1914 / 123 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 27 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin O. nach Verwaltung der tragt worden.

u verseßt und mit der kommissarischen ortigen Königlichen Gewerbeinspektion beauf-

Finanzministerium.

_ Das Katasteramt Paderborn Il im Regierungsbezirk Minden ist zu beseßen.

Nicchtamlkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. Mai 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen sesecn nahmittag im Neuen Palais bei TEtam die Vorträge es stellvertretenden Chefs des Militärkabinetts und des Chefs

des Admiralstabes der Marine entgegen und hörten heute vor- mittag die Vorträge des Staatssekretärs des Reichskolonialamts und des Chefs des Zivilkabinetts.

Jn der am %2. d. M. unter dem Vorsiß des Königlich bayerischen Gesandten, Staatsrats Grafen von Lerchenfel d- Koefering abgehaltenen Plenarsi ung des Bundesrats wurde dem Zusaßprotokoll zur revidierten Berner Ueberein- kunft zum Schuße von Werken der Literatur und Kunst die Zustimmung erteilt. Die gleihe Beschlußfassung erfolgte zu den vom Reichstag angenommenen Entwürfen eines Geseßes zur Aenderung der 88 74, 75 und des S 76 Abs. 1 des Handelsgesezbuhs, eines Gesetzes gegen den Verrat militärisher Geheimnisse und eines Gesetzes, betreffend Aende- rung der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. Demnächst wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Goeben“ mit dem Chef der Mitteimeerdivision am 24. Mai in Dedeagatsh und S. M. S. „Breslau“ am 2. Mai vor Insel Thira eingetroffen.

Bayern.?°

Gestern vormittag fand in Oberwiesenfeld die erste Parade der gesamten Münchener Garnison vor Seiner Majestät dem König Ludwig statt. Nach der Parade mar in der Königlichen Residenz Militärtafel, bei der Seine Majestät der König in einer Rede laut Meldung des „W. T. B.“ ausführte:

Es set ihm eine Freude gewesen, Offiziere und Mannschaften beute bei der Parade in vortrefflihent Zustand zu sehen. Daß die bayerische Armee keinem der anderen Kontingente nachstehe, wisse er, Er gehöre ihr ja {hon über fünfzig Jahre an und habe Gelegen- beit gehabt, bei dem idealen Wettbewerb in den verschiedenen Manövern sich davon zu überzeugen. Wenn jede Armee, wenn jedes der fünfundzwanzig deutschen Armeekorps bestrebt sei, das beste zu sein, dann habe Deutschland nihts zu fürchten. „Sie wissen“, fuhr der König fort, „daß ih ein großer Friedensfreund bin, und ich hoffe, der Friede wird uns auch noch lange erbalten bleiben. Aber die Aufgabe der Armee ist: Sie muß si zum Kriege vorbereiten. Die Armee und selbstverständliß ich als ibr oberster Kriegsherr fürhten den Krieg nit, und sollte die baverishe Armee noÿh einmal unter dem Oberbefehl des obersten Bundesfeldherrn, Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen, in den Krieg ziehen,

- dann wünsche ih ihr neue Lorbeeren und Srfolge, getreu ibrer uralten Geschichte.“ /

Mecklenburg-Strelitz. gestern ausgegebene Krankheitsberiht über das Be-

Der Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs

finden lautet : Temperatur Abends 40, Morgens 37,1, Puls 88. Die Venen- entzündung ift niht weiter fortgeschritten. Nahrungsaufnabme und Kräftezustand find verhältnismäßig sebr gut. gez. Bier. gez. Schillba.

Oesterreich-Ungarn.

Bei Beginn der gestrigen Sißung der Oesterreichischen Delegation erteilte der Sektionschef Graf Forgach im Namen des Ministers des Aeußern Grafen Berchtold, der zu der nämlichen Zeit der Sißung der Ungarischen Delegation beiwohnte, Aufklärungen über die Vorgänge in Albanien. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ führte er aus:

Bei Tirana sei eine Revolte ausgebrochen, deren Ursachen an- sheinend in religiösen und wirtschaftlichen Fragen zu suchen seien. Anscheinend wirkten dabet auêwärtige Balkaneinflüsse mit. Die Meldungen der Blätter über den Umfang und die Intensität des Bauernaufftandes schienen übertrieben zu sein. Insbesondere habe fih bisher niht die Nachricht von der Niedermetzelung der Beys be- ftätigt. Gleichzeitig mit dem Ausbruch der Revolte babe ih der schon lange bestehende Gegensaß zwishen Effad Pascha und jeinen Gegnern in der Hauptstadt vershärft, die Essad des Einverständnisses mit den aufftändishen Bauern beshuldigten. Das Zusammentreffen dieser Parteigegensäße mit der Bauernbewegung erkläre die aufgeregte Stimmung, die aber in Durazzo si bereits zu legen beginne und boffentlih auch anderwärts bald fübler Veberlegung weihen werde. Auch diese Vorfälle sejen noch unaufgeklärt, und es sei un- möglich, insbesondere alle Momente zu beurteilen, die den Fürsten veranlaßt hätten, wie aus den italienischen Veröffentlichungen erhelle, auf den Rat des italienishen Gesandten, der eine allgemeine mgs fürhtete, die Fürstin und die Kinder auf ein Schiff in Stcher-

eit zu bringen, worauf er dann sofort nah Durazzo zurückgekehrt sei. Er wolle daher au allen voreiligen Kritiken über das Verhalten des Fürsten entgegentreten, der selbstlos cine verantwortungsvolle Kultur- arbeit auf E genommen habe. Es wäre sehr bedauerlich, wenn seine Aufgabe den jeßigen ernsten Momenten er- schwert würde. Der Optimismus, der dem Ministerium des E vorgewo:fen würde, gehe niht so weit, daß man behaupten wolle, es sei dem noch nit drei Monate regierenden Fürsten bereits gelungen, eine Bauernbevölkerung in eine Kulturnation zu verwandeln. Aufstände seien bei primitiven Völkern häufiger, aber von geringerer Bedeutung als anderwärts. Die Ereignisse erhielten ihre besondere Bedeutung nur dadurch, daß man aus ihnen eine Unstimmigkeit zwischen Oesterreih-Ungarn und Italien herauskonstruieren möchte. Ein Anlaß zur Unstimmigkeit sei aber in Essads Sturz nicht zu erblicken, sondern könne nur in Betracht kommen, wenn ber Tätigkeit gewifser in Albanien anwesender Zeitungs- Torrespondenten und ihrer Hintermänner eine ihr niht zukommende Bedeutung beigemefssen werde. Efsad nah seinem Sturze als italienishen Parteimann hinzustellen, set ges{chmadcklose Verbetzung. Das- selbe gelte von der unsinnigen Behauptung, Oesterreih-Ungarn hätte den Sturz Efsads herbeigeführt und dabei mitgewirkt. esterreih- Ungarn habe in Albanien als einziges Ziel die Erhaltung und Kon- solidierung dieses jungen Staates. Jeder, ver der Regierung dabei

L

in

cte Best ih-U tch e Vesterreih-Ungarn n anderen Zwecken haben. Bd außer den fkommandierenden noch verschiedene zufällig in Durazzo anwesende Europäer in den Dienst des Fürsten gestellt, darunter Ftaliener auch ein Holländer, Deutsche und Oesterreicher. Letztere waren Offiziere, die zur Ver- anstaltung eines Probeshteßens die von der inländishen Industrie der albantshen Regierung gelieferten Geshüße begleiteten. Es sei sehr begreiflih, daß diese Offiziere beim Ausbruch des Kampfes nicht untätig bleiben wollten. Man könne dtes selbstverständlich nur dem Zufall und dem Gebote unbedingter Not, keineswegs aber einem plan- igen Vorgehen zuschreiben. Von einem Ein reifen der vorsihtshalber na urazzo entsendeten österreichisch-ungari L Kriegsschiffe oder der zum Schuße des fürstlichen Palais und der esandtschaften gelandeten Detachements wäre natürli keine Rede. Es dürfte hierzu auch hwerlich kommen, da die österreihisch-ungarishe Regierung mit der italienischen darin überetinstimme, jede Einmischung tunlihst zu vermeiden. Im Falle eine längere Bewachung des Palais und der fremden Gefandtschaften durch europäische Truppen notwendig werden ollte, könnten eventuell die Landungsdetachements dur Kontingente der internationalen Besaßung von Skutari erseßt werden, worüber Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kabinetten im Gange seien.

Frankreich. j Der gestrige Ministerrat beschäftigte sih eingehend mit Frage der als unabweisbar erkannten Rentenanleihe.

Rußland,

Durch einen gestern veröffentlichten Kaiserlichen Befehl werden einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge die Reser- visten der Jnfanterie, der Artillerie und der Genietruppen der Dienstjahre 1907 bis 1909 in allen Gouvernements des europäischen und asiatishen Rußlands zu Uebungen ein- berufen. Ausgenommen ist der Militärbezirk von Kasan, wo nur die Reservisten des Dienstjahres 1907 einberufen werden. Die Dauer der Uebungen in sämtlichen Militärbezirken wird sechs Wochen betragen. Sie werden hauptsächlih im Herbst nah Beendigung der Erntearbeiten stattfinden.

Das Erste Departement des Reichsrats beschloß gestern, eine Voruntersuhung über den zum Staatsumsturz aufreizenden Jnhalt der in der Reichsduma gehaltenen Rede des Sozialisten Tscheidze anzuordnen. Jn der gleichen Sißung wurde beschlossen, in der Sache von 34 Abgeordneten, die von dem früheren Dumaabgeordneten Gololobow der Verleumdung durch eine in der Duma eingebrachte Jnterpellation angeklagt waren, in dem Sinne zu entscheiden, daß die drei Dumamit- glieder, die die Jnterpellation als erste unterzeichnet haben, vor den höchsten Gerichtshof zitiert werden. Die übrigen 31 werden nicht zur Verantwortung gezogen.

si dasselbe Ziel stecke, sei ibr Partelgänger. Andere Ziele

könne also auch feine Parteigänger zu dem kurzen Kampf in Durazzo hätten holländishen Stabsoffizieren

der

Jtalien.

Jn der Deputiertenkam mer gab gestern der Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano auf einige Anfragen eine ausführliche Darstellung der Ereignisse in Albanien.

Nach dem Bericht des „W. T. B." erklärte der Minister, die Lage in Albanien fordere von seiten der Negierung die aufmerksamste Sorge, weil damit ecnste Interessen Ftaliens verbunden seten, welches niemals und in keinem Falle zugeben könne, daß das Gleihgewicht in der Adria zu seinem Schaden verändert werde. Er werde die allge- meinen Richtlinien und die haupt\ätlihsten Grundsäße in dem Ver- halten, das Italien zu beobachten gedenke, andeuten, wobei er sich in den Einzelheiten einige Reserve auferlegen müsse. Andere Länder hätten in der ersten Zeit ibrer Unebhängigkeit nicht germgere Schwierigkeiten zu über- winden gehabt, als Mbaniere Man müsse hoffen, daß sie auch in

[banien zu einem guten Ende kämen. Die au enblidcklichen Schwierigkeiten müßten mit heiterer Rube und mit fatbereiter und vorsichtiger Energie ins Auge gefaßt und ihre wahre Natur und Trag- weite ohne Uebertreibung oder Abshwächung betrachtet werden. Die internationale Befezung von Skutari und die umsichtige Handklungs- weise des englischen Obersten Philipps vermögen {were Verwite- lungen im nördlichen Albanien zu verhindern. Ein gutes Stüd Weges zur Lösung der Schwierigkeiten in Südalbauien fet au hon zurüdckgelegt. Aber seit etwa 14 Tagen seien Ge- rüchte von einer Unzufriedenheit in Albanien entstanden, wo dam ein Aufstand ausgebrochen sei, der teilweise einen fozialen und agrarish-demokratischen Charakter, teil- weise den einer muselmanischen Erhebung gegen die befürchtete Vorherrschaft der cristlihen Minderbeiten zeige, zum Teil aus der herkömmlichen Abneigung der Albanesen gegen die Zahlung von Steuern, gegen obligatorischen militäris{hen Dienst und gegen die Gefamtheit der Anforderungen etnes modernen westeuropäischen Staatswesens berrühre, die in der Wahl eines europäischen Fürsten ihren Ausdruck gefunden, obgleich auch der Wunsch der ¿tvilifierten Muselmanen in dieser Nichtung gegangen wäre. Da der Aufstand Durazzo bedroht habe, so seien sofort Verteidigungsmaßregeln erforderli gewesen, die jedo durch lebhafte Meinungsverschiedenheiten ¿wischen den holländischen Gendarmerieoffizieren und dem Kriegsminister Efsad Pascha beeinträchtigt worden wären. Bisher sei kein Beweis für den von verschiedenen Seiten gehegten Verdacht erbracht worden, daß der Kriegsminister Hintergedanken gehabt hättê. Aber die Tatsache, daß der Fürst und die holländishen Offiziere diesen Verdacht gehegt hätten, babe die Verteidigung Durazzos gegen eine Gefahr für die Hauptstadt, den Fürsten und die Regierung Albaniens, eine Gefahr, die die etnen für schr groß und unmittelbar bevorstehend, die anderen für weniger {wer gehalten hätten, \{chwieriger und weniger wirksam gemacht.

Darauf gab der Minister eine genaue Darstellung der Vor- gänge, deren Hauptpunkte folgende find:

Am 17. Mai erreichten die Meinungsverschiedenbeiten zwischen Efsad Pascha und dem holländishen Major Schleuß ihren Höhe- punkt. Am 18. Mai dauerten fie fort; ein Abschiedsgesuh Cfsads wurde abgelehnt, Schleuß aber blieb Stadtkommandant. Da die Nachrichten aus dem Innern immer bedenklicher lauteten, wurde das italienishe Geshwader auf Wunsch des Fürsten von Valona zurückberufen und traf in Durazzo ein. Die holländischen Offiziere trafen Anstalten zur Verteidigung der Stadt. In der Nacht zum 19. Mai um 23 Uhr wurden zwei {were Geschütze, die fürz- lich mit unserer Zustimmung aus Oesterreich - Ungarn geliefert worden waren, während wir Gewehre lieferten, aus der Umgebung der Stadt unter dem Befehl des Majors Schleuß in die Nähe des Fürst- lien Palastes gebracht; dies war die Folge eines Verdachts gegen Essad, der in seinem Hause und in der Nachbarschaft seines Hauses etwa hundert Bewaffnete verborgen hielt, von denen Major Schleuß eine Gefährdung des Fürstlihen Palastes und der Stadt befürchtete, während die Aufständishen von außen herannahten. Um 34 Uhr erhielten Gruppen von bewaffneten Nationalisten Beéfehl, sich näher um Essad Pashas Haus jusammenzuziehen. Major Schleuß machte sich selbst auf den Weg dorthin, nachdem er Befehl gegeben hatte, bei den ersten Gewehrshüssen das Feuer zu eröffnen. In der Nähe von Essads Haus an- gekommen, befahl er den dort aufgestellten Leuten, die Waffen nieder- zulegen. Ein Feuergefecht war die Folge, bei dem ein Mann getötet und zwei Mann verwundet wurden. Von den darauf abgegebenen sieben Kanonenschüssen trafen zwei das Dach von Essads Haus. Dieser erklärte darauf, ps den Italienern ergeben zu wollen. Der italienische Geschäftsträger begab sich darauf zu fsad, der ihn ersuchte, ibn unter Eskorte bewaffneter Matrosen an Bord bringen zu lassen. Dies

geiSab zu allseitiger Befriedigung. Nach weiteren Besprechungen und erhandlungen und einem etwa erundzwanzigstündigen Aufenthalt an

Bord des österreichish-ungarischen Kreuzers „Szigetygr*

Essad Pasha den Wunsch, nach Italien gebra®&t L G: Am 19. Mai fand vor dem fürstlißen Palast eine Sym athi} seeues von etwa vierzig sogenannten Nationalisten, die E ad p eindlih gesinnt waren, statt. Die Nationalisten durhstreiften 2M die Stadt bewaffnet und mit sie eh lihen Meinung, daß Effad Pascha den italienischen Einfluß rey, tiere; sie tadelten die Vertreter Ftaliens und gaben threr reude k Efsads Sturz Ausdruck. Diese Freude aber war von kurzer 9, denn zwet Tage später war die Lage gründlih zu ihrem Nactelle, hoben. Heute sind viele unter Efsads Feinden in Albanien mutigt und andere, besonders Muselmanen, zu seinen Gunsten estim, aber in Albanien ift alles das herkömmlih, vorüber chen wandelbar. Die in der vorher egangenen Nacht au die À einbarten Zeichen hin gelandeten Matrosen blieben an Land, um) Palast und die Gesandtschaften zu \{chüßen, und die Naht wo, ruhig. Am 20. wurde Efsad Pascha, nachdem er eine Grklärung j ohne Zustimmung des Fürsten nah Albanien zurückehren zy wol unterzeihnet hatte, in Begleitung des italienischen Dragomang Ÿ den italienishen Dampfer „Benghasi“ gebracht, der sofort nah Brin abging. Am selben Tage ersuchte der Fürst die Minister, im Anb, bleiben. Am 21. Mat Vormittags fand vor dem Palast Loyalitätsbezeigung statt von etwa bundert Mann aus Croja und 1 etwa hundertundzwanzig katholishen Malissoren, welche der Fi aus eigenem Antriebe aus Skutari hatte kommen lassen, welche si ihm zum Schuße des Palastes zur Verfügung stel, Außerdem langten von Skutari der holländische Offizier Kroon p etwa fünfzig Gendarmen, der General de Veer und der bolländi Major Thompson aus Valona an. Am 22. gaben die Minister Demission infolge von Maßregeln des Stadtkommandg Majors eus die sie für unverträglichß mit ihrer Stelly hielten. Der Fürst aber drang in sie, im Amte zu blen Da Gerüchte aufgetreten waren, daß die Anwesenheit y katholischen Malifsoren lebhafte Aufregung bet den Aufständistg hervorgerufen habe, drang der italienishe Gesandte dartj man mödte keinen Anlaß zur Eotfesselung des Religion hasses geben, der die Lage nur noch mehr verwiteln wür daß man demnach dke Malissoren sobald wie mögli entferne,

Abend maïschierten holländishe Offiziere mit einer Abteiluy Gendarmen und Malissoren, zwei Maschinengewehren und einy Kanone nah Kawaja, wo auch ein Aufstand ausgebrochen war, 9, 23. Mai erfuhr man, daß die Expedition in Kawaja mit du Aufständischen zusammengestoßen sei, g?gen die die Malissoren nid kämpfen wollten, da sie, wie sie sagten, nur zum Schuße des Fürsin gekommen seien. Die Malifsoren kehrten in fleinen Grudtg nach der Stadt zurück. Die Gendarmen und Freiwilligen wur in kleinen Kämpfen mit den Aufständischen zurückgesclagen. Vi holländische Offiziere und etwa 30 Gendarmen sowie zwei Maschin gewehre fielen in die Hände der Aufständishen. Es gab Tote u Verwundete, und die Panik wuchs, Obwohl der Fürst und d Fürstin sih anfangs sträubten, ents{lossen sie sich doch, wie ibun geraten wurde, fih mit ibren Kindern und dem Hof auf j „Misurata* einzuschiffen. Infolge von Verhandlungen des italh, nishen und des rumänishen Gesandten sowie des österreiisj, ungarischen Gesandtshaftsrats und der englishen und französis Delegierten der Internationalen Kontrollkommission mit Aufständischen hielt man es für raisam, daß der Fürst wieder j Palais zurückfehrte. Er begab \sich mit der Fürstin dorthin mh unterzeichnete einen Geleitbrief, der den Aufständischen gesart wurde. Alle Italiener vom Gesandten und Admiral bis zum leßta Matrosen haben mit ruhiger Sicherheit ibre Pflicht getan. 24. Mai kam der holländis&e Hauptmann Sarr nach Durazzo u) teilte mit, daß die Aufständishen nur mit der Kontrollkommissigz unterhandeln wollten, die sie au mit Achtung aufnahmen und der sy ihre Wünsche, nämlich Rückehr zur ottomanishen Herrschaft c Intervention Europas, ausdrückten. Den UVeberredungskünsten ta italienishen Dragomans gelang es, sie zur Auslieferung der E fangenen zu bewegen. Die Lage bleibt dunkel und die Verhandluntn estalten sich {chwiertg, weil die

esfrohen Mienen und in d

d

undisziplinierten Masse- zu verhandeln. Inzwischen hat man anw fündigt, daß Schleuß von Durazzo nach Südalbantien ges{itt werden würde.

Die dargestellten Tatsachen, die daraus ih ergebende Lage un die für die Zukunft möglichen Ereignisse bildeten und bilden zwis mir und dem Grafen Berchtold den Gegenstand lebhaften Meinunçs austaushes, der von dem gegenseitigen Vertrauen und der völliza Loyalität geleitet wird, die stets die feste Grundlage unserer herzlida und intimen Beziehungen gebildet haben und sie auch fernerbi bilden werden. Das Ergebnis dieses Meinunasaustausches lf sih folgendermaßen zusammenfassen: Erstens find Jtalien un Desterreih jeßt wie früber einmütig entschlossen, die Kos solidation des albanishen Staates und die Autorität de Fürsten zu wünshen. Die jüngsten Ereignisse können die in de Epirusfrage einmal getroffenen Entscheidungen nicht mehr ändern. Auch hierin sind Italien und Oesterreih völlig einmütig. Zweiten werden beide Regierungen alle Anstrengungen machen, um eine be waffnete Intervention in Albanien zu vermeiden; sie wollen so {nl wie möglih die zur Sicherheit des Fürsten, seiner Familie und der Gesandtschaften in Durazzo gelandeten Abteilungen zurückrufen. Drittens find die beiden Regierungen naffirlih unter der Vorau? seßung, daß die anderen Mächte zustimmen, übereingekommen, daß eine Abteilung der tnternationalen Truppen aus Skutari nah Durazi gesandt werde. Die italienische Regierung hat in diesem Sinne Schritte bei den anderen Regierungen unternommen und seit sie noŸ fort. Viertens, die beiden Regierungen sind einig in dem Wuns, daß die internationale Kontrollkommission gegenüber den augenblid- lihen Schwierigkeiten und mit den ihr am zweckdienli{sten erschei nenden Véitteln die albanishe Regierung wirksam unterstüze, um dit Schwierigkeiten dieses fkritischen Augenblickes zu überwinden. Üebrigent ist die Tätigkeit dieser Kommission, abgesehen davon, daß sie si in threr eigentlihen Aufgabe als nüßlih erwiesen hat, auch bei den leßten Ereignissen in Durazzo durhaus unseren Absichten entsprechend, ebenso bei den Verhandlungen mit den Aufständl- hen in Epirus zweck8s freundschaftliher sung der Epirusfrag!, die sie vorbehaltlih der Zustimmung der albanischen Regierung zu gutem Ende führen wird. Fünftens, auf die Bemerkung unsere Botschafters in Wien, daß ohne Wissen der ôsterrethis{ch-ungariscken Regierung einige Leute, die als Freunde Oesterreih-Ungarns be- trachtet werden könntea, vielleicht an den leßten Ereignissen tel- genommen haben könnten, hat Graf Berchtold erwidert : Wenn einige Albanesen, die als Freunde Oesterreih-Ungarrs gelten, si an der Vorbereitung der Nebellion in Durazzo beteiligt haben sollten, so find sie in keiner Weise dur die österreihisch-ungartsche Regierung beeinflußt oder geleitet worden, die im Gegenteil nit die Absicht hat, fich in die inneren Angelegenheiten Albaniens einzumischen, o wie es den Vereinbarungen mit der italientshen Negierung entspricht Wir werden es ebenso machen. L

Es ift ein großer Fehler, besonders in Ländern wie Albanien urt Aethiopien, wenn irgendeine Macht den Anschein erweckt, als ob sit thre Interefsen mit der einen oder anderen lokalen Persönlichkeit in den Ländern identifiziert, in denen wenigstens noch für einige Zeit di Bedingungen für ein sicheres N niht erwartet werden fônnen. Gedanken, Wille, Interessen» Macht und Glück der Führer und ihrer Anhänger wechseln leiht. Wir müssen mil allen einflußreihen Männern in Albanien freundschaftlihe Be ziehungen unterhalten, aber wir müssen unseren Einfluß auf das Vertrauen gründen, das unsere Politik der alban|- hen Nation einflößen muß, unsere Politik, die keine terr torialen Ziele es und nur darauf gerichtet sein darf, di Unabhängigkett Albantens zu feitigen, das wirtshaftlihe (Gedeihen des Landes zu entwickeln und es immer mehr an unseren Hanbdelé- gütern, den Werken der Zivilisation und friedlihem Fortschritt teil- nehmen zu lassen, ohne uns Jllusionen und blindem Optimiemut hinzugeben, noch au übertriebenem Pessimismus zu verfallen, Wir

Führer der Aufständischen \ich I orgen halten und es beinahe unmöglih ift, mit der unwissenden 1

verden u der H pbbringen lassen. Wir wissen, daß alle die

he und für alle jese 9 ndere M erbüten, weittragende Ereignisse eintreten, auch fole, die auf

zu

je Ru driat wicht “uns M gf gefährliße Abenteuer verwidelt werden

ra Interessen und unsere Würde unverleßzt erhalten, ebenfo die

se

litik,

eren en vertrauensvoll, daß das Zusammenwirken aller großen

dite, deren

d U vihtiger Faktor des Gleihgewihts in

talien hat in den legten Jahren dank dem Tripolisunternehmen hne Stellung im Zentrum des Mittelmeeres gesichert und n Wege, seine Stellung auch im östlihen Mittelmeer wird sie auch in der Adria fest und unershütterlih erhalten.

rd gut [el egierung în

s durch noch so senfationelle Episoden und Zwischenfälle N Sorge für die großen und bleibenden BieilMenfälle Männer, die in Versammlung fißen, gleihviel welher Partei sie angehören, Zukunft den Blick auf die Fürsorge für d dauernden Interessen unferes Landes über jede jeden Eindruck, jede Gemütsregung zu stellen Albanten können troß unserer Anstrengungen,

10 en un rwagung werden. In

m Balkan zurückwirken oder auf die Machtverhältni e fen Meere, wo wir ein Yebensinteresse E v Leid der Kräfte zu erhalten. Dieses Gleichgewicht darf keinesfalls erem Schaden oder zum Vorteil irgend einer großen oder aht uns gegenüber verschoben werden, wenn unfer Land foll. Wir wollen

die wir in voller Uebereinstimmung mit unseren Ver, treiben zu dem Zwecke, dieses Gleichgewicht zu erhalien, und

Ae ja im besien Sinne friedlih sind, die Aufgabe esterreih-Ungarns in Albanien erleiltern wird, der Adria ist. ist auf zu bera S8 sein, wenn im Ausland alle Welt weiß, daß die italtenische ihrer Tätigkeit für dieses wichtige Ziel der Zukunft des

h des jeßt und immer, wer auch auf diesen Bänken sitzen “g einmütige Unterstüßung des Parlaments und des Landes

ben

wird.

Jn der sih anschließenden Debatte wurde die albanische

litik der Regierung vielfach als den wahren Jnteressen des ndes widerstreitend bekämpft, insbesondere auh von republi- ischen Rednern, die sih beklagten, daß das gegenseitige Miß- uen zwischen Oesterreich und Jtalien den jeder realen Grund- je entbehrenden neuen Staat geschaffen habe, und daß die

ziehungen nicht nur zu Serbien und Griechenland, ch zu den Mächten der Tripleentente getrübt seien.

sondern Ein

dner sprach die Hoffnung aus, daß Sir Edward Grey die

itiative zu einer Jntervention aller

Großmächte ergreifen

de. Die Debatte wurde dann geschlossen.

Spanien.

Der König hat einen Erlaß unterzeichnet, wona, wie T. B.“ meldet, alle ausländischen Wertpapiere, die

Spanien zirkulieren und gehandelt werden sollen, einer

inishen Steuer unterliegen und mit einem spanischen

V

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laufstempel versehen werden müssen. Jn der Deputiertenkammer wurde die Marokko- atte gestern fortgeseßt. Der Sozialist Pablo Iglestas erklärte obiger Quelle zufolge, das Vorgehen Spaniens in Marokko für das Land von Nachteil Venn Spanien Marokko aufgebe, so würde das Gleigewicht Mittelmeer nit erschüttert werden, aber wenn das Gleich- dt einmal, aus gleidviel welhem Grunde, aufhörte, so würden Arbeiter einen Weltkrieg zu verhindern wissen. Jglesias meinte, Spanien sich durch #Frankreißh und England habe ver- lassen, nach Marokko zu gehen, und fügte hinzu, er sagen hören, daß die Besepung von Zeluan einzig auf Willen des Königs zurückzuführen set. (Zwishenruf Mauras:

nals!) Iglesias warf dem König vor, die internationale Politik

ceinflussen, und sagte, jedermann wisse, was nach der portu iesishen lution gesehen fei. Der König gebe und nehme den Ministern Macht. Da Jglesias seine Aeußerungen wiederholte, fo kam es bhasten Zwischenrufen der Ministeriellen, worauf Ministerielle, alien und Republikaner wild durceinanderschrieen. Einige teriele Abgeordnete verließen ihre Pläße und \hrieen den tólifanern zu : Es lebe der König! Die Republikaner antworteten dem Rufe: Es lebe die Nepublik! Der Präsident hob die Ing auf.

Dänemark.

Der König und die Königin sind gestern nacht von Reise nah den ausländischen Höfen wieder in Kopenhagen troffen.

Griechenland.

Die Deputiertenkammer hat gestern nach einer Meldung V. T. B.“ den Gesetzentwurf, betreffend die Abtretung Insel Saseno an Albanien, in erster Lesung an- men.

Serbien.

Ver Finanzminister brachte gestern in der Skupschtina Jeseßvorlage über außerordentliche Kredite für die B e- [nung und Ausrüstung der serbishen Armee Sesamtbetrage von 122823 866 Dinar ein. Wie T. B.“ meldet, sieht die Vorlage für die Bewaffnung der erle und Jnfanterie 92 407 042, für die Ausrüstung irmee 21 295 565, für die Ausrüstung der Genietruppe 29 und für die Sanitätsausrüstung 2 000 000-Dinar vor. \redite werden zu gleichen Teilen auf die Jahre 1914, und 1916 aufgeteilt. Jhre Deckung erfolgt bis zur Auf- è einer konsolidierten Anleihe durch provisorische Zahlungs- gements zwischen dem serbischen Staat und den Fabriken ungsweise den Bankinstituten durh Ausgabe von Bonds urze Fristen und prolongierbare Wechsel. Die erforder- Annuitäten für den Zinsendienst werden in das ordent- Slaatsbudget aufgenommen.

Albanien.

bie Mal issoren, die kürzlich zum Schuße des Fürsten Eurazzo abgegangen waren, sind gestern auf dem öster- en feinen Kreuzer „Admiral Spaun“ nach Skutari gekehrt. Der Fürst hat ihnen seinen Dank für ihre ische Bereitwilligkeit ausgesprochen.

[ % des Zentralblatts für das Deutshe Reich“, egeben fin Yeicbsamnt des Innern, vom 22. Mai 1914 Enden Inhalt: onsulatwesen: Bestellung; Entlassung; j Mtigungen zur Vornahme von Zivilstandshandlungen; Hturerteilung. Finanzwesen: Nachweisung von Einnahmen der Tofte und Telegraphen, sowie der Reichseisenbahnverwaltung eit vom 1. April 1914 bis zum Schlusse des Monats April arine und Schiffahrt: Erscheinen des Nautischen Jahrbuchs fn s und Tafeln für das Jahr 1916. i und Steuer. reichnis der Reichsaufsichtebeamten für Zoll- u , Polheiwesen: Aitaetang vam Ausländern aus dem. Reichs-

Parlamentarische Nachrichten.

ie Berichie über die gestrigen Sißungen des Herren- v aufer Tat dea auses der E Ae ocbueién befinden \ih

in der Ersten und Zweiten Beilage.

Kunft und Wissenschaft. Ausstellung von Werken alter Kunst.*) (Königliche Akademie der bildenden Künste.)

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Neben der Malerei treten Plastik und Kunstgewerbe in die zweite Neihe zurü. N gelang es auch hier, mit wenigem starke und einheitlihe Eindrüde zu erzielen. Ein eigener Naum ver- einigt erlesene Stücke der Auna, James Simon. Es war ein glückliher Gedanke, der deutshen Kunst, die unter den Gemälden fast vershwindet, hier eine um so würdigere Vertretung zu schaffen. Vor allem solche Arbeiten sind ausgewählt, deren \{chöne Erhaltun ein möglichst getreues Bild ihres ur- \prünglißen Zustands vermittelt. Unler dent Altarfiguren fesselt eine süddeutshe, vermutlih \{wäbische, Madonna gleihermaßen durch den Liebreiz threr Ss wie durch die herrliche Vergoldun des Gewandes, zwei Eichenholzstatuen vom Niederrhein, Elisabet und Katharina, die leßtere der Sammlung Schwarz entstammend, durch die dekorative Geschlossenheit des Entwurfs. Eine Bischofs- büste, die vielleicht nah Tirol gehört, zeigt die Kunst des späteren 15, Jahrhunderts auf dem Uebergang zu feiner Individualisierung und Vergeistigung des mens{lihen E Der niederländtische Shnigaltar, wertvoll \chon durch seine unversehrte Er- haltung, i eines der Stücke, die in den Brüsseler und Antwerpener Werkstätten in großer Menge für den Export hergestellt wurden, und die noch in weiter Ferne von ihrem Heimat- land, an der Ostsee, in Schweden, am Rhein, in Spanien si finden als Zeugnisse von dem Anschen, das die niederländishe Kunst genoß. Das hier ausgestellte Beispiel hat seinen historishen Wert vor allem in der Bezeihnung mit der Marke „Bruesel", die seine Herkunft ur- kundlich festlegt. Die größten Schätze birgt jedoch die Vitrine mit den Kleinplastiken. Unter den vielen Reliefshnitereien der nieder- ländishen Schule, die den gleihen Gegenstand behandeln, ist die „Vermählung Mariae“ der Sammlung Simon eine der vornehmsten und erfreulichsten. Das Typishe der \chmalen, {lanken Erscheinungen in ihrer carafkteristischen Zeittracht prägt sich nicht minder ein als die getstvolle Be- lebung der einzelnen Köpfe. Aehnlihe Werte birgt die heilige Ursula, der etwas von der Unschuld und der stillen Grazie Memlingsher Schöpfungen anhaftet. Die Gruppe von dret singenden Engeln und die reizende Verkündigung führen {on hinüber in eine andere Zeit, in die Renaissance, die troß der Zierlihkeit des Formats die Vorliebe für den raus{enden Shwung der Gewänder und eine reihere Füfle der körperlihen Erscheinung nit verleugnet. Auch die ¡wei leidenschaftlich bewegten Figürhen „Maria und Johannes unter dem Kreuz“, die A Netichenheim-Oppenheim ausstellt, verraten den Geist dieser Epoche um 1520. Ihre Heimat ist das bayerishe Donau- gebiet, wo Hans Letnbergers mächtige Persönlichkeit und Altdorfers Malerei stilbildend wirkten. Unter den deutschen Schöpfungen späterer Zeit sei nur auf die graziösen Bleimodelle aus der Werk- statt Naphael Donners hingewiesen, jenes Wiener Meisters, tve Einfluß auf die Bildnerei des Nokoko in ganz Süddeuts{chland spürbar ist. Das Gebiet der italienishen Kleinbronzen ist im Anschluß an Wilhelm von Bodes Sammeltätigkeit von ciner ganzen Anzahl pri- vater Liebhaber gepflegt worden. Die Stücke aus dem Besiß der Herren W. von Düksen, Eduard Simon, W. von ann- wiß füllen eine größere Anzahl von Schränken. Schon allin die Schönheit des Materials, das an vielen Stücken eine prachtvolle Patintierung zeigt, mat es begreiflih, wie diefe kleinen Kunstwerke edelster Art von altersher die begehrtesten Schätze in der Hand des Sammlers bildeten. Jn der etgenartigen Veränderung der Oberfläche sind sie sogar den prunkvollen kunst- gewerblihen Erzeugnissen aus Gold und Silber überlegen. Unter den leßteren fallen die von Pannwißshen Stüdcke, von denen ein Teil der Sammlung Rothschild entstammt, am meisten tn die Augen. Zwei große Doppelbeher aus Nürnberg seten genannt, wetl sie interessante Beispiele für eine Richtung des Kunstgewerbes sind, die man gemeinhin ers im 19. Wahrbundert sucht. Diese Becher in der Art des Hans Petzold ahmen am Anfang des 17. Jahrhunderts ganz bewußt die \pezifis gotischen Formen der Buckelung und des Laubwerkornaments nah. Einige wenige, aber um fo wertvollere Majolikateller besonders {n der aus Gubbio mit Motiven des Pinturichio ergänzen glüdlich den kostbaren Silbershaÿß. Den Hauptschmuck des großen Raumes Ges und eine der Zierden der ganzen Ausstellung bilden vier große G obelins aus der berühmten Serie, die nach Zeichnungen des Barent van Orley etwa 1527 in Brüssel hergestellt wurden, in der- selben Werkstatt übrigens, aus der auch die Naffaeltapeten des Kaiser Friedrih-Museums stammen. Der klare, großzügige Ent- wurf dieser alttestamentlichen Historien, der Weiträumigkeit mit macht- voller Bewegung verbindet, s{hafft einen Eindruck von unüber- trefflichem festliGen Glanz. Die Teppichfolge, deren Geschichte M bis zur Entstehungszeit zurückverfolgen läßt, {chmüdckt heute das Schlo Moschen bei Kujau und gehört dem Grafen Tiele-Winckler. Thy D.

Literatur.

Handbuch neuzeitlißer Wohnungskultur. Empfangs- und Wohnräume. Verlagsanstalt von Alexander Koch, Darmstadt. Zu den früher ershienenen Bänden über peisezimmer, Herren- und Schlafzimmer hat der Herausgeber, Hofrat A. Koch, in gleiher Aus- stattung den Band erscheinen lassen, der uns über die Empfangs- und Wohnräume, mit ten dazu gehörenden Wohndtelen, Musik- und Damen- zimmern, wie sie die heutige Zeit bildet, unterrihten \oll. Der Herausgeber besißt ein geshultes Urteil, um aus der Fülle dec Produktion, die leider oft nicht künstlerisch befriedigt, die Werke herauszusuhen, die in ihrer Auffassung und Aus ildung einen wirklihen künstlerisch:zn Wert besißen und sih infolge- dessen über die Durchschnittsleistung erheben. Die meisten der abgebildeten Einrichtungen deuten auf eine höhere und feinere Wohn- kultur, die einer gesteigerten Lebenshaltung angemessen ist, Tro der Verschiedenheit der Werke, wie sie aus der Phantasie des Kün tlers, dem Geschmack des Besibers, den größeren oder geringeren An- sprüchen erwächst, erscheinen alle zusammengebörig, aus ciner Zeit stammend; alle zeigen eine Zusammenfassung des Raumes oder der ganzen Wohnung zu aer Gesfamtwirkung, bei forgsamer Ausführung und Behandlung des Einzelmöbels, das nah Form und Dekoration immer in einander ähnlichen E gebildet wird. Den Empfangsräumen charakteristisch ist eine mehr konventionelle Haltung ; eine sparsame Möblierung mit kostbaren Stücken läßt eine fkühlere zurückhaltende Stimmung aufkommen. Die Wohndielen, die zum längeren Verweilen bestimmt find, tragen wesentlich wärmere Züge. Freundliche Farbentöne der Paneele oder Wandbes nnungen, solide gebaute Möbel in kräftigen Formen sind hier am laße und follen dem Naum etnen durchaus persönlichen Ausdruck verleihen. Im Musik- zimmer kann eine Ausbildung nach der heiteren wie der ernsteren Seite erlaubt sein ; in kletneren Verhältnissen dient ed, ebenso wie das Damen- zimmer, zuglei als Empfangsraum. Lekteres überschreitet bereits den unentbehrlihen Nupraum, und fo lebt #ch mit Ret im Damen- zimmer ein reiherer Shmucktrieb aus, der dem persönlihen Geshmack der Hausfrau gerecht werden soll. Der Band enthält über 250 große, meist ganzseitige Abbildungen, dabei 14 Septatondrucke und 4 farbige Beilagen. Die technische Ausführung der Abbildungen ift

* Vergl. Nr. 114 und 117 d. Bl.

vorzüglih; die Wiedergabe einzelner Möbel in größeren Aufnahmen und vieler Vebegu@egegenslände machen das Werk zum Studium für Architekten und Kunstgewerbler sehr geeignet. Auch der Late wird an dem Gebotenen Freude haben und hter manche Anregung finden. Der Preis des Bandes wie auch der früheren trägt einfach braun gebunden 16 , in weißem Original-Fapanhand 20 6.

Handel und Gewerbe.

n der heutigen Sißgung des Zentralaus\chusses der Neis bank besprach der Vorsizende, Präsident des Reichs- bankdirektoriums Havenstein, die vorliegende Wochenübersicht und führte unter allseitiger Zustimmung aus, daß zu einer Aenderung des Diskontsaßzes puyes keine Veranlassung vor- liege. Demnächst genehmigte der E die Zahlung einer Abschlagsdividende von 13/, Proz. auf die Erträge dieses Jahres für die Reichsbankanteilseigner und die Zulassung einiger Stadtanleihen zur Beleihung im Lombardverkehr der Reichsbank.

(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe“ \. i. d. Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 27. Mai 1914.

In Gegenwart Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin wurde, wie ,W. T. B.“ berichtet, gestern, Vormitiags 113 Uhr, die feierlihe Einweihung des mitten im Grunewald belegenen Turn- und Spielplatzes der Berliner staatlichen Hochschulen vollzogen. Der Feier wohnten u. a. bei der Minister der geistlihen und Unterrihtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz, der Minister für Landwirtschaft usw. Freiherr von Schorlemer, die Spizen der Behörden, die Rektoren der Hohshulen und Vertreter der Studentenschaft. Nah einem Gesangsvortrage eines Chors von Studierenden nahm der Staatsminister D. Dr. von Trott zu Solz das Wort. Er wies in seiner Rede darauf hin, daß sih jeßt überall ein frisches, fröhlißes Leben der Jugend in freier Natur rege. Neuerdings habe auch die akademishe Jugend sich diesem Ziele zuges wendet. Der Staat habe zu dem Werk, das nunmehr seine Weihe empfange, den Play und die Mittel zur Aas hergegeben. Gr folle dem edlen Sport des Turnens und des Spiels dienen und, da die Hauptstadt 14 000 Studierende habe, fo sei zu ermessen, daß ein folher Play nötig gewesen sei. Er übergebe den Plaß dem Kuratorium, an dessen Spiye der Rektor der Berliner Universität stehe. Der Rektor der Universität, Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Planck dankte in einer Ansprache im Namen des Kuratoriums und der Hochschulen. Es folgten dann turnerische und \portlihe Vorführungen, die zugleih als Veranstaltung des dritten Berliner akademischen Turn- und Sportfestes gelten. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten folgten den Vorführungen mit Interesse. Den Schluß machte der Bortrag des Neiterliedes aus „Wallensteins Lager“, worauf der erste Vorsißende des Berliner akademishen Turn- und Sportaus\{ufses Dr. Zeidler ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König ausbrahte, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Unter Hurrarufen verließen bald darauf die Majestäten den Sportplag.

Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrih von Preußen hat die Schirmherrshaft über die Gesellschaft zur Forderung des Instituts für Seeverkehr und Welt- wirtshaft an der Universität Kiel, „Kaiser Wilhelm- Stiftung“, übernommen. Diese Gesellschaft, deren zahlreihe Miit- glieder fih über ganz Deutschland verteilen, hat den aus\chlteßlichen

wed, das anläßlich des Regierungsiubiläums Seiner Majestät des

aisers und Königs ins Leben gerufene Kieler Institut bei der Durch- führung seiner Aufgaben, die ihm als weltwirtshaftlihem Forshungs- und Lehrinftitut obliegen, zu unterstüßen. Präsident der Gefellschaft tft der Konsul H. Diederichsen in Kiel. Als Vertreter des preußischen Ministers der geistlichen und Untecriht8angelegenheiten ist der Kurator der Universität, Konsistorialpräsident Dr. Müller, in den Verwal- tungsrat der Gefellshaft abgeordnet worden.

Zur Feier des argentinischen Unabhängtigkeitstages veranstaltete vorgestern der Deutsh-Argenttnishe Zentral- verband zur Förderung wirtschaftlicher Interessen ein Festmahl im Hotel „Esplanade“, zu dem ih die Mitglieder und gela*ene Gäste zahlreich eingefunden hatten; u. a. waren, wie »W. T. B.“ berichtet, zugegen: der zurzeit in der Heimat weilende deutsche Gesandte bei der argentinishen Republik Dr. Freiherr v. d. Bussche - Haddenhausen, der hiesige argentinische Geschäfts- träger Herr F. Quintana, der deutshe Gesandte in Guatemala Wirk. lie Geheime Legationsrat Dr. Lehmann, der kolumbishe Gesandte Dr. Michelsen, der Kaiserlihße Gesandte a. D. von Pilgrim-Baltazzi, der chilenishe Gesandte Dr. Cruchaga, der uruguayishe Geschä“ts- träger A. Massón. Von Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden waren u. a. erschienen der Direktor im Ministerium für Handel und Gewerbe Lusensky, der Geheime Legationsrat Dr. Grunen- wald vom Auswärtigen Amt, der Geheime Regierungsrat Flach vom Reichsamt des Innern, der Oberstleutnant off- mann und der Major Lange vom Krkiegsministeritum. Zu Beginn des Festmahls brate der Vorsitzende, Konsul Waetge, einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus. Freiherr von dem Busshe-Haddenhausen leerte sein Glas auf Argentinien und dessen Präsidenten. Außerdem \prahen noch der argentinishe Ge- schäftsträger Quintana, der Militärattaché Oberstleutnant Pertiné und der Dberst von Below. Das Fest verlief glänzend und in ausgezeichneter Stimmung.

A. F. Die „Brandenburgia“, Gesellschaft für Heimatkunde, besuchte auf ihrer jüngst unternommenen Wanderfahrt die. Dörfer Golm und Eibe, westlißh von Potsdam. Dr. Netto - Potsdam erfreute die Teilnehmer dur einen Vortrag über die Geschichte der Dörfer. Nah ihm soll Golm, wendisch Le oder Eke, eine germanische Siedlung, dann von Wenden eseßt und später wieder deutsch geworden sein. Eine neue ntwicklung des ärmlihen Dorfes begann 1681, als der Große Kurfürst in seiner bekannten landesväterlichen Fürsorge hier und in den Nachbarorten Schweizerfamilien ansiedelte (niht zu verwechseln mit den später durh Friedrich Wilhelm 1. aufgenommenen Salzburger

lüchtlingen). Die Schweizer waren P abend fie brachten

eld und ihre Kultur mit, nämlich Viehzucht Milchverwertung und Eine neue Erweiterung erfuhr der Ort dur die Anfiedlung von Berliner Bauhandwerkern, die bier g wohnen und denen das Fahrrad, das ein jeder besißt, gestattet, ihre rbeitékraft in Potsdam oder Berlin zu verwerten, von Potsdam aus meist mit der (Etsenbahn fahrend. ine fernere Belebung des Ortes brate die sogenannte „Rübenbahn", die die Potsdamer Bahn mit der Station Nauen der Hamburger Bahn verbindet. Die Eröffnung dieser Bahn hat Anlaß zu einer Lokalgeshihte von Nauen egte deren Verfasser bei den Vorstudien dazu auch auf eine ältere Nahricht übcc Golm gestoßen ist, wonach der Ort im Jahre 993 von Kaiser Otto 111, der Aebtissin von Quedlinburg gesenkt wurde. Auf dem Golmer Berge soll eine Burg gestanden haben und noch lange sollen dort Ruinen sidbibar ewesen sein. In Karls 1V. „Landbuch" wird zur Zeit der En M dieses wichtigen Urkundenwerkes ein Klaus von der Groeben als Be her ge- nannt. 1537 war der Ort in den Händen derer von Shönow, später derer von Lüderiß, derer von Gröben und von Thymen. Diese waren die leßten adeligen Besißer des Dorfes. Von einem Ludwig

von Gröben kaufte der Große Kurfürst zum Zwecke der Ausführung seiner folonisatmli hen Aten Golm für Yao Taler und ver-

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