1895 / 264 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

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Des Einreichens der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die alten inssheinanweisungen abhanden gekommen sind. Jn diesem - Falle find die betreffenden Dokumente an eine der genannten Königlichen Regierungs-Hauptkassen mittels besonderer Eingabe einzuliefern. | : i Die Einsendung der Zinsscheinanweisungen sowie der Schuldverschreibungen an die Königlichen Regierungs-Haupt- fassen muß portofrei geschehen. N Die neuen Zinsscheine 2c. werden dem Gläubiger un- frankiert unter voller Werthdeklaration zugesandt werden, fo- fern niht von demselben die Zusendung derselben unter De- flaration cines geringeren, eventuell namhaft zu machenden Werths erbeten wird. s Hannover, den 31. Oktober 1895: _ Der Regierungs-Präfident. von Brandenstein.

Abgereist:

Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, nah der Provinz Schlefien ;

Seine cellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammerstein, nah Hannover ;

Seine Excellenz der Präsident des Evangelischen Ober- Kirchenraths, Wirkliche Geheime Rath D. Dr. Barfkhauser, nah Loccum;

der Ministerial- und Ober-Baudirektor im Ministerium der öffentlihen Arbeiten Schroeder und der Ministerial- Direktor in demselben Ministerium, Wirkliche Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Micke, nah der Provinz Schlefien.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Konzessions-Urkunde, betreffend den Bau ‘und Betrieb einer Eisenbahn von L über Klauen und Schwiecheldt nach Hämelerwald durh die Hildesheim - Peiner - Kreis- Eisenbahn-Gesellschaft, veröffentlicht.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. November.

Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienst bei, welcher in den Communs des Neuen Palais abgehalten wurde. Um 121/2 Uhr Mittags begaben Sich Jhre Majestäten mit Seiner Majestät dem König von Portugal nah dem Schlosse Klein-Glienide zur Frühstücstafel bei Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrih Leopold von ‘Preußen. Die Abendtafel fand um 6 Uhr im Apollosaal des Neuen Palais statt. Um 71/4 Uhr Abends fuhren Jhre Majestäten mit dem erlauchten Gast mittels Sonderzugs nah Berlin, um dem Théâtre paré im hiesigen Königlichen Opern- hause beizuwohnen, und fehrten um 101/42 Uhr nach dem Neuen Palais zurü. : t n

Heute Vormittag nahmen Seine Majestät der Kaiser den Vorirag des Chefs des Zivilkabinets und diejenigen der Marine entgegen. Um 12 Uhr wohnten Seine Majestät der Kaiser mit Seiner Matestät dem König von Portugal im Langen Stall der Vereidigung der Rekruten der Potsdamer Garnijon bei.

Bei dem Galadiner zu Ehren Seiner Majestät des Königs von Portugal, welhes am Sonnabend Abend 7 Uhr im asarinorfaal des Neuen Palais stattfand, saß der König zwischen dem Kaiser und der Kaiserin: den Majestäten gegenüber hatte der Reichskanzler Fürst zu Hohen- sohe Plaß genommen. Während der Tafel erhoben Sich Seine Majestät der Kaiser und brachten guf -den erlauchten Gast einen Trinkspruh aus, welhen Seine Majestät der König von Portugal mit einem Hoch auf Jhre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin erwiderte. Nachdem die Tafel egen 81/4 Uhr aufgehoben worden, begaben Sich die Aller- höchsten Herrschaften mit Jhrem hohen Gaste, den Prinzen und

inzessinen sowie den anderen zur Tafel geladenen Personen nah dem Theatersaal, wo eine Theater-Vorstellung. dur Mitglieder des Königlichen Schauspielhauses stattfand. Zur Aufführung gelangten die Lustspiele „Militärfromm“ und „Mißverständnisse“. Die Orchestermusik führte das Musikkorps des Ersten Garde-Regiments z. F. aus.

Für gestern Abend 8 Uhr war im Königlichen Opern- hause zu Ehren des hohen Gastes Théâtre paré angesagt.

ur Aufführung gelangten die Ouvertüre und der 2. Aft der per „Rienzi“ von Richard Wagner und der 2. Akt des Taglioni’schen Ballets „Der Seeräuber“. Der erste Rang war für die Allerhöchst geladenen Gäste reserviert worden. Das diplomatishe Korps war fast vollzählig erschienen; die Bot- schafter mit ihren Damen hatten in der mittleren Prosceniums- loge rechts Play genommen. Kurz nach 8 Uhr fündigte der General-Jntendant Graf von Hochberg von der Brüstung der oßen Königlichen Loge herab das Erscheinen des Allerhöchsten Hofes an. Jhre Majestät die Kaiserin wurden von Seiner jestät dem König von Portugal geführt, AUerhöchstwelcher portugiesishe Uniform trug, während Seine Majestät der Kaiser Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen den Arm gereicht Hatten und Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold Jhre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg führte. Seine Majestät der Kaiser hatten die Uniform des 1. Leib- Husaren-Regiments Nr. 1 angelegt, desgleihen Seine König- lihe Hoheit der Prinz Friedrich Leopold. Das Publikum erhob sich zur ehrfur{chtsvollen Begrüßung, und Jhre Majestäten verneigten Sich, huldvoll nach allen Seiten danfend. Zwischen den Kaiserlihen Majestäten nahm Seine Majestät der König von Portugal, zur Rechten Jhrer Majestät der Kaiserin, Plaß: Allerhöchstderselben zur Linken saß die Herzogin Johann Albreht von edlenburg- Schwerin und Höchstdieser zur Linken der Prinz Friedrich Leopold. Seiner Majestät zur Rechten hatte die Prinzessin

re Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Hohenzollern und re Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern. e anderen anwesenden Fürstlihkeiten nahmen die weiteren Sefselreihen der Königlichen Loge ein. Gleich nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften Plaß genommen, be- ann die Ouvertüre und darauf die Oper unter Kapellmeister r. Muck's Leitung. Nach der Oper trat eine längere Pause ein, während welcher Jhre Majestäten Cercle hielten. Nach un Sha der Vorstellung, welcher der gesammte Hof

Ma Leopold Plaß genommen; Höchstderselben folgten

bis zum Schluß beiwohnte, begaben Sich die Allerhöchsten und die in Potsdam wohnenden Herrschaften vom Potsdamer Bahnhof aus nah Wildpark bezw. Potsdam mittels Sonder- zuges zurü. ;

Geftern Vormittag um 101/, Uhr begab Sich Seine Majestät der König von S go: in Begleitung des Generals von Keßler vom Neuen Palais zu Wagen nach der enr ada Kirche in Potsdam und wohnte dort dem Hoch- amt bei.

Seine Majestät der Kaiser und König hat Seine Majestät den König von Portugal à la suite des Fnfanterie-Regiments Sra Tauenzien von Wittenberg (3. Brandenburgisches) Nr. 20 gejtelt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rehnungswesen, die vereinigten Ausshüsse für Justizwesen und für Rehnungs- wesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuer- wesen und für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Das Staats-Ministerium trat gestern Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude , Leipziger Plaß 11, unter dem Vorfiß des Minister-Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. :

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des bürgerlichen Rechts ist auch eine Revision des Handelsgeseßbuchs in Aussicht genommen. Der zu diesem Zweck im Reichs-Justizamt aufgestellte Entwurf eines neuen Handelsgeseßbuchs soll zunächst einer Begutachtung dur eine aus Rechtsverständigen und Ver- tretern des Handels und der Jndustrie gebildete Kommission unterzogen werden, welche unter Mitwirkung von Vertretern der betheiligten Ressorts am 21. d. M. ihre Berathungen im Reichs- Justizamt beginnen wird. Als Mitglieder der Kommission sind die nachfolgenden Personen berufen worden: - Reichsgerichts- Rath Dr. Bolze, Leipzig ; Dr. Bueck, General-Sekretär des Zentralverbandes deutsher Jndustrieller, Berlin; Dr. Dü- ringer, Landgerichts-Rath in Mannheim; Geheimer Kom- merzien-Rath Frenßtel, Präsident des Deutschen Handelstags, Berlin; Geheimer Kommerzien-Rath Georgi, Präsident der Handelskammer zu Mylau im Königreih Sachsen; Geheimer Justiz-Rath, ProfessorDr.G ier ke, Berlin; JustizRath Heiliger, Rechtsanwalt in Köln; Ministerial-Rath Dr. Langfeld, Schwerin; Geheimer Kommerzien-Rath Michel, Präsident der Handelskammer zu Mainz; Geheimer Kommerzien- Rath Michels, Vorsitzender der Handelskammer zu Köln; Munk, Landgerichts-Rath in Berlin; Justiz- Rath Dr. Pemsel, Rechtsanwalt in München; Dr. Petri, Bank-Direktor in Straßburg; Dr. Rießer, Rechtsanwalt und Bank-Direktor in Berlin: General- Konsul Russel, Berlin; Kaufmann F. E. Schütte, Bremen; Ober-Landesgerichts-Präsident De Sieveking,

amburg; Ober - Landesgerichts - Rath Dr. Veiel, Stuttgart; Kommerzien-Rath Weidert, Vorstand der Handels- und Gewerbekammer zu München.

Für die Berathung derjenigen Theile des Entwurfs, durhch welche besondere Juteressen einzelner Berufsstände berührt werden, insbesondere der Vorschriften über die Handlungsgehilfen und die Rana genen, ist eine Verstärkung der Kommission dur

erufung von Vertretern der betreffenden Berufsfreise vor- behalten.

Die von den „Münchener Neuesten Nachrichten“ in der Nr. 509 vom 4. l. M. gebrachten Mittheilungen über Ver- handlungen des preußishen Staats - Ministeriums in Betreff der neuen Militär-Strafprozeßordnung beruhen auf Erfindung.

Der Kaiserlich und Königlich österreichish-ungarische Bot- schafter am Resigen Allerhöchsten Hofe von Szögyény- Marich ist nah Berlin zurücgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Rath und Ministerial-Direktor Vodel is hier an- gekommen.

Der Regierungs-Assessor Shumann zu Königsberg i. Pr. ist der Königlichen Regierung zu Bromberg zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Lippe.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ift gestern Nachmittag in Detmold eingetroffen und von Seiner Durchlaucht dem Prinzen und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe empfangen worden. Die Stadt hatte festlich geflaggt. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich wird morgen in Detmold eintreffen.

Deutsche Kolonien,

Ueber die in Nr. 263 des „R.- u. St.-A.“ erwähnten Raubzüge des Häuptlings Machemba im Süden des Schuß- gebiets Deutsch-Ostafrika wird im „D. Kolonialbl.“ ein ausführlicher Bericht des Kaiserlihen Gouverneurs Dr. von Wissmann veröffentliht, dem Folgendes entnommen ist:

ie Unruhen im Süden, deren Führer der Häuptling Machemba und Hassan bin Omar sind, haben eine derartige

Ausdehnung angenommen, daß es gige unmögli is, noch weiter- bin zu versuchen, diese Verhältnisse auf friedlihem Wege zu ordnen. Machemba treibt sein Unwesen bereits feit fünf Fahren. Er hat von vornherein unsere Oberbobeit nit anerkannt und seine Selbständigkeit bis hierher durhgeführt. Arders liegen die Ver- hâltnisse mit Hafsan bin Omar. Dieser is lediglich ein Räuberhäuptling, der Flüchtlinge, besonders entlaufene Sklaven, und Gesindel aller Art um fsih geshaart und der in jenen Gegenden- {on anerkannten deutshen Flagge den Gehorfam verweigert hat. Er hat es gewagt, die starke Befestigung in Kilwa Kiwindje anzugreifen, und beberrscht noch heutzutage die nähste Umgebung dieses bedeutendsten unserer südlihen Küstenorte derartig, bas ohne starke Bedeckung niemand fih au nur bis auf eine halbe Stunde von der Stadt entfernen fann. Hassan bin Omar hat unseren Küsten- pla Kiêwere, wo wir ein Zollamt haben, überfallen, niedergebrannt und Waaren im Werthe von 17000 Rupien geraubt; er hat Kilwa Kisiwaniangegriffen, dort die Zollkafse geplündert und hält auch die dortige Bevölkerung derartig in Schrecken, daß der größte Theil der Einwohner den Ort verlafsen und sih nach der Insel Mafia geflüchtet hat. Der Plat gewährt jeßt, wie ih felbst zu beobahten Gelegenheit hatte, einen höchst traurigen Anblick. Die Verbindung längs der Küste zwischen Kilwa und Lindi ift unterbrohen, und es sind während der Zeit meiner Anwesenheit Hier- schon mehrfach Boten abgefangen und ershlagen worden. Während meiner Inspektionsreise wurden von Arabern, Indern und Negern überall Klagen über die beiden erwähn-

ten Rebellen laut. Versuche der Herren von Soden, von Schele und

von Trotha, die Verbältaisse friedlich zu ordnen, wurden zurüdckge- wiesen. Da sih Hassan und Machemba die Hand gereicht haben und von Tag zu Tag die Bedeutung diefer Unruhen zu wachsen droht, so halte ih es für unumgänglich nôthig, dieser Sachlage ein Ende zu machen und zunähft Hafsan bin Omar zu vernichten. Machemba wird ein höherer Offizier des Gouvernements besuchen, um ihn auf friedlihem Wege zur Unterwerfung zu bringen.

Ich werde zunächft gegen Hafsan wegen der vielen Verbrechen vorgehen und auf feinen Kopf eine Summe von 1000 Rupien aus- seßen, ebenso die Häuptlinge mit Strafe bedrohen, die ihn unter- stüßen. In Kilwa werde ih durch den Kommandeur der Schußz- truppe vier bis fünf Kompagnien zu cinem Etxpeditionskorps zusammenstellen laffen. Ich werde Herrn von Trotha den Befehl geben, an der Stelle des Dorfs von Hassan eine Station zu bauen, die fo stark (etwa zwei Kompagnien) zu beseßen ist, daß von dort aus die Umgebung mit Erfolg abpatrouilliert werden kann. Die Station bleibt so lange beseßt, bis der Chef derselben melden kann, daß Hafsan oder seine Partei vernichtet it und deren Einfluß vollfommen aufgehört bat. Bei dem sehr s{wierigen, mit dihtem Busch bestandenen Gelände wird Hassan bin Omar, der keinen be- festigten Punkt besißt, einen kleinen Krieg führen, der eben nur dur Aufhebung seiner Schlupfwinkel, die zum theil in den jenen Gegenden eigenthümlichen geräumigen Höhlen bestehen, zu Ende geführt werden fann. Da die günstige Zeit zur Kuüegführung in spätestens Monaten, mit Anfang der Regenzeit vorüber ist, so bitte ih Cure Durchlaucht ganz geborsamst, mich mit der Erlaubniß ¿um Vorgehen gegen Hafsan bin Omar hochgeneigtest versehen zu wollen. Das inzwischen organisierte Expeditionsko1ps wird alsdann noch an demselben Tage von Kilwa aufbrewen. Sollte nach erfolgter voll- ständiger Niederwerfung Hassan's Machemba sich noh nicht gefügt haben, fo würde ih vor weiteren Schritten gegen denselben zunächst Eurer Durchlaucht einen bezüglihen gehorsamen Bericht d vie

8 ift mir sehr leid, daß ich die mich von Deutschland heraus- begleitenden Hoffnungen auf eine friedliche Politik zunächst nit er- füllen fann, aber ich glaube, Eure Durchlauht werden nach Oben- gesagtem und na Durchsicht der Verzeichnifse über die Uebergriffe der genannten Rebellen die Ueberzeugung erhalten, daß längeres Zögern nur die Angelegenheit, deren friedliche Erledigung durhaus aus- geschlofjen ift, vershlimmern fann.

Diesem Bericht folgen dann zwei aktenmäßige Zusammen- stellungen der Uebergriffe des Häuptlings Machemba und des Sklavenhändlers Haffan bin Omar, aus denen hervorgeht, daß die Anwendung von Gewalt das einzige Mittel if, um Ordnung zu schaffen. Wie in einer Fußnote bemerkt wird, hat der Reichskanzler die Erlaubniß zu der Strafexpedition gegen den leßteren ertheilt.

Jn dem deutshen Schußgebiet Südwest - Afrika ist [laut amiliher Bekanntmachung im „D. Kolonialbl.“ zwischen der Kaiserlichen Landes-Hauptmannschaft, vertreten durch den stellvertretenden Landeshauptmann Regierungs - Assessor von Lindequist, und der Gemeinde der Rehobother Bastards, vertreten durch den Kapitän Hermanus van Wijk, am 26. Juli d. J. ein die Wehrpflicht der Bastards regelnder Vertrag abgeschlossen worden, welher Folgendes bestimmt:

Kapitän Hermanus van Wijk verpflichtet sich, für sih und feine Natbfolger, der Kaiserlichen Landes-Hauptmannschaft alljährlih eine bestimmte Anzahl waffenfäkiger Bastards der Rehobother Gemeinde bebufs militärisher Ausbildung zu gestellen. Im laufenden Kalender- jahr follen 49 bis 50, von da ab in jedem Jahre 15 bis 20 Bastards zu Soldaten ausgebildet werden. Bewaffnung und Verpflegung wird von der Kaiserlihen Schußtruppe geliefert. Die Waffen sind nah Beendigung der Uebung zurückzugebein. Für Kleidung haben die Militärvflichtigen, welhe ein bestimmtes Abzeichen von dem Trupren- kommando erhalten, selb zu forgen. Die Ausbildungszeit beträgt ses Wochen, die jährlihen Wiederholungsübungen zwei bis vier Wochen. Das Truppenkommando hat das Recht, die Tüchtigsten im Laufe der Zeit zu Vormännern zu ernennen. Die einmal auë- gebildeten Bastards sind während der Dauer von zwölf Jahren wehr- vflihtig. Während dieser Zeit stehen sie unter Kontrole, welhe von der Polizeibehörde in Rehoboth ausgeübt wird. Im Kriegsfalle hat ih Ieder umgehend bei der nähften Ortspolizeibehörde zu melden und fh ungesäumt nah Rebhoboth zu begeben. Sold wird nur im Kriege gewährt. Derselbe beträgt monatlißh 30 Æ, für die Vor- männer 40 « Während ihrer Dienstzeit ftehen die Bastards unter den Bestimmungen der Kriegsartikel. Die Kaiserliche Ne- gierung verspricht, für die Versorgung der Witiwen und Kinder der außerhalb des Rehobotbher Gebiets im Kriege gefallenen Bastards nah Kräften beizutragen. Für die gewifsenhaste Durchführung der Be- stimmungen dieses Vertrags sowie der deutshen Geseße und Ver- ordnungen innerhalb des Gebiets der Rehobother Bastards erhält der Kapitän Hermanus van Wijk ein jährliches Gehalt von 1000 A vom 1. Januar 1896 ab.

Ueber diese für die weitere Entwicklung des südwest- afrikanishen Schußgebiets bedeutungsvolle Angelegenheit hatte Major Leutwein bereits unter dem 3. Mai d. F. berichtet :

Nicht bloß vom finanziellen, sondern auch vom politischen und militärishen Standpunkt aus halte ih dies für durhaus wünschens- werth. Denn mit einer solhen Einstellung wird der Gegensaß zwischen Eingeborenen und uns in so fern ausgeglichen, als wir all- mählih ausbbrta werden, als fremde Eroberer zu ersheinen. Vom militärischen Standpunkt find dagegen den eingeborenen Soldaten manche Vorzüge den unferen gegenüber nicht abzusprehen. Sie kennen Land und Leute, wifsen sich în die hiesigen Verhältnisse besser zu finden und find weit bedürfnißloser. Dagegen werden sie niemals so zuverlässig und diécipliniert sein wie unsere Soldaten. Die Mischung von beiden wird daher, rein militärisch betrachtet, vorauésihtlich ein gutes Resultat ergeben. Das beste Material unter unseren Eingeborenen- stämmen ift bei den Hottentotten zu finden, unter welden wieder die Witboois obenanstehen. Es kommen dann in der Reihenfolge die Bastarts, die Hereros und endlich die Betshuanen und Bergdamaras. Der Kapitän Witbooi, bei welchem ih die Frage der Ein- stellung seiner Leute in unsere Militärdienste schon mehr- fach angeregt habe, verhält sich nicht grundsäßlich ab- lehnend dagegen. Bereits unmittelbar nach Beendigung der Witbooikriege habe ih bei dem Kapitän Hermanus und jeinen Aeltesten diese Frage angeregt und volles Einverständniß gefunden.

Aus den bei diesem Versuch zu machenden Ecfahrungen wird si er- geben, inwieweit die Bastards zur Einstellung in die Truppe selbft fih eignen werden. Der Erfolg meines Plans Hängt in erfter Linie von dem Offizier ab, in dessen Hände ih seine Ausführung legen werde. / ; E

Zu dem inzwischen mit den Bastards abgeschlossenen Ver- trag On 26. Juli d. J. hat Major Leutwein noch Folgendes bemerft:

Sofern die Folge zeigt, daß eine anftandslofe Durhführung des Vertrages zu ermöglichen sein wird, so wird damit der erfte wihtige Schritt gethan sein, um die Eingeborenen zu unserem Militärdienst heranzuziehen. Auf dieser Grundlage kann dann weiter gebaut und vielleiht auch erzielt werden, daß die Bastards später direft als Soldaten bei uns eintreten. Vorläufig ist es niht möglich, dieselben hierzu zu bewegen, da fie mit dem gewöhnlichen Mißtrauen der Eingeborenen allerlei Schlimmes dahinter ver- muthen, vor allem die Aufgabe ihrer bisherigen Un- gebundenbeit fürhten. Schon den jeßigen Vertrag durzuseßen, hat es aller Energie des Affessors von Lindequift bedurft, der hierbei seitens des Majors Moeller, den ih gleichfalls als meinen Vertreter nah Rehoboth gesendet hatte, die nöthige militärishe Unterftüßung fand. Ausgebisdet sollen zunächst 40 Mann werden, und ¿war die Hälfte im Monat November d. JI.. die andere Hälfte im April 1896. Als Offizier baben fih die Bastards, wie vorauszusehen war, entweder den Lieutenant Schwabe oder den Lieutenant Lampe ausgebeten. Ich werde den ersteren shiden, da mir diefer auf seinem derzeitigen Posten ncch am besten entbehrtih scheint.

Oesterreich-Ungarn.

Der König von Griechenland ist am Sonnabend Abend im firengsten Jnkognito zu einem mehrtägigen Aufent- halt in Wien eingetroffen. Gestern Vormittag stattete der Kaiser dem König Georg einen Besuch ab, den dieser alsbald erwiderte. Am Vormittag hatte der König den britischen Botschafter Sir E. Monson empfangen. : A

Das ungarishe Amtsblatt veröffentliht zwei Kaiser- lihe Handschreiben, durch welhe Graf Festetitsch auf sein Ansuchen von dem Posten des Ackerbau- Ministers ent- hoben und der Vize-Präsident des Unterhauses Jgnaz Daran yi zum ungarischen Ackerbau-Minister ernannt wird.

Der reformierte Bischof Gabriel Pap, Mitglied des ungarishen Oberhauses, ist am Sonnabend gestorben. Er war ein Anhänger der kirhenpolitishen Reformen, an deren Durchführung er großen Antheil hatte.

Frankreich,

Das gestrige „Journal officiel“ veröffeniliht die Zu- sammenseßung des Kabinets in der bereits gemeldeten Form. Das Ministerium der Kolonien übernimmt interimistisch der Handels-Minister Mesureur. :

Das neue Ministerium trat gestern Vormittag unter dem Vorsiß des Minister-Präsidenten Bourgeois zu einer Sizung zusammen, in welcher der Wortlaut der heute in der Kammer zu verlesenden Erklärung festgeseßt wurde. Die Er- flärung sollte heute Vormittag dem Präsidenten Faure unter- breitet werden.

Der Minister-Präsident Bourgeois hat an -den Prä- feften des Departements Tarn ein Telegramm ge- richtet, worin es heißt: die Regierung hege den lebhaften Wunsch, dem Ausstand in Carmaux ein Ende zu seßen ; sie sei der Ansicht, das einzige Mittel, um die Schwierigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern auf ehrenvolle Weise zu beendigen, sei, auf ein Schiedsgericht zurückzukommen. Er fordere daher den Präfekten auf, beide Theile zu fcagen, ob sie gewillt seien, Schiedsrichter zu wählen.

Ftalien.

Anläßlich der dreihundertjährigen Feier der Rückkehr der Ruthenen zum katholishen Glauben empfing der Pa pst gestern 130 ruthenische Pilger unter Führung des Erzbischofs von Lemberg Sembratowicz. Unter den Pilgern befanden si auch zwei Reichsraths-Abgeordnete. Der Papst sagte in seiner Ansprache, er werde für die Ruthenen alles thun, was in seinen Kräften stehe und in Nom das alte ruthenische Kollegium wieder eröffnen.

Schweiz.

Die von der Bundesversammlung beschlossene Verein - heitlichung des Militärwesens durch Uebertragung des- selben an den Bund ist in der geftrigen Volksabstimmung mit etwa 252000 gegen 185 000 Slimmen und 171/2 gegen 41/» Kantonsstimmen abgelehnt worden.

Türkei,

Schewfik Effendi, Mitglied des Kafsationshofes, ist, wie „W. T. B.“ berichtet, zum Präsidenten der Kontrol- kommission ernannt worden; qu mohamedanischen Mitgliedern wurden Dschemal Bey, Direktor der Banque Agricole, der Staatsrath Abdullah A und Dschelal Bey vom Appellvofe, zu christlichen itgliedern der Staatsrath Konstantin Karatheodori Effendi, der Ober-Prokurator Safkis Ohannes Effendi und Dilber Effendi aus dem Finanz-Ministerium ernannt.

Nach offiziellen türkishen Berichten haben am Freitag Armenier die Moscheen der Hauptorte in dem Vilajet Diarbekir angegriffen, wobei es auf beiden Seiten Todte und Verwundete gab. Es find Maßregeln zur Wiederher- stellung der Ordnung getroffen worden. Armenier aus Zeitun tödteten den Lieutenant Hassanagha, dessen Frau und Kinder auf der Straße von Keufksu (?) nach Marasch, bemächtigten sih der Gepäcfstücke der Ermordeten und brachen alsdann in die Ortschaft Gutscherfi ein, wo fie den Bauern die sämmtlihen Habseligkeiten raubten. Einige Kurdenstämme begaben sch unter Führung ihrer Häupt- linge nah Tf Sal erme, um die bortigen Armenier an- zugreifen. Die Kaiserlihen Behörden von Erzerum enisandten zur Verfolgung eine bewaffnete Macht. Dieser gelang es, mit Hilfe von Mohamedanern die Kurden zu zerstreuen. Die Lage der durch die Armenier in Zeitun zernierten Truppen if eine fritishe. Es wurde die Einberufun der Reservisten und die Mobilmachung einzelner Redif Bataillone im fünften Korpsbereiche der Stabsstation Damaskus beschlossen ; inzwishen wurden Verstärkungen von Aleppo nah Zeitun und Urfa dirigiert, wo gleichfalls Ünruhen ausgebrochen ind. Die von Cetinje aus verbreitete Nachriht von Zu- sammenstößen zwischen Mohamedanern und Katholiken in Skutari (siehe Nr. 258 d. Bl.) wird in türkishen Regierungs- freisen als fals bezeichnet.

E Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Konstantinopel vom Sonnabend, die Lage in den afiatishen Provinzen sei eine sehr ernste; von überallher werde der Ausbruch von Unruhen

gemeldet; in Bulanik sei ein armenischer Priester getödtet worden; die amerikanishen Missionare in Bitlis hätten Nachricht gegeben, daß sie in dfkohender Gefahr shwebten; die Ruhestörungen in Erzerum seien ernster, als bisher R: es würden mehr als 200 Leichen rue Auch in Urfa im Vilajet Aleppo sei es zu

hestörungen gekommen. Die Armenier Anatoliens beabsichtigten, Delegirte nah Konstantinopel zu entsenden, welhe dem russishen Botschafter Nelidow eine Bittschrift überreichen sollten, in der sie den Schuß des Kaisers von Ruß- land anflehen. Die Pforte habe große Hoffnung, durch Ein- berufung von 40 000 Reservemann}jchaften die Ordnung in der Provinz wiederherzustellen.

__Die „Politishe Korrespondenz“ meldet aus Saloniki: Die Pforte beabsichtige, eine erhebliche, bleibende Ver- stärkung der Garnisonen Macedoniens successive durchzuführen. Zu diesem Behuf habe die Kriegësverwaltung den Bau von acht Kasernen für 10 bis 12 Bataillone angeordnet. Die Kasernen sollten an verschiedenen Orten Macedoniens erbaut werden.

: Serbien.

Der König begiebt sih heute von Nish nah Smederewo und wird in einigen Tagen nah Belgrad zurückehren. Die Königin-Mutter wird am 28. d. M. in Belgrad erwartet.

Der Minister-Präsident, der Finanz-Minister und der Kultus-Minister haben si vorgestern nah Nis h begeben.

Bulgarien.

Die „Agence Balcanique“ meldet: Die im Auslande ver- breiteten Einzelheiten über eine angeblih dur die Frage, be- treffend den Religions wechsel des Prinzen Boris hervorgerufene Kabinets frisis beruhten zum größten Theil auf ten denziósen Vermuthungen. Jn unterrichteten Kreisen wisse man, daß der Entshluß des Prinzen Ferdinand auf Grund eines Vorschlags seitens des Kabinets gefaßt worden sei. Das Kabinet habe hierbei unter einerlei Einfluß von parlamentarisher oder sonstiger Seite Ae jondern habe geglaubt, dem Prinzen empfehlen zu ollen, der gefährlihen Agitation, welhe die Opposition mit der Frage der Wiederherstellung des Art. 38 der Verfassung treibe, ein Ende zu machen und ein unzerreißbares Band zwischen Volk und Dynastie zu schaffen. Zur Demission des Kabinets habe kein Anlaß vorgelegen, nahdem der Prinz Ferdinand in vollem Vertrauen auf die Treue Stoilow's für jeine (des Prinzen) Person und sein Haus versprochen habe, alles aufzubieten, um den nationalen Wunsch demnächst zu er- füllen. Er habe gleichzeitig den Minister-Präsidenten er- mächtigt, diese Entschließung den Deputirten mitzutheilen, welche von tiefer Dankbarkeit für das Opfer durchdrungen seien, das Prinz Ferdinand den Jnteressen des bulgarischen Vaterlands gebracht habe.

Jn Sofia fand gestern die feierlihe Enthüllung des Denkmals für Wassili Levsky, den Kämpfer für die bul- garishe Unabhängigkeit, statt. Der Prinz Ferdinand sowie jämmiliche Minister wohnten der Feier bei.

Schweden und Norwegen.

L Nachdem bereits vor einigen Tagen, wie- in Nr. 261 d. Bl. gemeldet wurde, die dazu ernannte Kommission das Angebot der Firma Schichau in Elbing für den Bau dreier Torpedo- boote angenommen hatte, ist jezt, wie „W. T. B.“ aus Christiania erfährt, auch das norwegishe Vertheidi- gungs- Ministerium unter gewissen Bedingungen dieser Entscheidung beigetreten.

Amerika.

_ Der britische Botschafier in Washington Sir J. Paunce- fote hatte, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend eine Konferenz mit dem Staatssckretär Olney, worin er diesem eine gemeinjame english-amerifanishe Aktion in der Türkei in beschränktem Maßstabe vorschlug, um die beiderseitigen Staatsangehörigen zu s{hüßen.

_ Der japanishe Gesandte hat am Donnerstag dem Staatssekretär Olney eine amtliche Depesche übergeben, worin die Absichten Japans bezüglih Koreas genau dargelegt werden. Jn der Depesche heißt es: es sei nothwendig, die japanischen Truppen fo lange auf Korea zu belassen, als die Beseßung der Halbinsel Liaotong dauere; doch wünsche Japan feineswegs seine Truppen dort zu behalten, sondern schließe sich gern der Aktion der übrigen Mächte in diejer Hinsicht an.

Die in Columbia (Süd-Carolina) tagende Verfassung s- Konvention des Staats Süd-Carolina hat mit 69 gegen 37 Stimmen ein Programm angenommen, wonach nah Ablauf des Jahres 1898 alle für die Wahlen Stimmberechtigten lesen und sreiben fönnen müssen. Die Stimmberechtigten müssen ferner ein Eigenthum im Mindestwerth von 300 Dollars be- 1ißen. Durch diesen Beschluß werden viele Neger von dem Stimmrecht ausgeschlossen.

Wie die Madrider Blätter melden, werden unverzüglich 39 000 Mann nach Cuba abgehen; weitere Expeditionen sollen vorbereitet werden. Eine zahlreihe Bande sei in der Provinz Pinal del Rio aufgetauht; die Aufständischen griffen nach wie vor die Eisenbahnen mit Dynamit an, brannten Dörfer nieder und brandschaßten die Bevölkerung. Es sei zu mehreren Scharmügeln gekommen, wobei die Spanier fiegreih gewesen seien.

Der „New-York Herald“ berichtet aus Barbados vom 20. Oftober, daß Thomas Garcia, der Eigenthümer des britishen Schoners „Myositis“, auf der Reise von Port-of- Spain nah Margarita durch einen Schuß eines venez o- lanishen Küstenwachtschiffes, welches Kriegs-Kontrebande an Bord des „Myofitis““ vermuthet habe, getödtet worden sei.

Afrika.

Das „Reuter she Bureau“ meldet aus Sansibar von vorgestern, 130 britische Matrosen seien unter Führung eines britishen Hauptmanns mit einer Anzahl Askaris nah Ribe abgeazangen, um den Häuptling Aziz, der sih dem Rebellen- führer Kombo angeschlossen habe, anzugreifen. Nach einer weiteren Meldung hätten die Jnsurgenten zwishen Mombas und Rabbai eine englishe Karawane angegriffen, den Führer derselben getödtet, den Dolmetscher des Zuges verwundet und die Waaren geplündert. Der Weg nah Uganda sei daher als unsicher zu betrachten.

| 1721 423 800 Æ im September d. F.

Kunst und Wissenschaft.

Die deutsche Kommission für die Südpolarforschung war geftern unter dem Vorsiß des Direktors der Deutschen See- warte, Wirklichen Geheimen Admiralitäts-Raths Dr. Neumayer und unter Theilnahme des Nordpolarreisenden von Payer (als Gast) in den Räumen der hiesigen Gesellschaft für Erdkunde ver- sammelt. Der Plan der Entsendung einer deutschen antarktishen Expedition wurde eingehend berathen und von drei nautishen Sachverständigen begutachtet. Man einigte fh, wie „W. T. B.“ berichtet, über die Richtung des Vorgehens von den Kerguelen- Inseln mit zwei Schiffen südwärts unter voller Freiheit der Führer, nah den an Ort und Stelle vorgefundenen Umstänten und Verhält- nissen zu handeln, und stellte im Großen und Ganzen die Gesammt- kosten des für drei Jahre geplanten Unternehmens auf 950000 Æ fest. Bank-Direktor Koh wurde zum Schazmeifier erwählt. Eine Denkschrift, welche das ganze Unternehmen nach den verschiedenen Richtungen dar- legt, wird ausgearbeitet und demnächst veröffentliht werden. Aufge- fordert von Mitgliedern der deutshen Südpolarkommission und in der Folge von der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, das bisher nah dem Norden gerichtete Ziel feines wissenshaftlih-fünstlerischen Plans zu einer Südpolar-Cxrpedition zu erweitern, verbreitete ih Verr von Payer über die Punkte, welhe geeignet ersheinen, der Süd- polarforschung vor der Nordpclarforschung den Vorzug zu geben. Diese Mittheilung wurde allseitig mit großer Befriedigung auf- genommen. Der Gesellschaft für Erdkunde ift ein Vermächtniß von 60000 e zu theil geworden mit der Bestimmung, daß diese Summe für die Erwerbung eines eigenen Hauses Verwendung finde. Stifterin dieses Vermächtnisses ift die in Warmbrunn verstorbene Fo Ap Nath Groddeck, die damit einen Wunsh Gustav Nachtigal’s erfüllt hat. Der bisber noch in ihren Händen befindliche wifsenschaftlihe Nachlaß und die Tagebücher Gustav Nathtigal’s sollen in den Besiß der Königlichen Bibliothek ükergehen. In der wisen- schaftlihen Welt hat sih Frau Greddeck durch die Herauégabe des 3. Bandes des Werks von Nachtigal „Sahara und Sudan“ bekannt gemacht.

Die internationale Kunstausstellung in Venedi am gestrigen Sonntag von dem Minister Baccelli in J mehrerer Senatoren, Deputirten und der Zivil- und Milit mit einer beifällig aufgenommenen Rede ges{lofsen w finanziellen Ergebnisse der Ausftellung betrugen, dem „W. folge, 240 000 Fr. Die Zahl der verka2uften Werf- ma der au8geftellten Objekte aus und hat 340 000 Fr. erbrackt.

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Bauten,

Aus der Preisbewerbung für den Neubau einer evar- gelishen Kirche in Cannstatt sind als Sieger bervorazeznzen die Architekten Rheinhardt und Süßenguth in - Berlin (1. Drets), T. Raßel in Karlsruhe (2. Preis) und Böklen und Feil in Stuttzart (3. Preis). Zum Ankauf für 500 A wurde die Ärbeit mit dem Kennwort „Zwei“ empfohlen. In dem Wettbewerb für ei Krankenhaus in Haynau haben die Architekten Ludwig und Hülßner in Berlin-Leipzig den ersten Preis (1000 4) erhaltex. Der zweite Preis (750 4) wurde dem Königlichen Regierungë-Baumetfezr M. I. Taken in Frankfurt a. M., der dritte Preis (500 ? Architekten G. Rathenau in Berlin zuerkannt.

Gesundheitêwesen, Thierkrankheiten und Absperrung®s- Maßregeln.

: Portugal. _ Durch Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums te Ónnern 1ît der Hafen von Singapore für rein von l¿ worden (vergl. „R.-Anz.* Nr. 172 vom 22. Juli d. F.) Einer weiteren Verfügung zufolge gilt Pernambuco als von Gelbfieber verseuht, währ der gleihnamigen Previnz al3 verdächtig anzusehen #

Madrid, 3. November. (W. T. B) Die morgen eine Verordnung veröffentlichen, dur fünfte von Bangkok, Nagasaki, Yokobama, von der Cholera, sowie die Herkünfte Mexikos und von Guatemala als vom erklärt werden. Ein weiteres Dekret bet aus San Pakblo, Brasilien, Singa

Handel und Gewerbe.

___ Bei den Abrechnungsite llen der Reichsbank wurden im Monat Oktober d. J. 2070 126 200 # abgerechnet aeaen 1 651 897 400 6 im Oftober 1894, 1516854100 #Æ# im Ofteber 1893, 1394316 700 Æ im Oktober 1892 und 1615 561 500 # im Oktober 1891.

„Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 31. Oktober d. F. weist bei einem gesammten Kafsenbeftand von 944053 000 4 tz Vorwoche gegenüber eine Abnahme von 15 448 000 % nag: Metallbestand allein bat um 14451000 4 abgenommen. ¿ Wechselbestand ist um 14407 000 A auf 686 852000 #. unr der Bestand an Lombardforderungen um 19114000 Æ auf 98 323 000 Æ gestiegen; auf diesen beiden Anlagekonten ¡usammen hat alfo eine Vermehrung um 33 521 000 ( stattgefunden. Auf passwer Seite erscheint der Betrag der umlaufenden Noten mit 1192093000 Æ um 43386 000 Æ höher als in der Vorwote, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten um 21 977 000 .( auf 437 248 000 4 zurüdckzegangen find.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks __ an der Nuhr und in Oberschlesien. _ An der Rubr sind am 2. d. M. gestellt 10376, niht rect- ¡eitig geftellt keine Wagen. i

Am Sonnabend fand in Essen die Versammlung der Zehenbesißzer des Rheinisch - Westfälishen Kohlen - [yndikats stati. Nah dem Geschäftsberiht betrug, wie die „Rhein.-westf. Ztg.“ berichtet, die Betheiligungsziffer für September 3345 040 t, der Abfay 2844597 t, also Minderabsatz 14,96 %%0. Vom Versand. gingen 91,81% für Rechnung tes Syndikats. Im Oktober wurden verkauft für das Inland 1 874 048 t, für das Aus- [and 103 938 t, seit Beginn des Jabres insgesammt 26 572 664 t, davon zur Ausfuhr 4 468 127 t. Im dritten Quartal betrug die Be- theiligung 10471564 t, der Absaß 9013617 t; also beirug die Einschränkung 13,92%/9 gegen 7,86% im Vorjahre. Die diesjährige Betheiligungsziffer im dritien Quartal is um 8,04 %/6 höher als im Vorjahre. Die Abgaben und die Entschädigung für Mehr- resp. Minderförderung sowie die Strafen für Nichtlieferung wurden nah dem Vorschlage des Beiraths auf 2 4 für die Tonne festgeseßt, die bekannten Direktiven für die Organisation des Verkaufs {urden genehmigt.

Verdingungen im Auslande.

Schweden.

13. November, Mittags. Kungl. Myntverkets expedition (Königliche Münze): Lieferung von 400 kg Silber. Die schriftlichen, verfiegelten Offerten müssen in der Aufschrift erkennen laffen, daß sie die Lieferung von Silber betreffen, und müssen über Art und Umfan der Lieferung fowie den Preis für 1 kg Angaben enthalten. Das Silber f in feblerlos gegossenen Barren von mindestens 10 kg zu liefern. Die Barren müfsen mindestens 996/1000 Feinsilber enthalten (fonft Kupfer) und frei von Verunreinigungen sein. Für jeden Barren ift der Gehalt sowie das Gewicht anzugeben. Näheres in der Expedition der Königlichen Münze.