1895 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Der UnfalU, von dem ein Arbeiter betroffen wurde, als er sich nach Schluß der Arbeit und nah Empfang seines Wochenlobns noch auf der Betriebsstätte aufhielt, um den Shluß der Löhnung abzuwarten und um mit anderen Arbeitsgenossen gemeinsam den Heimweg zurück- legen zu können, ist als Betriebsunfal{l O worden.

Der Unfall eines landwirthschaftlihen Knechts bei der Reinigung des Körpers unmittelbar nah der Arbeit ist als Betriebs unfall angeschen worden.

Der Entschädigungsanspruh eines Lageristen, der bei der Ausführung des ihm ertheilten Aufirags, am Bahnhof die Thätigkeit der Kutscher des Geschäfts zu über- wachen, in ein fremdes Haus eingetreten war, entweder um dort ein Glas Bier zu trinken oder um seine Nothdurft zu verrihten, und dabei durch Sturz in den Keller einen Unfall erlitten hatte, ist zurückgewiesen worden, weil er seine Be - triebsthätigkeit durch eine betriebsfremde Hand- lung unterbrochen hatte und er au keiner Betriebsgefahr zum Opfer gefallen war.

Der Unfall, von dem ein Fabrikarbeiter betroffen wurde, als er während der Frühstückspause durch das Saalfenster auf das Dach des Maschinenhauses kletterte, um fih dort bei dem Maschinisten eine Flasche Bier besorgen zu lassen, ist nicht als Betriebsunfall angesehen worden, da der Betrieb der Fabrik sich nicht an der Unfallstelle vollzog, und der Kläger einer selbstgeshaffenen betriebsfremden Gefahr erlegen war.

__ Die Entschädigungsansprüche mehrerer Arbeiter

eines Je Mer a Bara Lagereibetriebs, die bei ihrer Arbeit durch Theile eines von dem an jenem Tage herrshenden, ungewöhnlich starken Sturme herab- gewehten Pappdachs getroffen worden waren, sind anerkannt worden, da die Kläger genöthigt gewesen waren, um ihre Arbeit zu vairihten, fih tros des Sturmes und der Gefahr, durch das Unwetter zu Schaden zu kommen, an- haltend im Freien oder in einem lelibigebauien Schuppen aufzuhalten.

Der Unfall eines zeitweise in Neapel beschäf- tigten Monteurs, welcher dort des Morgens von dem Balkon seiner Wohnung auf die Straße gefallen war, ist als Betriebsunfail nicht anerkannt worden.

Der Entschädigungsanspruch des Arbeiters eines Gastwirths und Posihalters, der Nachts infolge eines Traumes im Zustand der Schlaftrunkenheit aus dem Fenster setner über dem Pferdestall befind- lichen Schlafkammer gestiegen und auf den Hof ge- stürzt war, 1st zurückgewiesen worden.

Die Abholung der Familie, der Möbel und der eignen Arbeits geräthschaften eines angeworbenen Ziegeleiarbeiters von dessen bisherigem Wohnort nach der Ziegelei ist unter Umständen dem Ziegelei- betriebe hinzuzurechnen.

Die Bewerkstelligung des Umzugs eines Arbeiters von einer Wohnung in eine andere, welche von ihm mit dem Gespann seines Arbeitgebers ausgeführt wird, ist unter Umständen noch dem Betriebe des Arbeitgebers zuzurechnen.

Der hiesige hanseatishe Gesandte Dr. Krüger ist vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmachtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Minifierial-Rath von Geiger ist hier angekommen.

Dem bisher bei der Königlichen Direktion für die Ver- waltung der direkten Steucrn beschäftigten Negicrungs-Afessor von Gehren zu Berlin ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Homberg, Rezierungsbezirk Caffel, übertragen und der Regierunas - Assessor Dr. von Waldthausen in Essen a. d. Ruhr der vorgenannten König- lichen Direktion zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs-Assessor von Avemann axs Erfurt ist dem Landrath des Kreises Leobshüß und der Regierungs- Affsessor Mand aus Magdeburg dem Landrath des Kreises Höxter bis auf weiteres zur Hilfeleistung zugethe:{t worden.

Laut telegraphishen Meldungen an das Ob:r-Kommando der Marine war S. M. S. „Arcona “, Kommandant Ka- pitän zur Sce von Sarnow, am 4. Oktober in Swatau angekommen und beabsichtigte am 6. Oftober rach Amoy in See zu gehen; S. M. S. „Gneisenau“, Kommandant Kapitän zur Sce da Fonseca-Wollheim, war am 5. Oktober in Plymouth angekommen und beabsHtigte gestern nah Madeira in See zu gehen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Cohurg ist gestern in Coburg zusammengetreten.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser und der Prinz Leopold von Bayern haben si gestern Abend nah Gödöll ö begeben.

Das „Neue Wiener Tagblatt“ meldet aus Lussin piccolo, der Erzherzog Franz Ferdinand habe gestern eine Fahrt um die Inseln Lusfin piccolo urd Lussin grande unternommen und am Vormittag cinen dreistündigen Spazier- gang gemacht. Der Erzherzog befinde sih wohler als bei seiner Ankunft in Lussin piccolo.

Der Minister - Präsident Graf Ba deni empfing gestern in Lemberg zahlreihe Deputationen der verschiedensten Körperschaften aus allen Gegenden Galiziens, so die Vertreter des Offizierkorps, des Lember ger Gemeinderaths, drei Erz- bisófe, das Comité der vorjährigen Landesausstellung, die Leiter der Finan:institute, die Vertreter dcr Advokaten: und Notariats- kammer, die Vorsteher der israelitishen Kultusgemeinde, ferner Abordnungen des Landes-Aus\cusses, zahlreicher Städte, der Bezirks- und Gemeinde-Vertretungen, des Adels und des Großgrundbesizes. Die orts dieser Abordnungen hoben die Verdienste des Grafen Badeni als Statthalter von Galizien hervor und drücten ihr Bedauern über sein Scheiden von

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seinem bisherigen Wirkungskreise aus mit der Bitte, auh in Zukunft dem galizishen Lande das bewährte Wohlwollen zu erhalten. Graf Badeni erwiderte, daß die Erweiterung seiner Pflichten nicht diejenigen gegen Galizien beeinträchtigen könne. Der Abordnung des Groß- grundbesißes erwiderte der Minister-Präsident, daß in den gegenwärtigen, für die Landwirthschaft ungünstigen Zeiten die Verantwortlichkeit des Großgrundbesißes größer als die anderer Gesellshaftsklassen sei; deshalb sollten sich die Landwirthe zusammenschliegen zu gemeinsamer Arbeit. Den Vertretern der israelitishen Kultusgemeinde erklärte Graf Badeni, er halte es für angezeigt, daß sfih die Bürger der verschiedenen Konfessionen in gemeinschaftlihem Wirken für das Woh! des Landes vereinigten. Um 3 Uhr erfolgte die Abreise des Minister-Präsidenten nah Wien. Gestern Vormittag trat eine größere Anzahl von Mit- liedern der Vereinigten deutshen Linken, darunter ämmtliche Mitglieder des Vorstandes und der Präsident des Abgeordnetenhauses von Chlumecky, im Klublokale des Ab- eordnetenhauses zu einer Berathung zusammen. Die Ver- ammlung trat einstimmig den Ausführungen des Obmanns Grafen Küenburg bei, wonach die deutsche Linke es als ihre unabweislihe Aufgabe betrachte, für das deutsche Volksthum und für die Prinzipien des Fortschritts und der Freiheit auf das entschiedenste einzutreten, und jeden Ansturm gegen die Jnteressen der Deutsch-Desterreicher, jede Untergrabung der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz entschieden und rücksihtslos zurückzuweisen. Die Partei werde ferner für die Ausdehnung des politishen Wahlrehts, ohne engherzige Wahrung eines einseitigen Parteistandpunktes, jedoh auch ohne Verkürzung der berechtigten Interessen der bisherigen Wählerschaften, thätig sein, für zeitgemäße sozialpolitishe Reformen eintreten, das Wohl des Bürgers“ und des Bauern gewissenhaft im Auge haben und es strerg vermeiden, durch unhaltbare Versprehungen Täuschungen dieser Gesell- schaftsklassen hervorzurufen. Jeder Versuch einer Spaltung der Partei solle zurückgewiesen werden. Gegenüber der neuen Regierung, die ohne Mitwirkung der Parteien gebildet sei, besitze die deutshe Linke volle Aktionsfreihcit; sie könne daher die Maßnahmen der Regierung ohne Voreingenommenheit prüfen und werde ihr Verhalten nah der Stellungnahme des Ministeriums zu den von der deutschen Linken vertheidigten nationalen und politishen Gütern einrichten.

Der vercinigte Dreier-Auss\huß des ungarischen Oberhauses hielt gestern eine Sizung av, um über das Nuntium des Abgeordnetenhauscs betreffs einiger Paragraphen des Geseßentwurss über die freie Religionsübung zu be- rathen. Nach dem Beriht Rudnyanszky's nahm der Aus- \{huß einiae Abänderungen vor, darunter diejenige, die drei- jährige Pflicht der Steuerzahlung für die Konvertiten in eine fünfjährige zu verwandeln. Der Minister-Präsident Baron Banffy erklärte, die Regierung wolle, um den guten Willen und den friedlichen Geist zu zeigen, diz Konzession annehmen : weiter könne sie aber niht gehen.

Großbritannien und Frland.

Gestern wurde in Dublin eine Versammlung der Parnelliten abgehalten. John Redmond führte, dem „W. T. B.“ zufolge, den Vorsiß und erklärte, Jrland be- stehe auf „Homerule“ und werde mit bloßen Besserungs- maßregeln niht zufrieden sein. Wenn ein Krieg in Europa ausbrechen sollte, würden die Jrländer unter den Klängen der „Marseillaise“, niht unter denen des .God save the Queen“ marschieren. Die Versammlung nahm Resolutionen zu Gunsten von Homerule und zu Gunsten einer Amnestie der politishen Gefangenen an.

Frankreich.

Der Präsident Faure empfing gestern Nachmittag den Großfürsten Sergius von Rußland und den Herzog von Aosta. Eine halbe Stunde später erwiderte der Prä- sident Faure diese Besuche.

Gestern Abend sind der Prinz Nikolaus von Griechen- land nah Kopenhagen, die Großfürsten Sergius und Paul von Rußland nah Darmjiadt abgereist.

Jtalien.

Wie die „Agenzia Stefani“/ meldet, wird der König von Portugal gegen Mitte dieses Monats Paris verlassen und sich nah Nom begeben, um dem König und dec Königin einen offiziellen Besuch abzustatien.

Türkei,

Die „Politische Correspondenz“ veröffentliht den Tert einer am 2. d. M. von dem Doyen der Botschafter an die Pforte gerichteten Verbaln ote. Derselbe lautet :

„Der Dcyen der Botschafter und seine Kollegen erhielten theilweise ven Augenzeugen Nachrichten über die gestrigen und vor- gestrigen Vorfälle in Stambul, aus denen hervorzebht: 1) daß Privatre:soren von Polizeiagenten geführte Gefangene ge- schlagen und getödtet haben, ohne daß die Polizeiagenten si folchem Vorgehen widerseßten; 2) daß Privatpersonen vollständig rubige Leute angegriffen haben; 3) daß verwundete Gefangene in den Höfen der Poeolizcistationen und Gefängnisse kalten Blutes getödtet worden find Da die Botschafter befürhten, daß eine Fortdauer der- artiger Excesse zu ciner Gefahr für die öffentliche Sicherheit und für die tonen anvertrauten Interessen werden könne, glauben fie die ernsteste Auf- merfsamfeit der Kaijerliwen Regierung auf diefe Zustände lenken zu müssen und ihr, da es auzshließlih Sache der Behörden ist, Unruhen zu unterdrüdcken, zu ratben, P:ivatperionen die Theilnahme an ter Unterdrüdung von Nuhestêrunzen und an Massenexcessen zu verbieten, fowie tie nothwendigen Mafaegeln zu ergreifèn, um so rasch als möglich die Didnung twiederherzustellen, damit unnüyes Blutvergießen vermieden werde.“

Die Botschafter beschlossen am Sonntag, wie „W. T. B.“ berichtet, die kfollektive Ueberreichung einer weiteren Verbalnote an die Pforte, worin angefragt wird, welche Vorkehrungen die Pforte zur Beshwichtigung der Erregung unter den Mohamedaneru und Armeniern und zum Schuße der Christen und Ausländer zu treffen gedenke, und worin ferner eine strenge Untersuhung der lezten Vorgänge gefordert wird. Von der Pforte wurde ihnen darauf dit Zu- sicherung gegeben, daß die Herbeiführung einer baldigen Be- ruhigung mit ernsten Mittein angestrebt werde.

Zur Verstärkung der Polizei, welche sih in wiederholten Fällen als zu shwach erwies, um Ausschreitungen der Be- völkerung zu verhindern, werden scit zwei Tagen Truppen- abtheilungen herangezogen.

Bis zum Sonnabend Abend wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, von der Polizei 38 Leichen, darunter die einer Frau, dem armenischen Patriarchate übergeben. Gegenüber der von armenischer Seite in der leßten Zeit auf 700 an- gegebenen Zahl der Opfer ist fcstzustellen, daß dieselbe auf

Grund genauer Recherchen niht 200 bis 300 übersteigt. Bei dem Patriarchate ist eine beträchtliche Zahl von Familien- angehörigen als vermißt angemeldet. Das Portal der Kathedralkirhe in Kum-Kapu ist im Auftrage des Patriarchen schwarz umflort.

Viele unschuldig verurtheilte armenische Pässanten wurden gestern entlassen ; beinahe alle beklagen sich über Mißhandlungen, welche sie bei ihrer Arretierung oder im Arrest erlitten hätten. Es ist festgestellt worden, daß Softas und Pöbel in verschiedenen armenischen Vierteln Raub begangen haben. Die Kirchen find immer noch mit Flüchtlingen angefüllt, welhe offenbar diese Asyle nicht vor dem Eintritt volier Beruhigung zu verlassen wagen. j :

G Dänemark.

Der Reichstag ist gestern in der üblichen Weise eröffnet worden. Beide Thinge wählten ihre bisherigen Präsidenten und Vize-Präsidenten wieder. Jm Folkething kündigte der Abg. Krabbe einen Antrag zu den Grundgeseßbestimmungen an, betreffend die Bewilligungsgeseße, die Mitgliederzahl des Folkethings und die Zusammenseßung des Reichsgerichts, sowie einen Antrag, betreffend ein Geseß Über die Minister -Verant- worilihkeit. / ¡

Die dem Folkething zugegangene Uebersicht über das Finanzjahr 1894/95 zeigt, daß die Einnahmen 67 342 857 Kronen betragen haben, während der Voranschlag dieselben auf 64 579 487 Kronen bezifferte; die Ausgaben, im Voranschlag zu 62847 128 Kronen berechnet, betrugen nur 61 395338 Kronen. Es verblieb also eine Mehreinnahme von 5947 520 Kronen: da nah dem vorhergehenden Finanz- abshluß 16 136 411 Kronen an Ueberschüssen vorzanden waren, so betragen diese nunmehr 22 083 931 Kronen.

Afrika.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Massowah vom 7. d. M.: Kundschafter berichteten, Menelik habe sih in Bewegung geseßt, und das Kontingent in Harrar rücke auf Schoa vor. Ras Mangascha beginne Verstärkungen heran- zuziehen. Dieser Situation gegenüber habe sih General Baratieri für den Vormarsch von Adigrat entschieden, um den Feind zu hindern, si zu verstärken, und um jede Gefahr eines Einfalls zu verhüten. General Baratieri habe gestern seine Operationen begonnnen.

Wie dem „Neuter’shen Bureau“ unter dem heutigen Datum aus Port-Louis gemeldet wird, trafen am 30. Sep- tember Kuriere der Königin der Hovas in Vatomandry mit der Meldung cin, daß die Franzosen am 27. September Tananarivo eingenommen hätten. Der Premier- Minister und der Hof seien nah Ambosistra und Bet- sileos geflohen. Aus Tamatave wird gemeldet, Fara- fatra sei am 3. Oktober beschossen worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Ergebnisse der Zwangserziehung im Großherzogthum Baden.

Das Zwangserziehungewesen wurde in Baden durch das Gesctz vom 4. Mai 1886 geregelt, welches mit dem 1. Januar 1887 in Kraft getreten ist. Dasselbe {ließt sich an den § 55 des Straf- geseßbuhs an, geht aber in deppelter Hinficht weiter: Einerseits ge- stattet es die Einleitung det Zwangéerziehung gegen jugendliche Per- sonen bis zum vollendeten sechzehnten Lebenéjahre; anderer]eits ann dieselbe, ohne eine Zuwiderhandlung gegen das Strafgeseßz, wegen sittliher Berwahrlosung eintreten, sofern: a. die Eltern oder Fürsorger das sfittlite Wohl des Kindes durch Mißbrauch des ErziebungSrechts oder grote Vernachläfsigung gefährden, oder. b. nah dem eigenen Verkaiten des Kindes dtie Erzichungsgewalt der Eltern und die Zuchtmittel der Scule zur Verhütung feines völligen sittlichen Verderbens fich als unzulänglich erweisen. Ferner foll nah § 12 des Gefeßes, wenn cin zwischen dem 12. und 18. Lebensjahre stehender Angeschuldigter wegen Mangels der zur Erkenntniß der Strafbarkeit erforderliven Einficht freigesproWen wird, das \trafgeri{tlihe Urtbeil zugleih bestimmen, ob er seiner Familie überwiesen oder in eine Er- ziebungs- oder Besserungsarstalt gebraht werden soll. In diesem Fall endet das Recht der Zwangserziehung mit dem vollendeten 20., sonst in der Regel mit dem 18. Lebentjahre.. Der Vollzug der Zwangëéerziehung liegt den Bezirksämtern ob, die insbesondere auf Grund zuveclä!siger Erkundigungen zu bestimmen haben, ob die Zwangserziehung dur Unterbringung in eine Familie oder in eine Erziebungs- oder Besserungsanstalt erfolgen foll, Die Anstalts- erziehung foll namentlih in Fällen bhochgradiger Verwahrlosung ein- treten, in welhen ununterbrochene Aufsiht und strenge Zucht dringend geboten erscheint.

Ucber die Ergebnisse dieser Zwangserziehung wird im leßten Heft der „Jahrbücher für Nationalöfonomie und Statistik“ eine längere Abhandlung veröffentliht, der das Folgende entnommen fei. Es be-

trug die Zahl der Zöglinge: Ä e im Jahre männl. weibl. zusammen i S Nores

1887 69 48 17 91 21

1888 181 38 269 224 45

1883 303 138 441 368 73

1890 410 191 601 507 94

1891 505 229 734 622 112

1892 983 267 850 721 129

1893 697 41 1038 893 145 Demnach waren im allgemeinen die Kinder männlihen Geschlechts Iahr für Jahr \tärker vertreten als die des weiblihen. Im Jahre 1893 betrugen sie z. B. 67,2% der Gesammtzahl der in Zwangs- erziebung befindlihen Kinder, d. h. mehr als F, obwohl das weibliche Geichlcechi in den hier in Betraht kommenden Altersklafsen der Be- völkerung wenigstens ebenfo stark vertreten ist wie das männliche.

Bezüglich der Art der Unterbringung der Zöglinge wird an-

geten, daß von der Gesammtzahl 440 (36,6 9/6) in einer Familie und 763 (63,4 9/0) in einer Anstalt untergebraht waren, und zwar wurden von den 888 urter 14 Jahre alten Kindern 336 oder ‘37,8 9/0 in Familien- und 552 oder 62,2%, in Anstaltserziebung gegeben, von den 315 über 14 Jahre alten Zöglingen 104 oder 33 %/o in erstere, 211 over 67 9/9 in Teßtere. Am Schluß des Jahres 1893 befanden sih ferner 16 Zöglinge (1,5 °%/6) im Gefängniß und 19 (1,9%) auf der Flucht. Von den 290 männlichen, über 14 Jahre alten und in Familien untergebrachten Zöglingen standen im Verbältniß eines ge- werblihen Lehrlings, bezw. waren beruflih thätig 224, und ¡war 114 in Stadt-, 110 in Landgemeinden. Von ihnen standen 144 im Älter von 14 bis 16 Jahren, 65 im Alter von 17 und je 6 von 18 und 19 Jahren. Dem Grunde na, der die Zwangserziehung ver- anlafte, waren 71 wegen Gefährdung durch die Eltern, 153 wegen eigener Verdorbenheit u. \. w. in die Zwangserziehung aufgenommen worden. Das Verhalten in der Lehre wurde bei 186 Zöglingen (83 9/0), nämli bei 55 (77,5 9/9) der erfieren und bei 131 (85,6 9/o) der leyteren, für befriedigend erklärt. Die Lehrlinge u. s. w. vertheilten si auf 40 Gewerbe oder Berufe; unter ihnen waren die „Knechte“ mit 33, „Landwirthe“ mit 23, Schuhmater mit 19, Schreiner mit 18, Bäcker und Sccktneider mit je 17 und Sattler mit 11 am stärksten vertreten. Vor 82 weiblichen, über 14 Jahre alten und in Familien befind- lichen Zöglingen waren 46 als Mägde, je 3 als Fabrikarbeiterinnen, Kleider macherinnen und Näherirnen thätig. Von diesen 55 Zöglingen befanden sich 42 im Alter von 14 bis 16 Jahren, 9 ven 17, 83 von

8 und 1 von 19 Jahren.“ Dem Grunde nah, der die Zwangs- Eis veranlaßte, waren 33 wegen Gefährdung durch die Eltern, 22 wegen eigener Verdorbenheit in Zwangserziehung aufgenommen. In der beruflichen Thätigkeit zeigten 29 (37,9 9/9) der ersteren und 16 (72,7 9/9) der leßteren, zusammen alfo 45 (81,8 9/9), ein befriedigendes Verhalten. Demnach scheint in dem Verhalten der wegen eigener Verdorbenheit in Zwangserziehung genommenen Knaben und Mädchen ein erheblicher Unterschied zu bestehen.

Seit dem Jahre 1887 seßten sich die Aufgenommenen einzelner Jahrgänge nah dem Alter in folgender Weise zusammen. Es waren in Prozenten :

im Bree unter 10 Jahre alt 10—13 Fabre alt über 14 Jahre alt

1887 35,0 47,0 18,0

1888 28,6 57,8 13,6

1889 315 49,7 18,8

1890 21,3 SEL 27,6

1891 24,3 46,1 29,6

1892 20,0 44,1 35,9

1893 19,8 46,6 33,6 im Ganzen 25,0 488 26,2 Während hiernach der täbrlihe Zugang voa 10 bis 13 Jakre zäh- lenden Zöglingen im Großen und Gonzen ungefähr die Hälfte der Aufgenommenen ausmate, zeigen die Antheile der unter 10 und der über 14 Jadre alten im allgemeinen eine ziemlich gleihmäßige Ver- änderung, und zwar die ersteren eine ab-, die leßteren eine zunehmende Tendenz. Hieraus darf ge\chlosffen werden, daß feit einigen Jahren die Ueberweisung fleiner Kinder in die ftaatlihe Erziehung in be- shränkterem Maße stattfindet, als anfangs für nothwendig oder zweck- mäßig erahtet wurde. -— Was die Zusammensetzung der Zöglinge nach der Religion anbelangt, fo kamen die drei lezten Jahrgänge \0o- wie der Gesammtdurhschnitt seit 1887 der religiöfen Vertheilung der badishen Beoölkerung ziemlich nahe. Hinsichtlih der Familienverhältnisse der in Zwangéerziehung Aufgenommenen wird festgestellt, daß von der Gesammtzahl 46,3 9% noch beide Eltern am Leben, 18,6% nur den Vater, 3090/5 nur die Mutter hatten und 4299/9 eltecnlos waren. Die bedeutend stärkere Vertretung der Kinder, die keinen Vater hatten, läßt sih zum theil auf die relativ stärkere Vertretung der unehelichen Kinder unter den Zög- lingen als in der Bevölkerung zurückführen, zum theil au auf die relativ stärkere Vertretung der Wittwen (nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 waren im Großherzogthum Baden vorhanden: 29521 Wittwer und 70 236 Wittwen). Suite essant ist ferner die Thatsache, daß, während unter den 224 Kindern, die nur noch den Vater hatt-n, 65 d. h. 299% weibliBen Ge- \{chlechts waren, unter den 372 Kindern, die nur die Mutter hatten, die Mädchen mit 35,5 9/9 vertreten waren.

Die Dauer der Zwangserziehung betrug in 26 Fällen weniger als 1 Jahr, in 44: 1—2 Jahre, in 65: 2—3 Jahre, in 51: 3—4 Jabre, in 41: 4—5 Jahre, in 17: 5—6 Jaßre und in 5 Fällen über v Jahre. Nach der Entlassung kamen 63 Zöglinae zu den Eltern, 16 zu Verwandten oder Vormündern, 121 zu einem Dienst- oder Gewerbeherrn, 32 gingen anderweitig ab. Von letzteren begaben sich 5 nah Amerika, 9 auf Wanderschaft, 3 verblieben in der Anftalt, um die Haushaltung vollständig zu eclernen, 3 mußten in Anstalten für Schwachsinnige und Geisteskranke verbracht werden, 7 ent- flohen, 4 kamen behufs Verbüßung größerer Strafen ins Gefängniß. Was endlich den Beruf der Entlafsenen anbelanat, so traten 125 (darunter 13 Mädchen) in gewerbliche Lehre oder Arbeit, 23 (nur Knaben) in landwirthschaftlihe Arbeit und 41 Mädchen von den 70 überhaupt entlaffenen in häuslichen Dienst.

Der Erfolg der Zwangserziehung gestaltete sich nach Geschlecht und Alter, sowie na) der Art der Unterbringung der Zöglinge und den Urfachen der Zwangéerziehung vershiecen. Im allgemeinen waren bei je 100 Zöglingen die Erziehungsrcsultate befriedigen de: beit Famtlien- bei Anfstalts« über- erziebung erziehung haupt

in Fällen in Fällen in Fällen fämmtlichen Zögliägen . . 85,2 7E 76,8 STHODEE E 84 / i Mädchen 8 abgegangenen Zöglingen . Naben ae) 84,4 5; M an A 93,8 F Bei den Knaben war der Erfolg im allgemeinen weniger günstig als bei den Mädchen, bei den unter 14 Jahre alten günstiger als bei denen über 14 Jahre, bei den wegen eigener Verdcrbenheit Auf- genommenen ungünstiger als bei den wegen Gefährdung dur die Eltern Aufzenommenen. Bei dem Vergleichß der Ergebnisse der Familien- und der Anftaltäerziebung is, wie autdrücklih hervor- gehoben wird, zu berüdsihtigen, daß erstens den Anstalten im allgemeinen die s{lechtesten Individuen, die in Familien \{chwierig Tufnabme finden, zugewiesen werden, und daß zweitens auch die Urtheile hinsihtlih des Verhaltens der Zöglinge in Anstalten und in Familien nicht mit gleiher Strenge gefällt werden. Der Aufwand für den Unterhalt der Zwangszöglinge betrug

in Mark:

im bei Familien- bei Anstalts- im Jahre erziehung erziehung Ganzen 1889 —— 39 429 1890 14 923 43 092 58 015 88 64 1891 16 347 51 395 67 742 34,47 1892 20 332 62 454 82 786 86,96 1893 14 196 65107 79 303 76:39

Die Abnahme des Durchschnittsbetrages wird hauptsäblich auf die bäufiger vorkommende unentgeltliße Aufnahme von Zöglingen in Familien zurückgeführt. j

Zum Schluß wird noch darauf hingewiesen, daß die städtische Bevölkerung Badens ein relativ \tärkeres Kontingent von verwahr- losten Kindern lieferte, als die Landbevölkerung. In den vier Amts- bezirken mit größeren Städten (Mannkeim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg) betrug im Jahre 1893 die Zahl der in Zwangserziehung befindlichen Kinder 381, d. h. ca. 37% der Gesammtzahl, während die Bevölkerung dieser Bezirke nur etwa 23 9/6 der Bevölkerung des Großherzogthums ausmachte.

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für den Zögling an Verpflegung 90,85

Zür Arbeiterbewegung. Aus Breslau berihtet „W. T. B.* über die Verhandlungen des sozialdemokratishen Parteitages: In der gestrigen ißung wurde ein Antrag der Hamburger Sozialdemokraten auf Ab- fung der Accord- und Nachtarbeit in den Parteidruckereien, sowie der Antrag, den Abgeordneten, die als Parteibeamten ein gröferes Gehalt als 3000 Æ beziehen, keine Diäten zu gewähren, atgelchnt ; an angs beshlossen, Dr. Ruedt - Heidelberg aus der Partei aus-

ießen. j

In Leipzig verhandelte eine Versammlung der Steinseter-

ehilfen am Sonntag über den Anfang August ins Werk geseßten Autéstand; 130 aus\tändige Gehilfen haben auswärts Arkeit gefunden. Ihre Stellen wurden indessen fast sämmtli dur zugereiste Gehilfen beleft: Der Meh lidavoriittente soll, wie die „Lpz. Ztg.“ beritet, bei seinen Verhandlungen mit dem Jnnungsvorstand die Zusizzerurnig erhalten, daß die Innung mit einem neu zu wählenden Gebilsen- auss{chusse wieder in Unterhandlungen über die Beilegung des Ausstandes treten würde, der Innungsvorstand aber später diese Zusage wider- rufen haben. Die Versammlung beschloß, den Auéstaud weiterzu- führen. (Vgl. Nr. 223 d. BL.)

Aus Amsterdam wird der „Voss. Ztg." unter dem 6. Okteber geshrieben: Die zur Beilegung deo Ausstandes der Diamaut- arbeiter gemachten Vermittelungs- und Verföhnungsversucze tön:en nunmehr als mißlungen betrahtet werden. Man glaubte

auf den in einer geftneinshaftlih von Arbeitern und Fabrik-

esißern beschickten Versammlung auf den von einem der letteren emachten Borschlag einigen zu fönnen, daß eine große, sowohl

rbeitgeber wie Arbeitnehmer umfassende Föderation errihtet werden folle; allein als am Donnerstag in einer Versammlung von Fabri- kanten und Juawelieren abgestimmt wurde, wurde er mit großer Mehr-

heit verworfen. Der Vorstand des Arbeitercomités erklärte darauf, noch bis Sonnabend neuen Vorschlägen ter Fabrikanten entgegensehen zu wollen; allein dieser Termin verstrich. und daraufhin wurde in einer Versammlung der Diamantarbeiter beschlossen, an der ursprüng- lichen Forderung, daß fämmtlihe Fabriken Bundesfabriken werden sollten, festzuhalten. (Vgl. Nr. 233 d. Bl.)

Aus Stalybridge meldet ,W. T. B.*: Die mit dem Aus- stand der Kattundrucker verbundenen Unruhen haben ih in der Nacht zum Montag erneuert. Volkshaufen umzingelten die Polizei- eëforte, welche die nit den Gewerkvereinen angehörigen Arbeiter zur Fabrik geleitete. Die Polizeimannshaften wurden mit Steinen be- worfen und mußten von ihren Knüttela Gebrau machen. Bei dem Handgemenge wurden mehrere Personen ernstlih verleßt. Es ift eine bedeutende Verstärkung der Polizeitruppe bier eingetcoffen.

Sig Mi vie ai Betrie diere T pte et CRRE e PGZIIEE E E Gesundheitswesen, Thierkrankheiteu und - Absperrungs- Maßregeln.

L Griechenland.

Durch Körigliche Verordnung vom 20. v. M. ift für Herkünfte von der afiatishen Küste des Marmarameeres zwishen Boz-Bournou und Kara-Bogha eine fünftägige Beobachtungsquarantäne angeordnet worden. Durch eine weitere Königlihe Verordnung vom 13. v. M. ist die gegen die Küstenstrecke zwischen Kap Chelidonia und Alexandrette angeordnete Quarantäne aufgehoben und dur eine strenge ärztliche Unterfuung erseßt worden. Doch bleiben die aus Adalia fommenden Schiffe nah wie vor einer fünftägigen Quarantäne unterwerfen. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 148 vom 24 Juni d. J. und Nr. 212 vom

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5 M)

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koksz

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 11720, nit reŸt- ¿eitig gestellt 92 Wagen.

In Oberscblesien find am 5. d. M. gestellt 3969, nit reht- ¡eitig gestellt 61 Wagen.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 5. Oktober 1895. Auftrieb und Markt- preise nah Schlachtgewißt mit Ausnahme der Schweine, welche nah Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3200 Stüg. (Durchschnittêpreis für 190 kg ) T. Qualität 122—126 A, I[. Qualität 110—118 A, TTI. Qualität 94—104 Æ, IV. Qualität 84—90 A Schweine. Auftrieb 19 079 Stück. (Dur@schnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 96 4, Landschweine: a. gute 90—94 M, b. geringere 82—838 Æ, Galizier —,— #, leichte Ungarn —,— Æ bei 20 2/4 Tara, Bakonyer #4 bei kg Tara pro Stüdck. Kälber. Auftrieb 871 St¿ck. (Dur(schnittspreis für 1 kg.) Lk. Qualität 1,28—1,36 #4, IL[. Qualität 1,22—1,26 Æ#, IIL. Qualität 1,10— 1,20 46 Schafe. Auftrieb 7356 Stück. (Dur(\chnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,08—1,28 4, IT. Qualität 0,96—1,04 4, [TI. Qualität —,—

Bei der Bremer Portland-Zementfabrik Porta, Aktiengesellshaft, ist das biskerige Aktientapital von 1 750 000 M unter Zuzahlung von 209% = 350000 Æ durch Zusammenlegung von zwei Aktien zu einer Vorzugsaktie in 875 000 4 Vorzugsaktien umgewandelt worden. Ferner find 402 000 4 Vorzugsaktien zum Parikurse auêgegebenu und dagegen von den HypothekensGulden 400 009 „M getilgt worden. Die 59/6 hypothekarishe Anleibe beträgt nunmehr 600000 Æ Der durh die Zusammenlegung des Aktien- fapitals erzielte buhmäßige Gewinn von 875 000 Æ foll zunächst zur Tilgurg der Unterbilanz (483 657 # Ende 1894) und der Nest zu Abschreibungen verwendet werden. Die der Gesellshaft dur 20 9/9 Zuzaßlung zugeflossenen 350 000 A sollen zur Bildung von Reserven dienen. Das Aftienkapiial beläuft sih jeßt auf 1275 000 ( Vor- zug2aktien, die Reserven betragen 350 000 M

Bréslau, 7. Oltober. (W, T B). Getreide- und Produktenmarkt. Spiritus pr. 190 1 1009/5 erfl. 50 4A Ver- braucsabgabe vr. Oktober 52,90, do. do. 70 4 Verbrauchsabgabe pr. Oftober 32,90, do. do. NüLtsl pr. Oktober 43,00, pr. Mai 43,50. Zink —. |

Magdeburg, 7. Oktober. (W. T. B) Zudckerbericht. Kornzucker exfl.,, von 929% —,—, neue 11,50—11,70. Kornzucker erkl. 88 %/ Rentement 11,00—11,25, neue 11,05—11,25. Nachprodukte exfl., 75 9% Rendem. 7,80—8,75 Fest. Brotraffinade T 23,50. Brot- raffinade 11 23,25. Gem Raffinade mit Faß 23,75. "Gem. Melis 1 mit Faß 23,00. Sehr fest. Nohzuder I. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Oktober 11,20 Gd., 11,30 Br., pr. November-Dezember 11,40 bez. und Br., pr. Januar-März 11,60 bez., 11,624 Br., pr. April.Mai 11,75 bez., 11,774 Br. Steigend,

Leipzig, 7. Oktober. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,374 #, pr. November 3,40 4, pr. Dezember 3,40 4, pr. Januar 3,409 A, pr. Februar 3,424 Æ, pr. März 3,425 #4, pr. April 3,45 #, pr. Mai 3,474 #4, pr. Juni 3,50 , pr. Juli 3,50 4, pr. August 3,52) 46, pr. September 3,925 46 Umsaß 55 000 kg. Ruhig.

Bremen, 7. Oktober. (W. T. B.) Bôörten-Schlußberici. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Breme: Petroleum - Börse.) Ruhig. Lofo 6,05 Br. Baumwolle, Rubig. Upland middl. loko 453 8. Schmalz. Ruhig. Wilcox 323 &, Armour shield 313 3, Cudahy 33t 4, Fairbanks 27 4. Wolle. Umsay 131 Ballea. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 29.

Hamburg, 7. Oktober. (W.T. B.) Kaffee. (Nackmittags- beri.) Good average Santos pr. Oktober 75, pr. Dezember 743, pr. März 723, pr. Mai 713. Schleppend. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben-Rohzucdker I. Produkt Basis 8809/4 Rende- ment neue Ujance, frei an Bord Hambura pr. Oktober 11,30, pr. Dezember 11,574, pr. März 11,874, per Mai 1195. Sehr fest.

Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Den Morgenblättern zufolge bat sich eine Gruppe hervorragender Zuckerra!fineure dahin geeinigt, für die Chropiner Zuckerfabrik eine neue Aktiengesellschaft zu gründen, die Fabrik von der Konkursmasse fkäuflich zu erwerben und den Betrieb wieder zu eröffnen.

London, 7. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz behauvtet.

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.

9690 Javazucker 123 fes, Rüben-Rohzuder loko 111 feft. Chile- Kupfer 47, pr. 3 Monat 47s.

Glasgow, 7. Oktober. (W. T. B.) Die Vers iffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Wcche 5269 Lons gegen 2381 Tons in der entsprechenden Woche des torigen Jahres,

Bradford, 7. Oktober. (W. T. B.) Wolle stetig, ruhiger ; Garne fest, Spinner beschäftigt; in Stoffen gutes Geschäft.

St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Produtkten- markt. Weizen lcko 7,75. Roggen loko 480 Hafer loko 3,10, Leinfaat loko 10,50. Hanf loko —,—. Talg loko 47,50.

NKußlands Getreide-Erport. In der Woche vom 29. Sep- tember bis 5. Oftober sind über die Haupt-Zollämter 10 626 €00 Pud Getreide ausgeführt worden. Davon entfielen auf Weizen 4370000 Pud (gegen 3333000 Pud in der Vorwoche), Noggen 1 715 000 Pud (gegen 1 058 000 Pud in der Vorwoche), Gerste 3 021 000 Pud (gegen 2686000 Bud in der Vorwocwbe), Hafer 1 444 000 Pud (gegen 755 000 Pud in der Vorwoche), Mais 76 000 Pud (gegen 142 000 Pud in der Vorwoche).

Amsterdam, 7. Oktover. (W.T.B,) Fava-Kaffee good ordinary 955. —- Banfazinn 404.

New-York, 7. Oktover. (W.T. B.) Die Börse eröffnete mit weichender Tendenz, wurde im weiteren Verlauf lebhaft und im allgemeinen fest und {loß recht fest. Der Umsay der Aktien betrug 283 000 Stüd.

Weizen, anfangs stetig, giag infolge von enormen Ankünften in Frühjabrsweizen und auf s{wächere Kabelberichte einige Zeit im Preise zurück. Eine Abnahme in den englischen sihtbaren Vorräthen

Preise fest,

sowie die Abnahme der Zufubren, tvelche auf der Ozean überfahrt be arien find, und rege Kauflust auf den südwestlihen Märkten führten eine lebhafte Reaktion herbei, welcher jedoch ein abermaliges Sinken der Preise auf Abgaben von Baissiers folgte. Schluß stetig. Mais infolge aas Ankünfte und günstigen Weiters fallend wviireni des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen. Schluß stetig. Waarenberiht. Baumwolle-Preis in New-York 92, do. do. in New-Orleans 81/16, Petroleum Stand. white in New-York 7,10, do. do. in Philadelphia 7,05, do. rohes (in Cases) —, do. line Certific. pr. November 125 nom., SHmalz Western steam 6,223, do. Robe u. Brothers 6,50. Mais per Oktober 36, do. per November 393, do. per Dezember 35. Rother Winter izen 647, Weizen per Oktober 632, do. per November —, do. per Dezember 6döt, do. pr. Mai 693. Getreidefracht nah Liverpool 24, Kaffee fair Nio Nr. 7 16, do. Nio Nr. 7 per November 15,15 do. do. per Januar 14,85. M P EReeT clears t Zucker 34, Kupfer 12,15. Bisible Suvply an eizen 41 832000 L s g Mais 5 414 000 Bushels. : R E wee: Chicago, 7. Oktober. (W. T. B.) Weizen, einige Zeit na Eröffnung auf groß: Ankünfte im Nordwesten, schwächere Kabel- berihte und Liquidation der langsichtigen Termine im Preise nach- gebend, erbolte fih später, da die Visible Supvlies geringer geschäßt wurden, . als man erwartet hatte. Lebhafte Verkäufe verursachten jedoch_ ein abermaliges Nachgeben der Preise. Schluß stetig. as einige Zeit steigend nah Eröffnung, später Neaktion. Schluß L Weizen ver Oktober 573, do. per Dezember 987. Mais per Ok- tober 293. Schmalz per - Oktober 5,82, do. per Januar 5,832, Sped fhort clear non. Pork per Oktober 8,40.

Verdingungen im Auslande.

L British-IJndien.

15, Oktober, 2 Uhr. Staatésekretariat für Indien, London: Lieferung von Lokomotiven. Auékunft bei F. Parker, Director general of stores, India office, Whitehall. London SW.

15. Dftober, Mittags. Henry W. Notman, Managing director of the South Indian Railway Company, 55 Gracechurchstreet. London: Lieferung von 5 schmiedeeisernen Bedacungen von 109 K 29 Fuß, 25 & gaivanisierten Wellenblech{s. Bedingungsbeft für 10 Sh. in den Räumen der Verwaltung. Plan für 5 Sh. bei George B. Bruce, 3 Victoriastreet, Westminster, London.

Spanien.

_ 15. Oktober, Mittags. Stadtverwaltung Soria: Elettrische Stadtbeleuhtung. Schätzung 8000 Peseten jährlih. Kaution 1009 Peseten. Auskunft bei obiger Verwaltung.

16. Oftober, Mittags. Stadtverwaltung Valencia: Lieferung von 102 gußeisernen Kandelabern für Beleutung der Glorieta. Vor- anshlag 45 Peseten pro 1009 kg. Kaution 275,40 Peseten. Auskunft bei obiger Verwaltung.

Niederlande.

16. Oktober. Kolonial - Ministerium. In den Räumen der Gesellschast „tot Nat van’'t Algemeen“, N. Z. VoorburgraF No. 212, Amsterdam: Lieferung von Tuch, Kattunzeug, Gußeisen, gewalztem Eisen, Eisen- und Stahldraht, Barrenkuvfer, Kupfer:Blech und -Draht, Weißblech, Holzshrauben, Zink, Werkzeugen, Leder, Riemen, Papier, Farben, Seife 2c.

18. Oftober. Verwaltung der „Coöperatieve stoom ziuvel- fabriek“ in Ried: Lieferung von 54 000 Leinölkuchen.

Serbien.

__7./19, Dftober, Mittags. Direktion der Serbishen Staats- eifenbahn in Belgrad: Schriftliches Angebot mit 10 Dinar Stempel- marke in vers{loffenem Umschlag mit der Aufschrift : „Lieferung von Nägeln und Holzshrauben“. Kaution 200 Dinar. Bei Auszahlung der Lieferung werden 19/0 Obrtsteuer und 1 9/0 Tarengebühren vom Rechnungsbetrag in Abzug gebracht. Lieferung von: 135 000 Stück Nägel mir rundem Kopf 25/25, 2/27 und 4,36 mm, 100 000 Stück Nägel mit glattem Kopf 25/28 und 25/320 mm, 100 000 Stück Nägel mit fleinem Kopf 18/39 und 9/22 mm, 150 000 Stück Tapeziererstifte mit s{arfer Spitze, 19/10 und 19/15; mm, 430 000 Stü Nägel mit glattem Kopf 16/0, 29/20, 2/25, 2/95, 22/30, 22/35, 25/49, 25/12 und 42/80 mm, 35 000 Stück Nadelstifte 19/40 mm, 500 Stück Holzshrauben mit 6 seitigem Kopf 12/82 mm, 500 Stüd Holzshrauben mit 6 scitigem Kopf 1/65; mm, 325 Groß Holzshrauben mit alattem Kopf 25, 8/85, 7/50, 8/35, 6/40, 5/28, 8/35, 65/25, ©/30, 8/25 und 45/20 mm, 180 Groß Holzichrauben mit rundem Kopf §/30, 55/25, 45/20, 45/35, 4/30, 4/25 mm, 60 Groß Holz- {rauben mit gekuppeltem Kopf °/32 und 5/22 mm. Das ganze Material muß von bester Qualität \ogenanntes Wiener Fabrikat sein. Die Preise sind bei jeder Position anzugeben. Muster liegen in der Defonomie-Abtheilung der Direktion aus. Uebernahme findet in den Nisher Werkstätten ftatt.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, s. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ is am 95. Oktober Vormittags von New-York nah der Weser abgegangen. Der Postdampfer «Willehad*" hat am 5. Oktober Nachmittags Prawle Point passiert. Der Postdampfer „Braunschweig“ hat am 5. Oktober Nachmittags St. Catherines Point vassiert. Der Schnell- dampfer „Saale“ ist am 6. Oktober Abents in Gibraltar an- ra Der Schnelldampfer „Ems“ hat am 6. Oktober

bends die Reise von Southampton nah New - York fort- geseßt. Der Postdampfer „Straßburg" hat am 6. Oktober Vormittags die - Reise von Vigo nah dem La Plata fort- geseßt. Der NReichs-Postdampfer „Bayern“ i am 6. Oktober Morgens in Genua angekommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm 11.“ hat am 7. Oktober Nachmittags Hurst Castle passiert. Der Postdampfer „Salier“ hat am 6. Oktober Abends Dover passiert. Der Postdampfer „Dresden“ hat am 7. Oktober Nachmittags Dover passiert. Der Reichs. Postdampfer „Olden- burg“ ist am 6. Oktober Nachmittags in A den angekommen. Der Postdampfer „Craigearn“ ist am 7. Oktober Morgens in Ant- werpen angetommen.

Hamburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Hamburg -Ameri- kanishe Padetfahrt-Uktiengesellshaft. Der Postdampfer eHungaria® ist beute in St. Thomas eingetroffen.

London, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Gaul* ift auf der Ausreise Sonnabend von Southampton ab- a-gangen, Der Castle-Dampfer „Dunottar Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimceise in London und der Castle- Dampfer „FRoslin Castle“ in Southampton angekommen. Der Caîtle- Damvfer „Methven Castle“ ist am Sonnabend auf dec Ausreise in Mauritius angekommen. Der Castle-Dampfer „Harlech Castle“ hat am Sonnabend auf der Ausreise die Canarischen Inseln pasfiert.

Theater und Musik.

S Konzerte.

Der erste Kammermusik- Abend der Herren Professor Carl Halir, Carl Markees, Adolf Müller und Hugo Dechert, welcher gestern im Saal Bechstein stattsand, wurde mit Beethoven's Streichquartett in F-moll op. 95, einem der s{chwierigsten und tiefsten Werke des Meisters, in vortreffliher Ausführung eröffnet. Es folgte die zum ersten Mal hier gespielteSonatein Es-dur fürKlarinette und Klavier, op. 120 Nr. 2, von J. Brahms, die, in den ersten Sätzen an den Skil Beethoven's si anschließend, klar und melodish ge- halten ift, aber erst in den Schlußvariationen die volle Originalität des Komponisten zur Geltung kommen läßt. Die später folgende erste Sonate desfelben op. 120 des Meisters läßt gewissermaßen die umgekehrte Anordnung der Gedankenfolge erkennen. Mit gewaltigen NRhythmen und oft sehr komplizierten harmonischen Fortschreitungen ist der ganze erste Saß ausgestattet, während in den folgenden Säßen die melodishen und rhethmishen Gestaltungen zuweilen etwas Tanzartiges annehmen. Beide Sonaten wurden von dem