von Rau ch zu Schwerin, im Feldzuge 1870/71 Kommandeur des Braunschweigischen Husaren Aeg meme Nr. 17, ging, während derselbe zur

riegserinnerungsfeier in Braunschweig anwesend war, das naSfalaeihe Telegramm Seiner Majestät des Kaisers zu: „Die Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht bei Vionville- Mars-la-tour läßt Mich gern des rubmreicken Angriffs der Braun- \chweigishen Husaren bei Flavigny unter Ihrer tapferen Führung gedenken, und will Jch Ihnen zur Erinnerung an E Ehrentag

den Kronen-Orden erster Klasse mit Schwertern am Ringe verleihen. Wilhelm.“

Elsaß-Lothringen.

Zufolge Allerhöchster Kabinet8ordre vom 15. Januar 1891 tauschen die 1. Eskadron 2. Hannoverschen Ulanen- Regiments Nr. 14 in St. Avold und die 2. Eskadron desselben Regiments in Mörchingen zum 1. Oktober d. J. ihre Garnisonen.

Oefterreich-Ungarn.

Der Statthalter von Galizien Graf Badeni ist zu dem Kaiser berufen worden und wird sich heute nah Jl be- geben. Man nimmt dem „W. T. B.“ zufolge an, daß die ain ia mit der Bildung des definitiven Kabinets zusammen- änge.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht ein Kaiserliches Handschreiben an den Grafen Belcredi, durch welches derselbe von dem Amt des Ersten Präsidenten des Ver- waltungsgerihishofes auf eigenes Ansuchen enthoben wird. Der Kaiser spricht darin dem Grafen Belcredi Dank und An- erkennung beim Abschluß der nahezu fünf Dezennien um- fassenden ehrenvollen Laufbahn für die dem Kaiser und dem Staat mit stets bewährtier Treue und voller Hingebung ge- [leisteten ausgezeihneten Dienste aus und versichert denselben seines unwandelbaren Wohlwollens.

Ueberdas Befinden des Erzherzogs FranzFerdinand berichtet die „Neue Freie Presse“ aus Mendelhof bei Bozen: Die stärkende Höhenluft übe auf den Erzherzog hon jeßt ihre günstige Wirkung aus. Der Erzherzog weile einen großen Theil des Tages unter den Gästen in Mendelhof und nehme auch seine Mahlzeiten gemeinsam mit der übrigen Gesellschaft auf der Terrasse oder im Speisesaal ein. Der Erzherzog habe wiederholt seine Befriedigung über den Aufenthalt in Mendel- hof ausgedrückt und den Wunsch geäußert, so lange dort zu bleiben, als es die Witterung zulaße.

Großbritannien und Frland.

Einer Erklärung des Staatssekretärs des Kriegsamts3, des Marquis of Lansdowne, im Oberhaus zufolge ist zum Nach- folger des Herzogs von Cambridge als Ober-Befehlshaber der Armee, der sein Amt am 1. November niederlegt, Lord Wolseley ernannt.

Bei der gestrigen Adreßdebatte im Unterhause wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, das Amendement Price, welches erklärt, daß angesichts der Noth der Landwirthschaft sofort Nbhilfemaßregeln zweckmäßig seien, mit 236 gegen 105 Stimmen verworfen. Pickersgill beantragte ein Amendement, in welchem be- dauert wird, daß die Regierung keine Absicht zu erkennen gegeben habe, die aus der Arbeitslosigkeit entstehenden Uebel zu mildern. Der Präsident des Lokalverwaltungsamts Chaplin bekämpfte Pickersgill's Amendement als unbillig und er- klärte , daß die Regierung bereit jei, jede legitime Proposition zur Abhilfe der Noth in Erwägung zu ziehen. Die Regierung habe sich mit den auswärtigen Mächten in Beziehung geseßt, um ein gemeinsames Einver- ftändniß hinsihtlih der in Gefängnissen hergestellten Artikel herbeizuführen. Das Amendement Pickersgill wurde mit 231 gegen 77 Stimmen verworfen und hierauf die Adresse mit 217 gegen 63 Stimmen angenommen.

mitlih find Einzelheiten eines Waffen-Ergänzungs- Voranshlags im Betrage von 70000 Pfd. Sterl. ver- öffentliht worden. Dieser außerordentlihe Betrag sei be- stimmt zur Beschaffung von Handwaffen und Munition.

Frankrei,

Präsident Faure hielt gestern, wie „W. T. B.“ aus Havre meldet, eine Flottenrevue ab und wurde daselbst von der Bevölkerung lebhaft begrüßt.

Ohne Zwischenfall sind gestern die Generalräthe er- öffnet worden. Die bisherigen Präsidenten wurden zumeist wieder- gewählt. Minister-Präsident Ribot lehnte die ihm von den Generalräthen des Pas-de-Calais angebotene Präsidentschaft ab.

ee französischen und italienishen Arbeitern der Salzwerke an der Berre find Streitigkeiten aus- gebrohen, wobei fünf Personen verwundet worden sein jollen. Die Ordnung sei jeßt wiederhergestellt. Die Behörden hätten Maßnahmen zur Verhinderung neuer Konflikte getroffen.

Aus Ns ar traf gestern der Dampfer „Yangtse“ mit 150 franfen franzosischen Soldaten in Mar- seille ein.

Rußland, Der Kaiser und die Kaiserin siedelten gestern, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgetheilt wird, nah Zarskoje-Selo über.

Spanien.

General Salcedo if aus Cuba in La Coruña ange- kommen. Er erflärte, daß die militärishen Operationen im November wieder aufgenommen werden würden Santiago, Villas und Puerto Principe würden starke Be. saßungen erhalten. Diese Maßnahmen in Verbindun mit der Ueberwachung der Küste würden dem Aufstand (8 den ersten Monaten des nächsten Jahres ein Ende machen. Von den für Cuba einberufenen Reservisten aus den Pro- vinzen Barcelona und Gerona find nah einer Meldung deg „Temps“ 600 nah Frankreich entflohen und suchen in den Fabriken von Perpignan Arbeit.

Türkei.

S den Behauptungen ausländischer Blätter wird dem „W. T. B.“ zufolge von offizieller Seite in Konstantinopel festgestellt, daß die Nachricht, die türkishen Truppen hätten bei Stomniga 500, bei Siliakow 150 Mann verloren, vollkommen unbegründet sei. Die Meldung von dem Niederbrennen einiger Dörfer sei insofern rihtig, als thatsählich einige Dörfer in Brand gesteckt worden seien; jedoch nicht von türkfishen Truppen, sondern von bulgarischen Banden Auch andere ähnlichen, in der auswärtigen Presse zirkulierenden Gerüchte werden als Erfindungen bezeichnet.

Bulgarien.

Aus Sofia wird dem „W. T. B.“ vom gestrigen Tag berichtet: Aus guter Quelle stammenden Jnformationen zufoly ist die Bande, welhe das einige Kilometer von der Grenz entfernte pomakishe Dorf Dospat bei Yanakli zerstörte, identisch mit jener Bande, deren Auftauchen in der Umgebung von Dubniza vor ungefähr 10 Tagen signalisiert und die fofori von zwei Kompagnien der Garnison von Dubnißza verfolgt wurde, ohne daß man dieselbe eingeholt hätte. Die Bande, welche 100 Mann starf war, zog sich 50 km tief in das türkische Gebiet zurück. Angesichts der Berichte, welche besagen, daß die Bande, welhe das Dorf Dospat angriff, 400 Mann pie muß angenommen werden, daß sich der verfolgten

ande vor dem Angriffe auf das Dorf zahlreiche Flücht- linge anderer Banden angeschlossen hätten. Wie ver- sihert wird, wurde das Dorf Dospat fast ganz eingeäschert, Der größere Theil der männlihen Bevölkerung rettete \ih dur die Flucht, während zahlreihe Frauen und Kinder ge- tödtet wurden. Die Bande soll sih hierauf zerstreut haben: ungefähr 10 Mitglieder derselben sollen in Tatar Bazardschick verhaftet sein und vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Amerika.

Aus Colon meldet das „Reutershe Bureau“: Nachrichten aus Ambalo (Ecuador) zufolge wurden die Auf- ständischen unter Alfaro nah fünfstündigem Gefecht ge- schlagen.

Afien.

Die hinesishen Behörden in Kutschen g verweigerien, wie das „Reuter’she Bureau“ aus Hongkong heute berichtet, dem englishen und amerikanishen Konsul di Erlaubniß, während des Verhörs von Gefangenen über das Christengemetzel gegenwärtig zu sein. Die Konsul: protestierten hiergegen: die Angelegenheit wurde dem Vize-König überwiesen: man erwartet indeß Schwierigkeiten. Die Bevölkerung glaubt, daß die Fremden die Ursache ihres Elends seien, und daß es daher nöthig sei, die Fremden zu vertilgen. Jn Kanton sind Plakate angeschlagen worden, in denen mit Brandstiftungen gedroht wird.

Aus Wladiwostock wird der „Nowoje Wremja“ tele graphisch gemeldet: Die Japaner halten nur die Küsten von Formosa beseßt und beschränken sih darauf, Strafexpedi- tionen in das Jnnere zu entsenden. Einige dieser Expedi- tionen find mißlungen. Die japanische Opposition agitiert gegen den Beshluß der Regierung, Liautong und Korea zu räumen, und fordert Verstärkung der Flotte und der Armee, um die nationalen Jnteressen zu vertheidigen.

Afrika.

Das „Reuter’she Bureau“ berihtet aus Sansibar: Die britishe Expedition unter der Führung des Admirals Rawson und des Generals Matthews erstürmte am lezten Sonnabend eine befestigte Stellung der Eingeborenen in Mweli. Dabei wurden drei englishe Offiziere, ein- shließlich des Generals Matthews, und ses englische Seeleute verwundet, zwei eingeborene Soldaten getödtet. Auf seiten der Las joll der aufständishe Häuptling Zahran gefallen, Mbaruk aber entkommen sein.

Aus Suberbieville (Madagaskar) wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die [range Erxpeditions- Armee unter der langen Unthätigkeit leide und ungeduldig sei, auf Tananarivo zu marschieren. Gegenwärtig betrage die Zahl der Kampfunfähigen fast 30 Proz.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Dem durch Amtsgerihtsbes{luß Entmündigten selbs stebt nah § 605 der Zivilprozeßordnung ein Klagerecht auf An- fehtung des Beschluffes zu; für die Klage ist nah § 606 daë Landgericht, in dessen Bezirk das Amtsgericht seinen Siy hat, auss{ließlich zuständig, und nah § 609 ist dem Entmündigten, welcher die Anfechtungëklage erheben will, auf seinen Antrag von dem Vor- fißenden des Prozeßgerihts ein Rechtsanwalt als Vertreter beizuordnen. In Bezug auf diese Bestimmungen hat das Reiché- geriht, 1V. Zivilsenat, durch Ürtheil vom 7. März 1895 auégesprochen, daß der Entmündigte das Recht hat, selbst die Anfehtungéklage zu el heben, sei es dur einen von ihm selbst gewählten, sei es dur einen auf seinen Antrag ihm gerichtlich beigeordneten Ret anwalt: in beiden Fällen ist der Anwalt nit als der geseßlide Vertreter des Gntmündigten, sondern als dessen gewöhnlicher Prozeßbevollmächtigter zu erahten. . . . (341/94. Vgl. die Begründung in der besonderen Beilage zum „Reichs-Anzeiger vom 30. Juli 1895. S. 166.)

Steht {hon bei Ablieferung der Theile eines ver dungenen Werkes fest, daß das fertige Werk, wenn es aus den Theilen montiert wird, die vertraglih bedungene Qualität nicht haben würde, so hat der Besteller, nah einem Urtheil des Reichsgeritt- II. Zivilsenats, vom 19. April 1895, im Gebiete des preußischen Allgemeinen Landrechts schon vor der Montierung das Recht e Rücktritts vom Vertrage. „Die Rechlbanschauung, daß der Beklagte {hon vor der Montierung von dem in §8 947, 953 Allgemeine? Landrehts T 11 gewährten Rütrittsreht habe Gebrau magen dürfen, steht mit diesen Vorschriften nicht in Widerspru.“ (39/29

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts,

Aufwendungen für ein Gebäude sind, nach einer Ent- scheidung des Ober-Verwaltungêgerichts, VI. Senats, 2. Kammer, vom 59. Januar 1895, von dem zur Einkommensteuer zu veranlagenden Einkommen abzugsfähig, wenn sie zur Instandhaltung oder Repa- ratur, d. h. zum Las für defekte Theile des Gebäudes, dienen; nicht abzugsfä is dagegen sind Auswendungen, wenn sie nit zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Gebäudes, sondern zur Herstellung eines anderen Zustandes, der im Verglei zu jenem als ein besserer si darstellt, erfolgt sind. (VI. B 3871/93.)

Ein Abzug städtisher Grund- oder Hausfteuer von dem fteuerpflid,tigen Einkommen aus Grundvermögen ist, nah einer Entscheidung des Ober - Verwaltungëegerihts, V. Senats, 1. Kammer, vom 1. Februar 1895, unzulässig. „Wenn die Haus- steuer nach dem städtishen Regulativ vom 15. November 1858 auch als eine auf den Grundstücken haftende Grundabgabe erhoben wird, so hat . und bebält sie doch die Natur einer Kommunal- abgabe. Als solhe kann sie aber nach Lage der Geseh- ebung, die nur für die unter den Kommunalabgaben begriffenen Dei lasten eine Ausnahme statuiert, bei der Besteuerung physischer ersonen nah Einkommen aus Grundvermögen niht in Abzug ge- racht werden 9 I Nr. 4 des Eink. St. G., Art. 16 I Litt. e der Ausführungsanweisung); insbesondere ist es verfehlt, wenn die Beschwerdeführer bei der Verhandlung der Sache die von ibm zu entrihtende Hauéfteuer als eine indirefte, zu den Geschäftsunfosten gehörige oder doch als eine Ausgabe bezeihnet, die zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung des Einkommens diente (§9 T Nr. 1 a. a. O.)* (V. A. 3108/93),

Kunft und Wissenschaft.

Für die Generalversammlung des Gesammtvereins der deutshen Geshichts- und Alterthumsvereine, welche in den Tagen vom 15. bis 18. September d. J. in Konstanz abge- halten werden wird, sind bereits folgende Thesen und Anfragen an- gemeldet: 1) Der Erste Vorstand des Historishen Vereins für Ober- bavern, Domfkapitular Dr. M. Stigloher, übersandte folgende, mit orientierender Einleitung versehene Frage des Zweiten Vorstandes des genannten Wereins, Königlihen Konservators am bayerishen National - Museum Dr. Georg Hager: Die Bewohner von Wessobrunn und Umgegend“ (im Bezirksamt Weilheim in Oberbayern, etwa 2 Stunden südwestlih vom Südende des Ammersees) entfalteten ein als Maurer und Baur: meister, im 17. und 18. Jahrhundert vor allem als Stuckatoren, eine ausgebreitete Thätigkeit, nicht nur in Bayern, fondern allenthalben in Deutschland und darüber hinaus. Sie erinnern in dieser Beziehung an die Comaétken. Nicht bloß für die Kunstgeschichte, sondern au für die Kulturgeschichte ist es von Interesse, das Wirken der Wesso- brunner im einzelnen zu erforshen. Insbesondere erscheint dies für die Geschichte des Barock und Rococo von Werth, da ein großer Theil der Stuckaturen deuts{er Bauten von Wessobrunnern herrührt. Bis jeßt iff die Thätigkeit der Wessobrunner Stuckatoren an einer Neiße von deutshen Orten nachgewiesen. „An welchen anderen Orten laffen sich die Wefsobrunner nahweifen : a. aus der gedruckten Lokalliteratur, b. aus Archivalien?*“ 2) Der Königlih sähsishe Haus-Staatsarchivar Archiv-Rath Dr. Ermisch will über die Frage referieren: „Wie und wann sind die geshichtlihen Beinamen der deutschen Landesfürsten entstanden?“ wird sih dabei aber auf die Wettiner beschränken, was in der Hoffnung, daß ih ah für die übrigen deutschen Fürstenhäuser fachkundige Referenten finden, ausdrücklich erwähnt wird. Die Frage, die hon für L. von Ranke von Werth war, findet voraussihtlich ein weitgehendes Interesse. 3) Archiv-Rath Dr. Jacobs - Wernigerode wiederholt seine vorjährige Frage: „In welher Weise läßt sh eine ¡weckmäßige Organisierung des bistorishen Vereinswesens herbeiführen oder erstreben ?* 4) Der Königlihe Staats-Archivar Archiv-Rath Dr. Prümers - Pofen bringt, in Anknüpfung an feine vorjährige allge- meine und von der Eisenacher Generalversammlung bejahte Frage, ob die Veranstaltung einer arcivalishen Ausftellung wünschenswerth fei, die Frage: „Welche Gegenstände müssen und können auf einer arhivalishen Ausftellung vertreten sein?* 5) Archiv-Rath Dr. Prümers wiederholt ferner die vorjährige Frage: „Wie sind Siegel am zweckmäßigsten auf- zubewahren und vor dem Verderben zu s{üßen?“ 6) Architekt P. Wallé - Berlin stellt bezüglich des Denkmals{chußzes folgende zwei Thesen auf: a. „Zur wirksamen Durchführung des Denkmalschutzes gegenüber einer willfürlißen Veränderung, Beseitigung oder Ber- außerung von Monumenten und Kunstgegenständen ist die Ertheilung des unbedingten Einspruhsrechts an die Konservatoren eine unerläß- liche Forderung. Wie ist dieses Necht in den einzelnen Staaten geordnet ?* b. „Im Interesse der vaterländischen Denkmäler und ibrer Pflege ist es wünschenêwerth, daß die Thätigkeit der Konservatoren keine neben- amtliche fei, daß vielmehr überall dort, wo die Verhältnisse dies er- fordern unck gestatten, jener wihtigen Aufgabe die ganze Kraft der berufenen Persönlichkeiten gewidmet werde.“ 7) Herr Professor Hilde- brandt wiederholt seine der Eisenaher Generalversammlung gestellte Frage: „Sind aus dem Mittelalter Wappenverlcibungen an Juden bekannt, und welche Siegel von Semiten finden sich aus dieser Zeit in deutshen Archiven ?“ Die „Frankfurter Zeitung“ meld-t aus Zürich, daß der Ger- manift Professor Dr. L. Tobler gestern dort geftorben ift.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernteaus\ichten in Dänemark.

Die Roggen- Ernte ist troy der sehr ungünstigen nassen Witte- tung der leßten Wochen nunmehr fast überall in vollem Gang und \üeint in jeder Beziehung einen recht guten Ertrag zu liefern. Die Veizen- und Gersten - Ernte, die ebenfalls ein befriedigendes Er- trâgniß in Auésicht stellt, hat an vielen Orten ihren Anfang genommen ; if Cer zeigt meist noch eine grünlihe Farbe und steht durh- Gnittlih gut.

__ Die Kartoffeln versprehen bei günstiger Weiterentwickelung ein gutes Ergebniß.

Dem Eintritt warmer und trockener Witterung sieht man mit Sehnsucht entgegen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. N

Indien. Durch Verfügung der Regierung in Bombay vom 22. v. M. ift in den Häfen von Aden, Perim und der Somaliküste gegen Herkünfte aus den arabishen Häfen des Rothen Meeres bis auf weiteres *4Uarantâne wegen Cholera angeordnet worden.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. _ An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 10970, niht recht- ¡eitig gestellt keine Wagen. ; __ In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4205, niht recht- ¿eitig gestellt 732 Wagen.

Zwangs-Bersteigerungen. 19 Beim Königlihen Amtsgericht 1 Berlin standen am . August die AaSbuciWnetei Grundstücke zur Versteigerung: Ließ- mannstr. 10, der Frau Kaufmann Auguste“ Klakow gehörig; Fläte 3,48 a, Nußzungswerth 6280 4; Meistbietender blieb der Kaufmann Ed. Elkan, Beuthstr. 14, mit dem Gebot von 103 500

„dem Gebot von 78500 4 biieb der

- der nähsten Jahre geschaffen.

Tilsiterstraße, den Architekten P. Kneisler und C. Wabl gchöôrig; Fläche 2,86 a; Meistbietender blieb der Kaufmann Moriß Levin, Belle Allianceplaÿ 13, mit dem Gebot von 21,200 4 Prinzen: Allee 61, der Frau Auguste Ney, geb. Shmidt, und. Genoffen gehörig; Fläche 5,30 a; ei werts 5250 M; mit Maurermeister Hermann Brandenburg, Biesenthalerstr. 12, Meistbietender.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Shlachtviebmarfkt vom 17. August 1895. Auftrieb und Markt- pr:ise nah Schlahtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welhe nah Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3300 Stück (Durcbicbnittépreis für 100 kg) k. Qualität 120—126 A, I[. Qualität 110—116 Á, IIT. Qualität 92—104 Æ, IV. Qualität 80—86 A Schweine. Auftrieb 7062 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94—96 4, Landschweine: a. gute 90—92 M, b. geringere 84—88 Æ, Galizier —,— Æ, leihte Ungarn —,— Æ bei 20 9/ Tara, Balonver K&K bei ko Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 959 Stëck. (Dúrbschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,20—1,24 Æ, II. Qualität 1,10—1,18 4, II. Qualität 1,00— 1,08 A Schafe. Auftrieb 22 953 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,00—1,14 Æ, II. Qualität 0,92—0,96 #, III. Qualität —,— M

Dem in der Generalversammlung der Aktionäre der EmdenerHerings8fisherei-Aktiengesellschaft vom 14. d. M. vorgelegten Geschäfsteberiht entnehmen wir nach der „Ostfr. Ztg.“ folgende Angaben: Im Betriebsjahre 1894/95 wurden mit 22 Loggern 28 405 bandelsüblich gepackte Tonnen, also durch\{chnittlich auf ein Schiff 1291 Tonnen erzielt, gegen 1147 Tonnen im Vorjahre. Dafür wurden im Ganzen eingenommen 648 018 Æ, für die Tonne 22,81 , gegen 22,48 #4 im Vorjahre. Nah Deckung sämmtliher Betriebs- kosten und Abschreibungen verblieb ein UeberfWuß von 80855 A, aus welhem 12232 Æ an den geseßlihen Reservefonds, 17 107 #4 an den Nebenreservefonds überwiesen und die überschießenden 51 516 M zur Vertheilung einer Dividende von 12 9/0 verwandt werden sollen. Der geseßliche Reservefonds erreicht jeßt den Betrag von 24 111 4, der Nebenreservefonds steigt nunmehr auf 156 694 4; außerdem ift der Sicherheitéfonds von 34000 # vorhanden. Infolge des Generalversammlungsbes{chlusses vom 12. Januar d. J. sind von den im Portefeuille der Gesellschaft befindlihen 569 Aktien 2. Emission zunähst 289 Stück mit Antbeilnahme am Gewinn und Verlust vom 15. Juni 1895 ab den Inhabern alter Aktien zur Verfügung gestellt und auch ganz begeben worden. Das eingezahlte Aktienkapital erhöht sih demnach auf 516 000 46 Die dadur flüssig gewordenen Gelder sind zunächst zum Neubau zweier Logger verwandt, welhe die Namen „Halle“ und „Essen“ erhalten haben. Der Logger „Halle“ nimmt bereits seit Beginn der Saifon 1895/96 an dem Fangbetrieb theil; die Fertigstellung des Loggers „Essen* kat sih aber so verzögert, daß er erst am 4. August auf den Fang ausgehen fonnte.

Die Pfälzishen Eisenbahnen vereinnahmten im Juli d. J. 2002 202 (+ 118552) A und seit 1. Januar d. I. 12 415 478 (+ 123 133)

Die Hessische Ludwigs-Eisenbahngesellschaft hatte im Iult d. F. eine Gesammteinnahme von 2 046 109 (+ 165 571) 4A und seit 1. Januar im Ganzen 11 866 672 (+ 164 453) A

Die „Statistischen Uebersichten, betreffend den aus- wärtigen Handel des österreihish-ungarishen Zoll- gebiets im Jahre 1895", die von dem statistishen Departement im österreihishen Handels-Ministerium zusammengestellt werden, ent- halten in dem vorliegenden VII. Heft die Ein- und Ausfuhr im ersten Halbjahr 1895. Danach betrug der provisorishe Handelswerth der Einfuhr ausschliezlich der edlen M-talle und Münzen 364 351 233 Gulden österr. Währ. gegen 355 857 816 Fl. im ersten Halbjahre 1894, und unter Einbeziehung der edlen Metalle und Münzen 398 120 109 F[. gegen 378 419 472 Fl. in 1894. Der pro- visorishe Handelswerth der Ausfuhr aus\chließlih der edlen Metalle und Münzen betrug 347 976 644 Fl. gegen 368 396 290 Fl. in 1894 und unter Einbeziehung der edlen Metalle und Münzen 356 795 851 Fl. gegen 397 783 365 Fl. in 1894.

Die „New - Yorker Hdls.-Ztg." vom 10. August schreibt in ibrer wirthschaftlihen Wochenshau: Der Waarenbedarf tritt selbs während des Hohsommers immer stärker hervor, und zwar um so stärker, je vorsihtiger die Handelskreise im leßten Winter und selbst im Frühjahr noch in der Anschaffung von Waaren verfuhren. Die Nachfrage nah Waaren macht \sih mit jedem Tage mehr geltend, und an die Fabriken von Baumwollwaaren werden die ftärksten Anforderungen gestellt. Der Handel zeigt eine bemerkenëwerthe Ungeduld, ih die fontraktlih bestellten Waaren shnellstmöglih zu sichern. Den Anlaß für diese Erscheinung giebt der Stand des allgemeinen Geschäfts in allen Theilen des Landes. Nirgends find f\tarke Vorräthe vorhanden. Die Lager sind geräumt, und die Aussichten auf den Herbst sind im Hin- blick auf die Ernteergebnisse und die Besserstellung der Arbeiter ermutbigend. Die Preise haben ih unter diesen Umständen befestigt, und eine weitere Aufwärtêbewegung scheint unvermeidlich zu sein. Es ist faum zu bezweifeln, daß die Bewegungen des Handels in dem be- vorstehenden Herbst beträchtlich über das Niveau der leßten 3 Jahre hinausgehen werden. Im großen Ganzen hat sih die Lage besonders dur den Umstand gebessert, daß die Geschäfte treibende Bevölkerung, sowohl im Klein- als im Großhandel, finanziell besser gestellt ift, als seit zwei Jahren. Die nicht zablungsfähigen Firmen sind entweder untergegangen, oder haben \fich mit ihren Gläubigern ab- gefunden. Dadurh is eine solidere Grundlage für das Geschäft Der Kreislauf der Geldmittel von den Farmern und Kleingeshäften bis hinauf in die höchsten Regionen des Großhandels wird ein lebhafterer sein. Die Devisenkurse haben sich bei anhaltend unveränderter Festigkeit auf einer Höhe gehalten, welche den Export von Gold ermöglihte. Nur das Erscheinen von Waarentratten auf dem Markt kann in die Sache eine Aende- rung bringen. Solche werden aber voraussihtlich niht vor mehreren Wochen den Wechselmarkt erleichtern.

Wien, 19. August. (W. T. B.) Der Halbjahr - Abshluß der Oesterreihishen Kreditanstalt weist folgende Gewinne auf : Provisionen inkl. des Gewinnes an Waaren 748 409 Fl., Zinfen 2234513 FI., Devisen 301911 Fl., Gewinn an Effekten und Konsortialgeshäften 303 773 Fl., Verschiedenes inkl. 65436 Fl. Gewinnvortrag vom Jahre 1894 126099 Fl., Gewinn bei der Bank- und Waarenabtheilung der Ungarischen Allgemeinen Kreditbank 100 815 FL.,, zusammen 3815 522 A diesen Gewinnen stehen an Lasten und Verlusten gegenüber: Gehälter 560 320 Fl[., Spesen 323 817 Fl., Steuern und Gebühren 288 875 Fl., Abschrei- bungen an Forderungen bei den Filialen 193 Fl., Verschiedenes 21 549 Fl, zusammen 1194756 Fl. Der Reingewinn füc das 1. Semester 1895 beträgt 2620 765 Fl. Die Ergebnisse der Kon- sortialgeshäfte sind, soweit sie am 30. Juni vollständig abgerechnet waren, in dieser Aufstellung berücksichtigt.

St. Petersburg, 19. August. (W. T. B.) Rußlands Getreide - Export. In der Woche vom 11. August bis 17. August cr. sind über die Haupt - Zollämter 8 245 000 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 3269 000 Pud (gegen 4086000 Pud in der Bea Noggen 1 523 000 Pud (gegen 1 457 000 Pud in der Vorwoche), Gerste 1 947 000 Pud (gegen 2044000 Pud in der Vorwoche), Hafer 1 456 000 Pud (gegen 1 773 000 Pud in der Vorwoche), Mais 250 000 Pud (gegen 186 000 Pud in der Vorwoche).

Bern, 20. August. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen oer Jura-Simplon-Bahn betrugen im Monat Juli 2 869 000 Fr., die Ausgaben 1 423 000 Fr., mithin Uebershuß 1 446 000 Fr. gegen 1 299 264 Fr. im Juli 1894. Der Einnahme-Uebershuß betrug von aaa E 6 373 433 Fr. gegen 6411 957 Fr. vom Januar bis Juli 4.

Sire 19. August. (W. T. Ba Die Betriebs - Einnahmen der Schweizerishen Nordostbahn betrugen im Juli 1895

fir den Personenverkehr 1 178 000 (im Juli 1894 1 109 651) Fr., r den Güterverkehr 1 120 000 (im Juli 1894 977 219) Fr., diverse Einnahmen im Juli 1895 101683 (im Juli 1894 97554) Fr. Totaleinnahme im Juli 1895 2 399 683 (im Juli 1894 2 184 424) Fr. Die Betriebs-Ausgaben betrugen im Juli 1895 1 131 149 (im Juli 1894 956 301) Fr. Demnach Uebershuß im Juli 1895 1268 534 (im Juli 1894 1 228 123) Fr. S Â

Amsterdam, 19. August. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 552, Bankazinn 394.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreih-Ungarn.

14. November. Stadtverwaltung, Evidenzbureau, in Wien: Ausarbeitung der Pläne für die Einrichtung eines elektrishen Tram- wayneßes im Innern der Stadt Wien. Die Arbeiten der Bewerber müssen von Angeboten für den Bau und den Betrieb der Tramway- linien begleitet sein.

Ftalien.

__27. August, 3 Uhr. Pyrotechnisches Laboratorium in Bologna: Lieferung von 2800 qm weißer P La, Voranschlag 3500 Fr. Kaution 350 Fr. Lieferzeit 40 Tage.

27. August. Ebendaselbst: Lieferung von 140000 Kg

Kaution 4480 Fr. Liefer-

Mulden-Blei. Voranschlag 44 800 Fr. zeit 90 Tage.

28. August, 10 Uhr. Ministerium der öffentlihen Arbeiten in Rom und Präfektur von Navenna: Baggerarbeiten im Hafenkanal Corsini und Nebenarbeiten für den Zeitraum vom 1. Januar 1896 bis zum 30. Juni 1902.

__29. August, 3 Uhr. Direktion der Bauwerkstätten in Neapel: Lieferung von Eisen. Voranschlag 17416 Fr. Kaution 1742 Fr. Lieferzeit 59 Tage.

30, August, 3 Uhr. Ebendaselbst. Lieferung von 19580 kg weihen Stablblechs in zwei Loosen. Total-Voranschlag 10 870 Fr. Kaution 1087 Fr. Lieferzeit 50 Tage.

Rumänien. __ 12. September. Polizei-Präfektur Bukarest. 2220 m ver- schiedenes Tu, 240 m Goldborte, 150 m rother Atlas, 2940 m Drill, 5400 Metallknöpfe, 1628 m Matragenleinwand, 500 Tschakos, 1240 Käppis, 1240 Helme, 200 Nevolver mit Taschen (britisch).

Verkehrs-Anstalten,

Die „Zeitschrift für den internationalen Eisenbahn - transport*, die von dem Zentralamt in Bern berausgegeben wird, bat in der Nr. 8 vom August d. J. folgenden Inhalt: Amtlicher Tbeil: Internationales Uebereinkommen. Aenderungen in der Liste der Eisenbahnen. Gesetze und Vollzugs-Verordnungen. Gegenstände, auf deren Beförderung das I. U. keine Anwendung findet. Ungarn. Matten. Reihenfolge der Beförderung der Güter in Le

ilguttarife in Rußland. Bestimmungen für das Auf- und Abladen der Güter in Rußland. Beförderung von Kesselrückständen. Aus dem Geschäftskreis des Zentralamts. Nichtamtlicher Theil. Diplo- matishe Konferenz. Die große Sibirishe Eisenbahn. Rechtsprehung. Verschiedene Mittheilungen. Verzeichniß der internationalen Tarife. Bücherschau.

Bremen, 19. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ if am 17. August Nachmittags von New-York nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Roland“ ist am 16. August in Montevideo angekommen. Der Postdampfer , Weser hat am 17. August Abends Las Palmas passiert. Der Postdampfer „Braunschweig * hat am 17. August Nachmittags Prawle Point passiert. Der Reichs-Postdampfer „Preußen“ ist am 18. August Vormittags in Hongkong an- gekommen. Der Reichs: Postdampfer „Darm stadt " hat am 17. August Abends die Reise von Southampton nah Antwerpen fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Gera“ hat am 18. August Nachmittags die Reise von Port Said nach Suez fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 19. August Nachmittags auf der Weser an- gekommen. Der Schnelldampfer „Saale“ hat am 19. August Morgens Lizard passiert. Der Postdampfer „München“ hat am 18. August Abends Lizard passiert, Der Reichs-Postdampfer „Karlsruhe*" hat am 19. August Vormittags die Reise von Genua nach Southampton Ie.

London, 19. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Spartan“ ist am Sonnabend auf der Ausreise vonSouthampton abgegangen. Der Uniondampfer „Norman“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Uniondampfer „Trojan“ ist am Sonntag auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Castle-Dampfer ,Methven Castle“ ift Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle-Dampfer „Courland“ ist Sonntag auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus.

Die gestrige Aufführung des wirkungsvollen Niemann'’shen Lust- spiels „Wie die Alten sungen“ erweckte dadur besonderes JIn- teressé, daß Frau Clara Meyer, das Ehrenmitglied der Königlichen Bühne, zum ersten Mal die Annaliese spielte. Sie hat diesen ersten Schritt in das ältere Fah mit Würde ausgeführt und brachte das liebenswürdige Wesen der immer noch anmuthigen, wenn au alternden Fürstin vollendet zur Geltung. Die übrige Besetzung war die bekannte. Der köstlihe Humor in den Scenen zwishen dem alten Dessauer (Herr Molenar) und der Hökerin (Frau Schramm) wurde vom Publikum wieder herzlich belacht.

__ In Kroll’s Theater bringt die Königliche Oper morgen Verdi’'s „Troubadour“ unter Kapellmeister Sucher's Leitung zur Auf- führung. Herr Heinrih Bötel singt den Manrico, die Leonore Fräulein Hiedler, die Azucena Frau Götze, Herr Strathmann vom Mainzer Stadttheater als Gast den Luna.

Im KöniglihenSchauspielhause gehtmorgen Shakespeare?s „Sommernachtstraum*“ folgendermaßen beseßt in Scene: Zettel : Herr Vollmer, Squenz: Herr Blencke, Hermia: Frau von Hochen- burger, Helena: Fräulein Lindner, Titania: Fräulein von Mayburg, Demetrius: Herr Matkowsky. ras Conrad tritt als Puk auf. Die Musik von B Mendels\fohn-Bartholdy gelangt unter Mitwirkung O aa en Kapelle und Leitung des Kapellmeisters Dr. Muck zu

ehôr.

Emanuel Reicher wird in der morgen im Deutschen Theater stattfindenden Aufführung des Wolzogen'’shen Lustspiels „Das Lumpengesindel“ wieder die Rolle des Dr. Kern spielen. Die anderen Nollen liegen in den Händen der Damen Else Lehmann, Ferdinande Schmittlein, Paula Eberty sowie der Herren Hermann Nissen, Her- n Dise Nudolf Rittner, Max Reinhardt, Ernst Pittshau und

anns Fischer.

Herr Intendant Prasch ist an der Stätte seines neuen Wirkungs- kreises eingetroffen und hat die Leitung des Berliner Theaters übernommen. Die neue Saison wird am 31. August mit Heinrich von Kleist's „Penthesilea* eröffnet werden. Am 1. September gehen dann zur Jubelfeier des Tages von Sedan Ernst von Wildenbru)'s „Bernhard von Weimar“ und das Fest]piel „Hohenzollern“ von Aloys Prasch und Maximilian v. R. in Scene. Der Billetverkauf für die ersten Vorstellungen beginnt am 28. August an der Tageskafse von 9# bis 14 Uhr. Schriftliche Bestellungen werden an die Direktion erbeten. Die Ausgabe der Abonnementshefte erfolgt vom 20. bis 31. August von 10—2 Uhr im Bureau des Theaters. i

Im Lessing - Theater wird das neuengagierte Mitglied Emanuel Stockhausen, ehemals am Berliner Theater, seine \{chau- spielerishe Thätigkeit am nächsten Sonnabend in Joss Echegaray's uns „Mariana“ beginnen, und zwar in der Rolle des Daniel Montoya.