übung bei. Gegen 5 Uhr Naehmittags kehrten Seine Majestät von dort nah dem Neuen Palais zurü. j Heute Vormittag begaben Sih Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit dem fahrplanmäßigen uge um 10 Uhr 10 Minuten von der Wildparkstation nah erlin und wohnten um 11 Uhr in der Kapelle der Kaiserlich russischen Botschaft hierselbst der Trauerandaht für weiland Seine Majestät den Kaiser Alexander III. bei. Um 11 Uhr 35 Minuten kehrten Jhre Majestäten mittels Sonderzugs nah dem Neuen Palais zurü.
Jn der am 31. Oktober unter dem Vorsiß des Vize - Präsidenten des Staats - Ministeriums, Staatssekretärs des Jnnern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsißung des Bundesraths wurden dic Entwürfe cines amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif, eines statistishen Waaren- verzeihnisses und eines Massengüterverzeichnisses nach Maß- gabe der Ausshußanträge genehmigt und die Ruhegehälter für einige Reichsbeamte festgeseßt. Die vom Reichstag zu Petitionen von Gemeinden gefaßte Resolution, betreffend die Heranziehung des Reichsfiëkus zu den Gemeindelasten, wurde dem Reichskanzler überwiesen. Endlich wurde über N Eingaben und Vorlagen in Zollangelegenheiten Beschluß gefaßt.
Heute hielt der Aus\shuß des Bundesraths für Justiz- wesen eine Sizung.
Bei Beginn der gestrigen Sißung des Kolonialraths brachte Herr Staatssekretär a. D. Herzog einen Antrag auf Unterstüßung des Institut international colonial zur Sprache. Der Vorsißzende sagte Befürwortung des Antrags zu und nahm sodann Veranlassung, auf einen Bericht hinzuweisen, der über eine am 26. d. M. stattgehabte Sißung der Ge- sellschaft für vergleihende Rechtswissenschaft in verschiedenen Blättern veröffentliht sei. Jn diesem Bericht sei erwähnt, daß er die Einführung von 20 - Mark: Aktien für koloniale ‘ Unternehmungen empfohlen habe. Er lege Werth darauf, festzustellen, daß diese Annahme auf einem
ißverständniß seiner Aeußerungen beruhe. Der Kolonial- rath seßte sodann seine Berathungen über Regelung der Land- frage in Ost: Afrika fort. Am Schluß der Vormittagssißung machte der Vorsißende die Mittheilung, daß dem Kolonialrath nach Bestimmung des Herrn Reichskanzlers der Gesehentwurf über das Auswanderungswesen zur Begutachtung werde vor- gelegt werden.
Im Hygienischen Jnstitut der Königlichen Uni- versität zu Berlin findet in der Zeit vom 18. bis inkl. 30. November d. J. ein Kursus für Verwaltungs- beamte statt. L :
Meldungen zu diefem Kursus sind an den Direktor der hygienischen Institute, Berlin C., Klosterstraße 36, zu richten.
Der General-Lieutenant Oberhoffer, Ober - Quartier- meister und Chef der Landesaufnahme, is hierher zurü- gekehrt.
Bayern.
Seine Königliche Q der Prinz-Regent hat den- - jenigen Fahnen und Standarten, die bei der Armee be- Tnders während des Feldzuges von 1870/71 in Schlachten und Gefechten 2c., beziehungsweise bei Belagerungen geführt worden sind, das Band der für diesen Krieg gestif- teten Denkmünzen verliehen und verfügt, daß auf diesem Bande die Namen der in Betracht kommenden kriegerischen Vorfälle angebracht werden. . / ;
Der Landtag erledigte in seiner vorgestrigen Nachmittags- Sizung den gesammten Finanz-Etat und nahm sodann den Antrag, betreffend die Abänderung des Forst- und Fagdgeseßes, in zweiter Lesung an.
Baden.
Die Wahlen zum Landtag sind gestern beendet worden. Nach einer der „Nat.-Ztg.“ zugegangenen Mittheilung - wird die Zweite Kammer ate aus 31 Nationalliberalen (bisher 30), 21 Mitgliedern des Zentrums (23), 5 Frei- finnigen (5), 2 Konservativen (2), 3 Sozialisten (3), 1 Anti- jemiten (bisher feiner) bestehen. ;
Der Landtag is durch eine Bekanntmachung im „Staats-Anzeiger“, auf den 12. November einberufen worden.
Hessen. Seine Königlihe Hoheit der Herzog von Sachsen- Coburg und Gotha traf vorgestern in Darmstadt ein und seßte geftern Nachmittag die Reise von dort nah London fort.
Medlenburg-Schwerin.
Nach einem in Schwerin eingetroffenen Telegramm aus Nizza hat der ns an der Riviera einen O Einfluß auf das Befinden Sciner Königlichen Hoheit des Großherzogs ausgeübt. Es sei eine langsame Besserung und die Rückkehr der Körperkräfte zu bemerken. Heute hat fih der Großherzog nah Cannes begeben.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Der Landtag des Herzogthums Coburg hat den Gesezentwurf über die Kali-Bergwerke einstimmig an- genommen.
Waldeck und Pyrmont.
Der Landtag der Fürstenthümer Waldeck und mont ist am 30. v. M. in Arolsen dur den Landes- Direktor von Saldern mit folgender Rede eröffnet worden:
Meine Herren! :
Seine Majestät der König von Preußen häben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 24. v. M. mich zu ermächtigen geruht, den Landtag der Fürstenthümer zur verfassungsmäßigen Sitzung zu berufen. L: A :
Demgemäß begrüße ih Sie bei Ihrer heutigen Zusammenkunft, indem ih zunächst im Höchsten Auftrage Seiner Durchlaucht des Fürsten dem Landtage von der am 9. August dieses Jahres zu Schloß Nachod erfolgten Vermählung Seiner Durchlaucht des Fürsten mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Bathildis zu Schaumburg-Lippe amtliche Mittheilung mache. i
Diefes tür das Fürstlihe Haus und das Land bedeutungsvolle Er- cióniß hat überall im Lande die aufrichtigste Freude hervorgerufen, welche in dem warmen Empfange, der dem hohen Fürstenpaare bei
dessen Ang in- das Land und beim Besuche der Kreisstädte von E dee andesangehörigen zu theil wurde, beredten Aus- ruck fand. :
Auch Sie, meine Herren, werden in - die Glück- und Segens- wünfche, welche dem Fürsten und der Fürstin bei jenem Anlaß dar- gebraht worden sind, von ganzem Herzen einstimmen! :
Die wichtigfte Vorlage, welche den Landtag dieses Mal beshäf- tigen wird, bildet der Staatshaushalts-Etat für die Jahre 1896, 97 und 98. Derselbe enthält insofern eiñe bemerkenswerthe Aenderung gegen die leßten Etats, als namentlich infolge der Mebrforderungen des Reichs, wegen der ungünstigen Verhältnisse der Staatsdiener- Wittwenkafse und durh die von der Königlich preußishen Regierung nunmehr în größerem Lnsnge zugestandene Gleichstellung der waldeckshen Staatsbeamten in thren Gehältern mit den in gleicher oder ähnliher Stellung befindlihen preußishen Beamten die Differenz zwishen den eigenen Einnahmen und den Ausgaben des Landes eine Mee geworden is und infolge dessen der seit dem Jahre 1878 konstant gebliebene preußische Zuschuß zu den waldeckichen Landesausgaben von 310 000 auf den Betrag von 400 000 A hat erhöht werden müssen. N
ée werden Ihnen der neue Etat für die Immobiliar-Feuer- versiherungsanstalt, ein Gesegentwurf, betreffend die Errichtung öffentliher Shlachthäuser, und voraussihtlih ein Geseßentwurf wegen erleihterten Abverfaufs kleiner Grundstüde zur Beschlußfassung, endlih au die Staatskafsenrehnung von 1893 zur Wahrnehmung Ihrer verfassungsmäßigen Rechte vorgelegt werden. Außerdem be- dürfen noch einige minderwihtige Vorlagen, welche sih auf die lau- fende Verwaltung beziehen, Ihrer Mitwirkung.
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Preußen erkläre ih den Landtag der Fürstenthümer hiermit für eröffnet.
Oesterreich-Ungarn.
Der Kaiser empfing gestern die Huldigungs- Deputation der General-Synode des Augsburger Bekenntnisses und sprach derselben seinen Dank für die stets bewährte Treue und Anhänglichkeit aus. Der Kaiser er- klärte, die evangelishe Kirche könne ftets auf sein Wohlwollen rechnen.
Das österreihische Abgeordnetenhaus nahm gestern das Gesey, betreffend die Verfälshung von Lebens- mitteln, in zweiter und dritter Lesung an, ebenso das Geseß, betreffend die Aufhebung der Ergreiferantheile bei Gefälls- Übertretungen. i :
Jm Städtebezirk Saaz-Postelberg in Böhmen wurde gestern der Deutschliberale Schuncker zum Mitglied des Reichsraths gewählt. Jn Galizien wurden gestern bei den Ersaßwahlen zum Reichsrath im Bezirke Przemysl[l- Dobromil Tyszkowski und im Landgemeindebezirke Buczaz-Czortkow ba Horodys ki gewählt.
Das „Ungarische Telegraphen-Korrespondenzbureau“ meldet aus authentisher Quelle, daß der Aerbau-Minister Baron Festetitsch sein Entlassungsgesu Überreicht habe.
Im kroatishen Landtag interpellierte gestern der Abg. Ruszic den Banus Grafen Khuen-Héderväry: warum nicht ein Verbot ergangen sei, daß gelegentlich der Anwesenheit des Kaisers nicht erlaubte Fahnen an einem öffentlihen Gebäude ausgehängt würden. Der Banus erwiderte, die serbishe und die ungarishe Fahne seien geseßlih gestattet, daher seien besondere Vorkeh- rungen und ein Verbot nicht nothwendig und auch nicht geseß- lich gewesen. Abg. Ruszic erklärte, er nehme von der Antwort des Banus nicht Kenntniß und warf dem Banus in beleidigender Weise vor, er spreche für die serbische Fahne weniger aus Liebe für die Serben, als vielleiht aus Haß gegen die kroa- tishe Nation. Jnfolge dieses Angriffs beantragte der Präsident die Ausschließung Ruszic's aus 15 Sizungen. Ueber diesen Antrag wird in der nächsten Sißung verhandelt werden. Das Haus nahm sodann die Antwort des Banus zur Kenntniß. Der Abg. Giurkovic interpellierte den Banus : was die Regierung wegen der Ausschreitungen gegen die serbishe Fahne, welche die größte Erbitterung erzeugt
ätten, angeordnet habe; er äußerte, daß an den Aus- ea gegen die ungarishe Fahne sih kein Serbe betheiligt habe, und \{chloß mit der Erklärung, daß die Nationalpartei treu zu ihrem Führer halten werde, der sie hoffentlih noch lange von Sieg zu Sieg führen werde. Stürmische Ziviorufe auf den Banus folgten der Rede. Der Banus antwortete, er habe wegen der Ausschreitungen gegen die ree Doe strenge Untersuchung angeordnet, und er werde eine Verordnung erlassen, durch welche die serbische Fahne des gerichtlihen Schußes theilhaftig werde. Das Haus nahm die Antwort mit großem Beifall zur Kenntniß. j
Frankreich.
Der König von Portugal, welcher gestern Abend um 9 Uhr von Paris nah Köln abgereist ist, begab sich am Nach- mittag zu dem O Faure, um sih von ihm zu ver- abschieden. Dabei sprach der König dem Präsidenten seinen Dank für die freundlihe Aufnahme aus, die er in Frankreich gefunden habe. . j
Das neue Kabinet ist gestern gebildet worden. Die Beseßung is, nach einer Meldung des „W. T. B.“, folgende: Bourgeois Jnneres und Minister - Präsident, Ricard Justiz und Kultus, Cavaignac Krieg, Lockroy Marine, Berthelot Unterricht , oumer Finanzen, Guyot- Dessaigne öffentlihe Arbeiten, esureur Handel, Combes Kolonien. Die Ministerien des Auswärtigen und für Ackerbau sind noch zu beseßen. -Der bisherige Minister des Auswärtigen Hanotaux hat es endgültig abgelehnt, das Ministerium wieder zu übernehmen, das nun Decrais an- geboten werden wird. : L ;
Jn einer Nacht-Sizung einigten sich die Minister über eine neue gründliche P der Südbahn- Angelegenheit, durch welche stgestellt werden soll, wer die Verantwortlichkeit trage. Die Minister beschlossen ferner, ein Schiedsgericht in Carmaux zu unter- stüßen und den Versuch zu machen, den Vertrag mit Madagaskar abzuän dern, ohne jedoch die Expedition wieder zu beginnen. s die Abänderung unmöglich sei, solle der gegenwärtige Vertrag genau durchgeführt werden. Das Kabinet steht der Schaffung einer Kolonial-Armee und der Einführung einer Einkommensteuer für das Budget für 1896 günstig gegenüber, ebenso der Reform der Erbschafts- steuer, sowie einem Gesegze, betreffend die kirhlihen Ver- einigungen. A :
Die radikalen und Gen Blätter begrüßen die Bildung des Kabinets Bourgeois mit großer Freude; die gemäßigten fürhten, daß die neuen Reformentwürfe im Lande Verwirrungen hervorrufen werden, die monarchisti- \chen sagen dem Kabinet eine kurze Dauer voraus. Einzelne Blätter bemerken, das Kabinet erhalte durch Ricard als Justiz-Minister
den Charakter eines Säuberungs-Ministeriums. Die Blätter er- innern daran, daß Ricard allem Widerstande zum Troß seiner- zeit die gerihtlihen Verfolgungen in der Panama-Angelegenheit anordnete, und schließen daraus, daß derselbe ia gleih ener- gisher Weise in der Südbahn - Sache vorgehen dürfte. Der „Figaro“ nennt das Kabinet ein Ministerium der Desorganiz sation.
Schweiz.
Die Kommission für die Verstaatlihung der
Eisenbahnen wird am 10. November in Zürich zusammen- treten. Türkei,
Die infolge der Besorgniß, daß die Nizams in Klein- asien weiteren Aufständen gegenüber nicht ausreichen könnten, verfügten Einberufungen umfassen 50000 Reservisten und 16 Bataillone Redifs, welhe rund 20000 Mann zählen. Da die Linientruppen des vierten Korps, be- stehend aus 34 Bataillonen, 30 Eskadrons und 39 Batterien, mit Einrechnung der Spezialtruppen ungefähr 23 000 Mann zählen, so erfährt die militärishe Be- saßung Kleinasiens eine solche Ir eg, daß t lbe nunmehr auch größeren Aufständen gewachsen scin dürfte. — Die Regierungskreise halten die Behauptung ent- schieden aufrecht, daß bei allen jüngst vorgekommenen Excessen in Kleinasien die Armenier der angreifende Theil ge- wesen seien, und daß es den Truppen in Erzingjan, Bitlis, Musch, Charput, Baiburt und an anderen Orten gelungen sei, die Unruhen zu unterdrücken. Die Zahl der Opfer scheine allerdings eine beträchtlihe zu sein. a i
Armenischen Berichten zufolge wären, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, bei den jüngsten Unruhen in Bitlis 800 Armenier getödtet worden. Der Verlust der Türken sei unbedeutend. Nah einer Meldung aus Trapezunt seien drei angesehene Armenier, darunter ein Geistlicher, wegen Theilnahme an den Unruhen summaris verurtheilt worden. — Dem armenischen Patriarchat fehlten die Nach- rihten über die Ereignisse in Kleinasien, da der Post- verkehr zwischen den dortigen Kirchengemeinden und dem Patriarchat seit Monaten eingestellt ist und nur von. Mara[ch cine Depesche der Armenier des gregorianischen, katholishen und orthodoxen Ritus über die am vergangenen Freitag be-
gonnenen Schlägereien und die dort drohenden ‘Gefahren ein- -
getroffen ist. Jufolge dieser Nachrichten 00e dem qe- nannten Bureau zufolge, der Patriarh bei dem Groß- vezier N wollen, sei jedoch niht empfangen worden. Der Patriarch habe sih sodann an die Botschafter ge- wandt mit der Bitte um Schuß für die armenischen Christen ; er habe jedoch zur Antwort erhalten, daß eine Jntervention vor- läufig unmöglich sei, da eigene Berichte über die Ereignisse nicht vorlägen und die Pforte ausschließlich den Armeniern die Schuld an den Megzelcien beimesse. Nichtsdestoweniger seien der Pforte von cinigen Seiten dahin gehende freundschaftliche Vorstellungen gemacht und es sei derselben gerathen worden, die aufgeregte mohamedanische Bevölkerung zu beruhigen und weitere Ausschreitungen zu verhindern. ;
Aus Athen meldet „W. T. B.“, es verlaute daselbst, der ökumenische Patriarch werde in nächster Zeit einen erbishen Bischof für Prizren in Makedonien dey erbishen Wünschen entsprehend ernennen. Dieses Resultat habe das Kabinet in Athen durch lebhaftes Drängen erreicht in dem Bestreben, Serbien cinen Beweis seiner Freundschaft zu geben.
Serbien.
Der Finanz-Minister wird, wie „W. T. B.“ aus Belgrad erfährt, heute die Sißungen der Kommission ex- öffnen, welhe zur Revision des Gebührengeseßes und zur Berathung des Antrags, die Staatseinkünste durh die Monopolisierung gewisser Drucksorten um eine Million zu erhöhen, zusammengetreten ijt.
Nach einer der „Koln. Ztg.“ zugegangenen Meldung sollen anläßlih der Ausführung des Haiduckengeseßes dur Uebersiedelung von Gemeinden, im Kreise Uzice förmliche Kämpfe zwischen der Bevölkerung und den Gendarmen statt- finden. — Jn Tekia an der Donau wurden, demselben Blatt zufolge, drei Bomben geworfen, von denen zwei vor dem Ge- meindehause explodierten.
Bulgarien.
Gestern fand in Sofia die feierlihe Eröffnung der 2. Session der 8. Nationalversammlung statt. Unter Entfaltung großen militärischen Gepränges begab sih der Prinz erdinand von Sachsen-Coburg nach dem Palast der Sobranje, wo er von den versammelten Ministecn und dem Präsidium der Kammer empfangen wurde. Die Thronrede beschäftigt sih, dem „W. T. B.“ zufolge, zunächst mit inneren legislativen und budgetären Fragen und hebt hervor, daß die leßte Kammerscssion troy der kurzen Dauer so
erfolgreiche Arbeiten bewältigt habe, daß der Prinz und die
Regierung dem Wiedererscheinen der Deputirten zur zweiten Session mit Freude entgegensähen. „Tief überzeugt von der Nothwendigkeit, eine systematische innere Organisation zu schaffen und die Gesehgebung auf die Höhe der liberalen Nationen zu
bringen, hat die Regierung hochwichtige Vorlagen aus-
gearbeitet und wird dieselben einbringen; vor allem sind Ent- würfe zum Strafgesey und Handelsgesey sowie ein Regle- ment für Beamte in Aussicht genommen.“ Der Prinz giebt alsdann der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Kammer ihten ganzen Patriotismus und Eifer dem Studium dieser Entwürfe, sowie der Erledigung des Budgets zuwenden. werde, damit durch leßteres ebenso wie durch das here das Gleichgewicht im Staatshaushalt erhalten werde. Die auswärtige Politik wird hierauf in folgendem Passus gestreift: „Meine Regierung. hält gute und freundschaftliche i mit allen Mächten. Die , Vorbereitungen zum Abschluß endgültiger
andelsverträge mit einigen derselben sind im besten
uge. Jm Verlaufe dieses Jahres hat sich eine Deputation nah St. Petersburg begeben, um gemäß einem Beschlusse der Volksvertretung als Zeichen der Pietät der bulgarischen Nation einen Kranz ‘auf das Grab des unvergeßlihen Kaisers Alexander'’s 111. zu legen. Das Wohlwollen, welches der Kaiser Nikolaus der Deputation angedeihen licß, der treffliche Empfang, welchen dieselbe in den Kreisen der russischen Regierung und bei allen Schichten der russischen Ge- sellschaft ‘gefunden hat, enthält für uns die Garantie, daß bei einem R von Beharrlichkeit und Geduld die Be- ziehungen zwishen der Schwesternation, die uns befreit hat, und unserem Vaterlande sich ju solchen gestalten werden, wie sie sein sollen.“ Der Rußland betreffende Passus wurde von
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dem Hause mit gespannter Aufmerksainkeit angehört. Der Erda der Sobranje wohnte auch die Prinzessin Maria Louise bei. :
: Amerika.
Aus Havanna ist in Madrid die Nachricht eingetroffen, daß der FJnsurgenten-Chef Ma ximo Gomez sich nah St. Domingo begeben habe, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Seide Nachricht werde als Beweis dafür angesehen, daß in den Reihen der Flibustier Unordnung eingerifsen sei. taa
Afrika. :
Wie die „Agenzia Stefani“ aus Massowah meldet, ist der General Baratieri unter lebhaften Kundgebungen auch der eingeborenen Bevölkerung daselbst wieder eingezogen. — Infolge des Sieges bei Debra Ailat und der Verschanzungen bei Makale sei die Festseßung der Jtaliener in Tigre und die Wiederaufnahme des Handels im Jnnern gesichert. j ; L Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus Accra von gestern berichtet, der englishe Kommissar Steward und seine Be-
leitung seien aus Kumassi gestern zurückgekehrt; der König Bebmpeb habe das britishe Ultimatum verworfen und Le den Krieg vor, auf welchen er vorbereitet sei.
er „Etoile Belge“ meldet: Nah den vom Congo ecein- getroffenen Nachrichten bleibe die. Lage am Lualaba, woselbst eine Militär - Revolte ausgebrohen war, noch immer sehr ernst. Die Meuterer seien auf Kabinda mar- \chiert, dessen Besazung zu s{chwach gewesen sei, um Widerstand zu leisten. Verstärkungen hätten eine Ver- einigung nicht bewerkstelligen können. Kapitän Bollen sei bei dem stattgefundenen Zusammenstoß getödtet worden, Kapitän Shaw habe ih jedoch retten und Kabinda wieder erobern fönnen. Die Aufständishen hätten dann ihren Weg auf Gandu zu genommen, wagten aber nicht, den Lomami zu über- \hreiten. Die Eingeborenen jedoch wollten wissen, die Meuterer hätten dort einen Erfolg errungen, und schienen sich dieselben thatsählieh ckm Lubefu zu befinden mit der Absicht, auf Lusambo zu marschieren. Der Kom- mandant Gillain marschiere ihnen mit regulären Truppen entgegen. Kapitän Lothaire befinde sich bei den Stanley- Fällen und beabsichtige, nah Ujangwe zu gehen, wo sih die Operationsbasis des Barons d’Hanis befinde.
Nr, 44 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“? herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 1. November, hat fol- enden Inhalt: Konsulatwesen: Beftellung eines Konsular-Agenten. ¿rmächtigungen zur Vornahme von Zivilstandsakten. — Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Deluaniien der Zoll- und Steuerstellen. — Polizeiwesen: Ausweisung von Aus- ländern aus dem Reichsgebiet.
Statistik und Volkswirthschaft.
Wohlfahrtseinrihtungen.
Die Direktoren der Jutespinnerei A-G. in Schiffbek (Regierungsbezirk Schleswig) haben einen Bauverein „Eigenheim“ gegründet und beabsichtigen, zunächft etwa 35 Arbeiterwohnungen erbauen zu laffen.
Zur Arbeiterbewegung.
Hier, in Berlin sind, einer Mittheilung der „Post“ zufolge, die Musik-Instrumenteumacher der Firma R. Seidel und sämmt- lihe in dem Kunst-Steinwerk Wilhelma (Firma: Bitskie, Bern- thal u. Co.) beschäftigten Arbeiter in den Ausstand eingetreten. Als Grund wird u. a. Lohnstreit angeführt. — Die Portefeuille-Arbeiter haben beschlossen, ‘einen Lohnaufschiag von einem Drittel des bisher gezahlten Preises für die kommende Saison zu wver- langen, und wollen im Falle der Nichtbewilligung ihrer Forderung einen Ausftand beginnen. — Die ausftändigen Leder - arbeiter der Steinlein’schen Fabrik haben beschlossen, sih an das Gewerbegeriht in dessen Eigenschaft als Einigurgéamt zu wenden. Wie mitgetheilt wurde, hat sih der Vorsißende des Gewerbegerichts bereit erklärt, die Vermittelung zu übernehmen. Der Ausstand dauert bercits acht Wochen; von den 102 Betheiligten sind noch 85 zu unterstügen.
In Glasgow hielt das vereinigte Comité der Werftbesißzer gestern eine geheime Sißung ab, in welcher über Maßnahmen gegen- Über den ausftändigen Schiffsbauarbeitern verhandelt wurde. Ursprünglich hieß es: fünfundzwan,ig Prozent der Maschinen- bauer sollten entlassen werden, obgleih die drei größten Schiffsbauer eine Entlassung ibrer Leute nicht wünschten. In der gestrigen Konferenz aber wurde, wie ,W. T. B.“ meldet, be- \chlossen, eine Entlassung von Maschinenbauern nicht fofort eintreten zu cassen. Wahrschcinlih wird das Vorgehen mit diejer Maßnahme um 14 Tage verschoben.
Land- und Forstwirthschaft.
Einfuhr von Mais nach Jtalien.
Die italienishe Regierung hat durch Verordnung vom 27. Sep- tember d. J. die Einfuhr von verdorbenem oder havariertem Mais nah Jtalien, gleihviel zu welhem Gebrauch derselbe bestimmt ist, verboten und dur eine fernere Verordnung vom 15. Oktober d. J. e “vai von unverdorberem Mais an folgende Bedingungen geinups[t: j
1) Jede Sendung muß von einem Ursprungszeugniß des be- treffenden italienishen Konsulats begleitet sein, in welhem bescheinigt wird, daß der versandte Mais von guter Qualität, weder havariert noch verdorben ift und sich in einem folchen Zustande der Trockenheit be- findet, daß er unter normalen Verhältnissen den Transport aushalten kann, ohne zu verderben. 7
2) Jede Sendung muß bei ihrer Ankunft im italienischen Zoll- amt von Sachverständigen untersucht werden und darf, falls sich er- giebt, daß sie theilweise havariert oder verdorben ift, zur Ginfuhr nux dann zugelassen werden, wenn erhellt, daß die l erene Ver- änderung auf zufällige, von dem Willen des Absenders oder Empfängers unabhängige Ursachen zurückzuführen if. Jn s\solhem
alle soll der Mais zur Verwendung in Alkohol-Brennereien unter behördliher Aufsicht zugelassen werden.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Türkei.
Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel ist die für Herkünfte aus Adalia noch bestehende ärzt- liche LE Me aufgehoben (vergl. „R.-Anz.“ Nr, 235 vom 1. d. M.), dagegen eine solche für Herkünfte der egyptishen Küste des Mittel-
meeres angeordnet worden. (Vergl. auch „R.-Anz.“ Nr. 255 vom 24. d. M.) :
Handel und Gewerbe.
____ Am 15. November d. J. wird in Fulda eine von der Reichsbankstelle in Cassel abhängige Reichsbankneben- stelle mit Kasseneinrihtung und beschränktem Giroverkehr eröffnet werden. | i
Neuerdings werden von einem angeblichen Bankhause in Antwerpen, das sih „Antwerpener Kommissionsbank“ (Banque de Commissiíion Ánversoise) nennt, nah dem Vorbilde der sattsam bekannten „Brüsseler Kreditbank“, „Brüsseler Zentralbank“ und „Rotterdamer Allgemeine Prämien- und Rentenbank“ Antheilsheine an Loosen in Deutschland vertrieben.
Das Haus soll in Belgien selbst keine Geschäfte treiben, fondern seine Kundschaft ausschließlich in Deutschland suchen. Zu diesem Zwecte stellt es Agenten an, denen für die Ge- winnung von Mitgliedern für die Loosegesellshaft hohe Pro- visionen zugesichert werden.
Zuverlässige Ermittelungen haben ergeben, daß eine Banque de Commission Anversoise in das Antwerpener
- Handelsregister niht eingetragen und auch ein Jnhaber einer
solchen Firma an der Börse und sonst in Handelskreisen in Antwerpen völlig unbekannt ist. Die angebliche Nieder- lassung in der rue du péage 14 ist auch dur keinerlei Firmenschild als Bank oder Geschäftshaus äußerlich kenntlich vas Es kann daher bei der Anknüpfung von geschäft- ichen Beziehungen zu der „Antwerpener Kommissionsbank“ ar due de Commission Ánversoise) nur zur größten Vor- icht gerathen werden.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 31. v. M. geftellt 12280, nit recht- ¡eitig gestellt 228 Wagen. In Oberschlesien sind am 30. v. M. gestellt 4722, niht recht- zeitig geftellt 1064 Wagen.
Berlin, 31. Oktober. (Monats-Bericht der ständigen Depu- talion der Woll-Interessenten.) Die Lebhaftigkeit im hiesigen Wollgeshäft, worüber im Septeinber berihtet wurde, übertrug sich, was deutsche Wollen anbetrifft, auch auf die erste Hälfte. des abge- laufenen Monats; in der zweiten s{wähte sich die Nachfrage ab, Verkäufe kamen in kleinerem Maßstabe zu stande. — Troßdem er- reichten die Umsäße eine ansehnliche Ziffer ; es wurden etwa 4500 Ztr. Rücckenwäschen und 3000 Ztr. ungewashene Wollen ver- kauft, zu Preisen, die, bei größerem Entgegenkommen der Eigner, den im September gezahlten ziemlich gleihkamen. — “Käufer waren inländishe Fabrikanten sowie Kamm- garnspinner — Die Lager sind durch neue Zufuhren ergänzt worden, weisen jedoch nur einen Bestand von etwa 20 000 Ztr. Nücckenwäschen und 4500 Ztr. ungewaschener Wollen auf. Eine befriedigende Aus- wahl, besonders in Rücckenwäschen, ist heute noch vorhanden, feine Tuchwollen nicht ausgeschlossen. — Der flotte Geschäftsgang des vorigen Monats in Kolonialwollen und die guten Aussichten für die Zukunft litten unter ungerechtfertigten Termin-Operationen. Die Umsätze wurden geringere und stockten zu Ende des Monats faît ganz; sie belaufen sich im Ganzen auf etwa 4000 Ballen, zur Hälfte Kap-, zur Hâlfte Australwolle.
— Vor einiger Zeit hat die Festseßung der -Fischereigrenze z¡wishen Preußen und Dänemark îim kleinen Belt nah örtliher Besichtigung durch eine internationale Kommission statt- r Die SFestftellung entspriht allen Wünschen der deutschen
ischer.
— Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ meldet von der Monatêversamm- lung des Kokssyndikats in Bohum: Dem Geschäftsbericht zu- folce erfuhr die Roheisenproduktion des Zollvereins vom Januar bis September eine Vermehrung von 4,66 9%, der Koksabsay nah dem Zollvereinêsgebiet nur von 1,4 9%. In- folge der Besserung der Eisenindustrie sind für nächstes. Jahr bereits große Kotsmengen verkauft. Die Produktionseinshränkung für November beträgt 12% — bisher 13% —, die Beiträge betragen 15 9/0. Die Angelegenheit wegen der Privatkokereien wurde von den- jenigen Mitgliedern, welche ab 1896 das Kokssyndikat bilden, erledigt.
— Die „Köln. Volksztg.“ meldet: Bei der in Essen statt- gehabten Submission auf Eisenbahnmaterial machte die billigsten Offerten für Rost- und Stabeisen frei Station Dortmund der Bochumer Gußstahlverein mit 91,65 4 die Tonne, andere Werke forderten 100 bis 101 4; für Feinblehe frei Station Speldorf waren Mindestfordernde die Stahlwerke Hösh in Dortmund zu 132 4 und für Le frei Station Dortmund dasselbe Werk zu 127 4 Die anderen Werke verlangten 132 bis 149 Æ frei Speldorf, 132 bis 145 4 frei Dortmund. Für Wagenreifen frei Station Oberhausen war Mindest- fordernder der Bochumer Verein mit 192 4, für Tenderradreifen der „Phönix“ in Ruhrort mit 198 A Die anderen Werke ver- langten 196,50—201 Æ und 201—204 f Für Wagenradreifen frei Station Witten war Mindestfordernder der - Bohumer Gußstahl- verein mit 191,30 4, für Tenderradreifen ebenfalls der Bochumer Verein mit 196,30 A Die anderen Werke verlangten 196,39—225 und 198—206 Æ für die Tonne.
Greiz, 31. Oktober. (W. T. B.) Am 1. Dezember tritt hier die Mitteldeutsche Bodenkreditbank ins Leben. Das Grund- kapital beträgt 7500000 4 Die Bank foll namentlich landwirth- \haftlihen Zwecken dienen. Zu ihrem Leiter ist Geheimer Regierungs- Nath Stier-Weimar ernannt.
Paris, 31. Oktober. Von der Börse wird berichtet: An der Börse fand ein allgemeiner Abwickelungsprozeß statt. Schwache Spe- kulanten wurden mit großen Summen zum Verkauf genöthigt, die Kurse waren daraufhin scharf rückgängig , besonders Ottomanbank und andere Türkenwerthe. Spanier und Italicner, auch Rente fa Die Goldsharesbewegung stand im Einklang mit der Gesammt-
immung.
Konstantin opel, 1. November. (W. T. B.) Als die Ur- sachen der Krise an der hiesigen Börse werden die Rückwirkung des europäischen Geldmarkts und die Ueberspekulation kapitalsarmer Spieler angesehen. Es find große Verluste zu verzeihnen. Ein Syndikat zur Hilfeleistung ist in der Bildung begriffen. Heute herrsht an der Börse vollständiger Stillstand. Die Panik der kleinen Leute dauert fort, die massenweise Einlösung von Papierpfundscheinen der Ottomanbank erfolgt anftandslos, was beruhigend wirkt.
Verdingungen im Auslande.
Oefterreich-Ungarn.
31. Dezember. Magistrat der Stadt Pola: Projekt sammt Voranschlägen und Offerten zum Bau der Wasserleitung in Pola. Näheres bei der bezeichneten Behörde.
Belgten.
6. November, 2 Uhr. Kriegs - Ministerium in Brüssel: Lieferung von Medikamenten, Droguen, Spezereiwaaren, Leinwand, Simiviviseit Flaschen, Pfropfen, Bureauutensilien 2c. für die Zentral- Apotheke der Armee in Antwerpen, wie auch von Flahssamen-Mehl für den Veterinärdienst der Armee im Jahre 1896.
13. November, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Lieferung des für die staatlichen Marinewerkstätten in Ostende im Jahre 1896 nöthigen Eisens und Eisenblechs; Voranschlag 11000 Fr., Kaution 1100 Fr. (Spezialbedingnißheft Nr. 12).
Nächstens. Oststation in Antwerpen: Lieferung von 130 Kabel aus galvanifiertem Stahldraht für den Dienst der Schleppschiffe am
Scheldequai in Antwerpen und Uebernahme * gegen Baarzahlung von ungefähr 2000 kg alter Kabel. Kaution 430 Fr.
Nächstens. Börse in Brüssel: Lieferung von Beleuchtungs- apparaten zu Signalen für die belgishen Staatseisenbahnen Tat Jahre 1896, nämlih: 1. und 2. Loos, bestehend aus 85 Gas- und 290 Petroleumlaternen, 3. Loos: 620 Reflektoren aus Packfang und 300 Schirmen aus Kupfer. Kaution: Loose Nr. 1 oder 2 750 Fr., Loos Nr. 3 200 Fr.
Dänemark.
16. November, 2 Uhr. Staatsbahnverwaltung (O veringenieuren for Statsbane-Anlaegene, Reventlowsgade 10) Kopcnhagen: Lieferung von A. 276 t Schienennägeln, B. 28 t Winkellaschenbolzen und Schraubenmuttern. Bedingungen an Ort und Stelle und beim Ae Ra (in dänisher Sprache).
Verkehrs-Anstalten.
München, 31. Oktober. Im Ministerium des Aeußern ift heute zwishen dem bayerischen Bevollmächtigten, Ministerial- Direktor Oswald und ‘dem'‘württembergishen Bevollmättigten, Bau-Direktor von Fuchs und Direktor Majer ein Staatsvertrag über die Herstellung einer Bahnverbindung von Lindau i. B. nach Friedrihshafen vorbehaltlih der beiderseitigen Allerhöchsten Ge- nehmigung beschlossen und vollzogen worden. Die Bahn foll nah den Normen der Haupteisenbahnen ausgeführt werden.
Hamburg, 31. Oftober. (W. T. B.) Der Dampfer „Bo- russia* der Hamburg-Amerika-Linie ist, wie die „Hamb. Börsenh.* meldet, an Herrn Kunstmann in Swinemünde verkauft.
L London, 31. Oktober. (W. T. B.) Der Castle - Dampfer «Li8more Castle* ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen.
Theater und Musik.
Sqhhililer- Theater.
__ Zwei literarishe Experimente hat das Schiller-Theater gestern seinem Publikum vorgeführt. Das erste, die Aufführung ge alten Vers-Lustspiels , urch’s Ohr“ von Wilhelm Jordan, dem bekannten Bearbeiter des Nibelungenliedes, glückte überraschend gut. Man merkte es den Zuschauern an, daß sie mit Aufmerksamkeit dem außerordentlih fein zugespißzten Ideengange des Dichters folgten und mit Behagen den alle groben Effekte ver- meidenden Humor auf sich wirken ließen. Klang der der vorzüglihen Darstellung gespendete Beifall auch nit so laut, wie man es sonst an dieser Stätte gewöhnt ift, fo darf man dies nur den vornehmen Eigenschaften der Dichtung zu- schreiben. Die Herren ai und Winterstein, die Damen Pauly und Levermann brachten fie durch fein abgetöntes Spiel und ver- ftändnißvolle Behandlung der Verssprache voll zur Geltung. Dcr in Frankfurt a. M. lebende 77 jährige Dichter hatte in einem Brief an die Direktion sein Bedauern ausgesprochen, der Neuaufführung seines“ Werks aus Gesundheitösrücksihten niht beiwohnen zu können. — Der Versuch, „Molidòre’s fünfaktige Posse „Le Bourgeois Gentilhomme unter dem Titel „Der Adelsnarr“ auf einen Akt gekürzt zu geben, ist leider mißglüdckt. Es is dies eins von den Stücken des großen französischen Satirikers, die der Zeit niht Stand gebalten haben. Die dürftige, gar zu derbfomishe und ‘unwahrscheinlihe Handlung bildet nur den rothen Faden, der eine Folge von Balletscenen aneinanderreiht, wie folche zur Zeit Ludwigs XIV. unter dem Namen „Comédie-Bället“ belicbt waren, und hat, dieses Beiwerks entkleidet, keinen Reiz. Daß die Darsteller sih bemühten, eine derbe Komik nah Kräften hervorzu- kehren, ift in diesem Falle kei Stück nicht das Spiel s{chuld.
Konzerte.
Die hier bereits wohlbekannten holländishen Sängerinnen JIeannette de Jong, Anna Corver und Marie Sny ders, welche sih gestern im Saal Bechstein hören ließen, eröffneten die Reihe ihrer Vorträge mit den Terzetten „Wiegenlied®“ von Aver- kamp und „Viele Grüße“ von Hiller, beide mit Klavierbegleitung. Hieran {lossen sih Terzette a cappella, abwechselnd mit Duetten, die theils von Anna Corver (zweiter Sopran) und Marie Snyders (Alt), theils von J. de Jong (erster Sopran) und. der Altistin ausgeführt wurden. Die Lieblichkeit des Stimmenklangs, die vollkommene Reinheit der Intonation, selbft bei \{wierigen Einsäßen, die Wiedergabe aller rhythmischen Feinheiten in dem genannten Liede von Hiller und in dem tanzartigen Hoczeitslied von J. Mertens, mehr noch die graziöse und frische Art des Vortrags der Schumann’schen und Berger’schen Terzette riefen den enthusia- stischen Beifall der zahlreih erschienenen Zuhörer hervor. Die Klavierbegleitung hatte Fräulcin Julie von Aftten übernommen und führte dieselbe mit bekannter Korrektheit durch.
Gleichzeitig gab die Altistin Selma Thomas in der Sing- Akademie einen Lieder-Abend. Ihre kräftige und gut geschulte Stimme ist zwar nit besonders umfangreich, doch verstand es die Sängerin, zumal beim tragishen Ausdruck in Gesängen von Schumann, Nubinstein, Löwe und Brahms, sie vortrefflich zur Geltung zu bringen. Einige Lieder mußte sie auf lebhaftes Verlangen wiederholen. Die Klavierbegleitung des Fräulein Marie Bruno ist noch besonderer Anerkennung werth.
n Fehler; an der Niederlage war das
Im Königlihen Opernhause gelangt morgen Auber?'s „Fra Diavolo“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung zur Auf- führung. Darin treten auf: als Fra Diavolo Herr Philipp, als Se Fräulein Dietrich, als Banditen die Herren Krolop und
ieban.
__Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Karl Niemann's Lustspiel „Wie die Alten sungen" gegeben. Fräulein Adele Wienrich spielt die Annalise, Frau Schramm die Hanne.
Das Berliner Theater hat das alleinige Aufführungsrecht der neuen satirischen Komödie von Sidney Grundh, „Theo new woman“, für Deutschland und Desterreih erworben.
_ Das Neue Theater bringt als nächste Novität den Shwank „Seine Gewesene“ von Brentano und Tellheim zur Aufführung.
Mannigfaltiges.
Am 25. Oktober fand unter dem Vorsiß des stellvertretenden Vorsißenden, Kammerherrn von dem Knesebeck eine Sitzung des A E ORLTGA der deutshen Vereine vom Rothen
reuz ftatt.
Bor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsißende des Ablebens des Sanitäts-Raths Dr. Schütte, welcher ih lange Jahre et bat Hingebung an den Geschäften des Zentral-Comités bes
eiligt hat.
__ Nach Erledigung verschiedener Ader Mittheilungen wurde die von Ihrer Majestät der Kaiserin in Anregung gebrachte Gedenkfeier aller Organe der freiwilligen Kriegskrankenpflege erörtert. Die Feier foll unter Vertretung der Ritterorden und sämmt- licher Organe des Vereinswesens vom Rothen Kreuz in einem an- emefsenen Versammlungsraum an einem noch zu vereinbarenden Termin veranstaltet werden. Die mit den erforderlihen Vor- bereitungen zu betrauende Kommission wird unter Vorsitz des Kammer- herrn von dem Knesebeck baldmöglichst zusammentreten. Der Vater- ländishe Frauenverein foll in der Kommission durch zwei Mitglieder vertreten werden. __ Dem Vaterländischen Frauenverein zu Meß wurde für die Zwecke eines zu errihtenden Vereinslazareths im Marthastifr eine Beihilfe von 1400 A bewilligt. Ueber die Sizung des Verbandes deutscher Krankenpflege-Anftalten
vom Rothen Kreuz vom 27. v. M. erstattete der vom Zentral-Comits delegirte Erste Staatsanwalt Lademann eingehenden Bericht.