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__ Am Sonnabend, den 9. Oktober, bringt die Königliche Over in Kroll’s Theater „Hänsel und Gretel* und zum ersten Mal das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller* zur Auffübrung. Die Oper „Ein treuer Selm“ wird vorläufig niht wieder in Scene gehen, da der Komponist Herr Ferd. Hummel das Werk einer theil-
weisen Umarbeitung zu unterziehen gedenkt. Im Königlt i
von der Pfordten’s Schauspiel „1812* mit folgender Beseßzun
kowsfy.
Tungen“ findet am 9. und 10. Oktober ftatt.
Der Vorverkauf für die drei Abende, an denen Pietro Mas- cagni im Neuen Theater die Aufführungen seiner Werke dirigieren Schriftlihe Bestellungen finden, wie die
wird, beginnt morgen. Direktion mittheilt, nur dann Beachtung, wenn ihnen der volle Betrag für die gewünschten Billets beiliegt. i
In Kroll's Theater. findet morgen der erste Symphonie- Abend der Königlichen Kapelle unter Felix Weingartner?s Leitung ftatt. Zur Aufführung gelangen Weber’'s „Euryanthen-Ouvertüre“, Meozart’s D-dur-Symphonie, Beethoven’'s ,Pastoral-Symphonie“ und
Wagner’s „Meistersinger-Vorspicl“. Sämmtliche Sißpläße sind ver- „
griffen. Die öffentlihe Hauptprobe ift Freitag ittag 12 Uhr. Villets à 2 Æ (Sizßpläte) und 1 A (Stehpläge) find bei Bote u. Bo und an der Tageskasse von Kroll’s Theater zu haben.
Das Programm des 1. Philharmonischen Konzerts unter Arthur Nikisch's Leitung und folistisher Mitwirkung Iosef Hofmann's (am 14. Oktober), für welhes der Cinzelverkauf von Eintrittskarten bei Bote u. Bok eröffnet ist, bringt die Ouvertüre „Leonore II[“ von Beethoven, als Novität Tschaikowsky’s V. Symphonie, ferner die „Tannhäuser*- Ouvertüre in der ursprünglihen Fassung und Chopin’s Klavierkonzert in E-moll, gespielt von Josef Hofmann.
Mannigfaltiges.
Die zehn Berliner Unfallstationen wurden im Monat September in 1330 Fällen für erste Hilfe in Anspruch genommen, und zwar 1159 mal bei Unfällen und 171 mal bei plöulichen Er- krankungen. In den Stationen wurden 1124 Personen, außerhalb derselben 206 Personen behandelt. Gegen* den Monat August, in welchem 1234 Fälle verzeihnet wurden, ist demnach die Frequenz wieder um weitere 96 Fälle gewahsen. Im gleichen Verhältniß vermehrte sih auch die Jnanspruhnahme der Kranken - Tranéport- wagen.
Im fstädtishen Obdach befanden sch am 1. September cr. 17 Familien mit 67 Personen, darunter 10 Säuglinge, und 438 einzelne Personen. Am 1. Oktober war der Bestand 22 Familien mit 72 Personen, darunter 9 Säuglinge, und 40 einzelne Personen. Das Asyl für nächtlich Obdachlose daselbst benußten im Laufe des Monats September 10418 Personen, und zwar 9346 Männer, 1072 Frauen. Von diefen Personen wurden 10 dem Krankenhause am Friedrichshain, 11 dem Krankenhause Moabit, 4 der Charité überwiesen, 190 (174 Männer, 16 Frauen) der Polizei vorgeführt. Ferner wurden überwiesen: der Anstalt Wuhlgarten 2 Persolèn, der Anstalt Herz- berge 1 Perfon, der Krankenstation des Obdachs 18 Männer.
Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller veranstaltet auch im kommenden Wintersemester einen Cyclus von Vorträgen, welche im großen Saal des Kaiserhofs, und zwar stets an einem Mittwoch, Abends 8 Uhr, stattfinden. Die Liste der Vor- träge lautet: 23. Oktober 1895, F. S. Archenhold, Leiter der Grunewald-Sternwarte: „Der Bau der Riesenfernrobre, mit Licht- bild- 2x. Demonstrationen.“ — 20. November, Geheimer Medizinal- Rath Professor Dr. Leyden: „Eine Reise in den Kaukasus.“ — 18. Dezember, Landrichter Viktor Ring: „Die allgemeine Stellung der Frau im heutigen Wirthschafteleben.*“ — 22. Januar 1896, Konsul Ernst Vohsen: „Die seitherige und die voraussihtlihe Ent- widckelung des deutshen Kolonialbesitzes.* — 19. Februar, Professor Dr. Otto N. Witt: Aus dem Gebiet der Chemie (genaues Thema vorbehalten). — 18. März, Direktor der Bibliothek dés Kunstgewerbe- Museums Dr. phil. P. Jessen: „Künstlerische
lakate“. — 22. April, Königlicher Mer Adalbert Mat- owskfy: „Dramatischer Vortrag“. — Neben diesen Vortragsabenden
hen Schauspielhause wird am Freitag Otto
ge- eben: apoleon I.: Herr Kahle, General Vork: Herr Molenar, uise: Fräulein Lindner, Stein: Herr Klein, Boie, Herr Mat- Die nächste Aufführung von Friedrih Hebbel’s „Nibe-
paufe seine Sißungen bis zum Ende des Jahres regelmäßig am 2. und
Albrechtstraße Nr. 9, ab. Am Dienstag, den 8. Oktober, spricht Herr Rich. J. Eichberg über „Gleichshrift und Gleichklang, Betrachtungen über Doppel-Lesbarkeit und Doppel-Sinn deutscher gleichgeschriebener bez. gesprochener Wörter." Die Sigungen beginnen um 84 Uhr. Gâste find stets willkommen.
Der Schluß der Thätigkeit des Wassersturzes im Viktoria- Park ist in diesem Jahre für den 15. Oktober in Auésiht ge- nommen, jedoch foll bei anhaltend warmer, günstiger Witterung dieser Termin eventuell überschritten werden.
Von „Kießling's Berliner Verkehr“, dem beliebten kleinen Westentashen-Kursbuch sämmtlicher Berliner Verkebrsmittel, erschien pünktlich die Winter-Ausgabe (Pr. 30 1). Die über- sihtlih nah den Bahnen geordneten Eisenbahnfahrpläne sind derartig erweitert, daß fie für Touren in der Mark Brandenburg und den angrenzenden Gebieten vollkommen ausreichen; die Ende Oktober in Kraft tretenden Mans weisen auf sieben Linien wesentliche Kurs- und Tarifänderungen, auf , ebenso die der Omnibusse, Dampf- straßen- und elektrishen Bahnen. Auch ein Stundenplan der Sehenéwürdigkeiten ist wieder beigefügt. Das kleine Buch nebst seiner Ergänzung „Kießling's Taschenplan von Berlin“ (Pr. 20 „ÿ), der in der neuen Ausgabe dur Rothdruck der bebauten De sehr übersihtlich geworden ift, wird sich auch in der neuen
usgabe als praktisher Wegweiser bewähren.
__ Altona, 2. Oktober. „W. T. B. berichtet: Heute Abend fand unter zahlreiher Betheiligung im Sitzungssaale der städtischen Behörde auf Einladung des Regierungs-Präfidenten eine Versamm - [lung statt, zu welcher die städtishen Kollegien, sowie die Mitglieder der Schuldeputation, der Lehrer-Kollegien und gemeinnüßiger Vereine eingeladen waren, und auf welche zugleih in den öffentlichen Blättern aufmerksam gemaht worden war. In der Versammlung sprach der Abgeordnete von Schenckendorff über „Die Nothwendig- keit der werêthätigen Erziehung in der heutigen Zeit“. Seitens der Negierung in Schleswig wohnte der Regierung®- Rath Müller der Versammlung bei. Der Redner hat in der Provinz behufs Vorbereitung des Kongresses für Knaben- handarbeit, welcher in Kiel stattfinden soll, in Versammlungen und Besprehungen vielfah Anregung gegeben, so in Wandsbeck, Plön, Neumünster, Kiel, Flenéburg, Tondern, Sylt, Schleswig und Eckernförde.
Dortmund, 2. Oktober. Heute Vormittag 11 Uhr fand, dem -W. T. B.“ zufolge, bei der Einfahrt eines Güterzugs in den Nangierbahnhof infolge der an einer Weihe vorgenommenen Reparatur eine Entagleisung statt. Ein Bremser wurde leicht verleßt. det Wagen sind zum theil stark befchädigt, doch ist keine neunenéwerthe Betriebéstörung durch den Unfall verursacht.
Schwei ch a. d. Mosel, 2. Oktober. Bei dem biesigen Kirchen- bau sind beute drei Zimmerleute abgestürzt, von denen zwei gestorben sind.
Weimar, 2. Oktober. Die Einweihung der „Marie Seebach-Stiftung“ ist heute Morgen dur einen feierlichen Akt, dem auch der Staats-Minister Dr. von Groß beiwohnte und an den fih ein Festmahl anschloß, vollzogen worden. Frau Seebah war Gegenstand enthusiastischer Ovationen. Von Seiner Königlichen D eit dem Großherzog lief ein huldvollst abgefaßtes Glückwunsch- elegramm ein.
Hamburg, 2. Oktober. Die Bark „Eurova“, der hiesigen Rhederei Peter Siemsen u. Co. gehörig, ist, wie „W. T. B.“ meldet, ¡wischen dem 59. Gr. st. Br. und 75. Gr. w. L, verbrannt. Die Ladung, in Kohlen bestehend, war nah San Francisco bestimmt. Die Mannschaft ist in Concepcion gelandet.
abende* stattfinden, an welen Vereinsangelegenbeiten und Fragen, welche die von dem Verein vertretenen kaufmännischen, gewerblichen und industriellen Interessen betreffen, zur Erörterung gestellt werden.
Der Deutsche Sprachverein Berlin hält nah der Sommer-
4. Dienstage jeden Monats in den „Vier Jahreszeiten“, Prinz
Budapest, 2. Oktober. Bei dem gelegentlich der Mil- lenniums-Aussiellung heute Abend zu Ehren der Wiener Journalisten veranstalteten Bankett brachte der O Daniel das Hoch auf den Kaiser Franz Ioseph zus. Wie „W. T. B.* meldet, führte der Minister aus, die Millenniums- Ausstellung werde beweisen, daß Ungarn während seines tausendjährigen Bestandes stets die Segnungen des Friedens den übrigen Völkern zu sichern gestrebt babe; der Redner {loß mit der Bitte an die Wiener und die ausländishen Journalisten, die Ausstellung zu fördern. Der Syndikus des Vereins der ausländishen Presse Szczepanski dankte im Namen der Vertreter ausländischer Zeitungen für den herz- lihen Empfang.
London, 2. Oktober. In der vergangenen Nacht und heute Morgen tobten an der britishen Küste heftige Stürme. Im Kanal von Bristol erfolgten nah einer Meldung des „W. T. B.* zwei Schiffbrüche, bei denen sechs Personen ertranken. Zwei Dampfer find auf den Goodwin - Sands aufgefahren. Außerdem sind noch zahlreihe andere Schiffbrüche während des leßten Sturms im Aermel-Kanal und mehrere an verschiedenen Punkten der Westküste vorgekommen. Im Ganzen sind 19 Dampfer und große Segelschiffe sowie 27 kleinere Schiffe verloren gegangen, wobei 13 Personen er- tranken. An die Küsten von Devonshire und Somerset wurden viele Schiffstrümmer getrieben.
_ Paris, 3. Oktober. Durch den Zusammenstoß zweier Züge im Bahnhof von Longprés-les-Corps:-Saints bei Amiens wurden 20 Personen verleßt, davon 7 s{hwer.
__ Brüssel, 2. Oktober. Der hier versammelte Kongreß für
internationales Recht nahm, dem „W. T. B.* zufolge, heute
nah längerer Debatte mit einigen Modifikationen den Entwurf für
eine Regelung der Souveränitätsrehte der Uferstaaten auf die Küsten-
gewässer an, deren Gebiet, vom Kriegsfall abgesehen, dur den Ent-
E Aer wird. Der Entwurf regelt gleichzeitig die Rechte der eutralen.
Nach SHluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Konstantinopel, 3. Oktober. (W. T. B.) Die in- folge der Vorgänge vom 30. September von der Pforte er- griffenen Vorsichtsmaßregeln werden aufrecht erhalten. Einige gestern Nachmittag in Galata vorgenommene Verhaftungen von Armeniern nahmen wieder einen blutigen Verlauf. Viele Geschäfte in Stambul bleiben geschlossen. Montag Nacht wurde ein arme- nisher Bureaudiener der orientalishen Bahn, ungeachtet der Verwendung seines türkischen Hausherrn, unter Drohungen durch die Polizei gezwungen, sein Wohnhaus zu verlassen. Heute Vormittag wurden alle armenishen Briefträger der orientalischen Bahn verhaftet. Aehnliche Scenen und Fälle von Todtschlägen, wie in der Nähe der Pforte am 30. September, sollen am gleihen Tage Nachmittags am At-Meidan und in der Nähe der Sophien-Moschee stattgefunden haben. Für die Aufreizung der e R Bevölkerung bei diesen Gewaltthätig- keiten und für die festgestellien Einzelfälle eines inkorrekten Vor- gehens der Gendarmen und der Polizei wird Hussein Effendi, der Adlatus des Polizei-Ministers, verantwortlih gemacht. Der Polizei-Minister hat ebenfalls einen Schritt beim armenishen Patriarhen unternommen, damit die Kirche
“in Kum-Kapu von der geflüchteten armenishen Bevölkerung
geräumt werde; aber troßdem er das Versprehen gab, die Geflüchteten sollten unbehelligt nah Hause gehen können und die bereits Verhafteten freigelassen werden, zögerte der Patriarch, dies zu veranlassen, unter Hinweis auf die shwere Verant- wortung, die er niht übernehmen könne.
Kiamil Pascha ist zum Großvezier ernannt worden.
werden, wie alljährlih, öffentlihe Versammlungen bezw. „Arbeits-
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S R E L A ——————_———_——_————. i Î Det.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 2. Oktober 8 Uhr Morgens.
Stationen. Wind. Wetter.
in 9 Celsius
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres|p red. in Millim Temperatur 50 C. = 49 N.
Theater. Veues Theater.
Sonnabend: Gaîtspiel des Ensembles vom Teatro Lirico Sonzogno (Mailand). Festa a Marina. Oper in 1 Aft von G. B. Coronaro. — Hierauf:
Schiffbauerdamm 4a. / 5. Db D der T “dis Möbus, S é E : : taa: 2 m, Verren: Kaidel (Lenor), Carnter u. van Ee JA s Freitag: Opern- E E S U (Violine), Liebih (Viola), Smidt (Cello). Juon aus. (Kroll’'s eater.) L, Symphonie-Abend ie: Steafri : L : der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Negie: Slegfried Jelenko. Anfang 74 Uhr.
Weingartner. Anfang 7ck Uhr. 2. Symphouie-Abend am 18. Oktober 1895. Schauspielhaus.
(Klavier) u. Werner (Piston).
General-
Aberdeen . . | 742 |SW Kopenhagen . | 750 |\WSW Stockholm . | 747 |SO paranda . | 754 |SO t. Petersbrg | 759 |SSO Moskau... | 766 S
Cork, Queens- In | 746. |W Cherbourg . | 756 |WSW IDOE o vis 792 |WSW e 00 W mburg . . | 752 |\SW winemünde | 753 |WSW Neufahrwafser| 750 |S Memel .. . | 752 |SO
M eil 709 \SW ünster... | 754 SSW Karlsruhe . . | 7588 |SW Wiesbaden . | 757 |SW München . . | 760 |W Chemniy . . | 757 |SW Berlin... .-| 75 |SW C o (8 bedeckt 16 Breslau... | 755 |WNW 1/|Regen 12
wolfig Dunst bedeckt bedeckt Nebel wolkig
— — Do A Do o pi fri O or
bun 009
balb bed. | 15 Regen 12 halb bed. 11 Negen!) 8 wolftig?) 10 wolkig?) 10 bededckt 12 wolkig 14
wolkig 8 bededckt 8 wolkig 1 heiter) * 10 Regen) 9 MNegen 9 beded16) 11
b j D M N N T NAA D
Ile d’'Aix . . | 763 |WNW ds|bedeckt 17 Ml 709. NW 6 heiter 20 E R l 0D stilliRegen 18
1) Früh Gewitter u. Hagel. 2?) Gestern u. Nachts Regen. 3) Nachts Regen. 4) Abends Regen. 5) Nachts Negen. #®) Nachts Regen.
: Nebersicht der Witterung.
Die barometrishe Depression, welche gestern über Nordschottland lag, ist nordostwärts nah dem nor- wegischen Meere fortgeschritten, während eine tiefe Depression auf dem Ozean westlich von Schottland herannaht. Ein barometrishes Maximum liegt über Südfrankreih. In Deutschland ist bei \tark auf- frishenden, am Nordfuße der Alpen stürmischen süd- Tihen bis westlihen Winden trübes, vielfach regnerishes Wetter eingetreten, wobei die Tem- peratur meistens, namentlich im Westen, gesunken ist; auf Sylt ist 23 mm Regen gefallen, im nord- westlihen Deutschland sowie im nordwestlichen und südlichen Frankreih fanden Gewitter statt. Unbe- ständiges Wetter demnächst wahrscheinlich.
Deutsche Seewarte.
spiel’ in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 73 Uhr.
Sonnabend: (Kroll’s Theater.) 64. Vorstellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. — Zum ersten Male: Phantasien im Bremer Rath®skeller. E Tanz- bild, frei nach Wilbelm Hauff, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Anfang 7F Uhr.
Schauspielhaus. 211. Vorstellung. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Ueberseßt von Wolf Graf Baudissin (Schlegel-Tieck). Anfang 7ck Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Die Mütter. Anfang 7F Uhr.
Sonnabend: Die Mütter.
Sonntag, Nachmittags 22 Uhr: Weh dem, der lügt! — Abends 7} Uhr: Die Mütter.
Berliner Theater. Freitag (5. Abonnements- Vorstellung): Der Pfenuigreiter. Anfang 7# Uhr.
Sonnabend: Peuthefilea.
Sonntag, 23 Uhr Nachmittags: Der Pfarrer von Kirchfeld. — 73 Uhr Abends: Der Pfeunig- reiter.
Lessing-Theater. Freitag: Madame Sanus- Gêne. Anfang 7§ Uhr.
Sonnabend: Gräfin Friti.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volksthümlichen Preisen: Das Bild des Signorelli. — Abends 73 Uhr: Gräfin Friti.
Residenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Der Rabenvater. Schwank in 3 Akten von di Fr. Fisher und Josef Jarno. — Vorher: Aber die Ehe! Komödie in 1 Aft von P. Linsemann. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend und folgende Tage: Der Nabenvater. — Vorher: Aber die She!
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chaufseeftraße 25—286. Jeden Abend 74 Uhr: Gastspiel der Liliputauer.
Die Reise nah dem Mars.
210. Vorstellung. 1812. Schau- | Mit Genebmigung der Königlichen
Intendanz: Cavalleria rusticana. Oper in 1 Aft von Pietro Mascagni.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der natürliche Sohn. — Abends 74 Ukr: Unter persönlicher Leitung Pietro Mascagni’s: Cavaileria rusticana. Vorher: DieBajazzi (Pagliacci). _In Vorbereitung: Der Militärstaat. Lustspiel in 4 Akten von G. von Moser und Thilo von Trotha.
Theater Unter den Linden. Direktion: Julius : Frische. Freita f Burschenliebe. Pantomimisches Ballet in 3 Bildern von H. Regel und J. Haßreiter. Musik von Jos. Bayer. Jn Scene gesezt vom Balletmeister J. Reisinger. Dirigent: Herr Kapellmeister Winné. — Vorher: Die Chansounette. Operette in 3 Aufzügen von Viktor Léon und H. von Waldberg. Musik von Rudolf Dellinger. Jn Scene geseßt vom Ober-Regisseur Herrn Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Winné. Anfang 7# Uhr.
Sonnabend: Vurschenliebe. Die Chansonnette.
Sonnabend, den 12. Oktober: Mit neuer Aus- a gr Maia A Le! Der goldene
amerad. erette tin ten von Hermann Hirshl. Musik von Louis Roth.
i: Adolph Ernst-Theater. Freitag: Parade- ummler. eseßung der Hauptrollen: Anna Bäckers, Josefine Dora, Ida Schlüter, Adolph Ernst, Julius Eyben, Hugo Haßkerl, Richard Jürgas, Guido Tielscher, Carl Weiß, Georg Worlißsch. Anfang 7F Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Richard Schul. Emil Thomas a. G.
Freitag: Eine tolle Nacht. Große Aus- stattungéposse mit Gefang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene gesezt vom Direktor Richard Schul. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Eine tolle Nacht.
Konzerte. Konzert-Haus. Freitag: Karl Meyder-
Konzert. Künstler-Konzert, unter freundl. Mit-
Geboren:
Familien-Nachrichten.
Verlobt: Frl. Anna Boetticher mit Hrn. Prem.-
Lieut. Adolf Frhrn. von Eynatten (Magdeburg.)
Vereheliht: Hr. Prem.-Lieut. Woldemar von
Fischer mit Frl. Neathilde Lerch (Berlin). — Hr. Prem. - Lieut. Hellmuth Frhr. Digeon von Monteton mit Frl. Elisabeth von Sommerfeld (Zerbst). — Hr. Prem.-Lieut. von Dershau mit Frl, Annie von Vietsh (Düsseldorf). — Hr. Sec.- Lieut. Georg von Römer mit Helene Edle v. d. Planiy (Naundorf). — Hr. Pastor Düm- ling mit verw. Fr. Sophie Brinkmann, geb, Kleinecke (Hedersleben, Bez. Magdeburg). — Hr. Lieut. Hans von Prittwiß u. Gaffron mit Frl. Margarethe von Chappuis (Korshwiß). — Hr. Prem.-Lieut. Georg Nichter mit Frl. Elisabeth- von Manteuffel gen. Zögèn (Charlottenbura).
Ein Sohn: Hrn. Landrath Frhrn. Karl von Wangenheim (Hannover). — Hrn. Eggert von Woedtke (Bolkow b. Woldisch- Tychow). — Eine Tochter: Hrn. Landrath Schneider (Bleckede, z. Z. Magdeburg-Buckau).
Gestorben: Fr. Major Hildegard Friedberg, geb.
Teßmer (Eichenhagen b. Weißenhöhe). — Verw. Fr. Major Theodore von Peteródo! f, geb. Nau- mann (Kötlin). — Hr. Kammerherr Eduard von Davier (Seggerde). — Hr. Privatdozent Dr. Ernst von Rebeur-Paschwiß (Merseburg). — Hr. General- Lieut. Heinrih von Koblinski (Berlin). — Hr. Oberst-Lieut. a. D: Theodor Irgahn (Breslau). — Verw. Fr. Gutsbesißer Wilhelmine Wieland, geb, Tißmann (Paulau b. Brieg). — Hr. Fabrik-- besiger Karl Salish (Breslau). — Hr. NRegie- rungs-Baumeister a. D. Heinrih Meske (Stegliß). — Hr. Dr. phil. Hugo Voigt (Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdru&erei und Verlags-
Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage),
und das Verzeichniß gekündigter Schlesischer
landschaftlicher Pfandbriefe.
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 3. Oktober
1895.
M ——— a —————————
X1I. Allgemeine Konferenz der Jnternationalen Erdmessung.
Zweite Sigung.*) a Mittwoch, den 2. Oktober, Nachmittags r.
Präsident : Herr Geheimer Regierungs-Rath, Prof. Dr. Foerster. — Als General-Sefretär für die Verhandlungen der Allgemeinen Kon- ferenz wird, wie bisher, der Ständige. Sekretär der Permanenten Kommission Herr Prof. Hirsch fungieren. — Das Wort erhält RE Prof. viels A Bericht des Bureaus der
en Kommission. :
er E S for Hirs giebt der Trauer über den Verlust der. im leßten Sahre gestorbenen Delegirten Ausdruck, der Herren Andrae, von Bauernfeind und R. Wolf. Verhindert, an der diesmaligen Konferenz theilzunehmen, sind die Herren General von Stebniyki Rußland), Excellenz d’Avil a (Portugal), Dberst Hartl (Griechen- ant) und General Ferrero (Îtalien) ; besonders zu bedauern ist die Abwesenheit des lebßtgenannten Herrn, der zum ersten Mal seit 26 Jahren bei den Verhandlungen fehlt. — Endlich theilt der Herr Ständige Sekretär die Namen derjenigen Herren mit, welche neu a threr Regierungen als Delegirte ernannt sind, und verliest die ile Dee 17 g s FONELGn Staaten und der Delegirten, deren Gesammtzahl 39 beträgt.
Sia giebt Herr Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr.
Ew ert, als Direktor des Zentralbureaus der Internationalen
rdmessung, den Bericht über die Thätigkeit des Zentral- bureaus seit der leßten Sißung der Permanenten Kommission im September 1894 zu Innsbruck. Die Europäische Längengradmessung im 52. Grad europäisher Breite, von Valencia bis Warschau, ist weiter bearbeitet worden; die Bearbeitung geht ihrer Beendigung ent- gegen. Um den gegenwärtigen Stand der triaonometrischen Arbeiten zu zeigen, sind für Europa und Afrika dur das Zentral- bureau und auf dessen Veranlassung für Amerika durh die Coast and Geodetic Survey Ucbersichtsfarten angefertigt worden. Die Berichte der Herren Ferrero über Triangulationen, Bassot über B«asismessungen, Albrecht über astronomishe Bestimmungen und
elmert über Schweremessungen und Lothabweihungen hat das S iteau durh Sammlung von Material gefördert. Seit Ende 18933 nimmt das HBZentralbureau an den Beobachtungen der Polhöhe zur Untersuhung der Schwankungen der Erdaxe theil. Auf Veranlassung des Zentralbureaus werden Unter- suhungen über den Einfluß von Temperatur und Feuchtigkeit der Luft auf hölzerne Nivellierlatten angestellt. Neben dieser wissenschaftlichen Thätigkeit beschäftigten das Zentralbureau die geschäftliche Korrespon- denz und die Versendung der Druksachen der Gradmessungékommissionen der einzelnen Länder in umfangreihster Weise. : s
Der Herr Präsident dankt Herrn Geheimen Rath Helmert für seinen Bericht und ertheilt nach cinigen geshäftlihen Mittheilungen das Wort Herrn Professor Albreht zum Bericht über den gegen- wärtigen Stand der Arbeiten über die Shwankungen der Erdarxe und legt eine Ableitung der Lagenveränderung des Pols für die Zeit von 1890 bis 1895 vor, nach den Beobachtungen in Kasan, Os Wien, Praa, Berlin, Potsdam, Karlsruhe, Straßburg,
ew-York, Betlehem (Nord-Amerika), Rockville, San Franciêco und Honolulu. Der wahre Verlauf der erft im leßten Jahrzehnt nachge- wiefenen Lagenänderungen der Rotationsaxe der Erde hat in ausreichender Weise noch nicht festgestellt werden können. Die Einrichtung eines fest organisierten internationalen Beobachtungédienstes zur fortlaufenden Bestimmung der geographishen Breite, mit möglich\ vervollklomms- neten Instrumenten und Beobachtungsmethoden und unter einheit- liher Kontrole, erscheint daher sehr empfehlenswerth. Man würde dadur allmählich Aufshluß über die Gesetze erlangen, na welchen sich die periodishen und die nit periodischen Aenderungen der geo- graphishen Breite (Polhöhe) vollziehen. MNedner weist am Schluß noch auf die Vortheile hin, die ein einheitlich organisierter inter- nationaler Polhöhendjenst gegenüber dem bisherigen Verfahren der freiwilligen Mitarbeit zur Folge haben würde. ¿
Che in der Tagesordnung fortgefahren wird, macht auf Vorschlag des Herrn Präsidenten mit Zustimmung der Versammlung Herr Dr. Marcuse Mittheilungen über die bisherigen Ergebnisse mit dem neuen photographischen Zenithteleskop, welhes mit Genehmigung der Permanenten Kommission auf Kosten der Internationalen Erdmessung gebaut iff und mit dem der Herr Vor- tragende seit einiger Zeit auf der Berliner Sternwarte beobachtet. Redner entwidckelt zunächst die Vortheile, welhe das photographische Verfahren, bei dem die sheinbare Sternbewegung direkt im Fernrohre photographiert wird, gegenüber der direkten Beobachtung in Bezug auf Oekonomie an Zeit und auf Genauigkeit hat, giebt dann eine kurze Beschreibung des Instruments .und des zugehörigen Meßapparats und theilt dann die biêherigen sehr günstigen Resultate mit. |
Hierauf wird mit den Berichten der Herren Spezialkommissare fortgefahren. Das Wort erhält Herr Oberst Bassot zu dew Bericht über die seit der leßten allgemeinen Konferenz erfolgten Basfis- messungen. Diese Grundlagen aller Landesvermecssungen und Erd- messungen nähern sich in den einzelnen Ländern threr Vollendung. In den letzten Jahren ist in Italien eine weitere Grundlinie gemessen ; in Rußland hat eine Basismessung mit dem interessanten und außer- ordentli {nell mefsenden Jaederi n’schen Apparate stattgefunden ; in Rumänien sind drei Grundlinien gemessen worden; in der Türkei ist unter Beihilfe französischer Offiziere und mit dem französischen Basisapparate eine erste Grundlinie gemessen worden. — Auch die für die Messungen der einzelnen Länder so wihtigen Vergleihungen der Längen der einzelnen Landes-Urmaße mit der Länge des internationalen Meters in dem Buroau International des poids et mesures zu Breteuil bei Paris haben weitere Fortschritte gemacht ; es sind die Maßstäbe, welhe in Rußland und in Oesterreich den Basismessungen zu Grunde liegen, in Breteuil verglichen worden. — Im Anschluß hieran bemerkt Herr Professor Hir\ch, wie das internationale Bureau des poids et mesures, welhes seine Gründung der Europäischen Gradmefssung, ihrem Schöpfer General Baeyer und seinen Mitarbeitern zu ver- danken habe, nunmehr den Dank seiner Urheberin dur die wichtigen Dienste abstattet, welhe es durch die Bestimmung und Vereinheit- lihung der geodätishen Maßstäbe leistet; . hierdurch werde es erst möglich, die Messungen der einzelnen Länder auf ein einheitlihes Maß zu bringen; in den Arbeiten Prof. Helmert's habe die Erdmessung hieraus bereits werthvolle Vortheile gezogen. E ;
Hieran schließt sih der Bericht General Ferrero's über die Triangulationen, den in seiner Vertretung Herr Guarducct, Ingenieur im Militär-geographishen Institut zu Florenz, vorträgt. Der Bericht ergänzt die früher von General Ferrero gegebenen Uebersihten über die trigonometrischen Arbeiten bis zur Gegenwart und giebt dann einige wichtige Ausführungen über die durch atmo- sphärische, physiologishe und andere Einflüsse bedingte Genauigkeit trigonometrisher Messungen. Der Bericht macht schließlich auf die Nothwendigkeit zahlreiher Basismessungen aufmerksam, im Hinblick S große Genauigfeit dieser Operationen gegenüber den Winkel- me}jungen. N i
Es folgt der Bericht des Herrn Linienschiffs-Kapitäns Ritters von Kalmár über das Präzisionsnivellement in Europa. Der Berichterstatter konstatiert mit Befriedigung, daß die Genauigkeit
S. Nr. 235 d. Bl., Erste Beilage.
der Nivellements stetig zunähme, daß die von der Internationalen Erd- s p geforderten Genauialeitaareai überall erreiht und vielfach wesentlich kleinere Fehler sih ergäben. Die Länge der Nivellements- linien der an dèr Internationalen Erdmessung betheiligtem*Staaten beträgt zur Zeit im Ganzen 122 200 km; seit den leßten drei Jahren find rund 19 400 km nivelliert worden. 5
Nach einigen geschäftlihen Mittheilungen des Herrn Präsidenten und des Herrn Ständigen Sekretärs wird die Sitzung um 4# Uhr geschlossen. Nächste Sitzung Sonnabend, den 5. Oftover, Nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: Berichte der Delegirten der einzelnen Länder. — Donnerstag, den 3. Oktober, findet eine Besichtigung des Geodâtishen Instituts zu Potsdam statt.
Die Herbsftsizung der Zentralkommisfion für die Rheinschiffahrt.
Am 31. August d. I. trat die Zentralkommission für die Nhein- \{iffahrt zu ihrer ordentlihen Sißung zusammen: dieselbe dauerte mit einer etwa einwöchigen Unterbrehung bis zum 18. September. Mitglieder der Zentralkommission sind für Baden: Minristerial- Direktor Schenkel, für Bayern: Geheimer Rath Dr. Freiherr von Völderndorff und Waradein, für Elsaß-Lothringen: Regierungs - Rath Traut, für essen: Geheimer Nath von Werner, für Niederland: der Inspetteur van den Waterstaat Leemans, der an Stelle des ausgeschiedenen seitherigen nieder- ländishen Bevollmächtigten Staatsraths Dr. Afser eingetreten ift, und für Preußen: Geheimer Ober-Regierungs-Rath Gamp. Zum Vorsitzenden der Kommission wurde an Stelle des bayerishen Bevoll- mächtigten für ein Jahr durchs Loos der niederländische Vertreter bestimmt. : E i
Die Zentralkommission war vor allem mit einigen auf die Aus- legung und Abändetung der revidierten Rheinschiff- fahrtsakte und ihres Schlußprotokolls bezüglihen Fragen beschäftigt. Eine endgültige Vereinbarung wurde in dieser Hinsicht nur über cinen Zusatartikel zu Artikel 32 bis 40 der Rheinschiffahrts- akte erzielt, durch den festgestellt wird, daß die Landes8geseßgebung er- mächtigt ist, für rheinshiffahrtépolizeilihe Zuwiderhandlungen das Verfahren der rihterlihen Strafbefehle und der polizeilihen Straf- verfügungen zuzulassen. Auch wurde zu Artikel 23 der Akte im allgemeinen ein Einverständniß herbeigeführt, daß die Bestimmungen über die Schiffsuntersuhung und die Patentierung der Schiffsführer auf die seither aus8genommenen Fahrzeuge unter 300 Zentner Trag- fähigkeit in Zukunft dann Anwendung finden follen, wenn die Fortbewegung dieser kleineren Boote durch Maschinen, die dur Dampf oder sonstige Elementarkraft (wie Petroleum, Benzin, Elektrizität) getrieben werden, erfolgt. Ein endgültiger Beshluß wurde aber nicht gefaßt, da noch zu erwägen ist, ob nicht für die kleineren, lediglih Veranügungszwecken dienenden Motorboote Erleichterungen, insbesondere hinsihtlih der Vorausseßungen für die Zulassung als Bootführer, am Platze sind. Die Ausdehnung der im Shlußpretokoll zur Rheinschiffahrtsakte enthaltenen Vorschriften über ken von den Schiffsführern zu erbringenden Nahweis längerer Beschäftigung auf diese kleineren Motorboote würde deshalb insofern hart empfunden werden, als die Zentralkommission nah ihren neuerlihen Beschlüssen, die übrigens noch niht von sämmtlichen Negierungen genehmigt worden sind, beabsichtigt, die Ertheilung des Schifferpatents in Zukunft von dem Nachweis einer Beschäftigungszeit von 6 Jahren und der Zurücklegung des 23. Lebensjahres, bei der Führung von Dampfschiffen sogar vom Nachweis einer siebenjährigen Beschäftigungs- zeit und der Zurücklegung des 25. Lebensjahres abhängig zu machen, wobei freilih denjenigen Anwärtern, die die Abgangsprüfung an einer Schiffershule mit Erfolg abgelegt haben, Erleichterungen (nur 4- bezw. döjährige Vorbereitung8zeit und Zurü@legung des 21. Lebens- jahres) zugestanden werden sollen. Es ist zu hoffen, daß über diese wichtige Frage der Verschärfung der Zulassungsbedingungen ‘für die Schiffsführer in der nächsten Sißung eine endgültige Vereinbarung zu stande kommt und alsdann auch die Frage der Motorboote be-
riedigend gelöst wird. 5 / Sm hatte sib die Zentralkommission mit der Abänderung von \chiffahrtspolizeilihen Vorschriften zu beschäftigen. Es wurde beschlossen, die Geltung der Bestimmungen des Art. XXXlIa der Polizeiordnung für die Schiffahrt und Flößerei auf dem Nhein, wodur das Lichtersignalwesen für die niederländischen Nheinstrecken anschließend an die internationalen Lichtersignale und abweichend von den für die deutshen Rheinstrecken geltenden Vorschriften geregelt ist, noch bis zum 1. Februar 1898 zu erstrecken. Bis dahin soll, und zwar unter Vornahme von Probefahrten, die Frage der Ein- führung eines einheitlihen Lichtersignals für den ganzen fon- ventionellen Rhein noch eingehender geprüft werden. Im Zusammenhang hiermit sind Erhebungen über die Abänderung und Ergänzung einer Anzahl anderer Vorschriften der Polizei- ordnung für den Rhein, namentlich auch was die Breite der Flöße bei gewissen Wasserständen anbetrifft, im Gange; das Ergebniß dieser Erhebungen soll bis zur nähsten Sitzung der Zentralkommission zusammengestellt werden und alsdann eine Grundlage für weitere Be- \{lußfassung bieten. Ein von Niederland gestellter Antrag, aus der Rethe der Stoffe, auf welche die in der gemeinsamen Ver- ordnung von 1894, betreffend die Beförderung feuergefährliher Gegen- stände auf dem Rhein, eingeführten Beschränkungen Anwendung finden, das Schmieröl, Putöl und das gereinigte Petroleum wieder auszu- scheiden, da der Verkehr mit den gedachten Stoffen durch diefe Be- \hränkungen übermäßig belästigt werde und besondere Gefährdungen hier niht vorliegen, fand von mehreren Seiten Widerspruch, und es wurde die Erledigung dieses Antrags bis zum Abschluß weiterer Er- ebungen aufgeschoben. i Y Naben A leßten Mal im Jahre 188 der Rhein von Marxau abwärts durh eine tehnishe Kommission von Wasser- baubeamten der Uferstaaten befahren worden is, wurde von der Zentralfommission beschlossen, daß im Augu st 1896 wieder etne solche gemeinschaftlihe technische Strombefahrung, und zwar von Straßburg bis Rotterdam, stattfinden solle, deren Auf- abe es wäre, vom Gesichtspunkte der Schiffbarkeit. den Zustand des Rheinstroms und seiner Zubehörden festzustellen, sih über den Erfolg der seit 1885 vorgenommenen Verbesserungsarbeiten und über das für einzelne Stellen oder Strecken etwa noch bestehende Bedürfniß nah weiteren Maßnahmen dieser Art gutachtlich zu äußern. Dabei wurde der Entwurf eines ausführlihen Programms für diese mehrere Wochen beanspruchende tehnishe Strombefahrung aufgestellt. : / Endlih war die Zentralkommission au als Rekursinstanz thätig, indem sie in zwei Zivilstreitigkeiten wegen der durch Schiffs- zusammenstoß begründeten Entschädigungsansprüche ein Gndurtheil ab- zugeben (wobei das Urtheil des Rheinschiffahrtsgerihts in der einen Sache bestätigt, in der anderen abgeändert wurde) und über die gegen ein Strafurtheil wegen \iffahrtspolizeiliher Zuwiderhandlung eingelegte Berufung zu entscheiden hatte (in leßterer Sache wurde die Berufung nah Art. 37 Abs. 1 der RNheinschiffahrtsakte als unzulässig abgewiesen, weil der Gegenstand des Berufungsantrags, die erkannte Strafe, die Berufungssumme von 40 M nicht erreichte).
Die nächste außerordentlihe Siyung der Zentral-
fommission wird am 7. Mai 1896 beginnen,
Statistik und Volkswirthschaft.
Woßhlfahrtseinrihtungen.
ürzlih fand die 2 jährige Jubelfeier eines dur seine muster- gültigen Mebeiterwoblfahrtseinrihtungen weithin bekannten industriellen Etablissements statt, bei der es galt, das verständige Zusammen- arbeiten von Kapital und Arbeit, die Fortschritte zur Erbauung aller Betheiligten — Arbeitnehmer wie Arbeitgeber — ins rechte Licht zu segen in einer Art Selbstprüfung, welher das vorgesteckte Ziel eine wahrhafte Großartigkeit verlieh, während die angewandte Form ein geradezu prachtvolles Fest daraus mate : die Iubelfeier der 1870 von Herrn van Marken gegründeten und {nell zu hoher Blüthe gebrahten Niederländischen Hefe- und Spiritusfabriken (Aktiengesellschaft) zu Delft. Nah Mittheilungen von Augens zeugen seßten die Festlichkeiten nicht nur die Arbeiter dieser be- deutenden Werke, ja die A von ganz Delft in frohe Be- wegung, sondern au auf alle Ausländer, welche der Einladung des Herrn van Marken gefolgt waren, hat die {öne Kundgebung einen tiefen Eindruck gemaht. Sicherlih hatte das Jubiläum auch seine Berechtigung; denn es sind hier in der That große Erfolge erreicht worden. i 2 |
Mit ebenso praktishem wie philanthropischem Sinn war van Marken, noch gegenwärtig der leitende Chef und Hauptaktionär der von ihm gegründeten Fabrik, von Anfang an bestrebt, die Lage seines Arbeitspersonals nah jeder Richtung hin zu verbessern. Er ging dabei von dem Gesichtspunkt aus, daß die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer meist identishe feien, daß jede moralische und materielle Verbesserung des Arbeiters dessen Eifer und dessen Leistungs- fähigkeit erhöhe und deshalb dem Arbeitgeber in gleiher Weise zum Vortheil gereihe. Mit Rücksicht hierauf glaubte er in der Fürsorge für seine Arbeiter um so weiter gehen zu dürfen. Alle seine Einrichtungen zum Wohle der Arbeiter traf er aber mit einem eigenen praktischen Blick, wodurch dieselben noch in höherem Maße beachtens- werth werden. Die äußere Grundlage des Ganzen bildet, wie das „Bulletin de la participation aux bénéfices“ (Paris), die „Zeitschrift der Zentralstelle für Arbeiter-Woblfahrtseinrihtungen“ und die „Leipz. Ztg.“ übereinstimmend berichten, die Anlage des sogen. Agneta-Parks bei Delft. In einer eigenen und vorzüglichen Weise wird hier zunächst die Wohnungsfrage der Arbeiter zu lösen gesucht. Agneta-Park umfaßt eine ausgedehnte Fläche unmittelbar vor der Stadt Delft, welche durch einen Wasserzug in zwei Theile zerschnitten wird; eine Hälfte ist waldartig mit Bäumen beseyt, auf der anderen erheben si aus blumenreihen Gärten zahlreihe kleine Wohn- gebäude der Arbeiter; in der Mitte etwa erweitert sih der Wasser- zug zu einem See, und an demselben aen innerhalb etwas umfang- reicherer Gartenanlagen ein größeres Gebäude, das Heim des Herrn van Marken, welcher sih dasselbe mitten unter feinen Arbeitern aufgeschlagen hat, so auch äußerlih den von ihm für rihtig befundenen Zusammenhang zum Ausdruck bringend. Die Arbeiterkolonie umfaßt zur Zeit etwa 200 Gebäude, ifoliert stehend oder auch wohl zu mehreren unter einem gemeinsamen Dache; dieselben sind aber so ein- gerichtet, daß jede Wohnung für sch volllommen abgeschlossen ift, einen besonderen Eingang besißt und stets auch mit einem kleinen ab- getrennten Garten versehen ist. Die Wohungen selbst ent- . \prechen den sanitären Anforderungen im weitgehendsten Maße, sie geben aber an Raum und Bequemlichkeit der Einrichtung mehr, wie als äußerstes Maß des anzuerkennenden Bedürfnisses verlangt werden fann, um so dem Arbeiter auch ein möglichst angenehmes Heim zu schaffen, in dem er sih wohl fühlen muß. Zudem ist auch noh durch gemeinsame Anlagen für eine erhöhte Annehmlichkeit gesorgt worden. Unweit der van Marken’shen Villa erhebt sich noch ein größeres Gebäude, das gemeinsame Kasino, welches einen Festsaal, der 1200 Personen Sitpläge bieten kann, besißt; in der Regel ist der Saal allerdings getheilt in einen Leseraum und eine Lurnhalle; daneben besißt das Gebäude aber noch eine Anzahl kleinerer Räume, die vershiedenen gemeinsamen Zwecken dienen, als Kindergarten Abendschulen 2c.; eine Bibliothek von 4000 Bänden findet sich au daselbst. Außerdem sind Spielpläße der verschiedensten Art ein- gerihtet; nahe am See befindet sich ein großer, von Bäumen beschatteter Play mit einem Mufsikpavillon, in welchem eine eigene, aus den Arbeitern gebildete Kapelle zweimal wöchentlich Musikaufführungen veranstaltet; der See bietet vorzüglide Gelegenheit zum Bootfahren; den jenseits des Wassers liegenden, bewaldeten Theil des Parkes, welcher aber dur zahlreihe Brücken mit dem eigentlichen Villentheil ver- bunden ist, durchziehen wohlgehaltene Wege mit zahlreihen Siß- und Erholungspläßen. So ist auf jede Weise dafür gesorgt, das Wohnen in der Kolonie zu einem gesunden, {hönen und angenehmen zu machen, und die reih mit Bäumen und Gärten durhseßte Anlage, die einen freund- lichen, wohlthuenden Anblick gewährt, rechtfertigt es vollklommen, das Ganze au in unserem Sinne als Park zu bezeihnen. — Eigenartig ist nun aber wieder die Aufbringung und Vertheilung der Kosten der ganzen Anlage, welche durch die Bewohner der Kolonie selbst geschieht. Dies vollzieht sih weder in der Weise, daß einfach als Aequivalent für die gewährte Wohnung eine Miethe gezahlt wird, noch in der, B von den Bewohnern der einzelnen kleinen Häuschen diese dur längere Zeit fortgesezte höhere Zahlungen zu Eigenthum erworben werden. Das Ganze kommt und bleibt vielmehr Eigenthum der Gemeinheit der Kolonie, jeder einzelne Bewohner erwirbt sih aber durch eine bestimmte Dauer seiner Zahlungen einen Antheil an dieser Gemeinheit, den er später frei veräußern und vererben kann. Hr. van Marken verfuhr dabei folgendermaßen: Nachdem er den Grund und Boden günstig angekauft hatte, bildete er eine Gesellschaft mit be- schränkter Haftpflicht mit einem Kapital von 160 000 Gulden (ein Gulden Holländisch = 1,69 46) und erwarb zunächst für fih 320 Antheile der Gesellshaft für 32000 Gulden, die er baar einzahlte. Mit dieser Baareinzahlung wurde der Kaufpreis des Grund und Bodens zu 29 000 Gulden bezahlt und dieser der Gesellschaft er- worben, die übrigen 3000 Gulden bildeten den Kassenbestand zur Fortführung der Gesellshaft. Die Mittel zur Aufführung der Gebäude 2c. wurden sodann durch Aufnahme von Hypotheken be- chaft, welhe allerdings anfangs in dem beliehenen Gegenstande keine volle Deckung hatten, do aber vollauf nach Bedarf aufgebracht wurden, da jeder in das gemeinnüzige Unternehmen Vertrauen seßte. Für die Wohnungen im Agneta-Park wird eine Miethe in die Gesellschaftskasse gezahlt; diese Mietbe ist, ohne daß dadurch eine zu hohe Belastung herbeigeführt würde, fo bemessen, daß von derselben nah Abrechnung der Verzinsung und etner gewi}en Amortisation noh ein Ueberschuß erzielt wird, welcher sodann den Ein zahlern behufs Erwerbung von Aktienanthei len an der Gesellschaft gu geschrieben wird. Die Berechnungen sind dabet fo gestellt worden, daß nach Verlauf von etwa dreißig Jahren die gesammten Kosten der ersten Anlage gedeckt sein werden, und daß dann der Park mit seinen sämmtlichen Gebäuden im Eigenthum der Gesellshaft nah Maßgabe der ausgegebenen und erworbenen Antheilscheine steht, oder mit anderen Worten, der gemeinsame Besiß der Bewohner des Parks ist. Wenn dieser Stand erreicht ist, werden die Bewohner ihre Miethen in gleiher Weise wie gegenwärtig fortzahlen, damit dann die regel« mäßigen Unterhaltungs- und Verbesserungskosten gededt werden, fie erhalten dann aber den wesentliheren Theil der Miethe als Zinsen auf ihre Aktienantheile wieder zurü. Auf diese Weise kommt man thatsächlih zu einem ähnlichen Resultat, wie die Baugesfellschaften, welche den Zweck verfolgen, den Arbeitern ein eigenes Haus zu vers