1895 / 246 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Mannigfaltiges.

Die Vertheilung der diet reges Rekruten für die Fußtruppen und die Artillerie des Garde-Korps wird am 16., 17., 18. und 19. Oktober d. J. in Berlin stattfinden. Am 16. d. M. kommen die Rekruten aus dem Bereich des VI., XIV., XV., XVI., XVII. Armee-Korps, am 17. die aus dem Bereich des L, IL., ITI., V., am 18. die aus dem Bereih des VII., VIII, und am 19. d. M. die aus dem Bereich des IV., 1X, X., XI. Armee- Korps zur Vertheilung. Die Rekruten treffen zum theil am Tage der Vertheilung in Transporten bier ein ; die Tags zuvor in Berlin ein- _ treffenden Rekrutentranéporte werden während der Nacht hier einquartiert.

Am 12. d. M. i} der Geheime Regierungs-Rath a. D. Schwangter im 8. Lebensjahre nah längerem Leiden verschieden. Der Verstorbene war während eines Zeitraums von 51 Jahren in verschiedenen dienstlihen Stellungen beim Polizei-Präsidium tbâtig und hat sih durch die Lauterkeit seines Charakters, durch seine Gerechtigkeitsliebe und Pflichttreue nicht nur die Anerkennung seiner Vorgeseßten, sondern auch das Vertrauen und die Liebe der ihm unterstellten Beamten in hohem Maße erworben. Das Polizei- Präsidium hebt dies in einem warmen Nachruf hervor und erklärt, daß es dem bewährten und würdigen Beamten ein dankbares und ehrenvolles Andenken bewahren werde.

Die 25. W ieder kebr des glorreihen Tages vonSt.Privat wurde von dem Verein ehemaliger Kameraden des 3. Garde-Regiments z. F. zugleich mit dem 10. Stiftungs- fe am Sonnabend in Keller's „Neuer Philharmonie“ gefeiert. Als Ghrengäste waren General von Carlowiß, der sächsishe Militär- bevollmächtigte Graf Vitßthum von Ekstädt, der Kommandeur des Regiments Oberst von Twardowski mit zahlreihen Otfi- zieren und viele Deputationen mit fünfzehn Fahnen erschienen. Für die Fahne des Vereins hatte das Regiment eine Ehrenwache ge- stellt. Der Einzug in den Saal erfolgte unter den Klängen des Sohenfriedberger Marsches. Den Prolog bildete ein Melodrama mit fünf lebenden Bildern, die die ,Verbrüderung“, „Krieg im Frieden“, „Jung Deutschland“, den „Eid der Treúe* und den „Tod fürs Vater- land“ darstellten. Bei den Bildern wirkten die aus allen Truppen- theilen si rekrutiecenden Mannschaften der Militär-Telegraphenschule wit. Die Festrede hielt Divisionspfarrer Wiebe. Er {loß mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaifer und Seine Majestät den König von Sachsen, den Führer der Maas - Armee. Die patriotische Ovation wurde gleichfalls dur ein lebendes Bild verherrliht. Ebenfo war das Hoch, das der Erste Vorsißende Câsar Kühn auf das Regiment ausbrachte, mit einem lebenden Bild verbunden. Oberst von Twardowski antwortete mit einem Hcch auf den Verein. Den Höhepunkt des Festes bildete die feierlihe Ueberreihung der Er- innerungskreuze an diejenigen Mitglieder, welhe vor 25 Jahren in das Regiment eintraten. Viit Anspraher der Deputationen und dem Abbringen der Fahnen und Standarten {loß der Aft, dem ein Ball folgte. Jn der Kaffeepause führten Mitglieder des Königlichen E den Sfowronnek’shen Schwank „Die ftille

ache“ auf.

In dem unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin riedrich ftehenden Victoria-Lyceum wurde gestern das neue tudienjahr dur einen feierlihen Aft eröffnet, dem der Ministerial-

Direktor Kügler und der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Schneider vom Ministerium der geistlihen 2c. Angelegenheiten, fowie der Staatssekretär a. D. Herzog mit den Damen und Herren des Kuratoriums beiwohnten. Die Büste der Hohen Protektorin war mit Lorbeer ges{hmückt, das Bild der Begründerin des Lyceums, der Miß Arqcher, bekränzt. Die Eröffnungsrede bielt Regierungs- Rath Professor Dr. Wäytoldt über „nationale Züge der Frauen- bildung." Der Studierplan des Lyceums ist wiederum erweitert worden und zwar durch Aufnahme der Religion in die Unterrichts- gegenstände der Nachmittagskurse, die als Fortbildungskurse

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für Lehrerinnen betrahtet werden. Mit dem Religions- unterriht ist Dr. Riemann, Prediger an der Nikolai-Kirche, betraut. Von den \tädtishen Behörden ist ein Kursus über Geographie von Deutschland eingerihtet worden, bei dessen Besuch berufsmäßige Lehrerinnen Ermäßigung erhalten. Auch sonst werden den geprüften wissenschaftlichen Lehrerinnen manche Vortheile gewährt.

Die Eröffnungs-Vorsftellung des Zirkus Renz am Sonnabend nahm einen Des Verlauf und bestätigte von neuem den alten Ruf dieses Instituts auf dem Gebiete der circensischen Künste. Besonders verdient bei der Besprehung der Vorstellung bervorgeboben zu werden, daß der große Erfolg, den fie erzielte, niht in den Nebendingen, in der E oder dergl. zu \fuhen, sondern* auésließlich in den glänzenden Vorführungen der Pferde- dressur und der Reitkunst begründet war. Das is infofern mit Genugthuung zu begrüßen, als der Zirkus dadur seinem eigentlihen Beruf wiedergegeben wird, dem er im Konkurrenz- kampf mit den Spezialitäten-Theatern eine Zeit lang untreu werden zu wollen sien. Unter den drei vorzüglihen Schulreitern, über welche die Direktion in den Herren Gaberel, Fillis und Ritter von Renroff verfügt, ist und bleibt Herr Fillis der unerreihte Vertreter der höchsten Reitkunst, die frei von jeglicher Effekthascherei in ihrer Einfachheit und Vornehmheit jedem Kenner Bewunderung ab- nöthigen muß. Auch Herr Gaberel hält sich von Ueber- treibungen fern, ist aber meist konventioneller al? der Vorgenannte; sein Reiten hat weniger Charakter. Herr Ritter von Renroff dagegen ist wobl mehr ein vorzügliher Pferdedresseur als ein Schulreiter im eigentlihen Sinne; das Kunststück steht bei ibm höher als die Kunst. Was er leistet, ift freilih verblüffend, und sein Baguettesprung ent- fesselte nah einem allgemeinen Gemurmel des Erstaunens einen Bei- fall, der in der Einmütbigkeit des volktbeseßten Hauses einen elementaren Charakter annabm. Es wäre unmögli, im knappen Raum dieser Zeilen der übrigen Nummern des reichhaltigen Programms auch nur flüchtig Erwähnung zu thun; wir müßten uns daher darauf beschränken, die bemerkenswerthesten hervorzuheben. Da war der fest- lihe Aufmarsh des geschmackvoll in den deutschen Nationalfarben kostümierten Damenperfonals, des rrenperfonals in Frack und Escarpins, der Dienershaft in Rococotraht, eine Huldigung für Berlin als wohlgelungene Eröffnung der Vorstellung; Mephistophela's Höllenritt, ausgeführt von Fräulein Wally Renz, der Tochter des Direktors; ein „Joujou hippique*, vorgeführt von Franz Renz mit 12 Freiheitepferden, von denen dem Favorit „Donner“, der seine Gangarten und Kunststücke mit erstaun- licher Sicherheit nur auf der shmalen, die Arena umgebenden Barridère avéführte, der Preis zuerkannt werden muß. Anstatt der üblichen Panto- mime gab es außerdem eine große ,Armee-Steevle-Chase“, bei welcher die Reiter in den Uniformen unserer Kavallerie in voller Pace über allerhand leihte und s{chwierige Hindernisse seßten. Für den Humor war im Verlaufe des Abends in den Darbietungen des Clowns Lee, im internationalen Wettspringen, in der Nummer der excentrishen Clowns Villand u. A. genügend geforgt. Herrn Kommi! sions-Rath Renz wurden niht weniger als 12 große Lorbeer- kränze überreiht.

Bromberg, 12. Oktober. Bei dem heutigen Mittagsappell des Pommerschen Füsilier-Regiments Nr. 34 brahte, wie „W. T. B.“ meldet, Oberst Schöning nah einem Hinweis auf die Bedeutung des 175jährigen Jubiläumstages ein Hoh auf Seine Majestät den Kaijer aus. Nah der Ansprache er- folgte ein Parademarsch des Regiments. Außer den beiden \hwedischen Öffizieren Oberst - Lieutenant Backström und Major von Mattern, waren etwa 100 ehemalige Offiziere und. über 100 Veteranen des Regiments anwesend. Bei dem Pesimasl im Zivilkasino, an welhem über 300 Perfonen theilnahmen, bielt der Chef des Regiments, General der Infanterie von Schacht- meyer, die Festrede, welhe er mit einem Hoh auf Seine Majestät den Kaiser \chloß. Alsdann brachte er ein Hoh auf Seine Majestät den König Oskar von Schweden und Norwegen aus, worauf die

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Musik die schwedische Naticnalhymne spielte. In seiner Erwiderungs- rede überbrahte Oberst-Lieutenant Backstrôm an das Regiment den Gruß und dièe besten Glückwünshe feines Königs für alle Zeit und {loß mit’ einem Hoh auf das Regiment. Abends findet im Schüten- bause eine Festvorstellung ftatt.

Brunsbüttel, 11. Oktober. Wie die „Weser-Zeitung“ meldet, hat die feierlihe Uebergabe des von der Kaiserlichen Kanal- fommission erbauten ftattlihen Hauses für die Elblootsen an der Mündung des Kaiser Wilhelm-Kanals nunmehr stattgefunden. Gestern gegen Mittag versammelten sich mit dem Präsidenten Löwe von der Kanaloverwaltung verschiedene höhere Marine- offiziere, der Lootsen-Kommandcur Kördell aus Curhaven, Landrath Dr. Scheiff, die Lootsenälterleute und zahl[- reihe Elblootsen in dem neuen Hause, das gemeinfam einer eingehenden Besichtigung unterzogen wurde. Die Einrichtungen des mit Warmwasserheizung, elektrishem Licht, Wasserleitung u. \. w. ausgestatteten, herrlich gelegenen Neubaues, der gleichzeitig achtzig Lootsen beherbergen fann, fanden allfeitige Anerkennung. An die feierlihe Uebergabe {loß sih ein gemeinsames Festmahl in dem großen Spei!esaal, das, von vielen ernsten und heiteren Toasten be- gleitet, einen \{chönen Verlauf nahm.

Nürnberg. Für die nähstjährige bayeris che Landes Ausstellung in Nürnberg ist ein Garantiefonds im Betrage von

1219 000 Æ vorhanden, an dessen Aufbringung die einzelnen Kreise,

wie folgt, betheiligt sind: Oberbayern 54 000 4 (München 53 300 4), Niederbayern 6220 46, Rheinpfalz 17 200 46, Oberpfalz 10 700 4, Oberfranken 30 800 4, Mittelfranken 1085500 #4, Unterfranken 12100 A Schwaben 3400 A Wie leiht erklärlih, ift Mittel- franken und vor allem Nürnberg (969 900 4) und Fürth (79 500 4) an der Aufbringung des Garantiefonds in Üüberwiegendem Maße betheiligt ; indessen haben auch die übrigen Kreise und Städte das ihrige zur finanziellen rg des Unternehmens beigetragen und damit bewiesen, daß sich dasselbe allseitiger Sympathien erfreut.

Bremen, 14. Oktober. Die Rettungsstation Bohnsack meldet: Am 13. Oktober Abends von einer bei Nickelswalde ge- strandeten dänischen Bark 10 Perfonen durch das Rettungsboot der Station gerettet.

Verona, 12. Oktober. Heute Nachmittag wurde in Malsesine, Provinz Verona, ein ziemlich starker Erdstoß ver- \spürt, welhem zwei weitere folgten. Die Erschütterungen verur- sachten Risse in den Mauern und den Einsturz einiger Schornsteine. Die Bevölkerung wurde in große Aufregung verseßt.

New-York, 14. Oktober. In Pittsburgh stürzte ein Wagen der elektrishen Straßenbahn, über den der Führer die Leitung verloren hatte, über einen Damm. Drei Personen wurden getödtet, neun {wer verlegt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Christiania, 14. Oktober. (W. T. B.) Wie das Blatt der Linken „Verdens Gang“ meldet, wäre ein neues Ministerium, dessen Mitglieder allen Parteien ent- nommen seien, gebildet worden. Zum Staats-Minister sei der bisherige Staatsrath bei der Staatsraths-Abtheilung in Stockholm Dr. Hagerup ernannt worden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

S E G S D R E N E E S E R C R N D R’ Sa a T N E; E E R M E; TS E L I A N OIS A E S A I R I Q E I S S S/INIE S E M I O I L L E

Wetterbericht vom 14. Oktober 8 Uhr Morgens.

i ——————

Brandt.

Stationen. Wind. Wetter.

in 9 Celsius

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p red. in Millim Temperatur 59 C. =40 R.

bedeckt

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Belmullet . . Aberdeen vedeckt Christiansund W Regen Kopenhagen . U Stockholm . bede ill\wolfig halb bed. [Nebel

Marx Grube. Mittwoch:

Haparanda . |, St. Petersbrg. Moskau

Cork, Queens-

S | N 3\wolfig 760 9 |bededckt

Hamburg .. | 762 4 bededckt 1) Swinemünde | 760 |W/ 3'beded42) Neufahrwasser| 758 |WS 3|Negen Memel .…. | 755 2/Regen

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ister... | 764 1 Nebel Karlsruhe . . | 766 2'bedeckt Wiesbaden . | 766 till'bedeckt München . . | 767 |SW 1\wolkenlos Chemniy .. | 766 [WNW 3\wolkia i... 683 |W 3'bedeckt?) n 3 wolkenlos Breslau... | 764 |NW 3'NRegen

le d’Aix . . | 762 |OSO A

El 06 [D 1|/halb bed. a N

766 | ftill|bedeckt 1) Gestern Regen. ?) Gestern Regen. und Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Das gestern Morgen bei Riga befindliche baro- metrishe Minimum if ostwärts verschwunden, während ein neues Minimum bei den Lofoten er- schienen ift, welhes zu Christiansund Weststurm verursacht ; ein Hochdruckgebiet liegt über Zentral- Europa. Im Ostseegebiet und auch im deutschen Binnenlande is das Wetter wieder rubig geworden. In Deutschland is bei abnehmenden Niederschlägen | & das Wetter vorwiegend trübe und ziemlich mild; | in nur in den südlihen Gebietstheilen Liegen die Morgentemperaturen durhschnittlich unter den Mittelwerthen. Belmullet und Christiansund melden

25 mm Regen. Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. (Froll’s Theater.) 74. Verstelung. Mar- garethe. Over in 5 Akten von Charles

| A a Anfang 7 Uhr.

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Stuart. von Schiller.

pk ban pr pi A A

als Gasft.)

von Palmyra.

3) Gestern

Anfang 74 Uhr.

Gounod. Tert nah O

von Jules Barbier und liche Carré. Emil Graeb. In Scene geseßt vom Ober-Regiffeur Teglaff. Dekorative Einrihtung vom Ober-Inspektor Dirigent: Kapellmeister Sucher. Q Emil Göte, Königlicher Kammersänger, als ast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. in der man fich langweilt. zügen von Edouard Pailleron, überseßt von Emmerich

n Scene geseßt vom Ober-Regisseur

von Bukovics. J Anfang E

(Kroll's eater.) 75. Vorstellung. Der Evangelimanun. 2 Aufzügen, nach einer von Dr. Leopold H. orian Meißner erzählten wahren Begebenheit, von Wilhelm Kienzl. Phantafien im Bremer Rathskeller. | Phantastishes Tanzbild, frei nah Wilbelm Hauff, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann.

Schauspielhaus. Trauersviel in 5 Aufzügen von Friedrich E (Hanna Kennedy: Wienrih, vom Herzoglichen Hof-Theater in Coburg,

nfang 7# Uhr. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Deutsches Theater. Dienstag: Der Meister

Mittwoch: Die Mütter. Donnerstag: Romeo und Julia.

Lerliner Theater. Male: Die Grille.

Mittwoch: Die Grille.

Donnerstag: Göß von Berlichingen.

Lessing-Theater. Dienstag: Gräfin Frigi.

Mittwoch: Gräfin Fritzi. Donnerstag: Gräfin Frigti.

Residenz - Theater. Lautenburg. Dienstag: Der Rabenvater. Schwank 3 Alten von H. Fx. Jarno. Vorher: Aber die Ehe! Komödie in 1 Akt von P. Lnsemann.

Mittwoch und folgende Tage: Der Rabenvater. Vorher: Aber die Ehe!

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Chausseestraße %—26. Jeden Abend 73 Uhr: Gastspiel der Liliputaner. Die Neise nah dem Mars.

ang von Goethe’s Faust,

Ballet von Dienstag: Der

4 Akten von Gustav von (Faust :

221. Vorstellung. Die Welt, Lustspiel in 3 Auf- Julius Fritsche.

Der goldne Kamerad.

Hermann Hirschel. Scene geseßt von Julius Fritsche. Kapellmeister Federmann.

Mittwoch:

Musikalishes Schauspiel in

bummler. Besetzung Bâäâckers, Josefine Dora, Ernst, Julius Eyben,

222. Vorstellung. Maria

Fräulein Adele

Anfang 7# Uhr. Dienstag:

Dienstag: Anfang 7F Uhr.

Zum ersten Mittwoch: Eine tolle Nacht.

Neues Theater. Siffbauerdamm 4483. /5. Militärstaat. oser und Thilo von Trotha. Regie: Siegfried Jelenko.

Mittwoch und folgende Tage: Der Militärftaat.

Theater Unter den Linden. Dienstag: Mit neuer Ausstattung: : Operette in 3 Akten, nach einer Idee aus Bret Harte's Erzählungen, von Musik von Louis Roth. In

Anfang 7# Uhr. er goldne Kamerad.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Parade- der Hauptrollen : Ida Schlüter, r lius Hugo Haßkerl, Richard Jürgas, Guido Tielscher, Carl Weiß, Georg Worlißsch.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Rihard Shulz. Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. stattung8sposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Mufik von Julius Einödshofer. In Scene gesezt vom Direktor Richard Schuly. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 7# Uhr.

Donner und Darius, Rapphengste, in einer neuen Stbivánd t originellen Art dressiert und vorgeführt vom Direktor r. Renz. Miß Amalie und Mr. James Jee, oppel-Jodtey. Chicago, Rapphengst, in der hohen Schule geritten von Mr. Gaberel (Schulreiter erften Ranges). Mr. Charles Jee in seiner vorzüglichen Songleur-Arbeit zu Pferde. Die vier Jahres- N zeiten, Schule, geritten von 4 Damen. Mephisfto- Direktion : phela 8 Höllenritt, ausgeführt von Frl. Wally enz (Tochter des Direktors). Auftreten des an- erkannt besten Schulreiters der Welt Mr. James Fillis mit seinem Vollblutpferde Germinal. Auf- treten der vorzügli excentrishen Klowns Gebrüder Villand sowie der Klowns Alexis und Busto. Der beliebte Original-August Mr. Lavater Lee. Alles Nähere aus Plakaten und Austragezetteln ersichtlich. Gewöhnliche Preise. Mittwoch, Abends 7} Uhr: Große Grtra-Vor- stellung.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Fanny Schüß mit Hrn. Prem.- Lieut. Max Ewers (Berlin—Ostrowo). Frl. Margarete Kruhl mit Hrn. Oberlehrer Dr. Hans Zelle (Stettin—Berlin).

Verehelicht: Hr. Pastor Ernst Wagner mit Frl. Margarete Knak (Halle a. S.). Hr. Sec.- Lieut. Erich von Volkmann mit Frl. Olga Scheibler (Deuß-Köln—Burtscheid-Aachen). Hr. Sec.-Lieut. Hans von Breitenbauh mit Frl. Frida von Mauderode (Eisenah). Hr. Major Ritter von Breithaupt mit Frl. Gertrude Elliesen

(Löberißz). Hr. Lieut. Hans von Moser mit

Frl. Liebert (Frankfurt a. O.). Hr. Pastor

Mar Reyländer mit Frl. Elisabeth Kobelt (Nein-

Anfang 7# Uhr.

Dirigent: Herr

Anna

Adolph

Große Aus-

Konzerte.

Konzert. Wallace.

Biolin-Solo: a. Berceuse.

err Carnier). r

Direktion: ban (Herr Werner).

Sigmund

Fisher und Josef

Anfang 7#F Uhr.

Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder- Ouv. „Ein Sommernachtstraum“, Men- delssohn. „Der s{warze Domino“, Auber. „Lurline“, Slavische Tänze 7 u. 8, Dvorak. Walzer „Unter Capris blauem Himmel“ (neu) v. Vollstedt. b. Canzonetta v. Godard

„Fantaisie brillante“ f. Pifton v. Pappris (Stolp). Hr. Hofmarschall Oberst-

Saal Bechstein. Linkftraße 42. Anfang 7F Uhr: Konzert der Mezzo-Sopranistin SHélène v. Morini a. Wien, unt. güt. Mitw. der E Pianistin Fr. Eckftein-Rouge (Klav.).

stedt a. Harz). Hu. Landgerichts-Rath Felir Bene mit Frl. Bertha von Broih (Köln- erlin).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieut. Hans von Witendorff (Berlin),

Gestorben: Fr. Sec.-Lieut. Hedwig Hingst, geb. Haedrih (Angermünde). Hr. Landrath Michael von Meyer (Berlin). Verw. Fr. Major Emma von Lettow-Vorbeck, geb. von Ehrenberg (Groß-Reeßz). Hr. Hauptmann a. D. Friedri

ieut. z. D. Adolf von Klüber (Rudolstadt). fr Friedrich von Sommerfeld (Mittelsteine). erw. Fr. Stadrath Amalie Fürstenheim, geb-

Dienstag, Speyer (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth

dargebraht vom gesammten

Birkus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abends 7} Uhr: Große brillante Vorftellung. liche Begrüßung und Willkommens-Huldigung

der Reichshauptstadt und ihren Bewohnern, Herren- und

Personal, in einer besonderen Art arrangiert vom Direktor Fr. Renz, endigend mit einer Polonaise.

in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Fest-

Damen-

(16684)

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den 14. Oktober

1895.

M 246.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Ist zwischen dem Prinzipal und seinem Handlungs- reisenden eine Konventionalstrafe für die pünfktlihe Erfüllung der Obligenheiten des Reisenden festgeseßt, und gehört zu diefen Ob- liegenheiten, während der Reise innerhalb bestimmter kurzer Fristen Bericht an den Prinzipal zu erstatten, fo verfällt, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Zivilsenats, vom 25. März 1895, durh eine Vernahlässigung dieser Pflicht die Konventionalstrafe; der Mangel an Bestellungen vermag das Unterlassen der Berichterstattung nicht zu entshuldigen. „Der Berufungsrichter hat die Konventionalstrafe deshalb für verfallen erklärt, weil der Beklagte seiner unstreitigen Verpflichtung, während der Reise alle zwei Tage Bericht an die Klägerin zu erstatten, nicht genügt habe. Die hiergegen von dem Beklagten erhobene Rüge, daß diese An- wendung der Strafstipulation dem Sinne des Vertrages niht entsprehe, erscheint nicht begründet. Der Berufungs- richter hat ausgeführt, daß der Mangel an Bestellungen das Unter-

lassen der Berichterstattung nicht zu entshuldigen vermöge, weil die.

dem Beklagten obliegende Berichterstattung nicht auf die Ueberschreibung von Bestellungen beschränkt gewesen sei, sondern die ganze Thätigkeit des Beklagten auf der Reise zum Gegenstand haben sollte, da der Klägerin viel daran habe liegen müssen, hierüber möglichst eingehend informiert zu werden. Dieser Auffassung is beizupflihten. Die reaelmäßige, den Prinzipal fortlaufend über die Geschäftsführung des auf der Tour befindlichen Reisenden unterrihtende Berichterstattung stellt sih als eine so wichtige Pflicht des Reisenden dar, daß, worüber au der Beklagte nicht in Zweifel fein konnte, deren Verleßung unter die Strafklausel des Vertrages fällt." (438/94.)

Wird der vertrags8widrigenKündigungeinesDienst- verhältnisses und der Entlassung aus demselben von dem Ent- lassenen niht widersprochen, sondern fügt er sih vorbehaltlos in diese Entlassung, fo Wi nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Zivilsenats, vom 18. Mai 1895, in diesem Verhalten nit ohne weiteres eine Zustimmung des Entlassenen. Derselbe is dadur nicht gehindert, nahträglich Entschädigungsansprüche wegen der un- gerehtfertigten Entlassung zu erheben, „Daß der Kläger der Kündigung niht widersprochen, sein Reht auf Fortbestehen des Vertrags nicht geltend gemacht und Entschädigungsansprüche wegen ungerehtfertigter Entlassung zunähst nicht erhoben hat, vielmehr über die legte ihm gezahlte Gehaltsrate vorbehaltlos quittiert, die ihm eingeräumte Dienstwohnung nah dem Wunsch der Beklagten sogar vorzeitig verlassen und um Bewilligung der Nüd- reisekosten für seine Ehefrau gebeten hat, kann bei der äußeren Lage, in der der Kläger sich der Beklagten gegenüber befand und bei Berü- sichtigung der Hoffnungen, die er hinsichtlich der Gestaltung seiner ferneren Geschide noch immer auf die Beklagte seßte, nicht mehr ergeben, als daß der Kläger geglaubt hat, si seiner ntlassung unter- werfen zu müssen, beweist aber nihts für seine Zustimmung zu der- selben.“ (55/95.)

Die Vorschrift des § 26 Th. I Tit. 4 des Preuß. Allg. Lndrechts: „Von Willenserklärungen der Blödsinnigen, die unter Vormundschaft genommen werden, gilt das, was von Unmündigen verordnet ist" bezieht sch, nah einem Urtheil des NReichsgerichts, IV. Zivilsenats, vom 1. Juli 1895, auf alle thatsächlich blöd- sinnigen Personen, gleichviel ob sie gerihtlich für blödsinnig erklärt und unter Vormundschaft gestellt sind oder nicht. Die richterliche Feststellung der Blödsinnigkeit und Prozeßunfähigkeit einer Partei in einem Rechts\streite äußert aber eine rechtliche Wirkung nur für den vorliegenden Rechtsstreit, also für einen ein- zelnen Fall, und es ist dadur der für blödsinnig erachteten Partei niht die Vertrags- und Prozeßfähigkeit generell abgesprochen : zu einem derartigen Ausspruch würde das über den Rechtestreit er- kennende Gericht in Anlaß der ihm nah § 54 der Zivilprozeßordnung obliegenden Verpflichtung, den Mangel der Prozeßfähigkeit der Parteien von Amtswegen zu berücksichtigen, nicht ermächtigt sein. (46/95.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Die Benutzung des Hausflurs eines Wohnhauses als Verkaufsstelle kann, na einem Urtheil des Ober-Verwaltungs- gerihts, I. Senats, vom 19. April 1895, von der Ortspolizeibehörde in feuervolizeilihem Interesse verboten werden. Einem Haus- besißer in Breslau gab das Polizei-Präsidium zu Breslau auf, eine in dem Flur seines Hauses befindliche Verkaufsstelle von Apfelsinen und anderen Obstsorten im feuerpolizeilihen Interesse zu entfernen. Die Beschwerden des Hausbesißers wurden vom Negierungs-Präsi- denten und vom Ober-Präsidenten zurückgewiesen. Hierauf erhob der Hausbesitzer -Klage gegen den Ober-Präsidenten auf Aufhebung seines Bescheides, indem er geltend machte, daß die auf der Verkaufsstelle lagernden Waaren bei Feuersgefahr leicht ent- fernt werden fönnten, daß der Hauéflur {on seit einer Reihe von Jahren als Verkaufsstelle benußt worden sei, daß im Hause sih nur 4 Wohnungen befinden und daß der Verkehr im Flur ein sehr geringer sei. Die Klage wurde vom Ober-Verwaltungsgericht abgewiefen, ins dem es ausführte: „Die angefohtene Anordnung ist im sicherheits- polizeilihen Interesse erlassen und findet ihre rehtlihe Stüge in § 10 Tit. 17 Theil 11 des Allgemeinen Landrehts und § 6 Litt. a des Gesetes über die Polizeiverwaltung vom 11. März 1850. Sie ent- behrt au der erforderlihen thatsählihen Vorauéseßungen nicht. Durch die Aufstellung der zu der jeßt streitigen Verkauféstelle ge- hörigen Kisten und Körbe wird der Hausflur und die Hausthür bis auf 0,95 und 0,75 m eingeschränkt. In Anbetracht dieser Raumbver- hältnisse kann ohne Weiteres davon ausgegangen werden, daß die auf die Benußung des Hauéflurs zum Ein- und Ausgang wesent- lih angewiesenen Hausbewohner auf deren Anzahl es dabei nicht ankommt durch die Verkaufsstelle bei Feuersgefahr in ihren Bes wegungen behindert werden, und daß der gleiche Erfolg au bezüglich er Operationen der Feuerlöshmannschaften eintreten kann. Es ist niht zuzugeben, daß (mit Apfelsinen gefüllte) Kisten und Körbe bei

eueregefahr unter allen Umständen leiht entfernt werdea können. Es kommt nichts darauf an, daß der Hauéflur schon seit geraumer veit als Verkaufsstelle benußt worden is, ohne daß bisher Unzu- träglihkeiten im \sicherheitépolizeilichen Interesse fühlbar hervorgetreten Ein mogen, (L 50L)

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Statistik und Volkswirthschaft.

Die vorläufigen Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezählung für Bayern.

Als ortsanwesende Bevölkerung wurden im ganzen Königreich Bayern am 14. Juni d. J. nah den amtlichen Veröffentlichungen in 1201147 Haushaltungen 2829 031 männlihe und 2944 805 weibliche, zusammen 9 773 836 Personen ermittelt, gegen 5 594 982

am 1. Dezember 1890. Die größte, Bevölkerungszunahme weisen die Regierungébezirke Oberbayern, Pfalz, Mittelfranken und Schwaben, die kleinste Niederbayern und Oberpfalz auf. Die beiden Großstädte A und Nürnberg zählten 390 872 bezw. 154 746 ortsanwesende Bewohner, gegen 350594 bezw. 142590 am 1. Dezember 1890. Landwirthschaftliche Betriebe wurden am 14. Juni d. I. im ganzen Königreich 676 551 und Gewerbebetriebe mit Gehilfen oder Motoren 166 496 ermittelt, gegen 681 521 bezw. 145 104 im Sahre 1882.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebensmittel betrugen im Monat September für 1000 kg Weizen 135 # (gegen 138 Æ im August), Roggen 115 (115), Gerste 125 (123), Hafer 118 (124), Erbfen 201 (206), Speisebohnen 278 (282), Linsen 374 (387), Eßkartoffeln 42,6 (47), Ricbtitroh 36,6 (35,8), Heu 42,8 (42,1), Nindfleish im Großhande! 1094 (1090), Eßbutter 2260 (2150).

Zur Arbeiterbewegung.

Wie „W. T. B.“ aus Breslau berichtet, erledigte der \ ozial- demokratishe Parteitag am Sonnabend eine Reibe von An- trägen. Als nächster Ort des Parteitages wurde Gotha, als Sit der Parteileitung Berlin bestimmt. In die Parteileitung wurden folgende Delegirte gewählt: Singer und Bebel als Vorsißende, Auer und Pfannkuch als Schriftführer und Gerish als Kassierer. Alsdann wurde der Parteitag geschlossen. ;

Hier in Berlin fand am Freitag eine Versammlung der Delegirten der sozialdemokratishen Gewerkschafts- kommission statt, in welcher, der „Post“ zufolge, über die Berliner Ausstände Folgendes berihtet wurde Der sechs Wochen andauernde- Steinbildhauer-Ausstand erfordert die Unterstüßung von 126 Ausständigen, nahdem zwei Meister die Zubilligung der siebenstündigen Arbeitszeit nahträglich zurückgezogen haben; von den ursprünglih Ausständigen sind 58 Mann abgereist, 10 haben anderweitig Arbeit bekommen und 3 arbeiten. Ueber den allgemeinen A usst and der Vergolder sollte am Freitag zwischen den Arbeitgebern und zwei Vertretern der Gewertschaftskommission und den betheiligtenArbeitern selbst mündli unterhandelt werden. Dieser Ausstand umfaßt über 400 Personen. An dem Ausstand der Lohgerber und Lederzurichter find 102 Mann mit 188 Kindern betheiligt. Jn der Fabrik von Steinlein arbeiten jeßt 38 Personen, davon 20 Neu- angekommene. In dem Ausstand der Telephonarbeiter bei der Firma Welles is eine Veränderung nicht eingetreten. Ein Ausstand der Marmorschleifer ift in der Fabrik von Funk wegen Tarif- streitigkeiten ausgebrochen. .

In Belfast ist am Freitag der große Ausstand der Schiffs- bau-Arbeiter ausgebrohen. Der Exekutivrath der Maschinen- bauer theilte, wie die Londoner „A. K.* berichtet, den Meistern mit, daß ihre Antwort unbefriedigend wäre. Am Abend stellten darauf 9000 Arbeiter die Arbeit ein. Auf Modellmacher, Messingarbeiter, Kupfer- und andere Schmiede bezieht sih einstweilen der Be- fehl des Gewerkvereins niht. Die Maschinenfabrikanten des Clyde, Tyne, Wear und Tees und die von Hartlepool und Belfast wollen sich jeßt zu einem großen Verein vershmelzen. Jun Glasgow sind zur Zeit 72 Schiffe im Bau begriffen und in Greenrock 33. Wie der „Voss: Ztg.“ vom 12. Oktober gemeldet wird, beträgt die Zahl der Ausständigen 3000. In Glasgow sollen die Streitigkeiten vorläufig beigelegt sein.

Literatur.

Zivilprozeßordnung und Geri chtsverfassungsgeseß für das Deutsche Rei h nebst den Einführungsgeseßen, mit Kom- mentar in Anmerkungen herauêëgegeben von Dr. G. von Wilmowski Geheimem Justiz-Rath und M. Levy, Justiz-Rath. Siebente, vermehrte und verbesserte Auflage. Verlag von Franz Vahlen, Berlin. Mit der fünften (Schluß-) Lieferung liegt das Werk voll- ständig vor und rechtfertigt in seinem Inhalt die Erwartungen , die na den ersten Lieferungen für dasselbe gchegt werden konnten. Vor, Allem muß anerkannt werden die Klarheit und Uebersichtlichkeit der Anmerkungen, die sich nie in die Breite, nie in eine bloße Wiedergabe von Rechtssprüchen oder in Auszüge verlieren, sondern die maßgebenden, allgemeinen Grundsätze herauszichen, für die die Nehtssprüche und die Literatur nur die Belege geben, ferner die Hervorhebung der Säße, die von anderer Seite bestritten werden, und die präzise Wiedergabe der abweichenden Meinungen, durch welche die denkenden Leser vor der Gefahr geschügt werden, ohne eigene Nachprüfung von der in dem Kommentar vertretenen Ansicht sih einnehmen zu lassen, endlich die ershöpfende Anführung der Literatur und Rechtsprehung, soweit sie von Bedeutung für das Verständniß der Gesetzesbestimmungen sind. Daß die Verfasser hierbei Sprüche, die ohne Gründe veröffentlicht wurden, nicht berücksihtigten, weil ihre Nachprüfung und Beurthei- lung unmöglich ist, kann man nur billigen. So wird denn diefer hohgeshäßte Kommentar auch in seiner neuen Auflage si in der gerichtlichen und anwaltlihen Praxis gewiß bewähren und in allen zivilprozessualisden Fragen ein unentbehrliher Röothgeber fein.

Die Viehseucbengeseße für das Deutshe Reich: und für Preußen, zusammengestellt und bearbeitet von Kurt von Rohr- \cheidt, Regierungs-Rath. Karl Heymann's Verlag, Berlin. Preis 5 M Dieses Buch will über den derzeitigen Stand der Viehseuchen- gesezgebung gründlich unterrihten. Es sind daher öfters auh Ver- ordnungen und ministerielle Erlasse darin aufgeführt, die ihrer Natur nach ledigli cine vorübergehende Geltung haben.

Bon der Sammlung der vreußischen Forst- und Jagd- Gesegue, die im Verlag von Julius Springer, Berlin, erscheint, liegt der dritte Band in vierter, verrnehrter Auflage (Preis 2 M) vor. Er enthält das Feld- und Forstpolizei-Geseß vom 1. April 1880, welches von den Herausgebern, Neichsgerichts-Nath Freerr von Bülow und Wirklicher Geheimer Ober-NRegierungs- Nath Sterneberg, mit zahlreichen Erläuterungen versehen worden ist.

In demselben Verlage hat der Geheime Regierungs-Rath und vortragende Rath im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Seherr-Thoß das Jagdscheingeseß vom 31. Suli 1895 (Preis 1,60 4) erscheinen lassen. Das Buch bringt im ersten Theil den Tert des Geseßes und die ministerielle Ausfüh- rungóverfügung vom 2. August 1895; im zweiten Theil werden die Mängel der biéherigen preußischen Jagdgescßgebung, die Abänderungs- versuhe, die Spezialgeseßgebung für die neuen Provinzen, das Wildschadengeses und die Vorverhandlungen zum Jagdschein- ese kurz besprochen; der dritte Theil enthält einen sehr ausführ- ihen Kommentar zu dem Geseß, und \{chließlich wird die die Jäger besonders rege interessierende Frage erörtert: Wer ist befugt, die Vor- zeigung des Jagdscheins zu verlangen? Daß der Verfasser die bisherige Rechtsprechung u. #. w. vollkommen beherrscht . und an- führt, brauht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden. Beier Tad ist B e Ausführungen find klar und auch für den Laien leicht verständlich. ¡ a

fi Geschichte des Königlich preußischen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2, im Auftrage des Negi- ments zusammengestellt von E. von Puttkamer, Hauptmann a. D. Zweite Auflage. Berlin 1895, Verlag von Paul Parey. Pr. geb..3 4

Bereits im Jahre 1874 war dieses Geschichtswerk erschienen, defsen Erlös jeßt wie damals, ohne Anrehnung der Herstellungskosten, von seiten des Verlegers für dje Jubiläumsstiftung des Regiments be- stimmt ist. Mit außerordentliher Sorgfalt ist aus verschiedenen maßgebenden Quellen, aus offiziell geführten Chroniken sowohl wie aus den privaten Tagebüchern einzelner Offiziere, das Material zu- sammengetragen und in übersihtliher Weise geordnet worden, welches die glorreihen Thaten des Regiments der Mit- und Nahwelt in wabrer und \chlichter Form zu überliefern bestimmt ist. Das Buch zerfällt nach einer Einleitung über die alten Grenadiere bis zur Zusammensetzung der Grenadier-Bataillone und die Verwendung der leßteren in der Kampagne 1813/14 in zehn Abschnitte und is außer- dem mit verschiedenen Anlagen und Plänen versehen, welche zur Er- läuterung und Ergänzung -des Textes wesentlih beitragen. Die neue Auflage konnte selbstverständlih nicht ein unveränderter Wiederabdruck der ersten sein, sondern es mußte außer der Fortsezung der Negi- mentsgeshihte seit dem Jahre 1874 auch eine Umarbeitung wesent- liher Theile erfolgen. Der Verleger Dr. Parey, ein ehemaliger Reserve-Offizier des Regiments, hat dafür gesorgt, daß die Ausstattung eine würdige ist. Die neue Auflage erschien zu dem Geburtstage des Allerböchsten Regiments-Chefs, Seiner Majestät des Kaisers Franz Ioseph und zu dem 25. Jahrestage der Schlacht von St. Privat, und dürfte allen, die den Kaiserlißen Namenszug auf rothem Felde tragen oder getragen haben, eine willkommene Festgabe und eine liebe Erinnerung an die im Kreise der Kameraden verlebten Dienstjahre fein.

Vor uns liegen die drei ersten Lieferungen eines eigenartigen Werks: des in Heften zu 50 4 bei A. H. Payne in Leipzig vierzehn- tägig erscheinenden „Panorama des Wissens und der Bildung“, das dazu bestimmt ift, allen denen, die entweder keine Gelegenheit hatten vieles, das heutzutage dem Gebildeten unerläßlih ist, zu erlernen, oder solchen, die Erlerntes zum theil vergessen haben, zubelfen. Der Herausgeber dieses Leilfadens macht sih an- heishig, bei entsprehendem Fleiß, Russish, Italienish, Spanisch, Französish und English, Buchhaltung, Klavierspiel, Stenographie, u. \. w. zu lehren. Er enthält ferner eine praktisch eingerichtete Geschichtschronik, eine Physik, einen kompletten Atlas, sowie ein biographishes Lexikon, das ca. 8000 Namen aufweistund das manchem als Nachshlagebu ch nüßlich sein dürfte.

Die Hefte 6 und 7 des VI. Bandes der im Verlag von Max Babenzien zu Rathenow erscheinenden „Uniformenkunde, lose Blätter zur Geschichte und A der militärishen Tracht“, herausgegeben, gezeichnet und mit kurzem Text versehen von Nichard Knôötel, enthalten folgende Blätter: Bl. 26, Schweden: Leichte Smäland-Dragoner, Westgötha-Dragoner, Mörner-Husaren O Bl. 27, Kursachsen: Carabinier-Regiment (1784); Bl. 28, Westfalen : Linien- und leihte Infanterie (1812); Bl. 29 und 30, Neapel: Dragoner (1813), reitende Jäger (1812); Bl. 31, Preußen: Bosniak 1760); Bl. 32, Neapel : Das Heer des Königreichs beider Sizilien,

ußtruppen (1859); Bl. 33, Bayern: 1. Dragoner-Regiment (1807); Bl. 34, Schweden : Linien-Infanterie (1807); Bl. 35, Meriko: Die Oesterreichish-mexikanishe Freiwilligen-Brigade (1864—1867).

Aus Ed. Wartig's Verlag (Ernst Hoppe) zu Leipzig ging uns die erste Nummer eines von Max Heiden, dem Verwalter der Stoffsammlung im Königlichen Kunstgewerbe-Museum hierselbst, her- ausgegebenen „Muster-Atlas für Industrie und Kunst- gewerbe“ zu. Wie der Prospekt ee und das erste Heft bestätigt, will diese fortlaufend erscheinende Vorlagensammlung Künstlern, Zeichnern, Fabrikanten und Kunsthandwerkern \tilgerehte Muster und Dessins zur weiteren Nußbarmachung in die Hand geben. Der Viel- artigkeit des Geshmacks sucht der Atlas dadurch entgegen- zukommen, daß er möglichst sämmtlihe Stilarten aller Zeiten und Kulturvölker berücksichtigt, unter Bevorzugung jedoch der der Mode entsprehenden, gebräuchlihsten Kunstformen. Beigefügte Erläuterungen über den Ursprung und die Technik des zur Veröffentlichung gelangen- den reihen Borlagenmaterials gewähren alle weitere wünschenswerthe Auskunft und Anregung. Der „Muster-Atlas“ erscheint in 24 halb- monatlichen Lieferungen (Groß-Quartformat) mit je 6 Tafeln und einem Textblatt zum Subscriptionspreise von 1 4 für die Lieferung; die einzelne Nummer kostet 1 M 80 S. 4

Zeitschrift für das gesammte Handelsreht, her- ausgegeben von Dr. L Goldschmidt, ordentlihem Professor der Nechte in Berlin, Dr. Fr. von Hahn, Senats-Präfident a. D. am Meichsgeriht in Leipzig, H. Keyßner, Kammergerichts- Nath in Berlin, Dr. P. Laband, ordentlihem Professor der Nechte in Straßburg und Dr. M. Pappenheim, ordentlichem Professor der Rechte in Kiel. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Bd. XLIII1 enthält folgende Abhandlungen: „An- fänge der Tratte“ von Professor Adolf Schaube. „Die Kompen- sation von Schulden einer offenen Handelsgesellshaft mit Privat- forderungen eines Gesellshafters“ von Gerihtë-Assessor Conrades in Göttingen. „Die Ergebnisse der deutshen Börsenenquête“ von Pro- fessor Dr. Max Weber in Freiburg i. Br. (Gang der WVer- handlungen und Uebersicht der Publikationen; Organisation und Nechts\telung der Börsen; Maklerwesen und Kursnotierung: an den Cffektenbörsen, an den Produktenbörsen, die Kommi|sions- beshlüse). „Unter welchen Voraussetzungen erwirbt der Mandatar Eigenthum an dem ihm vom Mandanten zur Ausführung des Auftrags übergebenen Gelde?“ von Professor Dr. Schloßmann in Kiel. Aus der Rubrik „Nechtsquellen“, welche für die Mittheilung der Gesetzgebung aller Länder auf dem Gebiet des Handelsrechts be- stimmt ist, darf besonders hervorgehoben werden: „Das englische Gesez vom 14. August 1890 über offene Handel8gesellschaften (Partnership Act 1890 [53 u. 54 Viet. cap 39].“ von Dber-Landes- gerichts-Rath Späing in Breslau (Gesey zur Erläuterung und Verbesserung des Rechts der offenen Handelsgesellschaft, Wesen einer offenen Handelsgesellschaft, Nechtsverhältnisse der Gesellschafter zu dritten Personen; Rechtsverhältnisse der Gefellshafter unter ein- ander, Auflösung einer offenen Handelsgesellshaft und deren Folgen, ergänzende Bestimmungen); „der norwegishe Entwurf zu einem Gesetz, betreffend Aktiengesellshaften, von 1894 (Udkast til Tov om Aktieselskaber med Motiver)" von M. Pappenheim. Eine Uebersicht über die Handelsgeseßgebung vom Jahre 1893 giebt für England Dr. jur. Cruesemann in London, für Belgien Dr. Carl Koehne in Berlin. Hieran {ließen sih eine Uebersicht über die Rechtsprechung der deutschen Gerichtshöfe in Handelssachen in syste- matischer Anordnung von Amtsrichter Hertwig in Wanfried und lite- rarishe Anzeigen. R A P „Der Gerichtssaal“, Zeitschrift für Strafreht, Straf- prozeß, gerichtlihe Medizin, Gefängnißkunde und die gesammte Strafrechtsliteratur, unter ständiger Mitwirkung der Neichsgerichts- Räthe Dr. M. von Buri und Dr. Mittelstädt, der Professoren Dr. H. von Seeger in Tübingen, Dr. Em. Ullmann in München, Dr. Zuder in Prag u. a. herausgegeben von Dr. M. Stenglein, Neichsgerichts-Hath zu Leipzig. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Das vorliegende erste Heft des LII. Bandes bringt eine Abhandlung von Friedrih Doerr in München: „Die rechtöwidrige Hebung fremder Sparguthaben,“ Beiträge zur Lehre von Diebstahl, Ünterschlagung und Betrug. NReichsgerihts-Rath von Buri veröffent» licht Bemerkungen zu der Abhandlung des Landgerichts - Raths Dr. Haupt in Leipzig „Beiträge zur Lehre von der Theilnahme“ und zu dem Aufsaß des Dr. Horn in Freiburg i. E. „Die Bedeutung des Willens für die Strafrechtstheorie“. Den Schluß bilden Bes urtheilungen und Anzeigen wissenschaftlicher Werke.