1895 / 198 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Res. entlassen. Frhr. v. Esebeck, Major und Eskadr. Chef vom 2. nnov. Ulan. Regt. Nr. 14, mit Penfion aus- geen. Gerhardt, Sec. Lt. vom _ Feld - Art. Regt. r. 35, au8geshieden und zu den Res. Offizieren des Regts. übergetreten. Bertling, Sec. Lt. vom Gren. Regt. König Friede rih 1 (4. Oftpreuß.) Nr. 5 und kommandiert als Erzieher bei der Haupt-Kadettenanstalt, Güttih, Sec. Lt. vom Feld-Art. Negt. Nr. 36, Pitsch, Major z. D., zulegt Hauptm. und Komp. Cbef im Niederrhein. Füs. Dan: Nr. 39, unter Ertheilung der Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des genannten Regiments, mit seiner Pension, der Ab- schied bewilligt. v. Alvensleben, Sec. Lt. vom Jäger-Bat. Graf York von Wartenburg (Ostpreuß.) Nr. 1, ausgeschieden und zu den Offizieeen der Landwehr - Jäger 1. Aufgebots übergetreten. Kremser, Oberst-LÆ. à la suite des Garde- Fuß-Art.-Regiments und Inspekteur der 4. Art. Depot- Inspektion, in Genehmigung seines Abschiedsgesuhs mit Pension, dem Charakter als Oberst und der Erlaubniß zum Tragen feiner bisherigen Uniform, zur Disp. gestellt. Nel ius, Major und Bats. Kommandeur vom Fuß-Art. Regt. von Linger (Oftpreuß.) Nr. 1, mit Pension nebst uésiht auf Anstellung im Zivildienst und seiner bisherigen Uniform, Hortmann, Major und etatsnäß. Stabsoffizier des Fuß-Art. Regts. Ene (Magdeburg.) Nr. 4, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Uniform des Westfäl. Fuß-Art. Regts. Nr. 7, Wolff, Oberst und Kommandeur des Rbein. Fuß-Art. Regts. Nr. 8, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Haardt, E Lt. vom Niederschles. Fuß-Art. Regt. Nr. 5, unter Ver- eibung eines Patents seiner Charge, der Abschied bewilligt. Moeller, Feuerwerks-Pr. Lt. vom Art. Depot in Pofen, mit Pension ausgeschieden. Marcard, Pr. Lt. vom Eisenbahn- Regt. Nr. 1, der Abschied bewilligt. Heesemann, Oberst-Lt. a. D., zuleßt Kommandeur des Landw. Bezirks Perleberg, unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des Kolberg. Gren. Regts. Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9, in die Kategorie der mit Pension verabschiedeten Offiziere zurückverfeßt. L In der Gendarmerie. Lowther Castle, 13. August. Timm, Major von der 5. Gend. Brig., mit Pension und der Uniform des Füs. Regts. von Steinmeß (Westf.) Nr. 37, Schulgs, pens. Ober-Wachtm., bisher in der 11. Gend. Brig., der Charakter als Sec. Lt. verliehen. - Im Beurlaubtenstande. Neues Palais, 18. August. Kopfermann, Sec. Lt. vom 2. Aufgebot des 3. Garde-Landw. Regts., Balan, Pr. Lt. vom 1. Aufgebot des 4. Garde-Landw. Regts., v. Tettenborn, Pr. Lt. vom 2. Aufgebot der Garde-Landw. Kav. v. Kalckreuth, Hauptm. vom 2. Aufgebot der Garde-Landw. Feld- Art., diesem mit der Armee-Uniform, S chu lze, Sec. Lt. vom 1. Auf- gebot des Garde-Landw. Trains, Klutb, Sec. Lt. von der Ref. des Inf. Regts. Nr. 128, Pfeiffer, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stettin, Frhr. v. Maltahn, Sec. Lt. von der Kav. 1. Aufgebots tes Landw. Bezirks Anklam, Pietschmann, Sec. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Bromberg, v. Hartmann, Pr. Lt. von der Feld-Art. 2. Aufgebots desselben Landw. Bezirks, der Abschied bewilligt.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Deutschlands Robeisenproduktion.

Nath den \tatistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sih die Roheifenprodufktion des Deutschen Reichs (einshließlich Luremburgs) im Monat Juli 1895 auf 472 003 t; darunter Puddelrobeisen und Spiegeleisen 120 290 t, Bessemerroheisen 26 131 t, Thomasroheisen 236 55d t, Gießereiroheisen 79 027 t. Die Produktion im Juli 1894 betrug 476 894 t, im Suni 1895 469892 t. Vom 1. Januar bis 31. Juli 18395 wurden vroduziert 3 307 367 t gegen 3 125 965 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zur wirthschaftlichen Lage der Arbeiter im Jahre 1894.

Den „JIahresberichten der Königlih vreußishen Regierungs- und Gewerberäthe und Bergbehörden für 1894“ (Verlag von W. T. Bruer in Schöneberg bei Berlin} sind folgende weiteren Mittheilungen (val. Nr. 194 d. Hl.) entnommen :

Im Regierungsbezirk Trier betrug die Gesammtzahl der Revisionen 1329, Der Verkehr mit den Arbeitgebern auf den Dienst- zimmern der Aufsichtsbeamten nimmt allmählih immer mehr zu. Der Verkehr mit den Arbeitnehmern aber hat im laufenden Jahre keine nennenswerthe Zunahme erfahren. Die Zahl der in Fabriken be- schâftigten Kinder unter 14 Jahren betrug 18 (+ 15), davon waren 15 (+ 13) Knaben und 3 (+ 2) Mädchen. Die Zahl der in Fa- briken beschäftigten jugendlihen Arbeiter von 14 bis 16 Jahren betrug 3126 (+ 292), davon waren 2418 (+ 151) männliche und 708 (+ 141) weibliche Arbeiter. Von den 18 Kindern waren allein 12 in den Zigarren- und Tabackfabriken mit sehr leichten Arbeiten beschäftigt. In 107 Fabriken wurden zusammen 2443 (+ 130) erwachsene Ar- beiterinnen beschäftigt. Wie in früheren Jahren weisen verhältniß- mäßig die meisten weiblichen Arbeitskräfte die Thonwaarenfabriken und die Zigarrenfabriken auf. Ueber die Arbeiter im allgemeinen wird berihtet: Die Arbeitszeiten der Arbeiter wie die der Arbeiterinnen baben gegen früher im allgemeinen eine Aenderung nicht erfahren ; 10 bis 11 Stunden bilden die Regel. Bei den Gewerbe-Inspektionen famen im ganzen 2245 Unfälle zur Anzeige, darunter 31 mit tôdtlihem Ausgang. Die Lobnhböbe ist für die Arbeiterbevölterung im aligemeinen nicht in merkliher Weise zurückgegangen; in einzelnen Betrieben ist sie sogar etwas gestiegen. Die Großindustrie is weiter mit bestem Erfolg bestrebt, die sonst so wenig günstigen Wohnungsverbältnisse der Saargegend durch den Bau von Arbeiterœohnungen zu verbefsern.

Im Regierungsbezirk Aachen beträgt die Gesammtzahl der von den Aufsichtsbeamten vorgenommenen Befsichtigungen 1064, die der besidtigten Anlagen 734 mit 41 098 Arbeitern, d. i. 73 °/ sämmt- licher Arbeiter, da im Berichtsjahre 55 862 Personen in gewerblichen Anlagen beschäftigt wurden. Nach den am Schlusse des Berichts- jahres vorgenommenen Feststelungen betrug die Zabl der in 524 ge- werblihen Anlagen beschäftigten jugendlihen Arbeiter von 14 bis 16 Sabren 3614 (— 287), davon waren 2109 F 114) männlihe und 1505 (— 173) weibliche Arbeiter. Die Zahl der beschäftigten Kinder unter 14 Fahren betrug 20 (+ 8), und zwar .19 (+ 16) Knaben und 1 (— 8) Mädchen. Die Zahl der in 462 Anlagen be- \häftigten erwahsenen Arbeiterinnen betrug am Schlusse des Jahres 14589 gegen 14718 im Vorjahre; die Abnahme dürfte auf die ungünstige Geschäftslage der Textilindustrie zurücktzuführen sein. Die gesezlihe Beschränkung der Arbeitszeit erwachsener Arbeiterinnen bat im biesigen Bezirke bis jeut einen wesentlichen Einfluß auf die Arbeiterverbältnisse nit ausgeübt. Auf die Löhne der männlichen Arbeiter hat die Beschränkung der Arbeitszeit der Arbeiterinnen einen be- merken8wertken Einfluß nur bei den in Spinnereien an Mulejennis beschäftigten Arbeiter ausgeübt. Was die Arbeiter im allge- meinen anbetrifft, so betrug die Gesammtzahl der in gewerblichen An- lagen beschäftigten (männlihen und weiblichen) Arbeiter 55 862 gegen 56 019 im Vorjahre. Infolge der für viele Betriebszweige ungünitigen Geschäftslage waren zeitweilige Ginschränkungen der täglichen Arbeité- zeit erforderli, dur die Arbeiterentlafsungen in größerem Umfange vermieden werden fonnten. Ausstände sind zwei vorgekommen. Jn dem einen Falle waren 113 Weber einer großen Tuchfabrik in Eupen auéftändig eworden, obne ihren fontraftlihen Verpflichtungen genügt zu haben. Nicht Loßbnítreitigkeiten sondern andere Arbeitsbedingungen waren Grund des Ausstandes. Die von beiden Parteien gewünschte Ver- mittelung des Gewerbeinspefktors hatte die Wiederaufnahme der Ar- beit nah achttägigem Ausstande zur Folge. Der andere Ausstand betraf eine Weberei in Burtscheid. Hier gab die Herabseßung des Lohnes den Anlaß zum Ausftand, der schon am folgenden Tage da- durch beendet wurde, daß von den 22 unter Kontraftbruch ausftändig

wurden. Die Zahl der im Laufe des Jahres zur Kenntniß der Gewerbeaufsihtebeamten gebrachten Unfälle betrug 1664 (+ 36); davon hatten 17 einen tödtlihen Ausgang. Die wirths{aftliche Lage der Arbeiter hat sih gegen das Vorjahr im allgemeinen ungünstiger gestaltet. In der für den Bezirk so be- deutungsvollen Textil- und Nadelindustrie herrshte während des ganzen Jahres große Stille. Obgleich Lohnherabsezungen nur ver- einzelt vorkamen, so mußte dech in zahlreichen Fällen eine Einshrän- kung der Arbeitszeit eintreten. Die dadurch bedingte Verminderung der Lobneinnabmen fand einen geringen Ausgleih in den infolge der guten Ernte verbältnißmäßig niedrigen Lebensmittelpreisen.

Im Regierungsbezirk Sigmaringen wurden im Ganzen 84 Besichtigungen gewerblicher Anlagen vorgenommen. Das Ver- bältniß zu den Arbeitgebern war im Ganzen befriedigend. Die Be- He der Arbeiter zu den Arbeitgebern sind hier im allgemeinen gut. ie Zahl der in den Fabriken beschäftigten jugendlichen Arbeiter von 14 bis 16 Jahren pern 300 (— 107), davon waren 183 männ- lihe und 117 weiblihe Arbeiter; außerdem wurde 1 Knabe unter 14 Sahren beschäftigt gegen 21 Kinder, davon 20 Mädchen, im Vorjahre. Die Zahl der erwachsenen Arbeiterinnen be- trug 563 (— 111), davon standen - 341 im Alter von 16 bis 21 Sahren und 222 waren über 21 Jahre alt. Veber die Arbeiter im allgemeinen wird berichtet: In den der Ge- werbeaufsiht unterworfenen Betrieben mit Ausnahme der Baugewerbe waren 2648 (— 159) männlihe erwasene Arbeiter beschäftigt. Es kamen 21 Unfälle vor, unter denen keiner den Tod zur Folge batte. Die Ernährungsweise der Arbeiterbevölfkerung ift im allgemeinen günstig, weil die Arbeiter vorwiegend der ländlihen Bevölkerung angehören. Die Löhne zeigten keine auffallenden Schwankungen. Die Wohnungs- verhältnisse sind im allgemeinen günstig, weil die Arbeiter meist bei ibren Angebörigen in ländlihen Verbältnifsen leben.

Zur Arbeiterbewegung.

Einer Mittheilung der „Meckl. Vz.“ zufolge wird der \sozial- demokratische Parteitag für die Mecklenburgishen Großherzog- thümer und die Freie Stadt Lübeck, da das Großherzogliche Ministerium des Innern die Abbaltung des Parteitages in Güstrow untersagt hat, am 16. September in Lübeck stattfinden.

Auf sämmtlichen Baupläßen der Berliner Ge werbe- Ausstellung im Treptower Park sind, wie die „Post" mittbeilt, gestern früh die Arbeiten im vollen Umfang aufgenommen worden. Die geplante Arbeitsniederlegung der Zimmerleute ist durch eine Lohn- erhöhung zunächst beigelegt. Die Arbeit niedergelegt haben EC Pr Abend in der Berliner Gewerbe-Auéëstellung 40 Sh acht- arbeiter.

Literatur.

Patriotische Literatur.

Die 25. Wiederkehr der glorreichen Tage des Krieges von 1870/71 hat, wie si voraussehen ließ, eine Reibe ven patriotischen Werken ins Leben gerufen, deren einige uns beute zur Besprehung vorliegen. Unter denen, die in kurzer Uebersicht die Geschichte des Krieges und diejenige des neubegründeten Deutschen Reichs seit jener Zeit wider- spiegeln, verdient das soeben im Verlage von Wilhelm Köbhlec in Minden i. W. erschienene, von Wilhelm Köhler heraus- groctens und unter Benußung von Quellen von Hermann

obolsfky verfaßte „Drei Kaiser-Album“ in erster Reibe ge- nannt zu werden. In fefselnder, von echt patriotishem Geiste durh- webter Sprache giebt das Buch eine lebendige Darstellung des Lebens und Wirkens der drei ersten Kaiser des neuerstandenen Deutschen Reichs. Die vor dem geistigen Auge des Lesers entrollten Bilder sind ebenso reich an großen Zügen und Ereignissen aus der vater- ländischen Geschichte des deutshen Volkes, wie an bedeutungévollen Momenten und Evisoden aus dem persönlichen Leben der drei Monarchen. Der außerordentli niedrige Preis von nur 1 # dürfte die Anschaffung des reich illuftrierten Buches als Sedanfestgabe insbefondere für die Schuljugend empfehlenswerth ersheinen lassen. Geringer an Umfang und bescheidener sowobl in der Ausstattung als auch im Preise ist das „Sedan-Gedenkbuch“ 1870—1895, eine Jubiläums- gabe für das deutshe Volk, das den Rektor A. Welter zum Ver- fasser hat. Dasselbe ist im Verlage von Paul Kittel in Berlin ershienen und kostet nur 30 H, bei Entnahme von 50 Exemplaren sogar nur 20 K. Dieses Büchlein ent- bâlt außer einem poetisden Gruß an das geeinigte Deutschland eine fnappe Darstellung des Krieges, ein Lebensbild Seiner Majestät des Kaisers Wilbelm Il. und eine Reibe von biograpbishen Skizzen der Fürsten und Heerführer von 1870/71, deren Bildnisse auf zwei hübschen Sllustrationstafel» am Eingang des Werkchens wiedergegeben sind. Auch dieses Buch ift gleih dem vorhergehenden empfeblenêwerth, um- somebr als sein kleines Format und die übersichtlihe Gliederung seines Inhalts es geeignet ersheinen lassen, ein geshihtlices Merkbüchlein und bandlihes Nachschlagebuch für weitere Kreise zu werden. Ein patriotis%es Gedenkbuch anderer Art ist das von dem Gymnafial- lehrer Chr. Ernst Krämer verfaßte, bereits in zweiter Auflage vorliegende Werk „Von Teutoburg bis Sedan“. Dieses in Wiesbaden bei Chr. Limbarth erschienene Buch bietet eine Sammlung von Gedichten über das deutste Vaterland und aus der deutshen Geschichte und dürfte sowobl in der Schule wie im Hause gleihen Anflang finden. In welhem Geiste der Verfasser zu Werke gegangen, erbellt am beften aus einem in der Vorrede er- wähnten Briefe des Fürsten Bismarck an den nunmehr verstorbenen Dichter Oskar von Redtwitz, in welhem es heißt: „Die Nation wird die Worte des Dichters, der ihren Schmerzen wie ihrer Begeisterung und vor allem ihrer Pietät für Kaijer und Reich so lebens- warmen Auêédruck leiht, freudig vernehmen und s\ich daran erbauen; und sie wird das, was in Ihrem Liede noch provhetis ift, zur Erfüllung bringen. Daran laffen Sie uns, jeder an seiner Stelle, mitarbeiten und nicht müde werden im Dienste des Vaterlandes.“ In ähnlichem Sinne ist auch die Sammlung „Neue und neueste Deutsche Kaiserlieder“ zu erwähnen, welhe O. Köhler, Professor am Herzoglichen Carolinum zu Bernburg, zusammengestellt und im Verlage von Richard Müblmann (Max Grote) in Halle a. S. berauëgegeben hat. Au von diesem Buch, das nur 1,60 kostet, liegt bereits die zweite Auflage vor. Zum Schluß sei noch auf eine Erscheinung hingewiesen, die für Manchen wichtige Rathschläge für das bevorstehende Nationalfest enthalten dürfte. Um den Ver- anstaltern von Kommersen und anderen Festlichkeiten eine Auswahl von Büchern, Kommerzsliedern, Festreden, Prologen, zur Vertheilung in Schulen geeigneten Schriften, Musikalien, Festspielen, Sedaufest- \{mudck, Laternen für Lampionzüge 2c.,, Büsten und Bildern zur Dekoration von Sälen zusammen vorzuführen, ist im Sedan- Verlag Carl Stange in Frankenberg i. Sa. ein Sedan-Katalog erschienen, welher auf Wunsch úüberallhin fkoftenfrei versandt wird.

Unterriht8wesen.

Die Squle der Zukunft. Zur Kritik! und Neubildung unserer Schulorganisation von Max Wundtke. Verlag von Ulrich Kracht in Berlin. Es ist kaum etwas Neues, was diese Schrift enthält. Denn alle ibre Kraftaedanken und Kraftworte sind bereits antizipiert in dem Sturm und Drang, der vor wenigen Jahren die Schule zum Svielplag erwählt hatte. Zunächst s{ildert der Verfasser unsere beutige Schule, die „in ihrer Organisation garniht mehr in unsere Zeit bineinpasse, vielmehr als ein planloses Konglomerat aller môg- lien Prinzipien ersheine und völlig abgewirthshaftet habe.“ Auf dieses Krankheitsbild läßt der Verfasser die Therapie folgen, die darin bestehen soll, daß jeder Zögling drei Schulen unentgeltlich durhzumachen habe: die Grund-, die Erweiterungs- und die Abschlußschule, selbst-- verständlih unter möglichst geringer Belastung. Dann werde jeder soweit sein, daß er in dem von ibm erwählten Berufe den Kampf ums Dasein mit Erfolg aufnehmen könne, und damit werde die Zu- kunft des Menschengeschlechts gesichert sein.

Dichtkun t. Von der neuen (5.) Ausgabe der sämmtlichen Werke Grill-

iprehung neu erschienenen Hefte 13 bis 20 bringen vier wei Urs zum Abiluß, und zwar entbält der siebente Band das Tee „Des Meeres und der Liebe Wellen“, das dramatisde Märchen Traum ein Leben“, sowie die dceiaktige romantische Oper „Melusing® welhe Konradin Kreußer in Musik geseßt hat. In einem Anbanç wird ferner der unvollendete Entwur? zu einem Kinderballet nah dem gleichen Stoff mitgetheilt. Sehr dankenswerth ist es, daß aus der 1. Auflage jeßt die dramaturgisch werthvollen Naworte Heinrich Laube's den einzelnen Werken wieder angehängt sind. Ays dem Nahwort zu „Der Traum ein Leben“ nicidn ih, daß dem Dichter eine Erzählung „Le blanc et le noir“ (Der gute und der bôse Genius) von Voltaire den Stoff zu diesem Drama geboten bat In dem 8. Band findet man das Lustspiel „Weh dem, der lügt“ das Trauerspiel „Libussa* und das dramatische Fragment „Esther* Der 9. Band enthält die Trauerspiele „Ein Bruderzwist in Habs, burg* und „Die Jüdin von Toledo“. Beigegeben find die ältere Fassung der 2. Scene des 1. Aktes und der ursprünglide

lan zu Teßterem Stück. Mit Band 10 beginnen die Dramen aus dem Nathlaß Grillparzer’s. Zunächst werden mitgetheilt das Trauerspie[ „Blanka von Kastilien*, sowie die einaktigen Stücke „Die Shräib, feder“ und „Wer ist shuldig?*. Die forgfältige Durchsicht, welde August Sauer, einer der tüchtigsten Grillparzerkenner der Gegen den Werken des Dichters hat zu theil werden lassen, bürgt für eine durchaus forrekte Edition. In 40 Lieferungen 80 4) oder 20 Bänden soll dieselbe vollständig vorliegen.

É Neisebücher.

_Illustrierte Europäische Wanderbilder. (Verlag: Artistishes Institut Orell Füßli in Zürich.) Nr. 235: „Na unt durch Ungarn“, X. Bändchen: Das ungarische Babnnet der K K. pri. Südbahngesellshaft, von dmun! Steinacker. (Mit 16 Jllustrationen und einer Karte, Prei 50 4.) Dieses neueste Bändchen des Wanderbildercyclus au: Ungarn schildert in Wort und Bild die Gegend um den Plattensee, den Neusiedlersee, die Ausläufer der Alpen sowie das Waldgebiet zwishen Save ‘und Drau. Die interessanten Städte wie Stußb[, weißenburg, Steinamanger, Agram, die Badeorte und Schlösser, die auf dem weiten Gebiet des Bahnneges zerstreut find, bezeugen einerseits die alte Kultur des Landes, andererseits aber auch das Vorhandensein aller Bedingungen für ein behaglihes modernes Leben. Besonders bemerkenswerth is der Abschnitt über das Plattenseebad Siofok, welches, erst seit kurzem in Aufnahme gekommen, \sich immer komfortabler gestaltet und von den Bewohnern Buda-Pesths in jedem Fahre mehr frequentiert wird, sodaß es mit dem älteren Balaton: Füred bereits riralisiert.

Nr. 236/37: „St. Moriz-Bad®“. Von Pfarrer Camill Hoffmann. (Mit 15 Illustrationen von J. Weber und einer Karte; 4 4) In diesem Doppelbeft wird in der originellen Form von Briefen und Plaudereien eine eingehende Beschreibung des welt: berühmten Kurorts dargebcten. Lebhaft und anschaulih findet der Leser in dem Büchlein das berrlihe rätishe Hochthal und das Leben und Treiben während der Kurfaison dargestellt, sodaß es ihm ein guter Führer sein und ihm durch die trefflihen Illustrationen, wenn er wieder zu Hause ist, zur freundlihen Erinnerung dienen wird.

Handel und Gewerbe,

Magdeburg, 19.- Auguft. (W. T. B.) Zudckerberitt. Kornzucker, erkl, von 92% —, neue —. Kornzuder erfl., 88% Rendement —,—, neue —,—, Nalprodukte exrkl., 75% Rendement 7,00—7,60. Geschäftslos. Brotraffinade T 22,75—23,00, Brotraffinade IT 22,50. Gem. Raffinade mit Faß —. Gem. Melis T mit Faß 22,125—22,50. Rubig. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. August 9,574 Gd., 9,60 Br., pr. September 9,65 bez. und Br. pr. Oktober-Dezember 9,974 bej 10,00 Br., pr. Januar-März 10,25 bez., 10,274 Br. Flau.

Leipzig, 19. August. (W. T. B.) Kammzug-Termir- bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 3,20 4, p. September 3,22Ï Æ, pr. Oktober 3,223 4, pr. November 3,25 &, pr. Dezember 3,25 4, pr. Januar 3,29 #, pr, Fesenae 3,274 4, pr. März 3,30 4, pr. April 3,30 4, pr. ai 3,30 4, pr. Juni 3,324 #, pr. Juli —. Umsaß 95 000 Kg. Bebauptet.

_Bremen, 19. August. (W. T. B.) Börsen - Schlußberi(t. Raffiniertes Petroleum. (Offiziele Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumwolle. Stetig. Upland middl. loko 37 4. Schmalz. Fest. Wilcox 33è -/, Armour fbield 333 & 3, Cudaby 34i S, Fairbanïs 28 4. Speck. Fest. Short clear mitdling loko 31. Taback. Umsas 70 Seronen Carmen, 332 Packen St. Felix.

Hamburg, 19. August. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittagt- beriht.) Good average Santos pr. September 754, pr. Dezember (4, pr. Matz 73, pr. Mal. (24. Mal. Zudcermarftt. (Schlußbericht.) Rüben-Robzucker 1. Produkt Basis 88 9/9 Rende- ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,55, pr. Oktober 9,85, per Dezember 10,024, pr. März 10,324. Matt.

London, 19. August. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen- ladungen angeboten. |

96% Javazudcker 12 träge, Rüben-Rohzucker loko 9 träge. Chile-Kuvfer 467, pr. 3 Monat 473/16.

Glasgow, 19. August. (W. T. B.) Die Versckchiffungen von Roheisen betrugen in der verigen Woche 8222 Tons gegen 1552 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 19. August. (W. T. B.) Wolle anziehend, guter Begebr für Export. Merino Croßbreds thätig. Garnspinner und Stofffabrikanten beshäâftigt.

Genua, 19. August. (W. T. B.) Mehrere Angestellte deë Bankhauses Fratelli Bingen, zwei Makler und ein Kaufmanz, die der Mitshuld an dem Fallissement Bingen beshuldigt werden, find verhaftet worden.

_ New- York, 19. August. (W. T. B.) Die Börse eröffnete mit etwas niedrigeren Kursen und verlief durchweg s{chwach. Der Schluß war träge. Der Umsay der Aktien betrug 310 000 Stü.

Weizen anfangs ruhig, giag auf Verkäufe für auswärtige Red nung im Preise zurück, dann trat auf Abnahme der Zufuhren, welde auf der Ozeanfahrt begriffen sind, sowie auf Abnahme der Visible Supply lebhafte Reaktion ein. Schließlich verursahten matte Kabel- meldungen wieterum ein Sinkcn der Preise. Schluß \hwah. Mais einige Zeit nah Eröffnung fallend, da der sehr nothwendige Negen jest eingetreten ist, dann lebhafte Reaktion auf DeXkungen der Baissiers, später wieder fallend entsprehend der Mattigk-it in den Weizenmärkften.

__ Waarenbericht. Baumwolle-Preis in New-York 79/16, do. do. in New-Orleans 7X, Petroleum Stand. white in New-York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pie line Certific. pr. Juli 126 nom.,, Schmalz Western steam 6,90, de. Rohe u. Brothers 6,80, Mais per August —, do. per September 42; do. ver Oktober 434, Rother Winterweizen 714, Weizen per Aug 697, do. per September 70, do. pr. Oftb. 70x, do. per Dezember ili, Getreidefraht nah Liverpool 2, Kaffee fair Rio Nr. 7 16, t Rio Nr. 7 per September 15,30, do. do. per November 19, Mebl, Spring- Wheat clears 2,85, Zucker 215/16, Kupfer 12 29.

Visible Supply an Weizen 36 893 000 Bujhels, do. 2 Mais 4 293 000 Busbels. j

Chicago, 19. August. (W. T. B.) Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs auf shwache Kabelmeldungen, reihlide Verkaufe, sowie infolge bedeutender Exporte aus Rußland und Ankünfte im Nordwesten. Mais einige Zeit nah Eröffnung ftel- gend, später Reaktion und fallend auf große Verkäufe und Verkaufs ordres. Scch{luß träge.

Weizen pr. August 644, pr. Dezember 674. Mais pr. Augufi 39. Schmalz pr. August 6,174, pr. Oktober 6,25. Speck short cles? nocmin. Pork pr. August 10,00.

gewordenen Webern 17 dauernd abgelegt und durch andere erseßt

parzèr's, welche die Cotta’she Buchhandlung (Nachfolger) in Stutt-

gart veranstaltet, liegt jeßt die Hälfte vor. Die seit. der leßten Be,

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preu

M 198.

Die sechste Sauptversammlung D der Internuationaleu kriminaliftischen Vereinigung zu Linz a. d. Donau.

Vom 11. bis 15. August bat zu Linz a. d. Donau. die secste-

iversammlung der Internationalen kriminali tischen Vereinigung

gefunden. Den Vorsiy führten der Reibe nah: Profeffor Lyeilló (Paris), Minister a. D., Professor -Vesnitsch (Belgrad), Professor Bernecke (Breslau) und Excellenz Foinißki, Generalanwalt nd Professor (St. Petersburg). Als Vertreter des am Erscheinen verhinderten österrei ischen Justiz-Ministers wohnte den Sitzungen Ministerial-Rath Dr. Ritter von Holzknecht bei, welcher die. Ver- sammlung mit herzlichen Worten begrüßte; er ge soweit, zu behaupten, daß der Inbalt des Programms der Vereinigung heut um geistigen Gemeingut der Gebildeten aller Kultürnationen ge- vorden sei, und erfannte im. übrigen an, daß derselbe bereits ine Reibe von Erfolgen der Theorie zu verzeichnen und Axiome aufgestellt habe, welchen sih kein Geseßgeber mehr zu entziehen ver- môge. Zu Vize-Präsidenten des Kongresses wurden außer den bereits Genannten gewählt : Häradsböfding Upvstroem für Schweden, Professor von Sury für die Schweiz, Professor Tanoviëzano für Rumänien und Profefsor Sisovié für Kroatien, als Schriftführer Gerichts-Afsessor Dr. Rosenfeld (Halle a. d. Saale), Adjunkt Dr. Ritter von Zepharovich (Linz) und Advokat Brediceanu (Lugos in Ungarn).

Die nah der Geschäftsordnung erforderlichen Abftimmungen er- gaben Wiederwahl des geschäftsführenden Ausschusses, bestehend aus den Professoren Prins (Brüfel), “van Hamel (Amsterdam) und von szt (Halle a. d. Saale), während als Erster Vorsitzender an Stelle des Professors Léveillé (Paris) der Senats -Prä}ident des Oberften Gerichtshofes zu Wien Gandolf Graf Kuenburg gewählt wurde. Ferner wurde auf Antrag des Professors Frank (Gießen) nah längerer Debatte, an weler {i die Professoren von Liszt, Bennecke und Lendner (Innsbruck) betheiligten, beschloffen, die Saßungen der Nereinigung umzuarbeiten. Hierbei soll namentlich der viel an- gefeindete Ärt. 2 entfernt werden, welcher oft als eine dogmatische Norm aufgefaßt worden ist, während er nur ein Arbeitëprogramm sein will; an seine Stelle soll eine möglichft allgemein gehaltene Be- stimmung treten, welche etwa sagt, es die Vereinigung es als ihre Aufgabe betrachtet, die Ursacben des erbrehens zu erforschen und Mittel zur Bekämpfung desselben aufzusuchen. Ferner soll eine engere Verbindung, als sie bisber bestand, zwischen der Vereinigung und ibren Landesgruppen hergestellt werden.

Nor Eintritt in die Tagesordnung nabm Prof. v. Swy (Basel) das Mort, um in einer längeren Darlegung, welcze er durch das Vorzeigen von Meßinstrumenten noch klarer zu machen fuchte, das Bertillon’sche Verfahren und die Bedeutung des anthropometrischen Signalements darzulegen. Das Wesen desselben besteht bekanntli darin, daß von jedem Verbrecher neun verschiedene Körpermaße genommen und die hierüber ausgefüllten Karten nebst der Photographie des Verbrecters in ¡wei Exemplaren aufbewahrt werden: einmal geordnet nach dem

Namen des Bestraften, das andere Mal nach den Körpermaßen. Dieies System Bertillon ist bereits in Frankrei, Belgien, Rumänien, mebreren \{chweizer Kantonen und einem Theile von Rußland, sowie in Tunis, English-Indien, den Vereinigten Staaten und fast in ganz Süd-Amerika durchgeführt. v. Swy glaubt, daß man [QUEBE zu einem großen internationalen Bureau kommen wird, in welchem die Personalkarten aller Verbrecher der Welt liegen werden, da sich kein Staat der Anwendung des Systems Bertillon auf die Dauer entziehen könne; denn dieses ist das einzige Mittel, jeden Verbrecher mit Sicherheit wiederzuerkennen und betreffs jedes Unbekannten, sobald derselbe einmal gemessen, also einmal in seinem Leben vorbestraft ist, den Namen, die Vorstrafen und die sonstigen wisscnswerthen That- sahen hinsichtlih seiner Identität zu erfabren. :

Von der Tageéordnung wurde zuerst die Frage nah der berufs- mäßigen Ae der prafktishen Kriminalisten erledigt. Landes- gerihts-Rath Groß (Graz), General-Anwalt Foinitzfi (St. Petersburg) und Bobus P. Levaë (Gitschin) hatten Gutachten eingereiht ; die beiden ersten referierten in der Versammlung. Groß hat neuerdings dieser Angelegenheit durch Aufstellung des Begriffes der Kriminalistik eine bis dahin nur wenig beachtete Seite abaewonnen. Er will, daß die Stutenten, unbeschadet des eigentlihen Retsstudiums, in das Straf- recht auch dadur eingeführt werden, daß sie die Realien des Faches beachten und fennen lernen. Aus einem Kriminal-Museum follen ihnen die dort gesammelten Gegenstände vorgelegt und erflärt werden; wenn der Mediziner am Präparat, am lebenden Körper, am Leichnam lernt, soil der Kriminalist niht auf das leere Wort allein angewiesen fein. Denn die Mißgriffe in Strafprozessen sind gemeinhin weniger dur Verkennung von Vechtsbegriffen als dadur verursacht, daß Spuren des Verbrechens nicht entdeckt, Worte der Gaunerfprache nit ver- standen, Mittel der Hilfswissenschaften garnicht oder fals benußt worden sind. Deshalb foll an den Universitäten Kriminaliftik gelehrt werden ; dies verträgt sh schr wohl mit dem Geiste derselben, da die Lehrmittel allerdings zwar praktis, ihre Systematisierung und Ver- werthung und die Lehrmethode aber theoretisch und wissenschaftlich sein würden. Groß denkt fi den Nabmen der Kriminalistik folgender- maßen gesteckt: Lehre über den Strafrichter selbst und feine Aufgabe; aerihtli&e Psychologie; Lehre über die Verwendung des Sah- verständigen ; gerichtlicher Augenshein ; Darlegung der Gaunerprafktiken, der Gauneriprache, des Wesens der Zigeuner ; strafrechtliche Bedeutung tes Aberglaubens ; Waffenlebre: Fertigkeiten des Unutersucbungérichters wiz Skizzieren, Kroguieren, Abformen, Abklatschen u. s. w.; Behandlung, Eicherung und Verwahrung von Spuren des Verbrechens ; Entzifferungt- kunde; Anweisung über das Vorgehen bei den einzelnen Strafthaten. Foinitki befindet si zu Groß im Gegensaße. Die Kriminaliftik würde einfa ein Studium des Lebens felbst in allen seinen Gr- s{heinungen sein müssen, wenn fie ihren Inhalt erfüllen wollte. Niemand vermöchte fie zu lehren. Ihr Unterricht würde aber au ¿wecklos sein. Auf den rufsishen Hohshulen hat man schon mit der gerihtlien Medizin unt Piychiatrie so s{lechte Erfahrungen gemacht, daß man diese Wissen3zweige aus der Reibe der obligatorisen Fächer und der Prüfungêgegenstände wieder gestrichen hat, da die Studenten ihre Zeit damit verbrahten, ohne ernstliche Kenntnifse zu erwerben. Dennoch erkennt Foinißki an, daß die jeßige Vorbildung der Kriminalisten unzulänglich, und daß es ebensowohl geboten ist, von den bestehenden Lehrstühlen aus oder 1n besonderen Seminaren für bessere Kenntniß der Realien des Strafreckts zu sorgen, wie andererseits dafür, daß der erfennende Rihter dur den Untersuhungs- rihter in den Stand gesetzt wird, den äußeren Hergang beim Ver- brechen durch Photographien, Modelle u. f. w., getreu vem wirklich Geschehenen, fih anschaulich zu machen. Lepaï verlangt, daß der

urist ebenso einen Befähigungsnachweis für die Strafre{chtspraxis

wie der Mediziner für die ärztliche beibringen müsse, und erwartet eine Individualisierung der Strafrehtspflege durch ortéanfässige Richter, welche ohne Verseßung im Range und Gehalte aufsteigen, sowie eine wifsenshaftlihe Ausbildung und einen in _Fachprüsungen zu fr- mittelnden Befähigungsnachweis der höheren Strafanstaltébeamten. “Die Debatie, an welcher sich Hof- und Gerichts-Advokat Dr. Be- nedikt (Wien), Prof. Bennee (Breslau), Landesgerihts-Rath Brunner O Landgerichts-Rath Dr. Felisch (Berlin), Prof. Hiller (Czer- nowiß), Prof. Lendner (Innsbruck), ezirfks-Pbysifus Dr. Leppmann Berlin), Prof. Lóveilló (Paris), Prof. von List (Halle a. Saale), rof. Rosenblatt (Krakau), Prof. Silovié (Agram) und Härondshöfding

ppstroem (Stockholm) betheiligten, ergab, daß man mit wenigen

ischen Staats-Anzeiger.

1895.

Berlin, Dienstag, den 20. August

S s

Ausnabinen_ von der Nüßlichkeit und Notbwendigkeit einer Vérmechrung der Kenrtnifse des Kriminalifsten im Sinne der Groß 'schen Vor- {läge sowie von der Unbaltbarkeit des derzeitigen Zustandes Üüber-

‘¿eugt ist. Auseinander gingen die Meinungen nur ‘darüber, ‘zu welchem

Ee die Unterweisung - der Kriminalisien einzutreten habe. inzelne hielten an der Zeit des Studiums fest; Añdere; wollten zwar au Lehrkräfte der Universität beranzieben, den Unterricht jedo an die jungen Praktiker während ihres Vorbereitumgbdienstes ertheilt wissen; noch Andere wünshten Belehrung ‘derselben Gruppe, jedech durch praktishe Juristen; endlih wurde der Standpunkt vertreten, daß ih die Zeit nah Abschluß des Vorbereitungsdienstes am meisten emvfeble. Üeberwiegend war man der Anschauung, 2 si damit zugleih ein praktis{er Dienst im Gefängnißwesen na badishem Muster verbinden ließe. Gegen die Universitäten wurde ins Feld geführt, daß die Studenten nech nit gevügend reif für einen derartigen Unterricht sein und das Gelernte bis zur Anwendung in der Praxis wieder vergessen würden, _daß ‘eine weitere Hâusung des Lehrstoffes nicht angezeigt und, falls die Kriminaliftik niht zum Prüfungsgegenftande gemacht würde, nußlos sein würde, und daß die Universitäten nur zum selbständigen Denken erzieben und mit ten arundlegenden Ibatfachen bekannt machen, niht aber einen großen Wifertballast mit auf den Lebentweg geben sollten. Von der L ehr- zabl der Redner wurde hervorgehoben, daß Greß den Kreis für die Kriminalistik zu weit gesteckt habe. Man wollte nur die Lehre von dem Leben und den Kniffen der Verbreherwelt und von den Mitteln, welche zur Aufdeckung derselben führen, tbeilweile auch die Gefängniß- funde darunter verstanden wissen. Von verschiedenen Seiten wurde verlangt, daß nur die Personen, welche praktishe Kurje in der Krimis- nalistik und Gefängnißkunde durhgemacht baben, zu gewihen Stellen berufen werden dürften. Man wünschte, däß“ fötche“ Kurse in der Uebergang2zeit auch für Kriminalisten, welche sh bereits im Aimnte befinden, eingerihtet werden. é E E Zur Abstimmung waren Anträge von Léveillé, Liszt und Felisch eingereiht. Der erste verbreitete sich" eingehend über die ganze Frage; der zweite betonte den Unterricht auf der Universität, der dritte wollte denselben erst an Praktiker, welhe den Vorvereitungédiensi beendet haben, ertbeilt sehen. Die drei Antragsteller einigten sich {ließli über folgende Zusammenfafsuhg threr Meinungen, welche von der Versammlung angenommen wurde: A E eds

Damit die Kriminalisten besser au®gebildet, insbesondere für ihren praktishen Beiuf besser vorbereitet werden, erscheint es wünschens- werth, daß sie nicht bloß mit dem Text der Strafgeseße vertraut gemacht werden. Es empfiehlt fich, ihnen, fei es auf der Universität durch fakultative Kurse für die Studenten, set es dur besondere, für die praktischen Juristen beftimmte Kurfe, auêgedehntere und gründ- lichere Kenntnisse beizubringen, die sib hauptsächlich auf die allgemeinen Ursachen des Verbrechens, auf die Eigenart der Verbrecherwelt und auf die beste Art des Strafvollzugs zu erstrecken bätten. Der geschäfts- führende Auss{huß wird beauftragt, über die Einrichtungen des friminaliftifen Unterrichts in den verschiedenen Staaten und über die Mittel zu ibrer Vervollkommnung Bericht zu erstatten.

Ueber den zweiten Berathungsgegenstand: den Lustmord, anthro- pologisch und soziologisch untersucht, lag kein gedrucktes Gutachten vor. Bezircks-Physikus Dr. Leppmann (Berlin) erstattete in der Sißung einen Bericht, der bier begreifliherweise nit vollständig wiedergegeben werden fann. Es muß die Hervorhebung folgender allgemeiner Bunkte genügen. Die Internationale kfriminalistishe Vereinigung hat wiederbclt gefordert, daß man das Verbrechen zwar juristish klassifizieren, bei begangener That aber vor allem den Verbrecher selbst studieren solle. Andererseits verwirft sie den Lombroso’ schen Standpunkt. Sie muß daber zur Erfüllung ihres Programms felbst eingehende Studien an den einzelnen Verbrecerflassen zur Erforschung von deren Eigenart vornehmen. Als erste Klasse ist die der Lustmörder herauêgegriffen worden, weil deren Zabl jeßt bäufiger als früher vorzuïommen scheint, andererseits nit allzu s{wer übersehbar und zur internationalen Forschung gecignet ist. Die nabeliegende Gefahr, daß das Patho- logische in den Vordergrund gedrängt würde, vermied Leppmann voll- ständig; er tadelte es geradezu, daß diejenigen, welche die Frage bis- lang behandelt haben, zu einseitig es 10 dargestellt baben, als fei dieses Verbrechen eine nur von Geisteskranken verübte That. Dics ist allerdings öfters der Fall, und häufiger hat man es au im Thäter mit einem sogenannten gemindert Zure{nungsfähigen zu thun. Den- nech ist bei leßterem und bei dem Rest der Fâlle die freie Willens- bestimmung nicht auêges{lossen. Leppmann legte dar, in welchen hier niht aufzählbaren Umständen die Wurzeln dieser gemeingefährlichen Schandthaten zu suchen seien; er berührte hierbei auh das Rouétbum und den allgemeinen Niedergang der Sittlichkeit. Er definierte den Begriff des Lustmordes und theilte die Er- gebnisse mit welhe eine von ihm vorgenommene Untersuchung von 27 Fällen in anthropologisher und soziologisher Hinsicht gehabt hat. Ein Theil der Lustmörder hat sih schon im Vorleben ungewößnlih benommen, während die übrigen die Lebensweise normaler Menschen gefübrt haben. Die Trunkenheit spielt eine große Rolle. Verschiedene Begebungsarten der That wiederholen si auffallend in - den verschiedensten Ländern; ebenso die Ausreden vor Gericht. Wahr- heitswidrige Selbstbeshuldigungen geistig, schwacer Personen treten außerordentlih häufig na folen unermittelt geblieLenen Fällen auf, welche in der Presse eingehender besprochen worden. _Nicht ohne Be- ziehung zur That ist der Aberglaube. Besondere Sorgfalt ist der Beobachtung des Kindes in der Uebergangszeit zuni Jünglingsalter zu widmen. j

Eine eigentliche Debatte knüpfte sich an den Vortrag nit, nur maten einige Redner wenige ergänzende Bemerkungen. Es wurde beshlofsen, einen von Leppmann bereits aufgestellten Hragebogen durch cine Kommission vervollständigen zu laffen und dann diesen Frage- bogen an die Mitglieder der Vereinigung, an die Vorsteher von Strafanstalten und JIrrenhäufern, an die Justiz-Ministerien und Staatëanwaltshaften mit der Bitte um weitere Mittheilungen zu versenden. Dr. Leppmann wird das eingehende Material verarbeiten und einer späteren Versammlung Bericht erstatten. eere Werth wird bei der Umfrage auf die gesellschaftlichen Ver ältnifse elegt werden, unter welhen der Thäter groß geworden ist und zur Zeit der That gelebt hat. i i

Der Einfluß der neueren strafrechtlichen Anschauungen auf die gesetzgeberishe Behandlung des Versuchs und der Theilnahme war das Thema, welhem man sich demnächst zuwendete. Begutachtet war dasselbe vom Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Nicoladoni (Linz) und vom Reihsanwalt Dr. Geß (Christiania); doh hatte leßterer ih im wesentlichen auf die Lehre von der Theilnahme bcshränkt. Yeferenten waren Nicoladoni und für Get Gerichts-Afsessor Dr. Rosenfeld (Halle a. S.). Ersterer geht davon aus, daß die rechtserheblihen Handlungen des Menschen nicht etwas ein für alle Mal Gegebenes sind, fondern etwas durch den Gharakter des Handelnden und feine Umgebung Bestimmbares und Bestimmtes. Insoweit Æ die Lebensbedingungen der Gesellshaft stören, werden sie vom Strafgeseßz, weldes bem Zweck des tsgütershußzes dient, unter Strafe geftellt. Der ver- drecherische Wille if die eine psyhische Seite der Handlung, welche dur den Gharakter des Handelnden ihre Färbung erbält; auf sie ist der Hauptnachdruck zu s In der Lehre vom Verfuch kommt die andere, physische, materielle Seite der Handlung nur in so weit in Be- tracht, als dadur die psychische eine Erklärung finden kann. Hat der

Thäter alles gethan, was na seiner O nötbig war, um den Erfolg seiner That eintreten zu lassen, und ift legterer nur durch

außerhalb seinès- Willens liegende Ursachen unterblieben, so liegt eine Versuccshandlung vor, welche diefelbe Strafe erbeischt wie das vollendete Verbrechen ; ebenso- wenn sonst aus der Persönlichkeit des Thâters oder den Umständen, unter welchen die Handlung geschah, E T L EA h : geschlossen / werden muß, daß der Thäter die nöthige Willensenergie zur Ausführung besaß und von dieser nur durch seinerseits nit ab- wendbare Umstände abgehalten worden ist. Darnah ist auch der Versu mit untaugliden Mitteln und an untauglicen Objekten mit voller Strenge des Geseßez zu ahnden. Die Theilnabme isi nicht als Mitfhuld des Thâäters ¡u bestrafen, da Thäter und Theilnebmer nit denséfben Vorsaß haben. Der Theilnehmer ift strafbar, weil er durch seine Handlung die Reht?ortnung nach der Hinsicht gefährdet hat, daß er mit individuell verbrecherishem Willen bei deren Gefährdung durch einen Anderen mitgewirkt bat. Jede vorsäßlibe Anstiftung und Beis- hilfe ift eine selbständige, den allgemeinen Bestimmungen über Ver- brechen unterliegende Straftkat. Demnach giebt es auch cinen straf- baren Versu der Theilnahme, Theilnahme an der Theil- nahme u. \. w. Die That des Thäters ist für die Thatbestandsfrage vollkommen gleichgültig und kann nur für Ort und Ausmaß der Strafe des Theilnehimers von Bcdeutung sein. _ ; Geg will jeden Unterschied zwischen Thäterschaft und Theilnahßrie fallen lassen. Bal sich in den geltenden Gescßbüchern Bestimmungen über die Theilnahme finden, leitet er aus drei Ursachen her: aus redaktioneller Bequemlichkeit; aus dem Wunsche, denjenigen Straf- milderung angedeihen zu lassen, welhe sih an dem verbrecherischen Thun nur in geringerem Maße betheiligt haben; endlich aus dem Verlangen, Strafbarkeit über dea Rahmen hinaus eintretcn zu lassen, welher durch den sonst geforderten Kausalzusammenhang zwischen Handlung und Erfolg geboren ist. Alle drei Gründe ersheinen Geß verfehlt. Untersheidungêmerkmale zwisden Thäterschaft und Beihilfe lassen fich nach ihm nmcht aufstellen. Es ift im speziellen Theil des Strafgesezbubs bei jedem einzelnen Delikt zu bestimmen, ob und inwieweit au die mittelbare Thätershaft mit Strafe belegt werden soll. Der neae norwegische Entwurf verfährt demgemäß. Das tneta- vhysishe Willensproblem hat mit dem Kausfalitätêgesey nihts zu thun und ist in die ganze Frage nur fünstlih hineingezogen worden; denn für unbecinflußbar balten den menschlihen Willen weder die In- deterministen, noch die Deterministen. / S. : Ueber den leßteren Punkt berrshte eine erfreulide Uebcrein- stimmung in der Versammlung. Es kam zu keiner unfruhtbaren Er- örterung über die Willensfreiheit; man behielt vielmehr die praktischen Ziele im Auge. Das Wort ergriffen Hof - und Gerichtsadvokat Dr. Benedikt (Wien), Professor Bennecke (Breslau), Generalanwalt Foinigki (St. Petersburg), Professor Frank (Gießen), Professor E (Czernowiß), Staatsanwalt Hoegl (Graz), Professor Lendner (Inns- bruck) und Professor von Liszt e a. S.). Gegen Nicoladoni wurde geltend gemacht, daß seine Auffassung zu außerordentlich vielen Bestrafungen von zur Zeit straflosen Handlungen führen müsse, und daß das den Grundanschauungen der Vereinigung widersprechen würde, welche nur da Rechtzgütershuß eintreten lasse, wo si ein Bedürfniß bierfür zeige. Die Frage müsse niht nah einseitig vorher gefaßten Meinungen, sondern je nah den Bedürfnissen des realen Lebens ge- regelt werden. Noch einen anderen Standpunkt als die beiden Re- ferenten nahm von Liszt ein. Au er will die ganze jeßige Lehre von der Theilnahme streichen. Man soll nicht wegen Theilnahme an der That eines Anderen, sondern cin jeder ledigli wegen dessen bestraft werden, was er selbft gethan hat. Man muß die jeyigen Theilnehmer unter dem Gesichtspunkt der intellektuellen Thäterschaft betraten, den An- stifter unter dem der Herbeiführung des Erfolges, sodaß Anstiftung ¡um Morde einfah Mord is. Bemerkenswertherweise wurde von ¿wei verschiedenen Seiten gewarnt, ein besonder:s Verdienst in dieser Frage für die Kriminalistische Vereinigung in Anfpruch nehmen zu wollen. Einmal seien die gemachten Auéführungen keineswegs neu; und sodann bedinfe cs nit der Zugehörigkeit zu der modernen Rich- tung, um die Unzuträglichkeiten tec aus der geltenden Lehre sich cr- «ebenden letten Folgerungen einzusehen und abzustellen. Eine Ab- fimmung darüber, welher der verschiedenen vorgetragenen Meinungen die Versammlung beitreten wolle, fand uicht statt. Man erachtete s für ausreichend, daß die versdhicdenen Auffassungen vorgetragen und begründet worden. L O Der legte Punkt der Tage2ordnung war nachstehender: Ist cine Erweiterung des summarischen Strafverfahren8 mit der Unterscheidung on Nükfälligen und Erstlingsverbreern verträglih? Hierzu waren eïn Gutadten von Professor Garçon (Lille) und Thesen von Landrichter Dr. Aschrott (Berlin) eingereiht worden. Garçon behandelt aus- \{ließlih das geltende französische Recht. Bei den dortigen Ein- richtungen, namentlich) des Strafregisters und der Bertillonage, erklärte er es für durhaus angängig, auch im summarischen Verfahren die NVorstrafen des Angeklagten in dentbar kürzester Zeit festzustellen, fo daß nah dieser Richtung kein Bedenken gegen die Erweiterung des summarischen Verfahrens vorzubringen sei. Dasselbe versage aber in allen Fällen, in welchen die ganze pas des Vorlebens des An- geklagten ermittelt wurde, ein psychologisches Studium sciner Person erfolgen müsse, insbesondere also bei den {weren Strasthaten. Aschrott empfahl cine Ausdehnung des summarischen Verfahrens, die übrigens mit dem Prinzip der Unterscheidung zwischen Rückfälligen und erstinals Bestraften an sich nicht im Widerspruch stehe, jedoch mit ewissen Einschränkungen. Beide Referenten toaren nicht erschienen. urz vor der Siyung übernahm es Landgerichts - Nath Dr. Feli (Berlin), für sie zu berichten. Dieser erklärte die Frage für nicht spruchreif, vielleicht sogar für nicht geignet zur internationalen Regelung. Nor allen Dingen stehe der Begriff dev summarischen Verfahrens nicht fest. Soviel fich im Augenbli übersehen lasse, kommen vier Arten des summarischen Verfahrens vor, denen allen cine Kürzung des Geschäfts- anges im Interesse mêglichster Beschleunigung desfelben eigen fei. Erster Modus: der Ung:klagte wird garnicht gehört; so bcim Strafbefehl, und was dem glei fiebt, im deutshen Rechte, beim Strafauftrage des öfter- reichischen Nechtes. Dieses Verfahren sollte auf mehr Fälle angewendet werden, als es heut geschieht. Zweiter Fall : Der Angeklagte wird gehört, aber niht feinem ordentlichen Richter unter eut: [0 in Deutschland, falls ohne Schöffen verhandelt wird, n England bei der cummary conviction, wo die Mitwirkung der Jury wegfällt. Dritter Fall: Der Angeklagte wird zwar vor den ordentlichen Richter gebract, genießt aber gewisse Garantien des Verfahrens nicht; so beim We fall der Voruntersuhung und dem Verfahren im flagrant dólit nah französishem Nechte. Endlich: es treten andere Straffolgen als die normalen ein; so bei der Unterbringung der Jugendlichen im Wege der summary conviction. Es muß ferner in jedem Fall vor der Hauptverhandlung ermittelt werden, ob man es überhaupt mit einem Nückfälligen zu thun hat. Die weitere Frage, ob derselbe auch cin Gewohnheits- oder gewerbömäßiger Verbrecher ist, wird ih in dieser kurzen rist faum lôsen lassen. Was dann den Kreis derjenigen Strafsachen anlangt, welche ein summarisches Verfahren vertragen, so scheiden politishe und Preßdelikte aus; auch Schwurgerichtssaben wird der Geseygèber nicht summarifckch behandelt wissen wollen. Andererseits eignen sich aber auch die Uebertretungen nit ohne weiteres für eine summarische Erledigung. Gewisse Garantien werden dem Angeklagten in erhöhtem Maße geboten werden müssen; so erkennt das französishe Recht an, daß dem Ange- flagten von Amtswegen ein Vertheidiger gestellt werden, muß. Von den vielen Zweifeléfragen, die auftauchen, sind nothwendig zuerst die- jenige nah. der Behandlung der Uebertretungen zu R deren

Eigenart auch schon b-i anderen von der Vereinigung in Angriff ge-