1895 / 230 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Sep 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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um g Sas Dollars unter denen des vorigen Jahres zurüdck- geblieben find. Die Exportbewegungen in Brotftoffen, Provisionen und Mineralölen sind seit dem 1. Januar ebenfalls um 25 Millionen geringer als im legten Jahre. Der Export von Baumwolle für das ganze Erntejahr zeigt gleihfalls eine Abnahme von 6+ Millionen. Die Handelsbilanz if daber ein düsteres Element in unserer Finanzlage. Königsberg, 24. September. (W.-T. B.) Getreidemarkt. Weizen behauptet. Roggen unverändert, do. pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 107—108. Gerste rubig, Hafer unv., do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewiht 108. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewiht 106,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 9% loko 34 Gd., do. pr. Iuli 35 Br., do. pr. September 35 Br. : Breslau, 24. Sevtember. (W. T. B.) Getreide- und Mrodu len mar ls, Spiritus pr. 100 1 100% erkl. 50 4 Ver- bfaubsabgabe pr. September 53,70, do. do. 70 46 Verbrauch8abgabe pr. September 33,70, do. do. Rüböl pr. September 43,00, pr. Okto- ber 43,50. Zink —. : : : Bern, 24. September. (W. T. B.) Der Diskontfaß der e etilGen Emissionsbanken für Bankpapiere ift auf 9/9 er öbt.

Verdingnngen im Auslande.

L Dänemark.

9. Oktober, 3 Uhr. Magiftrat (Bogholderikontores, Heste- möllestraede No. 4) Ropenbagen: Lieferung 1) für das Almindeli Pp und Ladegaarden: 850 Pfund Brandsoblenleder, 700 Pfund Soblenleder, 200 Stück braune Schaffelle, 480 Pfund braune Kalb- fele, 100 Stück s{warze Ziegenfelle; 2) für Ladegaarden und St. Johannes Stiftelsen: 1050 Pfund Plattleder; 3) für St. Johannes Stiftelsen: 200 Pfund Brandfoblenleder, 250 Pfund Soblenleder, 40 Stück braune Schaffelle. Bedingungen zur Ansicht im Botenzimmer Hestemöllestraede No. 4 (wodentäglih 10—3). Schriftliche Angebote mit der Aufschrift: „Leverance af Laeder

og SKind“, Verkehrs-Anstalten.

Der Poftdampfer „Obdam* der Niederländis{-Amerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft ift am 24. September in New-York angekommen.

Bremen, 2%. September. (W. T. B.) Norddeutfcher Lloyd. Die Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm T1." und „Saale“ sind am 23. September in New- Nork angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Prinz-Regent Luitpold“ hat am 23. Sep- tember Nachts die Reise von Neapel nach Genua fort- gesezt. Der Reichs - Postdampfer «Ns Heinrich“ hat am 23. September Nachmittags die Reise von Genua nah Neapel fortgeseßt. Der Reichs - Postdampfer „Oldenburg“ hat am 23. September Nachmittags die Reise von Singavore nah Colombo fortgesest. Der Schnelldampfer „Werra“ if am 24. September Vormittags in Genua angekommen. Der Post- dampfer „Willehad“ bat am 24. September Morgens Dover passiert. Der Reichs-Postdampfer „Preußen“ ift .am 24. Sep- tember Morgens in Antwerpen angekommen. : E

London, 24. September. (W. T. B.) DerUnion-Dampfer „Scot“ ist Dienstag auf der Heimreise von Madeira ab- gegangen.

Theater und Mu#k.

Bezüglich der ausgeschriebenen Bewerbung um den von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern ausge- seßten Preis von 6000 Æ für eine neue deutsche Oper sieht sich die Königliche Hoftheater-Intendanz in München veranlaßt, folgende veränderte Bestimmung über die Veröffentlihung der preisrihter- lichen Urtheile bekannt zu geben : Da die Betbeiligung an der Preis- bewerbung namentlich in der leßten Zeit eine fo überaus rege war, daß allein in den beiden Monaten Juli und August gegen ahtzig Opern eingesandt wurden, fosind die Preisrihter außer ftande, diese bedeutende

Fülle des Materials innerhalb eines halben Jahres mit der erforderlichen Gewisfenhbaftigkeit zu prüfen und in der Zuerkennung des ses eine rubig abwägende Entscheidung treffen zu können. Aus diejem Grunde bat es die Intendanz für geboten erahtet, die Allerhöchste Genehmigung nachzusuhen, den anfänglich für den 12. März 1896 angescßt gewesenen Termin der Bekanntmachung ter preisrichter- E e LEA ea Sea 2 vate Vil LoA önigli obei inz-Regenten, zu verlegen. er Signat vom 17. d. ift die Allerhöbîte Genehmigung erfolgt, und somit wird die Preisertheilung am 1. November kommenden Jahres veröffentliht werden.

Im Berliner Tbeater geht morgen Heinrich Le's Volks\tück „Der Sthlagbaum“ in Scene. i s

Im Schiller- Theater findet morgen die Erftaufführung der Kcmödie „Diyab, der Narr“ von L. Jakobowsky statt.

Im Neuen Theater wird am Sonntag, den 29. d. M., zum ersten Male „Francillon“ von Alexandre Dumas gegeben.

Im Theater Unter den Linden geht morgen die Operette „Die Chanfonnette“ zum 25. Mal in Scene. Der Komponist diefes Werks, Herr Rudolf Dellinger, wird die Aufführung perfönlih leiten. An demselben Abend gelangt das pantomimische, aus drei Bildern beftehende Ballet „Burschenliebe“ von Regel und Haßreiter, Musik von Josef Bayer, zur erstmaligen Dae

Auch für die dieëwinterlihen Philharmonischen Konzerte unter Leitung von Arthur Nikish werden Programmbücher (redigiert von Dr. Heinrih Reimann, herausgegeben von der Konzert-Direftion Wolf) mit den Analysen der zum Vortrage gelangenden Werke erscheinen. i

In dem Orgel-Vortrag von Otto Dienel, der am Freitag Abend 74 Uhr in der Marien-Kirche stattfindet, wird Frau Clara Bindhoff eine Arie aus „Samson“ von Händel und mit

rau Anna Keiling ein Duett aus „Judas Maccabäus“ ron Händel fingen. Ferner werden mebr als 40 Schülerinnen der Frau Bindboff Cböre von Haydn, Mendelsfobn, Alexis Holländer und Dienel und Frau Keiling mit Fräulein Margarethe Heinrich ein Duett aus Mendelssobn's „Atbalia* zum Vortrag bringen. Einlaßkarten zu 1 #4 find in der Hof-Musikalienkandlung von Bote u. Bock und Abends in der Safriftei der Marien-Kirche zu haben.

In Stuttgart hat das Wohlthbätigkeitskonzert der „Berliner Liedertafel“ unter ihrem Dirigenten Cbormeister Zander und unter solistisher Mitwirkung der bekannten Sängerin Frau Lieban-Globig aus Berlin einen großen Erfolg gehabt. Ihre Majestät die Königin vonWürttemberg wohnte dem Konzert bei. Der Reinertrag ter Veranstaltung fließt theils der Marbacher Scillerftiftung, theils den Abgebrannten von Leonberg zu.

Mannigfaltiges.

Posen, 24. September. Die beutige Sitzung des 28. Kon- gresses für innere Mission, zu welcher etwa 1000 Personen er- \hienen waren, wurde durch den Präsidenten, Wirklihen Ober- Konfistorial-Rath Dr. Weiß-Berlin eröffnet. Der Ober - Präsident der Provinz Posen Freiberr von Wilamowiß-Möllendorf wurde zum Ehbren-Präsidenten gewählt, Geheimer Regierungs- und Schulrath, Profefsor Polte - Posen zum Vize - Präsidenten. Als Vertreter des Minifters der geiftliten x. Angelegenheiten ift Regierungs-Rath Schwartkopff anwesend. Vor Beginn der Berathungen wurde an Seine Majestät den Kaiser und König folgendes Huldigungs-Telegramm abgesandt: „Eure Majestät bittet der soeben zu Posen eröffnete 28. Kongreß für innere Mission, beim Beginn seinec Verhandlungen seine ehrfurchtsvollste und unterthänigste Huldigung darbringen zu dürfen. Auf diesem, durch so mancherlei religiöse und politische Gegenfätze zerkflüfteten Boden der Provinz belebt den Kongreß kein anderer Wuns, als die geistliben und leiblihen Nothstände in unserem Volksleben zu ergründen, sowie nach den Mitteln zu forschen,

um dieselben zu heilen oder doch zu lindern. Dankbar erheben wir den Blick zu dem leuchtenden Vorbld, welches das unermüdliche Eintreten Eurer Majestät für das Wobl auch der gerin Ihrer Unterthanen dem ganzen Lande giebt. Gott der segne, wie Gr es bisher gethan, Eure Majeftät in so irken zum Heil und Frieden unseres Volks und au unsere diesmaligen Arbeiten etwas beitragen zur Verwirklichung der bohen Getanken Eurer Majestät!“ Ein anderes Telegramm ging an Ihre Majestät die Kaiserin und Königin: „Eure Majestät woklen uns Allergnädigst gestatten, beim Eintritt in die Arbeiten des 28. Kon- grefses für innere Mission mit unseren unterthänigften Huldigungen au unseren ebrfurchtsvollsten Dank für die reie Anouna auszu- sprechen, welche Eure Majeftät allen Freunden deë inneren Mission dur die unablässige Fürf ege für die Pflege firchlihen Lebens und werftbätiger Liebe in unferem Volke geben. Je näher wir hier an den Grenzen unseres Vaterlandes der kirchlichen Noth unferer in der Zerstreuung lebenden Brüder treten, um so dankbarer preisen wir Gottes Güte darüber, daß Er in dem Herzen Eurer Majestät das heilige Erbarmen mit Allen, welche der Predigt des Evangeliums sowie der belfenden Hand christlicher Liebe entbehren, geweckt und Eure Majestät zugleich die reten Wege bat finden laffen, um jeder folhen Noth wirksame Hilfe zu bringen. Mit allen evangelishen Chriften Deutschlands vereinigen wir uns deshalb auch beut in dem inbrünftigen Wunsh: Gott segne, stärke und erbalte Eure Majestät zum Heil unseres Volks!“ Hierauf sprah Professor Dr. Sohm-Leipzig über das Thema „Der Chrift im ösffentlihen Leben“.

Dresden, 24. September. Das „Dresdner Journal“ meldet: der Bahnwärter Wolf, durch defsen verhängnißvolles Signal das Eisenbahnunglück bei Oederan hberbeigesührt wurde, ift am Sonntag auf Anordnung der Königlichen Staatsanwaltschaft ver -

haftet worden.

Genua, 24. September. Heute Nacbmittag kamen 43 Berliner Turner bier an. Am Babnbofe empfing dieselben aufs berzlichfte der Präsident des Genueser Turnvereins Colombo. Abends wurde ein großer Empfang zu Ehren der deutshen Gäfte veranstaltet, welcher glänzend verlief. Der Vorsigende des italienishen Vereins Colombo und der Vertreter der Berliner Turnerschaft Hoppe HBielten Ansprachen, in denen die gegenseitige Sympathie und Freundschaft zum Ausdruck gebracht wurde. Danach wurde eine Reibe von Feht- und Turn- übungen vorgeführt. Die deutshen Gäfte waren wiederholt Gegen- stand lebhaftefter Huldigung.

Madrid, 25. September. In den Provinzen Saragossa und Toledo sind beftige Gewitter niedergegangen. Die Flüfse sind ausgetreten und haben in Alhama, Ateca, Calatayud und Corral de Almagua großen Schaden angerihtet. In Saragossa i} der Pferdebabnbetrieb eingestellt. Auch in Madrid bat ein Gewitter einigen Schaden verursacht.

Nah Swluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

London, 25. September. (W. T. B.) Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Shanghai, daß China fih ge- weigert habe, der Forderung Englands, den früheren Vize- könig von Sz’-Tschwan zu verbannen, nachzukommen. Ein Kaiserliches Dekret is veröffentlicht worden, in welchem Li-Hung-Tschang und alle Mitglieder des Tsung-li-Yamen angewiesen werden, einen Sondervertrag zwischen China und Japan zu entwerfen.

(Fortsezung des Nichtamilichen in der Ersten Beilage.)

C O E E N E Ti S R S E Ee: E R Se Es E N S Nt 1 S E E E R G E R T Ae E S R G R Sa O E E R I Tat Q E E R E E M E E L ET On M

i 25. September

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1) Abends Nebel. 2) Starker Thau. *?) Thau. 4) Nebel und Thau.

Uebersicht der Witterung.

Die Wetterlage bat sh im allgemeinen wenig verändert. Die Witterung Guropas fteht unter dem Einfluß eines umfangreihen Hochdruckgebiets, defsen Kern jeßt mit 773 mm über der westlihen Ostsee liegt. Faft auf dem ganzen Gebiet ist der Luftdruck im Steigen begriffen. In Deutshland if das Wetter fill, im Norden ftark neblig und ziemlih fühl, im Süden wolkenlos und warm; meßbare Niederschläge werden nit gemeldet. Rubiges, theils beiteres, theils nebliges, sonft trockdenes Wetter wahr- \cheinlih.

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Deutsche Seewarte.

Theater. Böniglihe Schauspiele. Donnerstag : Opern-

baus. (Kroll's Theater.) 56. Vorstellung. Der Evangelimann. Musikalishes Schauspiel in 2 Aufzügen, nah einer von Dr. Leopold Florian

Kienzl. In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent: Kapellmeister Dr. Mudck. Die Puppenfee. Pantomimishes Ballet- Divertifsement von Haßreiter und Gaul. Musik von Josef Bayer. In Scene geseßt vom Balletmeister Emil Graeb. Dirigent : Musif-Virektor Steinmann. Anfang 7 Ubr.

Schauspielhaus. 202. Vorftellung. 1S12, Shau- spiel ‘in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Ubr.

Freitag: (Kroll's Theater.) 57. Vorftellung. Margarethe. Over in 5 Akten von Charles Gounod. Tert nah Wolfgang von Goetb-'s Faust, von Jules Barbier und Michel Carré. Ballet von Emil Graeb. (Faust: Herr Emil Göte, Königl- Kammersänger, als Gaft.) Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 203. Vorftellung. Halali. Lust- spiel in 4 Aufzügen von Richard Skowronnek. Die ftille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnek. Anfang 72 Ubr. i

Deutsches Theater.

Mütter. Anfang 74 Uhr.

reitag: Romeo und Julia. Sonnabend: Die Mütter.

Donnerstag: Die

Berliner Theater. Donnerstag: Der Schlagbaum. Anfang 7+ Uhr.

Freitag (4. Abonnements - Vorstellung): Die Journalisten.

Sonnabend: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Lessing-Theater. Donnerstag: Madame Sans-Gêne. Anfang Ubr.

Freitag: Der Veilcheufrefser.

Refidenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Donnerstag: Der Rabenvater. Shwank iîÛn 3 Akten von H. Fr. Fisher üönd Josef Jarno. Vorber: Aber die Ehe! Komödie in 1 Aft von P. Lnsemann. Anfang 7# Ukr.

Freitag und folgende Tage: Der Rabenvater. Vorher: Aber die Ehe!

Friedrich - Wilhelmftädtishes Theater. Chausseestraße 25—26.

Jeden Abend 7# Ubr: Gastspiel der Liliputaner. Die Reise nach dem Mars.

Sonnabend, den 28. September, Nachmittags 3 Uhr: Zum ersten Male: Sneewittchen und die fieben Zwerge.

Sonntag, den 29. September, Nachmittags 3 Uhr: Die Reise nach dem Mars.

Veues Theater. S@iffbauerdamm 44a. /5. Donnerstag : Gastspiel des Teatro Lirico Sonzogno (Mailand). Mit Genebmigung der Königlichen General - Intendantur: Pagliacci. Oper in 2 Akten von Rugaiero Loncavallo. Cavalleria rusticana. Oper in 1 Aft von Pietro Masëcagni. Anfang 7# Ubr.

Freitag: Frau Müller. Vorber: Der Eisbrecher. /

Sonntag: Zum erften Male: Francillon. Lust- spiel in 3 Akten von Alexandre Dumas. Deutsch von Paul Lindau.

Sonntag Nachmittag: Zu balben Preisen: Der natürliche Sohn.

Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Frißshe. Donnerstag: Miß Selyett. Vaudeville-Overette in 3 Akten von Mar Boucheron, deuts von Richard Genée. Musik von E. Audran. Regie: Herr Ober-Regiffeur Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Winné. Hierauf: Ballet - Divertifsement, arrangiert vom Balletmeifter Herrn I. Reifinger. Anfang 74 Uhr.

Freitag: Mit vollftändig neuer Auëftattung: Zum ersten Male: Neu: Burschenliebe. Pantomimi|ches Ballet in 3 Bildern von Regel und Haßreiter. Musik von Jof. Bever. Vorber: Unter persön- liber Leitung des Komponisten: Zum 25. Male: Die Chansonuette.

Adolph Ernfsi-Theater. Daennerêtag: Parade- bummser. Besetzung der Hauptrollen: Anna Bäckers, Josefine Dora, Ida Schlüter, Adolph Ernft, Guido Tielscher, Carl Weiß, Georg Worlißsch. Anfang 7# Ubr.

Freitag: Dieselbe Vorftellung.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schulß. Emil Thomas a. G.

Donnerstag: Eine tolle Nacht. Große Aus- ftattungspofse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilb. Mannftädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödsbofer. In Scene geseßt vom Direktor Richard Sul. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlaw. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert-Haus. Donnerstag: Karl Meyder- Konzert. Gesellschafts-Abend.

Freitag, den 27. September: Geschlossen.

Sonnabend, den 28. September, Abends 74 Uhr : Operetten- und Walzer-Abend,.

Familien-Nachrichten. [36505

Statt jeder besonderen Anzeige. Heute Nachmittag 24 Ubr verschied nach langen, {weren Leiden mein geliebter Mann, unser theurer Vater, Shwiegervater und Großvater

der Königliche Major a. D. Leo von Braunschweig auf Wollin. Berlin, den 24. September 1895. Marie von Braunscbweig, geb. von Blanckensee. Cecilie von Braunschweig, geb. von Braunschweig. Magdalene von Braun fhweig. Leo von Braunschweig, Regierungs - Afefsor, Sec.-Lieut. d. Ref. im 1. Brand. Drag.-Reat. Nr. 2. Georg von Braunschweig, Gerits-Referendar. Barnim von Braunschweig auf Groß-Podel und fünf Enkelkinder. Die Leichenfeieru finden ftatt:

Donnerstag, den 26. d. M., Mittags 12 Uhr, in der Kapelle des Augusta-Hospitals (Scharnhorftftrafe), Sonnabend, d. 28. d. M., Nachmittags 3 Uhr, in Wollin.

Verlobt: Frl. Marie Knyrim mit Hrn. Post- sekretär Ludwig Mau (Wilbelmsböhe).- Fretin Gertrud von der Golß mit Hrn. Konsul Hans von Wichert (Konstantinovel). Frl. ifa Scholz mit Hrn. Lieut. Kaiser (Dembiobammer— Oppeln). Be Else Wobl mit Hrn. Advokaten Dr. jur. P. Wolf (Breëlau—Troppau). i

Verehelicht: Hr. Lieut. Wolf von Flotcw mit Frl. Bertha von Reinersdorff-Paczentki et Tenczin (Ober : Stradam). Hr. Gerichts - Afffsefior Richard Mundry mit Frl. Kätbe Sack (Venedig). Hr. Konsistorial-Assefsor Rachner mit Frl. Marie Mälzer (Breslau). Hr. Prem.-Lieut. Leopold Frhr. von Ledebur mit Frl. Anni von Jagow (Pollit i. Altm.). Hr. Frit von der Groeben mit Frl. Martba Mac-Lean (Mojens).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Arel von Petersdorf (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Staatsanwalt Frbrn. von Stillfried-Rattoniß (Beuthen O.-S.). Hrn. Hauptmann von Ernft- bausen (Karlsruhe, Baden).

Gestorben: Hr. Graf Edmund von Pourtalès (Cannes). Hr. Hans von Wernsdorff (Königs-

g). Hr. Fabrikbesizer Gustav Gliese (Berlin). Hr. Direktor Dr. Hugo Hertwig (Berlin). Frl. Meta von Tieshowit (Hiricb- berg i. Schl.). Hr. Amtsgerihte-Sekretär

Garl Scholz (Falkenbera D.-S.).

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Dr. Fischer in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutshen Buchdrucckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Wilhelm

Kinder Nachmittags halbe Preise.

(einshließlich Börsen-Beilage)-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

2 230.

Literatur.

Volkswirthschaft.

Der Arbeiterfreund, Zeitschrift für die Arbeiterfrage. Organ des Zentralvereins für das Wobl der arbeitenden Klafsen, beraus- gegeben von Professor Dr. Viktor Böhmert îin Dreéden. XXXIII. Jahrgang, zweites Vierteljahrébeft. Verlag von Leonhard Simion in Berlin. In diesem Heft widmet der Gebeime Re- gierungs-Rath, Professor Dr. Viktor Böbmert zunächst feinem lang- jährigen Mitarbeiter Professor Rudolf von Gneist, der an der Spitze zaßlreiher Vereine und inébefondere als Vorsitzender des Zentral- vereins für das Wobl der arbeitenden Klassen sowie als Mitredakteur des „Arbeiterfreund“ mehr als 25 Jahre lang ein tiefgebendes, segens- reiches, gemeinnüßiges Wirken entwidelt bat, einen warm empfundenen Nachruf und theilt darin auch interefsante Briefe mit, die von Gneist an ibn gerichtet und in denen er seiner Anschauung über die sozialen Strömungen der Zeit Auëdruck verliehen hat.

In einem beachtenewerthen Aufsaß über „die Arbeiter- verbältnisse am Nord - Osftsee-Kanal“ schildert sodann Landesversicherungs-Rath P. Ckr. Hanfsen-Kiel auf Grund seiner persönlichen Beobachtungen, wie dort von Anfang an in wohl- dur{dahter und zielbewußt durchgeführter Weise cin großartiges Stück praktischer Sozialpolitik verwirkliht worden ist. Obwohl die Ausführung der großartigen Erdarbeiten, Bauten, Vrüden- anlagen u. f. w. nicht durch das Reich oder die Kaiserliche Kanal- kommisfion unmittelbar, vielmehr unter fortgeseßter Aufsicht der leßteren dur Unternehmer bewirkt worden ift, so {loß dieses Verfahren do nit aus, daß die Kaiserlihe Kanaltommifsion eine sehr weitgehende Ein- wirkung auf die Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern wie auf die gesammte Geftaltung der Arbeits- und Arbeiterverbältnisse ausübte. Nach den für die Unternehmer verbindlichen Verträgen durften, wie dem Aufsaß des Landesversiherungë-Naths Hansen zu ent- nebmen ift, bei dea Arbeiten nur tüchtige und geübte Arbeiter beschäftigt werden. Arbeits[eistungen, welhe den gestellten Bedingungen nicht entsprachen, waren sofort und unter Auës{luß der Anrufung eines Schiedsgerichts zu beseitigen und durch untadelhafte zu erseßen. Die täglihe Arbeitszeit war auf zehn Stunden festgestellt, Nacht- arbeit nur mit Genehmigurg der Kanalkommission ge- stattet. Sonntagsarbeit follte mögli ausgeschlossen bleiben. Die Lobnzahlungêtermine waren 14 tägige. Im allgemeinen fand die Zablung dergeftalt ftatt, daß der Lobn für die leßten drei Tage (Donnerêtag, Freitag und Sonnabend) steben blieb, sodaß also Lohn für die zwishen Donnerstag und Mittwoch liegenden beiden Wochen ausgetehrt wurde. Die Auszablung des Lohnes durch Mittelspersonen war untersagt, um dem Trucksvstem nicht Eingang zu vetschaffen. Zur Sc(hlibtung etwaiger Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Unter- nehmern wurden Schiedägerichte eingeseßt: das shiedsrihterlihe Ver- fahren rihtete fi im allgemeinen nah den Vorschriften des 10. Buches der Zivilprozeßordnung vom 30. Januar 1877. Die durch das schieds- gerichtliche Verfabren erwahsenen Kosten trug der Kanalbaufonds. Stellte das Schiedsgericht fest, daß der Kläger keinen Anlaß hatte, die Ent- scheidung des Schiedêégerichts anzurufen, oder taß der Beklagte gänzlich unbegründete Einwendungen vorbrachte, so konnte es über die {uldige Partei eine Ordnungsstrafe in Höbe ron 1 bis 30 4 verhängen, welhe zur Bau- Krankenkasse der Kaiserlichen Kanalkommission floß. Seitens der Kanalkommission war nämli eine Bau-Krankenkasse ein- gerihtet worden, der alle beim Kanalbau beschäftigten Arbeiter u. \. w. nah näherer Bestimmung des Statuts beitreten mußten, soweit sie niht in den den geseßlihen Vorschriften genügenden und von - der Kanalkommission genebmigten Betriebs-Krankenkafsen der Unternehmer versichert waren. Die für die Krankenkassen angestellten Aerzte mußten an bestimmten Tagen der Woche Spretbstunden in den Baracken ihres Bezirks abhalten; in jeder derselben war ein Zimmer für den Arzt vorhanden und mit den nöthigsten Verbandématerialien und einfahen Medikamenten ausgestattet. Auf Kosten der Kanal- verwaltung wurden Arbeiter im praktischen Samariterdienft sowie im Feuerwebrdienst in bestimmten Lebhrstunden und Uebungen ausgebildet. VDrdnungéftrafen der Arbeiter flossen in eine zu Arbeiterunterstüßungen und gemeinnüßigen Zwecken für die Arbeiter verwendbare, von der Kanalkommission verwaltete Kasse. Hausierer und Händler durften auf den Baupläßen niht geduldet werden. Die Kanalkommission konnte durch Festiezung von Ordnungéstrafen bis zu 1000 A und {ließli durch Androhung der Entlaffung aus dem Kontrakt die Unternehmer zur Innehaltung ihrer auf die Arbeiterverbältnifse bezug- babenden Verpflichtungen anbalten. Ebenso weit auëshauend und umfassend erwies sich die Fürsorge für die Unterkunft der Arbeite. Von Anbeginn an war die Errichtung von Baracken in Aussiht genommen, deren Begufsichtigung und Bewirthschaftung in den Händen der Kanalkommission liegen sollte. An geeigneten Punkten, in möglihster Nähe der Kanal- linie, je nahdem na der Art der an den vershiedenen Stellen vor- zunehmenden Arbeiten größere oder geringere Ansammlungen von Arbeitern zu erwarten waren, wurden Einzelbaracken oder Baracken- lager errihtet. Erstere vereinigten unter einem Dache die Wohnung des Verwalters, die Wirthschastsräume (Kohküche, Waschküche, Vor- rathsräume, Verkauféstätte, Baderaum u. \. w.) und den Speisesaal, sowie die Schlafräume der Arbeiter, während bei den Baradckenlagern die erbeblich größeren Wirthshaftêräume, der Speisesaal und die Wohnung des Verwalters ein Gebäude für fi in Anspruch nahmen und die Schlafcäume in besonderen Gebäuden, die je 100 Mann auf- zunehmen vermochten, angeordnet wurden. Die zu Wohn- und Wirthschaftêzwecken bestimmten Räume wurden auf leichten, gemauerten Sodckeln aus doppeltea Bretterwänden auf- gebaut und mit Pappe gedecki; nur die Küchenwände an der Herdseite wurden aus Mauerwerk aufgeführt, und bei den Baradckenlagern derjenige Theil der Wirthschaftsgebäude, der ein zweites Stockwerk erhielt, aus einfawem Mauerwerk. Die Schlafhäufer der Mannschaften waren regelmäßig für je 100 Mann eingerihtet und enthielten 12 Stuben für je §8 Mann und 2 für je 2 Mann, an denen entlang ein Korridor führte. Je 2 Stuben hatten einen in der Wand dazwischen stehenden Ofen. Die Reinigung der Zimmer und das Ordnen der Lagerstätten (eiserne Bettstellen mit Matratze und Kopfpolfter aus Seegras und einer Dede im Winter zwei Decken aus Wolle mit Leinwandbezug), ebenso die Besorgung der Lampen und das Heizen im Winter wurde durch be- sonders angestcllte Wärter ausgeführt. Jede Barackenanlage ftand unter Leitung und Aufsicht eines gegen festes Gehalt angestellten Barackenvermwalters, der regelmäßig au die Verpflegung der Arbeiter ¡u besorgen hatte und dem das nöthige Hauépersonal untergeordnet war. Bei Verstößen der Barackenverwalter gegen die getroffenen Vereinbarungen hat die Kanalkommission ftets rüdsihts- los durhgegriffen. Die Verpflegung in den Baracken wurde gleich- alls von der Kanalverwaltung besorgt, welche die dazu erforderlichen Rohmaterialien ebenso wie übrigens au Holz, Koblen, Petroleum, Seife und andere Wirtbschaftsbedürfnisse im großen auf Grund alljiährlich neu abgeshlofsener Lieferungéverträge bezog. Für die Zubereitung der Mablzeiten waren allgemeine Vorschriften gegeben, die Gewichte und Menge der zu verwendenden Stoffe genau vor- geschrieben; erwähnt sei hierbei nur, daß die Fleischportion zum Mittagessen reihlich so groß bemessen war wie die zur Verpflegung der deutschen Armee im Felde vorgeschriebene; verwendet wurde der Becker- und Ullmann’she Dampffohapparat. Der neben der Küche

Berlin, Mittwoch, den 25. September

liegende Speisesaal mit sauberen Tischen und Bänken bot einen ein- ladenden Aufenthaltsort. Für Wohnung, einshließlich Heizung und Beleuchturg, Morgenkaffee und Mittagesien batte jeder Arbeiter für den Tag 65 4 zu entrihten, einen Betrag, der ibm vom Arbeit- eber bei der Lobnzablung in Abre{nung gebraht und an die

analkommission abgeführt wurde. Die nöthigen Stoffe für die übrigen Mabhlzeiten fih zu vershaffen, hatte der Arbeiter in den Kantinen der Baracken Gelegenbeit, wo er Bier, Brannt- wein, Schwarzbrot und Weißbrot, Wurst, Speck, Heringe 2c., außer- dem aber auch Taback und Zigarren zu billigem Preise kaufen konnte. Den Verwaltern war es weiter gestattet, auf ibre Gefahr Kleidungs- stüde und allerlei Kurzwaaren, wie sie der Arbeiter brautht, feil- zuhalten. Die sämmtlihen Verkaufsgegenstände waren zu Preisen abzugeben, welhe von der Kanalkommission feftgesezt, auf großen Tafeln an den Verkaufsstellen angeshlagen waren und nirgends niedriger gestellt sein fonnten. Uebrigens war die Unterbringung und Verpflegung der Arbeiter nicht völlig nach einer Schablone geregelt. Bei aller Zentralisation der Leitung zeigte doc das Leben in den einzelnen Baracken viel individuelles Gepräge, was nicht zum wenigsten s{chon durch die Verschiedenartigkeit der Anlage und Ein- richtung an den verschiedenen Stationen bedingt war. Auf die Fürsorge für erfrankte Arbeiter ist bereits oben faorz bingewiesen worden. Mit der erwähnten regelmäßigen Abbaltung von Sprech- ftunden in den Baracken bing zusammen, daß bier leihter Er- franfte als fogenannte Revierkranke verbleiben und behandelt werden fonnten. Schwerer erkrankte und verlezte Personen mußten in Krankenbäusern untergebrachßt und verpflegt werden. Zu diesem Zweck hatte die Kanalbauverwaltung mit dem Vorstande der Ortskrankenktafse zu Brunsbüttel, dem Magistrat in Rendsburg und der Verwaltung der Akademischen Heilanstalten zu Kiel Ver- träge abges{lofsen, wodur diese sich verpflichteten, die auf den benah- barten Kanalftrecken beschäftigten Arbeiter, wenn sie der Verpflegung in einem Krankenhaufe bedurften, in die ihnen unterstellten Kranken- anstalten aufzunehmen und ihnen gegen einen vertraglih festgeseßten Sat Verpflegung und ärztlihe Behandlung zu theil werden zu lassen. Daneben baute die Kanalkommission zwei Lazarethe auf eigene Kosten zu Burg i. Dithm. und Hanerau, welche unter die Leitung von tüdbtigen, an den betreffenden Orten ansässigen Aerzten gestellt wurden. Als im Jahre 1892 die Cholera in Deutscland auftrat, insonderheit in dem benachbarten Hamburg so zablreihe Opfer forderte, wurde auh am Kanal alles gethan, um ihren Ausbruch bier zu wver- büten und für den Fall, daß dies nicht gelänge, für shnelle Isolierung der Kranken und ihre bestmöglihe Pflege zu sorgen. An fünf verschiedenen Punkten des Kanals wurden eigene Cholera- lazarethe s{leunigft erbaut, bezw. vorhandene Baulichkeiten dazu ein- gerichtet, mit dem nötbigen Inventar versehen, besondere Bahren und Tranëportfahrzeuge für den Transport Erkrankter beschafft, das er- forderlihe Personal an Aerzten und Pflegern designiert kurz, alles veranlaßt, um jede der Baracken sofort in Betrieb seßen zu können. Durch eingehende Belehrung des Aufsichtspersonals, der Baracken- verwalter, wie der Arbeiter felbst über die zweckmäßigste Art der Ernährung, namentlichß durch Verwarnung vor dem Eenuß ungekochten Wassers und Ttostenlose Bereitstelung von reihen Mengen Kaffees und mit Zitronensäure gemishten Wassers wurde ferner dafür geforgt, den Ausbruch der Krankheit zu verhüten In der That sind unter den Kanalarbeitern nur einige wenige Fälle von Cholera vorgekommen, die sämmtli auf den Genuß von Wasser aus der Eider oder dem Kanal zurüdckgeführt wurden. Im übrigen war der Gesundheitszustand stets ein guter. Selbst an der fast regelmäßig in jedem der leßten Winter evidemisch aufgetretenen Influenza sind Erkrankungen wohl in den umliegenden Ortschaften, nie aber in den Baracken vor- getfommen. Wie ganz anders sah es mit den Gesundhbeitsverhält- nissen bei dem Bau des vor reihlich einem Jahrhundert fertig gestellten Eiderkanals (1777—84) aus! Damals sind 1300 bis 1400 Mann, mebr als die Hälfte des derzeitigen Personals am Faulfieber erfranft gewesen! An einigen Stellen jollen damals längs der Kanalstrecke ganze Kirhhöfe für ums Leben gekommene Kanalarbeiter angelegt worden seien. Hält man sich diese Thatsache vor Augen, so wird man bekennen müssen, daß die Fürsorge der Kanalbauverwaltung unserer Tage die Probe glänzend bestanden hat. Die stille, aber unablässige Einwirkung der Kanalbauver- waltung auf ein gesittetes Verhalten der Arbeiter, auf Mäßigkeit, Spartamkeit, Wirtbschaftlichkeit hat zur Folge gehabt, daß ein er- bebliher Theil des Verdienstes in die benahbarten Sparkassen ge- wandert oder den in der Heimath zurückgebliebenen Angehörigen der Kanalarbeiter regelmäßig übermittelt worden ist. Die Ursache einer erbeblihen Zunabme der Einlagen bei den Sparkassen zu Kiel, Rends- burg, Burg u. f. w. ist vornehmlich hierin zu suchen, und erst ret gilt dies von der enormen Steigerung des Postanweisungsverkehrs bei allen nabegelegenen Postanstalten. Rund 50 000 000 Æ sollea an Löbnen gezahlt sein, und zwar bei durchs{nittlich 7000 bis 8000 Arbeitern für im Ganzen 14764321 Tagewerke. Durchgängig find gute Arbeits- lôhne gezahlt worden. Der Tagesverdienst gewöhnlicher Erdarbeiter betrug nit unter 3,30 A Noch böberer Löhne erfreuten ih die „gelernten“ Arbeiter ; besonders die Steinfuher und Steinsprenger, welche die riesigen, beim Bau gefundenen Granitblöcke sprengten und das Steinmaterial zur Bekleidung der Kanalböschungen berrichteten, brahten es im Accord im Sommer auf 6 bis 8 #, im Winter auf 4 Æ pro Tag. In umfassendem Maße ift die neue Arbeiterversiche- rung bei diesem Werk zur praktishen Anwendung gelangt. Für die Unfallversiherung wurden ca. 1 500 000, für die Krankenversiherung reidlih 1 400 000, für die Inraliditäts- und Alteréversicherung ca. 550 000 Æ an Beiträgen gezablt. Die Tiefbaugenofsenshaft hatte 30 Todte und 629 entschâdigungépflihtige Unfälle zu verzeihnen, wofür 1356 031 Æ eins{ließlich des Deckungskapitals gezablt bezw. zurüd- gelegt worten sind. Von nicht zu untershäßendem Wertb war der Umstand, daß die forgfältige Handhabung der geseßlihen Bestimmungen in Bezug auf Anmeldung von Unfällen u. \. w. eine thunlichst schnelle und glatte Rentenfestsezung gestattete. „Wir glauben nit zu viel zu sagen“, beißt es am Stluß jener Abhandlung im Arbeiterfreund“ „wenn wir E daß bei einem größeren Unternehmen folder Art nie zuvor und nirgend sonst au nur annähernd glei durddact und gleih erfolgreich für die daran betheiligten Arbeiter gesorgt wor: den ift. Der Deutsche darf bei einem Blick auf den soeben vollendeten Nord-Oftsee- oder Kaiser Wilbelms-Kanal sich allezeit mit aufrichtiger Genugthuung dessen erinnern, daß die deutshe Neichtregierung bier zugleih eine Aufgabe positiver Sozialpolitik und prafktishen Christen- thums so vollkommen gelöst hat, daß das Geleistete für immer im großen wie im fleinen als vorbildlich und musterhaft hingestellt werden kann.“

Aus dem übrigen Inhalt des vorliegenden Heftes seien noch ber- vorgehoben: ein Aufsaß über „Altenheime und Invaliditäts- und Alterêversicherungéanstalten“ (kritishe Bemerkungen zu einer im leßten Heft des „Arbeiterfreund* unter gleicher Ueberschrift veröffentlichten Abhandlung) und eine „Denkschrift zur Errichtung eines städtischen Arbeitsamtes in Dortmund* (mit einem von den Arbeitgebern wie den Arbeitnehmern dieser Stadt gebilligten Entwurf eines darauf bezüglichen Ortsstatuts) von Gerihts-Assessor Karl Gerstein, Vor- sitßendem des Gewerbegerihts zu Dortmund, an die si eine Nubrik Miscellen: „Handfertigkeit und Hausfleiß“, eine eingehende sozial- politishe Bibliographie mit einigen Rezensionen, eine E wirthschaftlih-soziale Vierteljahrs - Chronik, eine „Chrentafel“ für Arbeitgeber, die wohlthätige Stiftungen und dergl. gemacht haben,

1895.

und die offiziellen Mittheilungen des Zentralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen (Sißungsprotokolle, Jabresrehnung pro 1894 u. \. w.) anschließen.

Handel und Gewerbe,

Danzig, 24. September. (W.T.B.) Getreidemarkt. Weizen loko fest, Umsay 200 t, do. inländ. bochbunt und weiß 136, do. inländ. bellbunt 130, do. Transit hochbunt und weiß 103—104, do. bellvunt 98,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.-Ofkt. 136,00, do. Transit pr. Sept.-Oft. 103,00, Regulierungspreis zu freiem Verkehr 134. Roggen loko unveränd., do. inländischer 109, do. russischer und polnisher zum Transit 74, do. Termin pr. Septbr. - Okt. 110,00, do. Termin Transit pr. Septbr. - Okt. (6,00, do. Regulierungspreis zum freien Verkehr 109. Gerste, große (660—700 Gramm) 113—115. Gerfte, fleine (625—660 Gramm) 95.

afer, inländisher 103—106. Erbfen, inländische 115. Spiritus oto fontingentiert 54,00, nicht kontingentiert 34,50.

Magdeburg, 24. September. (W. T. B.) Zutdckerbericht Kornzuer exkl., von 92 9% —,—, neue 11,20—11,30. Kornzuder erkl, 88 %% Rendement 10,60—10,75, neue 10,60—10,75. Nachprodukte exkl, 99% Rendement 7,50—8,30. Fest. Brotraffinade 1 22,75— 23,00. Brotraffinade 11 22,50. Gem. Raffinade mit Faß 23,00— 23,29. Gem. Melis 1 mit Faß 22,25. Fest. Rohzucker I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. September 10,00 Gd., 10,075 Br., pr. Oktober 10,4724 bez. u. Br., pr. November-Dezember 10,625 Gd., 10,674 Br., pr. Januar-Februar 10,95 bez. u. Br.

Leipzig, 24. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,477 , pr. November 3,90 #, pr. Dezember 3,524 4, pr. Januar 3,55 #, pr. Februar 3,99 #, pr. März 3,577 Æ, pr. April 3,60 A, pr. Mai 3,625 -#, pr. Juni 3,625 4, pvr. Juli 3,65 4, pr. August 3,65 #4, pr. September # Umsaß 55 000 kg. Rubig.

_Bremen, 24. September. (W. T. B.) Börsen-S(hlußbericht. Raffiniertes N (Offiziele Notierung der Bremer Petroleum - Börse.) Schwa. Loko 6,10 Br. Baumwolle. Steigend. Upland middl. loko 42} 4. Schmalz. Ruhig. Wilcor 322 ch4, Armour shield 315 A, Cudahy 324 4, Fairban 27 9. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 297. —Taback. Umsaß 20 Faß Kentucky, 21 Faß Maryland, 26 Faß Virginy.

Hamburg, 24. September. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags- beriht.) Good average Santos pr. September 742, pr. Dezeuber 734, br. März 712, pr. Mai 703. Behauptet. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben-Robzucker I. Produkt Basis 8809/9 Rende- ment neue Ufance, frei an Bord Hamburg pr. September 10,274, pr. Dezember 10,80, vr. März 11,10, per Mai 11,224. Stetig.

Wien, 24. September. (W. T. B.) Ausweis der öster reihi\ch- ungarischen Staatsbahn (öfterreihisches Nez) vom 11. bis 20. September 779 097 FI., Mindereinnahme gegen den entsprehenden Zeitraum des vorigen Jahres 95 818 F[.

Budapest, 24. September. (W. T. B.) Die Ungarische Agra rrentenbank A ktiengesellschaft in Budapest ernannte den Ministerial - Rath im Finanz - Ministerium Lucas Enyedy zum General-Direktor des Instituts.

London, 24. September. (W. T. B.) Die heute eröffnete Wollauktion war bei lebhafter Betheiligung gut besucht. Australische Wollen durchschnittlich 15, vorzüglihe Kreuzzulhten 20, Kapwolle 10 9/9 theurer. Das Totalangebot beträgt 224 500 Ballen.

An der Küste 1 Weizenladung angeboten.

96% JTavazucker 12 fest, Rüben-Rohzucker loko 104 stetig. Chile- Kupfer 4E4, pr. 3 Monat 463.

Wollauktion

__Liverpool, 24. September. (W. T. B.) eröffnete 5 9/0 höher. Verkauft wurden 5027 Ballen.

Manchester, 24. September. (W. T. B.) 12r Water Taylor 51, 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 6, 30r Water Clayton 7, 32r Mock Brooke 62, 40r Mayoll 7, 40r Medio Wilkinfon 8, 32r Warpcops Lees 6, 36r Warpcops Rowland 74, 36r Warpcops Wellington 74, 40r Double Weston 84, 60r Double courante Qua- lität 11, 32° 116 yards 16 X16 grey Printers aus 32r/46r 150. Stramm.

St. Petersburg, 24. September. (W. T. B.) Produkten- marft. Weizen loko 8,00. Noggen loko 4,75. Hafer loko 3,25, Leinsaat loko 10,50. Hanf loko 44,00. Talg loko 47,00.

Amsterdam, 24. September. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 555. Bankazinn 385.

Brüssel, 24. September. (W. T. B.) Die Einnahmen der Prinz Heinrich - Bahn betrugen in der zweiten September- Dekade: aus dem Bahnbetriebe 96 311 Fr., aus den Minen 10 179 Fr., Gesammteinnahmen 106 490 Fr., Mindereinnahmen gegen die vor- läufigen Einnahmen im entsprehenden Zeitraum des vorigen Jahres 24291 Fr. Die Gesammt - Mindereinnahme vom 1. Januar bis 20. September 1895 betrug 201 205 Fr.

_ New-York, 24. September. (W. T. B.) Die Börse eröffnete träge, \chwächte sih ab und {chlo5 s{chwach. Der Umsay der Aktien betrug 256 000 Stü.

__ Weizen eröffnete stetig. Durch die animierte Stimmung, welche infolge der Käufe für Rechnung des Auslandes und Deckungen der Baissiers gleich nach Eröffnung zu Tage trat, wurde die Grundlage zu einer Hausseströmung geschaffen, die für den ganzen Börsenverlauf maßgebend blieb, und auf welcher sich die Aufwärtsbewegung um so leichter entwideln fonnte, als fie dur bessere Kabelmeldungen und durch die Nachrihten über die R des Westens sowie über geringe rusfsische Verschiffungen gestüßt wurde. Schluß ret fest. Mais infolge der Käufe der Plaßspekulanten und geringer Ankünfte durchweg fest.

__ Waarenbericht. Baumwolle-Preis in New-York 87/16, do. do. in New-Orleans e Petroleum Stand. white in New-York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. Pipe ine Certific. pr. Oktober 121 nom., Schmalz Western steam 6,20, do. obe u. Brothers 6,456 Mais per September 373, do. per Oktober do. ver Dezember 36. Rother Winterweizen 642, Weizen per tember 633, do. per Oktober 63F, do. per Dezember 653, do. pr. 69. Getreidefraht nah Liverpool 23, Kaffee fair Nio Nr. 7 153, Rio Nr. 7 per Oktober 15,15, do. do. per Dezember 14,85, l, Spring-Wheat clears 2,60, Zuder 39/16, Kupfer 12,25.

Ten e BE M angs der leyten Woche von den atlantishen Häfen der ereinigten taaten nach Groß- britannien 66 000, do. nach Franfkreih 1000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 18 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 62 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 2è2rts. E

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten

Produkte betrug 7 782 898 Doll. Chicago, 24, September. (W. T. B) Weizen stieg infolge fester Kabelberihte. Später gingen die Preise infolge der Schäßzungen der sihtbaren Vorräthe der Welt etwas zurück, zogen aber wieder ckn, als die Baissiers zu kaufen begannen. Mais durhweg fest während des ganzen Börsenverlaufs. Der Markt wurde durch die Fluktuationen in Weizen beherrscht.

Weizen pr. September 594, pr. Dezember 594. Mais pr. September 31}. Schmalz pr. September 5,77, pr. Januar 5,82, Speck fhort clear nomin. Pork pr. September 7,92.

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