1914 / 141 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sißzung beschlossen vom 19. en 1914 ab der Vergütun ME aen ändig vergällten Branntwein (8 1 Abs. 3 unter b, 1,8 r Branntweinsteuerbefreiungsordnung) von 0,28 auf

0,26 # und der für unvollständig vergällten Brannt-

wein (8 1 Abs. 3 unter b, 2,8 der Branntweinsteuer-

gSordnung) von 0,14 #1 auf 0,13 /6 für das Liter

ohol herabgeseßt ird, die übrigen Vergütungssäße aber unverändert bestehen bleiben. :

Berlin, den 18. Juni 1914. -

Der Reichskanzler. Jm Auftrage: Meuschel.

Bekanntmachung.

Nachdem zufolge amtlicher Mitteilung die Pest in Ha- vana festgestellt ist, bestimme ih unter Hinweis auf die Vor- schriften des Bundesrats über die gesundheitlihe Behandlung der Seeschiffe in den deutschen Häfen vom 29. August 1907 E 3ge) x A e auf aas 2 O s Gesetzes, estreffend die Belämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, vom 30. Juni 1900 (Reich8geseßbl. S. 306): Ó

Die aus dem afen von Havana nah einem deutschen Hafen kommenden Schiffe und ihre Jnsassen sind bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlih zu untersuchen.

Berlin, den 18. Juni 1914.

Der Reichskanzler. Im Auftrage: Jsenbart.

i ———

Die Zentraldirektion des Kaiserlihen Archäologi- schen Jnstituts hat für das Studienjahr E Ui Nrcbüe dgie ee ble s E der O I klassische

rhäologie gewählt: Dr. A. N eugebauer, A 7 Dr. S S as M g. Latte S Das SUpendium des Instituts in der Abteilung für christliche Archäologie ist diesmal gleichfalls O e klassishen Archäologen, und zwar dem Dr. K. Menadier gu- gewandt worden. Das Auswärtige Amt hat diese Wahlen bestätigt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 35 des Neichsgeseßblatts enthält unter Nr. 4393 das Geseß zur Aenderung der §8 74, 75 und an S 76 Abs. 1 des Handelsgeseßbuchs, vom 10. Juni 1914, unter Nr. 4394 das Gesetz, betreffend Aenderung der Gebühren- ns für Zeugen und Sachverständige, vom 10. Juni 1914, unter Nr. 4395 das Gesetz, betreffend Postdampfschiffsverbindungen mit überseeishen Ländern, vom 10. Juni 200 i: _ Nr. 4396 das Gesetz, betreffend Bürgschaften des Reichs zur eru des Baues von Kleinwohnungen für Reichs- und ilitärbedienstete, vom 10. Juni 1914, und unter Nr. 4397 die Verordnung, betreffend Aenderung der Verord- nung über die Tagegelder, Kuhrkojten und Umzugskosten von Beamten der Betriebsverwaltung der Reichseisenbahnen, vom

1914.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

_dem Berghauptmann und Oberbergamtsdirektor Stein- brinck in Clausthal den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberbergrat mit dem Range der Räte erster Klasse zu ver- leihen und

__ infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Neu- wied getroffenen Wahl den Fabrikanten Friedrih Siegert da- selbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Neuwied auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.

Ministerium der geistlihen und Unterrichts» angelegenheiten,

Dem Observator am Geodätischen Jnstitut bei Potsdam Dr. Wilhelm Schweydar und dem Dr. Ludwig Heinri Diehl in London ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bei dem Berggewerbegericht in Dortmund ist der Revier- berginspektor Anderheggen in Hamm zum Stellvertreter des Vorsißenden unter gleichzeitiger Betrauung mit dem stell- vertretenden Vorsiß der Kammer Hamm dieses Gerichts ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

" Durch Allerhöchsten Erlaß vom 10. Juni d. Y. ist die Wahl des bisherigen Landschaftsrats , Rittergutsbesizers von Herßberg auf Lottin zum Direktor des Treptower De- partements der Pommerschen Landschaft für die vorgeschriebene Gjährige Amtsdauer landesherrlih bestätigt worden.

Finanzministerium.

Bei der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse sind die

Diätare Everth, Jaehn, Beushausen, Hamel, Harré,

iebolz, Wirth, Ließ, Blendel und Elsner zu Buch- altern ernannt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 16 der Preußischen T R enthält unter

Nr. 11354 das Geseß, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staatshaushaltsetat für das Etatsjahr 1913, vom 10. Juni 1914.

Berlin W. 9, den 18. Juni 1914.

Königliches Geseßsammlungsamt. rüer.

Prden usw., deren Mitglieder ih aus\chließlih der

Nichhtamflicßes.

Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 18. Juni 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König statteten wie „W. T. B.“ meldet, gestern gegen Abend dn Rae kanzler Dr. von Bethmann Hollweg einen längeren Besuch ab und wurden von Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin im Reichskanzlerpalais abgeholt, von wo aus sich beide Majestäten gemeinsam nah dem Neuen Palais bei Potsdam zurückbegaben.

__ Der Bundesrat versammelte \ih heute zu einer Plenar- sigung; vorher hielten der Aus\{huß für Handel und Berbehe die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Eisenbahnen, Post und Telegrap en, für das Seewesen und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für JZustizwesen, der Aus\huß für Justizwesen sowie der Ausschuß für Rechnungswesen Sizungen.

Der Königlih \{chwedische Gesandte Graf Taube hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der 7 a Freiherr von Essen die Geschäfte der Gesandt-

aft.

Während der weiteren Abwesenheit des peruanischen E tonare E ee Ae Oa neu zugeteilte rite Legalions})etretär Dr. Victor Anarés Belaunde di Geschäfte der Gesandtschaft. a s

Verkehrseinnahmen der deutschen Haupt- und in Ribacllen Nebenbahnen im M 1014 e der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht: '

gegen das Vorjahr mehr, weniger

im ganzen auf 1 km M f M M | 9/0

s ersonenvertehr | 89 962 837| 1472| 9 437 854| 172|—10,46 üterverkehr . | 188 376 778

3 0061 + 7264 813| 4 83|+ 2,84.

__ Vei der Beurteilung der Einnahmeergebnisse ist die ver- schiedene Lage des Pfingstfestes (1913 ganz, 1914 nur teilweise im Mai) zu berücksichtigen.

auf

im ganzen L E

Hessen.

Die Zweite Kammer trat gestern in die Beratung der Regierungsvorlage, betreffend die Revision der Gesetze über die religiösen Orden und ordenähnlichen Kon- gregationen, ein.

d

ur Begründung der Vorlage ergriff, wie „W. T. B.* berichtet, er Minister des Innern von Hombergk zu Vach das Wort, um den falschen Schlüfsen und übertriebenen Befürchtungen entgegenzutreten, die sih in evangelischen Kreisen an die Einbringung der Vorlage ge- knüpft hätten, Namentlih trat er der Befürchtung entgegen, daß durch die Bestimmung, wonach die Niederlassung von religiösen r 1 | eelsorge widmen, stattet werde, die Nückkehr der Jesuiten ermögliht werde. Die üdfehr der Jesuiten sei und bleibe nah den bestehenden Gesetzen ausgeshlossen und werde auch durch diese Vorlage nicht ermögliht. Sodann trat der Minister dem Vorwurf entgegen, daß fich die Regierung durch die Vorlage staatlicher Hoheitsrechte begebe. Die vorhandenen Bestimmungen reichten vollständig aus, um etwaigen Uebergriffen der Orden entgegenzutreten. Von diesen Bestimmungen habe die Regierung übrigens nicht nötig gehabt, as zu machen, da es im Interesse der Orden selbst liege, alles zu vermeiden, was in weiteren Kreisen Anstoß errege. Daß Proteste aus evangelishen Kreisen kommen würden, habe man vorausgesehen; überrasht habe nur die große Zahl der Proteste. Da es sih aber um eine konfessionelle Frage handele, in der eine Einigung nicht zu erzielen sei, so sei es umsomehr Aufgabe der Negierung, alle n Frie Streitigkeiten und Spaltungen zu

vermeiden und den Frieden zu wahren. Die Regierung habe aues mit dieser Vorlage berechtigten Klagen aus katholischen reisen entgegenzukommen. Wenn einerseits aber die Kon- zessionen als unzulänglich bezeihnet würden, und der Regierung andererseits vorgeworfen werde, daß sie sih staatliher Hoheitsrechte begebe, so werde ihr das Bestreben, den konfessionellen Frieden zu wahren, ershwert. Die Regierung glaube, daß troß des ausgebrochenen Sturmes es doch mögli sein werde, den konfessionellen Frieden zu erhalten, wenn man mit Sahlichkeit und ohne Boreingenommenheit und mit Hintanseßzung aller Partetinteressen an die Beratung der Vorlage herantrete und von der Ueberzeugung ausgehe, daß sie dem Wohl des Landes und der Erhaltung des religiösen Friedens diene.

Groß;britanuien und ZJrland.

Jm Unterhause fragte gestern der Abgeordnete Aubrey erbert, ob im Hinblick auf die drohende Erneuerung der eindseligfkeiten Zuiies Griechenland und der ürkei die britische Regierung die Möglichkeit erwägen wolle,

ihre freundschaftlihen Dienste anzubieten, und ob der Staats- sekretär Grey ferner die erforderlihen Schritte zum Schuße der sehr großen britischen Handelsinteressen in Smyrna und an der Mündung der Dardanellen erwägen wolle, wenn diese freundschaftlichen Dienste niht angenommen würden.

Der Parlamentsuntersekretär A cland erwiderte, wie „,W. T. B.“

meldet, daß die britishe Regierung gemeinsam mit den anderen

Mächten jede sch bietende Gelegenheit benußen werde, die dem Be-

streben, den Frieden zwischen Griechenland und der Türkei zu er-

halten, dienen könne, aber gewöhnli seien freundschaftlihe Dienste nur wirksam, wenn sie von beiden im Streit begriffenen Parteten gewünscht werden. Auch die zweite Frage werde erwogen werden.

Hierauf brachte der Erste Lord der Admiralität Churchill

einen Antrag ein, die Marineverwaltung zur Aufwendung von

2,2 Millionen Pfund Sterling zum Erwerb des Aktien-

kapitals der Anglo Persian Oil Company zu er-

mächtigen.

In der Begründung seines Antrages führte Chur@bill obiger

Quelle zufolge aus, daß er allein die beste Art und Weise, den

nötigen Hetzölvorrat für die Flotte zu einem annehmbaren Preise zu

ihern, in Betracht zôge, und nicht die Politik, etwa weitere mit el geheizte Schiffe zu bauen. Großbritannien würde fortfahren,

Kohle als die Hauptbewegungskraft für die Flotte anzusehen, würde

aber auch fortfahren, große Oelvorräte überall in der Welt zu

ortgeseßt werden, Oel aus Kohle zu ewinnen, und die Na(p- uz» fut nach Oel innerhalb des Britischen Reiches wien gefördert wekden, soweit fich dies finanziell rechtfertigen ließe. Sein Vorschlag betreffe nicht etwa eine einzi dastehende Quelle für Schiffsheizöl, sondern eine allerdings wibtige Hilfsquelle, sowohl hinfichtlih der Ergtebigkeit, als au binsihtlich des dadur aus- geübten Einflusses auf die Oelpreise. Die Admiralität babe {hon lange thr Augenmerk auf Persien gerihtet, das eine Bezugsquelle für den Oelvorrat zu werden versprochen hâtte, und sie mne ein Oel- gebiet in Händen haben, das annehmbar wäre, ein im Be- triebe befindliches Gebiet mit ganz bestimmten Aussichten und großer Entwicklungsmöglihkeit. Dieses hätte sie allein in Persien gefunden. Er rechtfertigte die Erwerbung der Shares der genannten Gesellschaft und erklärte, daß die jegt produzierenden Schächte die Bedürfnisse der Admiralität decken würden. Man wäre aber auch berehtigt, eine Entwicklung dieser Werke zu erwarten, die einen großen Einfluß auf die Lage des Oelmarktes ausüben müßte. Indem Chburchill strategische und außenpolitische mit seinem Antrage in Verbindung stehende Fragen erörterte, sagte er, es könne nicht be= hauptet werden, daß diese Erwerbung unerwartete Wirkungen auf die auswärtigen Beziehungen ausüben würde; keine der in Persien bestehenden Schwierigkeiten würde dadur {limmer oder verwickelter werden. Die Admiralität glaube, keinen Helzölmangel für Großbritannien in Kriegs- zeiten befürchten zu müssen, und er hoffe, er würde kein unbegründetes Gerede zu hören bekommen, als ob das Britische Reich mit seiner Existenz von einer kleinen Erdölleitung, die dur Gebirgsgegenden thren Weg suchen müsse, abhänge. Das Britische Reich beruhe auf dem Reichtum Großbritanniens und auf der Stärke seiner Flotte. Die Erdölfrage sei feine Frage ersten Ranges für die Kriegführung, fie sei aber eine Angelegenheit das Friedens und der Finanzen. Weiter kam Churchill auf die Gruppen, die den Nohölmarkt beherrshten, zu sprehen und sagte, die Regierung habe {hon lange die Erfahrung gemacht, daß se beständig von den Oeltrusts ausgepreßt würde, und daß die ihr abgeforderten Preise auf mehr als das Doppelte von dem gestiegen seien, was sie einige Jahre zuvor gezahlt habe. Nach dieser Erfahrung fühle die Negierung die Verpflichtung, sch ohne Verzug eine bessere Stellung zu sichecn. Die Negierung halte die beantragte Kapitalsanlage für eine vorsihtige und vorteilhafte Maßregel und einen geshäftliG gesunden Vor- s{chlag. Allerdings könne sie sih nicht auf einen engen Händlerstand- punkt beshränken, sondern müsse die Interessen der Flotte berücksichtigen. Wenn die Marinesachverständigen es künftig für nötig hielten, Oel bei {nellen Großkampfs iffen, kleineren Schiffen nnd Torpedofahr- egen zu verwenden, so dürfte die Regierung sich nicht wegen der Schwierigkeit der Oelbeschaffung mit weniger wirksamen Krieg8- maschinen begnügen. Die Oeltrusts hätten {hon lange ein Auge auf Persien geworfen, und wenn die Politik der Regierung in dieser Frage niht die Zustimmung des Parlaments fände, so würde zweifellos eine Verschmelzung irgend welcher Art der Anglo Persian Oil Company mit einer anderen Gesellschaft eintreten. Churchill verteidigte die E der Admiralität bei dem Abs{hluß des Abkommens mit der nglo Persian Dilcompany von allen Gesichtspunkten, haupt\fäch!ih vom militärischen aus und erklärte, daß in Kriegszeiten niemals ein Mangel an Oel eintreten würde, vorausgeseßt, daß Groß- britannien tim Besiße der Macht bleibe, das Oel auf dem Transport zu schüßen. Die Oelzufuhr im Krieg hänge ab vom Preis und der tatsählihen Macht. Die Regierung habe bereits für reihlihen Delvorrat, der für alle Krtegszwecke reiche, für viele Monate voraus gesorgt. Auf zwei Straßen könne Oel aus Persien herangeschafft werden: durch den Suezkanal und auf dem Wege um das Kap der Guten Hoffnung. Dieser Weg werde wahrscheinli zunächst benußt werden, weil die gegenwärtige Verteilung der Flotte es leihter mache, den Handel auf diesem Wege zu {chüßen. Wenn gesagt worden fei, daß Großbritannien sich selbt hinsihtlih der notwendigen Bedürfnisse seiner Schiffe einer großen Militärmacht ausliefere, so sei die Antwort darauf, daß die britishen Schiffe hauptsächlih Koble brauten und daß der Teil der Flotte, der Oel brauche, nur teilweise von der Zufuhr aus Persien abhängen würde. Ueberdies sei Große britannten dur seinen großen Oelvorrat iert und geschüßt, der für eine lange Kriegszeit ausreihe. Das Schlimmste, was R er- eignen könne vom nationalen Gesichtspunkt aus, wäre eln Angriff seitens einer großen Militärmaht auf ein britisches Handelsunrter- nehmen im Auslande, an dem die britishe Negterung interessiert sei. Es liege - aber fein Grund vor, eine solhe Möglihkeit anzu- nehmen. Churchill {loß, was für den Angriff einer großen Militärmacht gelte, gelte in noch größerem Maße für die gewöhnlihen Störungen durh die eingeborenen Stämme. Die Sicherheit von Leben und Eigentum in den Oelgebieten und entlang der Röhrenleitung werde gegenwärtig von persishen Wächtern aufrechterhalten, die von den persischen Behörden gestellt würden. In jenem Bezirk herrsche jeyt seit einiger Zeit Ruhe und Frieden, und die britishe Regierung beab- sihtige, sich auf die eingeborene Polizet und die Gendarmerie der persishen Regterung zum Schuß der Röhrenleitung zu verlassen. Die Kapitalsanlage und die Entwicklung von Straßen, Eijen- bahnlinien und JIadustrie, an welhem die Stämme und die persishe Regierung beide interessiert seien, sowie das Oel, aus dem beide Nußen ziehen, sollten doch die persishe Re- g stark und die Eingeborenen zahm machen. Schließlich ersuchte hurhill das Haus, die Stellung der Regierung als die eines großen Oelkonsumenten anzusehen. Jm Verlaufe der Debatte fragte der Unionist George Lloyd, was die Regierung zu tun beabsichlige für den Fall eines Angriffes auf das Eigentum, das inmitten kriegerischer Stämme liege. Nach dem Hinweis darauf, daß die Stämme bereits anerkannt hätten, daß der Schuß der Oelquellen in ihrem eigenen Interesse läge, erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Grey: Jede Verstärkung der britishen Interessen in Südpersien ver- mehre er wolle nicht sagen die Verpflihtungen aber das Interesse, das Großbritannien an dem Schuße der Handelsstraßen habe. Jede Ausdehnung des britischen Handels tue dies natürlich, und es liege im Interesse Großbritanniens, daß der britische Rae niht von Südpersien ausges{lossen werde, während der russishe Handel von Norden her eindringe. An der Konzession sei nichts Neues, das einzige Neue sei das Abkommen zwischen der britishen Regierung und der Gesellschaft. Die Konzession set 13 oder 14 Jahre alt und set in keiner Weise geändert worden. Er komme jeßt zu einem anderen Punkt: Zu der Gefahr, von der gesprohen worden set, wenn der Delvyorrat von Nachbarn mit mächtigen Armeen bedroht werden sollte. Nußland und die Türket seien die betden Länder, die genannt worden wären. Er hoffe zuversihtlih, daß die britishen Beziehungen zu diesen Mächten immer gut sein werden. Es sei äußerst wichtig, daß Großbritannien gute Beziehungen zu der Türkei unterhalte, und es set auch im Interesse des Friedens und im Interesse alles Wünschens- werten von vitaler Wicht g daß es die besten Beziehungen zur russishen Regierung behalte. Zwei große Nationen, die jo nahe und in so weiter Ausdehnung in Asien aneinander grenzten, wie Großbritannien und Rußland, hätten nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten ihrer Beziehungen zueinander: Ihre Beziehungen. können herzlih sein, oder sie können gespannt fein. SIndifferent können sie nicht sein. Die Reibung, die sich zwischen ihnen ihrer geographischen Lage wegen aus Anlaß der großen Zahl kleiner Interessen ergeben müsse, fei so, daß fie gespannte Beziehungen schaffen müsse, wenn nicht \o herzlihe Beziehungen zwischen ihnen unterhalten würden, daß in der herzlihen geisligen Atmospäre wirk- lich guter Beziehungen diese Reibung, die sich aus folhen un- vermeidlichen Zwischenfällen ergeben müsse, verschwinde. Es set stets sein Ziel gewesen, diese Beztehungen hberzlich zu ein und das sei auch das Ziel der russischen Regierun thai

8 seien große Schwierigkeiten zu erörtern gewesen. Es fe außer- ordentlih \{chwierig, gewisse E zu schlichten. Aber je

kaufen, und ebenso den heimischen Vorrat des in den N des Staates befindlihen Oels zu vermehren. Die Versuche würden

größer die Schwierigkeit wäre, desto mehr fühle er, und er glaube, es werde auf betden Seiten so gefühlt, die Notwendigkeit, die Be-

Ï seien infolge

ngen :henzlich ¿a gestalten, sodaß diese Zwischenfälle in freund- ebr her Weise besprohen werden könnten. Angenommen, Groß- britannien hätte große Schwierigkeiten mit der Türkei, und ange- nommen, dur irgend einen unglücklihen Wechsel ter Politik auf heiden Seiten würden die Beziehungen roßbritanniens zu Rußland weniger gut, als sie es find, dann würde der Schuß des Oelvorkommens in Südpersien, obwohl dies von der russischen Grenze beträhtlich entfernt sei und s{wieriges Terrain dazwischen liege, eine Quelle der Besorgnis werden, wie es der Schuß des bri- tischen Handels und der Schuß vieler anderer Dinge sein würde. Ramsay Macdonald habe die Anfrage gestellt, ob die britische Re- gierung an die russische in dieser Sache herangetreten sei. Die Frage seimit der russishenRegierung niemals besprohen worden, und dort wie hier habe die Oeffentlichkeit nur durch die Presse davon erfahren. Der Gegen- stand sei niemals erörtert worden und die Konzession der Anglopersian Oil Company habe bestanden, bevor das english-russische Abkommen geschlofsen worden sei. Die britische Regierung habe die Konzession in feiner Weise geändert. Es Habe keine Notwendigkeit vorgelegen, die persishe Regierung zu Nate zu ziehen. Ste habe die Konzession vor 13 oder 14 Jahren erteilt und Großbritannien verführe mit der Konzession genau fo, wie sie erteilt worden sei, ohne irgend eine andere Konzession nahzusuchen. Die russische Regierung habe alles dies seit langem gewußt, und er glaube nicht, daß das Geschäft irgend eine Schwierigkeit zwischen England und Rußland \ch{chaffen werde. Er könne nicht annehmen, daß es als etwas anderes angesehen werde als eine Sache, die nux Großbritannien betreffe.

Das Unterhaus nahm darauf das Abkommen mit der Anglopersian Oil Company mit 254 gegen 18 Stimmen an.

Frankreich. Der Senat begann gestern die Beratung des Budgets.

Nach dem Bericht des ,W. T. B.“ erklärte der Generalbericht- erstatter der Budgetkommission Aimond, seiner Meinung nah würden weder die Vorlage zur Einkommensteuer, die man in das Budget von 1914 aufnehmen wolle, noch die neue von Ribot vorgeshlagene Erbschaftösteuer genügen, um das Defizit zu deden. Man werde gleichzeitig zu direkten und indireften Steuern greifen müssen. Für den Augenblick werde die Besteuerung des Alkohols einen wichtigen Beitrag liefern. Man werde wieder ein außerordentlihes Budget aufstellen, aber man müsse sobald wie möglich die dauernden Ausgaben durch dauernde Ein- nahmen decken. Nach Aimond sprah Chéron sich in demselben Sinne aus wie der Vorredner und fügte hinzu, er sei bereit, für eine Einkommensteuer ohne Kontrolle der Steuererklärung zu ftimmen.

Die Weiterberatung ‘des Budgets wurde dann ‘auf heute

vershoben und die Sizung aufgehoben.

Rußland.

n der Reichsduma antwortete gestern der Gehilfe des Ministers des Jnnern auf eine Anfrage über die gegen den Gebrauch der polnischen Sprache gerichteten Maßnahmen des Gouverneurs von Minsk, Kammerherrn von Giers. Nach langer Debatte nahm die Duma, wie „W. T. B.“ meldet, mit 118 gegen 54 Stimmen die von dem Polen Swjenzizki bean- tragte Formel .an, die die Erklärung der Regierung als un- befriedigend bezeichnet und die Da en des Souverneurs und der Polizei von Minsk ungeseßlich findet.

Schweiz.

Der Nationalrat hat gestern einstimmig das neue Fabrikggesey angenommen. Wie „W. T. B.“ meldet, beruht das Gesey auf einem Kompromiß zwischen Jndustrie und Arbeiterschaft; es bringt den Zehnstundentag, schränkt die Nacht- und Sonntagsarbeit ein, verbietet diese für Frauen und Jugendlihe unter 18 Jahren, seßt als Mindestalter für

Fabritarbeiter 14 Jahre fest und gewährt Wöchnerinnenschuß

bis zu 8 Wochen. Niederlande.

Die Gesandten Oesterreih-Ungarns und JFtaliens haben dem Minister des Auswärtigen aus Anlaß des Todes des Obersten Thomson einen Beileidsbesuh gemacht. Wie „W. T. B.“ meldet, hat die niederländishe Regierung das Angebot Oesterreich-Ungarns, ein Torpedoboot zur Beförderung der Leihe des Obersten von Durazzo nah Triest zur Ver- fügung zu stellen, angenommen und wird den Transport von Triest nach den Niederlanden übernehmen. Hauptmann Thomson, ein Bruder des gefallenen Obersten, ift nah Triest abgereist mit dem Auftrage, die Leiche ‘in die Heimat zu überführen.

Türkei.

Die orte hat den Botschaftern in Konstantinopel eine e e in der nach einer Meldung des „W. T. B.“ dargelegt wird, daß die den Mächten von Griechenland zugegangenen Berichte über die Aus- wanderung der Griehen nicht der Wahrheit entsprächen. Die Pforte gebe zu, daß Unzuträglichkeiten vorgebommen des Umstandes, daß Tausende, die aus Anatolien auswandern mußten, in Gebiete, die von den Balkanstaaten beseßt waren, eingewandert seien. Aber der gute Sinn der anatolischen Bevölkerung sei zu gut bekannt, als daß man zugeben könnte, daß fie die angeführten Hand- lungen begangen hätte. Die Pforte verweist sodann auf die Maßnahmen, die ergriffen worden seien, insbesondere auf die Juspektionsreisen des Ministers Talaat Bei nah Adrianopel und Anatolien. Dank der Tätigkeit des Ministers seien die aufgeregten Völkerschaften beruhigt worden. Jn dem Wunsche, daß ihre Behauptungen überprüft würden, ersuche die Pforte darum, daß ein Delegierter Talaat Bei auf seiner Reise begleite und daß je ein Delegierter von jeder Bot- haft nah Mazedonien entsandt werde, um zu bestätigen, was die Muselmanen erdulden, und um festzustellen, ob die Türkei oder andere die wahrhaft Schuldigen an den gemeldeten Aus- shreitungen seien. |

Die Regierung hat der Kammer eine Vorlage zugehen lassen, durch die die Verlängerung des türkish-deutschen Handelsvertrages von 1890 und des Zusaßprotokolls von 1907 um ein Jahr gutgeheißen wird.

Rumänien. G i

Der Kongreß der konservativen Parlei yal gestern

an Stelle Majore8cus, der seine Demission aus Gesundheitsrü- sichten gegeben hatte, den früheren Minister Alexander Marghiloman einstimmig zum Parteiführer erwählt.

Bulgarien. A O U

Jn der Sobranje stand gestern eine Jnterpellation über

die eGIl einblite Bewegung auf der Tagesordnung. n Erwiderung auf die Interpellation bestritt der Minister- prâsident Radoslawow, wie „W. T. B.“ meldet, daß Aus-

worden. D i ei von der Beweguna überrascht worden in dem BngenbliE s 8 sie (8) Athen mit einigem Erfolge Schritte unter- nommen habe, um der die öffentliche Meinung in Bulgarien erregenden Bulgarenverfolgung in Mazedonien ein Ende zu machen.

i f besiße aber genug gesunden Sinn, um Aus- 7 etn dip A Mente Die Regierung habe vorsihtshalber

Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen.

Albanien. i

Nach einer Meldung der „Albanishen Korrespondenz“ haben die Regierungstruppen unter der Führung des Majors Besim gestern nah hartnäckigem Kampfe mit den Aufständischen die Höhen von Ardenica erstürmt und die Aufständischen unter Verlusten in die Flucht geschlagen, die sich in der Richtung auf Ljuschna zurückzogen. Dagegen hat der Angriff der Regierungstruppen auf die Stellung der Rebellen bei Rastbull mit einer \chweren Niederlage geendet. Die an dem Kampfe beteiligten, etwa 1000 Mann starken Miriditen und Malissoren wurden von den Aufständischen durch einen scheinbaren Rückzug in die hinter der Stadt sich ausbreitende Sumpfgegend gelockt, umzingelt und zum größten Teil nieder- gemacht. Nur ae S entkamen und brachten die Ünglücksnachricht in die Stadt. : R

"Der M enia Stefani“ zufolge haben die Aufständi- \chen gestern Durazzo plöglih wieder angegriffen. Man fürchtet, daß die Rebellen in die Stadt eindringen könnten, und trifft neue Verteidigungsmaßregeln, um die Stadt zu halten, bis Verstärkungen von Norden eintreffen.

Amerika. : Jn der vorgestrigen Konferenz der amerikanischen Delegierten mit den Vertretern der Konstitutionalisten, die in Buffalo stattfand, ist der Versuch, die Rebellen in Ueber- einstimmung mit den a der Vermittlungskonferenz zu bringen, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge gescheitert. Die Konstitutionalisten teilten den Amerikanern mit, daß sie nit imstande seien, einem Waffenstillstand zuzustimmen, und erklärten ferner, nur ein hervorragender Mann aus ihren Reihen sei für sie als vorläufiger Präsident annehmbar. Die Delegierten Huertas weigern sich ihrerseits, einen Rebellen als vorläufigen Präsidenten anzunehmen. | Die Bill über die Einberufung der mexikanischen Kammer zu einer außerordentlichen Session hat das Departe- ment für auswärtige Angelegenheiten der Kammer zugehen lassen. Jn einem Gefecht zwishen Huertas Kanonenboot „Guerrero“ und dem Rebellenkanonenboot „Tampico“ nahe Mazatlan ist die „Tampico“ unterlegen.

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Udschda hatten die Truppen der Generale Gour aud und Baumgarten in der Nähe von Taza vorgestern abermals einen heftigen Kampf mit dem Riatastamme zu bestehen, der sih auf dem in das Jnauental führenden Pfad verschanzt hatte. Die Franzosen hatten 11 Tote, darunter einen Offizier, und 53 Ver- wundete. Die Riataleute erlitten besonders durch die fran- zösische Artillerie große Verluste und flüchteten, indem sie den Jnauenfluß durchschwammen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Der deutsche auswärtige Handel im Mai und in den an S Mi Fanuar bis Mai 1914.

Wie das Kaiserliche Statistishe Amt dem „W. T. B.“ mitteilt, hat im Handelsverkehr des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande im Mat d. I. die Einfuhr betragen 6057090 t, außerdem 10407 Pferde und 193 Wasserfahrzeuge (gegen 5933330 t, 11.566 Pferde und 108 Wasserfahrzeuge tm Mai 1913), die Ausfuhr 6 089 804 t, außerdem 436 Pferde und 73 Wasserfahrzeuge (gegen 5 770 559 t, 374 Pferde und 71 Wasserfahrzeuge im Mai 1913). Fn den 5 Monaten Januar Mai d. I. belief fich die Einfuhr auf 27442251 t, 61114 Pferde und 481 Waffserfahrzeuge (gegen 27 983 097 t, 67 675 Pferde und 357 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeit- abs{nitt 1913), die Ausfuhr auf 30389576 t, 2182 Pferde und 257 Wasserfahrzeuge ea A S oi Pferde und 281 Wasfser- ahrzeuge im entspre{henden Zeitraum ¿ : fal ‘Die rie deuten (in Millionen Mark): im Mai d. I. in der Einfuhr 903,0 an Waren sowie 16,2 an Gold und Silber (gegen 873,7 und 29,6 im Mai 1913), in der Ausfuhr 880,7 an Waren fowie 10,3 an Gold und Silber (gegen 820,7 und 5,1 im Mai 1913) und in den 5 Monaten Januar —Moai d. I. in der Einfuhr 4593,1 ‘an Waren sowie 107,7 an Gold und Silber (gegen 4570,2 und 134, im gleichen Zeitabschnitte 1913), in der Ausfuhr 4249,2 an Waren sowte 41,8 an Gold und Silber (gegen 4136,4 und 46,5 im entsprehenden Zeitraum 1913).

Zur Arbeiterbewegung.

m Laufe des gestrigen Tages ist der „Voss. Ztg." zufolge eine AnzcBl Si Kraftdroschkenfahrer von den Arbeit- gebern entlafsen worden, weil sie sich geweigert haben, einen ihnen vorgelegten neuen Arbeitsvertrag zu untershretben. (Vgl. Nr. 139 d. BL) Wenn nicht im Laufe des heutigen Tages noch eine Einigung erfolgt, ist mit der Aussperrung von annähernd 4000 Fahrern zu renen. Günstig ist die Lage für die Fahrer insofern, als eine ganze Anzahl aitelaroler Firmen den Einigungsvorschlag des Gewerbe- E een und sih dadur in Gegensaß zu ihrer Organi-

ation gestellt haben.

j Die Vielfapen Versuche, im Kampfe in der Waffenindustrie Sol ingens Einigungsverhandlungen tin die Wege zu leiten, haben, wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ mitteilt, jeßt, nahdem der Kampf schon 16 Wochen gedauert, zu einem Erfolg geführt. Am N fanden die ersten Verhand ungen zwischen den Vertretern des Arbeitgeber- und des Fabrikantenverbandes einerseits und den Vertretern der be- teiligten Arbeiterverbände andererseits statt. Die Verhandlungen sind noch nit zu Ende geführt worden, man rechnet aber mit einer Ver-

ändigung.

M n Bilden haben nach demselben Blatte die Schneider - ehilfen eine Tarifbewegung eingeleitet, da sie mit den t des m Jahre 1911 eingeführten Düsseldorfer Lohntarifes 3. Klasse nicht zufrieden waren. f; it E Cen Forderungen haben sich 6 Firmen tanden erklärt. N 2A gu ist „W. T. B.* zufolge ein Ausstand der Kellner ausgebrohen. Die metsten Kaffeehäuser der Stadt und sämtliche MWirtshäuser der Ausstellung mußten ließen. Fn Baku i, wie „W. T. B.“ meldet, der Ausstand der Naphthaarbeiter in der Abnahme begriffen. Gegen 2000 Arbeiter haben die Arbeit wieder M R c em r ereigne wishen Ausständigen und Arbeitswiligen in acha L eeion getötet und eine verwundet. (Vgl. Nr. 136 d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft.

ine vorge\Gichtliche Höhlenwohnung, die am Fuß der Raltsintinven gel Is an der Küste des Bristolkanals entdedckt worden ist, hat durch Professor Sollas, einen hervorragendsten Kenner der Urgeshichte, eine gründlihe Durchforshung erfahren. Es ist dadurch festgestellt worden, daß die von der Fagd lebenden Menschen, die in dieser Höhle ihren regelmäßigen Schuß fanden, einer Nasse angehört haben, die während des fogenanten Aurignacien den größeren Teil von Europa bewohnte. Diese Leute hat:-:: ein bereits ziemli hoh entwideltes Gehirn, soweit man aus der Form des Schädels und seinem inneren Raum schließen kann. Sie besaßen auh schon einige fkünstlerishe Neigungen und Fähigkeiten, die aber nur in der Verfertigung von rohen Schmuckstücken zum Ausdruck gekommen sind. Diese dienten ohne Zweifel au als Zaubermittel, da magishe Zeremonien, insbesondere mit Rücksicht auf die Toten, eine große Rolle im Leben diefer Urmenschhen spielten. Es ist überhaupt auffällig, daß sie eine verhältnismäßig große Achtung vor ihren Toten hatten, während man von den ältesten Menschen sonst wohl annahm, daß fie ihre Verstorbenen hauptsählich als Nahrungsmittel betrahtet und auch ihre Knochen nicht verschont hätten. Daraus erklärte man wenigstens die Selicnßeit von Menschen- resten aus diesen ältesten Epochen. Zeichnungen auf Stein oder Elfenbein, wie sie manche Zeitgenossen dieser Höhlenbewohner in anderen Gegenden Europas zu ihrem künstlerischen Vergnügen aus- zuführen verstanden, sind an diesem Play zum wenigsten nit erhalten geblieben, dagegen sind in einer benachbarten Höhle rote Streifen an den Wänden nachgewiesen worden als die einzigen Versuche etner Wandmalerei, die von dieser alten Rasse bisher aufgefunden worden find. In England und in Wales ist die Entwicklung und Aufein- anderfolge der menshlichen Bewohner noch lange nicht fo geklärt wie in Frankreich, das namentli in seiner südlihen Hälfte das klassische Land für das Studium des vorgeschihtlichen Menschen geworden ist. Fn Wales ist es bis jevt nit gelungen, die Vorläufer oder Nach- fommen jener Höhlenbewohner in deutlichen UÜeberbleibseln nachzu?

weisen. Land- und Forstwirtschaft. Ungarischer Saatenstandsbericht.

Na dem amtlichen Saatenstandsberiht des ungarishen Acker- A herrschte in der ersten Juniwoche zumeist wechselndes, fühles und windiges, in der zweiten Woche überwiegend beißes Wetter ; seit vorigem Bericht regnete es fast überall. Aus fast allen Komitaten des Landes trafen Berichte über Hagelwetter ein, das jedo keinen Schaden anrihtete. Niedershläge und die darauffolgende milde, warme Witterung konnten die Entwicklung der zurückgebliebenen Halm- rüchte kaum verbessern; mehr Nutzen brachten fie jedoch den Sommer- erg worunter Gerste und Hafer größere Besserungen Ee Au Hackfrüchte, Futterarten, Weiden und Wiesen wie aud) Obstarten pros fitierten von dem ausgiebigen Regen. Wenn man in Berü chtigung zieht, daß Winterhalmfrüchte während der L run ¿wei Wochen nicht beschädigt wurden, vielmehr einen günstigeren Stand aufweisen, andere Saaten sich wieder wesentli bejjerten, so kann vom Gesichtépunkte der allgemeinen lanwirtschaftlihen Lage die Witterung als günstig betrahtet werden, tnbesondere nah den im Frühjahr fkonstatierten Schäden. Weizen ist in 4 Komitaten gut, in 5 gutmittel, in 27 mittel, in 16 schwaqhmittel, in 11 schwach. Die Anbaufläche von Weizen beträgt 6,06, Roggen 1,94, Gerste 1,95, Hafer 1,87 Millionen Kataitraljoch. Weizen zelgt gegen das Vorjahr 12 9/0, Roggen 2,9 9%/ mehr Anbaufläche, Gersie 3,8, Hafer 7,9 9% weniger Anbauflähe gegen das Vorjahr. 4 in l 8 Komitaten gut, 10 gutmittel, 25 mittel, 13 f{chwachmittel, 5 \{chwach, 2 sehr schwach. Gerste ist in 17 Komitaten gut, 17 gut- mittel, 2 mittel, 2 \{chwachmittel, 4 s{chwach. Hafer steht tn 16 Komitaten gut, 21 gutmittel, 21 mittel, 3 \chrwaqhmittel, 2'schwach. Die Schäßung muß jedo als provisorish betrachtet werden, weil von 300 Ortschaften überhaupt noch keine Berichte eintrafen. Der Weizen scießt bereits überall in den Halm und beginnt zu blühen. Aus den metsten Landesgegenden werden Klagen über kurze Aehren und s{hüttere und kleine Saaten laut. Ausnahmen bilden gut be- wirtschaftete, mit Kunstdünger bearbeitete Herrschaftsfelder, die mehr Widerstand gegen die Unbilden des Frühjahrswetters jeigten, anderer- seits konnten ih diese Saaten nach Eintritt des warmen Wetters besser entwtickeln. Es ist nicht zu leugnen, daß ‘das milde und regne- rishe Wetter an den Wetzensaaten vieles verbesserte, zu bedauern ift jedoch, daß die Besserung in einzelnen Gegenden dur Verbreitung des Nostes paralysiert wird. Der Rost verbreitet sih, da er niht nur am Stengel, sondern auch am Halm haftet. Dies erklärt die Befürchtungen der landwirtschaftlichen Berichterstatter, da sie troß des Eintritt günstigen Wetters thre Klassifikationen niht bedeutend ver- bessern konnten. Es ist jedo nicht ausgeschlossen, daß, wie es oft [9e vorgekommen ist, der Rost nicht so viel Schaden verursachen wird, als ursprünglih angenommen wurde. In diesem Falle dürften die Ernteaus\ichten sich noch um ein Bedeutendes vérbessern. N oggen ist bereits in Blüte, im Flachland bereits verblüht. Die Aehren sind zumeist \{ön und groß, in vielen Gegenden litt jedo der Noggen unter dem Mais Frost und während der Blüte unter den herrshenden starken Winden. Die Stengel sind genügend groß, im allgemeinen wird jedoch über \hüttere Saaten geklagt. Die Gerste sleht bereits in Aehren, wenn die Witterung si günstig gestaltet, dürfte das Ergebnis mittel, sogar gutmittel sein. Der Hafer wurde in der Entwicklung durch mildes warmes Wetter günstig beeinflußt und zeigt eine entshiedene Besserung. Die Stengel sind im Verhältnisse zu den vorangegangenen Jahren zwar niedrig, die Saat ist jedoch zumeist {ön und grün, und die Ernteaussiblen find derzeit genügend günitig. _ Der Stand der Maispflanze zeigt nah ausgiebigen Niedershlägen überall Besse- rung, au jene Saaten, welhe mangelhaft auskeimten und in der Entwicklung zurückgeblieben waren, entwickeln na nunmehr sehr vorteilhaft, und die Ergänzungssaaten keimten überall gut. Am \{chwächsten steht die Maispflanze in der rechts- und linksseitigen Theißufergegend und bear milden und warmen Wetters. Für die Kartoffelentwicklung war die Ae äußerst En Die Frühsaaten zeigen dort, wo der Frost den Anbau nicht vernichtete einen günstigeren Stand als der Spätanbau. Der Frühbau ist bereits in Blüte. Zuckerrüben entwickeln sich im größten Teile des Landes günstig. Die Blätterung ist zumeist üppig grün und esund, besonders ist der Frühanbau s{chôn, dicht und kräftig. Das dritte Behacken ist bereits im Zuge. Von sehr vielen Gegenden treffen Klagen über durch FInseklien verursachten Schaden ein. Die Futterrübe ist sogar besser als die Zuckterrübe. Napssaaten stehen e mittel, reifen zwar niht überall aleihmäßig. Auch treffen Berichte von vielen Gegenden über shüttere Saat ein, doch hat der Schnitt {hon überall begonnen, und das Erträgnis ist überwiegend befriedigend. Am \{wäcsten ist NRapssaat am rechts- und linksseittgen Theiß - Ufer. Die Gartengewächse besserten sich infolge der Niedershläge um ein bedeutendes und der Stand is gegenwärtig im all emeinen befriedigend. Bohnen und sonstige E enfrüchte zeigen eine gute Entwicklung. Erbsen versprechen ein Mittelerträgnis, au Krautarten entwickeln fh vorteilhaft. Hopfen entwidelt ih s{chön, insbesondere zwischen Donau—Theiß, die Ranken erreichen etne Höhe von 3

34 m. Hirse und Buchweizen entwickeln sih befriedigend. Hanf und Flachs sind in Blüte, überwiegend ist der Anbau groß, und nur stellenweise treffen Klagen über kleine Saaten etn. Betde Pflan

bedürfen warmen Wetters. Tabak wird behackt, der Anbau ist be- ere Der Weinstock ist im Landesdurhschnitt befriedigend.

ü ies Futter ist sowohl qualitativ als quantitativ befriedt- vas eir J Un Bi es en entwideln si infolge des ausgiebigen egenwetters vorteilhaft, das Obst steht dort, wo Frost keinen Schaden anrictete, gut und verspricht ein Mittelerträgnis. (Ungart-

hes Telegr.-Korresp.-Bureau.)

\hreitun e Griechen vorgekommen seien; die Kirchen des griechischen Patriarats n ohne Ruhestörung in Besiß genommen

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. L b, Ersten Beilage.)