1895 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Siemon, Sec. Lt. von der Fuß-Art. 1. Aufgebots des Landw. Be- zirks 1 Münster, der Abschied bewilligt. Grube, Sec. Lt. a. D., zuleßt von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks 11 Berlin, der Charakter als Pr. Lt. verlichen. Militär-Justizbeamte.

Durch Verfügung des General-Auditeurs der Armee. 13. August. Krüger, Garn. Auditeur in Graudenz, zum 1. Sep- tember 1895 als Div. Auditeur zur 35. Div. verseßt.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Jm aktiven Heere. 4. August. Frhr. v. Hertling, Sec. Lt. im 3. Feld-Art. Regt. gin Mutter, zum Pr. Lt. ohne Patent, Gemmingen Frhr. v. 2 N Port. Fähnr. von demselben Regt., zum Sec. Lt., -— befördert.

6. August. By#chl, Hauptm. à la suite des 1. Feld-Art. Regts. Prinz-Regent Luitpold, unter Belassung im Verhältniß à 1a suite dieses Truppentheils, vom 1. September d. I. ab auf die Dauer eines weiteren Jahres beurlaubt. © 7. August. Frhr. v. Pöllniß, Sec. Lt. des 2. Ulan. Regts. König, unter Stellung à la suite des Regts., auf die Dauer eines Jahres beurlaubt. Frhr. v. Lilgenau, Port. Fähnr. von demselben Regt., zum Sec. Lt. in diesem Regt. befördert. :

12. August. Wurm, Pr. Lt. à la suite des 5. Feld-Art. Regts., als überzählig in das genannte Regt. wiedereingereiht. -

13. August. Gürleth, Major und Komp. Chef vom 4. Inf. Regt. König Wilhelm von Württembera, zum Bats. Kommandeur im 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, Wei ch, Pr. Lk. des 4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg, unter Beförderung zum Hauptm. ohne Patent, zum Komp. Chef in diesem Negt., ernannt. , Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Nagel, Pr. Lt. des 17. Inf. Regts. Orff, das Kommando zur Intend. T1. Armee-Korps bis auf weiteres verlängert.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 4.Augu ft.

* Englert, Hauptm. vom 3. Feld-Art. Regt. ‘Königin Mutter, unter

Nerleibung der Auésicht auf Arstellung im Zivildienst, mit der geseß- lichen Pension und mit der Eclaubniß zum E der bisherigen Uniform mit den für Berabschiedete vorgeschciebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. ' 6

9. August. Dercum/ Hauptm. von der Fortifikation Germers- heim, mit der gescßlihen Penfion und mit der Erlaubniß zum Tragen der bislerigen Uniform mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen

Abzeichen der Abschied bewilligt.

13. August. Nitter und Edler v. Schmädel, Major und Bats. Kommandeur vom 18. Inf. Regt. Prinz Ludwig Ferdinand, unter Verleihung des Charakters als Oberst-L., mit der geseßlichen Pensicn und mit der Erlaubniß ¿zum Tragen der bisherigen Uniform mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts - Korps. 12. August. Dr. Démanget (Dillingen), Stabsarzt in der Res., zum Ober - Stabêarzt 2. Kl. be- fördert. Dr. Mayer (Nürnberg), Dr. Sceiding (Hof), Assist. Aerzte 1. Kl. in der Res., Dr. Zeitler (Bamberg), Dr. Bergeat, Dr. Rieder (l München), Dr. Brennstuhl (Aschaffenburg), Dr. Sth weickert (Ludwigshafen), Dr. Deisenhofer (Rosenheim), Assist. Aerzte 1. Klasse in der Landw. 1. Aufgebots, zu Stabs8- ärzten, Dr. Tüshaus (Würzturg), Dr. Swarsen s ky (Augéburg), Unterärzte der Res., zu Assist. Aerzten 2. Kl.,, befördert.

Beamte der Militär-Verwaltung.

3. August. Meyer, Unter - Veterinär des 3. Chev. Regts. vakant Herzog Maximilian, zum Veterinär 2. Kl. in diesem Truppen- theil befördert. i

7. August. Edler v. Savoye, Zahlmstr. Aspir. vom 1. Schweren Reiter-Regt. Prinz Karl von Bayern, im 1. Armee-Korps, Wagner, Zahlmstr. Aspir. von den Militärishen Strafanstalten auf Oberhaus, im 11. Armee-Korps, zu Zahlmstrr. ernannt.

12. August. Dr. Treßel (Landau), Erhard (Nürnberg), Dr. Heiden (I München), Unter-Apotheker der Res, zu ODber-Apo- thefern der Res. befördert.

XTI, (Königlißh Sächsisches) Armee-Korps.

Offiziere, Portevee- Fähnriche x. Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktiven Heere. 9. August. Höhne, Port. Fähnr. von der 7. (Königl. Sächf.) Komp. des Königl. Preuß. Eisenbahn-Regts. Nr. 2, zum Sec. Lt. mit Patert vom 31. Juli 1895 Gg befördert. /

17. August. v. Zeshau, Gen. Major und Kommandant von Qresden, der Charakter als Gen. Lt. verliehen. Gäde, Major vom 1. Feld-Art. Regiment Nr. 12, beauftragt mit den Geschäften des etat2mäß. Stabsoffiziers dieses Regts., von der Vertretung des er- franften Kommandeurs der reitenden Abtheil. genannten Regts. entbunden. Frhr. v. Biedermann, Major und Bats. Kommandeur vor 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, in gleicher Eigenschaft in das 9. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilbelm, König von Preußen, Canzler, Major aggreg. dem 5. Inf. Regt. Prinz Friedrib August Nr. 104, als Bats. Kommandeur in das 9. Inf. Regt. Nr. 133, de Vaux, Major agareg. dem 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, als Bats. Kommandeur in das 1. (Leib-) Gren. Regt. Nr. 100, Pusdber, Hauptm. und Komp. Chef vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayexn, in gleih:r Eigenschaft in das 6. Inf. Negt. Nr. 105 König Wilhelm I1. von Württem- berg, verseßt. v. Löben, Hauptm. und Komp. Chef vom 6. Inf. Negt. Nr. 105 König Wilhelm 11. von Württemberg, unter Stellung à la suite dieses Negts. auf ein Jabr beurlaubt. Winkler, Pr. Lt. vom ö. Inf. Regt. Prinz Friedri August Nr. 104, zum überzähl. Hauptin., Weber, Pr. Lt. vom 3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz Regent Luitpold von Bayern, zum Hauptm. und Komp. Cbef, befördert. Haevernick, Pr. Lt. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilbelm, König von Preußen, mit der Erloubniß zum Forttragen sciner bisherigen Uniform, in das

3. Inf. Regt. Nr. 102 Prinz-Regent Luitpold von Bayern versetzt.

B eyer, Unteroff. vom 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, Kruse, Unteroff. vom 10. Inf. Regt. Nr. 134, zu Port. Fähnrs. ernannt. Suffert, Pr. Lt. vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, unter Belassung in dem Kommando als Assistent bei der Meilitär-Reitanstalt, zum überzähl. Nittm., vorläufig ohne Patent, befördert. v. Wol ffers dorff, Pr. Lt. vom Karab. Regt., - unter Beförderung zum Rittm. und Eskadr. Chef, vorläufig ohne Patent, in das 2. Königin Hus. Regt. Nr. 19 verseßt. v. Schulz, Gen. Major z. D., zulegt Kommandeur der 4. Inf. Brig. Nr. 48, der Charakter als Gen. Lt... Schumann, Oberst z. D.,, zuleßt Kom- manteur des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, Bart cky, Oberst 3. D., zuleßt Kommandeur des 4. Inf. Regts. Nr. 103, Brinck- mann, Oberst a. D., zulegt Kommandeur des 3. Inf. Regts. Nr. 102, der Charakter als Gen. Major, verliehen.

Sm Beurlaubtenstande. 17. August. Die Pr. Ls. von der Inf. 1. Aufgebots: Saalmann vom Landw. Bezirk Bauten, v. Feiliß\ch vom Landw. Bezirk Döbeln, zu Hauptleuten; die Sec. Lts. von der Inf. 1. Aufgebots: Landmann vom Landw. Be- zirk Schneeberg, Siebert, Opey vom Landw. Bezirk Leipzig, Dr. Gärtner vom Landw. Bezirk Dreéden-Altst., zu Pr. Lts., Donath, Pr. Lt. von der Kay. 1. Aufgebots tes Landw. Bezirks Bauten, zum Rittm., befördert. Die Pr. Lts. von der Inf. 2. Aufgebots: Grohmann vom Landw. Bezirk Schneeberg, Hir} ch - feld vom Landw. Bezirk Leipzig, zu Hauptleuten befördert.

Abschiedsbewilligungen. Imafktiven Heere. 17. Augu ft. R ichter, Major und Bats. Kommandeur vom 9. Inf. Regt. Nr. 133, in Genehmigung seines Abschiedsgesubs, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vor- geschriebenen Abzeichen, ‘zur Disp. gestellt. Kirchenpauer von Kirchdorff, Major und Bats. Kommandeur vem 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Arwee-Uniform der Abschied be- willigt. Queck, Sec. L. vom 11. Inf. Regt. Nr. 139, zu den

Offizieren der Ref. dieses Regts. ükbergefübrt. rinz Friedrich von Shönburg-Waldenburg Durchlaucht, Sec. Lt. vom Garde- Reiter-Regt., Thierbach, charakteris. Oberst z. D., diesem unter L has der geseßliden Persion und mit der Erlaubniß zum

orttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt.

Im eurlaubtenstande. 17. August. Den Pr. Lts. von der Inf. 2. Aufgebots: Sinz vom Landw. Bezirk Pirna, Benzien vom Landw. Bezirk Leipzig, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots der A°schied bewilligt. :

Im Sanitäts-Korps. 9. August. Dr. Sonnekes, Asffsift. Arzt 1. Kl. vom 2. Gren. Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unter Enthebung von dem Kommando zum Carolabause in Dresden, zum 1. Feld-Art. Regt. Nr. 12 (Garnison Dresden), Dr. Leuner, Assist. Arzt 1. Kl. vom 1. Feld-Art. Regt. Nr. 12, unter Kommandierung zum Carolahause in Dresden, zum 2. Gren. Negt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, verfeßt.

17. August. Dr. Voigt, Unterarzt bei der Unteroff. Vor- \chule, Dr. Lemhöfer, Unterarzt der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. Dr. Kröger, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, in die Reserve zurückverseßt. Dr. Schreyer, Ober-Stabsarzt 2. Kl. der Res. des Landw. Bezirks Leipzig, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Dr. Risse, Stabsarzt dec Landw. 1. Aufgebots des Landw. Be- zirks II Chemnitz, bebufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär-Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 20. FUÏE Große, Assist. vom Korps-Bekleidungsamt, unter dem 1, August 1895 zum Rendanten des Festung8gefängnisses zu Dresden ernannt.

2. August. Hillig, Kasernen-Jnsp. in Dresden, unter dem 4. rid 1895 als zweites Amtsmitglied auf Probe nah Chemniß verseßt.

6. August. Beier, Garn. Verwalt. Jnsp. in Chemntt, auf seinen Antrag unter dem 1. Oktober 1895 mit Pension in den Ruhe- stand verseßt.

10. August. Wenzel, Unter-Roßart der Landw. 2. Aufgebots pes Landw. Bezirks 1 Chemnig, zum Roßarzt des Beurlaubtenstandes efördert. :

Zlchtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. Nugust.

Vor Seiner Majestät dem Kaiser und König manövrierten, wie dem „W. T. B.“ aus Caffel gemeldet wird, heute von 71/4 bis 111/5 Uhr Vormittags hinter Zwchren die Jnfanteric-Regimenter Nr. 83, Nr. 94, Nr. 9 und Nr. 32, das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 11 und das Train-Bataillon Nr. 11. Dem Manöver folgte eine Parade. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten zu Wagen den Uebungen bei.

Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Osfar und Foachim und die Prinzessin Luise trafen, von Saßniß zurüdckfehrend, mittels Sonderzugs gestern Abend um 6 Uhr 20 Minuten auf der Station Wildpark ein und fuhren von dorti in das Neue Palais.

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Einer im Reichs:Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die im Monat Juni d. J. auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausshließlich der bayerischen) bei den fahr- planmäßigen Zügen mit Personenbeförderung vor- gekommenen Verspätungen ijt Folgendes zu entnehmen:

Anzahl der in Vergleih gezogenen Bahn- E 43 deren Gesammtlänge Ende Juni 1895 . 37 734 km davon zweigleisig S Geleistet wurden . . . 15846 321 Zugfilometer im Tagcsdurchschnitt . 528 211 7 Out 420

auf 1 km Betriebslänge im Monats- Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sih verspätet: ; gegen im Ganzen das

Vorjahr E O + 4 340 und zwar durch Abwarten verspäteter Anshlußzüge . . 3227 + 2697 Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen e 208 + 1 643

Von den Verspätungen der leßteren Art entfallen auf:

1 Million: Zugliloneter 189 + 103 Anzahl der versäumten Anschlüsse . . 3232 —+ 2497

Nach der Anzahl der auf 1 Million Zugkilometer entfallen- den Verspätungen nehmen die Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn, die Sächsishen Staatsbahnen und die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Altona die un- günstigsten Stellen ein.

Wird nach der Anzahl der auf 1 Million Zugkilometer entfallenden Anschlußversäumnisse geordnet, so treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Essen, dic Kiel-Ecernförde-Flensburger Bahn und die Bahnen der Bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Köln an die ungünstigsten Stellen.

Der Königliche Gesandte in Des Geheime Legations-

Nath von Kiderlen-Waechter is auf seinen Posten zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über- nommen.

Der Wirkliche Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlihen, Unterrich:8- und Medizinal-Angelegenheiten ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Der Negierungs-Affsessor Heinle zu Mayen is der Königlichen Regierung zu Arnsberg und der Regierungs- Assessor von Below zu Marienwerder der Königlichen Re- gierung zu Cassel zur weiteren dienstlihen Verwendung über- wiesen worden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kom der Marine ist S. M. S. „Cormoran “, Kowmandas Korvetten-Kapitän Brinkmann, am 19. August in Bombay eingetroffen und wird am 29. d. M. nach Colombo (Ceylon) in See gehen. ;

Hannover, 19. August.*) Von dem kommandierenden General, General der Infanterie von Seebeck is nah stehendes, von Seiner Majestät dem Kaiser an ihn ex- gangenes Telegramm dem X. Armee-Korps bekannt gegeben worden: :

„Seiner Majestät Schiff „Hobenzollern“, den 16. August 1395. Die Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht von Vionville-Mars la Tour läßt Mich heute dankbar der Ruhmesthaten des X. Armee-Korps an diesem Ehrentage gedenken, und beauftrage Ih Sie, dies dem Armee-Korps, bei welhem Sie felbst als Generalstabs-Offizier in jener Zeit Sich große Verdienste erwarben, zum b bringen,

z 1 e n.

Vayerna.

Am legten Sonnabend traf König Alexander von Serbien in München cin, dinierte am Bahnhof, unternahm, wie die „Allgem. Ztg.“ berichtet, während des kurzen Auf: enthalts eine Spazierfahrt durch dice Stadt und rellte dann nah Luzern weiter.

Das Ministerium des Auswärtigen giebt Folgen- des bekannt: „Ueber den Grund der polizeilihen Anhaltung eines bayerischen Diplomaten in Winterthur sind nach: träglich in cinigen Blättern thatsählihe Angaben in Umlauf gescßt worden, welhe den Vorgang in ge- hässiger Weise entstellen. Diese neuerlihe Darstellung des Vorgangs ist vollkommen aus der Luft gegriffen. Die An- haltung des betheiligten Diplomaten beruhte nah amtlicher Feststellung aus\cließlich auf einem durch Personenverwechselung hervorgerufenen Frrthum.“

Das Königliche protesiantishe Ober-Konsistorium hat angeordnet, daß am Sonntag, den 1. September d. J., in allen protestantishen Kirchen diesseits des Rheins ein beson- derer Gottesdienst zum Gedächtniß des großen Kriegs von 1870/71 überhaupt und insbefondere der am 1. und 2. Sep- tember ersteren Jahres bei Sedan erfolgten entscheidenden Wendung abgehalten werde, und hat hierfür eigene Texte zur Auswahl und ein Dankgebet ausgegeben.

Bei der am 19. d. M. stattgehabten Landtags- Ersaß- wahl im Bezirk Aschaffenburg für den verstorbenen Pfarrer Haus wurde der Reichstags - Abgeordnete Gerstenberger

gewählt. Baden.

Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog trafen am Montag von Berlin wieder in Karlsruhe ein. Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog sezte alsbald die Reise nah Freiburg fort.

Sefsen.

Wie schon gestern gemeldet wurde, übersandte Seine Majestät der Kaiser am 18. d. M. Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ein Telegramm, in welchem Aller- böchstderselbe der ruhmreichen Theilnahme der Hessen an der Schlacht bei Gravelolte unter dem Hochseligen Großherzog gedachte. Der „Darmstädter Ztg.“ zufolge hatte das Telegramm folgenden Wortlaut :

Berlin, den 18. August 1895.

Eure Königliche Hobeit wollen überzeugt scin, daß ih bei der beutigen 2 jährigen Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht von Gravelotte—St. Privat mit befonderer Dankbarkeit der von der tapferen Hessischen Division in diefer Schlacht unter {weren blutigen Opfern vollbrahten Ruhmeêtzaten gedenke.

Wilhelm R.

Der Großherzog sandte alsbald an den Kaiser nah stehende telcgraphishe Antwort: Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, Berlin.

Eurer Majestät warme Worte der Anerkennung der Tapferkeit meiner braven Hessen, die sie vor 25 Jahren in diesen nie zu ver- gessenden Tagen bewiesen, baben mich als ihren Landeztherrn tief ge- rührt. Im Namen dec bessishen Krieger und meines ganzen Volkes \prehe ih den innigen Dank aus, der alle Herzen bewegt. Wenn je das deutsh: Vaterland wieder bedroht werden follte, werden wir Hessen in Treue und Liebe ihrem Kaiser zur Seite stehen.

Ernft Ludwig.

Defterreih-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ aus Js\chl meldet, den Statthalter von Galizien Grafen Badeni in Audienz.

Infolge eines von einer Wählerversammlung zu Klagen- furt ertheilten Mißtrauensvotums wegen seiner Haltung in der Cillier Schulfrage hat der Reichsraths-Abgeordnete Rainer sein Mandat niedergelegt. :

Großbritannien und Frland,

Der Prinz von Wales hat sih, nah einer Meldung P „W. T. B.“, aus London gestern Abend nah Homburg

egeben.

Das Unterhaus nahm mit 256 gegen 74 Stimmen den Antrag der Regierung auf Ungültigkeitserklärung der Wahl John Daley's für Limerick, da derselbe Sträfling ijt, an. Infolge eines Antrags Balfour's wurde James Iilliam Lowther zum Vorsißenden der Ausschüsse gewählt.

Rußland.

In der Umgebung von Zarskoje-Sselo finden, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgetheilt wird, in diesen Tagen größere Feldmanöver statt, bei welchen Versuche mit Luftschiffen, mit der Feldpost und anderen Armee-Einrichtungen gemacht werden. Gestern wohnten der Kaiser und die Ralferin, die Königin von Griechen- land und andere hohe Herrschaften sowie die fremden Militar Attachés den Uebungen bei.

Fialien.

Seitens der Kaiserlich deutschen Botschaft wurden gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, an das Ministerium des Aus- wärtigen 26 000 M übermittelt, welche aus der Ausstellung und der Wohlthätigkeitslotterie der Akademie der Künjte zu erlin zu Gunsten der durch das Erdbeben in Calabrien und Sicilien Betroffenen herstammen.

*) Aus Nre 197 d. Bl. in berihtigter Form wiederholt.

Jn einem bemerkenswerthen Artikel der „Riforma“ über die von seiten Frankreichs erfolgte Kündigung des Handels- ertrags zwischen Jtalien und Tunis wird die patrio- tische Einmüthigkeit der italienishen Presse konstatiert. Es andle sich nicht um eine einfahe Jnteressenfrage; vielmehr erwede die tunesishe Affaire in den Herzen der Jtaliener hittere Gefühle, welhe jedermann berücksihtigen müsse, der Repressalien vermeiden wolle. Die „Riforma“ fügt hinzu: wenn JFtalien sih \schadlos halten wollte, würde dies sicherlich nicht ohne shwere Schädigung der französishen Jnteressen ge- schehen fönnen, und spriht die Hoffnung aus, daß das auf die Kündigung folgende Jahr eine billige Lösung bringen werde. (s werde nicht die Schuld Ftaliens sein, wenn dies nicht der Fall sei. Bulgarien. Prinz Ferdinand von Cobura gab, wie „W. T. B.“ erfährt, vorläufig die Absicht auf, nah Varna zu gehen. Der rinz will in Sofia die Ankunft seiner Gemahlin und seines Sohnes erwarten.

Amerika.

Eine offizielle Depesche aus Havana vom gestrigen Tage bestätigt die heldenmüthige Vertheidigung von Emblago dur 18 Spanier gegen 200 Jrsurgenten. Die Spanier hatten 15 Verwundete. Der General beantragte, sämmtlihe Mann- haften, aus denen die Abtheilung bestand, zu belohnen. Marschall Martinez Campos bestätigte das über den Jnsur- gentenchef Mujicas verhängte Todesurtheil.

Jn der Republik Ecuador wurden, wie dem „W. T. B.“ aus Guayaquil von gestern gemeldet wird, die Ne- gierungstruppen unter General Vega in Portete von dem Seneral Senano, welcher im Dienste des Jnsurgentenführers Alfaro steht, geschlagen; der Oberst Talbot von den Regierungstruppen sei gefallen. Der Fall der Stadt Cuenca stehe bevor.

Asien.

Der britishe Gesandte in Peking ist nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ ermächtigt worden, von den chinesishen Behörden den Erlaß von Befehlen für eine vollständig befriedigende Untersuchung der Megzeleien von Kutscheng zu verlangen.

Usrika.

Die britishen Kreuzer „Arcthusa“ und „Fearleß“, welche von der marokkanishen Küste nah Tanger zurückgekchrt waren, gingen gestern von dort nah Gibraltar in See. Wie „V. T. B.“ meldet, griffen der Abdastamm und der Ducal- stamm an der Westküste, die fich beide im Zustande der Anarchie befinden, die Stadt Safi an; die fremden Konsuïin legten Protest ein.

Die in Begleitung des Obersten Leontieff aus Rußland zurückfehrende, in Alexandrien eingetroffene abessinische Mission begicbt sich am Freitag direït nah Abessinien. Die- selbe beabsichtigte, Jerusalem zu besuchen, gab jedo infolge eines Telegramms vom König Menelik, welches die Ge- sandichaft anweist, unverzüglih zurüctzukehren, diese Absicht

auf. Leontieff geht nur bis zur Grenze mit und reist alsdann einer Meldung des „Reuter'\hen Bureaus“ zufolge nah Nuß- land zurü.

Nachrichten aus dem Jnnern Abessiniens bestätigen, daß der italienishe Kaufmann und Jngenieur Capucci ih wohl befindet und niemals in Fesseln geiegt war. König Menelik lich ihm sein beshlagnahmtes Eigenthum zurücgeben.

Aus Majunga (Madagaskar) meldet eine amtliche Depesche nah Paris, daß General Duchèsne am 12. d. M. auf den Höhen in der Nähe von Andriba angekommen ist. Die Arbeiten würden beschleunigt, um diesen wichtigen Posien möglichst bald zu nehmen. Su mpffieber und andere Krank- heiten richten indeß, wie dem „Temps“ aus Suberbievilleberichtet wird, unter den Truppen wachsende Verheerungen an. Zwei und einhalb in Suberbieville liegende Bataillone hätten täalih 5 Todesfälle. Von einer beim Abmarsch aus Majunga 225 Mann starken Genie-Kompagnie wären 26 Mann in voll- ständig heruntergekommenem Zustande angelangt. Für Laza- rethe sei nicht vorgesorgt. Die Kranken lägen bei einer Hiße von 40 Grad unter Zelten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Zweite Vize-Präsident des Hauses der Abgeordneten, Geheime Sanitäts-Rath, General-Arzt der Landwehr Dr. med. Gra f- Elberfeld ist am Dienstag in Konstanz gestorben. Dr. Eduard Graf, geboren am 11. März 1829, war seit 1883 Landtags- Abgeordneter für den zweiten Wahlkreis des Ne- gierungsbezirks Düsseldorf und gehörte der nationalliberalen

artei an. Seit 1867 war er auh Vorsigzender des Aerztevereins des Regierungsbezirks Düsseldorf und seit 1869 Vorsißender des tiederrheinischen Vereirs für öffentliche Gesundheitspflege. 188 wurde cr Vorsißender der rheinishen Aerztekammer und tußerordentliches Mitglied der Wissenscaftlihen Deputation sür das Medizinalwesen, und als 1891 der Ausschuß der preußischen Aerztekammern sich konstituierte, dessen Vorsizender. Seit 1880 war Dr. Graf außerordentlihes Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamts.

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36, Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenietire zu Aachen.

Die erste Sitzung der Hauptversammlung wurde am Montag, den 19, August, Vormittags 9 Uhr, im Saale, der Erholungs- Gesellschast durch ten Vorsitzenden des Vereins, Maschinen- abrikant@a Lwowéki-Halle a. S. eröffnet. Nach einem kurzen Rück- lid auf das verflossene Geschäfejahr, in welchem ter Verein die Mitgliederzahl von 10000 überschritten hat, und an dessen Schluß die Bildung eines elsaß-lothringishen Bezirksvereins zu verzeichnen ist, hieß derselbe die anwesenden Gbrengäste willflommen. Von diesen sprachen der Ober-Präsident der Rheinprovinz, Wirkliche Regeime Rath Nasse, ferner der Bürgermeister Veltmann und der guettor der Technischen Hochschule zu Aachen, Professor Ine dem

erein die besten Wünsche für das Gedeihen der Verhandlungen aus. W Alêdann hielt Professor Inte einen Vortrag über neuere afserfraftanlagen in der Schweiz, in Deutschland an in Desterreih. Er kennzeichnete im allgemeinen die Wichtig- eit dieses Gegenstandes, nämlich Wasserkräfte an den von ele Natur gegebenen Stellen auszunußken und mittels eltrisher Uebertragung an die geeigneten Verwendungéorte A leiten, und gab dann einige Beispiele, welhe die vWführungearten unter vershiedenen Umständen kennzeihnen. Redner

hervor, wo 19 Turbinen von je 840

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hob die große Turbinenanlage zu Rheinfelden in der Nähe von Basel

f Pferdekräften, mit U maschinen gekuppelt, aufgestellt werden follen. Die elektrisbe Leitung überträgt dann diese Kraft auf eine Entfernung von 30 km. Eine andere Anlage foll am Leh bei Augsburg gebaut werden. Dort ist die Menge des Niedrigwassers sehr gering, sodaß, um das mangelnde Wasser zu Zeiten des Bedarfs hergeben zu können, ein großer Ausgleihs- weiher geschaffen werden muß. Ganz andere Verhältnisse herrschen wiederum an der Gasteiner Ache, wo ein sehr roßes Gefälle au8genußt wird; aber au dort soll ein Ausgleihsbecken im Falle wangelnden Wassers aushelfen. Der Vortragende kam \hließlih auf die Wasserverhältnisse Ostpreußens zu sprehen, welche er_in ministeriellem Auftrag untersuht hat. Er habe dort große Wasser- schâße gefunden, die zu verbältnißmäßig außerord[ntlih billigen Preilen zu verwerthen seien. Allein das Gebiet der Masurischen Seen liefere jolhe Kräfte im Betrage von 13 000 Pferdestärken.

Hierauf \prach Professor Schröter- München über Linde's Verfahren zur Sauerstoffgewinnung mittels ver- flüssigter Luft. Luft ist bislang nur in kleinen Mengen zu ver- flüssigen gewesen. Die Geseze, auf Grund deren diefer Vorgang statt- findet, sind indessen genau bekannt. Es ist nunmehr dem Professor Linde, Konstrukteur der bekannten Eismaschinen, gelungen, einen ganz einfachen Apparat zu ersinnen, mittels dessen Luft im großen Maße verflüssigt werden kann, sodaß eine tehnische Ausnußung der Erfindung möglich ist. Für die Verflüssigung der Luft find ein hoher Druck und eine erhebliche Temperaturerniedrigung erforderlich; letztere zu erreichen, ist der Kernpunkt der Aufgabe. Linde hat nunmehr eine Art Gegenstromapparat erfunden, der feine fkältende Wirkung fselbst- thätig steigert, etwa in der Art, wie eine umlaufende Gleilh- strom - Dynamo, bis eben Kondensation der Luft eintritt. Sogleich beim ersten Versuch wurde aus dem Versuchs8apparat eine Menge von circa 7 1 flüssiger Luft abgezapft, ganz entsprechend den Erwartungen des Erfinders ; es zeigte sich indessen, daß die flüssige Luft etwa 70% Sauerftoff enthielt, alîo erheblich mehr als die Atmo!phäre. Es liegt dies an den physikalishen Eigenschaften der beiden Bestandtheile der Luft, des Sauerstoffs und des Stickstoffs. Die vorliegende Thatsache benugt Linde nun mittels eines weiteren höchst sinnreichen Apparats, um die beiden Theile getrennt in flüssigem Zustande zu erhalten ; auf einer Seite läuft der Stickstoff ab, auf der anderen der Sauerstoff. Die Verwendung des leßteren für tehnische Zwecke dürfte nah Ansicht des Nedners große Erfolge zeitigen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Knappschafts-Berufsgenossenschaft.

Dein Verwaltungsberiht der Knappschafts-Berufêgenoftenschaft für 1894 entnehmen wir, daß sih die Zahl ter versicherten Personen auf 426 535 belief. Zur Anmeldung gelangten 38 241 Unfälle, d. h. 89 65 auf 1000 versicherte Personen (gegen 89,84 im Vorjahre), ent- \chädigungépflihtig wurden 4779 Unfälle oder 11,20 auf 1000 Ver- sicerte (10,60 im Vorjahre); tödtlihen Ausgang hatten 786 Un- fälle = 1,84 auf 1000 (2,18 im Vorjahre). Die Zakl der ent- shädigungépflihtigen Unfälle ist noch fortwährend im Zunehmen be- griffen, fie stieg von 6,16 auf 1000 Versicherte im Jahre 1886 auf 11,20 im Jahre 1894, also um 5,04. Die Gesammtkosten der Unfall- versicherung betrugen im Betriebsjahre über 8 Millionen Mark. Die von dem deutschen Berabau zur Durchführung des Unfallversicherungs- gesetzes aufgewendeten Mittel betragen seit dem Bestehen der Berufs- genofsenshaft über 52 Millionen Mark. Die anrehnungsfäbigen Lohnsummen betrugen für das Jahr 1894 nahezu 378 Millionen Mark; auf einen Arbeiter entfallen für das Jahr §885 4 Die Unfalllast, au3gedrückt in Prozenten der Lohnsumme, beträgt 2,19, im Vorjahre 2,15; auf einen Arbeiter entfallen 19,42 4 Unfallkosten, im Vorjabre 18,88 Æ, im Jahre 1886 7,55 46 107 Unternehmer zahlen über 95 000 M Beitrag, 104 Unternehmer 10000—25 009 Æ und 351 Unter- nehmer 1000—10 000 # Die Verwaltungskosten stellten \sih auf 6,7 9/9 der Jahresumlage gegen 6,3 9/6 im Vorjahre. Die Zahl der berufungtfähigen Bescheide betrug 13 544, gegen welche in 2585 Fällen Berufung beim Schiedêgericht erhoben wurde, d. #. 19,09 9/9. Gegen die Schiedegerichtsentsheidungen wurden 865 Rekurse beim Reichs- Bersicherungsamt eingelegt und zwar 76 vom Genossenschaftsvorstande und 789 ven den Verleßten oder deren Hinterbliebenen. Aus dem Vorjahre wurden 156 Rekurse übernommen. Das Reichs-Versicherungs8- amt entschied in 654 Fällen, 5 Rekurse wurden zurückgezogen ; 529 Fälle = 80,27 9/9 fielen zu Gunsten der Berufsgenossenschaft und 1% Fälle = 18,979 zu ihren Ungunsten aus. Gegen 39 Unternehmer wurden Ordnungéstrafen im Gesammt- betrage von 443 M4 verfügt (im Vorjahre gezen 64 Unternehmer 636 M). Am Schluß des Jahres 1894 waren für 13 887 Fälle Renten zu zahlen im Gesammtbetraae von über 3 Millionen Mark. Für eine Person ergiebt sih eine Durschnittörente von 3690/0 mit 998,09 4, die durhschnittlide VoUrente beträgt 633,52 4 Der

| vorliegende Bericht, der zehnte scit dem Bestehen der Berufsgenossen-

schaft, veranschauliht durch eine Reihe \tatistisher Tabellen und 4 Tafeln mit graphiswen Darstellungen die Entwicklung und das Wirken der Berufêgenossenschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Essen stand scit dem 14. d. M. vor dem Geschworenen- geriht cine Anklage wegen wissentlihen Meineids gegen den ehe- maligen Vorsißenden des Bergarbeiterverbandes Ludwig Schröder aus Dortmund und sechs andere Bergleute zur Verhandlung, die am Sonnabend mit der Verurtheilung sämmtlicher Angeklagten endete. Die Angeklagten hatten in cinem früheren Prozeß, in welchem es fih um Beamtenkbeleidigung handelte, unter ihrem Eide ausgefagt, daß der Gendarm Münter den Schröder, der aus einer Arbeiter- versammlung hinauëgewiesen war, wiederholt zu Boden gestoßen

habe. Nach den Verhandlungen in Essen svrahhen die Geschworenen '

Ludwig Schröder, ten früheren Bergmann Johann Meyer, fowie die Bergleute Gräf, Imberg, Beckmann und Wilkings des wissentlien, den Angeklagten Thiel des fahrlässigen Meineids shuldig. Das Urtheil lautete gegen Schröder auf 24 Jahre, gegen Meyer und Gräf auf fe 34 Jahre, gegen Imberg, Beckmann und Wilkings auf je 3 Jahre Zuchthaus und die Nebenstrafen; gegen Thiel wurde auf 6 Monate Gefängniß erkannt. ;

Aus Karlsruhe wird der „Frkf. Ztg." unter dem 18. August ges&ricben: Die Arbeiter in der Schrempp’schen Aktien- brauerei baben an die Direktion folgende Forderungen gestellt . Abschaffung der Küche (die Arbeiter erhalten aus der Brauerei ihre Befköstigung); Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit mit ein und einhalbstündiger Mittagöpause, Zahlung der Ueberstunden an Wogtentagen mit 40, an Senntagen mit 50 4 u. st. w. Die Direktion hat nur die Selbstbeköstigung der Arbeiter zugestanden, die übrigen Forderungen dagegen Atllckjewielen. Eine am Sonnabend abgehaltene Versammlung der Brauer machte die Forderungen der Schrempp’schen Arbeiter zu den ihrigen und ermächtigte das Bureau, diese Forderungen sämmtlichen Brauereien zukommen zu lassen.

Zum Ausstande der Glasarbeiter in Carmaux wird dem „W. T. B.“ aus Paris gemeldet: Mehrere Gemeinden senden Unterstüßungen nah Carmaux. Die Verwaltung der Glashütten be- {loß die Annahme neuer Arbeiter, um einen Ofen wieder anzublasen. Andere Oefen werden angeblasen werden je nah der Zahl der neuen Arbeiter, die sich melden werden.

In Dundee sind die Arbeiter der Fabriken, meistens Futearbeiter, in den Ausstand getreten; sie fordern, wie ,W.T. B.“ meldet, eine Lohnerhöhung von 10 9/9. Die Fabriken, welche 7000 Per- sonen beschäftigen, sind gestern geshlossen worden.

Fn Biel in der Schweiz haben ciner Meldung des Berner „Bund“ zufolge, sämmtliche Arbeiter der Brauerei Walter die Arbeit niedergelegt, weil der Arbeitgeber angebli die Vereinbarungen über die Arbeitsordnung und den Tarif nicht innegehalten haben fol.

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Auf den Eisenbahnen Elsaß-Lothringens wurden, nah der „Straßb. Korr.“, im vergangenen Monat Juli 1 501 927 Per- sonen und 966000 t Güter befördert, 137 080 Perfonen und 14215 Gütertonnen mehr als im Juli vorigen Jahres. Die Be- trieb8einnahme belief sich auf 4957 000 4, um 278 405 #4 höher als im Juli 1894. Für die vier Monate April bis Juli 1895 wurden im Ganzen 19 317 000 Æ vereinnahmt, 1 006328 Æ mehr als im gleihen Zeitraum des Vorjahres.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats August 1895.

Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistishen Bureaus berechtigte um die Mitte des Monats August der Sun der Saaten in Preußen zu folgenden Erwartungen (Nr. 1: eine sehr gute, Nr. 2: eine gute, Nr. 3: eine mittlere (durchs{chnittliche), Nr. 4: eine geringe, Nr. 5: eine sehr geringe Ernte): Winterweizen 2,7 (im Juli d. I. 2,6), Sommerweizen 2,9 (wie im Juli), Winterfpelz 2,6 (im Juli 2,4), Winterroggen 3,1 (wie im Juli), Sommerroggen 3,2 (wie im Juli), Sommergerste 2,7 (wie im Juli), Hafer 2,8 (im Juli 3,0), Erbsen 3,1 (wie im Juli), Kartoffeln 2,9 (wie im Juli), Klee (auch Luzerne) 2,7 (im Juli 2,8), Wiesen 2,7 (wie im Juli).

Diesen Zahlen sind in der „Statistischen Korrespondenz“ die fol- genden Bemerkungen beigefügt:

Die Witterungéverhältnisse haben sih im ganzen Staatsgebiete seit dem legten Berichte gänzlich geändert. Auf die Trockenheit, welche besonders im Osten außergewöhnlih lange angehalten hat, ist überall Regen gefolgt. In den Regierungsbezirken Potsdam, Frankfurt, Bresélau, Oppeln und Merseburg wechseln Berichtsbezirke, in denen über zu große Nässe Klage geführt wird, mit solchen, in denen es immer noch an genügender Feuchtigkeit fehlt, was darauf zurüczuführen ift ,_ daß zumeist nur strichweise fallende Gewitterregen auftraten. In Sigmaringen scheint trockenes Wetter vorherrschend zu sein. Die Niederschläge kamen für die Halmfrüchte allerdings zu \pät und konnten an dem Stand derselben nihts mehr ändern, von Nußen aber sind dieselben den Futterkräutern und Wiesen gewesen. Die häufigen Niederschläge in den lezten Wochen bhemmten die Erntearbeiten und wirkten s{hädigend auf die bereits gemähten Früchte. Es fälit dies um so mehr ins Gewicht, als besonders im Osten infolge der anhaltenden Dürre, welche zumeist mit außergewöhnliher Hiße verbunden war, die Halmfrüchte {nell und fast gleihzeitnig zur Reife gelangt find. Um ein Ausfallen der Körner zu verhindern, wäre daber ein möglichst \{chnelles Einernten nöthig gewesen; bei den täglich sich wieder- holenden NRegenschauern war dies aber vielfa unmöglih. Am meisten haben die Früchte in den Provinzen Hannover, Westfalen und Theilen des Rheinlandes durch das anhaltende Regen- wetter gelitten. Auch is wegen großer Nässe die Bearbeitung der Bracen und Aecker, besonders derjenigen mit \{chwerem Boden be- hindert worden und hat in einigen Bezirken ganz eingestellt werden müssen. 46 Berichterstatter melden Hagel]chäden gegen 49 im Bormonat. Betroffen wurden 37 landräthlihe Kreise und 1 Ober- Amt. In 32 Fällen war der angerihtete Schaden voy größerem, nur in 14 Fällen von geringerem Umfang. Am stärksten wurden ge- schädigt die Regierungsbezirke Lüneburg, Cassel und Trier. In einem Berichtsbezirk des Kreises Hanau wurde die Ernte mit Ausnahme des bereits eingebrabten Roggens nahezu gänzli vernichtet.

_Wäbhrend das Auftreten von Mäusen in den Vormonaten wenig

erwähnt wurde, wird diesmal besonders aus den Regierungébezirken Merseburg und Erfurt mitgetheilt, daß der durch Mäuse angerichtete Schaden cinen größeren Umfang angenommen habe. __ Was die einzelnen Fruchtarten anbetrifft, so ist der Weizen fast überall gemäßt, hat aber erst in einigen, zumeist östlihen Bezirken, welche in diesem Jahre infolge der im Mai und Juni herrschenden Dürre mit der Ernte den westlihen weit voraus sind, eingebracht werden können. Die Güte der Körner ist häufig durch Nässe be- einträchtigt, in den westlihen Provinzen wird theilweise über Aus8- wuchs geflagt.

Die Ernte des Roggens, welche im allgemeinen als beendet anzusehen ist, wurde durch den Regen fehr erschwert. Völlig un- beschädigt ist nur wenig eingebraht worden. In den hannöverschen und we tfälischen Bezirken hat derselbe zum theil nur feucht geborgen werden können, theilweise steht er jeßt noch auf dem Felde. Soweit über Probedrüsche bereits Aeußerungen vorliegen, lohnt der Roggen in diesem Jahre besser als im Vorjahre; gleichwohl dürfte, vorausgeseßt natürli, daß die Anbauflähen sh nicht wesent- lich geändert haben, die Menge des geernteten Getreides diejenige des Vorjahres kaum erreichen, da der durch Auswinterung verursachte Schaden angebli durch den reichlicheren Körneransaß nicht gedeckt wird. Der Strohertrag wird, wie bei den Halmfrüchten überbaupt, ganz erheblih hinter dem des Vorjahres zurückbleiben, in manchen Fällen bis zu einem Drittel, wogegen einzelne Erhebungs- bezirke auch eine ungewöhnli große Strohernte zu bergen hatten. :

Mit dem Mähen und Einbringen der Sommerung ist überall begonnen worden. Im Osten sind diese Arbeiten fast beendigt, im Mesten steht der Hafer noch häufig auf dem Halm. In den östlichen Provinzen hat diese Frucht durch anhaltende Trockenheit im Juni und Juli, verbunden mit zeitweiliger großer Hitze, so gelitten, daß auf eine volle Mittelernte kaum zu rechnen sein dürfte; zudem ist durch anhaltende, seit Anfang August niederg-hbende Regenschauer die Beschaffenheit des Strohes und der Körner vielfah geschädigt worden. Im Regierungs- bezirk Bromberg hat in Gegenden mit geringem Boden der Hafer garnicht gemäht werden können, ist vielmehr abgehütet worden. Im Regierungsbezirk Stralsund ist der Hafer stark vom Nost befallen ; besser lauten die Berichte aus den westlichen Provinzen.

Die Gerste, welche im allgemeinen gut lohnt, ist zum großen Theile verregnet und hat damit an Werth verloren. Abgesehen von einigen westlichen Bezirken, kann die Ernte derselben als beendigt an- gesehen werden.

Die Erbsea reifen infolge der nassen Witterung \{wer, ver- einzelt haben sie von neuem zu blühen angefangen. Jn den Schoten zeigen sich viele Maden.

Bei den Kartoffeln hat die nasse Witterung die guten Ernte- aussihten in vielen Bezirken nicht unwesentlih herabgestimmt. Konnte im leßten Bericht mitgetheilt werden, daß kranke Kartoffeln fo gut wie gar niht bemerkt worden seien, so kommen jeßt aus fast allen Bezirken Klagen darüber, daß sie entweder starke Neigung zur Fäule zeigen, oder sogar von derselben bereits ergriffen sind. Im Westen wird das Kraut {warz und welk und verbreitet cinen widerwärtigen Geruch. Besonders faulen Frühkartoffeln stark, während die späteren Sorten \sih widerstandsfähiger zeigen. Mehrfah melden die Bericht- erstatter, daß die Kartoffeln aus den Knollen frische Triebe treiben und zweiwüchsig werden.

Der Klee ist im Westen gegen den Vormonat etwas besser ge- worden und verspriht noch einen guten zweiten Schnitt. In den meisten östlihen Provinzen kam dagegen der Negen zu spät, um noch ein freudiges Wachöthum hervorzurufen. Der junge Klee ist im Osten, einige Berichtsbezirke ausgenommen, vertrocknet, doch steht zu erwarten, daß infolge der Niederschläge \ih viele s{chwache Pflanzen noch erholen werden; in den westlihen Bezirken \teht derselbe zum theil vorzüglich.

Auch der Stand der Wiesen ist, abgesehen von den Provinzen Westpreußen, Brandenburg und Posen, im allgemeinen besser als im Vormonat. Bei hoch gelegenen Wiesen, welche dur die Trockenheit völlig ausgedorrt waren, konnte der Regen eine wesentlihe Besserung nicht mehr bewirken; tiefer gelegene Wiefen aber unv Flußwiefen werden einen höheren Ertrag geben, als nah dêm Stande im Monat. Juli erwartet werden konnte.