1895 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Sep 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Bei dem Eintritt in denselben e Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht Jhre

ajestät die Kaiserin, Seine Majestät der Kaiser die Ober - Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff. Unter Vorantriti des Vorsißenden des Provinzial - 20 von Köller begaben Sih Jhre Majestäten hierauf, gefolgt von dem Ober - Präsidenten, Staats-Minister von Puttkamer, zu Jhren Pläßen. Jhrer Majestät der Kaiserin zur Linken saß Scine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ; dann folgten die Hofdame Gräfin von Keller, der Ober-Präsident von Putt- famer und der Staats-Minister von Köller. Rechts von Seiner Majestät dem Kaiser saßen die Gräfin von Brockdorff, der Fürst nts Putbus und die Gräfin von Bassewißp. Während des zhls nahm der Vorsißende des Provinzial-Landtags, Wirkliche Gcheime Rath von Köller das Wort zu folgender Ansprache:

„Wenn Preußens Könige in Ihren Provinzen Revuen abhalten, dann sind dies nit bloß militärishe Manöver, die darauf abzielen, die Wehrkraft des Vaterlandes zu stärken, sondern es sind auch Vokkéfeste; “denn alles Velk läuft zusammen, seinen König zu sehen und mit Jubel zu begrüßen. So sind auch wir heute bier versam- melt, um Eure Majestät in der Provinz Pommern willkommen zu heißen und unserer Allergnädigsten Kaiserin, deren Erscheinen den heutigen Tag verherrlicht, dnserès allerunterthänigsten Dank aus- zusprehen. Dabei ergreifen wir freudigst Gelegenheit, Euren Majestäten das Gelübde der Treue zu erneuern, die in den Herzen der Pommern tief eingegraben is, und die Versicherung zu Füßen zu legen: niemals foll fie erlahmen, die pommershe Treue nicht in uten, nit in bösen Tagen. Mit diesem Gelübde erheben wir den Ruf, der alle Herzen höher shlagen mat, den Ruf, in den die geme Einwohnerschaft der Provinz im Geiste einstimmt, den

uf: Seine Majestät der Kaiser und König, unser Allergnädigster Herr, und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin unsere Aller- gnädigste Herrin, leben hoh !“

Das Hoch fand begeisterten Widerhal. Nachdem die Musik die Nationalhymne gespielt hatte, erhoben Sih Seine Majestät der Kaiser zu folgender Erwiderung:

„Mein lieber Herr von Köller! Sie haben foeben in beredten Worten den Gefühlen der Provinz Pommern Ausdruck gegeben, und Ih beeile Mich, freudig bewegten Herzens im Namen der Kaiserin und in Meinem Unseren berzlihsten Dank Ihnen auszu- sprehen. Es ist das erste Mal, daß Ich das pommershe Korps zusammenrufe, um es auf seine Kriegstüchtigkeit hin zu prüfen, und da werden Sie es wohl natürlich finden, daß Ich zurückgehe in der Geschichte, und daß Ih Mich an das Jahr und die Tage erinnere, wo ein Anderer hier stand, und wo der Jubel des Volks dem großen Kaiser galt, der nun leider nicht mebr unter uns weilt. Wohl entsinne Ich Mich und Sie wobl Alle der Stunden, da die herrlihe Fürstengestalt unter uns wandelte, da JFhr alter Vater, Herr von Köller, mit Auszeihnung und Gnade von Meinem Herrn Großvater behandelt wurde, wo zwei Zeiten und zwei Geschlehter \sich begegneten, die nun dahin sind. Und neben dem großen Kaiser die Figur Meines seligen Vaters in der herrlihen Pracht Seines Kürassier - Regiments, der einst gewesene Statthalter von Pommern. Sie sehen hieraus, Meine Herren, wie viele Fasern und wie viele Bänder zwischen Fhnen und Meinem Hause sowie Meiner Person verwoben find, und in wie naher Beziehung die Provinz Pommern zu Uns steht. Heiß umstritten is sie worden durch Meine Vor- fahren, bis .es endlich gelang, dieses herrliche Land, dieses kerndeutsche Volk mit der Mark zu vereinen, sodaß nunmehr der rothe Greif mit dem rothen Aar auf demselben Wappenschild fih befand. Nun, Meine Herren, Sie haben soeben das Gelübde gehört, welches Herr von Köller in Jhrem Namen - sprah Ich nehme Sie beim . Wort! Ich danke Jhnen dafür. Schließen Sie ch zusammen, um das Andenken und die Person Seiner Maz-stät des Kaisers Wilhelm I. zu {üßen- und zu wahren, wie Ih7dazu {on an anderer Stelle Mein Volk aufgerufen habe. Mein Wunsch soll der sein, daß in der erhabenen Erinnerung an jene große Zeit, die wir in diesen Tagen gefeiert, in der Er- innerung an die Stunden, da die erlauchte Gestalt des Dahin- geschiedenen unter uns weilte, wir aufs neue uns vergewissern und gegenseitig geloben, fortzuarbeiten und fortzubauen an dem, was Er geschaffen. Und daß dakei die Provinz Pommern grünen, blüten und sich entwideln möge, daß Stettin zu einer mächtigen Handelsstadt emporblüßen möge, das sei- Mein inniger Wunsh. Er- beben Sie die Gläser und trinken Sie mit Mir auf das Wohl der Provinz Pommern! Sie lebe hoch! hoh! hoh!"

Um 71/2 Uhr wurde die Tafel aufgehoben. Jhre Majestäten begaben Sich hierauf in den Nebensalon, wo Cercle gehalten und Vorstellungen entgegengenommen wurden.

Um 8 Uhr kehrten Jhre Majestäten unter dem endlosen Jubel der Bevölkerung in das Königliche Schloß zurück, und um 81/2 Uhr begann der Zapfenstreih. Jhre Majestäten er- schienen während desselben wiederholt an den Fenstern des Schlosses und auf dem Balkon vor Jhren Gemächern. Während des ganzen Tages war das Wetter prachtvoll.

Nachdem heute Morgen die bekränzten Fahnen und Standarten im Schlosse abgeholt worden waren, stiegen Seine Majestät der Kaiser um 91/, Uhr P Mee, um Sich zur Parade des 11. Armee - Korps E redow zu begeben. Jhre Majestät die Kaiserin fuhren - zu Wagen nach dem Paradefeld und stiegen dort zu Pferde. Jhre Mazestäten wurden auf dem ganzen i nah dem Parade- E den herbeigeströmten dichten Volksmassen enthusiastish

egrüßt.

Die Truppen waren in zwei Treffen aufgestellt und wurden von dem kfommandierenden General, General der Jnfanterie von Blomberg befehligt. Jm ersten Treffen standen die 3. Divi- sion unter dem Kommando des General-Lieutenants von Froben und die 4. Division unter dem Befehl des General-Lieutenants von Lütcken. Die 5. Jnfanterie-Brigade unter dem Kommatdo des General-Majors von Viebahn, am rechten Flügel des ersten Treffens, war gebildet aus dem Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2 und dem Infanterie - Regkment rinz Moriß von Anhalt- Dessau (5. Pommersches) Nr. 42; die 6. Jnfanterie- Brigade unter General - Major von Bodenhausen Che sich aus dem Kolbergshen Grenadier - Regiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9 und dem Jnfanterie- Regiment von der Gol (7. Pommersches) Nr. 54, zusammen ; die 7. Infanterie-Brigade bildeten das Pommersche Füfsilier- ri Nr. 34 und das Infanterie-Regiment Nr. 129, die 8. Infanterie-Brigade das 6. Pommersche t Nr. 49 und das Infanterie-Regiment Nr. 140. Die am linken Flügel des erften Treffens aufgestellte kombinierte

dem Speisesaal hinaufgeleitet.

Brigade war aus dem Fuß-Artilleric-Regiment von Hindersin (Pommersches) Nr. 2 und aus dem Pionier-Bataillon Nr. 17 zusammengeseßt. Das zweite Treffen wurde von dem Führer der Kavallerie-Division A, General-Major Freiherrn von Kleist, befehligt. Vom rechten Flügel aus waren in diesem Treffen aufgestellt: die Kavallerie-Brigade A, ebildet durch die Regimenter: Kürassier - Regiment Königin Mummeriches) Nr. 2, 1. Leib- Husaren-Regiment Nr. 1 und S. Pommersches Ulanen - Regiment Nr. 9; die Kavallerie- Brigade B, bestehend aus den Regimentern: 1. Branden- burgisches Dragoner - Regiment Nr. 2 und Ulanen - Regiment Kaiser Alexander IT. von Rußland (1. Brandenburgisches) Nr. 3: die Kavallerie - Brigade C, gebildet von den Regimentern: 1. Großherzoglich Mecklenburgishes Dragoner- Negiment Nr. 17 und Husaren - Regiment Kaiser Franz Joseph von Oesterreih, König von Ungarn (Schleswig- Holsteinisches) Nr. 16; die 4. Kavallerie-Brigade, zusammengeseßt aus den Regimentern: Dragoner-Regiment Fvelhere von Derff- linger (Neumärkisches) Nr. 3 und Dragoner-Regiment von Arnim (2. Brandenburgisches) Nr. 12. Ferner standen im zweiten Treffen : die 2. Feld-Artillerie-Brigade, bestehend aus dem 1. Pommerschen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 2 und dem 2. Pom- merschen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 17, sowie das Pommersche Train-Bataillon Nr. 2.

Der kommandierende General des IITl. Armee - Korps, General der Kavallerie Prinz Friedrih von Hohen- zollern nebst dem Stab des General - Kommandos des ITI. Armee - Korps, der kommandierende General des Garde - Korps General der FJhnfanterie von Winterfeld, General - Adjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, nebst dem Stab des General- Kommandos des Garde-Korps, sowie die- dem leßteren unter- stellten Divisions- und Brigadestäbe haben heute früh Berlin Perien und sih mit der Eisenbahn in das Manövergelände egeben.

Der Kaiserliche Botschafter in Wien Graf zu Eulen - burg hat sih auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs nah Stettin begeben, um während des dortigen Aufenthalts Seiner Majestät des Kaisers von Oester- reich, Königs von Ungarn, daselbst anwesend zu sein. Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Pojten fungiert der Legations-Rath Prinz von Lichnowsky als Geschäftsträger.

Der General-Lieutenant Edler von der Planißt, Jnspekteur der 2. Kavallerie-Jnspektion, hat Berlin verlassen.

Nach einer telegraphishen Meldung an das Ober- Kommando der Marine is S. M. S. „Wolf“, Komman- dant Korvetten - Kapitän Kretshmann, am 4. September in Plymouth angekommen und beabsichtigt, am 11. September nah Wilhelmshaven in See zu gehen.

Kiel, 7. September. Die Manöverflo tte sammelte sih heute um 2 Uhr bei Stollergrund vor der Kieler Föhrde und trat dann die Fahrt nah Saßniß an, woselbst sie morgen Vormittag eintreffen wird. Die dritte Division komplettierte gestern hier ihren Kohlenvorrath, während die übrigen Divi- Gs am Mittwoh in Neufahrwasser Kohlen einnehmen werden.

Mecklenburg-Schwerin.

Jn dem Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Groß- herzogs ist, den „Meckl. Nachr.“ zufolge, ein weiterer Fort- schritt zur Besserung zu konstatieren. Die asthmatishen An- fälle lassen an Heftigkeit nah, jcdoch fühlt Seine Königliche Doe ih sehr angegriffen und hat das Bett noch ct verlassen.

Oesterreich-Ungarn.

_Der Kaiser empfing gestern den ungarishen Minister- Präsidenten Baron Banffy und den ungarischen Finanz- Minister Lukacs in längerer Audienz.

_ Ueber die leßten Lebensstunden des Erzherzogs Ladislaus wird dem „W. T. B.“ aus Budapest Gee berichtet: Vor- gestern Abend war der Zustand noh befriedigend; gegen 11 Uhr Nachts trat aber Blutvergiftung ein, welche überaus {nell verlief. Gestern früh spendete der Prior des Jesuiten- Klosters dem Kranken die legte Oelung, welche der- selbe bei vollem Bewußtsein und mit frommem, gott- ergebenem Herzen entgegennahm. Gegen 10 Uhr Vor- mittags trat die Agonie ein; um 103% Uhr verschied der Erzherzog. Die Eltern und der Bruder Erzherzog Joseph Augustin waren am Sterbebett zugegen. Sämmtliche Budapester Blätter widmen dem verstorbenen Erzherzog ergreifende Nachrufe. Der Kaiser richtete an den Erzherzog Joseph folgendes Beileids-Telegramm: „Jh weine mit Euch. Gott tröste uns und gebe uns Kraft, den Schmerz zu ertragen.“ Der Minister-Präsident Baron Banffy richtete an den Erzherzog und die Erzherzogin Joseph ein Telegramm, worin er das tiefste Beileid der ungarishen Nation aus- drückte. Die Beisezung der Leiche erfolgt in der Gruft der Schloßkirche der Ofener Hofburg.

_Nach einer Meldung des "V. T. B.“ aus Zara findet anläßlich der S im Bezirk Macarsca eine maßlose Agitation seitens der unterlegenen kroatischen radikalen Partei statt, um die gewählten Wahlmänner ein- l8e bggiion Es is zu Excessen gekommen, bei denen eine

erson verwundet wurde. Zur Aufrechterhaltung der Ord- nung find-80 Mann Jnfanterie in den Bezirk von Macarsca entsandt worden.

Großbritannien und Jrland,

Bei der Dg! in Süd-Kerry (Irland) wurde der Nationalist Farell mit 1209 Stimmen gegen Murphy von der Healyshen Unabhängigkeitspartei, der 474 Stimmen erhielt, gewählt. Das Resultat bedeutet die Niederlage der Sezessionisten von der Mac Carthy’shen Partei.

Frankrei. Der Lord-Mayor von London, Sir Joseph Renals, und Gemahlin sind gestern Abend in Paris eingetroffen. Der Bischof Fava hat, wie dem „W. T. B.“ aus Grenoble gemeldet wird, die Kongregationen, welche frei-

willig die Anfallsteuer bezahlen, mit der Exkommunikation bedroht. Türkei.

Die Pforte hat ihre Zustimmung zu der Ernennung des jebigen italienishen diplomatischen Agenten in Kairo Pansa zum italienishen Botschafter in Konstantinopel gegeben.

Aus Konstantinopel berihtet „W. T. B.“ : die telegraphische Meldung aus Tiflis, wonach 15 000 Mann türkischer Truppen unter dem Oberbefehl Schakir Paschas die Ortschaften Komac E und mehrere andere Ort- schaften in Brand gesteckt hätten, werde von maßgebender türkisher Seite für unrichtig erklärt. Die von einem Tifliser Blatte verbreitete Nachricht, daß armenishe Einwohner zwishen Mush und Sassun geplündert worden seien, und daß es auf dieAusrottung der Armenier abgesehen sei, werde seitens der türkishen Regierung auf energishe Weise demen- tiert. Ebenso werde die telegraphische Meldung über s{reck- lihe Vorgänge in den Ortschaften Wan und Musch und anderwärts, welche bezwecken sollten, die Armenier durch Hunger auszurotten, sowie über einen Angriff auf das armenishe Kloster in St. Jean durch Briganten, von welhem mehrere armenishe Journale berichtet hätten, von kompetenter Seite als tendenziöse Erfindung bezeichnet.

Die „Politishe Correspondenz“ meldet aus Konstantinopel: Dem Exarchat nahestchende Kreise äußerten Befriedigung über den Verlauf der Audienz des Exarchen Joseph beim Sultan am Jahrestage der Thronbesteigung des Sultans, sowie über die Unterredung des Exarchen mit dem Groß- vezir. Allerdings habe der Exarh bestimmte Zusagen über die Ernennung neuer bulgarisher Bischöfe für Macedonien nicht erhalten, die ihm gemachten Eröffnungen hätten aber auch niht entmuthigend geftlungen. Nach amtliher Meldung aus Monastir haben sämmt- lihe Chefs der Malissorenstämme vor dem Mutessarif von Dibra ihre Unterwerfung beshworen.

Bulgarien. Gegenüber einer Meldung der Zeitungen, daß in Male

Tirnowo eine Bande mittels Dynamits eine Kaserne in die | Luft gesprengt habe, wird, wie „W. T B.“ aus Sofia | meldet, konstatiert, daß bei dem ottomanishen Kommissariat |

keinerlei Bestätigung dieser Nachricht eingegangen sei.

Asien.

__ Das „Reuter he Bureau“ meldet aus Hongkong von gestern, daß der Rädelsführer beim Angriff auf die

issionsstation Kutscheng verhaftet worden sei. Die Ge- sammtzahl der wegen der Meßelei Verhafteten betrage 130, von denen bisher 23 überführt seien; Urtheile seien jedo noch nicht gefällt, da der Vize-König von Fukien das Recht der Revision der Zeugenaussagen bean}pruhe. Vom Staats- sekretariat des Auswärtigen in Washington ist amtlih mit getheilt worden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten beschlossen habe, fortan eine unabhängigeUnter- suchung über die Tshengtu-Aufstände unter Mitwirkung der chinesischen Vertreter zu führen. Die chinesishe Regierung werde eine Eskorte stellen.

Nr. 36 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts*, vom 5. September, hat folgenden Inhalt: Gesundheitsftand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maß- regeln gegen Cholera 2c. Desgl. F Kegen Pest. Aus dem statistischen Jahrbuch von Paris, 1892. (Batavia.) Gesundbeitszustand. Geseßgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Diphtherieserum. (Preußen.) Prüfung der Nahrungsmittel-Chemiker. (Preußen, Regierungsbezirk Lüneburg.) Beaufsichtigung der Krankenansftalten. (Regierungsbezirk Aurich.) Untersuchung auf Trichinen. (Schluß) (Regierungsbezirk Koblenz.) Ansteckende Krankheiten. (Mecklen- burg-Streliß.) Maul- und Klauenfeuhe. Maßregeln gegen Vieb- seuhen. (Braunschweig.) Arzneimittel in Kapseln aus Wachs- papier. (Lübeck.) Trichinenshau. (Elsaß - Lothringen.) Schweineseuche. (Schweiz.) Bierausshank und Bierdruckapparate. -- Fleish in gehadcktem Zustande. (Frankrei). Einfuhr von Lumper. Gang der Thierseuchen in Rußland, 1. Oktober 1894 bis 13. Mai 1895. Seitweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Preußischer Regierungsbezirk Liegni, Dänemark). Vermischtes. (Bayern). Infektionskrankheiten. -— Knappschastsvereine. (Sachsen). Be- völkferungewechsel der Stadt Leipzig, 1894. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Die Nr. 36 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 7. Sep- tember, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Die Gnadenkirhe in Berlin. Fangedämme unter Anwendung von getheertem Segeltuch. Der Säulenfuß, Ge- s{windigkeits-Uhr für Lokomotiven. Vermischtes: Bericht des Ausschusses zur Untersuhung der Wasserverhältnisse in den der Ueberschwemmungêgefahr besonders auëgefeßten Flußgebieten über die Besichtigungen der Wasserverhältnisse an den großen preußischen Strömen. Neue Schulbank von Rettig. Bücherschau.

Nr. 42 des „Eisenbahn- Verordnungs-Blatts*, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 4. September, hat folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen Preußen und Lippe wegen Herstellung einer Eisenbahn von Schieder nach Blomberg, vom 16. Januar 1894. Gesetz, betreffend den weiteren Erwerb von Eisenbahnen für den Staat, vom 16. Juli 1895. iel des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 19. August 1895, betreffend Uebertragung der Verwaltung der auf Grund des Gesetzes vom 16. Juli d. I. in das Eigenthum des preußischen Staats über- gehenden Eisenbahnen an die Eisenbahn-Direktion in Erfurt; vom 21. August 1895, betreffend Amtskautionen der ständigen Ablöser auf Haltestellen und Haltepunkten; vom 22. August 1895, betreffend nah- trägliche Bewilligung von Besoldungszulagen ; vom 23. August 1895, betreffend Befeßung der für die Unfa persiherung der Staatteisenbahn- Verwaltung und der für die Pensionskafse für die Arbeiter der preußi- hen Staatseisenbahn-Verwaltung errihteten Schiedsgerichte; vom 26. August 1895, betreffend Revision der Betriebsmittel; vom 26. August 1895, E e der Prüfungskommissionen für mittlere und untere Staatseisenbahn-Beamte. Nachrichten.

_Das 5. (September-) Heft des „Archivs für Eisenbahn- wesen“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten S von Julius Springer, Berlin), hat folgenden Inhalt: „Süd-

merika und feine Eisenbahnen“ (mé einer Uebersihtsfarte, Schluß) vom Kaiserlihen Regierungs:Rat Kemmann. „Gloffen zur Signalordnung“ vom Geheimen Baurath Blum. „Entwickelung des Eisenbahnwesens in Ungarn im Jahre 1893“. „Zur Geschichte

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unt Statistik des Staatseisenbahnwesens im Großberzogthum Heffen“ von Sher-Renungs-Rath Dr. Zoller. „Die Lten Staats- bahnen im Jahre 1893“. „Die Eisenbahnen in Australien“. „DieEisenbabnen in Frankreich.“ „Die Eisenbahnen in Dänemark“. Kleinere Mittheilungen : Preisausschreiben ; die rumänischen Staats- bahnen: der Bau einer Eisenbahn von Samarkand nach Andischan und Taschkent; die Staatseisenbahnen in der Kolonie Kap der guten offnung. MRechtsprechung (des Neichbgerichis : Frachtrecht, DE e Gesetzgebung: Deutsches Reich ; Preußen ; Oesterreich-Ungarn; Frankreih ; Rußland. Bücherschau.

Entscheidungen des Neichsgerichts.

Eine Körper verleßzung ist nah § 224 des Strafgeseßbuchs als \chwere (mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren oder Gefängniß nicht unter einem Jahre) zu bestrafen, wenn fie zur Folge hat, daß der Verleßte das Sehvermögen auf einem oder beiden Augen verliert. In Vezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 11. Strafsenat, durch Urtbeil vom 6. März 1895 ausgesprechen :

1) Der Verlust des Sehvermögens ist anzunehmen, wenn das Auge zwar noch für Lichteindrüccke empfänglich, das Unter- sheidungs8vermögen oder die Fähigkeit, äußere Gegenstände wahrzunehmen, jedcch erloschen ist. / - i

9) Die Möglichkeit, daß die Sehkraft des Auges durch einen operativen Eingriff wiederhergestellt werden kann, ift rechtlich bedeutungslos. „Alerdings wird in dem Urtheil die M öéglichkeit ofen gelassen, dos die Sehkraft des Auges durch einen overativen Eingriff wiederhergestellt werden könne; es ist indeß bier- auf kein Gewicht gelegt, da niemand gezwungen werden könne, eine Overation an seinem Körper vornehmen zu lassen, und es lediglich darauf ankomme, ob die Sehfkraft gegenwärtig als vetloren zu be- traten sei. Diese Erwägungen sind rechtlid zutreffend, da § 224 St.-G.-B. Platz zu greifen hat, wenn das Sebvermögen infolge der Körperverleßzung verloren ging; während nicht erforderlich ist, daß die Körperverleßung die aus\chließliche Ursache jenes Verlustes gewesen sei.“ (422/95)

Eine Körperverleßung, welhe bei dem Verleßten eine große Gemüthserregung zur Folge hat, die dann den Ausbruch der Geisteskranfkheit bewirkt, ist, nah einem Urtheil des Reichs- gerihts, IV. Strafsenats, vom 12. März 1895, als \chwere Körvperverlcßung aus § 224 Str.-G.-B. zu bestrafen. „Das Gefeß (8 224 St.-G.-B. : „hat die Körperverleßung zur Folge, daß der Ver- leßte . . . in Geisteskrankheit verfällt . . .“) seßt lediglih einen ur- sählihen Zusammenhang zwischen der Körperverleßung und der Geistes- frankheit voraus. Ob die leßtere direkt durch Verletzung der Gebirn- fubstanz oder in direkt tadurch verursacht wird, daß die Mißhandlung zu- nächst. Nervenershütterung, Gemüthsbewegung oder eine körperliche Kronfbeit bervorruft und bierdurch dann demnächst die Geisteskrankheit zum Ausbruch gelangt, ist rechtlich gleihgültig. Der Kausalzusammen- hang ist gegeben, wenn die Mißhandlung einer der Umstände war, die vermöge ihres Zusammentreffens die Ursache der Geisteékrankheit bildeten. Dies ist im vorliegenden Falle festgestellt worden: die Strafkammer erklärt ausdrücklich für erwiesen, daß obne die von den Angeklagten verübte Mißbandlung der Verleßte niht in Geistes- franfkkeit verfallen wäre.“ (293/95.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungs8gerichts.

Hinsichtlich der Anliegerbeiträge zu den Kosten einer neuen Straße, welhe gemäß § 15 des Fluchtliniengeseßes vom 2. Juli 1875 dur Ortsstatut festgeseßt werden können, hat das Ober-Verwaltungs- geriht, 1. Senat, durch Urtheil vom 21. Mai 1895 ausgesprochen, daß die Gemeinde nur den Ersaß derjenigen Kosten beanspruchen kann, die ihr durch die Freilegung und dur die erste Einrichtung, Be- feftigung, wie dur Entwässerungé- und Erleuchtungêanlagen erwachsen sind, nicht jedoch weiter den Ersaß des Zins verlustes, den sie durch sofortige Verauëgabung dieser Kosten und durch deren erst spätere allmählide Erstattung seitens der Anlieger erleidet. íIn gleicher Meise bildet aber au die Summe, welche ein Privater der Ge“ meinde, um diese in seinem Interesse zu einer \rüheren Herstellung der Strafe zu bestimmen, zum Ersaße eines folhen Zins- verlustes gewährt hat, keinen Ersatz für die von der Gemeinde auf- gewendeten und seitens der Anlieger allmählid zu erseßenden Koften der ersten Einrichtung, Befestigung 2c. der Straße. Die Gemeinde ift in einem solchen Falle n i cht verpflichtet, bei Berehnung der An- liegerbeiträge diefe Summe von den ibr thaisählich erwachsenen Her- stellungsfosten vorweg abzusezen. (I. 714.)

Das Gesey über die Verjährungésfristen bei öffentlihen Ab- gaben vom 18. Juni 1840, nah welhem Reklamationen gegen öffentlihe Abgaben binnen drei Monaten nah erfolgter Benachrichtigung von deren Betrage bei der Behörde angebracht werden müssen, findet, nah einem Urtheil des Ober-Verwaltungs- gerihts, 11. Senats, vom 12. Juni 1895, auf die durch den § 15 des Fluchtliniengescßes vom 2. Juli 1875 geregelten Anlieger- beiträge zu den Kosten einer neuen Straße keine An- wendung. (II. 936.)

Statistik und Volkswirthschaft.

__* Veber die Spielkarten-Fabrikation und -Versteuerung im Deutschen Reih während des Etatsjahres 1894/95 enthält das neueste Vierteljahrsheft z. St. d. D. R. eine Uebersicht, die im Ganzen 36 Spielkartenfabriken nachweist (gegen 39 im Jahre 1893/94). Davon kommen 9 auf Preußen, 10 auf das Königreich Sachsen, 7 auf Bayern, je 2 auf Hessen, Mecklenburg und Braunschweig und je 1 auf Württemberg, Baden, Thüringen und Hamburg. Der Bestand an Spielkarten betrug bei ihnen am Schlusse des Vorjahres 1122 856 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 341 565 Spiele von mehr als 36 Blättern, der Zugang während des Jahres 1894/95: 4 686 169 und 884 457 Spiele, der Abgang in dieser Zeit 4 861 809 und 945 114 Spiele, sodaß am Schlusse des Etatsjahres 1894/95 vorhanden waren 947 216 und 280 908 entsprechende Spiele. Versteuert wurden (vom inländischen Fabrikat) 4360 974 Spiele von 36 oder weniger Blättern (das Spiel mit 0,30 A 1893/94: 4279 051) und 158 191 Spiele von mehr als 36 Blättern (das Spiel mit 0,50 M 1893/94: 161 867); vom Auslande eingeführt und in den freien Verkehr geseßt wurden (zum Zollsage von 60 für 100 kg neben der inländishen A 23359 und 11 069 (1893/94 : 23 328 und 11 410) Spiele. ach dem Auslande wurden ausgeführt 500135 Spiele von 36 und weniger Blättern und 786 923 Spiele von mehr als 36 Blättern, im Jahre 1893/94 ent- sprechend 687 290 und 850 642 Spiele.

Nat den Mittheilungen des Kaiserlichen Statistishen Amts im 3. Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs, Jahrgang 1895, fanden während des Jahres 1894 im Deutschen Neih 35 Dampf- kessel-Erxplosionen statt. Die Zahl der dabei getödteten oder binnen 48 Stunden nach dem Unfall verstorbenen Personen betrug 12, die Zahl der Schwerverwundeten 9, leiht verwundet wurden 13 Per- sonen. Als muthmaßliche Ursache der Explosion wurden angegeben in 18 Fällen Wafsermangel; dazu kommen in 5 Fällen wenig fahgemäße Wartung, in 2 Fällen Alter, Abnußung und in 1 Falle ungenügende Befeftigung eines Robrs; in © Fällen ift örtliche Blech-

in ita As Gra 42A Nod p44

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\hwähung bezeihnet, und zwar in 2 Fällen in Verbindung mit Alter, weiter waren es in 2 Fällen Kesselstein, in 2 Fällen mangel- bafte Schweißung eines Rohrs, und in je 1 Falle Alter, Schlamm- ablagerung, Ueberbißung eines Rohrs, überangestrengter Betrieb, Ver- rostung zweier Röhren von außen, fehlerhaftes Rohr, Kefselstein- und Schlammablagerung, zu hohe Dampffvannung. :

Für jeden einzelnen Fall enthalten die Nahweifungen eine genaue, durch Zeihnungen und Maße erläuterte Beschreibung des Kessels und eine Darleaung der Umstände vor und na der Explosion.

In8gesammt betrug in den leßten 18 Jahren die Zahl der Explo- fionen 289 und der dabei Verunglückten 686, von denen 226 getödtet, 134 {wer und 326 leiht verwundet wurden. E |

Die zum eingehenden Studium der einzelnen agner mit

eihnungen illustrierte Abhandlung bietet dem Techniker eine Fülle

Becht interessanter Einzelheiten dar und ist au als Separatabdruck aus dem obengenannten Vierteljahreheft einzeln durch den Buchhandel (Verlag von Puttkammer u. Mühblbrecht, Berlin) zu beziehen.

Die überseecishe Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam belief sih nah den Zusammenstellungen des Kaiserlichen Statistishen Amts in den Monaten Januar bis Juni 1895 auf 16 474 Perfonen.

Hiervon kamen aus der Provinz Hannover 1665, aus Bayern rechts des Rheins 1440, der Provinz Posen 1377, aus Brandenburg mit Berlin 1112, dem Königreich Württemberg 1031, aus der Provinz Westpreußen 987, Pommern 924, Schleswig-Holstein 918, aus dem Königrcih Sachsen 806, der Provinz Rheinland 780, Hefssen- Nassau 607, ans dem Großherzogthum Baden 506, der Provinz Schlesien 432, Westfalen 431, aus der Rheinpfalz 431, der Provinz Sachsen 419, Ostpreußen 316, aus dem Großherzogthum Hessen 294, Oldenburg 268, Medcklenburg- Schwerin 136. Der Rest von 1594 Personen entfällt auf die übrigen Gebietstheile des Reichs. An der Beförderung dieser Auswanderer sind die deuts chen Häfen mit 13 570 Personen betheiligt, und zwar gingen über Bremen 7510, Hamburg 6060. Von Antweipen reisten 2457, von Rotterdam und Amsterdam 447. Ueber deutsche Häfen wurden außer den 13570 Deutschen noch 40 581 Auswanderer aus Em Re Staaten, und zwar über Bremen 24 676, Hamburg 15 905

efördert. :

Fnvaliditäts- und Altersversicherung.

Bei der Versicherungöanstalt Baden sind im Monat A uguft 1895 242 Rentengesuhe (59 Alters- und 183 Invaliden- rentengesuhe) cingereiht und 175 Renten (43 + 132) be- willigt worden. Es wurden 46 Gesuche (13 + 33) abgelehnt, 135 (27 + 108) blieben unerledigt. Außerdem wurden im f{ieds- gerihtlihen Verfahren 1 Alters. und 1 Invalidenrente zuerkannt. Bis Ende August sind im Ganzen 9476 Renten (5131 Alters- und 4345 Snvalidenrenten) bewilligt bezw. zuerkannt worden. Davon famen wieder in Wegfall 2726 (1369 + 1357), sodaß auf 1. September 1895 6750 Rentenempfänger vorhanden sind (3762 Alters- und 2982 Ênvalidenrentner). Verglichen mit dem 1. August 1895, hat sich die Zahl der Rentenemyfänger vermehrt um 102 (8 Alters- und 94 Snvalidenrentner). Die Rentenempfänger beziehen Renten im Ge- fammtjahreëbetrage von 845 350 A 38 - (mehr seit 1. August 1895 12 699 M 48 4). Der Jahresbetrag für die im Monat August be- willigten 44 Alterêrenten berechnet sich auf 5705 4640 § und für 133 Invalidenrenten auf 16 593 4 60 4 ; somit Durschnitt für eine Alterérente ‘129 M 67 4, für eine Invalidenrente 124 4 76 s. (Für sämmtliche bis 1. Januar 1895 bewilligten Renten betrug der durschnittlihe Jahresbetrag einer Altersrente 129 50 „, einer Invalidenrente 118 #6 9 4.) :

Waldbrände in Bayern 1894 bezw. 1889—94.

Na einer in der Forstabtheilung des bayerischen Finanz-Minifte-

riums aufgestellten Uebersicht haben im Jahre 1894 in den Staats- waldungen des Königreihs Bayern 71 Waldbrände (gegen 285 im Vorjabre) stattgefunden, und ¡war 41 im Monat April, 17 im Märi, ‘7 im Zuni und 6 im Juli. Unter den Regierungsbezirken wies die Pfalz wit 22 die meisten und Schwaben mit 3 die wenigsten MWaldbrände auf. Der Oertlihkeit nach kamen 61 Brände auf Hochwald, 1 auf Mittelwald, 5 auf Niederwald und 4 auf Torfmoore, Filze, Blôßen, Straßenlihtungen 2c. Der Art nach handelte es si in 59 Fällen um Boden- oder Lauffeuer, in 11 um Bodenfeuer in Verbindung mit Gipfel- oder Flugfeuer und in 1 Fall um Bodenfeuer in Verbindung mit Stammfeuer. Die Ent- stebung8ursachen waren na sicherer Feststellung neunmal Funken aus Lokomotiven, zweimal Fahrlässigkeit und Spierei, dreimal bôöswillige Brandstiftung, während in 1 Fall Funken aus Lokomotiven, in 49 Fällen Fahrlässigkeit und Unachtfsam- keit, in 7 Fällen böswillige Brandstiftung muthmaßlich SGuld am Feuer waren. Die Brandfläche betrug 55,2 ha, der verursahte Schaden einschließli der Kulturkosten 6743 #; die er- wawsenen Baarauslagen beliefen si auf 710 „6 Da die Staats- waldflä@e des Königreihs im Mittel des Jahres 1894 rund 940 394 ha betrug, so entfiel auf 17 098 ha Staatêwaldfläche 1 ha Brandfläche. s: «

Im lezten Jahrzehnt ergaben sih folgende Brandfälle bezw. Brandflächen im Ars Bayern: D l

Jahr Brandfälle Ne !' Sahr Brandfälle ante

1894 71 99,2 | 1889 20 6,2 1893 289 388,1 | 1888 64 31,1 1892 222 237,2 1887 9 38,4 1891 112 123,7 / 1886 65 48,8 1890 66 46,4 1885 135 111,2

Die freiwilligen Rettungsgesellshaften in Wien und Budapest.

In den beiden Hauptstädten Oesterreichs und Ungarns besteben

seit 1881 bezw. 1887 freiwillige MettungtgelellGaen, welche bei

euers- und Wasser8gefahr, bei Unglüds âllen aller Art, bei videmien 2c. möglichst schnell freiwillige Hilfe leisten.

Die Wiener Gesellschaft ee am 9. Dezember 1881 nah der bekannten Ringtheater-Katastrophe) hatte im Mai 1894 zur ersten Hilfeleistung bei plößlichen Unglüdsfällen 294 Yerzte und 128 freiwillige Mediziner zur Verfügung. Der Fuhrpark bestand aus 29 für die verschiedenartigsten Zwecke eingerichteten Wagen (Trans-

ortwagen für gewöhnliche Kranke, Geisteskranke, Ms mit an- Lieben Krankheiten, ferner Verpflegungs- und Küchenwagen 2c.); außerdem ift eine große Zahl von Tragbahren und allerlei sonstigen Sanitätsgerätbschaften vorhanden. Das gesammte Material der Wiener Feiwilligen Rettungsgesellshaft war mit 300 000 Gulden versihert. Der Stand der Mitglieder belief sich auf 2588, darunter waren 941 afkttve. i i Seit dem Bestehen der Gesellshaft wurden bis Gnde 1893 in8- esammt 30 881 Krankentransporte ausgeführt und in 24 887 Fällen Pilfe geleistet; dabei waren Aerzte 13 659 mal, freiwillige Mediziner 6 439 mal, Angehörige der Feuerwehr 2415 mal und folhe der Wasserwehr 350 mal betheiligt. Die seit Anfang des Jahres 1886 eingeführten, jedermann zugänglihen LTragbahren wurden 4086 mal verwendet. N

Die Einnahmen des Jahres 1893, einschließlich des Bestands vom Vorjahre, beliefen sich nah dem 13. Ja resberiht der Gesell- schaft (Wien 1894) ai 160 869 Gulden ; beim Rechnungsabschluß für 1893 verblieben 21 677 Gulden als Kassenrest. C find bisher von der Gesellshaft 810 993 Gulden für ihre Zwecke verwendet

worden. Die Budapester freiwillige Nettungsgesellschaft

leiftete im Jahre 1893 bei 2961 Verlezungen, 1144 plöglihen Er-,

krankungen, 312 fonstigen Unfällen, 250 Selbstmorden und Selbst- mordversuhen, 3716 mal bei Tage und 1458 mal bei Nacht Hilfe. Seit 1887 wurde ihre Hilfe nah dem Bericht für 1887 bis 1893 von Dr. Góza Kresz, Budapest 25 467 mal bei Tage und 11 801 mal bei Naht in Anfyruch genommen. Jm Jabre 1893 wurden 2024, P den Jahren 1887—93 insgesammt 9956 Krankentransporte ausgeführt.

Die Gesellschaft besaß Ende 1893 ein Reinvermögen von 67 572 Fl und hatte 1256 zahlende Mitglieder.

„ZeitsGrift des Königlih bayerishen Statifti- \chen Bureaus“, redigiert von dem Vorstand des Statiftisen Bureaus Carl Rasp, Königlichem Ober-Regierungs-Rath im Staats- Ministerium bes Innern, ünchen, Kommissionsverlag der J. Lin- dauer’s{hen Buhhandlung (Schöpping). Heft 2 des siebenundzwanzigsten Jahrgangs (1895) weist folgenden Inhalt auf: Die - ¿zwangsweise Veräußerung landwirthschaftliher Anwesen in Bayern im Jahre 1894, Referent: Ober-Regierungs-Rath Rasp, Vorstand des Königlichen Statistishen Bureaus. Statistishe Nachweisungen über die Armen- pflege im Königreih Bayern für das Jahr 1893. Referent: Re- gierungs8-Assessor Steiner. Die Versicherungs-Statistik im König- rei Bayern für das Jahr 1893. Referent: Ober-Regierungs-Rath Rasp, Vorstand des Königlichen Statistishen Bureaus. Die Be- wegung der Gewerbe in Bayern im Jahre 1894. Geburts- und Sterblikeitsverhältnisse in einer Anzahl bayerischer Städte im zweiten Vierteljahre 1895. Notiz. Waldbrände in Bayern im Jahre 1894. Literatur : Beschreibungen der württembergishen Oberämter Reuts- lingen, Ehingen und Cannstatt, herau8gegeben vom Königlich württem- bergishen Statiftischen Landesamt. 3 Bände, 1893 und 1895., Bes sprohen vom Regierungs-Praktikanten Dr. Zahn. Ein Beilagenheft enthält cine Krankheits- und Sterblichkeits-Statistik der Infektions- krankbeiten in Mittelfranken von Dr. Carl Martius, eine Morbidi- tâts-Statistik von Niederbayern von Dr. Joseph Georg Egger und eine Morbiditäts-Statistik der Infektionskrankheiten in Schwaben und Neuburg von Dr. Friedrih Böhm.

Nach Mittheilung des Statistishen Amt53 der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom %. August bis inkl. 31. August cr. zur Anmeldung gekommen: 926 Lebendaeborene,. 240 Gbes(hließungen, 21 Todtgeborene, 746 Sterbefälle.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung®ê- Maßregeln. Türkei.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitêraths in Konstantinopel vom 30. v. M. ist die gegen Schiffe mit Passagieren von der Küste des Marmarameeres zwis{hen Boz-Bouronn und Kara Bogha angeordnete Quarantäne auf 5 Tage erhöbt worden. Die Reisenden wcrden gelandet, und ihre Kleidungsstückle und Effekten desinfiziert. Für Schiffe ohne Passagiere bleibt es bei der ärztlichen Untersuung. (Vergl. „N.-Anz.“ Nr. 201 vom 23, y. M.)

Handel und Gewerbe.

Die Vorbereitungen zur Einrichtung der Preußischen Zentral-Genossenschaftskasse sind soweit vorgeschritten, daß sie ihre Wirksamkeit bestimmt am 1. Oktober d. J. in ihren Diensträumen, NW. Dorotheenstraße 42, parterre, be- ginnen kann. :

Das Beamtenpersonal is vollständig ergänzt, sodaß Ge- A um Anstellung keine Berücksihtigung mehr finden önnen.

St. Petersburg, 7. September. (W. T. B.) Die Erlaubniß des Finanz-Ministers zur Emission von vierprozentigen, von der Negierung garantierten kuponsteuerpflihtigen Obligationen der Mosfkau-Kiew-Woronesher Eisenbahngesellschaft im Mereoae von 4 750 000 Kreditrubel nominal ist heute veröffentlicht worden.

Rom, 6. September. (W. T. B.) In dem Strafprozeß, der auf Veranlassung der Aktionäre des Crédit mobilier gegen den ehemaligen Direktor Frascara eingeleitet worden ist, wurde der Angeklagte freigesprochen, da ihm eine strafbare Handlung niht nach- gewiesen ift.

Amsterdam, 6. September. (W. T. B.) Das gen hier verbreitete Gerücht, daß Alfred Bingen, der frühere Mitinhaber des falliten Bankhauses Fratelli Bingen in Genua, durch die hiesige Polizei verhaftet sei, bestätigt sich.

Verkehrs-Anstalten,

Bremen, 7. September. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Salier“ is am 5. September Nach- mittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der Post- dampfer „Mark* hat am d. September Nachmittags Las Palmas passiert. Der Reichs-Postdampfer „Hohenstaufen“ hat am 5. Sep- tember Abends die Reise von Southampton nach Antwerpen fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Prinz-Regent Luitpold" ist am 6. September Vormittags in Colombo angekommen.

Hamburg, 6. September. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanishe Padcketfahrt-Aktiengesellschaft. Der Postdampfer „Persia * is heute Nachmittag in New-York eingetroffen.

Theater und Musik.

Königliche Oper (Kroll’s Theater).

In der gestrigen Aufführung von Bizet's noch immer jugend- frisher Oper , Carmen“ seßte Fräulein Cortese ihr Gastspiel als Titelheldin dieses Werks fort, während der neuengagierte Herr Naval als José seine Antrittsrolle sang. In erhöhtem Maße ift zunächst der jungen Sängerin das Lob zu spenden, das ihr als Rosine im „Barbier von Sevilla“ hon zu theil wurde. Wenn sie wirkli gestern zum zweiten Male in ihrem Leben überhaupt auf der Bühne stand, dann dürfte sie cine sehr beachtens8werthe Begabung besißen. Spiel und Bewegung ließen häufig die Anfängerschaft_ vergessen, die wieder an anderen Stellen deutlih hervortrat. Die Stimme is nach der Tiefe hin bessec entwickelt als nah der Höhe, in die sie sih mit einer gewissen Aengstlichkeit hinaufwagt : ein Fehler, der bei zunehmender Ruhe und Sicherheit zu beseitigen sein dürfte. Das Spiel verrieth bis auf einige Steifheit und Untreiheit Temperament und dramatishe Begabung. Die Sängerin wurde nah jedem Akts{chluß vor den Vorhang gerufen. Von Herrn Naval empfin gen wir einen gleih günstigen Eindruck wie bei Gelegenheit feines Gastspiels in der vergangenen Spielzeit. Eine kleine, kaum merflihe Indisposition der Slimme abgerechnet, spielte er den Josó, wie man es kaum besser wünschen kann. Dem Chor und decn Statisten des ersten Akts wäre etwas mehr sichtbare Theilnahme an den Vorgängen zu wünschen gewefen. Die weitere Beseßung des Werks war dic bekannte und bewährte. Auch das Orchester leistete unter der Leitung des Herrn Weingartner Hervor- ragendes.

Königliches Schauspielhaus,

Fräulein Milly Krause, eine noch junge Künstlerin, trat gestern Abend als Gast der Königlichen Bühne in der Titelrolle des großen historischen Ritterschauspiels „Das Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist auf. Mehr Kind als Weib, rührend zart und \{licht, in ihrem ganzen Wesen, wie sie sich gab, glaubte man in der That ein nur vierzehn Sahre altes gläubiges und naives Käthchen zu sehen. Die träumerishe, unbewußte Sehnsucht, das felsenfeste Vertrauen auf