1895 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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3 375 000 M bekennt sich der Magistrat der Stadt Wiesbaden namens der Stadt dur diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers unkündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von . …. . #, welche an die Staèt baar gezahlt worden und mit A Praoe jährli zu verzinsen ift. i Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 3 375 000 Æ geschieht mittels Verloosung oder Ankaufs der Anleihesheine vom Rechnungs- jahre 1896/97 an nah Maßgabe des genehmigten Tilgungsplans aus einem Tilgungsstock, welher mit wenigstens Prozent des Kapitals jährli unter Zurvahs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen gebildet wird. S Die Stadtgemeinde Wiesbaden behält sich jedo das Recht vor, den Tilgungsstock zu verstärken oder fämmtliche noch umlaufende Anleihescheine auf einmal zu kündigen. Die dur die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen ebenfalls dem Tilgungsftock zu. Die ausgeloosten sowie die gekündigten Anleibescheine werden unter Bezeihnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge fowie des Zeitpunkts, an welchem die Rückzahlung erfolgen foll, öffentlich bekannt gemaht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zahlungstage in dem „Deutschen Reichs- und Königlich

Preußischeu Staats-Anzeiger“, in dem Amtsblatte der König-

lichen Regierung zu Wiesbaden, in dem Wiesbadener General-Anzeiger als dem amtlihen Organ der Stadt Wiesbaden, in dem „Rheinischen Kurier“ in Wiesbaden und in der „Frankfurter Zeitung“ zu Frank- furt a. M. S

In denjenigen Fällen, in denen die Tilgung dur Ankauf von Anleibescheinen bewirkt worden ist, wird diefer unter Angabe des Betrags der angetauften Anleihesheine alsbald, nahdem der Ankauf statt- gefunden hat, in den vorstehend bezeihneten Blättern bekannt gemacht. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an Stelle desfelben ein

anderes mit Genehmigung des Königlichen Regierungs - Präsidenten -

zu Wiesbaden bestimmt werden. : : j

Die Ausloosung der zu tilgenden Anlei cescheine erfolgt im Monat Mai durch den Magistrat und die Auszahlung der ausgeloosten An- leihescheine vom 1. Oktober desselben JIabres ab. /

Bis zu dem Tage, an welchem solchergestalt das Kapital zu- rüdzuzahlen is, wird dasselbe in halbjährlihen Terminen, am 1. April und 1. Oktober, mit . . . Prozent jährlih verzinst. -

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals geschieht gegen bloße Rüdgabe der ausgegebenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses An- [eibescheins bei der Stadtkasse zu Wiesbaden oder bei dem Bank- hause in der nah dem Eintritt des Fäligkeitstermins folgenden Zeit. Auch werden die fälligen Zinsscheine bei allen Zahlungen an die hiesige Stadtkasse in Zablung genommen.

Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten An- leibescheine sind die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig- Feitstermine zurüzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgézogen. : : : Z

Die ausgeloosten beziehungsweise gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nah dem Rückzahlungstermine nicht erboben werden, sowie die innerhalb vier Jahren na Ablauf des Kälenderjahrs, in welchem sie fällig geworden find, nicht er- bobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadtgemeinde Wiesbaden.

Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder vernicteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §S 838 ff. der Zivilprozeßordnung für das Deutsche Reih vom 30. Ia- nuar 1877 (R.-G.-Bl. S. 83) beziehungsweise nah § 20 des Aus- führungsgeseßes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1879 (G.-S. S. 281). :: L j

Zinsscheine können weder aufgeboten noch für fraftlos erklärt werden: doch soll demienigen, welber den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist beim Magistrat zu Wiesbaden anmeldet und den stattgehabten Besiß der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag . der an- gemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden L ;

Mit gegenwärtigem Anleihescheine sind 20 halbjährige Zinsscheine ausgegeben; die ferneren Zintsheine werden ebenfalls für zehnjährige Perioden auêgegeben werden. i A j i

Die Ausgabe einer neuen Reibe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse zu Wieébaden gegen Ablieferung der der älteren Zins- \cheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verlust der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Änleibescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ift.

Zur Sicerheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Wiesbaden mit ihrem ganzen Vermögen und mit ihrer Steuerkraft. L i : :

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unjerer Unterschrift ertheilt. ,

IBieobaden, der. . len... - - 1899.

Der Miagistrat. (Eigenhändige Unterschrift des Magistrats-Dirigenten und eines anderen Magistratëmitglieds unter Beifügung der Amtstitel und des Siegels.) inz Hessen-Nassau. Regierungsbezirk Wiesbaden. j Zinsschein Reihe

zu dem Anleibescheine der Stadt Wiesbaden

Buchstabe . . Nr über . . . M zU .+. Prozent Abe «io e A

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wird.

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückzabe in der Zeit vom 1 ab die Zinsen des vorbezeihneten Anleibeschei1:s für das Halb- jahr vom 1 bis zum 1 mit... M. . 4A bei der Stadtkaf-- zu Wiesbaden oder nah sciner Wabl bei dem Bankhause baden, den . S

Der Magistrat. (Trockenes Stadtsiegel.) (Faksimile der Unterschrift des Magistrats- Dirigenten und eines anderen Magistratzmitgliedé.) ANusgefertigt. (Eigenhändige Unterschrift eines Kontrolbeamten.)

ültig, wenn dessen Betrag nicht innerhalb vier Jahren

nah Ablauf des Kalende jahres der Fälligkeit erhoben

Dieser Zins\{hein wird une W

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Provinz Hessen-Nassau. Regierungsbezirk Wiesbaden. Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Wiesbaden Buchstabe . Aber R Der Inkaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Nückgabe zu dem obigen Anleihescheine die... . te Reihe von Zinsscheinen für die zehn Jahre vom 1... . ,.. 190 . ab bei der Stadtkasse zu Wiesbaden oder durch für den Inhaber kostenfreie Vermittlung des Bankhauses zu , sofern nicht reht- zeitig von dem als folhen sih auëweisenden Inhaber des Anleihe- icheins dagegen Widerspru erhoben wird. -- Wiesbaden, den .… . ten Der Magistrat. (Trockenes Stadtsiegel.) (Faksimile der Unterschrift des Magistrats-Dirigenten anderen Magistratsmitglieds.) Ausgefertigt. (Eigenhändige Unterschrift des Kontrolbeamten.) Anmerkung. Die Anweisung ift zum Unterschied auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken :

und eines

. . ter Zinsschein. ._. ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Dem Ober-Bergrath Sympher ist die Stelle eines Mit- glieds bei ‘dem Ober-Bergamt zu Klausthal übertragen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Am Sqhullehrer - Seminar zu Bunzlau is der Lehrer Jaskolla zu Oppeln als Seminar - Hilfslehrer angestellt

worden.

Bekanntmach UA&E

Das diesjährige Felix Mendelssohn - Bartholdy- Staats-Stipendium für ausübende Tonkünstler ist der Schülerin der hiesigen Königlichen akademischen Hochschule für Musik Fräulein Elsie Hall aus Soowcomba in Australien verliehen worden, das Stipendium für Komponisten aber unverliehen geblieben. f

Unter den Bewerbern um das erstgenannte Stipendium verdient die bedeutende künstlerishe Leistung des Herrn Walther Bachmann, Dirigenten des Orchesters am König- lihen Konservatorium zu Dresden, eine besondere auszeichnende Erwähnung. s

Ein Nebenstipendium aus der Zinseneinnahme der Stiftung ist dem früheren Schüler der hiesigen Königlichen akademischen Hochschule för Musik Herrn Heinrih Band ler zuerkannt worden.

Berlin, den 4. Oktober 1895.

Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendelssohn- Bartholdy-Staats-Stipendien für Musiker. Soachim. NädeCe Bätitel.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Amtsrichter Pade in Koshmin als

Landrichter an das Landgericht in Schneidemühl, und der Amtsrichter Dr. Oswald in Zinten an das Amtsgericht in Elbing. Die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ist ertheilt : dem Amtsgerichts - Rath Würmeling in Münster, unter Verleihung des Charakters als Geheimer Justiz-Rath, und dem Amtsgerichts-Rath Russell in Meppen.

Der Fabrik-Direktor und Kaufmann Heuser in Stra l- sund ist zum stellvertretenden Handelsrihter bei der Kammer für Handelssachen daselbst ernanni.

Dem Notar Dr. Nindel in Burgdorf ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.

In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts- anwalt Obuch bei dem Landgericht in Königsberg i. Pr., der Rechtéanwalt Roedenbeck bei dcm Amisgericht in Köpeni, der Rechtsanwalt Schlecht bei dem Amtsgericht in Lindlar, und der Rechtsanwalt Morkowski bei dem Amtsgericht in Czarnikau.

In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen : der Rechtsanwalt Eisenstaedt aus Guben bei dem Kammer- gericht, der Rechtsanwalt Hohl aus Montabaur bei dem Amtsgericht in Altenkirchen, der Rechtsanwalt Dr. Nindel aus Burgdorf bei dem Amtsgericht in Wennigsen, der Rechts- anwalt Meyerheim aus Hildesheim bei dem Amtsgericht in Gifhorn, der Rechtsanwalt Bischoff aus Peiß bei dem Amtsgericht in Bünde, die Gerichts-Assessoren Brückmann, Pischel, Fenner und Dr. Salman bei dem Landgericht I in Berlin, der Gerichts-Assessor Wilhelm Schroeder bei

dem Landgericht in Kleve, der Gerichts-Asscssor Dr. Bößow-

bei dem Landgericht in Stettin und der Gerichts-Assessor Beuriger bei dem Amtsgericht in Merzig.

Der Landgerichts-Rath Müller in Trier, der Amts- gerichts-Rath Du cké in Frankenberg und der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Beer in Königsberg i. Pr. sind gestorben.

Angekommen: der Ministerial-Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Mie, vom Urlaub.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 5 Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König verblieben, wie „W. T. B.“ meldet, am gestrigen Tage zur Erledigung von Regicrungsgeschäften im Jagdhause zu Rominten. Am Abend verließen Seine Majestät das Jagdhaus, begaben Sich zu Wagen nah der Station Trakehnen und von dort mittels Sonderzuges nach Eberswalde, wo die Ankunft heute Vormittag um 10 Uhr 10 Minuten erfolgte. Die Weiter- fahrt nah dem Jagdshloß Hubertusstock fand alsbald nach dem Eintreffen Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin zu Wagen statt.

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Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburgishe Ministerial-Rath Dr. Langfeld ist hier an- gekommen.

Nach tesegran Sen Meldungen an das Ober-Kommando

der Marine ijt S. S. „Bayern“, Kommandant Kor- vetten-Kapitän Derzewski, am 3: Oktober in Neufahrwasser angekommen; S. M. S. „Kaiser“, Flaggschiff der Kreuzer- Division, mit dem Geschwader-Chef, Kontre-Admiral E mann an Bord, wird heute von Nagasaki nah Chefoo in See gehen.

Bayern.

Die Kammer der Abgeordneten setzte gestern die Be- sprehung der Jnterpellation des B Schaedler über die Vorgänge in Fuhsmühl fort. Es sprachen. nachein-

ander der Dartigende des Ministerraths eg von Crails- heim, der Minister des Jnnern Freiherr von Feilißsch, der Finanz - Minister Dr. Freiherr von Riedel, der Kriegs - Minister Freiherr von Asch und der Justiz: Minister Freiherr von Leonrod. Der Minister Freiherr von Crailsheim erklärte, man könne das Ministerium {hwerlich für Handlungen untergebener Organe, von denen es nit rechtzeitig benahrihtigt worden sei, verantwortlih machen. „Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem die Selbst- hilfe. verboten und der Schuß des Privateigenthums die erste Pflicht der Behörde ist.“ Der Bezirksamtmann habe pflicht- gemäß gehandelt. Die Frage der Revision der bestehenden Gesetze, damit au des Forstgeseßes, bedürfe einer ernstlichen, ruhigen Prüfung, welhe in Gemeinschaft mit der Kammer vorzunehmen die Regierung gern bereit sei. Der Minister Freiherr von Feiliß\ch wies darauf hin, daß der Bezirks- amtmann bis zum leßten Augenblick sein Möglichstes zur Erhaltung des Friedens gethan habe. Die Haupt- huld an den unglücklihen Ereignissen bleibe der seitcns der Fuchsmühler geleistete Widerstand. Der Minister Dr. Freiherr von Riedel bezeichnete eine Abänderung der Lchensgeseße unter der Regentschaft nach der Verfassung als unmöglich. Dagegen werde eine Nefoim der Bestimmungen über die Ablösung von Natural- leistungen ernstlich erwogen. Der Kriegs-Minister Freiherr von V. ch trat lebhaft für das Verhalten der Führer und X ann- schaften ein. Zweifellos sei aktiver und passiver Widerstand ge- leistet worden. Der Minister Freiherr von Leonrod wies so- dann die Behauptung zurück, daß durch verschiedene ein- ander widersprehende Urtheile Rechtsursicherheit entstehe; solange es verschiedene Jnstanzen gebe, könnten verschiedene Urtheile nicht ausbleiben. Wohin würde man kommen, wenn soziale anstatt juristishe Beweggründe die Rechtsprehung be- herrshten! Der Minister erkannte an, daß die Fuchsmühler \hleht berathen gewesen seien. Nachdem der Abg. Be ckh den Fall Stern zur Sprache gebracht hatte, erklärte der Minister des Aeußern Freiherr von Crailsheim: der bayerische Gesandte in Berlin habe in dieser Angelegenheit eine eigene Thätigkeit niht entfaltet, sondern nur nah München berichtet, daß ein Mitglied der amerikanischen Botschaft fih auf der bayerischen Gesandtschaft nah dem Schicksal eines Landsmannes erkundigt habe. Von der Regierung sei ein Druck auf den Kissinger

Bade-Kommissar, die Klage zurückzunehmen, nicht ausgeübt .

worden.

Württemberg.

Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat, wie der „St.-A. f. W.“ berichtet, Stuttgart gesiern früh wieder ver- lassen und \sich zunächst nach Schillingsfürst begeben. Das Personal der preußishen Gesandtschaft geleitete den Reichs- kanzler zum Bahnhof.

Die Steuergeseßgebungskommission der Zweiten Kammer hat am Donnerstag ihre Berathungen begonnen, denen der Finanz-Minister Dr. von Niecke und der Ministerial- Rath Fischer beiwohnen. Wie der „Schw. Merk.“ ver- nimmt, wurde die -Reformbedürstigkeit der direkten Steuern allseitig anerkannt. Das Prinzip der Ein- fommensteuer wurde ebenfalls angenommen; nur war auch die Aùsicht vertreten, daß dieselbe lediglich als er- gänzende Steuer zu den Ertragssteuern hinzutreten follte. Die große Mehrheit der Kommission sprach sich aber für die Einkommensteuer als Hauptsteuer aus. Die Mitglieder der Volkspartei sollen sih aegen die Beibehaltung der Ertrags- steuern ausgesprochen haben.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin verbrachte, wie der „Schles. Ztg.“ aus Heinrichau von heute Vormittag gemcldet wird, eine gute Nacht. Gestern Abend war das Fieber nur unbedcutend. Jhre Königliche Hoheit erklärte, daß fe sich heute wohler und gekräftigter fühle.

MeckÆXlenburg-Schweriti,

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist, nah einer den „Mecklb. Nachr.“ zugegangenen Mittheilung, am 2. d. M. Nachmittags in Saint Jean de Luz eingetroffen. Das Befinden Höchstdesselben war befriedigend.

Oesterreich-Ungarn.

Anläßlih des gestrigen Namensfestes des Kaisers fanden in allen Landeshauptstädten sowie in zahlreichen anderen Orten feierlihe Gottesdienste statt. Auch in Rom wurde in der Kirhe Maria dell’Anima cine feierliche Messe zelebriert, welcher das Personal beider österreichisch-ungarischen Botschaften und der Kardinal Rampolla beiwohnten.

Der bisherige Landmarschall Fürst Sanguszko ist zum Statthalter von Galizien ernannt worden.

Großbritannien und JFrland. Die „London Gazette“ von gestern veröffentliht eine Bekanntmachung, durch welche das Parlament bis zum 28. Dezember weiter vertagt wird.

Frankreich.

Der König von Portugal ist Heute früh in Paris eingetroffen.

Die Budgetkommission beschäftigte sih, wie die „Köln. Zl g.“ erfährt, in ihrer vorgestrigen Sizungmit der Prüfung des Ausgaben-Etats des Kolonial-Ministeriums. Der Berichterstatter Turrel schlug eine Ersparniß von 3 Millionen vor, wovon 1 250 000 Fr. allein auf Tongfing kommen. Außerdem beantragte er, daß die für Diego-Suarez angeseßten Ausgaben von 9 Millionen für 1896 auf das Kapitel „Madagaskar“ über- schrieben würden. Darauf ging die Kommission zur Prüfung der einzelnen Kapitel über. Bei Kapitel 1 (Personal der Zentralverwaltung) wurden 52000 Fr. gestrihen; der im Kapitel 2 (Materialien) vorgesehene Betrag wurde um 39 000 Fr. herabgeseßt.

2wei Kongregationen in Paris und neun in Nouen haben der Steuerbehörde ihre Bereitwilligkeit erklärt, die Anfalls steuer zu zahlen; sie erbaten nur Stundung für einen Theilbetrag.

In militärishen Kreisen glaubt man, die fliegende Kolonne des Generals Duchesne sei in Tananarivo am 30. September oder 1. Oktober eingetroffen; die Nachricht e aber erst am 7. oder 8. Oktober in Paris anlangen önnen.

| Jtalien, Die „Jtalie“ will bestimmt wissen, daß der König von Portugal im Laufe des Monais Oktober als Gast des Königs Humbert nah Rom kommen werde.

Spanien.

Die Kreuzer „Alfonso XIl.“ und „Marques de la Ensennada“ haben, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet, den Befehl erhalten, fofort nah Cuba in See zu gehen.

Türkei.

Ueber die Vorgänge in Konstantinopel während der lezten Tage berihtet „W. T. B.“ weiter: Der Staatsrath Sami Bey sowie andere hohe Beamte hätten am Dienstag veranlaßt, daß die Polizei gegen die Zusammenroitungen der Mohamedaner energish eingeschritten sei, und daß die Softas gezwungen worden jeien, in den Wohnungen zu bleiben. Die in der Nacht von Dicnstag auf Mittwoch in Stambul und Kassimpassa unter Theilnahme des türkishen Pöbels verübten blutigen Exzesse seien dur abenteuerlicze Gerüchte von geplanten Gemaltthaten der Armenier gegen die Türken hei vorgerufen worden, weshalb am2. d. M. Nachts die größten Vorsichtsmaßregeln unter D von Militär getroffen und erfolgreich durchaeführt worden seien. Hervorzuheben sei, daß die türkishen Angriffe sich aussclicßlich gegen die Armenier ge- richtet hätten ; alle übrigen Christen sowie die Fremden seten während der ärgsten Unruhen am Montag in Stambul gänzlih unbehelligt geblieben. Den unausgeseßten Be- mühungen von drei armenischen Notabeln, von denen zwei türkishe Beamte seien, sei es gelungen, die in die Kirche zu Kum - Kapu geflüchteten Armenier zu beruhigen und zum Verlassen der Kirche zu bewegen. Vorgestern seien keine neuen Ausschreitungen vorgekommen. Der Gang der Geschäfte sei ungestört. Das Gcrücht, daß ähnliche Vorfälle, wie in Konstantinopel, sich auch in Jsmail zugetragen hätten, sei bisher niht bestätigt worden. Die türkishen Kreise hielten die Angabe aufrecht, daß die Armenier zuer Waffen gebraucht hätten, und daß die erbitterte türkishe Bevöl- ferung erst cingegriffen habe, nahdem Major Servet er- mordet worden sei. Nach einer anderen, allerdinas unver- bürgten Version hätte der Major Servet die Armenier mit Schlägen zurückgedrängt, worauf ihn diese niedergeschossen hätten. Andererseits bestätigten zuverlässige Fremde, welche am Montag vor dem Zusammcnstoß die betreffenden Straßen passiert hätten, die Thatsache, daß die Zivilbevölkerung decn Zug der Armenier erwartet habe, aiso hierzu wahrscheinlih aufgefordert worden sei. —Die Zahl der armenischen Todten und Verwun- deten wird auf über 200 geschäßt. Mehrere Hauptagitatoren haben sih theils vor, theils nah den leßten Ereignissen geflüchtet. :

Die Londoner Abendblätter von gestern cnthalten eine Meldung aus Konstantinopel, wonach auf Grund einer Auslage cis Dertegtiten der Kommission in Sassun die sensationelle Darstellung der Greuelthaten über- trieben sei. Die gesammte Einwohnerzahl des Safssunthalcs habe nicht viertausend Scelen überstiegen. Von den Truppen seien nicht Tausende, sondern nur 3—500 getödtet worden. Es sei kein Beweis für kaltblütige Morde oder für Verstümme- lungen an Frauen und Kindern beigebracht worden.

Afrika.

Das amtliche Blalt für den Congostaat theilt einen Königlichen Erlaß mit, der die Provinzialeintheilung des Congostaats nah seiner augenblicklichen militärishen Be- sezung umändert. Die Zahl der Provinzen beträgt nunmchr 15, . nämlih 3 für den Unteren Congo mit Banatiä, Boma und Matadi als Hauptoricn, die Provinz der Fälle (Lukungu) und 11 Provinzen für den obern Congo. Die hier neugeschaffenen Provinzen sind die des Leopold-Sees, die Provinzen Ubangi und Bangala aus Theilen des ehemaligen Ubangi-Uellebezirks und die des Aruwimi. Der ehemalige Verwaltungsbezirk? des Tanganjika- Sees ist der Provinz der Stanleyfälle eingegliedert, die nun die ganze arabische Zone mit fünf Unterbezirken umfaßt: Jturi, die eigentlihen Stanleyfälle, Riba-Riba, Nyangue und ZTangan]ika-See. Ein weiterer Erlaß sezt für das laufende Jahr den Effektivbestand des Heeres auf 6121 Mann fest, worin der von dem General-Gouverneur zu bestimmende Bestand der Hilfekompagnien und der Jnstruktionslager nicht einbegriffen ist. Die Rekrutcnaushebung dieses Jahres ist auf 4000 Mann festgeseßt. :

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 7. Gumbinner Wahlkreise vor- genommcnen Landtags-Ersazwahl wurde der konservative Kandidat von Bieberstein mit allen abgegebenen 222 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt. 4 i

Statistik und Volkswirthschaft,

Die Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung in Baden.

Das Großberzogliche Statistishe Bureau veröffentlicht die vor- läufigen_ Ergebnisse der Berufë- und Gewerbezählung vom 14. Juni d. I. für das Großherzogthum Baden. Danach betrug die orts- anwesende Bevölkerung Badens am 14. Juni 1713 844 Seelen, gegen 1657867 am 1. Dezember 1890. Vie größte prozentuale 2 olfszunahme weist das nordwestlihe Baden auf, die ungünstigsten Verhältnisse der Südosten und der Nordosten des Landes. Baden zählte nach der Berufszählung 138 Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern; 19 dieser Orte wiesen eine Ver- minderung der Bewohnerzahl auf, während die andern 119 Ge- meinden eine Zunahme der Bevölkerung erfußren. Eine Ord- nung der sämmtlihen Gemeinden des Großherzogthums nah Größentlassen ergab eine Abnahme der Volkszahl auf dem sogenannten platten Land und ein Anwachsen in den Städten. Dieser Zug der Landbevölkerung kommt allen größeren Orten mit mehr als 4000 Ein- wohnern, verhältnißmäßig am stärksten aber denen von 4000 bis 0 000 (1890 denen von 10 000 bis 20 000 Bewohnern) und nicht den Pol SDIen Stadten zu gzte. Die weibliche Bevölkerung Deutsch- au s war 1820 fast eine Ycillion Seelen größer als die männliche. n diefer Million übershüssiger weiblihec Personen Deutschlands partizipierte Baden 1890 mit 36 703, 1895 mit 29 838 Personen. as den Gemeindebogen sind in Baden bei der Berufszäh- ¡ans 237 167 Landwirtbschaftskarten ausgefüllt; eine solche war für ven land- oder forstwirthshaftliden Betrieb (einshließlich der Res ereibetriebe) auszufüllen. Gewerbebogen waren 1895, wie au G 2, nur von jenen Gewerbetreibenden auszufüllen, welche in ihrem ewerbebetriebe Motoren oder Personal beschäftigen. Bei der dies-

maligen Zählung wurden, nach den vorläufigen Ergebnissen, 42 132 derartige Gewerbebetriebe ermittelt, gegen 43 848 bei der vorigen Zählung. Beide vorläufigen Ermittlungen, die der Landwirthshafts- karten wie die der Gewerbebogen, dürften bei der Superrevision noch eine nahträglide Ergänzung erfahren.

Zur Arbettertewegunrag

Aus Amsterdam meldet ,„W. T. B.*: Gestern Abend bewegte sih ein 28 von mehreren Tausend Personen, unter denen sih aus- ständige Zigarren- und Diamantarbeiter befanden, durch die Stadt. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, die Menge warf mit Steinen, worauf die Polizei die Menge mehrmals mit der blanken Waffe angriff. Einige Manifestanten und ein Polizeibeamter wurden verwundet, drei Verhaftungen wurden vorgenommen. Um Mitternacht war die Ruße wiederhergestellt.

Aus M astricht wird der , Köln. Zta.“ geschrieben : 500 Arbeiter der Glasfabrik von Regout sind ausftändig. Es bandelt sih um die Lobnfrage. Unter den Ausständigen befinden sih 172 Glasbläser. 00 TLondou drobt, wie demselben Blatt berihtet wird, ein Ausstand unter den Docktarbeitern der East India und Millwall Dods au8zubrehen. Die Ursache if eigenthümlicher Natur. Dort sind seit einigen Wochen Frauen und Mädchen für das Verladen der Schifféfracht angestellt worden, und diese übernehmen die Arbeit für o viel geringere Löhne, daß die Männer, die eine Woche lang das Schauspiel ruhig mit ansaben, nun mit einem Ausstande drohen, wenn die Frauen nit entlassen werden.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 22. September bis infl. 28. September cr. zur Anmeldung gekommen: 919 Lebendaeborene, 492 Eheschlicßungen, 36 LTodtgehorene, 628 Sterbefälle.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

_SLE Pelersbürg, 5. Oktober. (W. T. B.) Der Kreis Ber - ditshew im Gouvernement Kiew ist amtlih als cholera- verseudch t erflärt worden.

Handel und Gewerbe.

] Zrwoangs-Berfteigerunyen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 3. und 4. Oftober die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung : Elsasserstraße 45/46, dem Cafetier F. Trinkherr gehörig : &läâdhe 5,32 a; Nugungéwerth 17220 #; mit dem Gebot von 273 000 4 blieb der Kaufmann Marx AfHer zu Berlin Meitt- bietender. Reinickendorferstraße 45a, dem Kaufmann E. Fehrle gehörig: Fläche 12,26 a; Nußzungswerth 4060 4: mit dem (Gebot von 48700 4 blieb Herr F. Lambeck zu Fr. Bucbholz Meistbietender. Forster straße 17, dem Zimmermeister Joh. Igel gehörig; Fläche 7,26 a; Nuzungêwerih 11810 A; mit dem Gebot von 160000 #4 blieb der Kaufmann Ad. Simonfohn, Schöneberger Ufer 47, Meistbietender. S

Beim Königlichen Ämtsgeriht Il Berlin standen zur Versteigerung: Grundstück zu Lankwit, an der Zietemannstraße belegen, dem Kaufmann Emil Wolff gehörig, welches mit einer &läche von 11,55 a und 10,50 46 Nugungêwerth zur Gebäudesteuer verazlTagt ist. Mit dem Gebot von 23 500 M blieb der Gastwirth Friedrih Boerner zu Berlin, Anhaltstraße 2, Meiste bietender. Grundflück zu Friedenau, Feurtgstraße 12, dem Zimmermeister Wilhelm Naack gehörig, welhes mit einer Fläche von 935 a und 2450 4A Nußungëwerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Meistbietender blieb der Kaufmann Richard Mewis zu Groß»-Lichterfelde, Bahnhofstr. 16, mit dem Gebot von 113 000.46 Grundstück zu Schöneberg, an der Belzigerst r. 60, belegen, dem Schlächtermstr. Carl Gensel ebenta gebörig, welhes mit einer Fläbe vcn 10,22 a und mit 12810 A Nußungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt ist. Mit dem Gebot von 228 300 A blieb die Aktiengesellschaft in Firma Deutsche Grundshuldbank zu Berlin, Dorotheenstr. 95, Meistbietende. Grundstück zu Schöne- berg, Franfkenstr. 82, belegen, der Frau Maurermeister Emma Minkfiß, geb. Schulze, gehörig; Flächenraum 7,65 a, Nußungswerth zur Gebäudesteuer 10200 (A; Meistbietende blieben die Bauk - Direktoren Eduard Sanden zu Potsdam und Paul Puchmüller zu Charlottenburg, mit dem Gebot von 159 700 A Grundstück zu Schöneberg, Neue Win te r- feldtstraße 48, belegen, dem Architekten Richard Dom nick gehörig, welches mit 2,73 M Reinertrag und einer Fläche von 9,95 ha zur Grundsteuer veranlagt ist. Mit dem Gebot von 243 450 46 blieb der Kaufmann Franz George zu Berlin, Große Frankfurter- straße 10, Meistbietender.

Vom Berliner Pfandbrief - Institut sind bis 30. September d. J. 18785100 #4 34%, 21576300 M4 4 9/0, 45 700 800 M 44 2%, 9707100 A 59% alte Pfandbriefe und 14990200 A 34 % und 133700 M 3 9% neue, zusammen 112 893 200 \ Pfandbriefe auégegeben worden, wovon noch 14 355 300 M 9/0, 11 193 900 M 4%, 11618700 M 44 9/0, 20834550 M 5 9/0 alte Pfandbriefe und 14930 200 A 349% und 2 133 700 M 3 9/9 neue, zusammen 56 376 350 6 Pfandbriefe von den Grundfstückseigenthümern zu verzinsen sind. Angemeldet zur Be- leibung in Neuen Berliner Pfandbriefen sind bis 30. September d. F. 98 Grundstücke mit einem Feuerversiherungswerthe von 22 355 625 4 Zugesickert, aber noch nicht abgehoben find 10 948 800 4

Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ meldet: Die in Dortmund abgehaltene Versammlung der Drahtwalzwerke stellte cine Preis- besserung seit der leßten Versammlung fest, welche jedoch im Ver- hältniß zu den Rohbstoffpreisen niht genügte. Die Versammlung be- {loß daher eine weitere Preiserhöbhung.

Aus Dortmund meldet die „Köln. Ztg.*: In der kürzlich abgehaltenen Versammlung ter Halbzeug herstellenden Stahlwerke wurde cine Preiserhöhung nicht beschlossen; dagegen wurde fest- gestellt, daß bei andauernd flotter Nachfrage die Richtpreise überschritten sind. In Bingen wurde am Mittwoch eine Vereinbarung des süddeutschen Trägerverbandes mit sämmtlihen rheinisch-westfälishen Werken abgeshlossen. Der Preis ist 84 A, Frachtgrundlage Burbach.

Der Aufsichtsrath der Hildebrand’shen Mühlenwerke in Böllberg beschloß, wie aus Halle a. S. gemeldet wird, der PN U El tun die Vertheilung einer Dividende von 99% vor- zu!cMlagen. y

Aus Brüssel wird der „Frkf. Ztg." gemeldet: Die hiesige Caisse Commerciale und der Crédit général Liégeois gründen im Verein mit anderen belgischen, Pariser und St Petersburger Banken und Industriellen die Banque industrielle de Russie, domi- ziliert in Brüssel und wahrscheinlich in Charkow. Das Kapital, dessen Höhe noch nicht endgültig festgeseßt ist, wird zwischen 15 und 25 Millionen Francs betragen.

Die Fettheringsfi\sherei an den Küsten der Aemter Nordland und Nomsdal giebt andauernd guten Ertrag; der bis- herige Fang wird auf 250000 Tonnen Heringe ges{chäßt, wovon 230 000 Tonnen zu, Handelswaare gesalzen sein dürften, gegen nur e Tonnen gleichzeitig im Vorjahr. Die Preise sind beträhtlih gesunken.

Verkehrs-Anstalten.

__ Das Syndikat für südwestafrikanishe Siedelung hat eine Vereinbarung getroffen, daß, wenn für den Dampfer, der am 30. November d. J. Hamburg verläßt, eine Frahtmenge von 100 t, für Angra-Pequena (Lüderißbucht) zusammenkommt, dieser Dampfer au Angra-Pequena anlaufen wird. Von einer Erhöhung der in dem Tarif vom September d. J. mitgetheilten Frachtsäße wird Abstand genommen. Schon jeßt werden Anmeldungen auf Expeditionen durch

diesen Dampfer entgegengenommen, und Anfang November d. J. wird den Interessenten mitgetheilt werden, ob die bis dabin angemeldete Frachtmenge ausreihend ist und die Expedition erfolgen kann oder nit.

Bremen, 5. Oktober. (W T. B.) Norddeutscher Llovd. Der Postdampfer „Weimar“ ift am 3. Oktober Nachmittags in Baltimore angekommen. Der Postdampfer „Straßburg“ ist am 3. Oktober Nachmittags in Ovorto angekommen. Der Post- dampfer „Krefeld“ ist am 3. Oktober Nachmittags von New - York nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer „H. H. Meier ist am 4 Oktober Mittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Mark“ ist am 4. Oktober von Buenos Aires nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Roland“ ist am 4. Oktober Nachmittags in Antwerven angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Prinz Heinrich“ ist am 4. Oktober Vormittags in Aden angetommen.

Hamburg, 4. Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- kanishe Padcketfahrt-Aktiengesellishaft. Der Postdampfer „Prus sia* ist beute früh in New-York eingetroffen.

London, 4. Oktober. (W. T. B.) Der Castle-Damvfer „Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater.

__ Georg Hirschfeld s Schauspiel „Die Mütter (besprochen in Nr. 114 und 224 d. Bl.) follte Fräulein Marie Meyer, der von ihrer Thätigkeit am Lessing-Theater bekannten Künstlerin, Gelegenheit bieten, fi in ihren neuen Wirkungékreis einzuführen. Sie gab die bis dahin von Frau Schmittlein dargestellte Dora Frey, eine Rolle, der es für ihr individuelles Darstellungsvermögen an Humor fehlt. Wenn es ihr dennoch gelang, cine. zwar in etwas weicherer Linienführung als die ihrer Vorgängerin gehaltene, fesselnde Charakterzeihnung zu schaffen, so ist das der Künstlerin um so höber anzarehnen, troßdem das Stü an sih durch die Umbeseßung niht gewinnen konnte. Es ersien unbegreifliher denn je, daß diese Mutter dem Sehnsuchté- drang ihres Herzens, den verlorenen Sohn wiedcrzusehen folgt, dagegen niht auch das Môdchen von Angesicht zu schauen begehrt, das dem Sohn während sciner Entfremdung alles war eine nothwendige Scene, die den Höhepunkt des gescilderten Konflifts bedeutet hätte. Diefer Mangel des Dramas machte sich daher bei der gestrizca Aufführung besonders fühlbar. Daß das Enzagement des Fräulein Meyer eine werthvolle Ergänzung des Mitgliederbestandes bedeutet, steht außer Zwei'el: es wird sich aber erst zeigen, wenn der Künstlerin Aufgaben gestellt werden, die ihrer Eigenheit entsprechen.

A L Konzerte.

__ Gestern fand in Kroll's Theater der erste Symvhonie- Adbend der Königlichen Kapelle ftatt. Nah Weber?'s Ouvertüre zu „Euryanthe“, deren die Geistererscheinung s\childernder Largosag einen wunterbar zarten Eindruck bervorrief, folgten die Symphonie in D-dur von Mozart, die Pastoral - Symphonie von Beethoven, deren zweiter Saß mit seltenem Wohllaut zu Gehör ge- braht wurde, und Wagners Vorspiel zu den „Meister- singern von Nürnberg“. In der Ausführung aller genannten Orchesterwerke bewährte die Königliche Kapelle unter ihrem jugend- lichen Dirigenten ihren alten künstlerishen Ruf. Die Klangwirkung war in diesem Naume eine fast noch s{chöônere als in dem des mit vielen Nanglogen und Polftersesseln ausgestatteten Opernhauses. Der Dirigent, Herr Kapellmeister Felix Weingartner, bei seinem Er- {einen begrüßt, wurde auß am Schluß von dem vollbesezten Hause auf das lebhafteste durch Beifall ausgezeichnet. ;

Am Mittwoch fand in der Sing-Akademie ein Konzert der bereits bekannten Altistin Fräulein Alma I. Schmidt statt. Die Sângerin verfügt über einen flangvollen Kontra-Alt, der in der Rein- beit der Intonation, der Deutlichkeit der Aussprahe und dem Ver- hüllen des Athemansaßzes eine sorgfältige Ausbildung erkennen läßt; Hingegen müßte die Vortragswcise noch an Selb- ständigkeit der Auffassung gewinnen. Am besten gelangen der Sängerin die Arie „Lungi dal caro bene“ von Secci und die Arie aus „Achilleus* von Mar Bruch „Aus der Tiefe des Grames“. Der Pianist Peter Faßbender unterstüßte das Konzert durch den gelungenen Vortrag der C-dur-Sonate von Beethoven sowie neuerer Stücke von Rubinstein und Liszt. Das Publikum nahm die Vorträge günstig auf. e 2 Am Freitag licß \ih der noch sehr jugendliche Violinspieler Jasha Sußmann, Eleve des an der Königlichen Hochschule wirkenden Herrn A. Moser, in der Sing-Akademie zum ersten Mal öffentlich hôren. Sein weiher Ton und die für sein zartes Alter ungewöhnlih entwickelte tehnische Sicherheit, verbunden mit verständ- nißvollcr Auffassung, kamen in Mozart's Violinkonzert in D-dur, in dem E-moll-Konzert von Mendelsschn und der |[chwierigen Othello- Phantasie von Ernst bestens zur Geltung. Da es indessen .dem an- gehenden Künstler noch an Kraft gebricht, fo konnte sein Ton nicht immer die Massen des Orchesters durhdringen. Die Kapelle des Konzerthauses unter Herrn Mosers Leitung war auch mitunter zu laut. Fräulein Helene Jordan, die beliebte Altistin , unterstüßte das Konzert durch den gelungenen Vortrag einer Arie von Händel und einiger neuen anmuthigen Lieder von Stange, „Das Veilchen*“ und „Mein Herz {mückt sih mit Dir“, auf welh?: zum Schluß noch „Das alte Bäuerlein“ von P. Frommer folgte, das die Sängerin auf Wunsch wiederholt2. Das nicht sehr zahlreihe Publikum spendete den Vorträgen Beifall.

In Kroll’s Theater bringt die Königliche Oper morgen Gounod’s „Margarethe“ mit Herrn Emil Göße als Faust Du Aufführung. Die Margarethe singt Fräulein Hiedler, den Mephisto Herr Mödlinger, den Valentin Herr Bulß, die Marthe Frau Göße. Ee Sucher dirigiert. Am Montag wird Bizet's „Carmen“ gegeben.

I Königlichen Schauspielhause wird morgen Pailleron's Lustspiel „Die Welt, in der man sich langweilt“ in folgender Be- feßung gegeben: Suzanne: Fräulein Hausner, Noger: Herr Purschian, Bellac: Herr Vollmer, Jeanne: Frau von Hochenburger, Miß Wattson: Fräulein Lindner. Frau Marie Seebach spielt zum ersten Mal die Dlucogin, Am Montag findet die vierte Wieder- holung des Goldoni-Abends: „Mirandolina“ und „Der Diener zweier Gere att ___Im Deutschen Theater gehen morgen Abend „Die Mütter" in Scene und werden am Mittwoh und Sonnabend, wiederholt ; morgen Nachmittag wird Grillparzer's Lustipiel „Weh dem, der lügt!*“ mit Josef Kainz als Leon gegeben. Der Dienstag bringt die Erstauffüh- rungbon Adolf Wilbrandt’s dramatischer Dichtung , Der Meister von Pal- myra“ mit Josef Kainz und Agnes Sorma in den Hauptrollen; die ersten beiden Wiederholungen sind am Freitag und nächstfolgenden Sonntag Abend. Am Montag und nächstfolgenden Sonntag Nachmittag werden „Die Weber* gegeben, am Donnerstag findet eine Wiederaufnahme von Ernst von Wolzogen's “iiienatfindet® statt.

Im Berliner Theater geht Goethe's „Göß von Berlichingen“ am nächsten Mittwoh zum ersten Mal in Scene und wird am Freitag, Sonnabend und Sonntag, den 13. d. M., wiederholt. Am Montag, und Sonntag, den 13.,, Nachmittags, werden „Die Journalisten“ gegeben. Morgen Abend und am Donnerstag geht „Der Pfennigreiter“ in Scene. Morgen Nachmittag und Dienstag Abend roird „Der Pfarrer von Kirchfeld" wiederholt.

Der Spielplan des Lessing-Theaters weist in dieser Woche sechs Wiederholungen von Oscar Blumenthal's Lustspiel „Gräfin Frißi“ auf, und zwar am morgigen Sonntag, am Dienstag, Mitt- woh, Donnerstag, Sonnabend fowie am nächsten Sonntag. Am Montag wird „Der Veilchenfresser“, am Freitag „Madame Sans- Gône* gegeben. Als Nachmittagsvorstellung zu herabgeseßten Preisen gelangt morgen Nachmittag „Das Bild des Signorelli“, am nächsten Sonntag (Nachmittag) Kessing's „Emilia Galotti" zur Aufführung.