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Theater und Musik.
Konzerte.
Die Damen Corally Böttcher (Mezzosopran) und Carrie Bowes (Klavier) gaben geftern im Saale der Sing-Akademie ein Konzert, das die Pianistin, eine Kalifornierin, welche bier ihre Studien unter Leitung des Professors Barth gemacht hat, mit einer Toccata von Bah und Variationen von Chopin eröffnete. Diese fowie andere Klavierftückte von Moszkowski und Rubinstein führte sie mit großer technischer Sicherheit und graziöser Vortrag8weise aus. Die Sängerin, aus der Schule Hey?s hervorgegangen, ist hier niht mebr unbekannt. Sie verfügt über eine niht umfangreiche, aber sympathische Stimme, deren Woblklang nur zuweilen durch ein Uebermaß des Tremolierens gefährdet wird, und über eine temperamentvolle Aus- drucksweise. Außer Schumann's Cyclus „Frauen-Liebe und Leben“ sang sie noh vier recht anmuthige Lieder von W Sacks, der auh die Klavierbegleitung der Gele übernommen hatte. Lieder von P Permenn und E. Hildach bildeten den Beschluß des Abends.
iden Künstlerinnen wurde lebhafter Beifall zu theil, für welchen Fie durch einige Zugaben dankten. :
Die ungarishe Sängerin Etelka Barázsdy ließ ih gestern im Konzertsal, Potsdamerstraße Nr. 9, zum erften Mal hier- selbs hören. Mit fleiner, in der Höhe etwas spißzer Stimme trug fie eine Arie aus Rossini’'s „Semiramis* und einige deutshe und ungarishe Volkslieder vor. Ihrer Vortragsweise nah dürfte fich die Sängerin eher als Soubrette für die Bühne, als für den Konzert- saal eignen. Die Pianistin Fräulein Margarethe Liebig unter- ftútte das Konzert durch den gelungenen Vortrag einiger Piècen von
ubert, Rubinstein, Field und Liszt. Beide Damen ernteten reihlihen Beifall. - S |
Im Saal Bechstein ließ sich geftern eine junge Violon- celistin, Fräulein Elsa Ruegger aus Brüfsel hören und fand mit ibren Darbietungen, wel%e Lonftücke von Carl Lindner, Bruch, Boccherini, Popper und Schubert umfafßten, vielen Beifall. Die jugendliche Künstlerin ist zwar noch niht zur völligen Beherrshung aller Schwierigkeiten ibres Instruments gelangt, zeigte aber musika- Iishes Verständniß und Emvfinden und im Technischen gute Shulung.
Am Sonnabend, den 19. d. M., bringt die Königliche Oper zur Erinnerung an die vor 59 Jahren stattgehabte erfte Aufführung in Dresden Richard Wagner's „Tannhäuser“ zur Aufführung. In Dreêden fangen damals die Damen Johanna Wagner (Elisabeth), Wilhelmine Schröder-Devrient (Venus), die Herren Tichatschek (Tannhäuser), Mitterwurzer (Wolfram). In Berlin fand die erfte Aufführung am 7. Januar 1856 mit den Damen Jobanna Magner (Elisabeth), Herrenburg-Tuczek (Venus) und den Herren Formes (Tannhäuser) und Radwauer (Wolfram) ftatt.
Im Theater Unter den Linden gebt morgen ein phan- tastisches Ballet-Divertissement, arrangiert vom Balletmeister J. Rei- finger, in Scene. Die Damen Hofscüller, Polednik, Fiocati, die
ren Klaß und Gantenberg sind darin hervorragend beschäftigt. orher wird die Rotb’she Operette „Der goldne Kamerad“ auf- geführt.
In Kroll'’s Theater findet morgen der Il. Symphonie- Abend der Königlihen Kapelle unter Felix Weingartner?s Leitung ftatt. Die Ouvertüren zu „Egmont“ und „Genoveva“, die Militär-Symphonie und (zum erften Male) Christian Sinding's Symphonie Es-moll stehen auf dem Programm. Die öffentliche Hauptprobe is auf morgen Mittag 12 Uhr festgeseßt. Billets zu 2 Æ (Sigpläße) und 1 A (Stebpläye) bei Bote u. Bock.
Herr Fee Weingartner hat am 15. d. M. das erfte philharmonische Konzert in_Bremen mit außerordentlichem Erfolg dirigiert. Die Königliche Opernsängerin Frau Marie Gö tze hatte h als Solistin des Abends einer glänzenden Aufnahme zu erfreuen. Die Künstlerin brachte u. a. Weingartner's „Die Wallfahrt nah FKevelaar* zu Gehör.
MWetterberiht vom 17. Oktober 8 Uhr Morgens.
——_ —
Celsius 59 C. =4° N.
Stationen. Wind. | Wetter.
Temperatur
in 0
Schumann. 2)
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim
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Stockholm . NW wolkenlos aranda . N beiter osfau . . . O Regen
Gork,Queens- town OSO ds/balb bed. Gherbourg . ONO 3lhalb bed. I. NNO b\wolkenlos ylt N 2beiter DuUrA … « NNW 4lhalb bed.1) winemünde NNW diwolkig?) Neufahrwasser W 4'wolfkig Memel ….. NW 2 Regen Denis Es e NNW 1\wolkig ünster. NW 1wolkenlos S 3\wolkenlos W 2\wolkig SW 4hhalb bed.3) N 3|Schnee NW 3 heiter i WNW 3[wolkenlos 763 |W 3|\wolkigt) 770 |[NO d|bedeckt Miz | 756 still/halb bed. Rv». |- 7096 1D 3[bededt 15 ) Gestern Regen. ?) Gestern Regen. ?) Nachts
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Nebersicht der Witterung.
Das barometrische Minimum, welches gestern über dem zentralen Deutschland lag, ift ostwärts ver- wunden, während sich über West-Europa ein
druckgebiet auêgebildet hat, welches in Schott-
Der Drudckvertheilung entsprehend, wehen über Skan-
dinavien und Zentral-Europa ziemlich lebhafte nörd- | Jarno. — Vorher: Aber die
L h F 1 Akt voa P. Lnsemann. Anfang 74 Uhr. lihe Winde, unter deren Einfluß die Temperatur fehr Sonnabend und folgende Tage: 2 ;
l, im Nordwesten beiter, im Süden | — Vorher: Aber die Ehe!
stark terabgegangen ist. In Deutschland if das Wetter füh
und Often trübe; überall ift Regen ge- ben; in Süddeutshland wurde stellenweise
if beobahtet; Curbaven und Rügenwalder- | Friedri - Wilhelmstädtisches Theáier.
D! Cha t 25—26.
Iautern und Chemnig ift es um 12 Grad] Freitag: Gaftspil aff Liliputaner. Jeden f Uhr: Die Reise nah dem Mars.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Große Kinder-
münde hatten Nachts Graupelböen; in Kaisers-
Tälter als vor 24 Stunden. Da das Hochdruckgebiet | Abend 7 im Westen \ich oftwärtis auszubreiten scheint, so
D-moll, Op. 21,
Deutsches Theater. Freitag: Der Meister von Palmyra. Sonnabend: Die Mütter.
Lessing-Theater. Freitag: Der Veilchen- fresser. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Gräfin Friti,
Residenz - Theater.
; r ¿x4 | Lautenburg. Freitag:! Der Rábenvater. k and Barometerstände von über 776 mm aufweist. 8 Akten bon - H. Fr: Kiher E
Manuigfaltiges.
Nah kurzem, s{hwerem Leiden ift heute im 50. Lebensjabre der D Polizei-Rath von Mauderode verschieden. Das Polizei- räsidium verliert, wie dasselbe in einem Nachruf hervorhebt, in dem erstorbenen einen hervorrägend begabten und tüchtigen Beamten, der sein shwieriges Amt in. seltener Pflichttreue und mit unermüdlichem Eifer verwaltete und si dadur die Anerkennung seiner vorgeseßten Behörde, gleichzeitig aber durch sein ftets gerehtes, wohlwollendes Wesen die Freunds und Liebe seiner Mitarbeiter und der ibm Unter- gebenen in hobem Maße erworben hat. Das Polizei-Präsidium werde dem Heimgegangenen ein dauerndes ehrenvolles Andenken bewahren.
Die feterlihe Konsekration der St. Matthiaskirche
“ auf dem Winterfeldtplaß findet, wie die „Germania* mittheilt,
am Donnerstag, den 24. d. M., durch den Kardinal-Fürstbishof Dr. Kopp statt. Die Feier nimmt früh um 7 Uhr ihren Anfang; während der Zeremonien, die bis etwa 9} Uhr dauern, bleiben die Thüren des neuen Gotteshauses geschloffen. Für die mit Eintrittskarten versehenen Personen werden die Kirchen- vforten gegen #10 Ubr, zu Beginn des feierlihen Pontifikal- amts, geöffnet; Seine Eminenz wird dasselbe persönlih zelehrieren und auch die Weiherede halten. Nachmittags um 2è Uhr findet im großen Saale des Zoologishen Gartens ein Festmahl statt, dem der Kardinal beiwohnen wird. Den Schluß des Tages bildet eine feierliche Abendandacht in der neuen Kirche mit Festpredigt und Prozession.
Straßburg i. Elf, 15. Oktober. Die am 19, Mai d. I. eröffnete Industrie- und Gewerbe -Ausftellung für Elsaß-Lothringen, Baden und die Pfalz wurde heute Nachmittag 4 Uhr dur den Fo den Kaiserlihen Statthalter Fürsten zu Hobenlohe-
angenburg, in feierliher Weise ges{lossen. Der Vize- Präsident Bergmann dankte in längerer Rede den Vertretern der Landesregierung, des Landesaus\chusses und Allen, welde zum Gelingen der Ausftellung beigetragen baben. Der Statt- halter erwiderte hierauf mit einer Rede, in welcher er, der „Straßb. Corr.“ zufolge, betonte, daß man das Unternehmen am S{hluß als ein überaus gelungenes be- zeihnen könne: gelungen nicht allein in finanzieller und geshäft- liher Beziehung, nein hauptfählich auch in politisher Be- ziehung. „Nichts“, fuhr der Herr Redner fort, „verbindet mebr, als der Ideenaustausch über gemeinsame Interefsen, und der hat hier im reichften Maße nicht nur unter den Ausftellern der drei Nachbarländer stattgefunden —, Induftrielle aus ganz Deutschland, aus der Schweiz und wohl noch anderen Ländern aben sich durch die Ausftellung angezogen gefühlt, haben unfere Industrie kennen und s{äßen gelernt, haben Bekanntichast mit Land und Leuten gemacht, und so hat ein Ideenaustausch stattgefunden, der nur von den fegenSreichsten Folgen für das Reichsland sein kann. Elsaß - Lothringen darf sich, das dürfen wir beute am Schluß der Ausftellung sagen, als voll ebenbürtig in seinen Industrieerzeug- nifsen neben jedes Land ftellen, und es wird das wobl von unseren liebens- würdigen Nachbarn, die sih in s{höner Harmonie an dem edlen Wett- streit betbeiligt haben, gerne zugestanden werden.“ Der Statthalter dankte sodann noch Allen, welche an der Ausftellung mitgewirkt haben, und erklärte bierauf dieselbe für geshlossen. Das von dem Bürgermeister Back auf Seine Majestät den Kaiser ausgebrahte Hoch wurde jubelnd aufgenommen.
London, 17. Oktober. Dem „Reuter's{hen Bureau“ wird aus S hanghai vom 17. Oktober gemeldet: Gestern erfolgte an Bord des Truppentransportschiffes Kungpai in der Nähe von Kinchau eine Explosion. 600 Mann (?) von den an Bord befind- lihen Truppen follen getödtet fein.
Nevers, 16. Oktober. In dem Dorfe Bouhy platte der
Kessel einer Dreshmaschine. Hierdurch wurden sieben Per- sonen getödtet und eine verwundet.
Theater.
É
Na Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
__ Kurzel, 17. Oktober. Anläßlich der Einweihungs- feier der neuen evangelischen Kirche in Kurzel hatte fih heute hon in früher Morgenftunde ein zahlreiches Publikum eingefunden. Jm Laufe des Vormittags trafen drei Ertra: züge mit vielen geladenen Gäften ein. Außerdem waren Vertreter des Militärs, der Zivilbehörden und fast sämmt: lihe weltlihen Mitglieder des Konsistoriums erschienen. Auch die evangelische Geistlichkeit war stark vertreten. Eine Ehren-Kompagnie hatte unmittelbar vor der Kirche Aufstellung genommen. Die Schüler des Mezger Lyceums, die Krieger- vereine aus Kurzel, Meß und Umgegend, die Feuerwehr und der Radfahrerverein B rect sowie andere Korporationen bildeten in der Dorfstraßge Spalier. Etwas spâter {loß fich noch die Meter Sanitätskolonne an. Kopf an Kopf stand die Bevölkerung, und jubelnde, nicht enden wollende Hochrufe empfingen Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin bei Jhrer Ankunft und begleiteten Aller- höchstdieselben bis zur Kirhe, während die Schülerinnen Blumensträuße auf den Weg warfen. Vor der Kirche ange- kommen, schritt Seine ajestät der Kaiser die Front der Ehren-Kompagnie ab. Nachdem sodann der Kon- sistorial - Präsident, Pastor Braun eine Begrüßungs- ansprache gehalten hatte, fand die feierlihe Eröffnung der Kirche statt und betraten Jhre Majestäten das Gotteshaus. Die Vertreter der Militär- und Zivilbehörden {lossen si an, auch der kommandierende General Graf von Haeseler, der Staithalter in Elsaß - Lothringen Fürst zu Hohenlohe- Langenburg und der Staatssekretär von glutifinker aus Straßburg waren anwesend. Mit einem Gesang der Mezer Gesangvereine begann die eigentlihe Feier, dann folgte der Weiheakt durch den Konsistorial - Präsidenten Braun; an diesen {loß sich Gemeindegesang und Liturgie. Nach der hierauf von dem Divifionspfarrer Gerber in deutscher Sprache gehaltenen Feftpredigt folgte Gesang und die Festpred 2 des Ortspfarrers Ungeren in franzöfisher Sprache. Nah Schluß derselben trug der Gesangverein cin niederländishes Gebet vor, an welhes sich das Schluß- ebet, das Vaterunser und der Segen \{lossen. Der Gefang des Liedes: „Nun danket Alle Gott“ beschloß die Feier. Nach derselben jagen e Mazestäten mehrere der Anwesenden in ein Gespräh, besichtigten das Jnnere des Gottes- hauses und fehrten später nach Urville zurück. Auf der Herfahrt wie auf der Rückfahrt wurde der Wagen Jhrer Majestäten von einer Eskadron des 1. Hannoverschen Dra- goner-Regiments Nr. 9 eskortiert. Das Wetter war von früh ab herrlih. Auf der Rückehr nah Urville wurden Jhre Majestäten von der nah Tausenden zählenden Menschenmenge mit enthusfiastishen Hochrufen begrüßt.
München, 17. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeordneten erklärte heute nah langer geschäftlicher Debatte gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Bauern-
bündler und Demokraten die Berathung des Antrags-
Grillenberger, bezüglih Ertheilung eines Mißtrauen s- votums an die Regierung hinfichtlich der Fuhsmühler Vorgänge, für unzulässig.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Uenes Theater. S@iffbauerdamm 48. /5. B, oe Se erufen bon Y R: A z : itaa: +5 S ; o, 4jähr. Vollblut-Rapphengft, in allen Königliche Schauspiele, Sreitag: Overr- | 4 Üo: Dex e Militäestaat, Sant in | Gongartén dec boben Shule: reien ind geri haus. (Kroll’'s Theater.) ©=. Symphonie-Abend | Trotha. Regie: Siegfried Jelenko. der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner. 1) Ouvertüre zur Oper „Genoveva“,
Anfang 74 Ubr. von dem anerkannt besten Schulreiter der Welt
Sonnabend und folgende Tage: Der Militärstaat. Mr. James Fillis. Donner und Darius, Rapp- Sonntag Nacbmittag: Zu volksthümlichen Preisen :
bengste, in Turzer Pei auf eine originelle Art
um ersten Male: Symphonie | Francillon. Schauspiel in 3 Akten von Alexandre dresfiert und in Freiheit vorgeführt vom Direktor
hristian Sinding. 3) Ouvertüre | Dumas. Deutsch von Paul Lindau. „Egmont“, Beethoven. 4) Militär - Symphonie, is P Haydn. Anfang 74 Ubr. — Mittags 12 Uhr: Oeffeutliche Hauptprobe. 3. Symphouie-Abend am 15, November 1895. Programm: 1) Variationen über ein Thema von ydn, Brahms.
2) Serenade für Streich-Orchester | Der . goldue . Kamerad.
Scene gesetzt von Julius Fritsche.
eine Vorstellung.
Anfang 7ck Uhr.
Anfang 7
Berliner Theater. Freitag (7. Abonnements- | “ns 78 Ubr:
. . onnabend : Dieselbe Tung. Vorstellung): Die Grille. Anfang 7+ Uhr. f P Sonnabend: Göt von Berlichingen.
Sonntag, Ans 27 Uhr: von Kirchfeld. —
er Pfarrer
Adolph Mut -Theater. Freitag: Parade- | Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. — | tnummler. Beseßung der Hauptrollen: Anna Abends 7} Uhr: Der Meister von Palmyra. Sard, A M yora / s Sie T EREA
Jürgas, Guido Tielscher, Carl Weiß, Georg Worlißsch.
Bentral-Theater. Alte Jakobftraße Nr. 30.
ends 74 Uhr: Die Grille. | Direktion: Richard Sul. Emil Thomas a. G. E Freitag: Eine tolle Nacht. ftattunaspofse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. In Scene geseßt vom
1 ; ; 7 BRO l L Nef. 9 Nachts Regen. Sonntag, Nachmittags 3 “Uhr (volksthümliche S Bai "Sti: A T E Geboren: Ein Sohn: Hrn. PrensLieut. Grafen
Be Die Ehre. — Abends 7È Uhr: Gräfin Sonnabend: Eine tolle Nacht.
Fr. Renz. Auftreten des renommierten Original-
de KecK-Trio, 1 Dame*und 2 Herren in Ge- sellshaftstoilette. Auftreten der vorzüglichen excen-
Theater Unter den Linden. Direktion: | trischen Klowns Gebrüder Vikland, sowie des be-
i: N A É . | liebten Original-Augufst Mr. Lavater Lee. Alles Julius Frißsche. Freitag: g E Dag V aN Nähere aus Plakaten und Austragezetteln ersichtli.
zum ersten Male), Volkmann. 3) Tyll Eulen- | nah einer Idee aus Bret Harte's Erzählungen, von Gewöhnliche Preise. spiegel, symphonische Dichtung, R. Strauß. | Hermann Hirschel. ir nee Louis Rotb, In 4) 111. Symphonie ries), Beethoven.
Schauspiel haus.
Sonnabend, Abends 7# Uhr: Gala-Vorstellung. Sonntag: 2 Vorstellungen, Nachmittags 4 Ubr
Dirigent : ; L Kavellineister Federmann, Anfang 74 Wr. | (1 Kind unter 10 Jahren frei): Tjo i En.-
Sonnabend: Der goldne Kamerad.
(Beim Jahreswechsel in Peking.) Arrangiert und insceniert vom Direktor Fr. Renz. — Abends 74 Ubr: Extra-Vorstellung.
Familien-Nachrichten.
Verlobt: Frl. Edda zur Nedden mit Hrn. Berg- Referendar Hans Menzel (Breslau). Verehbeliht: Hr. Regierungs - Bauführer Hans Benda mit Frl. Margarete Marsmann (Char- lottenburg). — Hr. Gerichtis-Affessor Dr. Fran? ers mit Frl. Clara Panrner (Breslau). — r. Polizei-Afsessor J. Langer mit Frl. Emma iedermann (Stettin). — Hr. Moriß von Carnap mit Frl. Helene Benner {(Berlin—Frankfurt a. M.). — Hr. Prem.-Lieut, Fritz von E mit Helene Freiin von Bodenhausen (Lebusa).
Große Aus-
Kevserlingk (Königsberg). — Hrn. Direktor L- Krüder (Lehe). — Hrn. Gerichts. fessor Dr. Groffe (Ghbarlottenburg).
Direktion: : Sigiimud Konzerte.
Konzert-Haus. Freitag: Karl Meyder- e! Komödie in | Konzert. Operetteu- unnd Walzer-Abend.
Gestorben: Hr. Verlagsbuhhändler Hans Her (Berlin—Groß-Lichterfelde). — Hr. Oberst-Lieut- z. D. Rudolph von Hocke (Navmburg a. S.). — Fr. Emma von Tauenßzien, geb. von Rifselmann (Balkoro). — Fr. Hauptmann Susanne Steffen, geb. Näther (Breslau). — Hr. Betriebs-Sekretar a. D. Carl Busse (Breslau). — Hr. General der
er Nabenvater.
Birkns Renz. Karlstraße. Freitag, Abends z Vbr: Außerordeutliche Vorstellung. Festliche
Infanterie z. D. Wilhelm Frhr. Neubronn pon Eisenburg (Karlsruhe). — Hr. General-Major ¿. D. Erwin ven Mobl (Karlsruhe).
rüfung und Willkommens-Huldigung der —
R hauptftadt und ihren Bewohnern, dar- aebraht vom gesammten Herren- onal, in einer besonderen Art arrangiert vom ireftor Fr. Renz, endigend mit einer Polonaise. Auftreten des hervorragendsten Schulreiters der Neu-
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin
und Damen-
dürfte für ganz Deutschland demnädhst heitere, trockene, | Vorftellung. Sneewitthen und die sieben | zeit Herrn Ritter von Renroff mit seinem Stul- | Druck der Norddeutshen Buchdruckcrei und Verlas®-
aber fühle Witterung zu erwarten sein, wobei Nacht- | Zwerge.
frôste stattfinden dürften. Sonntag Nachmittags: Die Reise ua dem
Deutsche Seewarte. Mars.
vferde Sfkobelef}f. Besonders
erwähnenswerth : Original! Der phänomecunale Baguettesprung,
Anstalt Berlin SW., Wilhelmsiraße Nr. 32. ¡Fünf Beilagen
lowns Mr. Gobert Belling. The marvellous-
inder Nachmittags halbe Preise.
Original! wie solcher bisher von feinem Reiter mit Pferd in gleicher Weise ausgeführt wurde. Die vier
(einschließliq Börsen-Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Siaais-Anzeiger.
M 249.
Berlin, Donnerstag, den 17. Oktober
1895.
2A
Kunft und Wissenschaft.
Zu dem Bericht über die am 15. d. M. erfolgte Ueber- gabe des Rektorats der hiesigen Friedri h-Wilhelm ê- Universität an den Geheimen Mgr Na. Professor ord. Dr. Adolph Wagner (\. Nr. 248 d. Bl., Erste Beilage) tragen wir heute noch das nachstehende Resumé der Antritts- rede dcs neuen Rekto1s nach, welche von der „Entwickelung der deutshen wissenshaftlihen Nationalökonomie als Universitätsdisciplin und von der Stellung dieser Wissenschaft zum Sozialismus, besonders zu dessen ökonomishen Doktrinen“ handelte.
Der Redner betonte zunächst, wie troß aller Arbeitstheilung und Spezialisierung in den inodernen Wissenschaften doch auch wieder die geistige Einheit aller Wissenschaft und die geistige Gleich- mäßigkeit aller wissenshaftlihen Arbeit sih ergebe. Das zeigten, die ähnlihen Vorgänge in den verschiedensten Wifsenswaften, auch in der Nationalökonomie. So träten namentli überall die erkenntniß- theoretischen, die methodologischen Fra en in den Vordergrund und zeigten ¡h tie Einflüsse gemeinsamer geistiger Strömungen, z. B. der Evolutionstheorie, des Darwini3mus in den Sozial- wie in den Natur- wissenshaften. Daraus ergebe sih das Interesse einer Orientierung über den Entwickelung8gang einer Disziplin wie die Nationalökonomie. Dies Interesse werde aber noch „verstärkt durch die Anfechtungen , die besonders neuerdings die afademische Nationalökonomie erfahren habe. Fragen der wissenschaftlihen Freiheit, der Lebr- und Lernfreiheit feien gerade für dieses Fah aufgetauht. Man habe der Nationalökonomie Vorwürfe gemacht, sie arbeite dem Soziali2mus, felbst der Sozial- demokratie vor, wirke diesen beiden mindestens nicht genügend erfolg- reih entgegen.
Der Redner wies diesen Vorwurf energish zurück. Gelernt vom Sozialismys, seiner Kritik, seiner Theorie habe man allerdings. Aber die deutshe Nationalökonomie, auch die afademische, „stehe in allen Hauptpunkten im wesentlihen in Widerspruch mit Forschungs- methode, Forshungtergebnissen, mit Kritik, Begründung der Kritik, Theoreinen, mit Psychologie, Ethik und philosopbisher Grund- anshauung, mit geshihtliher Analyse und praktishen Postulaten des Sozialismus“. j :
In längeren Ausführungen legte der Redner dann die Entwickelung der deutshen Nationalökonomie dar, woraus sich deren gegenwärtige Gestaltung, auch ihre Stellung in der Sozialpolitik erkläre. Er führte die neuere Nationalökonomie auf ihren doppelten Ursprung in der alten Kameral- und Polizeiwissenshaft einer-, der liberal-individua- listischen britishen Doktrin, besonders der Lehre von A. Smith anderer- seits zurü. So habe sich zuerst eine wesentlich liberal-individua- listis6e Richtung entwickelt, die, bei manchen Verdiensten, doch zu einseitig, zu abstrakt, zu rein \pekulativ geworden und namentli die nothwendige und historishe Stellung des Staats zum Wirthschafts-
leben nit mehr gebührend gewürdigt habe, mit unter dem Einfluß .
der Folgerungen aus der Kant’shen Staatslehre. Das Recht3- und
Wirthschaftesystem der freien Konkurrenz sei zum allein rihtigen er-
hoben, niht mehr historisch, nicht relativ aufgefaßt. _
In Nückschlag gegen diese einseitigen und \chiefen Lehren und Standpunkte der theoretishen und praktischen Nationalökonomie habe sich dann die historishe Richtung der Nationalökonomie in Deutsch- land entwidelt. Diese habe in der Methode, in der ganzen Auffassung der Volkswirthschaft als eines historishen Pro- dukts, in der Wiederanlegunz ethisher Maßstäbe an die wirthshaftlihen Handlungen des Menschen, in der Be- tonung des nationalen Moments in der Volkswirthschaft, in der Wiederanerkennung des Staats als maßgebenden Faktors im Wirthschaftsleben, in der Kritik des Systems der freien Kon- kurrenz gegen die individualiftishe und rationalistis{e National- öfonomie reagiert. N : ; :
Die Weiterentwicklung der Disziplin zu einer dritten Phase, einer sozialen oder sozialpolitishen, aber im engen Anschluß an die zweite, die bistorishe und ethishe, sei dann durh die neuzeitlihen Ereignisse auf wirthscaftlihem und sozialem Gebiet, das Auftauchen der Arbeiterbewegung, die Wahrnehmung s{hwererer Schäden im Wirth- shaftsleben unter dem System der wirthschaftlichen Freiheit bestimmt worden. Nicht unwesentlih habe darauf aber au die wichtiger und bekannter werdende sozialistische Literatur eingewirkt. Mehr und mehr seien so die großen Probleme vom Vertragsrecht, überhaupt von Freiheit und Eigenthum hervorgetreten und hätten nothwendig ¡um Gegenstand der Beschäftigung auch der deutschen Nationalöfkonomie werden müfßjen. : i
Der Redner verbreitete ih hier über die Bedeutung der Literatur des wissenschaftlihen Sozialismus, namentlich des deutschen: eine Be- deutung, die man lange verkannt habe, aber doch zugestehen müsse. Namentlich die deutschen Koryphäen dieser Literatur Nodbertus, Marr, Fr. Engels, selbst F. Laffalle seien ökonomische Denker ersten Ranges, troß ihrer [hweren Stundirethlimer auch als Theoretiker. Man könne und müsse von ihnen manches lernen, in Kritik, Dogmatik, Postulaten. Aber, so bereitwillig Redner das zugebe, im Ganzen föônne man threr Kritik und ehre doch nur ablehnend gegenüberstehen, darüber habe sh doch {on eine gewisse communis opinio doctorum unter den Nationalökonomen gebildet. L S :
Die dialektisGe Methode von Marx beweise eben nichi das, was danah als bewiesen gelte. Die Werth- und Mehrwerthlehre, der Grund- und Eckstein des wissenshaftlihen Sozialismus, fei wenigstens nah des Redners Ansicht * ein einziges großes Sophisma. Damit aber fielen die meisten und wichtigsten weiteren Säße der sozialistischen Kritik und der Folgerungen und Forderungen. Die fozialiftishe Kritik der bestehenden, auf dem Privateigenthum an Boden und Kapital, auf dem freien Vertragsrecht beruhenden Volkswirthschaft enthalte ja rihtige Punkte, aber übertreibe ganz ins Pessimistishe und verallgemeinere maßlos. Der Einfluß der Produktionstecnik und Dekonomik auf die Produktionsordnung und weiter auf andere Verhältnisse, auf die Kultur im Ganzen sei ja vorhanden, aber werde bom Sozialismus in unbegreiflicher Einseitigkeit zum allein ent- scheidenden Faktor gemacht, das persönlihe Element ganz übersehen. Die allgemeine Verwirklichung der sozialistischen Rechts- und Wirth- \haftsordnung, der Ersezung des Privateigenthums durch gesellschaft- liches Gemeineigenthum, der privatwirthscaftlihen durch gescllscaft- liche Produktionsweise sei aber vollends an unerfüllbare Vorausfezungen geknüpft und würde muthmaßlich für Volfs- wirthschaft, Kultur und Volksleben, selbs wenn der Sozialiëmus verwirkliht werden föônne, die verhängnißvollsten, die
chlimmsten Folgen haben. In Betreff jener Vorauéseßungen etonte der Redner namentlich die psychologishe Seite des roblems: niht nur andere Menschen, sondern wesensandere
aturen, als Menschen einmal waren, sind und bleiben werden, müßten die Menschen für eine sozialistishe Wirthschaftsordnung werden, Dem vom Sozialismus prophezeiten Himmel auf Erden bei er Durchführung seines Systems könne man nur den entschiedensten
Zweifel entgeacule zen. ;
S Die Nationalökonomie könne daher nur eine vermittelnde tellung zwischen dem Individualismus und Sozialismus einnehmen. gor sei die Stellung der angefchtenen „sozialen“ oder „sozial-
politischen“ Richtung der neueren deutschen akademishen National- onomie. Um Kompromisse handle es sich demnach auch in der raxis. Diese jeweilig richtig zu gestalten, sei Aufgabe des Staats-
5 - manns — die Theoretiker könnten nur Vorarbeiten liefern, Zielpunkte aufstellen. -,Das müßten sie aber unentwegt thun, auch {ih zu breit machenden Klasseninteressen gegenüber, seien es diejenigen der Besizenden oder — was gegenwärtig fast mehr noch robe — dex Arbeiter.
Redner pries dann, daß es dem jungen neuen Deutschen Reich an solchen Staatsmännern, welche richtig vorgegangen seien, nit ge- fehlt habe, und exemplifizierte mit der Arbeiterversiherung8-, der Arbeitershuß-, der neueren Gewerbe- und Handels-, der Staatseisen- bahn- und direkten Steuerpolitik. „Sozialistish“ hätten Gegner freilih au folhe Maßnahmen genannt. Mit dem Hinweis auf eine Stelle aus der Begründung der Unfallversiherungsvorlage, wo der Vorwurf der Einführung eines „sozialistishen“ Elements als nichts gegen eine folhe Sozialpolitik beweisend zurückgewiesen wird, ferner auf die Kaiserlihe Botschaft vom 17. November 1881 und den Kaiserlißen Erlaß - vom 4. Februar 180 über die Arbeiterverhältnisse verwahrte der Redner auch die sozial: politische Richtung der Nationralökonomie gegen diefe immer neuen Vorwürfe „s\ozialistisher* Tendenzen. „Auf keinem anderen Boden (als dem dieser genannten Aktenstücke) steht die deutsche National- öfonomie der sozialpolitishen Richtung in allen ihren Bestrebungen.“ Das sei aber im Grunde altkla\sisher Boden, der der bekannten aristotelishen Auffassung vom Zweck des Staats.
Redner {loß mit einigen Worten speziell an die akademis{e Jugend, die in besonders großer Zahl der Feier beiwohnte. Er verwies sie auf das von allen nationalökonomischen Richtungen be- tonte Moment der Arbeit, betonte die wiedererrungene Auf- fassung der Arbeit als fozialer und sittliher Pflicht, nicht nur zum cigenen Vortheil, sondern zum gesellschaftlichen Dienft, und ebenso die Auffassung von Besiy und Bildung, als nit nur Nechte gebend, Genüsse vetitbasend sondern gerade auch Pflichten gegen Andere, gegen die Gesellschaft auflegend. Die Studenten sollten des Vorzugs sh bewußt bleiben, die geistige Elite der Nation werden zu können, dank der ihnen vor Millionen zugänglich gemachten böchsten Bildungsstätten der Nation. Sie ge- nöôfsen aber eines solhen Vorzugs wiederum nicht nur ihrer und ihres persönliGen Vortheils wegen, fondern um eben später in all den Berufen, zu denen die Uni- versität sie hinführe, mit Kopf und Herz der Gesell- haft und zumal den hinter ihnen sozial und öôkonomisch zurück- stehenden Klassen zu dienen. Diese Gedanken müßten ihr Leitstern auf der Universität sein.
Die Rede {loß folzendermaßen: „Je mehr die gebildeten und besißenden Klassen, tatt bloßen egoistishen Genußlebens, diefe soziale Mission erfüllen, desto eher werden die Gefahren, welche ein fa l\cher Soztialismus unzweifelhaft in sih birgt, überwunden, wird der innere Frieden unserem Volke errungen werden — jener Frieden, für den „dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften“ zu schaffen, der heiße Wunsch Kaiser Wilhbelm?s I. in jener Botschaft von 1881 und das Ziel seiner Sozialpolitik war. Er, auch hier ein Beispiel und Vorbild des treusten Arbeiters in seinem Berufe, er, der, niht ruhend auf den Lorbeeren der Kriege, nahdem er seinem Volke das erste aller Güter errungen, der Volkswirthschaft die erste aller Vorausseßungen des Gedeihens erfüllt hatte: die Sicherheit und Macht des Vater- landes, — er, der sich im höchsten Greisenalter noch an die Aufgabe wagte, nach neuen Gesichtspunkten positive Sozialpolitik zu inaugurieren und bis in seine Sterbestunde hinein „niemals Zeit hatte, müde zu sein“. Daran denken auch Sie, Kommilitonea, werden auch Sie nie müde in der Arbeitspfliht, die Ihnen zur Vorbereitung für dermaleinstigen sozialen Dienst obliegt, die Jhr Vaterland gerade von Ihnen in Shrer bevorzugten Stellung verlangt. Dann fönnen wir, wie nah außen hin, zur Sicherung des äußeren Friedens auf unser Heer, dem viele von Jhnen ja auch angehören, so nah innen zu, zur Sicherung des inneren Friedens, auf Sie uns verlassen und auch hier uns getrösten: „Lieb! Vaterland, kannt ¿ruhig sein!“
Statistik und Volkswirthschaft. Die gewerblichen Genossenschaften in Oesterrei.
Das statistishe Departement des österreichischen Des ministeriums hat die Ergebnisse seiner Erhebungen über die Entwick- lung des gewerblichen Genossenschaftswesens in zwei Quartbänden ver- öffentlicht, die unter dem Titel „Die gewerblihen Genossenschaften in Oesterreich“ im Verlage der Hof- und Staatsdruckerei in Wien er- schienen find. Der Zeitpunkt, auf welchen sich die in der Publikation gemachten Angaben beziehen, ist zumeist der 1. Januar 1895; nah Möglichkeit sind jedoch auch solhe Genossenschaften in die Darstellung einbezogen worden, welche erst während des ersten Halbjahres 1895 gegründet worden sind. e : :
Die Zahl der gewerblihen Genoffenschaften Oesterreichs beträgt 5317 ; hiervon entfallen auf Nieder-Oesterreich 11 9/9, Ober: Oesterreich 12,4, Salzburg 2,1, Steiermark 6,5, Tirol 4,1, Böhmen 37,9, Mähren 8,8, Sthlesien 3,8 und Galizien 8,6 9/9. Auf die übrigen Länder entfallen nur Antheile von unter 2%. Gruppiert man die Genossenschaften na Art der ihnen zugewiesenen Gewerbe, so g es Genossen- \chasten für einzelne Gewerbe (Fachgenossenshaften) 552, Ge- nossenshasten für verwandte Gewerbe 440, Genossenschaften für mehrere, nidt verwandte Gewerbe 2493 und Kollektivgenossenschaften 18232. Von Interesse sind die Mittheilungen über die nach alten Genossenschaften, Innungen u. dgl. angestellten Nachforshungen, welche crgaben, daß bei 45,4%/6 der bestehenden Genossenschaften der- artige Vorläufer festgestellt wurden. — Die Zahl der Mitglieder sämmtlicher Genossenschaften beträgt 554335 und jene der Ange- hörigen 692 753, ven welden Teßteren 518 348 Gehilfen und 174 405 Lehrlinge sind. Der Mitgliederstand beträgt nur bei 1,4 °/o der Genossen- [ aften niht mehr als 10, bei 32 9/0 10 bis 50, bei 34 0/9 50 bis 100, ei 22,6 9/9 100 bis 200 und bei 7,8% 200 bis 500 Mitglieder. Genossenschaften mit über 500 Mitgliedern bestehen nur wenige, und zwar bauptsählich in Wien. Unterscheidet man die Orte, an denen ih Sitze von Genossenschaften befinden, nah Größen-Kategorien, fo ent’allen in Prozenten auf Orte mit einer Einwohnerzahl bis 2000 33,1, auf folche mit über 20c0 bis 5000 30,9 und auf solche mit über 5000 Einwohnern 35,7 %/. Der größte Antheil entfällt somit auf Orte mit vorwiegend städtischeun Charakter. — Das
Lehrlingéwesen is durch Anführung der bei den einzelnen Genossen- -
schaften bestehenden statutarishen D “ Pavtogge 4 fr über die Dauer der Lehrzeit und die Art der vorgeschriebenen Prüfungen sowie über die im Verhältniß zu den Gehilfen zulässige Anzahl von Lehrlingen be- handelt. Hiernach erscheint bei 3,1 9/0 der Genossenschaften die Dauer der Lehrzeit mit 2 Jahren, bei 23 9/9 mit 3, bei 6,5 °/o mit 4, bei 4,7 %/o mit 2 bis 3 und bei 17,3 °%/ mit 3 bis 4 Jahren normiert ; bei 45,4 9/6 der Genossenschaften gilt die esetliche Dauer der Lehrzeit von 2 bis 4 Jahren. Hinsichtlich der Lehrlingsprüfungen treffen 80,5 9/9 der Sfatuten mehr oder minder präzise Bestimmungen. Die Zahl der genossenschaftlichea Gehilfen-Krankenkassen_ beträgt 1029 und jene der Lehrlings-Krankenkafsen 313; bczüalih dieser Kassen werden detaillierte Nachweise über Beiträge und Leistungen gebraht. Schiedsgerichtliche Aus\hüsse bestehen 3049, welche für 3197 Genossenschaften fungieren ; es besißen demna 60,1 °/ der Genossenschaften derartige Schieds- gerihte. — Die freie genossenschastlitze Thätigkeit erstreckt ih hauptfählih auf Arbeitsvermittlung, Unterstüßungewesen, Errichtung von Fach- und gewerblichen Fortbildungsfhulen und fonstigen An- stalten, wie Rohstofflagern, Veckaufshallen u. dgl. Doch kann diese
Thätigkeit derselben, den gemahten Angaben zufolge, noch nit als eine besonders intensive bezeihnet werden. — Genossenshaftsverbände bestehen im Ganzen 23 (hierunter 8 in Böhmen, 4 in Ober-Dester- reih und 3 in Nieder-Oesterreich) ; eine Anzahl neuer derartiger Ver- bände ist in der Bildung begriffen.
Zur Arbeiterbewegung.
Hier in Berlin wurde in einer Versammlung von Holz- arbeitern (Tischlern, Drechslern, Bürstenmachern 2c.) am Montag eine allgemeine Lohnbewegung in Aussicht gestellt. Die Mehrheit der Versammlung erklärte, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, daß die jeyige Geschäftslage geeignet sei, in eine Bewegung für Verbesserung der Lobn- und Arbeitsverhältnisse einzutreten, und daß sie erwartet, der deutsche Holzarbeiterverband werde die Bewegung anbahnen.
Aus Carmaux meldet ,W. T. B.“: Am Dienstag Abend nah Verübung des A n\chlags auf den Direktor RNesseguier nahm die Polizei in dem Bureau des Ausftands-Aus\husses eine Hausfuchung vor, wobei 8000 Francs beshlagnahmt wurden. Sodann umstellte die Polizei das Hotel, in welhem Jaurés und drei andere s\ozialistiihe Abgeordnete nebst mehreren Ausshuß- mitgliedern sich aufhielten, und verhinderte jeden Verkehr mit der Außenwelt; ersst am Morgen zog sh die Polizei zurück. — Gestern wurde ein Verkäufer anarchistisher Blätter Namens Guilhem als Urheber des Mordversuchs gegen den Direktor NResseguier verhaftet.
Literatur.
Unter den Schilderungen von Erlebnissen aus dem Feldzuge 1870/71, um welche die Literatur in diesem Jubeljahr bereichert worden ist, dürfte ein Werk hervorragendes Interesse in Anspruch nehmen, wel%es unter dem Titel „Auf dem Siegeszuge von Berlin nach Paris, Schlachtenbilder und biographische Silhouetten“ im Verlag von N. Hachfeld zu Potsdam (Preis 5 #) erschienen ist und den früheren Pfarrer von Bornstedt Dr. Karl Pietschker zum Verfasser hat. Derselbe machte den französischen Feld- zug als Führer einer Johanniter-Kolonne im Hauptquartier der vom damaligen Kronprinzen Friedrih Wilhelm befehligten IIT. Armee mit, wo er reihlich Gelegenheit hatte, den Verlauf des Feldzugs von einer der hervorragèndsten Stellen aus zu verfolgén und au eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten aus nächster Nähe beobachten und studieren zu können. Denn zum Hauptquartier des Kronprinzen ge- hôrten neben den süddeutshen Generalstabs - Offizieren alle jene Fürstlichkfeiten, deren Kontingente bei der Süd-Armee standen. Es liegt in der Natur der Thätigkeit eines Felddiakonen, daß es sich in dem vorliegenden Buch nicht ausschließlich um Schilderungen glänzender Heldenthaten handeln kann, obwohl auch zahlreiche, für die Tapferkeit und den Heldenmuth “unserer wackeren Sol- daten bezeihnende Vorgänge erzählt werden. Der Schwerpunkt des Werks liegt in der Schilderung des persönlih Erlebten, in der Wiedergabe individueller Eindrücke und namentlich in den biographischen Silhouetten. In der Mittheilung seiner ernsten und heiteren Erlebnisse im Hauptquartier, in den Schlachten, auf dem Marsche und im Ver- fehr mit den deutshen Soldaten und mit den verschiedenen Ständen des französishen Volkes zeigt sich der Verfasser als ein vortrefflicher Erzähler. Tiefe und Wärme der Empfindung vereinigen sich hier mit einer glänzenden, kraftvollen Darstellung. In der Schilderung der S(hlachten, namentli derjenigen bei Sedan, steigert sh die Svyrate bis zur dramatischen Lebenswahrheit, sodaß man sich in die Situation selbst hineinverseßt glaubt. Viel Anregung und Belehrung bieten au die in das Werk eingeflohtenen fkulturhiftorischen Bilder aus Frankreichs Vergangenheit und Gegenwart, die Schilderungen von Land und Leuten und die Beschreibung aller bedeutenderen Werke der Kunst, welche sich in den vom Hauptquartier berührten Orten (Nancy, Reims, Versailles u. #. w.) vorfanden. Das höchste Interesse aber beanspruchen die „biographishen Silhouetten“ im dritten Ab- schnitt des Werks, welcher în die Kapitel „Der Kronprinz und sein Stab“, „Die deutshen Erbkaiser“, „Hauptquartier für deutsche Literatur und Kunst“, „Unsere Engländer“ und „Unsere Johanniter“ zerfällt. In geistvollen, mit Liebe gezeichneten Portraits und Bio- graphien findet man hier Schilderungen des Charakters und der Per- \önlichkeit von hervorragenden Männern, die zum theil noh jeßt leben. Bor Allem zieht die von inniger Liebe und aufrichtiger Verehrung zeugende Schilderung des Wesens des damaligen Kronprinzen an. Dann folgen Charakteristiken des Generalstabs-Chefs der 111. Armee von Blumenthal und anderer Generalstabs - Offiziere. Die iin Hauptquartier anwesenden Fürstlichkeiten werden in dem Kapitel „Die deutshen Erbkaiser“ mit Freimuth geschildert, und in gleiher Weise die vom Kronprinzen eingeladenen Gäste aus der Künstler- und Schriftstellerwelt in dem Kapitel „Hauptquartier für deutshe Literatur und Kunst“, wo ih trefflihe Charakteristiken der Schriftsteller Gustav Freytag, Professor Hassel, Ludwig Pietsch und Strodtmann, sowie des Schlachtenmalers Bleibtreu und zweier Maler in Uniform, der Grafen von Seckendorf und von Harrah finden. — Alles in allem gehört das Werk zu den besten von denen, die den französischen Feldzug behandeln. L
— In der Schriften-Niederlage der Anstalt Bethel bei Bielefeld ift, von dem Arzt der Anstalt Dr. Martin Liebe verfaßt, ein Buch „Ueber Geist, Gehirn und deren Krankheiten“ (Preis 1 M) ershienen, welhes eine gemeinverständlihe Darstellung des gesunden und kranken Seelenlebens giebt, die Erscheinungen beider aus die in ibren Wirkungen bekannten Lebensgeseße der gesunden und kranken Nerven zurückführt und in einer kurzen Beschreibung den Bau und die Funktionen des Gehirns und feine Beziehungen zu den geistigen Thâätigkeiten darlegt. Das Interesse, das gegenwärtig der Irrenfrage entgegengebraht wird, dürfte auh dem vorliegenden neuesten Werke auf diesem Gebiet zu gute kommen. E
— In der von der Schlesishen Buchdruckerei, Kunst- und Verlags - Anstalt von S. Schottlaender zu Breslau heraus- gegebenen Bibliothek „Unterwegs und Daheim“, welche zur Lektüre auf der Reise besonders geeignete, interessante literarishe Werke von angesehenen Autoren zu äußerst billigem Preise (75 « für den broschierten, 1 4 für den elegant gebundenen Band) darbietet, ist als vierte Publikation eine Novelle von Ola Hansson „Meervögel*® erschienen. Der Schwede Ola Hansson, dem Deutschland eine zweite Heimath geworden i und der unjere Sprache fast vollkommen beherrsht, hat sh längst auch in der deutschen Literatur einen hervorragenden Play erobert. Die vorliegende Novelle kennzei(net die Eigenart des Dichters in ausgeprägter Weise. Sie ist ebenso ausgezeichnet dur Schönheit der Naturmalerei wie durch feine Schilderung der seelishen Vor- gänge; und einen eigenen Zauber übt die meisterhaft dargestellte Ab- hängigkeit der leßteren von der umgebenden Natur, von der Ab- geschiedenheit eines stillen, meerumbrausten Eilands aus. Denjenigen, die das Meer kennen und lieben gelernt haben, die je auf etner feiner friedevollen Inseln, zu denen der Lärm der unruherfüllten, aroßen Welt nicht dringt, Tage stillen Glücks verlebt haben, wird die Novelle durch die wunderbar stimmungsvolle Schilderung besonders lied und reizvoll fein. | D
— Katechismus des guten Tons und der feinen Sitte, von Eufemia v. Adlersfeld, geb. Gräfin Ballestrem. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Jun Original-Leinendand Pr. 2 Verlag von J. J. Weber in Leipzig. — Vor vielen anderen Büchern