1895 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Sep 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Ein weiterer Bericht meldet über den Frsaia des gestrigen “Manövers: Die von der Süd- Armee beabsichtigte Umfas}ung des feindlichen linken Flügels, den das II. Armee - Korps bildete, seitens der 5. und 6. Divifion gelang nah einem verlustreichen Kampfe. Das Vorgehen der 2. Garde- Division von Nadrensee in der Richtung au Hohenholz war anfangs erfolglos und gelayg erst, als dasselbe durch das wirksame Feuer der zahlreichen, auf den Pomeller Höhen auf- gefahrenen Artillerie und durch das Vorrücken der Reserve-- Division unterstüßt wurde. Die Nord-Armee ging bis zur Linie Shwennenz—Glambecksee zurück, wo sie heilen mußte, da die Trains, welche in den Rec Wegen nur langsam fortkommen fonnten, die rückwärtigen Verbindungen versperrten. Die Süd-Armee folgte bis zur Linie Eckerberg—Boblin und beseßte Stettin sowie die Oderübergänge. :

Nach dem Manöver übernahmen Seine Majestät der Kaiser das Ober-Kommando der Nord-Armee, um dieselbe heute gegen die Süd-Armee zu führen.

- Ueber die heutigen Operationen ist folgendes Telegramm aus Stóöwen eingegangen: Die Süd- Armee stand heute früh 7 Uhr verdeckt bereit; und zwar die 6. Division mit der Korps- Artillerie zwishen Shwarzow, Neu-Torney und Kreckow, die 5. Division Ternetie von dem Dorf Scheune, die 1. Garde-Division nordwestlich von Mandelkow. Die Garde-Kavallerie-Division ging, die Vorposten überschreitend, aufflärend gegen Neuenkirchen-Schwennenz vor; eine aus Regi- mentern des IIT. Armee-Korps gebildete Kavallerie-Brigade klärte gegen Völschendorf und Wamliy auf. Die Nord-Armee trat in der befestigten Stellung von Neuenkirchen, Sparrenfelde und Brunn dem feindlichen Angriff entgegen. Die von Seiner Majestät dem Kaiser befehligte Nord-Armee drang bei heftig entbranntem Kampfe bisher siegreich vor.

Der Ober-Hofmeister Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Freiherr von Mirbach hat sih heute mit einem vierwöchigen Urlaub nah der Schweiz begeben.

Der General-Lieutenant von Spiß, Direktor des De- partements für das Jnvalidenwesen im Kriegs-Ministerium, 1st hierher zurügekehrt.

Oefterreich-Ungarn.

Die Beiseßung des Erzherzogs Ladislaus erfolgte gestern Nachmittag 4 Uhr in der Sigismund-Kapelle der Ofener Burg im Beisein der Eltern und Geschwister des Ver- storbenen, ferner des Erzherzogs Otto in Vertretung des Kaisers, der Erzherzoge Rainer, Eugen, Friedrich und Franz Salvator, der Prinzessin Clementine und des Prinzen Philipp von Sachsen-Coburg und Gotha, des Fürsten von Thurn und Taxis, sowie der Minister, der Spißen der Zivil- und Militärbehörden und des Konsularkorps. Das Traueramt zelebrierte der Sit Boos Vaszary mit großer geistliher Assistenz. Der Sarg wurde von dem Erzbischof Czaska, dem Feldmarschall- Lieutenant Forinyak und dem Oberst - Hofmeister des ver- storbenen Erzherzogs Vecsey in die Gruft geleitet. Jn den ur Ofener Burg führenden Straßen wohnte eine große

enshenmenge der Auffahrt zur Leichenfeier bei.

Der Großfürst und die Großfürstin Peter von Rußland sind gestern von Wien nah Kiew abgereist.

Frankreich.

Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab, der „Köln. Ztg.“ zufolge, der Präsident der Republik Faure seiner Sebugtiuunn über die Haltung und Ausdauer der Truppen wie über die patriotischen S der Bevölkerung während der Manövertage Ausdruck. Zu der Pa- rade in Mirécourt werden die Minister der Finanzen, des Krieges und der Marine den Präsidenten begleiten. Der Marine-Minister ließ verschiedene Beförderungen unterzeichnen, darunter auch die des Vize-Admirals Regnault de Premeuil zum Kommandanten des Nordgeschwaders.

Rußland.

Der Kaiser empfing, wie „W. T. B.“ aus St. Peters- burg meldet, gestern Vormittag 111/24 Uhr in Peterhof den deutshen Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe in längerer Audienz. Hierauf wurde dem Fürsten auch von der Kaiserin Alexandra Feodorowna eine Audienz ge- währt. Nachmittags 4 Uhr erhielt der Reichskanzler den Gegenbesuch des Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanow-Rostowski. Um 6 Uhr empfing Fürst ohenlohe die Vorstände der deutshen Vereine. Um 71/2 Uhr fand bei dem Fürsten Lobanow-Rostowski zu Ehren des deutschen Reichs- fanzlers ein Diner statt, zu welchem unter anderen hohen Würden- trägern erschienen waren: der deutsche BotschafterFürst vonRadolin, der Erste Botschafts-Sekretär von Tschirshky und D der Wirkliche Legations-Rath von Lindenau, der Minister des Jnnern Durnowo, der Adjunkt des Ministers des Auswärtigen Schischkin, der Adjunkt Graf Lambsdorff, die Direktoren der Kanzlei und des asiatishen Departements im Ministerium des Aeußern Fürst Obolenski und Graf Kapnist, der britishe Botschafter Sir F. Lascelles, der österreichisch- ungarische Botschafter Fürst Liechtenstein sowie der bayerische Gesandte Freiherr von Gasser.

Türkei.

Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel von gestern be- richtet, wurden die durch Turkhan-Pascha mündlih mit- etheilten Zugeständnisse der Pforte von den Bot- chaftern Frankreihs und Rußlands zur Mittheilung an ihre Regierungen entgegengenommen, ivdbrend der britishe Bot- schafter erklärte, diese Zugeständnisse kämen verspätet, man möge dieselben eventuell direkt nah London gelangen lassen Auf Grund der Gutheißung des Sultans wurden die Zugeständnisse dann am 7. September den Botschaftern S mitgetheilt. Außer der Kontrolkommission, mit- welcher die Botschafter direkt ver- kehren können, hat die Pforte weitere fünf und damit die wesentlihsten Punkte der Vorschläge vom 11. Mai ange- nommen,. Die Pforte hofft, daß die Mächte ihren jüngsten Beschluß wegen Eintritts fremder Delegirter in die Kontrol- e nunmehr fallen lassen werden. Die Botschafter sind «augenblicklich noch ohne weitere Instruktion.

Amerika.

Aus Havanna wird gemeldet, die Jnsurgenten hätten vor einem Eisenbahnzuge, der Soldaten nach Guantanamo gebracht habe, eine Dynamitbombe auf das Gleise geworfen. Durch die Explosion seien zwei Soldaten getödtet und sieben verwundet worden.

Australien.

Nach einer in Auckland eingetroffenen Meldung aus Samoa vom 5. d. M. wäre Tamasese mit wihtigen Vor- schlägen für den Friedens{luß in Apia eingetroffen und habe diese in einer Konferenz dem britischen und deutschen Konsul sowie Malietoa unterbreitet.

Nr. 37 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts*, vom 11. September, hat folgenden Inhalt : erfonal-Nachriht. Gesundheitsstand und Das der Volks- ranfheiten. Sterbefälle im Juli. Zeitweilige Maßregeln gegen Cholera 2c. Gesetzgebung u. \. w. (Sachsen-Meiningen.) Viehseuchèn. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Zughunde. (Reuß j. L.). Schweineseuche 2c. (Großbritannien.) Viehdurhfuhr. (Belgien.) Butter und Margarine. (Argentinien.) Quarantänen. Gang der Thierseuhen im Deutshen Reih, August. Desgl. in der Schweiz, 2. Vierteljahr. Desgl. in den Nieder- landen, 1893. Vermischtes. (Preußen.) Schlefishe Bäder, 1894. Geshenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern, Juli. Desgl. in größeren Orten des Auslandes. Woghentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Kranken- busen deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

Nr. 44 des „Eisenbahn - Verordnungs-Blatts*, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentliden Arbeiten, vom 11. September, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent- lien Arbeiten : vom 5. September 1895, betr. Leistungen der Güter- wagen der preußischen Staatsbahnen auf den Reichs-Eisenbahnen, fowie der oldenburgishen Staatëebahn ; vom 6. September 1895, betr. Vor- bereitung von Bauausführungen; vom 6. September 1895, betr. Streckenrevisionen; vom 6. September 1895, betr. Besoldungsdienst- alter der Eisenbahn-Sekretäre; vom 7. September 1895, betr. Pen- fionierung der zur Verfügung gestellten Beamten. Nachrichten.

A

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Nach § 267 der Strafprozeßordnung erfolgt die Verkündung des Urtheils durch Verlesung der Urtheilsformel und Eröffnung der Urtheilsgründe am Schlusse der Verhandlung oder fpä testens mit Ablauf einer Woche nah dem Schlusse der Verhandlung. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Neichsgericht, TV. Straf: fenat, durch Urtheil vom 22. März 1895 auêgesprohen, daß eine Bons bér ung der Urtheilsverkündung über die Frist von einer Woche hinaus regelmäßig einen Revisionsgrund gewährt. „Der gedachten Vorschrift liegt der Gedanke zu Grunde, daß die Berathung und Entscheidung über das Ergebniß der mündlichen Verhandlung vor dem erkennenden Gerichte thunlichst unter dem frishen Eindrucke der- selben erfolgen müsse, um die richtige Beurtheilung der Schuldfrage zu ern... (239/99)

Gin inländisher Spediteur, welcher, lediglih im Auftrag

eines ausländishen Versenders von Sprengstoffen über Deutschland nah dem Auslande, die ihm dur die Bahn zugesandten Spreng- stoffe in Empfang nimmt, um sie nach dem Auslande weiter zu befördern, ohne zu dieser Einführung die durch § 1 des Spreng- stoffegeseßes vom 9. Juni 1884 arge Se polizeilihe Genehmigung zu besitzen, ist, nah einem Urtheil des Neichsgerichts, ITT. Strafsenats, vom 25. März 1895, aus § 9 des gedachten Geseßes zu bestrafen, felbst wenn ihm die der Be)chaffenheit nah wahrheitsgetreu deklarierte und dem Explosivstoff entsprehend verpackte Waare unbeanstandet von deutshen Staatsbahnen zugeführt worden ist. „. .. Was die Angeklagten eingewendet, beschränkte sich auf das Vorbringen, sie hätten sih eingebildet, daß, da die Königlich sächsische Staatsbahn die der Beschaffenheit nach wahrheitêgetreu deklarierte, ihr be- fannte, auch dem Erxplosivstoff entsprehend verpackte- Waare un- beanstandet an der deuts - österreihishen Grenze übernommen, au ibren Weitertransport ausdrücklich genehmigt habe, es weiterer polizeiliher Ermächtigung nicht bedürfe. Dieser Einwand ist mit Recht als lediglich ÂrafrebiliGer Natur und deshalb unbeachtlich abgewiesen worden. .… . Lediglich beizupflichten war der vorinstanzlihen Rehtsauffassung darin, daß es für den That- bestand des unerlaubt unternommenen „Einführens“ 1 Abf. 1 des Gesetzes vom 9. Juni 1884) von Sprengstoffea aus dem Aus- lande niht darauf ankommt, ob der Transport von Oesterreih nah Altona auf ihre, der Angeklagten, Nechnung und Bestellung oder für Rechnung und Bestellung des österreihishen Abjenders ging, und die Angeklagten dem Versender nur als Spediteure für den Weitertrans- port über See zur Seite standen." (530/95.)

Nam S 1 Abj. 1 Des Sprengstoffgeseßes vom 9. Juni 1884 ist die Herstellung, der Vertrieb und der Besiy von Sprengstoffen sowie die Einführung derselben aus dem Ausland nur mit polizei- liher Genehmigung zulässig, und nach Abs. 3 des § 1 findet diese Bestimmung auf Sprengstoffe, welche vorzugsweise als Schieß- mittel gebraucht werden, keine Anwendung, und es erfolgt die Be- zeihnung dieser Stoffe durch Beschluß des Bundesraths. Durch Be- kanntmahung des Bundesraths vom 13. März 1885 find zun den befreiten Schießmitteln zu renen : „alle zum. Schießen aus Jagd- und Scheibengewehren oder zu Sprengungen in Bergwerken, Stein- brühen u. s. w. dienenden, aus Salpeter, Schwefel und Kohle hergestellten Pulverfsorten.“ In Bezug auf diese Bestimmung hat das Neichsgeriht, 1IIT. Stralenat, durch Urtheil vom 25. März 1895 ausgesprochen, daß die gedachten Pulversorten, auch wenn sie niht zum Schießen aus Gewehren, sondern aus Kanonen 2c. bestimmt sind, von der im § 1 Abs. 1 des Gesetzes vorgeschriebenen Kontrole befreit find. „Ist eine aus Sal- peter, Schwefel und Kohle bestehende Pulversorte an ih geeignet, zum Schießen aus Gewehren oder zu Bergwerks-Sprengarbeiten zu „dienen*, dann unterliegt sie den Beschränkungen des § 1 Abs. 1 u. 2 des Geseyes vom 9. Juni 1884 nicht, gleichviel, welhe Verwendung in concreto mit dem Pulver beabjichtigt wird, ob es für ein

euerwert, für Le Experimente, für Ge- chüßladungen oder wozu fonst gebraucht werden Io11.* (030/95)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts,

Einem Gast- oder Schankwirth, welcher die ihm obliegende Pflicht zur Beaufsichtigung feines weiblichen Dienstperfonals ver- nachlässigt und dadur das unsittlihe Treiben der Kellnerinnen in seinen Gast- oder Schankräumen erleihtert, «fann, nach einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, II[. Senats, vom 29. April 1895, die Erlaubniß zum Betrieb der Gast- oder Schankwirthschaft entzogen werden, auch wenn er von diesem en Treiben keine Kenntniß gehabt hat. „Es kann dahin- estellt bleiben, ob der Beklagte von diesem unsittlichen

vollständig Ret zu geben, wenn er aus „jepen Thatfahen den S{luß zieht, daß der Beklagte in gröbliher Weise die ihm obliegende Pflicht zur Beaufsichtigung feines weiblichen Dienftp erfonals verna(lässigt habe. Hâtte er diese Pflicht in gehöriger Weise erfüllt, so hätten jene Vorkommnisse jedenfalls nicht in dem eshilderten Umfang gaesheben fönnen. . . . Daß die Kellnerinnen vielfach \ittlich unzuverlässige Per- sonen find, mußte dem Beklagten bekannt sein. Er hatte alfo die dringendste Veranlassung, sein weiblihes Personal {arf und genau zu überwachen. Aus diefer Unterlassung erhellt klar, daß Beklagter die bei der Konzessionsertheilung bei ihm E Zuverlässigkeit in der Fernhaltung jedes unsittlichen Treibens von feiner Wirthschaft niht mehr besigt.* (III 547.)

Die geschehene Zuziehung eines besonderen „Proto- kollführers* zu dem Wahlakt bei Stadtverordnetenwahlen- welcher zu dem Wahlvorstand nicht gehörte und nur die mehani, schen Schreibarbeiten zu besorgen hatte, macht, nach einem Urtheil des Ober-Verwaltungsgerihts, 11. Senats, vom 11. Mai 1895, die Wahlen nicht ungültig, selb wenn er als „Protokollführer“ das Protokoll unterschrieben hat. ,„ .. Freilich würde die Zuziehung eines Protokollführers zu dem ablaft in der Weise, daß derselbe eine selbständige Thâtig- keit ausübte, daß ihm die Eigenschaft einer verantwort- lihen Urfkundêperson neben oder gar gegenüber dem Wakhl- vorstand zugestanden würde, unzulässig fein, da der è 24 der Städte- ordnung genau angiebt, wie der Wablvorstand zusammengeseßt sein soll, und daneben für einen selbständigen Protokollführer kein Naum bleibt... Wenn außer den Mitgliedern des Wahlvorstandes auh G. als „Protokollführer“ die Protokolle unterschrieben hat, so mag zugegeben werden, daß es der ihm zukommenden Stellung mehr ent- sprochen hâtte, wenn dies unterblieben wäre; andererseits liegt aber darin, daß es gleitwohl niht unterblieben ift, nur ein die Gültigkeit der Protokolle bezw. der Wahlafkte niht in Frage ftellendes Hinausê- gehen über das Maß der gebotenen Formen.“ (II 749.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Vorläufiges Ergebniß der Berufs- und Gewerbezählung für Württemberg.

Bei der auf Grund des Reichsgeseßzes vom 8. April 1895 vor- genommenen Berufs- und Gewerbezählung sind nah den Veröffent- lihungen des Königlichen Statistischen Landesamts am 14. Junt 1899 im Königreih Württemberg in 451 567 Haushaltungen 2 071 407 (1 002 682 männl., 1 068 725 weibl.) Perfonen (1890: 2 036 522 Personen, also 1895 mehr: 34885 = 1,71 9/6) als ortê- anwesend ermittelt worden. Ferner wurden 310 150 Landwirthschafts- farten und 58404 Gewerbebogen ausgefüllt.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig fand am Dienstag eine Versammlung det Maler- und Lackierergehilfen statt, in welcher über die Vor- {läge der Innung zur Beilegung des Ausftandes (vgl. Nr. 218 d. Bl.) verhandelt wurde. Die Versammlung beschloß, wie die -„Lp¿. Zig. berichlel, den von den Meistern ange- botenen Mindeststundenlohn von 422 &Z jeßt anzunehmen, wenn die Meister die Zusicherung geben, vom 1. April 1896 ab die neunstündige Arbeitszeit und einen Mindeststundenlohn von 45 S einführen zu wollen. Wenn die Meister hierauf nicht eingehen, so wollen die Auéständigen an ihren Forderungen festhalten. Dieser Beschluß soll der Innung sofort zugestellt werden. Vorher war mit- gee worden, daß gegenwärtig sich noch etwa 100 Ausftändige in

eipaig befänden. : :

us Karlsruhe wird der „Frkf. Ztg.“ zur Lohnbewegung der Brauereiarbeiter geschrieben: In einer von den Brauerci- arbeitern einberufenen, {wach besuhten Volkëversammlung am Dien®- tag erstattete die Kommission Bericht über ihre Verhandlungen mit ten Brauereibesizern. Diese haben der Kommission gewisse Zugeständnisse über die Arbeits- und Lohnverbältnisse gemaht. Die Versammlung erklärte sih mit diesen Angeboten einverstanden und beschloß einstimmig, a ¡dis Ausftand und einem Bierboykott abzusehen. (Vgl. Nr. 199

Bauten.

Die Wiederherftellungsarbeiten am Schlosse zu Marienburg haben fich in den leßten Monaten vorzugsweise auf die Instandsezung der Annen-Kapelle bezogen, welche zunähst im Aeußern und Innern freigelegt und von allen, einer späteren Zeit entstammenden, ungeschickten Zauthaten befreit wurde. Auf der Südseite is die Neuaufmauerung bis zum Fuß der Kirchenfenster erfolgt, auf der Border- seite der Kapelle ift der Granitsockel verseßt. das Baugerüst aufgestellt und eine Untersuhung der Fundamente vor- genommen worden, welche ein zufriedenstellendes Ergebniß lieferte. Im Innern des Hochschlosses wurde die Verglasung der Flurfenster in den Gebietigerräumen ausgeführt.

Land- und Forstwirthschaft.

Der interna tionale Ackerbau-Kongreß in Brüssel (vgl. Nr. 218 d. Bl.) nahm gestern die Verlesung des Berichts des belgischen Delegirten Allard entgegen, welher die agrarishe Krisis auf das Vorurtheil gegen das Silbergeld zurückführt und für die internationale Doppelwährung als Heilmittel gegen die Krisis eintritt. Naeder - Dänemark unterbreitete eine ähn- lihe Arbeit, welche der Meinung Allard's durchaus zustimmt, Strauß - Antwerpen bekämpfte die Redner. Im - weiteren Verlaufe der Verhandlungen nahm der Kongreß die Anträge der Sektionen über “vorbeug ende Maßregeln gegen die Tuberkulose, die Rotkrankheit und die Lungenseuhe an. Ferner wurde ein Antrag von Nocard (Frankrei) angenommen, in welchem ausgesprohen wird, daß die systematishe Anwendung de Malleïn das sicherste Mittel sci, um ein Verschwinden der Roßtkrankheit zu erreihen, und daß die systematishe Anwendung des Tuberkulin allein eine Prophylaxe gegen die Tuberkulose verwirklichen fönne. Die Versammlung nahm ferner den Entwurf für eine inter- nationale Sanitätskonvention zur Bekämpfung der ansteckenden Krank- heiten an und genehmigte endli alle am Vortage von den Sektionen ausgesprohenen Wünsche.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungê- Maßregeln.

Türkei. :

internationalen Gesundheitsraths in

Konstantinopel unterliegen Schiffe mit Passagieren von der Küsten-

Zufolge Beschlusses des

strecke zwishen Kap Chelidonia und Sneidijeh nur noch einer ärzt- lihen Untersuhung. Dagegen bleibt die fünftägige Quarantäne [Ur Schiffe mit oder ohne Passagiere aus dem Hasen von Adalia in Krast. (Conf. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 213 vom 6. d. M.)

Cholera. 7 Oefsterreich-Ungarn. In Tarnopol sind vom 28. August bis 2. September, nah der „Dest. San.-W.“ 9 Erkrankungen und 2 Todesfälle festgestelt worden.

Wien, 11. September. In der Gemeinde Tarnopol er- frankten, wie „W. T. B." meldet, am 9. d. an Cholera 3 Per- sonen, während 4 Personen genasen. In der Gemeinde Berezow!icaä Wiel ka ist eine früher erkrankte Perfon gestorben.

Frankreich. Vom 25. bis 31. August wurde, dem „Bull- hebdomadaire de statistique municipale“ zufolge, in 3 Stadt- theilen von Paris je eine Erkrankung an affections cholériforme®

Treiben seiner Kellnerinnen Kenntniß E hat. Der Straf- richter hat diese Frage verneint. Jedenfalls is dem Bezirksaus\huß

gemeldet.

Am Pfaffenthurm is

Rußland. Dem Medizinal - Departement wurden bis zum

17. August folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet : in dem

Gouvernement Wolhynien vom 21. bis 27. Juli: 222 (72), vom

98. Juli bis 3. August 466 (166). Einer Meldung in der

„Warschauer Medizinal-Zeitung® zufolge verstarb am 26. August im

üdischen Hospital zu Warschau ein an demselben Tage aus Wol- ynien eingetroffener Mann an asiatischer Cholera.

Madrid, 11. September. Der „Liberal“ meldet aus Tanger von gestern 4 neue Cholerafälle und 5 Todesfälle.

Türkei. Die Seuche ist von Syrien aus in das Vilajet von Bitlis vorgedrungen und hat dort in dem an der Herltane zwischen Bitlis und Diarbekir gelegenen Seert seit dem 16. Auguîit mehrere Erkrankungen verursacht. Ferner wurden festgestellt in 9 Ortschaften des Vilajets Hudavendkjar 82 Erkrankungen (56 Todesfälle) in der Zeit vom 25. Juli bis 25. Angust, in_2 Orten des Vilajets Konia 5 (4) vom 12. bis 24. August, in 6 Ortschaften des Vilajets dana 34 (17) vom 6. bis 20. August, in 4 Ortschaften des Vila- jets Aleppo 191 (98) vom 12. bis 24. August, in 3 Ortschaften des Vilajets Diarbekir 184 (223) vom 13. bis 29. August. Im Vilajet Damaskus ist die Krankheit in Hama und Homs, amtliher Mit- tbeilung zufolge, erloschen. In Brussa wurden vom 26. bis 99, August 47 Erkrankungen und 19 Todesfälle festgestellt.

Konstantin opel, 11. September. Infolge des vermehrten Auftretens der Cholera in Brussa wurde, dem „W. T. B.* zufolge, eine zehntägige Quarantäne für Provenienzen aus dem Mar- marameer zwischen dem Bosporus und Karabogha angeordnet.

Straits Settlements. In Singapore ist zufolge einer Mittheilung vom 7. August die Abnahme der Cholera noch nicht von Bestand. Im Juli wurden insgesammt 171 Erkrankungen mit 137 Todesfällen festgestellt. :

&Fapan. In Hiogo und Osaka, wo die Seuche s{on seit Beginn der wärmeren Jahreszeit aufgetreten war, herrscht sie, einer Mer, vom 29. Juli zufolge, nunmehr in epidemisher Ver- breitung; Ende Juli kamen auch im Hafen von Hiogo auf dem italienischen Kreuzer „Umbria“ mehrere Erkrankungen mit 2 Todes-

fällen vor. /

Korea. Einer Mittheilung vom 17. Juli zufolge, hat \sich die Seuche neuerdings auch in Chemulpo und Söul jowie in Wönsan-Pyongyang, Asan und anderen Pläßen Koreas gezeigt. Fn Söul sollen bis zum 16. Juli 7 Koreaner, in Chemulpo T1 Koreaner, 3 Japaner und 2 Chinesen der Seuche erlegen sein. Die Regierung hat die Errichtung von Cholera: Hospitälern in Sôöul und Chemulpo Ggenranes.

ershiedene Erkrankungen.

P o ken: Antwerpen 2, London 4 Todesfälle; London 36 (Kranken- häuser), Paris 4 Erkrankungen; Genidckstarre: New-York 5 Todes- fälle. Grfrankfungen sind gemeldet worden : an Masern in Berlin, Breslau je 27, in den Regierungébezirken Arnsberg 129, Düsseldorf 163, Erfurt 118, in Wien 44, an Scharlach in Berlin 91, Breslau 58, im Negierungsbezirk Posen 100, in Hamburg 26, Wien 49, Edinburg 51, London 264 (Krankenhäuser), Paris 56, an Diphtherie und Croup in Berlin 111, Breélau, Kopenhagen je 29, London 86 (Krankenhäuser), Paris 63, an Unterleibs8typhus in Berlin 24, Hamburg 29, St. Petersburg 82.

Der Gesundheitsftand in Berlin gestaltete sih in der Berichts» woche vom %. bis 31. August etwas günstiger, und auch die Sterblich- feit zeigte ein weiteres Sinken; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Fahr berechnet, 20,1 (gegen 22,9 der Vorwoche). Auch in dieser Woche veranlaßten akute Darmfkrankheiten noch zahlreiche Todes fälle, doch zeigte die Zahl derselben 244 (gegen 308 der Vorwoche) einen weiteren Rückgang. Die überwiegende Mehrzahl diefer Sterbe- fälle betraf Kinder unter 2 Jahren. Die Theilnahme des Säuglings- alters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche ; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 103 Säuglinge. Seltener als in der Vorwoche kamen auch afute Entzündungen der Athmungsorgane zum Vor- dein und behielten ihren milderen Verlauf. Er- franfungen und Sterbefälle an GBrippe find nicht bekannt geworden. Von ( an Masern und Typhus etwas mehr als in der Vorwoche gemeldet, doch zeigten sie sih in keinem Stadttheil in nennenswerther Zahl.

Erfrankungen an Scharlach und Diphtherie wurden ebenfalls häufiger |

gemeldet und zwar erstere aus dem Stralauer Viertel, der Nofen- thaler Vorstadt und aus dem Wedding, letztere aus der Tempelt;vscz Vorstadt, der jenseitigen Luifenstadt, dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am zahlreihsten. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2, an Genickstarre 1 befannt. NRosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten. Erfrankungen an Keuchhusten, die. au etwas mehr Todesfälle veranlaßten, wurden häufiger beobachtet, während rheumatische Beschwerden aller Art im Vergleich zur Vorwoche wenig Veränderungen in ihrem Vorkommen aufwiesen.

Stuttgart, 11. September. Die 20. Versammlung des deutschenVereinsfür öffentliche Gesundheitspflege wurde beute im großen Museumsfaal durch den Vorsißenden, Geheimen Medizinal-Rath Pistor, eröffnet. 250 Theilnehmer find anwesend. Ministerial-Rath Fleishhauer begrüßte namens der württembergischen Negierunag, Ober-Bürgermeister Rümelin namens der Stadt Stuttgart den Kongreß , der hierauf in die Tagesordnung eintrat. Professor Baumeister - Karlsrube berichtete über die aus deutschen Städten eingegangenen Mittheilungen betreffs der baupolizeilihen Neuerungen. Ueber Mcitabiien zur Herbeiführung eines gesundheitlih zweckmäßigen Ausbaues der Städte referierten Baurath Stübben-Köln und Ober- Bürgermeister Küchler- Worms. Ersterer sprach für die Aufstellung eines den gesundheitlichen A d entsprehenden Bebauungs- plans, für die geseßliche Feststellung des Umlegungsverfahrens, Aus- dehnung des kommunalen Enteignungêrechts und abgestufte Baus- ordnung. Küchler befürwortete geseßliche Feststellung des amtlichen Verfahrens zur Zusammenlegung unbebauter Grundstücke behufs ge- nofsenscaftliher Verwaltung und Verwerthung. Nach eingehender, lebhafter Debatte wurden die Leitsätße des Referenten gegen vier Stimmen angenommen. Damit {loß die erste Sißung.

Handel uud Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 11563, nit reht- zeitig gestellt 428 Wagen. 5 : In A A ti bia find am 10. d. M. gestellt 4367, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berihtet die „Schl. Ztg.“ : In der Lage des oberschlesischen Kohlengeschäfts machte si in der leßten Woche ein Rückgang bemerkbar. Die Ver- ladeaufträge gingen infolge der eingetretenen Winterprei)e etwas spär- licher ein, jedoch fönnten die Gruben weit größere Quantitäten an Koblen zur Absendung bringen, wenn eîne Verfrachtung zu Wasser möglich wäre. Der Äbsay ift bei den Gruben fein _gleihmäßiger, da einzelne noch ziemlich flott verladen, während andere bereits Feigshihten einlegen oder einen Theil ihrer Förde“ rung in Vie Bestände bringen mußten. Nachdem die Händler und andere Konsumenten vor Beginn der Wintersaison mit Kohlenvorräthen nah Möglichkeit ver- sorgt haben, beschränkt sich augenblicklich der Absaß zum größten Theil auf den Betrieb der Ziegeleien und der Werke im Reviere selbst. Nuß 11 und Erbskohlen finden z. Zt. geringere Nachfrage, und auch für Stückohlen hat der Absaßg. nachgelafsen; alle übrigen Sorten finden genügende Verwendung und kommen {lank zur Ab- fuhr. Im Kok sgeshäft hat sich in leßter Zeit nichts ge- ändert, der Absatz läßt nah wie vor zu wünschen übrig; nur einzelne Werke und solche, die für eigenen Bedarf Koks fabrizieren, Ss ih regelmäßiger Abnahme der Bestände. Theer und Theer- produkte finden gegenwärtig starke Abnahme zu lohnenden Preisen; Vorräthe sind auf den Werken nirgends zu sehen.

den Infektionskrankheiten wurden Erkrankungen,

__ Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berihtet vom rheinisch-west - fälishen Eisen- und SIa blm arkt: Der rheinish-westfälis{he Eisenmarkt hat in den leßten Wochen den befrievigenden Charakter seines Geschäftsganges im allgemeinen beibehalten, in einzelnen Ge- schäftszweigen dagegen erfreuliche prprerga gemaht. Jedenfalls war die Beschäftigung der meisten erke mit wenigen Ausnahmen eine gleichmäßig günstige und im Ganzen liegen die Dinge fo, daß man eher no) eine weitere Besserung als einen Rückgang der augenblicklichen Kon- junktur zu erwarten hat. Die Preise haben eine durchaus feste Haltung und verrathen für einige Artikel entshiedene Tendenz zum Steigen. In Erzen hat sih die Nachfrage der Vorwoche gehalten; die Förderung ist im Siegerlande noch immer eine eingeschränkte. Luremburg-Loth- ringer Minette, sowie auch ausländische Erze sind in Preiê- und Ab- sagverbältnifsen unverändert geblieben. Auf demNRoheisenmarkt haben si die Aussichten entschieden gebessert; die Preise haben ihre feste Tendenz behalten, und auch der Absatz ist entschieden reger ge- worden. Die Nalfrage hat sich dabei gegen die Vorwoche bedeutend gebessert und wird vereinzelt sogar als sehr lebhaft bezeichnet. Bezeichnend ist die rashe Abwicklung der bschlüse, und es laufen bereits Anfragen für das erste Halbjahr 1896, wenn auch vorläufig nur vereinzelt, ein. Unter Berücksichtigung der bisherigen Betriebseinschränkung reihen die vor- liegenden Aufträge für die Aufrehthaltung eines regelmäßigen Be- triebes aus. Die Stimmung is im allgemeinen wesentli besser ; man glaubt, daß die günstigere Konjunktur noch weitere Fortschritte machen werde; Neigung zu einer kleinen Preigaufbesserung ist ent- schieden vorhanden. Auf dem Walzeisenmarkt herrscht noch immer reges Leben; die Nachfrage is auf den meisten Werken eine recht befriedigende. Die Preise find im allgemeinen fest. Bei den Stabeisenwerken is die Nach- frage vom Inlande wie vom Auslande aleichmäßig gut, und die Werke sind meist in regelmäßigem Betrieb. Einzelne Werke haben bereits Aufträge für 3 bis 4 Monate gebubt. Träger gehen, wenn man die Thatsache berücksichtigt, daß die Bauperiode sih ihrem Ende naht, noh gut ab, doch sind die Preise noch unverändert niedrig geblieben. Bandeisen geht ziemli flott bei gut behaupteten Preisen. Grob- bleche sind in der letzten Zeit besser gefragt, do ist in den Preisen noch fein Fortshrit zu merken. Auch Feinblehe haben befriedigenden Absaß, und die Werke sind zum theil recht stark in Anspruch genommen, die Preise der leßten Wochen daher fest. Die Drahtwalzwerke, sowie au die Ziehereien und Drahtstiftfabriken sind etwas besser beschäftigt, doch sind die Preise noch niedrig. Das Geschäft in Nieten if nah wie vor ein un-

- Tohnendes; wenngleih die Nabfrage sich etwas belebt hat, fo ist mit

erhöhten Preisen doch kaum durhzukommen. Die Konstruktionswerk- stätten sind ungleih beschäftigt: es wird tur die jeßt erfolgte Ver- gebung der Lokomotiven den Werken jedoch neue Beschäftigung zu- fließen. Die Eisengießereien sind zum theil befriedigend beschâf- tigt; im übrigen hat sh die Geschäftslage gegen die Vorwoche nicht geändert. Ueber die Bahnwagen- Anstalten ist nihts Neues von Belang zu berichten. i

Die Einnahmen der Lübeck-Büchener Eisenbahn betrugen im August 1895 nah vorläufiger Feststellung 595 062 F gegen 472072 A im August 1894, mithin mehr 122990 #4 Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis Ende August 1899 _betrugen nach vorläufiger Feststellung 3 537221 A gegen 3297307 #4 1m gleihen Zeitraum des Vorjahres, mithin mehr 239 914 M

Magdeburg, 11. September. (W. T. B.) Zudckerbericht. Fornzucker, extll,/ von 92% —,—, neue —,— Kornzucker exfkl., 88 %/, Rendement —,—, neue —,—. Nachprodukte exkl. , 79 °/o Rendement 7,00—7,70 Geschäftslos. Brotraffinade 1 22,795— 23,00. Brotraffinade 11 22,590. Gem. Raffinade mit Faß 22,90— 23,25. Gem. Melis I mit Faß 22,00. Ruhig. Robzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 9,40 Gd., 9,594 Br., pr. Oktober 9,85 Gd., 9,924 Br., pr. November- Dezember 10,00 Gd., 10,05 Br., pr. Januar-Februar 10,275 Gd., 10,324 Br. Schwach. ;

Leipzig, 11. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September S'OTE. M6, Pr: Oktober 3,60 4, pr. November 3,60 #4, pr. Dezember 3,625 A, r. Januar 3,65 #, pr. Februar 3,674 #4, pr. März 3,70 Æ,. pr. April 3,70 4, pr. Mai 3,72è 4, pr. Juni 3,723 #6, pr. Juli 3,75 Æ, pr. August 3,75 4 Umsay 35 000 kg. Fest.

Mannheim, 11: September. (W. T. B.) roduktenmarft1. Weizen pr. November 13,70, pr. März 14,05. oggen pr. November 11,55, pr. März 12,05 Hafer pr. November 12,00, pr. März 12,35. Mais pr. November 9,90, pr. März 10,00. : i

Bremen, 11. September. (W. T. B.) Börsen-Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum - Börse.) Fest. Loko 6,20 Br. Baumwolle. Steigend. Upland middl. loko 415 S. Schmalz. Matt. Wilcox 32} 9, Armour shield 31Ï Cudahy 32Ì , SFairbanks 27 4. Speck. Flau. Short clear middling loko 294. Taback. Umsay 20 Faß Kentucky. _ :

Hamburg, 11. September. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. September 7324, pr. Dezember 72, pr. März 704, pr. Mai 70}. Ruhig. Zuckermarkt. Sélußbericht.) Rüben-Robzucker I. Produkt Basis 88 9/9 Rende- ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. September 9,45, pr. Dezember 10,05, pr. März 10,35, per Mai 10,50. Matt.

Pest, 11. September. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko flau, pr. Herbst 6,25 Gd., 6,26 Br., pr. Frühjahr 6,76 Gd., 6,77 Br. Roggen pr. Herbst 5,60 Gd., 5,62 Br., pr. Frühjahr 6,00 Gd., 6,01 Br. Hafer pr. Herbst 5,60 Gd., 5,62 Br., pr. Frühjabr 5,87 Gd., 5,89 Br. Mais pr. September-Oktober 5,25 Gd., 5,30 Br., pr. Mai-Juni 4,53 Gd., 4,55 Br. Kohlraps pr. August- September 9,60 Gd., 9,65 Br. :

Wien, 11. September. (W. T. B.) Die „Pol. Corr.“ meldet, daß die serbishe Regierung die C Las der Frist für den Umtausch der serbishen Anleihen verfügt hat. . i

London, 11. September. (W. T. B.) An der Küste 11 Weizen- ladungen angeboten. i -

96% Javazucker 11} ftetig, Rüben-Rohbzucker loko 9} stetig. Chile-Kupfer 46k, pr. 3 Monat 463.

Genua, 11. September. (W. T. B.) Der Bankerott der Firma Gebrüder Bingen datiert vom 8. April d. I. zurück.

Maduid, 11. September. (W. T. B.) Der Graf Tejada Valdosera wurde zum Gouverneur der Bank von Spanien ernannt.

Amsterdam, 11, September. [W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 554. Bankazinn 395. E A

NewiBork, 11. September. (W. T. B.) Die Börse eröffnete in träger Haltung, im weiteren Verlauf trat eine O ein. Der Schluß war recht fest. Der Umsay der Aktien betrug 356 000 Stü. 2)

Weizen eröffnete in stetiger Haltung, vermochte si aber nur für kurze Zeit auf der Höhe zu halten, dann trat auf umfangreiche Nerkäufe und große Ankünfte von Frühjahrs-Weizen fortwährendes

allen ein, das bis zum Schluß anhielt. Schluß {chwach. Mais Plleao während des ganzen Börsenverlaufs infolge günstigen Wetters und Liquidation per Oktober. Schluß kaum behauptet.

Waarenbericht. Baumwolle-Preis in New-York 85/16, do. do. in New-Orleans 71/16, Petroleum Stand. white in New-York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Juli 125 nom, Schmalz Western fteam 6,15, do. Rohe u. Brothers 6,40, Mais per September 37; do. per Oktober 36x, do. per Dezember 354. Rother Winterweizen 62, Weizen per September 602, do. per Oktober 61, do. per Dezember 63, do. pr. Mai 664. Getreidefraht na Liverpool 2, Kaffee fair Rio Nr. 7 15}, do, Rio Nr. 7 per Oktober 14,60, do. do. per Dezember 14,40 Mehl, Spring-Wheat clears 2,55, Zucker 3, Kupfer 12,29.

Chicago, 11. September. (W. T. B.) Weizen eröffnete \{chwa; die andauernden großen Ankünfte im Nordwesten, \{chwächere Kabelberichte, sowie reihlihe Abgaben der Baissiers waren die Ver- anlassung zu weiterem Sinken der Preise. Dann trat auf Export- fäufe eine Besserung ein, die jedoh später infolge der Gold-

vershiffungen wieder verloren ging. Schluß schwach. Mais durchweg fallend infolge günstigen Wetters und großer Verkäufe und Nerfkaufsordres. Schluß kaum behauptet.

Weizen pr. September 554, pr. Dezember 57è. Mais pr. September 303. Schmalz pr. September 9,72, pr. November —. Speck short clear nomin. ork pr. September 8,12.

Verdingungen im Auslande.

Oefterreih-Ungarn.

1. Oktober, 12 Uhr. K. K. General - Direktion der Defster- reihishen Staatsbahnen: Lieferung von Eisenabgüssen, dann Fi und Kupferwaaren pro 1896. Näheres bei. den betreffenden K. K. Eisenbabn- Betriebs-Direktionen und zwar: Wien, Linz, Innsbcu, Villah, Triest, Pilsen, Prag, Olmüy, Krakau, Lemberg und Stanislau und beim „Reichs-Anzeiger“.

Egypten.

1. November. Verwaltung der Eisenbahnen und Telegraphen und des Hafens von Alexandrien in Kairo: Lieferung von Registern, Drucksachen, Schreibmaterialien , Papieren für die Jahre 1896—18398. Lastenheft beim „Reichs-Anzeiger“.

Verkehrs-Anstalten,

Die im Ministerium der öffentlihen Arbeiten herausgegebene „Zeitschrift für Kleinbahnen“ (Verlag von Julius Springer in Berlin N.) hat im Heft 9 des zweiten Jahrgangs vom September 1895 folgenden Inhalt: Die Straßenbahnen von Boston. Brücken der Kleinbahn Trachenberg—Militsch—Sulmierschügz. Vom König- lihen Regierungs-Baumeister Cz¿ygan in Schwerin i. Meckl. Mit 6 Tafeln und 1 Textabbildung. Ueber den gegenwärtigen Stand und die Betriebsergebnisse der garen Lokalbahnen für das Jahr 1893. Vom Zivil-Ingenieur E. A. Ziffer in Wien. Gesetzgebung: Driveteif Geseß vom 19. August 1895, betr. das Pfandreht an

rivateisenbahnen und Kiéinh@bnen und die Zwangsvollstreckung in dieselben. Allerhöchster Erlaß vom 31. Juli 1895, betr. die Ver- leihung des Enteignungsrechts an die Elmshorn-Barmstedter Eisen- bahn-Aktiengesellschaft zum Bau einer Kleinbahn von Elmshorn nach Barmstedt. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 31. Jali 1895, betr. technishe Leitung und Prüfung der Kleinbahnen. Oesterrei: Gesetz vom 12. Mai 1895, wirksam für das Herzogthum Salzburg, betr. die Förderung der Eisenbahnen niederer Ordnung. Rußland: Gese vom 14. April 1887, betr. die zu den Eisenbahnen führenden Zufuhrwege. Frankreih : Mehrere Erlasse, durch die vershiedene Schienenverbindungen als Eisenbahnen von öffentlihem Interesse erklärt werden. Kleine Mittheilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessionsertheilungen und Betriebseröffnungen von Kleinbahnen. Oberbau der Rheinishen Stahlwerke für Klein- babnen, insbesondere Hartwih-Oberbau für Straßenbahnen. Mit 1 Tafel. Geschäftsberiht der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft. Betriebsergebnisse der Neben- und Kleinbahnen Frankreihs im abre 1898 Verkehrsergebnisse. Bücherschau : Pfitzner, H. Die elektcishen Starkströme, ihre Erzeugung und Anwendung. Zeitschriftenschau.

„Mever’s deutsches Verkehrslerikon" ift der Titel eines im Verlage des Bibliographishen Instituts in Leipzig und Wien er- schienenen Na@sblagebuchs über alle deutshen Post-, Telegrapben-, Eiscnbahn- und Schiffahrtsstationen, das ih für Handel und Verkehr als nüßliches Hilfsmittel erweisen wird. In alphabetischer Anordnung werden sämmtliche deutshen Orte aufgeführt, in welchen si eine folhe Verkehrss\telle befindet. Zugleich erfährt man dur geschickt gewählte Abkürzungen in der Bezeichnung, an welher Wasserstraße die Sciffahrtsstationen, an welcher Cisenbahn die Haltestellen liegen; ferner die geographishe Lage der Orte, die Adressen der Eisenhahn- verwaltungen und andere für den Verkehr wissen8werthe Angaben. Das Büchlein wird gleichsam eingeleitet dur eine tabellarishe Üeber- iht der wichtigsten überseeischen Post-Dampfschiffslinien und der \hiffbaren Wasserstraßen Deutschlands. Das Nachschlagebuh foll fünftig in jedem Jahre mit den inzwischen eingetretenen Verände- rungen neu erscheinen.

Bremen, 12. September. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Postdampfer „München“ ist am 10. September Abends in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 8. September von Buenos Aires nah der Weser abgegangen. Der Reichs-Postdampfer „Preußen“ ist am 10. Sep- tember Nahmittags in Suez angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Darmstadt“ ist am 10. September in Neapel angekommen. Der Postdampfer „Neckar“ is am 11. September Morgens in New-York angekommen. Der Schnelldampfer „Lahn“ ist am 10. September Vormittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 11. September Morgens Dover passiert.

Hamburg, 12. September. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanishe Padletfahrt-Aktiengesellshaft. Der Postdampfer „Prussia* ift heute Morgen in Cuxhaven eingetroffen.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater.

Shakespeare’s „Romeo und Julia * ging gestern neu ein- studiert in Scene. Die Tragödie nahm in der ersten Hälfte einen heiteren, fast belustigenden Verlauf, der nicht nur, wo er natürlich ist, in den Schelmereien der rauflustigen Diener und Freunde der beiden feindlihen Häuser, sondern auch in dem realistishen Wesen des jugendlihen Liebeëpaares seinen Grund hatte. Herr Josef Kainz spielte den Romeo zeitweise mit einer unwahren Süßlichkeit; die Gestalt gewann dadurch etwas Knabenhaftes, binter dem die ehte innige Liebe nur s{chwer zu entdecken war. Während so der Ausdruck zärtliher Empfindung sih nicht über- zeugend durchzuringen vermochte, fand der Darsteller um \o sicherer und packender die flammende Beredsamkeit und den erschütternden Ton glühender Leidenschaft, als sein Schicksal sich erfüllt. Frau Sorma ging als Julia nur mit künstlerischer Zurückhaltung auf diese Stimmung ein; heitere Lebensfreude s\trahlte beim Beginn des Festes aus ihrem Antliz, und beim ersten Liebeswerben malte fich in ihren Zügen die aufflammende Liebe mit halb angstvoller, unter Lächeln verborgener Scheu; nur ein Mal, auf dem Wege zum Traualtar, ließ sie sih verleiten, dem Wesen Romeo0's, das mit der Weihe des Augenblicks im Gegensaß stand, sich anzupa}sen. Im übrigen traf Frau Sorma den innigen, herzbezwingenden Ton echten Gefühls. Herr Hermann Müller {uf in_ dem alten Capulet eine lebensvolle, kernige Gestalt und versöhnte den Zuschauer dadur, daß er ihr einen Stich ins Humoristische verlieh, einigermaßen mit der Tyrannei des alten Herrn. Die treffliche Leistung des Herrn Nissen als Mercutio ist bekannt. Herr Reicher gab den Bruder Lorenzo als gutherzige und menschenfreunds- e Seele; eine Vertiefung erfuhr der Charakter erst in den Schluß- worten.

In Kroll’s Theater bringt die Königliche Oper morgen Beethoven's „Fidelio“ in folgender Beseßung zur Aufführung. Don ernando: Herr Bulß, Don Ee Herr Lil Florestan: err Gudehus, Leonore: rau Sucher, WMRocco: Herr Krolop, Marzelline: Frau Herzog, Jacquino: Herr Lieban. Kapellmeister Weingartner dirigiert. Der K. K. Hofball-Musik- direktor Herr Eduard Strauß konzertiert von 6 Uhr ab mit feiner vollständigen Kapelle aus Wien ‘im Garten von Kroll's Etablissement. i / Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812“ gegeben, Den Napoleon I. spielt Herr Kahle, den General Vork Herr Molenar, die Luise

Fräulein Lindner.