1895 / 203 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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London, 24. August. (W. T. B.) Der Uniondampfer

.- „Trojan* ist beute auf der Heimreise in Southampton ange-

kommen. Der Castle-Dampfer „Methven Casftle* hat gestern auf der Ausreise die Canarischen Inseln passiert.

Theater und Musik,

Königliche Oper. (Kroll's Theater.)

Am Sonnabend ging Adam’s „Postillon von Lon- jumeau*” neu einstudiert in Scene und fand bei trefflidber Durch- führung, zu der alle Theile: Orchester, Solisten und Chöre, fast gleichmäßig beitrucen, die beifällige Aufnahme, welche diese musikalis und tertlih ergößlihe komishe Oper bei den Hörern und Zuschauern immer zu “inden pflegt. In der Titelrolle erfreute Herr Sommer durch seine weiche und fympathisWe Stimme, die fast überal volle Sicherheit und Festigkeit er- kennen ließ; auch darstellerisch löste der Sänger seine Aufgabe im wesentlihen mit Glück. Fräulein Dietrich gefiel als Magdalene durh die Anmuth ihres Wesens ebenso wie durch ihren reizvollen Gesangsvortrag. Dem Bijou gab Herr Krolop in Gefang und Spiel charakteristis%he Gestalt, und auch Herr Schmidt als Marguis konnte völlig befriedigen.

Lessing-Theater.

Von dem spanishen Dichter José Echegaray, der vor Jahren dur feinen „Galeoto* die Aufmerksamkeit des deutschen Publikums auf sih gelenkt hat, ershien am Sonnabend ein Drama „Mar iana“ auf der Bühne des Lessing-Theaters. Die hocgespannten Erwartungen der Zuschauer, welche hoffen durften, daß aus dem neuen Schauspiel ein in der Gestaltungsfraft fortgeshrittener und auêsgereifter Dichter zu ihnen sprehen werde, gingen nicht in Erfüllung. Die beiden ersten Akte, welche die Handlung klar einleiten und die Gründe für das unstäte und leiht erregbare Wesen der Heldin Mariana offenbaren, ließen noch die Hoffnung auf ein dramatisch bedeutendes Werk zu. In den beiden folgenten Akten verläßt der Dichter aber den Boden ruhiger und natürlicher Charakterentwickiung und führt neue Motive in die Handlung ein, die man forst nur in minderwerthigen Romanen findet. Mariana, eine Frau, diz durh ungewöhnlihe Schicksal?- und bittres Seelenleid den Glauben an die Güte des menschlichen Herzens eingebüßt hat, gewinnt unsere Theilnahme, wenn ihre Secle mit aller Willens- kraft si aufbäumt gegen die doch schnsüchtig erharrte Liebe. Aber im Verlauf der Handlung läßt der Dichter die wunderlicsten und unwahrsceinlichsten Zufälle in das Leben der Heldin eingreifen. In der entsetenévollen Erkenntniß, daß ihr Geliebter, Daniel Montoya, der Sohn des grausamen Verführers ihrer Mutter ift, reiht fie seinem Nebenbubler, dem Eeneral Pablo, einem älteren Manne, die Hand zum EChebund, und diefer 1ödtet als Rächer seiner Ehre seine bräutlihe Gattin, die er am Hochzeits- tage in den Armen Montoya's finde. Das Schauspiel Mariana’ ruft durch seine beiden leßten Afte den Eindruck der modernen französishen Sensationédramen hervor und ent- behrt ebensowenig wie dicse der grellen äußerlihen Effckte. Die Charakterzeihnung aller Figuren, die neben der Hauptpersen Mariana sfiehen, if unzulänglib; der Scenenbau läßt zuweilen die nöthige Sorgfalt vermissen. Im Dialog dagegen triit die feine dichterise Emrfindung und die lebhafte Phantasie, die {on den „Galeoto“ auszeichneten, aufs neue hervor.

Unter den Darstellern ragte Frau Reisenhofer als Mariana be- deutend hervor ; allerdings hatte auch nur sie eine sogenannte , danfbare“ Nolle, in der sie dur scauspielerishe Virtuosität glänzen konnte. Der jugendliche Liebhaber Herr Stockhaufen vermohte als Daniel Montoya sein Liebeswerben nicht durch starke Leidenschaft, die der Figur Individualität verliehen hätte, zu erläutern. Den General

ablo gab Herr Vorwerk in den gewohnten Formen, aber mit etwas iteifer Würde. Herr Merten hatte in einer Nebenrolle Gelegenheit, fich shauspiclerish auszuzeihnen. Neues Theater.

Am Sonnakend ging im Neuen Theater das Vaudeville ,Tata- Toto“ zum bundertsten Mal in Scene. Die Jubelvorstellung unter- fchied fich von den voraufgegangenen wenig. Die Mitwirkenden führten ihre Nollen abermals vortreflich durch; insbesondere waren die Leistungen des Fräuleins Leona Bergère als Tata-Toto und des Herrn Leopold Deutsch als Militär-Schulinspektor BVlanchard recht gute. Nach dem zweiten Akt wurden als Anerkennung sür die Künstlerschaft Blumen in sinnigem Arrangement und Lorbeerkränze in großer Zahl auf die Bühne gereiht.5}

In der morgigen Aufführung des „Hamlet“ im Deutschen Theater spielt Margarethe von Lazar zum ersten Male die Ophelia, Ferdinand Gregóri den Geist; den Hamlet stellt Josef Kainz dar, den König Emanucl Reicher, den Volonius Hermann Müller.

Das Lessing - Theater wird sich an den nationalen Erinnerungs- festen dur die Aufführung eines einaktigen Lebenébildes aus dem Kriegéjahre von Karl von Heigel betheiligen, das den Titel führt „Am Sedantag“. Das Werk, das nur eine einzige Rolle enthält, wird von Nuscha Buze dargestellt werden und sowohl am Sonntag wie am Montag der bereits angekündigten Aufführung des Moser- hen Soldaten-Lustspiels „Der Veilchenfresser“ vorangehen.

Mannigfaltiges.

Die Stäbe der 1. und 2. Garde-Infanterie-Division sind heute früh zu den Herbstübungen ausgerüdckt.

__ Einer alarmierenden Blätternachricht gegenüber ift, dem ,W. T. B.“ zufolge, authentish festgstelt worden, daß bei dem gesammten Garde-Korps in den leßten heißen Tagen nur vier Fälle von Hißschlag vorgekommen sind, von denen keiner tödtlih verlaufen ist; sämmtliche Kranke befinden sch auf dem Wege der Besserung. Am 22. d. M. i} allerdings eine größere Anzakl von Erschöpfungs- fällen vorgekommen, jedecch waren dieselben nur gewöhnliher Natur und gefahrlos.

Dem Bildhauer A. Kürle ist von der städtischen Bau- verwaltung die Anfertigung des Gipêmodells für eine Relief- darstellung, welhe zur Auéëshmückung der Stirnen der im Zuge der Wienerstraße im Bau begriffenen Brücke bestimmt ist, über- tragen worden. Das Relief soll die dem Pergamonfriese entnommene Gruppe der „Nyx im Kampf mit einem Giganten*" in verkleinertem Maßstabe darstellen. Gleichzeitig ist dem Bildbauer W. Wand- \chmieder zu gleitem Zweck die Anfertigung eines Gipsmodells (Reliefdarstellung) der „Athene im Kampfe mit einem geflügelten Giganten“ übertragen worden. Beide Reliefs (1,50 m im Durc- messer) sollen demnächst in Sandstein ausgeführt werden.

Die gestrige „Kaiser-Regatta“ auf dem Wannsee bot cin besonderes Interesse noch dadurch, daß zum ersten Mal zwei neue, auf ter Neptunswerft in Nostock gebaute Aluminiumboote theilnahmen. Der Erfolg, den beide Yachten tro ihrer verhältnißmäßig kleinen Seetakelage erzielten, läßt erwarten. daß das Aluminium als Material zum Bau von NRennyachten bald weitere Verwendung finden dürfte. Von den 30 gemeldeten Booten erschienen 28, alle Yachten ersten Ranges. An Preisen waren ausgeseßt, außer tem von Seiner Majestät dem Kaiser gestifteten Wanderpreis und dem Grünauer Trinkhorn für das absolut \chnellste Boot, Geldpreise für die relativ \chnellsten Boote aller Klassen, und zwar für die großen Yachten je 500, für die kleineren je 300 M Den Kaiserpreis ecrang das kleine Boct „Irrliht“ des Herrn E. Müller rom Neu-Nuppiner Klub. Der vorjährige Gewinner des Kaiserpreises, der „Klabautermann“ des Herrn Göttling, das größte Boot der diesjährigen Regatta, is auch diesmal mit Ehren aus dem Wettkampf hervorgegangen. Er erhielt das Grünauer Trinkhorn und den Preis der 1. Klasse. In der 2. Klasse kamen die beiden Alu- minium-Yachten in Frage. Nach 2 St. 15 Min. 36 Sek. gesegelter und 2 St. 11 Min. 2 Sek. berehneter Zeit erhielt das eine der- selben, die von dem Geheimen Reg.-Nath, Professor Owen konftruierte und gesteuerte „Susannc“ des Herrn Huldschinskly den ersten Preis.

Die hiesige Bäcker-Innung veranstaltet am 3. September eine Sedanfeier zu Ebren derjenigen Bäckermeister, welche an den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 theilgenommen haben. Das Fest findet in den Näumen des Innungshauses unter Mitwirkung der Gesangvereine „Kornblume“ und „Centrum“ ftatt.

Großbeeren. Am Denknal der Schlacht von Groß-

| beeren wurde gestern in übliher Weise das jährlihe Gedenkfest

gefeiert. Um 2 Uhr sammelten sch an dem Denkstein die Krieger, die Vereine tes Orts und die Schuljugend zu einem von dem Pfarrer Parisius abgehaltenen Festgottesdienst. Das Dentfmal war geschmüdckt. Nach der ernften Feier folgte ein Volksfest, zu welchem zahlreide Buden aufgeschlagen waren. Zur dauernden Erinnerung an die Sckchlacht von Großbeercn hat Pfarrer Parisius eine Festschrift verfaßt, welche bei der Feier ausgegeben wurde. Der Erlös foll der Arnme:1-

kasse zuflicßen.

Hannover, 24. August. Die Stadt bewilligte einen Vete- ranenfonds im Betrage von 20000 #Æ, dessen Zinsen jährlich ver- theilt werden sollen, und außerdem 10 000 # zu Ebrengaben für den diesjährigen Sedantag.

Cassel, 24. August. Die Deutsche Samariter-Ver- sammlung, welche hier tagte, hat, wie {on kurz mitgetheilt, die Gründung eines „Deutschen Samariterbundes* beschloffen. Zur Ausarbeitung der Saßungen und zur vorläufigen Ge- \ckchâftsleitung wurde ein Auétshuß gewählt, welhem nach erfolgter Kooptation angehören: Dr. Asmuß, Dr. Durens- Leipzia, Mappes - Frankfurt a. M., die Professoren Angerer und Brunn-München, Dießler-Düren, Kommerzien-Rath Dörgel, die Direktoren Kaoblauch, Max Schlesinger-Tanncwiz, Dr. George Meéyver - Berlin, Schult - Delißsh, General - Arzt Lindner - Cassel, Weigand: Chemnitz, Professor Zimmer, Dr. Solzin-Altona. Die Aufgaben des Bundes sollen nur der ersten Hilfe, nicht der Krankenpflege gewidmet scin. Ihre Majestäten die Kaiserin Auguste Victoria und die Kaiserin Friedrich ließen auf erfclgte telegraphishe Begrüßung seitens des Kongresses dem leßteren hultvolle Wünsche für die Erreichung der gesteckten Ziele aus\prechen.

Nach Shluß des Kongresses fand eine Vorführung der Leipziger

Rettungskolonne sowie des Dr. Hocnig’shen Fahrrades zum Krauken-

transport statt, dessen Zweckmäßigkeit allgemeine Anerkennung fand

München, 25. August. Anläßlih des 42. deutschen Ka tholifentags sind Kirchen und Hauptstraßen festlih beflag É Veber 3000 Fremde sind eingetroffen, darunter fast alle Zentruns, führer des eichstags und der Einzellondtage. Als Prâäfident des Aa ist Justiz - Nath Müller - Koblenz in Auéfigt ges nommen, als Erster Vize - Präsident Freiherr von Ow, früher Präsident der bayerischen Kammer. Bisher \ind fieten Er;. bishöfe und Bischöfe angemeldet, darunter der Erzbischof von Salzburg. Ferner trafen Missionore aus Afrika und Amerika, sowie Vertreter katholischer Institute aus Paris ein. Die Theilnehmer vers fammelten fich gestern Abend im Bürgerbräukeller. Nah dem Vor. trag mehrerer Musikstücke eröffnete Graf Preysing den Katholikentag und begrüßte die Mitglieder namens des Münchener Lokalcomités dankte den städtischen Behörden für ihr Entaegenkommen und {loß mit einer Huldigung für den Papst. Domfkapitular Stigloßer aus München brachte sodann ein Hoh auf Seine Königliche S den Prinz - Regenten aus. Rechtéanwalt Rump wies auf dis Jubel feier der großen Ruhmesthaten von 1870/71 hin und feierjs Seine Majestät den Kaiser als den Friedentfürsten. Bürgermeister Brunner hieß hierauf die Versammlung namens des Magistrats wil, kommen. Im Verlaufe des Abends sprach noch Pater Maurusz Hartmann, weler Grüße der Missionskongregationen Ost-Afrikzg überbrahte und die Entwickelung der afrikanischen Missionen \ildert- Dekan Hammer - Pfalz gedate der verstorbenen Zentrumsführer Mallinckrodt, Franckenstcin, Neichensperger und Windthorst. :

Meiningen, 2. August. In dem meiningischen Dorf Noë, dorf wüthete gestern cine Feuersbrunst, durÞd welche üb 40 Hâäufer eingeäschert wurden. Auch ift viel Bich verbrannt.

London, 2. August. Der an der Themse bei Black Friaz belegene Speicher von „Hanburys Wharf“, in welhem grofe »uantitäten von Getreide und Oel lagerten, is in der vergangenen Nacht abgebrannt. Die Bewohner der angrenzenden Häuser flohen panikartig îin Nacbtgewändern. Bei den Löscharbeiten waren 220 Feuerleute be Der Schaden wird auf 4 Million Pfund Sterl. geshätßt.

Paris, 26. August. „W. T. B.“ berichtet: Als einer der Ak- tbeilung{chefs des Bankhauses Nothschild in der Nue Laffitte, Jiamens Jodkovik, am Sonnabend Nachmittag einen an den Baron Rothschild adressierten Brief öffnete, welher zwischen zwei Kartonstreifen Sprengstoff entbielt, erfolgte eine Ex- vlosion, durch welhe Jodkoviß Verleßkunzgen am retten Auge und an der rechten Hand erhielt. Dec Staatse- anwalt und der Unterfuchungsrichter begaben sch an dem- selben Abend na dem Rothschild’ichen Hause. Der Ver- leßte fonnte die Fragen der Beamten beantworten, je- doch nur mit s{wacher Stimme. Er sei der Anficht, die Höllenmaschine habe aus zwei Platten bestanden. Der Umschlag babe denjenigen ähnlih gesehen, wie ihn die täglih bei Rothschild ein- gehenden Sendungen von Veranstaltern von Wohlthätigkeitswerken haben. Um die Platten aus dem Karton herauszunehmen, mufite man kräftig ziehen. Der Entzünder wurde fo in derselben Art in Thätig- keit geseßt, wie die Konfiseure es bei den Knallbonbons einrichten, wo der Entzündungsstof sih in der Mitte befindet und dort aufflammt. Nach späteren Nahhrichten sind die Verwundungen des Jodfkoviy nit so shwer, als man im Anfang geglaubt hatte. Es gelang dem Arzt, die Theilchen, welhe dur die Explosion in das Auge ge- kommen waren, aus diesem zu entfernen. Er hofft das Sehvermögen ¿u retten. Die Polizei neigt der Ansicht zu, daß das Attentat ein anaristisbes war. In Vic-fur-Cère, Departement Cantal, wurde ein ehemaliger Lehrer, Namens Bort, verha?tet, weil er der Urheber- schaft des Attentats verdächtig erscheint.

Palermo, 24. August. In dem Mühlen-Etablissemeit von Sommaco fand eine Kesselexplosion statt, durch wel& das Gebäude zerstört wurde. 6 Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Bisher sind 3 Leichen aufgefunden worden. 20 Personen wurden verleßt, darunter mehrere s{wer. Die Neltungearbeiten werden lebhaft betrieben. Die Bebörden und Militärabtheilungen eilten an die Unglücksf\tätte.

Brüssel, 25. August. Der heute früh 8 Uhr 7 Minuten von Brüssel abgegangene Expreßzug batte auf der Station Tir lemont einen Zusammenstoß mit einem daselbst haltenden leeren Züge. Der Bahnhofsvorsteher wurde getödtet; sonst wurde niemand veilekt.

Kopenhagen, 25. August. In der Nähe von Nanders in Jütland wurde in der Nat vom Donnerstag zum Freita, ein großes Meteor beobahtet, das bald mit einem donnerähnlice: Knall zersprang; gleich binterher wurde bas Niederschlagen zahlreiche Steine beobachtet, von denen einer gegen zwzi Pfund wog.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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bericht vom 26. August Uhr Morgens.

“Temperatur

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| Î | Stationen. |

in 9 Celsius 5C. = 42 R.

| | | Wind. | Wetter. |

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Belmullet. . Aberdeen . | S KGhristiansund| 757 |WNW )

Kopenhagen . | 764 |WSW 3\halb bed.

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Busen, auf ihrer Südseite starke westlihe Winde, zu Wisby Westn

Mittwoch: Die Weber. Donnerstag: Die Weder.

Deutsche Seewarte.

Stodholm .| 754 |W 6 halb bed. | Haparanda . | 746 2\bedeckt | Mosfau . .. | 760 |SW _1\wolfenl. 1) |

Kork Queenê- | | fon... | 761 |SW 4|Negen Gherbourg . | 768 S e es 765 |

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El 704 Hamburg .. | 767 Swinemünde | 766 Steufahrwafser| 765 ee 1 762 R 770 Münfier.. | 768 Karlsrube . . 770 Mieébaden . | 770 München .. | 771

2\wolkig | 12 3lheiter E: 13 5\wolfig2?) 14 4'balb bed.3)| 16 1'beiter L lbeiter) | 11 2\wolfenlos | 12 ftill\halb bed. | 11

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einem Prolog.

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Anfang Uhr.

6'bedeckt Oper in 1 Aft von Ferdinand Hummel. ) d 3|bedeckt Axel Delmar. In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur | Banés. Anfang 7# Uhr.

[4 Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Bajazzi. (Pagliacci.) Oper in 2 Akten und

gefeßt vom Ober-Regisseur Tetlaff. Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang 7ck Uhr. Schauspielhaus. DE E Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean —— zaptiste Molière. ; ; Y A s Shemniß . . | 770 SSW 2halb bed. | 11 | Fulda. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur Max Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. | Grube. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in | Chausseestraße, nahe Invalidenstrafe. 3 Aufzügen von Jean Baptiste Molière, mit Be- Freitag, den 30. August, Abends 7} Uhr: Erstes nußung der Wolf Graf Baudifsin’shen Ueberseßung. | Gesammtgaftspiel der Schauspielgesellshaft „Die In Scene geseßzt vcm Ober-Regisseur Marx Grube.

Theater.

172. Vorstellung. Die Schule | Sigmund Lautenburg.

In deutschen Versen von Ludroig

Th Dienétag: Hamlet. ordweststurm erzeugend, während O Ae, S Pamias über Zertral-Europa ein Hochdruckgebiet lagert mit | “ns ! R einem Marimum von über 770 mm über Süd- deuts{land. Ueber den Britischen Inseln ist der Luftdruck wieder in starker Abnahme begriffen. Bei ——— meist {wacher Luftbewegung is das Wetter in Deutschland kühl, im Nordwesten meist trübe, im | 1 übrigen ziemlih wolkig; vielfach ist Regen gefallen ; | ana 7t Vbr. | O 2ibe E die Temperatur liegt im Binnenlande bis zu 7 Grad SOD t unter dem Mittelwerthe. Ausbreitung der trüben

L : Witterung ostwärts wahrscheinli.

Mittwoch: Niobe. Unter vier Angen. Sonntag, Nachmittag: Heimath.

_—____ | Neues Theater. Siffbaucrdainm 44a. /5. REBRLA S E T E E S E E R TRIE F T E I E I

| Leßte Woche vou Tata-:Toto, i

Dierstag: Enfemble-Gaîtipiel der Mitglieder des | Gesanasposse in 4 Akten von Eduard Jacobson ut?

i As : Carl S@ulhße-Theaters (Ham burg)

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- des E Sb L Sia b D Vaude- | von Gustav Steffens, keine Vorstellung. E

3\wolki haus. (Kroll’s Theater.) 27. Vorstellung. Mara. | 2Ue in en nah BVilhaud und Varró von | wam: Mnn

bededt | t N Es Text e: Victor Léon und F. Zell. Musik von Antoine

Mittwoch, Donnerstag, Freitag: Tata-Toto.

Sonnabend, den 31. August 1895: Eröffuung Musik und Dichtung von N, Leon- | der Ee Sor Dum E Male: Ter cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene | natürliche Sohm. (Le fils naturel.) Schauspie : i PRant E n in 4 Akten und 1 Vorspiel von Alexandre Dumas. Frl. Stepkanie von Doectinhem de Rankf Deutsh von Paul Lindau. In Sc

Liliputaner“. Direktion: Carl 19 j L 3 Nofenfeld. Erstes Wiederauftreten der Liliputaner c Mittwoch: (Kroll's Theater.) 28. Vorstellung. | in Europa nab 5 jähriger Gastspiel-Tournée in den Die Meisterfinger von Nürnberg. Große Oper in | Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Zum

Theater Unter den Linden. Dienétag: Die Chansounctte. Operette in 3 Akten von Vittor Léon und H. von Waldberg. Musik von Rudolf Dellinger. In Scene gesett vem Ober- Negifseur Herrn Evstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Feder- mann. Hierauf: Großes Vallet-Divertifsement,

Lessing-Theater. Dienstag: Mariana. An- | arrangiert und entworfen vom Balletmeister I. NRei-

singer. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann, Anfang 7# Uhr. G

Mittwoh: Die Chansonnette. LHicrau!: Großes Ballet-Divertifsement.

Adolph Ernst-Theater. Dienêtag: Weges

Vorbereitung zu der Novität Paradebummler.

unter Leitung | Leon Treptow, Kuplets von Gustav Görß, Must

Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Laura Heye mit Hrn. Prem--

Lieut. Friy Stielow (Gr. Lobke b. Algermissen

Hildesheim). ; Verehelicht: Hr. Regierungs-Rath Ruffmann m!

(Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hans Frbrn. roi Nackniß (Sw{loß Ehrenberg). L Gestorben: Hr. Oekonomie-Rath Emil Lütti (Mönchpfiffel). Hr. Regierungs-Supernum{:0rk Hugo Mittrih (Berlin). Hr. Garnison-Dtl“ waltungs-Direktor Keller (Berlin). Verw. Ik Postsekretär Louise Kribel, geb. Schwarzer (Neisse)

Verantwortlicher Redakteur“ Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin-

ene geseßt von

Voranzeige.

und Theodor

1) Abends Gewitter und Regen. ?) Gestern Regen. | 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 6& Uhr. ersten Male: Die Neise nach dem Mars. | Druck der Norddeutï@en Buchdruekerci und Verlags

3) Gestern Regen. #4) Nebel. Uebersicht der Witterung.

oftwärts fortschreitend, liegt über dem Bottnischen

Schauspielhaus. 1 r ; i : Tasso. Schauspiel in 5 Aufzügen von: Wolfgang Eine ziemlich tiefe barometrishe Depression, nord- | von Goethe. Anfang 7#F Uhr.

173. Vorstellung. Torquato | Großes amerikani\ches Ausftattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern von Robert Breitenbach, Zahl der Mitwirkenden 200 Personen. Der Vorverkauf der Billets hat begonnen,

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 92. Sechs Beilagen : (einshlicilid Börsen-Beilage). (1423)

_Literatur.

Gesetze, Verordnungen 2c.

Berliner Steuer-Katehismus von A. Kühn, Ober- Stadtsekretär. Dritte Ausgabe. Berlin, R. v. Decker's Verlag (G. Schenck). Preis 2 A Nach der vollständigen Umgestaltung der Steuergeseße wird das vorliegende Buch den Steuerpflichtigen, die sich über thre Pflichten und Rechte Klarheit vershaffen wollen, hierbei gute Dienste leisten. Es bringt die zahlreichen Steuervor- schriften in gedrängtester Kürze zusammengestellt und so geordnet, daß deren Uebersicht sehr erleichtert ift.

NRechts- und Staatswissenschaft.

Die Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, unter Berücksichtigung der Geseßgebungsmaterialien, der Praxis und der Literatur erläutert und mit den Vollzugévorschriften herausgegeben von Robert von Landmann, Königlich bayerischen Staaté-Minister des Innern für Kirhen- uud Schulangelegenheiten. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. München 1895, C. H. Beckshe Verlags- buhhandlung. 11. Hälfte 3. (Schluß-) Lieferung (Bogen 65—94). Mit diefer leßten Lieferung liegt der beste Kommentar der Gewerke- ordnung, dem nur noch etwa der des KöniglißÞh württem- bergishen Negierungs-Direktors von Schicker zur Seite gestellt werden kann, vollendet vor. Das umfangreihe, sorgfälti ausgearbeitete und zuverlässige Werk unterscheidet sich auf das Vortheil- hafteste von anderen Gefeßesausgaben mit oft mühelos aus den Ge- sezesmaterialien und ergangenen Entscheidungen zusammengestellten Anmerkungen; es is ein wahrer Kommentar des Geseßes im Sinne der früheren Zeit, der niht nur Fremdes reproduziert, sondern fort- während auch die eigenen Ansichten und Anschauungen des Kommen- tators zum Ausdruck bringt: ein in jeder Hinsicht empfehlenêwerthes Hilfsmittel zum ausgiebigen Studium der Gewerbeordnung. In der Schlußlieferung find die neuesten, zu einzelnen Paragraphen ergangenen Entscheidungen nahgetragen und neu aufgetauchte Zweifel zu löfen versucht worden. Ein sehr ausführlies Inhaltsverzeichniß für das ganze Werk ist gleichfalls beigegeben.

Deutsche Rehtsgeshichte. Ein Lehrbuch von Dr. He in- rich Siegel, Professor an der Universität Wien. Oritte, ver- besserte und vermehrte Auflage. Verlag von Franz Vahlen in Berlin. Preis 11 (A Der Gegenstand, für dessen Studium dieses Buch als Leitfaden dienen foll, wurde von Heinrich Siegel zum ersten Male vor neun Jahren quellenmäßig behandelt. Das Erscheinen einer dritten Ausgabe des Lehrbuhs innerhalb so kurzer Zeit ist der deutlichste Beweis bleibender Anerkennung, deren das Werk sich verdienter- maßen erfreut; und die neue Auflage ist, das darf {on jeßt hier ausgesprohen werden, in noch höherem Maße dazu berufen, das Studium unseres vaterländishen Rechts zu fördern. Zwar is _das System dasselbe geblieben: die Theilung des ungeheuren Stoffes wurde {on in der ersten Auflage in der Weise durchgeführt, daß selbständig die \ogenannte äußere Rehtsgeschichte oder der Gang der Rechtsbildung im Zusammenhang mit der Rechtspflege und abgesondert hiervon die sogenannte innere

Rechtsgeschichte oder die Entwickelung des Rechts in seinem Inhalt ¡ur Anschauung gebracht wird, während der zweite Tbeil in vier Abschnitte zerfällt, von welchen der erste die Verfassungsgeschichte, der zweite die Geschichie des bürgerlihen Nechts, der dritte die Geschichte des Kriminal- rechts und der vierte die Geschichte des Nechtsverfahrens behandelt. Aber inhaltlih is im einzelnen noch viel verbessert und vermehrt, und diese Verbesserungen der um 120 Seiten stärkeren neuen Auflage beshränken sich keineêwegs auf die Ergänzung der Literaturangaben. Wesentlich erweitert ist u. a. die Geschichte des Kriminalrechts durh Erörterungen über die Arten der Missethaten, insbesondere über die Schädigungen von ungefähr, den Versuch, die Konkurrenz von Ver- brechen, die Theilnahme und den Rückfall, sowie dur die Geschichte einzelner Missethaten.

Bekämpfung des Gewohnheitsverbrechens. Von Landrihhter A. Bozi. Verlag von Otto Liebmann in Berlin.

__ Der praktishe Jurist, der nur zu häufig mit ergrauten Zucht- häâuslern zu thun hat, die immer und immer wieder dul der Anflage- bank erscheinen, die, kaum aus der Strafanstalt entlassen, sofort wieder ihr früheres Handwerk aufnehmen, legt #sch wohl oftmals die Frage vor, wie unsere heutigen geseßlihen Kampfesmittel anders gestaltet werden fönnten. Einer solhen Erwägung verdankt wahrsheinlih auch die genannte Schrift des Landrichters A. Bozi ihre Entstehung. Der Verfasser sucht darin zunächst den Begriff der Strafe und die bei ihrer Anwendung maßgebenden Grundsätze aus der gegenwärtigen Volksanschauung abzuleiten, unter- suht sodann das Gewohnheitsverbrechen seinem Wesen nach und zieht aus beiden Ergebnissen den Schluß auf die Strafbarkeit des Gewohn- heitsverbrechens. Als oberstes Prinzip der Strafrechtspflege stelt er den Say auf, daß für die Strafabmessung der Grad des in der That zum Ausdruck gekommenen verbrecherischen Willens den ausschließlichen Maßstab bilde. Gleihwie die Psychologen

und Physiologen, geht er bei seinen Betrachtungen ferner -

dabon aus, daß der gewohnheitêsmäßig Handelnde und damit der Gewohnheitsverbreher einen geringeren Willensgrad bethätige als derjenige. der eine Handlung das erste Mal begeht; und so ergiebt 0 für ihn im Gegensay zur herrschenden Theorie und Praxis die geringere Strafbarkeit des Gewohnheitsverbrehers gegenüber dem Gelegenheitsverbreher. Damit aber die gerihtlich für Gewohnheits- dabreher Erklärten nach verbüßter kurzzeitiger Freiheitsstrafe ihr L ndwerk nicht von neuem beginnen können, follen sie zwecks ihrer Vesserung in möglichst großen Anstalten, nit in Gesammtgebäuden, /ondern in Kolonien, in denen möglichst sämmtlihe Gewerbe trieben werden, untergebraht und in eine Umgebung ver- seßt werden, die nah Möglichkeit das Leben innerhalb der menschlichen Gesell haft wiedergebe und doch eine fortgesezte Beauf- sichtigung der Verbrecher ermöglihe, wo also der Dieb die Gelegen- heit zu ftehlen habe, aber fo lange fünstlich veranlaßt werde, troy der- selben nit zu \tehlen, bis die Gelegenheit zum Diebstahl in ihm en Aneignungswillen überhaupt nicht mehr errege. Unter den in 19 en Kolonien zu betreibenden Gewerben, die es ermöglihen müßten, xen Detinierten in demjenigen Erwerbszweig zu beschäftigen, welcher ihm in der Außenwelt seinen Unterhalt gewähren soll, habe die Lande wirthschaft die erste Stelle einzunehmen schon aus dem Grunde, weil der größte Theil der ODetinierten ihrem Lebenéberuf nach sogenannte Gelegenheitsarbeiter sein werden, die nah ihrer Rückkehr in die Außenwelt regelmäßig auf landwirthschaftliche Helhäftigung hingewiesen sind. Alle derartigen Leute künstlih zu Handwerkern zu erziehen, sei für fe selbst zwecklos, weil sie später in der Außenwelt als solche niht Beschäftigung finden würden, und se dem freien Handwerk dadurch eine dasselbe in hohem Grade bâdigende Konkurrenz herangezogen werde. Ein reiches Feld der Thätigkeit würden derartigen Kolonien nah Ansicht des Verfassers Fle Jahrzehnte hinaus die auch in Deutschland noch ausgedehnten Suden bieten, die der Umarbeitung unter gleichzeitiger Anlage von dindlen und Straßen harren. Wäre eine solche Gegend schließlich ur die Thätigkeit der Arbeitékolonie völlig kultiviert, sodaß die vor- jgndenen Arbeitskräfte nützliche Verwerthung dort niht mehr finden en so ließen sih aus dem dur den Verkauf der Ländereien L de ten Gewinne die Kosten der Verlegung der Kolonie an einen

eren noch unkultivierten Ort bestreiten. Berechtige und ver-

vflihte nun der Sicherungszweck den Staat, die erforderlichen Maß-

Berlin, Montag, den 26. August

regeln gegen den Gewohnheitsverbreher so lange zur Anwendung zu bringen, als die Wiederholung gleichartiger Verbrehen von ihn: zu besorgen sei, so leute andererseits auch ein, daß mit der Erreichung dieses Zieles auch jene Befugniß des Staats aufhöre und daß der Gewohnheitéverbreher, der eine ausreichende Garantie dafür biete, daß er die betreffenden Verbrechen nicht wiederholen werde, ein Recht darauf habe, seine Freiheit „wieder zu erhalten, ebenso wie der genesene Geisteskranke seine Entlassung aus der Irrenanstalt verlangen könne. Diefer Zeitpunkt, wo die Pflicht der Verwaltungsbehörde zur Be- s{hränkung des Gewohnheitéverbrehers aufhöre und damit das Recht des leßteren auf Freiheit existent werde, müsse auf Grund von Gut- achten der mit der Beobachtung des Verbrechers betrauten Beamten durch richterlihen Spruch auf Antrag des Staatsanwalts oder des den Zwangsmaßregeln unterstehenden Gewohnheitösverbrehers festgestellt werden.

Das wäre also im Grunde Zwangshaft von unbeschränkter, dem Ermessen des überwachenden Beamten überlassener Dauer, der wohl nur zu häufig durch die gerade von den Gewohnheitsverbrehern wäh- rend der Dauer ihrer Haft bei solher Regelung noch mehr, als {on bisber zur Schau getragene „Zuchthausfrömmigkeit“ (um einen Ausdru der Kriminalifstik zu gebrauchen) getäusht würde. Auf- fallend bleibt aber vor allem, daß der Verfasser den Widerspruch nicht merkt, in den er geräth, wenn er vom Standpunkt einer Geseßgebung aus, die straflos gelassene Delikte unter der Voraussezung, daß \olche gewohnheitsmäßig begangen werden, pönalisiert, auf der anderen Seite bei denjenigen Strafthaten, bei denen Gewohnheitsmäßigkeit niht geseßlihes Thatbestandsmerkmal fei, der Gewohnheit die Be- deutung eines allgemeinen Strafmilderungsgrundes zuerkannt wissen will. Die Grundanschauung des Verfassers könnte lediglih de lege ferenda Beachtung beanspruchen.

Biographie.

Biographische Blätter. Vierteljahrs\hrift für lebens- gescichtlihe Kunst und Forshung. Unter ständiger Mitwirkung der Professoren DDr. Michael Bernays, F. von Bezold, Alois Brandl, Aug. Fournier, Ludw. Geiger, Karl Glofsy, Eug. Guglia, Sigm. Günther, Ottokar Lorenz, Karl von Lüßow, Jakob Minor, Friedr. Natel, Erich Schmidt, Anton E. Schönbach u. A. herausgegeben von Anton Bettelheim. Verlag von Ernst Hof- mann u. Co. in Berlin. Preis jährlich (vier Hefte) 12 4, das Einzelheft 3,50 4A Band I, Heft 1 und 2. Thomas Carlyle leitet sein bekanntestes Buch „On heroes, hero - worship and the heroic in history“ mit dem Gedanken ein: die allgemeine Ge- schichte sei im Grunde die Geschichte der großen Menschen, die auf Erden wirksam gewesen sind. Auch wer die Richtigkeit dieser Auf- faffung von der Geschichte bestreitet, wird doh die ungemeine Wichtig- keit des Biographischen für tiefere geshihtlihe Erkenntniß anerkennen und darum den Plan der Begründung einer deutsden Vierteljahrs- chrift für die Pflege lebensgeshichtliher Kunst und Forshung mit Freuden begrüßen. na Anton Bettelheim der rechte Mann ist für die Leitung des Unternehmens, hat er durch zahlreiche werthvolle Ar- beiten auf diesem Gebiet zur Genüge erwiesen. Außerdem scht ihm eine stattlihe Reibe hervorragender Mitarbeiter zur Seite, deren Namen ausreichende Gewähr dafür bieten, daß auch die künftigen Hefte auf gleiher Höhe bleiben werden wie die vorliegenden ersten zwei, mit denen sich die neue Vierteljahrsschrift gläazend einführt. An der Spitze des ersten Heftes steht ein Meister - Essay von Alfred Dove, einem der berufensten Schüler Ranke's, über „NRanke?s Verkbältniß zur Biographie“. „Zur Methodik der Biographik“ läßt ih sodann der Berner Professor der Philosophie Ludw. Stein vernehmen. Den „biographischen Gehalt des altdeutsden Minnefanges“ behandelt Ant. E. Schönbach lihtvoll und selbständig. Und die för- dernde, erziehende Macht echter Biographien und Autobiographien findet in P. Rosegger einen kernigen Fürspreher. Eine biographische Urkunde von dauerndem Werth theilt der Direktor des Wiener \täd- tishen Museums Karl Glossy mit : den „Entwurf ciner Wiener Hof- und Staatszeitung“, den der berühmte Organisator und Erneuerer des Burg- Theaters Jos. Schreyvogel 1798 der österreichishen Regierung vorlegte. Dieser aropartg gedachte Plan einer encykl pädischen Zeitung wird dauernd einen Ehrenplat in der Geschichte der deutschen Publizistik behaupten. „Lebensläufe“ und „Todtenmasken“ geben: Vè. Bernays in seiner Gedenkrede auf Jos. V. von Scheffel; G. Fr. Knapp in dem Nachruf auf Hansen: ein Musterstück lebensvoller Erfassung einer einzig- artigen Perfönlichkeit; Max Haushofer in sciner warmherzigen Cha- rakteristik seines edlen Bruders Karl von H.; Ratel in feiner Ab- handlung über den Augsburger Naturforscher Nauwvolf. Aber nicht nur der Berühmtheiten, auch der „Biographie der Namenlosen“ wird gedaht durch R. M. Werner, der zugleich Typisches aus dem Leben armer Studenten berihtei. In den biographischen Mis- cellen werden vier GlückEwunschbriefe Böckh?s an Alex. von Humboldt und ein Brief Grillparzers an Paul Heyse mitgetheilt. An literarische Anzeigen und Besprechungen reihen \sich das „Stamm- buch eines Biographen“, in dem Goethe, Schopenbauer, Schiller, Cellini, Alfred von Berger als Zeugen aufgerufen werden für den Werth biographisher Kunft, sowie Autographen und Silhouetten von Goethe und Lessing und ein Bildniß von Alex. von Humboldt. Das zweite Heft zeichnet sich durch ebenso a auch der Gegenwart gebüh- rend gedenkenden Stoff aus. Den Fürsten Bièmarck und seine Be- deutung für die biographishe Betrachtung der Geschichte würdigt Erich Mardcks in einem gedankenreihen Aufsaß, der auch den Charak- teristikfen von Sybel und Treitshke gereht wird. Bismar{8 Schuljahre, durch ein ihn als Abiturienten darstellendes Titelbild illuftriert, schildert aus den Quellen Hans Kraemer. Dem Chedîro Ismail widmet Georg Ebers einen lehrreihen und zugleih unter- haltenden Nachruf; und Taine charakterisiert seinen Freund und Nach- folger in der Académie française Albert Sorel in ciner Meister- rede. Biographishes bieten der Direktor des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarhivs Alfr. Rittcr von Arneth in Wessenberg?s aus dem Jahre 1809 s\tammender Schilderung eines Be- such8 in Potsdam, der greise Maler Rudolf Lehmann in bezeihnenden Geschihten und Erinnerungen aus seinem Verkehr mit Franz Liszt und William Siemens, Erich Schmidt in den Reise- erinnerungen eines säsishen Geistlihen, der Hetdelberger Professor Georg Jellinek in einem fein ausgeführten Porträt von Adolf Erner. Der Botaniker Pringsheim findet einen Nefkrologisten in Emil Noth, und des erst vor einigen Monaten versterbenen Gustav Freytag wird einstweilen dur die Wiedergabe feines = anläßlih feines Doktor- jubiläums stattgehabten Briefwechsels mit der philosophischen Fakultät der Berliner Universität gedaht. Biographishe Schlagsätze von Sainte-Beuve, Gustav Freytag, M. v. Ebner- Eschenbach, Verse von C. F. Meyer und anderes geben weiter Zeugniß für die Viel- seitigkeit des neuen Unternehmens.

Kulturgeschichte. z

Friedrich von Hellwald's , Kulturgeshihte in ibrer natürlihen Entwickelung bis zur Gegenwart“ erscheint im Verlag von P. Friesenhahn (Leipzig) nächstens in vierter, illustrierter Auflage. Nach dem Tode des geistvollen Verfassers hat eine Reibe angesehener Fachgelehrten das Werk, welches s. Zt. viel Aufsehen er- regte, durhgesehen, ergänzt und bis auf die neueste Zeit fortgeführt. Die Ausgabe wird in Lieferungen erfolgen und soll im nächsten Monat beginnen. Im Ganzen soll das Werk drei Bände (gr. Lex. 89 à 19 6) oder 30 Lieferungen 1 #4) umfassen und mit

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1895.

über 600 Illustrationen, vielen Tafeln und Beilagen ges{chmüdckt sein. Nach dem vorliegenden Prospekt zu urtheilen, läßt sich eine reich und gediegen ausgestattete Publikation erwarten.

Literaturgeschichte.

Literarische Charakterbilder. Ein Buch für die deutsche Familie von Adolf Wilhelm Ernst. Mit zehn Bildnissen. Verlag von Konrad Kloß in Hamburg. Preis 4 (4 „In dem unaufhörlihen Einwirken des Einzelnen auf das Volk und des Volks auf den Einzelnen läuft das Leben einer Nation. Je kräftiger, viel- seitiger und origineller die Individuen ihre Menschenkraft entwickeln, desto mehr vermögen siezum Besten des Ganzen abzugeben, und je mächtiger der Einfluß ist, welchen das Leben des Volks auf die Individuen aus- übt, desto sicherer wird die Grundlage für die freie Bildung des Mannes.“ Diese Worte Gustav Freytag's enthalten eine treffliche Rechtfertigung der Herausgabe der „Literarishen Charakterbilder.“ Die Lieferungen 2—10 des nun vollendeten Werks bestätigen auch durchweg das günstige Urtheil, mit dem die erste begrüßt worden is. Nachdem das Be- deutsamste aus dem äußeren und inneren Lebens- und Werdegang des Sängers und Helden Theodor Körner aus seiner Zeit heraus ge- \{ildert worden war, folgen in den nächsten Lieferungen der gemüth- volle Deutsch-Franzose Chamisso und der gewaltige Dramatiker Heinrih von Kleist. An den Schöpfer des „Käthchens von Heilbronn“ {ließen sich Lessing, der literarishe Meformator, die beiden größten deutshen Dichter Goethe und Schiller, ferner Ludwig Ühland, der Sänger innig empfundener Volkslieder, Nikolaus Lenau, der s{hwermuthsvolle Deutsh-Oesterreiher, Friy Reuter, der ur- wüchsige Humorist und Schalk, und endlih Karl Gerok, der warm- herzige Dichter geistliher und weltfreudiger Lieder. Ueberall sind die neuesten Forshungen berücksichtigt. Mit Vorliebe hat der Verfasser den Briefwechsel der hier behandelten Dichter in den Bereich seiner Darstellung gezogen, dagegen mit nur einer Ausnahme: Lessing?s „Laokoon“ es unterlassen, eine Inhaltsangabe ver Dichtungen und eine eingehende s{chönwissenschaftlihze Würdigung der Werke unserer großen Dichter darzubieten, weil es ihm hier nur darauf anfam, in großen UÜmrissen auf die Bedeutung des betreffenden Werks für unser Geistesleben hinzu- weisen und den Leser für unsere Dichtkunst zu begeistern. In der That bringt der Verfasser eine s{ône Gabe mit, die in der modernen Literaturgeschihte selten geworden ist : er kann anmuthig, künstlerisch, ohne Pedanterie, {licht, warm und fesselnd ec- zählen. Und so hat er denn ein Familienbuch im besten Sinne des Worts geschaffen, an dessen Inhalt sich die Leser geistig und seelisch stärken können. Beigegeben sind als An- hang ein Personenverzeihniß und bibliographishe Notizen. Das erstere enthält dîe Namen aller bedeutenderen Männer und Frauen, die in dem Buch Erwähnung gefunden haben, kurze biographische Notizen und einen Hinweis auf ihre wichtigsten Werke. Die Bibliographie dagegen nennt einmal die Schriften, auf welche sich der Verfasser bei der Bearbeitung scines Buchs gestüßt hat, und giebt zum andern denjenigen Lesern, die, angeregt dur die Lektüre dieses Werks, den Wunsch hegen, sih eingehender mit dem Leben der hier behandelten Dichter zu beschäftigen, Fingerzeige für die Wahl ihres Studiums. Die zehn Bildnisse sind aus „Könnecke’s Bilder- atlas zur Geschichte der deutshen Nationalliteratur" entnommen.

Zeitschriften.

Die am 24. August erschienene „Sedan-Nummer*“ der „Illustrirten Zeitung“ (Verlag von I. J. Weber in Leipzig) (Einzelpreis 1 4 50 4) enthält folgende Abbildungen: König Wilhelm I. von Preußen, nah einer Porträtaufnahme aus dem Jahre 1871. Die Erstürmung der Anhöhe von Spichern bei Saarbrücken am 6. August 1870, nah einer Zeihnung von O. Fikentscher. Der Todesritt bei Mars-la-Tour am 16. August 1870, nah dem Gemälde von Professor Louis Braun. Graf Otto von Bismarck, preußisher Minister-Präsident. Hellmuth von Moltke, Chef des preußischen Generalstabs. A. Th. E. von Noon, preußischer Kriegs- Minister. Die Führer der deutshen Armeen. Fünf Porträts ch General von Steinmeß (Erste Armee), Prinz Friedrih Karl von Preußen (Zweite Armee), Kroaprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (Dritte e Kronprinz Albert von Sachsen (Maas-Armee), Groß- herzog Friedrich Franz 11. von Mecklenburg-Schwerin (Loire-Armee- Abtheilung). Nächtlicher Angriff der deutschen Korvette „Nymphe“ auf die französi]shen Panzerfregatien am 22. August 1870, Original- zeichnung von W. Stöwer. Die sächsische Artillerie bei Saint-Privat am 18. August 1870, nah einer Zeichnung von A. Beck. isode aus der Attacke des 7. Preußischen Kürassier-Regiments bei Rezonville am 18, August 1870, nach einem Gemälde von O. von Faber du Faur. Stellung der preußishen Garde bei dem Dorfe Givonne in der Schlacht bei Sedan am 1. September, nach einer Zeichnung von A. Beck. Zersprengte französische Kürassiere in der Schlacht beS Sedan am 2. September 1870, Originalzeihnung von Georg Koch. Erstürmung von Bazeilles durch die Bayern am 1. September 1870, nah einer Zeichnung von A. Beck. Bismarck's und Napo- leon’s Zusammenkunft auf der Chaussee Sedan—Donchery nah der Schlacht von Sedan am 2. September 1870, nah dem Gemälde von Anton von Werner. Die Proklamation des Deutschen Kaiserreichs zu Versailles am 18. Januar 1871, nach dem Gemälde von Anton von Werner. Einzug der deutschen Truppen in Paris am 1. März 1871, nah einer Zenting von A. Beck. Die Deutschen auf der Place d’Armes in Versailles 1871, nah einem Gemälde A E fessor Louis Braun. Die Krieger - Denkmale westlich von Met.

24 Abbildungen. Verschiedenes.

Die hygienischen Grundzüge der mosaishen Geseßz- gebung, Vortrag, gehalten für einen wohlthätigen Zweck am uar 1895 in der Aula des Friedrihs- Werdershen Gymnasiums zu Berlin. Von Dr. Adolf Baginsky, a. o. Se an der Universität Berlin. Zweite Auflage. Verlag von Friedr. Vieweg u. Sohn in Braunschweig. Preis 50 4 Z. In dieser Schrift wird der Nachweis zu führen gesuht, daß in der mosaischen Set die Gesetze der Ethik und Moral mit den Geseßen der Gesundheit im Einklang stehen, wobei nicht uninteressante Hinweise auf eine vor- geschrittene Kenntniß der infektiösen Krankheiten und einer sahgemäßen Bernichtung der Krankheitserreger eingeflochten sind.

Das neue R Ine Krankenhaus zu Hamburg - Eppendorf. Unter Mitwirkung von Dr. H. Curschmann, o. 6. Professor der klinishen Medizin in Leipzig, bearbeitet von Dr. Th. Deneke, Physikus in Hamburg. Zweite, vermehrte Auflage, mit Beiträgen von Dr. H. Schmilinsky. Mit einem Situations- plan und 25 in den Text gedruckten Abbildungen. Verlag von Friedr. Vieweg t. Sohn in Braunschweig. Preis 2 A 40 Â, Die vorliegende Schrift giebt eine genaue Beschreibung der Anlage und neuen Einrichtungen der im Titel genannten, nah Cursbinanns Ideen angelegten, von Kast und Rumpf in einzelnen Theilen ausge- bauten und vergrößerten Anstalt und dürfte nicht allein für alle in Frage fkTommenden sftaatlihen und fommunalen Verwaltungen be- achtenswerth sein, sondern au in den Kreisen der Aerzte Lefer finden, soweit sie ein Interesse am Krankenhauswesen haben. j

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