1895 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

gewerbetehnischen Räthen bei den Königlichen Regierungen in den genannten Städten verliehen worden. Gleichzeitig find sie zu Aufsihtsbeamten im Sinne des § 139 þ der Gewerbe- ordnung vom 1. Juni 1891 für die Bezirke dieser Regierungen bestellt worden.

Der Hütten-Direktor, Bergrath Bolte ist von Altenau

nach Klausthal verseßt.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Wasser-Bauinspektor Hippel, bisher beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals in Dörpen beschäftigt, ist der König- lichen Regierung in Stettin zur dienstlihen Verwendung über- wiesen worden.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Amtsgerichts - Rath Schnißler in Köln als- Landgerichts-Rath an das Landgericht daselbst, der Amtsrichter Dr. Daniel in Osterholz als Landrichter an das Landgericht in Lüneburg, der Amtsrichter Jost in Herne als Landrichter än das Landgericht in Duisburg, der Amtsrichter Potempa in Myslowiß an das Amtsgericht in Kosel und der Amtsrichter Dunker in Bergen a. R. an das Amts- gericht in Hannover.

Dem Landgerichts - Rath Friemel in Schweidniß und dem Amtsgerichts - Rath Appelius vom Amtsgericht T in tr ist die nahgesuhte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Der Bankdirektor Dr. von Mieczkowski in Pojen ist zum Handelsrichter bei dem Landgericht daselbst ernannt.

In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts- anwalt, Justiz-Rath S chmidt bei dem Landgericht in Graudenz, der Rechtsanwalt, Justiz-Rath Pelizaeus bei dem Land- gericht in Hannover, der Rechtsanwalt Volkmer bei dem Amtsgericht in Frankenstein und der Rechtsanwalt Dr. Will - mann bei dem Landgericht in Meiningen und dem Amts- gericht in Suhl.

In die Liste der Rechtsanwalte find eingetragen : der Nechtsanwalt Obuch in Königsberg i. Pr. bei dem Ober- Landesgericht daselbst, der Gerichts- Assessor Wegener bei dem Landgericht in Hannover, der Gerichts-Assessor Herter bei dem Landgericht in Koblenz und der Gerichts-Assessor Nichard Wolff bei dem Landgericht in Stettin.

: EET Senats-Präsident beim Kammergeriht Golz is ge- storben.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. Oktober.

Der Ausshuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sißung.

Der Präsident des Reichs-Eisenbahnamts Dr. Schulz und der Wirkliche Geheime Ober-Baurath Strectert sind aus Süddeutschland zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte in Stuttgart von Holleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Königlichen Gesandtschaft Freiherr von Wangenheim ais Geschäftsträger.

Der hiesige niederländishe Gesandte Jonkhecr van Tets van Boudriaan hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Legarions-Sekretär Jonkheer van Eys van Lienden als Geschäftsträger.

Der hiesige brasilianishe Gesandte Baron Jtajuba hat Berlin mit längerem Urlaub verlafen. Vahrend seiner Ab- wesenheit fungiert bis zum Eintreffen des Ersten Legations- Sekretärs der Zweite Sekretär der hiesigen brasilianishen Ge- sandtschaft Fausto de Agu1ar als Geschäftsträger.

Der Regierungs-Assessor Freiherr von Meerscheid t - Hüllessem zu Stettin ist der Königlichen Regierung zu Marienwerder und der bisher dem Landrath im Kreise Niederung zugetheilte Regierungs-Assessor Bank zu Heinrichs- walde der Königlichen Polizei-Direktion in Stettin zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Nach ciner telegraphishen Meldung an das Ober- Kommando der Marine ist S. M. S. „Arco na“, Komman- dant Kapitän zur See Sarnow, gestern in Swatau ein- getroffen.

Bayern.

Der Abg. Grillenberger hat gestern folgenden Antrag in der Kammer der Abgeordneten eingebracht:

„Die Kammer wolle beschließen, zu erklären: Die in den Sißungen der Abgeordnetenfammer vom 2. und 4. d. M. abgegebenen Ertlä- rungen der Staatsregierung über die Vorgänge in Fuhsmühl find un- zulänglich und nit geeignet, die verfassungsmäßige Verantwortung dec Staatsregierung zu entlasten. Die zuständigen Behörden baben den teredtigten Klagen und Beschwerden der holzbezugs- berecbtigten Bauern von Anfang an nicht die pflihtgemäße Beachtung geientt und sih im ganzen Verlauf der Sache den Verhältnissen in feiner Weise gewachsen gezeigt. Nachdem die bedrängten Bauern dadur geradezu zur Selbsthilfe gedrängt worden waren, wußte die Verwaltungsbehörde keine andere Lösung herbeizuführen, als das Militär zu rufeg und demselben in überstürzter Hast die Macht zu übertragen, wodurch Blutvergießen entstand und der herz- losen Gewinnsuht eines Einzelnen sogar Menschenleben geopfert wurden. Die Kammer fvucht wegen dieser Vorgänge der Staats- regierung den entschiedensten Tadel aus.“

Zur Verhandlung gelangte in der gestrigen Sizung der Kammer der Abgeordneten die Fnterpellation des Abg. Grillenberger und Genossen, betreffend die in jüngster Zeit in bayerishen Kajernen vorgekommenen epidemieartigen Typhus-Erkranfungen. Der Kriegs- Minister Freiherr von As erklärte sih außer stande, zuzugeben, daß die Schuld an den Erkrankungen in Passau, Erlangen und Bamberg ia der Verpflegung gelegen habe: die Ursache sei vielmehr in den Waßer- und Bodenverhältnissen zu suchen. Während die Abgg. Pichler und Wimmer (Passau) bei der gegentheiligen Anjicht beharrten, trat der Abg. Dr. Aub vomarztlichen Standpunkt aus den Darlegungen des Ministers bei.

Heffen.

Pei Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Sergius sowie der Großfürst Paul von Rußland sind gestern Nachmittag von Darmstadt nah St Petersburg abgeretst. :

Mecklenburg.

Der Landtag ist auf den 13. November d. J. nach Sternberg einberufen worden. «

Reuß j. L. Der Landtag wird am 27. d. M. in Gera zusammen-

treten. Schaumburg-Lippe.

Seine Durchlaucht der Fürs empfing am 10. d. M. im Schlosse zu Bückeburg in feierlicher Audienz den Königlich preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Hofe zu Oldenburg, Kammerherrn, Legations- Nath von Bülow, der ein Schreiben Seiner Majestät des Kaisers und Königs überreichte, durch welches er in gleicher Eigenschaft am Fürstlihen Hofe beglaubigt wird. Nach der Audienz fand unter Zuziehung des Gesandten Galatafel statt.

Oesterreich-Ungarn.

Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Enthebung des Freiherrn von Bruck von dem Botschafterposten in Nom unter Verleihung des Großkreuzes des Leopold- Ordens und die Ernennung des Sektionschefs Freiherrn von Pasetti an seiner Stelle. j

Der Finanzaus\huß des ungarischen Unter- hauses hat den Voranschlag des Ministeriums des Innern angenommen. Jm Laufe der Debatte erflärte der Minister des Jnnern Perczel: alle seitens der Preßorgane gegen die Regierung erhobenen Anklagen wegen angeblicher, bei den diesjährigen Reichstagswahlen vorgefallener Miß- bräuhe bei der Zusammenstellung der Wählerlisten seien durchaus unbegründet. Die Regierung habe dieselben Fnstruktionen ertheilt wie im vergangenen Jahre und habe ih überhaupt jeder unzulässigen Einmischung enthalten.

Großbritannien und Frland,

Die Königin hai Slatin Pascha den Bath-Orden verliehen.

Frankreich.

Der russishe Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow- Rostowsky hat gestern Abend Paris verlassen und die Rüd- reise nah St. Petersburg angetreten.

In der gestrigen Sißung der Budgetkommission verlas Pelletan seinen Bericht über die Marine. Er fritifierte im allgemeinen den Bau der Häfen, den Flotten- bestand, die übergroße Anzahl von Stabsoffizieren und {lug Ersparnisse von 16 Millionen vor, besonders durh eine Um- gestaltung der Arsenale und eine Verminderung der in aus-

wärtigen Gewässern befindlichen Flottenabtheilungen. Spanien.

Der General Weyler, kommandierender General der Provinz Catalonien, welcher in Madrid weilte, hat ih, dem „W. T. B“ zufolge, nah Barcelona zurückbegeben, um dort die Wiederherstellung der Ruhe zu sichern.

Die spanishe Unabhängigkeitspartei auf Portorico hat beschlossen, der Regierung ein Kanonenboot zu schenken ; dasselbe soll zum Andenken an den verstorbenen Führer der Partei den Namen „Ubarri“ führen.

Niederlande.

Der frühere Minister des Auswärtigen Hartsen ist ge- storben.

Belgien.

Aus Brüssel meldet „W. T. B.“ : gutem Vernehmen nah sei die Meldung der „Jndépendance Belge“ unrichtig, daß Lieutenant de la Kethulle an der Expedition Van Gele theilnehmen werde. Lieutenant de la Kethulle werde in nächster Zeit ein Kommando im Distrikt von Bangala über- nehmen.

Türkei,

Die Botschafter hatten, wie „W, T. B.“ aus Konstanti- nopel berichtet, vereinbart, daß die Dragomane mit Hilfe der Kirchenvorstände die in die Kirchen geflüchteten Armenier zum Verlassen der Kirhen mit der Versicherung be- wegen sollten, daß sie keine Verhaftung und keinerlei An- griffe zu befürchten hätten ; die Regierung habe sich gegenüber den Botschaftern hierzu verpflichtet. Daraufhin sei die Kirche in Kum-Kapu ohne Zischenfall geräumt worden. Die vollständige Räumung der Kirche in Pera stehe jedoch noch aus, da bis jezt nur einige Hundert Flüchtlinge heimgekehrt seien. Es sei Aussicht vorhanden, daß die Räumung aller Kirchen gelingen werde, zumal da sih die türkischen Behörden hierfür redliche Mühe gäben.

Vor Trapezunt, wo es am 9. d. M. zu Ausschreitungen gegen die Armenier gekommen war, ist ein russishes Kriegs- \chiff zum Schuß der dortigen russishen Unterthanen ange- kommen. Auf die Vorstellung des Gouverneurs, es könnte die moha- medanisce Bevölkerung aufregen und weitere Folgen nah fih ziehen, wenn das Schiff in den Hafen einlaufen jollte, nahm der Kommandant desselben von der Einfahrt Abstand. Das Schiff manövriert längs der Küste und unterhält durch ein Handels\chif Signalverbindung mit der Stadt.

Serbien.

Der in das Ministerium des Auswärtigen verseßte bis- berige Sekretär der serbishen Gesandtschaft in St. Petersburg Paul Marinkowic ist zum Stellvertreter des Leiters der politishen Abtheilung, der Sekretär J. Christic zum Stell- vertreter des Leiters der administrativen Abtheilung er- nannt worden.

Die Miiglieder der Drira-Regulierungskommission sind gestern nah Schabay abgereist.

Amerika.

Nach einer Meldung aus Havanna haben die Auf- ständischen eine Dynamitbombe auf einen Eisenbahn- zug geschleudert. Ein Reisender wurde getödtet, sechs ver- wundet.

Das Packctboot „San Francisco“ ist aus Buenos Aires mit 835 Emigranten, welche sich als Freiwillige haben anwerben lassen, in Santiago auf Cuba eingetroffen.

Afrika.

Der „Jndépendance Belge“ zufolge, sind die Lieutenants Shaw und Bolen in derselben Weise wie Hauptmann Pelzer von s{hwarzen Soldaten in Luluaburg niedergemegzelt worden. G

Australien.

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Auckland: dort eingetroffenen Berichten aus Samoa vom 4. Oktober zufolge hätten daselbst mehrere große Zusammenkünfte der Eingeborenen stattgefunden, bei denen viel über Feindseligkeiten geredet worden sei, ohne daß es zu Nuhestörungen kam. Eine Anzahl be- waffneter Eingeborener habe einen deutschen Ansiedler von einer ihm durch den höchsten Gerichtshof zugesprohenen Insel vertrieben. Ein deutsches Kriegsschiff sei entsandt worden, um die Uebelthäter zu bestrafen und den Mann in sein Eigenthum wiedereinzuseßen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Landgerichts-Rath Greiß, Mitglied des Reich s- tags für den 1. Kölner Wahlkreis und des Hauses der Abgeordneten für den 1. Kölner Wahlbezirk, ist gestern gestorben.

Entscheidungen des Neichsgerichts,.

se Bezug auf § 704 11 1 des Preußishen Allgemeinen Land-

reis: „Grobe Verbrechen gegen andre, wegen welcher ein Ehegatte harte und {mählihe Zuchthaus- oder Festungs- strafe nah Urtel und Recht erlitten hat, berehtigen den daran unshu!digen Theil, die Scheidung zu suchen.“

hat tas Reichsgericht, 1V. Zivilsenat, durch Urtheil vom 14. März

1895 ausgesprochen:

1) Der Eherichter hat seine Feststellung auf die erfolgte Be- \strafung und darauf, ob die Strafe als harte und schmählihe Zucht- haus» oder Festungsstrafe zu beurtheilen sei, zu beschränïen, einer weiteren Naprüfung aber bezüglih der Richtigkeit des strafgericht- lichen Thatbestandes si zu enthalten.

9) Der Umstand, ob das Verbrechen gegen Dritte oder den eigenen Ehegatten verübt worden, fällt nicht ins Gewicht.

3) Eine Ve rzeihun g des begangenen Verbrechens seitens des daran unschuldigen Theils kann von diesem bereits vor erfolgter Aburthei- lun g des Verbrecers wirksam erfolgen. „Wenn auch durch die Begehung des Verbrechens allein der Ehescheidungsgrund des § 704 noch nicht gegeben wird, fo ist die Strafthat doch insofern die Grundlage dieses Ehevergehens, als die Verurtheilung und Bestrafung nur die von den Willen des Thâäters unabhängigen Folgen der Strafthat bilden, und es steht deshalb begrifflich der Annahme nichts entgegen, daß die aus der verbrecerishen That und ihren weiteren Folgen si ergebende Beleidigung des anderen Theiles von diesem bereits vor erfolgter Aburtheilung des Verbrechens verzieben werden kann.“ (29/99.)

Gegen die wahrheitswidrigen Ausftreuungen eines Gewerbetreibenden in Bezug auf einen Konkurrenten, daß dieser niht beretigt sei, das Konkurrenzgeshäft zu betreiben und daß die polizeilihe oder gerihtlihe Schließung dieses Geschäfts veranlaßt werden würde, ist, nech einem Urtheil des Neichëgerichts, I. Zivilsenats, vom 27. März 1895, der Konkurrent eine Feft- stellungsflage zu erbeben berechtigt, mit dem Antrage auf Anerkenntniß, daß Beklagter nicht berechtigt ist, den Betrieb des klägerischen Gesd\äfts in irgend ciner Weise zu hindern. Sind diese abe Ae Auéstreuungen von dem Direktor einer Aktiengesellschaft ausgezangen, # ist die Feststellungsklage gegen die Alktiengefellshaft zulässig. „Die Feststellungsflage ist nit bloß wegen eines außerhalb eines Rechtsverhältnifses zwischen den Parteien liegenden wirth\caftlihen Interesses, auch nit wegen eines bloßen Eingriffs in die Gewerbefreiheit erhoben, sondern es handelt sich um eine auf Grund eines angeblihen Rechts der Be- flagten angedrohte Beseitigung des klägerishen Gewerbebetriebs, und ist daher die Klage auf ein redtliches Interesse gegründet, welches für die Parteien bezl. cines bestimmten Rechtéverhältnisses von Bedeutung ist. Der erste Nevisionsangriff wegen Verleßung des § 231 Z.-Pr.-O ist daher verfehlt. . . Um ein Vertrcagsverhältniß handelt es fih über- haupt nit, sondern um ein Vorgehen der betr. Personen (der Di- rektoren) im Interesse der von ihnen vertretenen Gesellschaft, welches als rechtéwidrig zu gelten bat, wenn der Beklagten ein Verbietungs- recht gegen die Kläger nicht zusteht. Für solche rechtêwidrige Hand- lungen ihrer Vertreter ist aber die Gesellschaft haftbar.“ (445/94.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts,

Der Uebergang der Polizeiverwaltung in ländlichen Ortschaften auf die Polizeiverwaltung einer angrenzen- den Stadt, bei Aufrechterhaltung der kommunalen Selbständigkeit der betrefenten ländlihen Ortschaften, bewirkt, nah einem Urtbeil des Ober: Verwaltu ngsgerichts, 1V. Senats, vom 29. Juni 1895, der Regel nah nit eine Personalunion, sondern eine Polizeibezirks- Reränderung, und die Polizeiverfügungen in den betreffenden ländlichen Gemeinde- und Gutébezirken sind als die Verfügungen einer städtischen Orts-Polizeibehörde zu erachten, gegen welche gemäß § 128 des Landeéverwaltungêgeseßes Klage beim Bezir ké- Ausschuß zu erheben ist. Der Polizei - Direktor zu Pofen verwaltet die ortépolizeilihen Geschäfte der Ortschaft J. bei Posen auf Grund einer Bekanntmachuag der Regierung zu Posen, wonach der Polizeibezirk der Königlichen Polizei - Direktion zu Posen vom 1. November 1873 ab dabin verändert wird, daß die gesammte Polizeiverwaltung in I. und dret anderen Nachbarortschaften von dem Königlichen Landrathsamt beziehentlih von dem betreffenden Polizet- Distriktêäamt auf das Königliche Polizei-Direktorium zu Posen über- geht. Durch ortépolizeilihe Verfügung wurde einem Hauseigenthümer in F. bei Posen aufgegeben, vier näher bezeihnete Zimmer räumcn zu lassen, da diese Zimmer nah dem Gutachten des Kreiépbrsikus als aesundbeits\chädlich und unbewohnbar zu erachten seien. Diete Ber- fügung griff der Hauseigenthümer durh Klage beim Be irféaus\chuB an. Der Bezirksaus\{buß erklärte sich für unzuständiga, da der_&Lt- flagte (der Polizei-Direktor zu Posen) die Berfügung der Wr1t- Polizeibehörde auf dem Lande erlassen habe und deshalb gemaß & 128 zu a des Landesverwaltungégeseßes der Kreisaus\chuß ¿ur Entscheidung in erster Instanz zuständig sei. Diese Ansicht wurde vom Ober-Verwaltungsgeriht gemißbilligt, indem es begründend aut führte: „Dadurch, daß der Polizeibezirk als solder verändert worden ilt, wird die Annahme ausgeschlossen, daß lediglich cine Perfonalunton g schaffen sei. An sih wäre eize Organisation dahin, daß der Vorsteher der Königlichen Polizei-Direktion zu Posen neben hec auch noch die Geschäfte eines Polizeidistrikts-Kommissarius bezw. des Landraths i Bezug auf die qu. vier Octshaften wabrzunehmen hätte, wohl denf- bar, daun läge aber eine Bezirksveränderung, wie sie offenbar bea?- sichtigt war, niht vor. Daß eine solche Bezirkêveränderung bezl. Der Verwaltung der Polizei allein, also bei Aufrechterhaltung der fom- munalen Selbständigkeit der betr. Ortschaften, mit dem Wesen der Polizeiverwaltung wohl vereinbar und deshalb zulässig ift, ergiebt N aus 8 49 a. der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872/19. März

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Statistik. und Volkswirthschaft.

Invaliditäts- und Altersversicherung.

Nei der Invaliditäts- und Altersversiberungéanstalt Berlin find im Laufe des Vierteljahrs Juli-September 1895 90 Anträge zuf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. Juli 1895 lagen noch 28 Anträge vor, hinsihtlich deren die Entscheidung noch ausstand. Von diesen 118 Anträgen sind bewilligt 68, abgelehnt 11, anderweit erledigt 7 und unerledigt auf das folgende Nierteljahr übernommen 832. Bis zum 1. Oktober 1895 waren insgesammt bewilligt an Altersrenten 2925. Von diesen sind aus- eschieden durch Tod 517, aus anderen Gründen 49, zusammen 566, sodaß am 1. Ofktoker 1895 2359 Altersrentenempfänger vorhanden waren. Innerhalb des gleihen Vierteljahrs sind 361 Anträge auf Gewährung von Invalidenrente eingegangen und 88 un- erledigt aus tem Vorvierteljahr übernommen. Von diefen 449 In- validenrentenanträgen find 227 bewilligt, 94 abgelehnt, 23 anderweit ecledigt, 105 unerledigt auf das folgende Quartal übernommen wor- den. An Invalidenrenten sind bis zum 1. Oktober 1895 überhaupt 9948 bewilligt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 460, aus anderen Gründen 45, zusammen 505. Mithin war am 1. Dktober 1895 ein Bestand von 1743 Invalidenrenten- Empfängern aufzuweisen,

Zur Arbeiterbewegung

Aus Breslau meldet „W. T. B.*, daß der sozialdemo- fratisheParteitag gestern, einem Antrag Kautsfky entsprechend, den Programm- Entwurf der Agrarkommission verworfen hat. In der gestrigen Nachmittagsfißung wurden auf den Antrag des Abg. Bebel folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der Parteitag empfiehlt denjenigen Arbeiten und Arbeiterorganisationen, die ohne Schädigung der Arbeiterinteressen den 1. Mai neben anderen Kund- gebungen auch durch Arbeitsrube feiern können, diese eintreten ¿u lassen; 2) die Partei fordert die Parteigenossen auf, den rächsten in London {stattfindenden internationalen Arbeiterkongreß dur Ver- treter möglist zahlrei zu beschickcn. Alsdann gelangte noch ein Antrag zur“ Annahme, der die Vertreter der sozialdemokratischen Partei im Reichstag auffordert, die Ausdehnung des geseßlichen Arbeiterschußzes auf die Hausindustrie sowie die Kontrole aller haus- irdustriellen Betriebe zu beantragen.

In Leipzig verhandelte eine Versammlung der Steinarbeiter (Steinmetzen u. |. w.) am Donnerstag über den Unterstüßungsfonds, der, wie die „Lpz. Zkg.“ mittheili, 3000 4 in den Einnahmen und iber 2000 A in den Auêgaben aufwcist. Die Aaitationskommi!sion für das Königreib Sachsen, das Herzogthum Sachsen-Altenburg und die thüringishen Länder tlagte in ihrem hierauf erstatteten Bericht über das langsame Vorschreiten der Organisation. Zur Beseitigung auf den Leipziger Werkpläßen angeblich cingerissener tarifwidriger Nebel1tände soll die aroZe Lohnkommission aus Meistern und Ge- vilfen bestehend einschreiten. In einer Versammlung der Bau- i{losser wurden die Lohnverhältnisse als fo dürftig geschildert, daf: die Gebilfen demnächst in eine Lohnkeroegung einzutreten ge- nôtbigt wären.

Hier in Berlin beabsichtigen, cirer Mittheilung der „Voss. Ztg.“ ufolge, die in der Gold- und Silberwaarenindustrie be- châftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zur diesjährigen Weibnachts- ¿eit in eine Lohnbewegung einzutreten. Nachdem in Sonder- versammlungen die Juweltere, Goldarbeiter und Silberarbeiter d für, die Besteckarbeiter gegen eine Lohnbewegung aus- gesprohen hatten, wurde in einer am 9. d. M. abgehaltenen gemeinsamen Versammlung der Eintritt in eine Lohnbewegung beschlossen. Es soll für Ueberstunden ein Lohnaufshlag von 50 v. H., tür Nachtarbeit ein solcher von 100 v. H. gefordert werden. Ferner joll in den Geschäften, wo noch die zehnstündige täglihe Arbeitszeit besteht, die neunstündige zur Einführung gelangen und die Beseitigung der Kellerwerkstätten angeftrebt werden.

In Züri ch befinden sich, wie dem Berner „Bund" geschrieben wird, gegenwärtig 80 Glaser und 47 Hafner (Töpfer) im Ausstande.

Nach Mittheilung des Stat istishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29 September bis inkl. 5. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 883 Lebendaeborene, 670 Ekteshließungen, 32 TLodtgeborene, 555 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Den „Amtlicen Bericßten aus den Königlichen Kunstsamm-

lungen" (Beilage zu dem „Jahrbuch dev Königlich Preußischen Kunstsammlungen“, 16. Band, 3. und 4. Heft: Berlin, G. Grote’she Verlagsbuchhandlung) entnehmen wir über Neuerwerbungen der Königlicen Museen durh Ankäufe bezw. Geschenke in der Zeit vom 1. Januar his 30. Juni d. J. Folgendes : _ Der Sammlung der Gipsabgüsse wurden aus dem von Seiner Majestät dem Kaiser und König veranstalteten Wetibewerdö zur Ergänzung des „weiblihen Kopfes aus Pergamon“" überwiesen: die Ergänzungen von Professor Begas (außer Wettbewerb), R. Felderhoff (Preis von 1000 46) und Graf Göry (ehrenvolle An- erternung). Erworben wurden Gipsabcüsse vom Kepf des sogenannten Avollo Piombino im Louvre und von der kleinsten der fogenannten Tänzerinnen aus Herculaneum im Museo nazionale zu Neapel. _ Dem Antiquarium sind von seiten des Ministeriums die Xuntstücke zugewiesen worden, welche Dr. M. Ohnefalsh-Richter im Jahre 1894 auf drei Punktcn bei Idalion (Cypern) auf der östlichen Akropolis in dem sogenannten Heiligthum der Kurotrophos und in der Nekropole gemacht hat. Diese kyvrisden Funde sind in zwei Lotalen untcrgebraht. Die Masse der kleinen, gleichartigen Gefäße und Geräthe is in dem Magazin, nah den Fundorten geordnet, niedergelegt. Die hervorragenden Stüde sind im Gang des Treppen- hauses, über den das Antiquarium verfügt, mit den früher erworbenen Werken fkyprischer Plastik zu einem tleinen Museum vereinigt. An der den Gang \chließenden Wand sind die erheblichiten Fundstücke der leßten Ausgrabung angefügt, nämli zwei ansehnliche Bruchstücke vhönifish-fyprischer Pilasterkapitäle und ein G-abrelief, ebenfalls aus Stein. Unter den Terrakotten is eine Statuette (wahrsceinlich Herakles) von besondercm Interesse, Eine s{hwarze, gefirnißte Schale mit griehiswer Inschrift und eine Thonlampe mit eingeritter kvprisher Inschrift, die noch nicht sicher gelesen ist, sind unter den Alterthümern ausgestellt. E

Für die Sammlung von Bildwerken der christlichen Epoche wurden aus dem früher exwähnten Legat des un vortgen Jahre verstorbenen Architekten Rudolf Springer (im Betrage von 3000 M) eine Florentiner Cassapanca vom Anfang des XVT1. Jahrhunderts und eine fleine Florentiner Bronzcfigur (nackte liegende Frau, shreibend) erworben. Ferner bat die Abtheilung der Bronzen eine hervorragende Bereicherung erfahren durch C1werbung der tleinen, aber sehr gewählten Sammlung von Mir. Henry Pfungst in London. Die beiden Hauptstücke derselben sind eine große Büste eines Conte del Negro; Privatsekretärs Papst Clemens VI11., eine groß aufgefaßte und breit behandelte Arbeit aus der Mitte des Cinquecento, und etne David-Statuette von Donatello. Letztere ist ein Vollguß des Wachb- modells und ohne jede Retouce; daher giebt sie die Skizze in voller Frische wieder und zeigt vor der Marmorstatue im Palazzo Piartelli, die danach, wobl mit Beihilfe von Schülern, gearbeitet wurde, große Vorzüge. Beide Werke sind in ihrer Aut gleich hervorragend. Nußer- dem befinden sich in der Sammlung : ein heiliger Hieronymus von VBertoldo, ein Pferd, das wobl auf ein Modell Leonardo's zurügeht, die Statuette des Mark Aurel mit reich orna- mentiertem Sockel aus der Mitte des X V1. Jahrhunderts (ein zweites Gremplar im Bargello), Giovanni di Bologna’s Gruppe des Herkules uno Nessus, die Gruppe der Tugend, die das Laster überwindet, von Sellini, von der {on ein anderes abweichendes Exemplar in der gnmlung vorhanden ift (aus der Sammlung Falke), ein groyer Merfur, angebliß von Tacca, sowie mehrere Thiere. Diese Er-

werbung wurde ermöglicht dur ein Allerböhstes Gnadengeschenk und dur Zuwendungen einiger ungenannter Gönner des Museums. Außerdem kamen als Geschenke an die Abtheilung: die Holzfigur einer weiblichen Heiligen, aus Hagenau i. E. stammend, der Zeit und Richtung Schongauer?s nabestehend, die dem Syrlin nahestehende Halbfigur des Propheten David in ihrer feinen ursprünglihen Fassung, ein Geschenk des Hofantiquars Julius Böhler in Mürcben, ein in sciner alten Bemalung trefflih erhaltenes Madonnenrelief von Jacopo Sanfovino und endli eine der fogenannten „Alsengemmen“, ein besonders E figurenreiches Intaglio mit der Darstellung der Anbetung der ônige.

g In der Gemälde-Galerie war es dur die Erwerbung des „Anêlo* von Rembrandt, der für eine genügende Beleuchtung noth- wendig Seitenliht bedurfte, erforderlich geworden, einen größeren Raum für die seit der Uinstellung im vorigen Jahr in einem Kabinet ver- einigten Gemälde Rembrandt's herzustellen. Dies is dadur ge- schehen, daß dur Fortnahme einer Wand zwei Kabinette der Ostseite in eins zu}zmmengezogen sind. Hier haben jeßt sämmtliheGemälde Rembrandt?s, einsließlid des Anslo, ihren Platz gefunden. Der auf solhe Weise für die Aufstellung einer Reibe guter bolländischer Gemälde verloren gegangene Raum wird dadurch wieder gewonnen werden, daß ein jeßt zu Direktorialzwecken benußtes kleines Kabinet (nah Herstellung eines neuen Raumes für die Direktion) für die Aufuahme der kleinen Bilder der vlämishen Schule hergerichtet wird. Sämmtliche Kabinette der Ostseite werden dann nur Gemälde der bolländishen Schule enthalten.

_ Das Münzkabinet erwarb 884 Stück: 20 in Gold, 715 in Silber, 103 in Kupfer, 1 Stück Papiergeld, ein goldenes, münzartiges Schmuckstück, 1 Steinmodell eine: Medaille, 33 Siegelstempel. Be- sonders wichtig sind zwei Kupfermünzen von Kerkinitis in der Krim, eine davon mit der Namensform Karkinitis und stehender Nike, Rük- seite: Löwe einen Stier tödtend (ein von russisWen Gelehrten in neuester Zeit bekannt gemachtes wichtiges Unikum), sowie die nur in sehr wenigen Exemplaren vor kurzem in Egypten gefundene Münze der Kaiserin Titiana, Gemahlin des Pertinax (vor den neuen Funden nur in zwei Eremplaren bekannt). Eine ganz hervorragend \{chöne Erwéirbung is das Steinmodell dcr vortrefflihen Nürnberger Mezaille auf Hieronymus Holzshuer, ein würdiges Gegernstück zu Dürer's Bild in der Gemälde-Galerie. Ferner erhielt die Sammlung eine Reibe zum theil werthvoller Geschenke: vom Verein zur Wiederherstellung und Auss{mückung der Marienburg eine reiche Auswahl von Denaren des XI. Jahrounderts aus dem Funde von Mgowo in Westpreußen, darunter einen Denar des berühmten Herzogs Ernst von Schwaben, Stiefsohns Kaiser Kontad?'s I…1., geprägt in

Zürich.

Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum sind zu den großen Bildstickereien dec Frau Henriette Mankiewicz jeßt noch zwei fleinere Tafeln hinzugekommen; auf der einen Tafel sieht man einen Feldblumenstrauß in zierlihster und dabei völlig malerischer Ausführung; die andere bildet die (Fcke einer Tischdecke und zeigt Ornamente mit Distelmotiven. Die AussteUung wird am morgigen Sonntag bereits geslossen.

Land- und Forstwirthschaft.

Weinsberg, 11. Oktober, (W. T. B.) Die NawŸricht, daß in den Weinbergen bei dem Dorfe Shwabbach ein Reblaus- herd gefunden worden fei, bestätigt sch nicht.

Handel und Gewerbe.

Têôglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Nubr find am 11. d. M. gestellt 10 573, nit recht zeitig gestellt 2120 Wagen.

In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 3486, nicht reh1- zeitig gestellt 1283 Wagen.

Zwangs-Verstetgerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 11. Ofktoker die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Neue Rofßstraße 3, den Shmucck? schen Erben gehörig; Nußungs- werth 11 840 4; Ersteher wurde der Kaufmann Wilhelm Schulz, Michaelkirhplaßz 24, für das Gebot von 190 000 A Soldiner- straße 37, dem Drechslermeister W. Pasewark gehörig; Nußungs- werth 11840 4; Meistbietender blieb der Kaufmann Mar Mühblenthal, Schiffbauer Damm 29, mit dem Gebot von 169 400 A. Plantagenstraße 39/40, Ecke Pasewalker- straße 6, dem Bauunternehmer B. Müller gehörig; Nuzungéwerth 12 000 M; mit dem Gebot von 191 090 M blieb der Ziegeleibesiger E. Jung zu Berlin, Meistbietender.

Wie die „Köln. Volksztg.“ vernimmt, erhöhten die nieder- rheinisen Waterspinnereien und die rheinish - westfälischen Mulespinnereien die Mindestpreise für Nr. 20 Water aus atmeri- tfanisher Baumwolle auf 72 4 für das englishe Pfund, für Nr. 12 Water aus Surats auf 63 S, für Bibercops Nr. 4—6 auf 58 für das halbe Kilo.

Breélau, 11. Ollober (W. L. V) GMelreide= und Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 1009/6 exkl. 50 .46 Ver- braud:Sabgabe pr. Oftober 52,90, do. do. 70 6 Verbrauch8abgabe pr. Oktober 32,80, do. do. Rüböl pr. Oktober 43,00, pr. Mai Aa300 U s

Magadebura, 11. Bilober, (W, L. D) DUCerd Kornzucker exkl., von 92 9% —,—, neue 11,70—11,55 Kornzucker c 88 ©/ Rendement 11,00—11,30, neue 11,20—11,30. Naäprodukte erkl, 750/« Rendem. 7,80— 8,88. Ruhiger. Brotraffinade T 23,50. L nade 11 23,25. Gem. Raffinade mit Faß 23,872—24 00 mit Faß- 23,2%. Ruhig. MRohzucker 1. Prcdukt Trauf. Hamburg pr. Oktober 10,925 bez. und Br., pr. November-D 11,05 Gd,, 11,074 Br., pr. Januar-März 11,30 bez., 11,32F 3 April.Mai 11,477 bez. und Br. Ruhig. Wocben: zuckergeschäft 726 000 Ztr. :

Leivzig, 11. Ditober, (W. 2. D. handel. La Plata. Grundmuîiter B.

November 3,30 4, pr. Dezember 3,30 #

Februar 3,327 M, pr. März 3,39 46, pr ri L. 3,40 4, pr. Juni 3,40 #, pr. Juli 3,40 #, pr. August pr. September 3,425 A Umsay 80 000 kg. Behauptet.

Bremen, 11. Oktober. (W. T. B.) Börsen-SwlußberiŸt. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Fest. Loko 6,30 Br. Russ. Petroleum —,—. Baums- wolle. Rubig. Upland middl. lofo 45} . Scch{malz. Matt. Milcox 324 „\, Armour shield 315 A, Cudahy 33 «1, Fairbants 97 x. Speck. Ruhig. Short clear middling loko 285. Wolle. Umsay 121 Ballen. Taback. Umsay 51 Faß Kentucky.

Hamburg, 11. Oktober. (W. T. B.) Kaffee. (Nachmittags- bericht.) Good average Santos pr. Oktober 75#, pr. Dezember 75, pr. März 734, pr. Mai 72. Schleppend. Zuckermarkt. (Schlußberich1.) Nüben-Robzudckter I. Produkt Basis 8809/6 Rende- ment neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. Oktober 10,85, pr. Dezember 11,074, pr. März 11,37é, per Mai 11,50. Matt.

Mien, 11. Oktober. (W. T. B.) Ausweis derSüdbahn in der Woche vom 1. Oktober bis 7. Oktober 986 313 Fl., Mehr- einnabme 70 948 FI.

London, 11. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. Preise fest, behauptet.

An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.

969% Javazucker 133 fes, Rüben-Rohzudckder loko 107 rubia. Chile-Kupfer“468, pr. 3 Monat 4611/16,

Liverpool, 11. Oktober. (W. T. B) Baumwollen- Wochenbericht. Wochenumsayz gegenwärtige Woche 56 000 (vorige Woche 75 000), do. von amerikanishen 50 000 (66 000), do. für Speku- lation 4000 (2000), do. für Export 3000 (1000), do. für wirklichen

Konsum 43 000 (63 009), do. unmittelb. ex. Schiff 67 000 (69 000), wirfliher Erport 4000 (5000), Import der Woche 23 000 (21 000), davon amerifanische 19 000 (13 000), Vorrath 938 000 (984 000), davon amerifanisWe 832 000 (874 000), s{chwimmend nach Eroßbritannien 92 000 (60 000), davon amerikanische 87 000 (56 000).

msterdam, 11. Oktober. (W.T.B.) Java-Kaffee geo ordinary 555i. BVanfkazinn 407.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 12. Oktober. (W.T.B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Weser“ hat am 10. Oktober Nachmittags Las Palmas passiert. Der Reichs-Postdampfer „Prinz Heinrich“ it am 10. Oktober Nachmittags in Colombo angekommen. i

Hamburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanische Packetfahrt-Aktiengefellshaft. Der Schnelldampfer „Fürst Bismarck“ ist gestern Morgen in New-York und der Schnelldampfer „Augusta Victoria gestern Abend in Curhaven eingetroffen.

London, 11. Oktober. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Gaul“ ift heute auf der Ausreise von den Canarischen In feln abgegangen.

St. Petersburg, 11. Oltober. (W, T. B.) Heute ist ein Gesetz veröffentliht worden, betreffend Umbenennung der Kiew - Woronesher Etisenbahngesellshaft in „,Moskau-Kiew- Woronesher Eisenbahngesellschaft “, die Verpachtung der Liwnyer Kronseisenbahn an dieselbe und die Erlaubniß für die Mosfau-Kiew-Woeronesher Bahn, folgende Eisenbahnen bauen und exploitieren zu dürfen: Brjanék—Ssuchinitswi—Kaluga—WMealo- jaroélawez—Vosfau, ferner Marmyshi—Liwny und drittens Pirjatin Kraßnoje am Dniepr. Die Liwnver Bahn wird als breit)purige umgevault.

Das Wege- und Kommunikations - Ministerium projektiert in Pernau (Livland) und Derbent den Neubau von Häfen. Herner wird von drei Kapitalistenfonfortien die Vertiefung des immer mehr verfandenden Hafens von Taganrog beabsichtigt.

___ Laut den bei dem Finanz-Ministerium eingetroffenen Nachrichten über die Fahrten des Dampfers „Nordenskjöld* zwischen Archangelsk und der Petshoramündung erscheint die reguläre Schiffahrt lângs der sibirishen Küste möglich.

Theater und Musik.

Konzerte

Im Saal Bechstein erschien gestern zum ersten Male vor dem biefigen Publikum der Violinvirtuo!e Alexander Petschnikoff aus St. Petersburg. Er hatte für sein Konzert eine Anzahl älterer und neuerer Violinstücke ausgewählt, die er theils mit, theils obne Klavierbegleitung vortrug. Der außerordentlich begabte Künstler bewies chon in dem zweiten Violinkonzert von Wientiawéki feine Bravour in der Beherrschung der größten tehnischen Schwierigkeiten, bei edlem Ton im Vortrage der Melodie; in mehreren Piècen von Bach zeigte er aber auch die Fähigkeit des Eindringens in das Wesen dieser ernsteren Stilgattung. Nach zwei effektvollen “Stücken von Tschaikowéki und Saint -Saëns am Schluß des Konzerts erscholl so anhaltender, rauschender Beifall, daß sich der Künstler noch zu einer Zugabe entschloß.

Sn Kroll?’s Theater bringt die Königliche Oper morgen Nichard Wagners „Tannhäuser“ (Pariser Einrichtung) unter Kapell- meister Dr. Mus Leitung und in folgender Beseßung zur Auf- führung: Tannhäuser: Herr Sylva, Elisabeth: Fräulein Hiedler, Venus: Frau Sucher, Wolfram: Herr Bey, Landgraf: Herr Stammer.. Anfang 7 Uhr. Am Montag geht Humper- dind’s „Hänsel und Gretel“ (Hänsel: Fräulein Egli, Gretel: Fräulein Dietrich, Knuéperhexre: Fräulein Reinl) unter Kapellmeister Weingartner?s8 Leitung mit dem Ballet „Phantasien im Bremer Nathskeller“ in Scene.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's „1812" gegeben. Die Beseßung ist: Napoleon I. : Herr Kahle, General York: Herr Molenar, Hertling: Herr Mat- fowsky, Freiherr von Stein: Herr Klein, Luise: Fräulein Lindner. Am Montag gelangt zum ersten Male in dieser Spielzeit Franz Grillparzers „König Ottokars Glüd und Ende“ mit Herrn Matkowsky als Ottokar zur Aufführung. Fräulein Adele Wienrih vom Herzoglihen Hoftheater in Coburg gastiert als Königin Margarethe. Den Rudolf von Habsburg spielt Herr Ludwig, den Milota Herr Molenar, den Zawish Herr Keßler, die Kunigunde Fräulein Poppe, die Bertha Frau von Hochenburger, den Benesh Herr Kahle, den Burggrafen von Zollern Herr Arndt, den Merenberg Herr Nesper, seinen Sohn Herr Purschian.

Wilbrandt?s dramatishe Dichtung „Der Meister von Palmyra“, wird im Deutschen Theater in kommender Woche viermal wieder- holt, und zwar außer morgen noch am Dienstag, Freitag und nächst- folgenden Sonntag Abend. Am Montag geht „Don Carlos“ in Scene, am Mittwoch und Sonnabend werden „Die Mütter“ - gegeben ; am Donnerstag kommt „Romeo und Julia“ zur Aufführung. Als Nachmittaçs-Vorstellungen sind sowohl morgen als am nächstfolgenden Sonntag „Die Weber“ angefett.

Der Spielplan des Berliner Theaters seßt sh für die fommende Woche, wie folgt, zusammen: Am Dienstag geht zum ersten Male „Die Grille“ in Scene und wird am Mittwoch, Freitag und Sonntag, den 20., wiederholt. „Göß von Berlichingen“ wird morgen, Donnerêtag und Sonnabend aufgesührt. Auf morgen Nachmittag ist eine Aufführung der „Journalisten“, auf Sonntag, den 20.,, Nach- mittags, eine Aufführung des „Pfarrer von Kircfeld“ angeseßt.

Im Lessing-Theater findet morgen Nachmittag eine Auf- fübrung von „Emilia Galotti“ zu ermäßigten Preisen statt. Am Nbend sowie am Dienstag, Mittwoch, Donnecstag, Sonnabend und am nähsten Sonntag finden Wiederholungen von Oscar Blumen- thal’s Lustspiel „Gräfin Frißi* statt. Am Montag wird „Madame Sans-Gêne“, am Freitag „Der Veilchenfrefser“ gegeben. Als Nach- mittags-Vorstellung zu herabgeseßten Preisen für den nächsten Sonn- tag ist das vieraktige Schauspiel „Die Chre“ yon Hermann Suder- mann angeseßt.

__ Im Sqhiller- Theater kommen morgen Abend „Der Herxen- kessel“ und „Ein Diener zweier Herren“ zur Aufführung. Am Montag wird „Minna von Barnhelm“, Dienstag „Göy von Berlichingen“*, Mittwoch „Die Maler“ wiederholt. Am Donnerstag kommt „Wil- helm Tell“ zum ersten Mal zur Aufführung und wird am Feceitag wiederholt. Am Sonnabend wird „Das Glas Wasser“ gegeben. Im BVürgersaale des Nathhauses findet morgen der erste „Tondichter- Abend" stait. Gr ist, wie {hon gemeldet, dem Komponisten des „Freishüßz" Carl Maria von Weber gewidmet. Den Vortrag hält Herr Karl Krebs.

Am [l. Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle, (Dirigent Kapellmeistcr Weingartner), am 18, Oktober, wird der nor- wegishe Komponist Christian Sinding der ersten Aufführung seiner Sywphonie (D-moll) beiwoßnen. In demselben Konzert werden die Ouvertüren „Genoveva"“ von Schumann und „Egmont“ von Beethoven sowie die ,Militär-Symphonie*“ von Haydn zu Gehör gebracht werden. Die öffentlihe Hauptprobe findet am Freitag, Mittags um 12 Uhr, statt.

Friedrich Gernsheim hat eine neue Symphonie vollendet, deren erste Aufführung im Februar in cinem der städtishen Symphonie- Konzerte in Mainz stattfinden wird.

Jagd.

Am Dienstag, den 15. d. M, findet die nächste König- lihe Parforce-Jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr

an den Jäger-Schießständen.

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