1914 / 162 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Jul 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

__ Dem Regierungs- und Gewerberat Klein in Lüneburg ist vom 1. August d. J. ab die etatmäßige Stelle eines i ecpetanisczen Rats bei der Regierung in Lüneburg ver-

iehen worden. Gleichzeitig ist er zum Aufsichtsbeamten im Sinne des § 139bþ der Gewerbeordnung für den Bezirk dieser Regierung bestellt worden.

Zu Gewerbeinspektoren sind ernannt worden: der Ge- werbeassessor Cordes in Luckenwalde unter endgültiger Ueber- tragung der Verwaltung der dortigen Königlichen Gewerbe- inspektion und der mit der Vertretung des beurlaubten Gewerbe- inspektors in Oels i: Schl. beauftragte Gewerbeassessor Gilber t.

Den Gewerbeassessoren Haars in Frankfurt a. M. und Derdack in Erfurt sind vom 1. Juli und 1. August d. J. ab etatmäßige Hilfsarbeiterstellen verliehen worden.

Der Berginspektor, Bergrat von Koenen vom Stein- Tohlenbergwerk Von der Heydt ‘bei Saarbrücken ist zum Berg- revierbeamten des Bergreviers Deußg-Ründeroth (Amtssitz Cöln) und der Bergassessor ker, bisher bei der Geologischen Landes- anstalt zu Berlin, zum Berginspektor bei. dem Steinkohlenberg- werk Von der Heydt ernannt worden.

Die Bergassessoren Rit schel bei dem Steinkohlenberg- werle König O. S. und Karl Hoffmann bei dem Stein- N Weges bei Knurow find zu Berginspektoren ernannt worden.

Der Berginspektor Schneider vom Steinkohlenbergwerk Des ist an das Steinkohlenbergwerk Kronprinz verseßt worden.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts- angelegenheitén.

Dem Metropolitan Ramdohr in Viermünden ist das Metropolitanat der Pfarreiklasse Frankenberg, Regierungsbezirk Cassel, übertragen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Richard Reinert in Doliwen, Re- gierungsbezirk Gumbinnen, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden.

Die Ober försterstelle Syke (bisher Memsen-Syke) mit dem Amtssiß zu Syke im Regierungsbezir® Hannover ist zum 1. Oktober 1914 zu besegen. Bewerbungen müßen bis zum 25. Juli d. J. eingehen.

Ministerium des Innern.

Der Regierungsrat von Duehren in Oppeln ift zum Mitgliede der der Regierung in Oppeln angegliederten Ober- versicherungsämter ernannt worden.

Abgereist:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der geist- lichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz mit Urlaub ;

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister sür Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von S chorlemer mit Urlaub nah der Rheinprovinz.

Nichtamllicßes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 13. Juli 1914.

Anlage C zur Eisenbahnverkehrsordnung.

Auf Grund der Schlußbestimmung in Anlage C zur Eisen- bahnverktehrsordnung hat das Reichseisenbahnamt unterm 99. v. M. einige Aenderungen der Nummern Ta und Id verfügt.

1g! In. den Eingangsbestimmungen A. Sprengmittel 1. Gruppe find unter a) die Heor\chrift über Astralit TIl ergänzt und der Sprengstoff „Perrumpit“ nachgetragen, unter d) die Bestimmung über Castroper Sprengsalpeter oder Löwenpulver geändert worden. Ab- \{nitt C. Abs. (1) hat einen Zusatz erhalten, woaach bei Teilsendungen von Sprengmitteln der 1. und. 2. Gtuppe von der Bescheinigung eines Chemifers unter gewissen Bedingungen abgesehen werden kann. 1d. Abschnitt F. Abs. (2) ist dahin ergänzt worden, daß die Gefäße mit Wasserstoffe in Wagenladungen zuch. dann keiner Schuß- kapyen und NRollkränze bedürfen, wenn khr Berschieben durch geeignete Vorrichtungen "verhindert wird. Im Abschnitt G. sind durch einen neuen Abf. (5) in Fischbehältern besonders etngerihtete Gefäße mit Sauerstoff zugelassen worden.

Das Nähere geht aus der Bekanntmachung in Nr. 40 des Reichsgesetblattes vom 6. d. M. hervor.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 7. Juli S V S Tina lau in Leng yuen und S. M. S. „Leipzig“ im Mazatlan eingetroffen.

Frankreich.

Im Ministerium des Aeußern ist vorgestern, wie „W. T. B,“ meldet, vom Ministerpräsidenten und Minister des Aeußern Viviani, dem deutschen Botschafter Freiherrn von Schoen und dem österreichish-ungarischen i ei Gráäfen Szecsen von Temerin ein zwischen Frankrei, Deutschland und Oester- reih abgeshlosseñes Abkommen über dèên Telephon verkehr zwischen Paris und Wien unterzeichnet.

Die Deputiertenkammer hat: vorgestern nah einer Rede des Finanzministers Noulens, der darlegte, daß die Ein- beziehung der Einkommensteuer in das Budget unerläßlich sei, mit 424 gegen 144 Stimmen einen Zusaßantrag, der die

. Jrennung der Einkommensteuer verlangte, abgelehnt.

Ju. der gestrigen Siyung hat die Kammer bei der fort- geseßten Beratung der auf die Einkommensteuer bezüglichen Artikel des Finanzgeseßes mit 412 geaen 140 Stimmen einen von André Tardieu eingebrahten Geseßentwurf abgelehnt, der den im Senat von Touron eingebrachten Entwurf wieder-

holt und darauf abzielt, die Einkommensteuer durch Zuschläge auf die gegenwärtigen direkten Steuern zu ersegen. Die Kammer hat ferner im weiteren Verlauf der Debatte den ersten Teil des Artikels 12 des Finanzgeseßes, nah dem das steuerpflihtige Einkommen nah dem Gesamtbetrage des jähr- lichen Reineinkommens festgeseßt wird, mit 413 gegen 103 Stimmen angenommen.

Der Senat hat gestern die Kredite für die Teilnahme ‘rankreihs an der Weltausstellung in San Francisco und erner einen Kredit von 40000 Fr. für die Jnternational e Kommission zur Negelung der Balkanfinanzfragen angenommen.

Ftalien. Ein vorgestern veröffentlichtes Dekret ruft, wie „W. T. B.“ meldet, die Jahresfkla\se 1891 unter die Fahnen. Aus- genommen sind vorläufig die Reservisten, die sih mit Erlaubnis der Militärbehörde im Auslande befinden.

Dänemark.

Der König hat den Reichstag, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, für Montag, den 20. Juli, einberufen.

Türkei. Durch ein Jrade ist die Kammersession, die am 13. Juli enden sollte, um 10 Tage verlängert worden.

GriechensanDd.

Der bulgarische Gesandte Passaroff hat dem König vorgestern sein Beglaubigungsschrei ben überreicht. A

Rumänien.

In der Nacht zum Sonntag hat sich im Dorfe Kujund- \huk, zwei Kilometer von der bulgarischen Grenze, ein neuer Zwischenfall ereignet. Wie die „Agence Roumaine“ meldet, hatten sich. drei bulgarish»- Grenzwächter ohne Erlaubnis in dieses Dorf begeben und wurden deshalb von den rumänischen Grenzwächtern aufgefordert, sih zurückzuziehen. Sie kehrten mit ihren Gewehren bewaffnet zurück, drangen mehr als einen Kilometer auf rumänisches Gebiet vor und schossen auf zwei rumänische Soldaten, die shwer verwundet wurden. Da sich in den leßten vierzehn Tagen ähnliche Zwischenfälle wieder- holt und bereits fünf Opfer gefordert haben, nämlih den Tod eines rumänishen Soldaten und eines Landmanns und die Verwundung dreier rumänisher Soldaten, so zeigt sih die öffentlihe Meinung in Rumänien aufgeregt und verlangt rasche und wirksame Maßnahmen, um dieWiederkehr ähnlicher Fälle zu verhindern, die mit normalen Beziehungen zwischen benachbarten Staaten unvereinbar sind.

‘Serbien.

Gestern früh fand in der Kathedrale in Belgrad anläßlich des Geburts8tags König Peters, der gegenwärtig zur Kur in Wranja weilt, ein Gottesdienst statt, an dem u. a. der Kronprinz Alexander, die Prinzen Georg und Paul, der Ministerpräsident Paschitsh mit den übrigen Ministern und das diplomatishe Korps teilhahmen. Jm Anschluß an den Gottesdienst fand im Palais ein größer Empfang statt.

Aus Anlaß des Ablebens des russischen Gesandten von Hartwig haben der Kronprinz Alexander, die Minister, die Diplomaten und die Würdenträger auf der russishen Ge- sandtschaft persönlich ihr Beileid ausgesprochen. Auf sämtlichen staatlichen Gebäuden und vielen Privathäusern wurden Trauer- fahnen gehißt. Vorgestern nahmittag fand in der Kapelle der russischen Gesandtschaft eine Trauermesse statt, an der u. a. der Kronprinz, der Ministerpräsident Paschitsh mit den Mitgliedern der Regierung, der Präsident der Skupschtina und das gesamte diplomatische Korps teilnahmen. Die Bei- seßung des verstorbenen Gesandten wird morgen mit militä- rischen Ehren auf dem Belgrader Friedhof stattfinden.

Albanien,

Vorgestern fand in Durazzo unter dem Vorsiß des Fürsten eine große Versammlung von Notabeln statt, an der Prenk Bibdoda, Jsmael Kemal und etwa 40 angesehene Vertreter Nord-, Mittel- und Südalbaniens teilnahmen. Wie das Wiener „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau“ meldet, wurde dem Fürsten von einigen der Teilnehmer angeraten, fich um die Entsendung fremder Hilfstruppen an die Mächte zu wenden, während die übrigen Teilnehmer sih dagegen aussprachen und ihre Stellungnahme dahin präzisierten, daß sich der Fürst darauf beschränken möge, von den Mächten die Garantie der in London fest- gesetzten Grenzen Albaniens zu verlangen. Bei dieser Gelegen- heit lam es , von verschiedenen Seiten zue Sympathiekund- gebungen zugunsten des Fürsten. Am bemerkenswertesten \sprah sich in dieser Hinsicht Jssa Boljetinay aus, der erklärte: „Obwohl der Fürst niht aus unserer Wahl hervor- gegangen, Fondern uns von Europa bestimmt worden ist, halten ‘wir heute treu zu ihm. Sollte sih der Fürst ge- zwungen sehen, uns zu verlassen, so möge ein anderer dieses Mandat nicht übernehmen. Die Albanier sind nicht Kinder, die mit sich spielen lasen.“ Am Schlusse der Beratung folgte eine abermalige Sympathiekundgebung für den Fürsten. Das Er- gebnis der Beratung wurde von allen Teilnehmern als über- aus befriedigend bezeichnet, da in ihrem Verlaufe eine voll- ständige Uebereinstimmung zwischen den mohammedanischen und den katholischen Teilnehmern zutage trat, den Thron des Fürsten zu stüßen.

Von „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen aus dem Süden zufolge rüccken die Epiroten unaufhaltsam vor und haben bereits den Distrikt Skropar beseßt. Nach den Aussagen des vorgestern in Durazzo eingetroffenen Präfekten von Valona bestehen die vorrückenden Truppenteile aus regulären griechishen Mannschaften. Berat und Valona seien stark gefährdet und könnten bald in die Hände der Griechen allen. | Die Kontrollkommission hat gegenüber dem Prä- sidenten der vorläufigen Regierung für Nordepirus Zograph os unter dem Hinweis auf ‘die Abmachungen von Korfu gegen das Vorrücken der Epiroten und die Ueberschreitung der ver- einbarten neutralen Zone Verwahrung eingelegt. Zographos hat erklärt, daß die ÄÂftionen gegen seinen Willen erfolgt seien; er habe bereits Gegenbefehl erteilt.

Aus Valona wird gemeldet, daß die holländischen Offiziere nah der Beseßung von Korißa durch die Epiroten am 9. d. M. mit nur 80 Mann nah Valona zurlüickgekehrt seien, da sich die 2000. Mann betragenden Regierungstruppen

vor dem Feinde vollständig aufgelöst hätten,

Amerika.

Auf einer kürzlih abgehaltenen Konferenz zwischen Ver- tretern Carranzas und Villas wurde das über die revolutionären Operationen geschlossene Uebereinkommen, wie „W. T. B.“ meldet, mit einem Zusaß versehen, wonach kein militärischer Führer vorläufiger Präsident von Mexiko werden darf. Hierdurh scheiden Carranza, Villa, Angeles und einige andere Militärführer jet als Präsidentschaftskandidaten aus.

Der frühere auswärtige Minister, General Esteban Nuiz, der in Veracruz auf der Reise nah Europa aus der mexikani- hen Hauptstadt eingetroffen ist, erklärt dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, daß der General Huerta beabsichtige, zurückzutreten. Sein Nachfolger wird Sennor Carbajal sein, der später durch einen vorläufigen Präsidenten erseßt werden soll, der den Rebellen genehm ist. Ruiz teilte ferner mit, daß Huerta beabsichtige, ebenso wie der frühere Präsident Porfirio Diaz Mexiko zu verlassen. Sowohl er wie der General Blanquet hätten erkannt, daß längerer Widerstand nußtlos sei.

Wie aus Saltillo gemeldet wird, haben die Rebellen San Pablo, Xochimilco und andere Vororte von Mexiko City angegriffen.

Die argentinische Regierung wird dem Kongreß das Budget für 1915 heute vorlegen. Die Ausgaben be- tragen, wie „W. T. B.“ meldet, in der Gesamtsumme 45 Millionen Piaster Papier, die Einnahmen werden auf den- selben Betrag geschäßt.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung des Generals Giardina aus Tob ruk vom 11. Juli rückte eine italienishe Kolonne gegen Sididaud und Sidibek Casim vor, um ein neu errichtetes Lager der Aufständischen zu zerstören. Die Kolonne wurde, als sie vor dem Lager eintraf, von starken Abteilungen der Aufständischen angegriffen; diese wurden zurückgeschlagen und das Lager zerstört. Auch andere Abteilungen der Aufständischen, die auftauchten, wurden nach längerem Kampfe zurückgeshlagen. Die Aufständischen hatten \{chwere Verluste: bei den Jtalienern fielen ein Offizier und ein Soldat, ein Offizier und zehn Soldaten wurden verwundet.

38, Wettbewerbprüfung für Marinechronomter.

Die Deutsche Seewarte in Hamburg erläßt folgende Auf - forderung zur Beteiligung an der 38. Chronometer- wettbewerbprüfung:

1) Zeitpunkt der Prüfung. Die 38. Wettbewerbprüfung für Martnehronometer wird in der Zeit vom 7. Oktober 1914 bis zum 16. Februar 1915 in der Abteilung 1V der Deutschen Seewarte abgehalten werden. Als leßter Tag füx die Anmeldung von Chrono- metern zum Wettbewerb ist der 1. Oktober 1914 und für die Ein- lieferung der Instrumente der 3. Oktober 1914 festgeseßt worden. Instrumente, die später angemeldet oder etngeliefert werden, Tönnen zur Wettbewerbprüfung niht mehr zugelassen werden.

2) Bedingungen für dte Zulassung zur Prüfung. Es fleht jedem im Gebiere des Deutshzn Reichs ansässigen und selb- ständigen Uhrmacher, der fich an solh:.r durch Lehrbriefe oder Zeug- nisse von Uhrmaherschulen ausweist, fcei, bis 20 Chronometer „deutsher Arbeit“ zur Prüfung etnzuliefern. Die Deutsche Seewarte vehält sich vor, Chronometer, die nit in den legt-n zwölf Monaten geretnigt und mit neuem Oel versehen worden find, und solche, die älter als dret Jahre siad, von der § rüfung auszuschließen. e

Unter „Chronometer deutscher Arbeit“ werden solche Instrumente verstanden, deren * gesamte Teile mit Plage uénahme von Palladtumspirale und Nielstahlunruhe in Deutschland angefertigt Zusammenseßung und Feinstellung (Reglage) oder Uhrmäachern erfolgt i. (Aus. demnach nicht mehr

sind und deren von deutsch-n Chronometer- ländishe Ketten und Zugfedern dürfenn verwendet werdén.) Bet ‘der Anmeldung zum Wettbewerb ist eine ausdrüdckliche Erflärung darüber abzugeben, daß obige Bedingungen erfüllt find. Nähere Einzelheiten über die Kon- struktion und die Anfertigung find in einem besonderen Fragebogen, der von der Deutschen Seewarte übersandt wird, anzugeben. Weiter ist bei der Anmeldung ausdrücklich zu erklären, daß der Einlieferer mit der Vornahme derx unten erwähnten Prüfung der technischen Aus- führung etnverstanden ist, daß ec die Instrumente der Deutschen See- warte so lange zur Verfügung stellt, bis eine Entscheidung des Reichs- marineamts über den Ankauf getroffen worden ist, sowie daß er gegebenenfalls bereit ist, die Chronometer zu den unter Nr. 6 ange- gebenen Bedinaungen an die Kaiserlihe Marine abzugeben. Vie Ginlteferer müssen si {ließlich damit einverstanden erklären, daß ihre Werkstätten und Arbeitsmittel ohne besondere vorherige Benach- rihtigung duxch Beamte der Marinevc:rwaltung besichtigt werden. Die unten erwähnten Sachverständigen können, falls es zweckmäßig erscheint; zur Besichtigung der Werkstätten herangezogen werden.

Mit dem Namen des Einlieferers und der Nummer des Chrono- meters sind zu versehen 1) das Zifferblatt, 2) der Hauptdecktel des Inpenkajtens, 3) der Schubßdeckel des Innenkastens. Bei dem Messinggehäuse, dem Aus}ziehschlüssel und dem Unterteil des Fnnen- fastens genügt die Anbrinzung etner Nummer. Auf der Zeigerwelle ist zum Stellen der Zeiger ein Vierkant anzubringen, zu dem der Aufziehs{chlü}sel paßt. Bei den Innen- und Ueberkästen sind sämtliche geleimten ‘Teile, mit Aus\{chluß der dur Falze ineinander gefügten Seitentetle, durch Messingshrauben bezw. -\tifte (je dret) zu be- festigen. Bei den Bodenplatten der Innenkasten sind diese Schrauben nah außen fihtbar dunh die Stoffbekleidung hindurch zu ziehen. Außerdem sind der Schußdeckel und der Hauptdeckel der Innenkasten in der Weise zu befestigen, daß sie dur cinfahes Herausztehen eines durch fämtlihe Desen des Scharniers hindurhführenden hortzontalen Metallstüiftes abzunehmen sind. Es wird empfohlen, an dem metallenen Dekelhalter (am Unterkasten) statt der Schraube mit Kopf eine solche ohne Kopf zu verwenden. Zur An=- fertigung der Kasten darf nur vollkommen trockenes Holz ver- wendet werden. Weiter find beide Kasten mit einer dauerhaften Politur zu versehen ; unpolierte Kasten sind nicht zulässig. Auf ein gutes. Arbeiten der Kardanischen Aufhängung und des Fest- stellhebels (an den Kanten oben abgerundet) ist besondere Aufmerk« samkeit zu richten. i

Bor Beginn der Temperaturuntersuchung werden sämtliche ein- gelieferten Chronometer bezüglich ihrer technis{hen Ausführung sowte daraufhin geprüft, ob die obigen Bedingungen über den „deutschen Ursprung“ erfüllt find. Diese Prüfung wird durch Sachverständige, die von der Deutschen Secwarte vor Beginn der Prüfung einberufen werden, ausgeführt. Die Beratungen finden unter dem Vorsiß des Direktors und unter Teilnahme des Vorstands der Abteilung 1V der Deutschen Seewarte statt; das Ergebnis der Prüfung wird in einer Verbandlungsaufnahme niedergelegt. Chronometer, die von den Sach- verständigen als minderwertig in der technischen Ausführung bezeichnet werden oder den Bedingungen bezügli des „deutschen Ursprungs" nicht ble bleiben von der Tellnahme an der Wettbewerbprüfung aus- ges{lofsen.

3) Prüfungsordnung. Die zugelassenen Chronometer werden zunächst auf thren Gangunterschied zwishen dem ersten und zweiten Gangtage einer zehntägigen Prüfung bei Zimmertemperatur unter- zogen. Instrumente, die einen arößeren Gangunterschied als 1 s 00 zetgen, werden von der Wettbewerbprüfung ausgeschlossen und den Ein- lieferern zurückgegeben. Sodann werden die Chronometer in den vier

Haubtlagen (X11 obèn, V1 oben, 111 oben, 1X oben) bei 25° Neiaung geprüft. / Als zulüsfige Höchstzahl für ten Unterschied zwischen Flach4

gang und geneigte Gang sowte zwishen den Gängen in entgegen- ge'eßten Neigungen wtrd der Betrag von 8 Sekunden festgeseßt. Es wird jedo in Ausficht genommen, den Betrag später herabzusetzen.

Die Chronometer werden alsdann im Prüfungstermin der Abtei- sung 1V der Deut'chen Seewarte allmählih auf 30° Cels. erwärmt ; hierauf werden je 8 Tage [ana die Mittelt-mperaturen

309. 200. 209. 159 : 100 109. 150200 250 3009

innegehalten, und zwar werden beim Uebergange von cinem Prüfungs- abshnitt zum andern stets allmäblihe Temperaturänderungen vor- genommen. Schließlich wird die Temperatur wteder bis auf Zimmer- temperatur vermindert. Die während der Anfangs- und Schluß- pertode erhaltenen Gangwerte werden bei der Einteilung der Chrono- meter in Klassen nicht in Rechnung gezogen.

4) Einteilung tn Klassen. Nach beendigter Prüfung werden sämtliche Chronometer, soweit sie fih überhaupt als draubbar für die Schiffahrt erweisen, in vier Klassen eingeordnet, für die die Höhstbeträge der weiter unten erklärten Gütezahlen folgendermaßen festgeseßt worden sind :

Klasse I IT TIT IV A+2B+C 2500 D800 6950 105 00 B 0.75 E20 1.60 2.50 C 0.010 0.015 0.025 0.050

Diese Größen A, B und C werden berebnet aus den mittleren säglichen Gängen, die während der einzelnen Prüfungsabschnitte beobachtet worden sind. Zur Bestimmung der Größe A werden die bet gleichen Temperaturen erhaltenen Gänge paarweise zu einem Mittelwerte vereinigt; es wird dann der größte Unterschied dieser Mittelwerte gleih A geseßt. Bezeichnet ferner B' den größten Unterschied der täglichen Gänge von zwei aufeinander folgenden Prüfungéabs{nitten, 7 den Unterschied der Temperatur während dieser heiden Zettabschnitte und T den Unterschied der höchsten und niedrigsten während der Prüfung üherhaupt vorgekommenen mittleren Temperatur eines Prüfungsabschnittes, fo ist

2h T B=1] r A

Jn dieser Formel find die algebraischen Vorzeihen von B' und A zu berücfsihtigen. Bei der Ableitung von A und B' werden die Vor- ¡eichen tn dem Sinne: „Gangwert bei höherer Temperatur minus Gangwert bei niedrigerer Temperatur“ gewählt. Endlich erhält man den Wert der täglichen Beschleunigung (Akzeleration) C des täglichen Ganges, indem man den Unterschied der Gänge bildet, die während zweter zur Mitte der Untersuchungszett symmetrish ge- legener Prüfungs8abschnitte beobahtet worden sind, und diesen Unter- schied durch die Anzahl der zwischen der Mitte beider Abschntite liegenden Tage divtdiert. Da das Ergebnis nur dann zuverlässig ausfällt, wenn ter Divifor groß ift, so werden aus\chließlich die beiden äußersten Abschnittspaare (30° und 25°) in der angegebenen Weise zur Berehnung der Beschleunigung herangezogen. Der Mittelwert beider Bestimmungen ift gleich © zu seßen. Innerhalb der einzelnen Klassen werden die Chronometer nach dem Wert der Summe A + 2B + C geordnet, wobei die Vorzeihen der Summanden nicht zu berücksichtigen find.

5) Pretserteilun g. Vom NReihsmarineamt sind für die sechs besten Chronometer, die die Bedingungen der Klasse 1 erfüllt haben, Preise im Betrage von 1200 4, 1100 4, 1000 4, 900 4, 800 M und 700 6 ausgeseßt worden. Ein Chronometer, das bereits in einer früheren Wettbewerbprüfung etnen Preis erhalten hat, kann niht nochmals durch einen Preis ausgezetchnet werden.

6) Ankauf. Das Reicbsmarineamt behält sich das Necht des Ankaufs bei freier Wahl zu folgenden Preisen vor:

Für ein Chronometer der Klasse 1 . 6 900 L L C O0 S f ea T De V G00: Dieser Betrag wtrd außer dem etwa zuerkannten Preise gezahlt.

Die Fabrikanten find verpflichtet, die angekauften Chronometer

sofort mit neuem Oel zu versehen oder zu reintgen, falls die Deutsche

FSceivarte ihnen eine entsprechende Aufforderung zugehen läßt. Die Posten für die Hin- und Rückbeförderung zur Deutschen Seewarte

(bezw. zu einer zu bestimmenden Werft) find von den Fabrikanten zu tragen.

7) Zeugnisse für die untersuchten Chronometer und Veröffentlihung der Prüfungsergebnisse. Nah Be- endigung der Wettbewerbprüfung wird über jedes zur Prüfung ein- gelieferte Chronometer, dessen Gütezahlen die oben für die Klasse 1V angegebenen Höchstbeträge niht überschreiten, ein amtliches Zeugnis ausgestellt. Darin werden die mittleren Gangwerte während der einzelnen Prüfungsabschnitte, die daraus abgeleiteten Gütezahlen sowte die Nummer der Klasse angegeben. Ueber die Anordnung und die Ergebnisse der Prüfung wird ein eingehender Bericht in den „An- nalen der Hydrographie usw.“ veröffentlicht werden ; dur Vertetlung von Sondecabdrücken diefes Berichts (auch an Uhrmacherzeitunaen) wird dafür Sorge getragen, daß diese Ergebnisse in Fachkreisen Ver- breitung finden.

8) Einlieferung der Chronometer und allgemeine Bestimmungen. Die Deutsbe Seewarte richtet an die Ein- lieferer das (rsuchen, die zur Prüfung bestimmten Chronometer, wenn irgend möglich, persönli zu überbringen. Bet Sendungen durh die Post ist die Adresse: „Deutsche Seewarte, Ab- teilung TV, Hamburg 9, Stintfang", zu benußen. Es empfiehlt h bet Posssendungen, die Aufgabepostanstalt von der Auflieferung beretts 48 Stunden vorber in Kenntnis zu seßen und unter Angabe der Adresse sowie des Inhalts und des Zwecks der Sendung um möglichste Sorgfalt während der Beförderung zu bitten. Falls der Zug, mit dem die Chronometer in Hamburg eintreffen, der Ab- tellung TV der Deutschen Seewarte mit Bestimmtheit angegeben werden kann, wird ein Beamter die Sendung am Bahnpostamte in Empfang nehmen. In diesem Falle ist die Sendung mit der Be- zeichnung „Þpostlagernd“ zu versehen.

_ Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mögen noch die folgenden Vorsihtsmaßregeln für die Versendung der Chronometer in Vorschlag gebraht werden: a. Man feye die Unruhe durch Unter- schieben von Korkstückchen oder Papierstreifen fest, sodaß jede Bewegung verhindert wird. b. Man nehme das Chronometer aus der Kardarishen Aufhängung heraus und lege es uach vorheriger Umhüllurg mit dem Zlifferblatt nach unten auf den Boden des Innenkastens. c. Man stelle den Kardanischen Ring durch Einschieben des Feststellhebels und sharfes Anziehen dec Klemmschraube fest. d. Man fülle den ganzen fret- bleibenden Naum im Innenkasten mit trockenem, \laubfretem Werg oder Papierschnitzeln (Holzwolle ist ungeeignet), um jede Bewegung des Gehäuses zu verhindern. e. Das im Ueberkasten befindliche Chronometer ist in einem Weidenkorbe mit Hilfe von elastishem und möglichst staubfreiem Füllmatertal (Seegras, Holzwolle usw.) fest- zuseßen. f. Zwei Chronometer können in einem Korbe untergebracht werden, doch fo, daß jede unmittelbare Berühtung zwischen ihnen durch das Füllmaterial verhindert wird. /

__ Veber den Empfang der Chronometer wird jedem Ein- lieferer eine amtlihe Bescheinigung zugestellt; die Aushändi- gung der Chronometer erfolgt nah beendigter Prüfung gegen Nückgabe dieser Bescheinigung. Auswärtigen Uhrmachern werden die Chrono- meter auf Wunsch in obiger Weise oder auf ausdrückliches Verlangen auf andere Art verpackt mit der Post zurückgeschickt, die Deutsche Seewarte übernimmt jedo keine Verantwortung für etwaige Be- s{ädigung dec Instrumente infolge der Beförderung oder der Ver- packung. Die Chronometer werden nur dann auf ihren Wert während der Postheförderung versichert, wenn dies von dem Einlieferer aus- drücklih gefordert wird. Die Auslagen für die Verpackung, für die Beförderung zur Post und für etwaige Versicherung sind der Ab- teilung 1V zurüczuerstatten. Alle auf die Wettibewerbprüfung. bezüg- lihen Anfragen sind an die Deuishe Seewarte zu richten.

9) Haftung. Eine Versicherung der Chronometer gegen irgend eine Beschädigung dur böhere Gewalt (Feuer, Wasser usw.) sowie gegen Diebstahl findet durch die

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Deutsche Seewarte niht statt; in diesen Fällen sind gegen sie Ansprühe nicht zu erheben. Ein Schadenersay wird dann von ihr nicht geleistet. Ste haftet für die Chronometer jonst nur insoweit, als sie verpflichtet ist, die Uhren mit der Sorgfalt zu behandeln, die sie in eigenen Angelegenheiten anwendet 690 des Bürgerlichen Gesetzbuchs).

10) Benachrichtigung. Es ist in Ausiht genommen, daß von einer noch zu bestimmenden Wettbewerbprüfung ab nur noch deutsche Nielstahlunruhen Verwendung finden sollen. Ueber den Zeitpunkt wird |. Z. das Nähere in der „Aufforderung“ bekannt ge- geben werden. Behm.

Statistik und Volkswirtschaft.

Chescheidungen in Preußen 1913,

Im Berichtsjahre wurden in Preußen insgesamt 11 162 Eben rechtskräftig aeshieden gegen 10 797 im Vorjahre, 9782 i. F. 1911, 9277 i. J. 1910, 9070 i. F. 1909 und 8365 i. F. 1908. Von 1908 bis 1913, also in fünf Johren, hat sich fomit die Zahl der Ehe- scheidungen um rund ein Drittel vermehrt, insbesondere von 1912 auf 1913 um 3,4 9/0, d. i. viel {chwächer als von 1911 auf 1912 (10,4 9/9). Von den Chescheidungen entfielen i. J. 1913 8995 (1912: 8691, 1911: 7818) auf die Städte, 2167 (1912: 2106, 1911: 1964), also nur rund ein Fünftel, auf das platte Land.

Sett man die Scheidungsfälle zu den bestehenden Ehen in Be- ziehung, so zeigt fi, daß von je 100 000 der leßteren im Jahre 1913 überhauvt 147 (1912: 145, 1911: 134), insbesondere tn den Städten 241 (1912: 239, 1911: 221), auf dem Lande hingegen nur 56 (1912: 55, 1911: 52) gerihtlich gelö wurden.

Annähernd die Hälfte (etwas über 47 v. H.) aller Scheidungs- urfachen hestand im Berichtsjahre wie in den beiden vorher- gegangenen Jahren in Ehebruch 1565 B. G.-B.), demnächst rund zwei Fünftel in {chwerer Verleßung der durch die Ehe begründeten Pflichten oder in ehrlosem oder unsittlibem Verhalten 1568 B. G.-B.). Der Anteil der böslichen Verlassung 1567 B. G.-B.) an der Gesamtzahl der Scheidungkgründe bezifferte fich 1911/13 auf etwas über ein Zwölftel, wogegen in denselben Jahren auf die Geistes- krankheit A 1569 B. G.-B.) nur etwa ein Fünfzigstel und auf die Lebensnacstellung 1566 B. G.-B.) sogar nur 1 bis 2 Tausend- teile der Gründe entfielen.

Was die Schu ldfrage betrifft, so fiel im Zeitraum 1911/13 den männlihen Geschiedenen Ehebruch etwas mehr, {were Pflicht- verleßung, ebrloses oder unsittliches Verhalten hingegen drei-. bis viermal so oft als den weiblihen zur Last. Auch bet der böslichen Verlassung und der Lebensnachstellung war die Schuldziffer der Männer erheblich höher als die der Frauen. Andererseits war Geisteskrankheit bei der Frau weit häufiger Scheidungsursache als beim Manne.

Sehr wesentlich unterscheiden si die ländlichen Ziffern der SwWeidungsgründe von den städtischen. Der CEhebruch spielt näm- lich im Landgebiete als Scheidungsursahe eine viel geringere Rolle als in den Städten; auf ihn entfielen in jenem etwas über ein Dritiel, in diesen dagegen rund die Hälfte der Gründe; anderseits sind ab- weichend vom Stadtgebiete auf dem Lande die Frauen häufiger als die Männer auf Grund des Chebruchparagraphen für den \{uldigen Teil erklärt worden. Im übrigen überwteat wie in den Städten au auf dem Lande die Schuldziffer der Männer und liegt bei der Geisteskrankheit die Scheidungsursache zumeist auf seiten der Frauen. (Stat. Korrespd.)

Zur Arbeiterbewegung.

Im Haag haben die Straßenbahnangestellten den Generalausstand erklärt. Zum Ersay der Aussiändigen trafen gestern vormittag 100 Arbeitswillige aus Berlin im Haag etn. Sie wurden, wie ,W. T. B.“ meldet, als fie unter starker polizei- liher Bedeckung nach dem Straßenbahndepot gebracht wurden, von den Ausständigen mit Pfeifen und Fohlen empfangen. Der Straßen- bahnverkehr kann nur teilweise aufrechterhalten werden.

In Tanger sind die Briefträger des französischen Postamts in°den Ausstand getreten, nahdem die Briefträger des englischen Postamts infolge eines Streiks eine Gehaltserhöhung durchgeseßt hatten. Der französische Postleiter Villafon ersepte die Streikenden durch Aushilfsbriefträger, was zu einer argen Rauferei Anlaß gab, bei der Villafon verwundet wurde.

Wohlfahrtspflege.

Die Errichtung \chlesischer Trinkerasyle wird seit einem Menschenalter von dem für diesen Zweck bestehenden evangelischen Verein in Breslau mit Erfolg betrieben. Aus dem auf das Jahr 1913 bezüglihen 29. Jahresberiht des Vereins, dessen Hauptinhalt in der „Schles. Ztg.“ vom 12. Juni abaedruckt ist, geht hervor, daß die Grkenntnis bom Segen der Trinkerhetl{tätten sh immer mehr Bahn bricht. Staatsbehörden, wie die Po1t- und Bahnverwaltunen, die Armenverwaltungen, Private, namentlich aber die Landesversicherungs- anstalt Schlesien, auf deren Kosten 1913 allein 180 Pfleglinge in den Anstalten des Vereins behandelt wurden, benügen fie in ständig steigendew Maße. Es wurden in thnen \eit threr Gründung im ganzen 1566 Patienten, im Jahre 1913 allein 318 Pfleg- linge in 40294 Pflegetagen versorgt und zwar 205 bei 22 682 Pflege- tagen in der am 15. Oktober 1905 eröffneten Trinkerheilanstalt zu Jauer, 38 bet 6679 Pflegetagen in der Trinkertnnenheilanstalt (Pa:k- Sanatorium) in Jauer, die am 1. November 1899 zu Bienowiß er- öffnet und vom 5. Mai 1909 nah Xauer übergeführt wurde, und 75 bei 10933 Pflegetagen im Trinkerasyl in Leipe, Kreis Jauec, dessen Eröffnung am 9. Februar 1886 erfolgte. Von 153 im Jahre 1913 entlassenen Pflealingen wurden 79 als geheilt, 45 als gebessert und 29 als ungeheilt entlassen. Ein bedeutsamer Xortschritt war die durch Gewährung einer großen jähilicen Beihilfe seitens der Landesversicherungsansialt Schlesien ermög- lihte Gründung der Stelle eines etgenen Vereinsgeistlichen. Die Trinkerheilanstalt in Fauer hatte cine Einnahme von 73 745,53 und eine Ausgabe von 7334982 „4; die Trinkerinnenheilanstalt in Jauer eine Etnnahme von 11 691,70 6 und eine Ausgabe von 1111252 Æ&; das Trinkerasyl in Leipe eine Einnahme von 21 607,40 und eine Ausgabe von 21 381,05 6. Damit immer mehr mittellose Trinker aufgenommen und die umfangreihen Bau- pläne, insbesondere eines Pflegehauses für ältere Trinker und einer Anstalt für höhere Stände zur Ausführung gelangen können, ist der Verein auf die Unterstüßung weiterer Kreise angewtesen.

Kunft und Wissenschaft.

Der außerordentliche Professor in der medizinishen Fakultät der hiesigen Universität, Geheimer Mediztnalrat, Professor Dr. Fasbender ist, wte Berliner Peinges melden, im 72. Lebensjahre gestorben. Im Nhetnland geboren, studierte ec in Bonn, Würzburg und Berlin? in Berlin habilttierte er sh 1871 als Privatdozent und wurde 1878 Extraordinarius. Sein Lehr- und Forschungsgebiet waren Geburts. kunde und Frauenkrankheiten; auch auf dem Gebiet der Medizinal- ge\hihte hat er fih anerkannte Verdienste erworben.

Der Puppenstand der Insekten.

Die Wissenschaft benugt für die Puppen, tn denen sich die Um- wandlung von der Naupe zum Schmetterling vollzieht, die Bezeichnung Chrysaliden. Der Ausdruck ist von dem griehishen Wort für das Gold abgeleitet und dur die Beobachtung bestimmt worden, da viele Puppen etnen rötlihbraunen Goldglanz befißen. Ursprüngli aber foll er auf die Puppe der Dornenraupe gemünzt gewesen fein, die noch dur khesondere goldfarbige Flede auogezetchnet ist. Uebrigens ift die Verschiedenheit der Larve bei den Puppen unendlich maunigfaltig,

niht nur in den einheitliGen Schattierungen vom zarten Grün bis zum tiefsten Schwarz, sondern auch dur das Auftreten von Flecken, Bändern und Streifen. Dagegen scheint es fast ein Geseyz zu sein, daß die Farbe der Puppenart stets von der der Raupe gänzlich ab- weicht, wie sie denn auch mit dec Färbung des Schmetterlings durh- aus tn keiner Beziehung zu stehen \{eiut. Davon gibt es eine Aus- nahme, nämli die Johannisbeermotte, bei der sowohl Larve und Puppe wie der Schmetterling gelbe und s{chwarze Farben besißen. Den Gartenbesißern ist die Sauve dieses Insekts meist be- in manchen Jahren die Johannisbeer- sträuhher bis auf das legte Blatt abfrißt. Eine genauere Betrachtung ergibt auch, daß die Puppe nach Farbe, Größe und Gestalt bei derselben FInsektenart verschieden ist. Im allgemeinen find die des weiblihen Geschlechts größer. Dfe Form ist weniger shwankend. Im ganzen kann man sagen, daß si die meisten großen Gruppen der Motten und Schmetter- linge auch in der Puppe unte scheiden, indem fie bei jenen glatt, bei diesen eckig und an den Enden zugespigzt sind. Auch diese Regel aber bleibt nicht ohne Ausnahme, denn es gibt in der Familie der Sch{hwärmer einen Schmetterling mit einer ganz glatten Puppe. Eine wichtige Besonderheit liegt ferner in dem Umstand, daß mante Falter ihre Purpen, beziehungsweise sich selbst in einen Kokon einspinnen. Weitaus der berühnteste Vertreter dieser Spinnkünstler ist natürlich der fälschltch sogenannte Seidenwurm. Das Insekt verfertigt diese zarte Hülle kurz ehe es {fich in das Gefängnis der Puppe zurück- zieht. Das anfangs ganz weihe Gewebe wird in kürzester Zeit so bart, daß es den Angriffen der Witterung und der meisten anderen Feinde zu widerstehen vermag. Nimmt man einen solchen Kokon in die Hand und shüttelt ihn, fo hört man im Innern etwas klavvern, nämlich die Puppe selbst. An dem s{chmaleren Ende sind die Seiden- fäden ftärfer und dier und lassen dort in manchen Fällen eine. ganz feine Oeffnung. Da die Fäden nah außen gerichtet sind, so ist ein Eindringen in den Kokon unmöglich, während das entwickelte Insekt von innen leiht hinausgleiten kann. Recht interessant is es, den häufigen Gabelschwanz, der seinen Namen von zwei Anhängen am Hinterleib der Raupe führt, bei der Verpuppung zu beob- achten. Ist die Raupe zur Verwandlung bereit, so beginnt fie damit, kleine Stüde von der Ninde des von thr erwählten Baumes abzubeißen; diese leimt sie zusammen und verfertigt daraus thren Kokon, ein Gebilde von s\olher Härte, daß es zuweilen nur durch Hammer und Meißel akgelöst werden kann. Das Kunstwerk hat auch noch den Vorzug, daß es fich in der Färbung von der Baum- rinde garnicht unterscheidet, sodaß es {wer zu entdecken ist. Höchst merkwürdig sind auch die Puppen des Bürstenspanners, dessen Schmetterlinge im Juni auftreten. Man kann an den Sträuchern in einer gewissen Jahreszeit ein Gebilde hängen sehen, das zunächit wie ein Büschel Schafwolle aussieht, aber weit feiner und empfind- licher ist, sodaß es s{chon von der geringsten Berührung abgestreift wird. Das ist die Puppenhülle des genannten Svinners. Andere Raupen, die das Spinnen nit genügend ausüben können, begnügen fich damit, einige Blattstücke zusammenzunähen und sie zu einer Bea haufung der Puppe umzugestalten.

Technik,

Die LTrockenlegung der Zuyder Zee. Die Holländer ge- denken durch Austrocknung der großen Meeresbucht, die als Zuyder Zee aus der Nordsee tief in ihr Gebiet eingreift, einen ftattlichen Zuwachs ihres Landes zu gewinnen. Bis zu den eigentlichen Ufern hat die Butt eine Ausdehnung von etwa 5250 Quadratkilometern und ist im inneren Teil nirgend mehr als 5 m tief. Fhre Bildung war eins der größten Naturereignisse, die in geschihtliher Zeit ge- schehen sind. Zwar war \{hon lange Zeit an dieser Stelle ein See, aber erst vor etwa 700 Jahren wurde durch eine un- gewöhnlihe Sturmflut die Landenge, die thn von der Nordsee trennte, durhbrohen. Ob früher überhaupt keine Verbindung mit dem Meere bestand, ist niht sicher zu ermitteln. Pläne zur ganzen oder teilwetsen Austrocknung dieser Meeresbucht sind seit der Mitte des vorigen Jahrhunder1s mehr als etnmal entworfen worden, aber ihre Verwirklihung wollte lange niht vorwärts gehen. Der legte Plan, der zur Ausführung bestimmi ist, stammt auch {hon aus dem Fahr 1892, und vielleiht wird auch er das Schicksal sein: r Vorgänger teilen, denn diesen Plänen stellen sich sta:ke widerstreitende Interessen ent- gegen. Obgletch ntemand daran zweifelt, daß im ganzen ein erheblicher Gewinn für das Land durch die Schaffung \o bedeutender Lände- reten fich ergeben müßte, so würde doch damit eine völlige Um- wälzung der bisherigen Verhältnisse verbunden sein, die zum mindesten mit großer Vorsicht ins Werk geseßt werden müßte. Die Erträge der Fischerei aus der Bucht beliefen sich auf ungefähr 34 Millionen jährlich, und dte Anwobner, die von ihr den Lebensunterhalt beziehen, müssen nit nur ents{chädigt, sondern auch in anderer Weise versorgt werden. Angeblich beträgt ihre Zahl freilich nur etwas über 3000, die ‘Familien ungerehnet, fodaß die damit bedingte Ausgabe im Vergleih zu den Kosten des ganzen Planes geringfügig sein würden. Die Zuyder Zee-Vereinigung, die zur Berfolgung des Planes gebildet worden ist, is mit seiner Ausarbeitung länust fertig. Die Ausführung \oll 33 Jahre dauern, und die Kosten werden auf 315 Millionen Mark geschäßt. Die Laändgewinnung würde in vier gesonderten Absckchnitten vor ch gehen, deren jeder eine eigene Cindeihung erhält. Der eine hat die Insel Wieringen als Kern, der zweite liegt südli von der Stadt. Voorn, der ditite längs bder Küste von Gelderland und der vierte an der Südküste von Friesland. Die trockengelegten Flächen würden ins gesamt 211000 ha umfassen. Ste werden nah Norden sämtlich abges {lossen dur einen aroßen Damm, der von der Insel Wteringen nah der frieeländishen Küste fich hinzieht und diese bei dem Dorf Piaam erreiht. Dieser Deich würde fast 30 km lang sein und müßte mit: der Krone etwa óè m über dem Amsterdamer Pegel liegen. Die Bau- zeit ist auf 9 Jah1e bemessen. Zwischen den vier dem Meere ab- gerungenen Feldern würde in der Mitte ein großer Süßwassersee übrig bleiben, der dur! Kanäle einerseits mit Amsterdam, andererseits mit der Ifselmöndung zu verbinden wäre. Die Wasse: fläche würde eine reihlihe Bewässerung des umgebenden Landes gestatten und dessen Wert erhöhen. Selbst wenn das Neuland zunächst nur für die Anlage von Viehweiden verwertet werden würde, könnte ein er- hebliher Nußen aus ihm gezogen werden. Es {eint jeßt wieder eine qmößere Zuversicht zu Vateidiein daß die Arbeiten ernstlih in Angriff genommen werden, aber bet der Stärke der Widerstände läßt ih bestimmt auch jeßt noch nit darauf rechnen. :

kannt genua, da sie

Verkehrswesen.

Die Neubaustrecke der Bagdadbahn von Djerablisse (Euphratübergang) bis Tell Abiad in einer Länge von elwa 100 km ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ am 10- d. M. von der Ab- nahmekommission übernommen. Der Betrieb wurde vorgestern eröffnet. Insgesamt erreichen damit die in Betrteb befindlichen Linien der Bagdadbahn eine Länge von 830 km.

Verdingungen. its näheren Angaben über ees die beim „Reichs- und taatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)

Bulgarien.

18./31. Jult 1914, 3—4 Uhr Nachmittags. Bürgermeisteramt der Stadt Varna: Vergebung in geheimer Konkurrenz Ver treues pon verschiedenen Sicherungs- und anderen Materialien sür den Unter« halt des elefktrishen L duryes der Stadt Varna. Vor-« anshlag etwa 10 000 Lewa. Sicherheitsleistung 500 Lewa, die bei einer Bank u hinterlegen sind. 4

17./30. Juli 1914, 3—4 Uhr Nachmittags. Ebendort: Ver-

g°buna in acheimer Konkurrenz der Lieferung von vershiedenen Röhren

und anderen Materialien für den Unterhalt des el.fktrischen Bea