p Ei I Kri rze zatlin- uind ern
Oesterreich-Ungarn.
Die „Politishe Correspondenz“ erfährt, daß Graf Badeni, welcher die Verhandlungen mit vershiedenen Per- söónlichkeiten über deren Eintritt in das neue Kabinet fortseße, morgen Abend nah Lemberg zurückehren und in ungefähr 14 Tagen wieder in Wien eintreffen werde. Die Konstituierung des neuen Kabinets könne also nicht vor Ende dieses Monats erwartet werden. :
Der Justiz-Minister hat, dem „W. T. B.“ zufolge, Er- hebungen wegen der von den Blättern gemeldeten, anläßlih der Wahlversammlungen in Wien vorgekommenen strafbaren Handlungen eingeleitet und die Staatsanwaltschaft angewiesen, die erforderlihen Amtshandlungen vorzunehmen.
Frankreich.
Der Kriegs-Minister, General Zurlinden hat, wie aus Vittel gemeldet wird, gestern den Generalen und den fremden Offizieren, welhe den Manövern beiwohnen, ein Diner ge- geben. Der Kriegs-Minister gedachte in einem Trinkspruch auf den General Saussier des Erfolgs der Manöver sowie der Fort- schritte der Armee und sandte auch Wünsche nah Madagaskar. Der General Saussier spra seinen Dank aus und begrüßte
die fremden Offiziere. Rußland,
Der Großfürst - Thronfolger, der Großfürst Alexander Michaïlowitsch und die Großfürstin Xenia Alexandrowna sind gestern in Libau eingetroffen und haben die Reise nah Odessa fortgeseßt. E i
Ein Kaiserliher Ukas, betreffend die Gründung des Kuratoriums für Arbeiterhäuser im Reich, ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, veröffentliht worden. Die Kaiserin Alexandra Feodorowna hat das Kura- torium unter ihre unmittelbare Protektion genommen.
Wee die „Turkestanskija Wiedomosti“ mittheilen, errichtet Rußland ein Konsulat in Turfan im chinesischen Oiít- Turkestan. Zum Konsul is Feodorow ernannt, welcher sich demnächst mit einer halben Sotnie Kosaken als Eskorte dorthin begeben wird.
Ftalien.
Die Feier des 20. September ist son vorgestern auf dem Kapitol durch eine festlihe Vereinigung eingeleitet worden, ‘welher der Unter-Staatssekretär im Ministerium des Innern Galli, als Vertreter des Minister-Präsidenten Crispi, und viele Notabilitäten der Stadt beiwohnten.
Schweiz.
Der König und die Königin von Rumänien sind am Sonnabend von der Weinburg bei Rheineck über München nach Wien abgereist. Die Ankunft in Sinaja dürfte am Miitwoch erfolgen. | : i
Dem Bundesrath find nunmehr die Geseßentwürfe über die Einführung der Unfall- und Krankenversiche- rung sammt den Motivenberichten zugestellt worden. Der Bundesrath wird dieselben nach erfolgter Durhberathung der Bundesversammlung in der Dezembertagung vorlegen.
Türkei.
Nach einer in Athen eingetroffenen Meldung aus Saloniki ist, wie das „Reuter'she Bureau” berichtet, eine bulgarishe Bande in der Nähe von Nevrofkop in Macedonien eingefallen. Sie wurde von den Türken an- gegriffen, welche einen Lieutenant, einen Trompeter und fünf Soldaten gefangen nahmen. Der Rest der Bande zog sih sodann nah Bulgarien zurü.
Serbien.
Der liberale Parteitaag hat, wie „W. T. B.“ aus Belgrad berichtet, Ristic zum Führer der Partei proklamiert. Nistic hielt eine beifällig aufgenommene Programmrede, worin er die Bedeutung der macedonischen Frage für die Zukunft Serbiens betonte.
Bulgarien.
leber einen Plünderungszug der Türken in der Nähe von Nevrokop meldet das macedonishe Journal „Vravo“: die Türken hätten an den Bulgaren wegen des Ein- falls am 2. Lugust dadurch Rache genommen, daß eine Bande Baschibozuks die Ortschaft Obidum bei Nevrokop ge- plündert und angezündet habe, wobei zahlreihe Personen zum Opfer gefallen seien; auch in vier anderen Ortschaften sei geplündert worden; die gefangenen Jnsurgenten habe man am Ort der Gefangennahme oder auf dem Transport ent- hauptet. 13 Gefangene seien auf Befehl Wilmi Paschas nah Saloniki gebraht und nach argen Mißhandlungen getödtet worden. Die „Agence Balcanique“ fügt hinzu, die Hinrichtung von 13 Insurgenten werde auch anderweitig bestätigt.
Afien.
Aus Manilla is in Madrid die amtlihe Meldung ein- getroffen, daß eine aus Eingeborenen bestehende Truppen- abtheilung auf den Sulu-Jnseln sich empört und ihren Befehshaber getödtet habe. Der General Blanco habe sich an Ort und Stelle begeben.
Afrika.
Nach einer Meldung des „Reuter shen Bureau's“ aus Brass vom 13. September sind sämmtlihe Franzosen, welche sih in Jola am Benuëfluß niedergelassen hatten, auf Befehl des Sultans von Sokota ausgewiesen und von der Niger-Regierung nah Porto-Novo gebracht worden. Die Franzosen hätten jedoch noch die Stellung in Ghajebo am Osftufer des Niger-Flufses inne.
Nr. 45 des „Eisenbabn- Verordnungs-Blatts*, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 14. September, hat folgenden Inhalt: Gesezß wegen Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873, betreffend die Gründung und Ver- waltung des Reichs-Invalidenfonds, vom 22. Mai 1895. — Aller- böcbste Konzessionsurkunde, betreffend dea Bau und Betrieb einer isenbabn von Greifswald über Grimmen nach Tribsees durch die Eisenbahn-Gesellschaft Greiféwald-Grimmen, vom 8. Mai 1895. — Eclasse des Ministers der öffentlien Arbeiten: vom 30. August 1895, betreffend Bestellung des Kommissars für die Ausübung des staat- liben Aufsichtérechts über die Eisenbahn von Greifswald über Grimmen nah Tribsees: vom 9. September 1895, betreffend Pensionszuschüffe, Unterstützungen und Beihilfen aus dem Reichs-Invalidenfonds.
Entscheidungen des Reichsgerichts,
Klagt eine offene Handelsgesellschaft und Ice i im Laufe des Prozesses die Gesellschaft auf, so treten, na einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Zivilsenats, vom 7. März 1895, alsdann ohne weiteres die bisEterigen Gesellshafter an Stelle der Gefellshaft als Kläger der anderen Partei gegenüber ; ift bei der Auflöfung der Gesellshaft das Gesellschaftsvermögen unter Fort- führung der Firma auf einen der Gesellschafter übertragen, so kann dieser in den Prozeß an Stelle der Gesellshaft nur mit Zustim- mung des Prozeßgegners eintreten. „Klagt die Gesellschaft durch die fie vertretenden geschäftsführenden Mitglieder, fo bilden gleihwobl die Gesellshafter in ihrer Verbindung als Gesellshaft die flagende Prozeßpartei. Wird diese Verbindung im Laufe des Prozefses dur Aufhebung der Gesellschaft gelöst, so hat dies auf die Parteirolle feinen Einfluß; es treten alsdann na beendigter Liguidation und, wenn eine folhe nah Lage der Sache nit erforderli is und nicht eintritt, ohne solche die Gefellshafter lediglich als Streitgenossen der anderen Partei gegenüber. Die Uebertragung des gesammten Gesellschaftêvermögens auf einen der Gesellsbafter und die Fortführung der Firma dur diesen hat, da er damit die Rechte der übrigen Gesellschafter nicht im Wege einer Universalsuccession, sondern der Singularsuccession unter Lebenden erwirbt, niht obne weiteres den Eintritt desselben in den Prozeß an Stelle der mitklagenden übrigen Gesellschafter zur Folge. Dazu bedarf es vielmebr nah § 236 Abs. 2 Z.-Pr.-O. der Zulidenmen des Gegners.“ (372/94.)
— Eine gegen die Ebefrau „im Beistande ihres EGbe- manns* gerichtete und fowohl der Frau als auch dem Mann zugestellte Klage wegen Zablung eines Betrags aus ibrem ein- gebrahten Vermögen iît, nah einem Urtheil des Reicbsgerichts, V. Zivilfenats, vom 8. Mai 1895, im Gebiet des Preuß. Allg. Land- rechîs als eine sowohl gegen die Ehefrau, als auch gegen den Ebe- mann gerichtete und wirksame Klage aufzufassen. „Es fann dem Be- rufungérihter darin nicht beigetreten werden, daß der Ebemann im vorliegenden Falle niht mitverklagt worden wäre. Die Klage ist ge- rihtet worden gegen die Ehefrau T. „im Beistande ihres Ehemanns Robert T. in L. -K.* Der Berufungsrichter will hierin niht ausgedrückt finden, daß die Klage auc gegen den Ebemann gerichtet sein sollte, denn der Beistand einer Partei fei als solcher nit selbst Partei. Dabei ist jedoch nit berüd@tsichtigt worden, daß die Zivilprozeßordnung „Beistände“ einer prozeßfähigen Partci nicht kennt, also auch nicht die Beistandschaft des Ehemanns der zufolge § 51 Abs. 2 prozeßfähigen Frau. Daraus ergiebt si die Notbwendigkeit, diesen Auédruck, wenn ein Kläger si seiner gleih- wobl zur Bezeichnung der verklagten Partei bedient, dabin zu ver- steben, daß der Ebemann mitverklagt sein soll; denn der Kläger hat damit deutlich seinen Willen erklärt, den Ehemann der verflagten Frau in den Prozeß mit. hereinzuziehen; und dies ist auf anderem Wege als dem seiner Mitverklagung niht zu erzielen. So hat auch das Reichsgeriht bereits wiederholt entschieden. Gegen die Richtigkeit dieser Auslegung kann im vorliegenden Fall au daraus fein Bedenken hergeleitet werden, daß der Klageantrag auf Verurtheilung der Ebefrau T. zur Zahlung des vom Kläger be- gehrten Schadensersaßzes gerichtet ist; denn daran besteht kein ge- gründeter Zweifel, daß eine so lautznde Verurtheilung in einem Prozeß, an welhem der Ehemann theilgenommen hat, auch gegen diesen gerichtet ist und zum Auédruck bringt, daß er sich diese Ver- urtbeilung feiner Ehefrau mit den daraus entftehenden Folgen ge- fallen laffen muß. Es kommt demnach nur darauf an, ob die Klage — und demnächst au die Berufungsschrift — dem Ehemann in der That zugestellt worden ift, worüber bisher keine Feststellungen getroffen find.” (43/95)
— Unter dem Ausdruck „Gerichtsschreiber“ im § 128 der Konkursordnung, wonach der Gerichtsschreiber jede Forderung sofort nah der Anmeldung derselben in eine Tabelle einzutragen hat, ebenso wie in den elten anderen Bestimmungen der Konkursordnung und der Zivilprozeßordnung, durch welhe dem Gerichtéschreiber ge- wisse Obliegenheiten übertragen sind, is, nach einem Urtzeil des Reichsgerichts, IV. Zivilsenats, vom 27. Juni 1895, niht nur der erste Beamte der betreffenden Gerihtéschreiberei, sondern au ein anderer Beamter der Gerichtss{chreiberei (Gerichts- schreibergebilfe) zu verstehen, welcher zur selbftändigen Ausführung der L Arbeit an sh befähigt und dienstlich berufen ift. (41/95.)
Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.
Die für ten gemeinschaftlihenJagdbezirk abgeschloffenen Jagdpachtverträge stehen, nah einem mit der bisherigen Recht- \prechung übereinstimmenden Urtheil des Ober-Verwaltungsgerichts, ITI. Senats, vom 28. Februar 1895, der sofortigen Wirksamkeit des Rechts zur eigenen Ausübung der Jagd auf Grundstücken nidt entgegen, die aus dem gemeinschaftligen Jagdbezirk deshalb ausscheiden, weil dec Eigenthümer in den Besiß einer zur eigenen Jagdausübung berechtigenden Fläche ge- langt i. — Der Gemeindevorsteher zu W. hatte die Jagdnußung auf der ganzen Gemeinde - Feldmark durch Vertrag an den Brauereibesißzer W. auf die Zeit vom 2. August 1892 bis 9. August 1898 verpachtet. Im Sommer 1893 erwarb D. zu seinen bisherigen in der Gemeinde-Feldmark W. gelegenen Ländereien eine Parzelle von 74 a, sodaß er nunmehr einen landwirthscaftlih benußten Flähenraum ren über 300 Morgen besißt. Da sein Verlangen zur eigenen Jagdaueübung auf seinem Besiy vom Gemeindevorsteher niht erfüllt wurde, so fÉlagte er gegen diesen auf Anerkennung seines Rechts der eigenen JIagdauëtübung und erftriti in beiden Instanzen obsieglihe Urtheile. Die Revision des Be- flagen wurde vom Ober - Verwaltungêgeriht verworfen, indem es begründend ausführte: „Bei der Vereinigung der Grund- stüde eines Gemeindebezirks zu einem gemeinschaftlihen Jagdbezirk (§ 4 des Jagdpolizeigesetzes) wird eine mit juristisher PersönliŸkeit ausgestattete, mit der politishen Gemeinde rechtlid niht zusammen- fallende Zwangsgenossenschaft des öffentlihen Nechts be- cründet. . . . Mit der Begründung der Genoffenschaft erlischt das Recht des einzelnen B:sitzers auf Ausübung des ihm fernerhin ver- bleibenden Jag drechts kraft Gesetzes und zwar auf so lange, als das Grundftück zur Genossenschaft gebört. Sein Recht auf Ausübung des Jagdrehts verwandelt sch in ein Ret auf Tbeilnabme an der Genofsenschaft. Zugleih entsteht das Recht der Genossenshaft, die Jagd auf den Grundstücken auszuüben, ohne daß von einer Succession in die Rechte des Grund- eigenthümers die Rede sein kann. Denn die Genoffenschaft übt die Jagd nicht als ein aus dem Recht des Grundstüsbesigzers abgeleitetes, jondern als eigenes Recht aus, ebenso wie beim Austritt eines Grundftücks aus der Genossenshaft der Besitzer in die Nechte der Genossenschaft nicht eintritt. Daraus folgt , daß, wenn die Genofsenshaft durch ihr Organ die Jagd auf den genofsen- schaftlichen Grundstücken verpachtet, sie ein ihr selbft zu- stehendes Reht auf Jagdnußzung dem Pächter überläßt und sie niht als Vertreterin der Besiger der betreffenden Grundstücke handelt. Die Genossenschaft, weil bei der Jagd- verpahtung niht Vertreterin der einzelnen Besißer, bindet diese über- baupt nicht, so auch nit für die Zeit, wo fie niht mehr Mitglieder der Genossenschaft sind. Daher böêrt das aus dem Rechte der Ge- nofsen)chaît abgeleitete Recht des Jagdpächters auf, sobald das Recht der Genoffenschaft auf Au2übung der Jagd erloschen ift und das Recht des Besitzers auf eigene Ausübung der Jagd auflebt. Demnach steht dem Austritt des Klägers aus der Zwangsgenofsenshaft der mit dem Brauereibesitzer W. abgeshlossene Vertrag nicht entgegen. . . .“ (ITI. 263.)
Statistik und Volkswirthschaft,
Die deutsche überseeische Auswanderung über deutsche Häfen, Antw , Rotterdam und Amsterdam ftellte si
endermaßen:
nach den Ermittelungen des Kaiserlichen StatistisGen mts im August 1895 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folg Es wurden befördert im August
1895 1894 1599 1314 1444 1278
Deutsche Häfen zusammen. . 83043 2592
Antwerpen 504 387 Rotterdam 179 Amsterdam ; 4 9
s Ueberbaupt. . 3627 3167
Aus deutschen Häfen wurden im August d. I. neben den vor- genannten 3043 deutschen Auswanderern noh 11 571 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 6419, Hamburg 5152.
Die Arbeitsbedingungen für die Frau im Handel und Gewerbe.
Vor kurzem ift als siebentes Heft der bekannten, von Gustav Datbms unter dem Gesammtnamen „Der Existenzkampf der Frau im modernen Leben“ (Verlag von Richard Tändler, Berlin) heraus- egebenen Sammlung eine lehrreihe fleine Schrift, betitelt „Die frau im Handel und Gewerbe“, erschienen, welhe über die Lage und
usbildung der Handlungsgebilfinnen, Buchbalterinnen, Korrespon- dentinnen, Kassiererinnen, Direktricen, Zuschneiderinnen, Verkäuferinnen, sowie der Handwerkerinnen u. f. w. ausführliche Mittheilungen ent- balt. Besonders interessant sind die zuverlässigen Aufsblüfse, welche bier auf Grund von Umfragen über die Gehälter und Leistungen der Gebilfinnen im Bankgeschäft, im Komtor, in der Konfektion, im Tapisjeriegeshäft und im Handwerksberuf gegeben werden.
Ueber die Zahl der gegenwärtig im Handel und Gewerbe als Angestellte beshäftigten weiblihen Personen ist man im Großen und Ganzen auf Vermuthungen angewiesen, solange die Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung des Jahres 1895 nicht vollständig vor- liegen. Vor der Hand besitzt man nur die Angaben aus der Ge- werbezäblung von 1875 und der Berufszählung von 1882. Nimmt man daéselbe Verbältniß zwishen männlihen und weiblihen Hand- lung8gehilfen an, wie 1882, nämlich 6171 : 1000, so würde das für 1894 etwa 67 000 Handlun gs gehilfinnen ergeben. Thatfählih werden es aber wohl mehr fein, da, wie aus einem Vergleich zwischen 1875 und 1882 erbellt, die weiblichen Handlungsgebilfen in etwas größerem Prozentsag zunehmen als die männlichen; hatten doch im Jahre 1892, wie der oben erwähnten Schrift zu entnehmen ift, von 4103 Handels- betrieben, die nach einer Erhebung ausgelernte Gehilfinnen be- schäftigten, bereits 3661 nur weibliches Personal. Einschließlich der weiblichen Gewerbe gehilfen kann man demna auf mindestens 100 000 Personen weiblihen Geschlechts rechnen, die im Handel und Gewerbe als Hilfékräfte beschäftigt sind, abgesehen von den einfachen Arbeiterinnen. Diese Ziffer von 100000, in der die im Geschäfte ibrer Eltern thätigen Töchter nur zum theil mit inbegriffen sind, fällt sebr ins Gewicht, wenn man bedenkt, daß die Gehbilfinnen sich aus dem Mittelstande rekrutieren und daß der Hauptantheil auf die städtische Bevölkerung entfällt. Nur unter Be- rücksihtigung dieser Umftände giebt jene Ziffer von über 100000 ein Bild ihrer volk8wirthschaftlichen Wichtigkeit. Was nun zunächst die Arbeitszeit anlangt, so ergiebt das reichhaltige Material, welches die Kommission für Arbeiterstatistik aus ciner von ihr veranstalteten Erhebung über die Lage der Handlungsgehilfen und aus eingeforderten Darlegungen und Gutachten von kaufmännischen Vereinigungen gewonnen bat, folgende Thatsachen: Von je 100 Be- trieben mit weiblihen Gehilfen beschäftigen ihr Personal 11,1 Be- triebe bis 10 Stunden, 19,3 Betriebe 10 bis 11 Stunden, 21,4 Be- triebe 11 bis 12 Stunden, 14,4 Betriebe 12 bis 13 Stunden, 12,0 Betriebe 13 bis 14 Stunden, 12,2 Betriebe 14 bis 15 Stunden, 9,5 Betriebe mehr als 15 Stunden, und zwar nah Abzug der Mittagspause. Süddeuts- land weist für die weiblihen Gehilfen günstigere Ziffern auf als Nord- und Mitteldeutshland. Bei den höher gestellten Gehilfinnen ist die Arbeitszeit im allgemeinen nit länger als bei den männlichen Gehilfen und ribtet sich ganz nah der Eigenart des Geschäfts. — Ueber die Bezahlung weiblicher kaufmännischer Angestellten liegen Berechnungen der Stellenvermittlung des Hilfevereins für weibliche Angestellte in Berlin (C., Oberwasserstraße 10) vor. Nach diesen er- geben sid, wenn freie Station auf 40 Æ berehnet wird, folgende Monatêgehbälter :
Direk- Komtor- tricen Ver- Expe- pversonal und Zu- fkäufe- dien- \neide- rinnen tinnen rinnen In Bexlit?
1889/90 D o 77 M 58 M 48 .
1890/91 58 81 54 51
1891/92 E Ti 56 48
1892/93 . G 3 61 94
1893/94 / 8 59 49 Außerhalb Berlins:
1889/94 S6 } 70 Nach einer von 965 nah
Berlin gekommenen Ge- bilfinnen beantworteten Umfrage des Hilfsvereins für weiblihe Angestellte :
1892 S T ü 0 G p Dagegen weisen die Angaben des Hamburger „Vereins für Handlungé- fommits von 1858* für männlide Gehilfen aller Art an dur(schnitt- lihem Monatsgehalt auf: 1877 bis 1889: 94 Æ4, 1890: 102 Æ, 1891: 103,75 M, 1892: 110,50 Æ, 1893: 112,65 Æ, 1894: 109 M
Auf den ersten Blick stellt sich der Unterschied zwishen den Ge- bâltern weibliher und männlicher Gehilfen als sehr erheblich dar. Es ift indes zu berüdsihtigen, daß das Dur(hschnittsalter der Ge- bilfinnen infolge früheren Verlafsens der Schule und der kurzen Lebr- zeit viel geringer ist als das der Gehilfen. So betrug unter 862 Ge- bilfinnen, für welche dur eine Umfrage des genannten Vereins 1892 ein Durchschnittsgebalt von 73 4 monatli nachgewiesen ist, die geschäftliche Laufbahn von 30 %/o erst 1 bis 3 Jahre und 45 9/0 4 bis 9 Jahre ; die Mehrzahl dieser Gehilfinnen zählte also weniger als 25 Jahre. Es ist ferner in Betracht zu ziehen, daß von den Gebilfinnen mindestens 50 bis 70 9/9 als Verkäuferinnen thätig find. Die Frauen kommen daher in den verbältnißmäßig besser bezahlten Stellungen im Komtor wentger zahlrei vor als die Männer. Auch findet sich die Mehrzahl der Gebilfinnen in den ann Städten, wo die Gehälter infolge der stärkeren Konkurrenz vielfa geringer sind als in der Provinz. Durh- \chGnittszahlen geben überdies natürlih überbaupt kein genaues Bild. Bejonders tüchtige Verkäuferinnen z. B. beziehen — freilih nur in Ausnahmefällen — bis 250 s Gehalt. That- sählich günstig liegen die Einkommensverhältnisse der tüch- tigen Direktricen, von denen die meisten mindestens 150 # erhalten und die in großen Pußz-, Wäsche- und Kostüm? geshäften bis auf 350 A monatlich fommen. Unter Berücksichtigung aller dieser Gesichtépunkte find also die Unterschiede in der Bezahlung weiblicher und männlicher Hilfékräfte niht so groß, wie man g€- meiniglih anzunehmen pflegt, wenn auch die Thatsache bestehen bleibt, daß die Frau im Handel und Gewerbe auch bei gleicher Arbeité- leistung, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, weniger Geha empfängt als der Mann.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Altwasser wird der „Schles. Ztg.* geschrieben: Der seit 23 Wochen währende Ausftand der orzellanarbeiter des Thielsh’shen Etablissements (vgl. Nr. 79 u. flgde d. BL) ist am 11. September beendet worden. Seit g ett Zeit unterhandelte cine Arbeiterkommission mit dem Besitzer. Dieser hat sich nun bereit erklärt, 30 Maler und 60 Dreher bald, die übrigen 13 Maler und 59 Dreber nah Bedürfniß wieder einzustellen, doch so, daß ibnen vor etwa zuziehenden Arbeitern der Vorzug gegeben werden soll. Ein Theil der Aus- ftändigen hat länoft auswärts Arbeit gesubt und ift von hier ver- zogen. An freiwilligen Unterstüßungen gingen den Ausftändigen rund 43 000 Æ zu.
In Leipzig scheint der Ausstand der Steinsezer allmäb- lih aufzuhören. Zu einer Versammlung der Ausständigen am Frei- tag hatten si, wie die „Lvz. Ztg.* berihtet, nur 25 Personen einge- funden. Es wurde mitgetheilt, daß insgesammt 160 Gebilfen sh am Auéstande betheiligt bätten, von denen gegen 30 die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufgenommen baben, während 28 noch zu unterstützen und die übrigen abgereist seien.
Kunft und Wissenschaft.
Zu der heute in Lübeck beginnenden 67. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte sind gestern bereits über 600 Feftaäfte aus allen Theilen Deutshlands und ous dem Aus- land eingetroffen. Die Stadt ist festlich geschmückt. Gestern Abend fand feierliher Empfang der Festtheilnehmer durch den Senat im Rathhause statt.
Land- und Forstwirthschaft,
Ernteergebniß in Italien. : Amtlichen Schätzungen zufolge, stellt sih das diesjährige Ernte- ergebniß im Vergleich zum Vorjabre, wie folgt, in Hektolitern: 189% gegen 1894 Weizen . . . 37418112 42 849 900 E O00 LEO 5718 130 Werse 2539326 2938 112 i Die Maisfelder leiden unter der andauernden Trockenbeit, sodaß in der Lombardei und Venetien nur eine {wache Mittelernte in Auésicht steht. Auch in Süditalien is die Mais8ernte infolge der Dürre gefährdet.
Handel und Gewerbe.
Täglihe Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Rubr sird am 14. d. M. geftelit 10314, nicht recht- zeitig gestellt 1238 Wagen. In Oberschlesien sind am 13. d. M. gestellt 4483, niht recht- zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs8-Versteigerungen,. J
Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin standen am 14. September die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Oderbergerstr. 21, den Fräulein Th. u. E. Heinrig gehörig; Nutzungswerth 15550 4; mit dem. Gebot von 211 500 # wurde der Kaufmann Ed. Micheli, Albrechttr. 14, Ersteher. —Claudius- straße 12, der Frau Maurermstr. M. Graf, geb. Schulz, ge- hôrig; Flâte 9,75 a; Nußungéwerth 14 600 44 Meistbietende blieb die Frau B. Bansmann, geb. Eichberg, zu Berlin mit dem Gebot von 213 000 A
Beim Königlihen Amtsgericht Il Berlin wurde das Rerfabrea der Zwangsversteigerung des im Grundbuch von Reinicken- dorf Band 28 Blatt Ne. 849 auf den Namen der Frau Kaufmann Auguste Schleicher, geb. Fischer, zu Reinickendorf eingetragenen, zu Reinickendorf belegenen Grundftücks aufgehoben. Die Termine am 29. November und 4. Dezember d. I. fallen fort.
Î Mxt in 14, Sevlem er, CaBenterge T S E L fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv, Berlin W. 41). Ia. Kartoffelmebl 16 — 164 Æ, Ia. Kartoffelstärke 16 — 165 5%, Ila. Kartoffelmehl 113 —145 -, feuchte Kartoffelstärke Fracht- parität Berlin —,— &, gelber Svyvrup 183—19 #6, Kap.- Syrup 197 — 20 #4, Kap. - Expori 20¿— 21 #6, Kartoffelzucker gelber 185—19 Æ, do. Kap. 20¿—21 A, Rum-Kuleur 33—34 M, Bier-Kuleur 32—34 #, Derxtrin, gelb und weiß, Ia. 23—24 4, do. sefunda 20—22 #, Weizenstärke (Ueinst.) 32—33 , Wecizenstärke (grofift.) 37—38 o, Halleshe und Schlesische 38—39 M, eisftärke (Strablen) 49—50 #, do. (Stüden) 47—48 #, Maisstärke 32—34 A, Schabeftärke 34—39 , Viktoria-Erbsen 15—19 #4, Kocherbsen 14—19 #, grüne Erben 14—19 #4, Futtererbsen 114—127 Æ , inländishe weiße Bohnen 22—24 #, weiße Flahbohnen 23—25 #4, ungarische Bohnen 19—21 #, galizishe und russishe Bohnen 17—19 , große Linsen, neue 30—42 Æ, mittel do. neue 20—30 A, fleine do. neue 16—20 #4, Mohn, blauer nom. 28—40 Æ, do. weißer nom. 40—54 #, Hirse, weiße 18—20 , gelber Senf 16—24 4, Hanfkörner 22 bie 23 M, intercübsen 174—18 #Æ#, Winterraps 18—18} A, Buchweizen 13}—15 #4, Widcken 12—13 #Æ, Pferdebohnen 12—12} Æ, Leinsaat 20—214 Æ, Mais loko 103—115 Æ, Kümmel 50—58 #, Leinkuchen 1253—14 4, Rapskuchen 9I#—105 #4, pa. marseill. Erdnußkuchen 12—13# A, pa. doppelt gesiebtes Baum- wollensamenmehl 58 9/6 10¿—12} Æ, pa. belle getr. Biertreber 28 bis 30% 8—9tL Æ, pa. getr. Getreideschsempe 31—34 9% 11—12 , pa. getr. Mais-Weizenshlempe 35—40®% 113—122 A, pa. getr. Mais\hlempe 40—42 °/%9 11}—12} #Æ, Malzkeime 7—83 #, Noggen- Fleie 77—8i #Æ, Weizenkleie 77—8# Æ (alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg).
__— In der vorgestrigen Sißung des Aufsichtsratbs der BVer- einigten Königs- und Laurabütte legte die Direktion den Absbluß für das Geschäftsjahr 1894/95 vor. Der Bruttogewinn beziffert sich auf 2962 707 4 nach Abzug aller Geschäftsunkosten und der Obligaticnézinsen, sowie auch der Kosten, welhe durch die Kon- vertierung der 42 prozentigen und die Emission der neuen 3F prozen- tigen Obligationen-Anleibe erwachsen find, und welche im 4. Quartal des Geschäftéjahres gedeckt wurden. Nah Abseßung einer Abe E von den Anlagewerihen îin Höhe von 1750000 M und der ftatutenmäßigen Tantième bleibt ein diëponibler Nettogewinn von 1114874 A — Dem Geschäftsberiht der Direktion für das Geschäftejahr 1894/95 is über den Geschäftsgang Folgendes ent- nommen: Die Produktion an Steinkohlen und Roheisen ist bei gleich- mäßigem Absaß um 3 resp. 5 9% gegen das Vorjahr gestiegen, während die Walzeisenfabrikation nahezu auf der ide des Vorjahres verbarrte. Die Verwerthung der Steinkohlenproduktion erfolgte zu den Preisen des Vorjahres. Der Absaß an Walzwaaren litt unter Mangel an Konsum im Inlande und unter ungünstigen Tarifverbhältnissen. Jn- folge dessen mußte der Export eine erheblihe Ausdehnung erfahren, besonders nach Rußland. Dabei sank die Verwerthung der s{chlesis {en Walzwerkprodukte gegen die bereits äußerst niedrige Ver- werthung des Vorjahres noch um nahezu 3 pro Tonne. In Nuß- land war der Preisrückgang ein noch erbeblih stärkerer. Die Brutto- ertrâge des Eisenhüttenbetriebs stellen sich auf ungefähr gleihe Höhe wie im Vorjahre und beziffern sich auf etwa 25 9/9 der Gefsammt- erträge. Am Schluß des Geschäftsjahres lagen an Aufträgen vor : a. Bei den s{lesischen Werken: in Walzwaaren 32 676 t im Werthe von 3520900 Æ, in Verfeinerungs- und Konstruktionsarbeiten 726 200 M, zusammen 4247100 A b. Bei der Katharinenhütte : in Walzwaaren 5327 t im Werthe von 565 800 Rbl., in Verfeine- rungsarbeiten 143 200 Rbl., zusammen 709 000 Rbl. — Der Auf- sihtörath wird der gegen Ende Oktober stattfindenden General- versammlung die Vertheilung einer Dividende von 4 9/9 vorschlagen.
— Die Saal - Eisenbahn vereinnahmte im August d. I. nah vorläufiger Feststellung 157 119 (+ 6452) A und vom 1. Januar bis Ende August d. J. 1 002 922 (+ 105)
— Der Auffihtsrath der Cröllwigter Papierfabrik be- [Bloß aus dem Gewinn im Betrage von 327 885 nach 99 000 Æ Abschreibungen und 55 000 A Rückstellungen 135 000 M als 10 9/6 Dividende zu vertheilen.
— Das „Gewerbeblatt aus Württemberg“, welhes von der Königlichen Zentralftelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart berauésgegeben wird, hat in der Nr. 37 vom 14. Septernber folgenden Inhalt: Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern, betreffend den Bestand der Aichämter. — Das Verbot der Sonn- und Festtagê- arbeit im Gewerbebetrieb. — Submissionëwesen. — Verschiedene Mit- theilungen. (Bremens Handel und Schiffahrt im Jahre 1894. — Der Schuß geistigen Eigenthums in China. — Die elektrische Strick- maschine. — Vervielfältigungsmaschine zum selbftthätigen Nachbilden von plastischen Mustern. — Vorrihtung zur Nußbarmachung der Sonnenwärme. — Durch Oel isolierte Kabel. — Sornstein- Reinigungs8vorrihtung. — Verfabren zur Herstellung von Oelfarben.) — Gewerbliche 2c. Rezepte. — Preisausschreiben. — Literarishe Er- scheinungen. — Neues im Landes-Gewerbe-Museum. — Frequenz der Sammlungen der K. Zentralstelle. — Gebrauhsmuster. — Neue Er- werbungen für die Bibliothek der K. Zentralstelle.
_ Breslau, 14. September. (W. T. B.) Getreidemarkt. Spiritus pr. 100 1 1009/6 erfl. 50 A Verbrauchsabgabe pr. Sep- tember 54,00, do. do. 70 4 Verbrauchsabgabe pr. September 34,00, do. do. Rüböl pr. September 43,50, pr. Oktober 44,00. Zink —.
Magdeburg, 1á. September. (W. T. B.) Zuckerbericht.
Kornzucker, erkl, von 92% —,—, nee —,—. Kornzucker erfl., 88 ?/, Rendement —,—, neue 10,00—10,15. Nachprodukte exkl, 75% Rendement 7,00—7,65 Fest. Brotraffinade 1 22,75— 23,00. Brotraffinade Il 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 22,50— 23,29. Gem. Melis T mit Faß 22,00. Stetig. Robzucker I. Produkt Tranfito f. a. B. Hamburg pr. September 9,72} Gd., 9,80 Br., pr. Oktober 10,15 Gd., 10,20 Br.,, pr. November- Dezember 10.324 Gd., 10,35 Br., pr. Januar-Februar 10,55 bez., 10,60 Br. Fest._ "Düsseldorf, 16. Séepteniber. (W. T. B.) Am 14. d. M. fand eine Versammlung der Leiter von dreizehn rheinisch-west- fälishen Blechwalzwerken ftatt, in- der einstimmig beschlossen wurde, die Bildung eines Verbandes anzuftreben und die nicht ver- tretenen Werke binnen vierzehn Tagen zum Anschluß aufzufordern. erner wurde be\chlossen, die Grundpreise für befte Siemens-Martin Kefselblehe auf 117,50 Æ, für ¿weite Sorte Siemens-Martin Kessel- bleche auf 112,50 A und für Thomas-Vineta Blechbebälter auf 107,50 6 für 10090 kg ab Werk zu erböben.
Leipzig, 14. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 3,95 A, pr. Oktober 3,55 4, pr. November 3,55 #4, pr. Dezember 3,577 M, pr. Januar 3,60 4, pr. Februar 3,623 4, pr. März 3,65 #, pr. April 3,674 #4, pr. Mai 3,672 Æ, pr. Juni 3,70 #4, pr. Juli 3,724 Æ, pr. August 3,723 4 Umsay 65 000 kg. Behauptet.
Mannheim, 14. September. (W. T. B.) Produktenmark1. Weizen pr. November 13,80, pr. März 14,25. oggen pr. November 11,65, pr. März 12,15 Hafer pr. Növember 12,00, pr. März 12,39. Mais pr. November 9,80, pr. März 9,95.
_ Bremen, 14. September. (W. T. B.) Börsen-S(lußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offiziele Notierung der Bremer D - Börse.) Rubig. Loko 6,15 Br. Baumwolle.
uhig. Upland middl. loko 41 -§. — Schmalz. Fest. Wilcox 322 A, Armour shield 32 „K, Cudaby 334 A, Fairbanks 27 4. Speck. Fest. Short clear middling loko 295. Taba. Umsay 114 Faß Maryland.
Hamburg, 14. September. (W. T. B.) Kaffee. (Nac@mittags- bericht.) Good average Santos pr. September 732, pr. SaTinler 724, vr. März 714, pr. Mai 70}. Swleppend. — Zudckermarkt. (Schlußbericht.) Nüben-Robzucker I. Produkt Basis 88 9/9 Rende- ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. September 9,82, pr. Dezember 10,37ck, pr. März 10,674, per Mai 10,80. Stetig.
Wien, 14. September. (W. T. B.) Ausweis der öster reihi\ch- ungarishen Staatsbahn (österreihishes Neß) vom 1. bis 10. September 761 222 Fl., Mindereinnabme gegen den entsprehenden Zeitraum des vorigen Jahres 48 993 Fl.
Pest, 14. September. (W.T.B.) Produktenmarkt. Weizen loko fester, pr. Herbst 6,25 Gd., 6,26 Br, pr. Frübjabr 6,75 Gd., 6,77 Br. Roggen pr. Herbst 5,53 Gd., 5,594 Br., pr. Frühjahr 5,93 Gb., 5,95 Br. Hafer pr. Herbst 5,57 Gd., 5,59 Br., pr. Frübjabr 5,90 Gd., 5,92 Br. Mais pr. September-Ofktober 5,35 Gd., 5,49 Br., pr. Mai-Iuni 4,54 Gd., 4,55 Br. Koblraps pr. August- September 9,55 Gd., 9,65 Br.
London, 14. September. (W. T. B.) 96% Javazudckter 11} rubig, Rüben-Rohzucker loko 911/16 fest.
— 16. September. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be- trugen in der Woche vom 7. September bis 13. September: Engl. Weizen 3090, fremder 99 857, engl. Gerste 1133, fremde 37 254, engl. Malzgerste 17534, fremde 125 engl. Hafer 2166, fremder Do Orts., engl. Mebl 16 300 Sack, fremdes 30 350 Sack und 7 Faß.
Amsterdam, 14. September. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 55. — Bankazinn 393.
Brüssel, 14. September. (W. T. B.) Die Einnahmen der Prinz Heinrich - Bahn betrugen in der ersten August-Dekade : aus dem Bahnbetriebe 87 417 Fr.,, aus den Minen 9422 Fr., Gesammteinnahmen 96 839 Fr., Mindereinnähmen gegen die pro- visorishen Einnahmen im entsprehenden Zeitraum des vorigen Jabres 19 779 Fr.
New- York, 14. September. (W. T. B.) Die Börse er- öffnete {wach und mit niedrigeren Kursen; im weiteren Verlaufe trat theilweise eine Erholung ein, die jedoch später wieder verloren aing. Der S{luß war im allgemeinen {wach. Der Umsay der Aktien betrug 249 000 Stü.
Weizen eröffnete in stetiger Haltung, mußte dann aber auf Zunahme der Eingänge fowie infolge geringerer Realisierungen etwas nachgeben. Im weiteren Verlaufe trat zwar auf Deckungskäufe der Platspekulanten eine Erholung ein, die jedoch später infolge von Realisierungen sowie finanzieller Störungen wieder verloren ging. Schluß schwach. — Mais allgemein fest während des ganzen Börsen- verlaufs infolge von Käufen der Baissiers. Schluß stetig.
Waarenbericht. Baumwolle-Preis in New-York 8, do. do in New-Orleans 718/16, Petroleum Stand. white in New-York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe line Certific. pr. Juli 121 nom.,, Schmalz Western steam 6,17, do. Rohe u. Brothers 6,50, Mais per September 38}, do. per Oktober 38, do. per Dezember —. Rother Winterweizen 63, Weizen per September 613, do. per Oktober 623, do. per Dezember 64, do. pr. Mai 67#. Getreidefraht na Liverpool 23, Kaffee fair Nio Nr. 7 15}, do. Rio Nr. 7 per Oftober 14,70, do. do. per Dezember 14,50 Mehl, Spring-Wbeat clears 255, Zucker 3, Kupfer 12,25. Nach- böôrse: Weizen F, Mais # C. niedriger.
New-York, 14. September. (W. T. B.) In einer heute ver- öffentlihten Erklärung bezeichnet das Bonds syn dikat die Meldung als unrichtig, daß die Mitglieder* des Syndikats die Abmachung mit dem Schagamt getroffen hätten, die Reserve bis 1. Oktober aufrecht zu erhalten. Das Bondssyndikat habe am 30. Juni seine sämmt- lichen Verpflichtungen gegen die Regierung erfüllt und fei seitdem in keiner Weise an das 4.5P gebunden gewesen. Es habe zwar seit dem Juni von Zeit zu Zeit vershiedene Summen Gold an das Schatzamt eingezahlt, habe dies jedoh freiwillig gethan und werde damit fortfahren. Es set irrig, anzunehmen, daß das Verhältniß des Syndikats zur Lage des Schagamts vom 1. Oktober ab sich ändere.
Chicago, 14. September. (W. T. B.) Weizen durchweg fallend mit wenigen Reaktionen. Große Anküpfte im Nordwesten, Beikäufe der Haussiers, sowie Goldverschiffungen und erwartete Zu- nahme der sihtbaren Vorräthe werden als Grund für das Sinken der Preise angegeben. Der Schluß war s{chwach. — Mais einige Zeit steigend nah Eröffnung, dann trat auf Verkäufe Reaktion und Ab- \{chwächung ein. Der Schluß war s{chwach.
Weizen pr. September 56ck pr. Dezember 576. Mais vr. September 313. Schmalz pr. September 5,77, pr. Januar 5,75. Speck short clear nomin. Pork pr. September 8,12.
Verkehrs-Anstalten,
Laut Telegramm aus Köln hat die zweite englische Post über Ostende vom 14. September in Köln den An- {luß an Zug 71 nah Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Grund: Zugverspätung in Belgien.
_ Laut einer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn- Direktion zu Elberfeld wird die zwischen dem Persoacn- babnhof Deuß und dem Hauptbahnbof Köln zum Zwecke der Ueberführung von Reisenden und ihres Gepäcks eingerichtete Omnibusverbindung am 1. Oktober d. J. aufgehoben, weil sämmtlihe Züge, an welche ein Omnibus-Ans{luß bisber bestand, von diesem Tage ab in den Hauptbabnhof Köln einlaufen bezw. von diesem abfahren.
_ Breslau, 14. September. (W. T. B.) Der „Sl. Ztg. zufolge erfolgt am 15. Okfober d. J. die Eröffnung der Schiff- fahrt auf der kanalisierten oberen Oder.
5 Dremen, 15. Sepieinber. (W. T: B): Norddeutsck@er Llovd. Der Postdampfer „Stuttgart“ hat am 14. September Vormittags Lizard passie:t. Der Postdaxpfer „Crefeld“ hat am 14. September Nachmittags Prawle Point passiert. Der Reichs-
Pair ¿Ns MLgent Luitpold“ ift am 14. September Vormittags in Aden angefommen. Der Reihs-Postdampfer „Karl #- rube* ift am 13. Sevtember Nachmittags in Colombo ange- fommen. Der Reichs-Postdampfer „Oldenburg “ if am 14. Sep- tember Nachmittags in Hongkong angekommen. Der Reihs-Post- dampfer , Prinz Heinrich“ bat am 14. September Morgens die Reise von Antwerpen nah Southampton fortgesetzt.
Hamburg, 14. September. (W. T. B.) Der „Hamb. Börsenb.*“ zufolge werden sämmtliche dem Pool angebörigen trans- atlantischen Dampferlinien vom nähsten Montag ab den Sage im Zwischendeck für die Fahrt von New-York nah
uropa um 25 9/9 erböben.
Der Schuelldampfer „Fürst Bismarck“" ift gestern Mittag in New-York und der Schnelldampfer , Augusta Victoria" heute früh in Curhbaven eingetroffen.
London, 14. September. (W. T. B) Der Uniou- Dampfer „Scot* ist am Mittwoch auf der Heimreise nah Kap - stadt abgegangen.
Odessa, 14. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Orel“ ging nach Wladiwostok ab mit Material für die Ussuri-Eisen- bahn, der vierten Kompagnie des Ufsuci-Eisenbahn:- Bataillons und deportierten Zwangssträflingen.
Theater und Mufik.
: i Berliner Theater.
Zum erften Male unter der neuen Direktion gelangte vorgestern Gustav Freytag's unverwüstlihes Lustipiel „Die Jour- nalisten* unter lebhafter, von Scene zu Scene wachsender Theil- nahme des Publikums zur Aufführung. Besondere Sympathien wurden Herrn Scönfeld bezeugt, der die Hauptrolle, den Konrad Bolz, darstellte. Er spielte ihn vortrefflih, fcisch und natürli und brate mane zulässigen Nuancen an, welche eine erheiternde Wirkung ausübten; in seinen Improvifationen ging er indeß zu weit. Die Generals- und RNittergutsbesißerstohter Adelheid Runeck gab Fräulein Tondeur. Sie ist keine dankbare Rolle, wenn man sie vom Standpunkt der gewöhnlichen Theaterroutine betrachtet; aber sie ist eine Rolle, die jeder Darstellerin willkommen fein wird, welhe lebens8wahre Charakter- zeihnung den Schablonenfiguren vorzieht. Adelheid ist eine liebené- würdige Natur, frish und resolut, mit gesundem, von jeder Sentimen- talität freiem Gefühl und so unternehmungélustig, daß sie fich ihren Nitter und Geliebten selbft erobert, als dieser zögert, offen zu ihrer Fahne zu s{wören. Eine solhe Unternehmungslust mag an die Grenzen der Weiblichkeit streifen; doch Adelheid überschreitet dieselben nicht. In den Hauptzügen wurde das Charakterbild der Adelheid durch Fräulein Tondeur gedeckt, welhe durch \ummes Spiel und manche feine Nuance niht selten die Worte des Dichters ergänzte, namentli da, wo es sih um ihre Herzenëempfindungen gegen- über dem flotten Konrad Bolz handelte. Lebhafter Beifall wurde auch dem Weinhändler und Wahlmann Piepenbrink des Herrn Formes, dem Bellmaus des Herrn Schindler nah der großen Scene mit Adel- heid, sowie dem Oberst des Herrn Nollet zu theil. Für gewisse Mängel in den Leistungen der übrigen Darsteller entshädigte das lebendige Zusammenspiel.
Neues Theater.
Die Plauderei „Der Eisbrecher“ von Felix Dörmann und Friedrih Fuchs und das dreiaktige Lustspiel „Frau Müller“ von Gustav von Moser und Thilo von Trotha fanden am Sonnabend bei ibrer ersten Aufführung eine freundlihe und beifällige Aufnahme. An der Plauderei „Der Eisbrecher“ erscheint als das Bemerkenswertheste der ungewöhnliche Titel; neugierig folgte man der oberflächlichen, aber immerhin leicht hinfließenden Unterhaltung der beiden Hauptperfonen, um seinen Ursprung zu ergründen. DieUnterhaltung dreht fich um einen Vielliebchen- Vertrag. den das junge Fräulein Christiane mit dem vertrauten Freunde ihres Verlobten, dem Herrn Rells, ge- {lossen hat. Die Keckheit Rells? dient der kühlen und nüchternen Natur des Bräutigams gegenüber als „Eisbrecher“. Eifersucht bringt das Herz des Verlobten stärker in Wallung und gewinnt ihm aufs neue die {hon wankende Zuneigung Christianens. Von Fräulein Wagen (Christiane) und Herrn Reusch (NRells) wurde die Plauderei frisch vorgetragen; diesen beiden Personen gegenüber fehlte dem Darsteller des Verlobten, Herrn Haak, das rechte Anpafsungs- vermögen.
In dem Lustspiel „Frau Müller* erfreuten sih die Zuschauer unter Lachen des gewohnten freundlihen und harmlostn Humors des greifen Dichters von Moser und seines Mitarbeiters von Trotha, die hier wieder ein lustiges Theaterstück geschaffen haben, dem es zwar an einer tieferen Charafkterzeihnung fehlt, das sih aber dafür in der Stimmung der Handlung von aller Leichtfertigkcit fern hält. Die biederen, gemüthlihen Personen, wie sie hier auf der Bühne erscheinen, sind nicht neu erfunden; aber in etwas veränderter Situation sieht und hört man sie immer wieder gern. Da ift der solide Neffe, der dem reihen Erbonkel das Glück seiner jungen Ehe verheimlicht hat, und eben jener reihe, alte und derbe Oheim, der diesmal ganz modern mit seinen Reichthümern aus dem Kaplande fommt und seinem Neffen eine zierlih Deutsch radebrehende Millionen- braut mitbringt; dazu kommt dann eine schneidige zukünftige Schwieger- mutter, ferner die junge Frau, die sich in Eile für die Zimmerwirthin ihres Gatten ausgeben muß und als solche auf den alten Onkel Ein- druck macht und endlih der arme, geniale und edelmüthige Erfinder, der s{ließlich die Millionenbraut heimführt. Das lustige Versteck- spielen dieser gutherzigen Menschen erweckte bei den Zuschauern behag- liche Stimmung und Heiterkeit, die weder durch gewaltsame Ein- fügung einzelner scenisher Episoden, noch dur die Längen des Dialogs und die lose Verknüpfung des dritten Aktes mit der eigentlih schon beendeten Haupthandlung erschüttert wurden,
Von den Darstellern verdient zuerst Herr Neus Erwähnung, der den soliden jungen Ehemann mit liebenswürdigem Wesen aus- stattete und an zweiter Stelle Herr Panfa in der YNolle des derben, gemüthvollen Onkfels vom Kap. Herr Kraus entwickelte in der Partie des Ecfinders eine wirksame Komik, aber zum Liebhaber fehlt ihm die gewinnende äußere Erscheinung. Die zierliche junge Hausfrau spielte Fräulein Lux anmuthig und sicher. Den stärksten Heiterkeits- erfolg eczielten die Darstellerinnen der beiden Dienstmädchen, Fräulein Gabri als einfältige, aber um so moralishere „Male“ und Frau Pagay als urwüchsige „Lotte“.