1914 / 134 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Angenommen, die entgegenstehenden 3 bemerkt der

: u st (nl.): Das rihtertum ausges

1 und 2 werden nach der Fassung der Kommission nträge abgelehnt.

FaUishe Moment muß aus dem Hilfs- lossen bleiben.

m Abg. Reinhard den Paragraph 3 der Kom- missionsfassung befürwortet hat, wird dieser Paragraph in der ung der Kommission angenommen. : Abg. von Bockelberg (kons.): Wir dürfen der Regierung nicht auf den Weg geben, was den Anlehen erweden könnte, als ob damit die Vorschläge erschöpft seien, welche zur organischen Aenderung ühren, und was Uertatis die Negierun in thren Entschlüssen bindet.

ir wünschen dabei nur ganz allgemein, daß uns ein entsprechen- der Gesetzentwurf vor Ablauf dieses Gesehes vorgelegt werde, der zur Ov Ren Reform führt. Auch im More uungo ege müssen alle

ittel erschöpft werden, um die Entlastung des Dberverwaltungsge- rihts au in der Zwischenzeit herbeizuführen. Durch die Aufstellung eines besonderen Gtats würde materiell gegen den heutigen ustand nichts geändert werden; es würde höchstens eine Vermehrung der Kosten entsteben dadur, daß das Oberverwaltungsgericht eine besondere Kasse eintibten und der Etat auf einem besonderen Blatte aufgestellt werden müßte. Der Minister hat unter allen Umständen auch die Vertretung dieses Etats. Das ist niht mit anderen Verwaltungen zu vergleichen,

. B, mit den Behörden zur Ausführung des Wassergeseßes, wo eine Fesondere Giatsaufstellung stattfindet. Der Grund hierfür liegt darin, daß hier eine ganze Anzahl von Ministerien die Feder führt, während beim Oberverwaltungsgeriht nur der Minister des Innern dieses Geschäft hat.

Unterstaatssekretär Dr. Drews: Bezüglich des ersten Teiles der Resolution muß ih auf die Erklärung hinweisen, die 1ch in dec Kommission abgegeben habe. Wenn bei den Senaten abwechselnd einige Mitglieder mitwirken und dann wieder ausscheiden, so liegt die Gefahr aahe, daß widersprechende Entscheidungen innerhalb eines Senats ge- fällt werden. Wenn es notwendig ist, eine besondere Kassenführung ein- gurichten, so geschieht das dur das Ressort des Ministeriums des Innern, weil“ auch beim Oberverwaltungsgericht die Feder vom Mi- nisterium des Innern geführt wird. Das Ministerium behandelt auh die Wünsche des Oberverwaltungsgerichts bezüglich der Baulichkeiten. Von einer. sahlihen Unterordnung des Oberverwaltungsgerichts kann dabei keine Rede fein. Im übrigen wird die Regierung den Wünschen des Hauses nach Möglichkeit entgegenkommen.

Abg. Ju st (nl.) bittet um Ablehnung des Antrages von Boel- berg u. Gen. und Annahme des § 3 nah der Kommissionsfassung.

__ Aba. Reinhard (Zentr.): Meine politischen Freunde werden für die Resolution der Kommission stimmen, weil sie im Gegensaß zu dem Antrag von Bocelberg der Regierung detaillierte Direktiven gibt.

Gam p - Oblath (freikonf.): Die Ueberlastung des Ober- verwaltungsgerihts ist von keiner Seite bestritten worden. Die Kom- mission wünscht nun die Herbeiführung einer geseßlihen organischen Geschäftsentlastung des Oberverwaltungsgerihts, insbesondere ein er- leihtertes Verfahren zur Verhütung von Abweichungen der Necht- sprechung der Senate untereinander oder von der des Plenums und dann weiter im einzelnen eine Ermäßigung der Arbeitslast der einzelnen Mitglieder des Oberverwaltungsgerihts und die Erhöhung der Lei- stungsfähigkeit der Senate durch Beschränkung der bei den Entschéi- dungen mitwirkfenden Richter auf die geseßlich zulässige Mindestanzahl. Wir glauben, daß diese Vorschläge zu fehr ins einzelne gehen, und daß die von dem Abg. von Bodtelberg vorgeschlagene Fassung dieser Re- \olutionspunkte den Vorzug verdient. Dagegen haben wir gegen die weiteren Vorschläge der Kommission, daß zur Entlastung überhäufter Senate des Oberverwaltungsgerihts die Bildung neuer Senate bè- fehungEweise die Bildung von Hilfssenaten in die Wege geleitet und

ie Einstellung eines neuen Senatspräsidenten in den nächsten Etat er- wogen werde und der Etat des Oberverwaltungsgerichts als besonderer Etat zu behandeln ist, nichts einzuwenden.

In der Abstimmung wird die- von der Kommission vor- geschlagene Fassung der Resolution angenommen.

Damit ist die zweite Beratung erledigt.

Jn der sih daran sofort anschließenden dritten Be - ratun g wird das Geseß unverändert nah den Beschlüssen sweiter Lesung im ganzen endgültig angenommen.

Es folgt die erste Lesung des Entwurfs eines Aus- führungsgeseßes zum S 1 des Reichsgeseßes über Aende- rungen im Finanzwesen vom s. Juli 1913.

Die Vorlage bestimmt in § 1, daß das Recht zum Erlaß von ortsstatutarishen Vorschriften (Steuerordnung) für die Erhebung einer Wertzuwachssteuer nur den Kreisen, den Städten und denjenigen Emy zustehen foll, welche mehr als 5000 Einwohner haben oder in denen eine Wert- Sva EPener schon vor dem 1. Januar 1911 in Kraft war.

ie Erhebung der Zuwachssteuer auf Grund einer Steuer- ordnung barih eine Treisangehörige Gemeinde soll für sie die Erhebung durch den Kreis ausschließen, ebenso soll, wenn ein Landkreis auf Grund einer eigenen Steuerordnung Zuwachs- steuer erhebt, die Erhebung von Zuwachssteuer auf Grund des Reichszuwachssteuergeseßes durch die kreisangehörigen Ge- meinden ausgeschlossen sein. Weiter trifft der Entwurf Be- stimmungen über die Veranlagung und event. Verteilung der Zuwachssteuer zwischen Landkreisen und Gemeinden.

Abg. Bart \cher (Zentr.): Es handelt sih hier um eine überaus \wierige Materie und ein äußerst kompliziertes Geseh. Unter der Besteuerung nah dem Reichswertzuwachésteuergeseß leidet unser Wirt- scaftsleben, insbesondere liegt der Baumarkt danieder. Darunter haben viele @rwerbszweige, von Handwerkern und Arbeitern an- gefangen, zu leiden. Die Verhältnisse liegen im ganzen Lande sehr bersdchiedenartig. Was fn den Städten pielleiht angezeigt erscheinen mag, das is auf dem flachen Lande únoch lange nicht am Plage. Den Gtrundbuchbeamten, den Registerbeamten und sch{ließlich auch den Notaren werden weitgehende Kenntnisse dieses neuen komplizierten Gesebes zugemutet. Preußen muß zährlih viele Millionen auf- wenden, um das Geseh zur Anwendung zu bringen. Das Reich hat nun eingesehen, daß diese Steuer als Neichssteuer verfehlt war, und es hat daher im ‘voriaen Jahre auf seinèn Anteil verzichtet zu- gunsten ‘der Finanzen der Kommunen, Bei dieser Gelegenheit hätte as ganze Gese umgearbeitet werden sollen. (ine klare und ein- heitlihe Regelung der komplizierten Materie wäre unbedingt nötig. Das ganze Geses könnte ols Anlage zum Kommunalabgabengeseßz gefaßt werden. In manchen Punkten ift es in der jeßigen Fassung recht ungerecht und führt stellenweise geradezu zur Bermögenskonfis- fation, Das Reichsgeseß muß inhaltlih gründlih umgearbeitet werden. Es muß ein neues preußisches Geseh gegeben werden, Jch beantrage, die Vorlage an die Kommission für das Kommunalabgaben- geseß zu verweisen, und hoffe, daß wir dort zu einer einigermaßen befriedigenden Losung kommen werden, denn es handelt sich um eine Aufgabe von größter volkswirtschaftlicher Bedeutung.

Abg. Menzel - Dirschau (nl): Nah der Ueberschrift des Ge- Teßentwurfs hätte man annehmen müssen, daß den Kommunen ohne weiteres wieder die Einnahmen aus der Wertzuwachssteuer über- wiesen werden sollen, Das ist allerdings nicht der Fall, Kein

eseß hat sopiel F timpwns nit nur unter den Steuerzahlern, sondern auch bei den Steuererhebern verursacht, wie gerade die Wert-

j euer. Zudem ira die Einnahmen in gar keinem Verhältnis u den Kosten. Das Reichszuwacbssteuergeseß is in \steuertechnischer eziehung außerdem völlig unzulänglih. Die Verhaltnisse in den richiedenen Teilen des Reiches sind zu verschieden, als daß man für

was allgemeine Bestimmungen treffen kann. Es ist | notwendig, wenigstens auf diesem Gebiete völlige Klarheit zu schaffen. Wir können der Negierung nicht auf dem We- folgen, es den Kommunen gu überlassen, cine Wertzuwachssteuer in

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beliebiger Höhe zu erheben. Man darf nit vergessen, daß ja diese Steuer niht vom Gegenstand, sondern meist vom Vermögen gezahlt werden muß. Deshalb soll man sehr schonend mit ihr umgehen. Jch halte es für rihtig, wenn es jedem Kreise überlassen bleibt, darüber zu bestimmen, ob für ihn überhaupt eine Wertzuwachssteuer paßt. it Uebenweisung an die Kommission sind wir einverstanden.

Abg. Dr. Bredt (freikons.): Die Wertzuwachssteuer is dem Gedanken der tnsahsteuer entnommen. Aber man ging bald über den gesteckten Rahmen hinaus. Es war allerdings eine Lücke im Steuersystem vorhanden. Man wollte jeglihen Verdienst fassen. Darum hat man die Erbschaften, den Lotteriegewinn und anderes versteuert. Auch durch das Wertzuwachssteuergeseß wurde die be- stehende Lüdke etwas zugestopft. Der Gedanke der Wertzuwachs- steuer ist durchaus berechtigt. Wir wollen sie auch aufrecht erhalten, aber sie muß sich auf der Leistungsfähigkeit des einzelnen aufbauen. Man will den spekulativen Wertzuwachs fassen, doch ist es bisher noh nicht mögli gewesen, die Spekulation als solche zu_ treffen. Es läßt sih mt leiht nahweisen, ob von Hause aus ein Spekula- tionsgewinn beabsichtigt war. Eine Wertzuwachssteuer ift nur haltbar, wenn sie sih in das Einkommensteuergeseß einpassen läßt; aber sie ist jeßt sehr weit über das hinausgewatsen,- als was man sie sih gedacht hat. Die Bodenreformer haben aus der Wertzuwachssteuer etwas ganz anderes gemacht, als was ursprünglich eigentlih gedaht war. Das geht aus den Veröffentlichungen des Führers der Bodenreformbewegung, des Herrn Damaschke auf das allerdeutlichste hervor. Die bodenreforme- rischen Ideen laufen {ließlich auf die Verstaatlichung des Bodeneigen- tums hinaus. Dann wurde von den Bodenreformern gesagt, die Wert- zuwachssteuer werde dazu beitragen, den Grund und Boden zu ver- billigen. Auch dies i} nicht eingetroffen. Daß die Wertzuwachssteuer an der Stockung des Baumarktes die Hauptschuld trägt, leugnen die Bodenreformer natürlih. Und so hat auch der Reichstagsabgeordnete Dr. Jäger auf dem leßten Bodenreformertag in Straßburg erklärt, daß die eigentlihen Ursachen dieser Stockung ganz anderswo lägen. Man kann wohl heute fagen, wir steben vor einem vollständigen Trümmer- houfen der bodenreformerishen Ideen. Kein vernünftiger Mensch glaubt mehr daran, daß die Wertzuwachs\teuer den Grund und Boden verbilligt. Im Gegenteil, die Wertzuwachssteuer hat die Bodenpreise immer noch höher getrieben. Die Wertzuwachssteuer hat auch nicht die kolossale Bedeutung, die ihr die Bodenreformer beilegen. Ihr Er- trag belauft sih nur auf rund 20 Millionen Mark. Die Wertzuwachs- steuer hat eine ganz prinzipielle Bedeutung, denn sie acht weit über eine Steuer hinaus, sie bedeutet die Konfiszierung der Grundrente und die Sozialisierung des Privateigentums.

Abg. von Hennigs-Techlin (kons.): Jm allgemeinen stimme ih mit den Ausführungèn des Vorredners überein. Nachdem durch die MReichsgeseßgebung die Bahn für die Landesgesebgebung auf diesem Ge- biete wieder frei geworden ist, stellt der Gesebentwurf einige Richt- linien dafür auf. Der Zustand vor 1911 in Preußen auf diesem Gebiete war ein durchaus günstiger; die entstandenen Schwierigkeiten hat erst die Neichsgeseßgebung herbeigeführt, welche die Wertzuwachssteuerc obligatorisch machte. Darin muß ich dem Vorredner unbedingt zu- stimmen, daß wir bei der Kommissionsberatung des Entwurfs darauf achten müssen, daß die Gemeinden, denen die Zuwachssteuer erhalten bleibt, diese nicht im Sinne der Bodenreformer ausbauen, daß sie mit ihr nicht andere als finanzielle Zwecke verfolgen; eventuell wird da durch Festseßung einer prozentualen Grenze oder einer anderen Form dem Mißbrauch vorzubeugen sein. Wir wollen nicht, daß in der kommunalen Besteuerung die an den Grundbesiß gebundenen Bevölkerungskreise, die \{ließlich doh die produktiven Teile der Gemeinde sind, einseitig zur Entlastung der anderen herangezogen werden; wir wollen nit, daß ein- seitig Steuern gerade für diejenigen eingeführt werden, die nicht ab- zuwandern in der Lage sind. Wird die Steuer wieder fakultativ, und wird sie wieder eine reine Kommunalsteuer, so kann sie unter Um- en sich sehr wohl bewähren. Auch wir sind für die Verweisung der

orlage an die Kommunalabgabenkommission.

Abg. Waldstein (fortshr. Volksp.): Der Reichstag hat 1913 den anerkennenswerten Mut gehabt, zu erklären, er halte das erst drei Jahre alte Neichszuwachsfteuergeseß für verfehlt, für dermaßen ver- fehlt, däß er es aufheben wollte, wenn ihn mcht die Nücksicht auf die Gemeinden gehindert hätte. Die shematische Regelung hatte sich für das Meich als ungeeignet erwiesen; über den Charakter der Steuer felbst war damit noch keineswegs ein ungünstiges Urteil gesprochen. Die Vorredner haben si bei der Kritik der Steuer selbst viel zu weit vorgewagt; die Vorlage ist auch gar nicht der Ort, für diese Steuer neue ‘Grundsäße aufzustellen. Es würde damit der gleihe Fehler ge- macht, den man dem Reichsgeseß vorwirft; so wenig es für das Reich möglih war, ein einheitlihes Wertzuwachssteuergeseß zu schaffen, fo wenig wird es für Preußen möglih fein; der Schematismus des MNeiches läßt sih eben auch niht auf Preußen übertragen. Der gesunde Kern, der der Zuwachssteueridee innewohnt, kann nur unter ganz ein- gehender Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse zur Reife gebracht werden, und das [äßt sih auch nit auf dem Wege von Normativ- bestimmungen für ganz Preußen erreichen; nur wer dieser Steuer inner- lih gänzlih abgeneigt ist, wird ein Landesgeseß empfehlen, um auf diesem Wege der unangenehmen Steuer von vornherein die Spibe abzubrechen. Die Steuer muß eine Kommunalsteuer sein. Mit Nück- sicht auf die Gemeinden, die sich auf die Erträge aus dieser Steuer ein- gerichtet haben, hat das Reich seine Geseßgebung nun so gestaltet, daß die Gemeinden wieder ihre frühere Freiheit erhalten. Man hätte dem Reichsgeseß eine bestimmte Dauer geben und be- stimmen können, daß nah der Frist die Landesgeseßgebung ihre Pflicht zu tun hätte. Das wäre die eigentliche Lösung dieser Frage gewesen, wenn man den Ideen der kommunalen Wertizuwachssteuer aerecht werden wollte, Es ift niht angängig, den Gemeinden einen Niegel vorzushieben aus Angst etwa, daß die Sozialdemokraten in den Gemeindevertretungen das Geseh zu sehr ausnußen könnten. Es wäre besser gewesen, wenn die Steuer viel früher eingeseßt hätte, zu einer Zeit, wo die Bodenwerte so ungeheuer gestiegen sind. Jmmer- hin bleibt es aber eine Steuer, die in vielen Fallen Gutes und Nüß- liches geleistet hat. Jch bedauere, daß es so lange gedauert hat, bis wir das vorliegende Tleine Geseßchen bekommen haben, Der jebige Zustand, der auf dem Kommunalsteuergeseß basiert, is mit dem Reichsgeseß kaum vereinbar. Man kann ohne den vorliegenden Ent- wurf, der das jeßiae Verhältnis beseitigen will, niht auskommen. Das Neichsgeseß läßt zu, daß es durh Landesgesch aufgehoben wird; den unzulänglihen Zustand des Oa ches fonnen wir ohne Schwierigkeit beseitigen. Die jebt bestehende Zwischenzeit is un- gesund. Wir sind damit einverstanden, daß der Entwurf der Koms- munalabgabenkommission überwiesen wird,

Ministerialdirektor Dr. Freund : Aus dem jeßigen Zustand, der durch Abänderung des eseßes 1913 hervorgerufen ist, kann man der Negierung keinen Vorwurf machen. Das beste an diesem Ge- seßentwurf, dessen Wert wir keineswegs hoch anschlagen, ist, daß er sih von Großzüaigkeit fernhält. Wir wollen kein Staats- aeseß haben, es ist eine Materie, die voller lokaler Gesichtspunkte ist, Die Zuwachssteuer is eine Steuer, die mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden, und bei der man sich von Uebertreibungen fernhalten muß. Solche Uebertreibungen, die vermieden werden müssen, sind vorgekommen, Der Negierung wurde der Vorwurf ge- macht, daß sie eine wilde Propaoanda für die Wertzuwachssteuer ge- macht habe. Davow ist keine Rede, Dieselbe Vorsicht gegenüber dem alten Geseß werden wir auch aegenüber dem neuen Geseh walten lassen, Die vorgetragenen Bedenken werden \ich in der Kommission beseitigen lassen. Die Regierung ist bereit, nah Mög- lichkeit entaegenzukommen. |

. Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Der Abg. Dr. Waldstein fin mit einer Verteidigung der Werkzuwachssteuer an und endete mi einer bitteren Klage über die Belastung des Gruündeigentums, Ein stärkerer Widerspruch läßt sich nicht denken, Das war nur geeignet, Wasser auf die Mühlen der Feinde der Wertzuwachssteuer zu bringen. Die Rede des Abg. Hennigs-Techlin bewies, daß der soziale Gedanke au bei den Konservativen im Absterben ist, Die Wertzuwachssteuer hat weder einen Freund in der konservativen Partei, noch bei den Nationalliberalen, noch bei den Pren gen ja nit einmal bei der Regierung; denw diese hat selb zugegeben, daß der Gesehentwurf

einem Unfug steuern wolle. Die Kommission wird dieses Gesell icherlih niht zum Scheitern bringen, denn der jeßige Zustand ist den grariern unangenehmer als das neue Geseh. Natürlich hat der Abg. Bredt wieder das rote Gespenst an die Wand gemalt. Wenn bei euen irgend etwas ernst gemeint ift, so ift es Ihre Angst vor dem edanfen der Sozialisierung. Welche Angst hatte man vor einer Verstaatlichung eines Teils der Nüstungsindustrie! Wir stellen fest, daß Sie auch hier wieder die Aufmerksamkeit von einem an sich rihtigen Gedanken ablenken und Ihre agrarishen Portemonnaie- interessen vertreten wollen. Nach einer kurzen mehr persönlichen Auseinandersebung zwischen den Abgg. Waldstein und Liebknecht wird die Vorlage der Kommunalabgabenkommission überwiesen.

Schluß 714 Uhr. Nächste Sißung Mittwoch, 12 Uhr. (Zweite Lesung der Befoldungsvorlage.)

Technik,

In der am Dienstag în Bremen fortgeseßlen 55. Haupts- versammlung des Vereins Deutscher Ingenieure (vergl. Nr. 133 d. Bl.) erstatteten die Direktoren den Geschäftsbericht. Ihm is zu entnehmen, daß der Verein z. Z. beinahe 25000 Mit- glieder umfaßt und sich in 48 Bezirksvereinen über ganz LDeutsh- land erstreckt. Ferner besteht ein Verband von Mitgliedern in Oesterrei, außerdem haben #\ich die in England, China und Argentinien lebenden Mitgliedern zu je cinem Ver- bande zusfammengeschlossen. Das Gesam!vermögen des Véir= eins betrug Ende 1913 rund 2x Milltonen Mark, die Zabl der Vereinsbeamten etwa 70. Der Verein besißt zwei stattlihe Häuser in Berlin. Die wöchentlich ecscheinende , Zeit- chrift des Vereins deutsher Ingenieure" hat einen Umfang von über 2000 Setten erreicht und erscheint in einer wöchentlichen Auflage von 29 000 Stück. Die Herstellungs- und Versandkosten haben rund 675 000 „6 betragen. Während die Zeitschrift alle Gebiete der Technik, besonders die des Maschinenbaues behandelt, werden in der Monatsschrift „Technik und Wirtschaft“ wirtshaftlihe und foziale Fragen erörtert. Ferner gibt der Verein „Forschungsarbeiten“ heraus, in denen über größere wissenshaftlige Versuchsarbeiten berihtet wird und von denen im Jahre 1913 15 Hefie erschienen sind. Die wissenschaftlihe Forshung unterstützt der Verein außerdem dur große Summen, die bis jeßt den Betrag von fast 1 Million Mark erreiht haben. Von dem tehnisch geshichtltcher Jahrbuch „Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie“ it im November 1913 der V. Band erschienen; ex enthält an erfler Stelle einen von dem Geheimen Baurat Professor G. de Thierry verfaßten Aufsaß: „Ludwia Franzius, Oberbaudtrektor der Freien Hansestadt Bremen 1875 bis 1903". Den ersten Bortrag aim Dienstag hielt der Generaldirektor der Firma A. Borsig- Tegel, Neuhaus, über dos Thema: Der BVereinheitlihungs- gedanke in der deutschen WVaschinentndustrie. Ver Vor- tragende besprah zunächst die Vereinhetitlihungsbestrebungen, die den Einzelbetrieb regeln sollen, und die tehnisch-fabrikatorisce und organi- fatorishe Maßnahmen umfassen. Jene f die

e sei erstrecken sih auf Normalisfierung ganzer Maschinentypen und auf die Normalt-

sierung der Cinzelteile dieser Maschinen, diese beziehen si auf die Festlegung der Bedingungen des Arbecitövertrages zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, auf den Verkehr zwischen den einzelnen Zwiigen und VInstanzen eines Betriebs untereinand:.r, auf Normalverträge. und Anstellungsbedingungen der Beamten sowie auf Lehrlingsverträae; fie sollen feste Formen für diese Verhältnisse der Acbeiter und Angestellten \haffen sowie die Erhaltung einmal gemachter (&rfahrungen und die Ergebnisse einmal gelelsteter Denkarbeit ficherstellen. Im zweiten Teile des Vortrags schilderte der Nedner die Bestrebungen zur Vereinhetitlihung, die das Gefamtgebiet ciner Industrie um- fassen und die sh ebenfalls in technishe ünd dÉrganisato- rishe Maßnahmen gliedern. Umfangreiche Arbeiten bat auf diesem Gebiete seit larger Zeit der Verein deutsher Jugenieure im Bunde mit anderen Vereinen geleistet, so mit der Aufstellung der Lehren für Blech und Draht, mit der Abfafsung des deutschen Normalprofilbuhes für Walzeisen, der Aufstellung von Normalieun für Gewinde, für Röhren, für Leistungsversuhe an Dampfkesseln und Dampfmaschinen, Kraftgaëanlagen sowie Ventilatoren und Kom- preffsoren, von Vorschriften für Aufzüge, von Normalbedingungen für die Lieferung von Eisenkonstruktionen im Brücken- und Hecchbau, ter Auf- stellung einer Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure. Die organisatorischen Vereinhettlihungëbestrebungen betreffen die Berhältnisse der Maschinenindustrie gegenüber den Behörden, den Bestellern und den Arbeitern. So sind einheitliche Lieferbedingungen für die im Verein deutsher Maschinenbauanstalten zusammengçefaßteß Maschinenfabriken aufgestellt worden, ferner haden die Erfahrungen bei öffentlichen Wettbewerben dahin geführt, die Aufstellung der den Angeboten zugrunde gelegten Selbsikosten eingehend zu prüfen, und die einzelnen Firmen zu veranlassen, ihre Selbitkosten nach einheitlihen Grundsäßen zu berechnen. Weitcre VBei- spiele für die erfolgreihe Lätigkeit der Vereine und Verbänte bilden die Regelung der Verantwortlic;keit der Inkaber gçe- werbliher Betriebe gegenüber den Berufsgencssenschaäften, außerdem besonders die Ausbildung des ArbeiternaWwuchses, der bereits in vielen Werken in eigenen Lehrlingswerkstätten und Lehrlings\{ulen heran- gebildet wird. An diese Aufgabe wird sich in nächster Zeit tie Frage der praktischen Ausbildung des Ingenieurnahwuchses anschließen, die infolge des ständigen Wachstums der Betriebe und der fortschreitenden Sonderung in Einzelgebiete brennend geworden ist, und die gelöft werden muß, um auch in Zukunft planmäßig die Führer unserer Arbeiter, unserer Betriebe und unserer Industrie mit den praktischen Aufgaben thres Berufs vertraut zu mahen. Der MRedner trat zum Schluß der Meinung entgegen, daß die Normalisierung in tehnischer Beziehung in den Einzelbetrteben die Tatkraft des einzelnen unterdrücke, die Lust zur LWfung von Sonderaufzaben erstide und den Fortschritt hemme. Die Vereinheitlihung#- bestrebungen wollten im Gegenteil tot, nußlose Arbeit aushalten, den Wirkungsgrad der Arbeit des Ingenteurs erhöhen und die Wirts shaftlihkeit der Betriebe auf eine immer höhere Stufe bringen.

Ginen weiteren Vortrag hielt der Direktor der Melherstieg- Schiffswerft und Maschinenfabrik in Hamburg Otto Cornehls über die neuere Entwicklung des Schiffsmotors einschltießlich{G des Schiffgantriebs.

Land- und Forstwirtschaft.

Weizeneinfuhr nach Marseille.

Nah den Wochenberichten der in Marseille erscheinenden Zeitung „Le Sömaphore“ hat die Weizeneinfuhr nah Marseille auf dem Seewege betragen :

in der Zeit vom 5, bis 10. Mai .

davon aus Nußland .

in der Zeit vom 12. bis 17. Mai

davon aus Nußland .

und aus Hamburg. .

in der Zeit vom 19, bis 24, Mai

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in der Zeit vom 26 bis 31. Mai

davon aus Nußland . j o R OIO A

n den Zollniederlagen in Marseille befanden \ch am

27, Vêai 38 410 dz. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Marseille vom 31, Mai 1914.)

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Matrktverkchr mit Vieh !) auf den 40 bedeutendsten Shlach

tviehmärkten Deutschlands im Monat Mai 1914.

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') Außer Schlachtvieh gegebenenfalls au Nußvieh. *) Halbe und viertel Tiere sind, tn ganze Tiere umgerechnet, in den na

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1 631 7 968 2 228 1 298 1 614 6 535 4 982 E227

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Kalserlihes Statistisches Amt.

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Delbrück.

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1 198 3 330

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1914 Junk Tag

Marktorte

WBerichte von deutschen Getreidebörsen und Fruchtmärkten.

Haupt\sächlih gezahlte Preise für 1 t (1000 kg) in Mark

Weizen

Roggen

|

Hafex

mittel

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Königsberg i. Pr. O 6s Berlin Stettin Posen. Breslau ip j Magdeburg Hanncever O Leipzig Hamburg Saargemünd

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Bayerishe Marktorte

207 211 205 203—206 204— 206 202 208—210 206—208 208—211 202—204 212-—215

210

Weizen

173 171 175 172 162—165 166—168 167 177—180 180—182

. 170—177

176—179 179—182

H

H 1 |

H

|

165 167 172—174 165 162— 164 158—160 159,50 182—185 188—190 177—179 174-—177 176—178 180

144 143

159 —160 145——150

1599— 157

160—162

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Braugerste

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Futtergerste

mittel

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gut | mittel

gering

gut

mittel

gering

gut

gering

Deggendorf « «

Berlin, den 10. Juni 1914.

_——-

a

S

Kaiserliches Statistishes Amt. Delbrü,