1895 / 275 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Justiz-Minifterium.

Ï sandtsha Dem Ober - Landesgerichts - Rath, Geheimen Juftiz-Nath ; Stiefel, dem Ober-Landesgerichts-Rat ( Continenta! Breslau und dem Landgerichts-Präfidenten Holße in Nord- hausen if die nahgesuhte Dienstentlassung mit Pension eilt. E find: der Amtsgerichts-Rath von Hülst in Thorn an das Amtsgericht in Minden, der 1 i 1 Degener in Frankfurt a. O. an das Amtsgericht T in Berlin, der Amtsrichter Koehler in Tilfit als Landrichter an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Lissel in Neusalz

an das Amtsgericht in Jauer.

Dem Fabrikbesißer Max Borchardt in Berlin ist die nahgesuchte Entlassung aus dem Amt als Handelsrichter und Kaufmann Georg Knetsch in Cassel die nahgesuchte Entlassung aus dem Amt als stellvertretender Handelsrichter

ertheilt.

Hypotheken-Versicherungs-

baum, sämmtlih in Berlin, sind zu l der Verlagsbuchhändler und Druckereibesizer Henry von Baensch, der KaufmannSiegmundBorchardt, der Banquier Dr. jur. Paul Arons und der Moeller, sämmtlih in Berlin, zu ste rihtern bei dem Landgericht T in Berlin ernannt. Dem Notar Gehrke in Mehlauken if die nachgesuchte

Entlassung aus dem Amt ertheilt.

Der Notar Gebauer in Koniß is aus dem Amt ge-

schieden.

h SR in

Amtsgerichts-Rath

Die Kaufleute Karl Friedrich Albert Buaggen- h Ls A rad O 2 ay "o Ee F s N hes häuser und der Filialgeshäfte mit allen Stimmen gegen die der “iva Theodor Lustig und der Direktor der Preußischen Ättiengesellschaft Jakob Dannen- andelsrichtern,

abrikbesizger Julius vertretenden Handels-

Zu Notaren sind ernannt: der Rehtsanwalt Dr. Wild- hagen in Göttingen für den Bezirk des Ober-Landesgerichts

u Celle, mit Anweisung seines Wohnfißes in Göttingen, und verdankt , of Rechtsanwalt Hohl in Altenkirhen für den Bezirk des | kehr des

Ober-Landesgerihts zu Frankfurt a. M., mit Anweisung

seines Wohnsiges in Altenkirchen.

In der Liste der Rechtêanwalte sind gelöscht: der Rechts- anwalt Trott in Freistadt i. Schl. bei dem Landgericht in

Glogau, der Rechtsanwalt Mausbach bei dem Amtsgericht cetiéfiem

und dem Landgericht in Kleve und der Nehtsanwalt Marcard bei dem Amtsgericht in Hannover. i

In die Liste der Rechtsanwalte find eingetragen : - der Nechtsanwali Werner aus Stendal und der Rechtsanwalt Conrad vom Amtsgericht TT in Berlin bei dem Landgericht T hierselbst, der Rechtsanwalt Zimmer aus Ober-Glogau bei dem E in S be E a C Dr. Willmann aus Suhl bei dem Amtsgericht in Quaken- Z f E brück, der Notar Dr. Pfahl bei dem Amtsgericht in Ratingen, do fann darüber erst beschlosfen werden, der Gerichts-Assessor Breyer bei dem Landgericht I in Berlin, der Gerichts-Assessor Dr. Köhler bei dem PONRE in Köln, | ftellen, unter E der Gerichts-Assessor Dr. Shmidt-Scharff bei eriht in Franffurt a. M., der Gerichts- Assessor Land#- p bei dem Amtsgericht in Magdeburg und der Gerichts- Assefsor Wagner bei dem Amtsgericht in Suhl.

Der Landgerichts-Rath Klose in Gleiwiß, der Amts- gerihts:Rath Frank in Danzig, der Rechtsanwalt und Notar Schultheis in Fulda, sowie die Rehtsanwalte Dr. Adolf van Biema in Hannover und Kierski in Köslin find

gestorben.

Bekanntmachung. Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Geseß-Samml.

S. 357) sind bekannt gemacht:

L 1) erf am 3. E S Le E T M E enofsenshaft zur Entwässerung der südöstlich des Ems-Fade-Kanals ; : : : belegenen sielpflichtigen Grundftücke in den Land- beziehungêweise | bringung einer die rechtliche Stadtkreisen Emden, Aurich und Leer, lichen Regierung zu Aurich Nr. 39 S.

tember 1895;

2) das am 19. August 1895 Allerhöch\# vollzogene Statut für die Ent- und Bewässerungsgenossenshaft an der Fuhse von Lengede bis Steinbrück zu Groß-Lafferde im Kreise Peine, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Hildesheim

geben am 11. Oktober 1895;

die Anwendung der dem C

gegeben am 17. Oktober 1895 ;

dur das Amtsblatt der König- 261, ausgegeben am 27. Sep-

Nr. 41, Beilage, ausge-

3) das am 22. August 1895 Allerhöch| vollzogene Statut für die : Entwäfserungêgenofsenshaft IIl ( Wiesenentwässerung) zu Gondels- Abgeordneten Prinz eni heim im Kreise Prüm, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung | Dipauli und Ebenhoch fowie ¿u Trier Nr. 38 S. 377, ausgegeben am 20. Septe

mber 1895; 4) der Allerböchste s vom 17. September 1895, betreffend

ei dem Land- | Comité.“

5) das Allerhöchste Privilegium vom 17. September 1895 wegen | des 2

Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleibescheine der Stadt | des Staatsanwalts Kottbus im Betrage von 3 500000 4, durch das Amtéblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 41 S. 335, ausgegeben

am 9. Oktober 1895:

6) das Allerh¿chste Privilegium vom 28. September 1895 wegen Auéfertigung auf den Inhaber lautender Anleibescheine der Stadt Spandau im Betrage von 3 500000 4, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 43 S. 419, ausgegeben am 25. Oktober 1895;

7) der Allerhöchste Erlaß vom 3. Oktober 1895, betreffend die | wurden.

Herabseßung“ des Zinsfußes der von der Gemeinde Rixdorf im Kreise Teltow auf Grund des Allerhöchsten Privilegiums vom 16. Oktober 1889 aufgenommenen Anleihe von 4 auf 34 9%, der Königlichen Regierung zu Potsdam und der S. 433, ausgegeben am 8. November 1895.

durch das Amtsblatt Stadt Berlin Nr. 45

burg.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 16. November.

Seine Majestät der Kai heute Abend gegen 101/25 Uhr aus Station bezw. im Neuen Palais wi

Der Wirkliche Geheime Ober- Eisenbahnamt Kraefft ist aus Schlesien zurüdtgekehrt,

E E R Ee E D Lt E E N E 7M O erre

er und König gedenken

Regierungs-Rath im Reichs-

E E L T r L T T E I T T T T Tze T

„Donau“

für Lueger. Lieber hielt

ressivsteuer

die Erben

Die Geschä

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine sind S. M. S. n Kapitän zur See Sarnow, und S. M. S. „Jrene“, Kommandant Korvetten - Kapitän von Dresky, gestern von Amoy nah Hongkong in See gegangen ; S. M, Q. „Condor“, Kommandant Korvetten - Kapitän Follenius, beabsichtigt, heute von Durban nah Lorenzo - Marquez in See zu gehen.

Die Kammer der Ab Antrag des Abg. Luß auf

Sozialdemokraten angenommen.

re Hoheiten der Herzog und die Her S baut d Dessau zurückgeke

Sachsen-Coburg-Gotha. A he und Königlihe Hoheit die Herzogin und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Alexandra haben ih gestern von Coburg nah Darmstadt begeben.

Bremen.

Der Senat hat der Bürgerschaft folgende Mittheilung zugehen lassen: E : :

„Die fürfundzwanzigjährige Wiederkehr der ruhmreicen Tage, welhen unser Vaterland seine neugewonnene Einheit und Größe und insbesondere auch die nahe bevorstehende Kämpvfern vergönnt war, den Lorbeer des Sieges an ihre Fahne zu heften, legt den Gedanken nabe, die Erinnerung daran nicht nur turch Festlichkeiten zu feiern, sondern in würdigerer Weise dädurh, daß den Bedürf- tigen unter den Mitkämpfern des großen Krieges eine Beihilfe gegen die Noth des Lebens gewährt werde. Der Senat erachtet es für an- von seiten des bremischen Staats dur Der Senat

gestern von Sond

- Jhre Kaiserli

Tages ,

daß eine Chrengabe hierzu beigetragen werde. ( : antragt zu dem Ende die Bewilligung von z¡wanzigtausend Mark und ersucht die Bürgerschaft, dem zuzustimmen. Wie dem gelangt, ist ein Comité patriotischer Mitbürger welhes aus freiwilligen Beiträgen einen größeren Fonds zur Unterstüßung nothleidender Veteranen auf- zubringen beabsichtigt, und es wird daher vorauési sein, diefem Comité auch die Ehrengabe des S

Senat zur Kunde in der Bildung

festere Gestalt gewonnen baben werden. die Bürgerschaft, ibm die

gestrigen Sißung mit 14 gegen 7 Dipauli und Genossen na

und der deutsche Reichstags t ame ie E n 29. Februar 1640 wohnten, kam es bei der Anspielung eines Ne arif vom 29. ruar ; Í is i türmis angehängten Bestimmungen wegen der Chauffeepolizeivergehen auf die Wiener Bürgermeisterfrage zu einer ltürmischen im Kreise Recklinghausen neu erbaute Chaussee vom Dorfe Osterfeld bis zu der über die Emscher führenden Wagkbalsbtrüke, dur das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 42 S. 239, aus- gn dem Pro die O L.

Die angeklagten Studenten sprangen von auf und stießen erregte Zwischenrufe aus. mahnung zur Ruhe seitens des {loß der Gerichtshof die Au die ganze Dauer der Verhandl dem Beschluß nicht folgen z großem Lärm von Gendarm Die Urtheilsverkündi

Die „London Gazette“ Nicholas O’Conor’s zum

Bei Rambouillet der Republik Faure Korps veranstaltete Ja au der deutshe Botschafter bayerishe Geschäftsträger Freiher

Die Deputirtenkammer berieth L: id e die N A / ( er Deputirte Léon a efämpfte ingen auf der Wildpark- van den Sozialisten vor, Ï er einzutreffen.

F r E E E E R L

äume der hiesi ftsräume sid bis

gen Chilenishen Ge- t befinden uf

weiteres im Hôtel

„Arcona“, Kommandant

eordneten hat gestern den ere Besteuerung der Waaren-

ogin find

chtlich angezeigt taats zu überweisen; wenn die betreffenden Pläne Deshalb ersuht der Senat genannte Summe zur Verfügung rmätigung zur eventuellen Abgabe an das erwähnte

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing heute den deutshen Bot Grafen zu Eulenburg in Audienz.

Das Geschwader, welches Levante entsendet , den Schiffen „Kaiserin Elisabeth“ und „Meteor “. Kommando des Kontre-Admirals Seemann. findet sih der „Sebenico“ in Smyrna und de in Konstantinopel. j i

Der Klub der Konservativen verweigerte in seiner Stimmen die von den Abgg. chgesuchte Erlaubniß zur Ein- Natur der Auflösung des Wiener Gemeinderaths betreffenden Interpellation, welche in der heutigen Sißung des gebracht werden sollte. geordneten Dipauli, Gasser, Schorn und Peitler erklärten hierauf, sih weitere Schritte vorbehalten.

Jn der gestern ab lishen Schulverei

Oesterreih:Ungarn nach der T. B.“ erfährt, aus „Tegetthoff“, Dasselbe steht unter dem Außerdem be- r „Zaurus“

besteht, wie „W.

Abgeordnetenhauses ein- Die in der Minorität gebliebenen Ab- Morsey, Ebenhoch,

fie würden

gehaltenen Festversammlung des kat ho- ns, welcher der Bischof Roesler, die Liechtenstein, Freiherr von M Mitglieder der Aristokratie -Abgeordnete Dr. Lieber bei- dners auf die Kundgebung Liechtenstein hielt die Festrede; Dr. de über den Kampf um die Schule. zeß wegen der Demonstrationen gegen Fahne kam es, na aus Agram, tumultuarischen

ch einer Mittheilung Plaidoyer Scenen. ihren Stühlen l Da die Er- Präsidenten fruchtlos blieb, be- s\hliezung der Studenten für ng. Die Studenten erklärten, u wollen, weshalb sie unter en aus dem Saal entfernt gung soll heute erfolgen.

Großbritannien und Frland.

veröffentliht die Ernennung Sir Botschafter in St. Peters-

Frankreich.

hat gestern eine von dem Präsidenten glieder des diplomatischen An derselben nahmen raf zu Münster und der r von Tucher theil.

tern den Geseß- rbschaftssteuer. die Vorlage. sie bezweckten mittels der Pro- Vermögen und die orlage werde

für die Mit gd stattgefunden.

Nivellierung der mwandlung des Eigenthums. zum Verkau Redner wandte ih sod und sagte, wenn die würden sie sih niht 24 Minister Doumer festgestellte Finanzpo eine schr annehmbare Pro

Die neue f der Jmmobilien zwingen. egen die Lehren der Sozialisten isten zur Herrschaft gelangten, nden darin erhalten. Der Finanz- ührte aus, die Regierung habe eine klar Der Erbschaftssteuerentwurf stelle gression auf und führe eine Ver-'

erung herbei. Hierauf wurde die Generaldebatte ge- lossen.

Rußland.

Die Kaiserin ift gestern Abend um 9 Uhr von einer Großfürstin glücklih entbunden worden, Höchstwelhe bei dem heiligen Gebet den Namen Olga erhielt. Nach dem aus- gegebenen Bulletin ist das Befinden der Kaiserin sowohl, als der neugebornen Großfürstin ein durchaus befriedigendes.

Ein aus Anlaß der Geburt der Großfürstin Olga veröffentlihtes Kaiserlihes Manifest besagt: „Indem Wir eine folhe Vermehrung Unseres Kaiserlihen Hauses als ein Zeichen des über Uns und Unser Haus rei ergossenen Segens aufnehmen, thun Wir dieses freudige Ereigniß allen Unsern treuen Unterthanen kund und erheben mit ibnen heiße Gebete zum Allerhöchsten um das glücklihe Heranwahsen und Gedeihen der Hohen Neugeborenen.“ :

Die Geburt der Großfürstin wurde gestern noch spät Abends der Bevölkerung von St. Petersburg durch Kanonen- shüsse verkündet. Die Nachricht rief in den Theatern patriotishe Kundgebungen hervor. Die Nationalhymne mußte dreimal gespielt werden. Sämmtliche St. Petersburger Zei- tungen bringen heute s{chwungvolle Artikel.

Der Gesandte in Washington Fürst Kantakuzenos ift zum Gesandten in Württemberg und Baden ernannt an Stelle des bisherigen Gesandten von Koßebu e, welcher den Gesandtschaftsposten in Washington übernimmt. Der Gesandte am bayerishen Hofe Graf Chreptowitsch- Butenew if gleichzeitig zum Gesandten für Sachsen- Coburg-Gotha ernannt worden.

Türkei.

Der österreichisch-ungarishe Botschafter Freiherr von Calice wurde nah dem gestrigen Selamlif von dem Sultan in Audienz empfangen.

Eine am Donnerstag seitens des Großveziers den Provinzbehörden ertheilte Jnstruftion geht dahin, allen Konsuln die Einholung von Jnformationen über die Vorgänge zu erleichtern, damit die Berichte der Konsuln mit den offi- ziellen Berichten übereinstimmten.

Nach einem in türkishen Kreisen verbreiteten Gerücht stände, wie „W. T. B.“ berichtet, ein theilweiser Wechsel der Mitglieder der Kontrolkommission bevor. Der Vor- sißende der Kommission Shakir Pascha werde wahrscheinlich diesen Posten verlassen.

Die türkischen Blätter veröffentlihen amtlih die Ein- berufung von 128 Redif-Bataillonen im Bereiche des TV. und V. Korps als erfte Maßregel zur Unterdrückung des Aufstandes in Anatolien. Die Divisions-Generale Abdullah Pascha und Sad-eddin Pascha, der Staatsrath Samy Effendi, ferner Dschemal Bey und die Räthe des Kassationshofes Jbarhien Edhem Bey und Hussein Buschdi Effendi find damit betraut worden, die administrativen und militärischen Maß- regeln zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und der öffentlihen Ordnung in Anatolien durhzuführen. Die Genannten sind am Donnerstag mit einem Spezialdampfer nah ihren Bestimmungsorten abgegangen. Ferner hat die türkishe Regierung in leßter Zeit entschiedene Befehle an die Valis und militärischen Befehlshaber in Anatolien gerichtet, dur gleiche, gerechte Behandlung aller Unterthanen ohne Unterschied des Stammes und der Religion Ruhe und Ordnun endgültig sicherzustellen. Es sei zuversihtlich zu hoffen, da infolge dieser Anordnungen in kurzer Zeit überall Beruhigung platareifen werde.

Nach Mittheilungen aus amtlicher türkischer Quelle hätien am s. d. M. die Armenier die Unruhen in Erzingjan hervorgerufen. Vier Mohamedaner seien getödtet und einer verwundet worden. Von einem Gendarmerie - Sergeanten unterstügt, hätten die Armenier am 6. d. M. das türkische Dorf Pehmau in Brand gesteckt, wodur 57 Häuser ein- geäschert worden seien, und am 11. d. M. die aus 56 Häusern bestehende Ortschaft Keurnel zerstört. Dabei sei die in dem Orte befindliche Habe der Einwohner verloren gegangen: cin Dorfbewohner habe in den Flammen den Tod gefunden, ein anderer fei s{hwer verlegt worden. Die türkishen Truppen seien eingeschritten und hätten 55 Aufständische getödtet. Bei einem Angriff der Aufständishen auf das türkishe Dorf Tschikur bil ar seien E getödtet und 15 ver- wundet worden. Die aufständishen Armenier von Zeitun und Marasch hätten mehrere türkische Ortschaften angegriffen, viele Bewohner derselben getödtet und mehrere Häuser in Brand gesteckt. Maßregeln zur Wiederherstellung der Ordnung seien ergriffen worden. Aus Hamschi im Vilajet Trapezunt und aus Arabkir im Vilajet Siwás würden neue Zu- sammenstöße gemeldet. Viele Landbewohner seien nach Wan geflüchtet. Man befürhte den Ausbruch einer Hungers- noth. Dank den von den Behörden in Siwás getroffenen Vorkehrungen, seien Marodeure , welche in den Hauptort des Vilajets eingedrungen scien, um Plünderungen vorzunehmen, verhaftet worden. Ent- gegen den über die Lage in Hadjin verbreiteten, jeder

rundlage entbehrenden Gerüchten, sei festzustellen, daß die Ruhe in diesem Gebiet in keiner Weise gestört worden ift. Aus Erzerum werde gemeldet, daß die am Hauptorte des Vilajets und in Passieler (?) eingesetzten Kommissionen, welche die Aufbringung und Wiedererstattung der während der leßten Unruhen den Einwohnern abhanden gekommenen Habe an die Eigenthümer zur Aufgabe hätten, in eifriger Thätigkeit begriffen seien, und daß eine große Zahl solcher Gegenstände bereits den früheren Besißern zurückerstattet worden sei. Schakir Pascha habe Vers die Pforte verständigt, 7 auh die zu demselben Zwecke in Chuzues ein- gejezte Kommission bereits das den Bewohnern abhanden gekommene Eigenthum zurückerstattet habe, und daß Ruhe und Ordnung in dieser Stadt wiederhergestellt seien. Die in Charput ansôässigen rien Notabeln hätten den türkishen Behörden erklärt, daß bei den durch die Armenier hervorgerufenen Unruhen einzelne der leßteren in türkischen Gewändern und Turbans die Mohamedaner aufgereizt hätten, die Häuser der Syrier anzugreifen, welche den Aufstand der Armenier stets verdammt hätten. Der Vikar des syrishen

atriarhats und zwei Notabeln seiner Gemeinde hätten aus aen folgendes Telegramm an das Ministerium des Aeußern erichtet : N «Möge der Allmächtige die kostbaren Tage unseres erlauchten Herrschers verlängern und seine Macht vermehren! Seit sechshundert Jahren, da wir das Glück haben, unter dem Sue der Kaiserlichen Regierung zu leben, waren wir niemals der Gegenftand einer Un- gerehtigfeit weder von seiten der Behörden noch von seiten der mohamedanischen Bevölkerung; auch heute noch können wir unsere Beziehungen fu unseren mobamedaniscen Mitbürgern nur loben. Wir bekräftigen unter unserem Eide, daß es unser einziger Wunsch ift, immer unsere ottomanishe Natidônalität zu bewahren. *

Aus Washington berihtet „W. T. B.“, der Marine- sekretär Herbert habe erklärt, dem in Marseille befindlichen Admiral Selfridge sei der Befehl ertheilt worden, sofort abzusegeln und nach Aufnahme des Kreuzers „Marblehead“ sich nach demjenigen Theile der Türkei zu begeben, wo Unruhen am wahrscheinlihsten seien. Die amerikanischen Schiffe dürften Konstantinopel nit besuhen, würden sich jedoch unter allen Umftänden in der Nähe der britishen und französishen Geschwader halten.

Die Regierung von Mexiko hat der Kammer einen Gesezentwurf vorgelegt, wonach die bisherigen Abzüge auf die Gehälter der Beamten um 40 Prozent ermäßigt werden sollen. Ein zweiter Geseßeniwurf beantragt eine Ver- fassungsänderung bezügli der Vertretung des Präsidenten im Falle der Behinderung.

Afrika.

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Mass owah ge- meldet: Obgleih der Negus Menelik am 1. Oftober einen Aufruf zu den e gegen die ihm feindlihen Haussa- stäâmme erlassen habe, jeien Viele diesem Aufruf nicht gefolgt, weil sie die Folgen eines Krieges fürchteten. Es bestätige sih, daß Menelik sih jeßt darauf beschränke, Uoroailu Zu befestigen, und daß er auch Ras Olíe angewiesen habe, sih auf der Sudan - Seite auf die Vertheidigung zu beschränken. Osobri und Gosregieb seien von Osman Digma, der nur weniae Anhänger um fich babe, verlassen worden.

Ein Telegramm des Generals Duchesne aus Tanana- rivo vom 7. d. M. meldet, daß in Tananarivo für die Ver- proviantierung. mit Lebensmitteln durch die Hilfsquellen des Landes selbst gesorgt sei. Die allgemeine Lage sei gut.

Dem „Reuter schen Bureau“ wird aus Sees gemeldet, der König Kumasi habe an den Gouverneur. der Gold- füste Gejandte abgeschickt. Dieser habe si aber geweigert, dieselben zu empfangen, indem er als Grund hierfür angegeben habe, die Gesandten seien gewöhnliche Personen und nur ab- geshickt worden, um den Vertreter der Königin zu beleidigen.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

In Bezug auf die Bestimmung des Art. 824 Abs. 2 Ziff. 7 des Handelsgefeßbuchs, wona bei der Seeversiherung der Ver- sicherer die Gefahr des Zusammenstoßes von Schiffen trägt, und zwar obne Unterschied, ob der Versicherte infolge des Zusammen- stoßes unmittelbar oder ob er mittelbar dadur einen Schaden erleidet, daß er den einem Dritten zugefügten Schaden zu erseßen hat hat tas Neichsgericht, I. Zivilsenat, durch Urtheil vom 8. Mai 1895, aus- gesprochen, daß unter diefe Bestimmung nit der Zusammenstoß des Sdiffes mit einem anderen Gegenftand als einem Schiffe, ¿i B. mit einem Hafendamm, einer Schleuse, einem Pier, fällt. „. . Es erscheint als eine Ausnahme ven der Regel, wenn das Handels- geseßbbuch in Art. 824 Abs. 2 Ziff. 7 den Versicherer bei dem Zu- jammenstoß von Schiffen nit nur für den unmittelbaren, sondern auch für den mittelbaren Schaden haften läßt, d. h. für den Scha- den, welchen der Versicherte dadurch erleidet, daß er den einem Dritten ¡ugefügten Schaden zu ersetzen bat. Eine erweiternde Interpretation dieser Bestimmung dahin, daß unter dieselbe auch der Zusammenstoß des Schiffs mit einem anderen Gegenstand als einem Schiff falle, würde sih gegenüber dem klaren Wortlaut des Gesetzes jedenfalls zur dann rechtfertigen lafsen, wenn ein dahin gehender Wille des Geseßgebers sich ganz unzweideutig und genügend ermitteln ließe. Dies ift aber feineswegs der Fall. . . .* (7/95.)

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Bei vermögensrechtlihenAnsprüchen eines Beamten aué feinem Dienstverhältnisse gegen die ibn anftellende Kor- poration (Staat, Gemeinde 2c.) sind, nah einem Urtbeil des Ober - Verwaltungsgerihts, 1. Senats, vom 24. Mai 1895, zu deren Feststellung die Gerichte zuständig, soweit iht durch positive Gesetzesvorschrift der RNechtéweg aus- geschloffen oder ktes{ränkt is. „Leßteres ist geschehen für die Gehälter und die Pensionen der unmittelbaren Staats- beamten, deëgleihen für die Pensionen der Kommunal- eamten und für die der Elementarlehrer. Im Verwal- tung8wege bewirkte Feststellungen hierher gehöriger Leistungen können daber zwangsetatifiert werden, weil das öôffentlide Interesse erbeischt, daß Korporationen wie Privatpersonen ibren rechtsgültig festgestellten Verpflichtungen nahkommen. Für die Gehälter (sâmmtlihe Dienstemolumente) der mittelbaren Staats- beamten find die Gerichte dagegen unbeschränkt zuständig. Eine fonkurrierende Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden zur vor- läufigen Feststellung kann hier hur aus dem T des Aufsihtsrehts abgeleitet werden; dessen Zweck bestimmt sona auch die Grenzen ihrer materiellen Befugniß. Da der ungestörte Gang der Verwaltung die Integrität der Beamten und daher die pünktlihe Zablung der ihnen rechtli zustehenden Emolumente verlangt, fann auch die Aufsichtsbehörde gegen die Korporationen feststellen, was dem Beamten rechtlich zu- stebt, Vorausseßung für diese Befugniß i} aber, daß der Be- rechtigte zur Zeit der Feststellung noch Beamter ift, daß seine Integrität im Amt durch Vorenthaltung der Zahlung und Zerrüttung 'eincr Privatwirthshhaft becinträchtigt werden kann. Dies fällt weg, sobald er überhaupt nicht mehr Beamter, sobald er pensioniert oder _ jet es dur Urtheil, fei es auf Antrag entlafsen ist. Alsdann berührt abgesehen von der geseßlih besonders geregelten Relikien- versorgung die Feftstellung von Ansprüchen aus dem beendigten Dienstverhältniß nit mehr den Gang der Verwaltung, und es ist tine Befueniß ter Aufsichtebehörde zur Feststellung derartiger An- Þrüche auégeshlofsen." (I. 724.)

. Nah §7 des preußischen Geseßes vom 14. Mai 1860 darf das BVürgerrehtsgeld innerhalb derselten Gemeinde von niemandem weimal erhoben werden. In Bezug auf diese Bestimmun hat das Vber-Verwaltungégericht, 11. Senat, durch Urtheil vom 5. Mai 1895 Wêgesprohen, daß ein aus der Gemeinde verzogener Bürger, welher aus seinem früheren Aufenthalt noch einen Theil des Vürgerrechtsgeldes schuldet, nah seinem Wiederzuzichen das E Lat auh im Fali einer inzwischen age tretenen Herabseßung des BVürgerrechtsgeldes sich die be- rets geleistete Theilzäbinis auf das neue Bürgerrehtsgeld nzurechnen. X. ließ sich im Jahre 1881 in der Stadt C. eder, und er wurde auf Grund des Ortsftatuts vom Jahre 1865 Fr Zablung eines Bürgerrehtêgeldes in Höhe von 30 ( berangezogen. a zahlte indeß thatsählich nur 12 A und verzog sodann von C. ‘2 einem anderen Ort. Im Jahre 1893 kehrte er nach C. zurüdck, Dr, er wurde nah Maßgabe eines inzwischen in Kraft getretenen neuen F estatuts vom Jahre 1882, welches das Bürgerrechtsgeld für abe putsituierte auf 20 bezw. 10 Æ herabgeseßt hatte, nah Mafß- L eines Zensus zur Zahlung von 10 M Bürgerrechts- die berangezogen. X. erhob Klage’ auf Freistellung, da ihm “n ¿Lon Jm im Jahre 1881 gezahlten 12 „« angerechnet Urtheil müßten, und er erstritt beim Bezirksausshuß ein obsiegliches Mie: Auf die Revision der Stadtgemeinde bestätigte das Ober-

ltungegericht das erste Urtheil, indem es begründend ausführte:

». . - . Es mag anerkannt werden. daß, wenn der alte von 30 „M zur Zeit noch bestände, der Kläger abgesehen bo R jäbrung nit ber sein würde, fih auf § 7 zu berufen. Er würde an sich verpflichtet sein, 30 Æ zu bezahlen, andererseits jedo das Recht haben, fich die bereits gezahlten 12 Æ anzurechnen. Damit ift aber auch zugleih der richtige Weg gewiesen gegenüber der Komplifation, die hier dadur eingetreten is, daß von dem Kläger nah Maßgabe seines Zenfus gegenwärtig überhaupt nur 10 #6 würden gefordert werden fönnen. Auch dieser Anforderung gegenüber fann er darauf bestehen, daß ihm die gezahlten 12 M an- gerechnet werden. Der § 7 bestimmt, daß das Bürgerrehtsgeld in derselben Gemeinde überbaupt nicht zweimal sei es auch nur theilweise zweimal erhoben werden darf, und er nimmt von dieser Negel auh den Fall niht aus, daß die ¿weite Anforderung etwa auf Grund cines neuen Ortéfstatuts er olgt.“ (IT. 858.)

Kunst und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbe-Mufeum ift bis zum 24. Dezember eine Ausstellung von Ferienstudien der Malschükl er der Tunslgewerbeswure veranstaltet worden. Gleichzeitig sind in einer Vitrine des Umgangs geblasene Gläser, meist in den Formen der alten venetianischen Gläser, von Fr.

tBmann aus Wiesbaden auégestellt; die gute Ausführung dieser

lâser nah alten Modellen und neuen fünstlerischen Anregungen verdient befonderes Interesse. Die Königlich bayerishe Akademie der Wissen- schaften in München hielt gestern Vormittag zu Ehren ihres hohen Protektors, Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten, die alljährlich wiederkehrende öffentlihe Festsizung ab, welcher neben vielen Mitgliedern auch das Ehrenmitglied der Akademie, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese, und der Kultus - Minister von Landmann beiwobnten. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten der Akademie, Geheimen Raths Dr. von Pettenfkofer wurden die im Jahrè 1895 vollzogenen und von dem Prinz-Regenten bestätigten Wak len verkündet. Der M. „Allg. Ztg.* zufolge find gewählt: Zu ordentlichen Mit- gliedern a. für die pbilofophis-pbilologishe Klasse: 1) Dr. Karl Krumbacher, außerordentliber Professor an der Universität München, bisber außerordentliches Mitglied; 2) Dr. Adolf Furtwängler, ordentlicker Profeffor der Archäologie an der Universität München und Konservator des Königlichen Museums von Abgüssen klassischer Bildwerke: 3) Dr. Georg Ebers, Professor emeritns der Universität Leipzig, jetzt in München; b. für die mathematis - physikalishe Klaße: Dr. Ferdinand Lindemann, ordentlicher Profeffor der Mathematik an der Universität München, bisher außerordentliches Mitglied; zu außerordentlichen Mitgliedern: a. für die mathematisch - pbysi- kalisde Klafse: Dr. Wilbelm von Miller, ordentlicher Professor der allgemeinen Chemie an der biesigen Tehnishen Hochschule, b. für die historishe Klasse: Dr. Hans Riggauer, Konservator des Königlichen Münzkabinets und Honorar-Professor an der Universität München ; —. ¿u fTorrespondierenden Mitgliedern: a. für die philofophis{-philologishe_ Klasse: 1) Dr. Knut Frederik Söder- wall, ordentliher Professor der nordishen Sprachen an der \{wedischen Universität Lund; 2) Dr. Karl Brugmann, ordentliher Professor für indogermanisce Sprachwissenshaft an der Universität Leipzig; 3) Dr. phil. et jur. Henry Sweet, Privatgelehrter zu Orford, England; b. für die mathematish- physikalishe Klasse: 1) Franceëco Brioëchi, Professor und Direktor des R. Istituto tecnico superiore in Mailand; 2) Dr. Karl Neu- mann, ordentlider Professor der Mathematik an der Universität Leipzig; 3) Dr. H. A. Lorentz, Professor der Physik an der Universität Leiden; 4) Dr. Alexander Kowalewski, ordentlicher Professor der ragt 0 an der Universität Odessa; 5) Albert Gaudry, Professor der Paläontelogie am Jardin des Plantes in Paris: 6) Sir Archibald Geikie, General-Direktor der Geological Survey von Großbritannien; 7) Nevil Story Maskelyne, Profeffor der Mineralogie an der Universität Oxford; e. für die historische Klasse: 1) Dr. Gustav Shmoller, ordentlicher Professor der National- ökonomie an der Universität Berlin; 2) Dr. Karl Bücher, ordent- licher Professor der Nationalökonomie und Statistik an der Univ ität Leipzig; 3) Dr. Eduard Meyer, ordentlicher Profeffor der Seschihte an der Universität Halle. Hierauf hielt das ordentliche Mitglied der historishen Klase, Professor Dr. Alfred Dove *’ie Festrede über „Ranke und Sybel in ihrem Verhältniß zu König Mar“.

Zu der Nachricht (\. Nr. 270 d. Bl.), daß mit Nücksicht auf die im Jahre 1896 in Berlin stattfindende internationale Kunst- ausftellung die 7. internationale Kunftausftellung in München auf das Jahr 18397 verschoben worden ist,- wird dem „W. T. B.“ aus München mitgetheilt, daz die Jahresausftellung der Münchener Künsilergenossenshaft auch im Jahre 1896 wie bisher stattfinden wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Ver breitung der Tollwuth im Deutschen Neich während des Jahres 1894,

(Nah dem neunten Jahresberiht über die Verbreitung von Thier- seuhen im Deutschen Reich, bearbeitet im Kaiserlihen Gesundheits- amt, Verlag von Iulivs Springer zu Berlin.)

Während des Jahres 1894 sind mehr Tollwuthfälle vorgekommen als im Jahre 1893. Die Zabl der betroffenen Kreise 2. und ver- seuchten Gemeinden war jedoch fast die gleiche wie im Vorjabre ; au haben wesentlihe Verschiebungen in der râumlihen Ver- breitung der Seuche niht stattgefunden. Die Zahl der e- meldeten Erkrankungéfälle betrug 19,5 9/0, inébesondere ei Hunden 14,9% mehr als im Vorjahre ; andernfalls ift die Zahl der auf polizeilihe Anordnung getödteten ansteckungêverdäcbtigen

unde um 13,2 9%, diejenige der getödteten berrenlosen wuthverdächtigen

unde um 23,9% geringer gewesen: während 13,2%, mehr unter polizeiliher Beobachtung gestellt wurden. Erkrankt und gefallen oder getôdtet sind 471 Hunde (1894: 410), 3 Kaßen (3), 4 Pferde (3), 73 Rinder (39) und 6 Schweine (4), zusammen 557 (466) Thiere. Die Fälle vertheilen sch auf 31 Regierungs- 2c. Bezirke und 141 Krise 2c, gegen 29 und 127 im Vorjahre. Die meisten Tollwuthfälle wurden in den Regierungs: 2c. Bezirken Posen (132), Königsberg (55), Oppeln (52), Gumbinnen (48), Marien- werder, Breslau (je 46), Zwickau (45) festgestellt. Eine nennens- werthe Zunahme der Seuwenfälle gegenüber dem Vorjahre haben die Negierungs- 2c. Bezirke Pesen, Oppeln, Marienwerder, Breslau, Bromberg und Oberfranken erfahren, eine erhebliche Abnahme da- gegen Gumbinnen, Dresden und Baußen. Von den Kreisen 2c. wiesen verbältnißmäßig viele Tollwuthfälle nah: Gostyn (22), Ortelsburg, Schrimm (je 2), ea Em ua Pleschen, Inowrazlaw (je 16), Koschmin (15), Jarotscin (13), tilitich (12), Plauen (11), Thorn, Liffa, Strelno (je 10). Von diesen zählten S gedruckten {hon im Vorjahre zu den ftärker verseuchten

en 2.

Die durch eine dem Jahresbericht He Dene kartographische Darstellung veranschaulihte Verbreitung der Tollwuth speziell unter den Hunden zeigt im allgemeinen ein äbnlihes Bild wie in den früheren Jahren: wiederum sind hauptsächlih die östlichen Grenz- gebiete von Preußen und das Königreich Sachsen verseuht. Gegenüber dem Vorjahr erscheinen jedoch befenders die Landestheile an der unteren Weichsel, sowie die südöftlichen Theile der Provinz Posen stärker be- troffen und auch die öôftlih der Oder liegenden Gebiete der Provinz Schlesien in größerem Umfang verseucht. Von den an Rußland grenzenden Kreisen blieben nur Tilsit, Pillkallen, Wittkowo und Tar- r vershont. Die an Oesfterreih grenzenden Kreise von Stlefien und Bayern sind etwas zahlreicher und besonders in Oberschlefien stärker betroffen als im Vorjahre; ebenso is Thüringen etwas stärker

verseuht. Dagegen erscheint das Ober-Elsaß diesmal frei von Toll- wuth. In den übrigen Theilen des Rei sind nur vereinzelte, jerstreut liegende Bezirke betroffen. /

Die Tollwuth wurde im Berichtsjahre wiederholt durch wuth- kranke Hunde aus dem Auslande eingeshleppt. So follen aus Russisch-Polen . übergelaufene, wuthkranke Hunde das bäufige Vor- kommen der Tollwuth in den Grenzfreitfen des Re ierungébezirks Gumbinnen verursacht haben. Es werden ferner die usbrüche der Seuche in sieben Gemeinden dcs Kreises Ortelsturg, Regierungsbezirk Königéberg, auf einen solhen Hund, sowie diejenigen in je einer Ge- meinde der Kreise Beuthen, Tarnowiß und Nofenberg in O.-Schl. auf mebrere aus Polen übergetretene, wuthkranke Hunde zurückgeführt. Aus Böhmen wurde die Tollwuth wahrscheinli in je ¡wei Fällen nach Bayern und dem Königreih Sachsen vers{hleppt.

__ Die Zeit, welhe vom ansteckenden Biß bis zum Ausbruch der ersten Wuthersheinungen verstrih, s{chwankte bei Hunden zwischen 14 und 62 Tagen, bei Pferden zwishen 20 Tagen und 61/; Monaten, beim Rindvieh zwischen 26 und 43 Tagen, bei Schweinen zwischen 16 und 24 Tagen. Eine Uebertragung der Tollwuth auf Menschen ist in einem nah 3 Wochen tödtlih verlaufenden Fall zu Kempen, Neg.-Bez. Posen, gemeldet; genauere Mittheilungen wird jedoch nah diefer Nichtung hin erft die im Gesundheitsamt später zur Bearbei- tung gelangende Statistik über die Ursachen der Sterbefälle unter den Menschen geben.

Handel und Gewerbe.

In Are Minien ist durch ein im „Boletin oficial“ vom 12. Oftober veröffentlichtes Gese vom 11. desselben Monats der dortige Einfuhrzoll auf Alkohol und altoholishe Getränke um 15 Centavos Papier per Liter erhöht worden.

Bisher wurden für importierten Alkohol bis 68 Grad 13 Centavos Gold per Liter und für jeden weiteren Grad ein Centavo Gold mehr an Zoll entrichtet. _ Das Geseg ist mit dem Tage der Veröffentlihung in Kraft getreten. ;

_ Belgrad, 16. November. (W. T. B.) Ausweis der Autonomen Serbischen Monopolverwaltung für den Monat Oktober 1895: A ven _Staatëanleihen zur Sicherstellung überwiesene Sale und Einnahmen: Brutto-Einnabmen der Monovole auf Taba, Salz, Petroleum 1 534 214 Fres., Netto-Ergebnife der Zölle, Obrtsteuer, Stempelmarken, Eisenbahnen 1 160 721 Frcs., also Gesammt- einnabmen im Oktober 2 694 935 Fres.; dazu Einnabmen im August und September 4 607 134 Fres., macht insgesammt 7 302 069 Frcs. Verwendung der Einnahmen: für den Dienst der Staatsschuld 9 042 259 Fr. (darunter an Depots bei den Banken a conto späterer Vorfälle 4 108 905 Fr.), für Materialienankäufe, Betriebsspesen 2c. 1907 507 Fr., Kassenbestand am 31. Oktober 1895 289 306 Fr., macht zusammen 7302069 Fr. B. Freie, für Rechnung der Staatskasse verwaltete Monopole: Brutto - Einnahmen der Monopole auf Zündbölzchen , Zigarettenpapier , Alkohol und Druckfachen 139176 Fr., Vortrag des Kassenbestandes am 30. Septemkter 1895 19 855 Fr., macht zusammen 159 031 Fr. Zahlungen für Materialkäufe, Betriebsspesen 2c. 46 201 Fr., Abliefe- rung_ an das Finanz-Ministerium 100 000 Fr., Kafseabestand am 31. Oftober 1895 12 829 Fr., mat zusammen 159 631 Fr.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. 20. November: Oeffentlihe Versteigerung von 4 Partien weichen und harten Kopal-Gummis im Gesammtgewiht von etwa 190 000 kg. Näheres bei den Maklern Wischerhof u. Havelaar zu Rotterdam.

Verkehrs-Anstalten.

__ Fiel, 16. November. (W. T. B.) Nat einer Mittheilung des Kaiserlihen Kanalamts ist der anfangs für einen Stein gehaltene Gegenftand auf der Soble des Kaiser- Wilhelm - Kanals bei km 38765, der sih bei näherer Untersuhung als ein vor längerer Zeit dort gesunkenes Boot herausgestellt, aber niemals ein Schiffahrtshinderniß gebildet hat, gehoben. Bei km 25 ist allerdings am 3. d. M. eine Rutshung eingetreten, die jedoch nur geringfügig und feineswegs derart ist, um Schiffe von dem in der Eda zugelaffenen Tiefgang von §8 m in der Kanalfahrt zu ehindern. s

Bremen, 16. November. (W. T. B.) Norddeutscher Llovs; Der Postdampfer „H. H. Meier“ ist am 14. November Nachmittags inNew- Yerk angekommen. Der NReichs- Postdampfer „Karlsruhe“ bat am 14. November Vormittags die Reise von Genua nach Southampton fortgesezt. Der Postdampfer „Roland“ ift - am 15. November Vormittags in Baltimore angekommen.

Theater und Musik.

_ Konzerte.

Im Saale der Philharmonie wurde vorgeftern von dem Sängerbund des Berliner Lehrervereins unter der Leitung des Herrn Profeffors Felir Schmidt ein Konzert gegeben, in dem Herr Hof-Overnsänger Cronberger aus Braunschweig und das phil- barmonische Orchester mitwirkten. Das Programm war aus Komvo- fitionen moderner Meifter: Hugo Wolf, Albert Becker, A. Dregert, G. Vierling, F. Hegar, H. _Kierulf und J. Brahms, zu- sammengesezt und fand bei sehr gelungener Ausführung aller Nummern den ungetheilten Beifall der Hörer. Der Vortrag des Männerchors zeichnete sih überall durch Präzision und Innigkeit zugleih aus. Die bemerkenéwertheste Nummer des Programms bildete die tompositorisch bedeutende, im flassishen Stil fi bewegende Kantate „Ninaldo“ von J. Brahms nach dem Goethe’shen Tert. Auch hier matte sich die tühtige Shulung des Chors, der fich allen Schwierigkeiten gewachien zeigte, angenehm bemerklih; Herr Cronberger sang die Tenor-Solopartie ausdrucksvoll und mit Wärme.

Am gestrigen Abend trat im Saal Bechstein eine junge Konzertsängerin, Fräulein Jeanne Golz, wie die Ankündigung lautete, zum ersten Male vor die Oeffentlichkeit; thatsächlih hat Fräulein Golz schon vor größeren Auditorien als gestern Abend erfolg- reih gesungen, und zwar im „Verein für Volksunterhaltungen“ und an den vom „Schiller - Téeater“ veranstalteten Dichter- und Tondichter - Abenden , freilich ohne Beifein der Musikreferenten. Eine wobl durch die Anwesenheit der Leßteren und eine geringe Indisposition hervorgerufene _Befangenheit beeinträhtigte anfangs ihre Leistungen, doch wih dieselbe später unter dem aufmunternden Beifall der Zuhörer, und die junge Künstlerin konnte ihr gediegenes Können voll zur Geltung bringea. Das Programm, das aus Liedern von R: Schumann, F. Schubert, F. Liszt, N. Franz, R. I. Eichberg und Rückkauf bestand, war mit Geshmack zusammen- gestellt; das lieblihe Ständen von Brahms „Der Mond steht über dem Berge“ BaLE sie auf stürmishes Verlangen wiederholen. Zu rühmen find an ihrer Vortragéart Reinheit der Jntonation, künstlerische Pautbabung der Ausdrucksmittel und mustergültige Aussprache. Der be- annte Violloncellift E AntonHekking bereicherte das Programm um einige Nummern, und zwar: „Kol Nidrei* von M. Bruch, das Andante aus dem Konzert von Hans Sitt, „Abendlied*® von Schumann und ein Perpetuum mobile von Figßenbhagen. Nach dem reihen Beifall, welcher dem leßtgenannten Stück folgte, fügte er noch eine von Maffenet ucsprünglih für Geige geschriebene, übsche Melodie hiuzu. Die Begleitung beider Künstler auf dem Klavier führte Herr Iosef Schulz in feinsinniger Weise dur. /

Das erste der Abonnements-Konzerte der Herren Florian Zajic (Violine) und Heinrich Grünfeld (Cello), die schon seit längerer Zeit beim Publikum in Gunst ftehen, fand gestern im Saal der Sing-Akademie ftatt und war fehr ¡aliireih besuht. Ein