1895 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1895 18:00:01 GMT) scan diff

Im Deutschen Theat?r kommt in nähster Woche Grill- parzer’'s „Jüdin von Toledo“ vier Mal zur Aufführung, und zwar außer am morgigen Sonntag Abend noch am Montag, Mittwoch und Donnerstag. orgen Nachmitt1g, sowie am Dienstag Abend und nächstfolgenden Sonntag Nachmittag finden Wiederholungen der „Weber“ statt. Am Freitag werden „Die Mütter“ gegeben. Am Sonnabend geht neu einstudiert Molière’'s fünfaktiges Schauspiel „Der Misanthrop“ in der Uebersezung von Ludwig Fulda zum ersten Mal in Scene. Ihm folgt, ebenfalls von Ludwig Fulda deres ein neuer ‘poetisher Einakter von Felice Cavallotti „Das Hobe Lied“ ; dieselbe Vorstellung wird am nächstfolgenden Sonntag Abend wiederholt.

Im Berliner Theater geht morgen Nachmittags „Der Pfarrer von Kirchfeld“ und Abends das neue Schauspiel „Pan Cezar* von A. Weber in Scene; leßteres Stück wird außerdem noch am Dienstag und Sonnabend wiederhclt. Auf Montag, M und Sonntag, den 8. Dezember, sind Wiederholungen des Volks- fücks „Hasemann's Töchter“ von Adolph L'Arronge angeseßt. Die Ganghofer - Neueri’s{e Bauernkomödie „Der Herrgott- shnißer von Ammergau* wird am Donnerstag zum ersten Mal aufgeführt und am Freitag wiederholt. Am Sonntag, den 8. Dezember, Nachmittags, geht GriUparzer's Liebeëtragödie , Des Meeres und der Liebe Wellen“ in Scene. Die erste Aufführung des Zaubermärchens „Prinzessin Goldhaar“ ist auf Dienstag, den 10. Dezember, Nach- mittags, festgeseßt. :

Felix Schweighofer wird nunmehr sein fünf Abende umfassendes Gastspiel im Lessing-T heater am nächsten Donnerstag beginnen, und zwar in dem Volksftück „'s Nullerl* von C. Moore. Der Künstler wird außerdem nur noch in dem Schwank „Fifi* von Meilhac und Halévy auftreten. Der weitere Spiel- plan ift folgendermaßen Festgeset: Der Schwank „Wettrennen“ von Victor Léon und H. von Waldberg wird morgen, am Dienêtag, Mittwoh und Freitag wiederholt. Am Montag wird die „Venus von Milo“ in Verbindung mit den „Romantischen“ ge- geben, während „s Nullerl“ mit Felix Schweighofer am Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag in Scene geht. Für die Nahmittagsvorstellung is sowohl am morgigen wie am nähsten Sonntag „Nathan der Weise“ mit Gustav Kober als Gast angeseßt. Der Vorverkauf für alle fünf Gastspielabende von Felix Schweig- bofer beginnt am Montag an der Tageskasse des Theaters.

Im Sqhiller-Theater kommt morgen Abend der Schön- than’she Schwank „Der Raub der Sabinerinnen® zur Aufführung. Am Montag wird „Das Käthchen von Heilbronn“, am Dienêtag „Der Raub der Sabinerinnen“ wiederholt. Auf Mittwoch, den 4. Dezember, ist die Erstaufführung des Moser’schen Schwanks „Reif Reiflingen“ angeseßt. Am Donnerstag und Freitag wird diefe Vor- tellung wiederholt. Am Sonnabend - findet die vorleßgte Wochentags- vorstellung von „,Wilhelt:n Tell“ ftatt.

Im Residenz-Theater erlebt der Schwank „Der Naben- vater“ morgen seine leßte Sonntag8aufführung; am Sonnabend, den 7. Dezember, geht Bisjon's in Paris mit großem Erfolg gegebener Schwank „Hals über Kopf* erstmalig in Scene. In Begleitung dieses Schwanks erscheint au ein einaktiges Stük von Benno Ja- cobson „Fros{* zum erften Male.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater findet morgen eine Aufführung der Operette „Die Chansfonnette“ statt. Am Montag und Dienstag bleibt das Theater geschlossen. Am Mittwoch, den 4. Dezember, beginnen unter Leitung des Kaiserlih russishen Hof- \chauspielers Herrn Julius Fiala die ‘Vorstellungen zu er- mäßigten Preisen. Herr Fiala kommt mit einem Schauspiel- Ensemble hierher, welhes er bereits mehrere Jahre leitet und mit dem er bisher an anderen Orten Deutschlands gastierte. Zur Darstellung find folgende Stücke in Ausficht genommen: „Lorbeerbaum und Bettelstab*“, „Sie ist wahnsinnig“, „Das bemooste Haupt“, „Der Bajazzo und seine Familie*, „Kean“, „Der Königs-

lieutenant*, „Der Sohn der Wildniß“, „Zriny", „Gefallene Engel“, „Die Reifenkönigin“, „Hamlet“, „Othello“, „Die Grille“, „Don Carlos“, „Die Räuber“, „Maria Stuart“, Als Ober-Regisseur wurde Herr Thies vem Königlichen Hoftheater in Caffel engagiert.

Im Theater Unter den Linden bleibt Sullivan's „Mikado“ auch in der fommenden Woche auf dem Spielplan. Inzwischen sind jedech E A zu der Ausstattungs-Operctte „König Chilperich“ in vollem Gange.

Im Konzerthaus gelangen am Montag die 4. Symphonie, F-moll, von Tschaikowsky (zum erften Mal in Berlin), sowie Werke von Berlioz, Raff, Schubert, Beethoven, Smetana, Wagner und Nicodé zur Aufführung.

Mannigfaltiges.

Aus der gestrigen Magistratssizung is Folgendes mitzu- theilen: Der Stadtrath Marggraff hat an den Ober-Bürgermeister Zelle das Ersuchen gerichtet, ihn von dem Dezernat für elektrishe An- gelegenheiten und von dem Vorsiß in der gemishten Deputation für Verkehréangelegenbeiten zu entbinden und aus der Gas-, Kanalisa- tions-, Stiftungs-Deputation sowie aus dem Kuratorium der Heim- stätten für Genesende zu cntlassen. Zur Errichtung des Kinder- asyls „Schmidt-Gallish-Stiftung* solken nah Beschluß des Magistraté- Kollegiums die bciden Grundftücke Kürassierstraße 21 und 22 angekauft werden. Bei den Neu- und Umpflasterungen der Straßen is von den im Etat bewilligten Gesammtkosten die Summe von 275000 Æ erspart worden. Da die für den Ankauf von Pflasterstcinen in früheren Jahren im vor- aus bewilligten 800 000 Æ nur jedeêmal aus den Uebershüfsen des Vorjahres entnommen wurden, für das Verwaltungsjahr 1895/96 solche Uebterschüsse aber niht zu erwarten sind, fo hat das Magistrats- Kollegium beschlossen, bei der Stadtverordneten-Versammlung zu bean- tragen : die oben genannte Summe tfon 275 000 ( zum Ankauf von Pflastersteinen für das Verwaltungsjahr 1896/97 zu ver- wenden. Mit dem Abbruch der Alten Post* in der Königstraße foll gleih nah dem 1. Januar begonnen werden, fodaß die Frei- legung der Königstraße daselbft bis zum Frühjahr, zur Zeit der Fertig- stellung der Langen (Kurfürsten-) Brüe, erfoigt sein muß.

Die polizeilihe Abnahme der neugebauten Pferdebahn- linie Alerxanderplaß—Neu- Weißensee dur die Prenzlauer- ftraße und die Prenzlauer Chaussee hat gestern Vormittag ftatt- E Die Eröffnung der Linie wird morgen am 1. Dezember, erfolgen.

Der Wissenschaftliche Zentralverein hielt am 28. No- vember seine ordentlihe Generalversammlung ab. In dem Thâtigkeitsberiht des General-Sekretärs wurde statiftisch das ftetige Wachéthum der vom Zentralverein begründeten und verwalteten Humboldt-Akademie dargethan; in dem Berichtsjahre 1894/95 wurden an derselben 111 Vortragscyclen aus fast allen Wissens- gebieten gehalten und von zusammen 2893 eingeschrie- benen Hörern besucht. Im gegenwärtigen Quartal hate auch die neuerrichtete dritte Lehrstätte in der Luisenstadt sih bewährt, die Hörerzahl gegen vorigen Herbst wiederum um nahezu 500 zu- genommen. Nachdem alsdann der Rechnungsbericht erstattet und dem Schatmeister Decharge ertheilt worden, wurden die ausscheidenden Vorstandsmitglieder durch Acclamation einstimmig wiedergewählt.

Im Zirkus Renz läßt der nachaltige Erfolg, welden das glänzende militärishe Schauspiel 1876/71 errungen hat, und der fi durch den stürmishen Jubel des Publikums in jeder Vorstellung von neuem bethätigt, angesihts des ftets gefüllten Hauses auf eine längere Repertoiredauer \chließen. Doch sorgt Herr Direktor Renz nah anderer Richtung für fortdauernde Abwechse-

lung in den Programmen, we vermöge des reihen und foftbaren Marftallbestands und durch e gro Künstlerkreis fast jeden Abend ein neues Gepräge erhalten. Füc die morgige Sonntag - Nachmittags - Vorstellung is wieder ein auserlesener bumoristisher Spielplän, dem au die große chinesische Ausftattungs- Pantomime „Ein Neujahrsfest in Peking“ eingefügt wurde, zusammen- geftellt worden, wogegen im ersten Theil der Abendvorstellnng den Koryvhäen der Reitkunst und den effektvollsten Drefsurproduktionen das Feld eingeräumt ift; den Beschluß bildet wieder „1870/71“.

München, 29. November. Der hiesige Ma gistrat bewilligte beute, gemäß dem Antrage des Hüirgermetiters Borscht, 80 000 4 Zuschuß zur Errichtung eines Friedensdenkmals auf der Luitpold. Terrasse. -

_ Straßburg, 29. November. Heute Vormittag 11 Uhr fand die Einweihung des neuen Gebäudes der Universitäts- und Landesbibliothek statt; gleichzeitig beging die Bibliothek das Jubiläum ihres 25 jährigen Bestehens. An der Feier nahmen theil der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe-Langenburg fowie die Spißen der Zivil- und Militärbehörden, Vertreter des Landesaus\cusses, der Universitat und Stadtverwaltung. Ein vom Straßburger Gesangverein vorgetragenes Quartett eröffnete die Feier. Der Direktor der Bibliothek Dr. Barack schilderte die Entwicklungsgeshichte der Bibliothek, Pro- fessor Neckelmann-Stuttgart die Geschichte des Baues, der Rector magnificus Dr. Fittig überreihte dem Dr. Barack im Namen der Universität eine Glückwounschadrefse; der Statthalter Fürst zu Hohen- lohe dankte ihm im Namen des Landes.

__ Paris, 29. November. Alexandre Dumas wird morgen, wie ,W. T. B.“ meldet, bürgerlich auf Koften der Familie auf dem Montmartre-Kirchof beerdigt werden. Reden werden bei dem Be- gräbniß nicht gehalten werden. Der Munizipalrath lehnte nah lebhafter Berathung auf Grund der Broschüre Dumas? gegen die Kommune den Antrag ab, einer Straße von Paris den Namen „Alerandre Dumas-Straße* zu geben.

Odessa. Wie die „Kölnishe Zeitung“ aus Odessa erfährt, sollen bei dem legten Unwetter in Südrußland etwa 500 Menschen umgekommen fein, theils durch Ertrinken, theils durch Erfrieren. Die Noth sei sehr groß.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Paris, 30. November. S T. B.), Wie die Blätter melden, soll Laroche, der Präfekt des Departements „Haute- Garonne“, in außerordentliher Mission nah Tananarivo gesandt werden, um den’ modifizierten Vertrag unterzeichnen zu lassen. Laroche, welcher früher Marine-Dffizier war, soll jodann zum General-Residenten in Madagaskar ernannt werden.

Kamerun, 29. November. (W. T. B.) Die unter Führung des Premier-Lieutenants Besser eingeseßte Gren z- kommission, welhe mit dem Abgesandten des englischen Oelflußgebiets die Grenze zwishen den beiden Kolonien fest- E hatte, ist nach vollendeter Grenzvermessung zurück- gekehrt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

B Cs E E E T Af E I ZE C S D D F E T S I D R S E S E S O C D i T R E I E E E A R E T E R E S Q T I S T R C S O S O 6ST C E R RE R S C R (E R I O R R P C: L E E T E

t vom 30. November r Morgens.

Wind. Wetter.

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Stationen.

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Lt =S28 f = 4m TTS A 2 2 L

509C.

“| Temperatur in 9 Cel

757 |WSW 3halb bed. 755 ¡SS; 3'bededckt

760 1i\rwolfia

3'halb bed. | 2 wolkenlos | 2'bedeckt 4|bededckt 3'bededckt

Belmullet. . Fberdeen . Shristianfund | Kopenhagen . | 768 - S Stodholm . | 769 (( Do l E t. Petersbrg.| 762 Mosfau . . . | 768 ork Queens- | Ln. 15 0DD GhHherbourg . | 755 5 Be ylt 762 burg .. | 763 winemünde | 769 Neufahrwasser| 773 Memel ... | 773 S T TOS aiser... l 7598 Karlsruhe . . | 761 Wiesbaden . | 761 München .. | 762 4|bedeckt Chemniy .. | 766 4 beiter E O7 3\heiter?) 767 1|bedeckt 769 ) 2\wolkenlos 761 3|MNegen 760) - |3 1|\wolfig 762 2|bedeckt

1) Nachts Regen. ?) Reif. Nebersiht der Witterung.

Ein barometrisches Maximum liegt über dem südwestlichen Rußland, gegenüber einer Depression über den Britischen Inseln, unter deren Wechsel- wirkung die südlihe bis östlihe Luftströmung über Zentral - Europa fortdauert. Der Einfluß der Depression hat sh über das westdeutsche Binnen- [and erstreck, wo allenthalben meist trübes Thau- wetter berrs{cht; im übrigen Deutschland dagegen ist - die Witterung falt und heiter; in den östlihen Ge- bietêtheilen liegt die Temperatur bis zu 115 Grad unter dem Gefrierpunkt. In Süddeutschland ift überall Regen gefallen, am meisten, 19 mm, zu Friedrichshafen. In Südrußland herrscht strenge Kälte. Langsame Ausbreitung des Thauwetters nah Often hin ift demnächst wahrscheinlich.

Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspielèé. Sonntag: Opern- haus. 174. Vorstellung. Jvanhoe. Romantische Oper in 4 Akten von Arthur Sullivan. Nach Walter Sceott's gleihnamigem Roman bearbeitet

| | |

3'heiter 4'bededt 3'Nebel 2'halb bed. 3'heiter 5\halb bed. 1\wolfenlos 3'halb bed. 2'bedeckt 1|bedeckt 2'Regen 1ibedeckt1)

OGEEAAVE

von Julian Sturgis, deutsch von H. Wittmann. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Tetlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Dirigent : Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 73 Uhr.

Schauspielhaus. 266. Vorstellung. Vesouderer Umstände halber. Lustspiel in 1 Aufzug von Olga Wohlbrück. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Frauenlob. Lustspiel in 3 Auf- zügen von Rudolph Lothar. In Scene geseßt vom Ober-Regifseur Max Grube. Arfang 7F Uhr.

Montag: Opernhaus. 175. Vorstellung. Zar und Zimmermann. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lorting. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7# Uhr.

Schauspielhaus. 267. Vorftellung. Doktor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolph L’'Arronge. Anfang 7F Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 2x Uhr: Die Weber. Abends 7F Uhr: Die Jüdin von Toleda.

Montag: Die Jüdin von Toledo.

Dienstag: Die Weber.

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags

2x Uhr: Der Pfarrer vou Kirchfeld. Abends 7# Uhr: Pan Cezar.

Montag: Hasemanu’s Töchter.

Dienéêtag: Pan Cezar.

Lessing-Theater. Sonntag, Nachmittags 2x Uhr: Nathan der Weise. (Guftav Kober als Gast.) Abends 74 Uhr: Wettreunen.

Montag: Die Venus vou Milo. Die Romantischen.

Dienstag: Wettrenuen.

Residenz - Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Der Nabenvater. Schwank in 3 Akten von H. Fx. Fisher und Josef Jarno. Vorher: Aber die Ehe! Komödie in 1 Akt von P. Linsemann. Anfang 74 Uhr.

Montag und folgende Tage: Der Rabenvater. Vorher: Aber die Eze!

Friedrich - Wilheimstädtishes Theater. Chausseestraße 25—26.

Sonntag: Bei ermäßigten Preisen: Einmalige Aufführung. Die Chausonuette. Operette in 3 Aufzügen von Victor Léon und H. von Waldberg. 4 Musik von Rudolf Dellinger. In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Herrn Epstein. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 74 Ubr. lon 8 und Dienztag bleibt das Theater ge-

offen.

“Mittwoch : Gastspiel des Kaiserli russischen Hof- \causvielers Herrn Julius Fiala mit feiner Gesellschaft.

Volksthümlihe Vorstellung. Lorbeerbaum und s Ri Schauspiel in 4 Akten von Carl von oltei.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5. Tournée Judic. Direktion : Theodor von Glaser.

Sonntag: Zweiter Abend. Niniche. Comédie- Vaudeville en 3 Actes de Mrs. Hennequin et Milland. Musique de M. Boullard. Anfang 7# Uhr. :

Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: ‘Vorftellung des Vereins für Voiksunterhaltungen.

Montag: Dritter Judic-Abend. Lili.

Alle freien Entrées sind aufgehoben.

Der Vorverkauf für sämmtliche Vorstellungen findet täglich statt.

Theater Unter den Linden. Direktion: Fulius Frißshe. Sonntag: Neu einstudiert: Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Burlesfe Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert, deutsh von Julius Frißsche. Musik von A. Sullivan. Dirigent : Herr Kavellmeister Federmann. Hierauf : Großes Ballet-Divertifssement, arrangiert und entworfen vom Balletmeister Jean Reisinger. Anfang 7#§ Uhr. j

Montag: Der Mikado. Hierauf : Großes Ballet-Divertifsement.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Der Fleine Lord. Lebensbild in 3 Akten, nach dem aleihnamigen Roman von Mrs. Hodgsen Burnett, überseßt von Bolten-Bäckers. Hierauf: Die ewige Braut. Operette in 1 Aft von W. Mann- städt und Jean Kren. Anfang 7ck Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Direktion: Ricvard Sulz. Emil Thomas a. G.

Sonntag: Eine tolle Nacht. Große Aus- \tattungsposse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Wilh. Mannstädt und Julius Freund. Musik pon Julius Einödshofer. In Scene gesezt vom Direktor Richard Schulz. Die Tanz-Arrangements vom Balletmeister Gundlach. Anfang 75 Uhr.

Montag: Eine tolle Nacht.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Konzert. Sonntag Anfang 6 Uhr. Montag Anfang 7 Uhr. Ouvertüre „Carneval romain“ von Berlioz. Vor- spiel zu „Lohengrin“ von Wagner. Symphonie Nr. 4 F-moli von Tschaikowsky (erste Auf- führung in Berlin).

Saal Bechstein. Linkstraße 42. VLLI. Abend von Amalie Joachim. Muüllerin“.

BPirkus Renz. Karlstraße. Sonntag: Zwei

Vorstellungen. Nachmittags 4Uhr : Grofe brillante Vorstellung mit besonders zur lBe ustigung der

Sonntag: „Schöne

Jugend gewähltem Programm. Tjo Ni En mit dem beliebten Schellenspiel. Preise der Pläße zur Nachmittags - Vorstellung : Logensiß 4 #4, Sperr- fig 2 Æ 50 S, Tribünensiß 2 Æ, Kinder unter 10 Jahren in Begleitung Erwachfener auf den drei vorgenannten Pläßen 1 A Erster Rang-Balkon 2 Æ Zweiter Play 1 46 Dritter Plaß (Galerie- Stehplaz) 50 4. Inhaber von erften Rang- Balkon-, zweiten und dritten (Galerie) Plat-Billets haben das Recht, ein Kind unter 10 Jahren unent- geltlich einzuführen. Jedes weitere Kind- zahlt auf dem ersten Rang-Balkon und zweiten Play die Hälfte. Abends 7# Uhr: Außerordentliche Vor- stellung. (Gewöhnliche Preise.) 1870 / 71. Großes militärishes Ausfta1tungsftück. Jn beiden Vorstellungen : Auftreten sämmtlihèr Künstler- Spezialitäten. Komishe Entrées von sämmtlichen Clowns.

Montag, Abends 74 Uhr: Extra-Vorstellung. 1870/71. Erstes Auftreten des Mr. Ó Immaus mit seinen zehn Kolofsal-Pracht- hunden.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea Wendorff mit Hrn. Hauptmann Hermann Koenig (Zdziehowa). Frl. Emily von Bohlen und Halbach mit Hrn. Sec. Lieut. Göler von Ravensburg (Karls- ruhe). Frl. Martha von Schuckmann mit Hrn. Lieut. Wilhelm von Shuckmann (Gottes- gabe—Milits{). :

Verehelicht: Hr. Prem.-Lieut. Max Wendland mit Frl. Editha Gutbier (Berlin). Hr. Sec - Lieut. Stavenhagen mit Frl. Maria Jentsch (Berlin). Hr. Militär - Intendantur - Afseffor und Prem.-Lieut. d. N. Edgar von Knobloch mit Frl. Käti von Waldow (Frankfurt a. O.) Hr. Baumeister Emil S{warz mit Frl. Ida Wolter (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Oito von Knobelsdorff (Zerbst). Eine Tochter: Hrn. Prem.-Lieut. Thümmel (Groß-Lichterfelde). Hrn. Prem.-Lieut. Szmula (Neisse).

Gestorben: H1n. Prem.-Licut. a. D. Ewald Tochter Margarethe (Waren). Hr. Vize- Admiral z. D. Wilhelm von Wickede (Berlin). Hr. Ritterguts- und Fabrikenbesißer Dr. phil. Paul von Kulmiz (Arnsdorf i. Nieseng.).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (eins{chließlid Börsen-Beilage),

und ein Prospekt der Verlagsbuchhanundlung von Schall & Grund zu Berlin, betr. „Krieg und Sieg“, ein Gedenkbuch 1870— 71.

M 286,

ume

Persoual-Veränderungen,

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee - Fähnriche x., Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 2. November. Gisevius, Oberst und Abtheil. Chef im Kriegs-Ministerium, unter Stellung à la suite des Kriegs- Ministeriums, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der Gewehr- und Munitionéfabriken beauftragt. Bahn, Oberst-Lt. mit dem Range eines Regts.-Kommandeurs, Direktor des Feuerwerkê- Laboratoriums in Spandau, unter Belassung à la suite des Rhein. Fuß-Art. Regts. Nr. 8, zum Abtheil. Chef im Kriegs-Ministerium ernannt. Kronisch, Major à la suite des Fuß-Art. Regts. Enke (Magdeburg.) Nr. 4 und Direktor des Feuerwerks-Laboratoriums in Siegburg, in gleiher Eigenschaft zum Feuerwerks-Laboratorium in

Spandau verseßt. Kähler, Hauptmann à la suite des Nieder- -

{lesien Fuß-Art. Regiments Nr. 5 und Unter-Direktor des S in Siegburg, zum Direktor dieses

nstituts ernannt. Mießner, Hauptm. à la suits des Fuß - Art. Regts. von Hindersin (Pomm.) Nr. 2 und Unter-Direktor der Pulver- fabrik in Spandau , in gleiher Eigenschaft zum Feuerwerks-Labo- ratorium în Siegburg, Riensberg, Hauptm. à la suite des 1. Pomm. Feld-Art. Regts. Nr. 2 und Unter-Direktor der Pulver- fabrik bei Hanau, in gleicher Eigenschaft zur Pulverfabrik in Spandau, verseßt. Eschborn, ag Ag à la suite tes Feld-Art. Regts. Nr. 36 und Direktions-Assist. bei den tehnishen Instituten der Art., zum Unter-Direktor der Pulverfabrik bei Hanau, Preuß, Pr. Lt. vom Posen. Feld - Art. Negt. Nr. 20, unter Stellurg à la suite dieses Regiments, zum Direktions-Assist. bei den technischen Instituten der Art., ernannt. Neufan g, Sec.Lt. vom Inf. Negt. Graf Werder (4. Rhein.) Nr. 30, kommandiert zur Dienstleistung bei dem Rhein. Train-Bat. Nr. 8, in dieses Bat., Frhr. Senfft v. Pilsach, Sec. Lt. vom Leib-Kür. Regt. Großer Kurfürst (SWles.) Nr. 1, in das Kür. Regt. Graf Geßler (Rhein.) Nr. 8, Graf v. Westvhalen, Sec. Lt. vom Kür. Regt. von Driesen (Westfäl.) Nr. 4, in das Regt. der Gardes du Corps, verseßt. Trittel, Sec. Lt. vom Feld- Art. Regt. Nr. 35, à la suite des Regts. gestellt. Die Zeug. - Pr. Lis.: Glan von der Pulverfabrik bei Hanau, Dieterih von dem Art. Depot in Spandau, Hausmann von dem Art. Dep. in Neubreisah, Frickert von dem Art. Depot in Wittenberg, zu Zeug-Hauptleuten befördert. Die Zeug-Lts.: Lederer von dem Art. Depot. in Diedenhofen, Koerber von dem Art. Depot in Straßburg i. E.,, Rulniewicz von dem Art. Depot in Köln, Waschke von dem Art. Depot in Met, zu Zeug-Pr. Lts.; die Zeug-Feldwebel: Th elen von der Art. Werkstatt in Spandau, P oppe von dem Art. Depot in Danzig, Stoffregen von der 1. Art. Depot-Infp., KaÞppes von dem Art. Depot in Karlsruhe, zu Zeug-Lts., befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Neues Palais, 26. November. v. Flotow, Gen. Major und Inspekteur der Gewehr- und Munitionsfabriken, in Genehmigung feines Ab- \chiedsgesuchs mit Pension zur Disp. gestellt. Den Sec. Lts.: v. Knoblauch I. vom Inf. Regt. Graf Tauenzien von Wittenberg (3. Brandenburg.) Nr. 20, Moeger vom 4. Großberzogl. Hess. Inf. Regt. (Prinz Carl) Nr. 118, Theune vom Inf. Regt. Nr. 128, Zarnke vom Inf. Regt. Nr. 135, Lüttich, à la suite des 2. Hannov. Drag. Regts. Nr. 16, mit Pension, Boeér, Zeug-Hauptm. vom Art. Depot in Köln, mit Pension und seiner bisherigen Uniform, Meier, Zeug-Hauptm. von der Art. Werkstatt in Danzig, Blanke, Zeug-Hauptm. von der 1. Art. Depot-Jnsp., beiden mit Pension nebst Ausficht auf Anstellung im Zivildienst und ihrer bisherigen Uniform, der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. Neues Palais, 26. November. v. Schoeler, Sec. Lt. von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks T1 Braunschweig, der Abschied bewilligt. v. Saldern, Rittm. a. D., zuleßt Pr. Lt. der Ref. des 2. Brandenburg. Ulan. Regts. Nr. 11, die Erlaubniß zum Trager der Uniform der Ref. Offiziere des genaunten Regts. ertheilt. :

Im Sanitäts-Korps. Neues Palais, 26. November. Die Aisist. Aerzte 2. Kl.: Dr. Franz vom Festungsgefängniß in Spandau, Dr. Gotthold vom Feld-Art. Regt. von Scharnhorst (1. Hannov.) Nr. 10, zu Afffsist. Aerzten 1. Kl.,, Dr. JIeschke, Unterarzt vom Inf. Negt. Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpreuß.) Nr. 43, unter Verseßung zum Westpr. Feld-Art. Negt. Nr. 16, zum Assist. Arzt 2. Kl., Dr. Schmidtmann, Stabéarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk 111 Berlin, zum Ober- Stabsarzt 2. Kl., Prof. Dr. Siemerling, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk Donaueschingen, zum Stabsarzt; die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Specht vom Landw. Bezirk St. Johann, Dr. Hölscher vom Landw. Bezirk Deuy, Dr. Samuel vom Landw. Bezirk 111 Berlin, Dr. Orth vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Heidemann vom Landw. Bezirk Anklam, Dr. Sträter, Dr. Sachs vom Landw. Bezirk 11l Berlin, Dr. Hainebah vom Landw. Bezirk Worms, Dr. Goldstein vom Landw. Bezirk Weblau, Dr. Poelhau vom Landw. Bezirk Magdeburg, Dr. Francksen vom Landw. Bezirk T Oldenbarg, Dr. Bersh vom Landw. Bezirk Marburg, Dr. Krause vom Landw. Bezirk 1 Cassel, Schenk vom Lantw. Bezirk Meiningen, Dr. v. den Belden vom Landw. Bezirk Frankfurt a. M., Dr. Kaudewiß vom Landw. Bezink Lörrach, Dr. Poddey vom Landw. Bezirk Gumbinnen, Dr. Hustedt vom Landwehr - Bezirk 1 Braunschweig, Dr. Dunker vom Land- wehr - Bezirk St. Wendel, Dr. Petrick vom Landwehr- Bezirk Görliß, Dr. Torley vom Landwehr - Bezirk Soest, Dr. Frißsche vom Landw. Bezirk Woldenberg, Dr. Simon vom Landw. Bezirk Hamburg, Dr. La mberßt vorm Landw. Bezirk Erkelenz, Dr. Brauner vom Landw. Bezirk Guben, Dr. Gerhardi vom Landw. Bezirk Dortmund, Dr. Arns vom Landw. Bezirk Andernach, Dr. v. Guérard vom Landw. Bezirk Düfseldorf, Dr. Beckmann vom Landw. Bezirk Geldern, Dr. Unverfehrt vom Landw. Bezirk Aaten, Dr. Fock vom Landw. Bezirk Kiel, Dr. Wolf vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Gerwe vom Landw. Bezirk Soest, Dr. Mar ck- \cheffel vom Landw. Bezirk Bitterfeld; die Assist. Aerzte 9. Kl. der Landw. 1. Aufgebots: Dr. Selmair vom Landw. Bezirk Heidelberg, Dr. Jung vom Landw. Be- zirk Aachen, Dr. Köhler vom Landw. Bezirk Lüneburg, Dr. Müller vom Landw. Bezirk Köln, zu Afsist. Aerzten 1. Kl. ; die Unterärzte der Res.: Kob vom Landw. Bezirk Königsberg, Dr. Lem fe vom Landw. Bezirk Lößen, Dr. Will, Dr. v. Jan - Fowsfi vom Landw. Bezirk Königsberg, Dr. Pittius vom Landw. Bezirk Schlawe, Dr. Heydemann vcm Landw. Bezirk Anklam, Dr. Strauch vom Landw. Bezirk 111 Berlin, Dr. Hentschel vom Landw. Bezirk Neusalz a. O., Dr. Buddee vom Landw. Bezirk Anklam, Dr. Kahl vem Landw Bezuk Samter, Dr. Heidenhain, Dr. Schubert vom Landw. Bezirk 1 Breélau, Domnauer vom Landw. Bezirk 111 Berlin, zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert. Die Unterärzte der Res. : Bloch vom Landw. Bezirk Gnefen, Dr. Stallmann vom Landw. Bezirk 1 Münster, Dr. Weischer vom Landw. Bezirk Köln, Dr. Schaefer vom Landw. Bezuf 111 Berlin, Dr. Mobr vcm Landw. Bezirk Schwerin, Dr. Hampe vom Landw. Bezirk 1 Braunschweig, Dr. Seivp rom Landw. Bezuk Gicßen, Dr. Grosfurth vom Lantw. Bezirk T Darmstadt, Dr. Sell vom Landw. Bezirk Friedberg, Dr. Kiefer vom Landw. Bezirk reiburg, Dr. Seelig vom Landw. Bezirk Straßburg, Dr. Weiß vom

zum Deutschen Reihs-An

Erfte Beilage

Berlin, Sonnabend, den 30. November

Landw. Bezirk Bonn, Dr. Kamps vom Landw. Bezirk Straßburg, Luchting, Unterarzt der Marine - Res. vom Landw. Bezirk Kiel, zu Assist. Aerzten 2. Kl., befördert. Dr. Kolbe, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Negts. Arzt vom 2. Garde-Drag. Regt., ein Patent seiner Charge verliehen. Dr. Schroeder, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Kolberg. Gren. Regt. Graf Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9, mit Pension, dem Charakter als Gen. Arzt 2. Kl. und seiner bisherigen Uniform; den Stabs- und: Bats.-Aerzten: Dr. O stmann vom 2. Bat. des Gren. Regts. König Friedri I1I[. (1. Oftpreuß.) Nr. 1, Dr. Weiden- hammer vom 2. Bat. 4. Großherzogl. Hess. Inf. Regts. (Prinz Carl) Nr. 118, Dr. Härtling vom 3. Bat. des Inf. Negts. Graf Werder (4. hein.) Nr. 30, allen Dreien mit Pension, Dr. Germelmann, Stabsarzt der Nes. vom Landw. Bezirk Hannover, Dr. Simon, Stabzarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Gleiwiß, diesem mit seiner bisherigen Uniform, Dr. ‘Scheffer, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Flensburg, der Abschied bewilligt. Dr. v. Lingelsheim, Assist. Arzt 1. Kl. vcm Schles. Train-Bat. Nr. 6, aus dem aktiven Sanitäts-Korps ausgeschieden und zu den Sanitäts - Offizieren der Res. übergetreten.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die Untersuchung der wirthschaftlihen Verhältnisse in 24 Gemeinden des Königreihs Bayern.

Am 2. Oktober 1894 beshloß das Königlih bayerische Staats-Ministerium, in Ergänzung der im Jahre 1890 veranstalteten Erhebungen über die Gesammtlage der bayerischen Landwirthschaft noch eine außerordentlihe Untersuchung der gesammten landwirth- schaftlihen Lage einiger tyvishen Landgemeinden durchzuführen. Diese Untersuchung erstreckte sich nach einem im Einvernehmen mit dem Generalcomité des landwirthscaftlihen Vereins aufgestellten Programm auf 24 Gemeinden, 3 in jedem Regierungsbezirk. Bei der Auswahl der Erhebungzgemeinden kam es hauptfählih darauf an, folde Gemeinden auezumitteln, welche nach ihren natürs- lihen Verhältnissen, nah, den Verbältnifsen des Anbaues und der Grundbesitzvertheilung je für eine größere Anzahl anderer Gemeinden der betreffenden Gegend als typisch gelten konnten. Die Auswahl wurde vom Landrath vorgenommen. Die als Erhebungsfkommission aufzuflellenden Personen wurden von den Königlichen Regierungen im Einvernehmen mit den Kreiécomités des Landwirthschaftlichen Ver- eins in Vorschlag gebracht und von dem Königlichen Staats-Ministerium des Innern bestätigt. Sämmtliche von den Kreiscomités in Vorschlag gebrachten Persönlichkeiten find ohne Ausnahme“ von der Königlichen Staatsregierung zu Erhbebungskommissaren ernannt worden. Im Ganzen find 22 Erhebungéfommissionen aufgestellt worden, eine davon hat für 3 Gemeinden fungiert. Unter ibnen befinden si 12 Besiger landwirthschaftliter Anwesen, 2 Gutspächter, 1 Gutsverwalter, 1 Inspektor einer landwirthschaftlihen Lehranstalt mit Oekonomie- betrieb, 1 landwirthschaftlich. gebildeter Güterinspektor, 1 ODekonomie- Nath, der bisher Landwirthschaft betrieb, 3 landwirthschaftlich gebildete Kreis\sekretäre und 1 der Landwirthschaft kundiger Kulturingenieur. Mit der Vornahme der Erhebungen wurde überall im Laufe des Winters 1894/95 begonnen. Die ersten Erhebungsberihte gingen im Mai, die leßten im Juli 1895 ein.

Bei der jeßt vorliegenden Veröffentlihung hat man von einer Stellungnahme zu dem eingegangenen umfangreihen Material und zu den zahlreichen gutahtlihen Vorschlägen Abstand genommen und sich darauf keshränft, die sämmtlihen von den “Erhebungskommissaren erstatteten Berichte ihrem vollen Inhalt nach wiederzugeben. Nur eine Uebersicht des Immobilienshuldenstands und seiner Vertheilung auf die einzelnen Besißgruppen is als Anhang beigefügt worden.

Der Schatz von Belehrung, welchen die Erhebungsberichte bieten, ist ein ungemein reicher, seine Verwerthung aber für einen weiteren Kreis der daran Interessierten, wie dies bei der Veröffentlihung solcher Er- hebungsberihte im Originalwortlaut immer sein wird, {wierig, und es bleibt zu wünschen, daß eine für diese weitere Kreise berechnete, übersichtlihe, sachkundige Bearbeitung des reihen Belehrungs\toffs niht unterbleiben möge. Der Mangel einer solhen populären Er- \ließung statistisher und anderer Erhebungéergebnisse wird je länger je mehr empfunden. f

In Nachstehendem können die Hauptergebnisse der vorliegenden Untersubung nur kurz angedeutet werden.

Bezüglih des Immobiliarshuldenstandes muß die nach- stehende kleine Zahlentabelle zu Hilfe genommen werden, da nur in dieser Fcrm in der gebotenen Kürze die nöthige Orientierung möglich ist. Wir beschränken uns dabei auf die Angabe des Gesammtareals, welches der Erhebung in den Gemeinden zu Grunde lag sowohl des land- wie des forstwirthshaftliß benußten —, des Gesamm!‘werths dieses Areals und des Prozentsatzes der Immobiliarvershuldung. Als Anhaltspunkte für die Ér- mittelung des Werths haben instruktionsgemäß die Kauf- und Uebernahmspreise gedient, ferner die üblichen Pachtpreise und die Grundsteuerverhältnifse. Im Zweifelsfalle ist die Gemeindevertretung, welcher überhaupt das gesammte Werthergebniß durch die Erbebungs- fommission bekannt zu geben war, zu Rathe gezogen worden.

Es hat sich dabei Folgendes ergeben :

Reg.-Bez. Oberbayern Areal Werth Immobilien- ha M \{uld Gemeinde Wollomoos . ... 957,2 1169 159 11,60 9% : Gberfing 2131,2 1 586 655 16,35 9/6 L E : ¿a L08LO 1359 920 29,92 % Neg.: Bez. Niederbayern Gemeinde Leiblfing 1 627 390 39,52 9/0 1 453 336 23,74 9/0

i Schalldorf . S 771390 35,82 0/9 Reg.-Bez. Pfalz Gemeinde Trahweiler . ., . 166,4 328404 12,249%/ z Haßloch 904,7 4 873 470 13 39 % ¿ Trulben 512,9 700 730 13,10 °% Reg.-Bez. Oberpfalz und Regensburg Gemeinde Kondrau - é Pton Sollbah Neg.-Bez. Oberfranken Gemeinde Gesees u Mönchsambach Ï Bobengrün . . Neg.-Bez. Mittelfranken Gemeinde Hartershofen é Ï etersaurah - Bora. O Reg.-Bez. Unterfranken Gemeinde Obercßfeld . . .. ü Mainbernheim .. Z othenbuh . . .. Reg.- Bez. Shwaben und Neuburg Gemeinde Nafsenbeuren . .. ¿ Genderkingen . ..

1323,8

1 382 508 657 917 212 771

1 085 053 777 985 337 279

1 053 968 1484 164 1 287 290

573 677 2 065 814 439 5953 -

26,93 9/0 39,72 9/6 76,04 9/6

23,64 9/6 22,52 9/0 36,73 9/a

5,21 9% 13,85 9% 28,10 %

13,31 9% 17,25 0/0 28,78 9/6

904 830 1164715 1 479 200

37,45 %o 34,78 9/0 28,17 9%

zeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1895.

Eine derartig genaue Feststellung war natürlih nicht möglich bezüg- lich des Personalkredits, der sogenannten „Kurantschulden “. Das Resultat der auf die Höhe der leßteren gerihteten Erhebungen verdient aber eine ganz besondere Beachtung wegen der bedeutenden Summe, zu denen die Erhebungskommissionen troß der einer vollen Erfassung dieser Schulden entgegenstehenden Schwierigkeiten gelangt sind. Den Berichten zufolge weisen die beiden tem Hypothekenftande nah am günstigsten situierten Gemeinden Hartershofen (Hypotheken- stand: 54935 4) und Wollomcos (135 589 4) Kurantschulden auf im Betrage von 99 016 Æ bezw. 167 000 A Kondrau hat 146 053 4 Hypotheken und 212 67& # Kurantshulden, Obereßfeld 76 364 be- ziehungsweise 54 333 4, in 7 Gemeinden betragen die Kurantshulden 49 bis 50% der Hypothekenschulden, in 4 Gemeinden etwa 30 bis 40 9%, in weiteren 4 Gemeinden etwa 20 bis 309% und nur in 5 Ge- meinden unter 2099/6, wobei das hypothekarisch am meisten Üüber- lastete Sollbach den absolut und relativ geringsten Kurant- \huldenstand aufweist. Diese scheinbar ganz übermäßige Be- lastung durch den Personalkredit wird am besten er- klärt durch nahstehende Bemerkung des Berichterstatters für Schalldorf (Niederbayern): „Die Darlehen kommen offenbar zum größten Theil aus- Freundeékreisen und wurden aus den nämlichen Ürsachen aufgenommen, wie die Hypotheken, nämlich: zum Anwesens- und Grund-Ankauf, Hausbau, zum Hinausbezahlen von Geschwistern 2c., zum andern Theil auch zum Viehankauf oder zur Beschaffung von Ge- räthen. Die Kurantschulden ftehen somit niht den Immobiliarshulden gegenüber, sondern bezeihnen die Schulden, welche aufgenommen wurden, ohne hypothekarishe Sicherheit bieten zu müssen.“ Auch der Berichterstatter für Kondrau (Oberpfalz und Regensburg) betont sharf den Unterschied zwischen den eigentlihen „Kurantshulden“ und den „Schulden auf Handschein“. Die leßteren, welche ganz allgemein den Hypotheken- \hulden gleich gerehnet werden, betragen in Kondrau 142001 , während die eigentlihen Kurantshulden nur 4052 Æ ausmachen. Ein ähnliches Verhältniß dieser „Schulden auf Handschein“ zur ge- sammten Verschuldzng wird in der Mehrzahl der übrigen Berichte fest- estellt und giebt ein Bild von dem Perfonalkredit der bayerischen Vavern, da man sih in gewissem Sinnegar nicht besser vorzustellen vermag und welches jedenfalls der Bauernschaft zur höchsten Ehre gereicht. Nur aus der Pfalz und Unterfranken wird über diesen, in der Hauptsabe von Verwandten, Nachbarn und Freunden gewährten Kredit auf Hand- schein (ohne Bürgen und für fehr mäßige Zinsen) nichts berichtet.

Die Form von Annuitäten für die Immobiliarshulden hat zwar in 17 Gemeinden bereits Eingang gefunden, aber nur in 1 oder 2 Gemeinden scheint sie die Regel zu bilden, in den übrigen ift sie Ausnahme; in den meisten Gemeinden bilden jedoch noch Private, und zwar vorwiegend gute Freunde, Nachbarn und Verwandte, felten ge\Qu ae hige Gelddarleiher, einen großen Theil der Hypothekengläubiger und begnüzen sich mit einem ver- hältnißmäßig niedrigen Zinsfuß im Vergleih mit Kredit- anstalten, auch wohl Stiftungen, Spa1kassen und dergleichen, welche im übrigen sehr zahlreich als Hypothekengläubiger figurieren. Nur in einem Beriht wird die Umwandlung der Privatbypotheken in Bankhypotheken des niedrigeren Zinsfußes wegen gutgeheißen. Der Zinsfuß bei Privatgläubigern ist im allgemeinen 3 bis 49/9, bei den Sparkassen, Stiftungen und dergleichen 4, bei den Banken 4 bis 59/9.

Bezüglich des Personalkredits sind die Bauern ganz über- wiegend auf private Gläubiger angewiesen. ODertlihe Dars- lebnsfkfassen-Vereine scheinen nur in aht Gemeinden, und auch dort zum theil erst seit fTurzer Zeit, vorhanden zu sein. Ihr Wirken wird nur als segensreich geschildert. Von wucherisher Ausbeutung des Personalkreditbedürfnisses ist er- freuliher Weise nur in verschwindendem Maße die Nede. Das Un- wesen des Vieheinstellens feitens der Händler ist in der großen- Mehrzahl der Gemeinden ganz unbekannt, in einigen Gemeinden hat man sih davon loszumaden verstanden; nur in etwa 4 Gemeinden sheinen noch ähnlihe Geschäfte, und zwar zum ausgesprochenen Unsegen der Betroffenen, im Schwunge zu fein.

Bieten so die Vershuldungsverhältnisse von ver- schiedenen Gesichtspunkten aus ein ret erfreuliches Bild, so ist doch nit zu leugnen, daß vielfah eine Schuldenlast besteht, welhe mit den Ertragsverhältnissen sich nicht verträgt, zum theil fogar den Charakter eines entshiedenen Nothstands angenommen hat und fast durhweg cine Lebens haltung bedingt, wie sie färgliher kaum ge- dacht werden kann. Ausnahmslos muß den Bauern das Lob größter Sparsamkeit zuerkannt werden, sowohl im Haufe wie außer: halb desfelben. Ebenso is es mit dem Fleiß, bei den Be- sitern selbst wie bei den Angehörigen. Lob verdient ferner fast aus- nahmslos das Verhältniß z¡wischen Bauer und Gesinde. Tagelöhner werden im allgemeinen wenig verwendet. Auch die Klagen über {hlechtes Verhalteu des Gesindes oder über Mangel an folchem find sehr selten. Die Löhne freilih find im Vergleich mit der Lebens- haltung des Bauern ret hoch. Wir müssen uns versagen, auf diese Verhältnisse näher einzugehen. Jedenfalls kann man nur die höchste Athtung vor dem ganzen Menschenschlag, defsen soziale Beziehungen uns hier entgegentreten, beim Studium der Berichte gewinnen.

Doppelt drängt fich deshalb der Wunsch, der Noth abzubelfen, wo sie besteht, und die Frage, wie sie entstand, dem Leser auf, und hierüber sei noch einiges aus den Berichten kurz mitzutheilen gestattet.

Nicht wird die Schuld an den gedrückten Verhältnissen dem bäuerlichen Erbrecht beigemessen, auch nur in verschwindendem Maße einer ungünstigen Grundbesitzvertheilung. Es sind in der Hauptsache zwei Momente, die aus der Gesammtheit der Berichte be- sonders klar hervortreten, denen die schlechte Lage entsprungen ift : erftens die sogenannten „guten Jahre“ in den fiebziger und erften achtziger Jahren, und zweitens die s{lechten Jahre 1893 und 1894. Die guten Jahre hatten die ungesunde Höhe der Kauf- und Uebernahmspreife des landwirthschaftlihen Grundbesiß-8 und damit die Uebershuldung gezeitigt; das Jahr 1893 hat durch die Futternoth den Viehftand ruiniert und das Jahr 1894 durh die beisptellose Gedrücktheit der Produktenpreise dem Faß den Boden ausgeschlagen, nahdem {hon frühere Jahre, wenn auch in minderem Grade, die Reinerträge stark reduziert hatten.

Zu diesen unmittelbar wirksamen Momenten kommt hinzu die in fast überrashendem Grade in den Berichten festgestellte veraltete Betriebsweise. Wer die großen Fortschritte und Leistungen der modernen „landwirthschaftlihen Kunst“ wie fie Autoritäten seit Jahren wiederholt genannt haben kennen und bewundern gelernt hat, der glaubt sh beim Lesen der Beribte in eine andere Welt, in ein anderes Zeitalter verseßt. Man vergißt über den Eindrüken, die jene großen Fortschritte auf uns machen, eben nur zu leiht, welche Masse tüchtiger Leute unberührt davon weiter wirthshaften, weiter ih abmühen. Die Berichte der bayerishen Erhebungskommifsion können bier zu einem unendlich verdienftvollen Weckruf werden.

Daß die in ihncn geschilderten Zustände fo dringend verbefserungs- bedürftig und zuglei so überaus verbesserungéfähig find, darin ift die Hoffnung auf die Zukunft vor allem sicher begründet : niht nur für die Landwirthschaft der bayerishen Bauerngemeinden überhaupt, sondern au noch für tie beute im Besitz befindlichen Bauern selbst, abgesehen natürlih von so manchem hboffnungélos zu Grunde gehenden Ginzelnen. Und diese Hoffnung kann auch die leider duch den Verlauf der leßten Jahrzehnte naturgemäß bedingte Thatsache, daß den bayerischen Bauern nichts weniger zur Verfügung steht als das zu jeder nennenêwerthen Verbesserung unerläßlithe Betrie bskavital, niht vernihten. Troy manther Divergenz im einzelnen weifen die