1895 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Oct 1895 18:00:01 GMT) scan diff

A R N R E E

Aus dem „W. T. B.“ liegen über die Reise Jhrer Majestäten folgende Meldungen vor:

Seine Majestät der Kaiser trafen gestern Abend 6 Uhr 50 Minuten in Wiesbaden ein und fuhren sofort dur die festlih geschmüdte Wilhelmstraße, von einer großen Menschen- menge jubelnd begrüßt, nah dem Königlichen Theater, wo „Pre- ciosa“ aufgeführt wurde. Anläßlih der Anwesenheit des Kaisers war der Kurgarten prachtvoll erleuhtet. Nah Schluß des Theaters nahmen Seine Majestät bei dem Jntendanten von Hülsen das Souper ein. Um 121/4 Uhr Nachts fuhren Seine Majestät der Kaiser durch die bengalish erleuchtete Wilhelm- straße nah dem Bahnhof und seßten mit Jhrer Majestät der Kaiserin, Allerhöchstwelche inzwischen eingetroffen waren, die Reise fort.

Heute Vormittag 9 Uhr 10 Minuten trafen Jhre Majestäten mit dem Gefolge auf dem Bahnhofe von Kurzel in Lothringen ein. Jn der Umgebung des Bahnhofs hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge angesammelt und in der Nähe der Empfangshalle die Schulen, die Krieger- vereine und die Feuerwehr Aufstellung genommen, welche sih in langen Reihen bis nah Urville ausdehnten. Auf dem Bahnjteig erwarteten der Bezirks - Präsident, der Kreisdirektor, der Eisenbahn - Betriebsdirektor , der Bürger- meister und der kommandierende General des XVI. Korps, Graf von Haeseler, die Majestäten. Eine Ehrenkompagnie war nicht aufgestellt. Seine Majestät der Kaiser trugen die Uniform des Königs-Jnfanterie-Regimens Nr. 145 und über derselben den grauen Mantel. Vier weiß gekleidete junge Damen mit Schärpen in den deutshen Farben überreichten Zhrer Majestät Sträuße, welhe Allerhöchstdieselbe dankend entagegennahmen, indem Jhre Majestät jeder der Damen huld- vollst die Hand reihten. Seine Majestät begrüßten den Bezirks- Präsidenten Freiherrn von Hammerstein, den Kreisdirektor Gund- lach, sowie den kommandierenden General Grafen Haeseler nach- einander auf das freundlihste und nahmen sodann die Vor- stellung des Bürgermeisters entgegen. Hierauf erfolgte die Abfahrt nah Urville unter lebhaften Hurrahrufen der über- aus zahlreich anwesenden Bevölkerung und der Schulkinder, welche Blumen in den Wagen Jhrer Majestäten warfen. Jm Dorfe waren die Häuser reich beflaggt.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sißung.

Durch Allerhöchsten Erlaß ist der Minister der öffentlichen Arbeiten ermächtigt, auch noch während des Monats Oktober d. J. in geeigneten Fällen und unter den bisherigen Voraus- seßungen den Veteranen des deutsh- französischen Krieges zu dem Besuche der Schlachtfelder, soweit sie auf deutshem Gebiet licgen, die Hin- und Rückreise in dritter Wagenklasse aller Züge zu den einfahen Militärpreisen, in zweiter Wagenklasse gegen Lösung von je zwei Militär- fahrkarten zu gestatten.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Zur Vorfeier derheutigen Erklärung der Großjährig- keit Seiner Königlichen Hoheit des Erbprinzen fand gestern Abend im Theater eine Gal a-Vorstellung statt.

Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Pri n- zessin Johann Georg von Sachsen sind gestern zum Besuch am Herzoglichen Hofe in Coburg eingetroffen.

Elsaß-Lothringen.

Seine Majestät der Kaiser hat am Sonntag von Hubertusstock aus fòlgendes Telegramm an den Kaiserlichen Statthalter in Elsaß - Lothringen Fürsten zu Hohenlohe gerichtet :

„Erfahre soeben aus Zeitungen die Kunde des abscheulihen Mordes des Fabrikherrn Schwarß in Mülbausen. Bitte daher Eure Durchlaucht, in Meinem und der Kaiserin Namen Unser

2stes Beileid der unglücklihen Wittwe auszusvrehen. Wieder

fer mehr der von den Sozialist:n angefahten Revolutions- Wenn unser Volk fich doch ermannte! Wilhelm. I. R.“

Oesterreich-Ungarn.

aiser ist gestern früh in Begleitung des ungarischen räsidenten Barons Banffy und des Banus Grafen 1-Héderváry in Agram eingetroffen. Der Kaiser, Aller-

eler mit enthusiastishen Zivio-Rufen empfangen wurde, begrüßte zunächst den Erzherzog Leopold Salvator. Jn seiner in deutscher Sprache gehaltenen Erwiderung auf die Huldigungsgansprache des Bürgermeisters Moschinski führte sodann der Kaiser, dem „W. T. B.“ zufolge, aus: Ernehmemit be- sonderem Wohlgefallen die Versicherung unverbrüchlicher Treue und Ergebenheit der Einwohnerschaft der Landeshauptstadt scines geliebten Königreihs Kroatien und Slavonien entgegen, dessen fulturellen Fortschritten er das wärmste Jnteresse entgegen- bringe. Er freue sih, der Eröffnung einiger neuen Pflege- stätten der Kultur beiwohnen und einige Tage in der Mitte der Bevölkerung verweilcn zu können. Der Kaiser sprach sodann seinen Dank für die herzlihe Begrüßung aus. Unter enthusiastishen Ovationen der überaus zahl- reich anwesenden Bevölkerung erfolgte hierauf die Fahri durch die reihgeschmüdckte Stadt zum Hoflager. Die or dem Palais des Banus versammelten Würden- träger und Deputationen begrüßten den Kaiser mit begeisterten Zivio- und Eljenrufen. Um 10 Uhr begann der Empfang ionen. die Anjprahe des Erzbischofs

ers des rômisch- fatholishen

Kaiser : er sehe in der Huldigung

dafür, daß der Klerus ihn

Interessen der Kirche und des

bungen bereitwillig)st unterstüßen

durch gewissenhafte Verbreitung

M und der Nächstenliebe

der griehisch-orienta-

Seine Majestät, er zweifle

evangelischen Berufe, alles

r K r-P

Gun werde, um der christlichen Moral, der Eintracht und der tächstenliebe Eingang zu verschaffen. Dem protestan- tishen Presbyterium drückte der Kaiser seine Freude aus, daß fich die Protestanten in der Ausübung ihrer Rechte und der Erfüllung ihrer Pflichten mit andersgläubigen Bürgern eines Sinnes fühlten. Dem Sprecher der israeliti schen Kultus- gemeinde erwiderte der Kaiser, er höre gern, daß si die Jsrae- liten als Söhne dieses Landes fühlten. Auf die Ansprache des Landtags-Präsidenten Gyurgyevics drückte der Kaiser seine Befriedigung darüber aus, dem Landtage neuerlich seine Anerkennung über seine Thätigkeit aussprehen zu können. Dann folgte der Empfang der Generalität, der Offiziere, der Deputationen der Komitate und der ungarischen FreistädteNeusaß, Zombor, Szabadka ini Sa Auf die Huldigungsansprache der leßteren erwiderte der Kaiser: diese Begrüßung sei niht nur ein erfreuliher Beweis für die An- hänglihkeit an - die Person des Monarchen, sondern auch dafür, daß das seit mehreren hundert Jahren be- stehende freundschaftlihe Verhältniß zwischen Ungarn und Kroatien und Slavonien unverändert geblieben jei. Der Fiumaner Deputation sprach der Kaiser in italienischer Sprache seine Freude und sein Jnteresse an dem raschen Auf- blühen Fiumes aus. Auf die Ansprache des Führers der vereinigten Deputation der kroatishen und slavoöni- shen Städte und Komitate erwiderte der Kaiser: er habe vor 20 Jahren von derselben Stelle aus die Erwartung aus- gesprochen, daß der zwishen Ungarn und Kroatien, Slavonien und Dalmatien vereinbarte staatsrechtlihe Ausgleich das geistige und das materielle Wohl Kroatiens und Slavoniens fördern werde. Das politisch organisfierte Volk habe fich in verständiger Auffassung der realen Ver- hältnisse auf diesen geseßlihen Boden gestellt, die Folgen seien, seinen Erwartungen gemäß, auch niht ausge- blieben. Das auf dem Grundsaß der staatlihen Ge- meinsamkeit aller Länder der ungarischen Krone fußende Aus- gleihsgeses biete genügend Spielraum für die Wahrung und Förderung der nationalen Jnteressen Kroatiens und Slavoniens. Je mehr diese Gemeinsamkeit hochgchalten werde, desto mehr würden Kroatien und Slavonien ihre eigenen FJnteressen fördern. Durch treue Pflege der von der Deputation betonten Gemeinsamkeit arbeite dieselbe am erspricßlihsten für das Gedeihen und die Größe des eigenen sowie des Gesammtvaterlandes. Auf die Ansprache der Führer der Deputation der südslavischen Akademie der Wissenschaften und Künste sagte der Kaiser, es freue ihn, zu hören, daß die wissenschaftlihen Ar- beiten der Afademie auch den Zweck verfolgten, in der froatishen Nation neben anderen Bürgertugenden vor allem die von den Ahnen überkommene Treue, Liebe und Anhänglich- keit an den Kaiser und die Dynastie zu wecken, zu bilden und zu stärken. Beim Empfang der Deputationen von Agram, Esseg, Warasdin und Semlin äußerte der Kaiser die wärmsten Wünsche für das weitere Emporblühen und Gedeihen der Stidte, für deren Huldigung er mit der Verficherung steten Wohlwollens dankte. Der Deputation der Agramer Ün i- versität sagte der Kaiser, er könne dem akademischen Senat nicht warm genug ans Herz legen, auf die Einbürgerung des wahren wissenschaftlichen, echt patriotischen Geistes in der Universität mit aller Kraft hinzuwirken. Dem Advokatenaus\ch{chuß gegen- über betonte Seine Majestät die hohen Pflichten der Advokaten als der Organe der Gerechtigkeit. Nachmittags 2 Uhr vollzog der Kaiser in Anwesenheit der Minister, Würdenträger und vieler geladenen Gäste die Shlußfsteinlegung des Neuen Theaters, des Realgymnasialgebäudes, worauf 6000 Schüler und Schülerinnen vor Seiner Majestät defilierten, und \{hließ- lih die des Musik-Konservatoriums. - Abends wohnte der Kaiser der Festvorstellung im Theater bei.

Gestern Vormittag gegen 11 Uhr rottete sich in Agram eine Menschenmenge vor der serbischen K irche und dem der serbishen Gemeinde gehörenden Hause zusammen, verlangte die Entfernung der gehißten serbischen Fahnen und {lug die Fenster ein. Die Polizei mußte von der blanken Waffe Gebrauch machen. Die Demonstrationen der Menge fanden erst ein Ende, als die fserbishe Fahne von der Kirche und dem serbischen Bankgebäude dur städtische Organe entfernt wurde. Die Studenten nahmen auch die ungarishe Fahne von dem Haupttriumphbogen ab; die- selbe wurde jedoh später wieder angebraht. Die ungarische Fahne auf dem Gebäude der Betriecbsdirektion der ungarischen Staatsbahnen wurde mit Tinte beshmugt.

Bei der gestern in Wien vorgenommenen Ersaßwahl zum niederösterreihishen Landtag im Wahlbezirk Jnnere Stadt Wien wurde der Liberale Picker mit 2657 gegen 1449 Stimmen gewählt. x

Eine am Sonntag in Parenzo abgehaltene, stark besuchte Versammlung der „Società politica istriana“ nahm einstimmig eine Resolution an, welche besagt: der Verein druckde als Dolmetsch der allgemeinen Stimmung der Ztaliener und durchdrungen von der Nothwendigkeit der solidarishen Verbindung der italienishen Be- völkerung Oesterreihs den Wunsch aus, daß im österreichischen Parlament eine Gruppe der italienishen Abgeord- neten gebildet werde zum gemeinsamen Schuß und zur Geltendmachung der nationalen Rechte und Bejtrebungen der italienishen Bevölkerung. Eine andere Resolution tritt für die italienishe Sprache als Geschäftssprache des istrianischen Landtags cin.

Frankreich.

Der Prinz Karl von Schweden und Norwegen ist vorgestern in Paris eingetroffen und wird sich demnächst nah Biarritz begeben.

Die Budgetkommission der Deputirkenkammer hat nach den von dem Minister des Auswärtigen Hanotaur gegebenen Erklärungen eine Erhöhung des Budgets des Auswärtigen um 200 000 Fr. angenommen, zur Errichtung neuer Konsulate in Süd-China“ und auf Formosa. Der Minister des Auswärtigen Hanotaux kündigte an, daß er bei I der Deputirtenkammer einen Kredit zur unverzüglichen Errichtung dieser Konsulate beantragen und gleichzeitig dem Parlament den neuen französish-chinesishen Vertrag zur Genehmigung vorlegen werde.

Nach dem von dem Deputirten Cavaignac aus- gearbeiteten Geseßentwurf über die Formierung einer Kolonialarmee, welher gestern veröffentliht worden ist, würde der Effektivbestand der Kolonialarmee ungefähr 98 000 Mann betragen, darunter 27 000 Farbige. 44 000 Mann würden auf Algier und Tunis, 50 000 Mann auf die übrigen Kolonien entfallen, und 4000 Mann würden in Frankreich ver-

bleiben. Das hierdurch gewonnene neue Armee-Korps würde

einen Effektivbestand von 19 460 Mann haben; dasselbe solle möglichst nahe der Ostgrenze garnisorieren. Die Ersparnisse welche dur die Reduktionen der Garnisonen in Algier und Tunis erzielt würden, werden darin auf über 20 Millionen Francs geschäßt; dagegen werden die Ausgaben durch die Er- höhung des Effektivbestands in den anderen Kolonien un 17 Millionen Francs vermehrt. Durch die Ersparnisse an dem Effektivbestand Frankreihs würde eine Gesammtersparniß von 41/2 Millionen Francs erzielt werden.

Der Pariser Gemeinderath bewilligfe 10 000 Fr. für die aus Madagaskar heimgekehrten Soldaten.

Aus Port Said ist die Nachricht eingetroffen, daß auf dem Transportdampfer „Canton“, - welher 541 Soldaten von Madagaskar nah Frankreih bringt, 50 Mann auf der Fahrt dorthin gestorben seien.

Rußland.

Das „Journal de St. Petersbourg“ bemerkt zu dem Scheiden des nach Berlin versegten britishen Botschafters Sir F. Lascelles, daß derselbe, troß seines kurzen Auf- enthalls in St. Petersburg, durh seine hohen Geistesgaben und durch die Liebenswürdigkeit seines Chat akters es verstanden habe, sich lebhafte Sympathien zu erwerben. Sein Scheiden werde daher in der Petersburger Gesellschaft aufrichtig bedauert.

Der „Russishe Juvalide“ veröffentliht heute eine Ver- ordnung, betreffend die Formierung eines ostsibirishen fliegenden Artillerieparks für das südrussisGe De- tachement.

Belgien.

Durch einen Erlaß des Königs sind, wie die „Köln. Z.“ aus Brüssel erfährt, sämmtliche Gemeinderäthe für auf- gelöst erklärt und die Neuwahlen auf den 17. November an- ge}eßt worden.

Türkei,

Einige am Sonnabend in Konstantinopel vorgenommene Verhaftungen unter Anklage stchender oder verbrecherischer Handlungen verdächtiger Personen, unter denen sich auch mehrere von den aus den Kirchen Befreiten befinden, hat, dem „W. T. B.“ zufolge, unter der armenischen Bevöikerung neuerdings Beunruhigung hervorgerufen. Ruhestörungen sind bisher niht vorgekommen.

Rumänien,

Infolge des Rüctritts des Ackerbau-Ministers Carp, des Finanz-Ministers Germani und des Justiz-Ministers Marghiloman fand gestern Abend unter dem Vor- 11 des Königs, welher vorher mit den Präsidenten beider Kammern konferiert hatte, ein Ministerrath statt. Der Conseil-Präsident Catargi erklärte dem König, er übernehme es, das Kabinet zu ergänzen: der Präsident der Deputirten- kammer, General Ma no werde in dasfelbe eintreten und der Senats-Prâäsident Graf Cantacuzino dasselbe unterstügzen. Catargi erbat vom König die Ermächtigung, den Termin für die Wahlen zu den Kammern früher festzuseßen, da die gegenwärtigen Kammern, deren legislative Thätigkeit anfangs Hebruar n. J. zu Ende gehe, nicht genügend Zeit hätten, alle nothwendigen Arbeiten zu vollenden. Da der König nicht in die Auflösung der Deputirtenkammer einwilligte, hat das Kabinet Catargi seine Entlassung eingereicht. N L 4 ; n. Cp 0 C L.

Der König hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den Führer der Liberalen Demeter Sturdza zu einer Besprehung berufen.

Serbien.

__ Die „Politische Korrespondenz“ meldet aus Belgrad, daß die serbishen Gesandten-Posten in Berlin und Rom aus Budgetgründen von dem 1. Januar 1896 ab bis auf weiteres unbejeßt bleiben sollen; die Geschäfte würden durch Geschäftsträger besorgt werden.

Bulgarien.

__ Die Sobranje ist auf den 15. Oktober a. St. (27. Ok- tober n. St.) einberufen wörden.

Schweden und Norwegen.

Das neue norwegishe Ministerium is nach ciner Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania nunmehr kon- stituiert. Zu Mitgliedern der Staatsrathsabtheilung in Stock- holm wurden Gram, Haugland und Smedal ernannt, zum Minister des kirhlihen Departements Sverdrup, zum Finanz-Minister Kildal, zum Minister des Jnnern Engel- hardt, zum Arbeits-Minister Nielsen, zum Minister der Landesvertheidigung Olsen, zum Chef der Staatsrevision Stang-Lund. Zum Präsidenten ist das bisherige Mitglied der Staatsrathsabtheilung in Stockholm, Hagerup ernannt worden.

Afrika.

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowa h von gestern gemeldet, eine Depesche des Generals Bar atieri aus Antalo vom 12. d. M. besage: daß die Streitkräfte Ras Mangascha's aufgelöst seien. Dieser habe sich mit einem kleinen Anhang nach dem Berge Uogare geflüchtet. Der General Arimondi sei mit drei Bataillonen und einer Bergbatterie abgeschickt worden, um die Hauptmacht der Rebellen zu zerstreuen und Sebat, der im Besiß von Ambanagi sei, zu Hilfe zu kommen. Die Bevölkerung zeige sih von der Anwesenheit der italienischen Truppen befriedigt. Von überallher fämen Abordnungen um dem Sieger zu huldigen. Ras Olie befinde sich mit Truppen in Aschangi. Der Negus Menelik verspreche ihm immer aegen die Jtaliener marschieren zu wollen. Die italienischen Offiziere und Mannschaften befänden sih bei ausgezeihneter Gesundheit.

Der französishe Marine-Minister hat von dem Kontre - Admiral Bienaimé über Port Louis eine Depesche aus Tamatave vom 11. Oktober erhalten, laut welcher die ersten Verschanzungslinien von Farafate durch einen Angriff in der Nacht vom 5. zum 6. Oftober genommen worden seien. Der Admiral Bienaimé habe darauf den Angriff auf die Hauptforts vor- bereitet, als die Nachricht von der Einnahme Tananarivos bei ihm eingetroffen sei. Er habe sofort den General der Hovas davon verständigt und ihn zu bedingungsloser Uebergabe auf-° gefordert. Nach 48 ftündigen Unterhandlungen habe der (Seneral der Hovas die Festung sowie die Waffen und Schieß- vorräthe übergeben. Der Kontre-Admiral Bienaimé treffe nunmehr Maßregeln zur Verproviantierung Tananarivos.

Nr. 49 des „Eisenbahn-Verordnungs-Blatts*, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 10. Ottober, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffent- lichen Arbeiten: vom 4. Oktober 1895, betreffend Reisekoftenvergütun- gen der Betriebèkontroleure: vom d. Oftoker 1895, betreffend Fahtpreitermäßigungen für Veteranen von 1870/71 und ehemalige Angebörige deutscher Truppentheile. Nachrichten.

Nr. 41 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, berauégegeben im Ministeriumder êffentlihen Arbeiten, vom 12. Oktober, hat folgenden Inhalt: Amtliches : Bericht über den Fortgang der Arbeiten am Dom in Berlin im ersten Halbjabr 1895. Dienst- natrihten. Nichtamtliches: Die St. Jakobi-Kirhe in Lucken- walde. Gewölbte Bauwerke ohne Flügelwauern. Um- und Er- weiterungébau der medizinishen Universitätëflinik zu Königsberg i. Pr. Die durchgehende Zugstange. Probkebelastungen von Decken und Gewölben. Vermischtes: Preisbewerbung um ein Rathhaus für Faver i. Sl. Erhaltung der Marienkirhe in Inowrazlaw. Nachahmungen des Auer’shen Glüöblihts. Neue Eisenbahn- Sónellfahrten in England und Amerika. Neue Patente.

Statijtik und Volkswirthschaft.

Die gewerblichen Unterrichtsanstalten des Großherzog- thums Hessen.

Gegenüber dem Vorjahre sind in dem abgelaufenen Schuljabre 1894/95 zu den mit dem Landes-Gewerbeverein in Verbindung stehenden gewerblichen Unterrichtéanstalten die neu gegründeten Hand- werter-Sonntags-Zeicwenshulen in Flonheim, Reichelsheim i. d. W. und Roßdorf, sowie die wieder eröffnete Handwerkers{hule in Neckar- Steinah hinzugekommen. Unter Leitung der Großherzoglichen Zentral- stelle für die Gewerbe steben nunmehr: 1 Landes-Baugeweckscule, 9 Kunstgewerbesulen, 1 Fachsule für Eifenbeinschnitzerei, 9 erweiterte Handwerkerschulen und 81 Sonntags-Zeichenshulen. Mit 36 der leßteren ift je eine Abendshule verbunden. Die Zahl der an fämmtlihen vorstehend angeführten gewerblichen Unterrichtsanstalten thätigen Lehrer beträgt 316. Besucht wurden diefe Schulen im Ganzen von 7031 Schülern, ron denen 1687 auch an dem Abendunterricht theilnahmen. Außer diefen Schülern waren auênahméêweise noh 437 shulxpflihtige Knaben unter 14 Jahren, sog. Vorschüler, zugelaffen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig beschlossen, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, die Stein- seßer am Sonntag, den Ausstand zu vertagen, da €s ihrer Ausstandskommission niht gelungen ift, sh wieder mit den Arbeit- gebern ins Vernehmen zu seßen.

_ Aus Paris wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der dortige Gemeinderath 20 000 Fr. für die Ausständigen in Carmaux bewilligt hat.

Aus Glasgow berictet ein Londoner Telegramm des ,W. T. B.*, daß wegen des drohenden Arbeiterausstandes in der Maschinen- bau- und Schhiffsbau-Industrie am Clyde das Geschäft der scottishen Stahlinduftrie -und der damit verwandten Industrien nabezu zum Stillstand gekommen ift, da, falls die befürchteten Schwierigkeiten eintreten, die Stahlwerke die Produktion einschränken müssen. s

In Newcastle-on - Tyne hat, wie der „Köln. Ztg." aus London geschrieben wird, in der vorigen Wocke der sogenannte freie Arbeiterverband (Free Labour Association) jeinen Iahres- fongreß abgehalten. Dieser Verband wurde vor drei Jahren mit dem Zwecke gegründet, der Vorhberrshaft der Gewerk- vereine, die bei der Vergebung der Arbeit darauf bestehen, daß die Arbeiter einem Gewerkverein angehören, ein Ende zu machen. Daß der Verband in der kurzen Zeit große Fortschritte gemacht, beweist die Thatsache, daß an den Verhandlungen 80 Abgesandte, die 120 000 Arbeiter vertraten, theilnahmen. Im Jahresberiht recht- fertigte der Verband sein Bestehen damit, daß von ‘den 11 Millionen Arbeitern Großbritanniens 1 Million Gewerkvereinler und 10 Millionen freie Arbeiter seien. Der Verband will bessere Beziehungen zwischen den Arbeitern und Unternehmern pflegen, wat ihm nah dem Jahres- beriht insofern gelungen ift, als auf seine Veranlaffung in vielen Landestbeilen Einigungëämter eingeseßt worden find.

Kunst und Wiffenschaft.

4 Bald nah Schluß der großen Sommer -Ausftellung öffneten auh bereits die Kunstsalons von E. Schulte und Gurlitt wieder ihre Pforten. Im Parterregeshoß des Redern’shen Palais Unter den Linden treffen wir eine reibe Auêwahk von Bildern und Sculpturen, die dem Beschauer durch die Mannigfaltigkeit des Ge- botenen Ersatz gewährt für die fehlenden Meisterleistungen ersten Ranges. Das umfangreihe Parisurtbeil von Schram, das den Mittelpunkt der einen Längswand im Oberlichtsaal bildet, vermag troy seines anspruchévoklen Formats den ernsten Kunstfreund nicht zu fesseln; die süklihe Geziertheit der drei weiblichen Göttergestalten macht das Zögern des arkadishen Hirten nur zu begreiflih. Die gewandte Technik und der effektvolle Aufbau der Komposition werden gleihwohl ihre Bewunderer finden. Pietätvolle Hochachtung erwecken die zahlreichen, von feinem Naturgefühl beseelten, wenngleich etwas eintônigen Landschafts|kizzen und Studien des unlängst ver- storbenen Karl Bennewitß von Löfen. Das Bildniß des Ver- blichenen von der Hand feines talentvollen Sohnes bildet den Mittelpunkt dieser Sonderausstellung. Daß die Intimität der Natur- scilderung nit auéschließlich an subtile Durhbildung aller Einzel- heiten gebunden ift, beweisen die sehr fein gestimmten Landschaften des viel zu wenig bekannten E. Jettel in Paris, fowie die talentvollen zarten Aquareliveduten von Maria von Bunsen, wenngleih diesen hie und da noch eiwas dilettan- tische Unsicherheit anhaftet. Sehr fkraftvoll und sicher weiß dagegen Max Schlichting die Luftstimmung des vlämischen Flachlandes zu treffen. Seine kleinen Landschaften zeichnen sih jeden- falls vor seinen bisherigen Leistungen durch erhöhtes Feingefühl für Licht- und Luftwirkung vortheilhaft aus und erinnern darin an die Meisterwerke des Belgiers Emile Clauß. Langhammer?’s „Geno- veva* zeigt ihren talentvollen Schöpfer auf den gefäbrlihen Pfaden der modernsten Stilistik, obne daß der Versuch, die asketishe Gestalt der Heiligen in präraphaelitish drapirte Gewandung zu kleiden, bei dem Beschauer etwas Anderes als Bedauern und Befremdung weckt. Vaß Langhammer ohne dieses krankhafte Haschen na Absonderlichem itarfe Wirkung zu érzielen vermag, beweist niht nuc die Behandlung des Landschaftlihen in dem Heiligenbilde, sondern au eine „Abendstimmung“ ohne Staffage, die namentliG in der Nachbarschaft der wenig talentvollen Bilder Wolfrom's zu vortheil- hafter Geltung kommt. Ein sehr fein durchgesührtes koloriftisches Genrebild des Amerikancrs Ulrich, zahlreihe Porträts von Hanns Lehner und Traute Steinthal, sowie einige prononziert pari- lerishe Studien von Leo von König vervollständigen die Zahl der bemerkenswerthen Bilder. S .… Mit dem Raffinement eines künstlerishen Gourmets ist die Er- °ffnungs-Auéstellung des Salons Gurlitt zusammengestellt: fast aus\ließlich Werke führender Geister im Reiche der Kunst find er vereinigt. Diese Crême erlesener Kunst dürfte auch das Suge des verwöhntesten Kritikers erquicken. Es genügt, die Namen der vornehmsten Aussteller zu nennen: Arnold Böcklin, “4 von Gebhardt, Joseph Israels, Wilhelm Leibl, J. vonLenbach, Liebermann, Gabriel Max, Adolf Menzel, D, y iglhein, Pradilla, F. Stuck, Hans Thoma, c Xrübner, F. von Uhde und last not least James Whistler. Besonders dankbar ift die bisher in Berlin so selten gebotene Gelegenheit zu begrüßen, den leßtgenannten genialen inerikfaner, der mit seinem Namen eine ganze hochbedeutende Phase êr modernen Malerei deckt, in einem charakteristishen Werk kennen

* gezwungen wirkt, [läßt aud in dieser

zu [ernen. Whistlers „Dame in Schwarz“ is im Jahre 1878

gemalt und enthält no% nit die letzte Konsequenz des Whistler'schen

roaramms, alle Malerei in musifalishen Farbenglanz aufzulösen.

ber die Vornebmheit seines Farbensinns, die raffinierte Feinheit dec. Anordnung, die gleichwohl natürlich und un- f Schöpfung eine bobe ftünftlerishe Begabung erkennen. Von dieser blafsen, stillen Kunst bis zu dem temperamentvoll übers{äumenden Humor Arnold cklin?'s in seinem Bacchusfest ist rin weiter Weg. Nichts aber bringt die gegensäßlichen Leistungen zu fräftigerer Wirkung als räumlihe Nachbarschaft. Auch Böcklin und Menzel stellen zwei entgegengesetzte Pole deutsher Künstlerkraft dar, während Israels, Liebermann, Uhde und Leibl nur individuell ver- schieden starke Aeußerungen des gleiden naturalistisben Kunsttriebs repräsentieren. Ein Meisterwerk von seltener Innigkeit und Naivität hat Lenbach in seinem Kinderporträt „Angelina“ ausgestellt. Wenn man unter ausgesuhten Leckerbissen noch Ranguntershiede machen dürfte, müßten Leibl’'s lebersprühender männliher Kopf (19), Iêraels? „Nähterin“ und Ubde?s „Werbung* noch besonders bervor- gehoben werden. Daß von diefer illustren Umgebung die Werke von C. Bartels, Anna Costenoble, E. Edel, Dora Hit, Hermann Linde, Christian Rohlfs, F. von Scennis, Lesser Ury und Jules Wengel nit erdrückt werden, {ließt eine bobe Anerkennung für ihre Schöpfer ein. Besonderen Anspru auf eine solche hat der in Berlin bisher noch unbekannte Lübecker Maler Hermann Linde, der sih mit seinen Skatspielern fast einen Plat neben Leibl und Trübner erobern könnte, wenn Streben und Können sich ausgliden. Au Christian Roblfs verdient mit seinen kühnen impressionistishen Versuchen entschiedene B-achtung. Freunde der zu neuen Zielen sih wendenden Lithogravhbie seien s{ließlich nocch auf die Originalsteindrucke von Dillon und Toulouse-Loutrec bin- gewiesen.

Diese so glüFlich arrangierte Eröffnungs8ausstellung in Gurlitt's Salon weckt nur das eine Bedenken, ob sich die Darbietungen des Winters auch bei dem besten Willen auf dieser außergewöhßnlien Höhe werden halten laffen. Jedenfalls darf man an dem \chönen Erfolg neben dem Geschick und Spürsinn des Ausstellungsleiters auch dem glüdcklihen Zufall einen Antheil zumessen, der gleichzeitig fo viele Meistecwerke auf den Kunstmarkt brachte. Die Theilnahme des Publikums wird boffentlih d2s Ihre dazu beitragen, diese Bedenken binfällig zu machen.

Land- und Forstwirthschaft.

Gestern hat die Oktober-Versammlung der Deutschen

wirthschaftsgesellshaft hier begonnen. Am At

unter dem Vorsitz des Professors von Mendel der Aussch Herausgabe der Rassenbeshreibungen versammelt, um den Plan zur Ausführung dieser Beschreibungen zu berathen. Heute fanden die Sitzungen der einzelnen Thierzuhtabtheilungen ftatt. In allen Ab- theilungen bildete die Berathung der Ordnung für die nächstjährige Ausstellung in Stuttgart einen Hauptpunkt der Tagesordnung. In dem Ausschuß für Rinderzucht, der im übrigen u. a. die Frage der Kälberruhr und des seuhenhaften Verkalbens behandelte, wurde angeregt, die Rassenabtheilung „Angler* künftig aufzugeben und hie mit der Gruppe „andere deutshe Niederunas- und Landschläge“ zu vershmelzen. Außerdem wünscht der Ausschuß, die gewerbêömäßigen Händler von den Ausstellungen der Deutshen Landwirthshafts- esellihaft auszuschließen und sie nur außer Preisbewerb auf einem esonderen Platze zuzulassen. Der Ausschuß für Pferdezucht verbandelte über die Anerkennung der Züchtervereinigungen und über die Aus- führung der Beschlüsse, betreffend Mefsungen und Wiegungen der Pferde. Zur Ausftellungsordnung wurden angeregt: eine genaue Bestimmung, welhe Pferde unter {weren und leihten Arbeitspferden zu verstehen sind; ferner die Theilung der einjährigen Stutenklasse in schwere und leichte, die Zu- lassung âlterer Hengste zum Preisbewerb, sowie eine Erhöhung der Preise für Leistung. Der Aus]chuß für Merinozucht nahm den Bericht über die leßte hier abgehaltene Probeschur entgegen. Auch hier, wie im Ausschuß für Fleischshafzuht wurde die Ausstellungsordnung be- prochen, doch lagen prinzipielle Abänderungsvorschläge nicht vor. Im Ausschuß für Schweinezubt bildete wieder die Bekämpfung der Schweineseuchen einen Hauptpunkt der Verhandlungen.

Handel und Gewerbe.

Bei dem bereits gemeldeten Konkurse des Haujes Tersibaschitsch u. Sohn in Belgrad sind dem Ver- nehmen nah 20 deutsche Häuser mit etwa 42000 M betheiligt. Als Anmeldung für die Gläubiger ist der 4./16. November und als Ausgleichstermin der 7./19. November festgesebt.

Behufs Verzinsung und Amorktisierung einer für Ver- besserung der Hafenanlagen von Algier aufzunehmenden Anleihe von 1 100 000 Fr. wird anstatt der früheren Tonnen- gebühr von 15 Cts. nunmehr der Betrag von 20 Cts. für die Gehaltstonne (1000 kg) erhoben. Dieje Gebühr ermäßigt sih auf 10 Cts. für folgende Artikel, sowie für sämmtliche sonstige Waaren im Werth von weniger als 50 Gr. für die Gehaltstonne :

Im Eingang: s

1) Gewöhnliches Holz: Unbearbeitete Stangen, Stüßen und Pfähle: j

D Stélie. Erde, mineralisches Brennmaterial und Rohstoffe: Kreide, Sand, Eis rafraîchir), Kohlen, Koks und Steinkohlenther; : :

3) Baumaterialien: Ziegelsteine, Dachziegel, gemeine Töpferwaaren, unbearbeitete Bausteine, Pflastersteine, gemeiner Gips, Kalk (chaux grasse), Wassermörtel (chaux hydranu- lique), Zement, Zementröhren ; 2 :

4) Chemische Produkte: Schwefelsaures Eisen Und Natron.

Im Ausgang:

1) Gewöhnliches Holz: Brennholz; /

9) Steine, Erde, mineralishes Brennmaterial und Rohstoffe: Kohlen, Kalk, Zement, Steinkohlentheer und Eisenerze. E

Gänzlih befreit von der Tonnengebühr sind:

1) Waaren und Güter für den Staat,

2) Waaren im Küstenverkehr,

3) ein- oder ausgeladener Ballast,

4) Bee D i ;

5) eingenommener Schiffsproviant und Brennmaterial

(niht ausgeladener).

Zwangs-Verftetgerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht T Berlin standen am 14. Oktober die nachbezeichneten Grundftücke zur Versteigerung : Hussttenfstraße 59, dem Kaufmann Sugen Neubauer gehörig ; Fläche 3,31 a; Nuzungêwerth 5090 M; Meistbietende blieben mit dem Gebot von 780 0 M der Regierungs-Rath Felix Guttmann zu Berlin und dec Kaufmann Bruno Röhricke, Brücken-Allee 31. Kaglerstraße 14, dein Bautechniker G. Neumann gehörig ; Fläche 9,15 a; Nußungêwerth 14500 #4; mit dem Gebot von 1100 M blieb der Kaufmann Leopold Engel zu Berlin,Meist-

bietender.

Ausweis über den Verkehr auf- dem Berliner Schlachtviebmarfkt vom 12. Oktober 1895. Auftrieb und Markt- preïse nah Schlachigewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nah Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3457 Stück. (Durchschnittspreis für 190 kg ) L. Qualität 112—120 M, I{l. Qualität 104—110 Æ, ITL. Qualität 94—100 4, IV. Qualität 84—9 A Schweine. Auftrieb 1463 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 94—96 4, Landschweine: a. gute 90—92 Æ, b. geringere 82—88 M, Galizier —,— Æ#, leihte Ungarn —,— Á bei 20 9/6 Tara, Bakonyer F bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1007 St¿ck. (Durschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,24—1,30 A, II. Qualität 1,18—1,22 4, III. Qualität 1,06— 1,16 A Schafe. Auftrieb 12283 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,00—1,20 Æ, II. Qualität 0,90—0,96 #, ITI. Qualität —,— M

Eine Emission von 16 Millionen Mark 3%, Landschaft- lide Pfandbriefe der Provinz Sachsen wird von einem Konsortium erster Berliner Häuser unter Führung der Königlichen Seehandlung am 15. d. M. zur öffentlithen Subskription gestellt werden. Die Landschaftlichen Pfantbriefe der Provinz Sachsen bilden ein Anlagepapier von pupillarisher Sicherheit. Bei den großen Be- trägen, in denen 33 °%/ Pommersche, Sc(blesishe und Landschaftliche Zentral-Pfandbriefe zur Nückzahlung am 1. Januar 1896 gekündigt sind, wird voraussihtlich Anfang nächsten Jahres ein ftarkes Anlagebedürfniß für derartiae Werthe eintreten. Den Inhabern ge- fündigter 35 °/% Landschaftliher Zentral-Pfandbriefe ist durch die in den Bedingungen enthaltenen Bestimmungen, daß diese Pfand- briefe son jeßi zu einem Preise in Zahlung gegeben werden können, welcher sih über pari stellt, der Erwerb der neuen Pfandbriefe aus- drüdlich erlzihtert worden. |

Wie die „RNhein.-Westf. Ztg.“ meldet, betrug die tbhatsächlice Förderungseinschränkung bei den dem Rhbeinish-Wefst -* fälishen Koblensyndikat angehörenden Zehen im September 159%. Die an fi ret hoch erscheinende Einschränkung findet ibre Erklärung in dem niedrigen Stand des Rhbeinwafsers und in dem Wagenmangel.

Die Handelskammer in Leipz Nadtrag zum Katalog ihrer Bibliothek, der wieder einen stattlihen Band umfaßt. Der Katalog behandelt den Zuwachs, den

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die Bibliothek in der Zeit vom 1. Juli 8 bis Ende des Jahres 1893 erfabren hat; er ift im Kommissionêéverlag der I. C. Hinrichs- {hen Buchhandlung in Leipzig erschienen. : Nürnberg, 14. Oktober. (W. T. B.) Nath einer des „Fränk. K.“ if die über den Viehhof verbängt Sperre aufgehoben worden Wien, 14. Oktober. (W. T. B.) Der Finanz die Staatsschuldenkafse an, die am 1. November d. F. den Kupons der einhbeitlihzn Notenrente sowie anlebens von 1869 ausnahmsweise ab 15. d. M. obne von Escomptezinsen einzulösen, sowie die am 31. Dezember werdenden Kapitalien und Gewinne des 1854 gleihfalls ab 15. d. M. gegen Berehnung von 3 9% Zinsen zu eétomptieren.

Verdingungen im Auslande.

British-Indien.

16. Oktober, Miitags. E. L. Marryat, Secretary of the Bengal and North Western Railway Company limited, 237 Gresham House, Old NRoadstreet, London E. C. Lieferung: 1) von 9 hydraulishen Krahnen mit zylindrishem Pfeiler von 6 Zoll Durchmesser, 17 Wiegevorrichtungen auf dem Bahnkörper. 2) von 22 Platien für Kupferröhren. Bedingungéheft, allgemeine Be- stimmungen und Verdingungéformulare 10 Schilling für jedes Loos, in den Gesellschaftsräumen.

22. Oktober, 2 Uhr. Staats-Sefkretariat für Indien, London: Lieferung von Brückenstücken. Näheres bei Herrn Parker, director general of stores, India office, Whitehall, London S. W.

22. Oktober. T. W. Wood, Secretary of the Bombay, Ba- roda and Central India Railway Company, 45 Finsbury Circus, London E. C. Lieferung: A. von gußeisernen Lagerschalen, guß- eisernen Querschwellen mit Kleineisenzeug, Quershwellen von Fichten- bolz, mit Kreofot imprägniert, Lokomotiven mit Tendern, mebreren Stablbrücker, \tählernen Bolzen mit Schraubenmuttern und Scheiben, stählernen Schienenlaschen, Stahlschienen, Stahlquershwellen, eisernen Klammern, B. von Kreuzungen und Weichen. Bedingungsheft und Verdingungéformulare in den Geschäftsräumen der Gesellshaft, 21 Shilling für Lieferung A., 10,6 Schilling für Lieferung B.

Italien.

21. Oktober, 1 Uhr. Atrtillerie- und Ausrüstungs-Direktion des ITT. Marine-Departements in Venedig: Lieferung von 10000 kg Kupferbarren zum Schwmelzen. Voranschlag 15 000 Fr., Kaution 1500 Fr., Kosten 400 Fr. Endgültiger Zuschlag den 11. Novembcr,

Mittags. O panten.

26. Oktober, Mittags. Stadtverwaltung Man resa, Provinz Barcelona: Anschaffung von Feuerlöschgeräthschaften und Feuerlös- maschinen. - Muthmaßlicher Boranschlag 5621,80 Peseten, Kaution 281,05 Peseten. Näheres bei obiger Verwaltung.

Portugal.

23. Oktober, Mittags. Königlich portugiesishe Eisenbahngeiell- haft zu Lissabon: Lieferung von 590 eisernen, ohne Löthmittel gestreckten Röhren von verschiedenen Durchmessern und Längen. Näheres in den Räumen der Gesellshaft, Paris, 28 Rue de Châteaudun. |

Belgien.

5. November, Mittags. Justiz-Ministerium in Brüssel: Papier- lieferung für den Moniteur Belge für den Zeitraum eines Jahres (1. SFanuar bis 31, Dezember 1896). Bedingnißheft und Papiermuster sind in dem Bureau der Direktion des Moniteur, Rue de Louvain Nr. 40, ausgelegt, wo nähere Auskunft eingeholt werden kann. Solche wird auch von dem Handelsmuseum in Brüssel, Rue des Augustins Nr 17; thal :

8. November, 11 Uhr. Gemeindehaus zu Tongern: Elektrische Beleuchturg der Stadt. Auskunft bei obiger Stadtverwaltung.

Rumänien. 20. November. Stadtverwaltung Crajova: Einrichtung und Betrieb einer \tädtischen Eng, 16, Dezember, 2 Uhr. Dieselbe Verwaltung: Ausführung von 20 000 qm Straßenpflaster nebst Bordsteinen. Vorläufige Kaution 10 000 r. Bedingungen im technishen Bureau genannter Stadt. Egypten. : E 7. November, Mittags. General-Zolldirektor in Kairo: Liefe- rung von 150 000 Tabak-Etiquetten und 300 Dcca Bindfaden. Be- dingungsheft beim europäishen Sekretariat der General-Zolldirektion, werktäglih von 8—1 Uhr.

Verkehrs-Anstalten.

Das Syndikat für südwestafrikanishe Siedelung theilt über die in Aussiht genommene Ausdehnung der direkten deutschen Dampferfahrten bis nah der Lüderißbucht mit, daß end- gültig der Entschluß gefaßt wurde, den nächsten direkten Dampfer, der am 30. November dieses Jahres Hamburg verläßt, nach Lüderiybuht weiterlaufen zu lassen und damit eine direkte deutsche Dampfschifféverbindung zwischen Hamburg und Lüderipbucht ins Leben zu rufen. Die Frachtsäße werden gegenüber den für Swakopmund und Walfishbai geltenden nicht erhöht. Anmeldungen von Frachten und Passagen sind an die Herren L. F. Mathies und Co. in Hamburg zu richten, von welchen ebenso wie von dem Syndikat für südweste- afrikanishe Siedelung, Berlin SW., nähere Mittheilungen erfolgen. (Vgl. Nc. 239 d. Bl.)